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Pfarrbrief Ostern 2010 - St.Canisius Ingolstadt-Ringsee

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Liebe <strong>Pfarrbrief</strong>-Leserinnen und -Leser!<br />

Grußwort<br />

Nicht an den Wunden vorbei<br />

Vor einiger Zeit bin ich auf ein Buch von Franz Kamphaus gestoßen. Er war etwa<br />

25 Jahre lang Bischof von Limburg und lebt nun im Ruhestand in einer Einrichtung<br />

für geistig behinderte Menschen in der Nähe von Rüdesheim. <strong>St</strong>ets verstand<br />

er sich als Anwalt der zu kurz Gekommenen. Dabei scheute er auch vor innerkirchlichen<br />

Auseinandersetzungen nicht zurück, wie vor einigen Jahren im Zusammenhang<br />

mit der Schwangerschaftskonfliktberatung. Das sehr lesenswerte Buch, eine<br />

Sammlung von Predigten, Hirtenworten, Rundfunkansprachen u.ä. trägt den Titel:<br />

„Gott beim Wort nehmen – Zeitansagen“. In der ihm eigenen Sprache nimmt er<br />

<strong>St</strong>ellung zu Grundfragen des Glaubens und buchstabiert sie hinein ins Heute. Besonders<br />

beeindruckt haben mich seine Gedanken zum Kreuz, die ich Ihnen nicht<br />

vorenthalten möchte. Ich denke, sie sind eine gute Einstimmung auf <strong>Ostern</strong>:<br />

Viele denken immer noch: „Kreuz – da sieht man’s! Christen sind die Miesmacher<br />

vom Dienst, ins Leid verliebt, einfach schwach. Die verderben den Leuten den<br />

Spaß am Leben.“ Um des Himmels willen – wir verteufeln die Welt nicht. Wir verehren<br />

das Kreuz ja nicht, um das ganze Elend der Welt und unseres Lebens einfach<br />

zu schlucken, um bestehendes Unrecht religiös gar zu verschleiern. Im Gegenteil:<br />

Wir bringen es auf den Tisch, um die Verhältnisse zu ändern. Wir zeigen nicht nur<br />

die Sonnenseite vor, die <strong>St</strong>ärken und die <strong>St</strong>arken, wir stellen uns der Realität. So<br />

sieht’s doch aus in unserer Gesellschaft: Die <strong>St</strong>arken machen das Rennen, die<br />

Aufsteiger und Sieger beherrschen das Feld. Sie werden werbewirksam ins Bild gesetzt,<br />

und ein wachsendes Heer von Loosern bleibt auf der <strong>St</strong>recke: die Arbeitslosen,<br />

die jungen Leute ohne Ausbildungsplatz, die Wohnsitzlosen, nicht zuletzt die<br />

Behinderten. Da ist der Spaß vorbei.<br />

Jesus hat sich nicht abgefunden mit der Zweiteilung der Gesellschaft in Überreiche<br />

und Habenichtse, in Event-Jäger und arme Schlucker. Eine Spaßgesellschaft, in<br />

der die einen auf Kosten der anderen sich zu Tode amüsieren, war und ist nicht<br />

seine Sache. Er ließ sich da nicht beirren. Er wich der letzten bitteren Konsequenz<br />

nicht aus. Er widerstand und zahlte den Preis. Das soll Schwäche sein? Das ist<br />

ganz stark. Wir sind nicht durch die Macht der Mächtigen erlöst, sondern durch<br />

die Teilnahme des Gottessohnes aus Nazareth an unserer Ohnmacht, an unserem<br />

Leiden.<br />

Gott hat diesem Jesus rechtgegeben, er hat ihn vom Tode erweckt. „Vom Baum des<br />

Kreuzes kam Freude in alle Welt“ (Karfreitagsliturgie)... Wir ehren das Kreuz Jesu<br />

Christi, weil er sich verwunden lässt in seiner Liebe, nicht weil er ein Spaßverderber<br />

ist und schon gar nicht, weil Leiden schön ist. Nein: Die Verhältnisse in<br />

dieser Welt sind so wie sie sind. Und er hat sich ihnen gestellt. Er ist durch sie<br />

hindurchgegangen, um uns den Grund zur Freude zu schenken. Am christlichen<br />

Glauben überzeugt mich nichts so sehr wie dies: Der Gott, an den wir glauben,<br />

geht nicht an den Wunden der Menschen vorbei, er trägt sie selbst am eigenen<br />

Leib. Und er hat die Kraft, sie zu verwandeln – so wahr Jesus als Erster von den<br />

Toten auferweckt ist. (Franz Kamphaus: Gott beim Wort nehmen, S. 128 f.)<br />

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