Fondszeitung 12-2006.FH10 - Berg, Bernd

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Seite 6 Herr Hellener, vor einem Jahr fiel die Bilanz nach zwölf Monaten Hedgefonds in Deutschland ernüchternd aus. Hat sich mittlerweile etwas getan? Welche Bilanz ziehen Sie nach zwei Jahren? Nun, Hedgefonds-Produkte sahen sich in der großen Mehrzahl einem relativ schwierigen Marktumfeld gegenüber. Was dazu führte, dass auch nur wenige Hedge-Strategien wirklich überzeugen konnten – angesichts stark steigender Weltmärkte war es für viele Anleger nicht nachvollziehbar, warum Hedgefonds eine Bereicherung des eigenen Depots darstellen sollten. Oder anders ausgedrückt: Der Erklärungsbedarf ist enorm, wenn jeder noch so durchschnittliche Aktienfonds binnen Monaten deutlich mehr als 15 Prozent Wertzuwachs verzeichnen kann. Seit Beginn dieses Jahres hat sich das Bild allerdings gewandelt. Die aus Sicht vieler Anleger übermäßig starken Steigerungen der Märkte führten bei vielen Anlegern zu einer Nervosität, die vor allem Hedgefonds-Produkte wieder in den Fokus rückte. So verzeichnen wir nicht erst seit Beginn der Korrekturphase eine sprunghaft gestiegene Nachfrage nach Produkten, die eine Absolut Return- Strategie verfolgen, oder eben nach Produkten, die sich unabhängig von Aktienund Rentenmärkten entwickeln. Haben Vertriebe, Anleger oder auch die Anbieter selbst ihre Erwartungen bezüglich Hedgefonds etwas zurückgeschraubt? Die Erwartungen sind sicherlich nicht mehr so hoch wie zu Beginn des Jahres 2004. Hedgefonds sind nun mal keine Allheilmittel, sondern eine nicht ganz unwichtige Ergänzung zur Depotstabilisierung. Wunder, wie sie vielleicht erwartet wurden, können aber auch von dieser Anlageklasse nicht dauerhaft vollbracht werden. Mittlerweile sind eine ganz Reihe von Hedgefonds-Produkten erhältlich, für Anleger und Berater ist es heute deutlich leichter, sich ein Bild über die Güte der Produkte zu verschaffen. So gibt es auch hier gute und weniger gute Anlagemöglichkeiten. Die guten haben es im Übrigen verstanden, trotz eines nicht gerade Hedgefonds freundlichen Marktumfelds die in sie gesetzten Erwartungen zu erfüllen. Die Heuschreckendebatte hat der Anlageklasse zu einem unverhofften Bekanntheitsgrad verholfen. Aber hat sich das auch auf die Umsätze ausgewirkt? Die Frage „was wäre wenn?” ist hier eigentlich nicht zu beantworten. Sicherlich haben sich eine Vielzahl Anleger erstmalig mit dieser Anlageklasse auseinandergesetzt. Ob die Diskussion sich positiv oder negativ auswirkte ist schwer zu sagen. Zum einen war das Marktumfeld nicht gerade pro Hedgefonds eingestellt. Die Nachfrage nach Hedgefonds war also bereits im Vorfeld eher verhalten. Zum anderen kann man Anteile an Single-Hedgefonds wie dem „Heuschreckenfonds“ TCI nicht einfach bei seiner Hausbank erwerben. Das macht erbosten Anlegern den Boykott nicht grade leichter. Donnerstag, 22. Juni 2006 Ausgabe <strong>12</strong>-2006 Interview mit Thomas Hellener, Prokurist bei VSP Financial Services und Gründer von hedgefonds24.de „Hedgefonds werden sich durchsetzen, trotz restriktiver Regulierung” Hedgefonds: Der Mythos der schnellen Gewinne weicht zunehmend der Normalität Aus unserer Sicht erstaunlich war und ist, dass sich viele, nicht nur vermögende Privatanleger mit der Situation auseinandergesetzt und vermehrt das meist positive Gespräch mit uns gesucht haben. Wir hatten somit die Gelegenheit doch sehr genau über eventuelle Vorbehalte gegenüber dieser Anlageklasse informiert zu sein. Erstaunlich viele unserer Kunden beziehungsweise der Interessenten teilen dabei die Meinung, dass Hedgefonds zur Marktliquidität- und Transparenz beitragen, dass sie geeignet sind, Marktschwankungen zu dämpfen, eben weil sie häufig andere Positionen eingehen als der Gesamtmarkt und sich gegen einen Trend stellen können. Die Heuschreckendebatte oder besser: Der Fall Deutsche Börse vs. TCI ist sicherlich keine besonders gute Werbung für die Hedgefondsbranche gewesen. Grundsätzlich wurde damit allerdings eine interessante Diskussion um die Macht in deutschen Unternehmen etabliert. Die Frage, wer im Unternehmen grundsätzliche Dinge zu bestimmen hat, wurde so deutlich noch nie gestellt: der Anteilseigner oder das Management?
Donnerstag, 22. Juni 2006 Ausgabe <strong>12</strong>-2006 >> Wie hat sich die Zahl der Anbieter und Produkte in Deutschland in den vergangenen zwölf Monaten entwickelt? Die Anzahl der Anbieter wie auch die der angebotenen Produkte wächst kontinuierlich. Auch wenn die Schließung eines Hedgefonds die Presse deutlich mehr bewegt als die Auflegung eines neuen Produkts, was ja auch verständlich ist. Wer mit einem eher negativen Stimmungsumfeld zu kämpfen hat, wird gerade wenn es nicht so besonders gut läuft, eben immer in der Berichterstattung eine Erwähnung finden. Das kennen wir ja auch aus dem Sport … (lacht) Wo stehen deutsche Hedgefondsprodukte im internationalen Vergleich? Momentan sind deutsche Hedgefonds- Produkte bestenfalls Nebendarsteller. Die Branche ist noch zu jung, um bekannt und stark zu sein. Durch die doch relativ strik- Hedgefonds tragen zur Liquidität und Transparenz des Marktes bei ten deutschen Vorschriften entsteht auch ein gewisser Performanceverlust, mit dem internationale Anbieter nicht zu kämpfen haben. Der Bundesverband Alternative Investments fordert in diesem Zusammenhang bereits seit einiger Zeit eine Novellierung des Investmentgesetzes, die die Schaffung wettbewerbsfähiger Rahmenbedingungen für Hedgefonds zum Ziel haben. Woran krankt die deutsche Hedgefondsindustrie derzeit noch? Um es vorweg zu sagen: So schlecht wie man es vielleicht meinen könnte, sind die mit dem Investmentmodernisierungsgesetz geschaffenen Rahmenbedingungen gar nicht. Es ist halt eine deutsche Krankheit, alles so lange zu regeln, bis auch der letzte Anleger geschützt ist. Aus meiner Sicht gibt es vielleicht den einen oder anderen Punkt in Sachen Transparenz, der vielleicht nicht zwingend transparent sein müsste. Auch das Geheimnis der Single- Hedgefonds, die bestenfalls „unter dem Ladentisch“ verkauft werden können, müsste eigentlich keines sein. Wie beurteilen Sie die rechtlichen Rahmenbedingungen für Hedgefonds in Deutschland? Im Großen und Ganzen? Gut. Wo hat sich das Investmentgesetz für Hedgefonds aus Ihrer Sicht bislang bewährt? Ohne das Investmentmodernisierungsgesetz wären Hedgefonds in Deutschland nach wie vor unbekannt. Aus meiner Sicht ist nicht alles perfekt, was dort geregelt wurde. Der Ansatz ist in der Summe allerdings absolut lobenswert. In welchen Punkten sehen Sie Nachbesserungsbedarf? Wie steht es hier etwa um vorgegebene Transparenzkriterien und Auflagen zum Leverage? Wenn sich einige Änderungen oder besser: Lockerungen, die dem Hedgefonds- Marktumfeld entgegenkommen, zum Beispiel in Sachen Transparenzkriterien, ergeben, und wir auch mal drüber reden dürfen, dass es durchaus neben den in Deutschland gebräuchlichen Dach- Hedgfonds auch noch Single-Hedgefonds gibt, wäre ich schon zufrieden. Nur um es noch mal deutlich zu machen – ich bin auch so nicht unzufrieden damit. Wo sehen Sie deutsche Hedgefonds in etwa fünf Jahren? Werden sie aus ihrem Schattendasein treten? Ja. Sicher. Wir sind ja immer noch am Anfang der Entwicklung zu einem deut- Seite 7 schen Hedgefonds-Markt. Ich gehe davon aus, dass die Nachfrage privater wie auch institutioneller Anleger weiterhin anziehen wird. Das Interesse für eine solche Anlage ist jedenfalls deutlich größer als die Angebotsvielfalt – es gibt hier also auch für Produktanbieter durchaus eine Reihe von Möglichkeiten, sich zu etablieren. Aus meiner Sicht ist es nur eine Frage der Zeit, bis eine der großen Fondsgesellschaften Hedgefonds vom Nimbus der „Gefährlichkeit“ befreit und als Depotbeimischung für seine Privatanleger freigibt. Warum? Nun, diese Produkte können mitunter deutlich attraktiver vergütet werden als „normale“ Fonds, und Anleger erwarten von einem Produkt, dass es sich auch in nicht so guten Zeiten vernünftig entwickelt. Hier trifft also Nachfrage auf höhere Managementgebühr. Allen Regulierungen zum Trotz wird sich hier irgendwann eine Win-Win-Situation ergeben müssen. Thomas Hellener Prokurist bei VSP Financial Services und Gründer von hedgefonds24.de
Seite 1 und 2: 22. Juni 2006 Ausgabe 12-2006 5. Ja
Seite 3 und 4: Donnerstag, 22. Juni 2006 Ausgabe 1
Seite 5: Donnerstag, 22. Juni 2006 Ausgabe 1
Seite 9 und 10: heSonderveranstaltung der Berliner

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