Weiterlesen - Förderkreis für Ganzheitsmedizin Bad Herrenalb e.V.
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gesamten Prozess) des Heilungswegs eine genuine Anerkennung, Würdigung und Achtung<br />
des erfahrenen Leids/Schmerzes (Laurischk, Rüegger-Haller, Schmidt) stehen muss. In<br />
einem weiteren Schritt ist es jedoch ebenso erforderlich, die Kompetenz und Leistung<br />
unserer Seele, uns Schutz in (lebens)bedrohlichen Situationen geleistet, uns vielleicht durch<br />
eine dysfunktionale Familien geführt zu haben, anzuerkennen. Und so die Funktion von<br />
Scham als der ‚Hüterin unserer Würde‘ (Marks). Da wo Trauma im Kontext von Trauer<br />
ausgelöst wird, können sich komplexe Dynamiken zwischen Trauma und Trauer entwickeln,<br />
können doppelte Störungen und Traumata entstehen. Dies macht es erforderlich, den jeweils<br />
anderen Aspekt in Traumatherapie und Trauerbegleitung zu berücksichtigen (Kachler).<br />
In mehreren Zusammenhängen wurde die Aufmerksamkeit auf verdeckte, subtile Formen<br />
von Gewalt, z. B. in Ideologien oder der Sprache, gerichtet und ihrer Wirkung auf unsere<br />
(Eigen-)Wahrnehmung , auf unsere Seele (Beaumont) und unseren Körper (Madert) betont.<br />
So fühlt es sich beispielsweise unterschiedlich an, ob wir von ‚Opfer‘ oder<br />
‚Missbrauchsüberlender/m‘ sprechen (Rüegger-Haller) oder ob wir das Wort ‚Missbrauch‘<br />
gebrauchen oder durch ‚Gewalt‘ ersetzen.<br />
Immer wieder war von (spirituellen) Orten der Heilung die Rede, die z. B. in der<br />
Gemeinschaft liegen können (Fuhrberg, Grün, Madert) oder Orten, an denen unser Leid<br />
nicht (von außen) vergessen wird (Schmidt), oder an denen wir geliebten Menschen, die wir<br />
verloren haben, begegnen können (Kachler). Heilung kann geschehen durch die<br />
Einbeziehung unserer Seele (Beaumont), durch Spiritualität, Körpertechniken (Madert), in<br />
Ritualen wie Gebet, Meditation, Musik, körperlicher Bewegung (Grün), Exerzitien (Ruegger-<br />
Haller), durch die Übertragung von Gleichnissen (Grün), durch den bewussten Aufbau von<br />
stärkenden inneren Netzwerken (Schmidt), in Beziehungen (innerhalb eines ‚Raumes‘), in<br />
dem alle Beteiligten Anerkennung, Schutz, Zugehörigkeit und Integrität erfahren (Marks).<br />
Die Antworten auf die Frage, ob der letzte Schritt der Heilung in der Vergebung liegen kann<br />
oder muss – vielleicht die Frage, um der auf dem Kongress am meisten gerungen wurde –,<br />
zeigen viele Nuancen: Für Anselm Grün heißt Vergeben, dass ich etwas beim Anderen lasse.<br />
Elke Rüegger-Haller überlässt den Täter Gott und plädiert da<strong>für</strong>, dass ein/e<br />
Missbrauchsüberlebende/r nicht vergeben muss. Auch Hunter Beaumont betont, dass wir<br />
nicht von den Opfern verlangen sollen, dass sie verzeihen müssen, um sie nicht ein zweites<br />
Mal zu Opfern zu machen. Aber gleichzeitig, so seine Feststellung, ginge es nicht ohne<br />
Verzeihen. Die Frage sei nur, was man darunter versteht. Martin Luther King sprach in<br />
diesem Zusammenhang von der Erkenntnis, dass man einen Weg finden müsse das Leben<br />
fortzusetzen. H. Beaumont schlägt vor, dass dies auch eine Entlassung, auch Entlastung,<br />
des Täters erfordere. Michael Tischinger sieht in der Aussöhnung den Königsweg, denn ohne<br />
Vergebung verbleiben wir in der Macht der Täter und setzen uns immer wieder der Situation<br />
des Wiedererlebens aus. Für ihn wiederum bedeutet Vergebung nicht die Entbindung des<br />
Täters von seinen Taten, sondern ein Loslassen des Täters. Das Problem uns selbst<br />
vergeben zu können, liegt, so Anselm Grün, darin, dass wir zu hohe Idealbilder von uns in<br />
uns tragen und Schuld somit unser Selbstbild in Frage stellt. Mir selbst zu vergeben setzt<br />
voraus einzuräumen, dass ich nicht so bin, wie ich dachte. Das heißt Demut zu üben.<br />
Eine große Zuversicht, dass Heilung möglich ist, steckt in der Vorstellung, dass es in uns<br />
allen einen Raum gibt, in dem wir heil und ganz sind (Grün spricht von dem ‚göttliches Kind<br />
in uns‘), dem Streben uns rückzuverbinden zu der Vollkommenheit unseres Ursprungs<br />
(Fuhrberg schlägt uns vor, uns als ‚Gottheit in Windeln‘ zu verstehen). Möglicher Weise sind<br />
Traumata nicht (immer) vollständig heilbar, aber wir können uns entscheiden, sie als Teil<br />
unseres Lebens annehmen (Grün), ihre Erfahrung vielleicht auch als Etappe auf unserem