<strong>Collegial</strong> | Herbst 2012 | Fokus 4 Veränderungen in der deutschen Krankenhauslandschaft Der Patient bestimmt die Richtung
Bilder: Fotolia.com/Volker Werner (mk Collage), Lohmann Konzept Viele Krankenhäuser kommen in den letzten Jahren wirtschaftlich immer mehr unter Druck. Mit verschiedenen Ansätzen versuchen die Häuser, aktiv ihre Zukunftsfähigkeit zu gestalten. Sie schärfen beispielsweise ihr Portfolio und bilden Netzwerke. Oder sie entwickeln sich zu Gesund heitszentren, die die unterschiedlichsten Angebote zu Vorsorge und medizinischer Versorgung unter einem Dach vereinen. Die wirtschaftliche Situation der deutschen Krankenhäuser hat sich seit 2010 verschlechtert, immer mehr befinden sich im „roten Bereich“ mit erhöhter Insolvenzgefahr – dies ist eines der Ergebnisse des „Krankenhaus Rating Reports 2012“, den das Rheinisch- Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung e. V. (RWI) gemeinsam mit weiteren Partnern erstellt hat. Und nur die Hälfte von ihnen erwirtschaftet ausreichend hohe Erträge, um ihre Unternehmenssubstanz zu erhalten. Sowohl Forscher mit betriebswirtschaftlicher Ausrichtung als auch die Kliniken selbst arbeiten mittlerweile intensiv an Lösungskonzepten, die die Krankenhäuser fit für eine nicht nur medizinisch, sondern auch wirtschaftlich erfolgreiche Zukunft machen sollen. „Es ist für das Überleben eines Krankenhauses sehr wichtig, dass es sich seines Leistungsspektrums, also seines Portfolios, bewusst wird und dieses in eine strategische Planung einbindet“, meint etwa Prof. Dr. Winfried Zapp, der als Professor für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre an der Hochschule Osnabrück seinen Schwerpunkt beim Krankenhaus-Controlling setzt. Das Portfolio kann bei einem Krankenhaus der Allgemeinversorgung beispielsweise aus Leistungen von Geriatrie, Neurologie, Orthopädie und anderen bestehen, während Spezialkliniken ihrer Spezialisierung entsprechend ein ganz eigenes Portfolio besitzen. Wirtschaftlich sinnvoll ist es, dieses Portfolio genau unter die Lupe zu nehmen und so zu optimieren, dass eine ausgewogene Mischung angebotener Leistungen entsteht. Frühzeitige strategische Ausrichtung Unter dem Namen „Strategische Planung – Portfoliomanagement in Krankenhäusern“ entwickelte Prof. Zapp mit seinen Mitarbeitern ein Konzept, welches es dem Krankenhausmanagement erleichtern soll, die richtigen strategischen Maßnahmen für die Zukunft zu treffen. Für die Etablierung einer sinnvollen strategischen Ausrichtung ist es den Aussagen der Osnabrücker Wissenschaftler zufolge wichtig, dass die Krankenhäuser sich nicht nur ihrer eigenen Stärken und Schwächen bewusst werden, sondern auch die demografische Entwicklung, die Struktur des Versorgungsraums, den medizinischen Fortschritt und das Finanzierungssystem analysieren. „Ich bin davon überzeugt, dass die Zukunft vieler Krankenhäuser von einer frühzeitigen und klugen strategischen Ausrichtung abhängig ist. Wir hoffen, dass unser entwickeltes Konzept als wesentliche Unterstützung zur Entscheidungsfindung fungiert“, betont Prof. Zapp. Prof. Heinz Lohmann, Vorsitzender der Initiative Gesundheitswirtschaft. <strong>Collegial</strong> | Herbst 2012 | Fokus Eigene Stärken ausspielen Für ein Krankenhaus, das sein Produktportfolio optimiert und sich strategisch positioniert hat, kann es zudem von großem Vorteil sein, mit anderen Krankenhäusern zu kooperieren, so dass jeder der Kooperationspartner gezielt seine Stärken ausspielen kann. Eine diesem Ansatz folgende Arbeitsteilung benachbarter Häuser hat sich der Studie „Krankenhauslandschaft im Umbruch“ der Wirtschafts- prüfungsgesellschaft Ernst & Young zufolge bereits an mehreren Orten bewährt. Auch der Gesundheitswirtschaftler Prof. Heinz Lohmann, Vorsitzender der Initiative Gesundheitswirtschaft, ist davon überzeugt, dass im Gesundheitswesen an Kooperationen und Vernetzungen kein Weg mehr vorbeigeht. Er setzt dabei auf das Konzept des Gesundheitszentrums, das unter seinem Dach verschiedene Anbieter medizinischer Leistungen vereint und idealerweise zusätzlich mit Kompetenzzentren in den Metropolen vernetzt ist. Dieses Konzept geht davon aus, dass der Patient sich in seinem Bewusstsein mehr und mehr zum Kunden und Konsumenten entwickelt, der statt einzelner medizinischer Leistungen ein ganzheitliches 5