Weiterlesen - Förderkreis für Ganzheitsmedizin Bad Herrenalb e.V.
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Allerdings kann es <strong>für</strong> den Therapieverlauf mitunter auch sinnvoll sein, Ambivalenzen stehen<br />
zu lassen. Wenn z. B. ein Klient sehr misstrauisch, zittrig o. ä. ist, ist es hilfreich, eine Instanz<br />
in ihm misstrauisch, zittrig sein zu lassen. Dies hilft den anderen Instanzen sich zu<br />
entspannen und sich dem Therapeuten anzuvertrauen. Eine Möglichkeit dazu ist, den<br />
Klienten aufzufordern, immer alles kritisch vom Therapeuten zu hinterfragen. Oder falls sich<br />
beispielsweise eine Seite in jemandem immer schuldig spricht und die Person sich nicht<br />
davon lösen kann, kann und darf man es ihm vielleicht nicht nehmen, um ihm seine<br />
Autonomie zu lassen und darin zu achten.<br />
Nicht zuletzt ist es wichtig zu beachten, dass die leidende Seite Angst hat vor einer Lösung<br />
im Sinne eines (äußeren) Vergessens des Leids. Zum Wiederherstellen von Würde gehört<br />
die Anerkennung des Erlebten. Eine geeignete Methode hier<strong>für</strong> sind ‚Mahnmalrituale‘,<br />
innerhalb derer den Menschen versichert wird, dass ihres Leids gedacht wird.<br />
Um hier den Kreis zum Beitragsanfang zu schließen: In der Klinik von Gunther Schmidt<br />
wurden Besprechungen abgeschafft, in denen über KlientInnen in deren Abwesenheit<br />
geredet wird. Anstelle dessen finden gemeinsame Gruppengespräche von TherapeutInnen<br />
und KlientInnen statt. Zuerst sprechen TherapeutInnen über KlientInnen, dann KlientInnen<br />
über TherapeutInnen, zuletzt sagen beide Gruppen, was sie voneinander brauchen.<br />
Schmidt Gunther, Einführung in die hypnosystemische Therapie und Beratung<br />
Hildegard Fuhrbergs Vortrag , „Das verzauberte Reh und die Quantenphysik – Wie<br />
soziokulturelle Aspekte in der Traumatherapie sensibel genutzt werden können.“<br />
beginnt mit der Frage: Wer bin ich und wieviele? Das ‚Ich‘ ist Teil des ‚Wir‘, aber eine<br />
Beziehung ist mehr als nur ‚Ich‘, auch wenn wir das in Europa – als geistige Kinder der<br />
Aufklärung – manchmal vergessen. Aus dem Vergleich mit anderen Kulturen schließt HF,<br />
dass es nicht ein Ereignis selbst ist, sondern dessen Rahmen und Kontext, die darüber<br />
entscheiden, ob zum einen ein bestimmtes Vorkommnis überhaupt ein Trauma hervorruft,<br />
und ob zum anderen ein Trauma aus der Umgebung heraus geheilt werden kann. Zu diesem<br />
Kontext gehören die Familie sowie der viel größere soziokulturelle Zusammenhang, in denen<br />
eine traumatisierte Person eingebettet ist (z. B. religiös-spirituelle Vorstellungen/Erwartungen<br />
der Gemeinschaft, geschlechtsspezifische Botschaften, religiöse Überzeugungen der/des<br />
Betroffenen, der Grad an Resilienz, den eine Gruppe ihren Mitgliedern vermittelt, usw.). So<br />
gibt es beispielsweise bei den Navajo eine Tradition des Geschichtenerzählens (Geschichten<br />
als Angebote <strong>für</strong> Deutungen), die auf dem Wissen beruht, dass Traumalösung einen<br />
sicheren Hafen, eine sichere Gemeinschaft benötigt. Es ist die gesellschaftliche Metapher<br />
von der Verzauberung, die traumatisierten Menschen in traditionellen Gesellschaften eine<br />
eigene Würde gibt. Dies ist, das lehrt unser eigenes Kulturgut, auch bei uns möglich<br />
gewesen. Daran erinnert die Märchenfigur des „verzauberten Rehs“. So werden in manchen<br />
Gemeinschaften Kinder bereits auf den Umgang mit Übergriffen und Gewalt vorbereitet.<br />
Entsprechend plädiert HF da<strong>für</strong>, dass auch wir uns in unserer Gesellschaft an der Bildung<br />
von tragenden Gemeinschaften beteiligen. Zur Vorbeugung von Traumatisierung ist es<br />
wichtig, in den Kindergärten und Schulen präsent zu sein sowie alle Elemente von<br />
Gemeinschaft zu stärken. Im Fall einer stattgefundenen Traumatisierung weist HF auf vier<br />
wesentliche Aspekte hin: die Notwendigkeit, soziokulturelle Zusammenhänge zu würdigen,<br />
das Bild einer liebevollen Spiritualität (der Vorstellung von einer ‚Gottheit in Windeln‘, d. h.<br />
der Blick auf KlientInnen wie auch auf sich selbst als Therapeut/in als Kinder Gottes), die<br />
Berücksichtigung einer spirituelle Deutung der/s Therapeut/in, und das Verständnis, dass das<br />
Trauma eine irrationale Erfahrung ist und seine Wahrheit deshalb narrativ sein muss. Wie<br />
bereits einige ihrer Vorredner/innen unterstreicht HF die Heilkraft des Rituals, durch das wir