Weiterlesen - Förderkreis für Ganzheitsmedizin Bad Herrenalb e.V.
Weiterlesen - Förderkreis für Ganzheitsmedizin Bad Herrenalb e.V.
Weiterlesen - Förderkreis für Ganzheitsmedizin Bad Herrenalb e.V.
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
etwas an uns zeige, was oder wie wir nicht sein wollten, helfe sie uns, unsere Würde<br />
aufrecht zu erhalten bzw. sie wieder herzustellen. Aus diesem Grund sei es wichtig, dass wir<br />
der Scham einen Raum zur Verfügung stellen, so dass Anerkennung, Schutz und Integrität<br />
und Zugehörigkeit leben können. Darüber hinaus läge in ihr die Chance auf Veränderung von<br />
ungerechten, gewalttätigen gesellschaftlichen Prozessen und Strukturen. Wer sich z. B.<br />
seiner Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe schäme, könne seine Scham – anstelle als<br />
Makel – als Aufforderung, als Chance verstehen, seine Identität neu zu deuten und zu<br />
wandeln.<br />
Marks Stephan, Scham - die tabuisierte Emotion. (3. Auflage)<br />
Marks Stephan, Die Würde des Menschen oder Der blinde Fleck in unserer Gesellschaft.<br />
Roland Kachler weist in seinem Beitrag „‘Dein Tod verwundet mich.‘ Die Arbeit mit<br />
traumatischen Verlusten“ auf das Zusammenwirken von Trauma und Trauer / Verlust hin.<br />
Insbesonders plötzliche und unerwartete Verluste sowie Verluste, die durch Gewalt<br />
entstehen, können ein Trauma verursachen. Für RK hat dies fünf Konsequenzen <strong>für</strong> die<br />
Trauma- und Trauerarbeit zur Folge. Erstens ist zu beachten, dass es nicht immer der<br />
Verlust an sich ist, sondern vielmehr der Kontext, in dem der Verlust erfahren wird (z. B. das<br />
Miterleben des Todes eines Nahestehenden, das Auffinden des Verstorbenen, die Umstände<br />
der Überbringung der Todesnachricht, oder auch vorgestellte Bilder vom Sterben des nahen<br />
Menschen), der ein Trauma hervorruft. Häufig sind es gerade diese peritraumatischen<br />
Kontexte, die am schmerzhaftesten erlebt werden. Zweitens kann die Paarung von Trauma<br />
und Trauer eine doppelte dissoziative Reaktion auf den Verlust und den Schock zur Folge<br />
haben, die sich in Erstarrung/Freezing, Derealisation und Depersonalisation, einer<br />
veränderten Zeitwahrnehmung und Flashbacks äußern kann. Trauma und Trauer können<br />
sich gegenseitig antriggern, verstärken, blockieren oder als internale Retraumatisierung<br />
fixieren und eine komplizierte Trauma-Trauer-Folgestörung nach sich ziehen. Dies bedeutet,<br />
dass sowohl in der Traumatherapie wie auch in der Trauerbegleitung der jeweils andere<br />
Aspekt berücksichtigt werden muss. Darüber hinaus sei in der Trauma-Trauer-Konstellation,<br />
so RK, in der Regel von zwei Traumata auszugehen: dem Trauma der verstorbenen und dem<br />
Trauma der trauernden Person. Dies erfordere eine zweifache Traumatherapie. Drittens ist<br />
es hilfreich, die therapeutische Stabilisierungsarbeit auf fünf Eckpfeiler zu stellen: Herstellung<br />
einer äußeren Stabilität (z. B. anhand von Alltagsritualen), Containing (d. h. das Benennen<br />
und Aushalten des Schrecklichen des Traumas wie des Untröstlichen des Verlustes),<br />
Stärkung der Beziehung zu der verstorbenen Person als heilsame Ressource, Finden eines<br />
sicheren heilsamen Ortes <strong>für</strong> den trauernden Menschen sowie eines bewahrenden<br />
heilsamen Ortes <strong>für</strong> traumatisierende Bilder. Für eine Transformation des zweifachen<br />
Traumas ist, viertens, wichtig zu klären, was die Verstorbenen und die Trauernden brauchen.<br />
Für die Bergung beider spielen Spiritualität (als etwas Größeres und Umfassenderes,<br />
Stärkeres und Haltendes, Weiseres und Heilendes), archetypische Bilder aus dem<br />
kollektiven Unbewussten, die Liebe zu der verstorbenen Person, Begleitgestalten und –<br />
symbole sowie ein würdiger Abschiedsort und ggf. ein sicherer heilsamer Begegnungsort<br />
eine bedeutende Rolle. In Roland Kachlers Hypnosystemischer Trauerarbeit geht es,<br />
fünftens, darum, einen sicheren und heilsamen Ort – in der Erinnerung / im Gedenken, in der<br />
Transzendenz, oder in Form des eigenen Körpers – zu finden, an dem wir den geliebten<br />
Mensch gut aufgehoben wissen und über den wir die innere Beziehung zu ihm weiter leben<br />
dürfen. Last but not least betont RK, dass Kinder sowohl anders trauern als auch Traumata<br />
anders erleben. Neben ihrer eigenen Trauer um ihren Verlust übernehmen sie zusätzlich die<br />
Trauer ihrer Umwelt als auch systemische Trauer.<br />
Kachler Roland, Meine Trauer wird dich finden. Ein neuer Ansatz in der Trauerarbeit