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Cosma Shiva Hagen - Handfest-Online

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Foto: Karsten Woelk<br />

JUGENDMAGAZIN DES HANDWERKS<br />

abgefahren: Schülerfirma im Licht<br />

angereist: Schornsteingefer im Senegal<br />

aufgestiegen: Meister im Blick<br />

IM KINO:<br />

<strong>Cosma</strong><br />

<strong>Shiva</strong><br />

<strong>Hagen</strong><br />

1 | 2007


06 Service<br />

08 Aktiv<br />

www.lehrlingegehenonline.de<br />

12 Schule<br />

www.handfest-online.de<br />

INHALT<br />

Sieger – Das Mädchengymnasium in Essen-Borbeck<br />

16 Beruf & Karriere<br />

Klasse Meister<br />

1 | 2007<br />

So sehen Sieger aus<br />

Nur ein Schnupperkurs in Sachen Wirtschaft und Arbeit sollte es werden. Dann entstand<br />

die Schülerfirma delight und heraus kam ein Lichtermärchen.<br />

Seite 12<br />

Klasse Meister<br />

Jung, begabt und voller Tatendrang: Meisterinnen und Meister auf ihrem Weg zum<br />

Horizont. Sie wollen die Selbstständigkeit, reisen um die Welt und haben den Kopf<br />

voller Ideen. Mehr dazu und was der Meisterbrief sonst noch bietet: Seite 16<br />

Krass, bunt und Milchkaffee<br />

Jessica Schaller hat ihn verwirklicht - ihren Traum. Eigener Laden ohne Dauerwellen,<br />

mit viel Farbe, zufriedenen Kunden und einem neuen Konzept in Sachen Haare<br />

schneiden. Seite 28<br />

Schornsteinfeger im Senegal<br />

Franz-Josef Frye ist einer von ihnen. Einer, der organisiert, improvisiert und sich<br />

dafür stark macht, dass im Herzen Afrikas mehr Menschen ihre Chance bekommen.<br />

Was er als Schornsteifeger dabei erlebt hat und warum gerade Handwerker im<br />

Senegal was bewegen können, handfest hat er eingeweiht. Seite 32<br />

28 Karriere<br />

Krass, bunt und Milchkaffee<br />

32 Karriere<br />

Ein Schornsteinfeger im Senegal<br />

36 Unterhaltung<br />

<strong>Cosma</strong> <strong>Shiva</strong> <strong>Hagen</strong> im Interview<br />

37 Gewinne + Rätsel<br />

38 Vorschau<br />

03


04 Service<br />

Einladung zum<br />

Geburtstag<br />

www.cybertagebuch.de<br />

feiert mit echten Freunden<br />

Ärger mit den Eltern? Die große Liebe gefunden oder noch auf der<br />

Suche? Welcher Job ist der richtige? All diese Dinge könnt ihr dem<br />

Cybertagebuch der Aktion Mensch-Jugendcommunity respect anvertrauen,<br />

denn nur registrierte User können die Einträge lesen. So bleibt das<br />

<strong>Online</strong>-Tagebuch geheim und die Autoren durch einen Nicknamen<br />

anonym. Das Angebot ist kostenlos und werbefrei.<br />

Das Cybertagebuch ist die Kommunikationsplattform der Jugendcommunity<br />

respect, die sich für Toleranz und Anerkennung aller Menschen<br />

einsetzt, unabhängig von ihren Fähigkeiten, Talenten oder ihrer sozialen<br />

oder ethnischen Herkunft. respect kann man nicht nur im Internet<br />

erleben, sondern auch live - bei Wettbewerben, Workshops, Musikevents<br />

oder der Jugendmesse „respect our future“. Weitere Informationen unter<br />

www.respect.de und www.cybertagebuch.de<br />

Cybertagebuch verlost zehn<br />

Geburtstagstorten<br />

Am 14. Dezember startete die Freundschaftsaktion zum zehnjährigen<br />

Bestehen des Cybertagebuchs. Aktion Mensch und respect verschenken<br />

zehn leckere Torten an jemanden, der auch Geburtstag feiert. Schreibt<br />

einfach auf, warum euch diese Person so wichtig ist. Dann kommt vielleicht<br />

eine Cybertagebuch-Torte pünktlich als Geburtstagsüberraschung<br />

zu euch direkt nach Hause.<br />

Und so funktioniert die Geburtstagsaktion: Habt ihr einen Freund oder<br />

eine Freundin, die zwischen dem 29. Dezember und dem 15. März 2007<br />

Geburtstag hat? Dann füllt auf www.cybertagebuch.de das Formular aus<br />

und begründet, warum das Geburtstagskind unbedingt eine Torte verdient<br />

hat. Oder füllt eine der Gratispostkarten aus, die ab Mitte<br />

Dezember bundesweit verteilt werden.<br />

Eine Aktion Mensch-Jury wählt jede Woche die originellste Freundschaftspost<br />

aus. Insgesamt gibt es zehn Torten zu gewinnen – für jedes<br />

Jahr Cybertagebuch eine. Sender und Empfänger der Torte dürfen maximal<br />

25 Jahre alt sein.<br />

Unter www.cybertagebuch.de gibt es das Teilnahmeformular und<br />

alle Infos zur Geburtstagsaktion.


Anzeige<br />

Bertelsmann<br />

Berufsstart_210…_2006-12-22.pdf<br />

liegt bei.<br />

05


06 Service<br />

Nein, einen direkten Weg zur Fahrzeuglackiererin kann man bei Isabella<br />

Güsgen aus Krefeld nun wirklich nicht feststellen. Nach ihrem Abschluss<br />

mit Fachoberschulreife an der Gesamtschule folgte noch ein halbes Jahr<br />

in der Oberstufe. „Dann hatte ich aber wirklich keine Lust mehr auf<br />

Schule und habe zunächst mal gejobbt“, erinnert sich die 22-Jährige<br />

heute.<br />

Aller Anfang ist schwer<br />

Für ihren damaligen Traumberuf Tischlerin fand sie keine Lehrstelle und<br />

meinte auch, „dort als Mädchen nicht wirklich ein Chance zu haben.“<br />

Es folgten zwei Praktika bei Goldschmieden, was ihr zwar Spaß machte,<br />

aber auf dem Ausbildungsmarkt auch nur sehr schwer zu bekommen<br />

ist. Um schließlich Physiotherapeutin zu werden, bewarb sich Isa an<br />

einer staatlichen Schule, wo sie aber keinen Platz bekam. Da die private<br />

Schule rund 10.000 Euro pro Schuljahr gekostet hätte, legte sie auch<br />

diesen Plan auf Eis, ließ sich aber nicht entmutigen. Dann kam die<br />

Erlösung.<br />

Handwerk soll es sein<br />

„Ich schnappte mir ein Buch vom Arbeitsamt, in dem alle<br />

Ausbildungsberufe vorgestellt wurden und blieb schließlich beim<br />

Fahrzeuglackierer hängen“, so die aktuelle Landessiegerin im<br />

Leistungswettbewerb der Handwerksjugend NRW. Gestalten und<br />

Reparieren hörte sich für sie einfach ansprechend und interessant an,<br />

da es auf jeden Fall ein Handwerk sein sollte. Nach einem zweiwöchi-<br />

Alles in Lack?<br />

Isa macht’s vor.<br />

Text: Carsten Forg<br />

gen Praktikum bekam sie die Ausbildungsstelle bei ihrem heutigen Chef<br />

und machte drei Jahre später den Abschluss als Kammersiegerin. „Als<br />

ich anfing, waren wir in meiner Klasse mit zwei Mädchen aus dem<br />

Bereich Fahrzeuglackierer. In den Nachfolgelehrjahrgängen sind allerdings<br />

immer mehr Mädels zu finden“, bestätigt Isabella Güsgen.<br />

Mit Spaß dabei<br />

Die Kammersiegerin nahm mit fünf männlichen Konkurrenten auf<br />

Landesebene am Leistungswettbewerb der Handwerksjugend teil und<br />

setzte sich souverän durch. „Wir mussten unter anderem innerhalb von<br />

14 Stunden ein Werbeschild und einen Jet-Ski-Arm gestalten, was mir<br />

sehr viel Spaß bereitet hat und natürlich bin ich auch angetreten, um<br />

zu gewinnen“, so Isa, die aber trotzdem vom Erfolg überrascht wurde.<br />

Der Beruf macht ihr wirklich viel Spaß. Mit dem Meister möchte sie aber<br />

noch bis 2008 warten, da zunächst andere wichtige Dinge Vorrang<br />

haben. „Langfristig könnte ich mir schon vorstellen, mich irgendwann<br />

mal selbstständig zu machen, zumal mein Freund ebenfalls in der Kfz-<br />

Branche tätig ist“, beschreibt die Krefelderin ihre Zukunftspläne.<br />

Faktor Gestaltung<br />

Dann möchte sie aber weg von der reinen Reparatur mehr in Richtung<br />

Design gehen und auch Airbrush ist ein Bereich, den die junge<br />

Fahrzeuglackiererin für sich reizvoll findet. Egal was sie macht, sie hat<br />

jetzt den Beruf für sich gefunden und wird sicherlich auch weiterhin<br />

erfolgreich sein.


„An den beiden<br />

Wettbewerbstagen<br />

haben wir einen<br />

Jet-Ski-Arm gesaltet<br />

und ein Werbeschild<br />

kreiert. Vor allem<br />

die Bereiche Airbrush<br />

und Design<br />

faszinieren mich.“<br />

Isabella Güsgen, 22,<br />

Landessiegerin im<br />

Fahrzeuglackiererhandwerk<br />

07


08 Aktiv<br />

www.lehrlingegehenonline.de<br />

Plattform für Lehrlinge zur<br />

<strong>Online</strong>qualifizierung<br />

Wer mit dem Gedanken spielt, eine Handwerkslehre<br />

zu absolvieren oder bereits mitten<br />

in der Ausbildung steckt, dem bietet die neue<br />

<strong>Online</strong>-Plattform eine gute Chance, sich zusätzlich<br />

zu qualifizieren. Kostenfrei und nach<br />

erfolgter Anmeldung ist man dabei. Irgendwelche<br />

Verpflichtungen oder sonstige WWW-<br />

Tricks sucht man vergebens. Denn, Lehrlinge<br />

gehen online ist eines der ersten Pilotprojekte<br />

der Initiative „IT-Fitness“, das Microsoft<br />

zusammen mit dem Zentralverband des<br />

Deutschen Handwerks (ZDH) und der Zentralstelle<br />

für die Weiterbildung im Handwerk<br />

(ZWH) realisiert.<br />

„Mit der gemeinsamen E-Learning-Plattform<br />

www.lehrlingegehenonline.de können wir den<br />

jährlich rund 160.000 Auszubildenden im<br />

Handwerk eine ideale Ergänzung ihrer Ausbildung<br />

bieten. IT-Kompetenz wird nicht mehr<br />

nur im kaufmännischen Bereich gefordert. Sie<br />

ist längst unverzichtbares Know-how in den<br />

meisten Handwerksberufen – vom Augenoptiker<br />

über den Kfz-Mechatroniker bis hin zum<br />

Tischler“, so Hanns-Eberhard Schleyer,<br />

Generalsekretär des Zentralverbandes des<br />

Deutschen Handwerks.<br />

Inhaltlich sind die Lernbausteine so ausgearbeitet,<br />

dass man nach erfolgreicher Abschlussprüfung,<br />

für die es übrigens ein Zertifikat gibt,<br />

in den Bereichen Textverarbeitung und Tabellenkalkulation<br />

richtig fit ist. Ideal für alle, bei<br />

denen es nach der Ausbildung mit der Karriere<br />

weitergehen soll.<br />

Ein kleiner Wermutstropfen bleibt. So fallen<br />

für die Abschlussprüfung 38 Euro an. Eine Investition,<br />

die sich allerdings mehr als nur<br />

lohnt. „IT-Kenntnisse sind für eine dauerhafte<br />

Beschäftigungsfähigkeit ein absolutes Muss –<br />

schließlich wollen wir den Lehrlingen im<br />

Handwerk die bestmögliche Ausbildung zukommen<br />

lassen.“, Hermann Röder, Zentralstelle<br />

für die Weiterbildung im Handwerk.<br />

v.l.n.r. Hanns-Eberhard Schleyer (ZDH)<br />

und Microsoft-Gründer Bill Gates schalten<br />

die neue Plattform für Lehrlinge frei.


„ Ich finde die Seite für<br />

Lehrlinge gut und<br />

informativ. Technische<br />

Probleme hatte ich bis<br />

jetzt keine und es<br />

funktioniert auch alles.<br />

Ich werde die Seite auf<br />

jeden Fall weiterempfehlen.“<br />

Seyhan Karakus<br />

absolviert eine Ausbildung<br />

zum Anlagenmechaniker für<br />

Sanitär-, Heizungs- und<br />

Klimatechnik<br />

09


10 Aktiv<br />

Jährlich treffen sie aufeinander:<br />

im Leistungswettbewerb der<br />

Handwerksjugend. Hier zeigen sie<br />

ihre Talente und laufen unter<br />

Zeitdruck zu Höchstleistungen<br />

auf. Sie schweißen, mauern,<br />

nähen, föhnen und zeigen, was<br />

sich mit einer guten Ausbildung<br />

alles erreichen lässt.<br />

Die besten Gesellinnen und Gesellen des jeweiligen<br />

Jahrgangs treten in ihren handwerklichen<br />

Disziplinen gegeneinander an. Zunächst<br />

auf regionaler, später dann auf Landes- oder<br />

sogar Bundesebene. Und für die Besten der<br />

Besten geht’s sogar weiter bis zur internationalen<br />

Berufsolympiade. Diese findet 2007 in<br />

Japan statt.<br />

Für alle, die 2007 ihre Gesellenprüfung angehen,<br />

heißt das, ein gutes Abschneiden lohnt<br />

sich – nicht nur für Japan. Und diejenigen, die<br />

dieses Jahr mit ihrer Ausbildung loslegen, sorgen<br />

von Beginn an für eine gute Startposition.<br />

www.zdh.de<br />

www.worldskills.org<br />

www.skillsfestival2007.or.jp<br />

www.skillsgermany.de<br />

Leistungswettbewerb<br />

der Handwerksjugend:<br />

Von Könnern,<br />

Profis und<br />

Siegertypen<br />

Hochrangige Vertreter aus<br />

Politik und Handwerk begleiten<br />

die Festveranstaltung<br />

Staatssekretär Günter<br />

Wienands betont die<br />

herausragenden<br />

Leistungen aller<br />

Teilnehmerinnen und<br />

Teilnehmer


Nadine Seiler, 20, Malerin und Lackiererin, zweite Siegerin im Leistungswettbewerb NRW<br />

André Gallo, 22, Sieger im Elektroniker-Handwerk auf Landesebene in NRW<br />

Staatssekretär Wienands gratuliert den<br />

Siegerinnen und Siegern<br />

Leistungswettbewerb<br />

der Handwerksjugend<br />

Mehrere Tausend junge Handwerkerinnen<br />

und Handwerker treten in ganz<br />

Deutschland jährlich im<br />

Leistungswettbewerb an und zeigen ihr<br />

Können. Sie haben den Gesellenbrief in<br />

der Tasche und damit bereits bewiesen,<br />

dass sie ihr Handwerk beherrschen. Ob sie<br />

allerdings zu den Besten ihres Faches<br />

gehören, entscheidet jeweils eine unabhängige<br />

Wettbewerbsjury. Ihrem sportlichen<br />

Urteil bleibt es überlassen, welche<br />

Teilnehmer weiterkommen und sich damit<br />

für die jeweils nächste Runde qualifizieren.<br />

Was kann man gewinnen?<br />

Den Siegern winken nicht nur hervorragende<br />

Urkunden und Auszeichnungen, die<br />

in jeder Bewerbung eine gute Figur abgeben,<br />

es gibt gleichfalls Stipendien zu<br />

gewinnen. Und hiermit hat man die<br />

nächste Karrierestufe fest im Griff.<br />

Mehr zum Wettbewerb, den Siegern und<br />

zur Teilnahme: www.zdh.de<br />

(Zentralverband des Deutschen<br />

Handwerks, Stiftung für<br />

Begabtenförderung im Handwerk e.V.)<br />

Vizepräsident Claessen überbringt die<br />

Grüße der Handwerkskammer<br />

11


12 Schule<br />

So sehen Sieger aus<br />

Das Mädchengymnasium<br />

in<br />

Essen-Borbeck<br />

Text: Stefan Rensch | Fotos: Katja Früh<br />

Irgendwie war es auch gar nicht anders zu erwarten. Der erste Platz beim Junior-Landeswettbewerb war schon nahezu Pflicht. Es gibt<br />

nun mal so etwas wie Tradition, und die ist, was das Mädchengymnasium Borbeck anbelangt, durchaus beeindruckend. Seit acht Jahren<br />

nehmen die Schülerinnen an dem Wettbewerb teil und schon die erste Schülerfirma wurde gleich mal Europameister. Ein schweres Erbe<br />

für die nachfolgenden Generationen, die sich aber mehr als nur achtbar schlugen. Die schwächste Platzierung war bisher der zweite<br />

Platz beim Landeswettbewerb. Für die Schülerfirma „delight“ aber kein Problem, sie wurden Erster.<br />

Annika Hülsmann (18), die als Vorstandsvorsitzende gleichzeitig<br />

auch Verantwortliche für die Firma war, erzählt dann auch von dem<br />

Druck, der auf ihnen lastete und von den langen Diskussionen über<br />

das Konzept und Erscheinungsbild der Firma: „Wir hatten einige<br />

Vorschläge wie zum Beispiel Gartenzwerge oder Strandhandtücher, die<br />

man als Taschen umfunktionieren kann. Letzten Endes haben wir uns<br />

dann darauf geeinigt, Lichter und Lampen zu designen.“ Kataloge<br />

und Webseiten wurden nach Anregungen durchforstet, Prototypen<br />

gebastelt und die handwerklichen Fähigkeiten verfeinert. Die kreativen<br />

Bastelarbeiten mit Windradfolie, Bananenpapier und Lichterketten<br />

haben sich dann auch als Erfolgskonzept entpuppt. Insgesamt<br />

300 Unikate haben sie verkauft. Die Preise von 2 Euro bis 7 Euro 50<br />

das Stück haben sie erst nach einer Marktanalyse mit eigens entwickelten<br />

Fragebögen festgesetzt, das würde man in der freien Wirtschaft<br />

ja auch nicht anders machen, betonen alle einhellig. „Es gab<br />

Zeiten“, sagt Ann-Kristin Balding (18), „da sind wir mit der<br />

Produktion gar nicht nachgekommen und alle mussten mithelfen.“<br />

Gewinnen und verlieren Auf dem Landeswettbewerb<br />

in Düsseldorf mussten die jungen Frauen aus der Jahrgangsstufe 11<br />

dann aber auch ihre Produkte, ihre Firma und sich selbst präsentieren.<br />

Einen eigenen Messestand mussten sie gestalten, einen Geschäftsbericht<br />

vorlegen und den Wirtschaftsfachleuten Rede und<br />

Antwort stehen. Für die Präsentation hatten sie sich etwas Besonderes<br />

überlegt, sie wollten nicht nur spröde vom Blatt ablesen, sie<br />

wollten die Juroren wachrütteln und dafür wurde dann eigens ein<br />

Volkslied umgetextet und mit Wandergitarre zum Besten gegeben.<br />

Wochenlang wurde vorher geübt, denn blamieren wollten sie sich ja<br />

nicht. „Nach der ersten Probe sind wir alle rausgegangen und haben<br />

nur gedacht: Oh Gott, das wird nie was.“ Wurde es dann aber doch<br />

und Innovationsminister Andreas Pinkwart hat dann gleich mal zwei<br />

Lampen gekauft. Überzeugt haben sie die Jury auch mit ihrem<br />

Geschäftsbericht, wie Lisa Hülsmann (18) betont: „Wir haben halt<br />

auch geschrieben, dass wir uns erst selbst finden mussten, dass wir<br />

an uns gearbeitet haben und dass eben nicht alles von Anfang an<br />

super war.“ Und dann sagt Annika Hülsmann noch ganz selbstbewusst:<br />

„Wir sind zu Recht Erster geworden.“ Beim Bundeswettbewerb<br />

in Hannover hat es dann nicht ganz gereicht. Aber die drei Tage mit<br />

vollem Programm, Dinner und Abschlussball haben den jungen Frauen<br />

mehr als nur gefallen: „Das war schon super, wir hatten die Pelikan-<br />

www.juniorprojekt.de Das Programm „Junior“ bietet einen wirklichkeitsnahen Einblick in Wirtschaftsabläufe und Unternehmensführung. Durch<br />

Gründung eines Unternehmens können sich Schüler für den jährlichen Wettbewerb - nach Einreichung einer Bewerbung – qualifizieren.<br />

www.deutscher-gruenderpreis.de/schueler Das bundesweit größte Existenzgründer-Planspiel für Jugendliche. Über praxisorientierte<br />

Aufgaben knüpfen Schülerteams erste Kontakte zu echten Unternehmern. Jugendliche ab 16 Jahren können sich bewerben und in einer viermonatigen<br />

Spielphase ihr unternehmerisches Talent unter Beweis stellen, wobei sie ein komplettes Geschäftskonzept für eine fiktive Gründung entwickeln.<br />

Wirtschaftliches Know-how ist genauso gefragt wie Teamfähigkeit, Kreativität und Durchhaltevermögen. 09.02.2007 – Anmeldeschluss für Bewerbungen.


„Wir hatten einige<br />

Vorschläge wie<br />

zum Beispiel<br />

Gartenzwerge oder<br />

Strandhandtücher,<br />

die man als<br />

Taschen umfunktionieren<br />

kann.<br />

Letzten Endes<br />

haben wir uns dann<br />

darauf geeinigt,<br />

Lichter und Lampen<br />

zu designen.“<br />

Annika Hülsmann<br />

13


14 Schule<br />

Warum Schülerfirma? Ein guter Schulabschluss ist wichtig. Weiß jeder!<br />

Fast noch wichtiger ist allerdings, dass man bereits frühzeitig die Spielregeln der<br />

beruflichen Praxis kennt. Und dabei stehen weniger die fachspezifischen Kompetenzen<br />

im Vordergrund – die werden einem in der betrieblichen Ausbildung schon<br />

beigebracht – als vielmehr das, was sonst noch dazu gehört. Zum Beispiel: Wie<br />

begegne ich Kollegen? Was ist zu tun, wenn ein Kunde in den Betrieb kommt?<br />

oder: Nach welchen Kriterien funktionieren betriebliche Abläufe? Die passenden<br />

Antworten lassen sich sicherlich in guten Büchern und überall im Internet nachlesen.<br />

Besser als das: man erlebt es hautnah mit. Entweder im Schüler-Betriebs-<br />

Praktikum oder gleich selbst in der eigenen Firma, der Schülerfirma. Von der ersten<br />

Geschäftsidee über die Produktion der Leistung, der Erledigung der nötigen Verwaltungsaufgaben,<br />

bis hin zum Vertrieb, der Kundenbetreuung und vielem mehr. Eine<br />

besseres Verständnis dafür, wie ein Betrieb funktioniert und nach welchen Kriterien<br />

auch Personalentscheidungen getroffen werden, gibt es kaum. Ohne Risiko und<br />

ohne viel falsch machen zu können, erfährt man, wie betriebliche Praxis schmeckt.<br />

Und wer bereits als Schülerfirma handfeste Erfolge sammeln möchte, der stellt sich<br />

der Konkurrenz und tritt mit seiner Geschäftsidee auf Landes-, Bundes- oder sogar<br />

Europaebene gegen andere Schülerfirmen an.<br />

Residenz und vor allem wenig Schlaf bekommen.“ Und gleichzeitig erwiesen<br />

sie sich auch als faire Verlierer: „Die anderen waren einfach besser.“<br />

Doofe Jungs Der erste Schnupperkurs in die Wirtschaftsund<br />

Arbeitswelt hat den jungen Frauen, wie sie betonen, gut getan.<br />

Zu sehen, welche Anforderungen gestellt werden, welche Probleme<br />

auftauchen können und wie die Kommunikation innerhalb der Gruppe<br />

und das Auftreten nach außen bewertet werden, hat sie auch persönlich<br />

weitergebracht. „Selbstständigkeit bedeutet viel mehr Verantwortung,<br />

es ist stressiger und geht einem auch schon mal an die<br />

Nieren. In Deutsch kann man auch mal zwei Stunden einfach nur<br />

Rumsitzen, das sollte man in der eigenen Firma nicht unbedingt<br />

machen,“ betonen die Mädchengymnasiasten nahezu einhellig. Und<br />

Jacqueline Richter (17) fügt noch hinzu: „Das Teamwork war auch<br />

eine interessante Erfahrung, also auch mal zu spüren, wie abhängig<br />

man voneinander ist.“ Dass sie auf einer Schule sind, in der es keine<br />

Jungs gibt, ist für sie kein Problem. Lisa Hülsmann (18), die sich als<br />

Finanzvorstand mit Zahlen und Bilanzen beschäftigen musste, hat<br />

aber doch eine etwas überraschende Begründung für ihre Wahl parat.<br />

„Ich habe mich schon in der Grundschule für Physik interessiert und<br />

mit meinen Mitschülern über die Dichte des Materials geredet. Und da<br />

es hier sehr schöne Chemie- und Physikräume gibt, habe ich mich für<br />

diese Schule entschieden. Ich habe schon mit 10 Jahren auf so etwas<br />

geachtet und das MGB ist ja auch bekannt und steht für etwas<br />

Besonderes.“ Annika Hülsmann hingegen hatte ganz andere Gründe<br />

und betont mit einem ansteckenden Lachen: „Ich wollte hierhin, weil<br />

ich Jungs in der Grundschule doof fand. Mittlerweile habe ich aber<br />

mehr Jungs als Freunde.“<br />

Nach der Schule In gut einem Jahr werden die jungen<br />

Frauen, so alles gut geht, ihr Abitur in der Tasche haben. Doch<br />

obwohl sie in einer angesehenen Bildungsanstalt das Rüstzeug für<br />

das spätere Leben vermittelt bekommen, sind auch sie von der<br />

momentanen Arbeitslage in Deutschland nicht ganz unbeeinflusst.<br />

„Ich habe auch Angst davor, was die Zukunft so bringt“, sagt Annika,<br />

„es gibt so viele Leute, die richtig was drauf haben und trotzdem keinen<br />

Job bekommen.“ Und dann erzählen sie von Freunden, die mit<br />

einem Abi-Schnitt von 1,2 keinen Job finden, obwohl sie über 70<br />

Bewerbungen geschrieben haben. Pläne aber für das weitere Leben<br />

haben sie schon im Kopf. Während Lisa später „etwas Organisatorisches“<br />

machen möchte, Jacqueline sich eventuell vorstellen kann,<br />

Grundschullehrerin zu werden, steht für Annika fest: „Ich würde<br />

gerne etwas Kreatives mit Menschen machen. Auf jeden Fall keinen<br />

Bürojob, das geht gar nicht.“ Das sieht Ann-Kristin ganz ähnlich:<br />

„Ich möchte später lieber was Praktisches machen. Wenn ich nur vor<br />

Zahlen sitzen müsste, würde ich verrückt werden.“<br />

www.gotoschool.de Die „Go! to school“-Initiative fördert die Gründungsoffensive an Schulen. Mit Info-Truck-Touren, Kreativworkshops und<br />

Gründungswerkstätten sollen Interesse für Wirtschaft und Unternehmertum geweckt und Perspektiven zur Selbstständigkeit eröffnet werden. Und in jedem<br />

Jahr wieder prämiert die Initiative die „Schüleridee des Jahres“. ! 01.05.2007 – Anmeldeschluss für Bewerbungen.<br />

www.jugend-gruendet.de Der bundesweite online-Schülerwettbewerb, vom Bundesministerium für Bildung und Forschung initiiert, bietet<br />

Schülern die Möglichkeit, spielerisch alle Phasen einer Unternehmensgründung zu erleben und am Ende Hightech-Gründer des Jahres zu werden.<br />

www.schueler-unternehmen-was.de Das Förderprogramm der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung leistet Schülerfirmen Hilfestellung,<br />

bietet viele Informationen, umfangreiche Beratung und eine Anschubfinanzierung für den Kauf wichtiger Arbeitsmaterialien.


„Ich würde gerne<br />

etwas Kreatives<br />

mit Menschen<br />

machen. Auf<br />

jeden Fall keinen<br />

Bürojob, das<br />

geht gar nicht.“<br />

Annika Hülsmann


16 Beruf & Karriere<br />

„Kreativität ist mir wichtig!“<br />

KLASSE MEISTER<br />

Los geht's: ein Praktikum schafft Orientierung. Danach: Lehre,<br />

Gesellenprüfung und berufliche Praxis. Wer dann in die nächste Liga<br />

möchte, findet sich in der Meisterklasse wieder. Mehr dazu und was die<br />

Meisterinnen und Meister selber meinen, handfest hat sie getroffen –<br />

die Meister von heute und morgen.<br />

Text: Stefan Rensch | Fotos: Katja Früh


Janina Dinse<br />

23 Jahre | Konditorin in der Meisterausbildung<br />

Ich bin<br />

aufgeschlossen, kreativ, humorvoll und ungeduldig.<br />

Schule war für mich<br />

eher langweilig.<br />

Ich habe mich für den Beruf des Konditors entschieden, weil<br />

ich gerne kreativ arbeite und schon immer fasziniert war,<br />

was man alles mit Lebensmitteln machen kann.<br />

Früh morgens aufzustehen<br />

macht mir nichts.<br />

Was Frauen besser können als Männer, ist<br />

zuzuhören.<br />

Freundschaft bedeutet<br />

ganz viel und insbesondere Unterstützung in allen Lebenslagen.<br />

Die Arbeitskleidung ist<br />

gewöhnungsbedürftig, aber in Ordnung.<br />

Am liebsten arbeite ich mit<br />

Modellier-Zucker.<br />

Die größte Herausforderung<br />

ist der Alltag.<br />

Mein schönstes Erlebnis<br />

bleibt geheim.<br />

Von der Zukunft erwarte ich<br />

einen Job, der mich erfüllt und privates Glück.<br />

Konditor/in<br />

Die Tätigkeiten:<br />

Konditoren<br />

… entwickeln Rezepturen<br />

… kreieren Geschmacksrichtungen<br />

… erstellen Kunstwerke<br />

… präsentieren und verkaufen ihre Produkte<br />

… beraten und bedienen Kunden<br />

Was wird gefordert?<br />

Geschick, Stilempfinden, Fantasie,<br />

Gestaltungsfreude, Geschmacks- und<br />

Geruchssinn, Geduld, Hygienebewusstsein<br />

Wohin geht’s?<br />

Konditorei, Confiserie, Konditorei-Café,<br />

Bäckerei, Hotel<br />

Wie schaut’s weiter aus?<br />

Konditormeister, Lebensmitteltechniker in<br />

der Bäckereitechnik oder der Back- und<br />

Süßwarentechnik, Lebensmittelingenieur<br />

Backstubenleiter, Chefpatissier,<br />

Qualitätskontrolleur, Gründung eines eigenen<br />

Betriebes<br />

Was wird studiert?<br />

Ökotrophologie (Ernährungswissenschaften),<br />

Lebensmittelchemie,<br />

Lebensmitteltechnologie,<br />

Bioverfahrenstechnik<br />

Weitere Infos?<br />

www.konditoren.de<br />

17


18 Beruf & Karriere<br />

„Eigene Ideen umsetzen!“


Björn Fritz<br />

27 Jahre | Tischler und Meisterschüler<br />

Ich bin<br />

ein bisschen streng, launisch, man kann mich schnell reizen.<br />

In der Schule war ich<br />

mehr so der Durchschnittstyp.<br />

Ich habe mich für den Beruf des Tischlers entschieden, weil<br />

es in der Schule Handwerkslehrgänge gab und ich mein Interesse für Holz<br />

entdeckt habe.<br />

Für diesen Beruf benötige ich<br />

Interesse für Feinarbeiten und Geschicklichkeit.<br />

Weiterbildung bedeutet<br />

Karriere machen, aufsteigen und dann auch mehr zu verdienen.<br />

Handwerk ist in Deutschland<br />

gut angesehen.<br />

Gefördert werden sollte<br />

weit mehr noch die Existenzgründung.<br />

Die größte Herausforderung ist,<br />

mich selbstständig zu machen.<br />

Selbstständigkeit bedeutet<br />

eigene Ideen zu verwirklichen und das Wissen an Auszubildende weiterzugeben.<br />

Von der Zukunft erwarte ich,<br />

dass ich die Weiterbildung erfolgreich abschließe und den Betriebswirt<br />

mache.<br />

Dr. Bettina<br />

Wehrisch<br />

Hauptgeschäftsführerin<br />

des Bundesverbandes<br />

Holz und Kunststoff<br />

(BHKH)<br />

Die Arbeit von Tischlern – oder Schreinern,<br />

wie es im süddeutschen Raum heißt - ist<br />

äußerst vielseitig. Sie verarbeiten nicht nur<br />

unterschiedliche Werkstoffe wie Holz und<br />

Holzwerkstoffe, Kunststoffe, Glas und Metall.<br />

Auch die Palette ihrer Produkte ist breit<br />

gefächert: Möbel, Innenausbauten, Türen,<br />

Fenster, Treppen – ja, sogar Wintergärten<br />

gehören dazu.<br />

So vielseitig der Beruf, so hoch sind die<br />

Anforderungen für Azubis. Natürlich müssen<br />

sie handwerklich geschickt sein. Sie sollten<br />

aber auch fit sein in Rechnen und<br />

Rechtschreibung. Sie müssen räumliches<br />

Vorstellungsvermögen, technisches<br />

Verständnis und Computer-Know-how haben.<br />

Und Freude an Gestaltung sollte ebenfalls<br />

nicht fehlen.<br />

Wer nicht weiß, ob er all das mitbringt,<br />

kann sich testen. Der Innungsverbund der<br />

Tischler und Schreiner organisiert jedes Jahr<br />

im Spätherbst die „Woche des<br />

Eignungstests“. Jugendliche können in<br />

einem einstündigen schriftlichen Test prüfen,<br />

ob eine Lehre zum Tischler oder<br />

Schreiner für sie das Richtige ist. Nach dem<br />

Test gibt’s ein Zertifikat mit dem persönlichen<br />

Ergebnis. Es kann als Basis für eine<br />

Bewerbung dienen.<br />

In jedem Fall bietet es sich an, vor Beginn<br />

der dreijährigen Lehre ein Praktikum zu<br />

machen. Wer in den Beruf hineingeschnuppert<br />

hat, weiß besser, wofür er sich entscheidet.<br />

Ist die Ausbildung dann in trockenen<br />

Tüchern, stehen viele Karrierewege offen.<br />

Nach der Lehre gibt es etliche<br />

Fortbildungsmöglichkeiten – bis hin zur<br />

Meisterprüfung, der besten Grundlage für<br />

den eigenen Betrieb.<br />

www.tischler.de<br />

19


20 Beruf & Karriere<br />

Tischler/in<br />

Die Tätigkeiten:<br />

Tischler<br />

… entwickeln kreative Ideen<br />

und bieten technische Lösungen<br />

… entwerfen, konstruieren<br />

und fertigen Inneneinrichtungen<br />

für private und gewerbliche Kunden<br />

… bauen Möbel und Küchen<br />

… stellen Fenster, Türen,<br />

Treppen oder Wintergärten her<br />

… arbeiten mit Holz, aber auch mit<br />

Kunststoff, Glas oder Metall<br />

… setzen moderne Wohntrends<br />

gestalterisch perfekt um<br />

Was wird gefordert?<br />

räumliches Vorstellungsvermögen, technisches<br />

Verständnis, gute Mathematik-<br />

Kenntnisse, zeichnerische Begabung,<br />

Kreativität, handwerkliches Geschick<br />

Wohin geht’s?<br />

Fachbetrieb des Tischlerhandwerks,<br />

Bau- und Möbeltischlerei,<br />

Fensterbaubetrieb, Innenausbaubetrieb<br />

Wie schaut’s weiter aus?<br />

Tischlermeister, Holztechniker, Restaurator<br />

im Tischlerhandwerk, Gestalter im Handwerk<br />

Abteilungsleiter, Betriebsleiter,<br />

Kundenberater, Fertigungsplaner,<br />

Fachbauleiter, Selbstständigkeit<br />

Was wird studiert?<br />

Innenarchitektur, Holztechnik, Design<br />

Weitere Infos?<br />

www.tischler.de<br />

Yvonne Weidner<br />

25 Jahre | Tischlerin, Meisterschülerin<br />

Ich bin<br />

auf jeden Fall lebensfroh und ein Optimist.<br />

Schule war für mich<br />

eine tolle Zeit.<br />

Ich habe mich für den Beruf einer Tischlerin entschieden, weil<br />

ich mit einem lebendigen Werkstoff<br />

arbeiten und meine Ideen verwirklichen kann.<br />

Für diesen Beruf benötige ich<br />

Ideen und deshalb auch Kreativität.<br />

Kollegen sind<br />

meistens hilfsbereit.<br />

Frauen sind besser als Männer, wenn es<br />

um Multitasking geht und in manchen Bereichen auch im<br />

logischen Denken und in der Organisation.<br />

Die größte Herausforderung ist<br />

das Meisterstück.<br />

8 Stunden im Büro<br />

würden mir nicht gefallen, ich brauche Bewegung.<br />

Mein schönstes Erlebnis ist<br />

mein Pferd, eine 9-jährige Norweger-Stute.<br />

Von der Zukunft erwarte ich,<br />

dass die Schokolade nicht ausgeht.


„..., dass die Schokolade nicht ausgeht.“<br />

21


22 Beruf & Karriere<br />

„Vielleicht studieren.“


Mehmet Kafaoglu<br />

26 Jahre |Kraftfahrzeugtechnikermeister<br />

Ich bin<br />

für jeden Spaß zu haben.<br />

In der Schule war ich<br />

interessiert.<br />

Weiterbildung ist,<br />

sich auf dem Laufenden zu halten und der Konjunktur anzupassen.<br />

Ich habe mich für den Beruf des Automobilmechanikers entschieden, weil<br />

ich Autos mag, sie sind meine Leidenschaft.<br />

Handwerk in Deutschland<br />

war vor zehn Jahren besser. Heute wird zu schnell ausgetauscht und nicht<br />

mehr repariert.<br />

Gefördert werden sollte,<br />

dass schon in der Ausbildung der Konjunktur entsprechend und auf den<br />

neuesten Stand der Elektronik ausgebildet wird.<br />

Die größte Herausforderung ist<br />

Elektronik und Motronik.<br />

Selbstständigkeit bedeutet,<br />

auf seinen eigenen Füßen zu stehen und ein Unternehmen zu leiten.<br />

Mein schönstes Erlebnis<br />

war die Geburt meines Sohnes.<br />

Von der Zukunft erwarte ich,<br />

dass ich meine Laufbahn fortsetze und vielleicht studiere.<br />

Kfz-Mechatroniker/in<br />

Mechaniker/in für<br />

Karosserieinstandhaltungstechnik<br />

Die Tätigkeiten:<br />

Kfz-Mechatroniker<br />

… demontieren, montieren, messen und<br />

prüfen Fahrzeuge und elektronische<br />

Systeme<br />

… rüsten Kraftfahrzeuge und deren Systeme<br />

aus, um und nach<br />

… diagnostizieren Fehler und Störungen und<br />

deren Ursachen<br />

… untersuchen Fahrzeuge nach straßenverkehrsrechtlichen<br />

Vorschriften<br />

… bedienen Fahrzeuge und deren Systeme<br />

und nehmen sie in Betrieb<br />

… kommunizieren mit internen und externen<br />

Kunden<br />

… planen und kontrollieren Arbeitsabläufe<br />

und bewerten Arbeitsergebnisse<br />

Mechaniker für<br />

Karosserieinstandhaltungstechnik<br />

…schweißen, beulen aus, vermessen und<br />

setzen Karosserien und Aufbauten<br />

instand<br />

… warten, prüfen und stellen Fahrzeuge<br />

und Systeme sowie Betriebseinrichtungen<br />

ein<br />

… erkennen Schäden frühzeitig, beurteilen<br />

diese und übernehmen die Verantwortung<br />

für die komplette Dokumentation<br />

… rüsten Fahrzeuge mit Zubehör und<br />

Zusatzeinrichtungen aus oder um<br />

… verleihen jedem Auto den gewünschten<br />

Look<br />

… sorgen für Sicherheit, Langlebigkeit und<br />

maximale Leichtigkeit der<br />

Gesamtkarosserie<br />

Was wird gefordert?<br />

Fingerfertigkeit, mechanisch-technisches<br />

Verständnis, Interesse an Physik,<br />

23


24 Beruf & Karriere<br />

Genauigkeitssinn, Geduld,<br />

Konzentrationsfähigkeit, Teamfähigkeit<br />

Wohin geht’s?<br />

Automobilhersteller, Kraftfahrzeug-Service-<br />

Betrieb, Reparaturwerkstatt,<br />

Karosseriebauerwerkstatt, Importeur von<br />

Kraftfahrzeugen, Fuhrparkunternehmen oder<br />

Spedition mit angeschlossener Werkstatt<br />

Welche Möglichkeiten gibt’s?<br />

Zunächst 2-jährige Ausbildung zum Kfz-<br />

Servicemechaniker (Erprobungsmodell NRW<br />

und Schleswig-Holstein), die Ausbildung zum<br />

Kfz-Mechatroniker erfolgt in den<br />

Schwerpunkten Personenkraftwagentechnik,<br />

Nutzfahrzeugtechnik, Motorradtechnik oder<br />

Fahrzeugkommunikationstechnik<br />

Wie schaut’s weiter aus?<br />

Meister im Kfz-Techniker-Handwerk,<br />

Geprüfter Kfz-Servicetechniker,<br />

Sachverständiger,<br />

Betriebswirt im Kfz-Gewerbe<br />

Gruppenleiter, Verkaufsleiter,<br />

Kundendienstleiter, Werkstattleiter,<br />

Lagerleiter, Disponent, Technischer<br />

Außendienst, Geschäftsführer oder Inhaber<br />

eines eigenen Betriebes<br />

Was wird studiert?<br />

Elektrotechnik und Informatik,<br />

Fahrzeugtechnik, Maschinenbau und<br />

Mechatronik, Elektronik und Automation,<br />

Wirtschaftsingenieurwesen und<br />

Automobilwirtschaft<br />

Weitere Infos?<br />

www.kfzgewerbe.de, www.autoberufe.de


„Die Funktion<br />

des Meisters ist<br />

im Grunde die<br />

Leitung eines<br />

Kraftfahrzeugbetriebes.“<br />

Ingo Meyer, Geschäftsführer<br />

Berufsbildung<br />

Zentralverband Deutsches<br />

Kraftfahrzeuggewerbe<br />

Was sollten Jugendliche beachten,<br />

die eine Ausbildung im Kfz-Gewerbe<br />

absolvieren möchten?<br />

Für eine Tätigkeit im Kraftfahrzeuggewerbe<br />

ist natürlich sowohl im kaufmännischen als<br />

auch im technischen Bereich ein 'Schuss'<br />

Begeisterung für das Objekt 'Automobil'<br />

erforderlich. Aber das und die Lust am<br />

'Schrauben' reicht schon seit langem nicht<br />

mehr. An den Beruf 'Kraftfahrzeugmechatroniker'<br />

werden aufgrund der Komplexität des<br />

Produktes Automobil erhebliche intellektuelle<br />

Anforderungen gestellt. Ganz normale<br />

Autos weisen über mehr als 30 verschiedene<br />

Steuergeräte auf, die durch verschiedene<br />

Datenbusse miteinander verbunden sind.<br />

Jugendliche, die nicht bereit sind, IT-<br />

Qualifikationen zu erwerben und zu beherrschen,<br />

haben in der Kraftfahrzeuginstandhaltung<br />

künftig keine Chance. Betriebe achten<br />

auf gute Noten in Mathematik, aber<br />

wegen der Textinterpretation von Reparaturleitfäden<br />

auch auf gute Deutschkenntnisse.<br />

Die Betriebe führen deshalb einen speziellen<br />

Eignungstest durch. Auf der Leitseite<br />

www.autoberufe.de/gewinnspiel.html sind<br />

einige Aufgaben zum technischen<br />

Verständnis gestellt. Hier kann sich jeder<br />

Berufsinte- ressierte selbst testen. Wer<br />

bereits hier Schwierigkeiten hat, sollte sich<br />

eine Berufswahl im technischen Bereich des<br />

Kraftfahrzeuggewerbes verkneifen.<br />

Wie stellt sich der Berufseinstieg dar?<br />

Am zweckmäßigsten testet man den Beruf<br />

im Betriebspraktikum. Untersuchungen des<br />

ZDK haben ergeben, dass das Risiko eines<br />

Ausbildungsabbruches auf 1/4 sinkt, wenn<br />

Berufseinsteiger vorher in dem Betrieb, in<br />

dem sie die Ausbildung beginnen, ein Betriebspraktikum<br />

absolviert haben.<br />

Welche Voraussetzungen müssen junge<br />

Menschen erfüllen, die eine Karriere<br />

als Meister des Kfz-Techniker-Handwerks<br />

anstreben?<br />

Zunächst eine Fortbildung, bei der man nicht<br />

gleich 'seinen Meister' machen muss: Eine<br />

oft gewählte Vorstufe ist der Kraftfahrzeug-<br />

Servicetechniker, bei dem ganz klar auf die<br />

Beherrschung der Fahrzeugelektronik und auf<br />

Diagnosefähigkeiten gesetzt wird. Kraftfahrzeug-Servicetechniker<br />

sind also noch dicht<br />

an der Technik dran. Die Funktion des<br />

Meisters ist im Grunde die Leitung eines<br />

Kraftfahrzeugbetriebes. Hier ist mehr gefordert,<br />

als nur der technische Spezialist.<br />

Arbeitstage mit mehr als 8 Stunden, permanent<br />

wechselnde Ansprüche von Seiten der<br />

Mitarbeiter, der Kunden und der Vertreter der<br />

Hersteller müssen miteinander abgewogen<br />

werden. Betriebsorganisation und Betriebswirtschaft<br />

müssen im Sinne einer gewinnorientierten<br />

Führung eines Kfz-Betriebes<br />

beherrscht werden. Nur wer bereit ist,<br />

Menschen (Mitarbeiter) zu führen, Kunden<br />

zu dienen und sich dabei ständig in vielfältigen<br />

Bereichen weiterbilden möchte, hat eine<br />

Chance als Kfz-Techniker-Meister, entweder<br />

im Angestelltenverhältnis oder als Selbstständiger.<br />

Gibt es Neuerungen/Änderungen zu den<br />

Berufen des Kfz-Gewerbes?<br />

Im Grunde nein. Die Verordnung zur Prüfung<br />

zum Kraftfahrzeug-Servicetechniker ist seit<br />

1998 geregelt. Seit 2000 gibt es eine neue<br />

Meisterverordnung für das Kfz-Techniker-<br />

Handwerk und seit 2003 den neuen Beruf<br />

'Kraftfahrzeug-Mechatroniker' mit vier alternativen<br />

Ausbildungsschwerpunkten. Dieses<br />

System wird auf absehbarer Zeit stehen.<br />

Wie sind die gegenwärtigen Aussichten<br />

für einen Kfz-Techniker-Meister? Wie<br />

werden Zukunft und berufliche Perspektiven<br />

im Kfz-Handwerk gesehen?<br />

Hier fragt man am besten die Betroffenen.<br />

Eine repräsentative Umfrage unter Auszubildenden<br />

des Kraftfahrzeuggewerbes und auch<br />

Betriebsinhabern ergab, dass die beruflichen<br />

Perspektiven im Großen und Ganzen gut<br />

gesehen werden. Ergebnisse dieser Umfrage<br />

sind im Einzelnen unter www.autoberufe.de<br />

einzusehen. Überhaupt bietet dieses Programm<br />

einem für das Kfz-Handwerk Interessierten<br />

eine Fülle von Informationen. Berufsbewerber,<br />

die über die eingangs geschilderten<br />

Voraussetzungen verfügen, haben<br />

immer eine gute Chance.<br />

Es kommt also nicht nur auf Zeugnisse an,<br />

sondern über die Bereiche Eignungstest,<br />

Bewerbergespräch, Betriebspraktikum versuchen<br />

die Betriebe des Kraftfahrzeuggewerbes,<br />

die tatsächliche Eignung zu ermitteln.<br />

25


26 Beruf & Karriere<br />

Ich bin<br />

sportlich und umgänglich.<br />

Schule war für mich<br />

die Feststellung: „Hätte ich mal mehr gelernt.“<br />

Früh morgens aufzustehen fällt<br />

mir leicht.<br />

Was Frauen besser können als Männer ist,<br />

logisch zu denken.<br />

Freundschaft bedeutet<br />

jemanden zu haben, der immer für einen da ist.<br />

Ich habe mich für die Elektrotechnik entschieden, weil<br />

es für mich schon immer feststand, vielleicht auch wegen meines<br />

Vaters, der selbstständig ist.<br />

Die Arbeitskleidung ist<br />

nicht so bequem.<br />

Das schönste an dem Beruf ist<br />

der Umgang mit Kunden.<br />

Die größte Herausforderung ist,<br />

als einzige Frau in der Meisterschule zu sein,<br />

was aber auch stärken kann.<br />

Meine Hobbys<br />

sind Inline-Skaten, Schwimmen und Joggen.<br />

Von der Zukunft erwarte ich,<br />

dass ich die Prüfung bestehe und einen Job finde.<br />

Katja Mrotzek<br />

24 Jahre | Energieelektronikerin, Meisterschule


„Logisch zu denken.“<br />

Elektroniker/in<br />

Fachrichtung Energie- und<br />

Gebäudetechnik<br />

Fachrichtung Automatisierungstechnik<br />

Fachrichtung Informations- und<br />

Telekommunikationstechnik<br />

Systemelektroniker/in<br />

Elektroniker/in für Maschinen<br />

und Antriebstechnik<br />

Informationselektroniker/in<br />

Schwerpunkt Bürosystemtechnik<br />

Schwerpunkt Geräte- und Systemtechnik<br />

Was wird gefordert?<br />

Interesse an Elektronik, Computern,<br />

Video- und Audiotechnik, Organisationstalent,<br />

Fingerfertigkeit, technisches und<br />

mathematisches Verständnis, räumliches<br />

Vorstellungsvermögen, Vorliebe für<br />

Präzisionsarbeiten<br />

Wohin geht’s?<br />

Betrieb des Elektrotechniker-,<br />

Elektromaschinenbauer-,<br />

Informationstechnikerhandwerks, Serviceund<br />

Reparaturbetrieb<br />

Wie schaut’s weiter aus?<br />

Meister der Elektro- und<br />

Informationstechnischen Handwerke<br />

(Elektrotechnikermeister,<br />

Elektromaschinenbauermeister,<br />

Informationstechnikermeister),<br />

Elektrotechniker, Weiterbildung über eine<br />

Vielzahl von Kursen und Seminaren, Diplom-<br />

Ingenieur<br />

Spezialist für Programmierungen,<br />

Serviceleiter, Technischer Leiter, Werkstattund<br />

Kundendienstleiter, Betriebsleiter,<br />

selbstständiger Unternehmer<br />

Was wird studiert?<br />

Elektronik, Elektrotechnik,<br />

Nachrichtentechnik, Elektrische<br />

Energietechnik, Informationstechnik<br />

Weitere Infos?<br />

www.zveh.de, www.e-zubis.de<br />

27


28 Karriere<br />

Alles so schön<br />

bunt hier<br />

Text: Stefan Rensch | Fotos: Katja Früh<br />

Jessica Schaller -<br />

mit 26 Meister und<br />

Saloninhaberin


Mit 15 ist sie von Zuhause ausgezogen, so<br />

früh, dass sie schnell lernen musste, was<br />

Selbstständigkeit bedeutet. Weg durfte sie<br />

nur, weil sie versprach, in Heidelberg eine<br />

Friseur-Ausbildung zu machen. Sie stammt aus<br />

einer Friseur-Familie, die Eltern sind selbst<br />

meisterliche Handwerker und auch die<br />

Großeltern konnten mehr als Waschen,<br />

Schneiden, Föhnen. „Eigentlich“, sagt Jessica<br />

Schaller, „eigentlich wollte ich gar nicht in<br />

diesem Beruf arbeiten. Man will ja nie das<br />

machen, was die Eltern machen.“ Aber das hat<br />

sich dann schnell geändert. Nur wollte sie<br />

nicht stehenbleiben, mehr lernen, weiterkommen.<br />

Also machte sie auf einer Privatschule<br />

für Kosmetik eine Visagistenausbildung und<br />

ging dann erstmal für zwei Jahre nach<br />

Spanien, wo sie auf einer Schönheitsfarm<br />

arbeitete. Die eine Hälfte des Tages als<br />

Friseurin, die andere als Visagistin. Nur hat sie<br />

dann irgendwann gemerkt, dass sie sich dort<br />

nicht mehr weiterentwickeln kann. Also wieder<br />

zurück nach Deutschland, in München die<br />

Meisterschule gemacht und dann aus privaten<br />

Gründen nach Düsseldorf gezogen. Dort hat<br />

sie dann erst mal ein halbes Jahr in einem<br />

Salon gearbeitet, und als die Inhaberin ihr<br />

anbot, den Laden zu übernehmen, da hat<br />

Jessica Schaller kurz überlegt und zugegriffen.<br />

Sie erstellte ein Konzept, sprach bei der<br />

Hochfinanz vor, doch die ersten vier Banken<br />

stellten sich stur und ließen sie abblitzen.<br />

Die fünfte allerdings zeigte sich aufgeschlossen<br />

und fortan hieß die Zukunft:<br />

Unternehmerin.<br />

Disco Nights Anders sollte der Laden<br />

werden, eine Dauerwellen-freie-Zone, mit<br />

eigenem Café und Gemütlichkeit. Und die neue<br />

Lieblingsfarbe sollte bunt sein. „Ich hatte bisher<br />

immer nur in klassischen, hochpreisigen<br />

Läden gearbeitet, alles sehr kühl, schwarz und<br />

elegant. Aber das wollte ich nicht mehr. Zuerst<br />

hatte ich Angst, dass mir das alles zu bunt ist,<br />

dass ich die Farben bald satt haben würde,<br />

aber diese Befürchtung ist nicht eingetreten.“<br />

Satte, warme und zugleich knallige Farben prägen<br />

insbesondere das Café, das im 70er-Jahre<br />

Retrolook mit allerhand Krimskrams und Liebe<br />

zum Detail dekoriert ist. Das ganze Team hat<br />

bei der Inneneinrichtung mitgeholfen, gesammelt<br />

und schön gemalt. Viel pink und orange<br />

gibt es, dreißig Jahre alte Tapetenkunst,<br />

Discokugeln und eine Vitrine mit 70er-<br />

Kaffeeservice und alten Vinyl-Schätzen. Bunte<br />

Häkeldeckchen zum Untersetzen oder eine alte<br />

Maggi-Würz-Flasche, die als Blumenvase dient,<br />

sind natürlich selbstverständlich. Wie auch<br />

Jimi Hendrix der Dancing Queen John Travolta,<br />

der plakativ im Saturday Night Fever posiert.<br />

Milchkaffee 16 Euro – Waschen,<br />

schneiden inklusive Dass die erste<br />

Zeit nicht einfach werden würde, war Jessica<br />

Schaller bewusst. Sie wusste es schon durch<br />

die Erfahrungen der Eltern, bei denen sie<br />

immer Rat einholen konnte. Wasserschaden<br />

und Einbruch hat sie schon hinter sich und<br />

manchmal, sagt sie, sei es schwierig, nach<br />

Hause zu gehen und abzuschalten. Vier<br />

Friseurinnen und eine Auszubildende beschäftigt<br />

Jessica Schaller und dazu noch drei<br />

Halbtagskräfte für den Gastronomiebereich.<br />

Und das bedeutet Verantwortung. „Das ist ein<br />

super Team und ich kann mir überhaupt nicht<br />

vorstellen, jemandem sagen zu müssen, es<br />

„Ich habe die beste<br />

Chefin, die man sich<br />

nur wünschen kann.<br />

Das erzähle ich auch in<br />

der Berufsschule und<br />

mache alle neidisch.“<br />

Julia Wagner, Auszubildende<br />

29


30 Karriere<br />

geht nicht mehr, ich muss dir kündigen.“ Aber<br />

danach sieht es glücklicherweise gar nicht aus.<br />

Der Laden läuft, Kunden kommen und gehen,<br />

warten ohne Eile im Café, trinken Tomatensaft,<br />

Orangina oder Latte Macchiato und blättern in<br />

glamourösen Zeitschriften, um das Wichtigste<br />

über Paris Hilton oder die funkelnagelneue<br />

Terrassentür von Tom Cruise zu erfahren. Und<br />

niemand sieht dabei mürrisch aus, im<br />

Gegenteil, die Freundlichkeit zu allen Seiten<br />

ist beinahe beängstigend. Aber vor allem<br />

scheint sie ansteckend zu sein. Das Klientel ist<br />

zwischen zwanzig und vierzig, doch auch die<br />

Kundschaft über 60 hat das farbenfrohe<br />

Domizil für sich entdeckt. Und das sind dann<br />

auch die Kunden, die selbstgemachte Erdbeer-<br />

Minz-Marmelade mitbringen und sich zu<br />

Weihnachten besonders freuen, wenn jeden<br />

Samstag Waffeltag ist. Am Schönsten aber ist<br />

es, wenn eine Kundin nach einer Rundumerneuerung<br />

vor dem Spiegel steht und sagt:<br />

„Und jetzt gehe ich raus und lass mich feiern.“<br />

Ach was, Medientechnik Für Julia<br />

Morgner (23), Auszubildende im 2. Lehrjahr,<br />

ist dann auch gleich mal alles wunderbar, doch<br />

besonders prima findet sie: „Kunden, die<br />

immer wieder kommen und dann auch gerne<br />

wieder zu mir wollen und nach mir fragen. Man<br />

bekommt eben ein direktes Feedback auf die<br />

Arbeit, die man abliefert und die ist zudem<br />

noch äußerst kreativ.“ Dabei hatte Julia<br />

Wagner zunächst andere Pläne. Sie war zwei<br />

Jahre auf der Oberschule für Gestaltung, hat<br />

dann ein Semester Medientechnik studiert, um<br />

aber festzustellen, dass „mir das zu unkreativ<br />

war.“ Jetzt lernt sie den Beruf, den sie eigentlich<br />

schon seit der 10. Klasse ergreifen wollte<br />

und ist nach diesen kleinen Umwegen glücklich.<br />

Nach einer Woche Praktikum wurde sie<br />

genommen und kann nun auch das machen,<br />

was sie schon immer am liebsten gemacht<br />

hat: mit Farben arbeiten. Und dann sagt Julia<br />

Wagner noch, und es klingt so gar nicht eingeübt:<br />

„Ich habe die beste Chefin, die man<br />

sich nur wünschen kann. Das erzähle ich auch<br />

in der Berufsschule und mache alle neidisch.“<br />

Mittlerweile kann die „Chefin“ auf vier Tage<br />

die Woche reduzieren. Nicht aber um nun<br />

einen Aerobic-Kurs zu belegen oder öfters<br />

Shoppen zu können. Jessica Schaller nutzt<br />

die Zeit, um als Technik-Trainer Salonschulungen<br />

durchzuführen. Natürlich. Aber wie<br />

sieht es mit der Freizeit aus? „Och, ich mache<br />

keinen Sport, gehe gerne Spazieren, auf<br />

Weinproben und sehr gerne Essen. Essen<br />

gehen ist sozusagen mein Shoppen.“<br />

www.twins-club.info<br />

www.friseurhandwerk.de


„Ich habe eine<br />

Visagistenausbildung<br />

absolviert und bin dann<br />

erstmal für zwei Jahre<br />

nach Spanien gegangen,<br />

wo ich auf einer<br />

Schönheitsfarm arbeitete.<br />

Die eine Hälfte des Tages<br />

als Friseurin, die andere<br />

als Visagistin.<br />

In Deutschland habe ich in<br />

München meinen Meister<br />

gemacht.“<br />

Jessica Schaller<br />

31


32 Karriere<br />

Ein Schornsteinfeger<br />

im Senegal<br />

Text: Stefan Rensch


Die Fotos und Reportagen über<br />

Dürre, Bürgerkriege und hungernde<br />

Kinder in Afrika sind allgegenwärtig.<br />

Zeitschriften,<br />

Magazine und Fernsehsender<br />

berichten mal mehr und mal<br />

weniger berührend über die<br />

Zustände in der dritten Welt<br />

und appellieren mit<br />

Spendenaufrufen an das gute<br />

Gewissen derer, die in einer<br />

Wohlstandsgesellschaft von<br />

den Sorgen über das tägliche<br />

Leben noch relativ unberührt<br />

sind. Und so wichtig diese<br />

Spenden auch sind, um die Not<br />

zu lindern, so sind sie oft doch<br />

nur der berühmte Tropfen auf<br />

dem heißen Stein. Franz-Josef<br />

Frye wollte mehr als nur 50<br />

Euro auf ein Bankkonto überweisen,<br />

er wollte aktive Hilfe<br />

leisten, mit den Händen und mit<br />

dem Verstand. Und so gründete<br />

er 1990 den eingetragenen<br />

Verein „Hilfe für Senegal“.<br />

Lüdinghausen ist eine Kleinstadt im Münsterland, mit Höfen und großen<br />

Weiden, auf denen Pferde und Schafe grasen, mit kleinen<br />

Geschäften und Einfamilienhäusern, in denen es sich wohlbehütet<br />

aufwachsen lässt. Es ist die Stadt, in der Franz-Josef Frye Zuhause<br />

ist, von wo aus er aktiv wird und die Fäden seines beruflichen und<br />

sozialen Engagements zusammenlaufen. Der gelernte Schornsteinfeger<br />

leistet auch in seiner Heimatstadt aktive Hilfe, ist er doch seit<br />

1965 in der freiwilligen Feuerwehr. 11 Jahre war er Leiter der<br />

Feuerwehr in Lüdinghausen, danach Kreisbrandmeister in Coesfeld.<br />

Sein Beruf, den er auch gleichzeitig als Berufung versteht, ist jedoch<br />

der des Schornsteinfegers. „Mein Vater war Bezirksschornsteinfeger,<br />

da lag es nahe, den gleichen Beruf zu wählen.“ Und so ist Franz-Josef<br />

Frye seit 1984 Bezirksschornsteinfeger in Münster. 6000 Wohnungen<br />

hat er dort zu betreuen und erklärt gleich mal, dass es in diesem<br />

Beruf weniger um die Reinigung als vielmehr um die Überprüfung und<br />

die Beratung geht. „Der Beratungsbedarf ist enorm gestiegen. Es<br />

geht vor allem um Energieeinsparung, Emissionsrichtlinien, Brennwerttechnologien<br />

und Gebäudeenergiebedarf.“ Für diesen Beruf, sagt<br />

Franz-Josef Frye müsse man auch eine gewisse Sensibilität im<br />

Umgang mit Menschen an den Tag legen. Doch wer sich auf diesen<br />

Beruf mit all seinen Anforderungen einlässt, dem wird sein Wirken<br />

doppelt zurückgezahlt: „Es gibt eine unglaublich positive Akzeptanz<br />

und ein großes Vertrauen in der Bevölkerung uns Schornsteinfegern<br />

gegenüber. Und das ist sehr schön. Ich kann sagen, dass ich die volle<br />

Erfüllung in meinem Beruf gefunden habe.“<br />

Handwerk ist das A und O Für Franz-Josef Frye aber ist<br />

die berufliche Erfüllung alleine nicht genug. Er stammt aus einem<br />

christlich geprägten Haus, sagt er, und es war ihm immer wichtig,<br />

anderen Menschen zu helfen, denjenigen, die nicht im Wohlstand<br />

aufwachsen konnten und können. Und als er dann vor vielen Jahren<br />

in den Senegal reiste, da dachte er, hier können wir was tun, hier<br />

müssen wir uns engagieren. Über 40 Mal ist er seitdem im Senegal<br />

Straßenkinder bei der<br />

Koran-Ausbildung<br />

gewesen und wenn er dann über das westafrikanische Land und deren<br />

Bewohner erzählt, dann ist Franz-Josef Frye kaum zu stoppen: „Es ist<br />

wirklich ein sehr armes Land und hier ist das Leben unendlich viel<br />

schwieriger und auch schmutziger. Die Arbeitslosenquote liegt hier bei<br />

über 70 Prozent, ebenso hoch ist die Prozentzahl der Analphabeten.<br />

Der normale Bauarbeiter hat im Schnitt 4 Euro am Tag und arbeitet<br />

dafür 10 Stunden. Es gibt zwar ein Sozialversicherungssystem und<br />

auch eine Krankenversicherung, aber die funktionieren nicht richtig.“<br />

Und dann erzählt Franz-Josef Frye, dass die technische Entwicklung<br />

im Senegal 50 Jahre zurückliegt, was aber, wie er betont, nichts mit<br />

der geistigen Entwicklung zu tun hat. „Es gibt zwar eine formelle<br />

Handwerkskammer, aber keine richtige Ausbildung und somit auch<br />

keine qualifizierten Arbeitskräfte. Hier wird sich alles selbst angeeignet.<br />

Und wenn der TÜV hier mal vorbeischauen würde, gäbe es innerhalb<br />

von drei Tagen keine Autos mehr auf den Straßen.“ Eine funktionierende<br />

Industrie gibt es in dem Land nicht, indem sich wirtschaftlich<br />

fast alles um den Export von Erdnüssen, Baumwolle, Fisch, Salz<br />

und Phosphat dreht. „Grundsätzlich“, sagt Franz-Josef Frye, „gilt in<br />

Entwicklungsländern, dass das Handwerk goldenen Boden hat. Und<br />

das gilt für den Senegal ganz besonders, denn hier ist das Handwerk<br />

das A und O.“<br />

Jahreseinkommen von 5 Euro Das Projekt „Hilfe für<br />

Senegal“ kümmert sich um Straßenkinder und die berufliche Ausbildung<br />

Jugendlicher, um soziale Einrichtungen, um den Umwelt- und<br />

Naturschutz und insbesondere um das Handwerk. Jedes Frühjahr reisen<br />

20 ambitionierte Helfer für 14 Tage in den Senegal. Jeder der mitfährt<br />

zahlt dabei 1000 Euro aus eigener Tasche. „Mit uns fahren nur<br />

qualifizierte Handwerker, ob das Tischler, Maurer, Elektriker oder<br />

Brunnenbauer sind.“ Diese werden aus dem Mitgliederkreis rekrutiert,<br />

aber auch interessierten Nicht-Mitgliedern wird eine Chance gegeben,<br />

sich in einem fremden Land zu bewähren. „Wenn ein junger Geselle zu<br />

uns kommt und sagt, er möchte ein halbes Jahr an einem Projekt<br />

33


IMPRESSUM<br />

34 Service<br />

arbeiten, dann wäre das toll.“ Dabei soll insbesondere „Hilfe zur<br />

Selbsthilfe“ geleistet und Projekte, die einen hohen Multiplikationsfaktor<br />

besitzen, gefördert werden. So werden in den Dörfern zum<br />

Beispiel Wassertürme, Lagerhallen, Ställe oder Kühlhäuser gebaut,<br />

Einrichtungen, die eigentlich das Notwendigste für das tägliche<br />

Leben sind. „Die Armut in den Dörfern ist noch extremer. Das<br />

Jahreseinkommen, falls man überhaupt davon reden kann, liegt bei<br />

5 Euro. Fast alles läuft hier über Tauschgeschäfte.“ Um den<br />

Jugendlichen eine berufliche und existenzielle Perspektive zu bieten,<br />

werden 120 Schülern in einer großen Halle dreimonatige Kurse<br />

angeboten, in denen sie unter anderem in Karosseriebau und<br />

Autoelektrik unterrichtet werden. Die Lehrer sind Senegalesen, die<br />

dort bei den wenigen Niederlassungen deutscher Autokonzerne<br />

arbeiten oder gearbeitet haben und ihre Erfahrungen und ihr Wissen<br />

weitergeben. Franz-Josef Frye ist dementsprechend auch stolz auf<br />

das, was geleistet wurde und geleistet wird: „Wir machen im Grunde<br />

das Gleiche, was Karl-Heinz Böhm in Äthiopien macht.“<br />

Dass soviel Engagement nicht ganz unentdeckt bleibt, machen dann<br />

auch die ganzen Orden, Medaillen und Urkunden deutlich, die im<br />

ausgebauten privaten Keller die Wände schmücken. So wurde ihm<br />

der Nationale Orden des Löwen der Republik Senegal und das<br />

Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen. Doch viel wichtiger ist<br />

ihm, andere zu motivieren, sich ebenfalls sozial zu engagieren:<br />

„Wenn junge Menschen diese Erfahrungen machen wollen, dann<br />

kann ich es nur empfehlen und befürworten. Es bedeutet auch eine<br />

Chance, sich selbst zu entwickeln und nicht mehr nur die Beine<br />

unter Mutters Tisch zu legen und sich zurückzulehnen. Wenn ich<br />

jung wäre, könnte ich mir nichts Schöneres vorstellen.“<br />

www.hilfe-fuer-senegal.de<br />

www.gouv.sn<br />

www.schornsteinfeger.de<br />

Herausgeber:<br />

Deutscher Handwerkskammertag<br />

Mohrenstr. 20/21<br />

10117 Berlin<br />

Redaktion:<br />

Westdeutscher Handwerkskammertag<br />

Sternwartstr. 27-29<br />

40223 Düsseldorf<br />

Reiner Nolten (V.i.S.d.P.)<br />

Chefredakteur:<br />

Rolf Göbels<br />

Redakteure:<br />

Stefan Rensch, Carsten Forg<br />

Ausbildung junger Handwerker zu<br />

Elektro-Maschinenbauern<br />

Mitarbeiter(-innen) dieser Ausgabe:<br />

Clemens Urbanek, Carsten Haack,<br />

Gerd Kistenfeger, Jörg Hamann, Klaus-Dieter Schulz,<br />

Andreas Fischer, Katja Früh (www.dielichtung.org)<br />

Anzeigen & Vertrieb:<br />

for mat medienagentur + verlag gmbh<br />

0211/55 80 255<br />

info@for-mat.de<br />

Gestaltung und Lithografie:<br />

for mat medienagentur + verlag gmbh<br />

Markus Kossack<br />

Druck:<br />

VVA Düsseldorf<br />

Mitglied der Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern e. V. (IVW)<br />

Senegal<br />

Fläche: 197.722 km 2<br />

Einwohnerzahl: 11,12 Mio.<br />

Hauptstadt: Dakar<br />

Senegal ist das westlichste Land Afrikas und<br />

liegt im Übergang der Sahelzone zu den<br />

Tropen. Die direkten Nachbarländer sind Mali,<br />

Mauretanien und Guinea. Das Klima ist tropisch<br />

und die Regenzeit geht von Mai bis<br />

November. Die größten Städte sind Dakar mit<br />

1.998.635 und Touba mit 428.059<br />

Einwohnern. Den überwiegenden Teil der<br />

Bevölkerung bilden die sunnitischen Muslime<br />

mit 94 %. Die wichtigsten agrarischen<br />

Devisenbringer sind Erdnüsse und Baumwolle.<br />

Da aber große Teile der Nutzfläche für den<br />

Erdnussanbau gebraucht werden, kann der<br />

Eigenbedarf an Grundnahrungsmitteln nicht<br />

gedeckt werden, weshalb vor allem Reis und<br />

Weizen importiert werden müssen. Einer der<br />

weltweit bekanntesten Musiker ist Youssou<br />

N´dour und für eine der größten Überraschungen<br />

sorgte die senegalesische<br />

Fußballnationalmannschaft als sie bei der<br />

Weltmeisterschaft 2002 in Japan und Korea<br />

Frankreich besiegten und bis ins Viertelfinale<br />

kamen.<br />

Tomatenverkauf auf dem Lande,<br />

nachdem wir dort eine<br />

Wasserpumpe installiert hatten<br />

Auflage:<br />

104.850<br />

Abonnement:<br />

Bezugsabo 10,75 Euro p. a.<br />

Erscheinung: sechsmal jährlich<br />

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht<br />

unbedingt die Meinung des Herausgebers wieder.<br />

Für eingesandte Materialien kann keine Gewähr<br />

übernommen werden. Nachdruck, auch auszugsweise,<br />

nur mit vorheriger Genehmigung der Redaktion.<br />

Papier: Recyclingpapier<br />

handfest wurde in Nordrhein-Westfalen ermöglicht mit Mitteln:


Erkältung<br />

„Zieh dich warm an!“<br />

Wissen <strong>Online</strong> auf www.spleens.de:<br />

Erfahre hier alles weitere zum Thema Erkältung: Was ist der Unterschied<br />

zwischen Viren und Bakterien? Ist Husten eine Krankheit? Und: Warum<br />

heißt die Erkältung Erkältung, wenn Kälte allein gar nicht die Ursache ist?<br />

Jeden Winter sucht die Erkältung einen Großteil der Bevölkerung<br />

heim. Jacken, Pullover, Schals und Wollsöckchen sollen oft als<br />

Schutzschild dienen. Einen Rundum-Sorglos-Schutz bieten sie allerdings<br />

nicht.<br />

Die Erreger einer klassischen Erkältung sind Viren und Bakterien und<br />

nicht Väterchen Frost. Ziemlich unfein schleichen sie sich zumeist über<br />

die Schleimhäute in den menschlichen Körper. Dort wird ihnen eine<br />

Menge Platz geboten: Würde man nämlich die Schleimhäute eines<br />

Menschen flach ausbreiten, würden sie eine 80 Quadratmeter große<br />

Fläche einnehmen. Ein Eldorado für mehr als 100 verschiedene Viren<br />

und zahlreiche Bakterien, die die Schuld an der Erkältung tragen.<br />

Husten und Schnupfen<br />

Die Symptome einer Erkältung können ganz schön unangenehm werden.<br />

Besonders der Husten, der mit Geschwindigkeiten von bis zu 480 km/h<br />

wie eine Rakete durch den Rachen schießt. Aber auch Heiserkeit,<br />

Halsschmerzen, Gliederschmerzen und laufende Nasen können einem<br />

einen Strich durch manch schönen Wintertag machen. Forscher haben<br />

ausgerechnet, dass ein 75-jähriger Mensch ungefähr zwei bis drei Jahre<br />

nur mit Husten oder Niesen verbracht hat – das natürlich nicht am<br />

Stück. Grund genug, Viren und Bakterien den Kampf anzusagen.<br />

Virenschutz<br />

Kälte schwächt das Immunsystem. Bei kalten Temperaturen sammelt<br />

sich das Blut im Inneren des Körpers an den Organen: eine<br />

körpereigene Schutzfunktion. Arme, Beine und Gesicht werden<br />

weniger stark durchblutet. Dort haben die Erkältungserreger dann<br />

leichtes Spiel. Sie gelangen durch Mund und Nase oder durch kleine<br />

Verletzungen in den Körper und treiben dort ihr Unwesen.<br />

Obwohl Kälte noch keine Erkältung macht, kann man also durch<br />

warme Kleidung sein Immunsystem unterstützen und sich auf<br />

diese Weise im Kampf gegen Viren und Bakterien schützen.<br />

Auch durch Vitamin C kann man seine Abwehr in Schwung<br />

bringen. Besonders viel davon findet man in Obst und<br />

Gemüse. Wichtig ist ebenfalls, ausreichend Flüssigkeit<br />

zu sich zu nehmen – mindestens zwei Liter pro Tag.<br />

Jetzt muss man nur noch darauf achten, dass man sich<br />

von den Erregern möglichst fern hält. Leider sind sie<br />

nicht sichtbar und müssen sich daher gar nicht erst<br />

verstecken: Sie haften an anderen Menschen, an<br />

Türgriffen, im Bus oder, oder, oder… Damit sie nicht bis<br />

zu den Schleimhäuten vordringen können, sollte man sich<br />

regelmäßig die Hände waschen und erkälteten Menschen<br />

nicht zu nahe kommen.<br />

Erkältungsalarm<br />

Im Durchschnitt ist jeder Mensch drei Mal pro Jahr erkältet.<br />

Und obwohl die Symptome wirklich nervenaufreibend sein<br />

können, ist eine Erkältung erst einmal nicht gefährlich. Sie<br />

kann durch Inhalieren, ausreichende Flüssigkeitszufuhr und<br />

viel Ruhe überstanden werden. Falls die Beschwerden allerdings<br />

nicht nachlassen oder schlimmer werden, sollte man<br />

einen Arzt aufsuchen. Er kann gegen die Schmerzen das richtige<br />

Mittel empfehlen. Dennoch muss die Erkältung geduldig ein<br />

bis zwei Wochen auskuriert werden. Auf jeden Fall sollte man<br />

einen Arzt hinzuziehen, wenn Fieber auftritt! Denn das deutet auf<br />

eine Entzündung hin (z.B. der Augen, der Nebenhöhlen, des<br />

Mittelohrs oder der Lunge) und das bedarf einer besonderen<br />

Behandlung. In einem solchen Fall sollte man sofort seinen<br />

Hausarzt aufsuchen.<br />

35


36 Unterhaltung<br />

Zuletzt noch Schneewittchen im Kinofilm<br />

„7 Zwerge – der Wald ist nicht genug“ …<br />

und ab sofort Krankenschwester in der<br />

Komödie „Die Aufschneider“, <strong>Cosma</strong> <strong>Shiva</strong><br />

<strong>Hagen</strong> spielt ganz oben in der deutschen<br />

Schauspiel-Liga. handfest sprach mit der<br />

charismatischen Schauspielerin:<br />

Neu im Kino<br />

Komödien-Highlight 2007<br />

DIE AUFSCHNEIDER<br />

Zwei benachbarte Krankenhäuser im<br />

Wettbewerb gegeneinander. Und nur<br />

eines wird überleben. Während das St.<br />

Georg Krankenhaus auf Hypermodernität<br />

und Effizienz setzt, versucht die Eichwaldklinik<br />

mit Hilfe eines vierschrötigen<br />

Ex-Animateurs das Motto „Zuspruch, Spaß<br />

und Alkohol“ in die Tat umzusetzen. Und<br />

in beiden Häusern fallen alle Tabus im<br />

Umgang mit den Patienten und deren<br />

Organen.<br />

Darsteller: <strong>Cosma</strong> <strong>Shiva</strong> <strong>Hagen</strong>,<br />

Christoph Maria Herbst u. a., Regie:<br />

Carsten Strauch,<br />

Kinostart: 8. Februar 2007<br />

COSMA<br />

SHIVA<br />

HAGEN<br />

Erfolgsschauspielerin mit sozialem Engagement<br />

und leicht chaotischem Einschlag. Würdest<br />

du dem zustimmen? Was würden deine<br />

Freunde ergänzen oder ändern?<br />

Nee, dem würde ich zustimmen ... Trotzdem<br />

kann man sich auf mich verlassen!<br />

Die meisten unserer Leserinnen und Leser stehen<br />

gerade vor der Entscheidung, welcher<br />

berufliche Weg nach dem Schulabschluss für sie<br />

der passende ist. Wie war das für dich?<br />

Ich habe damals den einfachsten Weg für<br />

Taschengeld genommen und habe mich<br />

danach Stück für Stück in den Beruf verliebt.<br />

Das Einzige, was keinen Spaß macht,<br />

sind die Pressetermine.<br />

Und alternativ? Was hältst du vom Bereich<br />

Handwerk? Gibt’s Berührungspunkte/Erlebnisse?<br />

Ich finde es großartig, etwas mit seinen<br />

Händen zu machen - ob nun praktisch oder<br />

künstlerisch.<br />

Du hast bereits ein großes Stück von der Welt<br />

gesehen. Welches davon hat dir am besten<br />

gefallen und wo möchtest du unbedingt als<br />

nächstes hin?<br />

Am besten gefällt mir Spanien und die<br />

Mentalität der Menschen dort. Afrika ist<br />

auch ein sehr spannender Kontinent. Ich<br />

möchte gerne noch nach Brasilien und<br />

Neuseeland.<br />

Ein paar Worte zum Schluss:<br />

Zu einem perfekten Tag gehören …<br />

liebe Freunde, gutes Essen und keine<br />

Sorgen.<br />

Der schönste Platz der Welt …<br />

... ist ein friedlicher Platz auf der Welt.<br />

Lieblingsmärchen …<br />

na ja, Schneewittchen und die 7 Zwerge<br />

natürlich.<br />

Lieblingsfilm: Robin Hood von Walt Disney!<br />

Vor der Filmkamera stehe ich am liebsten, …<br />

kurz vor Drehschluss.<br />

Beruflich wünsche ich mir …<br />

so viel Geld zu verdienen, dass ich eine<br />

eigene, private Hilfsorganisation und einen<br />

Gnadenhof für Tiere gestalten kann.<br />

Freizeit heißt für mich …<br />

Luxus = Spaß, Erholung<br />

Steckbrief<br />

Geboren: 17. Mai 1981<br />

Größe: 164 cm<br />

Haare: braun<br />

Augen: grün-braun<br />

Weltenbummler: CSH verbrachte ihre<br />

Jugend in London, Berlin, Paris, Ibiza, in<br />

einem Lüneburger Internat und Hamburg<br />

Beruf: Schauspielerin<br />

Foto: Karsten Woelk


Mitmachen und gewinnen!<br />

Fragen beantworten, Zahlen der Lösungen addieren und<br />

die richtige Zahl an: Redaktion handfest, Drususstraße 13a,<br />

40549 Düsseldorf, per E-Mail an mail@handfest-online.de.<br />

Einsendeschluss ist der 15. März 2007. Eigene<br />

Postanschrift und Gewinnwunsch nicht vergessen!<br />

Um Könner, Profis und Siegertypen geht es ...<br />

beim Hochstaplertreffen der Bergwacht (45) | der Jugendleistungsshow im<br />

Freestyle (53) | dem Leistungswettbewerb der Handwerksjugend (96)<br />

Die Hauptstadt Senegals ist ...<br />

Senegalcity (81) | Dakar (94) | Palimpalam (37)<br />

Bei einer Schülerfirma geht es vor allem darum, ...<br />

möglichst viel Ertrag zu erwirtschaften (558) | die Spielregeln der beruflichen<br />

Praxis kennen zu lernen (37) | die Konkurrenz zu verdrängen (68)<br />

Um sich im Handwerk erfolgreich selbstständig zu machen, sollte man ...<br />

erfolgreich die Meisterschule besucht haben (324) | regelmäßig sein Horoskop<br />

lesen (105) | über dreißig Jahre alt sein (92)<br />

6 x PC CD-ROM „DreamCube“<br />

– Rätsel- und<br />

Geschicklichkeitsspiel<br />

Schlaflos in der Würfelwelt<br />

Novitas und edel interactive lüften<br />

Labyrinth-Rätsel DreamCube<br />

auf PC<br />

Mit einzigartiger Grafik und<br />

Animation wird der Spieler in<br />

eine fantastische Welt entführt,<br />

in der es nicht nur darum geht,<br />

Rätsel und Aufgaben zu lösen,<br />

sondern auch sich einen Weg<br />

durch den DreamCube zu<br />

suchen. Geschicklichkeit,<br />

Reaktionsschnelligkeit und<br />

Denksport-Talent werden dabei<br />

auf die Probe gestellt.<br />

Garantierter Langzeitspaß in<br />

einer faszinierenden Traumwelt.<br />

www.peppergames.de<br />

10 x Musik-CD “Preposition Raps”<br />

Rappende Engel<br />

Mit Hip-Hop gehen englische<br />

Präpositionen direkt ins Blut<br />

„After all rappers are not angels!“ –<br />

Oder doch? Für manchen Schüler werden<br />

sie zu rettenden Engeln. Denn<br />

Rap und Hip-Hop geben den grauen<br />

Zellen jetzt Nachhilfe in Sachen prepositions.<br />

Der Rhythmus der neun<br />

Tracks auf der mentor Audio-CD fährt<br />

direkt ins Blut und macht ein<br />

Englischthema zum Ohrwurm, dem<br />

mit Logik sowieso nicht beizukommen<br />

ist. Einfach nicht mehr ohne<br />

Kopfhörer aus dem Haus gehen – und<br />

die nächste Schulaufgabe ist geritzt!<br />

ISBN: 3-580-63256-6<br />

www.mentor.de<br />

Ist das nicht...? Nevio<br />

Doch, das ist er: der junge Mann,<br />

der seit Jahren schon Popsongs<br />

komponiert und textet, der die Musik<br />

von anderen neu arrangiert und alles<br />

im eigenen Studio produziert.<br />

Bekannt auch durchs Fernsehen – als<br />

einer der «Superstar»-Anwärter in der<br />

Saison 2006. Zwar hat er den RTL-<br />

Wettbewerb letztlich nicht gewonnen,<br />

sondern musste sich mit dem vierten<br />

Platz begnügen, geschadet hat ihm<br />

das in seinem musikalischen<br />

Fortkommen jedoch nicht.<br />

Der Halbitaliener mit der sanften<br />

Popstimme startet nun mit seiner<br />

Single „Amore per sempre“, einem<br />

Liebeslied an die Musik, und dem<br />

Album „Nevio“ durch.<br />

3 CD’s gibt’s jetzt zu gewinnen!<br />

Gewinner aus 6/2006<br />

20 x 10 CINEMAXX-Tickets H. Marsson | T. Kuntze | M. Ströher | N. Lüdtke | C. Reipen | A. Kramme | M. Meurer | S. Uerlings |<br />

K. Koglin | J. Hansch | P. Sielemann | B. Metzger | A. Trapphagen | U. Kistler | G. Weipprecht | G. Dembowski | J. Schiwek | S. Trappen |<br />

E. Harböck | B. Isermann<br />

5 x blau.de-Startpaket R. Schmidt | H. Noske | R. Schulte | L. Nikulski | S. Röken<br />

5 x KLEE-CD L. Trappen | H. Herms | C. Skerka | B. Lohkämper | S. Lepping<br />

37


38 Vorschau<br />

Girls'Day – Mädchen-<br />

Zukunftstag 2007<br />

Mit Neugier und Entdeckungsfreude<br />

können Mädchen von heute, die Welt von<br />

morgen gestalten<br />

Am 26. April 2007 öffnen in ganz Deutschland wieder Unternehmen,<br />

Betriebe, Behörden, Hochschulen und Forschungszentren<br />

ihre Türen für Schülerinnen ab der Klasse 5 und bieten ihnen<br />

Möglichkeiten, zukunftsorientierte Berufe in Technik, Handwerk,<br />

Ingenieur- und Naturwissenschaften hautnah erleben zu können.<br />

Denn in den Werkstätten, Büros und Laboratorien lässt sich hervorragend<br />

experimentieren, programmieren, verstehen und selbst<br />

ausprobieren. Jedes Mädchen, das gerne am Girls’Day teilnehmen<br />

möchte, kann unter www.girls-day.de eine Girls’Day-Veranstaltung<br />

auswählen und sich online oder telefonisch dafür anmelden.<br />

NEU:<br />

Erstmals wird es im Rahmen des Girls’Day 2007 im „EU-Jahr der<br />

Chancengleichheit für alle“ einen Technik-Kreativ-Wettbewerb<br />

„Vision 2027 – Erfinde deine Zukunft“ geben. Hier können sich die<br />

Schülerinnen mit ihren Visionen von der Technik der Zukunft<br />

bewerben. Modelle und Objekte, Animationsfilme, Zeichnungen<br />

oder Internetseiten dürfen in Einzel- oder Gruppenarbeit erstellt<br />

und eingesandt werden.<br />

Weitere Infos: www.girls-day.de<br />

Vorschau | handfest 02 | 2007<br />

Unterrichtsmaterialien zum<br />

Thema Rente und soziale<br />

Sicherung<br />

Wie funktioniert das Rentensystem? Was passiert mit den<br />

Sozialbeiträgen? Wie kann man zusätzlich im Alter vorsorgen?<br />

Antworten bietet die überarbeitete Neuauflage der<br />

Unterrichtsmaterialien „Safety 1st plus“ zum Thema Rente und<br />

soziale Sicherung.<br />

Das Medienpaket besteht aus einem Lehrer- und Schülermagazin<br />

sowie der umfassenden Internetplattform www.safety1st.de/plus<br />

mit weitergehenden Informationen und Anregungen für Lehrer<br />

und Schüler.<br />

Die Materialien von Safety 1st unterstützen Lehrkräfte dabei,<br />

aktuelle und moderne Arbeitsmittel in ihren Unterricht zu integrieren.<br />

Schülern geben sie neben dem Informationsangebot die<br />

Gelegenheit, sich im Umgang mit Arbeitsmethoden wie PC-<br />

Einsatz, Projekt- oder Teamarbeit zu üben. Für die Qualität des<br />

Medienpakets spricht gleichfalls, dass es in diesem Jahr mit dem<br />

Comenius-EduMedia-Siegel ausgezeichnet wurde. Eine Prämierung,<br />

die von der Gesellschaft für Pädagogik und Information e. V. (GPI)<br />

vergeben wird.<br />

Klassensätze der Materialien "Safety 1st" können kostenlos über<br />

den Universum Verlag bestellt werden:<br />

Universum Verlag GmbH, 65175 Wiesbaden<br />

Tel.: 0611 9030267, Fax: 0611 9030277<br />

E-Mail: vertrieb@universum.de<br />

Internet: www.safety1st.de oder www.universum.de<br />

Das Schülerportal für soziale Sicherung und private Vorsorge unter<br />

www.safety1st.de<br />

Alles und mehr wissen über<br />

• soziale Sicherung in Deutschland<br />

• Rente und Altersvorsorge<br />

• Versicherungen<br />

• Berufsstart<br />

Mit ausführlichem Lexikon, aktuellen Themenspecials,<br />

Schaubildern, Cartoons, Videos, einem interaktiven Rentensimulator<br />

und jeder Menge Hintergrundinfos.<br />

Mädchen in Jungsberufen: Schön, stark und<br />

richtig erfolgreich<br />

Warum immer immer mehr weibliche Auszubildende<br />

ihre Leidenschaft in bislang männerdominierten<br />

Berufsfeldern entdecken und welche Erfahrungen sie<br />

auf ihrem Weg sammeln, mehr dazu im nächsten Heft.


Anzeige<br />

SIGNAL<br />

liegt als pdf bei.<br />

(Anz Kanu 210x280 4c.pdf)

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