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Weiterlesen - Förderkreis für Ganzheitsmedizin Bad Herrenalb e.V.

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„ÜBER-WUNDEN<br />

- Trauma, Genesung und Spiritualität“<br />

2. Deutschsprachiger Kongress zu Trauma und Spiritualität<br />

12. bis 14. Oktober 2012, Kurhaus <strong>Bad</strong> <strong>Herrenalb</strong><br />

Zusammenfassung durch Tamara Enhuber<br />

Um Traumata besser verstehen und uns auf den Weg machen zu können, sie zu heilen,<br />

müssen wir uns – so haben die Vorträge, Seminare, Lesungen, Diskussionsbeiträge von<br />

ExpertInnen (PraktikerInnen und Betroffenen) und Musik- und Tanzveranstaltungen des vom<br />

<strong>Förderkreis</strong> <strong>für</strong> <strong>Ganzheitsmedizin</strong> organisierten Kongresses vom 12. bis 14. Oktober 2012 im<br />

<strong>Bad</strong> <strong>Herrenalb</strong>er Kurhaus deutlich gemacht – auch auseinandersetzen mit den Themen<br />

Gewalt, Scham und Trauer, mit den Fragen von Anerkennung und Würde, mit der<br />

Notwendigkeit der Aussöhnung mit den eigenen Schattenseiten wie auch mit der Frage der<br />

Vergebung, mit dem Wirken der Seele und der Heilkraft von Spiritualität, mit der Bedeutung<br />

von Ritualen, Gemeinschaft und anderen Orten der Heilung, und mit der Rolle der<br />

traumatisierten Menschen und der TherapeutInnen in der Traumaarbeit.<br />

Trotz der Themenvielfalt haben die Vorträge immer wieder zueinander gesprochen,<br />

gemeinsame Nahtstellen aufgezeigt, unterschiedliche Perspektiven einzelner Fragen<br />

angeboten. Um den TeilnehmerInnen des Kongresses die Möglichkeit zu geben, die<br />

einzelnen Beiträge nochmal in Ruhe auf sich wirken zu lassen, und anderen, die nicht daran<br />

teilgenommen haben, einen kleinen Eindruck zu verschaffen und ihnen evtl. die Idee einer<br />

weiteren Perspektive, einen neuen Zugang zu der Thematik zu geben, seien die Vor- und<br />

Beiträge nachfolgend zusammengefasst. *<br />

Es gibt keine Zwangserleben (Schmidt), oder, in anderen Worten: es ist nicht das Ereignis an<br />

sich oder allein, sondern der Kontext, in dem eine Gewalterfahrung erlebt wird, der ein<br />

Trauma hervorruft (Beaumont, Kachler). Im Rahmen von Gemeinschaft und wenn unserer<br />

Seele Raum gegeben wird, kann einer Traumatisierung vorgebeugt werden (Pater Grün,<br />

Fuhrberg), auch wenn eine Person, an der Gewalt ausgeübt wurde, durch Ruhe und<br />

Sicherheit aufgefangen wird, kann Heilung unmittelbar geschehen (Madert). Doch wo diese<br />

Voraussetzungen nicht gegeben sind, wo Menschen nicht die erforderlichen Kapazitäten<br />

entwickeln konnten, sich adäquat gegenüber einem (lebens)bedrohlichen Ereignis zu<br />

schützen (Beaumont), wo unsere inneren Netzwerke uns nur Erinnerungen von Opfer-, Leid-<br />

und Hilflosigkeit anbieten (Schmidt), kann sich ein solches Ereignis traumatisierend auf uns<br />

auswirken.<br />

In der Traumatherapie müssen wir uns von der Illusion der Objektivierbarkeit (Schmidt) , von<br />

einem falsch verstandenen Expertentum (Beaumont) lösen, müssen die kulturellen Kontext<br />

der traumatisierten Person berücksichtigen (Fuhrberg), als TherapeutInnen auf unsere<br />

Intuition vertrauen, die Seele befragen, was ist(Beaumont), aber, vor allem, müssen die<br />

‚autorisierte Autorität‘ immer bei der/m KlientIn verorten (Schmidt). Als einer der zentralen<br />

Punkte in der Traumaarbeit wurde herausgestellt, dass am Anfang (und selbstredend in dem<br />

* * Eine Zusammenfassung kann –trotz der relativen Ausführlichkeit – immer nur eine<br />

Zusammenfassung bleiben, kann nicht jedes Beispiel oder Nuance wiedergeben, auch wenn<br />

möglicher Weise gerade jene <strong>für</strong> die Eine oder den Anderen einen Aha-Effekt ausgelöst haben mögen.<br />

Die Berichterstatterin hat versucht, die zentralen Argumente und Perspektiven der ReferentInnen<br />

aufzugreifen und in möglichst kohärenter Weise uninterpretiert und unkommentiert wiederzugeben.


gesamten Prozess) des Heilungswegs eine genuine Anerkennung, Würdigung und Achtung<br />

des erfahrenen Leids/Schmerzes (Laurischk, Rüegger-Haller, Schmidt) stehen muss. In<br />

einem weiteren Schritt ist es jedoch ebenso erforderlich, die Kompetenz und Leistung<br />

unserer Seele, uns Schutz in (lebens)bedrohlichen Situationen geleistet, uns vielleicht durch<br />

eine dysfunktionale Familien geführt zu haben, anzuerkennen. Und so die Funktion von<br />

Scham als der ‚Hüterin unserer Würde‘ (Marks). Da wo Trauma im Kontext von Trauer<br />

ausgelöst wird, können sich komplexe Dynamiken zwischen Trauma und Trauer entwickeln,<br />

können doppelte Störungen und Traumata entstehen. Dies macht es erforderlich, den jeweils<br />

anderen Aspekt in Traumatherapie und Trauerbegleitung zu berücksichtigen (Kachler).<br />

In mehreren Zusammenhängen wurde die Aufmerksamkeit auf verdeckte, subtile Formen<br />

von Gewalt, z. B. in Ideologien oder der Sprache, gerichtet und ihrer Wirkung auf unsere<br />

(Eigen-)Wahrnehmung , auf unsere Seele (Beaumont) und unseren Körper (Madert) betont.<br />

So fühlt es sich beispielsweise unterschiedlich an, ob wir von ‚Opfer‘ oder<br />

‚Missbrauchsüberlender/m‘ sprechen (Rüegger-Haller) oder ob wir das Wort ‚Missbrauch‘<br />

gebrauchen oder durch ‚Gewalt‘ ersetzen.<br />

Immer wieder war von (spirituellen) Orten der Heilung die Rede, die z. B. in der<br />

Gemeinschaft liegen können (Fuhrberg, Grün, Madert) oder Orten, an denen unser Leid<br />

nicht (von außen) vergessen wird (Schmidt), oder an denen wir geliebten Menschen, die wir<br />

verloren haben, begegnen können (Kachler). Heilung kann geschehen durch die<br />

Einbeziehung unserer Seele (Beaumont), durch Spiritualität, Körpertechniken (Madert), in<br />

Ritualen wie Gebet, Meditation, Musik, körperlicher Bewegung (Grün), Exerzitien (Ruegger-<br />

Haller), durch die Übertragung von Gleichnissen (Grün), durch den bewussten Aufbau von<br />

stärkenden inneren Netzwerken (Schmidt), in Beziehungen (innerhalb eines ‚Raumes‘), in<br />

dem alle Beteiligten Anerkennung, Schutz, Zugehörigkeit und Integrität erfahren (Marks).<br />

Die Antworten auf die Frage, ob der letzte Schritt der Heilung in der Vergebung liegen kann<br />

oder muss – vielleicht die Frage, um der auf dem Kongress am meisten gerungen wurde –,<br />

zeigen viele Nuancen: Für Anselm Grün heißt Vergeben, dass ich etwas beim Anderen lasse.<br />

Elke Rüegger-Haller überlässt den Täter Gott und plädiert da<strong>für</strong>, dass ein/e<br />

Missbrauchsüberlebende/r nicht vergeben muss. Auch Hunter Beaumont betont, dass wir<br />

nicht von den Opfern verlangen sollen, dass sie verzeihen müssen, um sie nicht ein zweites<br />

Mal zu Opfern zu machen. Aber gleichzeitig, so seine Feststellung, ginge es nicht ohne<br />

Verzeihen. Die Frage sei nur, was man darunter versteht. Martin Luther King sprach in<br />

diesem Zusammenhang von der Erkenntnis, dass man einen Weg finden müsse das Leben<br />

fortzusetzen. H. Beaumont schlägt vor, dass dies auch eine Entlassung, auch Entlastung,<br />

des Täters erfordere. Michael Tischinger sieht in der Aussöhnung den Königsweg, denn ohne<br />

Vergebung verbleiben wir in der Macht der Täter und setzen uns immer wieder der Situation<br />

des Wiedererlebens aus. Für ihn wiederum bedeutet Vergebung nicht die Entbindung des<br />

Täters von seinen Taten, sondern ein Loslassen des Täters. Das Problem uns selbst<br />

vergeben zu können, liegt, so Anselm Grün, darin, dass wir zu hohe Idealbilder von uns in<br />

uns tragen und Schuld somit unser Selbstbild in Frage stellt. Mir selbst zu vergeben setzt<br />

voraus einzuräumen, dass ich nicht so bin, wie ich dachte. Das heißt Demut zu üben.<br />

Eine große Zuversicht, dass Heilung möglich ist, steckt in der Vorstellung, dass es in uns<br />

allen einen Raum gibt, in dem wir heil und ganz sind (Grün spricht von dem ‚göttliches Kind<br />

in uns‘), dem Streben uns rückzuverbinden zu der Vollkommenheit unseres Ursprungs<br />

(Fuhrberg schlägt uns vor, uns als ‚Gottheit in Windeln‘ zu verstehen). Möglicher Weise sind<br />

Traumata nicht (immer) vollständig heilbar, aber wir können uns entscheiden, sie als Teil<br />

unseres Lebens annehmen (Grün), ihre Erfahrung vielleicht auch als Etappe auf unserem


Weg zur Ganzwerdung, auf unserem spirituellen Weg erkennen (Roth, Rüegger), sie <strong>für</strong> die<br />

Gemeinschaft nutzbar machen (Fuhrberg).<br />

Aus Kornelius Roths Einführungsworten lassen sich sowohl ein zentrales Ziel als auch die<br />

Sinngebung ganzheitlicher Traumaarbeit zusammenfassen und mit den beiden weiteren<br />

Kongressthemen verbinden: Unter all der Hilflosigkeit, Ohnmacht, Schuld, Scham und Angst,<br />

die ein Trauma definieren, gibt es etwas Unzerstörbares in uns allen, aus dem Wert und<br />

Würde fließen. Ein wesentlicher Aspekt in der Traumatherapie liegt darin, Betroffene dabei zu<br />

unterstützen, den Zugang zu diesem heilen Anteil zu finden und sich weiter auf ihrem Weg<br />

machen zu können, nach dem Motto aus den 12 Schritte Gruppen: „Religion ist <strong>für</strong><br />

diejenigen, die nicht in die Hölle wollen. Spiritualität ist <strong>für</strong> die Menschen, die schon in der<br />

Hölle waren.“<br />

In seinem Vortrag „Scham: Hüterin der Würde des Menschen“ spricht Stephan Marks<br />

von ‚den vier Themen der Scham‘: Anerkennung, Schutz, Zugehörigkeit und Integrität. Wenn<br />

diese Bedürfnisse versagt oder verletzt werden oder – im Fall des Bedürfnisses nach Schutz<br />

– dieses nur von einem gewalttätigen Gegenüber ersucht werden kann, können wir eine<br />

Beschämung und/oder Scham erleben. Das heißt, immer dann, wenn wir missachtet,<br />

ignoriert oder übersehen, eben nicht anerkannt werden; wenn wir – paradoxer Weise –<br />

Schutz suchen bei unserem Folterer, Vergewaltiger oder einem/r anderen, der/die uns<br />

missbraucht; wenn wir den Normen oder Erwartungen unserer Umgebung oder der<br />

Gesellschaft nicht entsprechen; wenn wir gezwungen werden, Gewalt auszuüben oder<br />

ZeugInnen von Gewalt und Unrecht werden und unsere eigenen Erwartungen an uns nicht<br />

mehr übereinstimmen mit unserem Verhalten. Wie einschneidend wir Scham empfinden<br />

mögen, zeigt sich vielleicht daran, dass unser Gehirn hier die gleichen Funktionen benutzt<br />

wie beim Empfinden von existenzieller Angst. Im Zustand von Scham rutschen wir, wie<br />

Donald Nathanson zeigt, im Gehirn sozusagen „nach unten“ zum Reptilienverhalten, d. h.<br />

Fliehen, Angreifen oder Verstecken.<br />

Scham ist universell, aber sowohl die Schamgrenzen als auch der Umgang mit Scham sind<br />

individuell und kulturell unterschiedlich. So gibt es auch eine geschlechtsspezifische<br />

Unterscheidung: Während Männer sich eher z.B. arrogant geben, ihre Scham auf andere<br />

projizieren und andere zwingen sich zu schämen, tendieren Frauen dazu, die Scham gegen<br />

sich selbst zu richten, ihr „Licht unter den Scheffel zu stellen“, sich unsichtbar zu machen<br />

oder einem Perfektionismus zu verfallen. Scham ist eine Gruppe von Gefühlen, kann<br />

verschieden tief und lang erlebt werden. Im Zustand der Scham kreisen wir uns ein; Scham<br />

isoliert uns, trennt uns von anderen, unterbricht die Beziehung(en). Solange wir die Scham<br />

nicht aufgelöst haben, kann es sein, dass wir sie – wie auch unsere Opferschaft, die sie<br />

ausgelöst hat – weiterreichen: innerhalb unserer Familie, möglicher Weise über viele<br />

Generationen, aber auch nach außen. Es kann passieren, dass entweder unser ‚Gefäß der<br />

Scham‘ überläuft und zu einem Sprung in die Gewalt führt, die uns erträglicher erscheint als<br />

unsere Scham, oder dass wir aus zu viel Scham Verhaltensweisen entwickeln, die uns sehr<br />

schädigen. Aus diesem Grund ist zu beachten, dass in der Arbeit mit Menschen nicht zu viel<br />

Scham auftauchen darf (was allerdings nicht bedeuten soll, dass sie negiert oder ignoriert<br />

werden soll). Auf der Makroebene der Gesellschaft sind es Teilgruppen des Gesamtsystems<br />

(z. B. im Nationalsozialismus ‚die Juden‘, ‚die Zigeuner‘, etc.), denen die Funktion<br />

zugewiesen wird, das Zuviel an Scham innerhalb einer Gesellschaft aufzusaugen. Bei all<br />

dem nimmt es nicht Wunder, dass Scham negativ besetzt, tabuisiert ist. In dieser einseitigen<br />

Wahrnehmung sieht SM jedoch ein großes Problem, da diese zum Verlust der eigentlichen<br />

Aufgabe von Scham führe: der Bewahrung der Würde des Menschen. Indem die Scham uns


etwas an uns zeige, was oder wie wir nicht sein wollten, helfe sie uns, unsere Würde<br />

aufrecht zu erhalten bzw. sie wieder herzustellen. Aus diesem Grund sei es wichtig, dass wir<br />

der Scham einen Raum zur Verfügung stellen, so dass Anerkennung, Schutz und Integrität<br />

und Zugehörigkeit leben können. Darüber hinaus läge in ihr die Chance auf Veränderung von<br />

ungerechten, gewalttätigen gesellschaftlichen Prozessen und Strukturen. Wer sich z. B.<br />

seiner Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe schäme, könne seine Scham – anstelle als<br />

Makel – als Aufforderung, als Chance verstehen, seine Identität neu zu deuten und zu<br />

wandeln.<br />

Marks Stephan, Scham - die tabuisierte Emotion. (3. Auflage)<br />

Marks Stephan, Die Würde des Menschen oder Der blinde Fleck in unserer Gesellschaft.<br />

Roland Kachler weist in seinem Beitrag „‘Dein Tod verwundet mich.‘ Die Arbeit mit<br />

traumatischen Verlusten“ auf das Zusammenwirken von Trauma und Trauer / Verlust hin.<br />

Insbesonders plötzliche und unerwartete Verluste sowie Verluste, die durch Gewalt<br />

entstehen, können ein Trauma verursachen. Für RK hat dies fünf Konsequenzen <strong>für</strong> die<br />

Trauma- und Trauerarbeit zur Folge. Erstens ist zu beachten, dass es nicht immer der<br />

Verlust an sich ist, sondern vielmehr der Kontext, in dem der Verlust erfahren wird (z. B. das<br />

Miterleben des Todes eines Nahestehenden, das Auffinden des Verstorbenen, die Umstände<br />

der Überbringung der Todesnachricht, oder auch vorgestellte Bilder vom Sterben des nahen<br />

Menschen), der ein Trauma hervorruft. Häufig sind es gerade diese peritraumatischen<br />

Kontexte, die am schmerzhaftesten erlebt werden. Zweitens kann die Paarung von Trauma<br />

und Trauer eine doppelte dissoziative Reaktion auf den Verlust und den Schock zur Folge<br />

haben, die sich in Erstarrung/Freezing, Derealisation und Depersonalisation, einer<br />

veränderten Zeitwahrnehmung und Flashbacks äußern kann. Trauma und Trauer können<br />

sich gegenseitig antriggern, verstärken, blockieren oder als internale Retraumatisierung<br />

fixieren und eine komplizierte Trauma-Trauer-Folgestörung nach sich ziehen. Dies bedeutet,<br />

dass sowohl in der Traumatherapie wie auch in der Trauerbegleitung der jeweils andere<br />

Aspekt berücksichtigt werden muss. Darüber hinaus sei in der Trauma-Trauer-Konstellation,<br />

so RK, in der Regel von zwei Traumata auszugehen: dem Trauma der verstorbenen und dem<br />

Trauma der trauernden Person. Dies erfordere eine zweifache Traumatherapie. Drittens ist<br />

es hilfreich, die therapeutische Stabilisierungsarbeit auf fünf Eckpfeiler zu stellen: Herstellung<br />

einer äußeren Stabilität (z. B. anhand von Alltagsritualen), Containing (d. h. das Benennen<br />

und Aushalten des Schrecklichen des Traumas wie des Untröstlichen des Verlustes),<br />

Stärkung der Beziehung zu der verstorbenen Person als heilsame Ressource, Finden eines<br />

sicheren heilsamen Ortes <strong>für</strong> den trauernden Menschen sowie eines bewahrenden<br />

heilsamen Ortes <strong>für</strong> traumatisierende Bilder. Für eine Transformation des zweifachen<br />

Traumas ist, viertens, wichtig zu klären, was die Verstorbenen und die Trauernden brauchen.<br />

Für die Bergung beider spielen Spiritualität (als etwas Größeres und Umfassenderes,<br />

Stärkeres und Haltendes, Weiseres und Heilendes), archetypische Bilder aus dem<br />

kollektiven Unbewussten, die Liebe zu der verstorbenen Person, Begleitgestalten und –<br />

symbole sowie ein würdiger Abschiedsort und ggf. ein sicherer heilsamer Begegnungsort<br />

eine bedeutende Rolle. In Roland Kachlers Hypnosystemischer Trauerarbeit geht es,<br />

fünftens, darum, einen sicheren und heilsamen Ort – in der Erinnerung / im Gedenken, in der<br />

Transzendenz, oder in Form des eigenen Körpers – zu finden, an dem wir den geliebten<br />

Mensch gut aufgehoben wissen und über den wir die innere Beziehung zu ihm weiter leben<br />

dürfen. Last but not least betont RK, dass Kinder sowohl anders trauern als auch Traumata<br />

anders erleben. Neben ihrer eigenen Trauer um ihren Verlust übernehmen sie zusätzlich die<br />

Trauer ihrer Umwelt als auch systemische Trauer.<br />

Kachler Roland, Meine Trauer wird dich finden. Ein neuer Ansatz in der Trauerarbeit


Kachler Roland, Hypnosystemische Trauerbegleitung. Ein Leitfaden <strong>für</strong> die Praxis<br />

Für Pater Anselm Grün ist es die Verwandlung, die uns heilen kann. Doch, „verwandeln<br />

kann sich nur, was ich anschaue, was ich Gott hinhalte“. In seinem Vortrag „Spirituelle Orte<br />

der Heilung“ stellt Pater Anselm Grün Jesus als inneren Arzt vor, der uns seine Gleichnisse<br />

als Therapiemethode anbietet. Die Heilungsgeschichte des Aussätzigen lehrt uns, dass wer<br />

sich nicht selbst annehmen kann, sich auch von anderen ausgesetzt fühlt. So muss sich<br />

auch ein traumatisierter Mensch selbst (wieder) annehmen, dass Heilung geschehen kann.<br />

Jesus‘ Heilung einer taubstummen Frau erzählt davon, dass Verletzungen uns ‚zu‘ machen,<br />

verstummen lassen. Es braucht einen Raum des Vertrauens, in dem nicht bewertet –<br />

moralisiert oder pathologisiert – wird, es braucht eine Berührung. Wenn der Traumatisierte<br />

selbst kein Gefühl spürt, muss die Therapeutin es stellvertretend ausdrücken, ihm Mut<br />

machen, einladen, die eigenen Gefühle anzunehmen. Das Gespräch schafft Gemeinschaft<br />

und ist ein wichtiger Ort der Heilung. PAG spricht von der spirituellen Dimension jeder<br />

Heilung: sich dem gegenüber öffnen, was größer ist als wir. Aus der Geschichte des Blinden<br />

lernen wir, dass wir nicht unsere Augen gegenüber unseren Schattenseiten verschließen<br />

dürfen, sondern dass wir uns mit ihnen aussöhnen müssen. Das Gleichnis mit dem Krüppel<br />

will uns sagen, dass wer sich hasst (‚Ich entspreche nicht dem Idealbild‘) hässlich wird. Den<br />

Kranken heilt Jesus in vier Schritten: er sieht ihn an (= gibt ihm Ansehen), er versteht ihn (=<br />

steht vor ihm, steht <strong>für</strong> ihn ein, steht etwas mit ihm durch), er fragt ihn, ob er gesund werden<br />

wolle (= fordert seinen Willen heraus), und er fordert ihn auf, aufzustehen, sein Bett zu<br />

nehmen und zu gehen (= seine Hemmungen und Blockaden zu überwinden).<br />

Oft, so Pater Anselm Grün, können wir Traumata nicht völlig heilen, sie bleiben dann ein Teil<br />

von uns. Aber wir können sie integrieren und uns mit ihnen aufmachen. Das ist im Bildnis<br />

des Turms ausgedrückt. Der Turm ist das Bild der Ganzwerdung. Das Material des Turms<br />

sind Steine meines Lebens. Sie sind nicht alle ideal, manche sind brüchig (auch meine<br />

Wunden gehören zu meiner Geschichte), aber sie bilden meinen Turm. So dürfen wir auch<br />

unsere Wurzeln niemals abschneiden; wenn sie vergiftet sind, können wir sie reinigen. Um<br />

unseren Turm zu bauen, müssen wir ‚materialgerecht‘ arbeiten, d. h. jede/r von uns muss<br />

nachspüren: „Was brauche ich? Was ist mein Material? Wenn wir aus unseren Feinden<br />

Freunde machen, müssen wir uns nicht in den Grabenkämpfen selbst verlieren. Ebenso<br />

kann Angst zu unserer Freundin werden, da sie uns – wenn wir sie ernst nehmen, anstelle<br />

sie unbesehen verscheuchen zu wollen – zeigt, dass wir falsche Grundannahmen haben.<br />

Wir müssen gewahr werden, dass wir alle ein verletztes und ein göttliches Kind in uns<br />

haben. „Nur was heilig ist, vermag zu heilen.“ Mit Ritualen schaffen wir eine heilige Zeit. Das<br />

Gebet ebnet uns einen Weg zu einem inneren Raum der Stille, zu einem Raum unter<br />

unseren Verletzungen, in dem wir frei sind von der Macht und den Meinungen der anderen,<br />

in dem wir heil und ganz sind, ursprünglich und authentisch, rein und klar. Unser innerster<br />

Kern kann auch durch Trauma nicht zerstört werden. Da wo das Geheimnis Gottes in uns<br />

wohnt, können wir daheim sein. Das Kreuz ist das Hoffnungsbild, dass alles verwandelt<br />

werden kann, es ist das Bild der Auferstehung und der Heilwerdung.<br />

Grün Anselm, Jesus als Therapeut. Die heilende Kraft der Gleichnisse<br />

Karl-Klaus Madert stellt in seinem Vortrag „Trauma und Spiritualität – Wenn der<br />

Lebenssinn erschüttert ist“ vor, wie durch Spiritualität Heilung gelingen kann. In einer<br />

traumatisierten Situation sind alle sinnvollen Handlungsmöglichkeiten ausgeschöpft. Das Ich<br />

findet sich nicht mehr zurecht, der Stress wird übergroß und die Welt wird unerträglich wie<br />

bei einem Alptraum. Dieser Stress führt zu einer Hirnfunktionsstörung. Die möglichen Folgen:


Die Kohärenz des Ich zerbricht (Dissoziation), das Ich schrumpft auf Überlebensmodus,<br />

Störung des Raum- und Zeit-Erlebens (‚out-of-body experience‘, Zeitstillstand/raffer/dehnung),<br />

Ohnmacht, Reizüberflutung, Integration der Gefühle, Gedanken und<br />

Handlungen des Täters in unser Selbst (Täterintrojektion) und Zersplitterung der Ich-Identität<br />

(Identitätsdiffusion). Insbesondere im Fall von sexueller Gewalt kann eine Störung der<br />

Subjekt-Objekt-Beziehung auftreten. Nach KKM führt ein Gewalterleben allerdings erst durch<br />

eine anschließende emotionale Vernachlässigung zu einer Traumafolgestörung. Denn wenn<br />

eine Person, an der Gewalt ausgeübt wurde, durch Ruhe und Sicherheit aufgefangen wird,<br />

kann Heilung unmittelbar geschehen. Anders jedoch der Verlauf, wenn die Person weiterem<br />

Stress, Unruhe, Unverständnis ausgesetzt ist und allein gelassen wird. Ihr Urvertrauen ist<br />

durch die erfahrene negative Beziehungserfahrung tiefgreifend erschüttert. Der Lebenssinn<br />

wird in Frage gestellt<br />

Da die Verletzungen und die Gewalt tief in den Körper eingeprägt sind, muss die Heilung<br />

auch über den Körper erfolgen, d. h. ist eine Annäherung über körperbezogene Techniken<br />

nötig, rein verbale Ansätze sind hier nicht ausreichend. U. a. ist es wichtig, eine Reinigung<br />

und Umstellung des übermäßig reagierenden vegetativen Nervensystems vorzunehmen.<br />

Darüber hinaus können spirituelle Erfahrung und Praxis gute Wegbegleiter und Unterstützer<br />

(Ressourcen) sein. Allerdings können durch Meditation alte Traumen aus dem<br />

Körpergedächtnis reaktiviert werden (deshalb ist Meditation evtl. erst sinnvoll und anzuraten,<br />

wenn das Urvertrauen wieder aufgebaut ist). Umgekehrt gehören auch das Wiedererinnern<br />

und Wiedererleben aller psychischen und körperlichen Verletzungen zum spirituellen Weg:<br />

„Alle spirituellen Wege beginnen im Körper“ (Willigis Jäger). Östliche Traditionen tragen<br />

dieser Erkenntnis seit Jahrhunderten Rechnung. Die Hinwendung und Auseinandersetzung<br />

mit einer lebenserhaltenden Informationsmatrix jenseits von Raum und Zeit, eines<br />

transzendenten ordnend-strukturierenden Informationsprozesses mit eigener Seinsqualität –<br />

z. B. symbolisiert als Gott – wirkt als Ressource stabilisierend, gibt Sinn und heilt. „Es gibt<br />

keinen Sinn im Leben, außer man lebt es!“<br />

Madert Karl-Klaus, Trauma und Spiritualität – wie Heilung gelingt.<br />

In ihrem Beitrag „Aufstehen und heilen – und wer hilft mir dabei? Aspekte einer aus<br />

Exerzitien gewachsenen Spiritualität“ weist Elke Rüegger-Haller den Opferbegriff im<br />

Zusammenhang von Missbrauch und Trauma zurück, sie spricht von<br />

(Missbrauchs-)Überlebenden. Und davon, dass versunkene Verletzungen viel Kraft kosten,<br />

uns spalten und lähmen können. Dass wer nicht ‚Ich‘ sagen lernt, auch nicht ‚Nein‘ sagen<br />

kann. Dass jemand, wenn es kein ‚Ich‘ gibt, auch unfähig ist, sich <strong>für</strong> etwas zu entscheiden.<br />

Und dass Überlebende auf ihrem Weg der Heilung zu allererst Achtung und Würdigung<br />

brauchen.<br />

Ihr Heilungsweg gründet sich auf die Ignatianischen Exerzitien, geistliche Übungen, die im<br />

16. Jhd. von Ignatius von Loyola entwickelt wurden. Sie haben die Betrachtung der<br />

Evangelien zum Inhalt, wobei es nicht um das Wissen, sondern vielmehr um die Reflektion<br />

und eigene Anwendung der Geschichten aus dem Leben Jesu, um das Erspüren der Dinge<br />

von innen her geht. Exerzitien werden von diversen Ordensgemeinschaften angeboten, aber<br />

wir können sie auch individuell in unseren Alltag integrieren. Hierbei hilft uns eine gewisse<br />

Gewöhnung, z. B. an einen bestimmten Ort, an dem wir die Übungen durchführen. Zu<br />

Beginn unserer Betrachtungen teilen wir Gott unsere Wünsche mit, um uns <strong>für</strong> das zu öffnen,<br />

was Gott uns geben möchte. Anschließend ‚richten wir den Schauplatz (der gelesenen<br />

Geschichten) her‘; dies führt uns in unsere eigene Geschichte. In diesem Dialog zwischen<br />

Gott und Mensch kann Heilung erfahren werden. „Den Schöpfer mit dem Geschöpf wirken


lassen, und das Geschöpf mit dem Schöpfer“ (Loyola). Heilung, so ERH heißt jedoch nicht,<br />

dass nicht möglicher Weise gelegentliche Lähmungen, eine Narbe zurück bleiben können.<br />

Aber vielleicht dienen sie als Aufforderung, mit uns selbst liebevoll umzugehen.<br />

Rüegger-Halle Elke, Aufstehen und Heilen: Missbrauch und Exerzitien<br />

Einen Schlüssel <strong>für</strong> den Weg „Vom ‚Trauma‘ zum befreiten Leben“ sieht Gunther<br />

Schmidt in der Anerkennung der letztendlichen Autorität der traumatisierten Person. Wenn<br />

wir als Therapeuten über Menschen reden, führt das zu der Illusion einer Objektivierbarkeit.<br />

Natürlich können wir abstrahieren, können Hypothesen bilden, aber wir müssen immer den<br />

Einzelfall sehen und offen zuhören. Die ‚autorisierte Autorität‘, so GS, liegt immer beim<br />

Klienten! Als Psychotherapeut versteht er sich als ‚Realitätenkellner‘: „Ich kann – in einer<br />

fragenden Haltung – ein Menü anbieten, die Auswahl jedoch trifft immer der ‚Gast‘“. Dabei ist<br />

nicht entscheidend, dass der Therapeut perfekt ist, sondern dass er ‚er selbst‘ ist, sich<br />

einbringt. Eng verknüpft mit der Vorstellung der Objektivierbarkeit ist die durch die Literatur<br />

bewirkte stark vertretene Denkweise des ‚Zwangserlebens‘: „Weil ich das und das erlebt<br />

habe, muss ich das und das heute erleben“. Aber nach GS gibt keinen Wiederholungszwang,<br />

immer nur eine Wiederholungseinladung. Die Vergangenheit bestimmt nie die Wirkung in der<br />

Gegenwart, sondern die Bestimmung der Gegenwart bestimmt unseren Umgang mit der<br />

Vergangenheit. Unser Erleben steht nie fest, es wird vielmehr in jedem Moment neu<br />

hergestellt. Es ist also der Sinn, den wir einem Ereignis geben, unsere Wahrnehmung des<br />

Ereignisses, nicht das Ereignis selbst, das etwas in uns auslöst. Nach GS sollten wir<br />

eigentlich von Wahrgebung sprechen, da wir im Grunde nur ‚hochrechnen‘, was wir sehen<br />

(83% der Nerven, die das Sehen ermöglichen, haben gar keine Verbindung nach außen).<br />

Das funktioniert in etwa so: Um jede erlebte Episode, die mit Emotionen besetzt war, bilden<br />

sich Netzwerke. Wenn wir uns ‚erinnern‘, bildet eine davon den Hauptfilm. Welche das tut,<br />

hängt davon ab, welche Netzwerkelemente gerade in der Gegenwart präsent sind (und an<br />

andere anknüpfen). Zur Veranschaulichung erzählt GS folgende Geschichte: Ein Mann<br />

verlebt einen wunderschönen, perfekten Tag. Ganz plötzlich überkommt ihn am Abend eine<br />

unerklärliche tiefe Traurigkeit und er muss weinen. Später stellt sich heraus, dass im<br />

Hintergrund ein Lied erklungen war, das auch während der Beerdigung seines Vaters, die<br />

vor Jahren stattgefunden hatte, gespielt worden war. Flashbacks suggerieren, dass „es<br />

wieder so ist wie damals“. Denn das Opfer-Ich hat keine Vorstellung von Veränderung. Es<br />

hat nur Erinnerung an Opfer-, Leid-, Hilflosigkeitserfahrung: „Mit mir wurde etwas gemacht.“<br />

Doch in der Schilderung eines Problems ist bereits eine Produktion des Problems angelegt.<br />

Die Art, wie wir etwas benennen, beschreiben, usw. hat eine große Bedeutung da<strong>für</strong>, wie der<br />

Körper auf uns reagiert.<br />

Genau hier kann die Traumatherapie ansetzen. Durch die Veränderung von nur ein, zwei<br />

Elementen im Netzwerk erschließen sich neue Netzwerke. Diesen Mechanismus können wir<br />

uns selbstwirksam zu Nutze machen, indem wir die Art der Beschreibung eines Phänomens,<br />

die Benennung, die Bewertung, die Erklärung da<strong>für</strong>, unsere Schlussfolgerung, unsere Selbst-<br />

Beziehung, oder den Vergleich mit Anderen verändern. So hat es eine vollkommen<br />

unterschiedliche Wirkung, ob wir etwas ‚Verwirrung‘ nennen und eine Ohnmacht, ein Zittern<br />

oder die ‚Unfähigkeit sich zu entspannen‘ mit Schwäche assoziieren, oder ob wir die<br />

Schlauheit und lösungsorientierte Leistung unseres Körpers erkennen und würdigen, mit der<br />

er uns mithilfe dieser Reaktionen in einer bedrohlichen Situation geschützt hat (z. B. vor dem<br />

cholerischen, prügelnden Vater). Wenn es gelingt, diese Kompetenzen in der Therapie<br />

erspürbar, erlebbar zu machen, können sie unterstützende Netzwerkelemente bilden, die ein<br />

anderes Ich entstehen lassen und einen neuen, befreienden Hauptfilm produzieren können.


Allerdings kann es <strong>für</strong> den Therapieverlauf mitunter auch sinnvoll sein, Ambivalenzen stehen<br />

zu lassen. Wenn z. B. ein Klient sehr misstrauisch, zittrig o. ä. ist, ist es hilfreich, eine Instanz<br />

in ihm misstrauisch, zittrig sein zu lassen. Dies hilft den anderen Instanzen sich zu<br />

entspannen und sich dem Therapeuten anzuvertrauen. Eine Möglichkeit dazu ist, den<br />

Klienten aufzufordern, immer alles kritisch vom Therapeuten zu hinterfragen. Oder falls sich<br />

beispielsweise eine Seite in jemandem immer schuldig spricht und die Person sich nicht<br />

davon lösen kann, kann und darf man es ihm vielleicht nicht nehmen, um ihm seine<br />

Autonomie zu lassen und darin zu achten.<br />

Nicht zuletzt ist es wichtig zu beachten, dass die leidende Seite Angst hat vor einer Lösung<br />

im Sinne eines (äußeren) Vergessens des Leids. Zum Wiederherstellen von Würde gehört<br />

die Anerkennung des Erlebten. Eine geeignete Methode hier<strong>für</strong> sind ‚Mahnmalrituale‘,<br />

innerhalb derer den Menschen versichert wird, dass ihres Leids gedacht wird.<br />

Um hier den Kreis zum Beitragsanfang zu schließen: In der Klinik von Gunther Schmidt<br />

wurden Besprechungen abgeschafft, in denen über KlientInnen in deren Abwesenheit<br />

geredet wird. Anstelle dessen finden gemeinsame Gruppengespräche von TherapeutInnen<br />

und KlientInnen statt. Zuerst sprechen TherapeutInnen über KlientInnen, dann KlientInnen<br />

über TherapeutInnen, zuletzt sagen beide Gruppen, was sie voneinander brauchen.<br />

Schmidt Gunther, Einführung in die hypnosystemische Therapie und Beratung<br />

Hildegard Fuhrbergs Vortrag , „Das verzauberte Reh und die Quantenphysik – Wie<br />

soziokulturelle Aspekte in der Traumatherapie sensibel genutzt werden können.“<br />

beginnt mit der Frage: Wer bin ich und wieviele? Das ‚Ich‘ ist Teil des ‚Wir‘, aber eine<br />

Beziehung ist mehr als nur ‚Ich‘, auch wenn wir das in Europa – als geistige Kinder der<br />

Aufklärung – manchmal vergessen. Aus dem Vergleich mit anderen Kulturen schließt HF,<br />

dass es nicht ein Ereignis selbst ist, sondern dessen Rahmen und Kontext, die darüber<br />

entscheiden, ob zum einen ein bestimmtes Vorkommnis überhaupt ein Trauma hervorruft,<br />

und ob zum anderen ein Trauma aus der Umgebung heraus geheilt werden kann. Zu diesem<br />

Kontext gehören die Familie sowie der viel größere soziokulturelle Zusammenhang, in denen<br />

eine traumatisierte Person eingebettet ist (z. B. religiös-spirituelle Vorstellungen/Erwartungen<br />

der Gemeinschaft, geschlechtsspezifische Botschaften, religiöse Überzeugungen der/des<br />

Betroffenen, der Grad an Resilienz, den eine Gruppe ihren Mitgliedern vermittelt, usw.). So<br />

gibt es beispielsweise bei den Navajo eine Tradition des Geschichtenerzählens (Geschichten<br />

als Angebote <strong>für</strong> Deutungen), die auf dem Wissen beruht, dass Traumalösung einen<br />

sicheren Hafen, eine sichere Gemeinschaft benötigt. Es ist die gesellschaftliche Metapher<br />

von der Verzauberung, die traumatisierten Menschen in traditionellen Gesellschaften eine<br />

eigene Würde gibt. Dies ist, das lehrt unser eigenes Kulturgut, auch bei uns möglich<br />

gewesen. Daran erinnert die Märchenfigur des „verzauberten Rehs“. So werden in manchen<br />

Gemeinschaften Kinder bereits auf den Umgang mit Übergriffen und Gewalt vorbereitet.<br />

Entsprechend plädiert HF da<strong>für</strong>, dass auch wir uns in unserer Gesellschaft an der Bildung<br />

von tragenden Gemeinschaften beteiligen. Zur Vorbeugung von Traumatisierung ist es<br />

wichtig, in den Kindergärten und Schulen präsent zu sein sowie alle Elemente von<br />

Gemeinschaft zu stärken. Im Fall einer stattgefundenen Traumatisierung weist HF auf vier<br />

wesentliche Aspekte hin: die Notwendigkeit, soziokulturelle Zusammenhänge zu würdigen,<br />

das Bild einer liebevollen Spiritualität (der Vorstellung von einer ‚Gottheit in Windeln‘, d. h.<br />

der Blick auf KlientInnen wie auch auf sich selbst als Therapeut/in als Kinder Gottes), die<br />

Berücksichtigung einer spirituelle Deutung der/s Therapeut/in, und das Verständnis, dass das<br />

Trauma eine irrationale Erfahrung ist und seine Wahrheit deshalb narrativ sein muss. Wie<br />

bereits einige ihrer Vorredner/innen unterstreicht HF die Heilkraft des Rituals, durch das wir


eine Rückbindung (‚religio‘) zu der Vollkommenheit unseres Ursprungs erfahren können. Und<br />

das uns wieder mit der Gemeinschaft der Menschen verbinden kann, aus der wir durch das<br />

Trauma herausgefallen sind. Nicht zuletzt weist sie auf die Möglichkeit hin, einem Traumata<br />

einem Sinn zu geben. So kann sich beispielsweise eine Person mit einer bestimmten<br />

Erfahrung entscheiden, Sprecher/in von Menschen zu werden, die alle Ähnliches erlebt<br />

haben. Das aber verlangt von allen betreuenden Therapeuten und Therapeutinnen die<br />

Zuversicht in die Stärken ihrer Klienten, egal welches Grauen diese erlebt haben. Wer<br />

beobachtet, beeinflusst auch gleichzeitig. Diese Erkenntnis der Quantenphysik hat<br />

weitreichende Folgen <strong>für</strong> den Blick auf Klienten. „Methoden“ sind hier nicht mehr<br />

ausreichend. Ein spirituelles Menschenbild der Therapeut/inn/en selbst, ist so gesehen eine<br />

Basisqualifikation <strong>für</strong> die Arbeit mit traumatisierten Menschen.<br />

Perry Bruce D., Der Junge der wie ein Hund gehalten wurde“<br />

Holzner Steven, „Quantenphysik <strong>für</strong> Dummies“<br />

Hunter Beaumont setzt sich in seinem Beitrag mit der Frage „Wie wirkt sich Gewalt in der<br />

Seele aus … und wie können seelische Wunden überwunden werden?“ auseinander. So<br />

wie der Begriff ‚Trauma‘ in den 60er Jahren wenig psychologische Anwendung fand und erst<br />

die allmähliche Entwicklung des Konzepts ‚Trauma‘ eine andere Wahrnehmung ermöglichte,<br />

so verhält es sich nach Hunter Beaumont auch mit der Seele. Seit die Psychotherapie den<br />

Begriff in einem phänomenologischen Verständnis wieder brauchbar gemacht hat, haben<br />

sich uns Möglichkeiten aufgetan, uns Erfahrungen anzunähern, die mit den bisherigen<br />

Begriffen und Konzepten der Psychotherapie nicht erfassbar waren. In der Frage danach,<br />

was etwas mit unserer Seele macht, sieht Hunter Beaumont einen Paradigmenwechsel. Aus<br />

(s)einer phänomenologischen Sicht sind Körper, Geist und Seele ein Ganzes und dürfen<br />

nicht getrennt werden. Körper und Denken können beseelt sein. Da<strong>für</strong> ist Anselm Grün ein<br />

gutes Beispiel. Wenn wir auf die Seele schauen, verändern sich Zeit- und Raumempfinden.<br />

Vergangenheit und Gegenwart gehen ineinander über. Die Seele kann sich an etwas<br />

erinnern, was sie noch nie erlebt hat. Hoffnung, zum Beispiel, kann als Erinnerung an eine<br />

Zukunft verstanden werden – die mögliche Zukunft wirkt bereits auf die Gegenwart. Auch<br />

Raum ist in der seelischen Dimension anders erspürbar; in ihr gibt es keine klare<br />

Abgrenzung zwischen ‚Mir‘ und ‚Dir‘. Diese Erfahrung haben wir vielleicht schon einmal<br />

gemacht mit einem/r LiebespartnerIn oder als Eltern gegenüber unserem Baby. Und wenn<br />

ein geliebter Mensch stirbt, reißt etwas in unserer Seele. In Fällen wie Inzest können sich die<br />

Seelen von Opfer und Täter auf eine komplexe Weise verbinden. Wenn eine Bindung<br />

zwischen Opfer und Täter tatsachlich stattgefunden hat, dann braucht die Aufarbeitung von<br />

Inzest auch eine Aufarbeitung der Bindung. Wenn Opfer selbst später Täter werden<br />

bestätigen sie die Bindung mit dem Täter. In seinem Buch ‚A General Theory of Love‘ spricht<br />

Thomas Lewis von der ‚limbischen Resonanz‘, die es uns möglich macht zu erkennen, was<br />

unser Gegenüber braucht. Dass die Seele hochempfindlich auf Resonanz reagiert, kann<br />

auch eine Wirkung in der Therapie haben: auch ein/e Klient/in spürt, was ihre Therapeut/in<br />

braucht; der eine/n Klient/in mag es ihr gelingen ihre Autonomie zu wahren, aber die andere<br />

wird die Therapeutin in deren Bedürfnissen ‚bedienen‘. Es ist eine große Errungenschaft,<br />

wenn TherapeutInnen mit ‚absichtsloser Absicht‘ in der Situation sein können. Dies setzt eine<br />

Haltung der Offenheit und Neugierde der Seele voraus hinsichtlich der Fragen ‚Was ist?<br />

Wohin soll es gehen?‘, hilft (oftmals falsche) Annahmen in Frage zu stellen.<br />

Unsere Seele, die in ihrem Naturzustand offen, neugierig und radikal ehrlich ist, ist<br />

gleichzeitig hochsensibel, anpassungsfähig und radikal umformbar. Im Falle einer<br />

Traumatisierung kann sie sich zurückziehen, betäuben, spalten, weigern ein kohärentes Ich<br />

zu bilden, sich verdichten.


Physische Gewalt ist nur die Spitze des Eisbergs. Wir finden seelische Gewalt auch in der<br />

Sprache, in unserem Tonfall und unseren Gesten. Wenn wir als Beispiel die Sprache der<br />

christlichen Religion nehmen: Wo bleiben, wenn von Vater, Sohn und Heiliger Geist<br />

gesprochen wird, da die Mutter, die Tochter, die Leiblichkeit, die Seele? Diese<br />

Sprachwendungen bewirken eine implizite Abwertung des Weiblichen. Auch wenn wir in der<br />

Psychotherapie sagen „Er braucht ‘nur’ Anerkennung“, ist das abwertend. Erkannt zu werden<br />

ist etwas anderes: die Seele möchte gesehen, erkannt werden. Wir finden Gewalt in Ideen<br />

und Ideologien, die die wahre Natur der Seele verstellen (gut veranschaulicht in dem Film<br />

‚Das weiße Band‘). Wir finden sie jedes Mal, wenn wir auf unser ‚Ich habe Recht‘ pochen und<br />

dabei unsere Seele und die des Anderen missachten, wenn wir bereit sind, Anderen im<br />

Namen des ‚Rechts‘ oder unseres Anrechts auf etwas Gewalt anzutun. Nicht der Mensch,<br />

sondern die Ideologie, der Fundamentalismus sind der Feind, der unsere Seelen einengt.<br />

Die Gewalt von Frauen äußert sich häufig anders als die der Männer. Die letztere ist zumeist<br />

offener und grober, die der Frauen verdeckter, subtiler.<br />

In einer Lehrgeschichte verdeutlicht HB, dass ein Ereignis allein nicht die Ursache eines<br />

Traumas ist. Erst wenn dieses Ereignis auf einen Mangel an Erfahrung und Vorbereitung<br />

trifft, ein lebensbedrohliches Ereignis bewältigen zu können, besteht die Gefahr einer<br />

Traumatisierung. HB veranschaulicht diesen Zusammenhang an der folgenden Geschichte:<br />

Zwei Skifahrer stehen am Berg und blicken auf die schwarze Piste unter ihnen. Der erste<br />

von ihnen freut sich und fährt ohne Zögern jodelnd den Hang hinab. Der zweite erstarrt vor<br />

Schreck und muss von der Bergwacht nach unten transportiert werden. Beide waren mit<br />

unterschiedlichen Voraussetzungen an der Bergstation ausgestiegen: der erste ist ein<br />

erfahrener Skifahrer, der zweite ein Anfänger, der versehentlich in die falsche Gondel<br />

eingestiegen war. Die Bewältigung der Piste hängt von der Skifahrerfahrung ab. Wie im Fall<br />

des zweiten Skifahrers waren/sind Menschen, die traumatisiert sind, mit Umständen<br />

konfrontiert, die sie überfordert, d. h. ihre Kapazitäten des Selbstschutzes überstiegen<br />

haben.<br />

Beaumont Hunter, Auf die Seele schauen: Spirituelle Psychotherapie<br />

Thomas Lewis, A General Theory of Love<br />

Nach Michael Tischinger hat „Die Kunst der Vergebung“ etwas mit Lebenskunst zu tun. Der<br />

Prozess der Vergebung beginnt in unseren Herzen. Es ist nur möglich anderen zu vergeben,<br />

wenn wir uns selbst vergeben haben. Wir müssen uns selbst gut sein können, JA zu uns<br />

sagen können, barmherzig mit eigenem Versagen sein, in Berührung mit uns selbst sein.<br />

Ansonsten bleiben wir im ‚Opferland‘, in einem Zustand der Selbstaufgabe. Opferland ist ein<br />

‚way of life‘ (d. h., man wird zwar immer herumchauffiert, aber ChauffeurInnen haben<br />

schlechte Ohren und fahren selten dahin, wo wir hinwollen). Kleists Michael Kohlhaas zeigt,<br />

dass Rache kein Weg ist in ein neues Leben. Ohne Vergebung verbleiben wir in der Macht<br />

der Täter. ‚Marker‘, die uns darauf hinweisen, dass wir nicht vergeben haben, sind Groll,<br />

Verletztheit, Feindseligkeit, Enttäuschung und Bitterkeit (die sich nach Michael Linden zu<br />

einer posttraumatischen Verbitterungserlebensstörung ausweiten kann). Groll heißt im<br />

Englischen ‚re-sent-ment‘, das bedeutet ‚Wiedererleben‘. Vergebung, die sich bereits im<br />

Neuen Testament als Bewältigungsstrategie findet, ist mitnichten die Entbindung des Täters<br />

von seinen Taten, sondern ein Loslassen des Täters. Das heißt, was passiert ist, kann noch<br />

immer wehtun, aber der Täter hindert mich nicht mehr am Weiterleben. Das bedeutet in<br />

erster Linie, dass „das Geschenk der eigenen Vergebung“ Ressourcen in uns freisetzt. Dies<br />

ermöglicht uns, ‚Neusehland‘ (Walter Lechler) zu betreten, den Reigen ‚Opfer → Täter / Täter<br />

→ Opfer‘ zu durchbrechen. Und, nach neueren Erkenntnissen führt Vergebung auch zu<br />

körperlichen Veränderungen (‚Vergebungssyndrom‘). Der Schlüssel zur Vergebung liegt, wie


schon gesagt, darin, sich selbst vergeben zu können, und in der Empathie, die daraus<br />

entsteht. Die Meditation der 5 Segenswünsche kann ein hilfreiches Mittel <strong>für</strong> unsere Übung<br />

in liebender Güte darstellen. Wir sprechen sie <strong>für</strong> uns selbst und <strong>für</strong> andere:<br />

Möge ich glücklich sein.<br />

Möge ich gesund sein.<br />

Möge ich sicher sein.<br />

Möge ich friedvoll sein.<br />

Möge ich mich liebevoll um mich selbst kümmern.<br />

Wer hier angekommen ist, hat bereits ein gutes Stück Weg zurückgelegt. Denn Vergebung<br />

kann, wie uns die Spiegelneuronen lehren – die nicht feuern, wenn sie unter Stress stehen –,<br />

nicht am Anfang eines Prozesses stehen.<br />

Michael Tischinger hat seinen Vortrag nochmal in wenigen Leitsätzen <strong>für</strong> uns<br />

zusammengefasst:<br />

Die Kunst der Vergebung<br />

Die Kunst zu Vergeben, ermöglicht uns mit Verwundungen, Verletzungen<br />

umzugehen, ohne uns dauerhaft in eine Opferrolle zu verstricken. Das Thema<br />

Vergebung hat zunächst mit uns selbst zu tun. Der Prozess der Vergebung<br />

beginnt in unserem eigenen Herzen. Er hat zunächst wenig mit anderen zu tun.<br />

Es ist leicht, anderen zu vergeben, wenn wir bereits uns selbst vergeben haben.<br />

Andererseits ist es schwierig, ja unmöglich, anderen zu vergeben, wenn wir uns<br />

selbst nicht vergeben können.<br />

Sich zu vergeben heißt, mit den Mechanismen der Selbstverurteilung und der<br />

Selbstzerstörung Schluss zu machen. Mit mir innerlich ausgesöhnt zu sein,<br />

bedeutet ganz bei mir selbst zu sein. In Berührung mit mir selbst zu sein, zu<br />

meinem Weg, meiner Geschichte, meinem Gewordensein, meinem Sosein Ja zu<br />

sagen.<br />

Vergebung ermöglicht eine Transformation von als negativ erlebten Gefühlen wie<br />

Groll, Hass in angenehme Gefühle, wie Mitgefühl und innerem Zufriedensein.<br />

Vergebung ist nicht ein einmaliger Akt, sondern ein fortwährender Prozess, wobei<br />

die innere Erfahrung (emotionale Vergebung) von einem interpersonellen Kontext<br />

unterschieden werden muss.<br />

Die Erfahrung selbst Vergebung geschenkt bekommen zu haben, ist wie eine<br />

Ressource, die es uns ermöglicht, auch anderen zu vergeben. Auf Dauer<br />

angelegte zwischenmenschliche Beziehungen sind davon abhängig, dass es uns<br />

immer wieder gelingt, uns gegenseitig das Geschenk der Vergebung<br />

zuzusprechen. So ist beispielsweise eine glückliche Ehe die Verbindung von zwei<br />

großen Vergebern.


Nina Engelhards und Corinna Knauer Performance haben uns eine Idee gegeben, wie<br />

uns – Betroffenen, TherapeutInnen und der Gesellschaft an sich – visuelle und akustische<br />

Darstellungen einen Sinneszugang zum Thema Trauma ermöglichen können, den der<br />

Intellekt uns manchmal verwehrt. Und in Carien Wijnens gemeinschaftlichem Singen und<br />

Tanzen konnten wir die heilwerdende Kraft der Stimme, des Gesangs und des Tönens, der<br />

Bewegung und der Gemeinschaft erahnen. Auch wenn diese körperbetonten<br />

Therapieansätze nur einen verhältnismäßig kleinen Raum innerhalb des Kongresses<br />

einnahmen, bleiben sie doch in ihrem kraft- und heilvollen Potenzial eindrucksvoll in<br />

Erinnerung.<br />

Claire und Alfred Meier haben uns an beiden Morgen mit Geschichten und Gedichten<br />

voller Weisheit auf den neuen Kongresstag eingestimmt. Geschichten und Gedichte zu<br />

kürzen nimmt ihnen die Tiefe ihrer Einsichten, deshalb sei hier darauf verzichtet. Doch zwei<br />

Auszüge – aus der Geschichte der mit der Frau von Ammersforth und Thomas sowie aus<br />

einem Gedicht von Hilde Domin seien gewagt, da sie zwei der mehrfach in den drei<br />

Kongresstagen angeklungenen zentralen Ziele von Traumaarbeit auf den Punkt zu bringen<br />

scheinen.<br />

In der Geschichte von der ‚Dorfhexe‘ Frau von Ammersforth fragt die alte Frau den Jungen:<br />

„Weißt Du, wo das Glück anfängt?“ Die Antwort darauf lautet: „Wenn Du keine Angst mehr<br />

hast!“<br />

„… Und daß wir aus der Flut,<br />

daß wir aus der Löwengrube und dem feurigen Ofen<br />

immer versehrter und immer heiler<br />

stets von neuem<br />

zu uns selbst<br />

entlassen werden.“<br />

(Hilde Domin, Auszug aus dem Gedicht „Bitte“)

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