Weiterlesen - Förderkreis für Ganzheitsmedizin Bad Herrenalb e.V.
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Die Kohärenz des Ich zerbricht (Dissoziation), das Ich schrumpft auf Überlebensmodus,<br />
Störung des Raum- und Zeit-Erlebens (‚out-of-body experience‘, Zeitstillstand/raffer/dehnung),<br />
Ohnmacht, Reizüberflutung, Integration der Gefühle, Gedanken und<br />
Handlungen des Täters in unser Selbst (Täterintrojektion) und Zersplitterung der Ich-Identität<br />
(Identitätsdiffusion). Insbesondere im Fall von sexueller Gewalt kann eine Störung der<br />
Subjekt-Objekt-Beziehung auftreten. Nach KKM führt ein Gewalterleben allerdings erst durch<br />
eine anschließende emotionale Vernachlässigung zu einer Traumafolgestörung. Denn wenn<br />
eine Person, an der Gewalt ausgeübt wurde, durch Ruhe und Sicherheit aufgefangen wird,<br />
kann Heilung unmittelbar geschehen. Anders jedoch der Verlauf, wenn die Person weiterem<br />
Stress, Unruhe, Unverständnis ausgesetzt ist und allein gelassen wird. Ihr Urvertrauen ist<br />
durch die erfahrene negative Beziehungserfahrung tiefgreifend erschüttert. Der Lebenssinn<br />
wird in Frage gestellt<br />
Da die Verletzungen und die Gewalt tief in den Körper eingeprägt sind, muss die Heilung<br />
auch über den Körper erfolgen, d. h. ist eine Annäherung über körperbezogene Techniken<br />
nötig, rein verbale Ansätze sind hier nicht ausreichend. U. a. ist es wichtig, eine Reinigung<br />
und Umstellung des übermäßig reagierenden vegetativen Nervensystems vorzunehmen.<br />
Darüber hinaus können spirituelle Erfahrung und Praxis gute Wegbegleiter und Unterstützer<br />
(Ressourcen) sein. Allerdings können durch Meditation alte Traumen aus dem<br />
Körpergedächtnis reaktiviert werden (deshalb ist Meditation evtl. erst sinnvoll und anzuraten,<br />
wenn das Urvertrauen wieder aufgebaut ist). Umgekehrt gehören auch das Wiedererinnern<br />
und Wiedererleben aller psychischen und körperlichen Verletzungen zum spirituellen Weg:<br />
„Alle spirituellen Wege beginnen im Körper“ (Willigis Jäger). Östliche Traditionen tragen<br />
dieser Erkenntnis seit Jahrhunderten Rechnung. Die Hinwendung und Auseinandersetzung<br />
mit einer lebenserhaltenden Informationsmatrix jenseits von Raum und Zeit, eines<br />
transzendenten ordnend-strukturierenden Informationsprozesses mit eigener Seinsqualität –<br />
z. B. symbolisiert als Gott – wirkt als Ressource stabilisierend, gibt Sinn und heilt. „Es gibt<br />
keinen Sinn im Leben, außer man lebt es!“<br />
Madert Karl-Klaus, Trauma und Spiritualität – wie Heilung gelingt.<br />
In ihrem Beitrag „Aufstehen und heilen – und wer hilft mir dabei? Aspekte einer aus<br />
Exerzitien gewachsenen Spiritualität“ weist Elke Rüegger-Haller den Opferbegriff im<br />
Zusammenhang von Missbrauch und Trauma zurück, sie spricht von<br />
(Missbrauchs-)Überlebenden. Und davon, dass versunkene Verletzungen viel Kraft kosten,<br />
uns spalten und lähmen können. Dass wer nicht ‚Ich‘ sagen lernt, auch nicht ‚Nein‘ sagen<br />
kann. Dass jemand, wenn es kein ‚Ich‘ gibt, auch unfähig ist, sich <strong>für</strong> etwas zu entscheiden.<br />
Und dass Überlebende auf ihrem Weg der Heilung zu allererst Achtung und Würdigung<br />
brauchen.<br />
Ihr Heilungsweg gründet sich auf die Ignatianischen Exerzitien, geistliche Übungen, die im<br />
16. Jhd. von Ignatius von Loyola entwickelt wurden. Sie haben die Betrachtung der<br />
Evangelien zum Inhalt, wobei es nicht um das Wissen, sondern vielmehr um die Reflektion<br />
und eigene Anwendung der Geschichten aus dem Leben Jesu, um das Erspüren der Dinge<br />
von innen her geht. Exerzitien werden von diversen Ordensgemeinschaften angeboten, aber<br />
wir können sie auch individuell in unseren Alltag integrieren. Hierbei hilft uns eine gewisse<br />
Gewöhnung, z. B. an einen bestimmten Ort, an dem wir die Übungen durchführen. Zu<br />
Beginn unserer Betrachtungen teilen wir Gott unsere Wünsche mit, um uns <strong>für</strong> das zu öffnen,<br />
was Gott uns geben möchte. Anschließend ‚richten wir den Schauplatz (der gelesenen<br />
Geschichten) her‘; dies führt uns in unsere eigene Geschichte. In diesem Dialog zwischen<br />
Gott und Mensch kann Heilung erfahren werden. „Den Schöpfer mit dem Geschöpf wirken