Roger Schneider Vom Asphalt aufs Glatteis - EB Zürich
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etwas zum Klappen zu bringen,<br />
hänge von der Arbeit des jeweiligen<br />
Professionals ab. Im Grunde seien<br />
für Exzellenz aber alle sechs Teil-<br />
Intelligenzen nötig.<br />
Bei Gunter Dueck live klingt die<br />
Herleitung, weshalb man künfig<br />
professionelle Intelligenz brauchen<br />
wird, ganz simpel: «Ich habe mal<br />
ein paar Kompetenzen aufgezählt,<br />
die man im normalen Arbeitsleben<br />
braucht.» Seine Liste der «Multi-Kompetenzen»,<br />
welche in der<br />
Berufswelt von morgen von jeder<br />
und jedem erwartet werden können,<br />
reicht von sozialer Kompetenz<br />
über Kommunikations- und<br />
Kooperations- und Konfliktlösungsfähigkeit,<br />
Sach- und Führungskompetenz,<br />
Lernkompetenz, Sprach-<br />
oder Internetkompetenz bis hin<br />
zur Verk<strong>aufs</strong>kompetenz – und umfasst<br />
insgesamt 24 verschiedene<br />
Kompetenzen.<br />
Der Erfolg ist in dir. Dueck: «Man<br />
kann da jeden beliebigen Beruf<br />
nehmen, auch Bauarbeiter oder<br />
Taxifahrerin, und im Einzelnen<br />
durchgehen: Soll er fachliche Kompetenz<br />
haben, analytische Kompetenz,<br />
soziale Kompetenz, soll er<br />
Methodenkompetenz haben, … ja,<br />
ja, ja!» Sein etwas krass pauschalisierender<br />
Befund: «Die fachliche<br />
Kompetenz ist total da, auch die<br />
analytische – und der Rest nicht.»<br />
Und Dueck akzeptiert auch keine<br />
Ausflüchte, wenn die gefragten<br />
Kompetenzen nicht vorhanden<br />
sind, wie der folgende Ausschnitt<br />
seiner Rede veranschaulicht: «Immer<br />
wenn Projekte scheitern, bringen<br />
wir dieselben Ausreden: Ich<br />
hatte Mühe, meine Idee zu verkaufen,<br />
wir hatten Kommunikationsprobleme,<br />
keiner hat mir geglaubt,<br />
ich kann mich nicht durchsetzen,<br />
keiner wollte das Geld geben, blablabla.<br />
Seit Jahrzehnten immer<br />
dasselbe. Könnt Ihr nicht damit<br />
aufhören? Jeder muss verstehen:<br />
Das Gelingen des Projektes ist in<br />
dir! Als Politiker kannst du nicht<br />
sagen: Ich habe nicht genug Wählerstimmen<br />
gekriegt. Die Wählerstimmen<br />
sind in dir, der Erfolg ist<br />
in dir, die Kooperationsfähigkeit<br />
ist in dir. Schuld sind nicht die anderen,<br />
nicht das System, nicht der<br />
Staat.»<br />
Pizzamiglio (CH–IT)<br />
Weg von der Suppentüte. Das Problem<br />
sei allerdings, dass unser Bildungssystem<br />
nicht darauf ausgerichtet<br />
sei, professionelle Intelligenz<br />
auch auszubilden: Die Bildungssysteme,<br />
insbesondere die Hochschulbildung,<br />
fokussierten einzig<br />
und allein auf den IQ – weil dieser<br />
leicht messbar und der Zuwachs<br />
an dieser Form der Intelligenz<br />
überprüfbar sei. «Wenn Sie nur<br />
Tütensuppen-Ausbildung machen,<br />
bekommen sie die anderen Intelligenzen<br />
nicht: Die Ausgebildeten<br />
haben keine Ahnung von Menschen,<br />
keinen Sinn für das Neue,<br />
keine Ahnung von Verkaufen, keinen<br />
Willen, keine Sinnhaftigkeit.»<br />
Die Tütensuppe mit ihrem einfachen,<br />
ja idiotensicheren Rezept<br />
steht für Dueck metaphorisch für<br />
die Ausrichtung unseres Bildungs-<br />
LERNEN OHNE GRENZEN<br />
systems auf Nachahmung und Reproduzierbarkeit,<br />
auf simple, starre<br />
Vorgaben für Problemlösungen;<br />
und wer bloss lernt, eine Tomatensuppe<br />
aus der Tüte zu kochen, wird<br />
es kaum je zum Chefkoch bringen.<br />
«Das Tütensuppen-System schafft<br />
keine Exzellenz, ja es zerstört die<br />
übrigen Intelligenzen wie etwa die<br />
Kreativität sogar.» Die Frage müsse<br />
deshalb lauten, welche Form<br />
von Bildung wir brauchen, um die<br />
künftig gefragten Intelligenzen<br />
zu erlangen.<br />
<strong>EB</strong> Kurs Nr. 32 – Winter 2011/2012 11