„Sie ahmten das verbotene Spiel der Studenten nach…“ - SSV Jahn ...
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Träume, Tränen<br />
und Triumphe<br />
100 JAHRE JAHN-FUSSBALL<br />
Der <strong>Jahn</strong>-Familie.<br />
1
Unsere besten Jahre<br />
Unter <strong>der</strong> „Wiener Schule“ ist <strong>Jahn</strong> ein konkurrenzfähiger Oberligist<br />
Wolfgang Otto<br />
1946 hatte man dem 1.FC Bamberg, 1948 dem BC Augsburg noch den<br />
Vortritt lassen müssen, im Mai 1949 – also den ersten Tagen <strong>der</strong> „Bonner<br />
Republik“ – war endlich <strong>der</strong> <strong>SSV</strong> <strong>Jahn</strong> an <strong>der</strong> Reihe! Doch vor dem<br />
Aufstieg in die Oberliga Süd hatte die Mannschaft um <strong>Spiel</strong>ertrainer Josef<br />
Eisenschenk ein Mammutprogramm zu absolvieren. Voraussetzung für den<br />
großen Erfolg war eine starke Landesliga-<strong>Spiel</strong>zeit 1948/49, in <strong>der</strong> sich die<br />
„Rothosen“ zusammen mit <strong>der</strong> SpVgg Fürth einen spannungsreichen<br />
Titelkampf lieferten.<br />
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Die Top-Mannschaften trugen große Duelle aus, in denen die <strong>Jahn</strong>-Elf<br />
durch zwei Erfolge – Höhepunkt <strong>der</strong> 30er Runde war sicherlich <strong>der</strong> 2:1-<br />
Auswärtssieg am 6. März 1949 im ausverkauften Ronhof – die<br />
Meisterschaft für sich entschied. Aber auch an<strong>der</strong>e Partien blieben lange<br />
im Gedächtnis <strong>der</strong> <strong>Jahn</strong>-Anhänger, etwa <strong>der</strong> 5:4-Heimsieg über den FC<br />
Bayern Hof, <strong>der</strong> zur Halbzeitpause bereits mit 4:0 geführt hatte, bevor<br />
sich die Rot-Weißen in einen wahren Rausch spielten und Franz Pesahl,<br />
Ludwig Leikam und Josef Hubeny mit ihren Toren <strong>das</strong> <strong>Spiel</strong> drehten. Fürth<br />
und <strong>Jahn</strong> sollten sich im Folgejahr in <strong>der</strong> Oberliga wie<strong>der</strong> treffen, denn<br />
sowohl die „Kleeblätter“ als auch <strong>der</strong> <strong>Jahn</strong> setzten sich in ihren<br />
Aufstiegsgruppen souverän durch: Hessen-Meister Kassel (2:0, 1:1) konnte<br />
noch einigermaßen mithalten, <strong>der</strong> VfL Neckarau (0:0, 7:2) und die SG<br />
Untertürkheim (10:0, 8:3) waren dem <strong>SSV</strong> <strong>Jahn</strong> jedoch nicht gewachsen.<br />
Die Elf, zumeist bestehend aus Georg Stadler – Anton Primbs, Josef<br />
Eisenschenk – Bernhard Kneißl, Franz Semmler, Alfred Popp – Ludwig<br />
Schuller, Franz Pesahl, Josef Hubeny, Adolf Schmidt und Anton Blaimer,<br />
ergänzt um Heinz Buchold, Heinz Forch und Max Lerchl, machte den<br />
ersten Nachkriegsaufstieg des <strong>Jahn</strong>-Fußballs perfekt. Neben <strong>der</strong> Linie<br />
betreute seinerzeit übrigens <strong>der</strong> US-Soldat Captain Connelly, <strong>der</strong> sich als<br />
Mitarbeiter <strong>der</strong> amerikanischen Besatzungsverwaltung in Regensburg den<br />
Rot-Weißen angeschlossen hatte, die <strong>Jahn</strong>-Mannschaft. Die Live-<br />
Übertragung <strong>der</strong> drei Auswärtsspiele <strong>der</strong> Oberliga-Aufstiegsrunde ins<br />
<strong>Jahn</strong>stadion wurde seinerzeit zurecht als „sensationelle Neuerung für<br />
Regensburg“ gefeiert: Ernst Radtke, Schauspieler am Stadttheater und<br />
jahrzehntelang Stadionsprecher des <strong>SSV</strong> <strong>Jahn</strong>, Schiedsrichter-Obmann Fritz<br />
43
Ruhmann und Dr. Anton Kreuzer informierten seinerzeit Tausende im<br />
<strong>Jahn</strong>stadion über den Stand <strong>der</strong> Dinge in Kassel, Neckarau und<br />
Untertürkheim.<br />
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Dem sportlichen Erfolg Oberliga-Aufstieg sollte sich wenige Monate<br />
später mit <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>eröffnung des run<strong>der</strong>neuerten <strong>Jahn</strong>stadions ein<br />
nicht min<strong>der</strong> bedeuten<strong>der</strong> infrastruktureller Fortschritt anschließen. Und<br />
die Erweiterung <strong>der</strong> Arena war – wie sich bald zeigen sollte – nicht zu<br />
früh gekommen. Über 16000 Zuschauer strömten durchschnittlich zu den<br />
Oberliga-Heimspielen 1949/50, kein Wun<strong>der</strong>: erstmals gastierten an <strong>der</strong><br />
Prüfeningerstraße nicht nur bayerische Spitzenteams wie <strong>der</strong> 1.FC<br />
Nürnberg, Bayern und 1860 München, son<strong>der</strong>n auch die Traditionsvereine<br />
VfB Stuttgart, Eintracht Frankfurt o<strong>der</strong> Kickers Offenbach zu<br />
Pflichtspielen. Gerade gegen die scheinbar übermächtigen Gegner, den<br />
damaligen Deutschen Meister VfR Mannheim (2:1), Südmeister OFC (4:0)<br />
o<strong>der</strong> auch auswärts – etwa <strong>das</strong> 2:0 bei Eintracht Frankfurt – wusste man<br />
begeisternde Siege einzufahren, so <strong>das</strong>s sich die „Regensburger Sport-<br />
Illustrierte“ im November 1949 nach dem 1:0-Erfolg über den FSV<br />
Frankfurt bereits zu <strong>der</strong> Aussage „<strong>Jahn</strong> endgültig im Mittelfeld“ hinreißen<br />
ließ. Doch lei<strong>der</strong> sollte eine Talfahrt folgen, die zu selten – wie etwa beim<br />
4:3-Heimsieg vor 30000 Zuschauern über Mitaufsteiger und Süd-<br />
Sensationsmeister SpVgg Fürth – unterbrochen werden konnte. So musste<br />
man am Ende zusammen mit den Stuttgarter Kickers in die neu gebildete<br />
II. Liga Süd absteigen.<br />
Sah es zunächst so aus, als könne <strong>Jahn</strong> Regensburg den sofortigen<br />
Wie<strong>der</strong>aufstieg schaffen – dazu wäre Platz zwei erfor<strong>der</strong>lich gewesen – so<br />
musste nach dem knappen Scheitern 1950/51 mit Rang drei hinter den<br />
Kickers und Viktoria Aschaffenburg in <strong>der</strong> darauf folgenden <strong>Spiel</strong>zeit<br />
1951/52 gar <strong>der</strong> Absturz aus <strong>der</strong> „2. Vertragsliga“ ins Amateurlager<br />
befürchtet werden. Im Dezember 1951 zogen die Verantwortlichen um<br />
Abteilungsleiter Georg Zellner die<br />
Notbremse und entließen den<br />
glücklosen Trainer Georg Schuller. Für ihn saß ab dem 16. Dezember<br />
1951 Stürmer-Legende Franz Bin<strong>der</strong> auf <strong>der</strong> <strong>Jahn</strong>-Bank. Das erste <strong>Spiel</strong><br />
unter „Bimbo“, dessen Name als 1000-Tore-Schütze untrennbar mit <strong>der</strong><br />
Geschichte Rapid Wiens und des österreichischen Fußballs <strong>der</strong> Dreißiger<br />
Jahre verbunden ist, endete noch 0:0 gegen den aufstrebenden Bayerwald-<br />
Club ASV Cham, doch bald hatten sich die Rot-Weißen aus <strong>der</strong><br />
Abstiegszone befreit. Der in <strong>der</strong> Rückrunde 1951/52 aufgenommene<br />
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Schwung konnte ungebremst in die <strong>Spiel</strong>zeit 1952/53 mitgenommen<br />
werden. Bei seiner ersten DFB-Pokal-Teilnahme nach Kriegsende wurden<br />
dem <strong>Jahn</strong>-Team am 18. August 1952 zwar vom westdeutschen<br />
Spitzenverein Rot-Weiß Essen die Grenzen aufgezeigt (0:5 nach<br />
respektablem 0:0-Halbzeitstand), danach folgte jedoch ein Start-Ziel-Sieg<br />
<strong>der</strong> Bin<strong>der</strong>-Schützlinge in <strong>der</strong> II. Liga Süd. Zusammen mit Hessen Kassel,<br />
<strong>das</strong> im Spitzenspiel vor über 15000 Zuschauern mit 3:0 distanziert werden<br />
konnte, überquerte man am 11. Mai 1953 die Ziellinie: Regensburg war<br />
wie<strong>der</strong> erstklassig, möglich gemacht hatten diesen Erfolg Adolf „Peter“<br />
Niemann (Tor), Heinrich „Heiner“ Beyerlein, Oswald Effenhauser, Georg<br />
Prandl, Josef Stauffer, Ludwig „Lulu“ Wagenpfeil, Rudolf Wagner<br />
(Abwehr), Hans Gleißner, Michael Koller, Kapitän Alfred „Zieberl“ Popp,<br />
Josef Reis, Karl Schamriß, Ferdinand Stadelmayer (Mittelfeld) , Anton<br />
„Sackl“ Blaimer, Georg Gehring, Josef Hubeny und Adolf „Dolf“ Schmidt<br />
(Angriff).<br />
Und <strong>das</strong> <strong>Jahn</strong>-Team machte in <strong>der</strong> Oberliga Süd dort weiter, wo man in<br />
<strong>der</strong> II. Liga aufgehört hatte. Zunächst sah es zwar so aus, als sollte es<br />
wie<strong>der</strong> nur ein Kurzausflug in die Eliteklasse werden – von den ersten fünf<br />
Punktspielen gingen vier verloren – dann jedoch kamen die Oberpfälzer in<br />
Fahrt: von den restlichen 12 Partien des Jahres 1953 ging nur die bei<br />
Schweinfurt 05 verloren, dagegen feierte man sensationelle Erfolge wie die<br />
Remisspiele bei den damaligen Oberliga-Spitzenteams Eintracht Frankfurt<br />
und VfB Stuttgart. Und <strong>das</strong> 1:0 am Bieberer Berg gegen den OFC kam<br />
seinerzeit einer Sensation gleich. Das Echo <strong>der</strong> überregionalen Fachpresse<br />
über die neue <strong>Spiel</strong>weise <strong>der</strong> <strong>Jahn</strong>-Elf („Keine Spur mehr von Hauruck-<br />
Mannschaft“) zeigt, welchen Eindruck <strong>der</strong> <strong>SSV</strong> <strong>Jahn</strong> in seinem ersten<br />
Oberliga-Jahr hinterlassen und wie sich die Arbeit Bin<strong>der</strong>s in <strong>der</strong><br />
Zwischenzeit positiv ausgewirkt hatte. Noch mehr als <strong>der</strong> Sieg in<br />
Offenbach ging jedoch <strong>das</strong> 3:1 am 4. Oktober 1953 in Karlsruhe<br />
in die<br />
Annalen des <strong>Jahn</strong>-Fußball s ein: <strong>der</strong> „Torbruch von Karlsruhe“ etwa 20<br />
Minuten vor Schluss war auch im Zeitalter <strong>der</strong> Holztore ein eher seltenes<br />
Ereignis. Den Streit zwischen den Oberpfälzern und den Badenern – die<br />
einen führten den „Unfall“ auf <strong>das</strong> morsche Gehäuse, die an<strong>der</strong>en auf die<br />
wuchtige Statur von <strong>Jahn</strong>-Stürmer Josef Hubeny zurück – gewannen<br />
letztlich die Regensburger. Über 210000 Zuschauer hatten am Ende die<br />
erfolgreichste Oberliga-<strong>Spiel</strong>zeit des <strong>SSV</strong> <strong>Jahn</strong> aller Zeiten gesehen, Platz<br />
sechs konnte in den darauf folgenden Jahren nicht mehr wie<strong>der</strong>holt<br />
werden. Die Qualifikation für die Oberliga-Vergleichsrunde (Toto-Runde)<br />
45
mit Saarbrücken, Bayer Leverkusen, Alemannia Berlin und Eintracht<br />
Braunschweig sowie <strong>das</strong> 3:3-Gastspiel <strong>der</strong> österreichischen<br />
Nationalmannschaft (wenige Wochen später WM-Halbfinalist) am 27. Mai<br />
1954 in Regensburg waren weitere „Zuckerln“ für <strong>Spiel</strong>er und Anhänger<br />
<strong>der</strong> Rot-Weißen.<br />
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Dass es so nicht weitergehen konnte, war klar: längst waren an<strong>der</strong>e<br />
Vereine auf <strong>das</strong> Regensburger Fußball-Wun<strong>der</strong> und seine Hauptfigur,<br />
Trainer Bin<strong>der</strong>, aufmerksam geworden. Am Ende machte <strong>der</strong> 1.FC<br />
Nürnberg <strong>das</strong> Rennen und nahm den Regensburger Erfolgstrainer unter<br />
Vertrag. Die schauten sich erneut in <strong>der</strong> Wiener Fußballschule um und<br />
fanden mit Josef „Pepi“ Uridil einen nicht min<strong>der</strong> berühmten Torjäger <strong>der</strong><br />
Zwanziger Jahre. Als „Christkindl“ war <strong>der</strong> 1895 in Wien geborene<br />
Uridil<br />
wie alle am 24. Dezember geborenen Österreicher jener Zeit Patenkind<br />
seiner k.u.k. Hoheit Elisabeth von Österreich („Sissi“) und somit von<br />
Geburt an etwas „Beson<strong>der</strong>es“. Und auch später stand Uridil<br />
meist auf<br />
<strong>der</strong> Sonnenseite: <strong>der</strong> Ausnahmefußballer erlangte nach den Wirren des<br />
Ersten Weltkrieges in <strong>der</strong> Alpenrepublik Heldenstatus. Der Angreifer von<br />
Rapid Wien wurde als Profifußballer – im Gegensatz zu Deutschland, wo<br />
noch in den Fünfziger Jahren um den Erhalt des „wahren<br />
Amateurtums“<br />
gestritten wurde – zur Werbeikone, man besang seine Fähigkeiten in<br />
Schlagern („Heute spielt <strong>der</strong> Uridil“) und holte ihn zum Kinofilm.<br />
Und <strong>der</strong><br />
Glanz des 58jährigen Trainerfuchses, <strong>der</strong> bereits 1934 Rumäniens<br />
Auswahl<br />
bei den Weltmeisterschaften in Italien betreut hatte und 1954<br />
Rapid zum<br />
österreichischen Meister gemacht hat te, sollte auch in Regensburg<br />
strahlen.<br />
Jedoch nicht gleich von Anfang an, denn die ersten drei Partien <strong>der</strong> Saison<br />
1954/55 gingen bei einem Torverhältnis von 2:17 allesamt verloren! Etwa<br />
um dieselbe Zeit zwang man im DFB-Pokal dagegen überraschend West-<br />
Oberligist Schalke 04 in ein Wie<strong>der</strong>holungsspiel.<br />
Am Ende sicherte sich<br />
<strong>Jahn</strong> Regensburg im „schweren zweiten Jahr“ souverän den Klassenerhalt<br />
– Hessen Kassel und Bayern München mussten stattdessen in die II. Liga.<br />
In den <strong>Spiel</strong>zeiten 1955/56 und 1956/57 gelangen eingedenk <strong>der</strong> immer<br />
größer werdenden Schere zwischen den Großstadtclubs und<br />
„Provinzvereinen“ wie <strong>Jahn</strong> respektable Mittelfeldplatzierungen. Der<br />
Grundstock für diesen Erfolg wurde im <strong>Jahn</strong>stadion gelegt, wo die Rot-<br />
Weißen den Löwenanteil ihrer Punkte holten und 1956 mit dem 7:1 gegen<br />
den <strong>SSV</strong> Reutlingen 05 ihren höchsten Oberliga-Sieg feierten. Auf<br />
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fremdem Platz waren die Regensburger dagegen stets gern gesehene<br />
Gäste, von den 30 Auswärtsspielen 1955-57 gingen 22 verloren,<br />
nur vier<br />
Mal konnte in diesem Zeitraum gewonnen werden – unter an<strong>der</strong>em<br />
gelang 1955 beim späteren Deutschen Vizemeister KSC ein 1:0-Erfolg.<br />
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Nach drei Jahren unter Josef Uridil stand die <strong>Jahn</strong>-Elf in <strong>der</strong> Oberliga-<br />
Saison 1957/58, dem fünften Erstliga-Ja hr in Serie, unter <strong>der</strong> Anleitung<br />
eines neuen Trainers. Wie<strong>der</strong> hatten es die <strong>Jahn</strong>-Verantwortlichen<br />
geschafft, einen namhaften ehemaligen Fußballer zu verpflichten.<br />
Der<br />
einstige ungarische Nationalspieler Bela Sarosi konnte an die Erfolge<br />
seiner Vorgänger jedoch nicht anknüpfen, schnell war klar, <strong>das</strong>s die<br />
„Rothosen“ 1958/59 wie<strong>der</strong> einmal in <strong>der</strong> II. Liga Süd antreten<br />
würden.<br />
Einer <strong>der</strong> wenigen Saisonerfolge, <strong>das</strong> 4:3 gegen den FC Bayern<br />
München<br />
im Januar 1958, hatte für den <strong>SSV</strong> <strong>Jahn</strong> zudem ein unangenehmes<br />
Nachspiel. Nachdem ein unerkannt geb liebener Zuschauer während des<br />
<strong>Spiel</strong>s gegen Schiedsrichter Eisemann handgreiflich geworden war, wurde<br />
<strong>der</strong> Verein mit einem Monat Platzsperre bestraft, was die zu diesem<br />
Zeitpunkt ohnehin nur noch geringen Hoffnungen auf den Klassenerhalt<br />
weiter schmälerte. Obwohl letztlich auswärts wurden gegen Spitzenreiter<br />
KSC (in Augsburg) und den <strong>SSV</strong> Reutlingen (in Nürnberg) immerhin zwei<br />
Punkte eingefahren. Diese reichten freilich nicht, um den zweiten<br />
Oberliga-Abstieg nach 1950 zu verhin<strong>der</strong>n – übrigens wie<strong>der</strong> zusammen<br />
mit den Stuttgarter Kickers!<br />
Anzeige aus dem Stadionheft zum Oberliga-Aufstiegsspiel am 5. Juni 1949 gegen den VfL Neckarau.<br />
47
Beim Landesliga-Spitzenspiel im Fürther Ronhof überstand die rot-weiße Hintermannschaft ein ums<br />
an<strong>der</strong>e Mal die Angriffe <strong>der</strong> Elf um den ehemaligen Haidhofer Horst Schade, so <strong>das</strong>s 18000<br />
Zuschauer am Ende einen 2:1-Auswärtserfolg sahen.<br />
Postkarte zum Stadionumbau 1949, im Hintergrund <strong>der</strong> heute nicht mehr existierende Nebenplatz.<br />
48
49<br />
Der Innenraum <strong>der</strong><br />
Gaststätte „<strong>Jahn</strong>-<br />
Tribüne“ zum Zeitpunkt<br />
<strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>einweihung<br />
im August 1949.<br />
Durch den Einbau<br />
mo<strong>der</strong>ner Küchenanlagen<br />
sollte <strong>das</strong> Wirtshaus laut<br />
damaliger Festschrift in<br />
<strong>der</strong> Lage sein, „für <strong>das</strong><br />
Wohl <strong>der</strong> im Taumel<br />
großer Fußballschlachten<br />
erhitzten Anhänger zu<br />
sorgen“.<br />
Nicht nur die Tribüne<br />
war 1949 umfangreich<br />
renoviert und erweitert<br />
worden,<br />
auch im Bereich<br />
<strong>der</strong> Stehplatzränge<br />
wurden nahezu 3000m³<br />
Bruchsteinmauerwerk<br />
und fast 1300m<br />
Eisengelän<strong>der</strong> verbaut.<br />
Durch viele Abstufungen<br />
an den Rängen sollte<br />
<strong>das</strong> neue Stadion bis zu<br />
35000 Zuschauern Platz<br />
bieten.
Die wohl meist gelesene Ausgabe eines <strong>Jahn</strong>-Stadionheftes! Zum Oberliga-Punktspiel gegen die SpVgg<br />
Fürth am 5. Februar 1950 waren 30000 Zuschauer gekommen – ein Rekord für die Ewigkeit.<br />
50
Der Stellenwert des Sports, insbeson<strong>der</strong>e des Oberliga-Fußballs, in <strong>der</strong> Stadt wird deutlich, wenn man<br />
bedenkt, <strong>das</strong>s es in jener Zeit eine wöchentlich erscheinende „Regensburger Sport-Illustrierte“ gab.<br />
51
Nach dem Krieg hatte <strong>der</strong> <strong>SSV</strong> <strong>Jahn</strong><br />
nicht<br />
nur in Regensburg mit <strong>der</strong> Turnerschaft<br />
starke Konkurrenz, auch im übrigen<br />
Ostbayern tat sich fußballerisch einiges: vor<br />
allem Cham und Straubing erwuchsen bis<br />
Anfang <strong>der</strong> Fünfziger Jahre als<br />
ernstzunehmende Gegner,<br />
wenngleich <strong>der</strong><br />
Aufstieg in die Oberliga<br />
nur den Rot-<br />
Weißen gelang. Beson<strong>der</strong>s<br />
schwer tat man<br />
sich stets im Chamer<br />
Stadion, wo jedoch<br />
am 20. April 1952 nach großer „Schlacht“<br />
mit 3:1 <strong>der</strong> erste Auswärtssieg<br />
glückte. Den<br />
„MZ“-Zeichner veranlasste diese Begegnung<br />
zu einem ganz beson<strong>der</strong>en<br />
Werk seiner<br />
Karikaturenreihe.<br />
Rasante Szene aus einem Donau-Derby beim TSV Straubing in <strong>der</strong> Landesliga-Saison 1948/49.<br />
52
Die Oberliga-Aufstiegself 1952/53 mit Lorbeerkranz. Der Süddeutsche<br />
Fußballverband ehrte die<br />
Regensburger am 31. Mai 1953 nach einem Pokalspiel gegen den FC Bayern München.<br />
53<br />
Mit dieser Landkarte demonstrierte<br />
die „Mittelbayerische<br />
Zeitung“ im Juli 1953 ihren<br />
Lesern die „Reiseziele“ <strong>der</strong> <strong>Jahn</strong>-<br />
Elf in <strong>der</strong> Oberliga-<strong>Spiel</strong>zeit<br />
1953/54.
54<br />
� Der „Torbruch von Karlsruhe“ am 4.<br />
Oktober 1953 wurde auch beim<br />
Regensburger Faschingsumzug<br />
1954<br />
thematisiert.<br />
� Rot-weiß gegen rot-weiß-rot hieß es am<br />
27. Mai 1954 im <strong>Jahn</strong>stadion: nach einem<br />
1:9 in Linz im Vorjahr gelang es den<br />
Verantwortlichen im WM-Jahr erneut die<br />
damalige europäische Spitzenmannschaft<br />
(WM-Halbfinalist ´54) für ein Privatspiel zu<br />
verpflichten. Die Testpartie endete 3:3, 15<br />
Jahre später, am 1. April 1969, konnte <strong>der</strong><br />
inzwischen zweitklassige <strong>SSV</strong> <strong>Jahn</strong> gegen die<br />
Österreicher sogar 2:0 gewinnen!
Der Weggang Trainer<br />
Franz „Bimbo“<br />
Bin<strong>der</strong>s nach Nürnberg löste in <strong>der</strong> Stadt<br />
unterschiedliche Reaktionen aus: während<br />
die einen <strong>das</strong> Ende<br />
<strong>der</strong> guten <strong>Jahn</strong>-Jahre<br />
befürchteten, nahmen<br />
es an<strong>der</strong>e leichter.<br />
Manche begrüßten,<br />
in Anspielung auf <strong>das</strong><br />
für <strong>Jahn</strong>-Verhältnisse<br />
großzügige Gehalt<br />
Bin<strong>der</strong>s, gar in literarischer Form <strong>das</strong><br />
Ende seines Engagements<br />
in Regensburg<br />
– und machten<br />
dabei Werbung in<br />
eigener Sache…<br />
„Schlammschlacht“ im <strong>Jahn</strong>stadion im Winter 1955/56. Betrachtet man die Platzverhältnisse bei <strong>der</strong><br />
Oberliga-Partie gegen den FC Schweinfurt 05 (4:2), wun<strong>der</strong>t man sich, <strong>das</strong>s es damals tatsächlich<br />
auch <strong>Spiel</strong>absagen gab. Wie es wohl in diesen Fällen auf den Plätzen aussah?<br />
55
Selten konnte <strong>der</strong> <strong>SSV</strong> <strong>Jahn</strong> 1957/58 seine offensichtlichen Nachteile gegenüber <strong>der</strong> Oberliga-<br />
Konkurrenz so gut wettmachen wie in dieser <strong>Spiel</strong>szene Alfred Popp gegen Mannheims Keuerleber.<br />
56