14 Schule Warum Schülerfirma? Ein guter Schulabschluss ist wichtig. Weiß jeder! Fast noch wichtiger ist allerdings, dass man bereits frühzeitig die Spielregeln der beruflichen Praxis kennt. Und dabei stehen weniger die fachspezifischen Kompetenzen im Vordergrund – die werden einem in der betrieblichen Ausbildung schon beigebracht – als vielmehr das, was sonst noch dazu gehört. Zum Beispiel: Wie begegne ich Kollegen? Was ist zu tun, wenn ein Kunde in den Betrieb kommt? oder: Nach welchen Kriterien funktionieren betriebliche Abläufe? Die passenden Antworten lassen sich sicherlich in guten Büchern und überall im Internet nachlesen. Besser als das: man erlebt es hautnah mit. Entweder im Schüler-Betriebs- Praktikum oder gleich selbst in der eigenen Firma, der Schülerfirma. Von der ersten Geschäftsidee über die Produktion der Leistung, der Erledigung der nötigen Verwaltungsaufgaben, bis hin zum Vertrieb, der Kundenbetreuung und vielem mehr. Eine besseres Verständnis dafür, wie ein Betrieb funktioniert und nach welchen Kriterien auch Personalentscheidungen getroffen werden, gibt es kaum. Ohne Risiko und ohne viel falsch machen zu können, erfährt man, wie betriebliche Praxis schmeckt. Und wer bereits als Schülerfirma handfeste Erfolge sammeln möchte, der stellt sich der Konkurrenz und tritt mit seiner Geschäftsidee auf Landes-, Bundes- oder sogar Europaebene gegen andere Schülerfirmen an. Residenz und vor allem wenig Schlaf bekommen.“ Und gleichzeitig erwiesen sie sich auch als faire Verlierer: „Die anderen waren einfach besser.“ Doofe Jungs Der erste Schnupperkurs in die Wirtschaftsund Arbeitswelt hat den jungen Frauen, wie sie betonen, gut getan. Zu sehen, welche Anforderungen gestellt werden, welche Probleme auftauchen können und wie die Kommunikation innerhalb der Gruppe und das Auftreten nach außen bewertet werden, hat sie auch persönlich weitergebracht. „Selbstständigkeit bedeutet viel mehr Verantwortung, es ist stressiger und geht einem auch schon mal an die Nieren. In Deutsch kann man auch mal zwei Stunden einfach nur Rumsitzen, das sollte man in der eigenen Firma nicht unbedingt machen,“ betonen die Mädchengymnasiasten nahezu einhellig. Und Jacqueline Richter (17) fügt noch hinzu: „Das Teamwork war auch eine interessante Erfahrung, also auch mal zu spüren, wie abhängig man voneinander ist.“ Dass sie auf einer Schule sind, in der es keine Jungs gibt, ist für sie kein Problem. Lisa Hülsmann (18), die sich als Finanzvorstand mit Zahlen und Bilanzen beschäftigen musste, hat aber doch eine etwas überraschende Begründung für ihre Wahl parat. „Ich habe mich schon in der Grundschule für Physik interessiert und mit meinen Mitschülern über die Dichte des Materials geredet. Und da es hier sehr schöne Chemie- und Physikräume gibt, habe ich mich für diese Schule entschieden. Ich habe schon mit 10 Jahren auf so etwas geachtet und das MGB ist ja auch bekannt und steht für etwas Besonderes.“ Annika Hülsmann hingegen hatte ganz andere Gründe und betont mit einem ansteckenden Lachen: „Ich wollte hierhin, weil ich Jungs in der Grundschule doof fand. Mittlerweile habe ich aber mehr Jungs als Freunde.“ Nach der Schule In gut einem Jahr werden die jungen Frauen, so alles gut geht, ihr Abitur in der Tasche haben. Doch obwohl sie in einer angesehenen Bildungsanstalt das Rüstzeug für das spätere Leben vermittelt bekommen, sind auch sie von der momentanen Arbeitslage in Deutschland nicht ganz unbeeinflusst. „Ich habe auch Angst davor, was die Zukunft so bringt“, sagt Annika, „es gibt so viele Leute, die richtig was drauf haben und trotzdem keinen Job bekommen.“ Und dann erzählen sie von Freunden, die mit einem Abi-Schnitt von 1,2 keinen Job finden, obwohl sie über 70 Bewerbungen geschrieben haben. Pläne aber für das weitere Leben haben sie schon im Kopf. Während Lisa später „etwas Organisatorisches“ machen möchte, Jacqueline sich eventuell vorstellen kann, Grundschullehrerin zu werden, steht für Annika fest: „Ich würde gerne etwas Kreatives mit Menschen machen. Auf jeden Fall keinen Bürojob, das geht gar nicht.“ Das sieht Ann-Kristin ganz ähnlich: „Ich möchte später lieber was Praktisches machen. Wenn ich nur vor Zahlen sitzen müsste, würde ich verrückt werden.“ www.gotoschool.de Die „Go! to school“-Initiative fördert die Gründungsoffensive an Schulen. Mit Info-Truck-Touren, Kreativworkshops und Gründungswerkstätten sollen Interesse für Wirtschaft und Unternehmertum geweckt und Perspektiven zur Selbstständigkeit eröffnet werden. Und in jedem Jahr wieder prämiert die Initiative die „Schüleridee des Jahres“. ! 01.05.2007 – Anmeldeschluss für Bewerbungen. www.jugend-gruendet.de Der bundesweite online-Schülerwettbewerb, vom Bundesministerium für Bildung und Forschung initiiert, bietet Schülern die Möglichkeit, spielerisch alle Phasen einer Unternehmensgründung zu erleben und am Ende Hightech-Gründer des Jahres zu werden. www.schueler-unternehmen-was.de Das Förderprogramm der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung leistet Schülerfirmen Hilfestellung, bietet viele Informationen, umfangreiche Beratung und eine Anschubfinanzierung für den Kauf wichtiger Arbeitsmaterialien.
„Ich würde gerne etwas Kreatives mit Menschen machen. Auf jeden Fall keinen Bürojob, das geht gar nicht.“ Annika Hülsmann
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