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Empfehlungen Zur Diagnostik Und Therapie Des ... - Frauenarzt

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✃ 1<br />

ARBEITSGEMEINSCHAFT SCHWANGERSCHAFTSHOCHDRUCK/GESTOSE DER DGGG<br />

<strong>Empfehlungen</strong> zur <strong>Diagnostik</strong><br />

und <strong>Therapie</strong> des Bluthochdrucks<br />

in der Schwangerschaft<br />

W. Rath, L. Heilmann, A. Faridi, J. Wacker, W. Klockenbusch<br />

Klassifizierung der<br />

hypertensiven Erkrankungen<br />

in der Schwangerschaft 1<br />

Gestationshypertonie<br />

Def.: Hypertonie ohne Proteinurie,<br />

wobei der erhöhte Blutdruck weder<br />

vor der 20. SSW bestand noch länger<br />

als zwölf Wochen nach der Geburt anhält.<br />

Präeklampsie<br />

(syn.: Gestose, proteinurische<br />

Gestationshypertonie)<br />

Def.: Hypertonie und Proteinurie mit<br />

und ohne Ödeme.<br />

Bei Fehlen einer Proteinurie ist eine<br />

Präeklampsie sehr wahrscheinlich,<br />

wenn Symptome wie Kopfschmerzen,<br />

Augenflimmern, Oberbauchbeschwerden<br />

oder pathologische Laborwerte<br />

(z.B. Thrombozytopenie, erhöhte<br />

Transaminasen, Hyperurikämie) vorliegen.<br />

Schwere Verlaufsformen<br />

der Präeklampsie<br />

■ Eklampsie<br />

Def.: Zusätzlich tonisch-klonische<br />

Krampfanfälle.<br />

■ HELLP-Syndrom<br />

Def.: (H) hemolysis – Hämolyse<br />

(EL) elevated liver enzymes<br />

– erhöhte Leberenzyme<br />

(LP) low platelets – erniedrigte<br />

Thrombozytenzahl<br />

The Classification and Diagnosis of<br />

the Hypertensive Disorders of Pregnancy:<br />

Statement from the International<br />

Society for the Study of<br />

Hypertension in Pregnancy (ISSHP)<br />

Chronische Hypertonie<br />

Def.: Hypertonie vor Eintritt der<br />

Schwangerschaft, zumindest vor der<br />

20. SSW oder Fortbestehen der<br />

Hypertonie über sechs Wochen postpartal<br />

hinaus.<br />

■ primäre (essenzielle) Hypertonie<br />

(95 %)<br />

■ sekundäre Hypertonie<br />

Pfropfgestose<br />

(syn.: Pfropfpräeklampsie)<br />

(engl. preeclampsia superimposed<br />

upon chronic hypertension)<br />

Def.: Auftreten von charakteristischen<br />

Gestosesymptomen, meistens<br />

einer „neu auftretenden “ Proteinurie<br />

oder plötzlichem Anstieg von Blutdruck<br />

und Eiweißausscheidung im<br />

Urin bei Schwangeren mit chronischer<br />

Hypertonie.<br />

Klinische Symptomatik der<br />

hypertensiven Erkrankungen<br />

in der Schwangerschaft<br />

■ Blutdruckwerte > 140 und/oder<br />

> 90 mmHg<br />

■ Proteinurie > 0,3 g/24 h<br />

■ Veränderungen der Laborparameter<br />

(s. Tab. 1)<br />

■ Gewichtszunahme > 1 kg/Woche<br />

während des 3. Trimesters<br />

■ Prodromalsymptome (dann<br />

schwere Verlaufsform):<br />

– Oberbauchschmerzen<br />

(→ HELLP-Syndrom)<br />

– zentrale Symptome (Augenflimmern,<br />

Kopfschmerzen, motorische<br />

Unruhe)<br />

Definition der schweren<br />

Präeklampsie<br />

■ RR diast. >110 mmHg<br />

Diese Seiten können Sie heraustrennen und in den DGGG-Leitlinienordner einsortieren unter A.2.52<br />

■ Proteinurie:<br />

– >5 g/24 h oder 3fach positiver<br />

Urinstix (ACOG 2 )<br />

– >3 g/24 h (ISSHP 3 )<br />

– >2 g/24 h (NHBPEWG 4 )<br />

– >0,3 g/24 h (ASSH 5 )<br />

■ Oligurie 1,2 mg/dl)<br />

– Bilirubin (>1 mg/dl)<br />

– Leberenzyme (pathologische<br />

Erhöhung über klinikspezifische<br />

Normwerte)<br />

■ Lungenödem<br />

■ Symptome, die auf Organschäden<br />

hinweisen:<br />

– Kopfschmerz<br />

– visuelle Ausfälle<br />

– Schmerzen im Epigastrium oder<br />

im rechten Oberbauch<br />

Untersuchungen in der<br />

Schwangerenvorsorge<br />

Anamnestische Risikofaktoren<br />

■ junge Erstgebärende bzw.<br />

Spätgebärende >35 Jahre<br />

■ Mehrlingsschwangerschaft<br />

■ Diabetes mellitus<br />

2 ACOG: American College of<br />

Obstetricians and Gynecologists<br />

3 ISSHP: International Society for the<br />

Study of Hypertension in Pregnancy<br />

4 NHBPEWG: National High Blood<br />

Pressure Education Program<br />

Working Group<br />

5 ASSH: Australian Society for Study<br />

of Hypertension<br />

FRAUENARZT ■ 43 (2002) ■ Nr.7<br />

DGGG EMPFEHLUNG<br />

847


DGGG EMPFEHLUNG<br />

Laborparameter<br />

Parameter pathologisch<br />

Hämoglobin > 13 g/dl<br />

Hämatokrit<br />

> 38 %<br />

Thrombozyten<br />

ein Abfall der Thrombozyten muss<br />

innerhalb weniger Stunden kontrolliert<br />

werden (Cave: HELLP-Syndrom)<br />

< 100.000/µl<br />

SGPT pathologische Erhöhung<br />

SGOT über klinikspezifische<br />

LDH Normwerte<br />

Bilirubin (indirekt)<br />

> 1,2 mg/dl<br />

Harnsäure > 6 mg/dl<br />

Kreatinin > 1,2 mg/dl<br />

Eiweiß im Urin<br />

> 0,3 g/24 h<br />

Haptoglobin Abfall<br />

Andere Blutgerinnungsteste, z.B.<br />

Antithrombin < 70 %<br />

Fibrinogenabfall < 150 mg/dl<br />

D-Dimer-Anstieg oder vergleichbare Tests<br />

wie TAT (Thrombin-Antithrombin-Komplex)<br />

oder FP 1+2 (Prothrombin-Fragmente)<br />

Tab. 1: Klinisch-chemische Laborparameter (in Anlehnung an die Working Group on High<br />

Blood Pressure in Pregnancy 2000).<br />

■ Lupus erythematodes<br />

■ vorbestehende Nierenerkrankungen<br />

■ chronische Hypertonie<br />

■ Adipositas<br />

■ hypertensive Schwangerschaftserkrankung<br />

in der vorangegangenen<br />

Gravidität<br />

■ Schwangere mit angeborenen<br />

und erworbenen thrombophilen<br />

Faktoren<br />

Blutdruckmessung<br />

Nach der Definition der ISSHP liegt<br />

ein Schwangerschaftshochdruck vor,<br />

wenn bei einer zuvor normotensiven,<br />

nicht proteinurischen Patientin (de<br />

novo) der systolische Blutdruck<br />

gleich oder höher als 140 mmHg<br />

und/oder der diastolische Blutdruck<br />

gleich oder höher als 90 mmHg beträgt.<br />

Der diastolische Blutdruck<br />

sollte als Korotkoff 5 (Verschwinden<br />

des Tones) oder K4 (Leiserwerden) –<br />

wenn K5 nicht messbar – registriert<br />

werden. Die Messung sollte mit einem<br />

Quecksilbermanometer durchgeführt<br />

werden (Leitlinien der<br />

ISSHP: Hypertension in Pregnancy,<br />

2001).<br />

Die erste Messung sollte nach einer<br />

zwei- bis dreiminütigen Ruhephase<br />

bei der sitzenden Patientin erfolgen,<br />

wobei primär an beiden Armen und<br />

später – bei geringen Differenzen –<br />

am rechten Arm gemessen werden<br />

sollte.<br />

Die 24-Stunden-Blutdruckmessung<br />

ist eine geeignete Methode, um einen<br />

Bluthochdruck in der Schwangerschaft<br />

weiter abzuklären (Aufhebung<br />

der nächtlichen Blutdruckabsenkung!)<br />

und um den Erfolg therapeutischer<br />

Maßnahmen zu überprüfen.<br />

Eiweißausscheidung im Urin<br />

(Proteinurie)<br />

Der Nachweis von mehr als einer<br />

Spur (+) Eiweiß im Urin-Schnelltest<br />

ist als suspekt anzusehen. In<br />

diesen Fällen ist die Messung der<br />

quantitativen Eiweißausscheidung in<br />

24-Stunden-Sammelurin notwendig<br />

(> 300 mg/24 h). Der Nachweis einer<br />

Urin-Eiweiß/Urin-Kreatinin-Ratio<br />

< 30 mg Eiweiß/mmol Kreatinin ist<br />

pathologisch und vergleichbar mit<br />

Werten einer 24-h-Sammelurin-Periode.<br />

Ödeme<br />

Ödeme allein sind ein uncharakteristisches<br />

Symptom, das nur dann<br />

von Bedeutung ist, wenn die Ödeme<br />

rasch auftreten, d.h. wenn eine<br />

deutliche Gewichtszunahme innerhalb<br />

von kurzer Zeit (> 1 kg/Woche)<br />

festgestellt wird oder ein ausgeprägtes<br />

Gesichtsödem besteht. Eine<br />

rasche Ödementstehung/Gewichtszunahme<br />

kann in Verbindung mit einer<br />

Proteinurie auch ohne Hypertonie<br />

zur Eklampsie führen (Sibai et<br />

al., Am J Obstet Gynec 177, 1997,<br />

1003–1010).<br />

Hämatologische Untersuchungen<br />

Neben dem Hämoglobinspiegel sollte<br />

immer auch der Hämatokritwert<br />

gemessen werden. Als pathologisch<br />

gilt eine Erhöhung des Hämatokritwertes<br />

>38 %. Darüber hinausgehende<br />

laborchemische Untersuchungen<br />

sollten nur dann veranlasst werden,<br />

wenn Prodromalsymptome oder<br />

der Verdacht auf ein HELLP-Syndrom<br />

bestehen.<br />

Fetometrie<br />

und Doppler-Sonographie<br />

Die Doppler-Flussmessung der maternalen<br />

und fetalen Gefäße ist eine<br />

geeignete, nicht invasive Methode<br />

zur Differenzialdiagnostik plazentarer<br />

Probleme, zur Abklärung der Versorgungssituation<br />

des Feten und zur<br />

Verlaufsbeobachtung einer hypertensivenSchwangerschaftserkrankung.<br />

Ambulante Betreuung<br />

Voraussetzungen<br />

■ Blutdruckwerte


✃<br />

■ Laborparameter im Normbereich<br />

(1 x Woche)<br />

■ normales fetales Wachstum<br />

(sonographische Kontrollen<br />

alle 10–14 Tage → SGA(IUGR?)<br />

Bei leichten Verlaufsformen stehen<br />

die körperliche Schonung, Ruhepausen<br />

und die Ausschaltung von<br />

Stressfaktoren und Arbeitsunfähigkeit<br />

im Vordergrund. Die Einleitung<br />

einer medikamentösen <strong>Therapie</strong> sollte<br />

ausschließlich Aufgabe der Klinik<br />

sein.<br />

Indikationen zur Klinikeinweisung<br />

■ Hypertonie > 160 mmHg systolisch<br />

bzw. > 100 (90) mmHg diastolisch<br />

■ Hypertonie (> 140/90 mmHg)<br />

und Proteinurie (>0,3 g/l)<br />

■ Proteinurie und rasche Ödementwicklung<br />

oder Gewichtszunahme<br />

(> 1 kg/Woche)<br />

■ Hinweise für eine fetale Bedrohung:<br />

– suspektes/pathologisches<br />

CTG und/oder<br />

– suspektes/pathologisches<br />

Dopplerprofil<br />

■ Prodromalsymptome unabhängig<br />

vom Schweregrad der Hypertonie/Proteinurie:<br />

– zentrale Symptome → drohende<br />

Eklampsie<br />

– Oberbauchschmerzen → V.a.<br />

HELLP-Syndrom<br />

■ Hypertonie und/oder Proteinurie<br />

und Risikofaktoren, z.B.:<br />

– vorbestehende mütterliche<br />

Erkrankungen (z.B. Diabetes<br />

mellitus)<br />

– Mehrlingsgravidität<br />

– fetale Wachstumsretardierung<br />

– frühes Gestationsalter (110 mmHg sollte<br />

eine antihypertensive <strong>Therapie</strong> unter<br />

stationären Bedingungen eingeleitet<br />

werden; bei vorbestehendem<br />

Hochdruck oder Pfropfkonstellation<br />

(präexistente Nierenerkrankungen,<br />

Diabetes mellitus) bereits ab Blutdruckwerten<br />

von diastolisch >100<br />

(>90 mmHg).<br />

Blutdrucksenkung<br />

Ziel der Behandlung ist die Blutdrucksenkung<br />

auf Werte von 140–160/ 90–<br />

100 mmHg (s. Tab. 2).<br />

Als Initial- oder Überbrückungsmaßnahme<br />

kann durch 1 Kapsel Nifedipin<br />

(z.B. Adalat®) 5–10 mg der Blutdruck<br />

innerhalb von 5–10 min wirksam<br />

gesenkt werden.<br />

FRAUENARZT ■ 43 (2002) ■ Nr. 7<br />

DGGG EMPFEHLUNG<br />

849


DGGG EMPFEHLUNG<br />

Standardtherapie: Dihydralzin (z.B.<br />

Nepresol® 50 mg/50 ml physiologische<br />

Kochsalzlösung, nicht Glucoselösung!).<br />

Bei stark erhöhtem Blutdruck<br />

5 ml (=5 mg) dieser Lösung als<br />

Bolus, danach je nach Bedarf 2–20<br />

mg pro Stunde, meist zunächst beginnend<br />

mit 4,5 ml/h über einen Perfusor.<br />

Alternativ kann die Bolusgabe<br />

von 5 mg alle 20 min durchgeführt<br />

werden.<br />

Bei Versagen der Dihydralazin-<strong>Therapie</strong><br />

oder bei starken Nebenwirkungen<br />

bietet sich als Alternative Urapidil<br />

(Ebrantil®) an. Die kontinuierliche<br />

Perfusorapplikation erfolgt mit<br />

einer Anfangsdosierung von 6 mg/h<br />

(3 ml/h), die auf maximal 24 mg/h<br />

(12 ml/h) gesteigert werden kann.<br />

(2 Amp. à 50 mg/10 ml Urapidil-HCI<br />

mit 30 ml NaCl 0,9 % auffüllen =<br />

100 mg/50 ml). Falls keine ausreichende<br />

Blutdrucksenkung erreicht<br />

wird, bietet sich die langsame i.v.<br />

Injektion von 6,25 –12,5 mg über<br />

2 min an.<br />

Die Blutdrucksenkung muss unter<br />

CTG-Kontrolle erfolgen! Die Patientinnen<br />

müssen engmaschig überwacht<br />

werden. Blutdruckkontrollen<br />

sollten in der ersten Stunde alle 15<br />

Minuten erfolgen, wobei der Blutdruck<br />

nicht mehr als um 20 % des<br />

Ausgangwertes gesenkt werden sollte.<br />

<strong>Zur</strong> Vermeidung einer uteroplazentaren<br />

Perfusionsstörung sollten<br />

vor jeder parenteralen antihypertensiven<br />

Behandlung 500 ml Kolloidal-<br />

(HAES 10 %) oder Ringerlösung infundiert<br />

werden.<br />

Antikonvulsive <strong>Therapie</strong><br />

Bei schweren Präeklampsien (RR ><br />

180/110 mmHg, Proteinurie >3 g/l)<br />

oder Prodromalsymptomen (zentralvenöse<br />

Symptome) ist Magnesium<br />

das Mittel der ersten Wahl; Diphenylhydantoin<br />

(Phenhydan®, Epanutin®)<br />

stellt eine mögliche Alternative dar.<br />

Die intravenöse Magnesiumtherapie<br />

wird mit einer Initialdosis von 4–6 g<br />

Magnesiumsulfat begonnen, appliziert<br />

in verdünnter Form über 15–20<br />

min mittels Perfusor oder Kurzinfusion<br />

(50 % Mg-5-Sulfat Amp.® = 5<br />

g/10 ml, davon 4–8 ml mit 16 bzw.<br />

32 mg NaCl über 10–20 min injizieren,<br />

dann 1–2 g/h als Erhaltungsdosis).<br />

Neben der Messung der Magnesium-<br />

Konzentration im Serum sind die<br />

Kontrollen des Reflexstatus (bes.<br />

Patellarsehnenreflex), der Urinausscheidung<br />

(mindestens 100 ml in vier<br />

Stunden per Dauerkatheter), die<br />

Atemfrequenz (sollte 12/min nicht<br />

unterschreiten) und das EKG-Monitoring<br />

von Bedeutung. Kalzium sollte<br />

zur eventuellen sofortigen intravenösen<br />

Injektion als Antidot bereitliegen<br />

(1 Amp. = 10 ml Calciumgluconat<br />

10 % langsam i.v. über<br />

3 min).<br />

Die Verordnung von Diuretika sollte<br />

heute nicht mehr durchgeführt werden;<br />

nur beim Lungenödem, bei<br />

schwerer Herzinsuffizienz oder hypervolämischem<br />

Nierenversagen sind<br />

schnell wirksame Diuretika (z.B. Furosemid)<br />

indiziert. ACE-Hemmer sind<br />

kontraindiziert; auf die Anwendung<br />

von Reserpin und Clonidin sollte in<br />

Anbetracht der zahlreichen Nebenwirkungen<br />

verzichtet werden.<br />

Langzeitbehandlung mit oralen<br />

Antihypertensiva<br />

Das orale Langzeitantihypertensivum<br />

der ersten Wahl (auch bei chronischer<br />

Hypertonie) ist das zentral<br />

wirksame α-Methyl-Dopa (z.B. Presinol®,<br />

das einschleichend dosiert<br />

mit 3 x 125 mg bis zu einer Dosis von<br />

3 x 500 mg/Tag (bis 1500 mg/Tag)<br />

verabreicht werden kann.<br />

Kardioselektive Betablocker sind<br />

Mittel der zweiten Wahl. Ihre Anwendung<br />

ist in der Schwangerschaft<br />

grundsätzlich möglich, wird aber zunehmend<br />

– vor allem bei intrauteriner<br />

Wachstumsretardierung – kritisch<br />

bewertet.<br />

Kalziumantagonisten sind grundsätzlich<br />

anwendbar. Allerdings bestehen<br />

keine ausreichenden Langzeiterfah-<br />

rungen, insbesondere auf die weitere<br />

Entwicklung der Kinder.<br />

Indikationen zur Entbindung und<br />

geburtshilflichem Vorgehen<br />

Grundsätzlich sollte bei einer Präeklampsie<br />

4–6 h,<br />

– Auftreten eines Lungenödems,<br />

– progredienter Thrombozytopenie<br />

mit Thrombozytenzahl<br />


✃<br />

Bei leichten Verlaufsformen der Präeklampsie<br />

(RR 180/110 mmHg, Proteinurie<br />

>3 g/l) ist, unabhängig vom<br />

Schwangerschaftsalter, die baldige<br />

Entbindung nach Stabilisierung der<br />

Mutter das vorrangige Ziel.<br />

Die vaginale Entbindung kann – mit<br />

Ausnahme der schweren Präeklampsie<br />

bei Erstgebärenden mit ungünstigem<br />

Zervixbefund – angestrebt werden;<br />

eine Geburtseinleitung mit Prostaglandinen<br />

oder Oxytocin ist möglich,<br />

wenn es der Zustand von Mutter<br />

und Kind erlaubt (Perinatalzentrum).<br />

HELLP-Syndrom<br />

Bei fetaler Reife (>32.–34. SSW) ist<br />

die rasche Schwangerschaftsbeendigung<br />

die Methode der Wahl. Vor der<br />

32. (34.) SSW ist ein konservativer<br />

Behandlungsversuch – im Hinblick<br />

auf das Erreichen der fetalen Reife –<br />

unter geburtshilflich-anästhesiologischem<br />

Intensiv-Monitoring nur dann<br />

gerechtfertigt, wenn der Zustand von<br />

Mutter und Kind stabil ist.<br />

Bei Thrombozyten 200 mg%) ist eine Gabe von niedermolekularem<br />

Heparin zur Thromboseprophylaxe<br />

indiziert.<br />

FRAUENARZT ■ 43 (2002) ■ Nr. 7<br />

DGGG EMPFEHLUNG<br />

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