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Ausgabe - Herder-Institut

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Nr. 34<br />

Januar-Juni 2012<br />

HERDER aktuell<br />

Informationen aus dem <strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong> in Marburg<br />

Schwerpunktthema:<br />

Evaluierung<br />

Lesungen am <strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong><br />

Kartografie-Workshop<br />

Alltagsleben unter deutscher Besatzung<br />

Generation und Gewalt<br />

www.herder-institut.de<br />

1


Prof. Dr. Peter Haslinger<br />

Editorial<br />

Die turnusmäßig alle sieben Jahre<br />

stattfindende Evaluierung des „<strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong>s<br />

für historische Ostmitteleuropaforschung<br />

– <strong>Institut</strong> der<br />

Leibniz-Gemeinschaft“ (unser neuer<br />

offizieller Name) fand am 19. und<br />

20. Januar statt. Die ersten Rückmeldungen,<br />

nach denen die Evaluierung<br />

durchaus erfolgreich verlief, haben die<br />

fast einjährige Vorbereitung und die<br />

Anspannung in den Wochen zuvor<br />

rasch vergessen lassen. Auf die detaillierten<br />

Ergebnisse, die im November<br />

2012 offiziell veröffentlicht werden,<br />

können wir dennoch gespannt<br />

sein, werden sie doch den Kurs des<br />

<strong>Institut</strong>s in den kommenden sieben<br />

Jahren wesentlich bestimmen.<br />

Neben den bereits laufenden Drittmittelprojekten<br />

konnte im ersten<br />

Halbjahr ein ganz besonderes Editionsprojekt<br />

anlaufen, das für die neue<br />

Internationalisierungsstrategie des<br />

<strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong>s steht. Zum Thema<br />

deutscher Besatzung in Europa im<br />

Zweiten Weltkrieg arbeitet seitdem<br />

ein Netzwerk von 17 europäischen<br />

Partnerinstitutionen, von Norwegen<br />

bis Griechenland und von Estland<br />

bis Italien. Im Rahmen einer Auftaktveranstaltung<br />

wurde das Projekt am<br />

31. Mai im Dokumentationszentrum<br />

„Topographie des Terrors“ in Berlin<br />

bereits der Fachöffentlichkeit vorgestellt.<br />

Zu den Herausgebern der<br />

Gesamtedition zählen neben den<br />

beiden Projektleitern (Prof. Peter<br />

Haslinger / Prof. Tatjana Tönsmeyer)<br />

die Zeithistoriker Prof. Włodzimierz<br />

Borodziej und Dr. Stefan Martens<br />

vom Deutschen Historischen <strong>Institut</strong><br />

in Paris, das als Projektpartner<br />

für Frankreich fungiert.<br />

Neue Wege beschritt das <strong>Herder</strong>-<br />

<strong>Institut</strong> im vergangenen halben Jahr<br />

aber auch in Hinblick auf die Präsenz<br />

im Raum Marburg und die Nutzung<br />

sozialer Netzwerke für die Öffentlichkeitsarbeit.<br />

Neben den publikumswirksamen<br />

Ausstellungen konnte mit<br />

den Lesungen erfolgreich ein neues<br />

Veranstaltungsformat am <strong>Institut</strong> eingeführt<br />

werden, das eine ungeahnte<br />

Breitenwirkung erzielte. Durchaus<br />

2<br />

hilfreich war hier der neue facebook-<br />

Auftritt des <strong>Institut</strong>s. Über diesen<br />

sollen zukünftig auch die übrigen<br />

Veranstaltungen beworben werden,<br />

etwa die wieder aktivierten Werkstattgespräche,<br />

die nun unter dem<br />

neuen Titel <strong>Herder</strong>-Kolloqium auch<br />

der Präsentation der Qualifikationsarbeiten<br />

dienen, die am <strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong><br />

entstehen.<br />

Wir hoffen schließlich, dass auch<br />

die neue Strategie der Nachwuchsförderung<br />

bei der Evaluierung Anerkennung<br />

gefunden hat. Und wir hoffen,<br />

dass wir den Weg, den das <strong>Institut</strong> in<br />

den letzten Jahren gegangen ist, um<br />

das <strong>Institut</strong> bestmöglich im nationalen<br />

wie internationalen Forschungs-<br />

und Infrastrukturumfeld zu positionieren,<br />

durch das Ergebnis unterstützt<br />

fortsetzen werden können. Allen Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern, die<br />

durch ihre Teamleistung und einen<br />

unermüdlichen Arbeitseinsatz ganz<br />

maßgeblich zu diesem Ergebnis beigetragen<br />

haben, sei an dieser Stelle<br />

noch einmal ganz herzlich gedankt.<br />

Inhalt Seite<br />

Ein Jahr Vorbereitung, zwei<br />

Tage höchste Konzentration 3<br />

Tagungen, Ausstellungen<br />

und Lesungen 5<br />

Ereignisse und<br />

Informationen 12<br />

Nachrichten aus den<br />

LOEWE-Projekten 19<br />

Personalien 21<br />

Gäste am <strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong> 23<br />

Lehrveranstaltungen<br />

WS 2011/12, SS 2012 24<br />

Vorträge, Workshops und<br />

Tagungen 24<br />

Neue Veröffentlichungen 29<br />

Terminvorschau 31<br />

Titelbild:<br />

Gutachterin Marie-Janine<br />

Calic im Gespräch mit<br />

Alexandra Schweiger<br />

Impressum<br />

„<strong>Herder</strong> aktuell“ erscheint halbjährlich<br />

und wird herausgegeben vom<br />

HERDER-INSTITUT für historische Ostmitteleuropaforschung<br />

–<br />

<strong>Institut</strong> der Leibniz-Gemeinschaft<br />

35037 Marburg, Gisonenweg 5-7<br />

Tel. +49-6421-184-0<br />

Fax +49-6421-184-139<br />

mail@herder-institut.de<br />

www.herder-institut.de<br />

Abonnementsverwaltung:<br />

Simone Cerwenka, +49-6421-184-101<br />

Direktor: Prof. Dr. Peter Haslinger<br />

(V.i.S.d.P.)<br />

Redaktion: Dr. Anna Veronika Wendland<br />

Layout/Satz: Wolfgang Schekanski<br />

Verlag <strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong><br />

Fotos: Wolfgang Schekanski,<br />

Claudia Junghänel u. a.<br />

Druck: Jürgen Haas Print Consulting,<br />

Gladenbach<br />

Alle Bilddokumente befinden sich in den<br />

Sammlungen des <strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong>s.<br />

Nachdruck mit Quellenangabe gestattet,<br />

Beleg erbeten.<br />

Auflage: 2850 Stück<br />

Redaktionsschluss dieser <strong>Ausgabe</strong>:<br />

29. Juni 2012


Ein Jahr Vorbereitung, zwei Tage höchste<br />

Konzentration<br />

Am 19. und 20. Januar 2012 wurde das <strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong> durch die<br />

Leibniz-Gemeinschaft evaluiert<br />

Das neue Jahr begann für die Belegschaft<br />

des <strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong>s spannend,<br />

stand doch am 19. und 20.<br />

Januar die große, alle sieben Jahre<br />

stattfi ndende, externe Evaluierung<br />

durch die Leibniz-Gemeinschaft ins<br />

Haus. Die Leibniz-Gemeinschaft ist<br />

ein Zusammenschluss von inzwischen<br />

86 <strong>Institut</strong>en, die sich in fünf<br />

Sektionen aufteilen. Diese fünf Sektionen<br />

– Geisteswissenschaften und<br />

Bildungsforschung, Umweltwissenschaften,<br />

Mathematik, Ingenieur- und<br />

Naturwissenschaften, Lebenswissenschaften,<br />

Sozial-, Raum- und Wirtschaftswissenschaften<br />

– zeigen das<br />

breit gefächerte Spektrum des Forschungsverbunds.<br />

Namhafte <strong>Institut</strong>ionen<br />

wie das Deutsche Museum,<br />

das Germanische Nationalmuseum<br />

oder die Senckenberg Gesellschaft<br />

für Naturforschung fi nden sich in der<br />

Leibniz-Gemeinschaft. Das <strong>Herder</strong>-<br />

<strong>Institut</strong> gehört der geisteswissenschaftlichen<br />

Sektion A an, und sein<br />

Direktor Peter Haslinger ist derzeit<br />

Sprecher dieser Sektion. Einigend<br />

trotz Themenvielfalt sind die überregionale<br />

Bedeutung und das gesamtstaatliche<br />

wissenschaftliche Interesse<br />

an der Arbeit der Leibniz-<strong>Institut</strong>e<br />

im Rahmen der gemeinsamen Forschungsförderung<br />

von Bund und Ländern<br />

nach Artikel 91b des Grundge-<br />

setzes. Die externe Evaluierung, die in<br />

einer Stellungnahme des Senats der<br />

Leibniz-Gemeinschaft mündet, ist die<br />

Grundlage für Bund und Länder, in der<br />

Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz<br />

die weitere Förderwürdigkeit der<br />

<strong>Institut</strong>e regelmäßig zu überprüfen.<br />

Bereits im Laufe der letzten Jahre<br />

wurden die Empfehlungen des letzten<br />

Evaluierungsberichts von 2006 institutsintern<br />

erörtert und systematisch<br />

umgesetzt. Als gutes Instrument, die<br />

Themen breit zu diskutieren, erwies<br />

sich die seit 2008 jährlich stattfi ndende<br />

Klausurtagung des <strong>Herder</strong>-<br />

<strong>Institut</strong>s, zu der alle Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter eingeladen sind.<br />

Die einzige Evaluierungsvorgabe,<br />

die nach einer internen Evaluierung<br />

nicht umgesetzt wurde, war das „Outsourcing“<br />

des hauseigenen Verlags.<br />

Vieles sprach dafür, den Verlag im<br />

Haus zu behalten, was sich auch bei<br />

der Vorbereitung zur Evaluierung als<br />

Glücksfall erwies.<br />

Die intensive Phase der Vorbereitung<br />

begann im Frühjahr letzten Jahres,<br />

denn bereits im August 2011<br />

mussten beim Senatsausschuss Evaluierung<br />

(SAE) der Leibniz-Gemeinschaft<br />

die umfangreichen schriftlichen<br />

Unterlagen eingereicht werden,<br />

welche die Entwicklung der letzten<br />

sieben und insbesondere der letz-<br />

ten drei Jahre darstellen. Es galt die<br />

vielen großen und kleinen Erfolge,<br />

die Alltagsarbeit und besonderen<br />

Ereignisse zu bündeln, strukturiert<br />

darzustellen und in das große Ganze<br />

einzubinden. Neben den umfangreichen<br />

Texten mussten zahlreiche Statistiken<br />

und Tabellen erstellt werden.<br />

Parallel zur Erarbeitung der Schriftform<br />

bildeten sich Arbeitsgruppen,<br />

welche die zweitägige Begehung<br />

durch die Bewertungsgruppe im Januar<br />

2012 vorbereiteten. Diese vom<br />

SAE einberufene zwölfköpfi ge Gruppe<br />

ist mit internationalen Expertinnen<br />

und Experten sowie mit fachfremden<br />

Gutachterinnen und Gutachtern besetzt.<br />

Neben der Beurteilung der forschungsbasierten<br />

Dienstleistungen<br />

Die Poster-Ausstellung im Foyer des <strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong>s bot viele Ansätze für Gespräche der Gutachtergruppe mit den Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern<br />

3<br />

Markus Roth<br />

präsentiert den<br />

Gutachtern das<br />

LOEWE-Projekt<br />

zur Digitalisierung<br />

der Lodzer Gettochronik


Vorstellung der<br />

Wissenschaftlichen<br />

Sammlungen<br />

Gutachterin Michaela<br />

Marek (vorne rechts)<br />

im Gespräch mit<br />

Stipendiatinnen und<br />

Stipendiaten der<br />

Leibniz Graduate<br />

School<br />

und der wissenschaftlichen Arbeit<br />

einer Einrichtung werden auch die internationale<br />

Sichtbarkeit, die Wirkung<br />

der Arbeit in die breite Öffentlichkeit,<br />

die Kooperationen mit anderen <strong>Institut</strong>ionen,<br />

wie z.B. Hochschulen, die<br />

wissenschaftliche Nachwuchsförderung<br />

sowie der Umgang mit dem<br />

Thema Gleichstellung und Chancengleichheit<br />

von Männern und Frauen<br />

evaluiert. Begutachtet wird dabei<br />

sowohl die Entwicklung der vergangenen<br />

Jahre als auch die Planung<br />

für die Zukunft.<br />

Eine eintägige Klausursitzung sowie<br />

zwei Generalproben fanden im<br />

Vorfeld dieser Begehung statt. Erstere<br />

diente unter anderem dem ge-<br />

genseitigen besseren Kennenlernen<br />

der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.<br />

Schließlich ist das <strong>Institut</strong> in den letzten<br />

Jahren, dank erfolgreicher Drittmitteleinwerbung,<br />

stark gewachsen.<br />

Im Laufe der Monate entstand so das<br />

notwendige Wir-Gefühl auch unter<br />

4<br />

den „Neuen“. Während der Generalproben,<br />

die unter Beteiligung so<br />

genannter „Critical friends“ stattfanden,<br />

wurden die halbstündige Präsentation<br />

des gesamten <strong>Institut</strong>s sowie<br />

die Präsentationen der einzelnen<br />

Arbeitsbereiche ausgefeilt.<br />

Viel Arbeit und Einsatz der gesamten<br />

Belegschaft erforderten die Poster,<br />

die während der Begehung die<br />

Wände des Sammlungs- und Bibliotheksgebäudes<br />

zierten und über die<br />

Arbeitsbereiche und Aufgabenfelder<br />

des <strong>Institut</strong>s Auskunft gaben. Sie waren<br />

vor allem als Gesprächseinstieg<br />

für die Bewertungsgruppe mit den<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />

gedacht, die vor den Postern Rede<br />

und Antwort standen. Hatte man sich<br />

zunächst für eine Aufteilung der Poster<br />

nach Abteilungen entschieden,<br />

wurde dieser Ansatz nach der ersten<br />

Sichtung der Poster zur Klausur im<br />

September 2011 nochmals komplett<br />

verworfen. Die Arbeitsaufgaben und<br />

die Vernetzung innerhalb des Hauses<br />

sollten im Vordergrund stehen. Die<br />

Zuordnung der Poster zu einzelnen<br />

Abteilungen und Querschnittsaufgaben<br />

geschah nur noch durch ein<br />

Farbsystem, während die Poster sich<br />

in thematische Blöcke gliederten:<br />

Organisation, forschungsbasierte Infrastruktur,<br />

Service, Forschung, Vernetzung<br />

und Transfer in den öffentlichen<br />

Raum waren die Themen.<br />

Ein solch massiver kurzfristiger Eingriff<br />

in das Konzept war nur möglich,<br />

weil der Verlag die Poster gestaltete<br />

und somit kurze Wege zwischen<br />

Text- und Bildproduktion sowie der<br />

Gestaltung der Poster gegeben waren.<br />

Parallel zu den Postern wurde<br />

eine Broschüre als Wegweiser und<br />

Überblick für die Bewertungsgruppe<br />

erstellt. Büchertische mit Verlagspublikationen,<br />

Belegexemplaren und Publikationen<br />

der Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter sowie Stationen, an denen<br />

Onlineangebote wie der „Historischtopographische<br />

Atlas schlesischer<br />

Städte“ oder das Erinnerungsportal<br />

„Chronik des Gettos Lodz/Litzmannstadt<br />

– Das letzte Jahr“ in Augenschein<br />

genommen werden konnten,<br />

rundeten das Bild ab. Zudem konnten<br />

die Abteilungen in jeweils 50-minütigen<br />

Präsentations- und Diskussionsrunden<br />

die Bewertungsgruppe<br />

von ihrer Arbeit überzeugen. Auch<br />

dies wollte gut vorbereitet sein. Zum<br />

Schluss war alles organisiert, bis hin<br />

zu den Regenschirmen mit <strong>Herder</strong>-<br />

Logo. Diese waren Mitte Januar auch<br />

dringend nötig, damit niemand auf<br />

dem Weg zwischen den Gebäuden<br />

nass wurde. Doch all die Mühe hatte<br />

sich gelohnt. Der Teamgeist war an<br />

beiden Tagen des Besuchs der Bewertungsgruppe<br />

zu spüren. An beiden<br />

Tagen herrschte eine konzentrierte,<br />

aber sehr angenehme Stimmung.<br />

Der Bericht der Bewertungsgruppe,<br />

der neben der Analyse der Einrichtung<br />

hinsichtlich Qualität und Bedeutung<br />

auch Anregungen und Empfehlungen<br />

für die zukünftige Entwicklung<br />

enthält, und die Stellungnahme des<br />

<strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong>s zu diesem Bericht<br />

werden nun die Grundlage für den<br />

Entwurf einer Stellungnahme seitens<br />

des Senatsausschusses Wettbewerb<br />

der Leibniz-Gemeinschaft<br />

bilden. Dieser wird schließlich im November<br />

2012 in einer Senatssitzung<br />

der Leibniz-Gemeinschaft erörtert<br />

und zur Verabschiedung kommen.<br />

Die erste Resonanz fi el sehr positiv<br />

aus, aber erst am Ende dieses Jahres<br />

wird das Team des <strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong>s<br />

mit letzter Sicherheit erfahren,<br />

ob die Mühen der Vorbereitung die<br />

erhofften Früchte getragen haben.<br />

Elke Bauer


Tagungen, Ausstellungen und Lesungen<br />

Unser neues Format: Lesungen am <strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong><br />

Anfang März nahm das <strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong><br />

den Tod der polnischen Lyrikerin<br />

Wisława Szymborska zum Anlass,<br />

um ein schon lange geplantes Format<br />

zu erproben: „Lesungen am <strong>Herder</strong>-<br />

<strong>Institut</strong>“. Magda Szych (Gießen) und<br />

Jan Lipinsky (Marburg) trugen ausgewählte<br />

Gedichte der Nobelpreisträgerin<br />

jeweils auf Deutsch und Polnisch<br />

vor und führten das Publikum<br />

„Schloss-Kaffee“-Atmosphäre im Vortragssaal<br />

des <strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong>s: eine Lesung<br />

erinnerte an das ehemalige Ausflugslokal<br />

im vollbesetzten Lesesaal der Bibliothek<br />

in das Leben der Lyrikerin ein.<br />

Der Übersetzer und Autor Klaus-<br />

Jürgen Liedtke setzte Mitte April die<br />

Reihe fort. Liedtke las aus seinem<br />

Buch „Die versunkene Welt. Ein ostpreußisches<br />

Dorf in Erzählungen der<br />

Leute“. Der Autor begab sich 1987<br />

auf Spurensuche nach dem Leben<br />

seines Großvaters, der dem Hörensagen<br />

nach ein Heimatdichter war –<br />

ein Heimatdichter, dessen Gedichte<br />

die Zeit nicht überdauerten. Diese<br />

Spurensuche sollte über 20 Jahre<br />

dauern. Liedtke machte alle noch<br />

lebenden Einwohnerinnen und Einwohner<br />

des kleinen ostpreußischen<br />

Dorfes Neu Kermuschienen ausfindig,<br />

aus dem sein Großvater stammte.<br />

Er fügte die vielen, zum Teil auch<br />

widersprüchlichen Erzählungen der<br />

ehemaligen Einwohnerschaft Neu<br />

Kermuschienens, das von den Nazis<br />

in Kermenau umbenannt wurde,<br />

zu einer außergewöhnlichen Dorf-<br />

geschichte zusammen, die das Publikum<br />

in eine verloren gegangene<br />

Welt entführte.<br />

Die dritte Lesung Anfang Mai gewährte<br />

einen beklemmenden Einblick<br />

in den Alltag des Gettolebens<br />

in Lodz/Litzmannstadt. Dies war das<br />

zweitgrößte Getto, das die deutschen<br />

Besatzer in Ostmitteleuropa errichteten.<br />

Über 200.000 Menschen waren<br />

hier unter katastrophalen Bedingungen<br />

auf engstem Raum zusammengepfercht,<br />

die meisten wurden in<br />

den Vernichtungslagern Kulmhof und<br />

Auschwitz ermordet. Der am Berliner<br />

<strong>Institut</strong> für Zeitgeschichte tätige<br />

Historiker Ingo Loose gab Passagen<br />

aus dem von ihm übersetzten<br />

und herausgegebenen Tagebuch Jakob<br />

Poznańskis wieder. Poznański<br />

und seine Familie gehörten zu den<br />

wenigen Überlebenden des Gettos,<br />

sie überdauerten das Ende der Naziherrschaft<br />

versteckt in einem Erdloch.<br />

Poznańskis Aufzeichnungen<br />

gehören zu den wenigen Zeitzeugendokumenten,<br />

die auch die Zeit<br />

nach der endgültigen „Räumung“<br />

des Gettos durch die Nazis bis zur<br />

Befreiung schildern. Vor der eigentlichen<br />

Lesung gab Markus Roth (Marburg)<br />

einen Einblick in den virtuellen<br />

Erinnerungsort „Chronik des Gettos<br />

Lodz/Litzmannstadt – Das letzte Jahr“<br />

(www.getto-chronik.de) und ordnete<br />

damit das Tagebuch Poznańskis in<br />

einen größeren Kontext ein.<br />

Die vierte Lesung widmete sich<br />

schließlich einem ganz anderen The-<br />

ma. Sie war nicht dem Arbeitsgebiet<br />

des <strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong>s geschuldet, sondern<br />

dem Genius loci. Der heutige<br />

Vortragsbereich des <strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong>s<br />

entstand nämlich 1927 in Zusammenhang<br />

mit der 400-Jahr-Feier<br />

der Philipps-Universität Marburg.<br />

Der Architekt Karl Rumpf entwarf ein<br />

Ausflugslokal auf dem Marburger<br />

Schlossberg mit großer Freiterrasse,<br />

das auch für kulturelle Veranstaltungen<br />

wie Premierenfeiern der nahe gelegenen<br />

Schlossparkbühne gedacht<br />

war. Klaus-Dieter Spangenberg, ein<br />

Urenkel des ersten Betreibers des<br />

Schloss-Kaffees, hat die Geschichte<br />

des traditionsreichen Marburger<br />

„Café Spangenberg“ geschrieben,<br />

zu dem eben auch die Lokalität auf<br />

dem Schlossberg gehörte. Am 31.<br />

Mai verwandelte sich deswegen der<br />

Vortragssaal des <strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong>s mit<br />

kleinen Tischgruppen und Originaltischdecken<br />

wieder in jenes einst sehr<br />

beliebte Marburger Ausflugsziel. Bei<br />

Kaffee und Kuchen sowie Gitarrenklängen<br />

lauschten rund 100 Gäste<br />

den Anekdoten des Autors. Eine<br />

kleine Ausstellung zur Geschichte<br />

des „Schloss-Kaffees“ rundete die<br />

Veranstaltung ab.<br />

Die große Resonanz auf die vier<br />

bisher stattgefundenen Lesungen<br />

hat uns ermuntert, das Format im<br />

Herbst fortzuführen. Als nächster<br />

Vortragender ist der Gießener Ostmitteleuropa-Historiker<br />

Hans-Jürgen<br />

Bömelburg angefragt, der ein viel<br />

beachtetes Buch über Friedrich den<br />

Großen geschrieben hat. Mit seinem<br />

Vortrag wollen wir eine kleine Ausstellung<br />

von Friedrich-Autografen aus<br />

den Beständen des <strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong>s<br />

eröffnen, die im Oktober und November<br />

zu sehen sein wird.<br />

Elke Bauer<br />

5<br />

Ingo Loose,<br />

Klaus-Jürgen<br />

Liedtke<br />

und<br />

Klaus-Dieter<br />

Spangenberg


Postkartenansicht<br />

des Lemberger<br />

Rathauses<br />

Ein Mini-Workshop über Lemberg / L’viv im<br />

20. Jahrhundert<br />

2011 vereinbarte das <strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong><br />

mit dem Leipziger Geisteswissenschaftlichen<br />

Zentrum Geschichte<br />

und Kultur Ostmitteleuropas (GW-<br />

ZO) einen Austausch von Gastwissenschaftler/inne/n.<br />

In diesem Rahmen<br />

besuchte Vita Susak, die als<br />

Kuratorin in der Lemberger Nationalgalerie<br />

arbeitet, am 18. April das<br />

<strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong>. Im <strong>Institut</strong> entstand<br />

die Idee, Frau Susaks Vortrag „The<br />

National Gallery of Arts in Lviv. Collection<br />

History as a Reflection of Ci-<br />

6<br />

ty History (1907-2012)“ in einen breiteren<br />

Kontext aktueller Forschungen<br />

zu Lemberg einzubetten. So organisierten<br />

wir einen kurzen Workshop<br />

zum Thema „Lemberg/Ľviv/Lwów<br />

um 1900 – Aktuelle Forschungen“,<br />

dessen Beiträge zum Teil aber auch<br />

über die Jahrhundertwende hinauswiesen.<br />

Heidi Hein-Kircher führte<br />

in ihrem Vortrag in die kommunalpolitischen<br />

Rahmenbedingungen<br />

und Prägungen kulturellen Lebens<br />

in Lemberg um 1900 ein. An diesen<br />

Einstieg schloss sich der Gastvortrag<br />

Vita Susaks an. Sylvia Werner,<br />

Stipendiatin der Leibniz-Graduiertenschule<br />

am <strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong>, stellte die<br />

Wissenskultur der „Lemberger Moderne“<br />

am Beispiel des Netzwerkes<br />

des Philosophen Ludwik Fleck vor.<br />

Katharina Kreuder-Sonnen stellte<br />

Lemberg als internationales Zentrum<br />

der medizinischen Forschung in den<br />

1930er Jahren vor. Hinter ihrem Vortrag<br />

mit dem irritierenden Titel „Die<br />

Welt lernt das Läuse-Füttern“ verbarg<br />

sich die Geschichte der Bekämpfung<br />

des Fleckfieber-Erregers, bei<br />

der Lemberger Mikrobiologen in der<br />

Zwischenkriegszeit eine bedeutende<br />

Rolle spielten. Alle Vorträge und die<br />

lebhafte Diskussion zeigten nicht nur,<br />

dass die vielfältige Geschichte der<br />

multiethnischen Metropole Lemberg-<br />

L’viv ein Ausgangspunkt für zahlreiche,<br />

methodisch vielfältige Studien<br />

ist, sondern dass es noch viele Desiderate<br />

historischer Forschung gibt,<br />

die nach weiteren (Mikro-)Studien<br />

zur Geschichte Lembergs verlangen.<br />

Heidi Hein-Kircher<br />

Kollaborativer Karten-Slam und das Spiel<br />

mit Kartografie<br />

Ein Atlas im eigentlichen Sinne ist eine<br />

Sammlung von Karten, die in unterschiedlichen<br />

Kontexten als Wissensspeicher<br />

eingesetzt wird. Vielen dürfte<br />

der Diercke-Weltatlas als klassisches<br />

Instrumentarium zur Vermittlung geografischer<br />

Grundkenntnisse in der<br />

Schule noch gut in Erinnerung sein.<br />

Was häufig nicht offensichtlich wird,<br />

ist die dahintersteckende Intention,<br />

durch die Erstellung von Karten „die<br />

Natur zu einem sicheren Gegenstand<br />

der Wissenschaft zu machen“, wie<br />

Lorraine Daston und Peter Galison<br />

es formuliert haben („Das Bild der<br />

Objektivität“, in: Peter Geimer, Ordnungen<br />

der Sichtbarkeit, Frankfurt/M.<br />

2004, S. 36). Karten sind Konstrukte<br />

mit einer spezifischen Aussage<br />

und Botschaft, und als solche auch,<br />

möglicherweise ideologisch gefärbte,<br />

Visualisierungen von Raumbildern.<br />

Notwendig ist also ein kritischer<br />

Umgang mit kartografischen<br />

Darstellungen. Hier setzt der Digitale<br />

Atlas politischer Raumbilder an,<br />

indem er beispielsweise durch Verfremdungen,Kartenanalysebeispiele<br />

und die Verdeutlichung typischer<br />

und untypischer Darstellungsmuster<br />

eingespielte Sehgewohnheiten bricht.<br />

Durch den Einsatz neuer Medien soll<br />

er zugleich Visualisierungsformen erproben,<br />

die alternative Formen des<br />

Umgangs mit Raumbildern erlauben.<br />

Das dritte Treffen des Projektverbundes<br />

im Tübinger <strong>Institut</strong> für Wissensmedien,<br />

welches die erste konzeptionelle<br />

Arbeitsphase abschloss und<br />

das zweite Projektjahr einläutete, war<br />

dem gemeinsamen Austausch der<br />

Projektpartner und der Diskussion<br />

erster Quellenerhebungen sowie deren<br />

möglicher Nutzung innerhalb des<br />

Atlas gewidmet. Hierzu fanden drei<br />

kollaborativ angelegte Workshops zu<br />

Kartensprachen, Kartenkarrieren und<br />

„Kartenhybriden“ (Karten, in denen<br />

auch Text und Bild eine große Rolle<br />

spielen) statt. Dieser Teil der Tagung<br />

hatte – ein seltenes Phänomen auf


wissenschaftlichen Konferenzen –<br />

etwas Experimentelles und Spielerisches,<br />

denn jede der Arbeitsgruppen<br />

wurde bei einem „Karten-Slam“ an<br />

großen Tischen mit Originalmaterial<br />

aus der Kartensammlung des <strong>Herder</strong>-<br />

<strong>Institut</strong>s konfrontiert. Das lebhafte<br />

Diskutieren, das Hin- und Herblättern<br />

und Vergleichen der Karten gehörte<br />

genauso dazu wie die spontane Formulierung<br />

von Eindrücken. Dies war<br />

ausdrücklich erwünscht, weil es im<br />

Konzept der Tagung zum Erkenntnisprozess<br />

beitragen sollte – ein Erkenntnisprozess<br />

insbesondere über<br />

die unterschiedlichen Seh- und Lesegewohnheiten<br />

von Historiker/inne/n,<br />

Geograf/inn/en und Kognitionspsycholog/inn/en.<br />

Alle diese Disziplinen<br />

sind am Projekt beteiligt, und ihre<br />

unterschiedlichen Perspektiven auf<br />

ausgewählte kartographische Quellen<br />

wurden anschließend mit Blick auf die<br />

Konzeption und Implementierung des<br />

„Digitalen Atlas“ diskutiert. Intensiv<br />

debattierten die Wissenschaftlerinnen<br />

und Wissenschaftler die politische<br />

Aussage und die psychologischen<br />

Aspekte von Farbgebungen,<br />

beispielsweise der Darstellung jüdischer<br />

Bevölkerungsgruppen durch<br />

gelbe Einfärbung im Atlas östliches<br />

Mitteleuropa von 1957.<br />

Die eingangs erwähnte Logik einer<br />

Naturalisierung von Räumen durch<br />

Karten behandelte auch der Geograf<br />

Hans Dietrich Schulz (Berlin) in<br />

seinem Abendvortrag zum Thema<br />

„Grenzen suchen, finden, setzen“. Er<br />

stellte den klassischen Ansätzen zur<br />

Geschichte der Nationalstaatsbildung<br />

im Sinne einer staatsbürgerlichen<br />

Willensbekundung (französisches<br />

Modell) oder kulturell-sprachlichen<br />

Abgrenzung (mitteleuropäisches Modell)<br />

ein weiteres zur Seite, nämlich<br />

jenes der Grenzfindung. Er argumentierte,<br />

dass von frühen Vorkämpfern<br />

der Natio-nalbewegungen bis hin zu<br />

führenden (Natur-)Wissenschaftlern<br />

des 20. Jahrhunderts die Vorstellung<br />

natürlicher Grenzen, zumeist Flüsse<br />

oder Gebirge, eine zentrale Rolle<br />

spielte. Peter Weichhart (Wien) beschäftigte<br />

sich in seinem Vortrag vor<br />

allem mit dem für das Projekt zentralen<br />

Begriff des Raumbilds. Dieser<br />

erscheine im Alltag unproblematisch,<br />

stelle sich jedoch bei genauerer Betrachtung<br />

als „bösartiges Wortungeheuer“<br />

heraus, mit hohem Potenzial<br />

zum Missverständnis. Für die Auseinandersetzung<br />

mit Raumbildern<br />

in Bezug auf Karten schlug Weichhart<br />

eine Unterscheidung zwischen<br />

jenen Raumbildern vor, die sich an<br />

individuellen Bewusstseinszuständen<br />

orientieren, und anderen, die in<br />

Bezug zu sozialen Interaktionsprozessen<br />

stehen. Darüber hinaus gebe<br />

es Raumbilder, die zum Zweck<br />

der Verwirklichung eines bestimm-<br />

ten Raumes intentional entworfen<br />

werden. Insbesondere Letztere verweisen<br />

auf den bereits erwähnten<br />

Konstruktcharakter, aber auch auf<br />

die hinter Karten steckende Absicht.<br />

Die mittlerweile häufig zur Visualisierung<br />

von komplexen Informationen<br />

(z.B. Verkehrsnetze, Wahlergebnisse,<br />

Produktionsabläufe) eingesetzten interaktiven<br />

Infografiken und Karten zog<br />

Frank Heidmann (Potsdam) in seinem<br />

Vortrag über „Tangible Maps“ als Beispiel<br />

heran. Solche medialen Formen<br />

stünden für den Trend einer beschleunigenden<br />

Gesellschaft, mit kreativen<br />

Mitteln und Vereinfachungsverfahren<br />

Prozesse und Strukturen zu visualisieren.<br />

Im Zuge einer bewussten Ästhetisierung<br />

gewinnt der Gegenstand<br />

zugleich an Attraktivität, Zugänglichkeit<br />

und Überzeugungskraft. Gerade<br />

aufgrund der Dominanz der Ästhetik<br />

über den Inhalt – als gestalterisch<br />

„gut“ empfundene Internetpräsentationen<br />

werden gleichzeitig auch<br />

als objektiver wahrgenommen – sei<br />

auch hier ein kritischer Blick auf die<br />

visuelle Darstellung der Informationen<br />

unabdingbar.<br />

Je früher dieser kritische Blick<br />

entwickelt wird, desto besser: Der<br />

Geschichtsdidaktiker Vadim Oswalt<br />

(Gießen) plädierte dafür, von Anfang<br />

an, also beginnend mit dem ersten<br />

Gebrauch der Schulatlanten, Schülerinnen<br />

und Schülern nicht mit einem<br />

simplizistischen und „fertigen“<br />

Raumbild zu konfrontieren, sondern<br />

die notwendige Raumreflexion als<br />

zentrale Kompetenz zu schulen. Peter<br />

Jordan (Wien) beschäftigte sich<br />

7<br />

Noch<br />

aufgeräumt:<br />

An mehreren<br />

solcher Kartentische<br />

arbeiteten<br />

die Workshop-<br />

Teilnehmer mit<br />

Originalmaterialien<br />

aus dem<br />

<strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong>


Der Wiener Slavist<br />

Stefan Michael<br />

Newerkla hielt den<br />

Einführungsvortrag<br />

mit der Rolle geografischer Namen<br />

als Ausdruck menschlicher Raumaneignung<br />

und -strukturierung. Auf<br />

diese Weise unterstützen sie raumbezogene<br />

Identitäten und helfen,<br />

zwischen dem „Eigenen“ und dem<br />

„Anderen“ zu differenzieren. Eine<br />

Anekdote aus dem Vortrag seines<br />

Wiener Kollegen Weichhart vermag<br />

dies zu illustrieren: Weichharts Kindheitsfreunden<br />

diente ein Baugelände<br />

als Treffpunkt und Spielplatz, das sie<br />

„die Wüste“ nannten. Die Benennung<br />

dieses zeitweiligen Niemandslandes<br />

Sprache, Wissen und Translationsprozesse<br />

Workshop der Leibniz-Graduiertenschule am <strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong><br />

Die Konditionen der Mehrsprachigkeit<br />

und des Kulturkontakts stehen<br />

seit einigen Jahren wieder im Zentrum<br />

historischer Forschungen. Am<br />

23. Mai fand dazu im <strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong><br />

ein Workshop der Leibniz Graduate<br />

School for Cultures of Knowledge<br />

in Central European Transnational<br />

Contexts in Kooperation mit dem<br />

Gießener Graduate Centre for the<br />

Study of Culture (GCSC) statt. Er<br />

widmete sich der Frage des Wissenstransfers<br />

und der Übersetzung<br />

von Wissensbeständen anhand<br />

des slavisch-deutschen Kontaktraums.<br />

Neben der Herausbildung<br />

neuer Wissenschaftssprachen sind<br />

hier die Stabilisierung und die Akzeptanz<br />

(respektive die Folgen der<br />

Ablehnung) der neuen sprachlichen<br />

8<br />

inmitten von Wien war gleichzeitig<br />

eine individuelle Form der Raumaneignung,<br />

so Weichhart. Analog zu<br />

diesem Beispiel kann man feststellen,<br />

dass auch hinter vermeintlich „neutralen“<br />

geografischen Bezeichnungen<br />

auf kartografischen Darstellungen<br />

Absichten, Motive und benennende<br />

Subjekte stecken.<br />

Der Versuch, sowohl theoretische<br />

als auch praktische Perspektiven aus<br />

unterschiedlichen Blickrichtungen<br />

anzusprechen und produktiv miteinander<br />

zu verbinden, stellte sich<br />

und medialen Formen<br />

der Wissensvermittlung<br />

durch<br />

die Wissenschaftsgemeinschaft<br />

im<br />

Zentrum der Überlegungen.<br />

So wurde<br />

etwa das Schaffen<br />

der „nationalen“<br />

Fachsprachen bei<br />

gleichzeitigem zwischensprachlichen<br />

Austausch ebenso<br />

diskutiert wie die<br />

Folgen der Übernahme<br />

von Konzepten<br />

über kulturelle und<br />

soziale Grenzen hinweg.<br />

In seiner keynote speech unterstrich<br />

der Wiener Slavist Stefan<br />

Michael Newerkla den Beitrag der<br />

Geschichts- und Sprachwissenschaft<br />

zur Erhellung sprachlicher<br />

Transferprozesse. Besonders wertvoll<br />

sei das Wissen über soziokulturelle,<br />

wirtschaftliche sowie politische<br />

Strukturen und Prozesse, die<br />

einen bedeutenden Einfluss auf<br />

sprachliche Entwicklungen einer<br />

Gesellschaft ausübten. Newerkla<br />

warnte dabei vor Falschinterpretationen:<br />

Nicht alles, was lange Zeit<br />

für eine Übertragung aus einem<br />

geografisch oder sozial benachbarten<br />

Sprachraum gehalten worden<br />

ist, war auch tatsächlich eine.<br />

In der Forschungsgeschichte sind<br />

insgesamt als gelungen, gleichwohl<br />

als sehr ambitioniert heraus. Der<br />

„Digitale Atlas“ ist ein ebenso innovatives<br />

wie kreatives Vorhaben. Er kann<br />

als Instrument dienen, dem breiten<br />

Spektrum möglicher Fragestellungen<br />

an Raumbilder ein entsprechendes<br />

Spielfeld zu geben.<br />

Lucas Frederik Garske<br />

Johanna Schnabel<br />

Anna Veronika Wendland<br />

bereits zahlreiche Schein-Translationen<br />

aufgedeckt worden, die ohne<br />

,externen‘ Transfer zu Stande gekommen<br />

sind oder deren Wurzeln<br />

in deutlich früheren sprachlichen<br />

Entwicklungs- und Ausdifferenzierungsphasen<br />

liegen, als bisher angenommen<br />

wurde. Newerkla plädierte<br />

deshalb für ein geschärftes<br />

Bewusstsein historischer Zusammenhänge,<br />

Kontinuitäten und Brüche<br />

bei der Erforschung des Kultur-<br />

und Wissenstransfers. Die<br />

Reduktion der Forschungsprozesse<br />

auf rein linguistische Analysen<br />

führe keineswegs zur Beantwortung<br />

aller Fragen des sprachkulturellen<br />

Transfers.<br />

Den zweiten Vortrag mit dem Titel<br />

„Wissenschaft, Sprache und<br />

Différance: Überlegungen zur<br />

Wissenschaftssprache(n) und Wissenstransfer“<br />

hielt der Gaststipendiat<br />

der Leibniz Graduate School<br />

Jan Surman. Der Referent stellte<br />

die Hypothese auf, dass in der ersten<br />

Hälfte des 19. Jahrhunderts im<br />

tschechisch-, polnisch- und ukrainischsprachigen<br />

Raum der Habsburgermonarchie<br />

der Purismus als<br />

eine linguistische Strategie dazu<br />

diente, mittels „différanten“ (Derrida)<br />

Wortkonstruktionen abgeschlossene<br />

wissenschaftliche Kommunikationsräume<br />

zu schaffen.<br />

Erst gegen die Jahrhundertwende<br />

mehrten sich Stimmen gegen den


Purismus, der zunehmend als eine<br />

den wissenschaftlichen Transfer<br />

verhindernde Praxis wahrgenommen<br />

wurde. Dennoch hat die Phase<br />

des Sprachpurismus nicht nur<br />

auf die jeweiligen Sprachen selbst,<br />

sondern auch auf die wissenschaftlichen<br />

Klassifikationen und Prämissen<br />

der Theoriebildung tiefgreifend<br />

eingewirkt. Anhand des Beispiels<br />

der Wortschöpfungsprozesse für<br />

die Benennung der Elemente Sauerstoff<br />

und Stickstoff in einzelnen<br />

slavischen Sprachen der Habsburger<br />

Monarchie verdeutlichte Surman,<br />

wie langwierig, sorgfältig und<br />

subtil die Bildung und Akzeptanz<br />

neuer Begriffe sein kann.<br />

Im Kommentar zu den Vorträgen<br />

hob Peter Haslinger die Bedeutung<br />

der metaphorischen Ebene von<br />

Sprache hervor und verdeutlichte,<br />

dass Sprachbildungsprozesse<br />

stets Informationen über ihre Konstrukteure,<br />

ihre Intentionen und Entscheidungen<br />

beinhalten. Deshalb<br />

ist es für den Forschenden von Bedeutung<br />

zu erkennen, wo bewusste<br />

ideologische Entscheidungen<br />

und wo unbewusste Klassifizierungen<br />

oder unausgesprochene Vermutungen<br />

zum Tragen gekommen<br />

sind. Haslinger betonte die Bedeutung<br />

der Publikumsakzeptanz für<br />

den Erfolg von Sprachstrategien.<br />

Auch die emotionalen Komponenten<br />

des Sprachgebrauchs müssten<br />

berücksichtigt werden, so die<br />

mit Sprache verbundenen nonverbalen<br />

Erfahrungen und Erinnerungen.<br />

Dieser Faktor spiele insbesondere<br />

in Fragen der Fremdakzeptanz<br />

bei sprachlichen Neuerungen eine<br />

Rolle.<br />

Während der Diskussion wurde<br />

unter anderem angesprochen, dass<br />

unter den germanischen Sprachen<br />

neben dem Deutschen auch<br />

das Jiddische einen bedeutenden<br />

Einfluss auf den ostmitteleuropäischen<br />

Sprachraum ausübte.<br />

In Bezug auf die Erforschung von<br />

Sprach- und Kulturtransfer sollten<br />

stets die schul- und bildungssystembedingtenSprachnormierungen<br />

ins Bewusstsein gerufen<br />

werden. Betont wurden auch die<br />

unterschiedlichen Verhältnisse von<br />

Dialekt und Hochsprache. Während<br />

im polnischsprachigen Raum<br />

die Unterschiede zwischen gesprochener<br />

und geschriebener Sprache<br />

verhältnismäßig gering ausfielen,<br />

seien sie im Tschechischen und<br />

österreichischen Deutschen deutlich<br />

tiefgreifender.<br />

Konrad Hierasimowicz<br />

Peter Haslinger<br />

Generations of Violence<br />

Age Groups, Generation Gaps and the Significance of Violence<br />

Inwieweit beeinflussen gesellschaftliche<br />

und generationelle Kontexte<br />

die Ausübung von Gewalt?<br />

Inwieweit beeinflusst Gewalt Gesellschaften<br />

bzw. einzelne Generationen?<br />

Diese Fragestellungen<br />

standen im Zentrum des internationalen<br />

Workshops, der am 7. Juni<br />

2012 im <strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong> stattfand.<br />

Er wurde von der DFG-Forschergruppe<br />

Gewaltgemeinschaften gemeinsam<br />

mit dem Centre for Historical<br />

Research and Documentation<br />

on War and Contemporary Society<br />

(Brüssel), dem UCD Centre for War<br />

Studies (Dublin), dem NIOD Instituut<br />

voor Oorlogs-, Holocaust- en<br />

Genocidestudies (Amsterdam) und<br />

dem EUCOWAS network (European<br />

Cooperation on War Studies)<br />

durchgeführt.<br />

Aktuelle Forschungsprojekte zum<br />

Thema wurden in Kurzvorträgen<br />

vorgestellt und boten eine Grundlage<br />

für die weiterführende Diskussion.<br />

Anhand von Beispielen wurde<br />

die Thematik veranschaulicht. Sascha<br />

Reif (Kassel) referierte über<br />

Generationskonflikte und Gewalt<br />

im östlichen Afrika im 19. Jahrhundert,<br />

Tamir Libel (Dublin) über die<br />

sogenannte „zweite“ Generation<br />

von Intifada-Führern im Zweiten Libanon-Krieg.<br />

Weitere im Workshop<br />

vorgestellte Projekte erforschen<br />

Verbrecherkulturen Barcelonas in<br />

der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts<br />

(Florian Grafl, Gießen) oder<br />

Vater-Sohn-Generationenbezie-<br />

hungen in der litauischen militanten<br />

Rechten der Zwischenkriegszeit<br />

(Vytautas Petronis, Marburg).<br />

Als Kommentatoren und Moderatoren<br />

traten Antoon Vrints (Gent), Rudi<br />

van Doorslaer (Brüssel), Friedrich<br />

Lenger (Gießen), Robert Gerwarth<br />

(Dublin) und Peter Haslinger (Gießen/Marburg)<br />

auf.<br />

In der Diskussion ging es vor allem<br />

um den Generationsbegriff,<br />

9


Tatjana Tönsmeyer<br />

(links) und Peter<br />

Haslinger (rechts) bei<br />

der Vorstellung des<br />

Editionsprojekts<br />

seine Präzisierung und seine für<br />

verschiedene Formen von „Gewaltgemeinschaften“<br />

unterschiedliche<br />

Bedeutung. Eine allgemeingültige<br />

Definition, auf die sich historische<br />

Untersuchungen stützen könnten,<br />

gibt es nicht, vielmehr können in jeder<br />

Gesellschaft, Generation bzw.<br />

Auftakttagung des Editions- und Forschungsprojekts<br />

„World War II –<br />

Everyday Life Under German Occupation“<br />

Am 31. Mai und 1. Juni 2012 fand in<br />

Berlin die Auftaktveranstaltung des<br />

Editions- und Forschungsprojekts<br />

„World War II – Everyday Life Under<br />

German Occupation“ statt. An<br />

dem gemeinsamen Verbundprojekt<br />

sind unter der Leitung von Prof. Dr.<br />

Peter Haslinger, Direktor des <strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong>s,<br />

und Prof. Dr. Tatjana<br />

Tönsmeyer, Bergische Universität<br />

Wuppertal, ausgewiesene Expertinnen<br />

und Experten aus insgesamt<br />

15 europäischen Ländern beteiligt.<br />

Finanziert wird das Projekt durch<br />

den Pakt für Forschung und Innovation<br />

im Rahmen des Verfahrens<br />

des Senatsausschuss Wettbewerb<br />

(SAW) der Leibniz-Gemeinschaft.<br />

Ziel der Veranstaltung war vorrangig<br />

der Informationsaustausch der<br />

Kooperationspartner, jedoch wur-<br />

10<br />

in unterschiedlichen politischen<br />

Kontexten ganz unterschiedliche<br />

Formen von Gewalt festgestellt<br />

werden, die sich in einer individuellen<br />

Legitimierung, Organisation<br />

und Ausführung ausdrücken. Der<br />

Workshop lieferte einen wichtigen<br />

Beitrag zur Diskussion über die<br />

de das Treffen durch die<br />

öffentliche Vorstellung<br />

des Projekts im DokumentationszentrumTopographie<br />

des Terrors<br />

am 31. Mai erweitert.<br />

Unter dem Titel „Von<br />

der Tätergeschichte<br />

zur Geschichte lokaler<br />

Bevölkerungen unterBesatzungsbedingungen.<br />

Neue Wege in<br />

der Historiographie des<br />

Zweiten Weltkriegs“ referierte<br />

Prof. Dr. Tatjana<br />

Tönsmeyer über<br />

Schwerpunkte und Defizite<br />

in der einschlägigen<br />

Forschung und Dokumentation.<br />

Sie konstatierte, dass die Geschichte<br />

des Zweiten Weltkriegs<br />

bislang vor allem als Tätergeschichte<br />

geschrieben wurde, wohingegen<br />

die Situation der lokalen<br />

Zivilbevölkerungen unter den<br />

Bedingungen der Besatzung weitgehend<br />

unerforscht geblieben ist.<br />

Prof. Dr. Peter Haslinger stellte<br />

daraufhin das Editions- und Forschungsprojekt<br />

„World War II –<br />

Everyday Life Under German Occupation“<br />

vor und betonte, dass<br />

die geplante Quellenedition angesichts<br />

ihrer komparativen Ausrichtung<br />

die ideale Gelegenheit biete,<br />

der Komplexität von Besatzungssituationen<br />

in gesamteuropäischer<br />

Weise gerecht zu werden und ein<br />

Themenfeld zu dokumentieren,<br />

das für die europäische Erinne-<br />

Beziehung von Generationen und<br />

Kollektivgewalt und förderte die<br />

internationale Vernetzung des <strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong>s<br />

mit einschlägig arbeitenden<br />

<strong>Institut</strong>ionen.<br />

Lisa Schröer<br />

rungs- und Geschichtspolitik nach<br />

wie vor zentral sei.<br />

In der anschließenden regen Diskussion<br />

stieß der Begriff der „Alltagsgeschichte“<br />

im Zusammenhang<br />

mit dem Zweiten Weltkrieg auf<br />

großes Interesse. Diskutiert wurden<br />

die Definition von „Alltag“, die Unterscheidung<br />

zwischen „Krieg“ und<br />

„Besatzung“ sowie die Abgrenzungen<br />

zu verwandten Themengebieten<br />

wie der Holocaust-Forschung<br />

und der Geschichte des Widerstandes.<br />

Dabei wurde deutlich, dass<br />

es keine gemeinsame europäische<br />

Sichtweise auf Phänomene des<br />

Kriegsgeschehens gibt und gerade<br />

hierin die Herausforderungen des<br />

Projekts liegen.<br />

Am zweiten Tag trafen sich die<br />

Tagungsteilnehmer im Dokumentationszentrum<br />

Topographie des<br />

Terrors. Nach der Begrüßung und<br />

einem Resümee der bisherigen Gespräche<br />

für den erweiterten Teilnehmerkreis<br />

durch Prof. Dr. Peter<br />

Haslinger stellten die Kooperationspartner<br />

das Land, das sie vertreten,<br />

mit Blick auf die historiografische<br />

Situation und die Archivlage<br />

vor. Daran anschließend diskutierte<br />

der Teilnehmerkreis Struktur und Inhalte<br />

der geplanten Editionsbände,<br />

besprach die Arbeitsgänge sowie<br />

den avisierten Zeitplan des Projekts<br />

und nahm weitere gemeinsame<br />

Veranstaltungen in den Blick.<br />

Insgesamt sind für die Quellenedition<br />

vier Themenschwerpunkte<br />

mit jeweils mehreren Teilbänden<br />

vorgesehen, denen keine länder


spezifische, sondern eine thematische<br />

Gliederung zugrunde liegt.<br />

Im Fokus steht die Dokumentation<br />

von Mangelerfahrungen der Lokalbevölkerungen,<br />

Formen von Herrschaft<br />

und Gewalt sowie Zwangsarbeit,<br />

Ausbeutung, Vertreibung<br />

und Verfolgung. Neben der gedruckten<br />

<strong>Ausgabe</strong>, deren erster<br />

Band bis 2015 erscheinen soll, wird<br />

es auch ein Onlineportal geben, das<br />

die Quellen nicht nur in englischer<br />

Übersetzung, sondern auch in der<br />

Originalsprache, teilweise unterstützt<br />

durch Faksimiles, abbilden<br />

wird. Im Rahmen des Editions- und<br />

Forschungsprojekts sind diverse<br />

Workshops und Tagungen geplant,<br />

die dem wissenschaftlichen Austausch<br />

und der Vernetzung dienen<br />

sollen. Die nächste Tagung mit den<br />

Herausgebern und Länder-Exper-<br />

Demokratiekonzepte der<br />

frühen Weimarer Republik<br />

Am 21. und 22. Juni 2012 hatte<br />

das <strong>Institut</strong> für Deutsche Sprache<br />

in Mannheim (IDS) die beiden Projektpartner<br />

<strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong> (HI) und<br />

<strong>Institut</strong> für Zeitgeschichte (IfZ) zum<br />

letzten Arbeitstreffen des Verbundprojekts<br />

„Demokratiegeschichte<br />

des 20. Jahrhunderts als Zäsurgeschichte.<br />

Das Beispiel der frühen<br />

Weimarer Republik“ geladen. Das<br />

Arbeitstreffen diente zum einen dazu,<br />

eine Bilanz der Projektarbeit der<br />

letzten zweieinhalb Jahre zu ziehen<br />

und organisatorische Angelegenheiten<br />

bezüglich des geplanten<br />

Sammelbandes und des Diskurswörterbuchs<br />

zu besprechen. Zudem<br />

wurde es durch einen öffentlichen<br />

Tagungsteil ergänzt, bei dem<br />

sich vier externe Referenten dem<br />

Themenkomplex „Demokratiekonzepte<br />

der frühen Weimarer Republik“<br />

widmeten.<br />

Intern standen inhaltliche Ausrichtung<br />

und organisatorische Fragen<br />

des für 2013 geplanten Sammelbandes<br />

und die Konzeption<br />

des Diskurswörterbuchs „Demokratiegeschichte“,<br />

das in gedruckter<br />

und in digitaler Onlineversion erscheinen<br />

soll, im Vordergrund. Der<br />

Sammelband, der sowohl methodische<br />

als auch empirische Ergebnisse<br />

des Projekts beinhalten soll,<br />

wird außerdem um Beiträge der zu<br />

den Projekttagungen eingeladenen<br />

externen Referenten ergänzt. Ein<br />

einleitendes Theorie- und Methodenkapitel<br />

wird von allen Projektteilnehmern<br />

gemeinsam verfasst<br />

werden und soll so die gemeinsam<br />

erarbeiteten theoretischen Zugänge<br />

zum Gegenstand „Demokratiegeschichte“<br />

widerspiegeln, die für<br />

diese interdisziplinäre Projektarbeit<br />

grundlegend waren. Das Diskurswörterbuch„Demokratiegeschichte“,<br />

das methodisch auf die<br />

Vorarbeit vorheriger Diskurswörterbücher<br />

des IDS („Schulddiskurs<br />

1945-1955“ und „Protestdiskurs<br />

1967/68“) aufbaut, unterscheidet<br />

sich in seiner Konzeption grundlegend<br />

von Standardwörterbüchern,<br />

indem es speziell auf den konkreten<br />

Wortschatz der gegebenen Diskursarena<br />

fokussiert, um innere Zusammenhänge<br />

und Abhängigkeiten<br />

herauszustellen.<br />

Im öffentlichen Teil des Arbeitstreffens<br />

widmeten sich vier geladene<br />

Referenten der Auseinandersetzung<br />

mit demokratischen<br />

Konzepten in unterschiedlichen<br />

gesellschaftlichen Bereichen der<br />

Weimarer Republik. Michael Fahlbusch<br />

(Basel) beschäftigte sich mit<br />

dem völkischen Diskurs zum The-<br />

ten wird im Januar 2013 in Berlin<br />

stattfinden.<br />

Daniela Kraus<br />

menkomplex „Volk ohne Raum –<br />

Raum ohne Volk“ und verdeutlichte<br />

am Beispiel der völkisch geprägten<br />

Geowissenschaften, wie Politik und<br />

Wissenschaft gegenseitig in Interaktion<br />

traten. Vor allem generationell<br />

bestimmte soziale Netzwerke<br />

hätten hier ihre Bedeutung entfaltet.<br />

Inwiefern ein „völkischer Demokratiebegriff“<br />

überhaupt existiert<br />

habe, erörterte Anja Lobenstein-<br />

Reichmann (Heidelberg/Mannheim)<br />

in ihrem instruktiven Beitrag,<br />

der auf Werken von Julius<br />

Langbehn, Houston S. Chamberlain<br />

und Alfred Rosenberg basiert.<br />

Im nationalkonservativen Milieu der<br />

Zwischenkriegszeit müsse ein Demokratiediskurs<br />

immer im Zusammenhang<br />

mit einem rassischen Diskurs<br />

analysiert werden, der nicht<br />

erst nach dem Ersten Weltkrieg eingesetzt<br />

habe, dann aber einem Versuch<br />

der praktischen Umsetzung<br />

des Theorems unterworfen worden<br />

sei.<br />

Martin Geyer (München) referierte<br />

über Korruptionsdebatten in<br />

der frühen Weimarer Republik und<br />

veranschaulichte diese am Beispiel<br />

des so genannten Barmat-<br />

Skandals. Hierbei betrachtete er<br />

Skandale grundsätzlich als Kristal-<br />

11


lisationspunkte, in denen Normverfehlungen<br />

verhandelt werden und<br />

letztlich somit auch die Weimarer<br />

Demokratie selbst.<br />

Abschließend fächerte Kathrin<br />

Groh (München) aus juristischer<br />

Perspektive das Spektrum verschiedener<br />

Demokratiekonzepte führender<br />

deutscher Staatsrechtslehrer zu<br />

Beginn der Weimarer Republik auf.<br />

Ausgehend vom ̦Vater‘ der Weimarer<br />

Reichsverfassung Hugo Preuß<br />

über Georg Anschütz, Richard Tho-<br />

Ereignisse und Informationen<br />

Am 12. Juni 2012 war das <strong>Herder</strong>-<br />

<strong>Institut</strong> Gastgeber einer Masterclass<br />

mit Professor Miloš Havelka<br />

(Karls-Universität Prag), die im<br />

Rahmen des Projekts „Digitaler Atlas<br />

Politischer Raumbilder zu Ostmitteleuropa“<br />

stattfand. Die etwa<br />

20 anwesenden Mitarbeiter, Stipendiaten<br />

und Doktoranden des<br />

<strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong>s befassten sich mit<br />

den „wissensgeschichtlichen Verortungen<br />

Ostmitteleuropas“. Das<br />

einleitende Referat von Miloš Havelka<br />

skizzierte Grundlinien der historischen<br />

Soziologie und der Wissensgeschichte.<br />

Er erörterte dabei<br />

zunächst den Diskurswandel, den<br />

Einteilungen Europas im Laufe der<br />

Geschichte durchlebten: Von Diskursen<br />

einer Nord-Süd-Trennung<br />

12<br />

ma, Hans Kelsen und Hermann Heller<br />

betonte Groh, dass nur die Unabdingbarkeit<br />

der parlamentarischen<br />

Ordnung als Minimalkonsens jener<br />

Exponenten anzusehen sei.<br />

Das Ende der Projektlaufzeit des<br />

durch den Pakt für Forschung und<br />

Innovation im Rahmen des Verfahrens<br />

des Senatsausschusses Wettbewerb<br />

der Leibniz-Gemeinschaft<br />

finanzierten Modellprojekts steht<br />

mit Januar 2013 bevor. Die Projektteilnehmer<br />

haben sich jedoch be-<br />

Die Verortung Ostmitteleuropas<br />

in der Geschichte Europas<br />

Publizieren im Verlag des <strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong>s<br />

zur Zeit der Antike hin zu einer Ost-<br />

West-Trennung des Kontinents in<br />

der Geschichte der Neuzeit. Anschließend<br />

reflektierte Miloš Havelka<br />

die Positionen mehrerer soziologischer<br />

„Klassiker“, u.a. Georg<br />

Simmel und Karl Mannheim, die<br />

sich mit (räumlichen) Ordnungen<br />

des Wissens befasst haben. Impulse<br />

für die folgende Debatte gingen<br />

besonders vom Simmel'schen<br />

Zitat aus: „Die Grenze ist nicht eine<br />

räumliche Tatsache mit soziologischen<br />

Wirkungen, sondern eine<br />

soziologische Tatsache, die sich<br />

räumlich formt“ (Georg Simmel: Soziologie.<br />

Untersuchungen über die<br />

Form der Vergesellschaftung, Berlin<br />

1983 [Erstausgabe 1908], S. 467).<br />

Die Diskussion im Plenum drehte<br />

reits darauf verständigt, die Zusammenarbeit<br />

über die Projektlaufzeit<br />

hinaus aufrechtzuerhalten, was sich<br />

unter anderem in dem vom IDS initiierten<br />

Tagungs- und Diskussionsnetzwerk<br />

„Diskurs-interdisziplinär“<br />

äußert. Eine Zusammenarbeit in anderen<br />

Projektzusammenhängen, so<br />

der Grundtenor der Arbeitstagung,<br />

wird von den Projektpartnern nicht<br />

ausgeschlossen.<br />

Konstantin Rometsch<br />

Agnes Laba<br />

sich zunächst um soziale Konstruktionen<br />

von Raumbildern, um „Mental<br />

Maps“ und um die verschiedenen<br />

sozialwissenschaftlichen und<br />

historiografischen Herangehensweisen<br />

an Raumkonzepte. Daran<br />

anschließend widmete sich die<br />

Masterclass einer Lektüreauswahl,<br />

die Miloš Havelka in Vorbereitung<br />

der Masterclass zusammengestellt<br />

hatte, darunter klassische Texte<br />

von Oskar Halecki (Europa – Grenzen<br />

und Gliederungen seiner Geschichte)<br />

und Paul Hazard (Krise<br />

des europäischen Geistes) sowie<br />

neuere Arbeiten von Larry Wolff (Inventing<br />

Eastern Europe), Jörg Döring<br />

und Tristan Thielemann (Spatial<br />

Turn).<br />

Christian Lotz<br />

Das <strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong> in Marburg ist eine der zentralen Einrichtungen der historischen und kulturwissenschaftlichen<br />

Ostmitteleuropaforschung in Deutschland.<br />

Zu den Tätigkeiten des <strong>Institut</strong>s zählt die Herausgabe mehrerer Schriftenreihen (Monografien, Tagungsbände,<br />

Quelleneditionen, Bibliografien, Bildmaterialien) in einem eigenen Verlag.<br />

Vor allem jüngere Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen, die ihre Promotionsschriften veröffentlichen möchten,<br />

können von der besonderen Nähe des Verlags zur Fachwissenschaft profitieren.<br />

Ihre Vorteile bei einer Veröffentlichung im Verlag des <strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong>s auf einen Blick:<br />

■ erhöhtes Renommee Ihres Werkes durch Aufnahme in eine international angesehene Schriftenreihe<br />

■ professionelles Lektorat und qualifizierte Beratung bei der Überarbeitung Ihrer Doktorarbeit für den Druck<br />

■ größtmögliche Wahrnehmung Ihres Werkes in der Fachwelt dank zielgruppen-spezifischer Werbung und<br />

aktiver Unterstützung des Open Access durch das <strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong> und seinen Verlag<br />

■ geringe Druckkostenzuschüsse aufgrund der nicht-kommerziellen Ausrichtung des Verlags


„Gefällt mir“<br />

Das <strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong><br />

bei Facebook<br />

Social Media-Angebote wie Facebook<br />

werden zunehmend auch von<br />

<strong>Institut</strong>ionen und Unternehmen genutzt,<br />

um sich zu präsentieren und<br />

mit Nutzerinnen und Nutzern in<br />

Kontakt zu treten.<br />

Um das Netzwerk ebenfalls als<br />

Kommunikations- und Werbemittel<br />

zu nutzen, ist das <strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong><br />

seit diesem Jahr mit einer<br />

Facebook-Fanpage präsent (www.<br />

facebook.com/<strong>Herder</strong><strong>Institut</strong>). Aktuelles<br />

kann hier gelesen, kommentiert<br />

und „geteilt“ werden. Wir<br />

informieren über unsere Veranstaltungen<br />

und Ausstellungen, und unsere<br />

Plakate und Broschüren können<br />

eingestellt werden. So prangte<br />

das <strong>Herder</strong>-Plakat zur Fußball-EM<br />

im Juni nicht nur in etlichen Marburger<br />

Kneipen, sondern auch auf<br />

unserer facebook-Seite.<br />

Die Seite ist öffentlich und somit<br />

auch für Interessierte ohne Facebook-Account<br />

einsehbar. Mit der<br />

Fanpage soll eine weitere Möglichkeit<br />

geschaffen werden, die<br />

Serviceangebote des <strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong>s<br />

wahrzunehmen und mit uns<br />

in Kontakt zu treten. Alle aktuellen<br />

Informationen und eine umfassende<br />

Vorstellung der <strong>Institut</strong>sangebote<br />

finden Sie natürlich auch weiterhin<br />

auf unserer <strong>Institut</strong>s-Homepage<br />

(www.herder-institut.de).<br />

Mandy Barke<br />

Städteatlas Schlesien:<br />

3D-Trailer bei YouTube<br />

Der mediale Wandel seit dem späten<br />

20. Jahrhundert eröffnet am<br />

Bildschirm neue gestalterische und<br />

kommunikative Formen. Im Falle<br />

unseres Historisch-topographischen<br />

Atlas schlesischer Städte ist<br />

es vor allem die zeitdynamische Visualisierung<br />

von Stadtentwicklung,<br />

die sich nun attraktiv darstellen<br />

lässt. Seit 2009 ist der Atlas online.<br />

Auf die oberschlesische Woiwodschaftshauptstadt<br />

Oppeln/Opole,<br />

unsere erste Stadt im Netz, folgte<br />

im März 2012 die Europastadt<br />

Görlitz/Zgorzelec. Neben der integrierten<br />

Verknüpfung von Karten,<br />

Bildern und Textdokumenten präsentieren<br />

wir hier Zeitungsartikel zur<br />

Stadtentwicklung nach 1945 aus<br />

dem Pressearchiv des <strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong>s.<br />

Außerdem fanden erstmals<br />

auch Filmausschnitte Eingang in<br />

das Atlasprojekt, so zum Oberlausitzer<br />

Sechsstädtebund, über die<br />

Gründerzeitviertel der Stadt und<br />

über den Görlitzer Vertrag von 1950<br />

zur neuen Grenze an Oder und Neiße.<br />

Ein in Zusammenarbeit mit dem<br />

<strong>Institut</strong> für Raumdarstellung (Frankfurt<br />

am Main) entwickelter 3D-animierter<br />

Trailer, der die Stadtentwicklung<br />

von Görlitz/Zgorzelec<br />

konzis zusammenfasst, führt eindrucksvoll<br />

in die Anwendung ein.<br />

Schicht um Schicht lassen sich<br />

auf der Grundlage der Topografie<br />

die Etappen der Stadtgeschichte<br />

vom 19.-21. Jahrhundert besonders<br />

anschaulich freilegen. Um diese<br />

Form der Visualisierung, die eine<br />

hohe Suggestionskraft auch für<br />

die wissenschaftliche Verwendung<br />

entfaltet, nun einem breiten Publikum<br />

zuzuführen und gleichzeitig<br />

die Bekanntheit des Atlasprojekts<br />

weiter zu erhöhen, wurde der Trailer<br />

unter dem Titel „Görlitz/Zgorzelec<br />

– Stadtentwicklung bis ins<br />

21. Jahrhundert“ im April auf dem<br />

Internet-Videoportal YouTube zunächst<br />

in deutscher Fassung eingestellt.<br />

Inzwischen wurde der Trailer<br />

in Kooperation mit dem Kulturhistorischen<br />

Museum der Stadt Görlitz<br />

weiterentwickelt. Seit dem 20. Juli<br />

wird er in polnischer, tschechischer<br />

und englischer Sprache in der neuen<br />

Dauerausstellung des Museums<br />

zur Geschichte der Stadt im<br />

Rahmen einer Medienstation präsentiert.<br />

So gehört er bereits zum<br />

festen Repertoire didaktischer Vermittlung<br />

von Stadtgeschichte.<br />

Wolfgang Kreft<br />

www.youtube.com/<br />

watch?v=NRmV1ZP4WIc<br />

www.herder-institut.de/staedteatlas-schlesien<br />

Wolfgang Kreft und Dariusz Gierczak<br />

während der Atlaspräsentation im Literaturcafé<br />

des Verlags Via Nova in Breslau<br />

am 24. April.<br />

13<br />

3D-Trailer zur<br />

Stadtentwicklung<br />

vom 12.–21. Jahrhundert<br />

als Einstieg<br />

in die Onlineanwendung<br />

zur Atlasstadt<br />

Görlitz/<br />

Zgorzelec


Bei der Onlinestellung<br />

von Bildern gehen die<br />

Kontextinformationen,<br />

wie z.B. Beschriftungen<br />

und Informationen<br />

auf Untersatzkartons,<br />

häufig verloren. Die<br />

Fotografie als eigenständiges<br />

Artefakt verschwindet.<br />

<strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong>,<br />

Bildarchiv, Slg. Drost,<br />

Inv.-Nr. 204436 und<br />

204437.<br />

Visual History. <strong>Institut</strong>ionen und Medien<br />

des Bildgedächtnisses<br />

Im Mai begann das durch die<br />

Leibniz-Gemeinschaft aus Mitteln<br />

des Pakts für Forschung und In-<br />

novation finanzierte Verbundprojekt<br />

„Visual History. <strong>Institut</strong>ionen<br />

und Medien des Bildgedächtnisses“.<br />

Gemeinsam mit dem federführenden<br />

Zentrum für Zeithistorische<br />

Forschung Potsdam, dem<br />

Georg-Eckert-<strong>Institut</strong> für internationale<br />

Schulbuchforschung<br />

in Braunschweig und dem Deutschen<br />

Museum in München wird<br />

nun während dreier Jahre Grundlagenforschung<br />

zu verschiedenen<br />

14<br />

<strong>Institut</strong>ionen des modernen Bildwesens<br />

betrieben.<br />

Die Einzelprojekte widmen sich<br />

der Frage nach der Rolle und Bedeutung<br />

staatlicher und privater<br />

bzw. privatwirtschaftlicher <strong>Institut</strong>ionen<br />

für die Konstitution kollektiver<br />

Bildgedächtnisse. Ihr gemeinsames<br />

Ziel ist es, nicht die „Gegenstände“<br />

kollektiven Bildwissens zu<br />

erforschen, sondern die <strong>Institut</strong>ionen,<br />

die diese Bilder generieren,<br />

verwalten, verwerten, archivieren<br />

und/oder publizieren bzw. die Produktion<br />

und Verbreitung bestimmter<br />

Bilder verhindern. Darüber hinaus<br />

soll unter www.visual-history.<br />

de ein Onlineportal eingerichtet<br />

werden, das als Informations- und<br />

Vernetzungsplattform fungiert und<br />

enzyklopädisches Wissen zu den<br />

<strong>Institut</strong>ionen des modernen Bildwesens<br />

bereitstellt.<br />

Das Teilprojekt am <strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong><br />

beschäftigt sich mit den Chancen<br />

und Problemen historischer<br />

Bildarchive im digitalen Zeitalter.<br />

Denn der sich durch die massenhafte<br />

Digitalisierung von Bildern<br />

und deren Bereitstellung im Internet<br />

rasant wandelnde Umgang mit<br />

Bildquellen in der Geschichts- und<br />

Kulturwissenschaft stellt Bildarchive<br />

vor neue Herausforderungen.<br />

So ersetzt die uneingeschränkte<br />

Verfügbarkeit von Bildern im<br />

Netz zunehmend den Gang ins<br />

„analoge“ Archiv. Durch die Präsentation<br />

von Bildsammlungen<br />

im Internet und die Bildung eines<br />

digitalen Bildkanons geraten jedoch<br />

nichtdigitalisierte Materialien<br />

in den Archiven zunehmend<br />

aus dem Blickfeld. Daher müssen<br />

die Auswahlkriterien für die Digitalisierung<br />

kritisch reflektiert werden.<br />

Hinzu kommt, dass das Bereitstellen<br />

von Bildmaterial im Internet die<br />

Bildvorlage als Artefakt zunächst<br />

in den Hintergrund drängt, denn<br />

meistens ist zunächst nur das Motiv<br />

für die Nutzerinnen und Nutzer<br />

eines Onlineangebots sichtbar. Die<br />

Rückseiten beispielsweise mit ihren<br />

Beschriftungen werden unsichtbar.<br />

Ebenso verschwindet die<br />

Größe und die Haptik der digitalisierten<br />

Vorlage – Postkarte und<br />

großformatige Grafik nähern sich<br />

an. Dabei fordert die Wissenschaft<br />

seit einigen Jahren genau das Gegenteil:<br />

Die Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte<br />

von Bildern<br />

ist wichtig, um sie als ernstzunehmende<br />

historische Quelle zu nutzen.<br />

Das Projekt soll untersuchen,<br />

wie Bildarchive/-sammlungen, die<br />

ihre Bestände online bereitstellen,<br />

mit der Problematik umgehen. Es<br />

soll Möglichkeiten eruieren, wie die<br />

Bilder auch im Netz als Artefakte<br />

wahrzunehmen sind und wie die<br />

Informationen, die ein herkömmlicher<br />

Archivbesuch bietet (Beschriftungen,<br />

fachliche Beratung,<br />

Verweise auf weitere Bestände),<br />

im Onlinearchiv kompensiert bzw.<br />

zu neuen Informationsangeboten<br />

ausgebaut werden können.<br />

Elke Bauer<br />

Projektstart „World War II – Everyday Life<br />

Under German Occupation“<br />

Im Mai 2012 erfolgte der offizielle<br />

Start des auf drei Jahre angelegten<br />

Forschungs- und Editionsprojekts<br />

„World War II – Everyday Life Under<br />

German Occupation. Der Zweite<br />

Weltkrieg – Alltag unter deutscher<br />

Besatzung“. Ziel des Projekts ist<br />

eine forschungsgestützte Edition<br />

von Quellen zur Alltagsgeschichte<br />

der Lokalbevölkerungen in den von<br />

der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg<br />

besetzten Gebieten. Das von<br />

der Leibniz Gemeinschaft geförderte<br />

Projekt vereinigt unter der Leitung<br />

von Prof. Dr. Peter Haslinger,<br />

<strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong>, und Prof. Dr. Tatjana<br />

Tönsmeyer, Bergische Universität<br />

Wuppertal, Kooperationspart-


ner aus insgesamt 15 europäischen<br />

Ländern, die sich schwerpunktmäßig<br />

oder ausschließlich mit der Geschichte<br />

des Zweiten Weltkriegs<br />

befassen.<br />

Kurz nach dem offiziellen Projektstart<br />

fand in Berlin eine Auftakttagung<br />

statt, zu der alle Herausgeber<br />

und Länder-Expert/inn/en eingeladen<br />

waren, um über konzeptionelle<br />

und organisatorische Fragen<br />

zu diskutieren und der öffentlichen<br />

Vorstellung des Projekts im Dokumentationszentrum<br />

Topographie<br />

des Terrors beizuwohnen (siehe<br />

unseren Bericht auf Seite 10 ). Die<br />

Quellenedition wird sich in mehrere<br />

Bände mit thematischen Schwerpunkten<br />

gliedern, die die strukturellen<br />

Rahmenbedingungen des<br />

Alltags in den besetzten Gebieten<br />

sowie die daraus resultierenden Erfahrungen<br />

der Lokalbevölkerungen<br />

dokumentieren sollen. Die Edition<br />

wird in englischer Sprache erscheinen.<br />

Neben der Printausgabe ist<br />

auch eine digitale Edition geplant,<br />

die die Quellen sowohl in englischer<br />

Übersetzung als auch in der jeweiligen<br />

Originalsprache präsentiert.<br />

Die Quellenedition wird Defizite in<br />

der Forschung und Dokumentation<br />

beheben und neue Wege in der Historiografie<br />

des Zweiten Weltkriegs<br />

aufzeigen.<br />

Daniela Kraus<br />

HerBalt – Hereditas Baltica:<br />

Ein deutsch-estnisches Archivprojekt<br />

und seine Fortschritte<br />

„HerBalt – Virtueller Lesesaal für<br />

baltisches Archivgut“ ist ein Projekt<br />

aus der Dokumentesammlung<br />

des <strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong>s und zielt auf<br />

eine virtuelle Zusammenführung<br />

von Archivalien und deren Bereitstellung<br />

im Internet, um so neue<br />

Möglichkeiten für Forschungen zu<br />

eröffnen und auch gemeinsame<br />

Forschungsvorhaben ortsunabhängig<br />

durchzuführen.<br />

Unter Federführung des <strong>Herder</strong>-<br />

<strong>Institut</strong>s wirken auf deutscher Seite<br />

die Deutschbaltische Genealogische<br />

Gesellschaft (Darmstadt),<br />

weitere private Förderer sowie der<br />

Bundesbeauftragte für Kultur und<br />

Medien zusammen. Vertragspartner<br />

auf estnischer Seite ist das Estnische<br />

Historische Staatsarchiv in<br />

Tartu.<br />

Das Projekt wurde im Rahmen<br />

der Feiern zum 90. Geburtstag des<br />

Estnischen Historischen Archivs im<br />

Mai 2011 (vgl. <strong>Herder</strong>-aktuell Nr.<br />

32/33, S. 10) gestartet. Dabei wurde<br />

auf zwei wichtige Beweggründe<br />

für dieses Projekt hingewiesen:<br />

Es geht 1. um die Bewahrung und<br />

Pflege des kulturellen Erbes durch<br />

Schonung der archivischen Originale<br />

und 2. um die Möglichkeit, den<br />

Zugang zu diesem kulturellen Erbe<br />

unabhängig vom Ort des Bearbeiters<br />

leicht und rasch zu gewähren.<br />

Konkret wurden im Berichtszeitraum<br />

im Historischen Archiv in Tartu<br />

ca. 45.000 Blatt digitalisiert. Das<br />

Archiv stellte die Digitalisate nach<br />

und nach in das weltweit recherchierbare<br />

Archivportal „Saaga“ mit<br />

Hinweis auf „HerBalt“ ein. Die Digitalisate<br />

werden in Tartu daneben<br />

auch für die in Archiven<br />

übliche Langzeitarchivierung<br />

bearbeitet.<br />

Im <strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong> wurde<br />

begonnen, die Verzeichnungstexte<br />

aus<br />

Estland in die DSHI-<br />

Archiv-Datenbank einzugeben,<br />

dabei aber,<br />

wo möglich und sinnvoll,<br />

mit Informationen<br />

anzureichern (Ergänzungen<br />

der Titel, Angaben<br />

zu Laufzeit und<br />

Umfang). Dies war bei<br />

einem ersten Arbeitstreffen<br />

der beiden deutschen<br />

und beiden estnischen<br />

Projektleiter im November<br />

2011 im <strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong> als Ziel vereinbart<br />

worden. In der Dokumentesammlung<br />

wurden jene Materialien<br />

herausgesucht, die Ende 2012 und<br />

Anfang 2013 aus den Beständen<br />

der DSHI digitalisiert werden sollen.<br />

Sie kommen aus dem Bestand<br />

der Landtagsprotokolle der Estländischen<br />

Ritterschaft (19. Jh.). Es ist<br />

vorgesehen, bei einem zweiten Arbeitstreffen<br />

im Oktober 2012 in Tartu<br />

eine erste Bilanz zu ziehen und<br />

einige Fragen für den letzten Teil<br />

der Projektlaufzeit zu besprechen.<br />

Insbesondere dient das Treffen der<br />

Vorbereitung der abschließenden<br />

Fachtagung, die im Frühjahr 2013<br />

in Alatskivi bei Tartu stattfinden<br />

wird. Sie soll die Erfahrungen aus<br />

der gemeinsamen Arbeit in einem<br />

allgemeinen archivwissenschaftlichen<br />

und archivgeschichtlichen<br />

Rahmen diskutieren – unter Einbeziehung<br />

von Forschern, die sich in<br />

ihren Recherchen auf das genannte<br />

Material bezogen haben oder noch<br />

beziehen wollen.<br />

Dorothee M. Goeze<br />

15<br />

Eingangsseite zum<br />

sog. Törnearchiv<br />

in Saaga


Seite aus dem neu<br />

erworbenen Fotoalbum<br />

Hans Friedrich<br />

Hübners<br />

Propagandapostkarte<br />

über den<br />

Danziger Korridor<br />

aus der Sammlung<br />

Jaworski<br />

Zugänge wichtiger zeithistorischer<br />

Bildmaterialien im Bildarchiv<br />

Seinem Erwerbungskonzept entsprechend<br />

hat sich das Bildarchiv<br />

im zurückliegenden Jahrzehnt stärker<br />

um die Übernahme jüngerer,<br />

zeithistorischer Materialien sowie<br />

– neben kunsthistorischen und landeskundlichen<br />

Motiven – auch alltagsgeschichtlich<br />

relevanter Bildquellen<br />

bemüht. So ergab sich in<br />

jüngster Zeit mehrfach die Möglichkeit<br />

zum Erwerb verschiedener<br />

hoch interessanter Bestände aus<br />

Privatbesitz.<br />

Von Prof. Rudolf Jaworski (Kiel)<br />

etwa konnte eine Kollektion von<br />

870 wertvollen historischen Postkarten<br />

aus dem frühen 20. Jahrhundert<br />

(Schwerpunkt Zwischenkriegszeit)<br />

übernommen werden,<br />

die eine Ergänzung zu dem bereits<br />

in 2010 von ihm abgegebenen<br />

Konvolut von rund 1000 Karten<br />

darstellt. Die Motive der sehr<br />

gezielt gesammelten, hervorragend<br />

erhaltenen Postkarten aus Polen,<br />

der Tschechoslowakei und Ungarn<br />

sowie auch aus Deutschland zeigen<br />

politische Ikonografie und vor<br />

allem rivalisierende nationale Propaganda<br />

aus der Zeit des Ersten<br />

Weltkriegs, der Ersten Tschechoslowakischen<br />

Republik sowie der<br />

Zweiten Polnischen Republik. Themen<br />

sind nationale Symbole und<br />

Wappen, Ereignisse und Gedenktage,<br />

Persönlichkeiten und Patrone,<br />

Vereine, Monumente. Einen besonderen<br />

Teilbestand bilden deutsche<br />

16<br />

Revisionskarten sowie Postkarten<br />

mit propagandistischen politischen<br />

Landkartenmotiven. Dieses junge<br />

Massenmedium war mit seiner<br />

künstlerisch-visuellen und sprachlichen<br />

Argumentation und Rhetorik<br />

ein besonders erfolgreiches<br />

Kommunikationsmittel – gerade im<br />

Kontext politisch-gesellschaftlicher<br />

Agitation der ersten Jahrzehnte des<br />

20. Jahrhunderts.<br />

Durch Vermittlung von Prof. Jaworski<br />

konnten des Weiteren ein<br />

Fotoalbum mit privaten Aufnahmen<br />

des 1939 am „Polenfeldzug“ beteiligten<br />

Leutnants der Wehrmacht<br />

Hans Friedrich Hübner sowie Teile<br />

eines Fotoalbums mit Aufnahmen<br />

derselben Person aus Südmähren<br />

1938 angekauft werden (zusammen<br />

111 Fotos und 4 Postkarten); beide<br />

Bildserien sind mit handschriftlichen<br />

Erläuterungen versehen.<br />

Durch diese aus privater Perspektive<br />

aufgenommenen Fotografien<br />

werden Verlauf der Eroberungen<br />

und Kriegshandlungen in besonde-<br />

rer Weise erfahrbar – außerhalb der<br />

offiziellen NS-Kriegspropaganda. In<br />

ähnlicher Weise zeigt ein von Dr.-<br />

Ing. Paul-Georg Custodis (Mainz)<br />

dem <strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong> überlassener<br />

Bestand von über 1000 Tag genau<br />

datierten Aufnahmen (30 KB-Filme,<br />

sechs Alben mit Abzügen und<br />

Postkarten) aus der Produktion seines<br />

Vaters Dr. August Custodis das<br />

Alltagsleben in Ungarn von 1941-<br />

43. Der deutsche Geologe hat im<br />

Auftrag der Firma Seismos GmbH<br />

Hannover auf der Suche nach Erdöl-<br />

und Erdgasvorkommen das<br />

Land bereist und für sich unter unterschiedlichsten<br />

Gesichtspunkten<br />

fotografisch dokumentiert, was ergänzt<br />

werden kann um persönliche<br />

Berichte aus den erhaltenen Briefen<br />

an die Familie.<br />

Neben diesen sehr seltenen<br />

Quellen ist noch eine größere Zahl<br />

von Fotografien und vor allem von<br />

Postkarten aus ehemaligen Heimatsammlungen<br />

an das Bildarchiv<br />

abgegeben worden, von denen


die 225 historischen Ansichtskarten<br />

zu Lodz, Mittelpolen und Galizien<br />

(Sammlung Effenberger) sowie<br />

die 265 Fotos und Postkarten<br />

zu Schlesien (aus dem Archiv des<br />

Heimatkreises Lüben) besonders<br />

erwähnenswert sind. Diese Bildmaterialien<br />

sind Zeugnisse des kollektiven<br />

Bildgedächtnisses ehemaliger<br />

Bewohner der historischen deutschen<br />

Ost- und Siedlungsgebiete,<br />

Im März 2012 wurde der wissenschaftliche<br />

Nachlass der im Oktober<br />

2011 überraschend verstorbenen<br />

Schlesienforscherin Dr. h.c.<br />

Angelika Marsch (Hamburg) ins<br />

<strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong> übernommen. Es<br />

handelt sich um die Bibliothek sowie<br />

um umfangreiche Arbeitsmaterialien,<br />

die allen ihren Forschungsgebieten,<br />

insbesondere aber der<br />

Kulturgeschichte Schlesiens und<br />

der Ansichtengrafik gewidmet sind<br />

(originale historische Grafik, Fotos,<br />

Postkarten, Reproduktionen und<br />

Kopien aller Art, Bücher, darunter<br />

Rara, Manuskripte und Typoskripte,<br />

Dateien, Datenbanken sowie<br />

Digitalisate). Ihre bedeutendsten<br />

Publikationen der jüngeren Zeit waren<br />

die Reisebilder des Pfalzgrafen<br />

Ottheinrich (2001) und der Corpusband<br />

zum topografischen Werk von<br />

Friedrich Bernhard Werner (2010).<br />

Die sehr heterogenen wissenschaftlichen<br />

Materialien von Frau<br />

Marsch werden gegenwärtig gesichtet<br />

und verzeichnet sowie die<br />

unter konservatorischen Gesichtspunkten<br />

als besonders sensibel zu<br />

bezeichnenden Einheiten (etwa Negative,<br />

Diapositive, Rara) separiert,<br />

um eine sachgerechte Aufbewahrung<br />

zu gewährleisten. Mit der Dokumentation<br />

und Aufbereitung des<br />

Nachlasses soll mittelfristig auch<br />

die Nutzung der Materialien für Forschungszwecke<br />

ermöglicht werden.<br />

Ergebnis der ersten Schritte der<br />

Erschließung soll zudem ein Konzept<br />

für die weitere Bearbeitung<br />

die nach der Vertreibung den Heimatverlust<br />

durch Anlegen solcher<br />

Sammlungen (oft im Rahmen von<br />

landmannschaftlich organisierten<br />

Heimatstuben) in Teilen kompensiert<br />

haben. Derartige Materialien<br />

sind inzwischen unter dem Gesichtspunkt<br />

der Erinnerungskultur<br />

ebenso ein wichtiger Gegenstand<br />

kulturwissenschaftlicher Forschungen<br />

wie die privaten Fotoalben<br />

Nachlass von Dr. Angelika Marsch<br />

ins <strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong> übernommen<br />

des Nachlasses mit Schwerpunkt<br />

auf den Bildmaterialien sowie den<br />

historischen Ansichten zu Schlesien<br />

sein. Von besonderer Bedeutung<br />

ist hier ein Vorhaben, das seinerzeit<br />

unter maßgeblicher Mitwirkung<br />

von Angelika Marsch vorbereitet<br />

und durchgeführt<br />

wurde. Dieses Projekt<br />

zu historischen Ansichten<br />

aus der Grafiksammlung<br />

Haselbach<br />

wurde in den Jahren<br />

2005-2007 vom <strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong>,<br />

dem Schlesischen<br />

Museum, dem<br />

Kunstforum Ostdeutscher<br />

Galerie Regensburg<br />

sowie dem Architekturmuseum<br />

Breslau<br />

getragen. Frau Dr.<br />

Marschs lang gehegter<br />

Wunsch war ein Folgeprojekt<br />

über die gesamten<br />

in der Bundesrepublik<br />

Deutschland<br />

sowie nach Möglichkeit<br />

auch in Polen nachweisbaren<br />

Bestände an<br />

topografischen Ansichten<br />

zu Schlesien. Mehrfach<br />

hatte sie dieses Vorhaben an<br />

das <strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong> und das Schlesische<br />

Museum zu Görlitz herangetragen.<br />

Von Seiten des Schlesien-<br />

Museums sollten dabei die bereits<br />

früher in Zusammenarbeit mit Frau<br />

Marsch erstellten und auf ihren Vorarbeiten<br />

beruhenden Datensätze<br />

zur topografischen Schlesiengrafik<br />

eingebracht werden. Die Bear-<br />

einzelner Personen bzw. Familien.<br />

Das Bildarchiv des <strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong>s<br />

verfügt inzwischen über eine ganze<br />

Reihe solcher in Art um Umfang<br />

sehr unterschiedlichen Sammlungen.<br />

Ein besonderer Fall ist dabei<br />

das in 2011 abgegebene, komplett<br />

aufbereitete Bildarchiv des Heimatkreises<br />

Pyritz e.V., zu dem in jüngster<br />

Zeit noch Ergänzungen gemacht<br />

wurden.<br />

beitung und Onlinepräsentation der<br />

historischen Ansichten sollte unter<br />

Federführung des <strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong>s<br />

erfolgen.<br />

Ausgehend von den laufenden<br />

Sichtungsarbeiten werden dann<br />

auch die wissenschaftliche Aus-<br />

wertung und weitere (digitale) Aufbereitung<br />

des für die historische<br />

Schlesienforschung hochinteressanten<br />

Bestandes in Zusammenarbeit<br />

mit dem Schlesischen Museum<br />

zu Görlitz und der Historischen<br />

Kommission für Schlesien geplant.<br />

Dietmar Popp<br />

17<br />

Kolorierte<br />

Radierung von<br />

Schloss Freyhan<br />

bei Militsch aus<br />

einem Sammelblatt<br />

von<br />

F.B. Werner, Mitte<br />

18. Jh., aus der<br />

Privatsammlung<br />

von Angelika<br />

Marsch


Käte Machts,<br />

1919-2010<br />

Wertvolle Neuerwerbungen von Archivgut<br />

Im ersten Halbjahr 2012 konnte die<br />

Dokumentesammlung, das klassische<br />

Archiv im <strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong>, wieder<br />

zahlreiche Neuerwerbungen tätigen,<br />

von denen viele als Geschenk,<br />

andere als Deposita (Dauerleihgaben)<br />

übergeben wurden. An dieser<br />

Stelle soll auf die größten und bedeutendsten<br />

Bestände hingewiesen<br />

werden, die aus Privatbesitz angekauft<br />

werden konnten. Dazu gehören<br />

die Archive zweier deutschbaltischer<br />

Adelsfamilien und der Nachlass eines<br />

Ostpreußen- und Königsberg-<br />

Forschers:<br />

Da ist einmal das Familienarchiv<br />

Nothelffer/Rautenfeld. Während die<br />

Familie v. Rautenfeld bis in die Gegenwart<br />

„blüht“, gilt die Familie v.<br />

Nothelffer als eine „erloschene“ Familie,<br />

umso wichtiger sind die nun in<br />

der DSHI verfügbaren Teile des Familienarchivs.<br />

Die Familie Nothelffer<br />

stammte ursprünglich aus der Pfalz<br />

und kam im 17. Jh. nach Livland –<br />

meist als Pastoren, später auch in<br />

zivilen wie militärischen Ämtern.<br />

Die Familie erwarb 1785 bei Kaiser<br />

Josef II. in Wien das Adelsdiplom.<br />

Danach musste sie sich in der Heimat<br />

um Anerkennung bemühen:<br />

1786 erfolgte die Eintragung in das<br />

Livländische Gouvernements-Adels-<br />

Geschlechtsbuch, 1797 – nach nur<br />

Vorbildliches Mäzenatentum<br />

Das Vermächtnis von Käte Machts (1919-2010) aus Ostpreußen<br />

Einer testamentarischen Verfügung<br />

ist zu danken, dass die Dokumentesammlung<br />

(DSHI) im Berichtszeitraum<br />

das deutschbaltische Familienarchiv<br />

Nothelffer/Rautenfeld<br />

und den Nachlass des Königsbergforschers<br />

Herbert Meinhard Mühlpfordt<br />

ankaufen konnte (vgl. unseren<br />

Bericht in diesem Heft). Möglich<br />

wurden diese Ankäufe (weitere können<br />

in den nächsten zwei Jahren<br />

noch folgen) durch ein großzügiges<br />

Vermächtnis von Frau Käte Machts,<br />

geb. Quehl, die 1919 in Tiefen, Kr.<br />

18<br />

elf Jahren Wartezeit – folgte das livländische<br />

Indigenat, die höchste<br />

mögliche Rangerhöhung im Baltikum.<br />

Die archivische Überlieferung<br />

der Familie v. Nothelffer gelangte<br />

durch eine 1809 erfolgte Heirat an<br />

die Familie v. Rautenfeld.<br />

Wappen der Familie von Nothelffer<br />

(DSHI 110 Nothelffer/Rautenfeld 01)<br />

Da ist zum anderen das Familienarchiv<br />

Tiesenhausen, von dem einige<br />

Teile angekauft werden konnten. Dazu<br />

gehören überwiegend Nachlasssachen<br />

von Pastoren aus der Familie<br />

v. Tiesenhausen, aber auch genealogische<br />

Materialien, Porträts, Lebensbilder<br />

und Unterlagen aus der Arbeit<br />

des Familienverbandes. Beide Familienarchive<br />

werden noch verzeichnet<br />

und archivtechnisch bearbeitet.<br />

Lötzen (Ostpreußen) geboren wurde<br />

und die 2010 in Lahntal bei Marburg<br />

gestorben ist. Seit langer Zeit<br />

war es ihr ein besonderes Anliegen,<br />

dass die persönlichen Unterlagen<br />

von Familien und Einzelpersonen<br />

aus den ehemaligen deutschen<br />

Ostgebieten vor Vernichtung oder<br />

Zerstreuung bewahrt würden – zum<br />

Nutzen künftiger Forschung. Aus<br />

diesem Grunde nahm Käte Machts<br />

seit den 1980er Jahren regen Anteil<br />

an der Arbeit der Dokumentesammlung<br />

des <strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong>s<br />

Als Drittes ist der 173 Archivalieneinheiten<br />

umfassende Nachlass<br />

von Herbert Meinhard Mühlpfordt zu<br />

nennen, der 1893 in Königsberg/Pr.<br />

geboren wurde und 1982 in Lübeck<br />

starb. Von Beruf Arzt, trat er nach<br />

seiner Pensionierung als Schriftsteller,<br />

vor allem aber als Heimatforscher<br />

für seine Heimatstadt Königsberg<br />

hervor. Neben umfangreichen<br />

Materialsammlungen und eigenen<br />

Manuskripten sind insbesondere<br />

seine ausgedehnten Briefwechsel<br />

mit nach 1945 noch lebenden Zeitzeugen<br />

hervorzuheben, wodurch<br />

unendlich viele Gegebenheiten in<br />

Königsberg vor dem Vergessen bewahrt<br />

wurden. Mühlpfordt nutzte<br />

diese Quellen schon selbst für seine<br />

Artikel und Bücher, die zu den Standardwerken<br />

der Königsbergliteratur<br />

gehören.<br />

Mit diesen Neuerwerbungen hat<br />

die Dokumentesammlung wertvolle<br />

primäre Forschungsmaterialien gesichert<br />

und an zentraler Stelle zugänglich<br />

gemacht. Der Ankauf der beiden<br />

deutschbaltischen Familienarchive<br />

dient zudem dem weiteren Ausbau<br />

des Sammlungs- und Arbeitsprofils<br />

„baltische Geschichte im Archiv“.<br />

Peter Wörster<br />

und förderte deren Arbeit schon zu<br />

Lebzeiten. Diese Förderung hat sie<br />

selbst durch ihre testamentarische<br />

Verfügung um ein Vielfaches übertroffen.<br />

Zum Dank werden alle Archivalieneinheiten,<br />

die aus Mitteln<br />

dieser Erbschaft erworben werden<br />

können, mit einem entsprechenden<br />

Aufdruck versehen, um so das Andenken<br />

an die edle Spenderin auch<br />

späteren Generationen, die diese<br />

Bestände benutzen werden, zu bewahren.<br />

Peter Wörster


Der „Tag der Archive“ in Marburg:<br />

Feuer, Wasser, Krieg und<br />

andere Katastrophen<br />

Unter dem zitierten Motto trafen<br />

sich am 4. März 2012 insgesamt<br />

16 Archive und archivische Einrichtungen<br />

im Hessischen Staatsarchiv<br />

zu dem alle zwei Jahre regelmäßig<br />

stattfindenden „Tag der Archive“.<br />

Die Archive, zu denen auch die<br />

Dokumentesammlung des <strong>Herder</strong>-<br />

<strong>Institut</strong>s (DSHI) gehört, gaben Einblick<br />

in ihre Bestände und ihre laufenden<br />

Aufgaben und Arbeiten. Dorothee<br />

M. Goeze M.A. und Dr. Peter<br />

Wörster berichteten den mehr als<br />

400 Besuchern über die Arbeit des<br />

<strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong>s und das von ihnen<br />

betreute größte Archiv zur baltischen<br />

Geschichte in Deutschland,<br />

das jährlich von zahlreichen<br />

Benutzern – nicht zuletzt auch aus<br />

den baltischen Staaten Estland und<br />

Lettland – aufgesucht wird.<br />

Nachrichten aus den LOEWE-Projekten<br />

Dorothee M. Goeze und Peter Wörster am Stand der Dokumentesammlung im Gespräch<br />

mit Besuchern<br />

„Lesen, Schreiben,<br />

Erzählen – digital und vernetzt“<br />

Abschlusskonferenz des LOEWE-Schwerpunkts<br />

„Kulturtechniken und ihre Medialisierung“<br />

Seit bald vier Jahren untersucht der<br />

LOEWE-Schwerpunkt „Kulturtechniken<br />

und ihre Medialisierung“, wie<br />

sich kommunikative Kulturtechniken<br />

im 20. und 21. Jahrhundert<br />

durch moderne, insbesondere digitale<br />

Medien verändern. Zum Ende<br />

des vierten und letzten Förderjahres<br />

fand vom 28.-30. Juni 2012<br />

im Senatssaal der Justus-Liebig-<br />

Universität Gießen die Abschlusstagung<br />

des LOEWE-Schwerpunkts<br />

statt. Diese stellte die kommunikativen<br />

Kulturtechniken des Lesens,<br />

Schreibens und Erzählens ins Zentrum.<br />

Wie sich diese Kulturtechniken<br />

durch mediale Transformati-<br />

onen als Prozesse verändern und<br />

wie sich diese Veränderungen auf<br />

die kulturellen Produkte auswirken,<br />

untersuchte die Tagung in drei<br />

Sektionen: „Lesen und Schreiben“,<br />

„Lehren und Lernen“, „Erzählen –<br />

faktual und fiktional“. Die einzelnen<br />

Sektionen widmeten sich dabei folgenden<br />

Fragen: Wie verändern digitale<br />

Medien Lese-, Schreib- und<br />

Erzählprozesse? Wie verändern<br />

sich Lese-, Schreib- und Erzählformen<br />

unter dem Einfluss digitaler<br />

Medien? Welche medial bedingten<br />

neuen Formen entstehen? Wie<br />

lassen sich Lese- und Schreiberwerbsprozesse<br />

medial unterstützen<br />

bzw. medienspezifische Schreib-<br />

und Lesekompetenzen vermitteln?<br />

Den Auftaktvortrag gestaltete<br />

Olaf Breidbach (Jena) über „Wissen<br />

im Netz“. Entgegen gängigen Vorstellungen<br />

von der unbegrenzten<br />

Freiheit und freier Assoziierbarkeit<br />

des Wissens im Netz vertrat er die<br />

Auffassung, dass dieses Wissen<br />

nur scheinbar „frei“ sei. Der Begrifflichkeit<br />

der offenen Wissensgesellschaft<br />

stand er skeptisch gegenüber.<br />

Er verwies auf Kontinuitäten<br />

und Traditionen von logischen Zuordnungen,<br />

die auch im Netzzeitalter<br />

wirksam seien und Innovationen<br />

eher entgegenwirkten.<br />

19


Die Sektion über „Lesen und<br />

Schreiben“ begann mit Annina Klappert<br />

(Erfurt), die sich mit „Schreiben<br />

mit Zettel und Link“, d.h. Schreibprozessen<br />

vor dem Schreiben beschäftigte.<br />

Für die exzerpierenden<br />

und sortierenden Vorarbeiten werden<br />

heute vielfach elektronische<br />

Systeme wie Citavi oder Bibliografix<br />

verwendet. Für die Auswahl solcher<br />

Vorvertextungshilfen sei es sinnvoll,<br />

vergleichend auch analoge Systeme<br />

wie das Prinzip des Zettelkastens<br />

von Niklas Luhmann genau zu<br />

studieren, da man sich doch beim<br />

wissenschaftlichen wie auch literarischen<br />

Schreiben auf mehrere Jahre<br />

festlege.<br />

Maja Bärenfänger (Gießen) referierte<br />

zu „Leser(brief)kommunikation<br />

im digitalen Wandel“. Dabei ging<br />

sie der Frage nach, ob die Kommunikation<br />

durch die Nutzung digitaler<br />

Medien dialogischer geworden<br />

ist. Während Leserbriefe immer<br />

noch eine in die Pressekommunikation<br />

eingebundene kommunikative<br />

Funktion darstellen, bei der mit<br />

zeitlicher Verzögerung eine gefilterte<br />

Reaktion veröffentlicht wird, sind<br />

Leserkommentare kurzfristige Reaktionen<br />

auf Beiträge anderer Leser.<br />

Zeitungsredaktionen schalten<br />

sich kaum in die Leserkommentarfunktionen<br />

ein, zumindest geben<br />

sie sich nicht so leicht als solche<br />

zu erkennen, denn eine Klarnamenpflicht<br />

wie beim gedruckten Leserbrief<br />

bestehe hier nicht.<br />

Jana Klawitter (Gießen) stellte<br />

„Kategorisierungen in webbasierter<br />

Wissenschaftskommunikation:<br />

Metaphernkonzepte und Denkkollektive“<br />

vor. Sie zeigte das Potential<br />

der Konzeptuellen Metapherntheorie<br />

sowie der Idealized Cognitive<br />

Models (ICM) zur Aufdeckung von<br />

wissenschaftlichen Denkkollektiven<br />

anhand von Kategorisierungen in<br />

webbasierter Wissenschaftskommunikation.<br />

Modelle und Theorien<br />

der Kognitiven Semantik wurden<br />

hierfür mit der wissenschaftstheoretischen<br />

Methodologie der Denkstile<br />

und Denkkollektive nach Ludwik<br />

Fleck (1896-1961) in Beziehung<br />

gesetzt.<br />

20<br />

„Volltextsuche und der philologische<br />

Habitus“ waren Gegenstand<br />

des Vortrages von Mirco Limpinsel<br />

(Berlin). Die Philologie als „Erkenntnis<br />

des Erkannten“ steht mit ihrer<br />

selektionslosen Neugier am Lesbaren<br />

und der enzyklopädischen Bildung<br />

dem technisch Möglichen der<br />

Volltextsuche im Computer grundsätzlich<br />

entgegen. Fraglich bleibt<br />

hier, wie der philologische Habitus,<br />

der sich auf Taktgefühl, Spürsinn<br />

und weitere nicht erlernbare Kompetenzen<br />

bezieht, auf die Anforderungen<br />

des digitalen Zeitalters reagieren<br />

wird.<br />

Die zweite Sektion „Erzählen –<br />

faktual und fiktional“ führte Peter<br />

Hoeres (Gießen) an. Sein Beitrag<br />

„Public History online – Geschichte<br />

digital erzählen“ berichtete aus einem<br />

Seminar, in dem Studierende<br />

historische Artikel für wikipedia verfassten<br />

und bestehende Artikel änderten<br />

bzw. zu ändern versuchten.<br />

An die Grenzen stieß das Projekt<br />

bei prominent besetzten Themen,<br />

die ein änderungsresistentes Autorenteam<br />

unter sich aufgeteilt zu haben<br />

scheint. Wachsende Zugriffsrechte<br />

entstehen, so die Erfahrung,<br />

nicht durch qualitativ hochwertige<br />

und dem neusten Forschungsstand<br />

entsprechende Artikel, sondern<br />

durch die schiere Menge des<br />

ins Netz Gestellten.<br />

Rebecca Hagelmoser und Jonas<br />

Ivo Meyer (beide Gießen) referierten<br />

gemeinsam über „Corporate Identity<br />

und Storytelling auf Social Network<br />

Sites. Wie sich Marketingstrategien<br />

und -techniken durch das<br />

Aufkommen von Social Media verändern“.<br />

Die Technik des Corporate<br />

Storytelling hat sich mit dem<br />

Eintritt in Social Media stark verändert<br />

und die zunehmende Wichtigkeit<br />

von Social Media führt zu einer<br />

notwendigen Anpassung der<br />

Marketingstrategien und Techniken<br />

von Unternehmen an die digitale<br />

Medienumgebung. Gab es bisher<br />

noch den kurzen Werbefilm oder<br />

die Anzeige, benötigt man heute<br />

schon Gewinnspiele, eingebettet in<br />

witzige Geschichten, oder interaktive<br />

Anwendungen, um von den Re-<br />

zipienten „geliked“ und geteilt, also<br />

an „Freunde“ weiterempfohlen<br />

zu werden.<br />

Der Plenarvortrag von Roberto<br />

Simanowski (Basel) über „Elektronische<br />

Bücher und digitale Helden:<br />

Zum produktions- und rezeptionsästhetischen<br />

Umbau des Narrativen<br />

in neuen Medien“ beendete die<br />

zweite Sektion der Tagung. Mit der<br />

Vorstellung von „Twitteratur“ bis zur<br />

Timeline bei facebook, dem „Tagebuch<br />

des 21. Jahrhunderts“, präsentierte<br />

sich ein breites Spektrum<br />

an Lesemöglichkeiten in den neuen<br />

Medien, die alle dazu beitragen<br />

können und auch werden, von einer<br />

konzentrierten und unabgelenkten<br />

Lektüre eines Textes abzukommen.<br />

Zum Abschluss des zweiten<br />

Konferenztages fand eine „ZMI-<br />

Wissenschaftslounge“ statt, ein<br />

Diskussionsformat zum Thema<br />

„Interdisziplinarität im Übermaß?<br />

Aktuelle Perspektiven und Herausforderungen<br />

interdisziplinärer<br />

Forschung“. Das Gießener Zentrum<br />

für Medien und Interaktivität<br />

(ZMI) stellte dabei die Frage:<br />

„Hat interdisziplinäres Forschen im<br />

deutschen Wissenschaftsbetrieb<br />

überhandgenommen?“ Moderiert<br />

wurde die Veranstaltung von dem<br />

Gießener Literaturwissenschaftler<br />

Prof. Joachim Jacob. Seine Gäste<br />

waren die Psychologin und Linguistin<br />

Prof. Gisela Klann-Delius<br />

(Freie Universität Berlin), der Techniksoziologe<br />

und Wissenschaftsphilosoph<br />

Prof. Wolfgang Krohn<br />

(Universität Bielefeld), der Politikwissenschaftler<br />

Prof. Claus Leggewie<br />

(Kulturwissenschaftliches <strong>Institut</strong><br />

Essen), die Philosophin Dr.<br />

Lisa Herzog (Universität St. Gallen)<br />

und Dr. Vera Szöllösi-Brenig, Referentin<br />

der Volkswagenstiftung. Sie<br />

diskutierten von ihrem jeweiligen<br />

Standpunkt in der Wissenschaftsforschung,<br />

der wissenschaftlichen<br />

Praxis und der Forschungsförderung<br />

diese kontroverse Frage.<br />

Am dritten Tag stand die Konferenz<br />

im Zeichen der dritten Sektion<br />

über „Lehren und Lernen“. Mit der<br />

Frage nach „Copy/paste a shat-


tered history? Das Erstellen von<br />

Geschichtsreferaten unter den Bedingungen<br />

narrativer Fragmentierung“<br />

bildete Jan Hodel (Aarau) den<br />

Auftakt. Seine Ausführungen stellen<br />

sich am Beispiel von zwei Abiturienten<br />

dar, die eine Hausarbeit<br />

über den Kalten Krieg erstellen sollen<br />

und sich dazu verschiedener<br />

digital möglicher Mittel bedienen.<br />

„Die Sprach(un)abhängigkeit von<br />

Textproduktionskompetenz: Trans-<br />

Personalien<br />

lation als Werkzeug der Schreibprozessforschung<br />

und Schreibdidaktik“<br />

war Thema des Referates<br />

von Susanne Göpferich und Bridgit<br />

Nelezen (beide Gießen). In einem<br />

Versuch wurde überprüft, wie sich<br />

die deutschsprachigen Versionen<br />

von englischen Texten, die Anglistik-Studierende<br />

selbst erstellt haben,<br />

von der textlinguistisch-rhetorischen<br />

Qualität der Ausgangstexte<br />

unterscheiden.<br />

Universität Wrocław ehrt leitende<br />

Mitarbeiter des <strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong>s<br />

Anlässlich der Eröffnung der Ausstellung<br />

„200 Jahre Universität<br />

Breslau – Uniwersytet Wrocławski<br />

1811-2011“ am 23. Februar 2012 in<br />

der Universitätsbibliothek Marburg<br />

wurde neben anderen deutschen<br />

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern<br />

dem Direktor des <strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong>s,<br />

Prof. Dr. Peter Haslinger,<br />

und dem Leiter der Abteilung<br />

„Wissenschaftliche Sammlungen“,<br />

Dr. Dietmar Popp, die Bronzemedaille<br />

für besondere Verdienste<br />

um die Zusammenarbeit verliehen.<br />

Prof. Dr. Dr. Jan Harasimowicz,<br />

Professor für Kunstgeschichte und<br />

Direktor des Universitätsmuseums<br />

in Wrocław, bedankte sich damit,<br />

auch im Namen des Rektors Prof.<br />

Dr. Marek Bojarski, für die langjährige<br />

und erfolgreiche Kooperation<br />

mit dem <strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong>. Neben einer<br />

Reihe von gemeinsam durchgeführten<br />

Tagungen und Projekten,<br />

darunter vor allem das „Dehio-<br />

Handbuch der Kunstdenkmäler in<br />

Polen. Schlesien“ (2005/06) und der<br />

„Historisch-topographische Städteatlas<br />

von Schlesien“ mit seinen<br />

verschiedenen Bänden (seit 2010<br />

erscheinend), wurde von ihm auch<br />

die Förderung von Forschungsaufenthalten<br />

durch das <strong>Herder</strong>-Stipendienprogramm<br />

und die gemeinsame<br />

Betreuung einer Doktorandin<br />

der Kunstgeschichte hervorgeho-<br />

ben. Ein weiteres Beispiel erfolgreicher<br />

Kooperation sei die von Prof.<br />

Harasimowicz mit seinen Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern aus dem<br />

Kunsthistorischen <strong>Institut</strong> vorbereitete<br />

Ausstellung „Das Bild von<br />

Wrocław/Breslau im Lauf der Geschichte“<br />

im Jahr 2009 in Marburg<br />

und Wiesbaden gewesen. Neben<br />

den ausgezeichneten und vielfältigen<br />

Kontakten des <strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong>s<br />

zu seinem <strong>Institut</strong> bestehen noch<br />

besonders enge Beziehungen zum<br />

Historischen <strong>Institut</strong>, zum Germanistischen<br />

<strong>Institut</strong>, zur Universitätsbibliothek<br />

und insbesondere zum<br />

Bereich der Spezialsammlungen<br />

(auf der Sandinsel) sowie schließlich<br />

zum Willy-Brandt-Zentrum für<br />

Deutschland- und Europastudien<br />

an der Universität Wrocław.<br />

Ansicht der bronzenen<br />

Verdienstmedaille der<br />

Universität Wrocław<br />

Insgesamt zeigte die Tagung in einem<br />

breiten Spektrum die innovativen<br />

Möglichkeiten der medialisierten<br />

Kulturtechniken Lesen,<br />

Schreiben und Erzählen auf. Sie<br />

lotete die Potenziale, aber auch<br />

die Grenzen der digitalen und vernetzten<br />

Lektüre, Erzählkultur und<br />

Schreibkompetenz aus.<br />

Antje Coburger<br />

21


Dietmar Popp<br />

Dietmar Popp zum Mitglied der<br />

Dehio-Vereinigung gewählt<br />

Am 19. Mai 2012 wurde der Leiter<br />

der Abteilung „Wissenschaftliche<br />

Sammlungen“ sowie Projektleiter<br />

des „Dehio-Handbuchs<br />

der Kunstdenkmäler in Polen“,<br />

Dr. Dietmar Popp, in die Dehio-Vereinigung<br />

(Wissenschaftliche Vereinigung<br />

zur Fortführung des kunsttopographischen<br />

Werkes von<br />

Georg Dehio e.V.) aufgenommen.<br />

Dieser seit 1958 als gemeinnütziger<br />

Verein für die Herausgabe (und<br />

sukzessive Überarbeitung) des von<br />

dem Kunsthistoriker und Denkmalpfleger<br />

Georg Dehio begründeten<br />

„Handbuchs der Deutschen Kunstdenkmäler“<br />

setzt sich aus Hochschullehrern,<br />

Landeskonservatoren<br />

und Fachleuten für Inventarisation<br />

an den deutschen und österreichischen<br />

Denkmalämtern zusammen.<br />

Aus dem Kreis der Mitglieder wer-<br />

22<br />

den die jeweiligen Redaktionsausschüsse<br />

gebildet, von denen die<br />

in Bearbeitung befindlichen Bände<br />

betreut werden. Die Vereinigung<br />

trägt die wissenschaftliche Gesamtverantwortung<br />

für das Handbuch,<br />

das im Deutschen Kunstverlag<br />

erscheint.<br />

Mit der Aufnahme in die Dehio-<br />

Vereinigung wurden die langjährigen<br />

Bemühungen von Dr. Popp<br />

und seinem Team im <strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong><br />

um den „Dehio Polen“ anerkannt,<br />

dessen Pilotprojekt Schlesien galt<br />

(deutsche Version 2005, polnische<br />

Version 2006 erschienen) und dessen<br />

zweites Teilprojekt gegenwärtig<br />

der historischen Region Kleinpolen<br />

gewidmet ist, durchgeführt in Zusammenarbeit<br />

mit dem Kunsthistorischen<br />

<strong>Institut</strong> der Jagiellonen-Universität<br />

Kraków. Wie Herr Popp vor<br />

der Mitgliederversammlung ausführte,<br />

soll nach dem für 2013/14<br />

vorgesehenen Erscheinen dieses<br />

zweiten Bandes das langfristig angelegte<br />

Vorhaben in vier weiteren<br />

Etappen zu den übrigen Regionen<br />

Polens fortgeführt werden. Die Vorstellung<br />

des Konzepts und der Bericht<br />

über die Erfahrungen mit der<br />

deutsch-polnischen Kooperation<br />

wurde von den Mitgliedern ebenso<br />

positiv aufgenommen wie der<br />

Ausblick auf den geplanten digitalen<br />

Dehio, der als ein Online-Informationssystem<br />

der Kunstdenkmäler<br />

in Polen mit Verknüpfungen von<br />

Texten und Bildquellen sowie weiteren<br />

Materialien vorgesehen ist.<br />

Durch die Dehio-Vereinigung wurde<br />

die uneingeschränkte Unterstützung<br />

dieser wegweisenden Pionierarbeit<br />

zugesagt.<br />

Neues aus dem Team des <strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong>s<br />

Alexandra Schweiger, seit Mai<br />

2011 mit einer halben Stelle als Koordinatorin<br />

für das Projekt „Digitaler<br />

Atlas Politischer Raumbilder<br />

zu Ostmitteleuropa“ (DAPRO) tätig<br />

und außerdem für die Onlineedition<br />

„Dokumente und Materialien zur<br />

ostmitteleuropäischen Geschichte“<br />

zuständig, ist seit 1. März 2012 in<br />

Elternzeit. Sie wird von Johanna<br />

Schnabel vertreten. Susanne Krüger,<br />

die bisherige Mediengestalterin<br />

im Verlag des <strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong>s,<br />

trat nach beinahe 34 Dienstjahren<br />

am 1. April 2012 in den Ruhestand<br />

ein. In der Bibliothek ist die<br />

Stelle des Fachangestellten für Medien-<br />

und Informationsdienste, die<br />

Alexander Handge bekleidet hat,<br />

zum 31. Januar 2012 ausgelaufen.<br />

Zum 1. Juli 2012 wird diese Aufgabe<br />

im Bereich Erwerbung von Peggy<br />

Semper wahrgenommen. Frau<br />

Semper hat ihre Ausbildung in der<br />

Stadtbibliothek Eilenburg absolviert<br />

und war bis zu ihrer Einstellung<br />

am <strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong> dort als<br />

Mitarbeiterin tätig. Als Projektkoor-<br />

dinatorin im Forschungs- und Editionsprojekt<br />

„Der Zweite Weltkrieg.<br />

Alltag unter deutscher Besatzung“<br />

hat Daniela Kraus am 1. Mai ihre<br />

Arbeit aufgenommen. Frau Kraus<br />

hat Europäische Kulturgeschichte<br />

und Geschichte Westeuropas<br />

an den Universitäten Augsburg,<br />

Pisa, Kassel und Bern studiert.<br />

Nach einer medienwissenschaftlichen<br />

Masterarbeit verfasste sie eine<br />

noch unveröffentlichte Dissertation<br />

zur medialen Darstellung von<br />

Rechtspraktiken und Rechtsverständnis<br />

vom Beginn der Neuzeit<br />

bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts.<br />

Vor ihrer Einstellung am <strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong><br />

war sie beim Internationalen<br />

Suchdienst in Bad Arolsen mit der<br />

Durchführung eines internationalen<br />

Erschließungsprojekts der Konzentrationslagerbestände<br />

betraut.<br />

Anna Veronika Wendland ist zum<br />

1. Mai nach einem einjährigen Fellowship<br />

am Imre Kertész Kolleg in<br />

Jena an ihren Arbeitsplatz in der <strong>Institut</strong>sdirektion<br />

zurückgekehrt. Frau<br />

Wendland hat in Jena am Manu-<br />

skript ihrer Habilitationsschrift „Urbanität<br />

im Zeitalter der Extreme“<br />

gearbeitet, in deren Mittelpunkt die<br />

Städte Lemberg und Wilna im 20.<br />

Jahrhundert stehen, und Vorarbeiten<br />

zu ihrem neuen zeithistorischen<br />

Forschungsvorhaben über die<br />

„Atomstädte“ in der Ukraine, Russland<br />

und Litauen durchgeführt. Elke<br />

Bauer, die sie während der Freistellung<br />

vertreten hat, ist ebenfalls<br />

seit Anfang Mai Wissenschaftliche<br />

Mitarbeiterin im neu angelaufenen<br />

Projekt „Visual History. <strong>Institut</strong>ionen<br />

und Medien des Bildgedächtnisses“,<br />

wo sie sich mit den Strategien<br />

von Bildarchiven im Zeitalter<br />

der Online-Bereitstellung von Bildbeständen<br />

beschäftigt. Seit 6. Juni<br />

2012 befindet sich Wiebke Rohrer<br />

in Mutterschutz. Ihre Stelle im Wissenschaftsforum<br />

als Geschäftsführerin<br />

der Leibniz Graduate School<br />

for Cultures of Knowledge in Central<br />

European Transnational Contexts<br />

wird zum 1. September 2012<br />

neu besetzt.


Ehrung für Leiter der Forschungsbibliothek<br />

Dr. Jürgen Warmbrunn, Leiter der<br />

Forschungsbibliothek des <strong>Herder</strong>-<br />

<strong>Institut</strong>s, ist am 24. Mai 2012 durch<br />

die Mitgliederversammlung der Arbeitsgemeinschaft<br />

der Spezialbibliotheken<br />

(ASpB) / Sektion 5 im<br />

Deutschen Bibliotheksverband zu<br />

ihrem neuen Ehrenmitglied gewählt<br />

worden. Bereits am Tage zuvor war<br />

er in den Beirat der Arbeitsgemeinschaft<br />

kooptiert worden, dem er<br />

zuvor bereits einmal von 2003 bis<br />

2004 angehört hatte. Insbesondere<br />

durch seine Wahl zum Ehrenmitglied<br />

wurde seine achtjährige<br />

Tätigkeit – von 2004 bis 2012<br />

– als Vorsitzender der ASpB / Sektion<br />

5 im DBV gewürdigt. In dieser<br />

Zeit zeichnete er mit seinen beiden<br />

Vorstandskollegen für die Geschicke<br />

des größten Zusammenschlusses<br />

von Spezialbibliotheken<br />

Gäste am <strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong><br />

Die Stipendiaten des <strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong>s<br />

unter unseren Gästen werden<br />

mit dem Titel ihres Forschungsvorhabens<br />

vorgestellt:<br />

<strong>Herder</strong>-Stipendiaten:<br />

Dr. Piotr Birecki, Chełmża (01.-<br />

28.02.) „Architektur der evangelischen<br />

Kirchen in Westpreußen 1772-1920“<br />

Zoltán Gyalókay M.A. Kraków (01.-<br />

28.02.) „Die Bildschnitzerei des 14.<br />

Jahrhunderts in Kleinpolen“<br />

Dr. Radoslav Štefančík, Senec<br />

(01.02.-31.03.) „Deutsche Antwort<br />

auf die Emigration aus der ,kommunistischen<br />

Hölle‘. Tschechische und<br />

slowakische Emigranten in Deutschland<br />

zwischen 1948-1989“<br />

Dr. Olga Sveshnikova, Bremen<br />

(01.02.-31.03.) „Archäologie und<br />

Gesellschaft: Vergleich der sowjetischen<br />

und ostmitteleuropäischen<br />

Erfahrungen“<br />

im deutschsprachigen Raum und<br />

der zweitgrößten Sektion des Deutschen<br />

Bibliotheksverbandes verantwortlich.<br />

In seinem Amt war er<br />

maßgeblich an der Organisation<br />

und der inhaltlichen Konzeptionierung<br />

der alle zwei Jahre stattfindenden,<br />

national wie international stark<br />

wahrgenommenen Arbeitstagungen<br />

der ASpB mit jeweils rund 250<br />

bis 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmern<br />

beteiligt.<br />

Die ASpB bildet gemeinsam mit<br />

der Sektion 5 (Spezialbibliotheken)<br />

des Deutschen Bibliotheksverbandes<br />

den größten Zusammenschluss<br />

wissenschaftlicher Spezialbibliotheken<br />

in Deutschland.<br />

Ursprünglich hervorgegangen aus<br />

der im Jahre 1946 gegründeten Arbeitsgemeinschafttechnisch-wissenschaftlicher<br />

Bibliotheken, bildet<br />

Dr. Pauli Heikkilä, Turku (01.-31.03.)<br />

„Europa der baltischen Emigranten.<br />

Hermann Graf Keyserlink und Hjalmar<br />

Mäe“<br />

Joanna Wiesler (Kowalik), Neumarkt<br />

(01.-31.03) „Familienpolitik und Familienrecht<br />

in der DDR und in der<br />

Volksrepublik Polen“<br />

Dr. Rasa Pārpuce, Rīga (01.03.-30.<br />

04.) „Das Problem der baltischen Kulturgüter<br />

im Kontext der Umsiedlung<br />

der Deutschbalten“<br />

Dr. Dominik Pick, Berlin (01.-30.04.)<br />

„Polen als Teil des ‚Schwarzen Triangel‘.<br />

Umweltschutz in Polen 1945-<br />

1990 im Vergleich zu DDR und Tschechoslowakei“<br />

Katarzyna Anna Wojtczak M.A.,<br />

Rzepnica (01.-30.04.) „Der Architekt<br />

Julius Albert Gottlieb Licht und die<br />

Transformation der Stadt Danzig in<br />

den Jahren 1857 bis 1892“<br />

die ASpB heute die zentrale Vertretung<br />

von Spezialbibliotheken aller<br />

Fachrichtungen und aller Größen<br />

in Deutschland – von sogenannten<br />

„One-Person-Libraries“ bis zu<br />

den großen Bibliotheken technischer<br />

Universitäten und den zentralen<br />

Fachbibliotheken. Insofern<br />

ist es nicht überraschend, dass in<br />

der ASpB auch viele der Spezialbibliotheken<br />

an <strong>Institut</strong>en aller vier<br />

deutschen Wissenschaftsgemeinschaften<br />

vertreten sind, wobei den<br />

Bibliotheken der Mitgliedseinrichtungen<br />

der Leibniz-Gemeinschaft<br />

aufgrund ihrer Größe, Bedeutung<br />

und der dort besonders engen Verzahnung<br />

zwischen Infrastruktur und<br />

Forschung eine besondere Bedeutung<br />

zukommt.<br />

Prof. Marek Andrzejewski, Gdańsk<br />

(01.-15.05.) „Das Kulturerbe in der<br />

Freien Stadt Danzig“<br />

Justyna Jurkowska M.A., Wien (01.<br />

05.-30.06.) „Die polnischen parlamentarischenVerfassungskonzeptionen<br />

der Zwischenkriegszeit 1918-<br />

1939“<br />

Prof. Gvido Straube, Rīga (01.05.-<br />

30.06.) „Bauernbildung und Bauernschulen<br />

im Baltikum im 17. und 18.<br />

Jahrhundert“<br />

Stipendiaten anderer Förderer:<br />

Irina Semenikhina, Woronesch,<br />

(14.05.-15.06.) „Die Umsiedlung der<br />

Deutschbalten“ mit einem Stipendium<br />

der Zeit-Stiftung (Hamburg) zum<br />

Studium archivischer Quellen und zur<br />

Sichtung der Literatur<br />

Gäste mit eigenen Mitteln:<br />

Vera Adam, Marburg (Januar-Juni)<br />

„Burgen und Schlösser in Böhmen<br />

/ Heraldik“<br />

23<br />

Jürgen Warmbrunn


Heinrich Mrowka, Langenstein (Januar-Juni)<br />

„Schweidnitz / Ostpreußen<br />

19. Jh.“<br />

Oliver-Frank Hornig, Wiesbaden<br />

(Januar-Juni) „Schlesien“<br />

Lehrveranstaltungen<br />

Prof. Dr. Peter Haslinger<br />

Justus-Liebig-Universität Gießen<br />

■ Quellen zur Problematik nationaler<br />

und religiöser Minderheiten in Ostmitteleuropa<br />

Übung WS 2011/12, 2 SWS<br />

Prof. Dr. Peter Haslinger<br />

Prof Dr. Hans-Jürgen Bömelburg<br />

Prof. Dr. Thomas Bohn<br />

Justus-Liebig-Universität Gießen<br />

■ Osteuropäische Geschichte<br />

Oberseminar WS 2011/12, 2 SWS<br />

Dr. Heidi Hein-Kircher<br />

Philipps-Universität Marburg<br />

■ Vom ‚Völkerfrühling‘ zu Nationalitätenkonfl<br />

ikten am Vorabend des<br />

Ersten Weltkriegs. Die Habsburgermonarchie<br />

1848-1914<br />

Übung (Blockveranstaltung) WS<br />

2011/12, 2 SWS<br />

Dr. Peter Wörster<br />

Dorothee Goeze M.A.<br />

Philipps-Universität Marburg<br />

■ Gelehrte Netzwerke der frühen<br />

Neuzeit: Das Beispiel der Briefsammlung<br />

Gadebusch (18. Jahrhundert)<br />

aus Livland<br />

Übung WS 2011/12, 2 SWS<br />

Vorträge, Workshops und Tagungen<br />

In dieser Rubrik finden Sie alle Vorträge<br />

unserer Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter sowie alle Vortragsveranstaltungen,<br />

die am <strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong><br />

stattfanden bzw. bei denen das<br />

<strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong> als Kooperationspartner<br />

aktiv war.<br />

11. Januar 2012<br />

Kolloquium der Leibniz Graduate<br />

School for Cultures of Knowledge<br />

in Central European Transnational<br />

Contexts, <strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong>, Marburg<br />

24<br />

Klaus-Peter Friedrich, Marburg (Januar-Juni)<br />

„Juden in Polen 1941-1945“<br />

Dr. Dr. h.c. Winfried Irgang, Weimar<br />

(Lahn) (Januar-Juni) „Schlesien“<br />

Dr. Jürgen Warmbrunn<br />

Dr. Jan Lipinsky<br />

Justus-Liebig-Universität Gießen<br />

■ Informations- und Medienkompetenz<br />

für HistorikerInnen – Datenbanken,<br />

Wissensportale, Online-Ressourcen<br />

Übung WS 2011/12, 2 SWS<br />

Dr. Christian Lotz<br />

Justus-Liebig-Universität Gießen<br />

■ Das deutsche Reich in Europa.<br />

Facetten internationaler Verfl echtung<br />

1871-1914<br />

Proseminar WS 2011/2012, Blockveranstaltung<br />

Dr. des. Sylwia Werner<br />

Universität Konstanz<br />

■ Wissenssoziologie und Literatur in<br />

osteuropäischen Zentren der Moderne<br />

Proseminar WS 2011/2012, Blockveranstaltung<br />

Prof. Dr. Peter Haslinger<br />

Justus-Liebig-Universität Gießen<br />

■ Alltagserfahrung unter deutscher<br />

Besatzung: Europa im Zweiten Weltkrieg<br />

Hauptseminar SS 2012, 2 SWS<br />

Christian Lotz (Marburg): „Raum<br />

und Zeit als unberechenbare Variable?<br />

Zukunftsplanungen zur Nutzung<br />

europäischer Holzressourcen unter<br />

dem Eindruck industrialisierter Beschleunigung<br />

und Entgrenzung (ca.<br />

1870-1914)“<br />

11. Januar 2012<br />

<strong>Herder</strong>-Kolloquium, <strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong>,<br />

Marburg<br />

Antje Coburger (Marburg): „Sammlungsgeschichte<br />

als Baustein einer<br />

Agnes Laba M.A.<br />

Justus-Liebig-Universität Gießen<br />

■ Der Versailler Vertrag und die territoriale<br />

Neuordnung Ostmitteleuropas<br />

Quellenkundliche Übung SS 2012,<br />

2 SWS<br />

Justyna A. Turkowska M.A.<br />

Justus-Liebig-Universität Gießen<br />

■ Inszenierter Fortschritt. Welt- und<br />

Hygieneausstellungen von 1850 bis in<br />

die 30er Jahre des 20. Jahrhunderts<br />

Übung SS 2012, 2 SWS<br />

Dr. Peter Wörster<br />

Dorothee M. Goeze M.A.<br />

Philipps-Universität Marburg<br />

■ Verfassung und Bevölkerung: Geschichte<br />

Kurlands im 18. und 19.<br />

Jh. Archivquellen in der Dokumentesammlung<br />

des <strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong>s<br />

Übung SS 2012, 2 SWS<br />

<strong>Institut</strong>sgeschichte. Das <strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong><br />

und seine Sammlungen"<br />

29. Januar 2012<br />

Markus Roth (Marburg/Gießen):<br />

„Nach der Zeitzeugenschaft – Holocausterinnerung<br />

heute“, Gedenkveranstaltung,<br />

„Gedenkveranstaltung<br />

zur Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus“,<br />

City Kirche Elberfeld,<br />

Wuppertal


31. Januar 2012<br />

Anna Veronika Wendland (Jena/<br />

Marburg): „Wozu Umweltgeschichte<br />

in Ost- und Ostmitteleuropa?“, Kolloquium,<br />

Imre Kertész Kolleg, Jena<br />

2. Februar 2012<br />

Masterclass „Wissen, Diskurse und<br />

Erinnerung“, Research Area 8, Graduate<br />

Centre for the Study of Culture<br />

(GCSC), Justus-Liebig-Universität,<br />

Gießen<br />

Peter Haslinger (Marburg/Gießen):<br />

Leitung<br />

3. Februar 2012<br />

Anna Veronika Wendland (Jena/<br />

Marburg): „Urbanität im Zeitalter der<br />

Extreme: Lemberg im 20. Jahrhundert“,<br />

Filmvorführung, Ausstellung<br />

und Podiumsdiskussion „Gespiegelte<br />

Zeit. Die vielen Gesichter L’vivs“,<br />

Zeitgeschichtliches Forum, Leipzig<br />

8. Februar 2012<br />

Kolloquium der Leibniz Graduate<br />

School for Cultures of Knowledge<br />

in Central European Transnational<br />

Contexts, <strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong>, Marburg<br />

Konrad Hierasimowicz (Marburg):<br />

„Von zweimal Belarus zu Belarus 2.0?<br />

Mediale Narration nationaler Vergangenheit<br />

und Identität im Übergang<br />

von Printmedien zu Social Media“<br />

Justyna A. Turkowska (Marburg):<br />

„Wissen als Konstrukt und Inszenierung:<br />

Hygienepopularisierung in der<br />

Provinz Posen“<br />

Sylwia Werner (Marburg): „Die Entstehung<br />

von Ludwik Flecks Wissenschaftstheorie<br />

im Kontext der<br />

Lemberger Moderne. Plurale Wirklichkeitsentwürfe<br />

in Wissenschaft,<br />

Philosophie, Literatur und Kunst“<br />

8. Februar 2012<br />

<strong>Herder</strong>-Kolloquium, <strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong>,<br />

Marburg<br />

Dariusz Gierczak (Marburg): „Alte<br />

Quartiere im Wandel. Konsequenzen<br />

der demographischen Entwicklung<br />

im Oberschlesischen Industrierevier<br />

seit 1989. Untersucht an Beispielen<br />

aus Bytom (Beuthen) und Gliwice<br />

(Gleiwitz)“<br />

Dietmar Popp, Leiter der Wissenschaftlichen Sammlungen, hielt den Einführungsvortrag<br />

zur Ausstellung „Im Objektiv des Feindes“ im Mahnmal St. Nikolai in Hamburg<br />

9. - 11. Februar 2012<br />

Peter Haslinger (Marburg/Gießen):<br />

Kommentar zu: „Fest und Konflikt: Die<br />

Wahrnehmung der ungarischen Millenniumsdenkmäler<br />

im Jahre 1896“<br />

von Balint Varga-Kuna M.A., Tagung<br />

„Von Schwedisch-Pommern bis zur<br />

DDR – Fallbeispiele politischer Integration<br />

vom 18.-20. Jahrhundert“, Johannes-Gutenberg-Universität,<br />

Mainz<br />

15. Februar 2012<br />

Dietmar Popp: (Marburg): Eröffnungsrede<br />

zur Ausstellung: „Im Objekt<br />

des Feindes – Die deutschen<br />

Bildberichterstatter im besetzten<br />

Warschau 1939-1945. W obiektywie<br />

wroga. Niemieccy fotoreporterzy w<br />

okupowanej Warszawie (1939-1945)“,<br />

Mahnmal St. Nikolai, Hamburg<br />

23. Februar 2012<br />

Markus Roth (Marburg/Gießen): Podiumsgespräch<br />

und Lesung: „Friedrich<br />

Kellner ,Verdunkelt, vernebelt<br />

sind alle Hirne‘“, Buchvorstellung,<br />

„Lebenszeugnisse“, Literaturforum<br />

im Brecht-Haus, Berlin<br />

28. Februar 2012<br />

Markus Roth (Marburg/Gießen):<br />

Vortrag und Lesung: „Die Tagebücher<br />

Friedrich Kellners“, öffentlicher<br />

Abendvortrag, Lambertus-Saal der<br />

Lambertikirche, Oldenburg<br />

29. Februar 2012<br />

Markus Roth (Marburg/Gießen): Podiumsgespräch:<br />

„Das haben wir nicht<br />

gewusst!“, Gemeindehaus der Ev.-<br />

Luth. Kirchengemeinde, Oldenburg<br />

7. März 2012<br />

<strong>Herder</strong>-Kolloquium, <strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong>,<br />

Marburg<br />

Dr. Radoslav Štefančík (Senec): „Die<br />

deutsche Antwort auf die Emigration<br />

aus der ‚kommunistischen Hölle‘.<br />

Tschechische und slowakische<br />

Emigranten in Deutschland zwischen<br />

1948-1989“<br />

9. März 2012<br />

Anna Veronika Wendland (Jena/<br />

Marburg): „(Re-)Inventing the Atomograd.<br />

Nuclear as a Way of Life<br />

in Eastern Europe Before and After<br />

Chernobyl, 1970-2011“, Internationale<br />

Konferenz „Comparing Fukushima<br />

and Chernobyl: Social and Cultural<br />

Dimensions of the Two Nuclear<br />

Catastrophes“, Goethe-Universität,<br />

Frankfurt am Main<br />

14. März 2012<br />

Markus Roth (Marburg/Gießen):<br />

„‚Volk ohne Hirn‘ – Friedrich Kellner<br />

und seine Chronik des Alltags, der<br />

Propaganda und der Verbrechen des<br />

NS-Regimes“, öffentlicher Abendvortrag<br />

im Rahmen der Woche der<br />

Brüderlichkeit, Geschichtsort Villa<br />

ten Hompel, Münster<br />

25


Die Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmer des<br />

Workshops „Wissenskulturen“<br />

15. - 16. März 2012<br />

Elke Bauer (Marburg): „Gleichstellung<br />

ist Arbeit. Mögliche Arbeitsfelder<br />

der Gleichstellungsbeauftragten“,<br />

Jahrestagung „Chancengleichheit“<br />

der Leibniz-Gemeinschaft, Berlin-<br />

Kleinmachnow<br />

19. - 21. März 2012<br />

Workshop „Wissenskulturen“,<br />

<strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong> Marburg<br />

Diskussion von Schlüsselkonzepten<br />

und Sekundärliteratur sowie der Beiträge<br />

des Tagungsbandes zur Sommerakademie<br />

2011<br />

Peter Bugge (Universität Aarhus):<br />

„Wissensregimes über das östliche<br />

Europa seit 1989 – neue Raumbilder,<br />

neue Deutungen?“<br />

21. März 2012<br />

Marc Friede / Dariusz Gierczak<br />

(Marburg): „Stadtentwicklung multimedial.<br />

Der historisch-topographische<br />

Atlas schlesischer Städte“, Treffen<br />

der Sektion Hessen der Deutschen<br />

Gesellschaft für Kartographie,<br />

Bundesamt für Kartographie und<br />

Geodäsie, Frankfurt am Main<br />

21. März 2012<br />

Sylwia Werner (Marburg): „Gestaltsehen<br />

und -denken. Ludwik Flecks<br />

Theorie der Art-Fakte“, Kulturwissenschaftliches<br />

Kolloquium, Universität<br />

Luzern<br />

26<br />

25. März 2012<br />

Dorothee M. Goeze (Marburg): „Die<br />

Suche / Frage nach einem sinnvollen<br />

Verbleib für baltische Dokumente.<br />

Die Dokumentesammlung des<br />

<strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong>s antwortet gern“,<br />

22. Tagung der baltischen ritterschaftlichen<br />

Familienverbände im Verband<br />

der Baltischen Ritterschaften e.V.“,<br />

Schloss Höhnscheid<br />

30. März 2012<br />

Christian Lotz (Marburg): „Experten<br />

an den Grenzen der Imperien. Erkundungsreisenforstwissenschaftlicher<br />

Experten nach Nordeuropa“,<br />

Konferenz „Weltgestalter und Welterklärer.<br />

Experten in der technischen<br />

Moderne“, Technische Universität<br />

Dresden<br />

11. April 2012<br />

Kolloquium der Leibniz Graduate<br />

School for Cultures of Knowledge<br />

in Central European Transnational<br />

Contexts, <strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong>, Marburg<br />

Peter Haslinger (Marburg/Gießen):<br />

„Karrierewege für wissenschaftlichen<br />

Nachwuchs“<br />

11. April 2012<br />

Peter Haslinger (Marburg/Gießen):<br />

Eröffnungsrede zur Ausstellung: „Im<br />

Objektiv des Feindes – Die deutschen<br />

Bildberichterstatter im besetzten<br />

Warschau 1939-1945. W obiektywie<br />

wroga. Niemieccy fotoreporterzy<br />

w okupowanej Warszawie (1939-<br />

1945)“, Landtag Rheinland-Pfalz,<br />

Mainz<br />

18. April 2012<br />

<strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong>, Marburg<br />

Internationaler Workshop „Lemberg/<br />

Ľviv/Lwów um 1900 – Aktuelle Forschungen“<br />

Peter Haslinger (Marburg/Gießen):<br />

Begrüßung<br />

Heidi Hein-Kircher (Marburg): Vortrag:<br />

„Kommunalpolitische Prägungen<br />

kulturellen Lebens in Lemberg<br />

um 1900“<br />

Vita Susak (Ľviv/Leipzig): „The Ľviv<br />

National Gallery of Arts (1907-2012).<br />

Collection History as the Reflection<br />

of City History“<br />

Sylwia Werner (Marburg): „Von Ameisen,<br />

Affen und Menschen. Betrachtungen<br />

fremder Welten im Lemberg<br />

der Zwischenkriegszeit“<br />

Katharina Kreuder-Sonnen (Gießen):<br />

„Die Welt lernt das Läuse-<br />

Füttern. Lemberg als internationales<br />

Zentrum der Fleckfieberforschung in<br />

den 1930er Jahren“<br />

Peter Haslinger (Marburg/Gießen):<br />

Kommentar<br />

19. April 2012<br />

Stanislava Kolková (Marburg): „Die<br />

Zips im kulturellen und wissenschaftlichen<br />

Diskurs der Slowakei von 1945-<br />

1948“, Tagung „Region – Staat –<br />

Europa. Regionale Identitäten unter


den Bedingungen von Diktatur und<br />

Demokratie in Mittel- und Osteuropa“,<br />

Botschaft der Slowakischen Republik,<br />

Berlin<br />

20. April 2012<br />

Anna Veronika Wendland (Jena/<br />

Marburg): Kommentar und Zusammenfassung<br />

der Arbeitsergebnisse,<br />

Tagung „Drittes Projekttreffen des<br />

Projektverbundes ‚Digitaler Atlas<br />

politischer Raumbilder zu Ostmitteleuropa<br />

im 20. Jahrhundert (DA-<br />

PRO)‘“, <strong>Institut</strong> für Wissensmedien,<br />

Tübingen<br />

24. April 2012<br />

Dariusz Gierczak / Wolfgang Kreft<br />

(Marburg) / Grzegorz Strauchold<br />

(Wrocław): „Historycznotopograficzny<br />

atlas miast śląskich“, Präsentation<br />

im Verlag Via Nova, Wrocław<br />

24. April 2012<br />

Markus Roth (Marburg/Gießen): Vortrag<br />

und Podiumsgespräch: „Friedrich<br />

Kellner ,Vernebelt, verdunkelt<br />

sind alle Hirne‘“, Buchpräsentation,<br />

„Topographie des Terrors“, Berlin<br />

28. April 2012<br />

Peter Haslinger (Marburg/Gießen):<br />

Chair / Discussant, „HISTORY<br />

AND MEMORY VII: Nationalization<br />

of Space and Society“, The Global<br />

Baltics: The Next Twenty Years,The<br />

23rd biannual conference of the Association<br />

for the Advancement of<br />

Baltic Studies (AABS), University of<br />

Illinois, Chicago<br />

28. April 2012<br />

Vytautas Petronis (Marburg): „Aspects<br />

of the Emergence and Transformation<br />

of the Early Lithuanian<br />

Far Right Movement (1922-1927)“,<br />

The Global Baltics: The Next Twenty<br />

Years,The 23rd biannual conference<br />

of the Association for the Advancement<br />

of Baltic Studies (AABS), University<br />

of Illinois, Chicago<br />

28. April 2012<br />

Tomaš Nenartovič (Marburg): „Territorial<br />

Concepts and Geopolitics in<br />

Northeastern Europe 1890-1939“,<br />

The Global Baltics: The Next Twenty<br />

Years, The 23rd biannual conference<br />

of the Association for the Advancement<br />

of Baltic Studies (AABS), University<br />

of Illinois, Chicago<br />

4. Mai 2012<br />

Sylwia Werner (Marburg): „Relativistische<br />

Wahrnehmungskonzepte<br />

in der Lemberger Moderne“, Internationaler<br />

Workshop „Gestalt und<br />

Ritus. Ludwik Fleck im Kontext der<br />

Ethnologie und Gestaltpsychologie<br />

seiner Zeit“, Universität Konstanz<br />

7. - 12 Mai 2012<br />

Stanislava Kolková (Marburg): „Textualisierung<br />

und Kontextualisierung<br />

von ‚Nation‘ und ‚Staat‘. Die kulturellen<br />

und wissenschaftlichen Eliten als<br />

Wissensimporteure und Wissensexporteure<br />

in der Slowakei von 1938 bis<br />

1948“, DAAD Sommerseminar: „Intellektuelle<br />

Eliten in Ost- und Westeuropa<br />

in Geschichte und Gegenwart“,<br />

Universität Passau<br />

8. Mai 2012<br />

Markus Roth (Marburg/Gießen):<br />

„Zwischen Trivialisierung und Popularisierung<br />

– Der Holocaust in populären<br />

Medien“, Veranstaltung des<br />

<strong>Institut</strong>s für kulturwissenschaftliche<br />

Deutschlandstudien an der Universität<br />

Bremen und der Landeszentrale<br />

für politische Bildung Bremen, Villa<br />

Ichon, Bremen<br />

9. Mai 2012<br />

Jan Lipinsky (Marburg): „Die Internet-Aktivitäten<br />

des <strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong>s“,<br />

6. Tagung der AG landesgeschichtliche<br />

und landeskundliche Internet-<br />

Portale in Deutschland, AG Regionalportale<br />

Deutschland, Stuttgart<br />

14. - 16. Mai 2012<br />

Jürgen Warmbrunn (Marburg): Eröffnungsvortrag:<br />

41. ABDOS-Tagung<br />

„Das Internet als Ort der wissenschaftlichen<br />

Information und Diskussion“,<br />

Bayerische Staatsbibliothek,<br />

München<br />

18. Mai 2012<br />

Peter Haslinger (Marburg/Gießen):<br />

„Imperial disintegration and national<br />

confrontation in East-Central Euro-<br />

pe, 1918-1920“, Tagung „The Greater<br />

War – Imperial Mobilization, Demobilization,<br />

and Unrest in the Era<br />

of the First World War“, University<br />

College Dublin<br />

22. Mai 2012<br />

Markus Roth (Marburg/Gießen):<br />

Vortrag und Lesung: „Friedrich Kellner:<br />

,Vernebelt, verdunkelt sind alle<br />

Hirne‘“, Buchpräsentation, Von der<br />

Heydt-Museum, Wuppertal<br />

23. Mai 2012<br />

Workshop „Sprache(n), Wissen und<br />

Translationsprozesse“ der Leibniz<br />

Graduate School for Cultures<br />

of Knowledge in Central European<br />

Transnational Contexts, <strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong>,<br />

Marburg<br />

Stefan Michael Newerkla (Wien):<br />

„Kultur- und Wissenstransfer in slawischdeutschen<br />

Kontakträumen –<br />

Sprachwandel und Translation“<br />

Jan Jakub Surman (Wien/Warszawa)<br />

„Wissenschaft, Sprache<br />

und Différance: Überlegungen zu<br />

Wissenschaftssprache(n) und Wissenstransfer“<br />

Peter Haslinger: (Marburg/Gießen):<br />

Kommentar<br />

30. Mai 2012<br />

Peter Haslinger (Marburg/Gießen):<br />

„The break up of Czechoslovakia – an<br />

experience to share?“, The Centre for<br />

Historical Research and Documentation<br />

on War and Contemporary Society<br />

(Ceges-Soma), Brüssel<br />

1. Juni 2012<br />

Anna Veronika Wendland (Marburg):<br />

„Urbanisierung und Urbanität als Forschungsproblem<br />

in der Geschichte<br />

Ost- und Ostmitteleuropas“, Tagung<br />

„Urbanisierung und Urbanität in Ost-<br />

und Ostmitteleuropa im 20. Jahrhundert“,<br />

Technische Universität, Berlin<br />

27


2. Juni 2012<br />

Dorothee M. Goeze (Marburg): „Kulturvermittlung<br />

in Zeiten des Kalten<br />

Krieges. Otto A. Webermann – eine<br />

Biographie zwischen Estland und<br />

Deutschland“, 65. Baltisches Historikertreffen,<br />

Universität Göttingen<br />

2. Juni 2012<br />

Markus Roth (Marburg/Gießen):<br />

„Chronik des Gettos Lodz/Litzmannstadt“,<br />

Workshop „Militärgeschichte<br />

Editionen heute: Neue Anforderungen,<br />

alte Probleme?“, Militärgeschichtliches<br />

Forschungsamt,<br />

Potsdam<br />

4. Juni 2012<br />

Sylwia Werner (Marburg): „Die<br />

Lemberger Schule der Medizin. Von<br />

Władysław Szumowski zu Ludwik<br />

Fleck“, <strong>Institut</strong> für Geschichte der<br />

Medizin, Justus-Liebig-Universität,<br />

Gießen<br />

6. Juni 2012<br />

<strong>Herder</strong>-Kolloquium, <strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong>,<br />

Marburg<br />

Justyna A. Jurkowska (Wien): „Ideelle<br />

Grundlagen der Aprilverfassung<br />

und ihre Realisierung“<br />

7. - 8. Juni 2012<br />

Workshop „Generations of Violence<br />

– Age Groups, Generation Gaps, and<br />

the Significance of Violence“ der Forschergruppe<br />

Gewaltgemeinschaften<br />

in Zusammenarbeit mit dem <strong>Herder</strong>-<br />

<strong>Institut</strong>, Marburg, gemeinsam mit dem<br />

Centre for War Studies am University<br />

College Dublin, dem Centre for<br />

Historical Research and Documentation<br />

on War and Contemporary<br />

Society Bruxelles und dem Instituut<br />

voor oorlogs-, holocaust-, en genocidestudies,<br />

Amsterdam<br />

Peter Haslinger (Marburg/Gießen):<br />

Opening<br />

Antoon Vrints (Ghent): Panel I Chair<br />

Sascha Reif (Gießen): „‚here was<br />

Considerable Friction between the<br />

Young Dandies [...] and the Elders<br />

[...]‘ Generational Conflict & Violence<br />

in 19th Century Eastern Africa“<br />

Tamir Libel (Dublin) „The Greatest<br />

Generation? The Failure of IDF’s Second<br />

Intifada Commanders in the<br />

28<br />

Second Lebanon War“<br />

Rudi Van Doorslaer (Brüssel): Comment<br />

Friedrich Lenger (Gießen): Panel<br />

II Chair<br />

Florian Grafl (Gießen): „Forms of<br />

Violence and Generations of Perpetrators<br />

in Barcelona during the First<br />

Half of the 20th Century“<br />

Stefan Dölling (Berlin): „Generation<br />

‚Volkstumskampf‘“<br />

Vytautas Petronis (Marburg): „Fathers<br />

and Sons: Generational Aspect<br />

in Early Lithuanian Right-Wing<br />

Movement (1918-1927)“<br />

Robert Gerwarth (Dublin): Comment<br />

Peter Haslinger (Marburg/Gießen):<br />

Summary and General Discussion<br />

„Generations of Violence“<br />

11. Juni 2012<br />

Materclass „Ost und West als kulturhistorische<br />

Konstrukte“ der Leibniz<br />

Graduate School for Cultures<br />

of Knowledge in Central European<br />

Transnational Contexts und der DA-<br />

PRO-DoktorandInnen, <strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong>,<br />

Marburg<br />

Miloš Havelká (Praha): Einführungsvortrag<br />

zu „Ost und West als kulturhistorische<br />

Konstrukte“<br />

15. Juni 2012<br />

Anna Veronika Wendland (Marburg):<br />

„East Central European Modernity<br />

and the Urban Experience“, Imre Kertész<br />

Kolleg Annual conference 2012<br />

„Challenges of Modernity – Spatial<br />

Integration and Communication in<br />

20th Century Central and Eastern<br />

Europe“, Akademie věd České republiky,<br />

Praha<br />

17. Juni 2012<br />

Anna Veronika Wendland (Marburg):<br />

„Challenges of Modernity in Eastern<br />

Europe: Environment“, Autorenworkshop<br />

im Rahmen der Annual conference<br />

2012 Imre Kertés Kolleg Jena<br />

„Challenges of Modernity – Spatial<br />

Integration and Communication in<br />

20th Century Central and Eastern<br />

Europe“, Univerzita Karlova, Praha<br />

22. Juni 2012<br />

3. Arbeitstagung des SAW-Projekts<br />

„Demokratiegeschichte des 20. Jahr-<br />

hunderts als Zäsurgeschichte“: „Demokratiekonzepte<br />

der frühen Weimarer<br />

Republik“,<br />

<strong>Institut</strong> für Deutsche Sprache, Mannheim<br />

Heidrun Kämper (Mannheim): Moderation<br />

Michael Fahlbusch (Basel): Vortrag:<br />

„Volk ohne Raum – Raum ohne Volk.<br />

Zum völkischen Diskurs der zwanziger<br />

Jahre“<br />

Anja Lobenstein-Reichmann (Heidelberg/Mannheim):<br />

Vortrag: „Gibt<br />

es einen ‚völkischen‘ Demokratiebegriff?“<br />

Udo Wengst (Mannheim): Moderation<br />

Martin Geyer (München): Vortrag:<br />

„Korruptionsdebatten in der frühen<br />

Weimarer Republik“<br />

Kathrin Groh (München): Vortrag:<br />

„Demokratiekonzepte führender<br />

deutscher Staatsrechtler zu Beginn<br />

der Weimarer Republik“<br />

22. Juni 2012<br />

Dr. Jürgen Warmbrunn (Marburg):<br />

„Raum 2.0 – Beispiele für transnationale<br />

Wissensvermittlung zur Region<br />

Ostmitteleuropa“, Workshop<br />

„Strategischer Forschungsverbund<br />

Science 2.0“, Wissenschaftszentrum<br />

für Sozialforschung Berlin<br />

28. Juni 2012<br />

Jürgen Warmbrunn (Marburg): „The<br />

new open access repository for East<br />

European ‚OstDok‘ – a new role for<br />

libraries in high-quality publishing in<br />

East European studies“, COSEELIS-<br />

Konferenz, Oxford<br />

29. Juni 2012<br />

Sylwia Werner (Marburg): „Science<br />

oder Fiction? Stanisław Lems Erzählwerk<br />

im Lichte seiner Philosophie der<br />

Technik“, 1. Internationale Tagung<br />

zur Trivial- und Unterhaltungsliteratur,<br />

Universidad de Sevilla<br />

28. - 30. Juni 2012<br />

LOEWE-Abschlusstagung „Lesen –<br />

Schreiben – Erzählen – digital und<br />

vernetzt“,<br />

Justus-Liebig-Universität, Gießen<br />

Henning Lobin (Gießen): Begrüßung<br />

Olaf Breidbach (Jena): Vortrag: „Wissen<br />

im Netz“


Annina Klappert (Erfurt): Vortrag:<br />

„Schreiben mit Zettel und Link“<br />

Maja Bärenfänger (Gießen): Vortrag:<br />

„Leser(brief)kommunikation im digitalen<br />

Wandel“<br />

Andrew Patten (Berlin): Vortrag: „The<br />

Quality of Quantity: (Pre)Reading<br />

Work, Network, and Extratextuality“<br />

Jana Klawitter (Gießen): Vortrag:<br />

„Kategorisierungen in webbasierter<br />

Wissenschaftskommunikation: Metaphernkonzepte<br />

und Denkkollektive“<br />

Mirco Limpinsel (Berlin): Vortrag:<br />

„Volltextsuche und der philologische<br />

Habitus“<br />

Peter Hoeres (Gießen): Vortrag: „Public<br />

History Online – Geschichte digital<br />

erzählen“<br />

John David Seidler (Rostock): Vortrag:<br />

„Digitale Detektive: VerschwörungstheoretischeGeschichtsschreibung<br />

im Internet“<br />

Rebecca Hagelmoser, Jonas Ivo<br />

Meyer (Gießen): Vortrag: „Corporate<br />

Identity und Storytelling auf So-<br />

Neue Veröffentlichungen<br />

cial Network Sites. Wie sich Marketingstrategien<br />

und -techniken durch<br />

das Aufkommen von Social Media<br />

verändern“<br />

Alexander Scherr (Gießen): Vortrag:<br />

„Die ‚livingnovel‘ im Cyberspace?<br />

– Aspekte der ästhetischen Illusionsbildung<br />

im Browsergame ,Twin-<br />

Komplex‘“<br />

Roberto Simanowski (Basel): Vortrag:<br />

„Elektronische Bücher und digitale<br />

Helden: Zum produktions- und<br />

rezeptionsästhetischen Umbau des<br />

Narrativen in neuen Medien“<br />

Joachim Jacob (Justus-Liebig-Universität<br />

Gießen): Moderation<br />

Podiumsdiskussion zum Thema „Interdisziplinarität<br />

im Übermaß? Aktuelle<br />

Perspektiven und Herausforderungen<br />

interdisziplinärer Forschung“<br />

Jan Hodel (Aarau): Vortrag: „Copy/paste<br />

a shattered history? Das<br />

Erstellen von Geschichtsreferaten<br />

unter den Bedingungen narrativer<br />

Fragmentierung“<br />

Annika Dix, Lisa Schüler, Jan Weisberg<br />

(Gießen): Vortrag: „Strategien<br />

der computergestützten Textproduktion:<br />

Überlegungen zum Zusammenhang<br />

von Ordnungsprozessen und<br />

Schreibflüssigkeit beim wissenschaftlichen<br />

Schreiben“<br />

Susanne Göpferich, Bridgit Nelezen<br />

(Gießen): Vortrag: „Die Sprach(un)abhängigkeit<br />

von Textproduktionskompetenz:<br />

Translation als Werkzeug<br />

der Schreibprozessforschung<br />

und Schreibdidaktik“<br />

Florian Radvan (Bochum): Vortrag:<br />

„Besser schreiben mit dem Computer?<br />

Eine komparative Lehrwerksanalyse<br />

zur Vermittlung medial gestützten<br />

Schreibens“<br />

Zeitschrift für Ostmitteleuropa-Forschung<br />

Die neuesten Hefte 60/4 und 61/1 der<br />

führenden Zeitschrift der internationalen<br />

Ostmitteleuropaforschung enthalten<br />

neben einem umfangreichen<br />

Besprechungsteil folgende Beiträge:<br />

Karsten Brüggemann / Vytautas<br />

Petronis: Introduction<br />

Daria Starčenko: Kosaken zwischen<br />

Tatendrang und Rechtfertigungsdruck.<br />

Ordnungsvorstellungen einer<br />

Gewaltgemeinschaft im Kontext von<br />

Konkurrenz und Gewaltkultur<br />

Emily R. Gioielli: The Enemy at the<br />

Door: Revolutionary Struggle in the<br />

Hungarian Domestic Sphere, 1919-<br />

1926<br />

Ginta Brūmane-Gromula: Violence<br />

as Political Agitation: the Example of<br />

Political Posters in Latvia, 1920-1934<br />

Eva Reder: Im Schatten des polnischen<br />

Staates: Pogrome 1918-1920<br />

und 1945/46 – Auslöser, Bezugspunkte,<br />

Verlauf<br />

Živilė Mikailienė: The Hippie Movement<br />

in Soviet Lithuania. Aspects of<br />

Cultural and Political Opposition to<br />

the Soviet Regime<br />

Stephan Lehnstaedt: Das Militärgeneralgouvernement<br />

Lublin: Die<br />

„Nutzbarmachung“ Polens durch Österreich-Ungarn<br />

im Ersten Weltkrieg<br />

Patryk Wasiak: The Video Boom in<br />

Socialist Poland<br />

29


Geschichte der Deutschen in Ungarn<br />

Das zweibändige Handbuch fasst<br />

die Geschichte der Deutschen in<br />

Ungarn vom Mittelalter bis heute<br />

zusammen. Zeitlich wird die von<br />

West nach Ost verlaufene Siedlungsmigration<br />

von ihren Anfängen<br />

unter König Stephan I. bis zu ihrem<br />

Höhepunkt im 18. Jahrhundert behandelt<br />

und die Geschichte der in<br />

Ungarn ansässig gewordenen einzelnen<br />

deutschen Siedlergruppen<br />

bis zur Auflösung des historischen<br />

Ungarns 1918 näher untersucht.<br />

Von 1918 bis zur Gegenwart, das<br />

heißt bis zu den Parlaments- und<br />

Kommunalwahlen 2006, steht die<br />

Geschichte der Ungarndeutschen<br />

im Mittelpunkt. Die Darstellung<br />

sucht ein Narrativ der Gruppengeschichte<br />

der Deutschen in Ungarn<br />

zu entwickeln, das sowohl die interethnischen<br />

Beziehungen zu den<br />

Magyaren als auch die Verflechtung<br />

mit anderen Minderheiten berücksichtigt<br />

und somit eine multiethnische<br />

Perspektive einnimmt.<br />

Am Beispiel der Deutschen wird<br />

die Geschichte des Zusammenle-<br />

30<br />

bens sprachlich, ethnisch oder religiös<br />

unterschiedlicher Gruppen im<br />

historischen Kontext, in Zeit und<br />

Raum verdeutlicht. Gruppen wie<br />

die Deutschen in Ungarn benötigen<br />

ihre eigene Geschichtsschreibung.<br />

Dieses historische Narrativ formuliert<br />

ein Identitätsangebot durch die<br />

reflektierte und selbstkritische Aufarbeitung<br />

ihrer Vergangenheit. Die<br />

Darstellung auch umstrittener Geschichtsperioden<br />

wie beispiels-<br />

Architektura Kaliningrada<br />

In diesem Buch<br />

wird das sowjetische<br />

Kaliningrad<br />

untersucht, genauer:<br />

seine Architektur,<br />

seine Stadtgestalt<br />

und seine<br />

Metamorphosen.<br />

Das frühere deutsche<br />

Königsberg,<br />

das von seinen Eroberern<br />

wie für ein<br />

geheimes Experimentjahrzehntelang<br />

abgeriegelt<br />

und dem Blick der<br />

Weltöffentlichkeit entzogen worden<br />

war, machte eine durch sein<br />

Schicksal einzigartige Verwandlung<br />

durch, die hier zum ersten Mal in<br />

Wort und Bild vollständig geschildert<br />

wird. Abgetrennt und isoliert<br />

von seinen früheren Bewohnern,<br />

von seinen politischen, ökonomischen<br />

und kulturellen Zusammenhängen<br />

und in einen neuen Kontext<br />

katapultiert, entstand hinter<br />

dem Eisernen Vorhang eine verbotene<br />

Stadt, deren verborgenes<br />

Werden hier nun Schritt für Schritt<br />

nachvollzogen wird. Kaliningrad ist<br />

eine gleichzeitig typische wie ungewöhnliche,<br />

in Armut und Eile aufgebaute,<br />

sowjetische Provinzmetropole<br />

mit wie zufällig in ihr urbanes<br />

Gewebe eingestreuten Relikten<br />

preußisch-deutscher Zivilisation,<br />

deren architektonische Formen<br />

und räumliche Bezüge in Planung<br />

und Wirklichkeit Gegenstand dieser<br />

Forschung sind. Überdies werden<br />

die langfristigen physischen und<br />

geistigen Formungsprozesse innerhalb<br />

Kaliningrads urbanem Orga-<br />

weise der NS-Zeit oder der Vertreibung<br />

soll vor diesem Hintergrund<br />

zur Überwindung von Traumata<br />

und Tabuisierungen beitragen. Es<br />

geht hier um eine transnationale,<br />

auf die Prozesse der gesamteuropäischen<br />

Geschichte hin geöffnete<br />

Geschichtsschreibung, die eine<br />

Einordnung der Gruppengeschichte<br />

in größere historische Zusammenhänge<br />

gewährleistet und die<br />

Besonderheiten der Gruppe herausstellt.<br />

Gerhard Seewann<br />

Geschichte der<br />

Deutschen in Ungarn<br />

Band 1:<br />

Vom Frühmittelalter bis 1860<br />

Marburg 2012, XVI, 540 S.<br />

€ 39,–<br />

ISBN 978-3-87969-373-3<br />

Band 2: 1860 bis 2006<br />

€ 39,–<br />

ISBN 978-3-87969-374-0<br />

Komplettpreis € 70,–<br />

nismus erkennbar gemacht. Dieses<br />

Buch macht die Formen der Kaliningrader<br />

Architektur aus ihren jeweiligen<br />

historischen Bedingungen<br />

und Absichten verständlich, bietet<br />

Deutungen ihres Ausdrucks und<br />

lässt ihre räumlichen Zusammenhänge<br />

lesbar und damit erlebbar<br />

werden; den oft verklärten und verdammten,<br />

jedoch weitgehend unbekannten<br />

Erbauern der Stadt werden<br />

in Architektura Kaliningrada ein<br />

Gesicht und eine Stimme gegeben.<br />

Markus Podehl<br />

Architektura Kaliningrada<br />

Wie aus Königsberg<br />

Kaliningrad wurde<br />

Marburg 2012<br />

€ 52,–<br />

ISBN 978-3-87969-375-7


Der Bund der Vertriebenen in der Bundesrepubik<br />

Deutschland und Polen (1957-2004)<br />

Im Zentrum der Dissertationsschrift<br />

steht die Frage nach der Selbst-<br />

und Fremddarstellung des Bundes<br />

der Vertriebenen (BdV) in der<br />

Bundesrepublik und in Polen zwischen<br />

1957 und 2004. Die Untersuchung<br />

konzentriert sich auf die Frage<br />

nach dem öffentlichen Bild des<br />

BdV in beiden Ländern. Zum einen<br />

wird danach gefragt, welches Bild<br />

der Vertriebenenverband von sich<br />

selbst der Öffentlichkeit zu vermitteln<br />

versuchte. Zum anderen wird<br />

der Frage nachgegangen, wie der<br />

BdV von den (west)deutschen und<br />

polnischen Medien dargestellt wurde.<br />

Die Arbeit geht von der These<br />

aus, dass die Selbst- und Fremddarstellung<br />

des BdV in der Bundesrepublik<br />

und in Polen im engen Zusammenhang<br />

mit dem politischen<br />

Wandel in beiden Ländern steht,<br />

Terminvorschau<br />

19. - 25. August 2012<br />

<strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong>, Marburg<br />

Internationale und interdisziplinäre<br />

Sommerakademie des <strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong>s<br />

Migration und Integration in europäischen<br />

Gesellschaften des 19. und 20.<br />

Jahrhunderts<br />

17. Juli - 12. September 2012<br />

Dokumentationszentrum, Prora<br />

25. September - 25. November 2012<br />

Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände<br />

Nürnberg<br />

Im Objektiv des Feindes – Die deutschen<br />

Bildberichterstatter im besetzten<br />

Warschau 1938-1945 / W obiektywie<br />

wroga. Niemieccy fotoreporterzy<br />

w okupowanej Warszawie (1939-1945)<br />

Eine Wanderausstellung des Hauses<br />

der Begegnung mit der Geschichte<br />

in Warschau in Zusammenarbeit<br />

mit der Polnischen Akademie der<br />

Wissenschaften und dem <strong>Herder</strong>-<br />

<strong>Institut</strong> in Marburg, dem Bundesarchiv<br />

sowie der Stiftung Preußischer<br />

Kulturbesitz mit der Bildagentur bpk<br />

genauso wie sie eng mit dem Oder-<br />

Neiße- und dem (west)deutschen<br />

Opferdiskurs verbunden ist. Die<br />

Untersuchung stützt sich auf (west)<br />

deutsches und polnisches Pressematerial.<br />

In die Analyse wurden<br />

und dem Museum Europäischer Kulturen<br />

– Staatliche Museen zu Berlin.<br />

29. – 31. August 2012<br />

Tallinn<br />

Tagung Turning Points in Baltic and<br />

Central East European Food History<br />

– Knowledge, Consumption, and Production<br />

in Changing Environments /<br />

Nahrungsgeschichte im Ostseeraum<br />

und Ostmitteleuropa – Wissen, Produktion,<br />

Austausch und Konsum im<br />

Wandel in Kooperation mit dem Historischen<br />

<strong>Institut</strong> der Akademie der<br />

Wissenschaften in Tallinn<br />

6. - 8. September 2012<br />

Wierzba, Masuren<br />

Kooperationstagung der Leibniz-Gemeinschaft<br />

und der Polnischen Akademie<br />

der Wissenschaften in Zusammenarbeit<br />

mit dem <strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong><br />

Wissenschaftsdialog – grenzüberschreitend.<br />

Potenziale und Herausforderungen<br />

für die Geistes- und Sozialwissenschaften<br />

Artikel aus dem „Deutschen Ostdienst“,<br />

der „Zeit“, dem „Spiegel“,<br />

der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“<br />

sowie der „Trybuna Ludu“,<br />

„Rzeczpospolita“, „Polityka“ und<br />

„Tygodnik Powszechny“ einbezogen.<br />

Die Dissertationsschrift versucht,<br />

einen Beitrag zur Verbandsgeschichte,<br />

Mediengeschichte und<br />

zur Geschichte der deutsch-polnischen<br />

Beziehungen zu leisten.<br />

Anna Jakubowska<br />

Der Bund der Vertriebenen in der<br />

Bundesrepubik Deutschland und<br />

Polen (1957-2004)<br />

Selbst- und Fremddarstellung eines<br />

Vertriebenenbandes<br />

Marburg 2012<br />

€ 34,–<br />

ISBN 978-3-87969-372-6<br />

21. September - 21. Oktober 2012<br />

Heimatmuseum, Reutlingen<br />

Zeit-Reisen. Schlesien-Ansichten aus<br />

der Graphiksammlung Haselbach<br />

Eine Ausstellung des <strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong>s,<br />

Marburg, des Schlesischen Museums<br />

zu Görlitz und des Kunstforums<br />

Ostdeutsche Galerie Regensburg, in<br />

Kooperation mit dem Architekturmuseum<br />

in Breslau, gefördert vom Beauftragten<br />

der Bundesregierung für<br />

Kultur und Medien, dem Hessischen<br />

Sozialministerium, dem Sächsischen<br />

Staatsministerium des Innern und<br />

der Stiftung für deutsch-polnische<br />

Zusammenarbeit. Die Ausstellung<br />

wird präsentiert vom Deutschen Kulturforum<br />

östliches Europa, Potsdam.<br />

25. - 28 September 2012<br />

Mainz<br />

49. Deutscher Historikertag an der<br />

Johannes-Gutenberg-Universität<br />

Themenraum: Östliches Europa<br />

31


Fortsetzung der Terminvorschau<br />

3. - 6. Oktober 2012<br />

Dresden und Bautzen<br />

11. Deutscher Slavistentag, veranstaltet<br />

vom Deutschen Slavistenverband,<br />

dem <strong>Institut</strong> für Slavistik der Technischen<br />

Universität Dresden und dem<br />

Sorbischen <strong>Institut</strong> e.V. in Bautzen<br />

8. - 11. Oktober 2012<br />

Vilnius<br />

Nachwuchstagung Representing the<br />

Past in Architecture / Gebaute Geschichte<br />

in Zusammenarbeit mit dem<br />

Nordostinstitut Lüneburg, dem <strong>Institut</strong><br />

für Geschichte Litauens in Vilnius<br />

11. - 14. Oktober 2012<br />

Rīga<br />

Tagung Urban History in the Baltic:<br />

Theoretical Aspects and Current Research<br />

in Kooperation mit der Fakultät<br />

für Geschichte und Philosophie der<br />

Universität Lettlands in Rīga<br />

16. Oktober 2012<br />

<strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong>, Marburg<br />

Workshop Wandel im Publizieren in<br />

den Osteuropa- und Geschichtswissenschaften.<br />

Rankings, Internationalisierung<br />

und Bibliometrie als Herausforderung?<br />

in Kooperation mit<br />

dem IOS Regensburg / Redaktion<br />

der Jahrbücher für Geschichte Osteuropas<br />

32<br />

18. – 19. Oktober 2012<br />

<strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong>, Marburg<br />

Second Annual Conference of the<br />

Leibniz Graduate School for Cultures<br />

of Knowledge in Central European<br />

Transnational Contexts Nomadic<br />

Concepts. Biological concepts<br />

and their careers beyond biology in<br />

cooperation with the Department of<br />

History, Central European University<br />

in Budapest<br />

22. - 24. November 2012<br />

<strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong>, Marburg<br />

Tagung Mehrsprachigkeit in Ostmitteleuropa<br />

(1400-1700). Kommunikative<br />

Praktiken und Verfahren in gemischtsprachigen<br />

Städten und Verbänden<br />

in Kooperation mit der Justus-Liebig<br />

Universität Gießen<br />

24. Oktober 2012<br />

<strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong>, Marburg<br />

Lesung und Ausstellungseröffnung<br />

im Rahmen der bundesweiten Aktionswoche<br />

"Treffpunkt Bibliothek":<br />

Prof. Hans-Jürgen Bömelburg liest<br />

aus seinem neuen Buch "Friedrich II.<br />

zwischen Deutschland und Polen".<br />

Begleitend zeigen wir eine Ausstellung<br />

mit Friedrich-Autografen aus<br />

der Dokumentesammlung des <strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong>s<br />

28. - 30. November 2012<br />

Berlin<br />

Jahrestagung der Leibniz-Gemeinschaft<br />

6. - 7. Dezember 2012<br />

Braunschweig<br />

Viertes Projekttreffen des Projektverbundes<br />

„Digitaler Atlas politischer<br />

Raumbilder zu Ostmitteleuropa im<br />

20. Jahrhundert“ (DAPRO) des <strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong>s<br />

gemeinsam mit dem <strong>Institut</strong><br />

für Wissensmedien (Tübingen),<br />

dem <strong>Institut</strong> für Länderkunde (Leipzig)<br />

sowie dem Georg-Eckert-<strong>Institut</strong> für<br />

Internationale Schulbuchforschung<br />

(Braunschweig)<br />

17. - 18. Januar 2013<br />

<strong>Herder</strong>-<strong>Institut</strong>, Marburg<br />

Erster Teil der Doppeltagung Mobilisierungsparteien<br />

in Krisenphasen:<br />

Ostmittel- und Südosteuropa seit dem<br />

19. Jahrhundert in Kooperation mit<br />

dem <strong>Institut</strong> für Ost- und Südosteuropaforschung,<br />

Regensburg<br />

14. - 17. März 2013<br />

Leipziger Buchmesse<br />

HERDER-INSTITUT e.V.<br />

Gisonenweg 5-7<br />

35037 Marburg,<br />

Tel. +49 6421 184-0<br />

Fax +49 6421 184-139<br />

mail@herder-institut.de<br />

www.herder-institut.de

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