Meinen Befund verstehen - Brustkrebs Deutschland eV
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<strong>Meinen</strong><br />
<strong>Befund</strong><br />
<strong>verstehen</strong><br />
Der Weg<br />
zu meiner<br />
Therapieentscheidung
Inhalt<br />
Vorwort 4<br />
<strong>Befund</strong> 6<br />
Lokalisation 8<br />
TNM-Klassifikation 10<br />
Tumorgröße 10<br />
Lymphknotenstatus 12<br />
Wächterlymphknotenbiopsie 14<br />
Metastasierung 16<br />
Grading 18<br />
Hormonrezeptorstatus (ER/PR) 20<br />
HER2/neu-Status 22<br />
Lymphgefäße 24<br />
Venen 26<br />
Resektionsränder/Schnittränder 28<br />
Genomische Signatur 30
Vorwort<br />
Liebe Leserin,<br />
Sie haben vor Kurzem die Diagnose <strong>Brustkrebs</strong><br />
erhalten. Die Gefühle fahren Achterbahn mit<br />
Ihnen und eigentlich sind Sie schon genug damit<br />
beschäftigt, mit sich selbst und Ihren Sorgen klarzukommen.<br />
Zusätzlich werden verschiedene Untersuchungen<br />
durchgeführt und Sie wollen bestimmt <strong>verstehen</strong><br />
lernen, was die Diagnose genau bedeutet, was<br />
die nächsten Schritte der Behandlung sind und so<br />
weiter. Alles ein bisschen viel für einen Menschen,<br />
nicht wahr?<br />
Mit dieser Broschüre möchten wir Sie ganz zu<br />
Beginn Ihrer Erkrankung dabei unterstützen, Ihre<br />
Diagnose zu <strong>verstehen</strong> und Ihnen Möglichkeiten<br />
der detaillierten <strong>Befund</strong>ung aufzeigen, die für<br />
Ihre Therapieentscheidung von Bedeutung sein<br />
können.<br />
Haben Sie Ihren <strong>Befund</strong> erst einmal verstanden,<br />
wird es Ihnen leichter fallen, auf einer Augenhöhe<br />
mit Ihren Ärzten und anderen an der Behandlung<br />
beteiligten Personen zu sprechen und Entscheidungen<br />
bezüglich Ihrer Therapie zu <strong>verstehen</strong> und<br />
mitzutragen.<br />
Wir erklären Ihnen in der Broschüre Schritt für<br />
Schritt die einzelnen Informationen und üblichen<br />
medizinischen Abkürzungen der klassischen<br />
<strong>Befund</strong>ung von <strong>Brustkrebs</strong>tumoren. Daneben<br />
bieten wir Ihnen die Möglichkeit, in jedem Kapitel<br />
Ihren persönlichen <strong>Befund</strong> zu notieren, sodass<br />
Sie diese Broschüre z. B. in einem Arztgespräch<br />
schnell als „Spickzettel“ verwenden können, um<br />
sich Ihren <strong>Befund</strong> vor Augen zu rufen. Auch geben<br />
Ihre Eintragungen z. B. Ihren Verwandten oder<br />
Freunden die Möglichkeit, sich über Ihre Diagnose<br />
zu informieren, weil diese neben der Erklärung<br />
auch gleich Ihren <strong>Befund</strong> einsehen können.<br />
Wir wünschen Ihnen alles Gute und viel Kraft für<br />
die Zeit der Entscheidungen und Therapien!<br />
4 5
<strong>Befund</strong><br />
Sind sämtliche diagnostischen Verfahren abgeschlossen,<br />
liegt Ihr endgültiger <strong>Befund</strong> vor. Dieser<br />
enthält viele Informationen zu Ihrer Diagnose, auf<br />
deren Basis die Therapieentscheidung Ihrer Ärzte<br />
im Rahmen einer Tumorkonferenz beruht.<br />
Es ist wichtig, dass Sie Ihren <strong>Befund</strong> möglichst umfassend<br />
<strong>verstehen</strong>. Das hilft Ihnen dabei, die Therapievorschläge<br />
Ihres Arztes besser nachvollziehen<br />
und mittragen zu können.<br />
Die Informationen Ihres <strong>Befund</strong>es verbergen sich<br />
hinter einer ganzen Reihe von Abkürzungen. Sie<br />
haben keineswegs den Sinn, Ihnen Wichtiges vorzuenthalten,<br />
sondern folgen einem internationalen<br />
Klassifikationssystem für Tumorerkrankungen.<br />
Dieses Klassifikationssystem wurde von der International<br />
Union Against Cancer bereits in den 40er<br />
Jahren des 20. Jahrhunderts initiiert und hat den<br />
Sinn,<br />
dem Arzt beim Planen der Behandlung zu helfen,<br />
Hinweise auf die Prognose zu geben,<br />
Behandlungsergebnisse besser auswerten zu<br />
können,<br />
den Informationsaustausch zwischen den<br />
Ärzten zu vereinfachen,<br />
die Erforschung von Krebserkrankungen voranzutreiben.<br />
Folgende Parameter bzw. Begriffe spielen<br />
im <strong>Befund</strong> eine Rolle:<br />
Lokalisation<br />
Tumorgröße<br />
Lymphknotenstatus<br />
Metastasierung<br />
Grading<br />
Hormonrezeptorstatus (ER/PR)<br />
HER2/neu-Status<br />
Lymphgefäße<br />
Venen<br />
Resektionsränder<br />
Gensignatur<br />
Das Klassifikationssystem hat den Vorteil, dass wir<br />
Ihnen in dieser Broschüre, eben weil es einheitlich<br />
angewandt wird, Ihren <strong>Befund</strong> Schritt für Schritt erklären<br />
können.<br />
6 7
<strong>Befund</strong><br />
Lokalisation<br />
Die erste Information in Ihrem <strong>Befund</strong> sagt etwas<br />
über den Ort des Tumors aus. Dazu wird die Brust<br />
in Viertel (Quadranten) aufgeteilt:<br />
äußerer oberer Quadrant (I)<br />
äußerer unterer Quadrant (II)<br />
innerer unterer Quadrant (III)<br />
innerer oberer Quadrant (IV)<br />
Ein Teil der Tumoren kann sich auch in der Brustwarze<br />
(Mamille) befinden. Die Lokalisation Ihres<br />
Tumors sagt nichts über weiterführende Therapien<br />
wie z. B. eine Chemotherapie aus. Sie ist später,<br />
bei der Bestrahlung von Bedeutung, damit das<br />
Bestrahlungsfeld möglichst klein ist.<br />
Notieren Sie sich an dieser Stelle die Lokalisation<br />
Ihres Tumors und, wenn Sie möchten, zeichnen<br />
Sie ihn auch in die Abbildung hinein.<br />
Mein <strong>Befund</strong>:<br />
Lokalisation<br />
Äußerer oberer Quadrant<br />
Äußerer unterer Quadrant<br />
Innerer unterer Quadrant<br />
Innerer oberer Quadrant<br />
8 9<br />
Mamille
<strong>Befund</strong><br />
TNMKlassifikation<br />
Die sogenannte TNM-Klassifikation, die einen<br />
wichtigen Bestandteil Ihres <strong>Befund</strong>s darstellt,<br />
erfasst drei Aspekte, die die Therapieentscheidung<br />
maßgeblich beeinflussen:<br />
T = Größe und örtliche Ausdehnung des Tumors<br />
N = Ausmaß des Lymphknotenbefalls<br />
(abgeleitet von „node“, englisch für Knoten)<br />
M = Auftreten von Metastasen in anderen<br />
Organen<br />
Ziffern hinter den Buchstaben lassen Rückschlüsse<br />
auf Größe und Ausdehnung des Tumors (T1-4), Anzahl<br />
und Lage der befallenen Lymphknoten (N0-3)<br />
und das Vorhandensein von Metastasen (M0-M1) zu.<br />
Tumorgröße<br />
Aus Ihrem <strong>Befund</strong> können Sie Informationen über die<br />
Größe Ihres Tumors entnehmen. Die Abkürzung „T“<br />
beschreibt diesen.<br />
Tumor<br />
Tis = Tumorzellen sind noch nicht in das<br />
umliegende Gewebe eingedrungen<br />
(carcinoma in situ)<br />
T0 = es gibt keinen Beweis für einen<br />
primären Tumor<br />
T1 = Tumorgröße unter 2 cm<br />
Die Kürzel mi (0,1 cm oder weniger), a (>0,1 cm bis<br />
0,5 cm), b (>0,5 cm bis 1 cm) oder c (>1cm bis 2 cm)<br />
geben genauere Angaben zur Größe des Tumors.<br />
T2 = Tumorgröße zwischen 2 und 5 cm<br />
T3 = Tumor ist größer als 5 cm<br />
T4 = alle Tumoren, die in die Brustwand oder in<br />
die Haut eingewachsen sind<br />
Die Kürzel a (Brustwand), b (Hautödem, Ulzeration,<br />
Satellitenknötchen der Haut), c (a und b) oder d (entzündliches<br />
Karzinom) beziehen sich auf die Art der<br />
Ausdehnung des Tumors.<br />
TX = der Tumor konnte nicht beurteilt werden<br />
Um sich einen schnellen Überblick über Ihre<br />
Tumorgröße zu verschaffen, hilft es Ihnen vielleicht,<br />
Ihre Tumorgröße hier einzutragen.<br />
Mein <strong>Befund</strong>:<br />
TNMKlassifikation<br />
10 11<br />
T
<strong>Befund</strong><br />
Lymphknotenstatus<br />
Die Anzahl der Lymphknoten, die Tumorzellen enthalten<br />
und das Ausmaß des Befalls dieser Knoten<br />
lassen Rückschlüsse darüber zu, wie weit die Erkrankung<br />
fortgeschritten ist. Ihr <strong>Befund</strong> enthält daher<br />
wichtige Informationen zu Ihrem sogenannten<br />
Lymphknotenstatus.<br />
Die englische Bezeichnung für Lymphknoten<br />
lautet „node“ (N).<br />
N0 = keine befallenen regionären Lymphknoten<br />
N1 = ein oder mehrere Lymphknoten in der<br />
Achselhöhle sind vom Krebs befallen<br />
N2 = wie N1, die Lymphknoten sind jedoch miteinander<br />
oder an benachbartem Gewebe fixiert<br />
Die Kürzel a, b oder c geben Hinweise darauf, welche<br />
Lymphknoten genau betroffen sind.<br />
N3 = Lymphknoten ober- oder unterhalb des<br />
Schlüsselbeins oder entlang der inneren<br />
Brustarterie sind befallen<br />
Die Kürzel a, b oder c geben Hinweise darauf, welche<br />
Lymphknoten genau betroffen sind.<br />
NX = Lymphknoten in direkter Umgebung des<br />
Tumors können nicht beurteilt werden<br />
Hier bietet sich Ihnen die Möglichkeit Ihren<br />
individuellen Lymphknotenstatus einzutragen.<br />
Mein <strong>Befund</strong>:<br />
TNMKlassifikation<br />
12 13<br />
N
<strong>Befund</strong><br />
Wächterlymphknotenbiopsie<br />
In den letzten Jahren setzte sich eine wichtige<br />
Neuerung durch: Die Wächterlymphknotenbiopsie<br />
(Sentinel Lymph Node Biopsy).<br />
Klinische Studien konnten zeigen, dass die Ausbreitung<br />
der Tumorzellen zuerst über die am<br />
nahesten am Tumor liegenden Lymphknoten<br />
passiert. Also entwickelte man eine Methode, mit<br />
der dieser erste Lymphknoten, der Wächterlymphknoten,<br />
identifiziert werden kann. Zeigt dieser bei<br />
Ihnen in der pathologischen Untersuchung keine<br />
Anzeichen von Tumorzellen, kann davon ausgegangen<br />
werden, dass die Erkrankung alleine auf<br />
den Primärtumor (Ursprungstumor in der Brust)<br />
begrenzt geblieben ist.<br />
N0 (sn) = der Wächterlymphknoten (sn) ist frei<br />
N1 (sn) = der Wächterlymphknoten (sn) ist<br />
befallen<br />
Ein vorangestelltes kleines „p“ steht für pathohistologisch<br />
(Gewebeuntersuchung). Ohne das „p“<br />
handelt es sich um eine vorläufige Einstufung vor<br />
der Operation.<br />
Hier bietet sich Ihnen die Möglichkeit Ihren<br />
individuellen Lymphknotenstatus einzutragen.<br />
Mein <strong>Befund</strong>:<br />
TNMKlassifikation<br />
14 15<br />
N (sn)
<strong>Befund</strong><br />
Metastasierung<br />
Ihr <strong>Befund</strong> enthält ebenfalls Angaben zu einer<br />
möglichen Metastasierung der Erkrankung. Von<br />
Fernmetastasen spricht man, wenn Krebszellen<br />
vom ursprünglichen Ort der Erkrankung aus in<br />
andere Gewebeteile und/oder Organe des Körpers<br />
wandern und dort Tochterabsiedlungen des<br />
Tumors bilden.<br />
M0 = Es wurden keine Fernmetastasen<br />
festgestellt<br />
M1 = Fernmetastasen sind vorhanden<br />
Die genaue Lokalisation wird mit Abkürzungen wie<br />
z. B. OSS (Knochen) oder PUL (Lunge) angegeben<br />
MX = Fernmetastasen können nicht beurteilt<br />
werden<br />
Sind bei Ihnen Fernmetastasen identifiziert worden,<br />
wird deren Ort ebenfalls im <strong>Befund</strong> festgehalten.<br />
<strong>Brustkrebs</strong> bildet am häufigsten Metastasen in:<br />
verschiedenen Knochen (Wirbelsäule, Rippen,<br />
Becken, Schädel u. a.),<br />
in der Leber,<br />
in der Lunge, auf dem Rippenfell (Pleura) und<br />
in dem Gehirn und der Haut.<br />
Damit Sie schnell nachsehen können, wie Ihr<br />
<strong>Befund</strong> ist, tragen Sie hier die Ergebnisse bezüglich<br />
der Metastasierung ein.<br />
Mein <strong>Befund</strong>:<br />
TNMKlassifikation<br />
16 17<br />
M
<strong>Befund</strong><br />
Grading<br />
Beim sogenannten Grading wird das Ausmaß der<br />
Entartung Ihrer Tumorzellen durch den Pathologen<br />
beurteilt. In Gewebeuntersuchungen werden<br />
Krebszellen auf ihre äußere Gestalt, ihre Merkmale<br />
und ihren Reifegrad hin untersucht.<br />
Damit Krebs entstehen kann, müssen viele Prozesse<br />
außer Kontrolle geraten, vor allem diejenigen<br />
Vorgänge, die mit dem Wachstum und der Teilung<br />
von Zellen in Verbindung stehen. Zellen brauchen<br />
dann keine Wachstumsimpulse mehr von<br />
außen, sie teilen sich ungehindert und vermehren<br />
sich ständig.<br />
Je nachdem, wie stark die Tumorzellen verändert<br />
sind, werden diese in vier Stufen eingeteilt:<br />
G1 = bezeichnet Zellen,<br />
die stark ausdifferenziert sind<br />
G2 = bezeichnet Zellen,<br />
die bereits weniger differenziert sind<br />
G3 = bezeichnet Zellen,<br />
die kaum ausdifferenziert sind<br />
G4 = undifferenzierte Zellen<br />
Je mehr die Zellen ihrem Ursprungsgewebe ähneln,<br />
desto weniger aggressiv und wachstumsstark sind<br />
sie. Also, je höher die Zahl hinter dem Buchstaben<br />
G ist, desto aggressiver und schneller wächst der<br />
Tumor.<br />
Das Grading Ihres Tumors können Sie ebenfalls<br />
zum besseren Verständnis und zum schnellen<br />
Nachschlagen hier eintragen.<br />
Mein <strong>Befund</strong>:<br />
Grading<br />
18 19<br />
G
<strong>Befund</strong><br />
Hormonrezeptorstatus (ER/PR)<br />
Zellen stehen in ständigem Austausch mit ihrer Umgebung,<br />
denn sie sind Teil eines großen Ganzen,<br />
eines Organismus. Wie in einer Gesellschaft z. B.<br />
einzelnen Menschen unterschiedliche Aufgaben zukommen,<br />
übernehmen in einem Organismus einzelnen<br />
Zelltypen ebenfalls unterschiedliche Aufgaben.<br />
Damit Zellen mit anderen Zellen in Kontakt stehen<br />
können, tragen sie Rezeptoren (Eiweißmoleküle),<br />
an die z. B. Hormone oder Wachstumsfaktoren<br />
„andocken” können.<br />
Der Östrogenrezeptor (ER) oder der Progesteronrezeptor<br />
(PR) sind solche Eiweiße, an die diese<br />
beiden weiblichen Geschlechtshormone (Östrogen<br />
und Progesteron) binden können.<br />
Brustzellen besitzen diese Rezeptoren, denn der<br />
Brust kommen im Lebenszyklus einer Frau unterschiedliche<br />
Aufgaben zu, die durch diese beiden<br />
Hormone gesteuert werden.<br />
Erkrankt eine Frau an <strong>Brustkrebs</strong>, kann es sein,<br />
dass diese Rezeptoren auf den <strong>Brustkrebs</strong>zellen<br />
entweder im Übermaß oder aber überhaupt nicht<br />
mehr vorhanden sind. Man spricht von hormonrezeptorpositivem<br />
oder hormonrezeptornegativem<br />
<strong>Brustkrebs</strong>. Die Bestimmung des Hormonrezeptorstatus<br />
kann auf zwei unterschiedliche Weisen<br />
erfolgen. In einem Fall wird er in Prozenten, im<br />
anderen Fall mit Zahlen von 1-12 ausgedrückt.<br />
Halten Sie hierzu Rücksprache mit Ihrem Arzt, um<br />
seine Einschätzung zu Ihrem persönlichen Rezeptorstatus<br />
zu erhalten<br />
Wenn Sie an einem hormonrezeptorpositiven<br />
<strong>Brustkrebs</strong> erkrankt sind, können Sie von einer Anti-<br />
Hormontherapie profitieren. Wenn Sie an einem<br />
hormonrezeptornegativen <strong>Brustkrebs</strong> erkrankt sind,<br />
profitieren Sie nicht von einer solchen Therapie.<br />
Kreuzen Sie hier an, ob Sie an einem hormonrezeptorpositiven<br />
<strong>Brustkrebs</strong> erkrankt sind und<br />
wenn ja, tragen Sie ein, an welchem.<br />
Mein <strong>Befund</strong>:<br />
Hormonrezeptorstatus (ER/PR)<br />
Hormonrezeptorpositiver<br />
<strong>Brustkrebs</strong>?<br />
20 21<br />
Ja<br />
Nein
<strong>Befund</strong><br />
HER2/neuStatus<br />
HER2/neu ist wie der Östrogen- oder Progesteronrezeptor<br />
ein Eiweiß, das auf manchen <strong>Brustkrebs</strong>zellen<br />
vorhanden ist. Bei ca. 15-20 % der Brust-<br />
tumoren wird dieses verstärkt gebildet, man spricht<br />
von HER2/neu (auch ERB2)-positiven Tumoren.<br />
Der Pathologe kann das Vorhandensein von<br />
HER2/neu mit verschiedenen Tests feststellen. Ihr<br />
vollständiger <strong>Befund</strong> sollte also eine Aussage wie<br />
HER2/neu 0, HER2/neu neg., HER2/neu 1+,<br />
HER2/neu 2+ oder HER2/neu 3+ enthalten.<br />
HER2/neu 3+ bedeutet, dass Ihr Tumor auf jeden<br />
Fall positiv auf HER2/neu getestet wurde. Ist das<br />
Testergebnis HER2/neu 2+ wird mit einem zweiten<br />
Test (FISH) nochmals überprüft, ob Ihr Tumor wirklich<br />
eindeutig HER2/neu positiv ist. Der Zusatz im<br />
<strong>Befund</strong> heißt dann: FISH pos. oder FISH neg.<br />
Sollten Sie einen HER2/neu positiven <strong>Befund</strong><br />
(HER2/neu 2+ und FISH pos. oder HER2/neu 3+)<br />
haben, werden Sie eine Therapie erhalten, die<br />
HER2/neu gezielt angreift.<br />
Damit Sie schnell im Blick haben, welchen<br />
HER2/neu-Status Sie haben, können Sie diesen<br />
hier eintragen.<br />
Mein <strong>Befund</strong>:<br />
HER2/neuStatus<br />
HER2/neu<br />
Es gibt noch weitere Prognosefaktoren. Neben der<br />
Klassifikation des Primärtumors (T), der regionären<br />
Lymphknotenmetastasen (N) und der Fernmetastasen<br />
(M), können weitere Aussagen getroffen<br />
werden:<br />
Die L-Klassifikation beschreibt das Vorliegen<br />
von Lymphgefäßeinbrüchen.<br />
Die V-Klassifikation beschreibt das Vorliegen<br />
von Blutgefäßeinbrüchen.<br />
Die R-Klassifikation beschreibt das Vorliegen<br />
von Residualtumor (Resttumorgewebe nach OP).<br />
Im folgenden stellen wir Ihnen diese drei Klassifikationen<br />
vor.<br />
22 23
<strong>Befund</strong><br />
Lymphgefäße<br />
Lymphbahnen transportieren Flüssigkeit vom<br />
Gewebe zurück zu den Blutbahnen. Bevor die<br />
Lymph flüssigkeit in den Blutstrom mündet, passiert<br />
sie die Lymphknoten, in denen Immunzellen in der<br />
Flüssigkeit enthaltene Infektionserreger, körperfremde<br />
Stoffe oder Tumorzellen erkennen und gegebenenfalls<br />
unschädlich machen können.<br />
Tumore sind in der Lage, Wachstumssignale an<br />
ihre Umgebung abzugeben, die die Bildung von<br />
neuen Lymphgefäßen anregen, um so gut mit<br />
Nährstoffen versorgt zu werden.<br />
Ihr <strong>Befund</strong> gibt daher Aufschluss darüber, ob Tumorzellen<br />
in die Lymphbahnen eingedrungen sind.<br />
L0 = Lymphgefäße in der Tumorumgebung<br />
sind frei von Krebszellen<br />
L1 = Lymphgefäße in der Tumorumgebung<br />
sind befallen<br />
L2 = makroskopische Lymphgefäßeinbrüche<br />
LX = Keine Aussage zu Lymphgefäßeinbrüchen<br />
möglich<br />
Auch hier können Sie wieder eintragen, wie Ihr<br />
<strong>Befund</strong> lautet.<br />
Mein <strong>Befund</strong>:<br />
Lymphgefäße<br />
24 25<br />
L
<strong>Befund</strong><br />
Venen<br />
Venen sind die Blutgefäße, die Blut vom Körper<br />
zurück zum Herzen transportieren. Tumore sind<br />
auch in der Lage, die Bildung von neuen Blutgefäßen<br />
anzuregen, um sich selbst gut mit Nährstoffen<br />
zu versorgen.<br />
Ein Bestandteil Ihres <strong>Befund</strong>es gibt deshalb auch<br />
Aufschluss darüber, ob ein sogenannter Einbruch<br />
der Tumorzellen in die Venen erfolgt ist.<br />
V0 = Venen in der Tumorumgebung<br />
sind frei von Krebszellen<br />
V1 = Venen in der Tumorumgebung<br />
sind befallen<br />
V2 = makroskopische Blutgefäßeinbrüche<br />
VX = keine Aussage zu Blutgefäßeinbrüchen<br />
möglich<br />
So langsam aber sicher sind die klassischen Bestandteile<br />
Ihres <strong>Befund</strong>es komplett. Hier haben Sie<br />
die Möglichkeit, Ihren persönlichen <strong>Befund</strong> bezüglich<br />
des Einbruchs der Tumorzellen in die Venen<br />
zu komplettieren.<br />
Tragen Sie hier die Angabe für „V“ aus Ihrem<br />
<strong>Befund</strong> ein:<br />
Mein <strong>Befund</strong>:<br />
Venen<br />
V<br />
Zum klassischen <strong>Befund</strong> gehört jetzt nur noch eine<br />
Aussage über die Resektionsränder.<br />
Weitere, für Ihre individuelle Therapie aber dennoch<br />
maßgebliche Informationen zu Ihrem <strong>Befund</strong>,<br />
können vor der Operation unter anderem noch<br />
durch einen Test, der die genomische Signatur<br />
Ihres Tumors bestimmt, aus dem Tumorgewebe,<br />
das z. B. während der Stanzbiopsie entnommen<br />
wurde, ermittelt werden. Lesen Sie dazu mehr auf<br />
Seite 30.<br />
26 27
<strong>Befund</strong><br />
Resektionsränder/Schnittränder<br />
Unter Resektion versteht man das Herausschneiden<br />
von Gewebe während einer Operation. Der<br />
<strong>Befund</strong> enthält nach erfolgter Operation Informationen<br />
darüber, ob der Tumor vollständig entfernt<br />
werden konnte. Das heißt: Konnte der Tumor so<br />
herausgeschnitten werden, dass die Ränder frei<br />
von Tumorzellen waren?<br />
Ihr Operateur wird immer anstreben, den Tumor<br />
komplett zu entfernen. Es gibt aber Situationen, in<br />
denen das nicht möglich ist, z. B. dann, wenn der<br />
Tumor mit Gewebe verwachsen ist, das man nicht<br />
vollständig entfernen kann.<br />
R0 = tumorfreie Ränder (in sano Resektion)<br />
R1 = unter dem Mikroskop können Krebszellen<br />
identifiziert werden, die sich im Resektionsrand<br />
befinden<br />
R2 = Tumorzellen im Resektionsrand sind mit<br />
bloßem Auge erkennbar<br />
RX = keine Aussage zu Resttumor möglich<br />
Erfolgt vor der Operation bereits eine Chemo- oder<br />
Strahlentherapie (neoadjuvante Therapie), dient<br />
diese dazu, einen relativ großen Tumor erst einmal<br />
zu verkleinern, um danach z. B. so operieren zu<br />
können, dass möglichst viel Brustgewebe erhalten<br />
werden kann. Um diese Tatsache im <strong>Befund</strong> zu<br />
vermerken, stellt der Pathologe der eigentlichen<br />
Klassifizierung ein „y“ voran. Somit weiß jeder, der<br />
den <strong>Befund</strong> liest, dass diese Patientin eine neoadjuvante<br />
Therapie erhielt.<br />
Nach der Operation haben Sie die Möglichkeit,<br />
auch dieses Ergebnis, das für Ihren <strong>Befund</strong> von<br />
Bedeutung ist, hier zu vermerken.<br />
Freie Ränder<br />
Mein <strong>Befund</strong>:<br />
Resektionsränder<br />
Positive Ränder<br />
28 29<br />
R
<strong>Befund</strong><br />
Genomische Signatur<br />
<strong>Brustkrebs</strong> ist nicht gleich <strong>Brustkrebs</strong>. Unter der<br />
Diagnose <strong>Brustkrebs</strong> versteht man eine Vielzahl<br />
von Erkrankungen, die – wie Sie bis jetzt erkennen<br />
konnten – viele Gesichter haben können: hormonrezeptorpositiv<br />
oder -negativ, mit befallenen<br />
Lymphknoten oder nicht ...<br />
Seit einigen wenigen Jahren besteht die Möglichkeit,<br />
Ihre persönliche Erkrankung noch genauer zu<br />
beleuchten und zu analysieren. Aus diesem, verglichen<br />
mit den klassischen <strong>Befund</strong>parametern,<br />
noch detaillierterem <strong>Befund</strong> können sich für Sie<br />
wichtige Rückschlüsse ziehen lassen.<br />
Es ist möglich, anhand Ihres Tumorgewebes<br />
(gewonnen aus der Stanzbiopsie vor der<br />
Operation oder aus dem Tumorgewebe, das bei<br />
der Operation entnommen wird) die molekulare<br />
Beschaffenheit Ihres Tumors zu bestimmen. Für<br />
die spätere Wahl der für Sie persönlich richtigen<br />
Therapie ist es entscheidend, die Tumorbiologie<br />
so genau wie möglich zu bestimmen und deren<br />
Charakteristika genau zu beschreiben.<br />
Das ist möglich, weil die molekularbiologische<br />
Forschung in der Medizin in den letzten 15 Jahren<br />
große Fortschritte erzielt hat. Mittlerweile stehen<br />
verschiedene molekularbiologische Methoden zur<br />
Verfügung, mit denen es möglich ist, einen Tumorsubtypus<br />
genauer zu beschreiben. Durch die<br />
Messung der Aktivität einzelner krebsrelevanter<br />
Gene im Tumorgewebe beispielsweise lässt sich<br />
bei Frauen mit frühem und östrogenrezeptorpositivem<br />
<strong>Brustkrebs</strong> einschätzen, wie hoch das<br />
individuelle Rückfallrisiko ist und ob eine Chemotherapie<br />
zusätzlich zu einer Anti-Hormontherapie<br />
einen Zusatznutzen für die Patientin vermuten<br />
lässt oder nicht.<br />
Solche molekularen Tests helfen also dabei, die<br />
klassische Diagnose weiter zu individualisieren<br />
und zu spezifizieren. Mit Hilfe der Ergebnisse aus<br />
solchen Tests können die behandelnden Ärzte<br />
Ihnen noch exakter Empfehlungen über Therapien<br />
geben, von denen Sie vermutlich am meisten<br />
profitieren werden. Sollten Sie Interesse an einem<br />
solchen Test haben, sprechen Sie noch vor oder<br />
kurz nach der Operation Ihren behandelnden Arzt<br />
darauf an, denn er veranlasst, dass das entsprechende<br />
Gewebe bereitgestellt wird.<br />
Es ist sicherlich eine große Herausforderung für<br />
Sie, mit Ihren Gefühlen und Ängsten im Rahmen<br />
Ihrer Krebserkrankung umzugehen. Hinzu kommt,<br />
dass Sie sich der Diagnose, Ihrer Umwelt und<br />
allen Reaktionen, die auch von außen auf Sie einstürmen,<br />
stellen müssen.<br />
Und nun bieten Ihnen molekulare Tests weitere<br />
Informationen, die für Sie von Bedeutung sein<br />
könnten. Wenn Sie einen solchen Test durchführen<br />
lassen, bedeutet das neben der Chance auch<br />
gleichzeitig, dass Sie bereit sein müssen, sich mit<br />
dem Testergebnis auseinanderzusetzen.<br />
30 31
<strong>Befund</strong><br />
Ist die Aussage: „Eine Chemotherapie ist nicht<br />
nutzbringend“, steht für Sie zunächst wahrscheinlich<br />
eine gewisse Erleichterung im Vordergrund.<br />
Es können aber auch Zweifel aufkommen, ob Sie<br />
damit nicht auf eine wichtige Therapieform gegen<br />
den Krebs verzichten. Lautet die Aussage jedoch:<br />
„Eine Chemotherapie sollte durchgeführt werden,<br />
weil ein erhöhtes Rückfallrisiko besteht“, können<br />
neue Befürchtungen in Bezug auf den Verlauf Ihrer<br />
Erkrankung entstehen. Sie können diese Aussage<br />
aber auch als Unterstützung der Sinnhaftigkeit<br />
einer Chemotherapie sehen.<br />
32<br />
Vielleicht gehen Ihnen aber auch ganz andere<br />
Gedanken oder Zweifel durch den Kopf.<br />
Be sprechen Sie diese am besten ausführlich mit<br />
Ihrem Arzt oder Ihrer Pflegeexpertin für Brusterkrankungen,<br />
die Ihnen jederzeit zur Seite stehen.
Impressum<br />
Herausgeber<br />
klarigo<br />
Verlag für Patientenkommunikation oHG<br />
Bergstraße 106 a<br />
64319 Pfungstadt<br />
www.klarigo.eu<br />
Idee und Konzeption<br />
klarigo Patricia Martin, Kim Zulauf<br />
Text<br />
Stefanie Hornung,<br />
Patricia Martin, Kim Zulauf<br />
Beratung<br />
Sara Marquard<br />
Pflegewissenschaftlerin, MScN,<br />
Pflegeexpertin Onkologie<br />
Renate Haidinger<br />
<strong>Brustkrebs</strong> <strong>Deutschland</strong> e. V.<br />
Die klarigo Verlag für Patientenkommunikation oHG ist bestrebt vollständige, aktuelle<br />
und inhaltlich zutreffende Informationen in dieser Broschüre zusammenzustellen.<br />
Gleichwohl kann keinerlei Gewähr für die Vollständigkeit, Aktualität oder<br />
inhaltliche Richtigkeit der dargestellten Informationen übernommen werden. Sollten<br />
Sie Fragen zu medizinischen oder gesundheit lichen Aspekten haben, die in<br />
der vorliegenden Broschüre thematisiert werden, oder auf Basis der in der vorliegenden<br />
Broschüre enthaltenen Informationen medizinisch oder gesundheitlich<br />
relevante Entscheidungen treffen wollen, wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt<br />
oder eine sonstige hierfür qualifizierte Auskunftsstelle. Sofern über Quellenangaben<br />
oder Empfehlungen für weiterführende Informationen auf andere Druckwerke,<br />
Internetseiten oder sonstige Informations quellen verwiesen wird, haftet die<br />
klarigo Verlag für Patientenkommunikation oHG in keiner Weise für dortige Darstellungen.<br />
Diese Broschüre oder Auszüge dieser Broschüre dürfen nicht ohne schriftliche<br />
Einwilligung des Verlages in irgendeiner Form mit elektronischen oder<br />
mechanischen Mitteln reproduziert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet<br />
werden. Alle Rechte vorbehalten.<br />
© klarigo – Verlag für Patientenkommunikation oHG,<br />
Pfungstadt, 2012<br />
Mit inhaltlich nicht einschränkender Unterstützung der<br />
Genomic Health <strong>Deutschland</strong> GmbH.