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Braunschweigisches Jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

BRAUNSCHWEIGISCHES JAHRBUCH<br />

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

GEDRUCKT MIT FÖRDERUNG DER<br />

NORDDEUTSCHEN LANDESBANK<br />

GIROZENTRALE<br />

HANNOVER - BRAUNSCHWEIG<br />

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P<br />

Cf<br />

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/12 L(<br />

( 6f)<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

Schriftleitung:<br />

Ltd. Archivdirektor Dr. Günter Scheel, Wolfenbüttel, Forstweg 2<br />

(Niedersächsisches Staatsarchiv )<br />

Tausch und Vertrieb der Vereinsveröffentlichungen:<br />

<strong>Braunschweig</strong>ischer Gcschichtsverein e. V.<br />

Tauschstelle<br />

3340 Wolfenbüttel, Forstweg 2<br />

(Niedersächsisches Staatsarchiv)<br />

ISSN 0068-0745<br />

Gedruckt in der Waisenhaus-Buchdruckerei <strong>Braunschweig</strong><br />

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Inhalt<br />

Vt:rft:stungen im mittdalterlichen <strong>Braunschweig</strong>. Mit einer Edition des Liber<br />

proscriptionum Gemeiner Stadt für die Jahre 1351-1376<br />

von Dr. Thomas V 0 g t herr, Marburg . . . . . . . . .<br />

Thomas Müntzer in <strong>Braunschweig</strong>. Teil 1<br />

von Prof. Dr. Ulrich Bub e n h e i me r , Reutlingen<br />

Landtagsaussch üsse in <strong>Braunschweig</strong>-Wolfenbüttel.<br />

Moderne Formen landständischer Repräsentation im 16. Jahrhundt:rt<br />

von Prof. Dr. Ulrich La n ge , Kiel<br />

Wirtschaftspolitische Gutachten für den Erbprinzen Julius von<br />

<strong>Braunschweig</strong>-Lüneburg (Wolfenbüttc\) aus dem Jahre 1567<br />

von Dr. Sabine Sc h u man n , Berlin<br />

Nationalsozialistische Wirtschaftspolitik im Lande <strong>Braunschweig</strong> 1930 -1939.<br />

Teil 1: 1930-1933<br />

von Dr. Birgit PoIl man n und Dr. Hans Ulrich Ludewig , <strong>Braunschweig</strong><br />

Braunschwcig als Bombenziel. Aus Aufzeichnungen der Jahre 1944 und 1945<br />

von Peter Neu man n , Saarbrücken<br />

Bibliographie zur <strong>Braunschweig</strong>ischen Landesgeschichte 1983<br />

Bearbeitet von Sibylle We i t kam p, Wolfenbüttel ..... .<br />

Chronik des <strong>Braunschweig</strong>ischen Geschichtsvereins vom<br />

Oktober 1983 bis Oktober 1984<br />

Verstorbene Mitglieder ....<br />

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7<br />

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209<br />

212


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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

Verfestungen im mittelalterlichen <strong>Braunschweig</strong><br />

Mit einer Edition des Liber proscriptionum Gemeiner Stadt für die<br />

Jahre 1351 - 1376<br />

Von<br />

Thomas Vogt herr<br />

Gehören Aspekte der braunschweigischen Stadtgeschichte des Mittelalters - und hier<br />

besonders der Rechts- und Verfassungsgeschichte - zu den durchaus häufiger behandelten<br />

Themen der <strong>Braunschweig</strong>er Stadtgeschichte, so fällt es dennoch auf, daß bisher von einer<br />

der zentralen QueIlen der städtischen Strafrechtspflege, dem als Liber proscriptionum Gemeiner<br />

Stadt betitelten Verfestungshuch der Jahre 1306-1376, kaum Notiz genommen<br />

worden istl). Zwar liegen die Einträge der Jahre bis 1350 bequem zugänglich im Druck<br />

vor 2 ), aber eine Auswertung der gesamten Quelle ist bisher unterblieben. Eine solche umfassendere<br />

Interpretation soll deswegen hier versucht werden. Sie baut auf dem Gesamttext<br />

des Liber proscriptionum 3 ) auf, dessen bisher nicht edierter Teil im Anhang abgedruckt<br />

wird. Das zeitlich parallellaufende Verfestungsbuch der Neustadt von (1320) -1514<br />

bleibt dagegen im wesentlichen außer Betracht 4) . Weitere Verfestungsbücher aus den fünf<br />

I) Einzig nennenswerte moderne Ausnahme: Manfred R. W. Garzmann, Stadt herr und Gemeinde<br />

in <strong>Braunschweig</strong> im 13. und 14. Jahrhundert (Rraunschweiger Werkstücke 53), <strong>Braunschweig</strong><br />

1976, S. 218. - Vgl. im übrigen immer noch Hermann Dürre, Geschichte der Stadt <strong>Braunschweig</strong> im<br />

Mittelalter, <strong>Braunschweig</strong> 1861, Index s. v. VerfesteteNerfestung.<br />

2) VB <strong>Braunschweig</strong> (hinfort ahgekürzt zitiert als VB) 11 S. 298 - 301 Nr. 571; III S. 5 NT. 4, S.<br />

28 f. Nr. 30, S. 57 f. Nr. 68, S. 83 NT. 107, S. 96 NT. 126, S. 126 f. Nr. 159, S. 150 Nr. 196, S. 168 f. Nr.<br />

223, S. 214 Nr. 282, S. 238 Nr. 317, S. 267 Nr. 352, S. 290 Nr. 383, S. 341 NT. 456, S. 370 f. Nr. 489, S.<br />

392 Nr. 517, S. 425 Nr. 553, S. 456 f. Nr. 577, S. 499 Nr. 617, IV S. 13 f. NT. 4, S. 58 Nr. 53, S. 92 Nr.<br />

80, S. 132 Nr. 120, S. 171 Nr. 154, S. 219 f. Nr. 20\, S. 254 Nr. 239, S. 287 Nr. 269, S. 318 Nr. 307, S.<br />

365 Nr. 35R. - Der Einfachheit halber werden Einträge aus diesen edierten Teilen des Liber proscriplionum<br />

jeweils mit der Angabe der Jahreszahl, jedoch ohne den Hinweis auf die Edition zitiert.<br />

3) Hinfort ahgekürzt zitiert als LP mit Zusatz der in der Edition in Klammern vorangestellten<br />

Ziffern.<br />

4) Die edierten Einträge der Jahre bis 1349 (VB JI S. 512- 516 Nr. R74, IV S. 172 Nr. 155, S.<br />

220 Nr. 202, S. 255 Nr. 240, S. 319 Nr. 308),122 an der Zahl, umfassen Verfestungen von mehr als 169<br />

Personen, also etwa gleichviele Verfestungen wie im gemeinstädtischen LPwährend der gleichen Zeit.<br />

Jedoch werden im Neustädter Verfestungshuc-h nur ausnahmsweise das Delikt. dessentwegen die Verfestung<br />

verhängt wurde, sowie nähere Kennzeichnungen der verfestenden und verfesteten Personen<br />

angegeben, die zu deren Charakterisierung beitragen könnten. Wir lassen daher dieses Register außer<br />

acht, nicht ohne auf die Auswertungsmöglichkeiten in namenkundlicher Hinsicht hingewiesen zu haben.<br />

- Handschriftenbeschreihung VB 11, S. VII - IX.<br />

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7


aunschweigischen Weichbilden liegen mit dem Verfestungsbuch des Sackes<br />

(1434 -1515) und dem (zweiten?) Verfestungsbuch Gemeiner Stadt (1525 -1585) unediert<br />

vorS).<br />

I. Die Verfestung stellt im Mittelalter eines der wirksamsten prozeßrechtlichen<br />

Zwangsinstrumente dar, über das die Gerichte von Territorialherren und Städten verfügten<br />

6). Sie wurde über einen vor Gericht geladenen Beschuldigten nach dessen drittem Ausbleiben<br />

als Kontumazialurteil verhängt (Sachsenspiegel Landrecht I 67 § 2), verurteilte<br />

diesen zur Festnahme durch jedermann und wurde in dieser Form mindestens seit dem<br />

ausgehenden 12. Jahrhundert praktiziert 7 ). Das Rechtsinstitut hat sich dabei im lübischen<br />

Rechtskreis anders entwickelt als im Bereich sächsischen Rechts. Sieht das sächsische<br />

Recht die Verfestung als prozeßrechtliches Mittel zur Erreichung des darüher hinausgehenden<br />

Zwecks an, nämlich der Verhandlung über den Täter und seiner anschließenden Bestrafung,<br />

so decken sich im lübischen Recht Mittel und Zweck so weit, daß die Verfestung<br />

selber zur Strafe wird, die den flüchtigen Täter treffen und das gestörte Recht der von ihm<br />

geschädigten Gemeinschaft wieder herstellen soll 8). Es ist dies der Grund dafür, daß der<br />

Sachsenspiegel und das gesamte von ihm heeinflußte Recht sehr detaillierte Bestimmungen<br />

über die Lösung aus der - ja nur vorübergehend und instrumental verstandenen - Verfestung<br />

kennen, daß aber das lübische Recht - dem finalen Charakter der Verfestung in<br />

seinem Verständnis entsprechend - solche Möglichkeiten nicht explizit vorsicht. Diesem<br />

Unterschied beider Rechtsauffassungen entspricht es, wenn auch unterschiedliche Arten<br />

von Delikten die Verfestung auslösen können: Der Sachsenspiegel beschränkt sie auf Fälle<br />

von Hals-und-Hand-Verbrechen (Landrecht I 68 § 1), das lübische Recht dehnt sie auch<br />

auf geringere Vergehen aus. Bei der Gefangennahme eines Verfesteten reicht im lübischen<br />

Recht der Nachweis der Verfestung selbst für die Arretierung aus, im sächsischen Recht<br />

beginnt mit der Arretierung erst das gerichtliche Verfahren in der Sache (Landrecht III 88<br />

§ 2 + 3). Schließlich sicht das lübische Recht die sofortige Konfiskation des Vermögens<br />

eines Verfesteten vor, das sächsische Recht schließt sie vor Abschluß des Verfahrens in der<br />

Sache aus.<br />

Die Folge der Verfestung war für den Verfesteten eine wesentliche Einschränkung<br />

seiner Freizügigkeit und Rechtsfähigkeit. Er durfte niemandes Gastfreundschaft in Anspruch<br />

nehmen - sein Gastgeber würde sofort selber verfestet werden (Landrecht III<br />

S) Eine zeitlich unmittelbar anschließende Fortsetzung des Verfestungsbuches Gemeiner Stadt<br />

gibt es nicht (mehr?). Ich verdanke diesen Hinweis einem Schreiben von Stadtarchivar Dr. Garzmann<br />

vom 15. Februar 1984.<br />

6) Über Theorie und Praxis der Verfestung bis heute grundlegend: Ferdinand Frensdorff, Die<br />

Verfestung nach den Quellen des lübischen Rechts, in: Das Verfestungsbuch der Stadt Stralsund,<br />

hrsg. v. Otto Francke (HansGQ 1), Halle 1875, S. XIII - XCVI. Neuere Skizze: Ahasver von Brandt,<br />

Proscriptio. Zur Überlieferung und Praxis der Verfestung (Friedloslegung) im mittelalterlichen Lübeck,<br />

in: ZVLübG 48, 1968, S. 7 -16.<br />

7) Quellen: Das Landrecht des Sachsenspiegels, editio tertia, hrsg. v. Karl August Eckhardt<br />

(Bibliotheca rerum historicarum = Corpus iuris europensis 14), Göttingen 1975, S. 61, Anm. 100.<br />

8) Über diesen Unterschied im einzelnen: Frensdorff, wie Anm. 6, S. XXXII f.; auch zum Folgenden.<br />

8<br />

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23)9) -, und er war in seinen Rechten vor Gericht beschränkt (ebd. 11 63 § 2). Daß er den<br />

Bereich seiner Verfestung meiden mußte, ergab sich aus der Natur der Sache, setzte ersieh<br />

sonst doch der Gefahr der sofortigen Festsetzung aus. Insoweit berühren sich hier die Auswirkungen<br />

von Verfestung und Stadtverweisung lO ), die sich im übrigen im Rechtsgrund<br />

unterscheiden: Die Stadtverweisung wird gegen den Anwesenden verhängt, die Verfestung<br />

über den Abwesenden ausgesprochen 11). Nichtsdestoweniger vermischen sieh in der Anwendung<br />

beide Rechtsinstitute gelegentlich 12).<br />

11 Vor dem Hintergrunde dieser allgemeinen rechtshistorischen Einordnung ist<br />

nun kurz auf die Entwicklung der Verfestung im <strong>Braunschweig</strong>er Stadtrecht einzugehen.<br />

Dabei sind die drei klassischen Quellengruppen des Stadtrechts gleichermaßen einschlägig:<br />

Sowohl die Stadtrechtsprivilegien der Landes- und Stadtherren seit 1227 als auch die innerstädtischen<br />

Statuten (Echteding) und schließlich auch die Mitteilungen braunschweigisehen<br />

Rechts an Tochterstädte der Stadtrechtsfamilie enthalten Nachrichten über die Normen<br />

der Verfestung.<br />

Die zeitlich frühesten Nachrichten finden sich im Ottonianum für die Altstadt von<br />

1227 sowie in den lura Indaginis dcs gleichen Jahres 13). Die beiden TextsteIlen der Privilegien,<br />

die sich unmittelbar auf die Verfestung und ihre Rechtsfolgen beziehen, sind kennzeichnend<br />

für die Einordnung des <strong>Braunschweig</strong>er Stadtrechtes in den Bereich des sächsischen<br />

Rechts. Im Ottonianum wird bestimmt 14):<br />

Swelich man mit recht overvest wert, de nemach der nicht uthkomen wene mit den sake waiden<br />

unde mit deme richte unde mit dere stat, und under dere wile is he sunder recht.<br />

Ganz sichtbar ist die Verfestung als Kontumazialurteil zu verstehen: Sie kann gelöst<br />

werden, wenn auch die Lösung außerordentlich schwierig gewesen zu sein scheint, war sie<br />

doch an die Zustimmung von Kläger, Gericht und Stadt, d. h. Rat, gebunden 15). Die Konsequenz<br />

der Verfestung, die Rechtlosigkeit, ist deutlich noch schärfer als im Sachsenspiegel,<br />

der zwar eine Reihe von Rechtseinschränkungen für den Verfesteten kennt 16), im übrigen<br />

aber Landrecht III 63 § 3 bestimmt:<br />

Vestinge nimt deme manne sin lit. of he begrepen wert dar binnen, unde nicht sin recht, swo<br />

lange he dar inne is.<br />

9) Ein entsprechender Fall LP Nr. 60 von 1357.<br />

10) Über den Unterschied Frensdorff, wie Anm. 6, S. XXIV.<br />

11) Klar noch in Hanserezesse I, 1 NT. 7 (ca. 1260) § 2: si aliquis propter excessum suum ab una<br />

civitate expulsusfuerir (Fall der Stadtverweisung); § 5: si aliquis pro larrocinio er spolio in una civitate<br />

fuerit proscriptus (Fall der Verfestung).<br />

12) Dies ergibt sowohl die Durchsicht des Stralsunder Verfestungsbuches, wie Anm. 6, als auch<br />

diejenige von: Das Soester Nequambuch. Neuausgabe des Acht- und Schwurbuches der Stadt Soest,<br />

hrsg. v. Wilhelm Kohl (VeröffHistKommWestf 14), Wiesbaden 1980.<br />

13) Garzmann, wie Anm. 1, S. 58 f.; damit identisch: ders., Das Ottonianum und die Jura Indaginis,<br />

in: BraunschwJb 59, 1978, S. 9-24, hier: S. 17.<br />

14) VB I S. 6 Nr. 2.<br />

15) Garzmann, wie Anm. 1, S. 58 Anm. 98.<br />

16) S. o. S. 8, Absatz "Die Folge der Verfestung ... "<br />

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9


Kombinieren wir die Rechtseinschränkungen des Sachsenspiegels auf der einen Seite<br />

mit der prinzipieJl bestehenden Garantie der Rechtsfähigkeit des Verfesteten auf der anderen<br />

Seite, so müssen wir feststellen, daß mit der Schärfe in dieser Hinsicht das Ottonianum<br />

deutlich über den etwa gleichzeitigen Sachsenspiegel hinausgeht.<br />

Zu Recht bemerkt Garzmann 17), daß das Hagenrecht vergleichsweise "eine bemerkenswerte<br />

Liberalisierung" aufweise, bestimmt es in seinem § 8 doch 18):<br />

[tem quicumque pro aliquo excessu proscriptus fuerit, uxor el pueri eius atque omnia bona sua<br />

pacem habebunt, quo usque idem proscriptus redeat atque cum civitate componat.<br />

Hier wird der Schutz des Vermögens ebenso garantiert, wie die Verfolgung der Straftat<br />

auf den Täter selber beschränkt wird, unter bewußtem Verzicht der Haftbarmachung<br />

von Frau und Kindern. Mit der Bestimmung, daß in solchem Falle das Haus des Täters<br />

zugunsten des Richters mit einem Drittel und der Stadt mit zwei Dritteln zu beschlagnahmen<br />

sei 19), steht das Ottonianum noch erheblich näher an den härteren Rechtsnormen des<br />

12. Jahrhunderts in Köln oder Soest 20 ).<br />

Jedoch gilt für beide Privilegien, daß sie den exakten Vorgang der gütlichen Einigung<br />

des Verfesteten mit der Stadt nicht beschreiben. Lediglich von uthkomen ist die Rede oder<br />

davon, daß der Täter sich cum civitate componat, ohne daß wir Näheres über die Prozedur<br />

erfahren.<br />

Mit der Eingliederung des Hagens und der Neustadt in den Rechtsbereich der Altstadt<br />

durch die Bildung des Gemeinen Rates 1269 21 ) wird das Hagenrecht nun in zunehmendem<br />

Maße von altstädtischem Recht überlagert. Das Recht der Altstadt - durch die Herzöge<br />

Albrecht von <strong>Braunschweig</strong> und Johann von Lüneburg 1265 gerade erst bestätigt - dehnt<br />

seinen GeItungsbereich auch auf Hagen und Neustadt aus. Es ist in der Substanz gegenüber<br />

dem Ottonianum unverändert 22 ). Diese Überlagerung findet auch in der unveränderten<br />

Übernahme des Verfestungssatzes aus dem altstädtischen Recht in die Stadtbücher von<br />

Sack und Neustadt (beide um 13(0) ihren Ausdruck 23 ).<br />

Aus dem Ende des 13. und der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts sind eine ganze<br />

Reihe erweiternder Hinweise auf die Anwendung der Verfestung überliefert, ohne daß<br />

sich zunächst aber das Bild systematisch rundete: 1299 wird der Stadt durch die Herzöge<br />

Heinrich und Albrecht von <strong>Braunschweig</strong> die allgemeine Gc\tung der Verfestung durch<br />

das herzogliche Gericht auch in der Stadt aufgenötigt 24 ). Ungefähr zur gleichen Zeit mahnen<br />

die <strong>Braunschweig</strong>er Ratsherren ihrerseits die Goslarer KoJlegen, eine in <strong>Braunschweig</strong><br />

17) Garzmann, wie Anm. 1, S. 59.<br />

18) VB I S. 2 Nr. 1.<br />

19) VB I S. 4 Nr. 2 § 4.<br />

20) Garzmann, wie Anm. I, S. 59 Anm. 100 und 102.<br />

21) Ebd. S. 36 und 106.<br />

22) VB I S. 10-14 Nr. 6; der Verfestungssatz unverändert als § 29.<br />

23) VB 11 S. 220- 225 Nr. 452 § 29; I S. 21- 24 Nr. 16 § 27; identisch auch die Mitteilung <strong>Braunschweig</strong>er<br />

Stadtrechts an Duderstadt (1279): VB 11 S. 130 -135 Nr. 294 § 30.<br />

24) VBIS.20Nr.15§7.<br />

10<br />

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ausgesprochene Verfestung auch in Goslar zu beachten, und garantieren umgekehrt Entsprechendes<br />

25).<br />

In dem vor 1312 an Celle mitgeteilten <strong>Braunschweig</strong>er Stadtrecht wird derjenige, der<br />

die Stadt zu verlassen plant, bei Strafe der Verfestung aufgefordert, dies vierzehn Tage<br />

vorher der Stadt anzukündigen 24). Dies ist der erste Einblick in städtische Statuten, die die<br />

Anwendung der Verfestung auf einzelne, genau definierte Delikte regeln; diese Statuten<br />

sind geschlossen erst aus der Zeit bald vor 1349 überliefert.<br />

In Fällen schwerer Körperverletzung behält sich 1317 Herzog Albrecht von <strong>Braunschweig</strong><br />

die Verfestung gegenüber dem Stift St. Cyriacus vor 27 ). Neben der horrenden<br />

Geldstrafe von 50 Mark ist die Verfestung auch die Strafe für einen Verstoß gegen einen<br />

schiedsrichterlichen Vergleich; gleichzeitig nimmt die Schiedsgerichtsordnung solche Vergehen,<br />

auf die Verfestung verhängt werden kann, aus der Zuständigkeit des Schiedsgerichtes<br />

aus und weist sie dem städtischen Vogteigerichtzu 28). Auch in privatrechtlichen Verträgen<br />

wird für den Fall der Verletzung der Bestimmungen gelegentlich Verfestung vereinbart<br />

29).<br />

Um die Mitte des 14. Jahrhunderts nun fassen wir die städtischen Statuten <strong>Braunschweig</strong>s<br />

erstmals geschlossen, in denen die Verhängung der Verfestung als eine der in<br />

Strafrechtssachen denkbaren städtischen Maßnahmen mehrfach genannt wird. Als Quellen<br />

stehen uns aus dieser Zeit die wahrscheinlich um 1340 abgeschlossene Sammlung von<br />

braunschweigischen Rechtsbescheiden an Einbeck 30), das spätestens 1349 formulierte<br />

städtische Echteding, das der versammelten Bürgerschaft jährlich vorgelesen wurde 31 ),<br />

sowie die um 1350 angesetzte sechste Redaktion des Stadtrechtes, das sogenannte Leibnizianum,<br />

zur Verfügung J2 ). In diesen Normen spiegelt sich die Verfeinerung und Spezifikation<br />

der eher globalen Rechtsnormen des Stadtrechts des 13. Jahrhunderts in der Regelung<br />

der zahlreichen Einzelfälle des städtischen Lebens und ihrer möglichen Reehtsfolgen wider.<br />

Gleichzeitig ist damit auch die weitestgehende Entwicklungsstufe des <strong>Braunschweig</strong>er<br />

Strafrechts vor der Rezeption 1532 erreicht: Lediglich in wenigen Einzelfällen wurden die<br />

statuarischen Bestimmungen der Mitte des 14. Jahrhunderts 1401102 noch einmal ausgebaut<br />

33 ).<br />

25) VB II S. 219 Nr. 450.<br />

26) VB IV S. 537 - 547 Anhang Nr. 1 § 79; hier auch die Sätze Otlonianum §§ 29 und 32 als §§ 26<br />

und 29.<br />

27) VB II S. 465 Nr. 822.<br />

28) VB I S. 36 f. Nr. 28.<br />

29) 1J25: VB III S. 93 f. Nr. 124; 1330: 111 S. 217 Nr. 288; 1336: 111 S. 367 f. Nr. 487; 1338: III S.<br />

436 Nr. 568.<br />

30) VB IV S. 547 - 555 Anhang Nr. 2; dort §§ 31 f., 75 f., 78 - 82, 84, 87,119,160.<br />

31) VB I S. 44 - 48 NT. 39; dort §§ 6 f., 10 f., 26 f., 29 -31,51,62.<br />

32) VB IV S. 555 - 582, Anhang Nr. 3; dort: Nrn. 1'24 + 27; 2,8. 20. 43. 55, 57; 3"4.21,27,32; 4"5, 22;<br />

5,10,17.<br />

33) Echteding von 1401: VB I S. 126 -145 Nr. 62; Stadtrecht von 1402: ebd. S. 101-126 Nr. 61;<br />

eine weitere Statutensammlung zu (1350 - 80); ebd. S. 63 -75 Nr. 53.<br />

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11


Ohne die insgesamt mehrere Dutzend umfassende Zahl von Artikeln einzeln aufzuführen,<br />

in denen für den Fall eines Rechtsverstoßes mit der Verfestung gedroht wurde,<br />

seien aus dcm Leibnizianum und dem Echteding von 1349 einige Bestimmungen genannt,<br />

um einerseits die sachliche Vielfalt aufzuzeigen, andererseits aber auch den gelegentlich<br />

sichtbaren Verfahrensgang herauszuarbeiten:<br />

Diese Verfahrensfragen sind vor allem durch das Leibnizianum geregelt: Niemand,<br />

der sich der Gerichtsbarkeit von Vogt und Rat stellen will, darf verfestet werden (Leibnizianum<br />

2,43). Ein Verfesteter kann sich mit Zustimmung des Gerichts gegen Zahlung von<br />

60 Schillingen freischwören; sein Rechtsstatus in der Stadt bleibt unberührt (2,8). Ein bloßer<br />

Mittäter (unrechte vulleste) braucht diese Buße nicht zu leisten (3,27). Niemand darf<br />

einem Verfesteten die Were leisten, bevor dieser sich nicht aus der Verfestung befreit hat<br />

(3,14). Verfestungen dürfen schließlich nur im Beisein zweier Ratmänner ausgesprochen<br />

werden und bedürfen der Eintragung in das Stadtbuch (2,20)34).<br />

Die Einzeldelikte, derentwegen verfestet werden kann, betreffen eine Vielzahl von<br />

Bereichen; im Grunde werden alle Bereiche städtischer Polizeivorschriften im weitesten<br />

Sinne berührt. Hier nur einige Beispiele verfestungswürdiger Delikte: Entführung einer<br />

Braut ohne Einwilligung ihrer Verwandtschaft (2,55), unbezahlter Marktkauf (2,57), ungebührliches<br />

Verhalten gegen den Rat (5,17), Veranstaltung von Würfelspielen (5,10),<br />

• Bruch einer Verlobung (Echteding c.11), Flucht vor Gläubigern (c.27)35), unzutreffende<br />

Versicherung der persönlichen Freiheit bei Gelegenheit des Bürgerrechtserwerbs (c.30),<br />

unbezahlte Viehkäufe außerhalb der Stadt (c.51), Verletzung der Aufsichtspflicht über das<br />

Gesinde und anschließende Flucht im Brandfall (c.62), Selbsthilfe gegen Straftäter oder<br />

Beeinträchtigung fremder Besitzrechte (Einbecker Rechtsbescheide 31).<br />

lII. Versuchen wir nun, den Schritt von den Rechtsnormen zur Durchsetzung des<br />

Rechtes in der Praxis zu tun, so müssen wir uns zunächst über den Charakter der Quelle<br />

Rechenschaft ablegen, die wir der Untersuchung zugrundelegen. Der Liber proscriptionum<br />

et iudicii Vemeding Gemeiner Stadt (Stadtarchiv <strong>Braunschweig</strong> B I 15 Band 11) 36)<br />

enthält auf den Blättern 1 v-lI v jeweils zweispaltig insgesamt 376 Verfestungseinträge der<br />

Jahre 1306 -1376. Für das Jahr 1377 ist lediglich noch das Rubrum vorhanden, ohne daß<br />

darunter Einträge vorhanden wären. Warum diese Quelle so plötzlich und offenkundig im<br />

Widerspruch zu vorherigen Absichten abbricht, ist nicht zu klären. Eine unmittelbar anschließende<br />

Fortsetzung ist nicht überliefert 3?). Ein möglicher Zusammenhang mit den<br />

Unruhen in der Stadt um diese Zeit ist spekulativ38).<br />

34) Hier ist die Textvariante von UB IV S. 552 (den schrifft in der stadt bock) vor dem Leibnizianum<br />

(denne scrift me in den bref) vorzuziehen, wenn man nicht die sonst unbelegte Existenz einzelner<br />

Verfestungsurkunden annehmen will.<br />

Jl) Der Täter verliert überdies die Innungszugehörigkeit und wird der Veme überantwortet. Inhaltlich<br />

schon im 1. Degedingbuch dt:r Altstadt zu 1335 - 38: UB I S. 45 Nr. 5.<br />

36) Handschriftenbeschreibung UB II S. IX - XI.<br />

37) S. o. Anm. 5.<br />

38) Vgl. dazu und zu einer Verfassungsreform von 1386: Werner Spieß, Die Ratsherren der Hansestadt<br />

<strong>Braunschweig</strong> 1231-1671 (<strong>Braunschweig</strong>er Werkstücke 42), <strong>Braunschweig</strong> 21970, S. 25 f.<br />

12<br />

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Die einzelnen Einträge verteilen sich durchaus ungleichmäßig auf die Zeit, während<br />

derer das Buch geführt worden ist. Bei seiner Neuanlage 1320 - die Einträge vorher sind<br />

als Übernahmen der noch nicht obsoleten Fälle aus dem antiquo !ibro apud dominos consules<br />

reservato gekennzeichnet - wurden die Verfestungen der Jahre 1306 - 20, ohne jahrgangsweise<br />

aufgegliedert zu werden, an die Spitze des neuen Buches gestellt. Auch die<br />

dann folgenden Einträge bis 1345 sind durchgehend von dieser ersten Hand, weswegen<br />

gefolgert wurde 39 ), daß die vorliegende Handschrift erst um 1345 angelegt worden sei. Die<br />

nach 1345 vorgenommenen Einträge scheinen jeweils sofort erfolgt zu sein; gelegentlicher<br />

Wechsel der im einzelnen nicht immer deutlich voneinander zu scheidenden Hände ist offenkundig.<br />

Bis zum Jahre 1358 erfolgen die Einträge ausschließlich in Latein, von 1359 - 67 ist<br />

bereits nahezu die Hälfte der Einträge in deutscher Sprache gehalten, nach 1367 ist mit LP<br />

Nr. 128 (s. Anhang) lediglich noch ein einziger lateinischer Eintrag nachweisbar. Diese<br />

Beobachtung fügt sich in den Prozeß der Ablösung des Lateinischen als Urkundensprache<br />

durch das Mittelniederdeutsche im Laufe des 14. Jahrhunderts ein, ein Vorgang, der<br />

<strong>Braunschweig</strong> früher erfaßt haben dürfte als Lüneburg, wo er um 1380 als abgeschlossen<br />

gelten darf 40).<br />

Eine große Zahl von Einträgen ist gestrichen worden, zumeist wohl, weil sich der Täter<br />

dem Gericht gestellt haben dürfte. Nach einer überschlägigen Berechnung betrifft dies für<br />

den bereits edierten Teil von 1306 bis 1350 (215 Einträge) insgesamt 36 ganze Vermerke<br />

sowie Teile von elf weiteren. In dem im Anhang neu edierten Teil (161 Einträge) sind 71<br />

Einträge vollständig und zehn teilweise gestrichen. Damit ist etwa ein Drittel der Einträge<br />

als ganz oder teilweise sachlich erledigt betrachtet worden 4l ).<br />

Die Häufigkeit der Einträge schwankt zwischen 1,8 und 9,6 pro Jahr in gleitenden<br />

Fünfjahresschnitten, die Zahl der dadurch verfesteten Personen zwischen 2,6 und 23,4. Bei<br />

dieser Verteilung ist kennzeichnend, daß - vom atypischen Unruhejahr 1375 abgesehendie<br />

Zahl der Verfestungen seit etwa 1360 tendenziell abnimmt. Auf weIche Gründe diese<br />

vorderhand überraschende Erscheinung zurückgeht, ist nicht hinreichend zu klären.<br />

Angesichts der Vielzahl von Delikten, für die als eines der prozeßrechtlichen Zwangsmittel<br />

die Verfestung verhängt werden konnte, mag allerdings die Auf teilung der Deliktgruppen<br />

überraschen, für die sie tatsächlich verhängt worden ist: Von 411 genannten Delikten<br />

entfällt mehr als die Hälfte auf Tötung bzw. Körperverletzung (74 bzw. 159). Daneben<br />

stehen mit deutlich geringeren Anteilen Raub und Diehstahl (20), GefangennahmeINötigungIErpressung<br />

(14), Brandstiftung (25) und Behinderung in der Wahrnehmung von Besitzrechten<br />

(15).<br />

39) S. o. Anm. 36.<br />

40) Vgl. Ulrich Scheuermann, Sprachliche Grundlagen, in: Hans Patze (Hrsg.), Geschichte Niedersachsens,<br />

Band 1 (VeröffHistKommNiedsBrem 36), Hildeshcim 1977, S. 167 - 258, hier: S. 184 f.<br />

41) Es fanden sich keine Hinweise auf Streichungen wegen falscher Schreibweise. Eine einzelne,<br />

offenkundig versehentlich vorgenommene Streichung (LP NT. 70) wurde im nahezu gleichen Wortlaut<br />

auf dem Rande wieder nachgetragen.<br />

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13


Eine statistische Auswertung dieser Beobachtungen erscheint jedoch wenig sinnvoll:<br />

Zum einen liegen Erfahrungen üher die möglichen Dunkelziffern mittelalterlicher Kriminalität<br />

nicht vor. Sie zu kennen wäre jedoch eine zentrale Voraussetzung für die Errechnung<br />

einer "Kriminalitätsquote". Zum anderen scheint es sich bei manchen Delikten um<br />

bloße formelhafte Aufzählungen zu handeln, bei denen keinesfalls sicher ist, ob das Delikt<br />

auch wirklich begangen wurde (1341 42 ): propter incendia murtbrant, rapinas, infestationes<br />

et iniurias). Schließlich fehlen jegliche Vergleichszahlen aus Quellen ähnlicher Art, die<br />

dann jedoch noch auf braunschweigische Verhältnisse umzurechnen wären.<br />

IV. So ist zunächst nach der Art der Delikte und nach ihrer Charakterisierung im LP<br />

zu fragen.<br />

Unter den Gewalttaten ist die Tötung das herausragende Delikt. Noch wird im LP<br />

nicht zwischen Mord und Totschlag im strafrechtlichen Sinne heutiger Zeit unterschieden,<br />

und so scheint auch der unterschiedliche Gebrauch von Verben und Substantiven wie occidere/occisio,<br />

interficere/interfectio und homicidium zufällig. In deutschsprachigen Einträgen<br />

findet sich statt dessen dot slan/dotslach. Nur selten wird die Tat näher qualifiziert:<br />

1341 wird ein Opfer mit der Hacke geköpft (cum dolabro decollavit), 1347 wird der Mörder<br />

seiner Ehefrau verfestet (uxorem propriam interfecit), 1365 (LP Nr. 114) ein Zimmermannsknecht<br />

erschossen (dot scotten).<br />

Unter den Körperverletzungen erscheint zunächst dasjenige Delikt, das strafrechtlich<br />

als Körperverletzung mit Todesfolge zu bezeichnen wäre. 1325 wird die Kauffrau Gertrud<br />

zusammengeschlagen, et post mortua est ex ipsa lesione, 1342 wird ein Opfer mit Pfeil und<br />

Bogen angeschossen: sagiftavit eum, unde mortuus est. Einer der ausgesprochen seltenen<br />

Fälle mit Verfestung geahndeter Sittlichkeitsverbrechen ereignet sich 1348: Conred Kopman<br />

wird wegen der Vergewaltigung einer jungen Frau (quod oppressit virginem) verfestet,<br />

que postea ex hoc moriebalur 43 ).<br />

Körperverletzungen werden im übrigen sehr häufig mit der stereotypen Angabe pro<br />

vulnere oder quia vulneravit bezeichnet. Genauere Auskünfte über den Tathergang sind<br />

selten: Armen Männern werden einmal die Beine abgehauen (crura presciderunt, 1339;<br />

vgl. crura absciderunt 1306 - 20). Als Tatwerkzeuge werden ein Holzstock (ligno, 1326),<br />

Äxte (dolabus, 1355 LP Nr. 44) sowie ein Stab (baculo, 1327) erwähnt; auch die letztgenannte<br />

Verletzung hat den Tod des Opfers zur Folge. 1333 wird ein Pultmacher vom Pferd<br />

eines Köchingener Einwohners getreten. Offenbar im Zusammenhang mit solchen Körperverletzungen<br />

wird auch häufig der Ausdruck voresate verwendet (1333, 1339 u. ö.). Von<br />

Schlägereien wird ebenfalls gelegentlich berichtet (1347: vulneravil percutiens ... mulierem<br />

u. ö.).<br />

Einen in sich geschlossenen Deliktkreis bilden auch die Eigentumsdelikte Raub und<br />

Diebstahl sowie - ebenfalls und schon durch Stadtrecht in diesem Zusammenhang gesehen<br />

- die Flucht vor Gläubigern. Für den einfachen Diebstahl oder Raub werden aufferre,<br />

14<br />

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.') UBIV,S.13f. Nr.4 .<br />

• ,) Eine weitere Vergewaltigung LP Nr. 157.<br />

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abducere, rapere oder spofiare verwendet, z. T. wird die Tat als furtive qualifiziert (1324<br />

u. ö.). Auch Fälle manifester Raubritterei werden überliefert, wenn 1352 (LP Nrn. 18 - 21)<br />

Angehörige von fünf Familien des niederen Adels wegen Raubes verfestet werden, durch<br />

den Rat und Bürgerschaft <strong>Braunschweig</strong>s sich geschädigt sahen. Unterbleiben ansonsten<br />

abqualifizierende Bemerkungen über verfestete Täter, so wird hier (LP Nr. 18) einer der<br />

Ritter als serpens antiquus, als Teufel, bezeichnet.<br />

Die Gleichstellung von Schuldflüchtigen mit Dieben bzw. Betrügern ist weit verbreitet<br />

44). Schuldner flohen, folgt man den Einträgen des LP, gelegentlich, wenn sie um Bezahlung<br />

ihrer Schulden gebeten wurden (1331), zum Teil aber auch schon vorher (vier Fälle<br />

1338). Eine eher absonderliche Weise legte Hermann van der Molen an den Tag, als er<br />

1346 - auf die Rückzahlung einer Schuld angesprochen - das Nachtgeschirr über den<br />

Gläubiger leerte und deswegen verfestet wurde.<br />

In der Nachbarschaft der Eigentumsdclikte sind auch die häufiger bezeugten Eingriffe<br />

in fremde Besitzrechte anzusiedeln. Mit der Verfestung pro bonis quibusdam inpeditis<br />

(1306 - 20) und ähnlichen Umschreibungen wird, zumeist bei Besitz von <strong>Braunschweig</strong>er<br />

Bürgern außerhalb der Stadtmauern, die Tatsache angedeutet, daß auf diesen Höfen lebende<br />

zinspflichtige Bauern überfallen oder ihre Zinszahlungen in die Stadt gewaltsam<br />

unterbunden wurden.<br />

Auch Fälle von Freiheitsberaubung oder Nötigung werden beschrieben. Dabei ist das<br />

bloße Gefangensetzen von Personen lediglich eine Spielart dieses Delikts (zwei Fälle<br />

1306 - 20), die zumeist mit Raub oder Erpressung verbunden ist. So wird 1355 (LP Nr. 46)<br />

eine Bande verfestet pro incendio mortbrant et quod extorquent dingede (SchutzgcIder) ab<br />

hominibus in terra. Gelegentlich kommt es bei diesen Delikten an den Rand offener Gewalt:<br />

1325 wird ein Schuster von zwei Männern mit gezogenen Schwertern usque intra fimen<br />

domus sue verfolgt. Auch derartige Fälle enden gelegentlich tödlich, u. a. 1338, als ein auf<br />

derartige Weise Gefangener in der Gefangenschaft stirbt.<br />

Neben diesen großen Deliktgruppen gibt es nun eine ganze Reihe weiterer Delikte,<br />

die sich nicht systematisieren lassen. Wichtig ist, daß innerhalb dieser Gruppe auch eine<br />

Besonderheit städtischer Rechtspflege des ausgehenden Mittelalters erkennbar wird: Der<br />

Normalfall einer Verfestung ist, daß der Täter durch sein Opfer oder durch dessen Vertreter<br />

angeklagt und also zur Verfestung gebracht wird. Bei Tötungen intervenieren deswegen<br />

die Witwe oder ein Verwandter für den Getöteten (quia ... fratrem suum interfeeit 1341<br />

oder procurante hoc Lodwico avunculo 1348).<br />

Anders nun verhält es sich mit den Verfestungen ex parte consulum, gelegentlich auch<br />

als causa consulum bezeichnet. Dies sind die seit dem 13. Jahrhundert in der Strafrechtspflege<br />

im deutschen Bereich bekannten Offizialverfahren. In diesen Fällen wird die Anklage<br />

vom Rat der Stadt <strong>Braunschweig</strong> stellvertretend für die Bürgerschaft erhoben, die<br />

sich durch das Verbrechen geschädigt sah. Die Tatsache dieser Beeinträchtigung von Rech-<br />

44) Vgl. Frensdorff, wie Anm. 6, S. LXX f.<br />

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15


ten der gesamten Bürgerschaft wird bei den Verfestungen zumeist vermerkt: pro eo, quod<br />

consules et eorum burgenses despoliaverunt (1352, LP Nr. 18) lauten die entsprechenden<br />

Vermerke.<br />

Handelt es sich bei diesen von Rats wegen verfolgten Delikten nun zum kleineren Teil<br />

um Verbrechen, die anderwärts wohl auch von Einzelpersonen eingeklagt worden waren,<br />

etwa Brandstiftung und Raub (1365, LP Nr. 116), Gläubigerflucht (1336,1338), Körperverletzung<br />

(1339) oder Notzucht (1376, LP Nr. 157), so machen den größten Teil dieser<br />

Delikte doch die Verstöße gegen Rechte und Ordnungen der Stadt aus.<br />

An der Spitze der Bedeutung stehen dabei Fälle von sulfwold gegen den Rat (lat. protervitas),<br />

also eines Deliktes, das sowohl Eigenmächtigkeit im Sinne von versuchter Selbstjustiz<br />

wie auch Dreistigkeit oder Unverschämtheit im Auftreten und Verhalten bedeuten<br />

kann. So werden 1357 beispielsweise fünf Personen verfestet - und zwar von Rat und Vögten<br />

als Gerichtsherren -, weil sie einen Angeklagten vom Gericht entführt haben cum<br />

prolervitate, quod est sulfwold (LP Nr. 57). Als ähnlicher Fall von Eigenmächtigkeit wird<br />

das Zerreißen von Urkunden vor dem Rat betrachtet (LP Nr. 98), ebenso 1357 die offenkundige<br />

Herabsetzung des Ratsgerichts durch Schmähungen und die Weigerung, einer<br />

mehrfach wiederholten Ladung Folge zu leisten (LP Nr. 64; ähnlich Nm. 132 und 170).<br />

Auch die Verübung von Gewalt gegen städtische Diener gilt als sulfwold (LP Nr. 158; vgl.<br />

Nr. 22).<br />

Verstöße gegen Recht und Ordnung der Stadt liegen auch dann vor, wenn ein einzelner<br />

in die Satzungshoheit des Rates eingreift und ohne dessen Kenntnis gesette erläßt (LP<br />

Nr. 112). Schließlich führt 1353 die fälschlich gegebene Versicherung der persönlichen<br />

Freiheit beim Erwerb des Bürgerrechtes zur Verfestung (LP Nr. 27), ebenso ein Fall von<br />

Selbstjustiz, als 1373 einem Kläger das Ratsurteil nicht ausreichend zu sein scheint (LP Nr.<br />

139).<br />

Als causae consulum werden im übrigen sämtliche Eingriffe in die äußere Sicherheit<br />

der Stadt mit der Verfestung belegt, sei es das nächtliche Eindringen in die Stadt mit Hilfe<br />

von Leitern über die Stadtmauer (1342) oder die Hegung und Verpflegung eines erklärten<br />

Feindes der Stadt (1363, LP Nr. 105). In diesen Bereich gehören aber auch die Verfestung<br />

auswärtiger Feinde der Stadt, z. T. ganzer Städte (LP Nm. 49, 60, 62, 73), aber auch einzelner<br />

Fehdegegner (1339 und LP Nm. 49 f.).<br />

Einen Sonderfall stellt demgegenüber die Verfestung einiger innerer Gegner des herrschenden<br />

Stadtregiments dar, die 1375 vorgenommen wird (LP Nm. 141 f., 144-149,<br />

151 f.) und mit der die unterlegene Partei der städtischen Unruhen dieses Jahres verfolgt<br />

werden soll.<br />

Abschließend sollte bei dieser Gruppe der Offizialverfahren noch darauf hingewiesen<br />

werden, daß ihre Häufigkeit in dem Zeitraum, der durch den LP abgedeckt wird, deutlich<br />

zunimmt. Ist bis 1320 lediglich ein einziger Fall eines Offizialverfahrens belegt, so werden<br />

allein zwischen 1352 und 1360 sechzehn Verfestungen aufgrund von Klagen des Rates ausgesprochen.<br />

Insgesamt sind 51 derartige Fälle zwischen 1306 und 1376 belegt. Dies stützt<br />

16<br />

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die auch anderweit vorgetragene Annahme 45 ), daß sich im Laufe des SpätmiUe\alters in<br />

den Städten, zumal in <strong>Braunschweig</strong>, ein erhöhtes Konfliktpotential gebildet habe, das<br />

schließlich auch zu manifesten Verletzungen der vom Rat gesetzten innerstädtischen Ordnungen<br />

geführt habe. Andererseits spiegelt die steigende Zahl von Offizialverfahren fraglos<br />

das Bestreben des Rates, gerade in dieser Zeit ansteigender Konflikte die Einhaltung<br />

innerstädtischer Satzungen zu überwachen 46 ).<br />

V. Befragt man die Quelle nun daraufhin, inwieweit sie Aussagen über Verhältnisse<br />

der städtischen Gesellschaft und ihrer Struktur zuläßt, so wird man mit einer Einschränkung<br />

zu beginnen haben: Die Repräsentativität des LP für Fragen der Sozialstruktur der<br />

Kriminalität oder der Besitzstruktur des Bürgertums muß eher gering veranschlagt werden.<br />

Dennoch sind einige Anmerkungen punktueller Natur möglich, die einen Einblick in<br />

manche sozialen Verhältnisse des 14. Jahrhunderts erlauben.<br />

Am Anfang mag der Hinweis stehen, daß wir für nahezu ein Drittel der verfesteten<br />

Personen ihren Beruf bzw. ihre Standeszugehörigkeit erfahren oder sicher erschließen<br />

können. Unter ihnen wiederum gilt unsere Aufmerksamkeit zunächst den Adligen: In dem<br />

bereits edierten Teil des LP finden sich 16 Einträge von Adelsverfestungen bis 1350 47 ), 16<br />

weitere edieren wir im Anhang (LP Nm. 7, 10, 15 f., 18 - 21, 23, 38, 62, 71,74,85,91,116).<br />

Die Verfestungen der Adligen mit Raubritterei in Verbindung zu bringen, ist angesichts<br />

der inhaltlich im wesentlichen gleichlautenden Einträge wohl zulässig. Statt anderer sei als<br />

Beleg die Verfestung der Brüder von Campe 1340 zitiert:<br />

Conradus et Bertrammus fratres de Kampe, filii Jordani olim miliris de Kampe dicti de Varsfe/de,<br />

et conplices sunt proscripti ex parte Hermanni de Gustede pro despoliatione villici sui in<br />

Poppendike (Papenteich, Kr. Gifhorn)48).<br />

Gleichsam idealtypisch werden hier alle Bestandteile der Adelsverfestungen genannt:<br />

die Namen der Adligen, der Zusatz et conplices als Hinweis auf die Beteiligung weiterer<br />

ungenannter Täter aus ihrer Mannschaft sowie die Beschreibung des typischen Vergehens,<br />

hier als despoliatio bezeichnet, anderweit (LP Nr. 116) mit umme dat se branden unde roveden<br />

umschrieben. Die Adligen werden im Regelfall also in der Stadt <strong>Braunschweig</strong> deswegen<br />

verfestet, weil sie außerhalb der Stadt gelegene Besitzungen der <strong>Braunschweig</strong>er Bürger<br />

beraubt, überfallen oder niedergebrannt haben. Nicht zuletzt deswegen sind nahezu<br />

alle Verfestungen von Adligen gleichzeitig Hinweise auf bürgerlichen Besitz im <strong>Braunschweig</strong>er<br />

Umland 49 ).<br />

45) Hans Leo Reimann, Unruhe und Aufruhr im mittelalterlichen <strong>Braunschweig</strong> (<strong>Braunschweig</strong>er<br />

Werkstücke 28), <strong>Braunschweig</strong> 1962, S. 60 ff.<br />

46) Am Bdspic::l der Stadt Hannover geht diesen Fragen, wenn auch mit einem Überaufwand<br />

theoretischer Natur, nach: Siegfried Müller, Die Sittenaufsicht des hannoverschen Rates über Laien<br />

in Spätmittelalter und früher Neuzeit. Ein Versuch, in: HannGBII37, 1983, S. 1 - 43.<br />

47) 1306-20 (1 Eintrag), 1322, 1323, 1325 (je 1),1335 (2),1336,1337,1339,1340 (je 1),1341<br />

(3),1344, 1345, 1347 (je 1). - Der Eintrag von 1325 Henricus Wolfgrove famulus muß sich nicht notwendig<br />

auf einen Adligen beziehen.<br />

48) UB III S. 499 in Nr. 617.<br />

49) Vgl. dazu die Identifizierung der im LP genannten Orte; s. Anhang.<br />

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17


Adlige Verfestungen, die nicht explizit mit Räubereien oder Überfällen zu verknüpfen<br />

sind, sind vergleichsweise selten. 1339 werden acht Lehnsleute des Grafen Bernhard von<br />

Regenstein verfestet, die - ihrer Lehnspflicht genügend - nach einer von ihnen behaupteten<br />

Aufsage ihres Lehnsherren gegenüber der Stadt auch ihrerseits der Stadt aufgesagt<br />

hatten. Lediglich deswegen, weil der Lehnsherr Graf ßernhard auf Nachfrage der Stadt<br />

bestritten hatte, eine solche Aufsage abgegeben zu haben, wurden seine Gefolgsleute dann<br />

verfestet 50). Immerhin aber werden zur gleichen Zeit die Regensteiner Grafen als capitales<br />

et notorii inimici <strong>Braunschweig</strong>s bezeichnet 51), eine Tatsache, die den rein formalen Grund<br />

der Verfestung um so augenfälliger hervortreten läßt: Die Verfestung erfolgt also nicht,<br />

weil die Adligen der Stadt übcrhaupt aufgesagt haben, sondern weil dazu keine Notwendigkeit<br />

aus ihren Lehnspflichten heraus bestand 52). Ähnlich formal ist wohl auch der Zusatz<br />

in einer anderen Verfestung zu verstehen, daß Adlige wegen Raubes verfestet werden, bei<br />

dem consules pro nulla causa erant culpabiles (LP Nr. 18; vgl. Nrn. 19 - 21,23). Nicht die<br />

rechtmäßige Fehde wird also mit Verfestung bedroht, sondern die Fehde sine causa, die<br />

Fehde aus nicht rechtmäßigen Gründen.<br />

Mit Hilfe der Berufsangaben, über die wir bei etwa einem Viertel der Einträge verfügen,<br />

sind nur in wenigen Einzelfällen schlaglichtartig innerstädtische Verhältnisse zu illustrieren.<br />

1331 wird ein Schuhmacher wegen ungenügender Arbeit verfestet (pro calciis<br />

falso factis), ein Nachweis für die Verfestung im Zusammenhang mit gewerbepolizeilichen<br />

Aufgaben der Stadt. 1343 wird ein Goldschmied ex parte ghilde aurifabrorum verfestet,<br />

offenbar also wegen Meinungsverschiedenheiten mit den Gildevorstehern, derentwegen<br />

dann das Stadtgericht angerufen wurde 53). Über die Qualität des Deliktes lassen sich nur<br />

Mutmaßungen anstellen: Angesichts der Tatsache, daß geringere Delikte sicherlich vor<br />

einem Gericht der Gilde selber schiedsrichterlich beigelegt wurden, ist anzunehmen, daß<br />

es sich um ein eher schweres Vergehen handeln dürfte. Zwischenmenschliche Beziehungen<br />

sind bei einer Verfestung 1331 berührt, als ein tabernarius, ein Gastwirt, verlctzt wird, odcr<br />

1352 (LP Nm. 12 f.), als dasselbe zwei Prostituierten zustößt.<br />

Will man sich - wenn auch in aller Vorsicht - dennoch zu einer eher allgemeineren<br />

Aussagefähigkeit des LP verstehen, dann müßte man berücksichtigen, in wie hohem Maße<br />

offensichtlich Abhängige (servi, nichtadlige famuli) von Verfestungen betroffen wurden.<br />

Wir zählen in den Jahren bis 1350 neun 54), danach weitere drei Fälle solcher Verfestungen;<br />

bei insgesamt 89 Berufsangaben nichtadliger Personen scheint dies über bloße Zufälligkeit<br />

hinauszugehen. Es liegt vielmehr die Vermutung nahe, hierin einen Ausdruck sozialer Gegensätze<br />

innerhalb der Stadt zu sehen. Jedoch sollte diese Vermutung nicht zu weit interpretiert<br />

werden, da die Delikte, derentwegen diese servi verfestet wurden, deutlich krimineller<br />

Natur sind (Tötung, Raub/Diebstahl) und nicht unbedingt als Ergebnis einer beson-<br />

50) UB 111 S. 456 in Nr. 577.<br />

SI) Ebd. S. 463 Nr. 584.<br />

52) Vgl. auch LP Nr. 85 zu 1360.<br />

53) Ähnlich auch 1343: Nicolaus aurifaber proseriplus esl, quia se opposuit consulibus et unioni<br />

aurifabrorum (UB IV S. 92 Nr. 80).<br />

54) 1306-20 (3 Fälle), 1321,1325,1332 Ue 1), 1348 (3 Fälle).<br />

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deren sozialen Situation betrachtet werden sollten. In diese Richtung deutet auch die Tatsache,<br />

daß servi häufig im gleichen Eintrag verfestet werden wie ihre domini, daß also eine<br />

Schichtenspezifik der Taten eher nicht anzunehmen ist.<br />

Als ausdrückliche Ausnahme soll noch auf die Verfestung des Ratsherrn Heinrich<br />

Holtnicker 1352 hingewiesen werden (LP Nr. 11), die wegen einer Gewalttat an Johann<br />

von Halberstadt ausgesprochen wird 55). Weitere Verfestungen von Ratsherren sind jedoch<br />

nicht nachzuweisen.<br />

VI. Dieser erste Versuch einer Interpretation der Quellenzeugnisse zur Verfestung<br />

im mittelalterlichen <strong>Braunschweig</strong> läßt noch mancherlei weitergehende Auswertungsmöglichkeiten<br />

offen. So wäre beispielsweise daran zu denken, die genannten Personen anhand<br />

des ungedruckten Quellenmaterials des Stadtarchivs <strong>Braunschweig</strong> weitergehend zu identifizieren,<br />

nur würde dies in der Tat das Durcharbeiten sämtlicher Quellen dieser Zeit verlangen,<br />

wollte man zu einem geschlossenen Bild von der Kriminalität des 14. Jahrhunderts<br />

in <strong>Braunschweig</strong> gelangen. Ob auf diese Weise dann die Frage nach der möglichen Schichtenspezifik<br />

mittelalterlicher städtischer Kriminalität beantwortet werden kann, steht überdies<br />

keinesfalls fest. Auch der Niederschlag äußerer politischer Ereignisse - hier der Fehde<br />

mit Quedlinburg, Halberstadt und Aschersleben 1356 - 59 56 ) - und innerer Auseinandersetzungen,<br />

also der Unruhen des 14. Jahrhunderts in der Stadt, ist hier unberücksichtigt<br />

geblieben.<br />

Jedoch ermöglicht diese schmal angelegte Untersuchung die Formulierung einiger allgemeiner<br />

Forschungsansätze und Interpretationsmöglichkeiten. Zunächst muß die<br />

Gruppe der Verfestungsbücher und -register durch weitere Editionen der Forschung zugänglich<br />

gemacht werden. Zuviele Quellen dieser Art liegen noch unveröffentlicht in den<br />

Stadtarchiven vorwiegend Norddeutschlands, als daß mit einer vergleichenden Betrachtung<br />

dieser Quellen schon begonnen werden könnte. Diese Quellen werden zu befragen<br />

sein und nach ihren Aussagen über Rechtsorganisation und -praxis in den Städten, über<br />

Herkunft und berufliche Tätigkeit der betroffenen Personen, über Hinweise auf städtische<br />

Strukturen in sozialer und politischer Hinsicht. Als eine der zentralen Quellengruppen mittelalterlicher<br />

städtischer Strafrechtspflege sind Verfestungsbücher für die Rechts- und<br />

Stadtgeschichte noch längst nicht hinreichend ausgewertet worden 57).<br />

55) Über Heinrich Holtnickervgl. die Nennungen in UB IV Registers. v. sowie Spieß, wie Anm.<br />

38, S. 133. - Johann von Halberstadt evtl. identisch mit dem 1350 genannten Besitzer eines Hauses<br />

an der Karlingenpforte (UB IV S. 352 in Nr. 354).<br />

56) Diese Auseinandersetzung findet sich kurz charakterisiert bei Garzmann, wie Anm. 1,<br />

S.217f.<br />

57) Vf. gedenkt, sich dieses Problems gclcgcntlich anhand dcs bei v. Brandt, wie Anm. 6,<br />

S. 10 f., genannten Verfestungsrotulus wieder anzunehmen.<br />

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(19) Consules a) proscripserunt dominum Vritzen de Wederden militem, Gherardum fratrem suum,<br />

langen Pardumme de Knesbeke et eorum complices pro despoliatione sui et suorum burgensium<br />

et quia consules erant si ne culpaa)f).<br />

(20) Consulesa) proscripserunt Iane de Oberghe et Henricum fratrem suum morantes in Ovesfelde<br />

et eorum complices propter spolia facta ipsis et burgensibus et erant consules si ne causa.a)g).<br />

(21) Item consules proscripserunt Wemerum de Bodendike et Papestorp serpentem antiquum et<br />

eorum complices pro spolio ipsis et eorum burgensibus iIIato, ita quod nulla causa in consulibus<br />

est inventa h).<br />

Anno domini MOCCCOLIIIo.<br />

(22) Bossea) Barvote proscriptus est a consulibus et a iudicio, quia vulneravit Brande Crukman in<br />

cellario vinitorum a).<br />

(23) Ludolf de Wrezstede et sui complices sunt proscripti ex parte Iohannis de Calve et Iohannis de<br />

Evensen iunioris et Conradi Stapel, Lemmeken Rutzen, Egkelingi Kogelen, quia pan nos eorum<br />

secantes in curribus in mirica abduxerunt, ita quod nullam contra eos hahuerunt causam.<br />

(24) Ludolf a ) et Henning fratres dicti Staggen de Elbere sunt proscripti ex parte Egkelingi de Solede,<br />

quia Heneken fratrem eius interfecerunta).<br />

(25) Iohannesa)et Thilo fratres dicti Horneman sunt proscripti ex parte Ludolfi Holen Ek, quia minantur<br />

ei ad destructionem rerum et corporis et dedixerunt ei, ita tarnen quod nullam habet cu 1pam<br />

a).<br />

(26) Hannesa) Platte oltbotere est proscriptus ex parte Ludolfi Kavel, quem interfecit, vidua ipsius<br />

Ludolfi procurantea).<br />

(27) Consules proscripserunt Eghardum Durekop, quia in dolo conburgensitatem comparavit sibi,<br />

dicens se esse Iiberum hominem, quod erat falsum.<br />

(28) Spirlinga) figellator est absolutusa).<br />

(29) Ludolfusa) Stenman proscriptus est, quia vulneravit Bernardum Baserd d ).<br />

(30) Hermen Keserling est proscriptus procurante hoc Elizabeth Hantschemckeres, eo quod interfecit<br />

Oden eius materteram.<br />

(31) Hermen Hovemesteres proscriptus est ex parte Ghesen Korveres, eo quod vi rum suum vulneraviI.<br />

(32) Henninga) de Hattorpe thorifex, Henning de Osterrode et quidam dictus Boyz sunt proscripti<br />

ex parte domini ducis exigui, quia scriptorem advocati sui interfecerunra).<br />

Anno domini MOCCcoLIIIIo.<br />

(33) Godeke a ) de Bremen, Olrik de Bonstede, Bertold de Munden, Bertold') Howere i ), Conred de<br />

Brozede, quidam dictus Dungern, Hannes de Godenstede in platea sutorum, Ilintze de Esbeke,<br />

Vrowenlof, quidam dictus Godenstede k), servus Godeken de Bremen, Hintze servus Westfales,<br />

servi Conradi Howeres, servus Hermanni de Osterrode, Hermen servus Winkelmannes, servus<br />

Ghereken de Breynem k): Isti calcifices et servi prescripti et eorum iniusti complices sunt proscripti<br />

ex parte Iordani de Slisstede, eo quod ipsum male tractaverunt verberando et in lucum<br />

proiciendo et tamquam furem sine culpa a).<br />

(34) Fgkeling Rasene proscriptus est ex parte Iohannis de Remninge, quia cultrum super ipsum<br />

evaginavil.<br />

(35) Dat kind van Hessen est proscriptus ex parte Pantzer pro vulnere.<br />

(36) Iohannesa) de Remninghe est proscriptus ex parte Henneken servi jungheren Ianes pistoris pro<br />

vulnere a}.<br />

(37) Ludcke de Haghenbrugke proscriptus est ex parte Ludolfi de Dcnstorpe, quia fratrem Ludolfi<br />

interfecit.<br />

(38) Ludolfus a) de Honleghe filius domini Bertoldi est proscriptus ex parte Ludolfi Kaien, quia inpedit<br />

eum in bonis hereditariisal.<br />

(39) Otto de Damme, Henninga} Pawel, Flyas Resen a) proscripti sunt, quia vulneraverunt Crenlinge<br />

carnificem.<br />

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21


Anno domini MOCCcoLVo.<br />

(40) Bemd a) Baserdes proscriptus est, eo quod interfecit Iohannem Rembertes').<br />

(41) Ghereke a ) de Bilrebeke proscriptus est, quia monitus a Henninge Zedvere pro denariis violenter<br />

discurrit a).<br />

(42) Ebeling') Winkelman , Vricke de Ackenhusen sunt proscripti, quia Henricum lapicidam interfeeerunta).<br />

(43) Meyneke de Woldwisch est proscriptus, quod Hermannum de Vlotede vulneravit.<br />

(44) Bertold a ) Halover est proscriptus ex parte Vrowenlof, quia vulneravit eum secando eum dolabus<br />

in platea a).<br />

(45) Ex a ) parte consulum proscripti: Henrick Papenstorp et socer suus, item Rabode et Henning<br />

Wale, Meyneke de Woldwische, Ludeke Taminne, Ludeke Rike, Clawes Clot et cives in Dedeleve<br />

et eorum eompliees pro occisione et rapina burgensium nostrorum'). Dinglude sunt: Thidericus<br />

Dhoring filius Thiderici, Elyas Holtnicker, Brand de Hone vel Tile de Gustede.<br />

(46) Item consules proscripserunt quendam I) dictum Rossowe, Hannese Riken et eorum complices<br />

pro ineendio mortbrant et quod extorquent dingede ab hominibus in terra. Dinglude sunt: Conradus<br />

Eleri, Hannes Drusebant, Thidericus Doring filius Conradi.<br />

Anno domini MOCCcoL VIo.<br />

(47) Hannes a) de Blekenstede est proscriptus ex parte Ludemanni filii Engelken sartoris, quia vulneravit<br />

eum a ).<br />

(48) Hermen de Equorde et Kolnere sunt proscripti ex parte Widekindi de Dunere, quia interfecerunt<br />

Hartwicum Sassen fratrem ipsius Widekindi.<br />

(49) Causa consulum contra episcopum Halberstadensem: Umme de sake, dat use borghere si nt dot<br />

gheslagen unde verwundet, ok use dhenere Papenmeyer dot gheslagen is unde andere use dhenere<br />

verwundet sint, dat hebben gedan de biscop van Halberstad, si ne ammichtlude unde sin<br />

ghesinde in sime lande unde is gheschen in eine me gudcn vrede. Hirumme sint se vervestet,<br />

unde bi namen Diderik Lodhe, Hermen Elveringe, Wildenstenm) unde al ore unrechte vullest.<br />

To desseme gherichte weren Ludeman Osse voghet, ok ute deme rade Tzabel van Strobeke,<br />

Heyne Tymmen. Vorbat dinglude weren: Heyne van Veltstede, Bernd van deme Damme, Ghereke<br />

Pawel ok ute deme rade, darto David van deme Hus, Brand van Hone, Springhase, Kersten<br />

Beckere, Hermen van Ursleve, Conred Holtnicker, Conred Dhoring, Heneke van Kublinge<br />

und BÖlshusen.<br />

(50) Conred a ) de Brotzede, Hcncke Vrowenlof, Hannes van Eddessen, Bruneke Rosendal, Georgius<br />

de Osterwich et eorum eomplices sunt proscripti ex parte Rodolfi de Wetelmstede, quia<br />

invaserunt eum in publica strata, perellsserunt eum et vlllner3verunt; complices sunt a ).<br />

(51) Heyne Ronen est proscriptus ex parte Lodewici Keteleres, Barbare filie sue et Hintzen Langhenowe,<br />

quia virum ipsius Barbare interfecit.<br />

(52) Petrlls a ) Kokenheckere est proscriptus, qllia Michaelem Scotelcre vulneravita).<br />

(53) Diderick a) Pining proscriptus est ex parte Egkelingi de Bethmere pro violentia seu rapina facta<br />

si bi in bonis suis Wattecsum a).<br />

(54) Idem Egkelingus') proscripsit Pctrllm villicum sllum in Wattecsum, eo quod dedit censum ipsi<br />

Pinging, quod Egkclingus prohibuit ei ,).<br />

Anno domini MOCCcoLVlIo.<br />

(55) Tileke a ) de Hildensem est proscriptus, quia domum Wulveschen fregit et pace m infregit et eam<br />

perclIssit in domo').<br />

(56) Olricus Sedelere proscriptus est, eo quod Aleken Lutteken de Goslaria vulneravit.<br />

(57) Thile o ) Smeta), Kalf de Barum et filius suus eta) eorum complices Hannes et Thileke fratres de<br />

Horneborch o)n) sunt proscripti a consulibus et ab advocatis, eo quod Conradum de Repcnerde<br />

deduxerunt a iudicio civitatis cum protervitate, quod est sulfwold.<br />

(58) Hannes Asches et dictus Ruman sunt proscripti, quia violentiam fecerunt Gevehardo de Werninger(ode)<br />

et eum armata manu invaserunt.<br />

(59) Ludeman a) Heuerling proscriptus est, quia Engclken vulneravit in capite a).<br />

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(60) Causa consulum: Consules a ) et burgenses in Quedclingborch ct omnes ipsis famulantes sunt<br />

proscripti, eo quod conscrvabant omnes incendarios nostros mortbernere et alios a nobis proscriptos<br />

et quia burgenses nostros spoliaverunt in equis suis sine dedictione ununtsechdes dinges.<br />

To desseme gherichte weren voghet Hannes van Kissenbrugge, ok ute deme rade Elyas<br />

Holtnicker, Thile Dhoring. Vorbat dinglude: David Holtnicker, Thile Holtnicker, ok utc deme<br />

rade, darto Brand van Hone, Kersten Beckere, Albert unde Hannes van Lesse, Conred Backerman,<br />

Deneke Bolten, Hannes Meybom unde Hannes Hardeken a ).<br />

(61) Lafforde proscriptus est, quia Iohanncm Bonncken vulneravit.<br />

(62) Causa consulum: Olrieus a ) et Conradus fratres de Weverlinge famuli, Henning de Velthem,<br />

Velkenere, duo Durekop senior et iunior et eorum compliceso) sunt proscripti, quia domino<br />

Conrado de Luttcre militi et famulantibus sibi fecerunt violentiam cum protcrvitate et insidiis<br />

in iuridictione Asseboreh, que pronunc est consulum a).<br />

(63) Ludeke a ) socer Rivelinges est proscriptus, quia pacem infregit tempore, quo consules pacem<br />

indixerunt a).<br />

(64) Reyneke a) Timberla proscriptus est, quia eum protervitate mit sulfwolde sprevit, quod consulcs<br />

preceperunt, et sepe vocatus ad eos ire noluiP).<br />

(65) Merten a) Phoys est proscriptus, eo quod Hcrmannum Nothof vulneravita).<br />

(66) Clawes Timberknecht est proscriptus, quia cum voresate fecit violentiam Iohanni de Duderstad<br />

in corpore et bonis.<br />

(67) Hannes unde Iorden filii Deneken Wulleslegeres sunt proscripti, quia dictum Langwagen manu<br />

armata invaserunt.<br />

(68) Henneke a ) Wendes et Luder linifcx sunt proseripti, quia Brunonem servum fabri vulneraverunta)p).<br />

(69) Hintzeke Vrowenlof proscriptus est, quod Hencken Ileueriing balneatorem infestavit cum<br />

vorcsate.<br />

Anno domini MOCCcoLVIIIo.<br />

(70) Hermen a) Bere calcifex proscriptus est ex parte Hermanni calcificis dicti Vedderen, quia vulneravit<br />

eum a)q).<br />

(71) Ghevchardus a ) de Bortvclde proscriptus est ex parte Ludemanni de Vimmclscn, quia impedit<br />

eum in bonis suis a ).<br />

(72) Pctrus a ) ortulanus est proscriptus pro violentia, quam fecit Gheseken Berbekes in domo et extra,<br />

nam in obprobrium crines sibi prescidit et verbis turpibus male tractavit .).<br />

Anno domini MOCCCOLVIIIIo.<br />

(73) De a ) rad heft vorvestet de van Qucdclingeborch, de van Ascherslcve unde de van Halverstad<br />

umme de sake, dat se hebbcn ghebrand den kerchof to Hesnem. Hir to was richtere Hannes van<br />

Kissenbrugke de voghet. Ute deme rade Hermen van Ursleve, Heyne van Gandersscm, Conred<br />

Dhoring, Hermen van Gustede, Egkcling boven deme Kerchove. Dinglude: Hilbrand van<br />

Hone, Kersten Beckere, Conred Backerman, Thile van Blekenstedc, Henning Salghe unde<br />

Hermen van Wetelmstcde a ).<br />

(74) lan a ) van Weverlinge hern Boreherdes sone is vorvestet r) van Springhasen weghene um me wold<br />

unde unrecht, de he eme deyt in sincme gude to Nendorpe bi Scepcnstedea)s).<br />

(75) Hcynena) Lone is vorvestet darumme, dat he deme rade wederstrevich was').<br />

(76) Hannes a ) VÖghedorn carnifex est proscriptus ' ) ex parte Engelken de Engelmstede carnificis,<br />

dat he ene sloch mit voresate in den schernen a).<br />

(77) Hennig a ) Pawel is vervestet umme de sake, dat he husvrede brak an Heneken wedewen Rumekesten<br />

a ) bi dem markete alio Rumekesten procurante.<br />

(78) Her a ) Hermen van der Gowische riddere undc sin unrechte vullest is vervestet, dat he Godeken<br />

unde Iordcnc Iordcnes kindcren Crameres mit wold gbenomen heft vif h8ve to Horghcnsupplinge<br />

unde heft de vorkoft Wernere van Orsleve to Helmstede a ).<br />

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(79) Hannes unde Ludeman Papeduden unde ore unrechte vullest sint vorvestet, dat se Conrede<br />

Haken vorwundeden.<br />

(80) Tyleke Tetzel proscriptus est, quod interfecit Nicolaum Stendeckere knecht.<br />

(81) Hannes Anegordel de Basume proscriptus est ex parte Tiderici de Stidium servi pistorum, quia<br />

vulneravit eum.<br />

Anno domini MOCCCOLXo.<br />

(82) Cramere de gherdenere, Papejan, Hans van Asle sint vorvestet van Meyerlinges weghene, dat<br />

se ome wold deden unde vorwundeden in sinen herberghen.<br />

(83) Volcmer van Bermere is vorvestet, dat he verwundet heft Heneken Kuren. Dat worven Ludcke<br />

unde Hannes, dessulven Heneken brodere.<br />

(84) Causa consulum: Hera) Hermen van der Gowisch domherre to Hildcnsem unde Otte sin broder,<br />

Knorre unde Brand Scutte hebbet deme rade entseght unde hebbet to scadhen ghedan an name<br />

to Horneborch an ve des veften sondaghes na Paschen ipsi et eorum complicesa).<br />

(85) Ok a ) hebbet deme rade entsecht dor dere van der Gowische willen Ernst van Uslere, Hannes<br />

Boclehagen, wonhaftich to dem Alreberghe, Bannes van Uslere, wonhaftich to Lichen, Detmer<br />

van Hardenberghe, wonhaftich to Herstelle, Conrcd van Ystorp, wonhaftich darsulves, Florin<br />

van Dalum, Lippold van Berlingerode, Hermen van Wenderde, Henrik van Asle. Dyt heft<br />

gheworven Arschert Ernstes knecht van Uslere unde Hanneses van Boclehaghen. Birumme<br />

si nt se vorvestet unde ore unrechte vullest. To desseme richte was voghet Hannes van Kissenbrugke.<br />

Ute deme rade Thile Dhoring, Hening EIeres, Henner van Gandersem, Rolf van Veltstede.<br />

Dinglude: Brand van Hone, Bannes Dhoring, Conred Dhoring, lIenrik van deme lIus,<br />

Ermhert van Veltstcde, Conred Holtnickera).<br />

(86) Berman proscriptus est ex parte Rodebeckeres, quia vulneravit eum.<br />

(87) Ludemana) Rive\inges et quidam dictus Radcmckere proscripti sunt, quia Ludcmannum dc<br />

Sowinge vulneravcrunt a).<br />

(88) Ludcman Vinke proscriptus est ex parte Hanneses Wildunges, quia vulneravit eum.<br />

(89) Tileke de Hclmstede et Ilannes Vrolckc sunt proscripti, quia Hermannum et Kristianum fratres<br />

dictos Krudenere vulneraverunt, et hoc Hannes Krudenere frater illorum fieri procuravit.<br />

Anno domini MOCCcoLXlo.<br />

(90) Arnd van Bonstede lovede Egkinges wedewen van deme Glinde vor deme rade bi der vestingc,<br />

dat he ore bereden wolde, dat he ore schuldich was. Des enhcft he nicht ghedan. Darumme is<br />

he vorvestet.<br />

(91) Causa consulum: Consules proscripserunt illos, qui dicuntur Bochenowen, et eorumcomplices,<br />

quia spotium fecerunt in strata regia in monte Barcnbcrch prope Ganderssem. Cleghere sunt:<br />

Tylo Grotenjanes, Hans de Evensen iunior, Tileke de Nendorpe et quidam dictus Bonstede.<br />

Hir to was voghet Hannes van Kissenbrugke. Ute dcme rade Hannes van Heymstede, Ludeman<br />

Elias, Conred van Kublinge unde Brand Ossen. Dinglude: Kcrsten Bcckere, Hcnrik van deme<br />

Hus, Henrik van Ganderssem, Erembert van Veltstede.<br />

(92) Branda) Krucman proscriptus est eo, quod Nicolaum Hclmslegere interfecit procurante hoc<br />

lohanne fratre ipsius Nicolai a).<br />

(93) Consulesa) proscripserunt Henningum Hingst, quod emit pecora et non persolvita).<br />

Anno domini MOCCcoLXlIo.<br />

(94) Ludeman a) Pletzeke proscriptus est ex parte Henningi Scaperes de Gustede, quia pecora ab eo<br />

empta non persolvita).<br />

(95) Hcnncke a) de Osterwie fistulator est proscriptus ex parte Hintzckcn fistulatoris, quia vulneravit<br />

eum in taberna Rive\inges a ).<br />

(96) Brendeke de Brotzem proscriptus est ex parte Heneke de Byenrode, quia emit ab eo bovem et<br />

non persolvit.<br />

(97) Idem Brenkeke proscriptus est ex parte Ludeken Reyncken de Lamme, quod emit ab eo porcos<br />

extra civitatem et non persolvit.<br />

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(98) De rad heft vorvestet Hclmolde, de mit de Swartenheneschen was, umme sulfwold, dat he breve<br />

toret, dar de rad jcghenwardich was. Hir to was voget Ludeman Mllntaries. Ute deme rade<br />

Hannes Druseband, Henrik Kerchof Conredes sone unde Ermbert van Veltstede. Dinglude:<br />

Hermen van Polede senior, Conred van Bokenem institor, Dencke Bolten, Brand van Hone<br />

unde Luder van Vimmelsen.<br />

(99) Iuries a ) et Eier fratres cives in Druttede sunt proscripti, quia Henningum de Tyde morantem in<br />

Y mmendorpe villicum Henningi et Wedegonis de Veltstede vulneraverunt a).<br />

Anno domini MOCCcoLXIIIo.<br />

(100) Heneke a) van dem Werdere a ). Hannes de Magdeborch, Almer, Thileke Moringes a ) et Bomdal<br />

a ) proscripti sunt ex parte Watseckcschen, quia fecerunt ei violentiam in dome sua.<br />

(101) Iohanncs Elmeres est proscriptus ex parte Alberti de Didersbutle et Ebelingi de Dudinge rotificis,<br />

quia inpedivit eos in censu, quem babent in bonis in Rischowe.<br />

(102) Hannes molendinarius in Eyserbutle proscriptus est ex parte Hermanni de Ursleve et aliorum<br />

erveexen de Runinghe pro dampno ipsis facta in eodem molendino Eyserbutle.<br />

(103) Heneke a) de Werdere molen knecht proscriptus est ex parte Hanneses dicti Ncredik, quia vulneravit<br />

eum a).<br />

(104) Hannes de Saldere ortulanus est proscriptus ex parte Tylen de Wyrethe et Ludemans de Northem,<br />

quia percussit eos sine causa, ut ipsi dicunt.<br />

(105) Causaconsulum: Consules proscripserunt fratres Thiderici de Sekere u ), darum me dat sc hebben<br />

gheheget unde vorderet Diderke oren broder, de des rades heteleke vyent is, ane sculde. Hir to<br />

was voghet Ludeman Muntaries. Ute deme rade Hannes Druseband, Ermbert van Yeltstede.<br />

Dinglude: Henrik van deme Hus, Ludeman Holn Ek, Kersten Beckere, Brand Hone.<br />

(106) Conreda) Kronsben is vorvest. He sloch Tilen van Hildensem in den hals, unde Tile rep dat<br />

rechtea).<br />

Anno domini MOCCCOLXIIIIo.<br />

(107) Heneke van Gheysmere, Hcneman Alrekes, Lutteke Heyneman sunt proscripti ex parte Hanneses<br />

Prucen, quia vulneraverunt eum.<br />

(108) Clawes filius Ianes de Rethere proscriptus est, quia interfecit Ludemannum filium Tile Hoghevelschen<br />

procurantibus hoc Henneken Thilen, Mcyneken et Ludernanno dictis Hoghevele.<br />

(109) Brand a ) de Petlinghea)v), Hannes de Arnse, Hannes de Witinge, Werneke van Repin, Conrad<br />

Westfal sunt proscripti, quia vulneraverunt Iordanum de Magdeborch.<br />

(110) Bode Widemannes proscriptus est ex parte Henningi Scret de Pattensen, quia vulneravit eum.<br />

(111) Ludeman Kerssebom proscriptus est, quia vulneravit mulierem, que vocatur Lutteke Gheseke.<br />

(112) De rad heft vorvestet Heneken a) Grimsvele, Ebeling Winkelman, Jorden Radewerchten unde<br />

Groten Herwighe umme dat gheselte a ), dat se selten ane des rades witscap unde willen.<br />

Anno domini MOCCCOLXYo.<br />

Isto anno fuerunt consules Conred de Cublinge, Ermbert de Veltstede.<br />

(113) Hanncs Dcdolves is vorvestet van des rades unde des richtes weghene, um me dat he enen gropenghetere<br />

knecht dot sloch uppe der Sacstrate, wante dar enwas anderes nen c1eghere.<br />

(114) Hannes van der Vechte, Hermen van Minden, de Hanses Dhoringes knecht was, Sperling, Henningcs<br />

Paulcs knecht, sint vorvestct, dat se in dem Grauen Holte dot scotten eime timberknecht.<br />

Dat worven des knechtes brodere Bertold, Henrik timbermenne, dar to Conred unde Brun, alle<br />

gheheten van Borssum.<br />

(115) Henning van Brotzem scradere undc Hermen van dcr Alre scowcrchte hebbet vorvestet Heneken<br />

Saldere unde Ludemanne Groven, umme dat se dot slogen Tileken den meyer van Twedorpe<br />

unde vorwundeden Hermene sinen sone. Dit scach uppe dem velde bi der scoleken.<br />

(116) MCCCLXYO vasten W ). De rad heft vorvestet Roleve von Dorstadt, AI(berl) unde lIer(men)<br />

de Zimmenstide, Hans von dem Berghe, Overbeke, Bernd de Were, Woldenberch unde ore<br />

unrechte') vullest, um me dat se branden unde roveden use borge re to Valeberghe, to Beyer-<br />

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stide. Hir to was voghet Wedeghe Abbet. Uten rad Eylert de Heyde, Henning unde Ermbert<br />

de Velstide. Dinglude: Bertold de Vimmelse, Lu(demann) Vimmelse, Deneke Bolten, Brand<br />

Hone, Bernd de Vechtelde. Co(nred) de Bokenne.<br />

Anno domini MOCCCOLXVlo.<br />

(117) Tileke Krusing proscriptus est eo, quod quendam dictum Sten vulneravit.<br />

(118) Sparenbergha) proscriptus est ex parte Ludemanni de Vimmelsen institoris, quia vulneravit<br />

euma).<br />

Anno domini MOCCcoLXVIIo.<br />

(119) Albcrt Lange proscriptus est quia intcrfccit Henningum Eyseling filium Hcnningi Eyscling in<br />

domo Henningi Slichten in platea Godelingstrate.<br />

(120) Hannes van Immendorp est proscriptus, quia Heneken de Immendorp interfccit in domo Lodwiei<br />

pistoris ante altam valvam.<br />

(121) Bertram a) Pawel unde Heyse van Strobeke unde ere unrechte vullest sint vorvestet van Henrikes<br />

weghene van Kochinge unde Henninges Kolarced darumme, dat se erer iowelkeme sine<br />

husdore tostotten dor oren sulfwold·).<br />

Anno domini MOCCcoLXVIIIo.<br />

(122) Hannes Tappenghctere is vorvestct darumme, dat he Langenlircrstcn vorwundede.<br />

(123) Ludeman BolcmanY) is vorvestet van Luderes weghene van Rubere darumme, dat he eme sin<br />

gud ghchinderet unde verboden heft ene hÖve to Twedorpe.<br />

Anno domini MOCCCOLXIXo.<br />

(124) Hannesa>van Watenstede is vorvestct van Cratzes weghene, umme dat hc ene verwundet heft a).<br />

(125) Clawesa) de Ovekerschen man is vervestet umme mishandelinge unde sulfwolt, de he began heft<br />

in Richerdes husvrowen Innebeckeres unde an orer mageta).<br />

(126) Hannes Dhoring is vorvestct van Langenkerchoves weghene umme de unvoghe, de he ome<br />

dedde in sunte Mertenes kerken.<br />

(127) Ebelinge Schermere heft vorvestet Heorik van Dalem de voghet van des richtes weghene umme<br />

den dotslach, dene he dedde an deme bussendreyere.<br />

(128) Richard') quidam, item Everd et Henneman duo fratres sunt proscripti Collenberch hoc procurante,<br />

quia vulneraverunt servum suum a ).<br />

(129) Hannese van Lcntze heft vervestet Heneke van Dalem de voget van des richtes wegene um me<br />

dene dotslach, dene he dedde vor den hoken.<br />

(130) Heneke a ) van Lydinghe, Jacob Scradere, Willcken Vo1cmer, Herman Meyeringe, Scramme<br />

van Lafforde unde Heneman Herten sint vervestet van Tylcn weghene Dhoringes'> darumme,<br />

dat se sinen meyer dot a) slogen uppe sineme gude') to Bonstede.<br />

Anno domini MOCCCOLXXo.<br />

(131) Jungen Rebine den beckenwerchten heft vervestet Hermen van Lengede, eyn bur to Lengede,<br />

dat he eme sinen broder Henemanne van Lengede afgheslaghen heft in deme kelre in deme<br />

sacke to Brunswik.<br />

(132) De rad heft vervestet Henninge Pawele darumme, dat he vor deme rade vele redhet heft unde<br />

nicht gheholden enheft. Ok heft he dat richte vorsmadet unde enwolde usen ghemenen borgeren<br />

nicht to rechte stan.<br />

(133) Henninge van Beddinghe, Ludere van Beddinghe unde Mertene van Beddinghe, desse dre linene<br />

weveren heft vervestet Ludeke van Nowen de linene wevere darumme, dat se eme sin hus<br />

upghcstot hebben unde husvrede broken hebben.<br />

(134) Witingh a ) de beckere heft vervestet Werneken, Henneken knecht van Alen, darumme, dat he<br />

to eme nite sineme huse lep unde untwoldeghede eme lives unde gudesal.<br />

(135) Henning Budel heft vervestet Hannese van Bodenstcde unde Hannese Stckere, dat se eme<br />

Hioreke sinen broder afgheslagen hebben.<br />

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Textkritische Anmerkungen<br />

a-a)<br />

b)<br />

c)<br />

d)<br />

e)<br />

f)<br />

g)<br />

h)<br />

i)<br />

k)<br />

I)<br />

m)<br />

n)<br />

0)<br />

p)<br />

In der Ausfertigung gestrichen.<br />

Folgen in der Ausfertigung 4 1 h leere Zeilen.<br />

Folgen 131. leere Zeilen.<br />

Ausfertigung ensu/es.<br />

Am Rande nachgetragen prima causa.<br />

Am Rande nachgetragen secunda.<br />

Am Rande nachgetragen tertia.<br />

Am Rande nachgetragen quarta.<br />

Bereits vor der Streichung des Gesamteintrages gestrichen gewesen.<br />

Folgt in Ausfertigung 1f2 leere Zeile.<br />

Ausfertigung quendera.<br />

Folgen in der Ausfertigung 2 leere Zeilen.<br />

Folgen in der Ausfertigung I1f. leere Zeilen.<br />

Folgen in der Ausfertigung 21f2 leere Zeilen.<br />

Ausfertigung verbessert aus vu/neraverrent.<br />

q) Von anderer Hand des 14. Jahrhunderts am oberen Rande der Seite nachgetragen: Hermen<br />

Bere ca/cifex proscriptus est ex parte Hermanni Vederen, quia vu/neravit eum.<br />

r) vor von anderer Hand über der Zeile nachgetragen. Zu diesem Eintrag am Rand von anderer<br />

Hand nachgetragen non (oder nota?).<br />

s)<br />

t)<br />

u)<br />

v)<br />

w)<br />

x)<br />

y)<br />

z)<br />

a')<br />

b')<br />

Folgt in der Ausfertigung 1 Zeile Rasur; erkennbar Heyne Bere . .. deme kerkhove . ..<br />

Folgt in Ausfertigung irrtümlich nochmaliges est.<br />

Folgt in Ausfertigung 1 leere Zeile.<br />

Unsichere Lesung.<br />

Am Blatt 9 v angeheftet. Hier chronologisch eingereiht.<br />

Ausfertigung urechte.<br />

Folgt in Ausfertigung 'h leere Zeile.<br />

Am rechten Rand wiederholt LXXVo.<br />

Am rechten Rand zu den Einträgen Nm. 142 -146 nachgetragen:<br />

Feria VIa infra octavus Pasche.<br />

Am linken Rande wiederholt Anno LXXoV/o.<br />

Index der Orte<br />

(Die einzelnen Orte sind, wo möglich und nötig, durch den Namen des Landkreises und die in Klammern<br />

folgende Angabe der laufenden Nummer in Hermann Kleinaus Geschichtlichem Ortsverzeichnis<br />

des Landes <strong>Braunschweig</strong> gekennzeichnet.)<br />

Abbenrode, Kr. <strong>Braunschweig</strong> (GOY 1) 3.<br />

Allerburg, Burgruine bei Duderstadt 85.<br />

Aschersleben 73.<br />

+ Asseburg, Kr. Wolfenbüttel (GOY 131) 62.<br />

Barenberg bei Gandersheim 91.<br />

Basum 81.<br />

Beierstedt, Kr. Helmstedt (GOY 194) 116.<br />

Bodenstedt, Kr. <strong>Braunschweig</strong> (GOV 264) 130.<br />

Bomum, Kr. Helmstedt (GOY 293) 3.<br />

<strong>Braunschweig</strong>, Ägidienmühle 14.<br />

-, Gördelingerstraße 119.<br />

28<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

- , in dem grauen ho/te<br />

-, vor dem Hohen Tor<br />

-, Lindenberg<br />

-, vor dem Petritor<br />

-, Pfarrkirche St. Martini<br />

-, Sack<br />

-, Sackstraße<br />

-, Weinkeller (der Altstadt)<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042602<br />

114.<br />

120.<br />

159.<br />

1,4.<br />

126.<br />

131, 140.<br />

113.<br />

22.<br />

Dahlum, Kr. Wolfenbüttcl (GOY 428 - 430) 3.<br />

Dedcleben, Kr. Oschersleben 45.<br />

(Salzgitter-)Drütte (GOY 1769) 99.


(<strong>Braunschweig</strong>-)Eisenbüttel (GOV 528) 102.<br />

(Salzgitter-)Engelnstedt (GO V 1770) 7.<br />

Geiteide, Kr. Wolfenbüttel (GOV 683) 2.<br />

Gleichen (Lichen), Kr. Göttingen 85.<br />

Goslar 56.<br />

Gustedt, Kr. Goslar 94.<br />

Halberstadt<br />

Helmstedt<br />

Hemmekenrode, Kr. <strong>Braunschweig</strong><br />

49,73.<br />

78.<br />

(GOV 936) 16.<br />

Herstelle (südlich von Höxter) 84.<br />

Hildesheim 84.<br />

Horghensupplinge s. Süpplingen<br />

Hornburg, Kr. Wolfenbüttel (GOV 1047) 84.<br />

(Salzgitter-)Immendorf (GOV 1776) 99.<br />

Lamme, Kr. <strong>Braunschweig</strong> (GOV 1254) 97.<br />

(Salzgitter-)Lebenstedt (GOV 1777) 2.<br />

Lengede, Kr. Peine 131.<br />

Magdeburg , 10.<br />

+ Neindorf b. Schöppenstedt,<br />

Kr. Wolfenbüttcl (GOV 1449) 74.<br />

Oebisfelde<br />

(<strong>Braunschweig</strong>-)Olper (GOV 317)<br />

Pattensen (Kr. Hildesheim?)<br />

Quedlinburg<br />

Index der Personen<br />

(Die in Klammern gesetzten Angaben entstammen dem Register des VB IV oder der Ratsliste bei<br />

Spieß, Ratsherren; Einzelnachweise aus beiden Werken werden nicht gegeben. Ein + vor der Zahl<br />

bezeichnet verfestete Personen.)<br />

Abbet, Wedeghe, Vogt<br />

Ackenhusen, Vricke v.<br />

Aldach<br />

Alen, Henneke v.<br />

Almer<br />

Alre, Hermen van der, Schuhmacher<br />

Alrekes, Heneman<br />

Alven, Bäcker<br />

Anegordel, Hannes, aus Basum<br />

Arksleve, Henneke V., Ritter,<br />

und sein Sohn Bosso<br />

Arnse, Hannes v.<br />

Arsehert, Knecht v. Ernst v. Vslere u.<br />

Hannes v. Boc1ehagen<br />

Asches, Hannes<br />

Asle, Hans v.<br />

-, Henrik v.<br />

-, Rotekev.<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

116.<br />

+ 42.<br />

138.<br />

134.<br />

+ 100.<br />

115.<br />

+ 107.<br />

+ 143.<br />

+ 81.<br />

+ 18.<br />

+ 109.<br />

85.<br />

+ 58.<br />

+ 82.<br />

+ 85.<br />

153.<br />

20.<br />

8.<br />

110.<br />

60,73.<br />

+ Rischau, Kr. <strong>Braunschweig</strong> (GOV 1698) 101.<br />

Rüningen, Kr. <strong>Braunschweig</strong> (GOV 1741) 102.<br />

Schulenrode, Kr. <strong>Braunschweig</strong><br />

(GOV 1880)<br />

Semptes<br />

Süpplingen (Horghensupplinge),<br />

Kr. Helmstedt (GOV 2009)<br />

Vahlberg, Kr. Wolfenbüttel<br />

(GOV 2099 - 2101)<br />

16.<br />

10.<br />

3,78.<br />

116.<br />

Watenbüttel, Kr. <strong>Braunschweig</strong><br />

(GOV 2214) 136.<br />

Watzum, Kr. Wolfcnbüttel (GOV 2220) 53, 54.<br />

Wolfsburg 16.<br />

Zweidorf, Kr. <strong>Braunschweig</strong> (GOV 2425) 123.<br />

Backerman, Conred (belegt 1347 Cf.)<br />

Bans\cve, Ludeke v.<br />

Barum, Kalfv.<br />

60,73.<br />

+ 17.<br />

+ 57.<br />

Barvote, Bosse + 22.<br />

Baserd, Bernard (belegt 1345 - 47,1347<br />

verfestet) 29, + 40.<br />

Beckere, Kersten 49,60,73,91, 105.<br />

Beddingc, Hcnning, Luder u. Mcrten,<br />

Leineweber + 133.<br />

Beyer, Hintze<br />

Beme, Hannes (evtl. 1341 verfestet)<br />

Benne<br />

Berbekes, Gheseke<br />

Bere, Hermen, Schuhmacher<br />

Berghe, Hans v. d. (Familie im Hagen<br />

belegt)<br />

Berlingerode, Lippold v.<br />

Berman<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042602<br />

+ 3.<br />

+ 13.<br />

+ 2.<br />

72.<br />

+ 70.<br />

+ 116.<br />

+ 85.<br />

+ 86.<br />

29


Bermere, Volemer v.<br />

Bernebergh, aus Semptes<br />

Berten, Henneman<br />

Bertensleve, Gunther, Guncelen u.<br />

+ 83.<br />

10.<br />

+ 130.<br />

Werner v., aus Wolfsburg + 16.<br />

Bervete, Henningh v. + 158.<br />

Berwinkel, Fredericus v. +3.<br />

Bethmere, Egkeling v. (belegt 1342 - 48) 53, 54.<br />

Byenrode, Heneke v. 96.<br />

Bilrebeke, Ghereke v. 41.<br />

Bindei, Thyle + 152.<br />

Bywende + 141.<br />

Blekenstede, Hannesv. (belegt 1341-45) + 47.<br />

-, Thile v. (belegt 1341- 45) 73.<br />

Bochenow + 91.<br />

Bodekere, Heneke 153.<br />

Bodendike, Werner v. (Adel aus Bodenteich,<br />

Kr. Uelzen) + 21.<br />

Bodenstede, Hannes + 135, + 160.<br />

Boyz + 32.<br />

Bokenem, Conred v., Kramer 98, 116.<br />

Boclehagen, Hannes, aus Allerburg + 85.<br />

Buleman, Ludeman + 123.<br />

Blilshusen 49.<br />

Bulte, Deneke (belegt 1344 - 48) 60,98, 116.<br />

Bomdal + 100.<br />

Bonneke, Johannes 61.<br />

Bonstede, Olrike v., Schuhmacher + 33.<br />

-,Arnd v.<br />

-,N.N.<br />

Burssum, Brüder Bertuld u. Henrik v.,<br />

Zimmerleute<br />

(Henrik belegt 1329?)<br />

-, Conred u. Brun<br />

Bortvelde, Ghevehardus v. (belegt<br />

1313 -47)<br />

Breynem, Ghereke v.<br />

Bremen, Godeke v., Schuhmacher<br />

-, Henneke v.<br />

Brotzem, Brendeke v. (als Schneider<br />

+ 90.<br />

91.<br />

114.<br />

114.<br />

+ 71.<br />

+ 33.<br />

+ 33.<br />

+ 158.<br />

Brendeke 1349 belegt) + 96, + 97.<br />

-, Henning v., Schneider (belegt 1349?) 115.<br />

Brozede, Conred v., Schuhmacher + 33,50.<br />

-, Cord + 155.<br />

Bruno, Schmiedeknecht 68.<br />

Budel, Brüder Henning u. Hinrik 135.<br />

Bßnse<br />

c. s. K.<br />

150.<br />

Dalem, Florin v. + 85.<br />

-, Henrik v., Vogt (evtl. 1330 - 46 belegt)<br />

127, 129.<br />

30<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042602<br />

Damme, Bernd v. d., Rth. (belegt 1343 ff.,<br />

Rth.136O-73) 49.<br />

-, Thidericus v. d. (belegt 1339 -74, Rth.) 7.<br />

-,Ottov. (belegt 1343-44) + 39.<br />

Dedolves, Hannes (Familie in der Neustadt<br />

belegt) + 113.<br />

Denstorpe, Ludolfv. 37.<br />

Didersbutle, Albert v. 101.<br />

Dokewesschersche, Greten sline + 157.<br />

Doring, Conred, Rth. (belegt 1354 - 74) 49, 73.<br />

-, Thidericus filius Thiderici 45.<br />

-, Thidericus filius Cunradi 45.<br />

-, Thile, Rth. 85, 130.<br />

(ein Rth. Thidericus 1365 -73 belegt;<br />

welcher der vorigen?)<br />

-, Hannes (Rth. 1368 -76?)<br />

Dorstad, Roleve v.<br />

Dros<br />

85, 114, + 126.<br />

+ 116.<br />

10.<br />

Drusebant, Bannes, Rth. (belegt 1344 ff.,<br />

Rth. 1362) 46, 98, 105.<br />

-, N. N. + 139.<br />

Duderstad, Johannes v. (Neu bürger<br />

Neustadt 1346?) 66.<br />

Dudinge, Ebeling v., Rademacher 101.<br />

Dunere, Widekind v.; siehe auch sein Bruder<br />

Hartwich Sassen 48.<br />

Dungern, Schuhmacher + 33.<br />

Durekop, Eghard + 27.<br />

-,d. Ä. u.d.J. + 62.<br />

Eddessen, Hannes v. + 50.<br />

Edsede, J an v.; siehe auch sein Bruder<br />

lIeyno v. Peyna + 3.<br />

Eyseling, Henning, Sohn Hennings 119.<br />

Ekerman (Rth. 1374 -75) 151.<br />

EIer, aus Drüttc; siehe auch sein Bruder<br />

Juries + 99.<br />

Eleri, Cunrad, Bruder Johannes' (belegt<br />

1344 ff., Rth. 1355) 16,46.<br />

-, HenninglJohannes, Bruder Conrads<br />

(belegt 1344 ff., Rth. 1359 -75) 16, 75.<br />

Elias, Ludernan, Rth. (belegt 1347 - 55) 91.<br />

EImeres, Johannes + 101.<br />

Elveringe, Hermen 49.<br />

Engelke, Schneider 47.<br />

-,N.N. 59.<br />

Engelmstede, Engelke v., Fleischer 76.<br />

Equorde, Hermen v. + 48.<br />

Esbeke, Hintze v., Schuhmacher<br />

(Rth. 1378 - 9O?) + 33.<br />

Evensen, Johannes v., d. J.<br />

(belegt 1347 ff., Rth. 1358?) 23, 91.


Everd; siehe auch sein<br />

Bruder Henneman + 128.<br />

Vechte, Hannes v. d.<br />

Vechelde (Vechlelde), Bernd v.<br />

+ 114.<br />

(belegt 1345 ff.) 116.<br />

Veddere, Hermann, Schuhmacher 70.<br />

Velkenere, Teze, Vater des Hannes Scutte + 6.<br />

-,N.N. +62.<br />

Velthem, Hannes v.<br />

-, Henning v.<br />

Veltstede, Ermbert v., Rth. (belegt<br />

+1.<br />

+ 62.<br />

1365 -73) 85,91, 98, 105, vor 113, 116.<br />

-, Heine v., Rth. (belegt 1332 - 56) 49.<br />

-,Henningv.,Rth.(belegt1359-06) 99,116.<br />

-, Rolfv., Rth. (belegt 1354-60) 85.<br />

-, Wedego v. (als Rth. belegt 1349 -57) 99.<br />

Vimmelsen, Bertold v. (belegt 1346)<br />

-, Ludemann v., Krämer (belegt 1348)<br />

116.<br />

Vinke, Ludeman<br />

71, 98, 116, 118.<br />

+ 88.<br />

-,N.N.<br />

+ 146.<br />

Visschere, Brüder Heneke u. Luder, aus<br />

Waten büttel (Luder belegt 1341 - 48)<br />

Vlotede. Hermann v. (belegt 1341?)<br />

Vlotowe<br />

Vöghedorn, Hannes, Fleischer<br />

Volcmer, Willeken<br />

136.<br />

43.<br />

+ 157.<br />

+ 76.<br />

+ 130.<br />

Frederici, Fricko 3.<br />

Vricke, Achillis u. Henningh 137.<br />

Vroleke, Hannes + 89.<br />

Vrowenlof, N. N., Schuhmacher + 33.<br />

-,N.N. M.<br />

-, Heneke + 50.<br />

-, Hintzeke + 69.<br />

Ganderssem, Heyne v., Rth.<br />

(als Rth. 1360 belegt)<br />

-, Henrik (belegt 13M)<br />

Gheysemere, Heneke v.<br />

Gheseke, Lutteke<br />

Glinde, Witwe Egkings. v. d.<br />

(Egking belegt 1345)<br />

73.<br />

85, 91.<br />

+ 107.<br />

111.<br />

90.<br />

Godenstede, Hannes v., in der Schuhstraße<br />

(belegt 1336-48?) + 33.<br />

-, Olricus, von der Ägidienmühle + 14.<br />

-, quidam dicluS G. + 33.<br />

Goslaria, Cunne v., Prostituierte 13.<br />

Gowische, Hermen v. d., Ritter + 78.<br />

-, -, Domherr in Hildesheim<br />

-,0110, sein Bruder<br />

Grimsvele, Hcneke<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

+ 84, 85.<br />

+ 84, 85.<br />

+ 112.<br />

Grotenjanes, Tylo (als Rth.<br />

1356 - 67 belegt) 91.<br />

Groven, Ludeman<br />

(als Ludeman Grube 1345 - 47 belegt) + 115.<br />

Gustede, Hermen v. (belegt 13M ff.,<br />

Rth. 1357 -74) 73.<br />

-, Tile v. (belegt 1341-47, Rth. 1347) 45.<br />

Haghenbrughe, Ludeke v.<br />

Haken, Conred (belegt 1347 ff.)<br />

-, Ratsknecht<br />

Halberstadt, Bischofv.<br />

Halberstad, Iohannes v. (belegt 1350)<br />

Halover, Bertold<br />

Hannes, Müller in Eisenbütte!<br />

Hantschemekeres, Elisabeth und<br />

ihre Tante Ode<br />

Hardeke, Hannes<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042602<br />

37.<br />

79.<br />

158.<br />

+ 49.<br />

11.<br />

+ 44.<br />

+ 102.<br />

30.<br />

60.<br />

Hardenberg, Detmar v., aus Herstelle + 85.<br />

Hattorpe, Henning v., lhorifex + 32.<br />

Hederen, Diderik v. (belegt 1341?) + 5.<br />

Heyde, Eylcrd v. d., Rth. (belegt 13M ff.,<br />

Rth.1366-72) 116.<br />

Heymstede, Hannes v., Rth.<br />

(als Rth. belegt 1341 - 57) 91.<br />

Heyneman, Lutteke + 107.<br />

Heysen, Arnd + 15.<br />

Helmold + 98.<br />

Hclmsleger, Brüder Nicolaus u. Johannes 92.<br />

Helmstede, Tileke v. (belegt 1346 - 49?) + 89.<br />

Henneke, Knecht des Bäckers Jan d. J. 36.<br />

Henneman; siehe auch sein<br />

Bruder Everd + 128.<br />

Henricus, Bruder des Scrodere + 3.<br />

-, Steinmetz 42.<br />

Hermann, Sohn des Meiers Tileke aus<br />

Zweidorf 115.<br />

-, Knecht Winkeimans + 33.<br />

Herwighe, Groten + 112.<br />

Hessen, dat kind van + 35.<br />

Heuerling. Ludeman + 59.<br />

-, Heneke, Bader 69.<br />

Hildensem, Tileke v. (belegt 1343) + 55, 106.<br />

Hingst, Henning (belegt 1346) + 93.<br />

Hintze, Knecht WestCals + 33.<br />

Hintzeke. Pfeifer 95.<br />

Hoghevele, Ludemann, Sohn des Tile, sowie<br />

Henneke, Tile, Meyneke und Ludemann 108.<br />

Holen, Ek, Ludeman (belegt 1349) 25, 105.<br />

Holtnicker, Conred (belegt 13M CL) 49,85.<br />

-, David, Rth. (belegt 1341 CL) 60.<br />

-, Thile, Rth. (belegt 1343 ff.,<br />

als Rth. 1351) 60.<br />

31


-,Elyas(belegtl344ff.,alsRth.1356)<br />

-, dom. Henricus (belegt 1342 - 47,<br />

45,60.<br />

als Rth. 1342)<br />

Hone, Brand v. (belegt 1342 ff.,<br />

Vogt 1342-43, Rth. 1384-85)<br />

+ 11.<br />

45, 49, 60, 73, 85, 98, 105, 116.<br />

Honleghe, LudoIfv., Sohn dom. Bertolds<br />

(Bertold + 1350; Ludolfbelegt 1348 ff.) + 38.<br />

Horneboreh, N. N.<br />

-, Johannes u. Thileke<br />

+ 3.<br />

(Hannes 1347 belegt)<br />

Horneman, Brüder Johannes und Thilo<br />

+ 57.<br />

(belegt 1339/44 ff.)<br />

+ 25.<br />

Hoveman, Thileke<br />

+ 136.<br />

Hovemesteres, Hermen<br />

Howere, Bertold, Schuhmacher<br />

+ 31.<br />

(belegt 1348)<br />

+ 33.<br />

-, Conradus, Schuhmacher + 33.<br />

Hundesboreh, Bartold v.<br />

+ 10.<br />

Huppüp, Altflicker<br />

Hus, David van deme (de Domo)<br />

8.<br />

(belegt 1341 ff., Rth. 1340?-55?) 9,49.<br />

-, Henrik (belegt 1346) 85,91,105.<br />

Immendorp, Hannes v. + 120.<br />

-, Heneke v. 120.<br />

Ingheleve (Wohl Ludolf Ingheleve,<br />

Rth. 1374 -1401)<br />

155.<br />

Innebecker, Richards Ehefrau<br />

125.<br />

-, Jacob<br />

+ 159.<br />

Ystorp, Conrad v., aus Herstelle + 85.<br />

Jan d. J., Bäcker<br />

Juries, aus Drütte; siehe auch sein<br />

Bruder Eier<br />

Jütten, Hans<br />

36.<br />

+ 99.<br />

+ 137.<br />

KaIe, Ludolf (belegt 1343 ff.)<br />

38.<br />

Calve, Johannes v. (belegt 1346 ff.)<br />

Kapehorn<br />

3,23.<br />

+ 145.<br />

Kavel, Ludolf<br />

Kcrchove, Egkeling v. d., Rth.<br />

26.<br />

(belegt 1348 ff.)<br />

73.<br />

-, Henrik, Sohn Conreds, Rth. (als Rth.<br />

belegt 1375 -73)<br />

98.<br />

Kerssebom, Ludeman (belegt 1342 ff.) + 111.<br />

Keserling, Hermen<br />

Kcteler, Lodewicus und seine<br />

+ 30.<br />

Tochter Barbara 51.<br />

Kissenbrugge, Hanncsv., Vogt 60,73,85,91.<br />

Clot, Clawes (evtl. schon 1341 verfestet) + 45.<br />

Knesbeke, Pardumme d. Lange v. + 19.<br />

KnÖfcl + 154.<br />

Knorre + 84.<br />

32<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042602<br />

Kochinge, Henning v. 121.<br />

Kogeie, Egkeling (belegt 1344-48) 23.<br />

Kokenbeckere, Petrus + 52.<br />

Kolarced, Henning 121.<br />

Collenberch 128.<br />

Kolnere<br />

Colonia, Reyneke v.<br />

Cortebüke, Ebeling, Knochenhauer<br />

Korveres. Ghese<br />

Cramere, Godeke u. Jorden, Kinder<br />

Jordens (1344 ff. belegt)<br />

- de gherdenere<br />

Cratze<br />

Crenling, Fleischer<br />

Kronsben, Conred (bereits 1345 u.<br />

1347 verfestet)<br />

+ 48.<br />

14.<br />

+ 137.<br />

31.<br />

78.<br />

+ 82.<br />

124.<br />

39.<br />

+ 106.<br />

Krudenere, Brüder Hermann, Christian<br />

und Hannes<br />

89.<br />

Crukman, Brand<br />

22, + 92.<br />

Krusing, Tileke (belegt 1344 ff.) + 117.<br />

Kublinge, Conred v., Rth. (belegt<br />

1343 -48)<br />

91,vorl13.<br />

-, Henneke v. (belegt 1343 - 48) 49.<br />

Kure, Brüder Heneke, Ludeke und Hannes 83.<br />

Lafforde, Brüder Conrad, Tileke und<br />

1 Ienricus v.<br />

-, Scramme v.<br />

-,N.N.<br />

Lampe, llcnningh (belegt 1348 - 49)<br />

Lange, Albert<br />

Langenkerchov<br />

Langenlirersten<br />

Langhenowe, Hintze<br />

Langwagen<br />

1.<br />

+ 130.<br />

+ 61.<br />

153.<br />

+ 119.<br />

126.<br />

122.<br />

51.<br />

67.<br />

Lengede, Hermen v., Bauer aus Lengede,<br />

und sein Bruder Heneman 131.<br />

Lenke, Ratsdiener<br />

15.<br />

Lentze, Hannes v. + 129.<br />

Lesse, Albert und Hannes v. (belegt 1343 ff.) 60.<br />

Levenicht, Clawes 156.<br />

Lydinge, Heneke v. + 130.<br />

Lodhe, Diderik (belegt 1340) 49.<br />

Lodwicus, Bäcker 120.<br />

Lone, Heyne<br />

+ 75.<br />

Lubeke, Hintze v.<br />

+ 156.<br />

Ludeger, socius des Jan v. Runinghe + 4.<br />

Ludeke, socer Rivelinges<br />

+ 63.<br />

Ludernan, Sohn des Schneider Engelke 47.<br />

Luder, Tuchmacher<br />

Ludolf, mester (= Clawes Lodewiges,<br />

+ 68.<br />

Rth. 1374 - 75)<br />

149.


Rutze, Lemmeke (belegt 1350)<br />

Sak, Fritze<br />

Saldere, Hannes V., Gärtner<br />

-, Heneke<br />

Salghe, Henning (als Rth. belegt<br />

1367-73)<br />

Sasse, Hartwicus; siehe auch sein Bruder<br />

Widekind v. Dunere<br />

Scaper, Henning, aus Gustedt<br />

Schermere, Ebeling<br />

Scotelere, Michael<br />

Scradere, Jacob<br />

-, Tyleke<br />

Scret, Henning, aus Pattensen<br />

Scrodere, quidam dictus S. und sein<br />

Bruder Henricus<br />

Scutte, Brand<br />

-,Clawes<br />

-, Hannes<br />

-,N.N.<br />

Scutteke, Knecht Friedrichs Stotehasen<br />

Sedelere, Clawes<br />

-,Olricus<br />

Sekere, Thidericus v. und seine Brüder<br />

Slanewiz, Jan<br />

Slichten, Henning (belegt 1343 -46?)<br />

Slisstede, Jordan v.<br />

Smet, Thile<br />

Sowinge, Ludeman v.<br />

23.<br />

+ 10.<br />

104.<br />

+ 115.<br />

73.<br />

48.<br />

94.<br />

+ 127.<br />

52.<br />

+ 130.<br />

153.<br />

110.<br />

+ 3.<br />

+ 3, + 84.<br />

+ 3.<br />

+ 6.<br />

+ 3.<br />

+ 3.<br />

+ 140.<br />

+ 56.<br />

+ 105.<br />

+ 6.<br />

119.<br />

33.<br />

+ 57.<br />

87.<br />

Solede, Egkeling und sein Bruder Heneken<br />

(Egkeling bereits 1345 und 1346 verfestet) 24.<br />

Sparenbergh + 118.<br />

Sperling, Knecht von Henning Pawel + 114.<br />

Spirling, Pfeifer + 28.<br />

Springhase (Dietrich S. belegt 1341 ff.) 49, 74.<br />

Stagge aus Ölper, N. N. + 8.<br />

-, Brüder Ludolf und Henning (Ludolf<br />

bereits 1345 verfestet)<br />

Stapel, Conrad (belegt 1344 ff.)<br />

Steker, IIannes<br />

Steynighen, Fricke v.<br />

Sten<br />

+ 24.<br />

23.<br />

+ 135.<br />

+ 142.<br />

117.<br />

Stendeckere, Nicolaus, Knecht 80.<br />

Stenman, Ludolf (belegt 1343) + 29.<br />

Stidium, Tidericus v., Bäckerknecht 81.<br />

Stotehasen, Brüder Henrik und Vrederik<br />

sowie Hannes<br />

Strobeke, Heyse v.<br />

-, Tzabel v., Rth. (belegt 1341 ff.,<br />

als Rth. 1356 - 57)<br />

Svertfeger, Herwich<br />

34<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

+ 3.<br />

+ 121.<br />

49.<br />

+ 149.<br />

Swarmstorpe, Sifrid v. 17.<br />

Swartenhenesche 98.<br />

Taminne, Ludeke + 45.<br />

Tappenghetere, Hannes + 122.<br />

Tempclin, quidam dictus T. + 3.<br />

Tetzel, Tyleke + SO.<br />

Tyde, Henning v., aus Immendorf, Meier<br />

der V cltstede 99.<br />

Tileke, Meier in Zweidorf; siehe auch<br />

Hermann 115.<br />

Timberknecht, Clawes + 66.<br />

Timberla, Reyneke (belegt 1347) + 64.<br />

Tymme, IIcyne, Rth. (belegt 1343 ff.,<br />

Rth.1344) 49.<br />

Tossem, Tyle v. + 148.<br />

Uisen, Ghese v., Prostituierte 12.<br />

Ursleve, Hermen v. (helegt 1343 ff.,<br />

Rth. 1354) 49, 73, 102.<br />

Uslere, Ernst v., aus Allerburg + 85.<br />

-, Hannes v., aus Gleichen + 85.<br />

V siehe F.<br />

Wale, Henning und Rabode + 45.<br />

Warnholte, Henricus v. (belegt 1344- 48) 10.<br />

-, N. N. + 161.<br />

Watenstede, Hannes v. + 124.<br />

Watseckesche<br />

100.<br />

Weddinge, Conrad v.<br />

Wederden, Vritze v., Ritter, und sein<br />

+ 3.<br />

Bruder Gherard + 19.<br />

Welle, Brun d. J.<br />

+ 10.<br />

Wenderde, Hermen v.<br />

Wendes, Henneke<br />

+ 85.<br />

+ 68.<br />

Wenthusen, die v. (Ratsfamilie im Hagen) 10.<br />

Werdere, Heneke v. d. + 100, + 103.<br />

Were, Bernd v. + 116.<br />

Werneke, Knecht von Henneken v. Alen + 134.<br />

Werningerode, Gevehard v. 58.<br />

Westfal, Conrad + 109.<br />

-,N.N. 33.<br />

Wetelmstede, Hermen v.<br />

-, Rodolf v. (belegt 1336 ff.,<br />

73.<br />

Rth. 1352 - 58) 50.<br />

Weverlinge, Brüder Olricus und Conrad,<br />

Knappen + 62.<br />

-, Jan v., Sohn hern Borchards<br />

Widemannes, Bode<br />

+ 74.<br />

+ 110.<br />

Wildensten<br />

Wildunge, Hannes<br />

Winkclman, Ebeling<br />

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49.<br />

88.<br />

+ 42, + 112.


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

-,N.N. 33. Woldwisch, Meyneke v. + 43, + 45.<br />

Winningud, Tilo, aus Süpplingen +3. Wrezstede, Ludolf V., Adliger + 15, + 23.<br />

Wyrethe, Tyle v. 104. Wulleslegere, Hannes und Jorden,<br />

Witinghe, Hannes v. + 109. Söhne Denekes + 67.<br />

-, N. N., Bäcker 134. Wulvesche 55.<br />

Witte, Hannes + 3.<br />

Wytteke + 138. Zedver, Henning 41.<br />

Woldenberch, N. N. + 116. Zimmenstidde, Albert und Hermen v. + 116.<br />

Index der Stände und Berufe<br />

(Die Angaben verweisen auf den vorhergehenden Index der Personen.)<br />

Adlige: siehe Arksleve; Bansleve; Bertensleve; Bodendike; Dorstad; Gowische; Hardenberg; Honleghe;<br />

Ystorp; Knesbeke; Luttere; Nette; Oherghe; Sekere; Uslere; Wederden; Weverlinge; Woldenberch<br />

(?); Wrezstede.<br />

Altflicker: siehe HuppBp; Platte, Hannes.<br />

Bäcker: siehe Alven; Jan d. J.; Lodwicus; Witinge.<br />

Bader: siehe Heuerling, Heneke.<br />

Beckenwerke: siehe Radeke; Rebin d. J.<br />

Fleischer: siehe Engelmstede, Engelke v.; V6ghedom, Hannes; Crenlinge.<br />

Gärtner: siehe Cramere; Petrus; Saldere, Hannes v,<br />

Gastwirt: siehe Rivelinge.<br />

Knecht (servus): siehe Arschert; Bruno; Henneke; Hermen; Hintze; Minden, Hermen v.; Olrik; Pren;<br />

Scutteke; Sperling; Stendeckere, Nicolaus; Stidium, Tidericus v.; Werneke.<br />

Knochenhauer: siehe CortebBke, Ebeling.<br />

Kramer: siehe Bokenem, Conred v.; Vimmelsen, Ludemann v.<br />

Leineweber: siehe Beddinge; Nowen, Ludeke v.<br />

Müller: siehe Hannes.<br />

Pfeifer (fIStulator): siehe Hintzeke; Osterwich , Henneke v.; Spirling.<br />

Prostituierte: siehe Goslaria, Cunne v.; Ulsen, Ghese v.<br />

Rademacher: siehe Dudinge, Eheling v.<br />

Rabdiener: siehe Lenke; Papenmeyer.<br />

Rockmacher (thorifex): siehe Hattorpe, Henning v.<br />

Schmied: siehe Bruno.<br />

Schneider: siehe Brotzern, Engelke.<br />

Schuhmacher (scowerchte, calrifex): siehe Alre, Hermen v. d.; Rere, Hermen; Bonstede, Olrik V.;<br />

Bremen, Godcke V.; Brozede, Conred V.; Dungern; Esbeke, Hintze V.; Veddere, Hermann; Vrowenlof;<br />

Howere; Munden, Bertold v.<br />

Steinmet7.: siehe Henricus.<br />

Tuchmacher (linijex): siehe Luder.<br />

Vögte: siehe Abhet, Wedeghe; Dalem,llenrik v.; Hone, Brand V.; Kissenbrugge,Hannes V.; MBntaries,<br />

Ludeman.<br />

Zimmermann: siehe Borssum.<br />

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35


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1. Forschungsstand I)<br />

Thomas Müntzer in <strong>Braunschweig</strong><br />

Teil 1"<br />

Von<br />

Ulrich Bubenheimer<br />

Hinweise auf Beziehungen Thomas Müntzers (niederdeutsch: Münther) nach <strong>Braunschweig</strong><br />

und auf einen möglichen Aufenthalt Müntzers in dieser Stadt liegen der Müntzerforschung<br />

bisher in fünf zeitgenössischen Quellen vor:<br />

1. Im Staatlichen Archiv Dresden befindet sich das Original einer Prä se n ta t io n s u rku<br />

n d e, mit der Thomas Müntzer am 6. Mai 1514 vom Rat der Altstadt <strong>Braunschweig</strong> auf<br />

eine Pfründe am Marienaltar der Michaelskirche zu <strong>Braunschweig</strong> präsentiert wird 1).<br />

• Verzeichnis der Abkürzungen:<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

Böhmer/Kirn Thomas Müntzcrs Briefwechsel auf Grund der Handschriften und ältesten Vorlagen<br />

hg. v. Heinrich Böhmer und Paul Kirn. Leipzig 193\.<br />

CDSI6<br />

Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert. Bd. 16: Die<br />

Chroniken der niedersächsischen Städte. <strong>Braunschweig</strong> Bd. 2. [Hg. v. Ludwig<br />

Hänselmann.] Leipzig 18RO.<br />

F<br />

Thomas Müntzers Briefwechsel. Lichtdrucke Nr. 1-73 nach Originalen aus dem<br />

Sachs. Landeshauptarchiv Dresden, bearb. v. H. Müller. o. O. u. J. [Leipzig<br />

1953].<br />

Franz<br />

Thomas Mü n tze r: Schriften und Briefe. Kritische Gesamtausgabe. hg. v. Günther<br />

Franz. Gütersloh 1968.<br />

M Alte Briefe und Zettel, welche zum Theil Thomas Müntzer, zum Theil andere an<br />

ihn als D. Andr: Carolstadius, Joh: Agricola Islebiensis pp. an ihn geschrieben<br />

pp. Handschrift dcr Staatlichen Leninbibliothek der UdSSR, Moskau (früher<br />

Staatsarchiv Dresden: Loc. 10327).<br />

Weitere Abkürzungen nach: Theologische Realenzyklopädie. Abkürzungsverzeichnis zusammengestellt<br />

von Siegfried Schwertner. Berlin 1976.<br />

I) Aufgrund der in Beil. 2.1 - 2.5 neu edierten Stücke aus Thomas Müntzers Briefwechsel habe<br />

ich eine kurze Darstellung von Müntzers Beziehungen zu <strong>Braunschweig</strong> gegeben in U. Bu ben heimer:Thomas<br />

Müntzer, in: Klaus Scholder/Dieter Kleinmann (Hg.): Protestantische Profile. lebensbilder<br />

aus fünf Jahrhunderten. KönigsteinfTs. 1983, S. 32 - 46; 35 f. Soweit die bier vorgelegten<br />

archivalischen Quellen zu Korrekturen an jener Darstellunggeführt haben, werde ich das im einzelnen<br />

vermerken. - Archivalien aus dem Stadtarchiv <strong>Braunschweig</strong> werden hier nur mit der Signatur zitiert.<br />

Eine Zusammenstellung und inhaltliche Kennzeichnung der Archivalien findet sich am Schluß.<br />

2) Böhmer/Kirn (1931) S. 129 Anhang \. Danach bei Franz (1968) S. 553. Siehe Beil. 1.4.<br />

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37


2. Der Franziskaner Bernhard Dappen berichtet am 4. Mai 1519 aus Jüterbog in<br />

einem Brief an den bischöflich-brandenburgischen Vikar Jakob Gropper über den Streit<br />

der Jüterboger Franziskaner mit dem dortigen lutherischen Ratsprediger Franz Günther<br />

und mit dessen Vertreter Thomas Müntzer in der Fasten- und Osterzeit 1519 3 ). Dappen<br />

gibt an, Müntzer sei aus der Stadt <strong>Braunschweig</strong> vertrieben worden, und zwar nicht lange<br />

Zeit bevor er nach Jüterbog gekommen sei (zu oder kurz vor Ostern 1519)4).<br />

3. In den von Müntzer hinterlassenen Briefschaften ist ein undatierter Brief eines<br />

namentlich nicht genannten Rektors des Martinsgymnasiums in <strong>Braunschweig</strong><br />

an Müntzer erhalten, der von den Herausgebern unterschiedlich, aber jedenfalls zwischen<br />

etwa 1516 und 1518 datiert wird 5 ).<br />

4. In der etwa Juni/Juli 1525 verfaßten Flugschrift" E in nützliche r Di a 10 gus oder<br />

Gesprächbüchlein zwischen einem müntzerischen Schwärmer und einem<br />

evangelischen frommen Bauern" wird eine Aussage gemacht, die der Äußerung<br />

Bernhard Dappens über einen negativen Schlußpunkt von Müntzers Wirken in <strong>Braunschweig</strong><br />

parallel geht. Der Autor läßt auf die Bemerkung des müntzerischen Schwärmers,<br />

daß Müntzer doch das Wort Gottes gehabt habe, den lutherisch gesinnten Bauern antworten:<br />

"Ja wenn ers nicht falsch hett aussgelegt, man weis wol wie er sich allenthalben gehaltten<br />

hatt wo er gewesen ist, nemlich zu <strong>Braunschweig</strong>, zu Zwigkaw, Prag ynn Behmen, zu<br />

Halle und an vilen orthen mehr; er ist allewegen wie ein ertzbube entlauffen."6) Damit<br />

wird behauptet, Müntzer habe sich in <strong>Braunschweig</strong> naeh gewissen nicht genannten Vor-<br />

3) Bernhard Da p p e n: Articvli per fratres minores de obseruantia propositi Reuerendissimo<br />

domino Episcopo Brandenburgeii contra Lvteranos, s. I. et a. [Ingolstadt: Andreas Lutz? 1519), BI. A<br />

1 ,- 4 v (München StaatsB: 4° H. Ref. 800/4). Der Druck enthält noch einen zweiten Brief an Bischof<br />

Hieronymus Scultetus von Brandenburg, Jüterbog, 1519, Mai 5: BI. A 4 v_ 5 '. Vollständiger Text bei<br />

Jakobus Wallenborn: Luther und die Franziskaner in Jüterbog, in: FS 17 (1930) 140-159;<br />

152-159. Text mit Übersetzung bei Manfred BensinglWinfried Trillitzsch: Bernhard Dappens<br />

.. Articuli ... contra Lutheranos". Zur Auseinandersetzung der Jüterboger Franziskaner mit Thomas<br />

Müntzer und Franz Günther 1519, in: <strong>Jahrbuch</strong> für Regionalgeschichte 2 (1967) 113 -147; 132-145.<br />

- Textauszug bei Franz561 - 563. - Über den Streit zuletzt Gerhard Harn mer: Franziskanerdisputation.<br />

1519, in: WA 59 (1983) 628-632.<br />

4) ..... in quo quidem tempore, neseio a quu vocatus, alius magister eiusdem secte [seil. Luteranae)<br />

nomine Thomas advenit, non longo tempore elapso expulsus e civitate Brunsvicksensi, quem fecit<br />

[seil. Franciscus Gunterus) predicare loco sui ... " Articvli, BI. A 3'; Bensing/Trillitzsch 136;<br />

Franz561,1-3.<br />

5) Gustav Kawerau: Kleine Nachlese zum Briefwechsel des Thomas Münzer, in: ZHVG 12<br />

(1879) 641-645; 641 f. (Datierung: ,.1516?"); Böhmer/Kirn S. 1 f. Nr. 2 ( .. 1517 vor Ende Juni");<br />

Franz S. 347 f. Nr. 2 ( .. 1517 oder 1518").<br />

6) Flugschriften der Bauernkriegszeit, unter Leitung von Adolf Lau be u. Hans Werner Seiffert<br />

bearb. v. Christe1 La ufer u. a., Köln 21978,528,30 f.; Ludwig Fischer(Hg.): Die lutherischen<br />

Pamphlete gegen Thomas Müntzer, Tübingen 1976, 93,12-16. Die Stelle wird in der Müntzerforschungzuerst<br />

erwähnt bei Georg Theodor Strobel: Leben, Schriften und Lehren Thomä Müntzers,<br />

des Urhebers des Bauernaufruhrsin Thüringen, Nürnberg 1795,12, jedoch zweifelt S t ro be I an einem<br />

Aufenthalt Müntzers in <strong>Braunschweig</strong>. In der neueren Literatur wird die Stelle ohne Erörterungzitiert<br />

bei Max Stei n me tz: Das Müntzerbild von Martin Luther bis Friedrich Engels, Berlin 1971,87. 105.<br />

38<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

kommnissen seinerseits aus dem Staube gemacht, wie später in Zwickau, Prag und Halle 7).<br />

Der anonyme Dialog wird Johann Agricola aus Eisleben zugeschrieben 8), der vor seinem<br />

Studium in Leipzig (ab 1509/10) möglicherweise das Martinsgymnasium in <strong>Braunschweig</strong><br />

besucht hatte und spätestens ab 1514 Lehrer in <strong>Braunschweig</strong> war 9 ) bis zu seiner Immatri­<br />

kulation in Wittenberg im Wintersemester 1515/16 10 ). Zu Müntzer hatte Agricola ur­<br />

sprünglich freundschaftliche Kontakte 11). Er konnte also gute Informationen über Müntzer<br />

in <strong>Braunschweig</strong> haben 12).<br />

5. In einer späteren Osterpredigt macht J ohann Agricola eine weitere in unserem<br />

Zusammenhang interessante Äußerung: " ... er habe 1514 in <strong>Braunschweig</strong> gesehen, wie<br />

in einem Kandelgießergesellen der ,Satan Thomas Münzers' jenen samt seinem Wirt und<br />

Bruder geplagt, sie schändlich belogen und betrogen habe." 13) Die Müntzerforschung hat<br />

diese letzte Mitteilung allerdings bisher nicht in ihre Überlegungen zu Müntzers Aufenthalt<br />

in <strong>Braunschweig</strong> einbezogen.<br />

Obwohl wir also eine Reihe zeitgenössischer und größtenteils voneinander unabhängiger<br />

14) Hinweise auf einen Aufenthalt Müntzers in <strong>Braunschweig</strong> haben, hat ein Teil der<br />

1) V gl. den folgenden Satz: "Schwermer: Must doch Sant Paulus auch entlauffen und wart uber<br />

die mauern von den aposteln weg gesant [Apg. 9,25]." Flugschriften 528, 31 - 33.<br />

8) Heinrich Boehmer: Studien zu Thomas Müntzer, Leipzig 1922, 2 f.; Steinmetz 1971,<br />

80 f.; Flugschriften 636.<br />

9) Gustav Kawerau: Johann Agricola von Eisleben, Berlin 1881,9 -12. - Joachim Rogge:<br />

Johann Agricolas Lutherverständnis. Unter besonderer Berücksichtigung des Antinomismus, Berlin<br />

1960,12 f. - Ders.: Art. "Agricola, Johann", in: TRE 2,110 -118; 111. Das Martineum war nicht,<br />

wie Rogge schreibt, eine von den Minoriten unlerhaltene Schule, sondern neben dem Katharineum<br />

eine der heiden städtischen Lateinschulen.<br />

10) Kar1 Eduard Förstemann (Hg.): Album Academiae Vitebergensis, Leipzig 1841, Bd. 1,<br />

61 aals "Johannes Sneider de Eisleben baccalaureus arcium Liptzen. Dioc. Halberstaden ... unmittelbar<br />

vor vier <strong>Braunschweig</strong>er Bürgersöhnen: Henningus Bruck, Bartoldus Laffert, Henricus Durigke,<br />

Fridericus Durigke. Die Annahme bei Kawerau: Agricola, 1881, 10 f., die vier <strong>Braunschweig</strong>er<br />

könnten (wenigstens teilweise) Schüler Agricolas gewesen sein, hat viel für sich, zumal er in <strong>Braunschweig</strong><br />

längere Zeit bei einem Bürger namens Durigke gewohnt hatte. Es könnten Privatschüler gewesen<br />

sein, die mit Agricola nach Wittenberg zogen.<br />

11) Vgl. Agricola an Münt;ter, Wittenberg, 1520 Febr. 2; Fra nz S. 362 Nr. 15.<br />

12) Vgl. das Urteil von Steinmetz 1971,87 über Agricolas Müntzerkenntnis: "hervorragend<br />

informiert" .<br />

13) So gibt Kawerau: Agricola, 1881, 12 Anm. 2 - ohne wörtliches Zitat - eine Äußerung<br />

Agricolas wieder, deren Fundort er nur mit "Osterpredigten BI. 88" kennzeichnet. Die Stelle konnte<br />

bislang nicht wieder identifiziert werden. Ich vermute, daß sich Ka werau auf eine in der Marienkirchbibliothek<br />

zu Halle befindliche Handschrift be;tieht. Siegfried Bräuer: Die zeitgenössischen<br />

Dichtungen üher Thomas Müntzer und den Thüringer Bauernaufstand, Theo!. Diss. Leipzig 1973<br />

[Masch.], 454 Anm. 590 macht die unzutreffende Angabe, die Aussage Agricolas finde sich in Johann<br />

Agricola: Drey Sermon vnd Predigen ... , Wittenberg: Hans Luft 1537 (Heidelberg UB: Sal. 101,3).<br />

In dieser Schrift (38 Blätter) finden sich zwar zwei Osterpredigten (BI. D 3 r - K 4'), jedoch ohne die<br />

gesuchte Aussage.<br />

14) Nur bei Quelle 4 ist nicht auszuschließen, daß Agricola (1525) die Kenntnis über das Ende<br />

von Müntzers <strong>Braunschweig</strong>er Aufenthalt aus dem gedruckten Brief Bernhard Dappens (1519) geschöpft<br />

haben könnte.<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042602<br />

39


Müntzerbiographen einen solchen in die Rekonstruktion von Müntzers Frühzeit nicht einbezogen<br />

15). Andere Forscher haben, ohne das gesamte genannte Material einer umfassenden<br />

kritischen Prüfung zu unterziehen, mehr beiläufig einige Hypothesen hinsichtlich eines<br />

etwaigen Aufenthaltes Müntzers in <strong>Braunschweig</strong> aufgestellt.<br />

Zuerst hat 1842 Johann Karl Se ide mann aus dem Brief des Rektors des Martinsgymnasiums<br />

in <strong>Braunschweig</strong> an Müntzer geschlossen, Müntzer sei "etwa um 1517, Lehrer am<br />

Martinigymnasium zu <strong>Braunschweig</strong> geworden" 16). In der neue ren Forschung hat Manfred<br />

Be nsi n g die Hypothese aufgegriffen und leicht abgewandelt: Er geht von einer "zeitweiligen<br />

Lehrtätigkeit Müntzers an der dortigen Martinsschule" als gesichertem Faktum aus,<br />

wobei er nur hinsichtlich der Datierung noch unsicher ist; 1517/18 sei "wahrscheinlich" der<br />

Zeitpunkt dieser Lehrtätigkeit 17). Da er aher üher Seidemann hinaus nun Kenntnis von<br />

der Präsentationsurkunde aus dem Jahr 1514 hat, konstruiert er zwei voneinander unabhängige<br />

Aufenthalte in <strong>Braunschweig</strong>: Auf den ersten Aufenthalt Müntzers in <strong>Braunschweig</strong><br />

1514 weise die Präsentation auf eine Altarpfründe an der Michaelskirche durch<br />

den Rat der Altstadt <strong>Braunschweig</strong> hin IR). Zwischen diesem Datum und dem zweiten<br />

(nicht mit jener Pfründe in Verbindung gehrachten) <strong>Braunschweig</strong>aufcnthalt Müntzers<br />

1517/18 liege das "ausreichend belegte Wirken Müntzers im Nonnenkloster [!] Frose" bei<br />

Aschersleben 19). Die Kombinationen Ben s i n gs werden bei Eike Wo I ga s t weiter ausgebaut:<br />

Die Präsentation des Rates setze eine Anwesenheit Müntzers in <strong>Braunschweig</strong> im<br />

Mai 1514 zwar voraus, aber Müntzer habe die Pfründe nicht übernommen. 1518 sei Müntzer<br />

"dann erneut in <strong>Braunschweig</strong>" 20).<br />

15) Vgl. Eric W. Gri tsch: Reformer without a ehureh. The life and thought ofThomas Mucntzer<br />

1488 P)- 1525, Philadelphia 1967,5. - Gordon R upp: Patterns of Reformation, London 1969,<br />

159 f., wo der Rektor des Martinsgymnasiums irrtümlich nach Münster versetzt wird. - Gerhard<br />

We h r: Thomas Müntzer in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, Reinbek bei Hamhurg 1972, 18.<br />

16) Johann Karl Seideman n: Thomas Münzer. Eine Biographie. nach den im Königlich Sächsischen<br />

Hauptstaatsarchive zu Dresden vorhandenen Ouellen hearbeitet, Dresden 1842, 3. Übernommen<br />

von Carl lIessenmüller: I Ieinrich Lampe, der erste evangelische Prediger in der Stadt <strong>Braunschweig</strong>,<br />

<strong>Braunschweig</strong> 1852, 12 f. Anm. 23. Angezweifelt von Carl Wilhe1m Sack: Geschichten der<br />

Schulen zu <strong>Braunschweig</strong> von ihrer Entstehung an und die Verhältnisse der Stadt in verschiedenen<br />

Jahrhunderten, <strong>Braunschweig</strong> 1861, 107. Danach taucht das Thema "Müntzer in <strong>Braunschweig</strong>" in<br />

der <strong>Braunschweig</strong>er lokalgeschichtlichen Forschung nicht mehr auf. Die Feststellung von Bensingl<br />

Trill i tzsch 119, "in der Literatur über Kirche und Schulwesen in <strong>Braunschweig</strong>" sei "Thomas Müntzers<br />

Wirken nicht vermerkt" ist entsprechend zu modifizieren. Vgl. jüngst: Thomas Münzer und<br />

<strong>Braunschweig</strong>, in: <strong>Braunschweig</strong>er Zeitung. Sonntagsbeilage vom 12. August 1984, S. 4 und vom 26.<br />

August 1984, S. 4.<br />

17) So der Ictzte Stand in Manfred Bensing: Thomas Müntzer, Leipzig, 3. neubearb. Aufl.<br />

19!13, 20.25. Ursprünglich setzte Bensing diese Lehrtätigkeit Müntzers am Martineum später an,<br />

nämlich 1518 bis Frühjahr 1519: M. Bensing: Thomas Müntzer, Leipzig (1965) 21975,26. Damals<br />

hielt cr eine Datierung auf 1516 und 1517


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Walter Eiliger, der 1975 die bislang umfangreichste Müntzerbiographie vorgelegt<br />

hat, nahm die Präsentationsurkunde zwar zum Anlaß für Spekulationen über das Datum<br />

von Müntzers Priesterweihe 21 ), konnte ihr aber im Blick auf einen Aufenthalt Müntzers in<br />

<strong>Braunschweig</strong> nichts ahgewinnen 22 ). Finen Aufenthalt Müntzers in <strong>Braunschweig</strong> erhebt<br />

er aber "mit ziemlicher Sicherheit" für das Jahr 1518 aus der Äußerung Bernhard Dappens.<br />

Allerdings meint Eil iger: "Was er [MüntzerJ dort getrieben hat, ob er etwa an der Martinsschule<br />

als Lehrkraft beschäftigt war, bleibt dunkel." 23).<br />

Zusammenfassend läßt sich feststellen, daß hinsichtlich eines Aufenthaltes Müntzers<br />

in <strong>Braunschweig</strong> bei den Biographen große Unsicherheit herrscht und über den Aussagegehalt<br />

der bereits bekannten Quellen keine Klarheit besteht. Bevor wir die Quellenbasis zu<br />

diesem Thema erweitern, müssen daher die hisherigen Interpretationsfehler ausgeräumt<br />

werden, die sich auf die bereits bekannten Quellen beziehen und auch ohne neue Quellen<br />

als solche erkannt werden können.<br />

Eine paradoxe Situation herrscht in der Forschung hinsichtlich der Bewertung der Präsentationsurkunde<br />

vom 6. Mai 1514. Obwohl gerade sie von allen genannten Quellen die<br />

eindeutigsten Daten liefert, wird ihr in der Rekonstruktion der Müntzerbiographie jener<br />

Jahre weniger Gewicht beigemessen als den unklareren Angaben der übrigen Quellen. Die<br />

Ursache liegt in einer Fehlhcwertung des Dokumentes durch die ersten Herausgeher, von<br />

der die gesamte Forschung beeinflußt ist. Bö h m e rund K i rn hatten das mit dem Siegel<br />

der Altstadt <strong>Braunschweig</strong> versehene Original der Präsentationsurkunde in den Beständen<br />

des heutigen Staatsarchivs Dresden gefunden und es 1931 in ihrer Ausgabe von Müntzers<br />

Briefwechsel publiziert. Diese Urkunde ist in der Anrede gerichtet an den damaligen Pfarrherrn<br />

der Michaelskirche zu <strong>Braunschweig</strong>, Henning Breyer 24 ). Aus dem Fundort der Ur-<br />

21) Walter EIl ige r: Thomas Müntzer. Leben und Werk, Göttingen (1975) '1976,27 f. Aus der<br />

Tatsache, daß Müntzer in der Präsentationsurkunde als Presbyter der Halherstädter Diözese bezeichnet<br />

wird (Franz 553,9 f.), also zum Zeitpunkt der Präsentation (6. Mai 1514) bereits Priester war,<br />

folgert er, Müntzersei "vielleicht [!] ... am OuatemhersamstagvorWeihnachten 1513 (17. Dezember)<br />

oder am Karsamstag 1514 (15. April) ordiniert worden". Elliger39 f. wird die Hypothese bereits als<br />

bewiesenes Faktum ausgegeben. Sie ist aber aus zwei Gründen nicht mehr als Spekulation: Erstens ist<br />

EIl ige rs Annahme, die genannten Termine (Ouatembersamstage und Karsamstag) seien damals die<br />

einzigen für Ordinationen in der Halberstädter Diözese in Frage kommenden Termine gewesen, unbewiesen.<br />

Ein Vergleich mit der erhaltenen gleichzeitigen Ordinationsmatrikel des Hochstifts Merseburg<br />

zeigt, daß auch noch andere Tage in Frage kommen konnten. Vgl. Georg B uchwa Id (Hg.): Die<br />

Matrikel des Hochstifts Merseburg 1469 bis 1558, Weimar 1926, bes. 95 Cf. Zweitens ist der Präsentationsurkunde<br />

nichts darüber zu entnehmen, ob Müntzer in <strong>Braunschweig</strong> zum ersten Mal eine Pfründe<br />

als Priester erhalten hat. Nach EIl iger hat W olgast 19HI, 11 vermerkt, daß Ort und Zeit von Müntzers<br />

Ordination unbekannt seien. Als Ort läßt sich immerhin der Bereich der Diözese Halberstadt<br />

angeben (das ergiht sich aus Beil. 1.4 = Fra nz 553, 8 f.), weshalb Frankfurt an der Oder als Ordinationsort<br />

(so Rupp 159) ausscheidet.<br />

22) Vgl. EIl ige r 32 Anm. 20: "Die Präsentation Müntzers für eine Altarpfründe an St. Michael<br />

würde am ehesten noch auf diese Spur weisen, die ernsthaft zu verfolgen jedoch hei den damaligen<br />

Formen des Präsentationswesens schwerlich zum Ziele führt."<br />

21) Ehd.50.<br />

24) Beil. 1.4.<br />

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41


kunde im Staatsarchiv Dresden haben die Herausgeber geschlossen, daß sie aus dem zum<br />

Zeitpunkt von Müntzers Gefangennahme in Mühlhausen befindlichen schriftlichen Nachlaß<br />

Müntzers - aus dem sogenannten "Briefsack Müntzers" - stamme, den Herzog Georg<br />

von Sachsen 1525 beschlagnahmt hatte 2S ) und der mit anderen Müntzeriana in das Dresdener<br />

Archiv kam 26). Dieser Annahme ist zuzustimmen 27), nicht jedoch der weiteren Schlußfolgerung<br />

von Böhmer und Kirn, der Verbleib der Urkunde in Müntzers Hand bis zu<br />

seinem Tod lasse Zweifel aufkommen, ob Müntzer wirklich in den Besitz der Pfründe, für<br />

die er präsentiert worden war, eingetreten sei. Böhmer und Kirn setzen dabei voraus,<br />

die Präsentationsurkunde hätte bei der Institution dem Adressaten, nämlich dem Pfarrherrn<br />

von St. Michael, ausgehändigt werden und bei diesem verbleiben müssen 28 ). Diese<br />

Voraussetzung ist rechtshistorisch nicht zwingend. Die Präsentationsurkunde wurde im<br />

vorliegenden Fall vom Aussteller dem Präsentierten ühergeben, der im Text als "presentium<br />

litterarum exhibitor", d. h. als "Vorweiser dieses Briefs" bezeichnet wird 29 ). Diese<br />

Bezeichnung impliziert zwar, daß der Präsentierte bei seiner Institution (institutio corporalis)30)<br />

dem die Einweisung in die Pfründe und in das mit ihr verbundene geistliche Amt<br />

vollziehenden Pfarrherrn die Präsentationsurkunde "vorweist". Rechtlich bestand aber<br />

keine Notwendigkeit für den Pfarrherrn, die Präsentationsurkunde nach erfolgter Institution<br />

einzuziehen, da die Gefahr einer Wiederholung der Institution nicht bestand. Umgekehrt<br />

konnte der Präsentierte ein Interesse daran haben, auch nach erfolgter Institution die<br />

Präsentationsurkunde in der Hand zu behalten. Bei einem städtischen Altarlehen wie dem<br />

vorliegenden, bei dem dem Rat das Patronat zustand, war die durch die Präsentationsurkunde<br />

vollzogene Kollation hzw. Ernennung des Pfründners 3!) der für die ökonomischen<br />

Rechtsfolgen entscheidende rechtliche Akt. Demgegenüber war die Institution durch den<br />

25) Vgl. Böhmer/Kirn S. VII f.; wieder abgedruckt bei Franz 457 f.<br />

26) Diese Müntzeriana bilden jetzt den Hauptanteil des einst im Staatsarchiv Dresden (Loc.<br />

10327), jetzt in der Staatlichen Leninbibliothek der UdSSR in Moskau befindlichen Bandes, der auf<br />

BI. 1 r den Titel trägt: "Alte Briefe und Zettel, welche zum Theil Thomas Müntzer, zum Theil andere<br />

an ihn als D. Andr: Carolstadius, Joh: Agricola Islebiensis pp. an ihn geschrieben pp." (Künftig abgekürzt<br />

zitiert als M.) Verwenden konnte ich nur die Faksimileausgabe dieses Bandes: Thomas Müntzers<br />

Briefwechsel. Lichtdrucke Nr. 1 -73 nach Originalen aus dem Sächs. Landeshauptarchiv Dresden,<br />

bearb. v. H. Müller, o. O. u. J. [Leipzig 1953] (künftig zitiert als F). - Ich mache darauf aufmerksam,<br />

daß der genannte Band M nicht identisch ist mit Müntzers "Briefsack" , da er Stücke enthält, die nicht<br />

aus Müntzers Nachlaß stammen können, sondern aus anderen Provenienzen hinzugefügt wurden.<br />

Umgekehrt gibt es Hinweise, daß auch Stücke, die zu einem früheren Zeitpunkt mit den in M befindlichen<br />

Müntzeriana eine archivalische Einheit bildeten, nachträglich wieder ausgeschieden wurden<br />

(vgl. Vorbemerkung zu Beil. 1.4). Eine Untersuchung der Cberlieferungsgeschichte des im M gesammelten<br />

Materials ist notwendig.<br />

27) Die ursprüngliche Zusammengehörigkeit der Prasentationsurkunde und eines Teils der in<br />

M gesammelten Müntzeriana wird durch die zu Beil. 1.4 mitgeteilte alte Signatur der Originalurkunde<br />

bestätigt.<br />

2") Böhmer/Kirn 129 Anhang 1 Anm.l; Franz553.<br />

29) Beil. 1.4.<br />

30) Vgl. Johannes H ee pe: Die Organisation der Altarpfründen an den Pfarrkirchen der Stadt<br />

<strong>Braunschweig</strong> im Mittelalter, in: <strong>Jahrbuch</strong> des Geschichtsvereins für das Herzogtum <strong>Braunschweig</strong> 12<br />

(1913) 1- 68; 21 f.<br />

31) Heepe9-13.<br />

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Pfarrherrn bei solchen Pfründen ein formalrechtlicher Akt, dessen Ausführung der Pfarrherr<br />

in der Regel nicht verweigern konnte 32 ). Diese Umstände bieten hinreichend Erklärung<br />

dafür, daß auch nach der Institution die Präsentationsurkunde in Müntzers Hand bleiben<br />

konnte. Natürlich sind Einzdfälle denkbar, in denen ein präsentierter Kleriker nach<br />

erfolgter Präsentation auf das ihm zugedachte Lehen verzichtet hat. Da aber natürlicherweise<br />

bereits das Besetzungsvorhaben mit dem ins Auge gefaßten Kandidaten abgesprochen<br />

wurde, ist das etwaige Nichtzustandekommen der Institution ein zwar möglicher Ausnahmefall,<br />

der aber ohne Quellenbeleg nicht zur Grundlage biographischer Rekonstruktion<br />

gemacht werden kann. Vielmehr hätte man bis zum Beweis des Gegenteils davon ausgehen<br />

können, daß Müntzer aufgrund seiner Präsentation die <strong>Braunschweig</strong>er Pfründe<br />

auch übernommen hat.<br />

Diesen Schritt zu vollziehen, hat die Forschung noch ein zweiter Umstand gehindert.<br />

Müntzer ist nämlich in den Folgejahren - man hat in der neueren Forschung 1516/17 angegeben<br />

33) - als Kleriker in Frose bei Aschersleben belegt. Auch von daher schienen sich<br />

Zweifel an der erfolgten Übernahme des <strong>Braunschweig</strong>er Lehens durch Müntzer nahezulegen,<br />

so lange man dieses Lehen - rechtshistorisch unzutreffend - vorwiegend unter dem<br />

Aspekt der damit verbundenen priesterlichen Verpflichtungen Müntzers gesehen hat. Der<br />

Irrtum lag hier darin, daß man das Phänomen der Pfründenkumulation und der Möglichkeit<br />

des Genusses der Pfründeinkünfte in Abwesenheit (in absentia) unter Bestellung eines<br />

die priesterlichen Funktionen stellvertretend versehenden Offizianten 34) nicht in Rechnung<br />

gestellt hat. Daß Müntzer ein Amt in Frose hatte, stößt sich so gesehen biographisch<br />

nicht mit der Annahme, daß Müntzer die <strong>Braunschweig</strong>er Pfründe übernommen hat 35 ).<br />

Dann aber besteht die Möglichkeit, auch Müntzers späteren Aufenthalt in <strong>Braunschweig</strong><br />

mit seiner <strong>Braunschweig</strong>er Pfründe in Verbindung zu bringen. Das ist desto naheliegender,<br />

wenn weiter erkannt wird, daß auch die Annahme, Müntzer sei zeitweilig Rektor<br />

oder Lehrer am Martineum gewesen, auf einem Interpretationsfehler beruht. Man bezieht<br />

sich dafür auf einen undatierten lateinischen Brief (die oben genannte Quelle 3), deren<br />

Absender sich ohne Namensnennung im ersten Satz folgendermaßen einführt: "Qui<br />

nunc regit literarum gymnasium S. Martini Brunsvick magistri discipulus quidam, venera-<br />

32) Vgl. Heepe 8: "Dem Pfarrer bleibt nur die Institution des vom Rat erwählten Priesters,<br />

eine Pflicht, deren Erfüllung er nicht verweigern darf ... "<br />

B) Bensing/Trillitzsch 120 (zitiert oben bei Anm. 19); ßensing: Müntzers Kampf, 1977,<br />

7; ders.: Müntzer, 31983, 20.25; Eiliger 39-43 ("am Kanonissenstift zu Frose tätig"); Wolgast<br />

11 f. Zwar ist Müntzers Aufenthalt in Frose belegt, allerdings 1515/16. Bensing redet unkorrekt von<br />

einem "Nonnenkloster" in Frose, was von Eil i ge r richtig in "Kanonissenstift" korrigiert wurde. Aber<br />

auch die Annahme, daß Müntzer am Froser Kanonissenstift gewirkt habe, ist vorläufig noch Hypothese.<br />

Vgl. unten S. 54.<br />

34) Vgl. Heepe 29 - 32; U. Buben heimer: Consonantia theologiae et iurisprudentiae. Andreas<br />

Bodenstein von Karlstadt als Theologe und Jurist zwischen Scholastik und Reformation, Tübingen<br />

1977,31 f.<br />

3S) Gri tsch 5 behauptet explizit, Müntzer habe eine Anstellung in Frose anste Ile der ßraunschweiger<br />

Pfründe gewählt.<br />

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ili domino artiumque magistro Thome N." 36) Der Absender bezeiehnet sich als Schüler<br />

Müntzers. Die Schlußfolgerung, der jetzige Rektor des Martinsgymnasiums müsse, weil er<br />

sich als "Schüler" Müntzers bezeichnet, früher von Müntzer am Martinsgymnasium unterrichtet<br />

worden sein, war ein erster Trugschluß. Denn Müntzer hätte auch an einem der<br />

anderen Orte, an denen er zuvor schon als Lehrer tätig war (Halle, Aschersleben?), jenen<br />

späteren <strong>Braunschweig</strong>er Rektor als Schüler unterrichtet haben können. Bei dem <strong>Braunschweig</strong>er<br />

Rektor könnte es sich aber auch um einen der Privatschüler Müntzers handeln,<br />

die er nachgewiesenermaßen bei sich zu haben und zu unterrichten pflegte 3 ?). Auch die<br />

Sclbstvorstellung des Rektors als desjenigen, der "jetzt (nune)" das Rektorat innehat,<br />

läßt nicht die Interpretation zu, vor ihm sei Müntzer der Rektor gewesen. "Jetzt" deutet<br />

lediglich auf eine nicht lange vor Abfassung des Briefs erfolgte Neubesetzung des Rektorats<br />

hin, ohne daß aber der geringste Hinweis auf die Person des Amtsvorgängers des Schreibers<br />

gegeben wird. Es war daher ein zweiter Trugschluß, Thomas Müntzer zum Amtsvorgänger<br />

des Absenders im Rektorat des Martinsgymnasiums zu <strong>Braunschweig</strong> zu machen.<br />

Als Ausgangspunkt für die vorliegende Untersuchung bleibt also positiv zunächst nur<br />

ein einziges sicheres Datum übrig: die Präsentation Müntzers auf ein Altarlehen an der<br />

Michaelskirche in <strong>Braunschweig</strong> durch den Rat der Altstadt am 6. Mai 1514. Eine weitere<br />

Klärung von Müntzers Beziehungen zu <strong>Braunschweig</strong> muß über eine systematische und<br />

methodische Erweiterung der Quellenbasis versucht werden.<br />

2. Neue Quellen<br />

Beim Versuch, die Quellenbasis zum Thema "Müntzer und <strong>Braunschweig</strong>" zu erweitern,<br />

boten sich zwei Möglichkeiten an: Ers te n s eine neue Aussehöpfung von Müntzers Briefwechsel<br />

unter Rückgriff hinter die Editionen auf die Handschriften selbst und zwe i te ns<br />

Archivforschungen an Ort und Stelle, nämlich in <strong>Braunschweig</strong>.<br />

2.1 Müntzers Briefwechsel<br />

Unter den neuen Quellen sind zunächst drei bereits bekannte Stücke aus Müntzers<br />

Briefwechsel aufzunehmen, die aufgrund von Fehldeutungen nicht mit <strong>Braunschweig</strong>, sondern<br />

mit lIalberstadt und Ascherslehen in Verbindung gebracht wurden. Zu "neuen"<br />

Quellen werden sie nicht nur durch die richtige Einordnung, sondern auch durch eine verbesserte<br />

Transkription und Edition, da die Ausgaben von Böhme r/Ki rn und von Franz<br />

aufgrund vieler Lesefehler , die auch wichtige biographische Fakten (Datierungen, Personennamen<br />

usw.) betreffen, die Forschung an diesem Punkt mehr in die Irre geführt als<br />

gefördert haben 38).<br />

36) BciI.2.4= Franz347, l3f.<br />

37) Siehe unten S. 55.<br />

38) Franz (1968) hat im Brief teil lediglich die Editionvon Böh me r/Kirn (1931) übernommen<br />

und dabei deren Lesefehler durch weitere Druckfehler vermehrt, so daß insgesamt die Ausgabe von<br />

Bö h me r / Kir n noch vorzuziehen ist. Jedoch sind beide Ausgaben in den aus Handschriften geschöpften<br />

Teilen so fehlerhaft (und unvollständig'), daß für weiterführende wissenschaftliche Forschungen<br />

44<br />

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Im einzelnen handelt es sich um folgcnde Stücke:<br />

a) Brief von Klaus, Diener des Hans Pelt, an Thomas Müntzer in Frose,<br />

in Halberstadt am 25. Juli 1515 "myt hast gesreven" 39). In den Ausgaben ist die Jahreszahl<br />

des Datums falsch mit ,,1517" entziffert worden, so daß sich Veränderungen auch im Blick<br />

auf Müntzers Aufenthalt in Frose ergeben. Ferner wurde die Tatsache, daß Klaus seinen<br />

Brief in Halberstadt geschrieben hat, zum Anlaß genommen, ohne Belege Halberstadt als<br />

ständigen Aufenthaltsort sowohl des Schreibers wie seines Dienstherrn Hans Pelt in die<br />

Forschung einzuführen. Mit der Möglichkeit, daß Klaus seinen Briefunterwegs im Verlauf<br />

einer Reise geschrieben haben könnte, wurde nicht gerechnet. Aus <strong>Braunschweig</strong>er Archivalien<br />

können wir den Briefschreiber als einen Klaus Winkeier identifizieren, der in jenen<br />

Jahren in den Diensten des <strong>Braunschweig</strong>er Fernhändlcrs Hans Pelt stand und mehrfach<br />

Geschäftsreisen im Auftrag des Hans Pelt durchführte. Im vorliegenden Fall fungiert er<br />

auch als Briefbote Müntzers.<br />

b) B rief Lu dolf Wi tte hovets an Thom as Müntzer in Frase, ohne Angahe von<br />

Ort und Datum 40). Da hier wiederum "Clawes Pelten" als Briefübermittier erwähnt wird,<br />

wurde der Brief an Anlehnung an den vorgenannten bisher auf ca. 1516/17 datiert, während<br />

ich wegen der Neudatierung des vorhergehenden Stückes entsprechend auf ca. 1515/16<br />

gehe, was jedoch Vermutung bleibt. Gravierender war, daß man den Absender in der Umgebung<br />

von Frose suchte: Böh m e r /K i rn in llalberstadt wegen des vorgenannten Briefs,<br />

Franz in dem von Frose 6 km entfernten Aschersleben 41 ). Der Briefstammt jedoch ebenfalls<br />

aus <strong>Braunschweig</strong>, wo Ludolf Wittehovet gleichzeitig mit Müntzer Pfründner am Marienaltar<br />

der Michaclskirche war.<br />

c) Brief des Hans Pelt an Thomas Müntzervom25. Juni 1521 mit einem Nachtrag<br />

vom 6. September 1521 42 ). Obwohl eine Ortsangane fehlt, wurde es von den Editoren<br />

eine Benützung der Handschriften bzw. für den Moskauer Müntzerfaszikel (M) die Verwendung der<br />

Faksimileausgabe (F) unerläßlich ist (s. Anm. 26). Vgl. einige Rezensionen zu der Edition von Fra n z:<br />

Hans Vo I z, in: BDLG lOS (1969) 599 - 603 (korrigiert nur die Edition der Druckschriften Müntzers<br />

und macht die unzutreffende Angabe, die Handschriften seien anhand der Faksimileausgabe neu kollationiert<br />

worden [Fra n z hat nach eigener Aussage S. 10 diese Ausgabe beim Korrekturenlesen benützt,<br />

von "Kollation" kann aber keine Rede sein.]); Reinhard Schwarz, in: ThZ 26 (1970) 147 f.<br />

(vermerkt Mängel nur in der Beschreibung der Handschriften); Siegfried B räuer :Die erste Gesamtausgabe<br />

von Thomas Müntzers Schriften und Briefe, in: Lu13!! (1971) 121-131 (vermerkt im Blick<br />

auf die aus Handschriften geschöpften Teile vollständig fehlende Stücke, nicht jedoch Textlücken in<br />

den edierten Stücken und erwähnt die "geringfügigen Korrekturen" der Edition von Fra nz gegenüber<br />

Böh me r/Ki rn, nicht jedoch die zahlreicheren Verschlechterungen). So wurde die Forschung<br />

über das Ausmaß der den paläographischen Standard betreffenden Unzulänglichkeit der Ausgabe<br />

nicht informiert.<br />

39) Beil. 2.1.<br />

40) Beil. 2.2.<br />

41) Vermutlich in Aschersleben geschrieben wurde der Brief des Ascherslebener Bürgers Matthäus<br />

Volmar an Thomas Müntzer vom August 1616 (Franz S. 347 Nr. 1). der, weil in meinen Untersuchungszeitraum<br />

fallend, in Beil. 2.3 ebenfalls neu ediert wird.<br />

42) Beil. 2.5.<br />

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45


in <strong>Braunschweig</strong> wesentlich beteiligt. So wirft die Untersuchung von Müntzers Beziehungen<br />

zu <strong>Braunschweig</strong> auch neues Licht auf die Frühreformation in der Stadt <strong>Braunschweig</strong>.<br />

Die Verbindung Müntzers mit diesen Leuten bietet jetzt genügend Anlaß, die - kaum<br />

untersuchte und quellenmäßig weitgehend versunkene - vorbugenhagensche, möglicherweise<br />

"radikalere" Frühphase der reformatorischen Bewegung in <strong>Braunschweig</strong><br />

(1518 -1525) in ihrer Eigenart zu untersuchen und stärker zu gewichten, als das bislang<br />

geschehen ist.<br />

2.4 Archivalische Quellen zur Familie Müntzer/ Münther in <strong>Braunschweig</strong><br />

Die Neueinordnung des Briefs des Hans Pelt an Thomas Müntzer liefert auch im Blick<br />

auf die Familiengeschichte Müntzers das neue Faktum, daß auch Müntzcrs Vater spätestens<br />

zum Zeitpunkt der Abfassung dieses Briefs (1521) in <strong>Braunschweig</strong> anwesend war.<br />

Der Familienname Münther läßt sich im Stadtarchiv <strong>Braunschweig</strong> in jener Zeit belegen,<br />

ohne daß sich bislang ein etwaiger genealogischer Zusammenhang zu Thomas Müntzer<br />

exakt beweisen ließ. Jedoch läßt sich vermuten, daß Müntzers Vater mit Vornamen Hans/<br />

Johann hieß, so daß der Nachweis eines <strong>Braunschweig</strong>er Bürgers Johann Münther im<br />

<strong>Braunschweig</strong>er Fernhandel im Jahre 1509 von besonderem Interesse ist. Wir werden die<br />

Frage aufwerfen müssen, ob es nicht überhaupt verwandtschaftliche Beziehungen waren,<br />

die Thomas Müntzer ursprünglich nach <strong>Braunschweig</strong> bzw. auf seine <strong>Braunschweig</strong>er<br />

Pfründe brachten. Wir werden einige Indizien vorlegen, die für solche Zusammenhänge<br />

sprechen.<br />

3. Zur Geschichte von Thomas Müntzers Pfründe in <strong>Braunschweig</strong>: Die Stiftung Godeken<br />

Das Altarlehen an der Michaelskirche in der Altstadt zu Braunsehweig, auf das Müntzer<br />

1514 präsentiert wurde, geht zurück auf eine testamentarische S ti ft u n g des <strong>Braunschweig</strong>er<br />

Bürgers Henning Godeken, dessen besondere Beziehungen zur Michaelskirche<br />

in dem Amt eines Altermannes der Miehaelskirehe zum Ausdruck kommen, in dem er<br />

(mindestens) seit 1487 steht ;3). In seinem Testament vom 18. Januar 1493;4) stiftete er zwei<br />

neue Lehen am Marienaltar der Michaelskirche 5;), von denen das erste mit 400, das zweite<br />

mit 300 Gulden Kapital ausgestattet werden sollte. Nach dem vor 11. November 1495 erfolgten<br />

Tod Godekens 56 ) errichteten im Jahr 1500 die von ihm eingesetzten Testamentare<br />

(Vormünder) die beiden gestifteten Lehen. Beide Fundationsurkunden sind erhalten: Das<br />

53) A III 4:92 (1487 Febr. 12) zusammen mit Brant Witten und Rolcff Gilderhart. Alle drei<br />

wurden vom revolutionären Rat 14R8 (Ludeke Hollands Schicht) als Alterleute bestätigt; Godeken<br />

wurde zudem einer der Hauptleute der Altstadt: CDS 16, 136, 1052; 137, 1090 - 94; 365, 2. 21 f.<br />

S4) Beil. 1.1.<br />

5\) Beil. 1.1. Der Name des Altars ergibt sich aus den in Beil. 1.3 -1.5 genannten Präsentationsurkunden.<br />

Henning Godeken war bereits 14H7 mit 80 (von 4(0) fl an der Stiftung eines weiteren Altarlehens<br />

am Marienaltar beteiligt: A 1111 :223 (Originalurkunde) = BI 14:4 BI. 93'- 94' (Abschrift).<br />

56) A III 1 :234, vgl. Anm. 69.<br />

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"erste", mit 400 Gulden ausgestattete Lehen wurde am 25. Mai errichtet 57) , nachdem das<br />

"zweite" , dessen Stiftungskapital mittlerweile von 300 auf 320 Gulden aufgestockt worden<br />

war, bereits am 4. April 1500 fundiert worden war 58 ).<br />

In der Fundationsurkunde für das zweite Lehen, das später Müntzer innehaben wird,<br />

werden folgende geistliche Pflichten des Meßpriesters 59 ) festgelegt: 1. Eine tägliche<br />

Messe am Marienaltar, und zwar schon morgens um 6 Uhr, da um diese Zeit in der Kirche<br />

keine anderen Dienste versehen werden. Dabei soll der Opfermann oder sein Stellvertreter<br />

ministrieren 60). - 2. Eine besondere wöchentliche Messe von St. Philipp und St. Jakob. -<br />

3. Das wöchentliche Lesen einer Vigilie zugunsten der Stifter und Fundatoren des Lehens<br />

61 ). 4. Teilnahme am Chordienst bei Vesper und Hochmesse der Feiertage sowie an<br />

den an diesen Tagen abgehaltenen Kirchhofsprozessionen 62 ). - 5. Selbstverständlich ist<br />

der AItarpriester der Stiftung auch beteiligt an der Feier der gleichzeitig für die Stifter<br />

festgelegten, aus Vigilie und Seelmesse bestehenden Memorie am St. -Vinzenz-Tag (22.<br />

Januar) 63) sowie an den Memorien, die in Zukunft neu an der Kirche gestiftet würden 64).<br />

Die Ein nahmen 65 ), die der Lehensinhaber aus den in Form des Rentkaufs angelegten<br />

ge stifteten Kapitalien bezog, lassen sich genau berechnen. Nachdem Henning Godeken<br />

1493 in seinem Testament zunächst 300 rheinische Gulden als Stiftungskapital für das<br />

zweite Lehen bestimmt hatte, haben die Testamentare diese Summe auf 320 Gulden erhöht,<br />

vermutlich weil 320 Gulden zu jener Zeit in <strong>Braunschweig</strong> eine wiederholt auftauchende<br />

Grundausstattung eines Meßpriesterlehens wie des vorliegenden darstellten 66). Da<br />

sich die Höhe des Stiftungskapitals von 320 Gulden dennoch an der unteren Grenze vergleichbarer<br />

Stiftungen hielt 67 ), spricht Hans Pelt 1521 mit Recht von einem "armen Le-<br />

57) Originalurkunde: A III 1 :241; gleichzeitige Abschrift von der Hand des Ratsschreibers Ulrich<br />

Elers im Fundationsbuch BI 14:4 BI. 99 v -l00 vmit der Überschrift: "Fundatio testamentariorum<br />

Henningi Goedeken prima".<br />

SR) Originalurkunde fehlt. Abschrift in B I 14:4 BI. lUO v -101V, bezeichnet als "Fundatio ...<br />

secunda", abgedruckt in Beil. 1.2. Entsprechend der Reihenfolge der bei den Lehen im Testament<br />

Godekens und der Zählung im Fundationsbuch bezeichne ich auch hier weiterhin das mit 400 fl ausgestattete<br />

Lehen als "erstes", das zunächst mit 300, dann mit 320 fl ausgestattete Lehen als "zweites",<br />

obwohl die chronologische Reihenfolge der Fundationen umgekehrt ist. Die genannte Fundationsurkunde<br />

wird verschiedentlich zitiert von Hee pe (s. Anm. 30) unter der Bezeichnung uF. B. 118, 1500".<br />

59) Vgl. Heepe 51- 67.<br />

60) Beil. 1.2. Die im Vergleich zu anderen Stiftungen singuläre besondere Beauftragung des<br />

Opfermanns, die diesem gleichzeitig zusätzliche Einnahmen erbringt, hängt mit der Tatsache zusammen,<br />

daß ein Sohn des Opfermanns der erste Lehensinhaber sein sollte.<br />

6\) Beil. 1.2.<br />

62) Beil. 1.2.<br />

63) Beil. 1.2.<br />

64) Ebd. Der Umfang der Pflichten ist für den Inhaber des ersten Lehens (A III 1:241) gleich<br />

und erweist sich als unabhängig von der Höhe des Pfründeinkommens. Vgl. Heepe 1913, 51 f.<br />

65) Vgl. HeepeI913,22-26.<br />

66) Weitere Beispiele: B I 14:4 BI. 110'-111 '. 113 v-114 v (1510 und 1511). Auch die Ausstattung<br />

des ersten Lehens mit 400 fl entspricht einer wiederkehrenden Standardsumme: A III 1:207.223<br />

(1473 und 1487); A III 7:44 (1506); BI 14:4 BI. 106'-107'. 108 v - 109' (beide 1507).<br />

67) Bei der unvollständigen Durchsicht des Materials sind mir zwei mit 3UO fl ausgestattete Lehen<br />

begegnet: A 111 1:222 (1486); A III 7:50 (1479).<br />

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hen"6Ii). Die Erhöhung der Stiftungssumme auf 320 Gulden können wir bereits einer Obligationsurkunde<br />

aus dem Jahre 1495 entnehmen, laut der die Testamentare des mittlerweile<br />

verstorbenen Henning Godeken 320 Gulden beim Gemeinen Rat der Stadt zu einem Zinsfuß<br />

von 5 % anlegten 69). Das zweite Lehen warf daher, wie auch die Fundationsurkunde<br />

ausdrücklich sagt, eine Rente von 16 Gulden ab 70). Davon hatte der Pfründner bestimmte<br />

regelmäßige Abgaben an die Alterleute der Kirche abzuführen: Eine halbe Mark für den<br />

für die Messen erforderlichen Sachaufwand 71 ) sowie sieben Schillinge, die als Präsenzgelder<br />

für das bei der jährlichen Memorie mitwirkende Kirchenpersonal und zur Entlohnung<br />

des Opfermanns für seine Ministrantendienste bei der täglichen Messe vorgesehen sin( 72 ).<br />

Diese Ausgaben machen insgesamt 2,2 Gulden aus 73 ). Der Inhaber des mit 320 Gulden<br />

dotierten zweiten Lehens erzielte also aus seiner Pfründe 13,8 Gulden jährliche Nettoeinnahmen.<br />

Dieser Betrag blieb ihm allerdings nur, wenn er selbst residierte 74). Bei eventuellem<br />

Pfründenbesitz in absentia mußte er den ihn vertretenden Offizianten mit dem üblichen<br />

Satz entlohnen 75), der 3 Mark oder 9 Gulden betrug 76 ). In diesem Fall blieb dem nicht<br />

selbst amtierenden Pfründner noch eine bescheidene Nebeneinnahme von 4,8 Gulden<br />

jährlich übrig.<br />

Über Residenzpflich t und A bwesenhei t sind nur für das erste, mit 400 Gulden<br />

ausgestattete Lehen explizite Bestimmungen getroffen worden. Sowohl im Testament Godekens<br />

als auch in der Fundationsurkunde des ersten Lehens ist die Möglichkeit, die<br />

Pfründeinkünfte in Abwesenheit zu genießen, zu dem Zweck vorgesehen, dem Pfründner<br />

dadurch die Möglichkeit zu einer Ausbildung zu hieten 77). Durch eine solche Bestimmung<br />

68) Beil. 2.5.<br />

69) Obligation des Gemeinen Rats gegenüber den Vormündern Henning Godekens, 1495 Nov.<br />

11: A III 1:234.<br />

70) Beil. 1.2. Aus dem Kapital des ersten Lehens wurde entsprechend eine Rentevon 20 f1 erzielt<br />

(A III 1 :241). Auch in den beiden folgenden Jahrzehnten waren 5 % der vorherrschende Zinsfuß. So<br />

z. B. A III 1:252.267.269.272. 2R2 (1505 - 23).<br />

71) Beil. 1.2.<br />

72) Der Opfermann erhielt davon 2 ß.<br />

73) Der Umrechnung liegt folgender Schlüssel zugrunde, bezogen auf rheinische Gulden und<br />

neue hraunschweigische Pfennige: 1 M = 3 f1 = 30 ß = 360 Pfennige. Grundlage bilden die Angaben<br />

in dem 1503 angelegten Zoll buch des Hermann Bote: B II 9:57, bes. S. 97. 111. 113.125. Vgl. Ernst<br />

Dö 11: Die Kollegiatsstifte SI. Blasius und SI. Cyriaeus zu <strong>Braunschweig</strong>, <strong>Braunschweig</strong> 1967,357.<br />

74) Der selbst amtierende Pfründner konnte zusätzliche Einnahmen erzielen durch Präsenzgelder<br />

aus solchen Festen und Memorien, die nach Errichtung seiner eigenen Pfründe gestiftet wurden<br />

und an denen er selbst mitwirkte (Beil. 1.2). Bei "jungen" Pfründen waren diese Neheneinnahmen<br />

geringfügig (vgl. He e pe 1913, 25). Bei Absenz des Pfründners erhielt die Präsenzgelder wahrscheinlich<br />

sein Offiziant: so A III 4:109 (1508).<br />

75) Nach der Fundationsurkunde des ersten Lehens (A III 1 :241) ist der Offiziant in der ortsüblichen<br />

Höhe zu entlohnen.<br />

76) Der Betrag ist 1487 ausdrücklich in der Fundationsurkunde des Lehens am Marienaltar genannt,<br />

an dessen Stiftung Henning Godeken mitbeteiligt war: A HI 1:223 = B I 14:4 BI. 93 v •<br />

77) Testament: Beil. 1.1; Fundationsurkunde: A 1111:241. An beiden Stellen ist diese Möglichkeit<br />

im Blick auf den ersten vorgesehenen Pfründner Konrad Wittehovet formuliert. He e pe 19\3, 18<br />

Anm. 2 zieht daraus den Schluß, daß spätere Pfründner von dieser Möglichkeit ausgeschlossen werden<br />

sollten. doch zeigt die weitere Geschichte des Lehens. daß diese Bestimmung nicht restriktiv ausgelegt<br />

wurde.<br />

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und seinen nächsten Erben - der Vater Hans lebte damals noch - die Nomination der<br />

nächsten beiden Pfründner eingeräumt 85 ). Als am 12. Februar 1501 vom Rat der Altstadt<br />

die erste Präsentationsurkunde für das neue Lehen ausgefertigt wurde, war Konrad Wittehovet<br />

aber bereits verstorben und an seine Stelle trat Heinrich Wittehovet 86) , wahrscheinlich<br />

ein Bruder des Verstorbenen 87), der ebenfalls noch nicht Priester war 88). Aber bereits<br />

am 22. Dezember 1503 mußte Hans Wittehovets jüngster Sohn Ludolf 89 ) an die Stelle des<br />

ebenfalls verstorbenen Heinrich nachrücken 90 ).<br />

Bei Ludolf Wittehovet, der später als Korrespondent Thomas Müntzers begegnet 91 ),<br />

können wir Pfründgenuß in Abwesenheit belegen. Er wurde am 24. April 1511 oder bald<br />

danach an der Universität Wittenberg immatrikuliert 92 ) und promovierte dort am 28.<br />

Märzu 1514 zum baccalaureus artium 93). Bald danach muß er nach <strong>Braunschweig</strong> auf seine<br />

Pfründe zurückgekehrt sein, da er in Wittenberg keinen weiteren akademischen Grad<br />

mehr erwarb und in der Folgezeit, vermutlich 1515116, aus <strong>Braunschweig</strong> an Müntzer<br />

schrieb. Später hat er - vermutlich auf dem Weg der Permutation 94 ) - ein anderes Altarlehen<br />

an der Michaelskirche erworben und ist vor dem 25. August 1525 verstorben 95).<br />

Bevor wir seine Beziehungen zu Müntzer näher klären, werfen wir einen Blick auf die<br />

Inhaber des zwei ten Lehens bis zu Müntzers Präsentation. Laut Testament und Fundationsurkunde<br />

wurde mit diesem Lehen zunächst ein Sohn Johann des Opfermannes an<br />

St. Michael begünstigt. Dieser Opfermann namens Heinrich (I.) Kill (KielI, Kyle) testierte<br />

in der Altstadt am 18. März 1506 96 ). Der Sohn Johann wurde wegen des Berufs des Vaters<br />

85) Ebd. in Übereinstimmung mit dem Testament, Beil. 1.1.<br />

116) Präsentationsurkunde für Heinrich: B I 3:2 S. 127.<br />

87) Hans Wittehovet (11.) hatte nach seinem Testament (s. Anm. 81) mit seiner Ehefrau IIse<br />

mehrere gemeinsame Kinder.<br />

!!8) In der Präsentationsurkunde als "c1ericus" bezeichnet.<br />

89) IIse, Witwe Hans Wittehovets, bezeichnet ihn 1505 in ihrem Testament (s. Anm. 81) als<br />

"myne(n) lutken szone Ludeken". Zum Wechsel LudolffLudeke s. Hans Bahlow: Deutsches Namenlexikon,<br />

Frankfurt 51980, 324. - IIse hinterließ noch einen weiteren Sohn Hans (I1I.) der 1491 an<br />

der Universität Leipzig immatrikuliert worden war: Heinrich Meier: <strong>Braunschweig</strong>er Bürgersöhne<br />

auf deutschen Universitäten vor Errichtung der lulius-Universität zu Hclmstedt, in: lahrbuch des Geschichtsvereins<br />

für das Herzogtum <strong>Braunschweig</strong> 7 (1908) 80 -142; 104.<br />

90) Präsentationsurkunde für Ludolf: BI 3:2 S. 178. Auch er war nur "c1ericus".<br />

91) Beil. 2.2.<br />

92) Album Academiae Vitebergensis (s. Anm. 10) 1,37 b mit entstelltem Namen: "Ludolffus<br />

Mittelrauff [statt" Wittehaupt"] de Brunswick Hilden. dioc." Die Identität ergibt sich durch einen<br />

Vergleich der Immatrikulationen mit der Promotionsmatrikel der Artistenfakultät (s. Anm. 93).<br />

93) lulius Kös tlin: Die Baccalaurei und Magistri der Wittenberger philosophischen Fakultät,<br />

Halle 1887 -1891, H. [1], 15: "Ludolphus Wittehoveth Brunswicensis" zusammen mit den im Sommersemester<br />

1512 immatrikulierten <strong>Braunschweig</strong>ern Barthold Külstein (so statt "Rülstein" zu lesen!),<br />

10hann Bere und Otto Pralle.<br />

94) Dazus. Heepe 1913, 13-15.<br />

95) 10hann Köneken wird am 25. August 1525 als Nachfolger des verstorbenen LudolfWittehovet<br />

auf ein Lehen am Altar des HI. Kreuzes in der Michaelskirche präsentiert: B 13:2 S. 405.<br />

96) BI 23:2 BI. 219 m -,". Als Vormünder setzt er ein: Seine Ehefrau Alheid sowie Sander Buschappel<br />

und Hinrik Bulsken (Bolsink), die zu jener Zeit Alterleute an St. Michael waren (belegt<br />

1505 -1525: A III 4: 100.125). Als Erben nennt Heinrich (1.) Kill nur seine Ehefrau Alheid und den<br />

Sohn 10hann. Er siegelt mit einem neuen <strong>Braunschweig</strong>ischen Pfennig, führt also kein eigenes Siegel.<br />

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teils als Johann Oppermann 97 ), teils als Johann KiII 98 ) bezeichnet. Er war 1493 zum Zeitpunkt<br />

der Testamentserrichtung Godekens bereits Priester 99 ) und wurde als solcher am 10.<br />

Mai 1501 - zwei Tage nach Heinrich Wittehovet, dem Inhaber der ParaIlelpfründe - auf<br />

sein mit 320 Gulden dotiertes Lehen präsentiert 100). Als zweiten Pfründner hatte noch Godeken<br />

selbst Johann Kills Bruder Heinrich (II.) vorgesehen, sofern dieser zum entsprechenden<br />

Zeitpunkt Priester wäre oder Priester werden wollte 101). Er dürfte bereits in den<br />

folgenden Jahren gestorben sein, denn er wird weder 1500 in der Fundationsurkunde noch<br />

1506 im Testament seines Vaters Heinrich (I.) KiII erwähnt. So konnte an Stelle des ursprünglich<br />

vorgesehenen Heinrich (II.) Kill am 6. Mai 1514 Thomas Müntzer, der damals<br />

schon Priester der Diözese Halberstadt war, als Nachfolger des verstorbenen Johann Kill<br />

auf das Lehen präsentiert 102) und dessen zweiter Inhaber werden.<br />

4. Thomas Müntzer als Pfründner in <strong>Braunschweig</strong><br />

Die Institution 103) des neu Präsentierten wurde in der Regel kurz nach der Präsentation<br />

vorgenommen 104). Sie war pflichtgemäß vom damaligen Pfarrherrn der Michaelskirche<br />

Henning Breyer 105 ) durchzuführen. In diesem Zusammenhang hatte der neue Pfründner<br />

dem Rat als Inhaber des Patronats einen Treueid zu leisten 1(6).<br />

Die Annahme der Anwesenheit Thomas Müntzers bei der Institution ist nicht zwingend<br />

107), jedoch ist die persönliche Entgegennahme der Institution als Regelfall wahrscheinlich.<br />

Diese Annahme wird gestützt durch die eingangs wiedergegebene Erinnerung<br />

Johann Agricolas an ein persönliches Erlebnis mit Müntzer in <strong>Braunschweig</strong> im Jahre<br />

1514 108 ). Einen sicheren Beleg dafür, daß Müntzer zeitweise in <strong>Braunschweig</strong> residierte,<br />

gewinnen wir aus dem undatierten Brief, den Ludolf Wittehovet an Müntzer in Frose<br />

97) Beil. 1.3, 1.4.<br />

98) Beil. 1.2, 1.3.<br />

99) Beil. 1.1: "Her 10han" .<br />

1(0) Beil. 1.3.<br />

101) Beil. 1.1.<br />

102) Beil. 1.4.<br />

101) Heepe 1913,21 f.<br />

1(4) Ein Beispiel zum Vergleich: Die Präsentationsurkunde des Heinrich Hanner für ein Lehen<br />

an der Martinskirche ist datiert vom 1. Dezember 1505 (A III 1:252a), die von Diethard Uphoff als<br />

Notar beglaubigte Institutionsurkunde (A 111 1 :252b) wurde sechs Tage später, am 7. Dezember 1505,<br />

ausgefertigt. Ein weiteres Beispiel s. Anm. 107. - Müntzers Institutionsurkunde ist nicht erhalten.<br />

105) Als Pfarrherr an St. Michael belegt seit 12. Mai 1500 (B I 3:2 S. 115), gestorben 1515. Am 9.<br />

Mai 1515 wurde sein Nachfolger Tilemann Kröger präsentiert (A 1114:115; B I 2:4 S. 337), der 1500<br />

an der Universität Erfurt immatrikuliert worden war (Meier 1908, 94), ab 1528 als evangelischer<br />

Pfarrer an der Michaelskirche weiterwirkte (H III 7:1 S. 19) und 1543 starb (A I 4: 1 Stück 63). Vgl.<br />

Hans-Georg Wernsdorff: Derfür die Kinder seines Volkes steht! 800 Jahre Geschichte der St. Michaeliskirche<br />

zu <strong>Braunschweig</strong> 1157 -1957, <strong>Braunschweig</strong> 1957,40.43.<br />

1(6) CDS 16, S. LXVI Anm. 99.<br />

107) Der am 9. Mai 1515 präsentierte Tilemann Kröger (s. Anm. 105) ließ sich bei seiner Institution<br />

zum PfarrheITn von St. Michael am 12. Mai 1515 durch einen Prokurator vertreten (A BI<br />

4:116.117).<br />

1(8) Siehe oben S. 39 unter r.;r. 5.<br />

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in Frose bezeichnet 115). Man hat diesen Ausdruck in der Forschung als terminus technicus<br />

im Sinne von "Propst" gedeutet und gefolgert, daß Müntzer Propst an dem zum Stift Gernrode<br />

gehörigen Kanonissenstift in Frose gewesen sei. Eine gewisse Schwierigkeit besteht<br />

darin, daß Amt und Titel eines Propstes am Kanonissenstift Frose in jener Zeit bislang<br />

sonst nicht nachgewiesen werden konnten 116). Einen weiteren noch zu deutenden Hinweis<br />

liefert die Neutranskription des Briefes des Ascherslebener Bürgers Matthäus Volmar vom<br />

August 1516, der Müntzers Adresse mit "Pfarre in Frose" angibt 117). Müntzer wohnte also<br />

in der Pfarrei oder in einer der Pfarreien in Frose 1IX).<br />

Ich beschränke mich hier auf die Schlußfolgerung, daß das mit dem Titel "prepositus"<br />

bezeichnete Amt bzw. die dahinter stehende Pfründe gewichtiger und einträglicher waren<br />

als die Pfründe in <strong>Braunschweig</strong>. Unter diesen Umständen eignete sich die niedrig dotierte<br />

<strong>Braunschweig</strong>er Pfründe als Nebeneinnahme 119). Während der Zeiten seiner Ahwesenheit<br />

von <strong>Braunschweig</strong> mußte Müntzer jeweils einen Offizianten zur Versehung seiner priesterlichen<br />

Pflichten an der Michaelskirche halten.<br />

Müntzer stand auch von Frose aus, wie der Briefwechsel zeigt, in engem Kontakt mit<br />

<strong>Braunschweig</strong>. Klaus Winkeler, Hans Pelts Diener, übermittelt Müntzer Sendungen verschiedener<br />

<strong>Braunschweig</strong>er Bürger. Müntzer hat mindestens einen, vielleicht auch mehrere<br />

Schüler aus <strong>Braunschweig</strong> bei sich. Der Altstädter Fernhändler und Ratsherr Hans<br />

Dammann (t 1530) 120) schickt seinem bei Müntzer hefindlichen Sohn Geld für den Erwerb<br />

eines Buches und Müntzer selbst zwei Gulden. Auch der mit Hans Pelt verschwägerte, im<br />

Hagen wohnhafte Bürger und spätere Ratsherr (1516-1519) Henning Binder l21 ) läßt<br />

durch Klaus ein Paket und einen Brief ühermitteln.<br />

Der Brief des Rektors des Martinsgymnasiums an Müntzer mit seinen kritischen Fragen<br />

zum Ablaß 122) sowie die 1519 belegte Überlieferung, Müntzer sei nicht lange davor aus<br />

<strong>Braunschweig</strong> vertriehen worden 12:\), weisen darauf hin, daß Müntzer sich 1517/18 erneut<br />

115) Beil. 2.1 und 2.2.<br />

116) Vgl. Hans K. Sch ulze/Reinhold Spech t: Das Stift Gernrode. Köln 1965, S. 42 f. Zu den<br />

bisherigen Hypothesen s. o. bei Anm. 33.<br />

117) Beil. 2.3: "Thome parhen in Vroßere". Böhmer/Kirn S. 1 entzifferten - unter Angabe<br />

der Unsicherheit ihrer Lesung - falsch "Thome peken". was dazu geführt hat, daß bestritten wurde,<br />

daß Thomas Müntzer der Adressat des Briefs gewesen sei: So zuerst Walther Köh ler in seiner Besprechung<br />

der Ausgabe von Böhmer/Kirn, in: HZ 145 (1932) 388 f.; 389, zuletzt Günter Vogler:<br />

Thomas Müntzer auf dem Wege zur Bildung - Anmerkungen zur Frankfurter Studienzeit, in: Mühlhäuser<br />

Beiträge zu Gescbichte und Kulturgeschichte 4 (191'1) 28 - 35; 33 Anm. 3. Fra n z 347, 1 bot<br />

eine andere falsche Lesung: "Thome Muther".<br />

118) Nach Emil We y h e: Landeskunde des Herzogtums Anhalt, Dessau 1907, Bd. 2,270 hatte<br />

Frose im Mittelalter zwei Pfarreien, die ebenso wie das Dorf dem Kanonissenstift gehörten. Ob allerdings<br />

auch anfangs des 16. Jahrhunderts zwei Pfarreien bestanden, ist offen.<br />

119) Damit ist meine Behauptung in Bubenheimer 1983,35, daß in jenen Jahren in <strong>Braunschweig</strong><br />

das Zentrum von Müntzers Wirken gelegen habe, zurückgenommen.<br />

120) Siehe Beil. 2.1, Anm. 2.<br />

121) Siehe Beil. 2.1, Anm. 3.<br />

122) Beil. 2.4, zwischen Juni 1517 und Dezemher 1518 abgefaßt.<br />

121) Siehe oben S. 38 unter Nr. 2, vgl. Nr. 4.<br />

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in <strong>Braunschweig</strong> aufhielt. Dabei war er "apud Hans Pelt hospitatus" 124), wohnte also bei<br />

Hans Pelt. Für den Vorgang, der zu Müntzers Weggang geführt hat, gebraucht der Franziskaner<br />

Berhard Dappen 1519 die Formulierung, Müntzer sei "expulsus e civitate Brunsvicksensi"<br />

("vertrieben aus der Stadt <strong>Braunschweig</strong>") 125), während Johann Agricola 1525 -<br />

beeinflußt durch spätere Ereignisse in Müntzers Biographie - davon spricht, Müntzer sei<br />

aus <strong>Braunschweig</strong> wie aus anderen Orten "wie ein Erzbube entIaufen" 126). Da sich bislang<br />

in <strong>Braunschweig</strong>er Quellen ein Beleg für den Vorgang nicht finden ließ und Müntzer die<br />

ihm vom Rat verliehene Pfründe weiterhin behielt, kann es sich um ein übermäßig gravierendes<br />

Ereignis nicht gehandelt haben. Wahrscheinlich gibt es irgendeinen Zusammenhang<br />

mit den ersten ab 1518 belegten frühreformatorischen Einflüssen in <strong>Braunschweig</strong>.<br />

Eine eventuelle Parteinahme Müntzers in dieser Sache könnte ihn in Klerikerkreisen 127)<br />

zur persona non grata gemacht und zu seinem Weggang von <strong>Braunschweig</strong> nach Wittenberg<br />

geführt haben 128).<br />

Müntzer war bald ein Jahr als Prediger in Zwiekau, als er um Ostern (31. März) 1521<br />

Hans Pelt brieflich mitteilte, daß er sein <strong>Braunschweig</strong>er Lehen resignieren wolle 129).<br />

Diese Absicht ist im Zusammenhang mit der reformatorischen Kritik an den Privat- und<br />

Seelmessen sowie am Pfründenwesen zu sehen. Auch die Abwesenheit des Hirten von seinen<br />

Schafen, wie es beim Pfründgenuß in absentia der Fall war, galt in der reformatorischen<br />

Kritik mittlerweile als ein zu beseitigendes Übel. Müntzer bezog jetzt auch in Zwickau als<br />

Pfarrer von St. Katharinen ein Halbjahresgehalt von 25 oder 30 Gulden 130), so daß er zur<br />

Existenzsicherung auf die Einnahmen aus dem "armen Lehen" in <strong>Braunschweig</strong> nicht angewiesen<br />

war. 1524 übt Müntzer folgende Kritik an dem Einkommen zeitgenössischer Prediger:<br />

"Es wil ir keiner predigen, er hab dann 40 oder 50 gulden. Ja die pesten wöllen mer<br />

124) Beil. 1.4.<br />

125) Siehe Anm. 4.<br />

126) Siehe oben S. 38 unter Nr. 4.<br />

127) Auf eine Gegnerschaft von <strong>Braunschweig</strong>er Geistlichen gegen Müntzer beziehen sich zwei<br />

Bemerkungen im Brief des Hans Pelt an Müntzer aus dem Jahr 1521: Beil. 1.5.<br />

128) Terminus ante quem ist der Brief des Goldschmieds Christian Döring in Wittenberg an<br />

Müntzer in Leipzig vom 11. Januar 1519: Franz 351 Nr. 5. Zu Müntzers Aufenthalt in Wittenberg s.<br />

Ben si ng/Tri lli tzsc h 1967 (s. Anm. 3), 117 -119; Eilige r 11976 (s. Anm. 21), 51 f.<br />

129) Das ergibt sich aus dem Brief Hans Pelts an Müntzer vom 25. Juni 1521: Beil. 2.5. Pelt hatte<br />

zuletzt nach Ostern 1521 einen (verlorenen) Brief Müntzers erhalten.<br />

130) Franz 564: Am 9. Oktober 1520 quittierte Müntzer den Empfang von 14 1/2 f1, die er auf<br />

Michaelis 1520 für seine seit Mai 1520 an der Marienkirche in Vertretung Johann Egrans geleistete<br />

Predigttätigkeit verdient hatte. Am 16. April 1521, dem Tag seiner Entlassung, quittierte erden Empfang<br />

von 25 f1, jedoch vermerkte der Kämmerer, daß er ihm noch weitere 5 fI gegeben habe, "damit er<br />

seins gantzen soldes xxx f1. entpfangen". Da die Zeiträume, für die die letztere Entlohnung erfolgt ist,<br />

nicht genannt werden, ist mir ein sicherer Rückschluß auf das Halbjahresgehalt nicht möglich. Entweder<br />

bezogen sich die 25 fI auf den Zeitraum vom 1. 10. 1521 bis 31. 3. 1521 und die 5 fI waren das<br />

Müntzer für den gesamten April zustehende Gehalt. Oder Müntzer erhielt zunächst das ihm bis 16.<br />

April de jure zustehende Gehalt und darauf um des Friedens willen weitere 5 f1, die er bei Fortsetzung<br />

seiner Tätigkeit bis Pfingsten 1522 noch verdient hätte. Müntzer hatte jedenfalls als Prediger an SI.<br />

Katharinen ein Jahresgehalt von 50 - 60 f1.<br />

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dann hundert oder zwaihundert gulden haben, da wirt an inen war dye weyssagung Michee<br />

3 [, 11]: ,Die pfaffen predigen umb Ions willen' ... " 131)<br />

Wenn Müntzer sich im Frühjahr 1521 nur noch von den Einkünften einer Stelle ernähren<br />

will, so praktiziert er seinen <strong>Braunschweig</strong>er Freunden sinngemäß vor, was er von ihnen<br />

in bezug auf ihre weltlichen Berufe fordert, nämlich daß sie sich auf einen Einkommenserwerb<br />

beschränken und nicht gleichzeitig mehrere Erwerbszweige, z. B. als Fernhändler<br />

und Bierbrauer I32 ), kumulieren sollen.<br />

Hans Pelt, ein in mehreren Branchen tätiger Fernhändler, hat Schwierigkeiten, Müntzers<br />

Forderung seinerseits gerecht zu werden 133), und versucht auch Müntzer in seiner Resignationsabsicht<br />

zu bremsen. Bis zum 25. Juni 1521 unternimmt er von sich aus beim Rat<br />

gar nichts und bittet Müntzer dann, ihm seinen Willen noch einmal eindeutig zu schreiben<br />

134). Er erklärt Müntzer ausdrücklich seine Bereitschaft, sich in seinem Auftrag um das<br />

Lehen kümmern zu wollen und ihm die anfallenden Einkünfte zu übermitteln 135). Wenn<br />

Müntzer aber dennoch auf seine Pfründe verzichten wolle, solle er dies dem Rat schriftlich<br />

mitteilen 13(,). Als der Brief Pelts den Adressaten in Zwickau nicht mehr erreicht - er wird<br />

schon von Naumburg aus wieder zurückgeschickt 137) - adressiert Pelt den Brief nach Prag<br />

um und fügt mit Datum vom 6. September 1521 einen Nachtrag hinzu. In diesem Nachtrag<br />

geht er erneut auf das Lehen ein. Mittlerweile waren bereits Bittsteller beim Rat wegen<br />

Müntzers Lehen vorstellig geworden, nicht ohne dabei Müntzers Verhalten in ein negatives<br />

Licht zu setzen 138). Doch hat der Rat ohne "festen Grund" in der Angelegenheit nichts<br />

entscheiden wollen. Erneut fordert Pelt Müntzer auf, sowohl an ihn als auch an den Rat in<br />

der Angelegenheit zu schreiben 139).<br />

Hans Pelt vertritt in seinem Brief nicht nur Müntzers Interessen in <strong>Braunschweig</strong> und<br />

drängt ihn nicht nur zu einer Klärung der offenen Frage seiner eventuellen Resignation,<br />

sondern versucht auch, mit Hilfe Müntzers im Falle von dessen Resignation gleichzeitig<br />

einen Mann eigener Wahl als Müntzers Nachfolger auf die Pfründe zu bringen. Er berichtet<br />

an Müntzer am 25. Juni 1521, daß er, Müntzers Vater und Hans Horneborch (Hornburg)<br />

131) 1I0chverursachte Schutzrede (1524), Fra nz 325, 11 -14. Vgl. auch die Polemik Mimtzers<br />

und seiner Anhänger in Zwickau gegen die angebliche Geldgier des Predigers Egran: Eil ige r 31976,<br />

170-172.<br />

132) So der <strong>Braunschweig</strong>er Bürger Hans Horneborch, der Münlzers diesbezügliche Forderung<br />

in die Tat umsetzen will: Beil. 2.5.<br />

133) Beil. 2.5.<br />

134) Beil. 2.5.<br />

135) Beil. 2.5.<br />

136) Beil. 2.5.<br />

131) Beil. 2.5.<br />

138) Ebd. Bei Fehlverhalten oder Pflichtverletzung des Pfründner sah die Fundationsurkunde<br />

die vorübergehende suspensio a benefico bis zur Besserung vor (Beil. 1.2), nicht die privatio beneficii.<br />

Vgl. Hee pe 1913 (s. Anm. 30),47 f., wo unsere Urkunde falsch zugeordnet ist.<br />

139) Beil. 1.5.<br />

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57


als Nachfolger den Zollschreiber Marsilius 140) ins Auge gefaßt hätten 141). Das Motiv der<br />

Wahl ist ein religiöses: Sie soll die eigene reformatorische Partei stärken, denn - so<br />

schreibt Pelt - Marsilius "hanget Christo wol an mit der lere Martini". Pelt schlägt Müntzer<br />

vor, in einem Schreibe'n an den Rat seine freiwillige Resignation mit der Bedingung zu<br />

verknüpfen, daß Marsilius mit der Pfründe belehnt werde 142).<br />

Wann Müntzer die nötigen Schreiben an Pelt und den Rat der Altstadt <strong>Braunschweig</strong><br />

gerichtet hat, ist unbelegt. Pelts Briefbote nach Prag war ein Jude, der zu Martini (lI.<br />

November) wieder nach <strong>Braunschweig</strong> zurückkehren wollte. Pelt bat Müntzer, seine Antwort<br />

diesem Juden mitzugeben. Möglicherweise hat Müntzer, der im November in Prag<br />

das "Prager Manifest" verfaßte 143), bereits zu dem genannten Termin seine Resignationserklärung<br />

nach <strong>Braunschweig</strong>geschickt. Eine andere Möglichkeit wäre, daß Müntzer nach<br />

dem Ende seines Prager Aufenthalts 144) die Angelegenheit geregelt hat, wobei auch eine<br />

persönliche Anwesenheit Müntzers in <strong>Braunschweig</strong> nicht ausgeschlossen werden kann.<br />

Wie Müntzers Pfründangelegenheit in <strong>Braunschweig</strong> schließlich ausgegangen ist, ergibt<br />

sich aus der Präsentationsurkunde für seinen Nachfolger vom 22. Februar 1522: Nach<br />

dem Verzicht Thomas Müntzers präsentierte der Rat der Altstadt Gregor Harwen, Priester<br />

der Verdener Diözese, auf das Lehen am Marienaltar in <strong>Braunschweig</strong>. Dabei findet sich<br />

in der Präsentationsurkunde eine auffallende Formulierung: Gregor Harwen werde auf<br />

Vorschlag der Testamentare Henning Godekens präsentiert, denen das Nominationsrecht<br />

zustehen soll 145). Stimmt dieser Vorgang rechtlich zwar mit den Bestimmungen der Fundationurkunde<br />

überein, wonach den Testamentaren nach Johann Kill noch zwei weitere Nominationen<br />

zustanden, so fällt sie doch aus zwei Gründen auf: Erstens weicht sie vom Normalformular<br />

der Präsentationsurkunden ab, und zweitens wurde sie vom Ratsschreiber<br />

Ulrich Elers in sein Reinkonzept der Präsentationsurkunde am Rand nachgetragen. Daran<br />

läßt sich ablesen, daß es bei der Neuvergabe des Lehens nicht mit der üblichen routinemäßigen<br />

Selbstverständlichkeit zuging. Der im Juni 1521 von Hans Pelt mitgeteilte Plan, beim<br />

141') Zollschreiber der Stadt <strong>Braunschweig</strong> seit 1513 (B II 2:1 BI. 8'. 27' usw.) in der Nachfolge<br />

des bekannten Chronisten und Dichters Hermann Bote. Zu letzterem vgl. Gerhard Cordes: Art.<br />

"Bote, Hermann", in: Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon, hg. v. Kurt Ruh,<br />

Berlin 21978, Bd. 1, Sp. 967 - 970 (nicht "um 1500", sondern 1488 wurde dieser im Zuge von Ludeke<br />

Hollands Schicht zeitweilig amtsenthoben).<br />

141) Die Belehnung von städtischen Schreibern mit Altarlehen ist ein wiederkehrender Vorgang.<br />

Beispiele für Pfründbesitz von Schreibern: Mag. Heinrich Reyndes von Wunstorf (Schreiber und Ratssyndikus<br />

bis 15\3): B 12:4 S. 335; Mag. Ulrich Elers (Schreiber 1486 -1532): B I 3:2 S. 47; Johann<br />

Reinbolt (Schreiber vor 1506 bis 1517): B I 2:4 S. 309.<br />

142) Beil. 2.5.<br />

143) Kürzere deutsche Fassung vom 1. November, längere deutsche Fassung vom 25. November<br />

1521 datiert: Franz494, 30; 50S, 4.<br />

144) Einen sicheren terminus ante quem für Müntzers Rückkehr aus Prag bietet der Brief Franz<br />

Günthers an Müntzer, 1522 Januar 25, der gehört hat, daß sich Müntzer in Thüringen aufhalte: Fra n z<br />

379,2-4. Eiliger 31976,214 nimmt an, daß Müntzer noch Ende November 1521 Prag verlassen<br />

mußte und Anfang Dezember "wieder auf deutschem Boden" gewesen sei. Jedenfalls ist Rückkehr<br />

vor Jahresende wahrscheinlich.<br />

14\) Beil. 1.5, dort die genannte Formulierung, vgl. Beil. 1.2.<br />

58<br />

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Rat die Präsentation des "lutherischen" Zoll schreibers Marsilius durchsetzen zu wollen,<br />

konnte nicht verwirklicht werden. Der von Hans Pelt genannte Marsilius wurde nach Ausweis<br />

der Kämmereirechnungen noch zu Martini 1521 als Zollschreiber entlohnt 146) und<br />

war - nach einer Lücke in den die Schreiher hetreffenden Ahrechnungen für das Jahr 1522<br />

- zu Pfingsten 1523 in diesem Amt durch Johann Pekedole ersetzt 147). Dieser Sachverhalt<br />

gehört in den Kontext einer in jener Zeit beginnenden massiven altgläubigen Reaktion<br />

gegen die früh reformatorische Bewegung in <strong>Braunschweig</strong> 148).<br />

Dem in Wittenberg zum Doktor der Theologie promovierten Benediktinermönch<br />

Gottschalk Kruse 149), der gegen Ende des Jahres 1521 im Ägidienkloster im reformatorischen<br />

Geist Vorlesungen über das Matthäusevangelium begonnen hatte, wurde am 3. Januar<br />

1522 auf einem Landtag zu Salzdahlum ein im Namen Herzog Heinrichs d. J. von<br />

<strong>Braunschweig</strong>-Wolfenbüttel ergangenes Mandat eröffnet, das ihn außer Landes wies.<br />

Nach ein bis zwei weiteren Vorlesungen hat Kruse daraufhin die Stadt verlassen 150). Kruse<br />

berichtet, daß bereits vor diesem Datum der <strong>Braunschweig</strong>er Brauer Hans Horneborch 151)<br />

wegen seiner demonstrativen reformatorischen Aktionen der Stadt verwiesen worden<br />

146) B II 2:2 BI. 151 r.<br />

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147) B II 2:2 BI. 225 v • Er wird entlohnt für den Zeitraum ah Martini 1522.<br />

14S) Hauptquellen: Gottschalk Kruse: To allen Christgelouigen fromen mynschen beßondem<br />

der statt Brunswygk/ D. Godschaki Crußen Worumme hee gheweken wth synem kloester eyn vnderrichtunghe,<br />

o. O. u. J. [Wittenberg: Nikolaus Schirlentz 15231. BI. B 3v - D Ir (Goslar MarktkirchenbibI.:<br />

343 (12)) = Ludwig Hänselmann (Hg.): D. Gottschalk Krusens ... Unterrichtung, warum er<br />

aus dem Kloster gewichen, Wolfenhüttcl1887, 18 - 32. Kruse hat seine Schrift bald nach dem 19. März<br />

1523 abgefaßt: s. B 4 v • D Ir = ed. Hänselmann 20, 25-21, I; 31,17 - 32, 6. - Rehtmeyer<br />

1707 -10,3,7 -18 (nach Kruse) und 20 f.<br />

149) Siehe Lange 1958 (s. Anm. 52); Gottfried Zimmerma nn: Der Mönch Gottschalk Kruse,<br />

Initiator der reformatorischen Bewegung in <strong>Braunschweig</strong>, in: Die Reformation in der Stadt <strong>Braunschweig</strong>.<br />

Festschrift 1528 -1978, hrsg. v. Stadtkirchenverband <strong>Braunschweig</strong>, <strong>Braunschweig</strong> 1978,<br />

19 - 24; Klaus Jürgens: Die Reformation in der Stadt <strong>Braunschweig</strong> von den Anfängen bis zur Annahme<br />

der Kirchenordnung, in: Ebd., 25 -70; 27 - 32.<br />

150) Kruse: To allen Christgelouigcn, BI. B 3' - C 1 r = ed. Hänselman n 18, 24 - 22,15.<br />

151) Hans Horneborch (5. Beil. 2.5, Anm. 10) wird von Kruse (ebd. BI. C 3' = ed. Hänselmann<br />

29.19) als "Laie und Brauer" bezeichnet. Entsprechend bezeichnet Hans Pelt (Beil. 2.5) das<br />

"Brauwerk" als Hans Horneborchs Beruf. Bei Kruse BI. C 4 v = ed. Hänselmann 30, 22 ist von<br />

Frau und Kindern Horneborchs die Rede. Hans Horneborch ist also mit Sicherheit Laie und von Beruf<br />

Bierbrauer gewesen. Mörke (s. Anm. 52) 1983, 122. 176 -178 hat zu Unrecht diesen Brauer Hans<br />

Homeborch als Geistlichen eingestuft. Er hat ihn vermischt mit Hans Homeboreh, Pfarrer an St. Petri<br />

1517 (122 Anm. 128) und mit Hans Horneborch, Dr. beider Rechte (177), Kanonikus an St. Blasien<br />

und Rat Herzog Heinrichs d. J. ab 1520. Zum letzteren s. Gustav C. K n 0 d: Deutsche Studenten in<br />

Bologna (1289 -1562), Berlin 1899,215 Nr. 1531; Döll1967 (s. Anm. 73), 315; Helmut Samse: Die<br />

Zentralverwaltung in den südwelfischen Landen vom 15. bis zum 17. Jahrhundert, Hildesheim 1940,<br />

151. Ob dieser mit dem 1517 belegten Pfarrer an S1. Petri identisch ist, ist noch zu klären. Eine Vermischung<br />

der verschiedenen Träger des Namens Hans Horneborch schon bei Sophie Reidemeister:<br />

Genealogien <strong>Braunschweig</strong>er Patrizier- und Ratsgeschlechter aus der Zeit der Selbständigkeit der<br />

Stadt (vor 1671), <strong>Braunschweig</strong> 1948,77, deren Genealogie der Familie Horneborch für unseren Zeitraum<br />

unhrauchbar ist.<br />

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59


Kapitel im Sommer 1524 über die Heiligenverehrung und die Messe gehalten wurde 158).<br />

Für diese erneute Demonstration ihrer reformatorischen Gesinnung mußten sie wahrscheinlich<br />

mit einer erneuten Ausweisung büßen 159).<br />

QUELLENBEILAGEN<br />

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Zunächst werden einige ausgewählte Stücke aus der Geschichte der Stiftung Godeken abgedruckt.<br />

Aus Raumgründen mußte hier auf erläuternde Anmerkungen ganz verzichtet werden. In den sich<br />

anschließenden Stücken aus Thomas Mtintzers Briefwechsel wurde das Schwergewicht der Anmerkungen<br />

auf die neuen personengeschichtlichen Daten gelegt, während auf sprachliche Erläuterungen<br />

auch hier verzichtet werden mußte.<br />

Bei der Edition wurde von einer diplomatisch getreuen Wiedergabe in folgenden Punkten abgewichen:<br />

I. Die üblichen Abkürzungen und Ligaturen wurden ohne Kennzeichnung aufgelöst.<br />

2. Der Wechsel von u/v, i/j und ii/y wurde im Sinne heutiger Schreibung ausgeglichen.<br />

3. Groß- und Kleinschreibung wurden in der Weise vereinheitlicht, daß in der Edition nur Namen<br />

und Titel mit Großbuchstaben beginnen.<br />

4. Die Interpunktion wurde zurückhaltend normalisiert.<br />

5. Personen- und Ortsnamen sind im Druck durch Sperrung hervorgehoben.<br />

Der textkritische Apparat befindet sich am Schluß der Beilagen.<br />

1. Quellen zur Geschichte der Stiftung Godeken am Marienaltar der Michaelskirche zu <strong>Braunschweig</strong><br />

1.1 Testament Henning Godekens, Bürgers zu <strong>Braunschweig</strong>, mit 5liftung zweier Altarlehen an SI.<br />

Michael zu <strong>Braunschweig</strong>, 1493 Januar 18<br />

<strong>Braunschweig</strong> Stadtarchiv: BI 23:2 BI. 147 vb -148,b (Abschrift).<br />

Im namen goddes. Ek He nnigh Godecken borger to B ru nszw(igk) seite unde habbe bescriven<br />

laten dyt jegenwardige myn testament unde lesten willen, so ek dat na mynem dode gerne<br />

habben wille, seite unde kese hir inne to vormunderen de vorsichtigen Henni nge Roden, mynen<br />

steffsonen, Jorden Hollen, Hinrick Middendorpeunde Hanse Wittebovede,mynenleven<br />

vedderen. Bidde se doreh got, dat se d)'t myn testament so vullenbringen yn maten hir na folgt, alse ek<br />

one woll togctruwc.<br />

Tom ersten bevele ek godde myne zcle. Der nagest schalme myncn lichnamen mit vigilien unde<br />

zelmessen na cristlicker wonheit gestaden tor erden unde myne schult van mynem redesten gude betalen<br />

unde myne wedderschulde truwelicken in manen.<br />

158) Zu der nicht näher datierten Disputation vgl. J ürge ns 1978, 33. - Ha me I man n (s. Anm.<br />

157) 906 nennt in seiner Darstellung der <strong>Braunschweig</strong>er Reformation folgende Bürger, die in die<br />

Disputation eingriffen, namentlich: Johannes Hubertus (Hobberdes), Peter Horneborch, Marsilius,<br />

Mag. Johann Lafferdes, Autor Sander.<br />

159) Nach Hamel mann 907 hat der Rat "die meisten" Bürger, die sich in die Disputation eingemischt<br />

hatten, der Stadt verwiesen.<br />

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61


Item geve ek to Suncte Michaele teyn marck tome buwe, I marck to Suncte Marten. I<br />

marck to Suncte Katheri nen, I marck to Su nete Andreasen , I marek to Sunete Magnus, I<br />

marck to Suncte Olricke, I marck to Suncte Peter, I marck ton brodem, I ferd(ing) ton Pewcllern,<br />

unde dat alle schall sin weringe.<br />

Item in alle kleyne kercken to B ru nszw(igk) geve ek etlicker i ferd(ing) weringe, den armen<br />

luden to Suncte Johanse I ferd(ing), item den armen luden to Suncte fischen I ferd(ing).<br />

Item will ek, dat myne vormunder to S u n c t e Mi c h a cl e var dem altar nar der cappellen schullen<br />

twei ewige vicarie effte lehne bestellen unde dar up fundatien laten vorsegellen.<br />

Unde dat ayne lehn schall hebben tomm ersten Conradus Wittehovet Hanses sone. Dar<br />

schalme tolcggen veer hundert rinsche gulden, der Hans Witte hovet by driddehalleffhundert gulden<br />

mek schuldich ist, so yn mynem boke gescreven steit, unde dar to neymen ander halleff hundert<br />

gulden van mynem redesten gude, so dat de summe sy iiijc gulden, unde schall eynen prestcr holdcn,<br />

de dar var messen lese a ) so lange, dat Con rad us beqweme sy, dat sulves tovorhegende, unde schall<br />

demm prester entrichten same anderen officianten plecht togevende jahrlichs. Unde dat averige van<br />

den renten schall Con radus to sinerlere to hulpe habben. Unde offt he dodesz wegen vorfelle, schall<br />

Hans Wittehove t effte si ne erven alszdenne dar noch twei bede ane habben, unde var den de also<br />

beden, schall de Radt in der Oldenstat dar to presenteren. Na den twen beden schall idt de Radt<br />

vorbenant to ewigen tiden lehnenb), so vaken dat vorlediget.<br />

Item dat ander lehnen schall tome ersten habben Her Johan des oppermans sone to Suncte<br />

Michaele, unde na des dode sin broder Hin ricus, so forder he denne pasterwer edder imm ersten<br />

jare na der beleninge prester werden wolde. Na der twier dode schullen myne vormunder dat lehnen<br />

noch eyns demm, de one dar to alderbequemest duchte. Unde denne vortmer. so vaken dat vorlediget,<br />

schall id ok de vorbenante Radt to ewigen tiden vorlehnen. Unde to dusse lehne schalme iijc gulden<br />

leggen.<br />

Item Henninge Roden vorbenant geve ek myn hus up dem Steynwege, dat siner eidern<br />

gehort hafft.<br />

Item H anse Roden sinem sone, mynem vedderen, geve ek myn hus, dar ek itzund in ne wone,<br />

fry ledich unde los.<br />

Item Hin(ricke) Middendorpe geve ek quit eyn lendesch laken, dat he my schuldich iso<br />

Item iij gruwe Brunszw(igker) laken unde dar to myner fruwen kleder schalme geven armen<br />

luden.<br />

Item demm olden Ludecken Esickmanne geve ck I marck, unde sinem sone Ludecken<br />

mynen garden var demm We nde dore, den he yn arbede hafft; itcm Hanse Esickma n ne I marck,<br />

Hen n inge Esickmanne I marck; item Ludecken Esickm an ne in der Oldenwick eyne marck;<br />

dyt alle in weringe. Unde hir mede sehullen de vorbenante Esickmenne alle unde ore erven van<br />

myncm nagelaten gude vordelet sin.<br />

Item dem Ersamen H i n( riken) van Lafferde borgermester geve ek ayne marck weringe to<br />

fruntschupt. Hir mede schall he van mynem nagelaten gude vorscheden sin.<br />

Item COrl Huges fruwen unde oren susteren etlicker 1/2 marck weringe. Unde hir mede schullen<br />

se van mynem nagelaten gude vordelet sin.<br />

Item Lucken myner maget geve ek teyn marck weringe to orem love.<br />

Itcm Hanse J eger imm Hagen unde sinem broder geve ek etlickem I marck weringe. Undc<br />

hir mede schullcn se van mynem gude vorscheden sin.<br />

Wes ek hir enboven unvorgeven nalate buten unde bynnen der stat an garden tinsen, redeschap,<br />

beweglieken goderen unde unbewechlich, nichtes dar von uthbescheiden, wü de namen egen, de alle<br />

62<br />

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schullen myne vormunder keren tor ere goddes unde de armen luden unde armen megeden, WÜ one<br />

dat bcqwemest duneket, mede todeylende, so ek one dar woll betruwe unde will se dar vulmeehtich<br />

holden.<br />

Dat dyt vorgesereven myn testament is, unde dat also stede unde vast wille geholden habben,<br />

habbe ek dat to forder bestendieheit myne marcke laten toseggelIen na Christi unses heren gebort xiiijc<br />

dar na imm xciijo jar amm dage Sancte Prisce virginis et martiris.<br />

1.2 Errichtung eines mit 320 rheinischen Gulden ausgestatteten Altar1ehens am Marienaltar der Michaelskirche<br />

zu <strong>Braunschweig</strong> durch die Testamentare Henning Godekens, 1500 April 4<br />

<strong>Braunschweig</strong> Stadtarchiv: B I 14:4 BI. 100v-I01v. Abschrift von der Hand des Mag. Ulrich<br />

Elers, Ratsschrciber 1486 -1532. Beide ausgefertigte Originalurkunden nicht erhalten.<br />

Die hier nicht wiedergegebene Fundationsurkunde des gleichzeitig gestifteten, mit 400 Gulden<br />

ausgestatteten Lehens, datiert 1500 Mai 25, findet sich in A III 1:241 (Originalurkunde) und in B I 14:4<br />

BI. 99 v -lOOV (Abschrift von der Hand des Ulrich Flers, unmittelhar vor unserem Stück stehend unter<br />

der Überschrift: "Fundatio testamentariorum Henningi Goedekcn prima."). Die im Text erwähnte<br />

Obligationsurkunde über die erstmalige Bclegung der 320 Gulden Hauptsumme beim Gemeinen Rat<br />

der Stadt Rrallnschweig, datiert 1495 Nov. I t, findet sich in A 1111 :234.<br />

Fundatio testamentariorum Hen n i ngi Goede ken 2'<br />

In dem namen der hilligen ungedeledcn Drevoldicheit, amen.<br />

Uppe dat de handclinge der dinge, de dar scheein van den luden, de dar jegenwordich sin, den<br />

nakoemelingen ok witlick werde unde in steder dechtnisse moge bliven unde ok deste beth unde truweliker<br />

moge geholdcn werden, so iß des noet unde behouff, dat men dar scrifte afmake myt lofwerdiger<br />

lude ingesegelec) bevestet, dar men sek in tokomeden tiden na richten moge.<br />

Hirumme wy Henningus Breyger, parnher to Sunte Michaele, unde wy de Rad in der<br />

o ldensta t bynnen Bru nswigk bekennen unde betugen openbar in dußem breve vor unß unde unse<br />

nakoemelinge unde vor alßweme to ewigen tiden, dat wy dem almechtigen gode, der juncfruwen Marien,<br />

der hymmelschen konnigynnen, unde allem hymmelschen here to sunderlikem love unde eren,<br />

uppe dat de gotliken warcke unde de denste godes des heren geoekent d ) unde vormeret werden, belevetundegefulbordethebben,datdevorsichtigen<br />

Henning Rode, Hinrick Middendorp, Hanß<br />

Wi tte hovet unde J orden va n Ho lle, borgere to B ru nswigk, testamentarii Henni ng Goedeke<br />

n saliger dechtnisse, wandageß borgerß darsulveß, gestichtet unde gemaket hebben van dessulven<br />

He nn ige ß nagelatenen gudern eyn sunderlick geystlick lehn unde hebben dat gelecht in de genanten<br />

kercken to Su n te M ichaele to dem altar, welker belegen ißvorunserleven fruwencapcllcn beneven<br />

dem chore tor luchtern hant in dat norden. Unde duth sulve geystlike lehn hebben de ergenanten<br />

testamentarii bewedemet myt drenhunderd


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tiden unde one vormanen dat vorgescreven toholdende na geboere. Wolde he sek dar h ) denne nicht<br />

. redeliken inne richten, so mochte de Rad in der Oldenstad einen fromen prester in synestede setten,<br />

de alle ding heelde, wente solange dat he dede, so vorberort iß.<br />

Qwemet ok, dat dusse gulde worde wedderafgekoft, de nu to dussem lehne unde memorien gekoft<br />

iß, so men don mach ') uthwisinge ok der breve darover gegeven, so scholdcmcn dat gelt<br />

wedderantworden dem Rade in der Oldensta t, dem prester, dem dat Ichn befolen were, unde den<br />

olderluden to Sunte Michaele to sampder hant. Unde de scholden den ne dat gelt leggen in eyne<br />

kisten in dem gerhuse to Sunte Michaele edder to Sunte Marten unde dat vestliken darinne<br />

hewaren. Unde se enscholden dat dar nicht uthnemen, se enwusten den ne dat rede an ander gulde to<br />

dussem lehne tobcleggende na orer aller rade. Unde we darinne de besten unde endigesten wise vornheme,<br />

dat gelt wedder toheleggende dussem lehne togude, dem scholden de andern folgen unde<br />

hifall don. lJnde qwemet also, dath myt dussem golde myn renthe gekoft worde, wen dar nu mede<br />

gekoft iß, so scholde de prester, dem dat lehn befolen were, allikewoll alle nt don, dat hiervoer up one<br />

gcscreven steit. Worde dar averß mer renthe mede gekoft, dat scholde dem prester ok denne tohate<br />

komen. Unde duth gelt scholdemen anderß nergen tobederven. Ok de wile duth unangelecht were,<br />

endorfte de prester by dwange allent des nicht don, dat hir voer up one gescreven steit, id enwere, dat<br />

he gode gerne wat to eren don wolde van gudem willen. Ok enschullen de olderlude, dewile sodan golt<br />

unangelecht iß, nicht vorplichtiget wesen, jenige memorien tobest eilende van dusses lehnes wegen.<br />

Dat alle dusse stucke unde article vorgescreven stede, vast unde unvorbroken schuHen gcholden<br />

werden sunder jenigerleie list ofte hulprede, des to tuchnisse unde openbarer bewisinge hebbe ek<br />

Henningus Broiger myn ingesegell unde wy de Rad in der Oldenstat deß Gemeinen Radeß to<br />

Brun swigk secretum, deß wy hirto gcbruken, gehenget laten an dussen breff, de gegeven iß na der<br />

gebort Cristi unses heren im dusentigesten unde vifhundersten jaren am dage Sancti Ambrosii des<br />

hilligen Biscopeß.<br />

Unde dusser breve syn twe van eynem lude, der de eyne hy den oogemelten olderluden unde de<br />

an der by den vormundern vorgerort unde oren erven in bewaringe wesen schuHen.<br />

1.3 Präsentation Johann Kills durch den Rat der Altstadt in <strong>Braunschweig</strong> auf ein von den Testamentaren<br />

Henning Godekens errichtetes Lehen am Marienaltar der Michaelskirche zu <strong>Braunschweig</strong>, 1501<br />

Fehr. /0<br />

<strong>Braunschweig</strong> Stadtarchiv: B 13:2 S. 127 (Reinkonzept). Schreiber: Ulrich Elers.<br />

Die Präsentationsurkunden des mit 400 Gulden ausgestatteten Lehens können hier nicht abgedruckt<br />

werden. Es handelt sich um folgende:<br />

1501 Fehr. 12 Heinrich Wittehovet in der Nachfolge des verstorhenen Konrad Wittehovet B I<br />

3:2 S. 127.<br />

1503 Dez. 22 Ludolf Wittehovet in der Nachfolge des verstorbenen Heinrich Wittehovet B I<br />

3:2 S. 178.<br />

Presentatiodomini Iohannis Operman<br />

Venerabili viro domino Henningo Broigerecdesie Sancti Michaelisopidi Brunswicensis<br />

Hildensemensis dyocesis rectori domino nostro singulari proconsules ac eonsules Antique<br />

Civi ta ti s dicti opidi B runswicensis obsequii promptitudinem indefessi.<br />

Ad viccariam altaris beatissime et gloriosissime virginis Marie in dicta vestra ecclesia si ti per<br />

testamentarios He n n i ngi Goede ke n felicis memorie quondam parrochiani vestri noviter erectam<br />

et fundatam, cuius iuspatronatus sive presentandi ad nos pie no iure pertinere dinoscitur, vobis honorabilcm<br />

virum dominum Iohannem Opperman n k)alias Kie Ilk) H ildensemensis dyocesis pres-<br />

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iterum tanquam idoneum et abilem presentium litterarum exhibitorem hiis scriptis dei nomine legittime<br />

presentamus affectuosis precibus devote suplicantes I), quatenus eundem dominum loh a n n e m<br />

ad prefatum altare ob dei intuitum instituere et investire dignemini ipsumque in realem actualem et<br />

corporalem possessionem inducendo facientes ipsi, quantum in vobis est, de singulis censibus fructibus<br />

obventionibus m ) et iuribus n ) prememoratam viccariam concernentibus iuxta prefate o ) ecclesie vestre<br />

laudabilem consuetudinem integre responderi.<br />

In cuius rei evidens testimonium secretum opidi predicti, quo impresentiarum utimur, hiis nostris<br />

paten ti bus litteris est appensum anno domini millesimo quingentesimo primo quarta ydus Februarii.<br />

1.4 Präsentation Thomas Müntzers durch den Rat der Altstadt in <strong>Braunschweig</strong> auf ein durch den Tod<br />

JohannI KillsJ freigewordenes Lehen am Marienaltarder Michaelskirche zu <strong>Braunschweig</strong>, 1514 Mai 6<br />

Überlieferungen:<br />

A Dresden Staatsarchiv: Orig. Urk. 10018 b. Pergamenturkunde mit beschädigtem anhängendem<br />

Siegel der Altstadt in <strong>Braunschweig</strong>. Schreiber: J ohann Reinbolt, Ratsschreiber vor 1506 bis 1517.<br />

Rückenvermerk von späterer Hand: "Thomas Muntzers praesentatio. <strong>Braunschweig</strong>. 1514. d. 6.<br />

Mai." Dazwischen alte Signatur: "N 0 206". Entsprechende Signaturen von derselben Hand finden<br />

sich mehrfach in M; aufB!. 30«= FranzS. 450 f. Nr. 72) und 40 v (= FranzS. 362 Nr. 15) die<br />

Signatur "N° 205". Dadurch wird die frühere Zugehörigkeit der vorliegenden Urkunde zu einem<br />

Teil der in M gesammelten Müntzeriana belegt.<br />

B <strong>Braunschweig</strong> Stadtarchiv: B I 3:2 S. 332 (Reinkonzept). Schreiber: Ulrich Elers (s. Vorbemerkung<br />

zu Beil. 1.2).<br />

Editionen nach A: Böhmer/KirnS.129. - FranzS.553.<br />

p)Honorabili viro domino Henningo Breyer q)plebano parrochialis q)ecclesie Sancti Michaelis<br />

opidi Bru nswicensis


Presentatio domini Gregorii Harwen<br />

Honorabili viro domino Tilema n no Kroiger plebano parrochialisecclesie Sancti Michaelis<br />

opidi Brunswicensis Hildensemensis dyocesis domino et amico noslro favoroso prolhoconsules<br />

ac consules Antiq ue Civitatis opidi prenotati x ) in omnibus obsequiosam complacendi voluntatern.<br />

Ad altare Sancte ac gloriose virginis Marie in prefata vestra ecclesia situm per domini Thome<br />

M u n t her ultimi ac immediati possessoris liberam resignationem vacans, cuius iuspatronatus sive<br />

presentandi ad nos pertinere dinoscitur, vobis venerabile m virum dominum Gregorium Harwen<br />

Ve rd e n s i sY) dyocesis presbiterum presentium litterarum exhibitorem hiis scriptis z)ad intuitum testamentariorum<br />

He nni ngi Godeken fclicis memorie, qui ius nominandi ad hoc gerere dicuntur z ),<br />

legittime presentamus affectuosis precibus supplicantes, quatenus eundem dominum G re go r i u m ad<br />

predictum altare instituere et investire dignemini ipsumque in realem et corporalern possessionem<br />

inducendo facientes ipsi, quantum in vobis est, de singulis censibus fructibus et iuribus suis iuxta prememorate<br />

ecclesie vestre laudabilem consuetudinem integre responderi.<br />

In cuius rei evidens testimonium secreturn opidi B ru nswice nsis, quo impresentiarum utimur,<br />

hiis patentibus nostris litteris est appensum anno domini millesimo quingentesimo vigesimo secundo<br />

die vigesima secunda mensis Februarii.<br />

2. Stücke aus Thomas Müntzers Briefwechsel<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

2.1 Klaus {Winkeler] an Thomas Müntzer, Halberstadt, 1515 Juli 25<br />

Original in M, BI. 79'-" (nicht eingesehen). Edition nach F, Tafel 3. Adresse BI. 79", Brief text<br />

BI. 79'. Siegelspuren.<br />

Editionen: Böhmer/Kirn S. 3 Nr. 3. - Franz S. 349 Nr. 3.<br />

Briefschreiber: Die Eltern und die Großmutter des Briefschreibers leben in Frose, Aschersleben<br />

oder in der näheren ümgebung. Klaus dürfte daher auch von dort stammen. Mit vollem Namen heißt<br />

er Klaus Winkeler, in <strong>Braunschweig</strong> nachgewiesen 1509 -1516: 1509 -10 als "Diener" des Kaufmanns<br />

Jakob (I.) Vechelde (t nach 1518; über ihn s. Werner Spieß: von Vechelde. Die Geschichte einer<br />

<strong>Braunschweig</strong>er Patrizierfamilie 1332 -1R64, <strong>Braunschweig</strong> 1951, S. 55). 1509 wird er von Jakob Vechelde<br />

bevollmächtigt, Schulden in den Niederlanden und westwärts einzutreiben (B I 3:2 S. 287);<br />

1510 wird er mit entsprechender Vollmacht nach Lübeck, Danzig, Hamburg und Dortmund geschickt<br />

(ebd. S. 290). 1513 -16 ist Klaus WinkeIer in derselben Stellung eines "Dicners" bzw. "Knechts" belegt<br />

bei dem Fernhändler Hans Pelt, der ihn zur Schuldeneintreibung 1513 nach Goslar, Hildesheim,<br />

Gättingen und andere Orte bevollmächtigt (ebd. S. 323); am 18. Febr. 1516 erhält er Gesamtvollmacht,<br />

alle Schulden Hans Pells außerhalb Braunschwcigs einzutreiben (B I 3:3 S. 23). Auf einer<br />

seiner Geschäftsreisen hat Klaus vorliegenden Brief "myt hast" in Halberstadt geschrieben, nachdem<br />

er wegen Zeitmangel seinen ursprünglichen Plan, im Rahmen dieser Reise Müntzer persönlich zu<br />

besuchen, vorläufig aufgeben mußte. Dennoch hofft er, sowohl den Besuch bei Müntzer bald nachholen<br />

als auch seine nicht weit von Müntzer lebenden Verwandten bald aufsuchen zu können (vielleicht<br />

auf der Rückreise?).<br />

Honorabili viro domino magistro Thoma a ) Monnetarii acpreposito in Frosa suovidelissimo<br />

amico etc.<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042602<br />

67


t<br />

Mynen b ) wylligen underdainghen denst myt vormogen alleß, hochgelarde unde vorfolger der<br />

unrechtverdicheyt, werdiger leywer her. Vure werde gesunt unde deß ganzen < ... >c) bin ick allzyt<br />

geneyget zevorfarren. Vorder soll wyssen vure werde, daß ick habbe de breffe v, de by Hanß Pelten<br />

I) gesant, bestelt unde habbe van dem Ersamen Hanß Tammanz2) entfangen 2 gulden, 40 matyer<br />

vor 1 gulden; unde her hat uch hyr by eyn breff, darinen werde gy sinn meynge woll vorstenn. Ock<br />

hebbe ick enfangen 2 gulden, 31 mathier vor 1 gulden unde 40 mathier, de schall sin sone habben zw<br />

eyncm boche, dar he om umm gescreven hat. Unde dar benevend sent he omm 6 mathier zw sinem<br />

behoeffe. Unde Henick Binder 3 ) sendet Thomaß 1 pack unde eyn breff, darine he sin meynge<br />

woll wert vorstan. Unde ick sende om dar by x mathier tho sinem behoeffe. Unde ick wass der meynge,<br />

ick wolde sulven sin tho iwer werde gekomen, so hebbe ick der tydt nicht, sunder ick wyll, wylt gotht,<br />

in corten by iw sin. Godde dem almechtigen gesunt unde salich leved in der hitzegen leve der reynicheyt<br />

unde segget den guden gesellen myne denst myt sampt meyne leven vader, grossmutter unde mutter.<br />

Ick wyll, wylt got, drade by onen sin. Myt hast gescreven in Halverstadt 4 ) in dye Sancti Jacobi<br />

appostoli anno 15.<br />

Claweß Hanß Pelten deyner<br />

1) Zu Hans Pelt s. Beil. 2.5. Pelten ist die neben Pelt ebenfalls mehrfach belegte Genetivform<br />

des Familiennamens (auch Pelte, Pelthe). W. S pie ß: Die Ratsherren der Hansestadt <strong>Braunschweig</strong><br />

1231-1671, <strong>Braunschweig</strong>21970, 179 unrichtig Peltke (verlesen aus "Pelthe" in B 12:15 S. 239). Unser<br />

Brief zeigt, daß das Haus des Hans Pelt die AnlaufsteIle für Müntzers Post während seiner Abwesenheit<br />

in Frose war.<br />

2) Ämrerlaufbahn: Ratsherr der Altstadt 1510 - 29, Gerichtsherr 1523 - 26, Stuhlkämmerer<br />

1527. Gegen Spieß 21970, 37.95 und O. Mörke: Rat und Bürger in der Reformation, Hildesheim<br />

1983,285 Anm. 166 gehört Hans Dammann nicht zu den 1529 als Papisten abgesetzten Ratsherren,<br />

vielmehr ist er den in jeder Ratsperiode üblichen "natürlichen" Abgängen (wegen Krankheit, Tod<br />

usw.) zuzurechnen. Er war 1530 verstorben und hinterließ Haus und Hof sowie ein weiteres Haus mit<br />

Bude an der Schützenstr. (A I 4:1 Stück 23). In der ältesten Liste der Entsetzten (B IV 6:2) ist sein<br />

Name nicht genannt. Der Irrtum geht auf Andreas Pa we I: Nachrichten von der ältesten Verfassung<br />

der Stadt Braunsehweig, 1603 ff. (H IV 282) zurück (vgl. Spieß a. a. O. 37 Anm. 41). Aus derselben<br />

Familie rückte 1530 Henning Dammann als Ratsherr und Stuhlkämmerer nach (Spieß 91; Mörke<br />

337 Nr. 27). - In seinem nicht genauer bekannten Bcru/hat Hans Dammann Handel betrieben (Beziehungen<br />

nach Goslar 1505 belegt in B 13:2 S. 222). - Verwandtschaft: Hans Dammann war verheiratet<br />

mit Wynneke, einer Tochter des in Beil. 1.1 genannten Hans Wittehovet, der ihn 1496 als einen der<br />

Testamentare einsetzte ebenso wie 1505 Hans Wittehovets Witwe Ilse (B 123:2 BI. 164,.·b. 227 vb -<br />

228 ra). Als Schwager des Henning Roden (s. Beil. 1.1) wurde er 1496 als dessen Testamentar eingesetzt,<br />

1503 ebenso von dessen Witwe Ilsebe (B 123:2 BI. 181 rb-vb. 202 va . b ). Verwandtschaftliche Beziehungen<br />

scheint es auch zu Henning Binder gegeben zu haben (s. Anm. 3).<br />

3) Ämterlaufbahn: Ratsherr des Hagen 1516 -1519. - Beruf" Brauer (Testament vom 17. Aug.<br />

1518 in B I 23:8 BI. 41 '_42') und Händler (1512 mit Magdeburg: BI 3:2 S. 309). - Verwandtschaft: Er<br />

setzt als seine Testamentare ein: Seine Ehefrau Alheid, seine Schwäger Hans Pelt und Tile Dammann,<br />

Peter Horneborch. Er hinterläßt die 1518 noch unmündigen Kinder Bartolt, Anna, Katharina und<br />

Magdalena. Falls Müntzer auch einen Sohn Henning Binders als Schüler bei sich gehabt haben sollte,<br />

was hier nicht ausdrücklich gesagt ist, könnte es sich um Bartolt Binder handeln, der 1551 als Goldschmied<br />

starb (A I 4:1 Stück 80). Henning Binders Bruder Hans, Ratsherr ab 1527, wurde 1529 als<br />

Papist entsetzt (Spieß 21970, 76).<br />

4) Handelsbeziehungen Hans Pelts mit Halberstadt sind mehrfach belegt: BI 3:2 S. 327 (1513);<br />

BI 3:3 S. 93 - 95 (1520); B 13:4,1 S. 18 f. (1530).<br />

68<br />

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2.2 LudolfWittehovet an Thomas Müntzer, o. D. [<strong>Braunschweig</strong>, 1515116? J<br />

Original in M, BI. 57'-v (nicht eingesehen). Edition nach F, Tafel 4. Adresse BI. 57" Brief text<br />

BI. 57'-v. Papiersiegel: Großbuchstabe W in einem Kreis.<br />

Editionen: Böh merlKirn S. 3 f. Nr. 4. - Fra nz S. 350 Nr. 4.<br />

Datierung: Nach Nr. 1 und 3 ist Müntzer 1515 und 1516 in Frose belegt. Da nach der Erwartung<br />

Wittehovets Klaus, der Diener Pelts, den Brief übermitteln sollte, ist er möglicherweise mit Klaus'<br />

Schreiben vom 25. Juli 1515 (Beil. 2.1) und den darin erwähnten Anlagen an Müntzer gelangt. Trotzdem<br />

ist als Datierungsspielraum 1514 -18 im Auge zu behalten, solange unbekannt ist, wann Müntzer<br />

sein Amt in Frose angetreten und aufgegeben hat.<br />

Zum Bricfschreiber s. S. 52 f.<br />

Dem Ersamen manne her Thomas Munter prepositus to Vrose mynem herren fruntliken<br />

screvent.<br />

Mynen fruntliken denst to voren, myn lever her her Tomas. Gy schullen d ) wetten, dat ik iu<br />

sende dussen bref bi Clawes Pelten S ) und iuck en beide, wu ik habe over dach, wur my de grote<br />

unwille van her kumpt e ). Ich kan anders nicht af neymen, wen wu dat iu kochinne is begherende west<br />

der dornsen, darch ich inne was, myn lever herre her Thomas, und se darf) nicht heft ghewust, wu se<br />

mich dar wolde ut bringhen myt ghelike, sunder se mich heft na gheghan myU) groter verrederie, und<br />

se mich heft bedroghen alse eyn schelkinne und kam hinder iuwem rugghe und sagede my de sotsteyn<br />

wort, de se lert hadde. Wan se by iuck kam, myn lever her, so sede se dre mal grusammeren wort. Se<br />

schol jehe h ) haben ghezaghet, wu dat se der dornsen begherende was, ich wolde se or gerne ghedan<br />

haben. Myn leve her Tomas, ir schult wetten, dat uch ur kuechinne hat su ghelech, des byn ich, ghodt<br />

sy ghelovet. unschuld ich und wolde dar hudes daghes uf sterffen, sunder das ir wylt frauwen leven, des<br />

solt ir besser wetten, und gy hir over my myne frunde tho unwillen machen, dat ich nummer mer in<br />

iuck ghesocht. Ich moit den unwillen myner frunde lichwol waghen, sunder ich wyl anders nicht sagen<br />

sunder de warheit. Nicht mer u ') dusse tid, sunder hahet ain gude nacht und scrivet dem swager6)<br />

ja by Clawes Pellen. Dar bidde ich iu umme.<br />

Ludolphus Wyttehovet<br />

2.3 Matthäus Volmaran Thomas Müntzer, 1516 Aug. [nach 24J<br />

48'.<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

Original in M, BI. 48'" (nicht eingesehen). Edition nach F, Tafell. Adresse BI. 48', Brief text BI.<br />

Editionen: Böhmer/Kirn S. 1 Nr. 1. - Franz S. 347 Nr. 1.<br />

Entstehung: Der Brief ist wahrscheinlich in dem 6 km von Frose entfernten Ascherslehen geschrieben,<br />

dem Wohnort des Matthäus Volmar. Zur Datierung s. Lesart I.<br />

Briefschreiber: .. Matheus Volmer de Ascania" immatrikuliert im Wintersemester 1504/05 an der<br />

Universität Erfurt: Hermann Weissenborn (Bearb.): Acten der Erfurter Universität, Halle 1884,<br />

Bd. 2, 238 a, 29. Er stammte also aus Ascherslehen. Hermann Goebke: Neue Forschungen über<br />

Thomas Müntzer bis zum Jahre 1520, in: HarzZ 9 (1957) 1 - 30; 16 teilt ohne Belege folgende noch zu<br />

verifizierende weitere Daten mit: In Ascherslehen 1509 -li Stadtschreiher, 1512 Ratsherr (Bauherr),<br />

1531 Schultheiß, 1533 - 57 Bürgermeister, t 1557.<br />

5) Abgekürzt für .. durch Klaus [den Diener) Pelts", vgl. Beil. 2.1.<br />

6) Zur Vermutung, daß dieser Schwager Müntzers Hans Pelt ist s. Teil 2.<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042602<br />

69


Ad manus viri venerandi domini Thome parhen in Vroßere.<br />

Vir vene rande ae fautor humanissime, hie prcsens meus eognatus gutturis torquctur, ut dignitati<br />

tue melius explanabit, infirmitate. E nonnullis autem, quos tua medela pristine sanitati restituit, in<br />

eadcm infirmitate gravatis accepit veridice, ut tu, vir optime, contra eundcm morbum remedia ferre<br />

potes. Quod si ita est, examoris federe, quo hicmichi iunctus est unice, preeor, ut tarnen ob mei preees<br />

et sua solacia ei pro hac venenosa infirmitate tutelam ac remedium ferre yetis. Offero me ad tua ob sequia<br />

idcirco promptissimum k ). Vale in annos Nestoreos fauste. Raptim anno domini xvcxvj < ... >1)<br />

post Bartholomei.<br />

Tuus<br />

Matheus Volmar<br />

2.4 Der Rektor des Martinsgymnasiums zu <strong>Braunschweig</strong> an Thomas Müntzer, o. D. [<strong>Braunschweig</strong>,<br />

zwischen Juni 1517 und Dezember 1518J<br />

Original in M, BI. 78'·v (nicht eingesehen). Edition nach F, Tafel 2. Adresse BI. 78v, Brief text BI.<br />

78'·v.<br />

Editionen: G. Kawerau: Kleine Nachlese zum Briefwechsel des Thomas Münzer, in: ZHVG<br />

12 (1879) 641 f. - Bö h me r/Ki rn S. 1 f. Nr. 2. - Fra nz S. 347 f. Nr. 2.<br />

Datierung: Zum Zeitpunkt der Abfassung des Briefs hielt sich Müntzer in <strong>Braunschweig</strong> auf.<br />

Dieser Aufenthalt liegt zwischen Müntzers Ende August 1516 belegter Anwesenheit in Frose (s. Beil.<br />

2.3) und einem am 11. Januar 1519 belegten Besuch in Leipzig (Christian Döring an Müntzer, Wittenberg,<br />

1519 Jan. 11; FTanz S. 351 NT. 5). Vor dem letzten Datum liegt noch ein Aufenthalt Müntzers<br />

in Wittenberg. Im Brief spielt der Schreiber auf eine Auseinandersetzung um den Ablaß in Königslutter<br />

an, die im Juni 1517 ausgetragen wurde (s. Anm. 7). Damit ergibt sich als Datierungsspielraum Juni<br />

1517 bis Dezember 1518.<br />

Venerabili domino artiumque magistro domino Thome N. pro nunc apud Hans Pe I t hospitato<br />

viro perdocto.<br />

Qui nunc regit literarum gymnasium S. Martini B ru n sv ick, magistri discipulus quidam, venerabi<br />

li domino artiumque magistro Thom e N. viro perdocto ingenium (licet rude et tenebre valde, informatione<br />

tarnen saniori erudiendum et iIIuminabile) muneris loeo mittit benigneque offert, et petit,<br />

dominus Thom as velit super dubia in hac scedula querenda determination es clariores et sententialiter,<br />

ql10d ipsi placeat, communicare eumql1e horum participem facere miscricorditcr.<br />

Primo et ante omnia, domine Tho m a, ncscit discipulus et scolasticus prefatus in literis apostolicis,<br />

quomodo intelligat c1ausulam tamm): ,indulgcntie a pena et culpa', ex quo creditur culpam<br />

remitti in absolutione sacratali m ).<br />

Item quomodo iIIud simpliciter dictum intclligat seu intelligere possit: ,Homo non potest dimittere<br />

peccatum contra deum perpe m)', eum prclati si nt homines et tarnen eis plenaria vis<br />

commissa sit, ut nobis dicitur.<br />

Itcm utrum dominus pam) in negotio ecclesie faciat et per eum fiat coram deo omne quod<br />

intendit el vult et m) in Iiteris non suspectisse velle et intendere sufficienter attestatur nec neo<br />

Item utrum Iiteris non suspectis adhibenda sit fides.<br />

Item utrum rudis et laycus habeat credere literis apostolicis, quod non sint suspecte vicii et ab<br />

omni falsitate immunes, postquam a prelatis sunt revise, examinate, admisse et publice examinate,<br />

70<br />

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http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042602


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

solcnnisate, eredere inquam tanquam evangelio, ut dicitur, sie quod seeundum tenorem huiusmodi<br />

literarum possit anime saluti eonsulere nee neo<br />

Item utrum thesaurus eeclesie (qui est passio Christi) per meritum sanctorum (ut nobis predicatur)<br />

aliqualiter sit auctus nec ne.<br />

Item petit animo de nulla malivolentia suspecto, sed summe benigno, dominus Thomas velit<br />

literis explicare quam brevius poterit, quid ipse teneat de indulgentiis, quas nuper fratres ordinis predicatorum<br />

nobis publicabant prelatis satis acriter repugnantibus, ut notum est. Similiter de indulgentiis<br />

in Regali Lutter iam ante multos annos predicatis, an sint revocate, m) quidam presumunt<br />

dicere nec ne 7 ).<br />

Thoma, pater, preter consuetum tedio non afficere, indoctum docere rudemque informare,<br />

inde quia aureola expectat te tertia. Recordare, quod non sunt curiosa, sed que saluti consulunt, quesita.<br />

2.5 Hans Pell an Thomas Münlzer, [<strong>Braunschweig</strong>J, 1521 Juni 25 und Sept. 6<br />

Original in M, BI. 37'- 38 v (nicht eingesehen). Edition nach F, Tafel 23 - 25. Adresse BI. 38',<br />

Brief text BI. 37'- 38'. Siegelspuren. Auf BI. 38 v alte Signatur "N° 203", die noch mehrfach in M<br />

begegnet.<br />

Editionen: Böh mer/Kirn S. 26 - 28 Nr. 26; S. 30 f. Nr. 28. - Franz S. 373 - 375 Nr. 26; S.<br />

377 Nr. 28.<br />

Entstehung: Hans Pelt schrieb einen ersten Brief (auf BI. 37'- 38' oben) am 25. Juni 1521, den<br />

er nach Zwickau adressierte in der Annahme, daß Müntzer dort noch Prediger sei. Jedoch wurde der<br />

Brief bereits von Naumburg aus, wo Müntzers Reise nach Prag bereits bekannt war, wieder an den<br />

Absender zurückgeschickt. Hans Pelt fügte daraufhin auf dem noch unbeschriebenen Teil von BI. 38'<br />

einen vom 6. September 1521 datierten Nachtrag hinzu und änderte die Adresse, um den Brief nach<br />

Prag zuschicken. Böh mer/Kirn und Franz behandelten die beidenTeile als zwei Briefe und druckten<br />

sie getrennt ab. In der vorliegenden Edition soll die ursprüngliche Zusammengehörigkeit der bei­<br />

-


September 1496 in der Altstadt <strong>Braunschweig</strong> sein Testament machte, in dem er seine Kinder insgesamt<br />

und seinen Vetter Wolter Pelt als Erben bedenkt (B 123:2 BI. 161 vt-162,a). Johann Pelt (d. Ä.)<br />

und in seiner Nachfolge Hans Pelt (d. J.) zahlten von 1479 bis 15475 ß Mietzins für ein Haus in der<br />

St.-Michaels-Bauernschaft (s. o. Anm. 112), für das ab 1548 Hans Pelts (d. J.) Schwiegersohn Hans<br />

Kemmer (s. u. Anm. 28) den Mietzins zahlt. Wegen Namensglt:ichheit läßt sich das Jahr des Übergangs<br />

dieses Hauses von Johann Pelt (d. Ä.) auf Hans Pelt (d. J.) den Weichbildrechnungen der Altstadt<br />

nicht entnehmen. 1528 wohnt Hans Pelt in der Hohe-Tor-Bauernschaft (Mörke 1983,335 f.).<br />

Sicher belegt ist Hans Pelt (d. J.) in <strong>Braunschweig</strong> erstmalig 1504 als Fernhändler (B 13:2 S. 194<br />

f.). Die Masse der ihn betreffenden Belege zeigen ihn als einen Mann mit weitgespannten Handelsbeziehungen.<br />

Belegte Orte bzw. Länder seiner Handelstätigkeit sind: Niederlande, Antwerpen, Bergen<br />

op Zoom, Dortmund, Lüneburg, Hildesheim, Gättingen, Goslar, Peine, Stift und Stadt Halberstadt<br />

(5. Anm. 4), Ouedlinburg, Magdeburg, Leipzig, Nürnberg, Hessen. Der Woll handel nach den Niederlanden,<br />

insbesondere nach Antwerpen (s. Anm. 26), steht dabei im Vordergrund (belegt 1513 - 28).<br />

Hans Pelt handelt aber auch mit Gewand (1516), Krämerei (1515), Brasilienholz (1504), Vitriol<br />

(1513), <strong>Braunschweig</strong>er Bier (1513) und Branntwein (1515). Die Belege für Handelstätigkeit vom 29.<br />

August 1504 bis 20. September 1530 (spätere Quellen wurden nicht überprüft), finden sich in B 13:2<br />

S. 194f. 231. 314 f. 323. 327. 345 f. 359f. 365. 393; B 13:3 S. 23 f. 31-33. 38f. 56f. 75-77. 93-95.<br />

185 -187.192 f.; B 13:4,1 S. 18 f. 28 f. In Zusammenhang mit dem Handel mit Goslar hat Hans Pelt<br />

1519 für eine kurze Frist 600 fl beim Rat geliehen: B 11 2:2 BI. 45'. 1530wird er Mitglied und GildemeisterderWandschneider:<br />

GVIII 147 B BI. 21'. 23'.<br />

Vor 1513 bis 1529 ist Hans Pelt Weinherr in der Altstadt: B 11 2:1 BI. 10' usw.; B 11 2:3 BI. 73'.<br />

104'. 1527 - 29 ist er von der Krämergilde gewählter Ratsherr (H IV 282),1528 im Sitzenden Rat, im<br />

selben Jahr auch Zollherr (B 1 2:15 S. 239); für die Ratsperiode 1530 - 32 von den Wandschneidern<br />

gewählter Ratsherr, jedoch in keinem Sitzenden Rat vertreten (H IV 282; B 13:4,1 S. 18 f. 28 f.), was<br />

nichts Außergewöbnliches ist (s. Spieß 21970, 37 Anm. 41).<br />

Schon im vorliegenden Brief zeigt sich Hans Pelt (d. J.) als Parteigänger der frühreformatorischen<br />

Bewegung in <strong>Braunschweig</strong>. Später hat er die lutherische Reformation in <strong>Braunschweig</strong> mitgetragen.<br />

Er war Verordneter des reformatorischen Bürgerausschusses 1528, Kirchenkastenherr von SI.<br />

Martin 1529 und gehörte zu den Personen, die vom Rat 1530 mit der Verwahrung der die Reformation<br />

betreffenden Verhandlungsergebnisse beauftragt waren (Mö rk e 1983,336 Nr. 18; ergänzend B 11 2:3<br />

BI. 86'). Johannes Bugenhagen läßt ihn in einem Brief an Martin Görlitz in <strong>Braunschweig</strong> vom 27.<br />

September 1530 grüßen: B I 14:6 BI. 446' = Dr. Johannes Bugenhagens Briefwechsel, hg. v. Otto<br />

Vogt, Gotha 1910,99.<br />

Weitere Einzelheiten, insbesondere zur mutmaßlichen Verwandtschaft Hans Pelts (d. J.) mit<br />

Thomas Müntzer, werden in Teil 2 dargestellt werden. Zu weiteren verwandtschaftlichen Beziehungen<br />

Hans Pelts s. vorläufig hier Anm. 3. 25. 28 - 30.32.<br />

Dem werdyghenn heren heren Thomaß M unthe r backalarien der hylgen geschryfft<br />

[ursprünglich:) n)predyker zu Swyckaw fruntliken gescreven n )<br />

[geändert:) o)nu tho Praghe fruntliken gescreven o )<br />

t<br />

Myn armeß gebeth und wylligen deynst to allen tyden, werdyghe und besundere gude frunt in<br />

Christo. Ick do iw fruntliken wetten, dat wy, got sy gelovet, noch alle gesunt syn. Sodanß begere wy<br />

van iu to horende. Sunder J oh a n Ry keRl is vorstorven, got gnade der zelen. Biddet umme goddeß<br />

wyllen vor one.<br />

8) Sohn des Hinrik Rike, der 1496 in der Altstadt testierte (B 123:2 BI. 163"). Hinrik Rike trat<br />

1483 gleichzeitig mit Johann Pelt (d. Ä.), dem Vater unseres Hans Pelt, in die Wandschneidergilde ein<br />

72<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042602


Forder so gy my in iwen breven gescreven hebben, dar ick vorsta, dat gy iwe arme leencken, dat<br />

gy hye van dem rade hebben, resigneren, so hebbe ick doch dat sulve noch nicht van my gesecht,<br />

sunder wolde deß erst mer bescheid van iw hebben. So gy nu noch deß synß weren und dat sulve<br />

vorlaten wolden, so hebbe wy, iuwe vadder 9 ), Han ß Hornborch 10) und ick, upeynen gedacht, dem<br />

wy deß wol gunden. De sulve het Martill iuß 11) und hanget Christo wol an mit derlere Marti ni. So<br />

gi idt nu wolden voriaten, were onse beyde, gy dat an den rat scryven wolden und idt mit dem bescheide<br />

resignerden, dat de rat dat dem sulven Martillio wedder leenen wolde, dede doch hye in deß radeß<br />

deynste iß in theolonio. Wylle gy idt averst sulvest beholden, so en schol my der moye nicht vordreiten,<br />

ick wyl idt gerne van iuwen wegen vorhegen laten und iw ten handen schaffhen, wat dar aff kumpt. Ick<br />

weet idtsunt nicht, wue gi iu omholden. Gi hebben onß alto lange nicht gescreven. Sunder erst na<br />

passen 12) krege wi j breff van iw, stunt nicht in, wue gi weren.<br />

luwe leve mach gehort hebben, dat tho Worm ß Marti nus hoeke und sine parsone up poppyr<br />

ghemalet vorbrant iß, dat my van harten leet iß, und befrochte, idt werde den nicht wol, de sodanß<br />

hebben doen lathen. ltlike meynen, de kayser werde en mandat laten ut ghan und alle de in de acht<br />

doen, dede M arti no und sinerlere anghehanghenn. Onse 13) mercenariuß 14) Arnolden 15), dem iß<br />

wol so wol, offt ome 25 koye gekalvet hedden. Wuste idt my latest in eyner wertschop iwe reysen vor<br />

to leggende, krech ock soda ne bescheet P) van my, dat he sick bedagede, ick hedde one so vorthornet,<br />

(G VIII 147 B BI. 21 r ). Ein Johann Rike (d. J.) taucht 1528 in verwandtschaftlicher Beziehung mit<br />

Hans Pelt auf: Beide werden als blutsverwandt mit den drei Kindern des Hermann Ruscher und seiner<br />

Ehefrau, beide verstorben in Hamburg, bezeichnet (B I 3:3 S. 204 f.).<br />

9) Diese Stelle zeigt Müntzers Vater als einen Parteigänger der FTÜhreformation. Der Brief<br />

spricht dafür, daß er mit Vornamen Hans hieß (s. Anm. 32). Ich vermute Identität mit dem am 19. Juni<br />

1509 belegten Johann Münther (B I 3:2 S. 280 f.): Arndt Plaggemeiger, Bürger zu <strong>Braunschweig</strong>,<br />

bevollmächtigt Diderik von Peine, den Stadtvogt Hans Horn, Johann Münther und Johann Vaelsche,<br />

bei [dem aus <strong>Braunschweig</strong> stammenden Wandschneider] Hans Top, Bürger in der Altstadt Magdeburg,<br />

Schulden einzutreiben.<br />

10) Dieser Brauer war eine der kämpferischsten Gestalten der <strong>Braunschweig</strong>er Frühreformation.<br />

Er wurde 1521/22 ausgewiesen und 1523 von Herzog Heinrich d. J. gefangengesetzt (s. S. 59 f.).<br />

Er entstammt einer Kaufmanns- und Wandschneiderfamilie im Hagen. Sein Bruder Henning im Hagen<br />

bedenkt am 15. März 1531 testamentarisch neben Hans noch folgende Geschwister: Kort, Peter,<br />

Margarete zu Magdeburg, Geske im Kloster (erhält ihr Erbe nur bei Klosteraustritt): B 123:8 BI.<br />

145'-147'. Peter Horneborch, zeitweise ebenfalls der Stadt verwiesen, ist 1528 Verordneter des reformatorischen<br />

Bürgerausschusses und 1530 einer derjenigen, die vom Rat mit der Verwahrung der die<br />

Reformation betreffenden Verhandlungsergebnisse beauftragt sind (M ö rke 1983,343, Nr. 87). 1518<br />

wird er von Henning Binder (s. Anm. 3) neben dessen Schwäger Hans Pelt und Tile Dammann als<br />

Testamentar eingesetzt. Peter Horneborch ist als Händler belegt (1515 Kornhandel: B 19:59 BI. 5').<br />

11) Zollschreiber 1513 bis 1522; ein bekannter Vertreter der frühreformatorischen Bewegung in<br />

<strong>Braunschweig</strong>: s. S. 59.<br />

12) Ostern fiel 1521 auf den 31. März.<br />

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13) Konkret auf eine Pfarrei der Altstadt zu beziehen. Hans Pelt wurde 1529 Kirchenkastenherr<br />

zu St. Martin.<br />

14) Heuerpfarrer: "Die pastores ... vorhurtenn aber die pfarrenn den mertzenaris odder hur<br />

pristerenn, welche jerliches einne pension davon gaben ... " (H III 7:1 S. 1).<br />

15) Arndt van Derlagen, Heuerpfarrer zu St. Martin, stiftet am 26. März 1523 mit Margareta,<br />

Witwe Henning Aldermanns, ein Lehen zu St. Magni, dessen erster Inhaberer selbst wird: A 1117:62.<br />

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73


dat he hadde weer ethen edder dryncken mogen. Mit magistro Gerhardo Ryschaw l6 ) waß ick ock<br />

in der mendynge. De straffede sine scryffte ser und en hadde der doch nu geleßen. So leende ick om,<br />

dat de doctor gemaket hefft de captivitate q ) babilonica 17), hadde he by 14 dagen, screff my dar up j<br />

breff up 1/2 arcuß poppyrß an beyden halven ful, dar in he viij edder x artikel vor orden ut teykende,<br />

sunder mit neyner scryfft nicht bewyset und reth my sub pena eterne damnationiß et excommunicationiß,<br />

ick Martinus lere nicht scolde anhangen. Ick weyt averst wol beter, got sy gelovet. Ick marcke<br />

ut synen scryfften, dat he den pauwest vor dat hovet der cristliken karcken holt. Ick hebbe gedacht<br />

synen breff ut to schryvende und an magister Y sleven 18) to sendende, up dat he mit TesseI 19 ),<br />

Ecken 20 ), Alvelde 21), Emszer 22 ) und Murnarr 23 ) ock in de rege kome 24 ). Dat eggenth he wol up<br />

si ne ungegrundede opinien. Ick wyl overst dat original hye beholden, offt he idt lochen wolde. AI onse<br />

prelaten geystlick und warlych sin M arti no entegen. We deS mit ome holt, wart vorachtet. Ick hebbe<br />

mit der mattherien veele vortometh.<br />

Doet doch wol, schryvent onB bescheit. In dusser stadt weyt ick nyemend, de mit der daet M arti<br />

no mer anhange dan Ha nB Horn borch. De en wyl neyn kopman syn, ock nicht anderst anslan dan<br />

alleyne syn bruwarck, begerdt nicht men en slycht herkomen, wyl godd truwen, achtet tytlike godere<br />

nicht ser. Ick byn, got betert, noch in der lust. Ick hope ock mit der tydt aff tho latende, dat wart my<br />

suer, ick kan dar nicht wol thokomen. Byddet godde vor MY, dat he my sine gnade vorlienen wylle,<br />

amen.<br />

16) Am 16. Mai 1514 auf ein Lehen am Annenaltar zu St. Martin präsentiert (B I 3:2 S. 130); an<br />

SI. Martin 1514 -19 als einer der "procuratores memoriarum benefactorum" belegt (A III 1 :267.268.<br />

271\). Am 11. April 1515 kauft Magister Gerd Rysschow eine jährliche Rente von 1 f1 von Bartolt<br />

Brandes (A III 1:269). Gestorben 1541 vor 6. Juli als Inhaber eines "Predigerlehens" an St. Martin (A<br />

111 1:301), offenbar altgläubig geblieben.<br />

17) De captivitate Babylonica ecclesiae praeludium (1520): W A 6, 484 - 573.<br />

18) JohannAgricola von Eisleben (t 1566). Zu seinen Verbindungen mit <strong>Braunschweig</strong>s. S. 38 f.<br />

19) Johann Tetzel OP (t 1519)<br />

20) Johann Eck (1486 -1543)<br />

21) Augustinus Alfeld OFM (1480 - ca. 1535)<br />

22) Hieronymus Emser (1478 -1527)<br />

23) Thomas Murner OFM (1475 -1537)<br />

24) Anspielung auf folgende Flugschrift: Ain Kurtzi anred zfi allen myszgünstigen Doctor Luthers<br />

vfi der Christen lichen freyheit, [Augsburg: Jörg Nadler) 1521 (München StaatsB: 4 0 H. rcf. 8011<br />

44). Im Titelholzschnitt sind sechs Luthergegner, teils in Tiergestalt, dargestellt. Als zweites Stück<br />

enthält dieser Druck ein Spottgedicht des Johann Agricola auf Eck, Alfeld und Emser (= Oskar<br />

Schade [Hg.): Satiren und Pasquille aus der Reformationszeit, Hannover 21863, Bd. 2, 192 -195).<br />

Das Stück davor stammt - außer vielleicht einem kleinen Einschub (= Schade 2,190,8 -11) - nicht<br />

von Agricola, sondern ist Übernahme folgenden Textes: EIn kurtze anred zß allen missgünstigenn der<br />

Christliche freiheit, [Basel: Valentin Curio 1521) (<strong>Braunschweig</strong> Predigerseminar: S 4 (18». Dieser<br />

Text ist wiederum eine Übersetzung eines lateinischen Briefs des Raphaelis Musaeus "Christianae<br />

libertati [sie!) osoribus universis" in: Murnarus Leuiathan Vulgo dictus Geltnarl oder Genß Prediger<br />

... , [Hagenau: Thomas Anshelm? 1520/21), BI. D 3'-4' (Tübingen UnivB: Gf 109 a. 4 0 ).<br />

74<br />

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Arnt Pelt 2S ) iß to Antwerpen 26 ). Dar hanget dat gemeyne foIck derIere Christi ut Martino<br />

dusent malen mer an dan hye, godt betert. lek hebbe faste alle si ne mattherien. Nu up dat nye hebbe<br />

ick expositionem super Danieliß 8° de anticrist0 27 ), ser gruwelick. Ick weit iu nicht sunderliken to<br />

scryvende. Sunder myn fruwe und kynder 28 ) und gesynde 29 ), myn broder Arnt 3O ), Hanß Hornborch<br />

und H anß Ketler ll ) enbeyden iw alle veele guder nacht. Onse absarvanten plegen onser up<br />

dem predichstole to denckende seggende: Latet iw de viij Hanse 32 ) nicht vorleyden. Sunderse swygen<br />

to mi. Hanß Hornborch iß gantz ser vorfolget, umme dat he fleyß geghetten hadde in der quatertemper<br />

l3 ), (van dem predichstole). Me molh Iyden um me der warheit wyllen.<br />

Geschreven deß dynsdages na nat(ivitatis) Johanniß baptiste anno xxj.<br />

Hanß Peltvester<br />

totus in Christo<br />

r)Werdyge leve her Thomaß, dussen breff hade ick na der Nuenborch gesendt, so wart dar<br />

gesecht, ghy weren na Prage. Deß wolde wy do nicht loven. Sunder dusse jodde secht onß, dat he iw<br />

25) Dieser Arndt (11.) ist wohl nicht identisch mit Hans Pelts weiter unten genanntem Bruder<br />

Arndt (III.). Es könnte sich bei Arndt (11.) um einen Sohn des Amdt (I.) Pelt handeln, der 1484 bei<br />

Testamentserrichtung ein Kind hat (B 123:2 BI. 113rb-vo). Arndt (I.) war ein Vetter des Johann Pelt (d.<br />

Ä.) (B 123:2 BI. 161 vb - 162,a), des Vaters unseres Hans Pelt (d. J.).<br />

26) Auch Hans Pelt unterhielt Handelsbeziehungen mit Antwerpen, insbesondere durch den<br />

Wollhandel: B I 3:2S. 231 (1504/06);ebd. S. 315 (1512); B 13:3S. 38. 56f. (1518);ebd. S. 192f. (1528).<br />

27) "Ad Iibrum eximii Magistri nostri Magistri Ambrosii Catharini, defensoris Silvestri Prieratis<br />

acerrimi, responsio Martini Lutheri. Cum exposita Visione Danielis viii. De Antichristo" (1521): WA<br />

7,698-778; 705,1- 6. .<br />

28) Zu den Kindern des Hans Pelt gehört Kunigunde, verheiratet mit dem Händler Hans Kemmer<br />

(Kemmener), der 1528 "Diener" Hans Pelts ist, 1548 dessen Haus in der St.-Michaels-Bauemschaft<br />

übernimmt und 1549 an der Pest stirbt. Ihr Sohn Heinrich Camerarius (1547 -1601) wurde<br />

Professor der Rechte in Rostock. B 13:3 S. 185-187; B 11 4:106 BI. 3'. Christoph SturklMartin<br />

B rasch: Orationes memoriae Henrici Camerarii, Rostock 1601, BI. C 4v- DIr.<br />

2\» Von Hans Pelts Gesinde sind nachgewiesen: Klaus WinkeIer 1513-16 (s. Beil. 2.1) und Hans<br />

Kemmer 1528 (s. Anm. 28). Beide dürften Kaufgesellen bei Hans Pelt gewesen sein.<br />

30) Die Brüder Hans (d. I.) und Arndt (111.) Pelt betrieben 1518 gemeinsamen Wollhandel von<br />

Hamburg aus "westwärts" (B 13:3 S. 32 f.). 1553 besitzt Arndt (III.) Pelt das Haus an der Hagenbrücke<br />

16, wo IIsebe, Hans Meigers Witwe, verstarb. Die Brüder Amdt (111.) und Kort Pelt gehören zu ihren<br />

nächsten Erben (llsebe war ihre Schwester) zusammen mit Otto Top: AI 4:1 Stück 94 BI. Iv.<br />

31) Hans Ketteler leistet Bürgereid in der Altstadt 1511 (B 17:1 BI. 48,a). 1528 Verordneter des<br />

reformatorischen Bürgerausschusses, Ratsherr 1531-1538, Gerichtsherr 1537 - 38, Armenkastenherr<br />

Altstadt 1528 - 31 und 1533 - 37, Vormund am Heilig-Kreuz-Kloster 1530 (Mörke 336 Nr. 26;<br />

AI 4:1 Stück 28). Er hat sich als Händler betätigt (1522 Fischhandcl mit Lübeck: B I 3:2 S. 379).<br />

32) Es wird hier eine Gruppe von acht Personen der frühreformatorischen Bewegung in <strong>Braunschweig</strong><br />

sichtbar, die mit Vornamen alle Hans hießen. Zu ihnen gehören nach dem vorliegenden Brief:<br />

Hans Pelt, Hans Horneboreh, Hans Ketteler und wahrscheinlich auch Müntzers Vater (s. Anm. 9).<br />

Als weiteres mögliches Mitglied dieser Gruppe kommt in Frage der Kaufmann Ian van Antorp<br />

(Bürgereid 1505: B I 7:4 BI. 19 v ; Handel mit Antwerpen: BI 9:59 BI. 16 v ), ein Schwager des Hans Pelt.<br />

Im Testamentbuch des Hagen B I 23:8 (BI. 84' - 85 v ) bricht er mit seinem Testament vom 17. Februar<br />

1525 als erster eindeutig mit dem traditionellen Testamentsformular , indem er die "altgläubigen" religiösen<br />

Formeln, Stiftungen usw. fallen läßt und teilweise durch "neugläubige" Elemente ersetzt.<br />

33) Danach hatte Hans Horneborch das Fastengebot in der Pfingstquatember (22. - 25. Mai<br />

1521) öffentlich durchbrochen.<br />

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75


hebbe seen to Prage herlicken inhaelen, und dat gy by iu hebben ij geleerde beemen, de dat ewangelium<br />

Christi up beemß ut iuwen munde van iu gehort dem folke seggen. Onse priester, de enduden iw<br />

dat nicht int beste, were iuwe meyninge ock noch so gudt patientie 34 ).<br />

Doet wol, schryvet my up dat iuwe leen de meyninge, ock an den rath. Dar syn reyde welcke<br />

gewesen, dede dar umme an den rath gebe den hebhen und iuwe handlynge unbillick vorgedragen.<br />

Sunder de rath wolden dar nicht an doen, se wolden deß fasten grunt hebben. Doet wol, schryvet my<br />

bescheet van deme leene, ock wu iu beduncket, weß Christuß dorch syn wart in den beemen warcke.<br />

Ick holde, dar betercristen syn dan hye. Hye steyt idt byster. Deforsten van Bru ns(wigk )35) feyden<br />

mit dem biscop van H ilde ns(hem)36). De, duncket my, enhange ock dem ewangelio nicht ser an,<br />

got betert 37 ). Wy hebben van Martino an de universitet to Witten barg pro consulatione den 36.<br />

psalm 38 ), noch den Ixvij. psalm 39) und schone dynck over dat magnificat 4O ). So iß vam kayser ut gheghan<br />

j mandait wedder M a rt in u mund sinen anhanck, de in de acht gedaen to vorfolgende. Sunder<br />

ick hore, de adel in der M a rck e, dar dem mandate enn iß, enholde dar nicht aff. So, hope ick, werde<br />

idt ock an anderen enden tho ghaen.<br />

Ick en weyt iu nicht sunderliken to schryvende. Sunder wu gy to freden syn, wuste ick wol gherne.<br />

Myn fruwe und kynder enbeyden iu dusent guder nacht. Und byddet vor my und onß allen. Dusse<br />

jodde wart up Martini 41 ) hye wedder syn. Doet wol, scryvet onß by deme. Peter H ummelen 42 ) und<br />

Hans Ketler enbeyden iu gude nacht.<br />

Gescreven sexta fcria post Egidii anno xxj.<br />

lIanß Pelt<br />

34) Dahinter 'steht wahrscheinlich die seit den ersten reformatorischen Aktionen in den Städten<br />

- bekannt insbesondere aus Wittenberg 1521/22 - aktuelle Frage des Ärgernisgebens und der Geduld<br />

mit den Schwachen. Ausführlich setzt sich mit diesem Problem in der <strong>Braunschweig</strong>er Frühreformation<br />

auseinander der Benediktinermönch Gottschalk Kruse: To allen Christgelouigen fromen mynschen<br />

beßondern der statt Brunswygk ... , [Wittenberg: Nikolaus Schirlentz 1523), BI. A I v - B Iv =<br />

Ludwig H ä n se I man n (Hg.): D. Gottschalk Krusens ... Unterrichtung, warum er aus dem Kloster<br />

gewichen, Wolfenbüttel1887, 3 -12.<br />

35) Heinrich d. J. von <strong>Braunschweig</strong>-Wolfenbüttel (1514-1568) und Erich d. Ä. von <strong>Braunschweig</strong>-Calenberg<br />

(1495 -1540).<br />

36) Johann IV. Herzog von Sachsen-Lauen burg (1504 -1527).<br />

37) Zur Beurteilung der Hildesheimer Stiftsfehde (1519 - 23) in der Stadt <strong>Braunschweig</strong> vgl. Udo<br />

Stane lIe: Die Hildesheimer Stiftsfehde in Berichten und Chroniken des 16. Jahrhunderts, Hildesheim<br />

1982,11-14,57-60.<br />

38) "Der sechs und dreyssigist psalm David, eynen Christlichen Menschen tzu leren und trosten<br />

widder die Mütterey der boßenn unnd freveln Gleyßner. Dem armen heufflin Christi tzu Wittembergk"<br />

(1521): WA 8, 205 - 240; 210,1-5.<br />

39) Deutsch Außlegung des sieben und sechtzigsten Psalmen von dem Ostertag Hymelfart und<br />

Pfingsten (1521): WA 8,1-35.<br />

40) Das Magnificat Vorteutschet und außgelegt (1521): WA 7, 538-613.<br />

41) 11. November.<br />

42) Bürgereid Altstadt 1489 ( B 17:1 BI. 3Rva); 1515 belegt als Vetter und Testamentar des Hans<br />

Fuher (B 123:8 BI. 56 r ); verheiratet mit I1se, t 1535 als Peter Hummelens Witwe, Haus GÖrdelingerstr.<br />

2 (A 14:1 Stück 35). Peter Hummelen ist eine bekannte Gestalt der <strong>Braunschweig</strong>er Frühreformation.<br />

Er hat Gottschalk Kruse auf Luthers Sermon von Ablaß und Gnade (erschienen Mär7JAprii 1518)<br />

hingewiesen. Gottschalk Kruse: To allen Christgelouigen, BI. B 2 v - 3 r = ed. Hänselmann 16,<br />

2-16.<br />

76<br />

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Textkritischer Apparat zu S. 61-75<br />

Beilage 1.1<br />

a) Verbessert aus lesen b) Nachgetragen hinter vorlediget<br />

Beilage 1.2<br />

c) Verbessert aus ingesele d)Davor etwa 3 Buchstaben durchgestrichen, erster Buchstabe g<br />

,) Verbessert aus drenhunderden I) Verbessert aus investuren g) Davor gestrichen edde h) Verbessert<br />

aus darin ne i) Konjektur nach der Fundationsurkunde des ersten Lehens: A 11J 1 :241<br />

Beilage 1.3<br />

k.k)Am Rand nachgetragen I) Wohl irrtümlich verbessert aus supplicantes m)Am Rand nachgetragen<br />

n) Danach suis gestrichen 0) Danach vestre gestrichen<br />

Beilage 1.4<br />

p) In B geht die Oberschrift Presentatio domini Thome Münther voraus q.q) In B über der Zeile<br />

nachgetragen r)A Brunßwicennsis s)BTomam t)BMünther u)BTomam v) In BüberderZeile<br />

nachgetragen w)A Brunßwicennsis<br />

Beilage 1.5<br />

x) Verbessert statt eiusdem Y) Verbessert statt Hildensemensis z,z)Am Rand nachgetragen<br />

Beilage 2.1<br />

a) Sie! b) Briefanfang mit Zierinitiale M läßt geübte Schreiberhand erkennen. c) Ein unentziffertes<br />

Wort. Böhmer/ Kirn und Franz partilats, wobei der Sinn offen bleibt.<br />

Beilage2.2<br />

d) sch = 11 schuHen im Original bei Obergang von Z. 1 nach Z. 2 ,) Zwischen diesem und dem<br />

nächsten Wort ein Klecks f) Dieses Wort ist verkleckst (durchgestrichen?). g) Verbessert aus mytte<br />

h) jehe über der Zeile nachgetragen, Lesung unsicher. BöhmeriKirn und Franz scholl me i) Beschädigung<br />

des Papiers. Böhmer/Kirn und Franz uff<br />

Beilage 2.3<br />

k) Davor durchgestrichen pro I) Die hier im Original stehende Zahl ist im Faksimile nicht erkennbar.<br />

Böhmer/ Kirn, Franz lesen 7 18 , was jedoch sprachlich ausgeschlossen ist (vgl. ebd. jeweils Anm. 3).<br />

Ich beschränke mich daher in der Angabe des Datums vorläufig auf "nach 24. August".<br />

Beilage 2.4<br />

m) Beschädigung des Papiers<br />

Beilage2.5<br />

n.n) Dieser Teil der ursprünglichen Adresse bildet im Original die 3. Zeile. Die ganze Zeile ist durchgestrichen.<br />

0-


BI7Bd.1.4<br />

B19:57<br />

B19:59<br />

B114:4<br />

BI14:6<br />

B123:2<br />

B 123:8<br />

B II 2 Bd. 1. 2. 3<br />

BII4<br />

BIV 11:2<br />

GVIII147B<br />

HIII7:1<br />

HIV282<br />

HVI13<br />

78<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

Bürgerbücher<br />

Zollbuch des Hermann Bote, angelegt 1503<br />

Zollschuldbuch 1515<br />

Fundationsbuch über geistliche Lehen 1408 -1520<br />

Liber domini Iohannis Kerkener Officialis Brunsvicensis<br />

Testamentbuch Altstadt<br />

Testamentbuch Hagen<br />

Kämmererbücher der Gemeinen Stadt 1513 ff.<br />

Weichbildrechnungen Altstadt<br />

Armenkastenregister 1528 -1572<br />

Gildebuch der Gewandschneider in der Altstadt 1401 -1640<br />

Chronik der Reformation in <strong>Braunschweig</strong> 1524 -1531<br />

Andreas Pawel: Nachrichten von der ältesten Verfassung der Stadt <strong>Braunschweig</strong>,<br />

verfaßt 1603 ff.<br />

Auszüge aus Kämmereirechnungen 1500 -1599<br />

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

Landtagsausschüsse in <strong>Braunschweig</strong>-Wolfenbüttel<br />

Moderne Formen landständischer Repräsentation im 16. Jahrhundert 1 )<br />

Von<br />

Ulrich Lange<br />

Die landständische Verfassung des Fürstentums <strong>Braunschweig</strong> Wolfenbüttelschen<br />

Teils, wie sie dann Bestand hatte bis zum Jahre 1807, bildete sich im 16. Jahrhundert aus.<br />

Innerhalb weniger Jahrzehnte, zwischen 1548 und 1598, entwickelte sich neben dem Landtag,<br />

einer spätmittelalterlichen Einrichtung, ein differenziertes System von Landtagsausschüssen,<br />

ohne die der Landtag Ende des 16. Jahrhunderts gar nicht mehr hätte existieren<br />

können, trat neben die ehrenamtliche Gelegenheitsverwaltung der Landschaft die hauptamtliche<br />

Tätigkeit von landschaftlichen Dienern, die für ihre Person der Korporation der<br />

Landschaft nicht mehr angehörten, kristallisierten sich aus den Auseinandersetzungen der<br />

fürstlichen Regierung mit der Landschaft über tagespolitische Probleme jene Normen heraus,<br />

die die Institutionen und deren Procedere beschrieben und die in ihrer Gesamtheit die<br />

landständische Verfassung als einen Teil der politischen Gesamtverfassung des Herrschaftsverbandes<br />

ausmachten.<br />

Dem Landtag auf der zentralen Ebene entsprach auf der lokalen Ebene eine starke<br />

ParzelIierung von Herrschaftsrechten, die durch ländliche und städtische Obrigkeiten<br />

quasi autonom ausgeübt wurden. Dezentralisierung von Herrschaftsrechten in der Hand<br />

einer schmalen, zumeist ländlichen Herrenschicht ist ein ganz wesentliches Merkmal der<br />

landständischen Verfassungen überhaupt, und die strukturellen Schwierigkeiten des Landtags<br />

im 16. Jahrhundert, auf die noch einzugehen sein wird, sind ohne diese Grundgegebenheit<br />

des Herrschaftsverbandes nicht zu verstehen.<br />

Soweit die Forschung sich bisher mit der Geschichte der parlamentarischen Repräsen- .<br />

tation oder der Vorgeschichte des Parlamentarismus befaßt hat, geschah dies eigentlich<br />

immer nur am Rande. Abgesehen von der Zeit um 1800, als nicht zuletzt unter dem Eindruck<br />

der Entwicklung in Frankreich die Lebensfähigkeit der alten, ständisch geprägten<br />

1) Es handelt sich um Teilergebnisse eines größeren Arbeitsvorhabens über das Aufkommen<br />

von Landtagsausschüssen in den welfischen Territorien zwischen 1500 und 1629 und über die Bedeutung<br />

dieser Entwicklung im Rahmen des Entstehungsprozesses des früh modernen Staates. Die Arbeit<br />

wird einen Umfang von etwa 250 Seiten haben und wird im Frühjahr 1985 als druckreifes Manuskript<br />

vorliegen.<br />

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79


Verfassung in Zweifel gezogen wurde, und abgesehen von sporadischen Ansätzen um<br />

1900, initiiert vor allem von Felix Rachfahl, war das Interesse der Historiker zu einem<br />

großen Teil gefangen durch die Entwicklung des modernen nationalen Machtstaates und<br />

seiner Bedeutung für die deutsche Geschichte. Parlamentarische Einrichtungen politischer<br />

Partizipation galten als "Hemmschuh" für den Ausbau moderner Staatlichkeit und wurden<br />

in der Regel negativ bewertet. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg und gewiß unter dem<br />

Eindruck eines abermaligen Versuchs der Parlamentarisierung des politischen Lebens wenigstens<br />

im westlichen Teil Deutschlands fand die Geschichte des politischen Ständetums<br />

als Beitrag zu einer Geschichte der politischen Partizipation größere Beachtung und wurde<br />

das negative Bild nach und nach revidiert, um einer günstigeren Beurteilung Platz zu machen.<br />

Diese neue Sichtweise erblickt in den beharrenden, retardierenden Kräften des politischen<br />

Ständetums ein sehr positives, weil freiheitsbewahrendes (besser wohl: Freiheiten<br />

bewahrendes), traditionsmächtiges Element und neigt in ihrem Überschwang zuweilen<br />

dazu, parlamentarische mit demokratischen, egalitären Traditionen gleichzusetzen 2).<br />

Unsere Kenntnis der Geschichte der Landständischen Verfassung <strong>Braunschweig</strong>­<br />

Wolfenbüttels verdanken wir älteren Arbeiten, deren jüngste die 1914 erschienene Arbeit<br />

von I lermann Koken ist, eine von Felix Rachfahl angeregte Dissertation 3). Auf sie ist man<br />

angewiesen, will man sich über die Wurzeln der frühneuzeitlichen landständischen Verfassung<br />

informieren 4 ). Koken war als Schüler Rachfahls vor allem an dem Problem des Dualismus<br />

des Ständestaates interessiert und gelangte zu einer partiell modernen Auffassung<br />

über die Ausprägung dieser umstrittenen konstitutionellen Grundstruktur 5 ). Vor allem<br />

aber stand der Landtag, die ständische Plenarversammlung, im Mittelpunkt seines wissen­<br />

schaftlichen Interesses. Zwar erkannte er durchaus die Bedeutung des sich bildenden Ausschußsystems,<br />

aber dennoch folgte er der Tradition der Verfassungsgeschichtsschreibung,<br />

2) Zum Forschungsstand s. Peter Blickle, Landschaften im Alten Reich. Die staatliche Funktion<br />

des gemeinen Mannes in Oberdeutschland, München 1973, und v. a. Rainer Walz, Stände und<br />

früh moderner Staat. Die Landstände von Jülich-Berg im 16. und 17. Jh., Neustadt a. d. Aisch 1982,<br />

S. 3 ff. - Zu dieser. die Entwicklung überzeichnenden Richtung ist auch Karl Bosl zu rechnen, s. den<br />

von ihm herausgegebenen Sammelband: Der moderne Parlamentarismus und seine Grundlagen in<br />

der ständischen Repräsentation, Berlin 1977, das. sein Aufsatz: Repräsentierte und Repräsentierende.<br />

Vorformen und Traditionen des Parlamentarismus an der gesellschaftlichen Basis der deutschen<br />

Territorialstaaten vom 16. bis 18. Jahrhundert, S. 99 ff., hier S. 99, 101, 102, 103, 109.<br />

3) Zum Forschungsstand s. Wolf-Rüdiger Reinicke. Landstände im Verfassungsstaat. Verfassungsgeschichte<br />

und gegenwärtige Rechtsstellung der Landschaften und Ritterschaften in Niedersachsen,<br />

Göttingen 1975, S. 42 ff.<br />

4) s. auch Kersten Krüger, Staatsbildung als Modernisierung. <strong>Braunschweig</strong>-Wolfenbüttel im<br />

16. Jahrhundert. Landtag - Zentralverwaltung - Residenzstadt: <strong><strong>Braunschweig</strong>isches</strong> <strong>Jahrbuch</strong> des<br />

Geschichtsvereins, Nr 64 (1983), S. 41 ff., bes. 44 ff., der sich stützt auf Hermann Koken, Die <strong>Braunschweig</strong>er<br />

Landstände um die Wende des 16. Jahrhunderts unter den Herzögen Julius und Heinrich<br />

Julius 1568 -1613 im Herzogtum <strong>Braunschweig</strong>-Wolfenbüttel, <strong>Braunschweig</strong> 1914, sowie auf Philipp<br />

Christoph Ribbentrop, Sammlung der Landtagsabschiede ... ,2 Bde, Hclmstedt 1793/97, und der die<br />

von Koken gewonnenen Ergebnisse im Lichte der Modernisierungstheorie darstellt.<br />

5) s. dazu Walz, Stände und frühmoderner Staat S. 3 ff., und meinen Aufsatz: Der ständestaatliehe<br />

Dualismus - Bemerkungen zu einem Problem der deutschen Verfassungsgeschichte: BIIDtLG,<br />

117. Jg (1981), S. 311 ff., Koken, Landstände S. 48.<br />

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die solche Versammlungsformen als Minderformen parlamentarischer Versammlungen<br />

behandelte und sie im übrigen nur als Anfang vom Ende des landständischen Verfassungstyps<br />

zu sehen vermochte. Er verbaute sich damit den Zugang zu dem Phänomen, daß Landtage<br />

im 16. Jahrhundert, das gemeinhin als Höhepunkt der landständischen Verfassung<br />

bewertet wird, ohne die Ergänzung durch Landtagsausschüsse mit den an sie herangetragenen<br />

Problemen wahrscheinlich nicht hätten fertig werden können. Der Landtag brauchte<br />

im 16. Jahrhundert Ausschüsse, die die Arbeit übernahmen, für die ein Plenum nicht notwendig<br />

war oder die er als Plenum praktisch nicht ausüben konnte.<br />

Vor welchen Herausforderungen stand ein Landtag, auch der Wolfenbüttelsche, im<br />

16. Jahrhundert, und warum wurden Ausschüsse zum konstitutiven Bestandteil der landständischen<br />

Verfassung?<br />

Eine erste, das Problem nur grob bezeichnende Antwort muß lauten, daß der Landesherr<br />

häufiger als früher Rat und Hilfe seiner Stände begehrte (benötigte), daß die Erteilung<br />

dieses Rats häufiger denn je Sachkompetenz erforderte und daß der erbetene Rat die Interessensphäre<br />

von Landesherr und Ständen berührte und u. U. Konsequenzen für den Besitzstand<br />

der Stände hatte. Der erbetene Rat betraf fast ausschließlich finanzielle Fragen<br />

und solche Probleme, deren Lösung finanzielle Konsequenzen hatte: u. a. die Übernahme<br />

von landesherrlichen Schulden und deren mittelfristige Tilgung durch Steuerbewi1ligungen,<br />

Reichs- und Kreissteuern, vor allem seit dem Ende des 16. Jahrhunderts, Fräuleinsteuern,<br />

Probleme der Landesdefension, militärische Maßnahmen gegen rebellische Landstände<br />

(Stadt <strong>Braunschweig</strong>), Zehrungs- und Legationskosten, Kredite an den Landesherrn,<br />

Dotation der Landesuniversität. In den landesherrlichen Forderungen spiegeln sich<br />

also vielfältige Entwicklungen des 16. Jahrhunderts wider: die allgemeine Teuerung insbesondere<br />

des endenden Jahrhunderts, der gestiegene Prestigekonsum des Landesherrn, der<br />

Ausbau der landesherrlichen Zentralverwaltung, die Bedrohung der Reichsgrenzen durch<br />

die Türken, der sich zuspitzende Konflikt zwischen Protestanten und Katholiken, die großpolitische<br />

Situation, etwa der Krieg zwischen Spanien und den Niederlanden. Gravierend<br />

trat hinzu, daß Herzog Heinrich Julius im Gegensatz zu seinem Vater mit seinen Mitteln<br />

nicht haushielt und bei seinem Tode Schulden in Höhe von 1,2 Mio Talern hinterließ6).<br />

Die Verzinsung und Tilgung der übernommenen Schulden, die Verwaltung der bewilligten<br />

Steuern, die seit den 50er Jahren wegen ihrer jeweils langen Laufzeit zu einer permanenten<br />

Belastung wurden, erforderten ständige Exekutiveinrichtungen oder doch wenigstens<br />

solche Einrichtungen, die bei Bedarf sofort handlungsfähig waren, um etwa mit Gläubigern<br />

Verhandlungen wegen der Zins- und Tilgungsbedingungen zu führen, die Verwendung<br />

der Steuern nachträglich zu kontrollieren, einen Steueranschlag zu erstellen und bei<br />

Bedarf zu modifizieren.<br />

Die Kontrolle der Einnahmen und Ausgaben durch das Mittel der Landrechnung, die<br />

Erstellung eines modus collectandi, eines Steueranschlags, sowie die o. a. Liquidationsverhandlungen<br />

mit Gläubigern ergaben sich konsequent aus dem Steuerbewilligungsrecht,<br />

6) s. Wilhelm Havemann, Geschichte des Landes Braunschwcig und Lüneburg, 3 Bde, Göttingen<br />

1853 - 57, Bd 2, Göttingen 1855, S. 445.<br />

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das der Landtag ausübte, wurden aber aus mehreren Gründen von Ausschüssen erledigt,<br />

die der Landtag einsetzte und mit besonderer Vollmacht ausstattete und die der Landesherr<br />

bestätigte. Der Ausschuß bestand aus wenigen Personen und konnte daher, solange<br />

er nicht ständig tagte, kostengünstiger arbeiten. Weil er im Verhältnis zum Landtagsplenum<br />

ein kleines Gremium darstellte, konnte er viel schneller einberufen werden. Da die<br />

Ausschußmitglieder über längere Zeit, zum Teil über viele Jahre dem Ausschuß angehörten,<br />

erwarben sie Sachkompetenz, die ihnen etwa bei den Liquidationsverhandlungen mit<br />

Gläubigern zugute kam 7). Da gerade diese Materie Vertrautheit mit den einzelnen Vorgängen<br />

erforderte, bestand Herzog Julius z. B. auf dreijähriger Rotation der Mitglieder<br />

des Großen Ausschusses 8 ).<br />

In enger Verbindung mit dem Steuerbewilligungsrecht stand auch das Beschwerderecht<br />

des Landtags. Herrschaftsweehsel und Steuerforderungen boten die beste Möglichkeit,<br />

Gravamina mit Aussicht auf Erfolg zu präsentieren. Die Zusammenstellung und vor<br />

allem die Verhandlung der Gravamina geschahen durch Ausschüsse, die zu gleichen Teilen<br />

mit landesherrlichen Räten und mit Landständen besetzt waren, auf der Grundlage von<br />

Ortsterminen, Protokollen, Registern und Urkunden. Diese Erledigung nahm unter Julius<br />

mehr Zeit in Anspruch als unter Heinrich dem Jüngeren, standen doch seit etwa 1570 etwa<br />

50 Gravamina zur Erörterung, die wirtschaftliche Nutzungs- und Herrschaftsrechte betrafen<br />

und zwischen Landesherr, Ständen und Untertanen strittig waren und auf einem Landtag<br />

von traditionell kurzer Dauer nicht mehr "abgeschafft" werden konnten.<br />

Ausschüsse übernahmen damit Exekutivfunktionen, die sich aus dem ständischen<br />

Steuerbewilligungsrecht ableiteten. Sie ergänzten die Arbeit des Landtags, dessen vornehmste<br />

Aufgabe es war und blieb, die Stände durch seine Beschlüsse zu verpflichten und<br />

Beschwerden und Wünsche der Stände und der Untertanen gegenüber dem Landesherrn<br />

zu artikulieren. Die in den 50er Jahren des 16. Jahrhunderts aufkommenden Ausschüsse,<br />

die sich sehr bald zu einem System von verschiedenen, mit dem Landtag eng zusammenarbeitenden<br />

Ausschüssen entwickelten, stellen eine entscheidende arbeitstechnische Neuerung<br />

im Rahmen der landständischen Verfassung dar und waren eine wesentliche Voraussetzung<br />

für die Fortexistenz des Landtags in einer Zeit gestiegener Verwaltungstätigkeit.<br />

So stehen die Schlagworte Steuermoderation, Erledigung der Gravamina und Abhören<br />

der Landrechnung für landständisches Verwaltungshandeln, das die Antwort war auf<br />

die Krisen und Konjunkturen des 16. Jahrhunderts und deren soziale Folgen, mit denen<br />

sich die Ausschüsse auseinanderzusetzen hatten. Die von Zeit zu Zeit notwendige Moderation<br />

des Steueranschlags etwa war nichts anderes als der Versuch, in immer neuen Anläu-<br />

7) 1573 Oct 2, Protokoll der Verhandlungen der landesherrlichen Räte mit dem Ausschuß der<br />

Landschaft (Staatsarchiv Wolfenbüttel (StA Wb), 23 Neu 1 Nr 141); dort wird erwähnt, daß einige im<br />

Ausschuß schon 12 Jahre gedient hätten, und zwar noch unter Heinrich d. J.; 1573 Dee 12, Relation,<br />

wie der Ausschuß die Rechnung eingenommen (StA Wb, 1 Alt 28 Nr 41), das. der Hinweis, daß Burchard<br />

von Cram und Curdt von Schwiehclt dem Landesherrn mehr als 20 Jahre ohne Entgelt gedient<br />

hätten.<br />

8) 1573 Oet 2, Protokoll ... (wie Anm. 7).<br />

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fen alle Steuerpflichtigen zu erfassen, Steuergleichheit zu üben und die seit dem letzten<br />

Steueranschlag eingetretenen Änderungen der wirtschaftlichen Lage des einzelnen Steuerpflichtigen<br />

zu berücksichtigen.<br />

Wenn im vorigen die Rede von den praktischen Vorteilen eines Ausschusses war, von<br />

der Effizienzstcigerung, die die landständische administrative Tätigkeit durch eine bloße<br />

arbeitstechnische Neuerung erfuhr, so wäre diese Einschätzung sehr einseitig, würden<br />

nicht auch die gravierenden Nachteile und Schwierigkeiten, die die Ausschüsse den Landständen<br />

bereiteten, angesprochen.<br />

Ausschüsse waren, im Lichte traditioneller ständischer Vorstellungen von politischer<br />

Repräsentation betrachtet, eine einschneidende Neuerung, die vor allem dem Adel Umdenken<br />

und neue Einstellungen abverlangte, außerdem aber waren mit ihrer Institutionalisierung<br />

Voraussetzungen geschaffen, die zusammen mit entsprechenden politischen Entwicklungen<br />

und Bewußtseinsänderungen der Landstände zu einer Ersetzung der Landtage<br />

führen konnten. Dies sei im folgenden noch erläutert, bevor wir den Versuch unternehmen,<br />

die bisher gemachten Aussagen am konkreten Beispiel der landständischen Verfassung<br />

<strong>Braunschweig</strong>-Wolfenbüttels zu veranschaulichen.<br />

Traditionell nahm der Adlige im Gegensatz zu geistlichen und städtischen Körperschaften,<br />

die für ihre Vertretung auf dem Landtag eines Repräsentanten bedurften, sein<br />

freies Votum persönlich ("in corpore") und nicht "per deputatos" wahr, d. h. er entschied<br />

selbst über Eingriffe in seinen Besitzstand. Als nun die Ausschüsse aufkamen, übten diese<br />

das Stimmrecht des einzelnen Adligen "per deputatos" aus, es entschieden also Standesgenossen<br />

über Eingriffe in seinen Besitz. Das durfte er nur hinnehmen, wenn und solange er<br />

sicher sein konnte, daß die Genossen im Ausschuß im Interesse aller votierten und nicht,<br />

wie auf dem Landtag üblich und überhaupt seit alters her nicht anders denkbar, im eigenen<br />

Interesse. Ausschüsse als Institution ständischer politischer Partizipation setzten also eine<br />

Einstellung ihrer Mitglieder voraus, die m. E. im 16. Jahrhundert weitgehend noch erworben<br />

und eingeübt werden mußte. Der arbeitstechnische Vorteil, den die Ausschüsse zweifellos<br />

aufwiesen und der die strukturellen Schwächen des Landtags ausglich, wurde somit<br />

u. U. durch eine am berechtigten Eigeninteresse orientierte Haltung der Ausschußmitglieder<br />

wieder zunichte gemacht. In der Beziehung zwischen Ausschuß und Landtag scheint<br />

mir daher ein zentrales Problem ständischer politischer Repräsentation zu liegen, das bisher<br />

unberücksichtigt geblieben ist.<br />

Noch unter einem weiteren Gesichtspunkt ist das Verhältnis zwischen Ausschüssen<br />

und Landtag als problematisch zu bezeichnen. Sosehr Ausschüsse durch ihre Verwaltungstätigkeit<br />

die genuinen Landtagsfunktionen ergänzten und dadurch das Fortbestehen des<br />

Plenums möglich machten, gefährdeten sie doch auch gleichzeitig seine Stammfunktionen,<br />

denn ihre Tätigkeit beschränkte sich keineswegs nur auf die ihnen zugewiesenen Aufgaben.<br />

Da all ihr Tun um die Beschaffung, Verwaltung und Ausgabe von Steuergeldern kreiste,<br />

um den Bereich, der als "nervus rerum" galt, bildete sich verhältnismäßig rasch die<br />

Praxis aus, die Ausschüsse in finanziellen Angelegenheiten, in denen sie eine weit größere<br />

Kompetenz besaßen als der Landtag, um Rat zu fragen und ihnen - von landesherrlicher<br />

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Seite aus - Vollmachten zu unterstellen, mit denen sie gar nicht ausgestattet waren. Von<br />

ganz wenigen Ausnahmen abgesehen, die zudem begründet waren, hielten sich die Ausschüsse<br />

noch unter Heinrich Julius sehr genau an ihr Mandat und wehrten das landesherrliche<br />

Ansinnen, Ausschüsse für Bewilligungszwecke zu mißbrauchen, erfolgreich ab, stets<br />

begleitet von dem wachen Mißtrauen der nicht den Ausschüssen angehörenden Standesgenossen.<br />

Dennoch zeichnete sich schon unter Julius und Heinrich Julius ab, daß Ausschüsse<br />

und dann Schatzräte von Fall zu Fall deliberative und Artikulationsfunktionen des Landtags<br />

übernahmen, und wenn sie nur den Landesherrn an die Einhaltung eines Landtagsabschieds<br />

erinnerten.<br />

Wie stellt sich das Aufkommen der Ausschüsse auf der Grundlage der wichtigsten<br />

archivalischen Quellen dar?<br />

Ausgewertet wurde die einschlägige Überlieferung für die Zeitspanne 1500-1629.<br />

Für diesen Zeitraum habe ich 55 Landtage und 321 Ausschußtage ermitteln können. Auf<br />

einen Landtag kommen also knapp 6 Ausschußtage (s. Abb. 1)9). Fast die Hälfte der Landtage<br />

wurde nach 1589 einberufen, in der Zeit der permanent werdenden Reichs- und Kreissteuern,<br />

der Maßnahmen für die Landesdcfension und des Streits mit der Stadt <strong>Braunschweig</strong><br />

und in einer Phase der zunehmenden Spannungen zwischen dem protestantischen<br />

und dem katholischen Lager. Die Wolfenbüttelsehen Ausschüsse fanden erst seit den 50er<br />

Jahren regelmäßiger statt, nachdem Heinrich der Jüngere sein Fürstentum wieder in Besitz<br />

genommen hatte, wurden nach dem Tode des Herzogs Julius verstärkt anberaumt und erreichten<br />

im 30jährigen Krieg einen Höhepunkt. 124 der insgesamt 321 ständischen Versammlungen<br />

außerhalb eines Landtags fanden 1618 und danach statt.<br />

Die Dauer der Landtage und Ausschüsse ist nicht durchgehend genau zu ermitteln.<br />

Dennoch läßt sich aus den Aufstellungen über Zehrungskosten, aus Protokollen und anderen<br />

Quellen eine Reihe von Daten zusammenstellen, die die allgemeine Auffassung bestätigen,<br />

daß die Landtage im allgemeinen nur wenige Tage dauerten. Für knapp zwei Drittel<br />

der Wolfenbüttelschen Landtage läßt sich die Versammlungsdauer genauer angeben. Sie<br />

liegt für Wolfenbüttel bei etwa 2,2 Tagen. Es überwiegen die kurzen Landtage von 1 - 2<br />

Tagen Dauer.<br />

Dauerin 1 2 3 4 5 6 7 8 9<br />

Tagen<br />

Zahl der 13 7 8 4 - 2 - 1 1<br />

Landtage<br />

Wahrscheinlich lag die Verweildauer der Landtagsbesucher im Durchschnitt niedriger,<br />

denn bei den Berechnungen der Durchschnittswerte wurde stets auch das Datum des Landtagsabschieds<br />

als ein voller Tag angeschlagen. Die Werte werden durch einzelne Aussagen<br />

9) Aus Platzgründen wurden die 14 Landtage und 3 Ausschußtage vor 1548 nicht in die Abbildung<br />

aufgenommen.<br />

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in Landtags- und Ausschußprotokollen bestätigt. So heißt es in einem Protokoll von 1586,<br />

früher hätten die Landtage nach ein oder höchstens zwei Tagen glücklich geendet, und:<br />

Landtage hätten unter Heinrich dem Jüngeren nur 2 Tage gedauert und seien nicht durch<br />

Gravamina aufgehalten worden. Der Gandersheimer Landtag, auf dem diese Feststellung<br />

von landesherrlichen Räten getroffen wurde, gehörte freilich zu den längsten Plenarversammlungen<br />

unseres Zeitraums und dauerte wohl acht Tage 10). Ausschußtage fanden seit<br />

den 50er Jahren häufiger mehrere Male pro Jahr statt, ohne daß auch nur ein Landtag<br />

einberufen worden wäre. Die verschiedensten Ausschüsse (Großer und Kleiner Ausschuß,<br />

Schatzräte, Fachausschüsse) kamen bis zu 16mal pro Jahr zusammen, in Calenberg sogar<br />

bis zu 20mal, und brachten es dabei auf insgesamt über 30 Sitzungstage. Häufig lassen sich<br />

über 10 oder 15 Tage pro Jahr belegen, wobei es sich angesichts der vergleichsweise bruchstückhaften<br />

Überlieferung der Ausschußsitzungen um Minima handelt. Wichtig ist im Zusammenhang<br />

mit der Tagungshäufigkeit der Ausschüsse die Feststellung, daß die Dauer<br />

der Landtage gleich blieb. In den ersten 10 Jahren des 30jährigen Kriegs benötigte man<br />

durchschnittlich etwas mehr als 2 Tage, und diese Zeitspanne kann man auch für die Landtage<br />

Heinrichs des Jüngeren zugrundelegen. Wir wir gesehen haben, nahm die Zahl der<br />

Ausschüsse seit etwa 1550 deutlich zu. Folglich wurden die den landständischen Versammlungen<br />

zuwachsenden Aktivitäten im Bereich der politischen Deliberation und Entscheidung<br />

und die administrativen Aufgaben in wachsendem Umfang von ständischen Gremien<br />

außerhalb der Plenarversammlungen wahrgenommen. Dazu einige Beispiele: ll ) Heinrich<br />

d. J. setzte zum 14. Mai 1549 einen Landtag in Wolfenbüttel an, für dessen Vorbereitung<br />

er zum 11. Mai einen ständischen Ausschuß zitierte. Dieser schon einige Male vom Landesherrn<br />

konvozierte Ausschuß verhandelte mit dem Landesherrn mehrere Tage. 1570 fand<br />

am 6. September ein Landtag in Salzdahlum statt. Anschließend tagte vom 25. - 30. September<br />

ein ständischer Ausschuß, ein weiteres Mal vom 29. Oktober bis zum 4. November.<br />

Man mußte die landesherrliche Proposition vom 6. September beantworten. Den Landtag<br />

hatte man als zu "weitläufig" angesehen, denn die wichtigsten Themen betrafen die landesherrlichen<br />

Schulden und die ständischen Gravamina, heikle Punkte, die am besten im kleineren<br />

Kreis verhandelt wurden. Für 1571 sind 5 Aussehußsitzungen nachweisbar, die mindestens<br />

9 Tage in Anspruch nahmen, für 1596 drei Zusammenkünfte, die wenigstens 9<br />

Tage dauerten. 8mal wurden ständische Ausschüsse im Jahre 1599 einberufen. Sie erstreckten<br />

sich über wenigstens 17 Tage, die Landtage in demselben Jahr dauerten 3 Tage.<br />

1606 fand der Alfelder Landtag schon nach 2 Tagen sein Ende, während ständische Ausschüsse<br />

fünfmal tätig wurden und insgesamt wenigstens 15 Tage beisammen waren. Diese<br />

Beispiele lassen sich vermehren. Sie zeigen, daß bei gleichbleibender Landtagsdauer die<br />

politische und administrative Arbeit der Stände mehr und mehr in Ausschüsse verlagert<br />

bzw. überhaupt erst durch die Organisationsform eines Ausschusses möglich wurde. Die<br />

Ausschüsse tagten zwar noch nicht permanent, aber in ihrer Gesamtheit wurden sie, weniger<br />

wegen der Dauer ihrer Sitzungen als wegen ihrer Häufigkeit, zur ständigen Einrichtung<br />

der landständischen Verfassung.<br />

10) 1586 Mai 31 (StA Wb, 1 Alt 28 Nr 37), Protokoll des zu Gandersheim gehaltenen Landtags.<br />

11) Für die fehlenden Belege velWeise ich auf die demnächst vorliegende, in Anm. 1 eIWähnte<br />

Studie.<br />

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Wie oben schon angedeutet wurde, waren die Ausschüsse überwiegend mit Schatzsachen<br />

befaßt. Meistens trafen Schatzverordnete in Schuldsachen wegen des allgemeinen<br />

Zustands der Schatzangelegenheiten zusammen, entschieden über Kreditaufnahmen und<br />

Anträge Steuerpflichtiger auf Minderung oder Erlaß der Steuerquote, setzten im Rahmen<br />

hevollmäehtigter Ausschüsse einen Steueranschlag fest oder ließen durch einen ständischlandesherrlichen<br />

Ausschuß die Landrechnung abhören. Ausschüsse stellten auch die Generalgravamina<br />

der Stände zusammen, verhandelten mit den landesherrlichen Räten über<br />

das Procedere und vereinbarten mit ihnen einen Abschied, der schließlich auf einem Landtag<br />

von Landesherrn und Ständen vollzogen wurde. Ausschüsse des Landtags richteten im<br />

Namen der Stände Schreiben an den Landesherrn und traten als Vermittler zwischen Landesherrn<br />

und der Stadt <strong>Braunschweig</strong> auf, wie sie auch ihr Bedenken abgaben zum Entwurf<br />

einer Polizeiordnung, einer Holz- und Forstordnung oder einer Münzordnung. Ausschüsse<br />

schließlich wurden auf Landtagen mit spezieller Vollmacht versehen, um den Landtagsabschied<br />

zu vollziehen.<br />

Für das Zusammenwirken von Landtag und Landtagsausschuß sei ein Beispiel angeführt,<br />

das die Interdependenz von Ausschuß und Landtag und typische Verhandlungsgegenstände<br />

veranschaulicht. Es handelt sich um die Moderation des Steueranschlags für<br />

Reichssteuern in den Jahren 1594 -1596. Auf dem Salzdahlumer Landtag im Oktober 1594<br />

zeigte der herzogliche Kanzler Jagemann den versammelten Ständen u. a. die Bewilligung<br />

des Regensburger Landtags zurTürkenhilfe an, 80 einfache Römermonate, für Wolfenbüttel<br />

eine Summe von ca. 60.000 Talern 12). Die Stände waren zwar bereit, die Steuer zu<br />

übernehmen, verlangten aber den Anschlag von 1569 und dessen Moderation durch einen<br />

Landtag, außerdem einen besonderen Landtag für die endgültige Erledigung der Generalgravamina<br />

der Landschaft, die 1570 zum ersten Mal präsentiert worden waren. Kanzler<br />

und Räte lehnten beides ab, mit guten Gründen: den Gravamina könne auf Landtagen<br />

nicht abgeholfen werden, es dauere zu lange, und die Landschaft werde das Ende des Landtags<br />

doch nicht abwarten; hinsichtlich des Anschlags verwies man auf die Praxis, daß dies<br />

vordem durch Ausschüsse zu geschehen pflegte, und hatte den alten Anschlag in Erinnerung,<br />

für dessen Fertigstellung seinerzeit drei Jahre erforderlich gewesen waren. Der gegen<br />

den Willen der Stände zum November 1594 angesetzte Ausschußtag verlief ergebnislos.<br />

Die Stände stellten fest, daß der Anschlag nicht ohne Vorbereitungen bewerkstelligt werden<br />

könne, daß bis Trium Regum 1595 Erkundigungen einzuziehen seien und daß die Betroffenen<br />

ihre Beschwerden wegen des Anschlags einzureichen hätten 13). Auch auf der im<br />

Februar 1595 stattfindenden Landrechnung, die der Ausschuß der Stände (der Kleine Ausschuß)<br />

abnahm, wurden keine weiteren Fortschritte erzielt. Der Ausschuß hielt sich streng<br />

an die ihm im Jahre 1586 erteilte Vollmacht, lediglich die Landrechnung abzuhören 14).<br />

Erst auf dem nächsten Landtag im April 1595, auf dem den Ständen vorgeworfen wurde,<br />

12) 1594 Oct 21, Protokoll des zu Salzdahlum gehaltenen Landtags (StA Wb, 1 Ldsch IV Nr 2).<br />

13) 1594 Nov 2, Resolution der Anwesenden aus der Ritterschaft (1 Ldsch IV Nr 2).<br />

14) 1595 Feb 4, Protokoll der gehaltenen Landrechnung (StA Wb, 1 Ldsch V Nr2). Das hartnäkkige<br />

Bestehen des Ausschusses auf seiner limitierten Vollmacht, das in diesen Monaten Züge der<br />

Obstruktion trägt, ist im Zusammenhang mit dem Fall Hogreve zu sehen, s. dazu Havemann, Geschichte,<br />

Bd 2 S. 430 ff.<br />

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durch ihr halsstarriges Verhalten dem Lande Schaden zuzufügen, kam man hinsichtlich des<br />

weiteren Procedere voran. Der Landesherr ließ den Ständen vorschlagen, nach dem Vorbild<br />

seines Vaters wieder einen Großen Ausschuß einzusetzen, der Vollmacht haben sollte,<br />

die Moderation des Anschlags vorzunehmen. Der Landtag stimmte dem zu, ernannte einen<br />

dreizehnköpfigen Ausschuß und entwarf für diesen bereits ein Mandat in groben Zügen,<br />

ohne es sogleich verbindlich zu machen 15). Für die "Richtigmachung" des Anschlags<br />

wurde für den Großen und Kleinen Ausschuß ein Termin im Mai angesetzt, ein weiterer<br />

Termin für die Erörterung der Generalgravamina vereinbart, ein Aufsichtsgremium für<br />

die Universität Helmstedt ernannt, und der Große Ausschuß erhielt den Auftrag, mit Johann<br />

Hohausen wegen einer Bestallung als Rentmeister zu verhandeln 16). Auf dem nächsten<br />

Moderationstag stellte sich heraus, daß nur der Große Ausschuß geladen war und<br />

nicht auch der Kleine, ohne den der Große Ausschuß keine Erklärung abgeben mochte<br />

und ohne dessen Register, Abschiede und Berichte kein Anschlag gemacht werden konnte.<br />

Außerdem lag die ständische Vollmacht noch nicht vor I?). Der für einige Wochen später<br />

anberaumte Ausschußtag zur Erledigung der Gravamina mußte gleichfalls ergebnislos abgebrochen<br />

werden, weil etliche Mitglieder des Großen und Kleinen Ausschusses und damit<br />

die Hälfte des Gremiums fehlten 18). So wurde der folgende Landtag vom Dezember 1595<br />

nötig, der die festgefahrenen Verhandlungen wieder in Gang bringen sollte. Er dauerte nur<br />

einen Tag und brachte insofern Resultate, als die Stände sich über die Vollmacht des Großen<br />

Ausschusses für das Moderationswerk und über das weitere Vorgehen verständigten.<br />

Ein Termin sollte festgesetzt und der Abschied einem erneut einzuberufenden Landtag zur<br />

Ratifizierung vorgelegt werden 19). Im Jahre 1596 endlich waren noch drei weitere Ausschußsitzungen<br />

nötig, um den moderierten Anschlag zu verabschieden: eine dreitägige Zusammenkunft<br />

des Großen und Kleinen Ausschusses, auf der aus Kostengründen nur wenige<br />

Personen aus jedem Stand und von beiden Ausschüssen verordnet wurden, um aufgrund<br />

von vorliegenden Gravamina und der Berichte der Amtsinhaberund Gerichtsjunker<br />

einen Anschlag zu erstellen 20 ), der 5tägige Moderationstag dieses ad hoc gebildeten Ausschusses<br />

im Februar 1596, dessen Mitglieder (9 Personen) die von den Ämtern eingeschickten<br />

Extrakte, soweit sie schon fertig vorlagen, durchsahen 21 ), schließlich eine weitere, etwa<br />

drei Tage dauernde Sitzung des Großen und Kleinen Ausschusses, auf der die Februar­<br />

Kommission Bericht erstattete und auf der tatsächlich die Steuerquote festgelegt wurde.<br />

11) 1595 Apr 3 - 5, Protokoll des zu Salzdahlum gehaltenen Landtags (StA Wb, 23 Neu 1<br />

Nr 1431).<br />

16) 1595 Apr 4, Abschied des zu Salzdahlum gehaltenen Landtags (Ribbentrop, Bd 1 Nr 24<br />

S. 75 ff.).<br />

17) 1595 Mai 26, Protokoll der Verhandlungen mit dem Großen Ausschuß in Wolfenbüttel (StA<br />

Wb, 23 Neu 1 Nr 143 I).<br />

18) 1595 lun 16, Protokoll der Zusammenkunft wegen der Generalgravamina (StA Wb, 1 Ldsch<br />

IV Nr2).<br />

19) 1595 Dec 5, Protokoll des zu Salzdahlum gehaltenen Landtags (ebd.).<br />

20) 1596 Feb 5 - 7, Abschied des Großen und Kleinen Ausschusses in Wolfcnbüttcl (StA Wb,<br />

23 Neu 1 Nr 143 I).<br />

21) 1596 Feb 15 - 19, Protokoll des Moderationstages (cbd.).<br />

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87


Die Arbeit des Ausschusses war damit getan; es blieb also nur noch die Ratifizierung durch<br />

Landesherr und Landtag 22 ).<br />

Das ausgewählte Beispiel ist zwar hinsichtlich der Verhandlungsgegenstände der Ausschußtage<br />

repräsentativ, gibt jedoch die Fähigkeit der Ausschüsse, durchaus auch rasch zu<br />

Ergebnissen zu kommen, nicht angemessen wieder, da die Ausschußarbeit von 1594 bis<br />

1596 von den Friktionen zwischen Landesherr und einem Teil des Adels nicht verschont<br />

blieb und der Ausschuß, kontrolliert durch diese mißtrauische Adelsfaktion, peinlich genau<br />

und deshalb starr die aus dem Jahre 1586 stammende Vollmacht beachtete.<br />

Die wichtigsten Ausschüsse der altständischen Verfassung Wolfenbüttels waren der<br />

Ausschuß (= der Große und Kleine Ausschuß) und die zu Schatzsachen verordneten Räte,<br />

die Schatzräte. Entstehung, Kompetenzen und Zusammenwirken dieser Einrichtungen<br />

mit Rentmeister und Gegenschreiber bei der Verwaltung des Legekastens sind Gegenstand<br />

der folgenden Ausführungen; sie dienen gleichzeitig als Erläuterung von Abbildung 2 23 ).<br />

Die landständische Verfassung Wolfenbüttels, wie sie sich im Jahre 1598 darstellt, ist<br />

das Ergebnis einer Fülle von administrativen Einzeimaßnahmen im Gefolge von Steuerbewilligungen<br />

und von Auseinandersetzungen zwischen Landesherr und Ständen, die im<br />

Grunde um die nachträgliche und dann um die begleitende Kontrolle des Legekastens geführt<br />

wurden. Die ersten Spuren von ständischen Ausschüssen, denen diese Kontrolle zufiel,<br />

finden sich zu Beginn des 16. Jahrhunderts. 1505 wurde den Ständen die Einrichtung<br />

eines sechsköpfigen Ausschusses zugesagt, vor dem der noch zu ernennende Rentmeister<br />

Rechenschaft über die Einnahmen und die Verwendung der Steuern zu geben hatte, aber<br />

wir wissen nicht, ob diese Bestimmung auch praktiziert wurde 24). Trotz weiterer Steuerbewilligungen<br />

in den Jahren 1509, 1523, 1524, 1532, 1533, 1542 und 1546 finden sich keine<br />

Hinweise auf ständische Steuerkontrolle. Die Bezeichnung einer ständischen Versammlung<br />

als "Ausschuß" ist erstmals für 1548 belegt, wobei dieser Ausschuß wohl in Fragen des<br />

modus colleetandi tätig wurde 25). In den Jahren 1554, 1558 und 1559 ließ sich ein ständischer<br />

Ausschuß über Einnahmen und Ausgaben bei den Landsteuern Bericht erstatten. Er<br />

übte damit die Funktionen aus, die seit 1557 ein "Großer Ausschuß" der Stände mehrere<br />

Male bis 1567 wahrnahm. Der Ausschuß der Stände, der seit 1548 ziemlich regelmäßig für<br />

das Abhören der Landrechnung zuständig war und auch den Steueranschlag mitberaten<br />

22) 1596 Jun 23, Protokoll der Zusammenkunft des Gr. und Kl. Ausschusses (StA Wb, 1 Ldsch<br />

IV 2),1596 Jun 25, Gr. und KI. Ausschuß an Herzog Heinrich Julius (ebd.), über die Festsetzung des<br />

Steuermodus, 1596 Oct 20, dies. an Herzog Heinrich Julius (ebd.), bitten um Vollziehungdes Moderationswerks.<br />

23) Sie sollen daneben ein kritischer Kommentar sein zu der Abb. 2 bei Kersten Krüger, Staatsbildung<br />

S. 46, dem einige bedauerliche Fehler unterlaufen sind, und ergänzen die Arbeit von Koken<br />

in wesentlichen Punkten.<br />

24) vgl. Koken, Landstände S. 26. Er erhielt nicht das Recht, Steuern zu sammeln, wie Krüger,<br />

Staatsbildung S. 48, meint. Dieser Schatzkasten sollte auch nicht in Wolfenbüttel, sondern in <strong>Braunschweig</strong><br />

stchen (vgl. Krüger, Staatsbildung S. 48).<br />

25) 1548, Unterredung zwischen Herzog Heinrich d. J. und dem Ausschuß wegen der von der<br />

Landschaft zu Salzdahlum bewilligten Steuer (StA Wb, 23 Neu 1 Nr 141, fol. 4 f.).<br />

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hatte, ist der Vorläufer des Großen Ausschusses 26 ). Die Tätigkeit von Ausschuß und Großem<br />

Ausschuß in der Steuerverwaltung ergab sich konsequent aus dem Steuerbewilligungsrecht<br />

und wurde nötig, da die Plenarversammlung in diesem Bereich ein strukturell<br />

bedingtes Defizit aufwies. Ein anderer, schwächer besetzter Ausschuß, seit 1556 als "enger"<br />

und dann auch als "Kleiner" Ausschuß belegt, dessen Mitglieder auch dem Großen<br />

Ausschuß angehörten, war an den vom Landesherrn einberufenen und mit den Gläubigern<br />

geführten Liquidationsverhandlungen beteiligt 27). Darüber hinaus existierten aber auch<br />

schon Ansätze für eine Verwaltung der Steuergelder durch ständische Deputationen, denn<br />

anläßlich einer großen Steuerbcwilligung zur Schlildentiigung vom Jahre 1553 ist von einem<br />

noch einzusetzenden Ausschuß die Rede, der die Schatzungen einnehmen und die<br />

Schulden "ablegen" soIl2K). Dieser Ausschuß, der mit dem "Kleinen" oder "engen" identisch<br />

sein könnte, ist der Vorgänger der späteren Schatzräte. Einzelne Mitglieder des Kleinen<br />

Ausschusses hatten einen Schlüssel zum Schatzkasten, der auf der Rentei in Wolfenbüttel<br />

stand. Schlüsselbesitz bedeutete nicht automatisch ausschließlichen Zugang zum Kasten<br />

und ständische Mitkontrolle , denn die Mitglieder lieferten den Schlüssel auf Befehl an<br />

den Herzog aus 29 ). Der Rentmeister war zu dieser Zeit noch herzoglicher Beamter. Allerdings<br />

erwähnte der Kanzler 1591, daß Melchior Reichardt etliche Jahre nach seiner Bestellung<br />

zum Rentmeister unter Protest der Landschaft den Eid geleistet habe, ohne des Herzogs<br />

Heinrich oder des Ausschusses "Vorwissen" kein Geld auszugeben 30). Der Eid dürfte<br />

allerdings seinen Zweck, den Rentmeister der Landschaft zu verpflichten, nicht erreicht<br />

haben.<br />

In die Zeit Heinrichs d. J. fallen schließlich auch die Anfänge eines ständischen "Archivs".<br />

Für das Jahr 1562 ist die Nachricht überliefert, daß der ehemalige Gegenschreiber<br />

3!) Jakob Schmidt nachträglich Berichte über Zusammenkünfte der Stände anfertigte,<br />

von der Landschaft Register zur Aufbewahrung an sich nahm und überdies den Auftrag<br />

hatte, Gläubigern auf "ir erfurdern" zu antworten 32). Dieser besoldete Diener der Landschaft<br />

ist als Vorläufer des 1585 von den Ständen bestallten Aktenführers und Protokollanten<br />

und des Syndikus anzusehen. Der Nachfolger Schmidts war Jakob Fining. Von ihm<br />

wissen wir u. a., daß er unter Julius seine Aufgaben nicht erfüllen konnte, weil er nur Einsicht<br />

erhielt in die vom Rentmeister gehaltenen Register.<br />

26) Koken, Landstände S. 26, und nach ihm Krüger, StaatshildungS. 48, erwähnen nur die Tätigkeit<br />

von Ausschüssen seit 1557.<br />

27) z. B. 1561 lun 23, Bericht üher die Zusammenkunft mit dem Ausschuß der Landschaft (StA<br />

Wb, 1 Alt 28 Nr 40).<br />

2R) 1553 Oct 20, Vertrag zwischen der Stadt <strong>Braunschweig</strong> und Herzog Heinrich d. l. (Philipp<br />

lulius Rehtmeier, <strong>Braunschweig</strong>-Lüneburgische Chronica, <strong>Braunschweig</strong> 1722, Bd 2 S. 925 f.).<br />

29) 1563 Feb 7, Herzog Heinrich d. J. an Heinrich von Stappensen (StA Wb, 11 Alt Blas Nr 1234).<br />

3


Die keimhaften Anfänge einer ständischen Steuerverwaltung bildeten sich demnach<br />

unter Heinrich dem Jüngeren aus. Vor dem Hintergrund der zähen Verhandlungen über<br />

Gravamina und Steuerbewilligungen 1570 -1573 und 15R5/R6 erscheinen die Jahre der Regierung<br />

Heinrichs des Jüngeren als eine Phase eines von gegenseitigem Vertrauen getragenen<br />

Miteinanderverhandelns auf Land- und Ausschußtagen. Die Ansätze zu einer differenzierteren<br />

ständischen Verfassung, wie sie im Großen und im Kleinen Ausschuß sichtbar<br />

werden, verfielen dann unter Herzog Julius, ohne daß damit das Aufkommen der Ausschüsse<br />

als solcher aufzuhalten war.<br />

Die unter Heinrich gebildeten Ansätze zur Institutionalisierung eines Großen und eines<br />

Kleinen Ausschusses mit jeweils fest umrissenen Aufgaben verfielen, weil Herzog Julius<br />

den Tätigkeiten eines engeren Ausschusses oder Gremiums der Schatzräte keinen<br />

Raum gab. Unter Julius scheint die Diskussion um grundsätzliche Fragen der Ausschußarbeit<br />

begonnen zu haben. Die Auffassungen von Landesherr und Ständen erwiesen sich als<br />

unvereinbar, weil die Stände eine nachträgliche und begleitende Kontrolle der Steuerverwendung<br />

durch einen Ausschuß und die Aufsicht über die Kassenführung des Rentmeisters<br />

verlangten, während Julius eine derartige wirksame Kontrolle ablehnte, stattdessen aber<br />

dazu neigte, den für Kontrollzwecke gedachten Ausschuß umzufunktionieren und ihm die<br />

Rats- und Bewilligungsfunktion des Landtags unterzuschieben. Die Verhandlungen um<br />

einen Ausschuß in Steuerfragen wurden daher 1570 - 73 vor allem von ständischer Seite<br />

"alse ein furnemblich stuck ganz instendig getrieben ... " 33). Die Stände verlangten im einzelnen:<br />

einen ständischen Gegenschreiber, dessen Aufgabe es sein sollte, die Einnahmen<br />

des Rentmeisters anhand der Register der Amtleute über Steuereinnahmen zu überprüfen<br />

34 ), Vereinbarungen üher eine Liste der zu befriedigenden Gläubiger, Teilnahme an<br />

den Liquidationsverhandlungen und die Verlegung des Legekastens von Wolfenbüttcl<br />

nach <strong>Braunschweig</strong>. Die Verhandlungen über diese Punkte fanden im wesentlichen auf<br />

Tagungen des Großen "Neuen" Ausschusses statt, der 1570 von einem Landtag eingesetzt<br />

wurde, die landesherrliche Proposition auf mehreren, zum Teil längeren Zusammenkünften<br />

mit landesherrlichen Räten erörterte und es bis zu einem ConcIusum brachte, das von<br />

einem Landtag nur noch verabschiedet werden mußte. Die Ergehnisse waren für die ständische<br />

Seite unbefriedigend. Der Legekasten blieb in Wolfenhüttel, wenn auch den Ständen<br />

drei von vier Schlüsseln zugesagt wurden, die Bestellung eines Gegenschreibers wurde<br />

nur für den Fall wirklichen Bedarfs in Aussicht gestellt, die Vereinbarung über die Vereidigung<br />

des Rentmeisters auf die Stände fand keine Aufnahme in den herzoglichen Revers 3 ').<br />

Der geforderte Ausschuß in Steuersachen kam zwar zustande und wurde 1573 von den<br />

Ständen ernannt, aber zusammengerufen wurde er lediglich 1577, damit "im beisein etlicher<br />

der vornehmsten praelaten und landstände" die vierjährige Landrechnung abgehört<br />

werden konnte, und 1584 zitierte Julius den Ausschuß wegen seiner Rechtsstreitigkeiten<br />

33) 1573 Feb 21, Instruktion HerwgJulius' für seine Deputierten zum Treffen mit dem Ausschuß<br />

der Stände (StA Wb.1 Alt 28Nr41).<br />

34) 1569 Aug 22, Ausschußahschied hei der Ahnahme der Landrcchnung von Trinitatis 1568 bis<br />

Trin. 1569 (StA Wb, 1 Alt 28 Nr 76).<br />

35) 1572 Oct 2, Revers und Privilegienkonfirmation Hcrwg Julius' (Rihhentrop, Rd 1 Nr 21 S.<br />

66 ff.) ..<br />

92<br />

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mit der Stadt <strong>Braunschweig</strong> 36). Aus den Protokollen der Jahre 1585/86 wird deutlich, daß<br />

der Herzog sich an die landesherrlichen Resolutionen und den Revers von 1572 und 1573<br />

nicht gehalten hatte. Weder hatte er den Ausschuß von 1573 ein- bis zweimal konvoziert,<br />

wie damals zugesichert, noch war regelmäßig Landrechnung gehalten worden, nur zweimal<br />

in 12 Jahren, und auch der Gegenschreiber der Landschaft war vom Landesherrn nicht<br />

zugelassen worden 37). Erst jetzt wurde ihnen ein ständischer Gegenschreiber zugestanden;<br />

die Stelle aber besetzte der Herzog mit einem Mann seines Vertrauens 3R ). Es wurde auch<br />

die Einsetzung eines Ausschusses vereinbart, dem die Stände jedoch nur die regelmäßige<br />

Landrechnung anvertrauen wollten. Man bestand darauf, daß die Ausschußmitglieder zu<br />

keinen anderen Geschäften hinzugezogen würden, "noch hinter gemeiner landschaft etwas<br />

newes beraten oder bewilligen sollen" 39). Die Stände reagierten damit auf mehrere Versuche<br />

des Landesherrn in den vergangenen Jahren, ständische Ausschüsse zu Verpflichtungserklärungen<br />

zu bewegen. Statt dessen empfahl man dem Landesherrn, sich des bewährten<br />

Instituts der Landräte zu bedienen. Das war ein sehr weitgehender Alternativvorschlag,<br />

der dem Landesherrn zwar die Möglichkeit gab, sich über die Stimmung im Lande zu informieren,<br />

ihn aber nicht seinem Ziel näher brachte, die Landschaft über den Rat eines Ausschusses<br />

zu verpflichten. Die Stände zogen damit die Konsequenzen aus dem politischen<br />

Verhalten des Landesherrn ihren Vertretungseinrichtungen gegenüber. Ihre Entscheidung,<br />

die Kompetenzen des Ausschusses auf eine Kontrolle des Finanzgebarens des dem<br />

Landesherrn verpflichteten Rentmeisters zu beschränken, läßt erkennen, daß es ihnen offenbar<br />

nur darauf ankam, die Zweckbindung der Steuerbewilligung und die Befriedigung<br />

des Gläubigerkreises sicherzustellen, zu dem viele von ihnen, auch Ausschußmitglieder,<br />

gehörten. Diese Kontrolle war nur nachträglich möglich, denn die Verfügung über den<br />

Legekasten blieb beim Landesherrn, und die Auszahlung der Gelder nahm der Rentmeister<br />

aufgrund landesherrlichen Befehls vor. Die Neuordnung des Ausschußsystems seit<br />

1570 hatte nach der Feststellung der Stände nicht zu der von ihnen erhofften Mitsprache in<br />

der Steuerverwaltung geführt. Sie hatte sich nicht bewährt, weil der Landesherr nicht bereit<br />

war, die vereinbarten Normen zu beachten 40).<br />

In die Zeit Herzog Julius' fällt der gescheiterte Versuch der Stände, sich einen Protokollanten<br />

und Aktenführer zu halten. Sie bestellten im November 1585 Johann Wrotel für<br />

diese Funktionen, als Nachfolger von Johann Olman. Julius hatte zunächst Vorbehalte,<br />

war aber schließlich einverstanden und bewilligte Wrotcl eine jährliche Besoldung von 20<br />

Talern, obwohl Olman schon 40 bezogen hatte. 1591 führte jedoch der ständische Aus-<br />

3(,) 1577 Aug 28, Citatio des Gr. Ausschusses zur Landrechnung (StA Wb, 1 Alt 28 Nr 45),151\4<br />

Nov 4, Citatio des Dechanten des Stifts SI. Blasii in ßraunschwcig z. 16. 11. abends nach Ilclmstedt<br />

(StA Wb, 11 Alt Blas Nr 1234).<br />

37) 15R6 Jun 7, Protokoll, auf Herzog Wilhelms Wohnhaus gehalten, Beilage z. Protokoll (StA<br />

Wb, 23 Neu 1 Nr 142).<br />

3l') 15Xn Jlln 5 -n. Protokoll des zu Gandersheim gehaltenen Landtags (1 Alt 2R Nr 37).<br />

39) 15R6 Dec 17, Protokoll der zu Salzdahlum mit dem Gr. Ausschuß der Landschaft gehaltenen<br />

Versammlung (StA Wb, 23 Neu 1 Nr 142).<br />

40) s. dazu auch Koken, Landstände S. 47, s. aber Krüger. Staatsbildung S. 48, der hinsichtlich<br />

der Neuerungen seit 1570 das Urteil wagt: "Diese l\euordnung scheint sich bewährt zu haben."<br />

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93


schuß Klage darüber, daß Wrotel vom Landesherrn zur Abdankung gezwungen worden<br />

sei. Über die Hintergründe des herzoglichen Vorgehens ließ sich nichts ermittcln 41 ). Die<br />

Aufgaben von Wrotel nahm seit 1594 Ludolf Garsse wahr, der 1594 Wortführer der Landschaft<br />

war und nachträglich die Verhandlungen aufzeichnete, um sich bei seiner Arheit<br />

darauf stützen zu können. Ein Jahr später wird er als Prokurator und Syndikus geführt 42 ).<br />

Zu einer einvernehmlichen Regelung hinsichtlich der Tätigkeit eines Großen und Kleinen<br />

Ausschusses und eines mit der Steuerverwaltung befaßten Gremiums der Schatzräte kam<br />

es erst in dcn Jahren 1595 und 1598 unter Heinrich Julius, nachdem Landesherrn und Ständen<br />

zwischen 1594 und 1596 klar geworden war, daß viele wichtige Landesangelegenheiten<br />

liegen blieben, wenn zwischen Landesherrn und Ständen keine Übereinstimmung hinsichtlich<br />

der Funktion der ständischen Ausschüsse bestand. Zwischen 1594 und 1596 war, wie<br />

oben schon angedeutet wurde, die Zusammenarbeit über das Medium der Ausschüsse<br />

durch massiven Dissens zwischen Heinrich JuIius und seinen Räten einerseits und einem<br />

Teil des Adels um die Familie von Saldcrn andcrerseits stark beeinträchtigt. Der Große<br />

Ausschuß erhielt die Kompetenz, Reichs- und Kreissteuern "zu entrichten" und den modus<br />

collectandi dafür anzuordnen, außerdem die Aufsicht über die Exekution der Beschlüsse<br />

des Landtags. Er sollte an den Landrechnungsterminen teilnehmen, aber keine Vollmacht<br />

haben, neue Schatzungen oder Gelder zu bewilligen 41). Ende Dezember 1595 wurde die<br />

Resolution der Stände dahingehend präzisiert, "das der außschoß zu dem ende nicht gestattet,<br />

das geringste, so gemeiner landschaft praejudicirlich, oder newerunge einzuführen, zu<br />

vorhengen oder bewilligen, sondern nur allein die moderation, wie obstehet, zu verrichten,<br />

und wie von alters rechnung einzunehmen, ... "44). Gleichzeitig mit dem Großen Ausschuß<br />

wurde der Kleine Ausschuß bestätigt. Soweit er in den Jahren vorher aktiv gewesen war,<br />

hatte er sich nach der 1586 erteilten Vollmacht gerichtet und zusammen mit landesherrlichen<br />

Räten nur die Schatzrechnungen abgehört. Er setzte sich aus neun Landständen zusammen,<br />

aus drei Prälaten, drei Adeligen und den Abgesandten von drei Städten. Der<br />

Große Ausschuß zählte 13 Landstände, drei Prälaten, sechs Adelige und die Abgesandten<br />

41) 1586 Dec 17, Protokoll der zu Salzdahlum mit dcm Ausschuß gehaltenen Zusammenkunft,<br />

Resolution der Stände (StA Wb, 23 Neu 1 Nr 142), 1591 Jun 25 (hier26), Protokoll der zu Wb. gehaltenen<br />

Landrenteirechnung (1 Ldsch III Nr 5). Vgl. dagegen Koken, Landstände S. 25, und Krüger,<br />

Staatsbildung S. 49.<br />

42) Koken, Landstände S. 25; 1594 Oct 21, Protokoll des zu Salzdahlum gehaltenen Landtags<br />

(StA Wb, 23 Neu 1 Nr 143 I). Zu der nachträglichen Aufzeichnung bemerkte Garsse: " ... und doch<br />

eigendlich zu dem ende, das ich mich, weil ich der landschaft bediente er), darnach zu richten."<br />

43) 1595 Apr 3 - 5, Protokoll dcs zu Salzdahlum gehaltenen Landtags (ebd.).<br />

44) 1595 Dec 5, Protokoll ... (wie Anm. 43). Die Erklärung wird von der Ritterschaft abgegeben,<br />

die versicherte, daß auch die bei den anderen Stände diese Auffassung teilten und sich dahingehend<br />

"expresse" und "tacite" erklärt hälten. - Vgl. Koken, Landstände S. 28 Anm. 6, der eine Instruktion<br />

vom 9.4.95 erwähnt, nach der der Gr. Ausschuß Reichs- und Kreissteuern bewilligen konnte. Es kann<br />

sich nur um einen Entwurf gehandelt haben, denn im Juni 1595 lag noch keine Instruktion vor, und die<br />

Erklärung der Stände vom 5.12. (s.o.) schloß gerade jedwedes Bewilligungsrecht aus. Im übrigen<br />

handelte es sich bei Reichs- und Kreissteuern bereits um "Pllichtsteuern" , die dem Landtag zwar noch<br />

angezeigt wurden, aber nur zur Entscheidung über den modus collectandi.<br />

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von vier Städten 45). Großer und Kleiner Ausschuß waren in den folgenden Jahren überwiegend<br />

gemeinsam tätig, so daß sie in den Quellen auch "der Ausschuß" genannt werden.<br />

Die Einrichtung eines Gremiums der Schatzräte erfolgte im Jahre 1598, und zwar aufgrund<br />

einer Initiative des Großen und Kleinen Ausschusses vom Juli 1597 46 ). Der Ausschuß<br />

hatte bei einer Überprüfung der Schatzregister erhebliche Mängel bei der Steuereintreibung<br />

festgestellt und forderte Abhilfe durch die Einsetzung von Schatzeinnehmern 47)<br />

(= Schatzräte) nach calenbergischem Vorbild und darüber hinaus ein weiteres Mal die<br />

Überführung des Schatzkastens nach <strong>Braunschweig</strong>. Jetzt setzten sich die Stände weitgehend<br />

durch. Der Legekasten sollte auf das Kapitel SI. Blasii gebracht werden, die Schatzräte<br />

erhielten vom Landesherrn ein Schatzsiegel, um im Interesse der Liquidität des Schatzkastens<br />

Geld zu borgen, Schuldverschreibungen auszustellen und Tilgungsanleihen aufzunehmen.<br />

Sie sollten Zahlungsbefehle und Mahnschreiben versenden dürfen, die freilich<br />

Kanz\cr und Räten zur Revision und Approbation vorzulegen waren und im Namen des<br />

Landesherrn herausgehen sollten. Rentmeister und Schatzschreiber sollten auf den Landesherrn<br />

und die Stände zugleich verpflichtet werden. Zusammen mit dem Ausschuß oder<br />

der gemeinen Landschaft stand den Schatzräten die Ein- und Absetzung der Schatzschreiber<br />

zu, vorbehaltlich der landesherrlichen Ratifikation. Mit Wissen und Billigung des Landesherrn<br />

konnten sie den Großen und Kleinen Ausschuß und die Landstände einberufen<br />

und den Landrechnungstermin ansetzen. Die Tätigkeit der Schatzräte war nicht befristet,<br />

sie lief bis auf weiteres 4S ). Rekrutierungshasis dieses Gremiums waren der Große und<br />

Kleine Ausschuß. Zunächst aus neun Personen bestehend, wurde der Ausschuß im Mai<br />

1598 auf sieben Personen verkleinert. Die Initiative dazu kam von landesherrlicher Seite.<br />

Aus dem Landtagsprotokoll ist zu ersehen, daß der Kanzler hinsichtlich der Stärke des<br />

Ausschusses bemerkte: " ... S. f. g. halten dafür, daß nit eben nötig, 9 darzu, sondern 6<br />

konten das wol verrichten, weil es sonst hinderung gibt, was viel thun solle ... " 49).<br />

Die Wirksamkeit der Arbeit des Ausschusses der Schatzräte hing ganz wesentlich von<br />

der Zusammenarheit mit dem Landrentmeister ab. Dieser war seit 1598 Diener zweier<br />

45) 1595 Apr 4, Abschied des zu Salzdahlum gehaltenen Landtags (Ribbentrop, Bd 1 Nr 24<br />

S. 75 ff.).<br />

46) Der Gr. (u. KI.) Ausschuß war 1595 ff. durchaus erfolgreich im Interesse der Stände tätig.<br />

Wenn es bei Koken, Landstände S. 29, heißt, ihm habe die Macht gefehlt, um seine Aufgaben im<br />

Bereich der Steuerexekution wahrnehmen zu können, so trifft das nicht zu, denn seine Aufgaben<br />

erstreckten sich nur auf die Anordnung eines modus collectandi und auf die Landrechnung. Vgl. auch<br />

Krüger, StaatsbildungS. 49, nach dessen Darstellung die "Aktivierung" des Ausschusses wenig erfolgreich<br />

gewesen sei.<br />

47) Die von Krüger, Staatsbildung S. 46, für 1598 angeführten Schatzeinnehmer waren, wie sich<br />

aus dem Schriftverkehr der Schatzräte ergibt, mit den Schatzräten identisch.<br />

411) 1598 Feb 10, Landtagsabschied zu Schöningen (Ribbentrop, Bd 1 Nr 28 S. 112 ff.), 1598 Mai<br />

16, Protokoll des zu Alfeld gehaltenen Landtags (Hauptstaatsarchiv Hannover (HStA Hann), Cal. Br.<br />

21 Nr 2749),1598 Mai 17, Landtagsabschied (Ribbentrop, Bd 1 Nr 29 S. 115 ff.), 1598 Dec 31, Revers<br />

der Wolfenbüttelschen Schatzräte auf die ihnen mitgeteilte Fürstliche Konfirmation und dasSchatzsiegel<br />

(Ribhentrop, Rd 1 Nr 30 S. 118 ff.), vgl. Koken, Landstände S. 29 ff.<br />

49) 1598 Mai 17 (HStA Hann, Ca!. Br. 21 Nr 2749), vgl. Koken, Landstände S. 30; Krüger,<br />

Staatsbildung S. 49, der hier nur die 9-Zahl vom Februar 1598 erwähnt.<br />

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95


Herren. Zwar war die Verpflichtung des Rentmeisters auch auf die Stände ein Fortschritt<br />

in Richtung auf eine eigenständige Steuerverwaltung, aber in der Praxis hatte in erster<br />

Linie der R\.:ntm\.:ister als hauptamtlich Tätiger ständig mit Schatzsach\.:n zu tun. Er besaß<br />

also den erfordcrlich\.:n Überblick, und \.:s ist zu fragen, ob die Schatzräte ihm an Kompetenz<br />

gleichkamen 50). Die Initiativen zu zahlrei\.:h\.:n Ausschußsitzungen gingen vom Rentmeister<br />

aus, der den Verordneten auch die zu behandclnd\.:n Tagesordnungspunkte vorlegte<br />

und Bericht erstattete über den Stand der Einnahmen und Ausgaben des Legekastens<br />

und Ausgaben zum Teil eig\.:nmächtig vornahm, trotz sein\.:s Eid\.:s und trotz seiner Bestallung.<br />

D\.:r unausgetragene Konflikt zwischen Landesherrn und Ständen über die Verwendung<br />

der Steuern wird in dieser Doppelverpflichtung sehr deutlich. Die Aussage, der Rentmeister<br />

habe bis 1598 eine Mitverwaltung des Legekastens gehabt 51 ), gibt zwar eine Verfassungsnorm<br />

von 1598 wieder, wonach die Verwaltung der von den Ständen bewilligten Steuern<br />

beim Schatzrat lag, eine andere Norm besagte aber, daß der Rentmeist\.:r, d\.:m die<br />

Kassenführung oblag, d\.:m Landesherrn und der Landschaft verpflichtet war, d. h. der<br />

Rentmeister mußte mit dem Schatzrat seit 1598 zusammenarbeiten. Seit 1598 hatten, so<br />

wird man sagen dürfen, die Stände erstmals einen Grad der Steuermitverwaltung erreicht,<br />

der ihnen einen Einfluß einräumte, weIcher dem landesherrlichen Einfluß vergleiehhar<br />

war. Oh sie üher die schon seit langer Zeit erreichte Praxis einer nachträglichen Kontrolle<br />

der Steuerverwendung hinaus bis zu \.:iner begkitenden Kontrolle der Ausgaben kamen,<br />

hing davon ah, oh sie in Schatzsachen dieseihe Kompetenz erwarben wie der Rentmeister,<br />

auf dessen ständige loyale Mitarbeit sie angewiesen waren.<br />

WeIche Befugnisse hatten die Stände mit der Einrichtung des Schatzrates und der Verfügung<br />

über den Legekasten tatsächlich erlangt? Die Entnahme von Steuergeldern aus.<br />

dem Leg\.:kasten durch den Landesherrn war nur noch möglich, wenn die Schatzverordneten<br />

pflichtvergessen handelten. Die Schuldentilgung war mit der Übnnahme des Leg\.:kastens<br />

keineswegs in das Belieben der Stände gestellt, denn die Befriedigung der Gläubiger<br />

erfolgte nach wie vor auf der Basis einer "designatio creditorum", auf die sich Landesherr<br />

und Stände einigen mußten. Mit der Möglichkeit, die Beschreibung der Steuer durch die<br />

Schatzräte vornehmen zu lassen und den Steuereinzug zu befehlen, bestand die Chance,<br />

mehr Steuerpflichtige als bisher zu erfassen, die Zahl der Retardaten in Grenzen zu halten<br />

und die fülligen Gelder mit hesserer Aussicht auf Erfolg einzutreihen. Da die Bestellung<br />

von Rentmeister, Gegenschreiber und Schatzschreibern, die Ergänzung des Schatzrates<br />

und die Einberufung Einvernehmen mit dem Landesherrn erforderten, hing die Wirksamkeit<br />

des Schatzrates ganz wesentlich auch von der Bereitschaft des Landesherrn zur Kooperation<br />

ab.<br />

Unabhängig vom Landesherrn war der Schatzrat nur in der Verfügung über den landschaftlichen<br />

Kredit. Auch das lag im Interesse des Landesherrn, denn weniger brachten<br />

einzelne Gläubiger durch plötzliche Kündigung ihrer Hauptsummen die Schatzräte in Zah-<br />

50) 1641 Feb I, Protokoll der Zusammenkunft des Ausschusses und der Schatzverordneten (StA<br />

Wb, 23 Neu 1 Nr 147); die Schatzräte beschweren sich, üoer den Zustand der Schatzsachen nicht<br />

informiert zu sein und darüber, daß der Landrentmeister ohne ihr Wissen Zahlungen vornehme.<br />

51) s. Krüger, Staatsoildung S. 46.<br />

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aber andererseits auch den Versuch dar, kurz-, mittel- und langfristige Perspektiven für die<br />

gesamte Landesplanung aufzuzeigen. Auf den politischen Teil beziehen sich zwei Schriftstücke,<br />

die sich mit der Durchführung der Reformation im Herzogtum sowie den politischen<br />

Aspekten des in naher Zukunft sich aller Wahrscheinlichkeit nach vollziehenden<br />

Regierungswechsels befassen: "Bedencken die Enderung der Religion betreffend und wie<br />

es mit stifften und Clostern solle gehalten werden", "Etliche gemeine Erinnerung der policey<br />

halben"4). Nach Inhalt und Form können diese Gutachten mit an Sicherheit grenzender<br />

Wahrscheinlichkeit Joachim Mynsinger zugeschrieben werden, dem derzeit und auch<br />

künftighin amtierenden Kanzler in WolfenbütteJ5). Dem wirtschaftspolitischen Themenkomplex<br />

müssen drei Gutachten zugeordnet werden: "Bedencken wie die abzucht von der<br />

Ocker abzuwenden sein mochte", "Bedencken was gestalt an der Ocker floßwerck anzurichten"6),<br />

"Bedencken was vor hantwercke und hantirungen zu Hessen anzurichten" 7).<br />

Hinzu kommt ein "Fundament des Messens", das mit Zeichnungen sowie Kommentaren<br />

in deutscher und lateinischer Sprache die Grundregeln der Vermessungstechnik (Landvermessung)<br />

darlegt 8 ). Diese Gutachten ermöglichen nun - im Zusammenhang hetrachtetden<br />

Einblick in die landesherrliche Regierungsführung und ihre Bedingungen, da sie verschiedene<br />

Aspekte ein und desselben Problems, nämlich des wirtschaftlichen Wachstums<br />

und der Anwendung neuer "Technologien" beleuchten. So konzentriert sich z. B. das eine<br />

der wirtschaftspolitischen "bedencken" darauf, Vorschläge zu formulieren, die den Ort<br />

des fürstlichen Hoflagers, Hessen, attraktiver gestalten sollten: durch die Ansiedlung von<br />

Handwerkshetriehen, "so man [ ... ] nit wol entperen kan" 9). So sollen Sattler, Hutmacher ,<br />

Wagner, Dachdecker, "zigler samt einer zigelhutten", Kürschner angesiedelt werden, so<br />

soUen Leineweber aus Meißen abgeworben werden 10). Es könnten vor allem aber bis dahin<br />

4) StA Wolfenbüttel, 2 Alt 2755, fol. 28' - 34 v •<br />

') Sc h u man n, Sabine, Joachim Mynsinger von Frundeck (1514 -1588). Herzoglicher Kanzler<br />

in Wolfenbüttel - Rechtsgelehrter - Humanist. Zur Biographie eines Juristen im 16. Jahrhundert,<br />

Wiesbaden 1983 (Wolfenbütteler Forschungen 23), S. 150 f. und S. 253 - 260 (Abdruck der beiden<br />

Gutachten).<br />

6) StA Wolfenbüttel, 2 Alt 2755, fol. 3'-11 v.<br />

7) ibid., fol. 14'-19'.<br />

R) ibid., fol. 20'- 26'. Bei Pitz, Ernst, Landeskulturtechnik, Markscheide- und Vermessungswesen<br />

im Herzogtum <strong>Braunschweig</strong> bis zum Ende des 18. Jahrhunderts, Göttingen 1967 (Veröffentlichungen<br />

der Niedersächsischen Archivverwaltung 23) findet sich kein Hinweis auf dieses Aktenstück.<br />

Ob dieser Quelle überhaupt Eigenständigkeit zuzuschreiben ist, erscheint fraglich, stellt sie<br />

vermutlich doch nur das Lehrbuchwissen jener Zeit dar, allerdings auf sehr einprägsame Weise. Die<br />

in dem Gutachten aufgezeigten Grundregeln der Vermessungstechnik gehen auf der anderen Seite<br />

weit über die von Agricola gezeigten Methoden des Markscheidewesens hinaus: Georg Agricola,<br />

Vom Berg- und Hüttenwesen (De re metallica libri XII), deutsche Taschenbuchausgabe, München<br />

1977, S. 102-109.<br />

9) ibid., fol. 15'.<br />

10) "Und bedencke erstlichen das alle Leineweber, der ort nit ubel sitzen solten, dieweil im stifft<br />

Halberstat und sonderlich umb Harsleben ein grosser flachs und hanff kauffe ist, derhalben konten<br />

etliche leineweber und schleyerwurcker auß dem land zu Meissen dahin gebracht werden, die gemodelte<br />

tisch und handtucher, allerley art von schleyern, itern juten und Bette ziechen [?), zwilling und<br />

drilling von flachs und hanffe wurcken konnen, die wurden in umbligenden stelten woll abgehn, dann<br />

deren ein grosse anzall jerlichen auß dem Land zu Meissen als nemlichen von Kemnitz, Colditz, prueck,<br />

Pochlitz und etlichen andern ortem in dise sechssische lande verfuret wurdet", ibid., fol. 15 v.<br />

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gültige Importzwänge durch die Errichtung von Produktionsstätten im eigenen Land überflüssig<br />

werden. Dies würde sich sowohl auf die Einfuhrvon Tuch (gefärbtem und ungefärbtem),<br />

Tonerzeugnisse (Töpfe, Kacheln) als auch etwa auf die Herstellung von Bier und<br />

Essig günstig auswirken. Der Nutzung des Wassers wird besondere Bedeutung beigemessen,<br />

indem man die Errichtung von "wasser gepeuden", d. h. Ansiedlung von Handwerksbetrieben<br />

am Wasser, empfiehlt. Es wird hierbei besonders unterschieden zwischen solchen<br />

Anlagen, die mit Holz und Kohle arbeiten müssen und solchen, die ohne diese betrieben<br />

werden (Mühlen) 11).<br />

All dies zeigt, daß an eine konsequente Ausweitung wirtschaftlicher Kapazitäten gedacht<br />

war, daß in groben Umrissen ein Konzept vorlag, das nicht nur die Förderung und<br />

Intensivierung des Bergbaus mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln vorantrieb, sondern<br />

ein wesentlich größeres Umfeld an Möglichkeiten ahsteckte. Es bestand ein innerer<br />

Zusammenhang zwischen den verschiedenen Wirtschaftszweigen, der eine war ohne den<br />

anderen nicht denkbar. Mit anderen Worten: die einzelnen Produktionsbereiche (z. B.<br />

Landwirtschaft, Forsten, Bergbau, Hüttenwesen, Metallverarbeitung) waren bereits derart<br />

miteinander verflochten, daß die Entstehung einer geschlossenen Wirtschafts- und Gewerbezone<br />

im Ansatz zu erkennen ist.<br />

Von den erwähnten drei wirtschaftspolitischen Gutachten wählen wir zwei aus, da sie<br />

am ehesten geeignet zu sein scheinen, Teilaspekte der genannten Interdependenzen aufzuzeigen.<br />

Bei beiden Gutachten stehen zudem wasserwirtschaftliche Gesichtspunkte im Vordergrund,<br />

jener Wirtschaftssektor also, der von Herzog Julius neben dem Berg- und Hüttenwesen<br />

in besonderem Maße gefördert worden ist.<br />

1. "Bedencken wie die abzucht von der Ocker abzuwenden sein mochte":<br />

Die negativen Auswirkungen wirtschaftlicher Expansion und technischen Fortschritts<br />

werden in diesem Gutachten mit beachtenswerter Deutlichkeit angesprochen: die durch<br />

Umweltschäden verunreinigten Harzgewässer sind Gegenstand einer eingehenden Analyse,<br />

wobei den Ursachen und Folgen gleichermaßen nachzugehen versucht wird. Alle im<br />

Harz entspringenden und in wolfenbüttelsche Lande fließenden Flüsse und Bäche sind in<br />

einem solchen Maße verunreinigt, daß sie sowohl die Fischzucht erheblich beeinträchtigen<br />

als auch das umliegende Land verseuchen. Viehsterben und Unfruchtbarkeit des Erdbodens<br />

sind als Folge zu konstatieren. Als Verursacher dieser "ökologischen" Katastrophe<br />

wird in erster Linie der Bergbau angesehen, konkret die sog. Abzucht, jene aus den Stollen<br />

ausgespülten Abwässer, die in die heimischen Flüsse geleitet werden. Diese Abwässer ver-<br />

11) "Ein papier muel[,) Ein oel muel[,) Ein walckmuel den Tuchmachern dienlich[,) Ein schleiff<br />

muel vor die messerer und schwertfeger[,) Ein polier muel vor die platner und harnischmacher[,) Ein<br />

paar muel vor die puchsenpawer[,) Ein schneidmuel vor die tischer und werckleute [ ... ] Ein puluermuel,<br />

dieweil der schweffel zu Goßlar und der Salpeter im stifft leichtlich zubekohmen [ ... ) Ein hammer<br />

zu messen kesseln und tigeln [ ... ) Ein hoher schmeltz und guß offen zum eisen[.) Ein frisch hammer<br />

zum gegossen eisen, mussten an denen orten angerichtet werden da gut eissenertz in der nehe ist<br />

[ ... )". ibid., fol. IS'.<br />

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giften die ohnehin durch "natürliche Verschrnutzung" 12) gefährdeten Gewässer vollends.<br />

Aber auch der Hüttenrauch der zahlreichen im Harzgebirge errichteten Schme1zhütten<br />

wird für den derzeitigen Zustand der Gewässer verantwortlich gemacht.<br />

Die Verunreinigung der Oker und ihrer Nebenflüsse, insbesondere der Gose bzw.<br />

Abzucht 128), dürfte im Vergleich zu anderen Landstrichen des Reiches wohl kaum als Ausnahme<br />

anzusehen sein, obwohl z. B. Georg Agricola in seinen Schriften verschiedentlich<br />

die besondere Situation der Harzgewässer glaubt hervorheben zu müssen. 13) Umweltbelastung<br />

als Begleiterscheinung des vorindustriellen Gewerbes ist eine vielbeschriebene historische<br />

Tatsache und neuerdings oft gewählter Forschungsgegenstand 14), jedoch kann nicht<br />

häufig genug in Erinnerung gerufen werden, zu welch frühem Zeitpunkt Landschaften und<br />

Menschen mit diesem Problem konfrontiert gewesen sind.<br />

Welche Vorschläge unterbreitet der Autor nun zur Behebung der geschilderten Mißstände?<br />

Es sind ausschließlich solche, die sich auf die technische Bewältigung des Problems<br />

beschränken, d. h. die negativen Auswirkungen auf ein Mindestmaß zu reduzieren versuchen<br />

und nicht bei den von ihm durchaus erkannten Ursachen ansetzen. Dämme,<br />

Schlammgräben und Wehre sollen errichtet werden, damit die verschmutzten Gewässer<br />

von der Oker "abgesondert" werden und erst, nachdem sich die schädlichen Stoffe abgelagert<br />

hätten, wieder in diese geleitet würden. Ziel all dieser Maßnahmen soll sein, der Fisch-<br />

12) Gemeint sind diejenigen Erze und Mineralien, die mit dem aus dem Berginneren gepumpten<br />

Wasser an die Erdoberfläche gelangen, zum Auswaschen der geförderten Erze etc. benötigt werden<br />

und danach in die Flüsse abgeleitet werden. Vitriol, kristallwasserhaltige Sulfate von Kupfer, Eisen<br />

oder Zink, wird in diesem Zusammenhang am häufigsten genannt; (vitreolus = gläsern).<br />

128) In unserer Quelle hat der aus dem Zusammenfluß von Gose und Abzucht gebildete Bach<br />

noch die ältere Bezeichnung Gose. Seit dem späten Mittelalter hatte sich hierfür jedoch bereits die<br />

noch heute gebräuchliche Bezeichnung Abzucht eingebürgert.<br />

\3) "Zusammenziehend wirken die Wässer, die an alaunhaItigen Stellen aus der Erde kommen<br />

[ ... ] Ähnlich wirken zusammenziehend die Wässer, die Spuren von Vitriol, Melanteria, Sory, Chalcitis<br />

und Misy enthalten. Doch ist bei diesen eine große Schärfe mit solchem Geschmack verbunden.<br />

Von solcher Beschaffenheit ist die Ocker beim Bergwerk von Goslar in Sachsen" [ ... ] vgl. Georgius<br />

Agricola, Oe natura eorum, quae effluunt ex terra lihri IV, 1545, Ausgewählte Werke, Bd. In,<br />

Berlin 1958, S. 242. - Auch die in unserem Gutachten genannten Probleme mit der Erhaltung des<br />

Fischbestandes in den Harzgewässern sind Agricola nicht unhekannt: "Auch die sächsische Ocker<br />

nährt von der Quelle bis zum Rammelsberg Fische. Sie entspringt im Melibocus-Wald, den wir jetzt<br />

den Hercynischen nennen. Sobald aber ein kleiner Bach, der aus den Bergen kommt, in sie fließt.<br />

bleihen die Fische weg, und er führt keine, bis er zur Schladenburg kommt, die von Goslar ungefähr<br />

18 Meilen entfernt ist", ihid., S. 264. Auch in: Oe natura fossilium libri X, Ausgewählte Werke, Bd.<br />

IV, Berlin 1958, werden verschiedentlich diese Probleme angesprochen. Vgl. auch: Wilsdorf, Helmuth/Q<br />

u e 11 mal z, Werner, Bergwerke und Hüttenanlagen zur Agricola-Zeit, Berlin 1971 (Georgius<br />

Agricola - Ausgewählte Werke, Ergänzungsband I), S. 395,397 ff.<br />

14) Vgl. Bayerl, Günter, Vorindustrielles Gewerhe und Umweltbelastung - das Beispiel der<br />

Handpapiermacherei, in: Technikgeschichte 48 (1981), S. 2()6-238; Oirlmeier, UIf, Umweltproblcme<br />

in deutschen Städten des Mittelalters, ebda. S. 191 -205; Troi tzsch, Ulrich, Historische Umweltforschung:<br />

Einleitende Bemerkungen üher Forschungsstand und Forschungsaufgahen, ebda. S.<br />

177 -190.<br />

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zucht als lebensnotwendigem Wirtschaftszweig dieser Region neue Grundlagen zu verschaffen<br />

15). Von einer Gefährdung der Trinkwasserversorgung ist hingegen nicht die<br />

Rede.<br />

2. "Bedencken was gestalt an der Ocker floßwerck anzurichten":<br />

Dieses Gutachten befaßt sich mit dem Ausbau der Flößerei auf der Oker und den<br />

anderen Harzflüssen mit dem Ziel einer wesentlich effektiveren Nutzung der Gewässer 16).<br />

Gedacht war dabei nicht nur an das Flößen von Brennholz, sondern vornehmlich an den<br />

Transport von Nutzholz, Steinen, Baumaterial und Kohle. Der Ausbau der Residenzstadt<br />

Wolfenbüttel, der Export von Wirtschaftsgütern aus dem Harz, kurz: die Anbindung des<br />

Landes an ein größeres Netz von wirtschaftlichen Verflechtungen sind die dabei übergeordnete<br />

Idee. Wir geraten hier an den Kern der wirtschaftspolitischen Vorstellungen Herzog<br />

Julius': die Schaffung neuer HandcIswege durch die Schiffbarmachung der Oker und<br />

den Ausbau der anderen Wasserwege zu einem über die Landesgrenzen weit hinausreichenden<br />

und verzweigten F1uß- und Kanalsystem (Anschluß an Weser und EIbe!), wobei<br />

dem Bau von Schleusen besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden mußte. Neben ihrer<br />

eigentlichen technischen Funktion sollten diese Schleusen auch mit dem Ziel errichtet<br />

werden, das umliegende Land durch Bewässerung, d. h. mit dem angestauten Wasser,<br />

fruchtbar zu machen.<br />

Schon der zeitgenössische Biograph des Herzogs, Franz Algermann, wußte von diesen<br />

Vorstellungen und Plänen zu berichten 17). Generell wird dem Herzog eine große Affinität<br />

zu allen mit der Wassernutzung in Verbindung stehenden Problemen, vor allem aus volkswirtschaftlicher<br />

Sicht, nachgesagt 18), werden seine diesbezüglichen Projekte und Planungen<br />

als Lieblingsidee des Herzogs bezeichnet 19). Übereinstimmend wird betont, daß Julius<br />

in weiser Voraussicht die Planungen alleine ausgeführt habe, daß er sich allenfalls an niederländischen<br />

Vorbildern, die er selbst an Ort und Stelle habe studieren können, orientiert<br />

habe. Merkwürdigerweise wird in diesem Zusammenhang nicht an mögliche brandcnbur-<br />

11) Vgl. auch Fische r, Karl Berthold, Die alte Wasserwirtschaft und Industrie im Amte IIarzburg,<br />

in: Zeitschrift des Harz-Vereins 46 (1913), S. 173 - 213.<br />

16) Schon im Mittelalter ist Schiffahrt auf der Oker betrieben worden; sie kam jedoch aus technischen,<br />

vor allem aber aus politischen Gründen (handcls- und zollpolitische Auseinandersetzungen mit<br />

der Stadt <strong>Braunschweig</strong>) zum Erliegen. Vgl. Moderhack, Richard (Hg.), <strong>Braunschweig</strong>ische Landesgeschichte<br />

im Überblick, <strong>Braunschweig</strong> 1977, S. 203 f. Grundlegend: Müll er, Theodor, Schiffahrt<br />

und flößerei im flußgebiet der Oker, Braunsehweig 1968 (<strong>Braunschweig</strong>er Werkstücke, Reihe A,<br />

Bd. 2). Kraschewski (wie Anm. 2), S. 119 ff. Henschke, Ekkehard, Landesherrschaft und Bergbauwirtschaft.<br />

Zur Wirtschafts- und Verwaltungsgeschichte des Oberharzer Bergbaugebietes im 16.<br />

und 17. Jahrhundert, Berlin 1974 (Schriften zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte 23), S. 164 ff.<br />

17) Aigerman n, Franz, Leben des Herzogs Julius zu <strong>Braunschweig</strong> und Lüneburg, hrsg. von<br />

Friedrich Karl von S tro m bec k, in: Feier des Gedächtnisses der vormaligen Hochschule Julia Carolina<br />

zu Helmstedt 1822, S. 203 - 205.<br />

18) Zimmermann, Paul, Herzog Julius zu <strong>Braunschweig</strong> und Lüneburg in volkswirtschaftlicher<br />

Beziehung, in: Hansische Geschichtsblätter 32 (1905), S. 35 - 62; Fischer (wie Anm. 15).<br />

19) Heinemann, Otto v., Herzog Julius von <strong>Braunschweig</strong> und seine Navigationspläne, in:<br />

<strong>Braunschweig</strong>. Magazin 4 (1898), S. 25 -46. .<br />

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gische Beispiele (oder auch württembergische) erinnert, die dem Herzog, nicht zuletzt<br />

durch seine verwandtschaftlichen Bindungen bekannt gewesen sein dürften 20). Sowohl Joachim<br />

11. als auch Johann von Küstrin befaßten sich zur seihen Zeit intensiv mit dem Bau<br />

von Wasserstraßen und Schleusen, wobei einige Pläne verwirklicht worden sind 21 ). Wenn<br />

viele Projekte scheiterten, so lag dies weniger an fehlendem technischen Wissen, sondern<br />

vielmehr an den partikularen handels- und zollpolitischen Interessenlagen der Territorien<br />

und deren angrenzenden Gebieten oder Städten 22).<br />

Herzog Julius befand sich also durchaus im Einklang mit seiner Zeit, wenn er sich in<br />

besonderem Maße mit dem Ausbau der Wasserstraßen befaßt hat. Wie sahen nun seine<br />

Planungen um das Jahr 1567 aus? Hieraufkann das vorliegende Gutachten präzise Antworten<br />

geben, werden doch darin sozusagen die Nahzicle skizziert und wird in nuce die gesamte<br />

Wasserstraßenplanung für das Herzogtum <strong>Braunschweig</strong>-Lüneburg (Linie Wolfenbüttel)<br />

vorgegeben.<br />

Der Ausbau der Flößerei stellte naturgemäß einen ersten Schritt in dem gesamten<br />

Planungsprozeß dar, d. h. es mußten Möglichkeiten gefunden werden, über die bis dahin<br />

praktizierte bloße Trift hinauszugelangen 2.1). Ansätze hierzu waren schon während der Regierungszeit<br />

Herzog Heinrichs d. J. gemacht worden 24); etwa ab 1550 wurde auf der Oker<br />

20) 1558 war Julius nach schweren Auseinandersetzungen mit seinem Vater zu seinem Schwager,<br />

Markgraf Johann von Küstrin geflüchtet, wo er mehrere Jahre lebte und sich mit der Organisation und<br />

Verwaltung eines kleinen Territoriums vertraut machen konnte. 1560 heiratete luliuseine Toehterdes<br />

Kurfürsten Joachim 11. von Brandenburg. - Für seine Wasserstraßenpläne holte Herzog Julius übrigens<br />

später auch aus Würtlemberg ein Gutachten ein ("vom model unnd meß des Bauholz so auff der<br />

Entz gefloz wurdt"), StA Wolfenbüttc\, 2 Alt 10349. Auch zum Herzogtum Württemberg bestanden<br />

verwandtschaftliche Beziehungen: Herzog Christoph von Württemberg (1515 -1568) war ein Vetter<br />

von Julius.<br />

21) Manegold, Karl-Heinz, Brandenburgische Kanalbauten im 17. Jahrhundert, in: Technikgeschichte<br />

37 (1970), S. 101 -129. Vgl. auch Klehmet, E., Beiträge zur Geschichte der märkischen<br />

Wasserstraßen bis zum Jahre 1600, in: Wochenschrift des Architektenvereins zu Berlin, 3. Jg. (1908),<br />

S.I77-181,191-195.<br />

22) Erinnert sei nochmals (s. Anm. 16) an die jahrzehntelangen Auseinandersetzungen der Herzöge<br />

von <strong>Braunschweig</strong>-Lüneburg mit der Stadt <strong>Braunschweig</strong>, die besonders hartnäckig bezüglich<br />

der Wasserstraßenpolitik geführt wurden, Kurfürst Joachim 11. von Brandenburg hatte ähnliche<br />

Schwierigkeiten mit der Stadt Frankfurt (Oder).<br />

23) Als Trift zu bezeichnen wäre diejenige Art des Holztransportes auf dem Wasserweg, die den<br />

einzelnen Stamm auf dem Wasser treiben läßt. Flößerei wäre demnach erst jene Art des Transports,<br />

die bemannte und unbemannte Flöße benutzt, die teilweise auch vom Ufer aus dirigiert werden können.<br />

Diese Begriffe werden in den zeitgenössischen Quellen und in der Literatur, auch von dem Verfasser<br />

des vorliegenden Gutachtens, oft nicht scharf voneinander abgehohen. Hierzu grundlegend:<br />

Wilsdorf, Helmut, Holz - Erz - Salz. Das Transportwesen im Montanwesen, in: Wilsdorf, Helmut/H<br />

errmann, Walther/Löffle r, Kurt, Bergbau - Wald - flöße. Untersuchungen zur Geschichte<br />

der Flößerei im Dienste des Monlanwesens und zum montanen Transportprohlem, Berlin 1960 (Freiherger<br />

Forschungshefte, Reihe D, Bd. 28), S. 7-183. Vgl. auch Delfs, Jürgen, Die Flößerei im<br />

Stromgebiet der Weser, Bremen 1952 (Schriften der wirtschaftswissenschaftlichen Gt:sellschaft zum<br />

Studium Niedersaehsens E. V., N. F., Bd. 34).<br />

24) Erste Flößordnung aus dem Jahr 1547, zusammen mit der zweiten Forstordnung erlassen.<br />

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und ihren Nebenflüssen Bau- und Brennholz geflößt 25 ). Nach dem Regierungswechsel in<br />

Wolfenbüttel am 11. Juni 1568 ist dann von Herzog Julius die Intensivierung der Flößerei<br />

unter Hinzuziehung auswärtiger Experten systematisch in Angriff genommen worden: die<br />

Aufräumung der Oker zwischen I1arzrand und Wolfenbüttel (1570), der Ausbau der Radau<br />

(Beginn 1571), der Ausbau der Ecker (1580) 26). Parallel dazu verliefen die Planungen<br />

für die Schiffbarmachung der Oker, 1575 konnten erste Teilerfolge vermeldet werden 27).<br />

1577 war die Oker soweit schiffbar, daß die Voraussetzungen für den zügigen Ausbau der<br />

Residenzstadt Wolfenbüttel gegeben waren, durch die erhebliche Erleichterung des Transports<br />

von Baumaterialien. Wer war jedoch für die Finanzierung der genannten Vorhaben<br />

zuständig? Herzog Julius hatte des öfteren versucht, die Landstände miteinzubeziehen,<br />

was diese entschieden ablehnten, so daß eigene Mittel eingesetzt werden mußten.<br />

Wenn wir uns wieder dem Gutachten zuwenden, so können wir feststellen, daß alle<br />

hierin vorgeschlagenen Maßnahmen und Projekte mit den von Herzog Julius tatsächlich im<br />

Laufe seiner Regierungszeit initiierten und ausgeführten Planungen identisch sind. Der<br />

Herzog hat sich also durchaus eng an die in dem nbedencken" aufgezeigten Perspektiven<br />

gehalten. Das trifft in erster Linie für den Ausbau der Oker ZU 28 ), ebenso für die Räumung<br />

der Radau und der Ecker sowie anderer kleiner Flüsse. Das trifft für die genaue Beschreibung<br />

derjenigen Stellen zu, an denen Schleusen errichtet werden müssen. Es trifft ebenso<br />

für die damit verbundene Zielsetzung zu, alle Wirtschaftsgüter aus dem Harzgebiet auf<br />

schnellstem Wege an ihre Bestimmungsorte zu transportieren oder auch: diese Produkte<br />

wiederum als Wirtschaftsfaktor einzusetzen, etwa durch die Errichtung von Handwerksbetrieben<br />

an den Wasserstraßen, die von Rohstoffen aus dem Harz abhängig sind. Es trifft<br />

schließlich für die Vorschläge zur Finanzierung der zahlreichen Vorhaben zu sowie auch<br />

für den Einsatz von Arbeitskräften ("gemeine land dienst"). Wir finden hier einerseits eine<br />

Bestätigung für die Charakterisierung des Herzogs als kenntnisreichen Wirtschaftsfachmann.<br />

Andererseits wird jedoch deutlich gezeigt, daß Herzog Julius nicht im Alleingang<br />

Maßnahmen entschieden hat 29), sondern daß er sich im Wissen um die Notwendigkeit wirtschaftlicher<br />

(Sanierungs-)Maßnahmen zunächst von Fachleuten hat beraten lassen und deren<br />

Vorschlägen schließlich weitestgehend gefolgt ist. Dies bedeutet aber, daß er bei weitem<br />

nicht das wirtschaftspolitische Genie gewesen ist, als das er oft dargestellt wird, sondern<br />

daß er einen sicheren Instinkt dafür besessen hat, welche technischen Entwicklungen<br />

25) Müller (wie Anm. 16), S. 51 ff. Baumgarten, Wilhe1m, Beziehungen zwischen Forstwirtschaft<br />

und Berg- und Hüttenwesen im Kommunionharz. Ein Beitrag zur Wirtschaftsgeschichte des<br />

Harzes, <strong>Braunschweig</strong> 1933.<br />

20) Müller (wie Anm. 16), S. 51 ff.; Fischer (wie Anm. 15), S. 180 ff.; Kraschewski (wie<br />

Anm. 2), S. 122 ff.<br />

27) StA Wolfenbüttel, 2 Alt 10349; Müller (wie Anm. 16), S. 71; Heinemann (wie Anm. 19),<br />

S. 36 f., 45.<br />

28) Der Ausbau dieses Flusses zu einem Schiffahrtsweg wird zum Zeitpunkt der Ahfassung allerdings<br />

noch nicht expressis verbis in Erwägung gezogen, wenngleich die unterbreiteten Vorschläge<br />

letzten Endes die Schiffbarmachung des Flusses zum Ziel hatten.<br />

2") Wie dies insbesondere in der eher heimatkundIich ausgerichteten Historiographie häufig betont<br />

wird.<br />

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zur wirtschaftlichen Nutzung und Optimierung vorhandener Einrichtungen und Gepflogenheiten<br />

eingesetzt werden konnten. Bei der Analyse des Bestehenden, bei Planung und<br />

Ausführung hat er sich in vollem Umfang auf seine Ratgeher gestützt.<br />

Damit ist die Frage nach der Autorschaft der vorliegenden Gutachten gestellt, d. h. es<br />

muß zumindest der Versuch unternommen werden, den in Frage kommenden Personenkreis,<br />

aus dem diese Gutachten stammen könnten, einzugrenzen. Auffallend an allen<br />

Schriftstücken ist die genaue Kenntnis der örtlichen Verhältnisse und das Wissen um die<br />

politischen Implikationen, die die Durchführung der Vorschläge mit sich bringen könnte.<br />

Ebenso besitzen die Autoren die Einsicht in die Zusammenhänge von technischem Fortschritt<br />

und dessen Umsetzharkeit in wirtschaftlich nutzbringende Technologie. Auch ist<br />

aus Stil und Sprache eine gewisse Nähe des Verfassers bzw. der Verfasser zu dem künftigen<br />

Landesherrn herauszulesen.<br />

Wie eingangs erwähnt, sind die hier hehandelten Gutachten Teil einer größeren, umfassenden<br />

Bestandsaufnahme etwa ein halbes Jahr vor dem Regierungswechsel in Wolfenbüttel.<br />

Zwei von ihnen, die den politischen Rahmen der künftigen Regierungsführung abdecken<br />

und konkrete Vorschläge zu den anstehenden politischen "Tagesfragen" machen,<br />

konnten Joachim Mynsinger zugeschrieben werden 30). Die wirtschaftspolitischen Gutachten<br />

hingegen - auch dasjenige, das sich mit den Handwerksansiedlungen im Ort Hessen<br />

befaßt 3!) - sind mit größter Wahrscheinlichkeit von einem anderen Ratgeber verfaßt worden:<br />

erhebliche stilistische Abweichungen von der sonst ühlichen klaren Sprache des Kanzlers<br />

lassen diese Vermutung zu. Merkwürdigerweise sind alle "bedencken" von gleicher,<br />

nicht identifizierharer Hand geschriehen und nicht unterzeichnet. Die drei wirtschaftspolitischen<br />

Gutachten sind mit einem Präsentaturn versehen, sind also datiert (23. Oktober<br />

und 7. Dezember 1567). Da davon ausgegangen werden muß, daß der Schreiber der Gutachten<br />

nicht mit dem/den Verfasser/n identisch ist, können hinter den Schriftstücken<br />

durchaus verschiedene Verfasser stehen, wobei wiederum die wirtschaftspolitischen "hedencken"<br />

von einem Autor stammen, wie aus deren Inhalt deutlich hervorgeht. Welche<br />

Person käme in Frage? An erster Stelle muß in diesem Zusammenhang Erasmus Ebner<br />

(1511-1577) genannt werden 32), der zwar erst 1569 als Hofrat in Wolfenhüttel bestallt<br />

worden ist, der jedoch schon unter Heinrich d. J. gute Kontakte nach Wolfenbüttel unterhalten<br />

hat und dem Julius großes Vertrauen entgegenbrachte. Aber auch ein Harzer Bergbeamter<br />

kann als Autor nicht ausgeschlossen werden: der Oherzehntner Christoph Sander<br />

(1526 - ca. 1601) 33), verfügte dieser doch über exakte Kenntnisse der infrastrukturel-<br />

30) Vgl.oben,S.l(lQund Schumann(wieAnm.5).<br />

31) S. oben, S. 100.<br />

32) AOB 5 (1877, Neudruck 196R) S. 591/92 und NOB 4 (1959), S. 263/64; Samse, Helmut, Die<br />

Zentralverwaltung in den südwelfischen Landen vom 15. bis zum 17. Jahrhundert, Leipzig 1940 (Quellen<br />

und Darstellungen zur Geschichte Niedersachsens 49), S. 159.<br />

33) Bor n h a rd t, Wilhclm, Geschichte des Rammelsberger Bergbaues von seiner Aufnahme bis<br />

zur Neuzeit, Berlin 1931 (Archiv für Lagerstättenforschung, H. 52), S. 167. Vgl. auch die Bergchronik<br />

des Hardanus Ha k e. Pastors zu Wildemann. Mit einem Glossar der technischen und veralteten Ausdrücke<br />

und einem Index von Or. H( einrich) 0 e n k er, hrsg. vom Harzverein für Geschichte und Altertumskunde,<br />

Quedlinburg 1911 (Forschungen zur Geschichte des Harzgebie.ts 2), Nachdruck 1972.<br />

106<br />

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len Probleme des Wirtschaftsraumes Harz. Er ist als Verfasser zahlreicher Berichte aus<br />

dem Harz an die Herzöge in Wolfenbüttel bekannt, in denen er zu allen im weitesten Sinne<br />

mit dem Bergbau in Zusammenhang stehenden Problemen Stellung nimmt 34 ). Genannt<br />

werden müßte schließlich Franz M u tze I ti n 35) (1518/19 -1594), jener Ratgeber der Herzöge<br />

Heinrich d. J. und Julius, der zwar immer im Schatten anderer gestanden ha(6), der<br />

aber dennoch wichtige Ämter bekleidete und seinen Einfluß geltend zu machen verstanden<br />

hat. Es darf unterstellt werden, daß auch er zu allen in den Gutachten behandelten Themen<br />

exakte Kenntnisse besessen hat und von seiner gesamten Vita her qualifiziert genug gewesen<br />

wäre, ebensolche "bedencken" zu verfassen.<br />

Die Mutmaßungen über den potentiellen Autor, bzw. die Autoren der Gutachten<br />

könnten sicherlich noch fortgesetzt werden, doch erscheint dies wenig sinnvoll angesichts<br />

der gegebenen Quellensituation. Von ungleich größerer Bedeutung ist der Inhalt der<br />

Schriftstücke; dieser kann nun im einzelnen nachgelesen werden.<br />

Quellenanhang<br />

Die Transkription der Texte erfolgte nach den für die Geschichtswissenschaft mittlerweile in<br />

gewisser Hinsicht verbindlichen Richtlinien 31), die eine textnahe, buchstabengetreue Wiedergabe bevorzugen,<br />

wodurch Eigenheiten in Ausdruck und Form weitgehend beibehalten werden können. Als<br />

nachteilig mag dabei empfunden werden, daß der Inhalt des Geschriebenen dadurch schwerer verständlich<br />

wird, doch dies sollte gegenüber der historischen Authentizität ein sekundärer Gesichtspunkt<br />

bleiben.<br />

Notwendig erscheinende Sacherläuterungen werden in einer Anmerkung so knapp wie möglich<br />

gegeben.<br />

[ ... ] Auslassung des Herausgebers<br />

P] unsichere Lesung<br />

unleserlich, nicht zu entziffern<br />

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34) Vgl. z. B. Denne rt, Herbert, Quellen zur Geschichte des Bergbaus und des Hüttenwesens<br />

im Westharz von 1524 bis 1631 (aus den Akten "Historische Nachrichten" des althannoverschen bergbaulichen<br />

Archivs des Oberbergamtes in Clausthal-Zellerfcld Fach 1 abis 7a mit 66 Bänden), Clausthal-Zellerfcld<br />

1979.<br />

31) ADB 32 (1886, Neudruck 1970), S. 118/19; Samse, (wie Anm. 32), S. 32, S. 146/47.<br />

36) Vor allem während der Kanzlerschaft Mynsingers (1556 -1573) hatte Mutzeltin kaum Gelegenheit<br />

zur Profilierung. 1573 jedoch wurde er Nachfolger Mynsingers im Kanzleramt.<br />

31) Sc h u I t ze, Johannes, Richtlinien für die äußere Textgestaltung bei Herausgabe von Quellen<br />

zur neueren deutschen Geschichte, in: Blätter für deutsche Landesgeschichte, Bd. 98 (1962), S. 1-11.<br />

Diese Richtlinien wurden neu überarbeitet, revidiert und ergänzt von Mitgliedern des Arbeitskreises<br />

"Editionsprobleme der frühen Neuzeit"; Empfehlungen zur Edition frühneuzeitlicher Texte, in: Jb.<br />

der historischen Forschung in der Bundesrepublik Deutschland, hrsg. von der Arbeitsgemeinschaft<br />

außeruniversitärer Forschungseinrichtungen in der Bundesrepublik Deutschland, Berichtsjahr 1980,<br />

Stuttgart 1981, S. 85 - 96. \<br />

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Bedencken wie die abzucht von der Ocker abzuwenden sein mochte. 38 )<br />

Erstlichcn ist zu mcrcken das keiner andem ursachen halben keine lebendige fische in der Ocker<br />

von dem Einfluß der Gose an biß ungefahrlich umb Schladen zu finden, dann allein des wassers halben<br />

so auß dem Ramesberg in die Ocker feilet.<br />

Solchs wasser wurdet durch die Kunste 39) auß dem tieffsten hinauff in den stollen gcfuret, dadurch<br />

es seinen außlauff auß dem berg uff die weschwerck 40) nimmet, so starck, das es gewohnlichen<br />

ein muelrath treiben mochte. Derselben weschwercke sind seer viI daran gerichtet, also das alle deine<br />

ertzt darinnen und darauß gewaschen gereiniget und zubedeckung der Roesten zugerichtet worden.<br />

Ob nuhn wol solchs wasser an ime selbst von vitreol und anderer unart des bergs gantz scharpff und<br />

bitter ist, so gewinnet es doch von der unsauberkeit und unart, so von dem deinen ertzt gewaschen<br />

wurdet noch viI einen herbem und strengem geschmack, und wurdet also scharpff, das nit allein kein<br />

vihe dasselbe on schaden trincken kan, sonder das auch bißweiln Cräen und anderr vogel so sich darauß<br />

baden wolten, an den fussen erlahmen, und ein gute zeit nit mehr darauff tretten konnen.<br />

Diß wasser wirdt die abzucht genennet, und nimmet seinen fall von den wesehwereken mitten<br />

durch die stat Goßlar, und kohmet daselbst in der stat in das wasser Gosse, welches auß der stat in die<br />

Ocker fleusset, under dem Ocker Turrm4Oa), Bey der Galmehutten und treibet in und ausserhalb der<br />

stat viI muele hemmer 41 ) und Treibhutten.<br />

Darauß ervolget, das nit allein die Gose, sonder auch die Ocker der massen inficirt und vergiftet<br />

wurdet, das sich in beiden wassern keine fische, so bald sie mit der abzucht vermenget werden, erhalten<br />

konnen.<br />

Und ob wol viI der meinung sind, das solchs nit allein von der abzucht verursachet werde, sonder<br />

viI mehr von dem gifftigen boesen hutten Rauch, der von den vilfeltigen schmeltzhutten, so an der<br />

Ocker gelegen, in das wasser feilet, in massen dann auch der acker so daran gelegen, dergestalt von<br />

demselben Rauch vergiftet wurdet, das er kein frucht tragen kan, und derhalben an viI orten gantz<br />

oede und ungepauet ligen pleibt, so ist doch auß dem augenschein viI ein anders zubefinden. Dann ob<br />

wol alle schmeltz hutten, ob dem einfluß der Gosen an der Ocker gelegen, also das die hutten und<br />

schlacken hauffen mitten in dem Wasser stehn, und das wasser zum teil mitten durch solchen rauch<br />

und unsauberkeit der schlacken lauffen muss, so findet man doch ungeachtet dessen alles, vii fohren 42)<br />

und anderer fische in demselben wasser, an und zwischen den obbemelten hutten, bißzu dem einfluß<br />

der Gose, da alle schmeltzhutten ein ende haben. Aber underdemselben einfluß da keine schmeltzhutten<br />

mehr sind verlieren sich erst die fische, biß uber den heylinger Berg 43 ), da die Radaw sam pt der<br />

Ecker, und letzlichen auch die I1se in die Ocker kohmen, alsdann fahet die Ocker erst an wider<br />

fischreich zu werden. Darauß c1erlichen erscheinet, das die Ocker durch keinen huttenrauch, und<br />

nichts anders, dann durch die abzucht, der fische beraubet wurdet, dieweil sie darob und darunder mit<br />

fischen zimlichen versehen ist.<br />

Damit nuhn die Ocker bey seiner fische weide durch auß pleiben und durch die abzucht gehorter<br />

gestalt nit vergiftet werden mochte, kan man meins erachtens durch keinen andem geringern weg<br />

erlangen, dan volgender gestalt.<br />

Nemlich das man erstlichen under der Galmehutten, und vor dem einfluß der Gosen in die Ocker<br />

anfange, zwischen der Ocker und der hoehe so daran gelegen einen damme uffzuwerffen ungefahrlichen<br />

eins halben mans hohe oder ein wenig hoher, nach gelegenheit des flusses und des erdpodens,<br />

3S) StA Wolfenbüttel, 2 Alt 2755, fol. 3'_ 5'.<br />

39) Wasserhebemaschine.<br />

40) Waschwerk - das kleine Erz, das durch einen Durchlaß oder ein Sieb ausgewaschen wird.<br />

40» Über Lage und Bedeutung des Okerturms im Winkel von Oker und Abzucht vgl. die bei H.<br />

Kleinau, Geschichtliches Ortsverzeichnis 2,1968, Nr. 1551 zitierte Literatur.<br />

41) Hammer(mühle) - Zerkleinerungsmaschine.<br />

42) Harzfisch (eigtl. Forelle).<br />

43) Harliberg.<br />

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und das solcher damme an derselben hohe biß an das doster Waltingerode 44 ), und von dannen under<br />

dem Closter wider nach der hohe umb den herlinger berg 45 ), biß an das ort gcfuret wurde, da die<br />

Radaw und Ecker in die Ocker fallen, also das die Gose so diser zeit bey derGalmey hutten iren einfluß<br />

hat, erst hinder dem herlinger berg in die Ocker kahmen, und ein gute meil wegs abgesondert der<br />

Ocker an dem berg in einer geraumen breitten gantz flach ahgefuret werden muste.<br />

Nachdem auch in Zeit grosser guesse, die Gose ob dem Ocker turrm sich außzugiessen, und<br />

daselhst zum teil in die Ocker außzufallen pflegt, welchs doch sonst, so die wasser in ire m gewohnlichen<br />

lauffe sind nit beschicht, muste man die Gose, an demselben ort gleicher gestalt mit einem deinen<br />

damme vorsehen und vorwahren das an demseIhen ort auch nichts dauon in die Ocker kohmen konte.<br />

Zum andern musten in solchem newen fluß viI schlamme greben, und schier einer an dem andern,<br />

mit deinen wehrlein auß holtze gemacht werden. Dieselben wehrlein musten der wege nach schier<br />

eben die hohe haben wie die Gose an dem ort da sie anfenglichen mit dem damme verfasset worden,<br />

also das sich der fluss an solchen wehrlein stemmen und abstossen muste, und keinen sonderlichen fall<br />

haben konte so lang biß die Gose gar in die Ocker geleittet wurde.<br />

So nuhn die Gose sampt der ahzucht gehorter gestalt von der Ocker abgesondert, und ir Lauffe<br />

durch die vilfeltigen wehrlein odcr schlammgraben gebrochen wurde, also das sich die truebe und<br />

unsauberkeit in solchem stillen und gebrochenen lauffe von dem wasser setzen und leuttern muste.<br />

Und dann die Ocker durch die Radaw und anderr wasserflusse hinder dem herlinger berge on das<br />

gemehret und gestercket wurdet, hette ich gar keinen Zweiffel alle unart und bitterkeit der abzucht<br />

wurde sich durch dise weg setzen und verlieren, und die Ocker an der fischweide keinen schaden<br />

weitter thuen konnen.<br />

Da solchs mit dem gemeinen Land dienst vorgenohmen, konte es meins erachtens in zweyen<br />

oder dreyen monatten verrichtet werden, und wurde keinen grossen uncosten walten, dann die wehrlein<br />

oder schlammgrehen mogen durch wenig zimmerleute oder bergkleute leich tl ich verfertiget werden,<br />

aber daran wurde gelegen sein, das dieseihen schlammgreben soofft die mit schlamm außgcfullet,<br />

wider musten gereiniget und geraumet werden, welchs meins erachtens in etlichen jaren kaum ein mal<br />

zu schulden kohmen mochte. Solchs konte denen uffgelegt werden den man die muel gefelle der ort<br />

zueignen wurde. Dann ich halt dafur, da die hohe des ein und außfluß ahgewegen solt werden, man<br />

wurde zu etlichen zimlichen muelgefellen kohmen konnen, die man der ort anrichten mochte, welche<br />

dem CI oster Waltingerode nit undienstlich oder ungelegen sein wurden.<br />

Und konte solcher newer fluß on nachteil einiger alten muel oder hammerwercke obgemelter<br />

gestalt verrichtet werden.<br />

Bedencken was gestah an der Ocker noßwerck anzurichen. 46 )<br />

Erstlichen ist zu wissen das die Ocker iren ursprung hat an dem Rottenberg bey dem Brandt,<br />

hinder dem Dietrichs berg in der herzogen Wolffen 47 ) forst, darein kohmen vii zimliche grosse wasserflusse,<br />

ehe sie auß dem hartz brichet, nemlich die Altenaw das schwartz wasser, das kol wasser, die<br />

kalb, die schalcke, das weiß wasser und vii anderr dergleichen wasser flusse, welche alle in herzogen<br />

Wolffen forst entspringen, und sich zum oftern mal dergestalt ergiessen das sie die Ocker zimlich wasser<br />

reich machen, also das man des mehrern teils des jars, wassers halben darinnen wol flossen konte,<br />

da man auß andem ursachen daran nit verhindert wurde. Dann erstlichen hat es an vii orten seer hohe<br />

feißen und dippen, die nit allein hohe felle machen, sonder Crummen und wenden sich also kurtz, das<br />

nit moglichen ist Langes Zimmerholtz in der Ocker zu flossen.<br />

44) Wöltingerode.<br />

45) Harliherg.<br />

46) StA Wolfenhüttel, 2 Alt 2755, fo\. 6 r -11 v.<br />

47) Grubenhagen.<br />

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gestalt on grossen uncosten nit bescheen kan, zu dcm das die IIse des mehrern teils in frembder herschaft<br />

zum teil in dem Stolbergischen und zum teil in dem Halberstatischen seinen fluß hat, derhalben<br />

so1chs mit semptlichem rath und gemeiner hilffe der graffen und des Capitels bescheen muste. Nachdem<br />

aber so1chs des grossen uncostens und der fremden herschaft halben etwas weitleuftig, und vii<br />

muhe und lange zeit walten mochte, mag man die IIse und die flusse im hartz diser zeit in ruhe stellen,<br />

und erstlichen allein darauff bedacht sein, wie das holtz so mit pferden auß dem hartz und <strong>Braunschweig</strong>ischen<br />

forst uff den holtzhoff under der hartzburg befurdert wurdet, biß gcn Schladen mochte<br />

geflosset werden, da man in demselben nutz und vorteil befunden wurde, hette man alsdann ursach<br />

der sachen weitter nachzudencken, wie die f10esse auch in dem hartz in allen wasserflussen in oder<br />

ausserhalb diser herschaft gelcgen, so in die Ocker kohmen, anzurichten sein mochten.<br />

Demnach steht mein bedencken kurtzlichen dahin, nachdem es bey der Newenstat 54


orten auch schleussen anrichten, damit man jeder zeit wasser samlen und wider ablassen mochte,<br />

welchs doch meins verhoffens an disem ort der Ocker nit von notten sein wurdet, dann die Ocker der<br />

ort in sommers und winters zeitten zimlieh wasser hat.<br />

Allein konten die schleussen dahin dienen, so man das steinfeIt fruchtbar machen und zu wisen<br />

anrichten wolte, das man das wasser damit in die hohe stemmen und das lande damit nach gelegenheit<br />

wessern und fruchtbar machen mochte. Zu solchem wurde auch nit wenig dienen so der Ocker die<br />

scherpfe und bitterkeit der abzucht dem ersten ratschalg gemeß benohmen wurde, welchs on zweiffen­<br />

Iich dasselbe land also verunartct, das es weder zu weide noch in anderr weg zu einige nutz zugebrauchen<br />

ist. S5)<br />

Da nuhn die floesse von dem holtzhoff under der hartzburg an, biß gen Schladen gehorter gestalt<br />

verrichtet ",urde, wekhs meins erachtens mit dem gemeinen land dienst in einem sommer bescheen<br />

konte, macht nit allein brenn und zimmerholtz, sonder auch Tillen 56) Latten und Bretten, item auch<br />

Collen und alles was man auß dem hartz zu faren pflegt uff dem wasser dahin verfertiget werden, von<br />

dannen es mit der zeit gleicher gestalt auch uff Wolffcnputc1 und <strong>Braunschweig</strong> konte geflosset werden,<br />

da man den uncosten darauffwenden wolte.<br />

Diß hab ich vor mein einfalt zu eins jeden weittern bedencken und verbesserung, allein zu einem<br />

anfang des floeßwcrcks in gemein anzeigen wollen, dann wie es an jedem ort underschidlichen vorgenohmen<br />

werden muße, das wurdet eins jeden ortes gelegenheit und die wag mit sich bringen, und kan<br />

also specifie diser zeit nit vermeldet werden, dann man alle ein und außfloesse, auch die hohe von einer<br />

yden 57) f10csse zu der andern mit vleiß abwegen, und alle damme und schleussen darnach richten muß,<br />

wie so\chs der augenschein geben wirdt.<br />

Da man nuhn mit hilff des Almechtigen vermag obvermelter beider bedencken, so vii erhalten<br />

• wurde, das erstlieh die Ocker wider an allen orten fischreich mochte werden, und das man allerley<br />

hol tz von dem holtzhoff bey der hartzburg biß gen Schladen uff der Radaw und Ocker flossen, und das<br />

unartige oede land wessem und fruchtbar machen kante, mochte man darnach weitter bedencken, wie<br />

man mit hilff der benachbarten, auch auß frembden forsten mitten auß dem hartz nit allein uff disen<br />

heden inlendischen sonder auch uff frembden wasserflussen, als uff deT Ecker und uff der Iise weitteT<br />

floesse mochte anrichten, die sich alsdann gar biß gen <strong>Braunschweig</strong> erstrecken mochten, darauß disen<br />

herschaften, und allen umbligenden landschaften nit geringer nutz und vorteil ervolgen konte.<br />

Ankommen zu Heßen 23 October a O Lxvii 58)<br />

55) Vgl. erstes Gutachten, oben S. 108 f.<br />

56) Dielen.<br />

57) Lies: jeden.<br />

58) Von anderer Hand.<br />

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Nationalsozialistische Wirtschaftspolitik im Lande <strong>Braunschweig</strong><br />

1930 - 1939<br />

Von<br />

Birgit PoIl mann und Hans-Ulrich Ludewig<br />

Teil 1·<br />

Nationalsozialistische Wirtschaftspolitik in den Krisenjahren 1930 - 1933<br />

Trotz der Fülle an Publikationen zur Geschichte der Weimarer Republik und des Nationalsozialismus<br />

und trotz der Renaissance, welche die Regional- und Lokalgeschichtsforschung<br />

im letzten Jahrzehnt erlebte, sind Untersuchungen über die regionalen Auswirkungen<br />

der Wirtschaftskrise und die unterschiedlichen Krisenüberwindungsstrategien noch<br />

sehr selten I).<br />

Schon ein erster Blick auf wichtige Krisenindikatoren wie Arbeitslosigkeit, Konkurse,<br />

Produktionsrückgang zeigt, daß die Wirtschaftskrise die Länder und Wirtschaftsregionen<br />

hinsichtlich Verlauf und Intensität unterschiedlich traf. Daß die Unterschiede in der Finanzkraft<br />

der Länder und Kommunen sowie der Grad ihrer Verschuldung nicht ohne Auswirkungen<br />

auf den Zeitpunkt und das Ausmaß der Kürzungen bei den Sozial- und Personalausgaben<br />

blieb, erscheint plausibel; desgleichen, daß die Mittel, die zu Stützungsaktionen<br />

für in Bedrängnis geratene Betriebe zur Verfügung standen von den jeweiligen finanziellen<br />

Möglichkeiten abhingen. Ob und in welchem Maße jedoch die verschiedenartige<br />

parteipolitische Zusammensetzung der Landesregierungen (Preußen, Bayern, <strong>Braunschweig</strong>)<br />

und die daraus folgenden Unterschiede in den wirtschaftspolitischen Konzeptionen<br />

sich bei den Versuchen zur Bekämpfung der Krise in der Endphase der Weimarer<br />

Republik auswirkten, ist bisher kaum untersucht; wir wissen ebenso wenig über die regionalen<br />

Folgen der wirtschaftspolitischen Maßnahmen nach der Machtergreifung, weder<br />

über die kurzfristigen, noch über die langfristig strukturellen.<br />

<strong>Braunschweig</strong> bietet sich als Untersuchungsfcld für diese Probleme insofern an, als<br />

hicr die Nationalsozialisten bereits seit den Herbstwahlen 1930 in der Regierungsverantwortung<br />

standen. Sie hatten, wie sonst nirgendwo im Reich, schon frühzeitig Gelegenheit,<br />

den wirtschaftspolitischen Handlungsspie\raum auf dieser Ebene in ihrem Sinne zu nutzen .<br />

• Der zweite Teil erscheint 1985 in Bd. 66 dieses <strong>Jahrbuch</strong>es.<br />

1) Wegweisend jetzt: Ursula Büttner, Hamburg in der Staats- und Wirtschaftskrise<br />

1928 - 1931, Hamburg 1982.<br />

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115


Nach der Machtergreifung setzte der braunschweigische Ministerpräsident Klagges alles<br />

daran, <strong>Braunschweig</strong> zu einem nationalsozialistischen Musterland zu machen, was sich für<br />

die wirtschaftliche Entwicklung des Landes durchaus positiv auswirkte.<br />

Im ersten Teil der Untersuchung wird zunächst auf die Entwicklung der braunschweigisehen<br />

Wirtschaft in den Krisenjahren 1929 -1933 eingegangen. Vor diesem Hintergrund<br />

werden die wirtschaftspolitischen Maßnahmen der Regierung Franzen bzw. Klagges/Küehen<br />

thaI dargestellt. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage nach der wirtschaftspolitischen<br />

Konzeption der Nationalsozialisten im Zusammenhang mit ihrer allgemeinen politischen<br />

Strategie und Taktik: Versuchten die Nationalsozialisten durch besonders rigorose Anwendung<br />

der Drüningschen Notverordnungen im Land <strong>Braunschweig</strong> die Wirtschaftskrise<br />

bewußt zu verschärfen, um - mit dem Hinweis auf die Verantwortung der Reichsregierung<br />

- deren Unfähigkeit und damit letztlich das Versagen des ,Weimarer Systems' der Bevölkerung<br />

vor Augen zu führen? Roloff und Bein gehen in ihren Arbeiten zur braunsehweigisehen<br />

Geschichte von dieser Auffassung aus 2 ).<br />

Oder waren die regierenden Nationalsozialisten mit ihren Maßnahmen mehr oder weniger<br />

ängstlich bemüht, den Nachweis ihrer Regierungsfähigkeit zu führen, auch auf wirtschaftlichem<br />

Gebiet, etwa durch Sanierung der Landesfinanzen? Mußten sie nicht als ,Regierungspartei'<br />

bei sieh weiter verschlechternden wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse<br />

um ihre Popularität und damit um ihre Wahlehancen fürchten? In diesem Zusammenhang<br />

wird auch die Haltung der übrigen Parteien und Wirtschaftsverbände zu dieser Politik<br />

kurz skizziert.<br />

Im zweiten Teil konzentriert sich die Untersuchung auf folgende Aspekte: Einer Skizzierung<br />

der nationalsozialistischen Wirtschaftspolitik auf Reichsebene, die den Handlungsspielraum<br />

auf Landesebene gerade angesichts des ausgeprägten Zentralismus entscheidend<br />

bestimmte, schließt sich die Analyse der konkreten Maßnahmen zum Abbau der<br />

Arbeitslosigkeit und zur Ankurbelung der Konjunktur im Lande <strong>Braunschweig</strong> in den J ahren<br />

1933/34 an. Die weitere Entwicklung der <strong>Braunschweig</strong>er Wirtschaft nach 1934 soll am<br />

Beispiel ausgewählter Branchen - Baugewerbe, Metallindustrie, Fahrzeugbau - beschrieben<br />

werden. In welchem Ausmaß und mit welchem zeitlichen Schwerpunkt Wirtschaftspolitik<br />

in der Region <strong>Braunschweig</strong> im Zeichen kriegswirtschaftlicher Mobilmachung<br />

stand, wird hierbei eine zentrale Frage sein. Schließlich sollen die Probleme aufgezeigt<br />

werden, die sich aus der ,Gleichschaltung', aus der Eingliederung der Wirtschaftsorganisationen<br />

in das NS-System ergaben.<br />

Diese Darstellung muß viele Aspekte nationalsozialistischer Herrschaft ausklammern;<br />

darin liegen erhebliche Probleme: Gewalt und Terror, konstitutiv für das NS-Systern,<br />

werden nicht im Vordergrund stehen. Eine isolierte Analyse der wirtschaftlichen<br />

Entwicklung, noch dazu für die Friedensjahre 1930 -1939, unterliegt der Gefahr kurzfri-<br />

2) Ernst-August Roloff, Bürgertum und Nationalsozialismus 1930-1933. <strong>Braunschweig</strong>s<br />

Weg ins Dritte Reich, Reprint, <strong>Braunschweig</strong> 1980. Reinhard Bei n, Nationalsozialismus und Arbeiterbewegung<br />

im Freistaat <strong>Braunschweig</strong>, in: Werner PölsfKlaus Erich Po 11 man n, Moderne <strong>Braunschweig</strong>ische<br />

Geschichte, Hildesheim 1982, S. 285 - 306, bes. S. 289.<br />

116<br />

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Tab. 1: Arbeitssuchende im Jahresdurchschnitt im Freistaat <strong>Braunschweig</strong> und<br />

im Reich 1929 -1933 (in Tsd.) 12)<br />

Bs Reich Bs Reich<br />

(1929 = 100)<br />

1929 16,6 1899 100 100<br />

1930 27,5 3076 166 162<br />

1931 47,2 4520 283 238<br />

1932 56,7 5603 340 295<br />

Im Vergleich zum Reich stieg die Arbeitslosigkeit besonders 1931 im Land <strong>Braunschweig</strong><br />

stärker an. Betrachtet man allerdings die Arbeitslosenzahlen je 1000 Einwohner in verschiednen<br />

Großstädten des Reiches im Jahre 1932, so weisen die Städte des rheinisch-westfälischen<br />

Industriegebietes (Dortmund, Mönchengladbach, Wuppertal, Solingen), des<br />

sächsischen (Chemnitz, Plauen, Leipzig, Dresden) und des Berliner Raumes höhere Raten<br />

auf als die Stadt <strong>Braunschweig</strong>. In München, Stuttgart, I lamburg dagegen lag die Arbeitslosenquote<br />

deutlich niedriger 13).<br />

Wie schon erwähnt, waren Industrie und Handwerk, Handel und Verkehrsgewerbe ,<br />

von der Arbeitslosigkeit unterschiedlich betroffen, überproportional - gemessen an ihrem<br />

jeweiligen Anteil an der Gesamtzahl der Erwerbstätigen - die meisten Industriebranchen.<br />

Ausnahmen bildeten in <strong>Braunschweig</strong> nur die Chemische-, die Kautschuk- und Asbestindustrie,<br />

das Bekleidungsgewerbe sowie die Wasser-, Gas-, Elektrizitätsgewinnung und<br />

-versorgung. Auch der Handcls- und Verkehrssektor mit einem Erwerbstätigenanteil von<br />

18,5 % befand sieh mit einem Arbeitslosenanteil von 15,2 % in einer verhältnismäßig günstigen<br />

Situation.<br />

Betrachtet man den Anteil der Arbeitslosen an der Zahl der Erwerbstätigen der einzelnen<br />

Branchen, so ergibt sich folgendes Bild:<br />

Tab. 2: Der Anteil der Erwerbslosen an den Erwerbspersonen<br />

im!!l":t1l1t nach Branchen (in %) 1933 14 )<br />

Bergbau, Salinenwesen<br />

Industrie d. Steine u. Erden<br />

Eisen- und Metallgewinnung<br />

Eiscn-, Stahl-, Metallwarenherstellung<br />

Maschinen-, Kessel-, Apparate-, Fahrzeugbau<br />

E1cktrotechn. Industrie<br />

Feinmechanische u. optische Industrie<br />

Chemische Industrie<br />

Textilindustrie<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

32,4<br />

31,9<br />

30,6<br />

25,6<br />

37,5<br />

34,1<br />

13,4<br />

27,3<br />

12) Mitteilungen der Handelskammer für den Freistaat <strong>Braunschweig</strong>, Jg. 1933, Heft 3; Petzi<br />

n al A be Is hause rlFa us t, Sozialgeschichtliches Arbeitsbuch, S. 119.<br />

13) Petzinal Abelshauser/Faust, S. 121.<br />

14) ,Denkschrift', Tabellenteil.<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042602<br />

16,5<br />

119


Papiererzeugung und -verarbeitung<br />

Druck- und Vervielfältigungsgewerbe<br />

Ledcr-, Lederwarenindustrie<br />

Kautschuk- u. Asbestindustrie<br />

Holz- u. Schnittstoffindustrie<br />

Musikinstrumente u. Spielwarenindustrie<br />

Nahrungs- und Genußmittelindustrie<br />

Bekleidungsgewerbe<br />

Bau- und Baunebengewerbe<br />

Wasser-, Gas-, Stromversorgung<br />

26,3<br />

26,8<br />

16,0<br />

31,9<br />

29,1<br />

69,6<br />

18,6<br />

14,5<br />

38,9<br />

13,3<br />

Nach Erhebungen der Handwerkskammer 15) sank die Zahl der Gesellen von 10100 im<br />

Jahre 1930 auf 6664 im Jahre 1932, also um 34 %. Dieser erhebliche Beschäftigtenrückgang<br />

erhöhte die Zahl der Alleinhetriehe; von den 13819 Handwerksbetrieben im Kammerbezirk<br />

waren 19338360 Alleinbetriebe.<br />

Die Arbeitslosigkeit traf in <strong>Braunschweig</strong> die Arbeiter verhältnismäßig stärker als die<br />

Angestellten; dies zeigt ein Vergleich der Entwicklung des Beitragsaufkommens für die<br />

Invaliden- und die Angestelltenversicherung im Land <strong>Braunschweig</strong>. Während die Zahl<br />

der in der Invalidenversicherung Beitragspflichtigen von 1929 auf 1932 um fast ein Drittel<br />

zurückging, verlor die Angestelltenversicherung nur knapp ein Fünftel ihres Beitragsaufkommens.<br />

Die Wochen- bzw. Monatsheiträge zur Altersversicherung, aufgeschlüsselt<br />

nach Lohn- bzw. Gehaltsklassen lassen zudem einige Rückschlüsse auf die Einkommensentwicklung<br />

der Arbeiter und Angestellten während der Wirtschaftskrise zu (vgl. Tab. 3a<br />

und 3b):<br />

1. Das Beitragsaufkommen zur Invalidenversicherung ging früher und stärker zurück<br />

als das der Angestelltenversicherung.<br />

2. Zwar sind alle Lohngruppen von diesem Rückgang betroffen, nicht jedoch alle Gehaltsklassen.<br />

Am stärksten traf es die Lohngruppe VII (mit einem Wochenverdienst von<br />

über 36 RM), deren Anteil sich von 33 % auf 13 % reduzierte, während der Anteil der<br />

Lohngruppen 11 - V (mit einem Wochenverdienst von 6 - 30 RM) anstieg. Dies deutet<br />

zum einen darauf hin, daß die gutbezahlten Industriearbeiter von den Entlassungen am<br />

schwersten betroffen waren, zum andern aber auch darauf, daß sich das Lohnniveau während<br />

der Krise erheblich senkte. Bereits 1930 stellte der Gewerbeaufsichtsbeamte des Freistaates<br />

<strong>Braunschweig</strong> in seinem Jahresbericht fest: "Es ist den Arbeitnehmervertretungen<br />

in der ersten Jahreshälfte meist gelungen, die Löhne auf der Höhe zu halten. In der zweiten<br />

Hälfte des Jahres haben sie sich dagegen oft mit einem mehr oder weniger großen Abbau<br />

der Löhne einverstanden erklären müssen" 16). Wie erheblich diese Lohnkürzungen z. T.<br />

15) Tätigkeitsberichte der Handwerkskammer für den Freistaat <strong>Braunschweig</strong> und der Wirtschaftsstelle,<br />

Geschäftsjahr 1932133, <strong>Braunschweig</strong> o. J., S. 55. Am stärksten traf der Beschäftigungsrückgang<br />

in diesem Zeitraum das Bauhandwerk mit 44,5 %.<br />

16) Jahresbericht des Gewerbeaufsichlsheamten des Freistaates <strong>Braunschweig</strong> für das Jahr 1930,<br />

<strong>Braunschweig</strong> 1931, S. 5.<br />

120<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

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ausfielen, zeigt das Beispiel des Bergbaus; im Hüttenwerk Oker wurden die Löhne 1932<br />

gegenüber 1931 um 17 - 20 % reduziert. 17).<br />

3. Bei den Angestellten waren die mittleren Einkommensgruppen besonders 1932<br />

stärker von der Krise betroffen als die höheren Einkommen. In der ,Denkschrift' wird dies<br />

darauf zurückgeführt, daß die Angestellten mehr unter Gehaltssenkungen als unter Entlassungen<br />

zu leiden hatten; zudem bemühten sich die sehr gut Verdienenden als freiwillig<br />

Versicherte, wenn irgend möglich, die Anwartschaft für die alte Gruppe aufrecht zu halten<br />

18).<br />

Tabelle 3a<br />

Schichtung des Lohneinkommens der Arbeiter in den Jahren 1929 bis 1934. 19 )<br />

An Wochenbeiträgen zur Invalidenversicherung wurden geleistet in<br />

Jahr Lohnklasse<br />

l") II III IV V VI VII 1- VII<br />

bis6RM 6-12 12-18 18 - 24 24 -30 30-36 >36RM zus.<br />

1 2 3 4 5 6 7 S 9<br />

1) Anzahl in 1000 Stück.<br />

1929 177,8 926,9 1 065,0 703,0 704,8 550,1 2030,0 6157,6<br />

1930 152,1 851,7 1 028,9 680,5 664,5 448,5 1 747,7 5573,9<br />

1931 139,3 817,5 940,3 624,6 602,5 398,7 1 194,8 4717,7<br />

1932 145,0 955,1 916,8 668,9 591,8 363,5 543,2 4184,3<br />

1933 176,1 1 239,7 874,8 810,8 678,5 409,0 564,2 4753,0<br />

1934 206,0 1 317,6 879,1 1 109,0 921,0 596,5 782,0 5811,3<br />

2) in v. H. der Gesamtzahl.<br />

1929 2,9 15,1 17,3 11,4 11,4 8,9 33,0 100<br />

1930 2,7 15,3 18,5 12,2 11,9 8,0 31,4 100<br />

1931 3,0 17,3 19,9 13,2 12,8 S,5 25,3 100<br />

1932 3,5 22,8 21,9 16,0 14,1 8,7 13,0 100<br />

1933 3,7 26,1 18,4 17,0 14,3 8,6 11,9 100<br />

1934 3,5 22,7 15,1 19,1 15,9 10,3 13,4 100<br />

3) Durchschnitt 1929 = 100.<br />

1929 100 100 100 100 100 100 100 100<br />

1930 85,5 91,9 96,6 96,8 94,3 81,5 86,1 90,5<br />

1931 78,3 88,2 88,3 88,8 85,5 72,5 58,9 76,6<br />

1932 81,6 103,0 86,1 95,1 84,0 66,1 26,8 68,0<br />

1933 99,0 133,7 82,1 115,3 96,3 74,4 27,8 77,2<br />

1934 115,8 142,2 82,S 157,8 130,7 108,4 38,S 99,4<br />

*) Monatsverdienst in RM<br />

17) Nds. StA, 12 A Neu 13,8459.<br />

18) ,Denkschrift', S. ,186.<br />

19) ,Denkschrift', Anhang, Tab. ISa.<br />

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121


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

lieh, solange wir keine nationalsozialistische Reichsregierung haben"38). Diese Stellungnahme<br />

des braunschweigischen Ministers kommentierte nun Knickerbocker: "Tatsächlich<br />

haben die Gegner des Ministers Klagges in <strong>Braunschweig</strong>, deren Meinung mir rückhaltlos<br />

und in vollem Umfange dargelegt wurden, am meisten daran Anstoß genommen, daß er<br />

die Brüningschen Notverordnungen etwas schärfer als Brünings eigene Partei und ihre<br />

Koalitionsfreude im Reich befolgte. Der einzige jetzt in einem deutschen Staate befindliche<br />

nationalsozialistische Minister" - so fährt Knickerbocker fort (also nicht Klagges) -<br />

"hat sich weder dem Reich widersetzt noch die Verfassung gebrochen, seine Gegner vielmehr<br />

in erster Linie damit bekämpft, daß er mit besonderem Eifer die Notverordnungen<br />

Brünings, den die Nazis ersetzen wollen, durchführte und die öffentlichen Gehälter herabsetzte"<br />

39).<br />

Ob der Kommentar eines Journalisten als Beleg für Hitlers bzw. Klagges' Strategie<br />

geIten kann, muß dahingestellt bleiben. Nun hat R. Bein in einem kürzlich erschienenen<br />

Aufsatz die Roloffsche Interpretation der nationalsozialistischen Wirtschaftspolitik in<br />

Braunsehweig vor der Machtergreifung präzisiert: "Die Klagges-Regierung tat alles, um<br />

die Wirtschaftskrise zu verschärfen, indem sie Bauprojekte behinderte, die Schließung der<br />

Herzog-Julius-Hütte in Astfeld betrieb, Beamtengehälter kürzte, Personal abbaute und<br />

Mittel zur Konjunkturbelebung zurückhiclt"40).<br />

Diese These zum Ausgang nehmend, soll die Klaggessche Wirtschafts- und Finanzpolitik<br />

an hand ihrer konkreten Maßnahmen erneut geprüft werden, unter Einbeziehung der<br />

parlamentarischen Auseinandersetzungen im <strong>Braunschweig</strong>er Landtag und unter Berücksichtigung<br />

der Maßnahmen anderer Länderregierungen , wie z. B. Preußens und Sachsens.<br />

2.1. Wirtschaftspolitische Maßnahmen der Regierung Klagges/Küchenthal<br />

2.1.1.Kürzungen der Beamtengehälter und Personalabbau<br />

Im Vollzug des Brüningschen Deflationskurses hatte auch die braunschweigische Regierung<br />

harte Sparmaßnahmen getroffen, insbesondere Personal reduziert. Im Staatsdienst<br />

wurden 489 Stellen eingespart, zudem 130 Lehrerstellen 41 ); verschiedene Behörden<br />

wurden aufgehoben, so u. a. das Landessteueramt, die Verwaltung der Landessteuern<br />

wurde - ganz im Sinne der Brüningschen Reformpläne - auf das Reich übertragen. Im<br />

September und Oktober 1931 kürzte das Staatsministerium auf dem Verordnungswege die<br />

Beamtengehälter. Neben den allgemeinen Kürzungen der Gehaltsbezüge durch die Notverordnungen<br />

des Reiches erließ die <strong>Braunschweig</strong>ische Regierung am 10. 10. 1931 eine<br />

Aufrücksperre, eine Kürzung der Bezüge und des Wohngeldzuschlages für ledige Beamte<br />

und Beamte, die kinderlos verheiratet waren - unabhängig von der Besoldungsgruppe.<br />

38) BLZ v. 14.2.1932.<br />

39) Ebd.<br />

40) Bein, Nationalsozialismus, S. 289.<br />

41) Verhandlungen des Landtages des Freistaates <strong>Braunschweig</strong>, 4. Wahlperiode 1930 -1933, S.<br />

3961 (Minister KüchenthaI).<br />

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127


Zudem gab es, wie die SPD im Landtag kritisierte, ,Sonderkürzungen' für bestimmte Beamtengruppen.<br />

Um die braunschweigische Besoldung an die Normalsätze des Reiches anzupassen,<br />

erließ das Ministerium am 11. 9.1931 eine Verordnung, von der in erster Linie<br />

Lehrer, Förster und sämtliche Beamte der unteren Besoldungsgruppen betroffen wurden.<br />

Diese Angleichung habe die Regierung nach Ansicht der SPD "mit erheblichem Eifer betrieben<br />

und zwar zu einem früheren Zeitpunkt durchgeführt, als das Reich in der Notverordnung<br />

vom 5.7.31 erwartet habe" 42). Dieser Eifer erklärte sich u. a. wohl aus der Besonderheit<br />

der braunschweigischen Beamtenbesoldungsregelung vom Sommer 1928 43 ). Unter<br />

der SPD-Regierung hatte <strong>Braunschweig</strong>, abweichend von der Politik anderer Länder, die<br />

Gehälter der unteren Beamten erheblich heraufgesetzt, um ihnen eine "einigermaßen auskömmliche<br />

Existenz zu sichern". Gleichzeitig wurden die Gehälter der oberen Beamten<br />

nicht so erhöht wie im übrigen Deutschland; die Endgehälter der Eingangsstufe der akademisch<br />

gebildeten Beamten lagen z. B. um 400 RM niedriger als in anderen Ländern. Diese<br />

Regelung war von der höheren braunschweigischen Beamtenschaft als "unbillig und ungerecht"<br />

44) empfunden worden; sie drängten auf Abhilfe. Im übrigen war das braunschweigische<br />

Staatsministerium keineswegs die einzige Länderregierung, die derartige Maßnahmen<br />

ergriff. In einer Besprechung der norddeutschen Länderminister am 1. 9. 1931 mit<br />

dem Reichskanzler wiesen diese darauf hin, daß selbst bei weitgehendstem Gebrauch von<br />

den Möglichkeiten der Notverordnung vom 24.8. 1931 die Haushalte ihrer Länder nicht<br />

ausgeglichen werden könnten. Brüning widersprach und forderte, die nach Meinung der<br />

Reichsregierung noch bestehenden Sparmöglichkeiten auf dem Gebiet des Unterrichtswesens<br />

und der Lehrerbesoldung auszuschöpfen 45). Die süddeutschen Ministerpräsidenten,<br />

die mit dem Reichskanzler am 15. 9.1931 über die Finanzlage sprachen, erklärten, daß sie<br />

mit ihren Sparverordnungen das Niveau der Reichsbesoldungsordnung bereits unterschritten<br />

hätten, ohne die Haushaltsdefizite beseitigen zu können. Der von Bayern, Baden,<br />

Württemberg, Hessen und Sachsen vorgetragene Katalog an Einsparungsmaßnahmen<br />

reichte von der Kürzung der Dienst- und Versorgungsbezüge der ledigen und kinderlos<br />

verheirateten Beamten und AngestelIen, der Einschränkung der Versetzungen und Beförderungen<br />

bis zur Vereinfachung der Verwaltungen, Kürzung von Sachmittel und Steuererhöhungen<br />

46 ). Er deckte sich weitgehend mit den braunschweigischen Maßnahmen. Auch<br />

die von einem SPD-Ministerpräsidenten geführte preußische Regierung kam angesichts<br />

ihrer verzweifelten Finanzlage nicht um drastische Schritte herum; die am 9. 9. 1931 vom<br />

preußischen Kabinett beschlossenen Sparmaßnahmen im Personalbcreich betrafen besonders<br />

das Schul- und Hochschulwesen, auch eine Beförderungssperre wurde verhängt 47 ). In<br />

dem Tauziehen zwischen Reichsregierung und Preußen oder, wie es Hagen Schulze formu-<br />

(2) Verhandlungen, S. 3235 (Abgeordneter Sievers).<br />

(3) Verhandlungen, Sitzung v. 19.5.1932, S. 4322 (Sievers).<br />

44) Verhandlungen, S. 4224 (Marquord).<br />

(5) Akten der Reichskanzlei, Die Kabinette Brüning I und 11, Bd. 2, Boppard 1982, S. 1639 .<br />

.,;) Ebd., S. 1688 ff.<br />

(7) Vgl. dazu Hagen Schulze, Otto Braun oder Preußens demokratische Sendung, Frankfurt/<br />

BerlinlWien 1977, S. 701 u. S. 715.<br />

128<br />

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liert, in dem "Kreislauf von Bittgängen, Ablehnungen, Drohungen und Erpressungen" 48)<br />

sah sich Preußen zu weiteren Sparmaßnahmen im Rahmen der Rationalisierung seiner<br />

Verwaltung und zum Verkauf seiner Anteile an der preußischen Landesrentenbank an das<br />

Reich gezwungen.<br />

2.1.2. Die Stillegung der Herzog-Julius-flütte<br />

Die Unterharzer Berg- und Hüttenwerke, zu denen auch die Herzug-Julius-Hütte gehörte,<br />

befanden sich im Besitz der Länder Preußen (zu 417) und <strong>Braunschweig</strong> (317). Angesichts<br />

des Preisverfalls für Metalle auf den internationalen Märkten arbeiteten die Betriebe<br />

trotz verbesserter Produktionsmethoden mit hohen Verlusten. Bereits 1931 hatte die Herzog-Julius-Hütte<br />

ihre Belegschaft um 160 auf 297 Mann reduziert und Lohnkürzungen zwischen<br />

25 und 28 % vornehmen müssen. Im Frühjahr 1932 waren die Werke nicht in der<br />

Lage, ihren Zahlungsverpflichtungen gegenüber den Banken nachzukommen 49 ). Auf einer<br />

Besprechung der Gesellschafter und Geschäftsführer der Werke am 6. 4. 1932 wurde<br />

deshalb beschlossen, "daß der Grubenbetrieb möglichst bald eingestellt und der Hüttenbetrieb<br />

noch solange fortgeführt werde, als die Verarbeitung der Erzvorräte auf den Hütten<br />

sich selbst tragen könne. Demzufolge beschlossen die Gesellschafter einmütig, die Stillegung<br />

des gesamten Betriebes zum 1. Juli des Jahres in dieser Weise durchzuführen" 50).<br />

Da die <strong>Braunschweig</strong>ische Regierung sich nicht in der Lage sah, die notwendigen Stützungsbeträge<br />

zur Verfügung zu stellen, wandte sie sich über ihre Gesandtschaft in Bcrlin<br />

an das Preußische Handelsministerium, um gemeinsam mit Preußen Reichhilfe für die notleidenden<br />

Berg- und Hüttenwerke zu fordern 51).<br />

Über die Vor- und Nachteile möglicher Hilfsmaßnahmen wie Schutzzölle für Zink und<br />

Blei, über einen Beimischungszwang für deutsches Zink, Blei und Eisen - beides hätte<br />

eine Verteuerung der Produkte der elektrotechnischen Industrie zur Folge gehabt - sowie<br />

eine allgemeine Subventionierung wurde zwischen <strong>Braunschweig</strong>, Preußen und den<br />

Reichsministerien von April bis Juni 1932 zäh verhandelt 52). Am 18. 5. schaltete sich Klagges<br />

persönlich in diese interministeriellen Gespräche ein. "Wegen des öffentlichen Interesses<br />

an der Erhaltung der Produktions- und Arbeitsstätten sowie aus Gründen der Landesverteidigung<br />

und der Erhaltung der Zahlungsfähigkeit der Gemeinden" befürwortete er<br />

Hilfsmaßnahmen. Klagges trat zu diesem Zeitpunkt für eine Subventionierung aus Mitteln<br />

der Arbeitslosenversicherung ein, "zu der aber notwendigerweise zur Sicherung des Absatzes<br />

die Einführung eines Beimischungszwanges für die weiterverarbeitenden Industrien<br />

41


hinzutreten müsse". Die Vertreter der preußischen und der braunschweigischen Regierung<br />

erklärten übereinstimmend, daß eine Beteiligung ihrer Regierungen an den Stützungsmaßnahmen<br />

nicht möglich sej53).<br />

Bei der Arbeiterschaft war der Eindruck entstanden, als ob Preußen sehr wohl, <strong>Braunschweig</strong><br />

aber keinesfalls zur Hilfeleistung bereit war. In einer Belegschaftsversammlung<br />

der Oker- und I Ierzog-Julius-Hütte am 20./21.5. protestierte sie scharf gegen die Haltung<br />

des Braunsehweigischen Staatsministeriums: "Die Arbeiterschaft fordert diese finanzielle<br />

Unterstützung um so mehr, weil ja auch <strong>Braunschweig</strong> so gut wie Preußen in den guten<br />

Jahren reichliche Gewinne aus diesen Betrieben zugeflossen sind. Die Arbeiterschaft<br />

nimmt Kenntnis davon, daß die Preussag sowohl (als) auch Preußen ihre Bereitwilligkeit<br />

zur Unterstützung erklärt hat, indem der Vertreter der Preussag, Herr Osterroth, in den<br />

Stillegungsverhandlungen am 17. 5. in Hildesheim erklärte, daß die Preussag bereit sei, bis<br />

zu 40 % zur Unterstützung beizutragen" 54).<br />

In der Debatte über die Dringlichkeitsanträge am 19. 5. im braunschweigischen Landtag<br />

unterstützte die SPD diese Haltung und äußerte die Vermutung, daß Klagges die Stillegung<br />

betreibe 55). Das Protokoll der erwähnten Verhandlungen in Hildesheim bestärkte sie<br />

darin. Der Direktor der Preussag, Osterroth, hatte dort erklärt: "Während des Wahlkampfes<br />

ist, von einer bestimmten Seite lanciert, einseitig Material gegen Preußen geliefert und<br />

die preußische Staatsregierung angegriffen worden. Demgegenüber muß festgestellt werden,<br />

daß in der Gesellschaftersitzung am 6. April über den Antrag der braunschweigischen<br />

Regierung abgestimmt werden mußte. Dieser Antrag forderte die Stillegung des Harzer<br />

Bergbaus bevor der Aufsichtsrat der Preussag dazu Stellung genommen hatte" 56). Klagges<br />

wies die Vorwürfe mit ausführlichen, soweit in den Akten festgestellt werden konnte, auch<br />

zutreffenden Zitaten über die Verhandlungen in Berlin zurück. Dort hatte sich das Reichskabinett<br />

zur Unterstützung des notleidenden deutschen Erzbergbaus bereit erklärt, lehnte<br />

jedoch eine Beteiligung an der Subventionierung der im Staatsbesitz befindlichen Betriebe,<br />

wie der Unterharzer Berg- und Hüttenwerke, ab. Die braunschweigische Regierung<br />

versuchte nun in den Haushaltsberatungen des Reichsrates die Unterstützung der übrigen<br />

Länder für ihre Politik zu gewinnen. Zudem wurde Klagges beim Reichswehrminister<br />

Schleicher vorstellig, um dessen Unterstützung zu gewinnen. Er wies nachdrücklich auf die<br />

wehrpolitische Bedeutung des Erzbergbaus hin. Schleicher stimmte dem zu und teilte vertraulich<br />

mit, im Reichskabinett sei man sich "bereits darüber klar gewesen, daß, wenn die<br />

beteiligten Länder, insbesonders Rraunschweig, zur Aufbringung weiterer Subventionen<br />

ihrerseits außerstande wären, ihnen die benötigten Mittel, wie es genannt sei, kassenmäßig,<br />

vielleicht auch als verlorene Zuschüsse zur Verfügung gestellt werden müßten".<br />

Schleicher wollte dafür eintreten, daß die Kreditbedingungen für <strong>Braunschweig</strong> durchaus<br />

annehmbar gehalten würden 57).<br />

I<br />

53) Besprechung im Reichswirtschaftsministerium am 18.5. 1932, betr. Maßnahmen zur Hebung<br />

der Notlagc dcs Erzbergbaus, in: Ebd.<br />

54) Resolution der Belegschaftsversammlung, in: Ebd.<br />

55) Verhandlungen, Sitzungen v. 19.5. 1932, S. 4404 f. (Sievers).<br />

56) Ebd., S. 4408.<br />

S7) Berichte Bodens v. 16.6.,17.6. und 23.6.1932, in: Nds. StA, 12 A Neu 13, 8459.<br />

130<br />

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Tatsächlich stimmte der Reichswirtschaftsminister schließlich zu, daß die in öffentlicher<br />

Hand befindlichen Bergwerke in die Subvention in der gleichen Weise einbezogen<br />

werden sollten, wie die Privatwerke, unter der Voraussetzung, daß die beteiligten Länder<br />

Preußen und <strong>Braunschweig</strong> sich bereit erklärten, die Hälfte der vorgesehenen Subventionen<br />

zu ühernehmen 5R ).<br />

2.1.3. Konjunkturpolitik in <strong>Braunschweig</strong><br />

Hat Klagges durch Zurückhaltung der Mittel zur Wirtschaftsbelebung bewußt die<br />

Konjunktur gedrosselt?<br />

Mit Sicherheit kann davon ausgegangen werden, daß die DNVPfNSDAP-Regierung<br />

und die sie im Landtag stützende Mehrheit alle Vorschläge der SPD-Fraktion, Mittel zur<br />

Konjunkturbelebung zur Verfügung zu stellen, ablehnte. So brachte die SPD-Fraktion anläßlich<br />

der Haushaltsdebatte 1932 den Antrag ein, 2 Millionen RM für den Wohnungsbau<br />

in den Etat einzustellen. In seiner Begründung wies der Abgeordnete Siems darauf hin,<br />

daß die völlig darniederliegende Bauindustrie als Schlüssclgewerbe mit Staatshilfe wieder<br />

angekurbelt werden müsse. Die SPD war sich dabei durchaus im Klaren, daß "wir gegen<br />

diese Wirtschaftskrise von hier aus nichts unternehmen (können). Aber meiner Ansicht<br />

nach müssen wir von hier aus alles unternehmen, um die Sache zu lindern. Wenn die öffentliche<br />

Hand auf diesem Gebiet völlig versagt, dann weiß ich nicht, wie überhaupt die Möglichkeit<br />

bestehen soll, daß wir irgendwelche Arbeit wiederbekommen können"59).<br />

Die erforderlichen Beträge sollten entweder aus Hauszinssteuermittcl zur Verfügung<br />

gestellt werden oder auf dem Anleiheweg besorgt werden. <strong>Braunschweig</strong> hatte, wie andere<br />

Länder auch, von der Möglichkeit der Brüningschen Notverordnung Gebrauch gemacht,<br />

auch die Hauszinssteuermittel, die bisher zum erheblichen Teil in die Baufinanzierung geflossen<br />

waren, für den allgemeinen Finanzbedarf zur Deckung des Defizits im Landeshaushalt<br />

zu verwenden 60). Der Unterschied zu Preußen bestand nur darin, daß dieser Wohnungsbauanteil<br />

der Hauszinssteuer - wie der SPD-Landtagsabgeordnete und <strong>Braunschweig</strong>er<br />

Oberbürgermeister Böhme hervorhob - wenigstens den Gemeinden für ihren<br />

allgemeinen Finanzbedarfzufiel (1 ). Allerdings hatte - wie er gegenüber Klagges zugeben<br />

mußte - auch die frühere SPD-Regierung diese Anteile nicht in dem Maße wie andere<br />

Länder des Reiches an die Gemeinden weitergegeben (2).<br />

Die Regierung lehnte den SPD-Antrag auf Bereitstellung von Wohnungsbaumitteln<br />

kategorisch ab; die Mittel seien nicht zu beschaffen, schon gar nicht auf dem Anleihewege<br />

63).<br />

58) Bericht Bodensv. 25. 6.1932, in: Ebd.<br />

59) Verhandlungen, S. 4203 f. (Sicms).<br />

6(') Verhandlungen, S. 4199 (Böhme).<br />

(1) Ebd. und S. 4353.<br />

(2) Ebd., S. 4349.<br />

(3) Ebd., S. 4207 (KüchenthaI).<br />

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131


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nommen. Im Frühjahr 1932 jedoch fand dieses Projekt nicht die Zustimmung der Regierungsparteien.Sie<br />

begründeten ihre ablehnende Haltung nicht nur mit der finanziellen<br />

Situation des Landes, sondern auch damit, "daß die Iläuser sowohl wie die Landparzellen<br />

zu klein seien, und daß sich Städter überhaupt schwerlich an die für diese Siedler erforderliche<br />

entsagungsvolle Lebensweise gewöhnen würden"6R).<br />

Finanz- und wirtschaftspolitisches Ziel der NSDAP in <strong>Braunschweig</strong> war ohne jede<br />

Frage die Sanierung des Staatshaushaltes. Sie bewegte sich damit ganz auf der Linie der<br />

Brüningschen Deflationspolitik, die sie - wie die SPD auch nicht müde wurde zu betonen<br />

69 ) - auf Reichsebene bekämpfe. Sie nutzte die Sparpolitik, um den Beamtenapparat<br />

(Kreisdirektoren, Lehrer, Polizei) von ihr mißliebigen Personen rigoros zu säubern. Hierin<br />

unterschied sich die <strong>Braunschweig</strong>er Regierungspolitik von der im Reich und den Ländern,<br />

weniger in der Sparpolitik als solcher. Die Haltung von Klagges im Zusammenhang mit der<br />

Stillegung der Herzog-Julius-Hütte zeigte, daß die Nationalsozialisten den konkreten Vorwurf<br />

einer bewußten Verschärfung der Wirtschaftskrise durchaus nicht auf sich laden wollten.<br />

Andrerseits entfalteten sie auch keine zusätzlichen Aktivitäten, um die Lage der durch<br />

Drosselung der Sozial ausgaben und der Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen bedrängten Arbeiterschaft<br />

zu verbessern.<br />

Die erzielten Erfolge beim Abbau des braunschweigischen Haushaltsdefizites verwertete<br />

die Partei propagandistisch überall im Reich. Klagges wies jeden Vorwurf, durch seine<br />

Politik die Lage verschlimmert zu haben, mit dem polemischen Hinweis auf die Wirkungslosigkeit<br />

früherer Arbeitsbeschaffungsprogramme zurück: "Wenn Sie behaupten, wir hätten<br />

durch Unterbindung von Arbeitsbeschaffung die Lage verschlimmert, so ist das absolut<br />

abwegig. Meine Herren, was haben denn die Millionen genutzt, die Sie für sog. Arbeitsbeschaffung<br />

hinausgeworfen haben? Haben sie eine Belebung der Wirtschaft auf die Dauer<br />

herbeigeführt oder nicht?"70)<br />

2.2. Die wirtschaftspolitischen Konzeptionen <strong>Braunschweig</strong>er Parteien<br />

und Verbände<br />

Die gegensätzlichen wirtschafts- und finanzpolitischen Konzeptionen von NSDAP<br />

und SPD zur Überwindung der Krise kristallisierten sich in aller Deutlichkeit und Schärfe<br />

während der Landtagsdebatten des Jahres 1932 heraus:<br />

Für die NSDAP und Klagges war eine wirkungsvolle Belebung nur dann möglich,<br />

"wenn die allgemeine Wirtschaftspolitik des Reiches gesunde, vernünftige, nationale<br />

Grundsätze befolgt". Für diesen Zeitpunkt sei es notwendig, "die Finanzkraft der öffentlichen<br />

Hand ... einigermaßen einzurichten und dafür zu sorgen, daß das Gemeinwesen und<br />

68) Vgl. dazu den Bericht im <strong>Braunschweig</strong>er Volksfreund vom 1. 4.1932, sowie den Artikel von<br />

Roloffin BLZ vom 31. 3.1932. Vgl. auch Manfred Walz, Wohnungsbau- und Industrieansiedlungspolitik<br />

in Deutschland 1933 -1939, Frankfurt!M. - New York 1979, S. 170 ff.<br />

69) Verhandlungen, S. 3241 (Roloff) und die Erklärung der SPD-Fraktion zum Haushalt 1932,<br />

Verhandlungen, S. 4210 (Rieke).<br />

70) Verhandlungen, Sitzung v. 15. 12. 1932, S. 5129.<br />

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133


das Land noch in etwa finanzkräftig bleiben und dann in der Lage sind, mit umfassenden<br />

Hilfsmaßnahmen in einem viel\eicht ungeahnten Umfange einzusetzen"71). Gegen diese<br />

letztlich abwartende Politik und gegen die enge Koppelung an die Wirtschaftspolitik des<br />

Reiches gab es innerhalb der NSDAP durchaus Bedenken. Der Abgeordnete Groh, der<br />

bald darauf die Partei verließ, fürchtete Stimmenverluste bei den Wahlen, wenn diese Politik<br />

fortgesetzt werde. Am 10. 11. 1931 erklärte er im Landtag: "Kann man es dem einfach<br />

denkenden Manne, der nicht in die Zusammenhänge der großen Politik einzusteigen vermag,<br />

zumuten, daß er sagt: Jawohl, aber dieses Ministerium ist abhängig von Brüning und<br />

nur aus bestimmten taktischen Gründen sind anders gesinnte Männer darin und führen das<br />

Brüningsche System mit durch. Sie möchten wohl, aber sie können nicht. Nein, er fühlt<br />

seinen Hunger, sein Magen spricht eine energische Sprache. Er wird sich dann womöglich<br />

abwenden, von al\em, was Nationalsozialismus heißt, der gerade seine Hoffnung sein<br />

sollte" 72).<br />

Seine autarkiewirtschaftliehen Vorstel\ungen erläuterte Klagges im Mai 1932 im<br />

Landtag: "Das ist die Frage, ob man Weltwirtschaft betreiben will, oder ob man Volkswirtschaft<br />

betreiben will. Ich habe bei den Verhandlungen, an denen ieh bis jetzt teilgenommen<br />

habe, die sichere Überzeugung gewonnen, daß diejenigen, die für die Wirtschaftspolitik<br />

dcs Reiches und auch Preußens heute noch verantwortlich sind, noch immer auf dem<br />

Standpunkt stchen: Wir wol\cn und müssen Weltwirtschaft treiben. Das heißt, wir dürfen<br />

unsere wirtschaftlichen Verhältnisse im Inlande nicht von denen in der Welt unterscheiden<br />

... Das heißt aber mit andcren Worten, unsere Volkswirtschaft in ihrem Bestande<br />

abhängig machen von den absolut wechselnden, ja katastrophalen hin- und herschießenden<br />

Vcrhältnissen des Weltmarktes ... Man muß sich entscheiden, die Volkswirtschaft als<br />

solche betreiben zu wollen, die weltwirtschaftlichen ... , ohnc die wir zweifellos nicht vollständig<br />

auskommen, nach den Bedingungen der inneren Wirtschaft einzurichten. Das<br />

heißt also, unsere Wirtschaft mit einem Schutze zu versehen, der es uns gestattet, sie hier<br />

im Inlande auf eigener Basis aufzubauen, ihre inneren Verhältnisse gesund zu machcn und<br />

dann ihr von da aus weltwirtschaftliche Beziehungen anzugliedern, soweit sie deren bedarf.<br />

Das ist die Wirtschaftspolitik, die ich hier als Nationalsozialist und als <strong>Braunschweig</strong>cr Innenminister<br />

vertrete" 73).<br />

Die SPD in Braunschwcig vertrat ebenso wie im Reich, gemeinsam mit dem ADGB,<br />

den Standpunkt, daß ohne eine Arbcitsbcschaffungspolitik eine Wirtschaftsbelebung unmöglich<br />

sei. "Ich sehe meine Aufgabe darin" - so der SPD-Abgeordnete und Oberbürgermeister<br />

Böhme -, "unter sorgfältiger Abwägung der finanziellen Möglichkeiten und der<br />

71) Ebd.<br />

72) Verhandlungen, S. 3532.<br />

73) Verhandlungen, Sitzung vom 19.5. 1932, S. 4423. Am 9. 6. 1932erklärte Klagges im Landtag:<br />

"Denn es ist nicht das Bestreben einer autarken Wirtschaft dahingehend, einfach Ausfuhrund Einfuhr<br />

zu verbieten, sondern das Bestreben geht dahin, die Grundbedürfnisse eines Volkes im eigenen Lande<br />

zu erzeugen und die Erzeugnisse auch bevorzugt zu verbrauchen. Was nicht im Inlandeerzeugt werden<br />

kann, muß selbstverständlich gekauft werden und was an Produkten irgendwie an das Ausland verkauft<br />

werden kann, soll selbstverständlich zum Nutzen dcr Volkswirtschaft verkauft werden."<br />

134<br />

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wirtschaftlichen Notwendigkeiten, dasjenige, was wirtschaftlich notwendig und finanziell<br />

gerade noch tragbar ist, zu tun, Aufträge herauszugeben und damit zu erreichen, daß die<br />

Arheitslosigkeit nicht noch größer wird"74).<br />

Klagges hielt dem polemisch entgegen, daß "der ungeheure Wirtschaftszusammenhruch"<br />

mit auf die "unsinnige Art und Weise" zurückzuführen sei, wie die SPD versucht<br />

habe, die Wirtschaft zu beleben. Er gab unumwunden zu, Böhme daran zu hindern, diese<br />

Politik als SPD-Oberbürgermeister fortzusetzen 75).<br />

Die KPD nutzte auch im <strong>Braunschweig</strong>er Landtag jede Gelegenheit, im Sinne ihrer<br />

Sozialfaschismusthese einen doppelten Angriff gegen SPD und NSDAP zu führen, indem<br />

, sie die Gemeinsamkeiten in der Durchführung der Notverordnungspolitik in <strong>Braunschweig</strong><br />

und Preußen herausstrich: "Was Severing macht, Eingriffe in die Selbstverwaltung der Gemeinden,<br />

was Severing macht, Einsatz der Polizei gegen hungernde Erwerbslose, machen<br />

Sie genauso, genau dasselbe. Wo ist da der Unterschied?" 76)<br />

Unterschiedlich reagierten die Wirtschaftsverbände auf die ,nationalsozialistische'<br />

Wirtschaftspolitik von Klagges. 1m <strong>Braunschweig</strong>er Landhund ging schon seit Ende 1931<br />

der Einfluß der bürgerlichen Parteien zugunsten der NSDAP dramatisch zurück 77). Seit<br />

Beginn des Jahres 1932 näherten sich auch die Organisationen des gewerblichen Mittelstandes<br />

den Nationalsozialisten. Auf der Hauptversammlung des <strong>Braunschweig</strong>ischen<br />

Handwerkerbundes Anfang Mai griffen dessen Vorsitzender Vahldiek und der Syndikus<br />

der Handwerkskammer Schmidt die Wirtschaftspolitik der Reichsregierung scharf an und<br />

gaben ihre politische Einstellung eindeutig zu erkennen: "Der Kampf gegen den Marxismus<br />

zwingt das Handwerk, den Nationalsozialismus zu bejahen. Das Handwerk sicht in<br />

dem Nationalsozialismus weder Partei- noch Standesbewegung, sondern eine große Volksbewegung.<br />

Es muß die Brücke geschlagen werden zwischen den ethischen Forderungen<br />

des nationalsozialistischen Wirtschaftsprogramms und den wirtschaftlichen Tatsachen"7R).<br />

Die Angriffe des Handwerks richteten sich in diesen Tagen nicht nur gegen die Arheiterparteien,<br />

sondern auch gegen die Großindustrie 79). Mit dem Übertritt von Vahldiek und<br />

Schmidt - beide gehörten bisher als Landtagsabgeordnete der Bürgerlichen Einheitsliste<br />

(BEL) an - zur NSDAP fand die politische Umorientierung des Handwerks ihren sichtharen<br />

Ausdruck Rn). Die ,Vereinigung <strong>Braunschweig</strong>ischer Mittelstand', der außer dem<br />

74) Verhandlungen, S. 4361 (B öhme). Und am Ende des Jahres 1932 erklärte Böhme: "Der<br />

Herr Minister ist der Ansicht, daß man nur drosseln soll, und ich bin der Auffassung, daß man innerhalb<br />

der finanziellen Möglichkeiten - und solche sind auch jetzt noch in gewissem Umfange da -<br />

- möglichst viel Arbeit beschaffen sollte", Verhandlungen, Sitzung v. 14. 12.32, S. 5281.<br />

75) Verhandlungen, S. 4365.<br />

76) Verhandlungen, S. 3596.<br />

77) Vgl. dazu Roloff, Bürgertum, S. 105,<br />

7R) <strong>Braunschweig</strong>er Neueste Nachrichten (BNN) v. 8. 5.1932.<br />

79) Vgl. den Artikel des Syndikus Schmidt ,Das Handwerk und die neue Notverordnung',<br />

BN:'>! v. 18.9. 1932; und kurz vor den Reichstagswahlen: "Das Handwerk will eine Regierung, die ganz<br />

bewußt einen Damm gegen die freie, großkapitalistische Wirtschaft errichtet, eine Regierung ist nötig,<br />

welche die organisch-berufsständische Wirtschaftsordnung ... herbeiführen will", BNN v. 4, 11. 1932.<br />

SO) Vgl. hierzu Roloff, Bürgertum, S. 111 f.<br />

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135


Handwerkerbund noch der Haus- und Grundbesitzerverein, der Verein <strong>Braunschweig</strong>er<br />

Gastwirte und andere Mittelstandsorganisationen angehörten, begrüßten ausdrücklich die<br />

Entscheidung ihres Vorsitzenden (Vahldiek) und ihres Schriftführers (Schmidt)81).<br />

Soweit die sehr lückenhafte Quellenlage eine Aussage zuläßt, scheint sich die <strong>Braunschweig</strong>er<br />

Industrie in dieser Zeit gegenüber den Nationalsozialisten deutlich reservierter<br />

gezeigt zu haben als die erwähnten Mittelstandsorganisationen.<br />

In den wenigen publizierten Stellungnahmen zur wirtschaftlichen Situation<br />

1930 -1932 unterstützte die Handelskammer grundsätzlich den deflationistischen Kurs<br />

Brünings: "Die Bewirtschaftung der öffentlichen Hand ist aufs Äußerste einzuschränken,<br />

wohl aber müssen sich Riesenkonzerne staatlicher Oberaufsicht fügen, damit Interessen<br />

des Staates und der gesamten Wirtschaft auf das gleiche Ziel eingestellt werden können.<br />

Für jeden Betrieb ergibt sich aus der langdauernden Krisis weise Beschränkung im Umfang<br />

des Betriebes und gewissenhafte Sparsamkeit, wie sie unsere Väter übten. Helfen können<br />

weder große Worte, noch tönende Entschließungen, nur tief ernstes Einfühlen in die<br />

zwangsläufige Entwicklung unserer Zeit" - so die Entschließung der Vollversammlung<br />

der Handelskammer vom 24. 8. 1931 82 ). Ein Jahr später - das Kabinett von Papen hatte<br />

die Regierung Brüning abgelöst und Anfang September 1932 ein Wirtschaftsprogramm<br />

vorgelegt, das, wenn auch bescheidene Mittel für ein Arbeitsbeschaffungsprogramm enthielt,<br />

sowie Anreize für Produktionserweiterungen und Neuinvestitionen - bewertete die<br />

Handelskammer diese Maßnahmen als einen entscheidcnen Schritt zur Überwindung der<br />

Lebensnot. Ausdrücklich begrüßte sie die teilweise Rückerstattung "drückender Steuern",<br />

die Verwertbarkeit der Steueranrechnungsscheine zur Beschaffung von fehlendem Betriebskapital<br />

und das "vorbehaltlose Bekenntnis zur Pflege unseres lebensnotwendigen<br />

Außenhandels". Die weitgehenden Eingriffe in das Tarifrecht und die Sozialpolitik, welche<br />

die Papensche Notverordnung vorsah, bezeichnete die Handelskammer als eine "für<br />

die Konkurrenzfähigkeit unserer Wirtschaft unvermeidliche Maßnahme" 83). Damit wird<br />

die Position der Handelskammerdeutlicher: Absage an die Vorstellungen der SPD und der<br />

Gewerkschaften, aber auch an die nationalsozialistische Wirtschaftspolitik dieser Zeit.<br />

Letzteres wird bestätigt durch die scharfe Kritik des zur NSDAP übergetretenen Syndikus<br />

der Handwerkskammer, Schmidt, an der Papenschen Notverordnung 84 ).<br />

BI) Bericht über die Sitzung der ,Vereinigung <strong>Braunschweig</strong>ischer Mittelstand', BNN v. 24. 7.<br />

1932.<br />

B2) Mitteilungen der Handelskammer für den Freistaat <strong>Braunschweig</strong> Jg. 1931, Nr. 9, S. n.<br />

BJ) Bericht über die 83. Vollversammlung der Handelskammer, in: BNN v. 8. 9.1932. Und am<br />

27. September heißt es in den BNN, die Industrie in <strong>Braunschweig</strong> wolle sich das Wirtschaftsprogramm<br />

der Papen-Regierung .,zunutzemachen ... Es kommen dabei weniger die Firmen in Betracht,<br />

die auf Einzelaufträge angewiesen sind. In erster Linie werden sich die Firmen beteiligen, die Typenwaren<br />

herstellen und auf Lager arbeiten können."<br />

Zur Haltung der Industrie auf Reichsebene vgl. jetzt Reinhard Neebe, Großindustrie, Staat und<br />

NSDAP 1930 -1933, Göttingen 1981.<br />

84) Vgl. Bericht in den BNN v. 18.9.1932. Demgegenüber stimmte derVerbandstag der <strong>Braunschweig</strong>ischen<br />

Haus- und Grundbesitzervereine und der Landesverband der Baugewerkeninnung den<br />

Regierungsmaßnahmen zur Belebung der Wirtschaft grundsätzlich zu, erwartete jedoch von der Regierung<br />

noch weitere Schritte, BNN v. 27. 9.1932.<br />

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Inwieweit die führenden Mitglieder der llandelskammer - unter ihnen viele Mitglieder<br />

und Mandatsträger liberal-bürgerlicher Parteiengruppierungen <strong>Braunschweig</strong>s - der<br />

in diesem Aufsatz unumwunden ausgesprochenen Kritik an den Kerngedanken nationalsozialistischer<br />

Ordnungsvorstcllungcn folgten, ist nur schwer einzuschätzen.<br />

Die meisten Industriellen im Land <strong>Braunschweig</strong> standen während der Weimarer Republik<br />

wohl den politischen Vorstellungen der Deutschen Volkspartei (DVP) nahe. Die<br />

,Wirtschaftliche Gruppe', die sich aus den großen und maßgebenden Firmen des Landes<br />

und der I landelskammer zusammensetzte, arbeitete eng mit dem Industrie- und Ilandeisausschuß<br />

der DVP zusammenl!7).<br />

Im Verlauf des Jahres 1932 versuchten die Nationalsozialisten, ähnlich wie in den anderen<br />

Wirtschaftsorganisationen, auch in Industriekreisen Fuß zu fassen. Am 22. 3. 1932<br />

schrieb der <strong>Braunschweig</strong>er DVP-Vorsitzender Brandes an seinen Parteivorsitzenden in<br />

Berlin: "Wie uns Mitglieder aus der Wirtschaft mitteilten, hat hier vorige Woche im Industrieklub<br />

ein Beauftragter Hitlers gesprochen und, trotz sehr eingehender Gegenrede unserer<br />

Kreise, die durch die hiesige Presse verseuchten Wirtschaftskreise eingefangen. Damit<br />

handelt es sich um Sein oder Nichtsein der Partei"88); und im Mai 1932: "Die Nazibewegung<br />

hat hier auch fast den gesamten Mittelstand erfaßt und auch Kreise der Wirtschaft ...<br />

bröckeln jetzt ab"89). Als Reaktion auf diese Aktivitäten drängte die ,Wirtschaftliche<br />

Gruppe' auf eine enge Zusammenarbeit der DVP mit der DNVP, um das Bürgertum zu<br />

einem politisch handlungsfähigen Block zu formieren 90). Doch das Bürgertum war schon<br />

längst auf dem Weg zu den Nationalsozialisten. Soweit festgestellt werden konnte, befanden<br />

sich unter den führenden Industriellen und Kaufleuten <strong>Braunschweig</strong>s vor der Machtergreifung<br />

1933 keine NSDAP-Mitglieder. Hierfür spricht auch, daß nach der Suspendierung<br />

der Handelskammersyndici, Kanter und Wachler, im Frühjahr 1933 zunächst der<br />

Handwerkskammer-Syndikus Alfred Schmidt als Staatskommissar eingesetzt wurde, und<br />

erst ein neuer Präsident für die Handelskammer gefunden werden mußte.<br />

87) Vgl. hierzu den Bestand ,Industrie- und Handeisausschuß der DVP' im Stadtarchiv <strong>Braunschweig</strong>,<br />

G X 6, 590 - 592. Im Oktober 1932 erklärte sich der Vorstandsvorsitzende der Büssing­<br />

Werke, Paul Werners, bereit einen Aufruf der DVP zu den Reichstagswahlen zu unterzeichnen,<br />

Schreiben Wemers an die DVP, <strong>Braunschweig</strong> v. 26.10.32, G X 592.<br />

88) Brandes an Dingeldey, Handakten Brandes, Stadtarchiv <strong>Braunschweig</strong> G X 6, 641. Diest!s<br />

Schreiben auch bei Roloff, Bürgertum, S. 106.<br />

89) Brandes an Dingeldey am 13. 5.1932, G X 6,641.<br />

90) Brandes an Dingeldey am 12. 8. 1932, Stadtarchiv <strong>Braunschweig</strong>, G X 6, 641.<br />

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<strong>Braunschweig</strong> als Bombenziel<br />

Aus Aufzeichnungen der Jahre 1944 und 1945*<br />

Von<br />

Peter Neumann<br />

I.<br />

<strong>Braunschweig</strong> ist erst verhältnismäßig spät in den konzentrierten und radikalen Bombenkrieg<br />

einbezogen worden, wie er sich seit 1942 durch die "britische Voroffensive" und<br />

dann im Frühjahr und Sommer 1943 nach dcr Aufgabenteilung zwischen englischen und<br />

amerikanischen Kampfverbänden entwickelt hatte. Da die Stadt als Rüstungsschwerpunkt<br />

für Flugzeuge, Panzer und Militärlastwagen anzusehen war, mag sie zunächst als Nebenzicl<br />

gegolten haben, wie es die Planungen vorgaben 1). Jedenfalls begann mit einer Ausnahme<br />

vom September 1943 erst im Januar 1944 eine Serie leichter und schwerer Angriffe, deren<br />

Schäden mit denen anderer deutscher Großstädte noch nicht verglichen werden konnte.<br />

Die "Big Weck" der Amerikaner im Februar war der Flugzeugindustrie in Süd- und Mittcldeutschland,<br />

also auch in <strong>Braunschweig</strong>, zugedacht. Nach dem Luftangriff am 19. Mai<br />

1944, dem wenige Tage später noch Einzclwürfe folgten, entstand eine längere Pause. Sie<br />

wurde durch die Invasion in Nordfrankreich begünstigt, weil die alliierten Bomberflotten<br />

vorrangig die Operationen im Westen zu stützen hatten.<br />

Der Autor der nachfolgenden Aufzcichnungen 2 ) kam Ende Juni 1944 nach <strong>Braunschweig</strong>,<br />

um seinen Wehrdienst bei der in den Mascheroder Kasernen untergebrachten<br />

• Vierzig Jahre sind seit jener Schreckensnacht vom 14. zum 15. Oktober 1944 vergangen, in<br />

der große Teile der Stadt <strong>Braunschweig</strong> durch englische Fliegerbomben dem Erdboden gleichgemacht<br />

wurden und zahlreiche Bürger den Tod fanden. Anläßlich der Wiederkehr dieses verhängnisvollen<br />

Tages sind vor kurzem zahlreiche Presseartikel erschienen. Da durch den Tod die Schar derjenigen<br />

ständig kleiner wird, welche den verschärften Bombenkrieg noch als Augenzeugen miterlebten und<br />

nur wenige Menschen damals Tagebuch führten oder Erlcbnisberichte verfaßten, und die wenigen<br />

gedruckten schwer greifbar sind, ist der <strong>Braunschweig</strong>ische Geschichtsverein Herrn Peter Neumann<br />

zu besonderem Dank verpflichtet, daß er seine Tagebucheinträge, die er von Ende Juni 1944 an als<br />

Offiziersbewerber-Anwärter in <strong>Braunschweig</strong> verfaßte zum Abdruck im <strong>Jahrbuch</strong> zur Verfügung gesteilt<br />

hat.<br />

I) Zur allgemeinen Übersicht sei verwiesen auf: Hans Rumpf, Das war der Bombenkrieg. 01denburg<br />

1961; Erhard Klöss (Hrg.), Der Luftkrieg über Deutschland 1939-1945, München 1963;<br />

Andreas Hillgruber/Gerhard Hümmelchen, Chronik des Zweiten Weltkrieges, Düsseldorf 1978.<br />

2) Die Aufzeichnungen gTÜnden sich auf Tagebuch-Notizen, die später in den Jahren 1963 - 65,<br />

auch anhand brieflicher Mitteilungen, überarbeitet wurden. Auf diese Reinschrift stützen sich die<br />

neuerlich ergänzten Auszüge. Hilfreich waren dabei auch wenige erhaltene Briefe aus den Monaten<br />

Januar bis März 1945.<br />

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139


1944<br />

28. Juni (Mittwoch)<br />

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11.<br />

Mittags eingetroffen am Hauptbahnhof. Das Dach der langen schmalen Halle fehlt,<br />

man bewegt sich unter freiem Himmel. Unterwegs war unerwartet Bruno B. zugestiegen:<br />

bis vor einem Jahr Schulkamerad, jetzt Luftwaffenhelfer, im Norden <strong>Braunschweig</strong>s bei<br />

Wenden an der Autobahn stationiert. Für die nächsten Stunden ist er mein Begleiter, mit<br />

den Örtlichkeiten vertraut. Denn erst zum späten Nachmittag brauchen wir Kaserne oder<br />

Lager aufzusuchen: Zeit zum Bummeln und Umschauen.<br />

Aussehen und Leben der Stadt scheinen normal, so trist, farblos und unauffällig wie<br />

überall. Gelegentlich Lücken und Trümmer: die vereinzelten Ruinen wirken wie schauerliche,<br />

stumme Warnzeichen. Sie lassen tödliche Augenblicke ahnen. Doch nach erster<br />

Neugier möchte man sie schnell ühersehen, wie ausgestoßene Schandflecke.<br />

Die Burg Dankwarderode ist unbedeckt und im oberen Stockwerk ausgehöhlt. Durch<br />

die offenen Rundbogen erblickt man abgesunkene verkohlte Dachbalken und goldschimmernde<br />

Friesreste. Vor der Andreaskirche ist der schmale Torbogen der "Alten Waage"<br />

durch kräftige Bohlen abgestützt, aber sonst erinnert nur ein geschichteter Berg von Holzteilen,<br />

Steinen und Mörtel an den einstigen Bau. Vom Mummehaus am Bäckerklint ist eine<br />

Hälfte zerstört, in der dürftig eingerichteten Gaststube wird kein Bier ausgeschenkt: es ist<br />

für Lazarette reserviert. Irgendein Fachwerkhaus ist in sich zusammengesunken, die Reihe<br />

unterbrechend.<br />

Das Schiff der Magni-Kirche ist auseinandergeborsten, ein Turm blieb unverletzt.<br />

"Salve hospes" ist unberührt geblieben, in Hollands Garten wird man den "Sommernachtstraum"<br />

spielen. Aber die skurrile neogotische Villa am Augusttorwall ist Ruinenarchitektur<br />

geworden. Vom Theaterpark aus sehen wir zerstörte Wohnhäuser. Die Trümmerhalden<br />

reichen bis in die vorbeifließende Oker hinein. Die Stadt trägt Narben, an solchen<br />

Stellen hat die Verwahrlosung begonnen 4 ).<br />

Kein Mensch scheint zu wissen, wer jener Leutnant Müller war, nach dem eine Kaserne<br />

benannt ist. Dieser Gebäudekomplex liegt im Süden der Stadt, wo die Salzdahlumer<br />

Straße abknickt und zur Siedlung Mascherode führt. Wie befohlen, finde ich mich mit dem<br />

üblichen Pappkarton dort ein. Kriegsspuren verrät nur eine ausgebrannte Garage im rückwärtigen<br />

Teil. Man kann sie vergessen, als wir Neulinge auf den Bänken vor unserem Block<br />

sitzen, unweit eines kleinen Springbrunnens. Schulflugzeuge tummeln sich fern am friedlichen<br />

Abendhimmel, im westlichen Broitzem aufgestiegen 5).<br />

4) Die Burg war beim Angriff am 23. 4. 1944 ausgebrannt, die Schäden an der "Alten Waage"<br />

und am Mummehaus waren schon am 10. 2. 1944 entstanden, die Magni-Kirche am 23. 4. 1944 getroffen<br />

(Prescher).<br />

5) Die Leutnant-Müller-Kaserne, nach einem Panzerabwehr-Offizier des Ersten Weltkrieges<br />

benannt, war in der Salzdahlumer Straße 140 zwischen 1935 und 1938 für die Panzerabwehrabteilung<br />

31 (wohl13?) errichtet (Manfred R. W. Garzmann, Zur Geschichte der Garnison <strong>Braunschweig</strong>. In:<br />

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141


5. Juli (Mittwoch)<br />

Marsch der Kompanie durch die äußeren Stadtviertel zur ärztlichen Untersuchung in<br />

der Siegfried-Kaserne am Bienroder Weg. Aus Villen an der Friedrich-Wilhelm-Loeperstraße<br />

(heute Adolfstraße) schauen Neugierige. Am Trümmerberg der einstigen Raabe­<br />

Schule in der Kasernenstraße - der Torbogen mit der Inschrift steht noch - geht es vorbei:<br />

Kameraden berichten, daß sie zum Massengrab der Lazarett-Insassen wurde. Viele Menschen<br />

seien auch bei einem Volltreffer auf eine Konservenfabrik umgekommen. Und bei<br />

den Bränden habe die Feuerwehr meist untätig auf den Einsatz gewartet. Schlimme Geschichten<br />

unter der Hand 6 ). - Gruppenweise Rückfahrt mit der Straßenbahn. Vom<br />

Hauptbahnhof aus marschieren wir durch dcn verwüsteten Bürgerpark: zerfetzte Bäume<br />

und Bombentrichter. Die Barockvilla des Tennis-Clubs ist ausgebrannt.<br />

13. Juli (Donnerstag)<br />

Nach der Vereidigung auf dem Kasernenhof erster Ausgang in geschlossener Gruppe,<br />

noch angeführt vom Unteroffizier. Paßbilder werden beim Fotografen aufgenommen, ein<br />

Kinobesuch hält uns 14 Männer zusammen. Man hat uns in empfindliche Ausgehanzüge<br />

der Vorkriegszeit gesteckt, den "Kaiser-Wilhelm-Gedächtnisrock". Dadurch sind wir als<br />

Rekruten erkenntlich.<br />

16. Juli (Sonntag)<br />

Radrennen im Stadion an der Salzdahlumer Straße, neben dem Kasernengclände.<br />

Hinter einem Schrittmacher ziehen die Fahrer auf der Schrägebene ihre Runden. Ein lärmender<br />

Wettkampf.<br />

21. Juli (Freitag)<br />

Wir erfahren vom Hitler-Attentat. Wenige Tage später: von nun an sollen auch Sonntagvormittage<br />

nicht immer dienstfrei sein 7).<br />

Wir sind in das Dachgeschoß ausquartiert, weil in den Stuben Wanzen aufgetreten<br />

sind. Die täglichen Übungen finden auf der weiten Ödfläche und in den Sandkuhlen hinter<br />

dem Luftwaffen-Lazarett statt. Zum Exerzierplatz wie geschaffen, mit gefürchteten Ab-<br />

Brunswick-Festschrift). 1944 war dort die Panzer-Jäger-Ersatz- und Ausbildungs-Abteilung 13 untergebracht.<br />

Ein kleiner Schaden war im Januar oder April 1944 entstanden (Prescher, S. 59/6().<br />

6) Der Volltreffer in das Reserve-Lazarett am 10.2. 1944 forderte 30 Tote. Am 19. 5. 1944<br />

starben in der Bleehwarenfabrik Bremer & Brückmann in der Juliusstraße 140 Menschen (Prescher,<br />

S. 62 u. S. 75). Über die Probleme beim Einsatz der Feuerlöschkräfte berichtet Prescher (S. 72, auch<br />

S.85).<br />

') Am 23.7. führt Göring den "Deutschen Gruß" in der Wehrmacht ein, am 25. 7. folgt Hitlcrs<br />

Erlaß über den totalen Kriegseinsatz (Hillgruber, S. 224).<br />

142<br />

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Erdbunker. Zusammengekauert hören und spüren wir die ersten Einschläge der Bomben.<br />

Ein Kamerad aus dem Rheinland betet vernehmlich und ruft die Jungfrau Maria an. Werden<br />

die Bombenwürfe uns erreichen? Nichts geschieht, nach einer Viertelstunde ist alles<br />

vorbei. Eine Feindmaschine soll abgestürzt sein. Im Westen quellen Brandwolken auf lO ).<br />

7. August (Montag)<br />

Fahrt durch die Frankfurter Straße zum Stadtteil, der vom Angriff getroffen wurde.<br />

Am Tage zuvor hatten Kameraden dort empört sonntäglich geputzte Neugierige beobachtet.<br />

Vorbei an zerstörten Industrieanlagen. In der Hugo-Luther-Straße markiert ein ausgebrannter<br />

Straßenbahn-Wagen den Einsatzort. Der vom Löschwasser feuchte Schutt<br />

glimmt im Erdgeschoß eines hohen Mietshauses weiter: er soll fortgeschaufelt werden. Der<br />

Gestank ist ekelerregend. Das Haus war schon früher beschädigt und bereits unbewohnt<br />

11). Jetzt werden letzte Habseligkeiten geborgen, darunter ein schwerer gußeiserner<br />

Ofen. Die steinerne Treppe ist noch begehbar, aber die Türen führen ins Leere. Ein älterer<br />

Mieter entdeckt seine Kaffeemühle an der Wand: über dem Abgrund balancierend, wird<br />

sie von einem Feuerwehrmann abgenommen, ein Erinnerungsstück an bessere Zeiten. Aus<br />

dem Keller holt ein Bewohner einige Koffer und unzählige gefüllte Einmachgläser. Mit<br />

unserer Hilfe verstaut er sie in einen Kastenwagen mit einem Pferdchen davor. Er wird sie<br />

zu seiner Schwester in die Weberstraße transportieren. Ob deren Wohnstätte in der Altstadt<br />

ein sicherer Ort ist? Schließlich werden wir enttäuscht: kein einziges Glas wird spendiert.<br />

Dafür halten wir uns an dem Obst schadlos, das auf den Bäumen des verwilderten<br />

Hausgartens zu finden ist.<br />

13. August (Sonntag)<br />

Ein Angriff kurz nach Mitternacht. Am frühen Morgen werden wir, vorbei am ausgebrannten<br />

Saal des "lIofjäger" in der Wolfenbütteler Straße, zum Generalkommando in<br />

der Wörthstraße (heute: SchilIstraße) gefahren. Das moderne Wehrmachts-Amtsgebäude<br />

wurde von einer Sprengbombe getroffen: das Treppenhaus ist teilweise eingestürzt, im<br />

Dachgeschoß die rückwärtige Wand aufgerissen. Zerbröckelte Betonreste mit hinderlichen<br />

Stahleinlagen und Mauersteine müssen in den Hof hinabgeschaufelt werden: weißer<br />

Staub wirbelt hoch, die Luft ist zum Ersticken und die Augen brennen.<br />

15. August (Dienstag)<br />

In der Wohnsiedlung beim Luftflotten-Kommando am Franzschen Feld sind Ziegeldächer<br />

zu reparieren, in den Straßen mit Namen von Fliegerhclden. Es ist eine lustlos ausgeführte,<br />

ermüdende Arheit: die gelockerten und verrutschten Ziegel zu ordnen. Bald sieht<br />

10) Besonders betroffen waren bei diesem Angriff (ab 13.15 Uhr) die Stadtbezirke Petritor. Wilhelmitor,<br />

Hagen und Rühme, wohei viele Industriebetriebe Schäden erlitten. Kleinere Brände hielten<br />

vier Tage lang an (Prescher, S. 81 ff.).<br />

11) Schäden in der Hugo-Luther-Straße entstanden schon bei den Angriffen am 8. 4.1944 (Prescher,<br />

S. 69).<br />

144<br />

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man ein, daß wir keine geübten Dachdecker sind. Als wir abziehen, stimmen die Bitten der<br />

Offiziersfrauen unseren Unteroffizier nicht um. Angeblich müssen wir Wichtigeres erledigen<br />

12).<br />

24. August (Donnerstag)<br />

Bombenwurf im Nordcn dcr Stadt, um die Mittagszeit. Mit Lastwagen werden wir am<br />

Spätnachmittag zum Flugplatz Waggum gefahren. Vor dem Querumer Holz brennt in der<br />

Forststraße eine Ziegelei: kräftige rot-violette Flammen züngeln. In den Wäldern, bis zur<br />

Autobahn hin, schwelt Rauch. Ein brenzliger, angenehmer Geruch. Auf dem Rollfeld des<br />

Militärflughafens müssen verstreute Reste von Stabbrandbomben eingesammelt und<br />

kleine Trichter zugeschüttet werden. Dirigiert wird der Einsatz vom fensterlosen Kom­<br />

mandoturm aus. Am lauen Abend dieses Sommertages liegen wir ermüdet auf dem war­<br />

men Asphalt des Vorplatzes, singend auf den Rücktransport vom fünften Einsatz wartend<br />

13).<br />

Ende August<br />

Das Stammpersonal unserer Einheit, die Genesendenkompanie, ist nach Polen ab­<br />

kommandiert worden. In langer Reihe verlassen die als schutzlos eingeschätzten Selbst­<br />

fahrlafetten und die Troßfahrzeuge die Kaserne. Es verbleiben die wenigen Übungspan­<br />

zer: einige Sturmgeschütze und ein Tschechenpanzer 38. Werden schon letzte Reserven<br />

eingesetzt 14)?<br />

Anfang September<br />

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Nachts auf der Oker bei Rüningcn das Übersetzen mit einem Schlauchboot geübt. Ein<br />

Eisenbahnzug fährt funkensprühend vorbei, Braunkohle verheizend (1. September). -<br />

Seit dem 3. September Fahrschule mit einem durch Holzgas betriebenen Ford-Lastwagen,<br />

dessen Anlasser nicht funktioniert. Kompliziert ist das Einstellen des Luft-Gas-Gemisches,<br />

umständlich das Anheizen am Morgen und das Ablassen der Teerbrühe am Abend. Geübt<br />

12) Der Angriff am 13. 8. (abO.3D Uhr) hattc schwere Schäden in der Innenstadt (Andreaskirche)<br />

und im Bezirk Stadtpark zur Folge, 99 Tote wurden bekanntgegeben (Prescher S. 83 ff.). Das RAF<br />

Bomber Commando warf 1275 ts Bomben, gleichzeitig wurde Rüsselsheim angegriffen (Hillgruber,<br />

S.228).<br />

11) Der als "mittelschwer" eingestufte Angriff am 24.8. (ab 11.30 Uhr) traf die Bezirke Ouerum,<br />

Rühme und Hagen. Schäden entstanden im Niemo-Flugmotorenwerk in Querum, in der Ziegelei<br />

Meier und am Flugplatz. Beim Brand in der Umgebung dcr Luftnachrichten-Kaserne wurden etwa<br />

120 ha Wald vernichtet (Prescher, S. R6). Bei dieser Operation, die auch dem Flugplatz in Hannover<br />

und der Benzinraffinerie Misburg galt, waren 3R9 Liberator-Bomber der2. Division beteiligt. Weitere<br />

Einheiten der amerikanischen 8. Luftflotte griffen Rüstungsbetriebe und Hydrierwerke in Thüringen,<br />

Sachsen und dem Sudetenland an. (Götz Bergander, Dresden im Luftkrieg. Köln 1977. S. 31 ff. Dort<br />

sind auch die Quellen verzeichnet: S. 417).<br />

14) Diese Reserven sollten vermutlich die Verluste auffüllen, die bei der Heeresgruppe Mitte<br />

durch die russischen Sommeroffensiven seit Anfang Juni 1944 entstanden waren. Am 29. 7. erreichten<br />

die Russen die Weichsel und bildeten bei Baranow einen Brückenkopf (Hillgrubcr).<br />

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145


14. Oktober (Sonnabend)<br />

Ausgang am dienstfreien Nachmittag. Bei einem Optiker am Steinweg suche ich neue<br />

Brillengläser aus, die ich mir im Lazarett in der Holwede hatte verschreiben lassen. Ich<br />

besuche ein schmuckloses Cafe am Bohlweg und bummele durch die schmalen Altstadtgassen,<br />

vom Hagenmarkt zum Bäckerklint, wo der Till hockt. Feierabend-StilIe, während es<br />

dämmert. In dunklen Hinterhöfen spielen Kinder. Mir fällt ein, wie leicht und rasch Fachwerk<br />

brennen könnte. Zum Abendessen finde ich mich wie gewohnt im "Burgkeller" ein,<br />

dem gemütlichen Lokal im Sack, dessen Innenraum mit großen schmiedeeisernen Torflügeln<br />

geschmückt ist. (Wir wagen uns nicht in das "Deutsche Haus", wo Offiziere einkehren.)<br />

Es ist schon stockfinster, als die Straßenbahn bergan durch die engen Schienen kurven<br />

der Auguststraße kreischt, vorbei an düsteren Häusertrümmern, dort, wo man tagsüber<br />

unerreichbar einen roten Fahnenlappen erspähen konnte. Wenn in solchen Augenblicken<br />

die RoHe des Stromabnehmers aus der Oberleitung sprang, herrschte absolute Dunkelheit,<br />

bis die Führungsstange des Wagens wieder Kontakt bekam.<br />

15. Oktober (Sonntag)<br />

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Der Fliegeralarm kam nach Mitternacht. Schlaftrunken hasten wir in die LuftschutzkelIer,<br />

denn nur die Schnellsten ergattern einen Liegeplatz in den hölzernen BettgesteHen.<br />

Alle übrigen kauern dösend am Boden. Die Flakbatterie von nebenan meIdet sich bald, die<br />

Granaten rauschen über uns hinweg. Also scheint das Zentrum anvisiert zu sein. Plötzlich<br />

bebt der Boden, ein undeutliches Pochen mehrfach hintereinander. Das Licht verlischt.<br />

Das Schwanken und Zittern der Erde bleibt. Ängstliches Warten, etwa eine Stunde lang.<br />

Erlösend nach längerer Stille die Entwarnung. Im Treppenhaus blicken wir durch die Fenster<br />

nordwärts auf ein fernes einziges Feuermeer, das die volle Breite der Stadt ausmacht,<br />

den ganzen Horizont ausfüllend. Wehende, züngelnde Flammen in allen Farben: weißliches<br />

Gelb, leuchtendes Orange, schmutziges Rot und giftiges Violett. Flackernd unruhig<br />

und auch mächtig aufschäumend brennt die Stadt. Ein lebhaftes Schauspiel, eine unheimliche<br />

Szenerie, weil kein Lärm wahrnehmbar ist 17).<br />

11) Über diesen zerstörerischen Großangriff liegen verschiedene Berichte vor. Prescher beschreibt<br />

ihn ausführlich (S. 88 ff.). Der Lagebericht des Generalstaatsanwalts beim Oberlandesgericht<br />

(vom 25. 1. 1945) in: "Im deutschen Land marschieren wir". E. Grote veröffentlichte die Film-, Bildund<br />

Einsatzberichte der alliierten Luftstreitkräfte. Aus diesen Archivunterlagen geht hervor, daß entgegen<br />

früheren Schätzungen nur 233 "Lancaster"-Maschinen der 5. Bomber-Group 847 Tonnen Bomben<br />

auf das <strong>Braunschweig</strong>er Stadtgebiet abwarfen. Nach dem Alarm um 1.50 Uhr wurden ab 2.19 Uhr<br />

Leuchtbomben von 7 Maschinen abgesetzt, 3 weitere Maschinen besorgten die Bodenmarkierung im<br />

Tiefflug. Die Bombardierung durch den Hauptkampfverband begann um 2.22 Uhr, knapp vor der<br />

angesetzten Zeit, mit der üblichen Mischung von Minenhomben und Flammstrahl- und Brandbomben.<br />

Die Dauer des Angriffs wurde auf 40 Minuten geschätzt (Prescher, S. 90). Die Folgen waren ein<br />

großräumiger Flächenbrand, ausgelöst durch einen Feuersturm mittlerer Stärke. Es wurden 561 Tote<br />

in den Zeitungslisten genannt (Prescher), einschließlich der Opfer am 22. 10.; der Oberbürgermeister<br />

gab 629 Tote und 60.000 Obdachlose an (Bericht des Generalstaatsanwalts v. 25. 1. 1945).<br />

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147


Noch in dcr Nacht muß ein Zug ausrücken, der ältere Lehrgang. Wir kommen erst<br />

nach dem Frühappell an die Reihe. Am Himmel steht eine riesige Wolkenfront. Dieses<br />

Gebilde wird vom Boden her gespeist und wächst in die Höhe und in die Breite, weil sich<br />

helle und dunkle Wolkenballen nachschieben. Erst diese zunehmende Ausdehnung und<br />

Verdichtung läßt uns die Herkunft ahnen: die Brände in der Stadt.<br />

Zum Einsatz werden wir die Wolfenbütteler Straße hinunter gefahren. Die erste qualmende<br />

Ruine begegnet uns am Augusttor: das Soldaten heim "Dannes Hotel". Die barocke<br />

Fassade steht noch, das Mansardendach ist verschwunden. Bei den Villen am Löwenwall<br />

wird gelöscht 18). Am Sandweg sind von der katholischen Nikolai-Kirche nur ungeschützte<br />

Außenmauern geblieben. Verschwunden ist die frohe Pracht des Innenraums, den ich mit<br />

einem Kameraden einst zufällig entdeckt hatte. Der obere Steinweg ist in Rauchschwaden<br />

gehüllt. Man hört nur das monotone Dröhnen der Motorspritzen. Die Mauernstraße ist<br />

von dampfenden Steinhaufen umsäumt, einige Frauen versuchen, in diese Gegend vorzudringen<br />

19).<br />

Hier am äußerlich unversehrten, im rnnern ausgebrannten Staatstheater ist unser Einsatzort.<br />

Der Himmel ist bedeckt, nebelig trüb den ganzen Tag über. Es ist der Rauch, der<br />

in den Straßen und über den Trümmern schwebt, der die Augen entzündet und das Atmen<br />

erschwert. Kein Wiederhall ist zu hören in der toten Umgebung.<br />

Im "Parkhotel" ist die Decke der Küche zum Teil eingestürzt. Unter freiem Himmel<br />

versucht ein Mädchen, ermuntert vom Chef, ein Feuer im großen Herd zu entfachen, um<br />

einen unberührt gebliebenen Topf Milch zu erwärmen. Im Treppenhaus und Fahrstuhlschacht<br />

tropft das Löschwasser , die Läufer sind durchnäßt. Aus dem Restaurant im ersten<br />

Stock tragen wir Stühle und Tische - Fotos an den Wänden zeigen, wie die Einrichtung in<br />

besseren Zeiten aussah. Matratzen und Bettzeug werden am Rande des Theaterparks gestapelt,<br />

dann in den unversehrten Keller des Nebengebäudes gebracht. Russische Dienstmädchen<br />

haben ihren Spaß dabei, lassen sich auf die Polster fallen. Unermüdlich birgt eine<br />

ältere Frau im gleichen Hotelkeller persönlichen Besitz, Decken und Kissen. Als dabei<br />

eine Kerze im dunklen Gewölbe umfällt, wäre beinahe ein neues Feuer entstanden.<br />

Eine andere Gruppe räumt einen gegenüberliegenden Lebensmittelladen und freigie-<br />

. big wird Keks verteilt. Am Steinweg, an der Ecke Schöppenstedter Straße, fressen sich<br />

Flammen durch die einzelnen Stockwerke eines Geschäftshauses. Bald ist das Untergeschoß<br />

erreicht, in dem sich eine Auslage mit Kriegsorden befindet. Später muß die Straße<br />

gesperrt werden: ein Giebel stürzt ein, übersät den Weg mit Mauerbroeken.<br />

18) Zu diesen Villen gehörte das Haus des Ministerpräsidenten D. Klagges. Es war unbewohnt<br />

und man vermutete den Hausherrn in einem Harzer Domizil.<br />

19) Ganz in der Nähe, im Bunker SchöppenstedterStraße 31, waren 95 Menschen an Sauerstoffmangel<br />

erstickt. Von dieser Tragödie ahnten wir nichts.<br />

148<br />

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Ich regele den ungewohnten Verkehr vor dem Theater: Lastwagen um Lastwagen mit<br />

Verpflegung und geborgenem Gut, Feuerwehren und Hilfszüge müssen eine quer über die<br />

Straße ausgc\egte Schlauchleitung passieren. Bei Dunkc\heit werden wir von Militärfahrzeugen<br />

abgeholt. Ich sehe noch den zuckenden Feuerschein im rundlichen Vorbau einer<br />

Villa am Theaterwall, neben dem Hotel. Das ausglühende Haus bietet einen gespenstischen<br />

Anblick.<br />

In der Kaserne erfahren wir, daß zwei Angehörige unserer Einheit schon in der Nacht<br />

bei Rettungsarbeiten im Gasthof "St. Petcrsburg" am Kohlmarkt getötet worden sind. Unser<br />

Kamerad F., dcr zu Hause am Wendentorwall genächtigt hatte, verlor seine Habe: die<br />

Brandbomben seien durch die Fenster in die Zimmer geflogen, sie zu löschen sei unmöglich<br />

gewesen.<br />

16. bis 25. Oktober<br />

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Die Zeitung veröffentlicht den Aufruf des Gauleiters: die Stadt sei in ihren wesentlichen<br />

Teilen vernichtet 20). Vic\e scheinen sogar stolz darauf zu sein, daß jetzt auch <strong>Braunschweig</strong><br />

zu den heroischen und geprüften Städten zählt, ebenbürtig den bisher Betroffe-'<br />

nen. Man steht im Mittelpunkt des Interesses und der Fürsorge. Und die Hilfszusagen hört<br />

man gern.<br />

Täglich werden wir zu Bergungsarbeiten kommandiert. Wie bisher planloses Dabeisein,<br />

oft vom Zufall abhängig. Wer hat den Überblick und wer kann Ziele vorgeben, wo<br />

alles nur notdürftiger und vorläufiger Behelf sein kann? Es gibt lange Wartezeiten, oft<br />

werden wir nach kurzer Zeit wieder "abgezogen". Man ist anwesend und wird gezählt, wie<br />

die Kolonnen auswärtiger Hitlerjungen, die neugierig, aber lustlos durch die Straßen ziehen.<br />

In der Kaiser-Wilhelm-Straße (heute: Jasperallee) soll eine rückwärtige Glasveranda,<br />

vollbepackt mit Möbeln, leergeräumt werden, um künftige Brandgefahren auszuschließen.<br />

Aber gibt es nichts Besseres zu tun, wo noch Stühle und Schränke auf den Straßen<br />

stehen? Bald sitzen wir auf der Treppe eines verlassenen Hauses in der gleichen Straße,<br />

schmökern in abgelegten Reiseführern und warten.<br />

In einem Buchprüfer-Büro im beschädigten Dachgeschoß eines Ostvicrtel-Hausesöffnet<br />

eine Angestellte den Geldschrank: der Inhalt blieb unversehrt. Die Formular-Packen<br />

im Nebenraum glühen noch, deshalb werden die nicht vollständig verbrannten Papierreste<br />

auf die Straße geschaufelt.<br />

Bei der Gasanstalt am Nordbahnhofwird ein verschütteter Lastwagen geborgen.<br />

An einem der nächsten Tage werden wir dem Möbc\wagen einer Speditionsfirma zugeteilt,<br />

der geborgenes Gut abholen und transportieren soll. Neidisch sehen wir zu, wie die<br />

Packer während der Frühstückspause in einer Gaststätte ihre mit Wurst und Speck bc\egtcn<br />

20) Der Aufruf des Gauleiters Lauterbacher erschien in der "<strong>Braunschweig</strong>er Tageszeitung"<br />

vom 16. 10. 1944, wiedergegeben bei Grote, S. 35.<br />

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Brote verzehren. Ein junges Ehepaar zieht mit einem winzigen Handwagen den Hagenring<br />

entlang: sie schaffen die kümmerlichen Reste fort, die ihnen von der verbrannten Wohnungseinrichtung<br />

im Lager der gleichen Spedition geblieben sind.<br />

Der Angriff am Nachmittag des 22. Oktober (Sonntag) überrascht uns in der Nähe des<br />

Nußbcrgcs. Wir suchen dort einen Stollen auf 21 ).<br />

Eine Büssing-Werkshalle in der Nähe des Bahndamms war eingestürzt und hatte untcr<br />

Ziegelsteinen die Maschinen begraben. Gemeinsam mit russischen Arbeitern wird eine<br />

Kette gebildet, um die Steine fortzuschaffen. Eine ungewohnte Arbeit. Als ein übereifriger<br />

Feldwebel die Russen zu schnellerem Tempo antreihen will, nimmt sie der deutsche Werkmeister<br />

in Schutz. Er setzt sich durch.<br />

Das Mittagessen in der Kantine der LKW-Fabrik ist reichlich: eine kräftige, wohlschmeckende<br />

Nudelsuppe, wie wir Soldaten sie nicht kennen.<br />

Anfang November<br />

Die Stadt ist ungemütlich geworden, abweisend und trostlos. Jedoch gewöhnt man<br />

sich an das Unaufgeräumte und Zerstörte. Man lernt, die Lücken zu übersehen, das Erhaltene<br />

zu schätzen.<br />

Für kurze Zeit habe ich mit Kameraden eine schäbige Gaststätte in der Badetwete<br />

entdeckt, wo uns die Wirtstochter eine warme, markenfreie Suppe serviert. Doch weil wir<br />

bald zu viele sind, versiegt diese Quelle wieder.<br />

5. November (Sonntag)<br />

Zum Tee bei Professor T. in Gliesmarode. Dem emeritierten Hochschullehrer imponiert<br />

das unverdrossene Aufräumen in der Stadt und das Ingangbringen der Straßenbahnen.<br />

Er rühmt den zähen niedersächsischen Menschenschlag. Die Zukunft beurteilt er pessimistisch<br />

und er zweifelt am vorteilhaften Ausgang des Krieges. Die Behandlung der Juden<br />

bedrückt ihn: man habe sich eine Schuld aufgeladen, die unsere Gegner nie verzeihen<br />

könnten.<br />

Dezember<br />

Bücher sind kaum aufzutreiben. Die <strong>Braunschweig</strong>er Buchhandlungen verkaufen im<br />

Foyer des unzerstörten Herzog Anton Ulrich-Museums: ein kümmerliches Angebot und<br />

ich finde nicht, was ich suche. Früher war ich schon beim Antiquariat Pfankuch an der<br />

Kleinen Burg gewesen, aber der hat wohl die wertvolleren Bestände ausgelagert.<br />

21) Gegen 15 Uhr wurden die Industriewerke und die Bahn im Süden der Stadt getroffen, vor<br />

allem die Büssing-N.A.G. in der Wulfcnbüttcler Straße. Auch die Gaststätte des "Hof jägers" blieb<br />

nicht verschont. (Prescher, S. 100).<br />

150<br />

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10. Dezember (Sonntag)<br />

Für einige Zeit wird im Offizierskasino gegessen, um feine Tischsitten zu üben. Jetzt<br />

gibt es täglich Salzkartoffeln statt der üblichen Pellkartoffeln in der Kantine.<br />

16. Dezember (Sonnabend)<br />

Die Nachricht von der Ardennenoffensive weckt überschwengliche Hoffnungen auf<br />

einen baldigen Frieden. Der kleine R. aus Halle denkt schon wieder an sein abgebrochenes<br />

Ingenieur-Studium.<br />

19. Dezember (Dienstag)<br />

Die OB-Inspektion veranstaltet einen Schubert-Abend: ich soll die Sängerin in der<br />

Hamburger Straße abholen. Vortragsort ist die Reichsakademie für Jugendführung in der<br />

Wolfenbütteler Straße. Der Festsaal ist ganz in Weiß gehalten, mit goldenen Zierleisten.<br />

Ebenso repräsentativ wirkt der <strong>Bibliothek</strong>ssaal, mit grünem Teppich ausgelegt. Zum Gebäudekomplex<br />

führt ein Säulentor, das zu den abfallenden Okerwiesen ins Leere führt.<br />

21. Dezember (Donnerstag)<br />

Weihnachtsfeier des Zivilpersonals der Siegfried-Kaserne. Ein älterer Fahnenjunker<br />

und ich sind als Sprecher verpflichtet, um heldische oder besinnliche Gedichte vorzutragen.<br />

Schnaps wird ausgeschenkt, die Frauen verzichten zu unseren Gunsten. Angeheitert<br />

besteigen wir später die Straßenbahn. Mein Kollege verteilt freigiebig Plätzchen und bringt<br />

mit harmlosen Späßchen die Mitfahrer zum Lachen.<br />

In unserer Kaserne werden wir zur Sonnwendfeier der Inspektion erwartet. Ein Holzstoß<br />

ist in einer südlich gelegenen Sandgrube aufgeschichtet, unweit der stinkenden Müllkippe<br />

an der äußeren Salzdahlumer Straße. Das Feuer entflammt, ich rufe irgendeinen<br />

Spruch in die Nacht.<br />

22. Dezember (Freitag)<br />

Das Zivilpersonal der Leutnant-Müller-Kaserne feiert in der Unteroffiziers-Messe.<br />

Wieder habe ich im offiziellen Teil meine Rolle zu spielen. Bei den Gästen tun bald Bier<br />

und Rum ihre Wirkung, die Männer stimmen Lieder an, die Frauen lachen. Als einige zu<br />

tanzen beginnen, empört sich der Zahlmeister. Es kommt zum lautstarken Streit mit dem<br />

Obmann der Belegschaft. Die Stimmung ist verdorben.<br />

23. Dezember (Sonnabend)<br />

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Das Offizierskorps der Panzerabteilung kann für ihre Feier das Schloß Richmond beanspruchen.<br />

Im hohen Saal ist die Tafel für das Festessen aufgebaut, Ordonnanzen bedienen.<br />

Musik spielt, der Fahnenjunker und ich müssen Verse hersagen. Dann hält der Kommandeur<br />

die Tischrede. Wir Komparsen genießen die Stunde im Nebenzimmer für uns<br />

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allein am prasselnden Kaminfeuer , dem geschäftigen Treiben entrückt, auf die Sonderportion<br />

als Belohnung wartend. Bis ein Fliegeralarm die Versammlung stört: gemeinsam lungern<br />

wir im niedrigen, trüben Keller.<br />

24. Dezember (Sonntag)<br />

Vormittags Besuch bei Frau R. und ihren Töchtern in dem kleinen Haus in der vorderen<br />

Leonhardstraße, gegenüber dem längst beschädigten Wilhelm-Gymnasium, wo man in<br />

Klassenräume hineinsieht. Ich war oft bei ihr, es ist eine friedliche Insel geblieben.<br />

In der Kaserne wieder Feierlichkeit, mit Sprüchen, Gedichten und Liedern. Ein Streichertrio<br />

hat sich zusammengefunden. Das gewohnte Ritual und das gefühlvolle "Hohe<br />

Nacht" dürfen nicht fehlen. Als Festschmaus gibt es Kartoffelsalat mit Würstchen. Bücher<br />

werden geschenkt - ich erhalte Gedichte von Wolfram Brockmcyer 22 ). Auf die Stube zieht<br />

man sich zurück: dort überrascht ein geschmücktes Weihnachtsbäumchen.<br />

1945<br />

Anfang Januar<br />

Weiterhin häufig Fliegeralarm, widerwillig, aber gefaßt ertragen. Wir hören im Drahtfunk<br />

den Flaksender "Primadonna" und verfolgen wie Spieler auf den handgezeichneten<br />

Karten die Routen der Bomberströme. Meist ist Berlin das Ziel, auf der Schneise Sulingen<br />

- Gardelegen - Rathenow wird es angeflogen, am Dümmer See und Steinhuder Meer<br />

weit nördlich der Stadt vorbei. In den Planquadraten GA, GO und HA, HB liegt <strong>Braunschweig</strong>.<br />

Aber es befindet sich jetzt meist in abseitiger Position.<br />

14. Januar (Sonntag)<br />

Am Tag beobachtet, wie im Süden Bomberverbände die Hermann-Göring-Werke in<br />

Salzgitter angreifen. Die platzenden Flakwölkchen hindern nicht. Ich sehe die Abwurfund<br />

Markierungszeichen, höre die Bombeneinschläge wie fernes Grollen, verfolge das<br />

Schauspiel gleichgültig und unbeteiligt. (Gleichzeitig schwere Angriffe auf die Leuna­<br />

Werke bei Merseburg).<br />

27. Januar (Sonnabend)<br />

Es hat seit gestern geschneit. Der Schnee deckt zu, läßt die Stadt noch stiller werden.<br />

Man liest über die Flucht der Zivilbevölkerung in Ostpreußen und Schlesien, besorgt und<br />

verunsichert. Angebörige einer OB-Inspektion aus Oppeln treffen bei uns ein, aus dem<br />

Kampfgebiet "herausgezogen". Die Front scheint sich zu nähern 23).<br />

Bei Post und Bahn gibt es weitere Einschränkungen. Urlaubssperre. Die Essenportionen<br />

sind kleiner geworden, süße Milchsuppen besonders begehrt.<br />

22) Wolfram Brockmeier (1903 -1945) war einer der bekanntesten NS-Lyriker.<br />

23) Am 22. 1. hatten russische Truppen die Oder nördlich und südlich von Breslau erreicht, Oppein<br />

wurde am 24. 1. genommen.<br />

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In der Bernhard-Rust-Hochschule 26 ) veranstaltet die NSDAP an zwei Sonntagen<br />

Morgenfeiern mit Musik und Lesungen, Clausewitz und Horst WesseI (am 23.2., seinem<br />

Todestag) gewidmet. Im Festsaal der Jugendakademie tanzt die Ballettmeisterin des<br />

Staatstheaters in prächtigen Kostümen, Theaterersatz für die Offiziersbewerber. (Seit August<br />

1944 sind die Theater geschlossen.) Im Konzerthaus-Saal spielt das Gau-Kriegsorchester<br />

Sinfonien von Mozart und Beethoven.<br />

3. März (Sonnabend)<br />

Mittags Bombenangriff. Die niederfallenden Brandbomben in Kasernennähe hören wir<br />

nicht, sie werden von den Abschüssen der Flak übertönt. Wir verharren im Keller, das<br />

Licht verlischt.<br />

Nach der Entwarnung sehen wir eine Baracke im Ausländerlager vor Mascherode<br />

brennen. Es ist die Unterkunft der Bewacher.<br />

In diesem Lager waren die zwangsverpflichteten Büssing-Arbeiter untergebracht.<br />

Dorthin wanderten oder fuhren die Männer mit den Schirmmützen und die Frauen mit den<br />

Kopftüchern scharenweise jeden Abend, wohl auch mittags. Weiter unten in der Salzdahlumer<br />

Straße befand sich ein russisches Offizierslager: wir beobachteten manchmal eine<br />

kleine Gruppe beim Ausgang.<br />

Vom Verschiebebahnhof her sind Detonationen zu hören. Wir erfahren, daß ein Munitionszug<br />

getroffen sei. Bald werden wir zur Wohnsiedlung "Limbecker Hof" gefahren,<br />

die von Einheimischen immer noch "Bebelhof" genannt wird 27 ).<br />

Vor dem Bunker, der die Bewohner geschützt hatte, liegen Granathülsen verstreut<br />

umher. Die oberen Stockwerke einiger Häuser brennen. Der kräftige Frühjahrswind entfacht<br />

stets von neuem die Flammen. Löschwasser tropft durch die Decken der Wohnungen.<br />

Unbekümmert der Nässe trägt eine ältere Frau ihre Habe fort, flink und arbeitsam. Wir<br />

helfen mit, ziehen Schubladen heraus, schlagen Schränke auseinander. Planlos wird Wichtiges<br />

und Unwichtiges auf die Straße geschleppt und dort gestapelt.<br />

Um eine Dachwohnung kümmert sich niemand, denn die Inhaber weilen in Berlin.<br />

Das junge Ehepaar muß sich frisch eingerichtet haben, mit neuen und soliden Möbeln. Sie<br />

sind nicht durch enge Türen und Treppen fortzuschaffen. Auch brennt die Zimmerdecke<br />

lichterloh. Um irgendetwas zu tun, zertrümmere ich die Scheiben des Bücherschranks und<br />

rette die Bände. Wir schaffen die Bücher in den Hof. Wer mag sich ihrer annehmen?<br />

26) Die Hernhard-Rust-Hochschule ist die heutige Kant-Hochschule in der Konstantin-Uhde­<br />

Straße.<br />

27) Schwerer Angriff am 10.30 Uhr, der die Bezirke Innenstadt, Petritor, Wilhelmitor. Stadtpark<br />

und Veltenhof traf, vor allem aber die Werksanlagen der Büssing-N.A.G. an der Wolfenbütleler<br />

Straße (Prescher, S. 103). Über die Explosion von zwei Munitionszügen am Ostbahnhof berichtet<br />

Prescher nur am 31. 3. 45.<br />

154<br />

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5. März (Montag)<br />

Ich bin zum Generalkommando in der Wörthstraße (heute: SchilIstraße ) besteHt. Ein<br />

älterer Adjutant im Majorsrang fragt mich schnarrend, ob ich mir zutraue, als Sprecher bei<br />

einer Kundgebung aufzutrcten. Als ich bejahe, lobt er die Courage der heutigen Jugend,<br />

hinzufügend, er habe das früher nicht gewagt. Bei der Kreisleitung am Burgplatz muß ich<br />

den Text abholen: ein politisches Gedicht von Heinrich Anacker. Auch hier mißtraut ein<br />

"Goldfasan", wohl der Kreispropagandaleiter , meinen Fähigkeiten.<br />

6. - 9. März<br />

Unser Lehrgang wird zu einer Schulung in der Parteischule des Kreises untergebracht,<br />

veranstaltet von Unteroffizier W., dem NS-Obmann unserer Einheit. Die Schule befindet<br />

sich in einer ehemaligen Waldgaststätte mitten im Querumer Holz. Man erkennt am Waldesrand<br />

die Trümmer eines Arbeitsdienstlagers, der Wald ist von Bombentrichtern durchsetzt,<br />

aber sonst scheint das Haus ein sicheres Refugium ZR). Wohl deshalb wohnt Kreisleitcr<br />

H. hier, er läßt sich jeden Morgen in die gefährdcte Stadt oder in den Kommandostand<br />

am Nußberg fahren. Der Hausmeister hütet den Keller: aber zu unserer Abschicdsfeier<br />

zaubcrt er Wein herbei, selbst schon angchcitert.<br />

Wir genießen die ruhigen Nächte ohne Alarm in weichcn Federbetten, ohne von Pfiffcn<br />

und Kommandolautcn odcr ohne vom plötzlichen Auftauchen eines Diensthabenden<br />

gestört zu werdcn. So lassen sich ausgeruht die endlosen Vorträge ertragen, mit ihren stets<br />

wiederkehrcnden Phrasen. Ein finsterer Vertreter des Rassenpolitischen Amtes warnt vor<br />

den Verführungen durch ungarische Mädchen, warnt vor allen östlichen Völkern überhaupt.<br />

Ob wir sie jetzt noch ke'nnenlerncn?<br />

"Ocr Geist erzwingt die Sicge", sagt man uns. Jetzt sei ein neuer Offizierstypus erforderlich.<br />

Der" Volksoffizicr" habe dem Kastengcist abgeschworen. Er müsse ein ideologisch<br />

gefestigter Propagandist sein.<br />

Schließlich werden Beurteilungen über jeden von uns geschrieben. Aber wer hat zu<br />

erkennen gegeben, was er wirklich dcnkt?<br />

Ich träume von einem im dichten Wald verborgenen Rokoko-Schlößchen als geheimen<br />

Aufenthalt, fernab und oberhalb der Staut, sicher vor Bombenwürfen.<br />

11. März (Sonntag)<br />

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He1dengedenktag-Feier vor der Schloßruine. Meine Kompanie muß als Ehrenformation<br />

teilnehmen. Ich folge ihr als mitwirkender Sprecher später im Alleingang. Auf der<br />

Salzdahlumer Straße bittet ein mir bekannter, gehbehinderter Offizier, ihm seinen Stahlhelm<br />

aus der Kaserne zu holen. Ich eile zurück, muß mich aber in der Zeit verschätzt haben.<br />

28) Das Arbeitsdienstlager war schon am 8. Mai 1944 getroffen worden (Prescher, S. 74), wahrscheinlich<br />

dann am 24. August 1944 zerstört, als dieses Gebiet heimgesucht wurde.<br />

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155


Als ich mich dem Bohlweg nähere, herrscht merkwürdige Ruhe. Ich erreiche den Vorplatz<br />

des Schlosses: aufgestellt haben sich Einheiten der Partei, SA, HJ und der Wehrmacht.<br />

Fahnen bedecken im Hintergrund die Fassade des ausgebrannten Schlosses. Die Feier hat<br />

begonnen, ich gehe auf die Gruppe am Rednerpult zu. Der Parteimann dreht sich ärgerlich<br />

um: Wo bleiben Sie denn? Ein Ersatzmann stand schon bereit. Als wenn ieh auf mein Stichwort<br />

gewartet hätte, trete ich an das Pult und kann meinen Text bequem vom Blatt ablesen.<br />

Durch das Mikrophon hallt mein Vortrag über den Platz. Als ieh später dem Adjutanten<br />

des Generals bekennen muß, ich hätte mich verspätet, bemerkt er im Beisein meines<br />

Hauptfeldwebels knapp: "Wenigstens ehrlich. Hat seine Sache gut gemacht." Damit war<br />

alles ausgestanden 29).<br />

17. März (Sonnabend)<br />

Auszug zu einer "Schulung" in der Baracke des Übungsplatzes Klein Schöppenstedt,<br />

in einer Senke hart an der Reichsstraße 1 zwischen <strong>Braunschweig</strong> und Helmstedt gelegen.<br />

Strammer Dienst wird nicht gefordert. In der wärmenden Frühjahrssonne rasieren wir uns<br />

im Freien bei Radiomusik und hocken dann am Waldesrand. Der NS-Führungsoffizier, ein<br />

älterer und gehemmter Leutnant, fordert pflichtgemäß von uns, "blindes Werkzeug einer<br />

guten Führung" zu sein. Die bekannten Propagandathesen.<br />

Wir erinnern uns, daß einer seiner Vorgänger in einem Referat ständig von der letzten<br />

"Phrase" des Krieges sprach, bis ein Unteroffizier es wagte, ihn zu korrigieren: die letzte<br />

"Phase" sei wohl gemeint.<br />

21. März (Mittwoch)<br />

Immer noch im Lager. Eine angenehme Zeit, ein Ausgleich für die Urlaubssperre. Ich<br />

plane, Ostern mit dem Fahrrad nach Göttingen aufzubrechen, nicht sicher, ob die Zeit<br />

reicht.<br />

Rostig-braune Panzer vom Typ "Jagdpanther" kurven im Gelände auf dem weichen<br />

Sandboden herum, besetzt von Werkmännern mit dunklen Lederkappen. Die fabrikneuen<br />

Fahrzeuge werden getestet, die 8,8-cm-Kanonen eingeschossen.<br />

25. März (Sonntag)<br />

In einem Wirtshaussaal in Cremlingen wird der Farbfilm "Die goldene Stadt" gezeigt.<br />

Als die Hauptdarstellerin Kristina Söderbaum am Ende stirbt, schluchzen die jungen Zuschauerinnen.<br />

Am Abend "Lagersperre" , gedrückte Stimmung.<br />

29) Den Angriff am 31. März erlebten wir nicht mehr. Wir befanden uns in der Nähe von Templin,<br />

unweit der Oderfront, als wir am 11. April die Radionachricht hörten, im <strong>Braunschweig</strong>er Stadtzentrum<br />

seien 100 Panzer vernichtet. Tatsächlich war an diesem Tag die Stadt ohne nennenswerten<br />

Widerstand von amerikanischen Truppen eingenommen worden.<br />

156<br />

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26. März (Montag)<br />

Warten. Plötzlich ist Rückmarsch befohlen. Das triste Kasernenmilieu empfängt uns<br />

wieder: klappernde, scharrende Stiefel auf den Fliesen der dunklen Gänge, Trillerpfeifen<br />

und Kommandorufe. Ein Fliegeralarm läßt nicht lange auf sich warten.<br />

27. März (Dienstag)<br />

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Der Abmarsch nach Osten steht bevor, als ZicJ wird ein Ort P. genannt. Neue Ausrüstung,<br />

wie man sie erwartete, gibt es nicht. Ich hatte am Vorabend einen Karton mit Waschpulver,<br />

Kleidung und Büchern zu Frau R. in die Leonhardstraße gebracht, zum Aufbewahren.<br />

Einen weiteren Karton mit Büchern übergebe ich einem Kameraden, der ihn weiterleiten<br />

soll. Andere liefern ihre gehüteten Ausgehuniformen an private Adressen.<br />

Der Lehrgang verläßt um 23.30 Uhr die Leutnant-Müller-Kaserne. In der Dunkelheit<br />

marschieren wir, zunächst noch das schwere Gepäck auf dem Rücken, nach Norden: an<br />

den Eisenbahn-Signalwerken vorbei durch die Ackerstraße, später den Ring entlang nach<br />

Gliesmarode. In Richtung Wendhausen verlassen wir die schlafende Stadt.<br />

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157


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10. Schultz, Hans Adolf: Burgen und Schlösser des <strong>Braunschweig</strong>er Landes. (3. Aufl.) <strong>Braunschweig</strong>:<br />

Waisenhaus-Buchdr. u. Verl. 1983. 179 S., 6 BI., 299 Abb., 1 Kt. 4°<br />

IFrüher. Auf!. s. Bibliogr. 1980. Nr 7.)<br />

11. Zander, Ouo: Historische Streifzüge durch den Südwestharz. (6., erw. Aufl.) Herzberg<br />

-Pöhlde: Verf. (1983).116 S., zahlr. Abb.<br />

12. Mohr. Kurt: Harzvorland, westlicher Teil. Mit 30 Abb .• 10 Routenkärtchen, 12 Tab. sowie 1<br />

Routenübers. im Text u. auf d. Umschlagseiten. Berlin, Stuttgart: Bornträger 1982. 155 S.<br />

(Sammlung geologischer rührer. Bd 70.)<br />

IS. 149-155 Onsregister I<br />

13. Lommatzsch, Herbert: Niedersachsens Oberharz. Lage, Geschichte, Strukturen. In: Niedersachsen.<br />

Jg. 83. 1983. S. 144 -147,9 Kt.-Skizzen.<br />

14. Lommatzsch, Herbert: Die Bergstädte des Oberharzes. In: Unser Harz. Jg. 31. 1983. S. lO-<br />

13,29 -33,45 - 48,8 Abb.<br />

15. Herbst, Rudolf: Neue Untersuchungen zum vermutlichen Verlauf der Diözesangrenze Halberstadt-Mainz<br />

im Harz. Mit Taf. IV u. V. In: Harz-Zs. Jg. 35. 1983. S. 55 -72, 1 Kt., 1 Abb.<br />

aufTaf.<br />

16. Ahrend, Friedrich: Das erste Jahrtausend einer markanten Harzlandschaft im Stenogramm.<br />

In: Allgem. Harz-Derg-Kal. 1984. [1983.] S. 75 - 80,4 Abb.<br />

17. Harzer Höhlenkalender 1984. Alte u. neue Harzer Höhlenpläne. (Text u. Repros: Fritz Re i nbot<br />

h.) (Osterode: Arheitsgemeinschaft für Karstkunde in Niedersachsen e. V. 1983.) 17 ungez.<br />

BI. 4°<br />

18. Ger k e, Karl: Eine barometrische Höhenbestimmung des Brockens im Jahre 1830. In: Harz­<br />

Zs. Jg. 35.1983. S. 151-154.<br />

Iner Mathematikprofessor am Collegium Carolinum in Braunsehweig Fticdrich Wilhelm Spehr nahm zusammen mit d. Gehilfen<br />

Juhus Johann (jo(lhcb Muller vom 15. -19. August 1830 Messungen am Brocken vor.]<br />

19. Schmidt, Kurt: Ein Herzog stirbt nicht an der Pest. Harzer medizinische Nachrichten aus 6<br />

Jahrhunderten. In: Unser Harz. Jg. 31.1983. S. 48-51, 1 Abb.<br />

20. Vase I, Anneliese: Harzer Fuhrleute und die Georgsmarienhütte. In: Allgem. Harz-Berg-Kal.<br />

1984. [1983.] S. 51 - 53.<br />

21. Fr e i tag, Friedrich: Unbekannte Geschichtsbilder aus dem Ambergau. (Kreiensen, Parkstr. 1:<br />

Verf. 1983.) 120 S. mit Abb.<br />

22. Der Landkreis Gifhorn. Hrsg. in Zsarb. mit d. Kreisverwaltung. Red. : Klaus Le m k e. (2., völlig<br />

neu bearb. Aufl.) Oldenburg : Verl. Kommunikation u. Wirtschaft 1983. ISO S.,<br />

zahlr. Abb. (Städte, Kreise, Regionen.)<br />

23. Den e e k e, Dietrich, Annemarie Ge rck e u. Hildegard 0 Izi e n: Bibliographie zur Geschichte<br />

und Landeskunde von Göttingen und Südniedersachsen für das Jahr 1982 . In: Göttinger <strong>Jahrbuch</strong>. (F. 31.) 1983. S. 257 - 278.<br />

IDie Bihliographie erscheint jährlich im GOllinger <strong>Jahrbuch</strong>.)<br />

24. Drop e, Hartwig: Vorwiegend platt und heiter. Döneken, Anekdoten u. wahre Begebenheiten<br />

aus d. Landkreis Holzminden mit zahlr. Abb. aus alter Zeit. (Holzminden, Bahnhofstr. 29:<br />

Verf. 1983.) 144 S.<br />

25. Geschichtliches aus dem Papenteich. Bearb. von Heinz Klose. Hrsg. von d. Zuckerfabrik Papenteich<br />

zu Meine AG zum 100 jähr. Jubiläum. (Meine 1983.) 312 S. mit Abb. u. KI.<br />

160<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

IBevenrode. Bienrode u. WaAAum ge hone" bis 1705 zum Verwaltungs- u. Gerichtshezirk Rötgesbtittel im Papenleich; crsch.<br />

zuerSl als Beil. zum Miueilungsblau d. Samtgemeinde Papenteich 1978 - 81; vgl. Blbliogr. 1982. Nr 26.)<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042602


kunde u. Landesentwicklunga. d. Universität Göttingen, Goßlerstr. ISa, 34 Göttingen eingesehen werden; 7.ahlreiche Hinweise<br />

aus d. <strong>Braunschweig</strong>er Raum u. Archiv-Auszuge aus d. Staatsarchiv Wolfcnbuttel.]<br />

44. Mommsen, Wolfgang A.: Die Nachlässe in den deutschen Archiven . Bearb. im Bundesarchiv in Koblenz. T. 2: (Nachträge u. Ergänzungen.<br />

Register). Boppard a. Rh.: Boldt (1983). X S., S. 583-1648. (Verzeichnis d. schriftlichen Nachlässe<br />

in deutschen Archiven u. <strong>Bibliothek</strong>en. Bd 1, T. 2.) (Schriften d. Bundesarchivs. 17.)<br />

[T. I s. Bihliogr. 1971, Nr 36.)<br />

45. Deutsche Wirtschaftsarchive. Nachweis historischer Quellen in Unternehmen, Kammern u.<br />

Verbänden d. Bundesrepublik Deutschland. Hrsg. im Auftr. d. Instituts f. bankhistorische Forschung<br />

e. V. u. d. Gesellschaft f. Unternehmensgeschichte e. V. von Klara van Eyll, Sibylle<br />

Grube-Bannasch tu. a. ] Bd. 2: Kreditwirtschaft. Bearb. von Norbert G. Klarmann u.<br />

Horst A. WesseI. Wiesbaden: Steiner 1983. Losebl.-Ausg.<br />

[Bd 1 s. Bibliogr. 197sn9, Nr 31.]<br />

46. Umgang mit schriftlicher Überlieferung. Informationsschrift d. Verbandes kirchlicher Archive.<br />

(Text u. Red.: Wolfgang Eger, Hermann Kuhr [u, a.] Zeichnungen u. Grafik: H. Kuhr.)<br />

(<strong>Braunschweig</strong>:) Arbeitsgemeinschaft d. Archive u. <strong>Bibliothek</strong>en in d. evangelischen Kirche<br />

(-Verband kirchlicher Archive) 1983. 18 ungez. BI., 17 Abb. (Archiv aktuell. Nr 2.)<br />

Karten s. auch Nr 110, 125,489.<br />

47. Z ö g n er, Lothar: Verzeichnis der Kartensammlungen in der Bundesrepublik Deutschland einschließlich<br />

Berlin , Im Auftr. d. Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz mit Unterstützung<br />

d, Deutschen Forschungsgemeinschaft bearb. (Neubearb. Auf!.) Wiesbaden: Harrassowitz<br />

1983. XVIII, 417 S., 1 Kt. - Frühere Auf!. ersch. u.d.T.: Kramm, Heinrich: Verzeichnis<br />

deutscher Kartensammlungen. 1959.<br />

[Darin u. a.: <strong>Braunschweig</strong> S. 65 -70; Clausthal·Zellerfeld S. 82-83; Gosl.r S. 151; Wolfenbuttel S. 393- 396; Reg. S. 405-<br />

417.]<br />

Siegel s. auch J';r 63.<br />

48. Posse, Otto: Die Siegel der deutschen Kaiser und Könige von 751 bis 1913 (1- 4: 1806). Dresden:<br />

Baensch 1909-13. (Neudr.) Bd 1-5. [In 3 Bden.] [Faks. - T.] (Leipzig: Zentralantiquariat<br />

d. Deutschen Demokratischen Republik 1981; Köln: Böhlau [in Komm. 1983].) 2 0<br />

[I. (751-1347.) Von Pippin bis Ludwigden Bayern. 37 S. ,53 Siegeltaf. Darin u. a.: Die sächsischen Könige u. Kaiscr9t9-1024.<br />

S. 11- 14, Tal. 6-11. Lothar 111. Herzog von Sachsen. S. 16, Tal. 20. Otto IV. S. 18, Taf. 25. Maria, Gemahlin Otto IV. S. 18,<br />

Taf. 26. - 2. (1347 - 1493.) Von KariIV. bis Friedrich lll. Mittelalterliche Fälschungen. LandlnedenSSlegel. 29 S. ,63 Siegeltaf.<br />

Darin u. a.: Lothar lll. S. 20, Tal. 48; S. 23, Tal. 56, 4.5. - 3. (\493 - 1711.) Von Maximilian I. bis Josel I. 41 S., 74 Siegeltal. -<br />

4. (1711-1H06,1H71-1913.) Von Kart VI. bis Franz 11. Wilhclm I. his Wilhelm 11. Reichsvikariat. Reichskammergericht. Kur·<br />

fürstenkollegium. Nachtrage. 47 S .. 84 Siegeltat. Darin u. a.: Elisabeth [Christinel. Gemahlin Kart VI. S. 13. Tal. 13.1.2. Nach·<br />

trage zu Bd 1-3. Lothar III S. 40, Tal. 74, 3. Maria, Gemahlin Otto IV. S. 41, Tal. 74,5. - 5. (Textband. Erg. durch e. Bihliographie<br />

zur Sphragistik der Königs· u. Kaisersiegel 1914 -1979. Von Manlred Kobuch. 266 S., S. 1-V. Darin u. a.: Die sach·<br />

sischen Könige u. Kaiser. S. 11-18. Lothar 111. S. 24, 117. Otto IV. S. 27. Maria, Gemahlin OtlOS IV. S. 27. Elisabeth [Chri·<br />

stine] , Gemahlin Karls VI. S. 85; S. 263 - 266 Reg.)<br />

49. Bayer, Günther: Memmingen in historischen Bildern. Darstellungen u, Dokumente zur Geschichte<br />

d. Reichsstadt aus 8 Jh. Memmingen: Verl. Memminger Zeitung (1983). 189 S. mit<br />

zahlT. Abb. quer-8°<br />

[Darin S. 11: Heinrich der Lowe; mit Abb. d. ReIterslegels von 1161, Staatsarehiv WollenhÜtlel24 Urk 3.)<br />

Wappen S. Nr 5, 400, 428.<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

SO. B u rose, Hans: Bergbau-Ausbeutefahnen im Oberharz und Wetterfahnen der Zellerfelder<br />

Münze. In: Heraldische Mitteilungen. Bd 18/19: <strong>Jahrbuch</strong> 1980/81. (1983). S. 141-149,7 Abb.<br />

51. Schnell, Hugo: Martin Luther und die Reformation auf Münzen und Medaillen. Mit 1059<br />

Abb. u. 8 Farbtaf. München: Klinkhardt & Biermann (1983). 381 S.<br />

[Münzen u. Medaillen aus d. Herzogtum <strong>Braunschweig</strong> - Wolfenbüttel Nr 83,92 - 94,184, 185,252; Ortsreg. S. 371- 373; Per·<br />

sonenreg S. 374 - 377; Sachreg. S. 378 - 380.)<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042602<br />

163


52. Kar I, Herbert: Zur Geschichte des Oberharzer Münzwesens. Entwicklung von d. Anfängen bis<br />

zur Bergbau- u. Löserprägung. In: TU Clausthal. Mitteilungsblatt. H. 55. 1983. S. 34 - 41, 10<br />

Abb.<br />

53. Müseler, Kar!: Bergbau- und Ausbeuteprägungen unter besonderer Berücksichtigung der<br />

Oberharzer Gepräge. In: TU Oausthal. Mitteilungsblatt. H. 54. 1983. S. 55 - 60,34 Abb.<br />

Medaillen s. auch Nr 363.<br />

54. Spru th, Fritz: Bergbaumedaillen 1982. In: Der Anschnitt. Jg. 35. 1983. S. 117 -122,28 Abb.<br />

[Darin u. H.: Medaille d. Bohr- u. Sprengtechnischen Kolloquiums an d. Technischen Universität ClausthaJ. S. 117. 2Abb. - Medaille<br />

zur 450-Jahr-Feler von CIausthal·Zellerfeld. S. 118.2 Abb. - MedaIlle 40Jahre Forderung d. Grube Haverlahwiese [Stadt<br />

Salzgillerl. S. 119.2 Abb. - Medaille zur Stillegung d. Grube Haverlahwiese. S. 119.2 Abb.; Anf. s. Bibliogr. 1981. Nr 32 u.<br />

1982. Nr47.l<br />

Allgemeine Geschichte in zeitlicher Reihenfolge<br />

55. Bericht über die Ausgrabungstätigkeit der Archäologischen Denkmalpflege in Niedersachsen<br />

im Jahre 1982. Mit 1 Abb. auf Falttaf. In: Nachrichten aus Nds. Urgeschichte. Bd51: 1982. 1983.<br />

S.351-359.<br />

[Darin S. 351- 353 Regierungsbezirk <strong>Braunschweig</strong>.)<br />

56. Als noch Löwen die ersten Esbecker in Schrecken versetzten. FTÜhsteinzeitliche Ausgrabungen<br />

im SchöningerTagebaugebiet sollen fortgesetzt werden. In: Mitteilungen. Braunschw. Kohlen­<br />

Bergwerke AG, Helmstedt, u. Tochtergesellschaften. 1983, 11. S. 14 - 17, 4 Abb.<br />

57. Frühe Bauemkulturen in Niedersachsen. Linienbandkeramik, Stichbandkeramik, Rössener<br />

Kultur. (Niedersächs. Landesausstellung. Oldenburg, Staatl. Museum f. Naturkunde u. Vorgeschichte<br />

5. Nov. 1983 bis 26. Febr. 1984. Hannover, Niedersächs. Landesmuseum, Urgeschichts-Abteilung<br />

15. März bis 22. Juli 1984. Hamburg-Harburg, Helms-Museum, Hamburgisches<br />

Museum f. Vor- u. Frühgeschichte 9. August bis 28. Okt. 1984. Wolfenbüttel, Braunschw.<br />

Landesmuseum, Abteilung Archäologie 25. Nov. 1984 bis 28. Febr. 1985.) Oldenburg 1983. 263<br />

S. mit Abb. (Archäologische Mitteilungen aus Nordwestdeutschland. Beih. 1.)<br />

(Darin u. a.: Schwarz-Mackensen. Gesine: Die Siedlung der ältesten Linienbandkeramik von Eitzum [Stadt Schöppenstedtl.<br />

Ldkr. Wolfenbülle!. S. 23 - 36. 6 Abb. - Fansa. Mamoun. u. Hartmut Thieme: Die linienbandkeramische Siedlung<br />

und Befestigungsanlage in Esbcck .. Nachtwiesenberg", Stadt Schoningen. Ldkr.lielmstedt. S. 91-102. 4 Abb. - Busch, Ralf:<br />

Eine neolithische - vorwiegend stichbandkeramische - Siedlungsstelle in Klein Vahlberg [Gemeinde VahlbergJ, Ldkr. Wolfenbuttel.<br />

S. 103-105. 1 Abb. - Busch. R.: Ein Hausgrundriß der StichbandkeramIk oder der ROssener Kullur aus Gielde. Ulke.<br />

Wolfenbüttel. S. 107 -117, 6 Abb. - Rotting. Hartrnut: Das alt- und mittelneolilhische Gräberfeld von Wittmar. Ldkr. Wolfenbüttcl.<br />

Eine Übersicht zu d. Grabungsergehnissen. S. 135 - 157. IR Ahb. - Sc hneide r. Wemer: Die geologische Situation<br />

im Bereich des alt- und mittelneolithischen Gräberfeldes von Wittmar. S. 159-164.4 Abb .• 1 Tab. - Busch. R.: Eane Schnecke<br />

mit Feuersteindepol vom Osel. S. In - 178. 2 Abb. J<br />

58. Thielemann, Otto: Ein Gefäß mit Schwung. In: Allgem. Harz-Berg-Kal. 1984. [1983.] S. 115,<br />

1 Abb.<br />

(Trichterhalsgeröt d. späten Urnenfelderkultur ca. 1(X)O v. ehr.; Fundort: Klein Mahner (Gemeinde üebenburg); wird im<br />

<strong>Braunschweig</strong>er Landesmuseum in Wolfenbüttel aufbewahrt. J<br />

59. Wen d 0 rff, Christina: Die Grabfunde der ausgehenden Bronze- und älteren vorrömischen Eisenzeit<br />

im nordwestlichen Harzvorland. Mit 53 Abb. u. d. Taf. 33 - 91. In: Neue Ausgrabungen<br />

u. Forschungen in Niedersachsen. 16_ 1983. S. 215 - 362.<br />

60. Metzler, Alf: Der Reihengräberfriedhofvon Beuchte, Gemeinde Schladen, Kr. Wolfenbüttel.<br />

In: Heimatbuch f. d. Landkr. Wolfenbüttel. Jg. 30:1984. [1983.] S. 33 -36, 2 Abb.<br />

61. Kai thammer, Wilhelm: Die Cherusker und der Harz. In: Ur- und Frühzeit. Jg. 10.<br />

1983. H. 1. S. 8-13; H. 2. S. 4-7_ -Ersch_ auch in: Unser Harz. Jg. 30.1982. S. 106-108,124-<br />

127,3 Abb.<br />

[Anf. s. Bibliogr. 1982. Nr 58.1<br />

164<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042602


62. Upmeyer, Dietrich: Königtum, Königsgut und Königssiedler im Harzvorland. Gt:danken zur<br />

frühen Verfassung des Siedlungsraumes zwischen Harz und Leine. In: Heimatbll. f. d. südwestl.<br />

Harzrand. H. 39.1983. S. 17 -41,6 Taf.<br />

63. 0 h n so r ge, Werner: [Teils.] Ost-Rom und der Westen. Gesammelte Aufsätze zur Geschichte<br />

d. byzantinisch-abendländischen Beziehungen u.d. Kaisertums. Darmstadt: Wiss. Buchges.<br />

1983. IX, 226 S.<br />

[Darin u. a.: Die Idee der Mitregentschaft bei denSaehsenhemchem. S. 117 -127. - Die Heirat KaiserOttoslI. mIt der Byzantinerin<br />

Theophano c972" S. 128- 172. - Basileus. Kaiser und Sarazenen im Jahre 9B112. S. 173 - 201. - Theophanu. S. 202 - 206.<br />

- Bemerkungen zu dem Goslarer Goldsiegel des Konstantinos IX. Monomachos. S. 2fJ1- 218. - Reg. d. wichtigsten Personenund<br />

Onsnamen. S. 223- 226.J<br />

64. Sc h m id, Karl: [Teils.] Gebetsgedenken und adliges Seihstverständnis im Mittelalter. Ausgew.<br />

Beitr. Festgabe zu seinem 60. Geburtstag. Sigmaringen: Thorbecke 1983. XIV, 652 S.<br />

[Darin u. a.: Probleme um den .. Grafen Kuno von Öhningen". Ein Beilr. zur Entstehung d. welfischen Territorialpolitik im Bodenseegebiet.<br />

S. 127 -179. - Welfisches Selbstverständnis. S. 424 -453.J<br />

Lothar III. Deutscher Kaiser s. auch Nr 48, 390.<br />

65. Speer, Lothar: Kaiser Lothar III. und Adalbert I. von Mainz. Eine Untersuchung zur Geschichte<br />

d. deutschen Reiches im frühen 12. Jh. Köln, Wien: Böhlau in Komm. 1983. IX, 213 S.<br />

Ersch. zuerst als Phil. Diss. Köln. (Dissertationen zur mittelalterlichen Geschichte. 3.)<br />

Heinrich d. Löwe Herzog von Sachsen und Bayern s. auch Nr 41, 49, 219 - 226.<br />

66. Jordan, Kar!: Heinrich der Löwe und seine Familie. In: Archiv f. Diplomatik, Schriftgesch.,<br />

Siegel- u. Wappenkde. Bd 27. 1981. S. 111-144.<br />

67. Haas, Wolfdieter: Friedrich Barbarossa und Heinrich der Löwe beim Tausch von Badenweiler<br />

gegen Reichsgut am Harz . In: Zs. f. d. Geschichte d. Oherrheins. Bd 131. Festgabe<br />

Gerd TeIlenbach zum 80. Geburtstag. 1983. S. 253 - 269.<br />

Otto IV. Deutscher Kaiser s. Nr 48.<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

68. Pagel, Karl: Die Hanse. Neu bearb. von Friedrich Naab. (<strong>Braunschweig</strong>:) Westermann<br />

(1983).255 S., zahlr. Abb. 4 0<br />

[Behandelt auch <strong>Braunschweig</strong>s Stellung in d. Hanse. S. 251 - 255 Register.1<br />

69. Handbuch der niedersächsischen Hansestädte. Bearb. von Jürgen Bo hm bach. Stade (: Stadt<br />

Stade) 1983.178 S. mit Abb. (Veröffentlichungen aus d. Stadtarchiv Stade. Bd 2.)<br />

[Darin u. B.: (Garzmann. M.:) <strong>Braunschweig</strong>. S. 25-36, 4Ahb.-(Hillebrand. W.:)Goslar. S. 62-65.1 Abb.-Helmstedt.<br />

S. 85-87.1 Abh·1<br />

70. Last, Martin: Villikationen geistlicher Grundherren in Nordwestdeutschland in der Zeit vom<br />

12. bis zum 14. Jahrhundert. <br />

In: Die Grundherrschaft im späten Mittelalter. Hrsg. von Hans Patze. 1. Sigmaringen 1983. S.<br />

369-450,8 Tab., 8 Kt. (Vorträge u. Forschungen. Bd 27.)<br />

[In d. Untcrsuchungsgcbict einbezogen sind geistliche Grundhenen u. a. in: <strong>Braunschweig</strong>: St. Cyriakus, S1. Blasius; Gandersheim:<br />

St. Anastasius u. Innocenlius; Goslar: S1. Simon u. Juda.)<br />

71. Rohr, Alheidis von: Ein Turnierbuch Herzog Heinrichs des Mittleren zu <strong>Braunschweig</strong>-Lüneburg<br />

. Mit 11 Abb. In: Nds. Jb. f. Landesgcsch. Bd 55. 1983. S. 181- 205.<br />

IHerzog Heinrich d. Mittlere (reg. 1486-1522 in Cetle) turnierte u. a. in <strong>Braunschweig</strong>; Turnierpartnerwaren u. a. seine Vettern<br />

Heinnch d. A. aus <strong>Braunschweig</strong>-Wolfenbuttel u. Philipp aus d. Grubenhagcner Linie. J<br />

72. Kr ü ger, Kersten, u. Evi J u n g: Staatsbildung als Modernisierung. <strong>Braunschweig</strong>-Wolfenbüttel<br />

im 16. Jahrhundert. Landtag, Zentralverwaltung, Residenzstadt. In: Braunschw. Jb. Bd 64.<br />

1983. S. 41-68.8Abb.<br />

73. Lindemann, Mary: Armcn- und Eselbegräbnis in der europäischen Frühneuzeit, eine Methode<br />

sozialer Kontrolle. In: Studien zur Thematik des Todes im 16. Jahrhundert. Hrsg. von<br />

Paul Richard BI u m. Wolfenbültel1983. S. 125 - 139. (Wolfenbütteler Forschungen. Bd 22.)<br />

[Behandelt auch Beisetzungsmodalitäten im Herzogtum <strong>Braunschweig</strong>' Wolfenbuttel. J<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042602<br />

165


74. Mörke, Olaf: Rat und Bürger in der Reformation. Soziale Gruppen u. kirchlicher Wandel in<br />

d. welfischen Hansestädten Lüneburg, <strong>Braunschweig</strong> u. Göttingen. Hildesheim: Lax 1983. X,<br />

403 S. Leicht überarb. Phil. Diss. Marburg WS 1980/81. (Veröffentlichungen d. Instituts f. Historische<br />

Landesforschung d. Universität Göttingcn. Bd 19.)<br />

[So 399 - 403 Personenreg.1<br />

75. B[ume, Gundmar: Herzog Heinrich der Jüngere von <strong>Braunschweig</strong>-Wolfenbüttel und die<br />

Stadt <strong>Braunschweig</strong> 1533 -1535. In: Archiv f. Reformationsgeschichte. Jg. 74. 1983. S. 306--313.<br />

Sophie Herzogin zu <strong>Braunschweig</strong> u. Lüneburg s. Nr 432.<br />

76. Auf ge bau er, Peter: Judenpolitik im Zeitalter der Reformation, vornehm[ich in Norddeutschland.<br />

In: Die Diözese Hildesheim in Vergangenheit u. Gegenwart. Jg. 51. 1983. S. 27 - 44,11<br />

Abb.<br />

[Behandelt auch d. Judenpolitik in d. Stadt <strong>Braunschweig</strong>.]<br />

Iulius Herzog zu <strong>Braunschweig</strong> u. Lüneburg s. Nr 37.<br />

77. B ergwi tz, Wilhelm: Die Stolbergische Hochzeit auf dem Schlosse zu Wernigerode < 1541>.<br />

In: Unser Harz. Ig. 31. 1983. S. 89 - 92.<br />

[Es handelt sich um d. Hochzeit d. Grafen Wollgang von Stolberg-Wemigerode mit Dorothea zu RegenSlein.]<br />

78. E tzold, Gottfried: Die Huldigungsverhandlungen Herzog Augusts d. J. mit der Stadt <strong>Braunschweig</strong><br />

als Versuch zur Durchsetzung der Landesherrschaft. In: Staat und Gesellschaft in Mittelalter<br />

und Früher Neuzeit. Gcdenkschrift für Joachim Leuschner. Göttingen 1983. S. 245-<br />

259.<br />

79. 27.117. August 1626: Die Schlacht bei Luttcr am Barenberge. (Hrsg.: Hecken Lutter am Barenberge.<br />

Verantwortl. f. d. Inhalt: Kurt Klay. 2. Aufl.) (Lutter am Barenberge 1982.) 34 ungez.<br />

BI. mit Abb. [Umschlagt.)<br />

[Darin BI. 1-10: Melzner. Fritz-Günther: Die Schlacht bei Lutter am Barenberge; I. Aufl. u. d. T.: Vor 350 Jahren am 27.<br />

August 1626: Die Schlacht bei Lutter am Barenberge s. Bibliogr. 1976, Nr 46·1<br />

80. B 0 s b ach, Franz: Die Kosten des Westfälischen Friedenskongresses. Eine strukturgeschichlliehe<br />

Untersuchung. Münster: Aschendorff 1984. XVI, 285 S. Ersch. zuerst als Phi I. Diss. Bonn<br />

1981. (Schriftenreihe d. Vereinigung zur Erforschung d. Neueren Geschichte e. V. 13.)<br />

[Untersucht werden d. Gesandschaftshaushalte; <strong>Braunschweig</strong>er Bezüge s. Register S. 245-285.)<br />

81. Ko h I, IiII: The curious traveller: literary and non-literary documents of a visil to Restoralion<br />

London. In: German life and letters. N.S. Vol. 36, No. 3: Special baroque number. 1983. S. 219-<br />

231.<br />

[Uber Herzog Ferdinand Albrechts I. (11687) Reise nach England 1664/65.1<br />

82. Otto, Hans: War <strong>Braunschweig</strong> ein Kurfürstentum? In: Braunschw. KaI. 1984. [1983.) S. 64-<br />

66,3Abb.<br />

AnIon Ulrich Herzog zu <strong>Braunschweig</strong> u. Lüneburg s. auch Nr. 256,432.<br />

83. Herzog Anton Ulrich-Museum <strong>Braunschweig</strong>. Herzog AnIon Ulrich von <strong>Braunschweig</strong>. Leben<br />

u. Regieren mit d. Kunst. Zum 350. Geburtstag am 4. Oktober 1983. Ausstellung im Herzog<br />

Anton Ulrich-Museum vom 25. August bis 30. Oktober 19R3. (Katalogred.: Rüdiger Klessmann.<br />

Einf. BeiIr.: Rolf Hagen [u. a.) <strong>Braunschweig</strong> 1983. 303 S., 144 Abb.<br />

166<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

[Darin u. a.: Ilagen. R.: Anton Ulrichs Leben, seine Familie und Erziehung. S. 17 -22. - Heusinger.Chrisuan von: Anton<br />

Ulrichs graphische Versuche. S. 23 - 25. - Lessma nn. Johanna: Der Elfenbeindrechsler Tobias TrefOer als Lehrer Anton UIrichs.<br />

S. 26. - J acob. Sabine: Schloß Salzdahlum [Stadt Wolfenhuttelj. S. 49 - 69. 1 Abb. - J acob, S., u. Theodore Thle I:<br />

Das Kloster zur Ehre Gottes. S. 71-73. - Ost erh a use n, Fritzvon: Anton Ulrich als Rauherr. S. 121-129. - R ich ter, Gi .. I.:<br />

Anton IJlrichs Ritterakademie in Wolfenhuttel. S. 130- 132. - Klessmann, R., u. J. Lessmann: Anton Ulrich als Kunstsammler.<br />

S. 147 -165, 2 Abb. - Mazingue, Etienne: Anton Ulnch und das Theater. S. 1!l9-191. - Meyer,Julie, u. Maria<br />

Munding: Anton Ulrich als Dichter. S. 201-212. - Scheel, Gunter: Anton Ulrich und Lelbniz. S. 237 -243. - Römer,Christof:<br />

Anton Ulnch als Herrscher. S 249 - 255.J<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042602


93. Römer, Christof: Le milieu ecIaire de Brunswick au temps du Royaume de Westphalie. Une<br />

etude d'histoire sociale. (Trad. par Daniel Vaslet.) In: Stendhal et l'Allemagne. Rec. par Victor<br />

DeI Li!to et Hermann Harde r. Paris 1983. S. 21- 29. (Actes du Congres International<br />

Stendhalien. 13. Brunswick 1978.)<br />

94. Be rd i ng, Helmut: Die Emanzipation der Juden im Königreich Westfalen . In:<br />

Archiv f. Sozialgeschichte. Bd 23. 1983. S. 23 - 50.<br />

[Geht auch auf d. Juden im Herzogtum <strong>Braunschweig</strong> ein.1<br />

95. Ha ase, Carl: Politische Säuberungen in Niedersachsen 1813--1815. Eine Fallstudie zur Phänomenologie<br />

d. Kollaboration. Hildesheim: Lax 1983.281 S. (Quellen u. Untersuchungen zur allgt:meint:n<br />

Gt:schichte Niedersachsens in d. Nt:uzeit. Bd 5.) (Veröffentlichungen d. Hist. Komm.<br />

f. Nds. u. Bremen. 35.)<br />

[So 255 - 256 über d. Verfahren im <strong>Braunschweig</strong>ischen; S. 275 - 281 Personcnnamenindex.1<br />

96. H u s u n g, Hans-Gerhard: Protest und Repression im Vormärz. Norddeutschland zwischen Restauration<br />

u. Revolution. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1983. 385 S. Überarb. Phi!.<br />

Diss. <strong>Braunschweig</strong> WS 1978n9. (Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft. Bd 54.)<br />

[So 381- 385 Reg. ; Verf. wertete u. a. Archivalien d StaatsA Wolfenbüttelaus.]<br />

97. (Gre fe, Ernst [-I H[ermann):) Der Kampf um die Reichsverfassung. (Hagen: Fernuniversität<br />

- Gesamthochschule 1981.) 128 S. 4° [Umschlag!.) (Geschichte 1848. Kurseinheit 12.)<br />

[Verf. behandelt ausführlich d. Verhalten <strong>Braunschweig</strong>s In d. Verfassungsfrage von 1848; faksimiliert sind u. a. Quellen aus d.<br />

Nds. Staatsarchtv Wolfenbüttel; Arbeit don vorhanden: r Zg. 143/84.J<br />

98. K a rt man n, Arnold: Zur Friedrich-Krasscr-Rczeption in der deutschen Arbeiterbewegung.<br />

In: Forschungen zur Volks- u. Landeskunde. Bd 26, Nr 2. 1983. S. 85 - 91.<br />

[Das Gedicht ... Anti-Syllabus" von Krasser wurde u. a. im .. <strong>Braunschweig</strong>er Volksfreund u u. in d. Druckerei von Wilhelm Bracke<br />

in <strong>Braunschweig</strong> in zwei Aufl als Flugblatt publiziert; eine 1878 veröffentl. Liste d. bei Bracke erschienenen verbotenen u. z.<br />

T. beschlagnahmten Schriften enthalt auch dieses Gedieh!.l<br />

99. Dei n i nger, Friedrich: Goslars Bemühungen um den Reichsehrenhain. Mit4 Abb. In: Nds. Jb.<br />

r. Landesgesch. Bd 55. 1983. S. 311- 368.<br />

100. Sc h eibe, Herbert: Ziele und Inhalte betrieblicher und gewerkschaftlicher Interessenvertretung<br />

der <strong>Braunschweig</strong>er Metallarbeiter nach dem Zweiten Weltkrieg . Eine sozialwissenschaftliche<br />

Untersuchung d. <strong>Braunschweig</strong>er Metallarbeiter unter Berücks. ihrer Erfahrungen<br />

am Ende d. Weimarer Republik u. während d. Zeit d. Nationalsozialismus. o. O.<br />

1981. 454 S. Göttingen, Sozialwissenschaft!. Diss. v. 6.7.1981.<br />

101. H arbert, Egbert: Rückblick auf das Jahr 1933. Gekürzter Vortrag vom 16.2.1964 vor d. Katholischen<br />

Studentt:nvereinigung Cheruscia. In: Mitteilungen d. TU Carolo-Wilhelmina zu<br />

<strong>Braunschweig</strong>. Jg. 18, H. 2.1983. S. 33 - 39.<br />

[Anm. hierzu 5. Mitteilungen d. 11) C'arolo-Wilhelmina Z1J <strong>Braunschweig</strong>. Jg. 19. H. I. 1984. S. 73.1<br />

102. Der Arbeiter im Reich des Hakenkreuzes! (Zerschlagung d. Gewerkschaften -d. Lehren aus d.<br />

Vergangenheit. Hrsg. von d. Bildungsvereinigung Arbeit u. Leben Niedersachsen e. V., ÖAG­<br />

<strong>Braunschweig</strong> in Zsarb. mit d. DGB-Kreis <strong>Braunschweig</strong>-Wolfenbütte!.) (<strong>Braunschweig</strong> 1983.)<br />

31 S., 3 Abb. [Umschlagt.)<br />

[Enthält zwei Referate von Anton Gorgneru. Ernst-August Roloff, gehalten am 2. Mai 1983im DGB-Haus<strong>Braunschweig</strong>.]<br />

103. Detlef Ga rbe Die vergessenen KZs? Gedenkstätten f. d. Opfer d. NS-Terrors in d.<br />

Bundesrepublik. Mit Beitr. von Werncr Boldt [u. a.) Karte: Harald Walla. (Bornheim-Merten:<br />

Lamuv Ver!. 1983.) 230 S., 1 Kt. (Lamuv Taschenbuch. 26.)<br />

[So 7 - 19 Liste d. Konzentrationslager u. Außen kommandos (-Hauptlager-); genannt sind u. a.: Braunschwcig, F_cochershamen,<br />

Gander1ihelm, Helmstedt. SalzgItter, Schande/ah (Gemeinde Cremlingen).]<br />

104. Die Anfänge des Landes Niedt:rsachst:n. Vorträge auf d. Tagung d. His!. Kommission für Niedersachsen<br />

u. Bremen am 20.121. Mai 1982 in Oldenburg. In: Nds. Jb. f. Landesgesch. Bd 55.<br />

1983. S. 1- 138.<br />

168<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042602


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

123. Toepfer, Michael: Die Konversen der Zisterzienser. Untersuchungen über ihren Beitrag zur<br />

mittelalterlichen Blüte d. Ordens. Berlin: Duncker & Humblot (1983). 268 S. [Zug!. Phil. Diss.<br />

Berlin ru.) (Berliner historische Studien. Bd 10.) Zugl. = (Ordensstudien. 4.)<br />

[So 168 -170: Die KODversen d. Zisterzienser zwischen Weser u. EIbe; betr. KlOster Riddagshausen u. Walkenried; S. 267 - 268<br />

ReglSter·1<br />

124. Martin Luther und die Reformation in Deutschland. Ausstellung (im Germanischen Nationalmuseum<br />

Nürnberg vom 25. Juni bis 25. September 1983) zum 500. Geburtstag Martin Luthers.<br />

Veranstaltet vom Germanischen Nationalmuseum Nürnberg in Zsarb. mit d. Verein für Reformationsgeschichte.<br />

(Autoren u. Mitarb. am Katalog: Hartrnut Boockmann tu. a. )) (Frankfurt<br />

a. M.:) Insel Verl. (1983). 491 S. mit zahlr. Abb. 4° (Kataloge d. Germanischen Nationalmuseums.)<br />

[Darin u. a. Leihgaben aus: Herzog August Bibi. Wolfenbüttel Nr 109, 136,143,201,266,374,385,400,420,544,548,596; Herzog<br />

Anton Ulricb-Museum Braunschwelg Nr 158.195, 441, 65O;Städt. Museum <strong>Braunschweig</strong> Nr203; StadtA Braunschwelg Nr.<br />

181; BIbI. d. Predigerseminan; <strong>Braunschweig</strong> Nr 547; MarktkirchenbibI. Goslar Nr 401; EV.-Iuth. Gemeinde St. Peter u. Paul<br />

auf d. Frankenberge, Goslar Nr 419; S. 483 -490 Orts- u. Personenreg.l<br />

125. Luther 83. Mitteilungen aus d. Lutherjahr 1983 in Niedersachsen. (Hrsg. von d. Herzog August<br />

<strong>Bibliothek</strong> Wolfenbüttel. Red.: Hans R(eimer) Balzer [u.a.) H. 1. 2. (Wolfenbüttel) 1983.4°<br />

[Umschlagt.)<br />

[I. 36 S., 19 Abb. Darin u. a. : Müller, Gerhard: Der Reformator Manin Luther. S. 6-9. I Abb. - Krumwiede. Hans-Walter:<br />

Luther und NIedersachsen. S. 10-16,21- 24,10 Abb. - Campenhausen, Axel Frhr. von: Die Kloster ID NIedersachsen.<br />

S. 2S -28, 3 Abb. - Schwarz, Reinhard: Der Wolfenbiltteler Psalter. S. 34-36, 2Abb.; [Nebst] Beil. u. d. T.: Stattender Reformation<br />

und des kirchlichen Lebens im 16. Jahrhundert in Niedenachsen. Niedersachsen-Kane. Bearb. von H. R. Balzer.<br />

Maßstab I : 750000. -2. 35 S., 6 Abb. Darin u. a.: Balzer, H. R.: Das Lutherjahr 1983 in Niedersachsen. S. 7 -10, 27 -28,1<br />

Abb. - Raabe, Paul: Lutheruberheferung ID der Herzog August BIbliothek. S. 32-35, I Abb.l<br />

126. Kuhr, Hermann: Die Reformation im Raum Wolfsburg. BeitT. u. zeitgenössische Texte zur<br />

Rcformationsgesehiehte. Unter Mitarb. von K[ arl-) W(ilh[ elm)) von W i n t z i n g e ro d e. Hrsg.<br />

anläßI. d. Ausstellung zum Lutherjahr 1983 in Niedersachsen " Reformation im Raum Wolfsburg"<br />

vom 29. September bis 30. Oktober 1983 in d. Bürgerhalle d. Rathauses Wolfsburg.<br />

(Wolfsburg:Stadt Wolfsburg) 1983. 74 S., 29 Abb. (Stadtarchiv Wolfsburg. Texte zur Geschichte<br />

Wolfsburgs. Bd 12.)<br />

127. (Balzer, Hans R[eimer):) Reformatoren in Niedersachsen. Luthers Anhänger im 16. Jh.<br />

(Wolfenbüttel: Herzog August <strong>Bibliothek</strong> 1983.) 38 S., 36 Abb. [Umschlagt.) (Wolfenbütteler<br />

Schriften zum Lutherjahr 1983 in Niedersachsen. H. 1.)<br />

[Begleitheft zur Waoderausstellung. Darin u. a.: <strong>Braunschweig</strong>. S. 9 - 12, 3 Abb.; Goslar. S. 13 -15,3 Abb.; Wolfenbüttel. S.<br />

33-36,4Abb·1<br />

128. J ün ke, Wolfgang A.: Luther und die Stadt <strong>Braunschweig</strong> 1517 -1546. In: Braunschw. Heimat.<br />

Jg. 69. 1983. S. 66 -78,4 Abb.<br />

129. Lane, Frank P.: Johannes Bugenhagen und die Armenfürsorge in der Reformationszeit. (Aus<br />

d. Engl. übers. von Manfred R. W. G arzmann.) In: Braunschw. Jb. Bd64. 1983. S. 147 -156.<br />

130. Krumwiede, Hans-Walter: Staatskirche und Laienbewegung .<br />

In: Reformation und Kirchentag. Hrsg. von Waldemar R_ Röhrbein. Hannover 1983. S. 87-<br />

117,15 Abb., 1 Kt.<br />

[Verf. hehandeltauch d. Herzogtum Ilraunschweig-Wolfenbüttel.l<br />

131. Martin Greschat Die Aufklärung. Stuttgart, Berlin, Köln, Mainz: Kohlhammer<br />

(1983).398 S. mit Abb. (Gestalten d. Kirchengeschichte. Bd 8.)<br />

[Darin u. a.: Ratschow, Carl Heinz: Gottfried Wilhelm Leibniz. S. 121-155,1 Abb. - Sm end. Rudolf: Gotthold Ephraim<br />

LessIßg. S. 281-297,1 Abb.l<br />

132. Muster, Michael: Das Ende der Kirchenbusse. Dargest. an d. Verordnung über d. Aufhebung<br />

d. Kirchenbuße in d. Braunsehwcig-Wolfcnbüttelschen Landen vom 6. März 1775. Hannover<br />

1983.208 S., 1 Abb., 1 Kt. Kiel, Jur. Diss. v. 16.3.1983.<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042602<br />

171


161. D e t te, Joachim: Betrachtungen über Turmwindmühlen. In: Die Mühle + Mischfuttertechnik.<br />

Jg. 120. 1983. S. 305,2 Abb.<br />

[Über d. um 1600 von Geofg F.ngelhard von Löhneysen in Remlingen erbaute Turmwindmühle u. d. Bu.scltmOhle in Barmke.<br />

Stadt HelmSledt, aus d. Jahre 184O.J<br />

162. Dette, Joachim: Abbenroder Mühlengeschichte [Abbenrode Gemeinde Cremlingen]. In:<br />

Cremlinger Bote. Mitteilungsblatt d. Gemeinde Cremlingen. 1980, Ausg. 12. S. 10.<br />

163. Sch ultz, Hans Adolf: Die mittelalterliche Papiermühle in Obersickte [Gemeinde Sickte] als<br />

Vorläuferin der Neuerkeroder Anstalten. In: Heimatbuch f. d. Landkr. Wolfenbüttel. Jg. 30 :<br />

1984. [1983.] S. 111-112,1 Abb.<br />

164. Sc hell e r, Dieter: Die Rettung der oberen Mühle in der Stadt Schöppenstedt. In: Heimatbuch<br />

f. d. Landkr. Wolfenbüttel. Jg. 30: 1984. [1983.] S. 113 -114.<br />

165. Graesse, J[ohann] G. Tb., u. E. Iaennicke: Führer für Sammler von Porzellan und<br />

Fayence, Steinzeug, Steingut usw. Umfassendes Verzeichnis d. auf älterem u. neuerern Porzellan,<br />

Fayence, Steingut usw. befindlichen Marken. Umgearb. von E(rnst) Zimmermann.<br />

Letzte Neubearb. von Arthur u. Luise B ehse. 25., erw. Auf!. München: Klinkhardt & Biermann<br />

(1982).861 S.<br />

[Darin S. 447 -451: Fürstenberg; S. 853 ff. Verzeichnis d. KilnstIer, Maler, Dekorateure, Marken usw.l<br />

166. Fay-Halle, Antoinette, u. Barbara Mundt: Europäisches Porzellan vom Klassizismus bis<br />

zum Jugendstil. Stuttgart, Berlin, Köln, Mainz: Kohlhammer (1983).308 S., 485 Abb. 4°<br />

[Darin u. a. S. SO, 202: Filrstenberg; S. 291 - 300 Katalog d. Marken; S. 303 -307 Personenregister. I<br />

167. (Wolff-Metternich, Beatrix Fm.:) Fürstenberg. Figürliche Plastik u. Figurenma\erci. Aus<br />

d. Beständen d. Museums d. Manufaktur. (Ausstellung im Niedersächsischen Landtag [Hannover]<br />

14. Februar-12. März 1983.) ([Hannover] 1983.) 15 S., 6 Abb. [Umschlagt.]<br />

167a E ve rs, Wilhelm: Königliche "Wirtschaftsspionage" im 18. Jahrhundert. Ein Beitr. zur Vorgeschichte<br />

d. Porzellanmanufakturen in Fürstenberg u. Kopenhagen. In: Keramos. H. 96. 1982.<br />

S. 3 -12,9 Abb.<br />

[Leicht verind. Fassung d. zuerst in: Tradition. Zs. f. Firmengeschichte u. Untemehmerbiographie. Jg. 8. 1963. S. 164-171,3<br />

Abb. ersch. Arbeit. I<br />

168. Sc hub art, Winfrid: Mittelalterliche Glashütten auf der Nordseite des Oberharzes. Mit Taf. VI<br />

u. VII. In: Harz-Zs. Jg. 35. 1983. S. 73 -100,2 Kt.-Skizzen, 2 Abb. auf Taf.<br />

169. Bau er, Sieglinde: Gläsecke, Silberborn und Schlewecke. Fragezeichen hinter e. Glashütte im<br />

Tal d. Gläsecke. "Glas" als Gewässerbezeichnung. In: Harzer Heimatland. Geschichtsbeil. zur<br />

Goslarschen Zeitung. 1983, Nr 1. Vom 25. April.<br />

170. Vo I k man n, Rolf: 100 Jahre Aktien-Zuckerfabrik Twülpstedt [Gemeinde Groß Twülpstedt].<br />

Groß Twülpstedt 1983.97 S., 11 Abb., 4 Kt. 4°<br />

171. 100 Jahre Aktien-Zuckerfabrik Twülpstedt [Gemeinde Groß Twülpstedt]. In: Zuckerindustrie.<br />

Jg. 108 .1983. S. 582-583.<br />

172. Habich t, Bernd: Stadt- und Landhandwerk im südlichen Niedersachsen im 18. Jahrhundert.<br />

Ein wirtschaftsgeschichtlicher Beitr. unter BeTÜcks. von Bedingungen d. Zugangs zum Markt.<br />

Göttingen: Schwartz 1983.312 S. (Göttinger Beiträge zur Wirtschafts- u. Sozialgeschichte. Bd<br />

10.)<br />

173. Kau fhold, Karl Heinrich: Gewerbe und ländliche Nebentätigkeiten im Gebiet des heutigen<br />

Niedersachsen um 1800. In: Archiv f. Sozialgeschichte. Bd 23. 1983. S. 163 - 218.<br />

174<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

[Verf. beschreibt auch d. Verhältnisse im Herzogtum <strong>Braunschweig</strong>.l<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042602


174. Industrie- und HandelskammemlDeutscher Industrie- und Handelstag. Bibliographie. Eine<br />

Sondersammlung im Bestand d. Frankfurter Kammerbibliothek. (Red.: Ursula W öhr man n.)<br />

Frankfurt a. M.: Industrie- u. Handelskammer 1983. IV, 548 S.<br />

[Darin u .•. : <strong>Braunschweig</strong>. S. 125 -129. -Goslar. S. 264.)<br />

175. Grimpe, Wolfgang: Ein steiniges Arbeitsfeld. Vom Buchhändler-Verband Hannover-<strong>Braunschweig</strong><br />

zum Landesverband d. Buchhändler u. Verleger in Niedersachsen 1883 bis 1983. Hannover<br />

(: Landesverband d. Buchhändler u. Verleger in Niedersachsen e. V. ; Landbuch-Verl.<br />

[in Komm.]) 1983. 48 S.<br />

176. Boldhaus, Fritz: Rühen war ein Zentrum für unsere Kiepenflechterei. Manche Kenntnisse<br />

waren nötig. In: Kalender f. d. Landkreis Gifhorn. 1983. [1982.] S. 94-95, 1 Abb.<br />

177. Vogt-Huse, Korne\ia: Beim Schäfermeister (Karl-Heinz) Frost in Groß Biewende. In: Heimatbuch<br />

f. d. Landkr. WolfenbütteI. Jg. 30: 1984. [1983.] S. 124 -127,3 Abb.<br />

178. Hessle r, Rudolf: Die Bedeutung des Höferechts für die Agrarstruktur in Niedersachsen. In:<br />

Neues Archiv f. Nds. Bd 32. 1983. S. 22 - 42, 1 Kt.<br />

179. Wiswe, Mechthild: Vom Kom zum Brot. Alte Bauernwirtschaft u. Getreideverarbeitung am<br />

Beispiel von Watenstedt [Gemeinde Gevensleben] Landkreis Helmstedt. Zu e. Sonderausste\lung<br />

im Heeseberg-Museum Watenstedt (in Zsarb. mit d. Landkreis Helmstedt, d. Förderkreis<br />

Heeseberg-Museum u. d. <strong>Braunschweig</strong>ischen Landesmuseum f. Geschichte u. Volkstum).<br />

Helmstedt (: Landkreis Helmstedt) 1983. 20 S., 4 Abb.<br />

180. Spier, Heinfried: Die Alte Harzstraße im Bereich der Goslarer Stadtforst. Geländeuntersuchung<br />

u. -auswertung. Homburg: Hagenberg-VerI. (1983).36 S., 27 Anlagen mit Kt., Profilen<br />

u.Abb.<br />

Wasserwirtschaft s. auch Nr 275.<br />

181. FI eis eh, Gerhard: Die Oberharzer Wasserwirtschaft in Vergangenheit und Gegenwart. Gausthal-Zellerfe\d:<br />

Inst. f. Bergbaukunde u. Bergwirtschaftslehre d. TU Gausthal1983. VIII, 187<br />

S., 7 Anl. Ersch. zuerst u. d. T.: Das Oberharzer Wassersystem, seine Anpassungsfähigkeit an<br />

sich ändernde Verbraucherstandorte und Nutzungsformen sowie seine Erhaltung als Diss.<br />

Clausthal-Zellerfeld TU v. 12. 6. 1982.<br />

[Diss. s. Bibliogr. 1982, Nr 169.)<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

182. N ietzel, Hans-H.: Die alte OberharzerWasserwirtschaft. Mit e. Vorw. von earl Heinz Kurz.<br />

Herzberg -Pöhlde: Zander (1983). 48 S., 28 Abb.<br />

183. Bin ne we is, Kurt: Harzwasserkrise? (Wege u. Irrwege d. Wassergewinnung im Harz u. in Niedersachsen.)<br />

(3., völlig neubearb. Aufl.) (Homburg: Hagenberg-VerI. 1983.) 132 S. mit Abb.<br />

[2. AuO. u. d. T.: Zur Problematik des Harzwasserabzuges. 1982 s. Bibliogr. 1982, Nr 172.)<br />

184. Schmidt, Martin: Ausbauplanungen der modemen Wasserwirtschaft im Harz. In: Neues Archiv<br />

f. Nds. Bd 32. 1983. S. 123 -135, 6 Kt.<br />

185. Schmidt, Martin: Die großen Hochwässer an Innerste und Oker 1981. In: Braunschw. Heimat.<br />

Jg. 69. 1983. S. 3 - 12, 5 Abb.<br />

186. (Hahn, Hagen, Gottfried North:) Postkutschen. Grafikausstellung im Bundespostmuseum<br />

Frankfurt a. M., 31. Januar bis 8. Mai 1983. (Frankfurt: Bundespostmuseum 1983.) 44 S., 21<br />

Abb. [Nebent.:]25 Jahre Bundespostmuseum Frankfurt.<br />

[Darin u. a.: <strong>Braunschweig</strong>. Nr 16: Personenpostwagen d. Herzog/. Braunschw. Postverwaltung, 1839. Nr 17: Braunschw. Postschlitten,<br />

1845. S. 17.)<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042602<br />

175


200. Die Matrikel des Collegium Carolinum und der Technischen Hochschule Carolo-Wilhelmina zu<br />

<strong>Braunschweig</strong> 1745 -1900. Bearb. von Peter Düsterd ieck. Hildesheim: Lax 1983. XI, 316 S.<br />

4 0 (Veröffentlichungen d. Hist. Komm. f. Nds. u. Bremen. 9, Abt. 5.)<br />

201. Poil man n, Klaus Erich: Die Technische Hochschule <strong>Braunschweig</strong> und der Nationalsozialismus.<br />

In: Mitteilungen d. TU Carolo-Wilhelmina zu <strong>Braunschweig</strong>. Jg. IR, H. 2. 19R3. S. 40-43.<br />

202. Pah I i tzseh, Gotthold: Rückblick. 50 lahre Lehrstuhl u. Institut f. Werkzeugmaschinen u.<br />

Fertigungstechnik an d. Technischen Hochschule/Universität Carolo-Wilhelmina zu <strong>Braunschweig</strong>.<br />

lubiläumsveranstaltung am 18. Juni 1982 im Dornse-Saal d. Altstadt-Rathauses. In:<br />

Mitteilungen d. TU Carolo-Wilhelmina zu <strong>Braunschweig</strong>. Jg. 18, H. 1. 1983. S. 6 -16,12 Abb.,<br />

1 graph. Darst.<br />

203. 30 Jahre ags. Festschrift zum 30 jährigen Bestehen d. Wissenschaftlichen Arbeitsgemeinschaft<br />

f. Studio- u. Senderfragen an d. Technischen Universität <strong>Braunschweig</strong> e. V. Für unsere<br />

Freunde u. Helfer. Braullschweig (: Wissenschaft!. Arbeitsgemeinschaft f. Studio- u. Senderfragen<br />

an d. TU <strong>Braunschweig</strong> e. V.) 19R3. 43 S., 8 Abb.<br />

204. Arbeitskreis Akademikerverbände <strong>Braunschweig</strong>. Technische Universität <strong>Braunschweig</strong>. Die<br />

<strong>Braunschweig</strong>er Korporationen an der Carolo-Wilhelmina. (<strong>Braunschweig</strong> 1982.) 50 S. [Umschlagt.)<br />

205. K i t tel, Helmuth: Die pädagogischen Hochschulen Niedersachsens. Eine Dokumentation ihrer<br />

Entwicklung. Freiburg: Hochschulverl. (1983). VI, 465 S.<br />

[Geht auch auf d. Pädagog. Hochschule in ßraunschweig ein.J<br />

206. K le m e n s, D.: 20 Jahre Institut für Verformungskunde und Walzwerkswesen (TU Clausthal).<br />

In: TU Clausthal. Mitteilungsblatt. H. 55. 1983. S. 21- 23.<br />

207. Ho II an d, Jörn: Zehn Jahre Reibungsforschung an der TU Clausthal. Zur Einweihung d. neuerbauten<br />

Werk halle d. Instituts f. Reibungstechnik u. Maschinenkinetik. In: TU Clausthal. Mitteilungsblatt.<br />

H. 54. 1983. S. 60 - 63,4 Abb.<br />

208. B u ro se, Hans: Die Calvörsche <strong>Bibliothek</strong> und ihr Begründer. In: TU Claustha!. Mitteilungsblatt.<br />

H. 55. 1983. S. 23 - 30, 12 Abb.<br />

[Caspar Calvör (1650- 1725) lebte von 1677 -1710 als Diakonatspfarrer u. Ephorus in Zclierfeld; seine <strong>Bibliothek</strong> befand sich<br />

bis 1%3 in d. St. Salvatoris·Kirche zu Zelierfeld, seitdem 1st sie in d. Univtrsitätsbibhothek Clausthal aufgestelit.J<br />

209. B rügge mann, Artur: Rund um den Juleumsturm. Menschen u. Zeiten im Spiegel d. Universitätsgeschichte.<br />

Manuskripte einiger Vorträge für d. Helmstedter Kulturverein zum 400jährigen<br />

Jubiläum d. Hochschule Julia Carolina im August 1976. 2., erw. Auf!. (Helmstedt) 1983<br />

(:GÜnther). 109,14 S.<br />

[1. Aull. s. Bibliogr. 1976, Nr IIO.J<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

210. Bau mgart, Peter: Die Gründung der Universität Helmstedt. In: Beiträge zu Problemen deutscher<br />

Universitätsgründungen d. frühen Neuzeit. Hrsg. von P. Baumgart u. Notkcr Hammerste<br />

in. Nendeln/Liechtenstein 1978. S. 217 - 241. (Wolfenbütteler Forschungen. Bd 4.)<br />

IErsch. zuerst in: Braunschw. Jb. Bd 57. 1976. S. 31-48. s. Bibliogr. 1976. Nr 109; ersch. auch als: Beitrage zur Geschichte d.<br />

ehernahgen Universitat Helmstedt. H. 1. 1977. s. Bibliogr. 1977. Nr 108.J<br />

211. Baumgart, Peter: Universitätsgründungen im konfessionellen Zeitalter: Würzburg und<br />

Helmstedt. In: Beiträge zu Problemen deutscher Universitätsgründungen d. frühen Neuzeit.<br />

Hrsg. von P. Bau mgart u. Notker H amme rstei n. NendeinILiechtenstein 1978. S. 191-215.<br />

(Wolfenbiitteler Forschungen. Bd 4.)<br />

212. Schöne mann, Bemd: Das braunschweigische Gymnasium in Staat und Gesellschaft. Ein<br />

Beitr. zur Schulgeschichte d. 19. Jh. (Frankfurt a. M.: Deutsches Inst. f. Internationale Pädagogische<br />

Forschung;) Köln, Wien: Böhlau in Komm. 1983. VIII, 250 S. [Überarb. Phi!. Diss. Göttingen<br />

1982.) (Studien u. Dokumentationen zur deutschen Bildungsgeschichte. Bd 23.)<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042602<br />

177


240. Denecke, Rolf: Der "Schneidergeselle" in Hcines "Harzrcise". In: Unser Harz. Jg. 31. 1983.<br />

S. 27 - 29,1 Abb.<br />

241. Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Kommentierte Ausg. in 2 Bden. Hrsg. von d. Wilhelm­<br />

Busch-Gesellschaft e. V. Kommentiert von Friedrich Bohne untcr Mitarb. von Paul Meskemper<br />

u. Ingrid Haberland. (Nachdr. d. Ausg. von 1968/69.) Bd 1. 2. (Hannover:) Schlüter<br />

(1982). 4°<br />

[I. Briefe 1841 bis 1892. XII. 371 S. mil Abb. -2. Briefe 1893 bis 1908. 343 S. mil Abb.; S335-343 Registerd. Briefempfänger.<br />

Namenregister, Register d. Onc u. Landschaften.]<br />

242. <strong>Jahrbuch</strong> der Raabe-Gesellschaft. Hrsg. von Josef Daum u. Hans-Jürgen Schrader. [24.]<br />

Rraunschweig: Waisenhaus-Buchdr. u. VerI.19!l3. 216. S.<br />

[Darin u. a.: Arendl. Dieler: Auf der Bühne des Weltlheale .... S. 7 - 32. - Hanson. William P.: Raabesersle Chronik. Aus<br />

d. Engl. übe .... von Jochen Rohlfs. S. 33 -48. - Brand. Jurgen: Slrukturelle Symmelrien In Raabe. _Die Chronik der Sper·<br />

ling.g .. ",- S. 49 - 58. - Hirala. Tarsuji: .. Zum Wilden Mann-. Ein Inlerprelationsversuch. S. 59 -70. - Thunecke. Jorg:<br />

Verhinderte Dichter, Wilhelm Bu.\Chs Balduin Bahlamm u. Wilhelm Raabes I)r. Neubauer. Ein Beitr zur SozialkritIk d Grunderzeit.<br />

S. 71 - 95. - Brewsler. Philip J.: Onkel Kelschwayo In Neuleuloburg. Zeilgeschlchtliche Anspielungen in Raabes<br />

"Slopfkuchen". S. 96-118. - Ru hl· A ngl ade. Gabriele: Angst und Trost. Zur Motivik in Raabes "Ha.tenbeck". S 119-133.<br />

- Turk, Horst: Mimesis Praxeos. Der Realismus aus d. Perspektive einIger neuerer Thconeansätze. S. 134 - 171. - Duste cdiec<br />

k. Peter: Ergonzungen zur Raabe·Bibliographie von 1973: 1981182 . S. 210 - 216.)<br />

243. Schillemeit, Rosemarie: Wilhe1m Raabe. Gespräche. Ein Lebensbild in Aufzeichnungen u.<br />

Erinnerungen d. Zeitgenossen. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1983. 406 S., 5 Abb.<br />

(Raabe, Wilhelm:) [Werke.] Sämtliche Werke. (<strong>Braunschweig</strong>er Ausg.) Erg. Bd 4.)<br />

[So 393-406 Register.)<br />

244. Peter. Hans-Werner: Wilhelm Raabe. Der Dichter in seinen Federzeichnungen u. Skizzen.<br />

(Rosenheim: Förg 1983.) 207 S., 244 IIIustr. (Rosenheimer Raritäten.)<br />

245. Hoffmeister, Kurt: Wilhelm Raabes Leben und Wirken in Anekdoten. <strong>Braunschweig</strong><br />

(, Schunterstr. 51: Verf.) 1983. 62 S., 12 Abb.<br />

246. G r ans 0 w, Hans: Zur Geschichte des Wilhe)m-Raabe-Preises. In: Mitteilungen d. Raabe-Geseilschaft.<br />

Jg. 70.1983. S. 35 - 39.<br />

[Preisverleihung durch d. Stadt Braunscbweig.)<br />

247. Enge )ki n g, ehr.: Bekanntes und Unbekanntes über Wilhelm Raabes Vorfahren. In: Mitteilungen<br />

d. Raabe-Gesellschaft. Jg. 70. 1983. S. 40 - 45.<br />

248. Wilhelm Raabe als Mieter (in <strong>Braunschweig</strong>). In: Mitteilungen d. Raabe-Gesellschaft. Jg. 70.<br />

1983. S. 19 - 21.<br />

249. Der Kreis Holzminden begeht Wilhe1m Raabes 150. Geburtstag. Eine Presse-Dokumentation.<br />

([Zsstellung:] Matthias GÖhmann.) Holzminden 1981. 19 ungez. BI. 4°<br />

Theater s. auch Nr 305, 310.<br />

250. (Mersmann, Heinrich:) 25 Jahre Gandersheimer Domfestspiele. (<strong>Braunschweig</strong>: Waisenhaus-Buchdr.<br />

u. Verl.) 1983.29 ungez. BI. mit Abb. 4°<br />

Musik s. auch Nr 292 - 295.<br />

251. Grunow, Heinz: Das große Zeitalter Wolfenbütteler Musik. (Wolfenbüttel: Verkehrsverein<br />

1983.) 45 S., 7 Abb. [Umschlagt.] (Schriften zur Heimatkunde. H. 19.)<br />

[Grundlage dieser Arbeil bildel d. handschriftliche Manuskript von Ferdinand Saffe: Aus Wolfenbüttels musikalischer Glanz·<br />

zell.)<br />

252. S tae helin, Martin: Ein unbekannter Brief Joseph Haydns. In: Haydn-Studien. Bd 5.1983. S.<br />

110-117,2 Abb.<br />

180<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

[Brief aus d. Slaalsarehiv Wolfenbllttel (298 N 524) vom 1. Seplember 1799 an d. Herzogl. <strong>Braunschweig</strong>. Kammennusikus Au·<br />

gust Hartung betr. d. Subskription d. Orig. Ausg. d. Partitur von Haydns .,Schöpfung".]<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042602


266. Scholtz-K nobloch, Friedrich W.: Exlibris in Niedersachsen. Drei Künstler- drei Themen.<br />

In: Niedersachsen. Jg. 83. 1983. S. 26-27, 4 Abb.<br />

[Darin über d. <strong>Braunschweig</strong>er Exlibris·Künstler Rudolf Koch.]<br />

267. E tzol d, Ute Maria: Der Bucheinband im 19. Jahrhundert. [WolfenbütteI1983.] 165 gez. BI.,<br />

115 Abb. 4° [Masch.schr. vervielf.] Zulassungsarbeit zur Prüfung f. d. künstlerische Lehramt an<br />

Gymnasien im Lande Niedersachsen.<br />

[An Hand von Beispielen aus d. Nds. Staatsarchiv Wolfenbüttel. d. Herzog August <strong>Bibliothek</strong> Wolfenbuttel. d. Hochschule<br />

f.B.ldcnde Kunste Braunschwcig. d. Nds. Landesbibliothek Hannoveru. d. S[ad[biblimhek I-Iannoverwurde die DarstellungerarbeiteL]<br />

268. Bund Bildender Künstler für Niedersachsen. 35 Jahre Gruppe Harz. Eine Dokumentation.<br />

(Red.: Hermann Br auckm an n tu. a.] Konzeption: Karl Heinz Leidre i ter.) (Goslar 1981.)<br />

118 S., zahlr. Abb. 4°<br />

269. Bund Bildender Künstler für Niedersachsen. BBK Harz. Jahresausstellung 1983 im Goslarer<br />

Museum (, Königstr. 1. Vom 7. Nov. bis 1. Jan. 1984.) (Kataloggestaltung: Reinhard Sch u Iz.)<br />

(Goslar 1983.) 35 S., 35 Abb.<br />

270. Der deutsche Museumsführer in Farbe. Museen u. Sammlungen in d. Bundesrepublik Deutschland<br />

u. West·Berlin. Hrsg. von Klemens Mörmann. Mit e. Vorw. von Wolfgang Klausewitz.<br />

2., völlig überarb. u. erw. Neuausg. (Frankfurt a. M.:) Krüger (1983). 1065 S., zahlr.<br />

Abb.<br />

[Alphabetisch nach Orten: Sach· u. Personenregister S. 1036-1059; 1. Aufl. s. Bibliogr. 1978n9, Nr 211.)<br />

271. Die deutschen Museen. Hrsg. von Peter Ste pan. Mit e. Nachw. von Norbert Wolf. (<strong>Braunschweig</strong>:)<br />

Westermann (1983).511 S., zahlr. Abb. 4°<br />

[Alphabetisch nach Orten: S. 450-511 Register nach Orten, Personen, Sammelgehieten u. Objekten.)<br />

272. Kr aus, Gerhard: Heimatstuben und Museen im Landkreis Hildesheim und im Leinebergland.<br />

In Zsarb. mit d. Landkr. Hildesheim u. d. Verkehrsverein Leinebergland e. V. Hildesheim: Lax<br />

19R1. 61 S., 28 Abb.<br />

[Darin u. a.: Bad Gandersheim, Heimatmuseum. S. 8-9, I Abb.: Eschershausen, Raabe·Gedenkstätte. S. 24-25, I Abb.: Grii·<br />

nenplan (Gememde Delhgsen), Glasmuseum. S. 30--31,1 Abb.; Kreiensen. Helma[museum Greene. S. 46--41,1 Abb.]<br />

273. Sammlungen zur Alltags- und Industriekultur. Ein Standortverzeiehnis. Hrsg. von Kristina<br />

Zerges, Hella Dunger ,Helmut Sontag. (2., völlig neuhearb. Aufl.) Bd 1: A-J. Bd2: K-Z,<br />

Register. Berlin (: Univ. BibI. d. TU Berlin, Abt. Publikationen [in Komm.] 1983. XXV,<br />

1056 S.<br />

[Standorte u. a.: Braun.


287. Ku m leh n, Jürgen: Das alte Pfingsten ist noch lebendig. In: Heimatbuch f. d. Landkr. Wolfenbüttel.Jg.<br />

30: 1984. [1983.) S. 128-134,4 Abb.<br />

288. Griep, Hans-Günther: Äten un Drinken im Harzerland. (2., erw. Aufl.) Goslar a. Harz: Thuhoff<br />

(1983).172 S. mit IIIustT. 4°<br />

289. Wiswe, Mechthild: Dekorierte Butter im niedersächsischen Raum. In: Volkskunst. Jg. 6.<br />

1983. S. 9-13, 7 Abb.<br />

[Über Butterrnodein aus d. <strong>Braunschweig</strong>er Raum.]<br />

290. Eichhorn, Heinz: Qualitätsbutter nach Hausmacherart. In: Braunschw. KaI. 1984. (1983.) S.<br />

52-55,2 Abb.<br />

291. Bock, Ewald: Der Bercler Trank [Berel Gemeinde Burgdorf]. In: Heimatbuch f. d. Landkr.<br />

Wolfenbüttel. Jg. 30: 1984. [1983.) S. 142-143.<br />

292. Vollbrecht, Ursula: Bergmannslied und Zitherspiel im Harz. In: Allgern. Harz-Bcrg-Kal.<br />

1984. [1983.) S. 41-43,2 Abb.<br />

293. Fü re r, Gotthard: Bergmusik, Tradition und kulturelles Erbe aus der Sicht des Oberharzer<br />

Bergbaus. In: Unser Harz. Jg. 31. 1983. S. 143-149,5 Abb.<br />

294. La u b, Gerhard: Geburt und Taufe zweier Clausthaler Hüttenmannslieder. In: Allgern. Harz­<br />

Berg-KaI. 1984. (1983.) S. 43-46, 1 Abb.<br />

295. Wi lIe, Louis: Ein Harzlied. Harzer Köhler sangen in Rußlands Wäldern Junge haIe frischen<br />

Born, dat de Köhlersch nich verdorrn. In: Niedersachsen. Jg. 83. 1983. S. 8.<br />

296. 0 t t 0, Wilfried: Zum Gebrauch des ostfälischen Dialekts im südniedersächsischen Raum. In:<br />

Heimatland. Zs. f. Heimatkunde, Naturschutz, Kulturpflege. 1982, H. 6. S. 182-184.<br />

297. Flechsig, Werner: Die Ahorn- und Ulmenarten in der Volkssprache und in den Orts- und<br />

Flurnamen Ostfalens. Ein wort geographischer Beitr. zur heimischen Pflanzengeographie. In:<br />

, Braunschw. Heimat. Jg. 69.1983. S. 53-61, 3 III.; 91-l(JO.<br />

Namenkunde s. auch Nr 169.<br />

298. Laub, Gerhard: Zu den Bezeichnungen "Kalte Birke" und "Kalte Tute" im Westharz. In:<br />

Harz-Zs. Jg. 35.1983. S. 129-150.<br />

Naturschutz s. auch Nr 27.<br />

299. N euwi rt h, Hubert: Die deutschen Naturparks. (München:) List (19B3). 207 S., zahlT. Abb. 4°<br />

[Darin S. 42-51: )';atUl'l'ark Harz. Naturpark Elm-Lappwald.]<br />

300. Naturschutz in Niedersachsen. (Hrsg.: Neue Stadt GmbH, Hannover. Mitarb.: Ulrich Baum<br />

[u. a.D Hannover: Hejo-Verl. 1983. 154S., 3 Kt. [Umschlagt.:) Wie kann man den Himmel kaufen?<br />

Naturschutz in Niedersachsen.<br />

(Darin S. 48-129: Wer macht Naturschutz in Landkreisen u. kreisfreien Stadten? Behörden. Beauftragte, Verbände, Vereine<br />

u. Initiativen. S. 49-68. Regierungsbezirk BraunschwcIg.}<br />

301. Po h I, Diethelm: Bibliographie der niedersächsischen Naturschutzgebiete. Erg. 1: Hannover: Niedcrsächs. Landesverwaltungsamt - Fachbehörde für Naturschutz<br />

1983. XVIII, 265 S., 1 Kt. 4° (Naturschutz u. Landschaftspflege in Niedersachsen. H. 4,1.)<br />

[Anfangs. B.bliogr. 1975. Nr3.)<br />

302. B r a n d es, Dictmar: Dic synanthropc Vegetation der Stadt Wolfenbüttcl. In: <strong>Braunschweig</strong>er<br />

naturkundliche Schriften. 1982. S. 419-443, 6 Abb. (Beiträge zur Kenntnis d. Ruderalvegetation<br />

Mitteleuropas. 12.)<br />

184<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042602


336. Sch rau t, Elisabeth, Claudia 0 pi tz: Frauen und Kunst im Mittelalter. (Katalog zur Ausstellung<br />

"Frauen und Kunst im Mittelalter". <strong><strong>Braunschweig</strong>isches</strong> Landesmuseum [, 22.) Januar­<br />

[26.] Februar 1984.) (<strong>Braunschweig</strong>: Hinz & Kunst 1983.) 50 S., 43 Abb. quer-8°<br />

337. Arhcitsbcrichte aus dem Städtischen Museum <strong>Braunschweig</strong>. 42-44. <strong>Braunschweig</strong> (: Städt.<br />

Museum) 1983.<br />

[42. Straßner. Ernst: Der Maler Gonther Kaphammel. 20 ungel. BI. mit 35 Abb. - 43. Mersmann. Heinrich: Günter<br />

Kample. Bilderu. Objekte. 39 S .. 39 Abb. -44. Beyer. Hans·Joachim. Beatrix Frlr. (von) Wolll Mell


Schöppensledls. auch Nr 57,164,259,273,276.<br />

412. Thon, Ekkehard: Schöppenstedt in alten Ansichten. Bd 3. ZaltbommellNiederlande: Europäische<br />

<strong>Bibliothek</strong> 1982.48 ungez. BI., 46 Abb. quer-8°<br />

IAnfangs. Bibliogr. 1977, Nr 271 u. Bibliogr. 1978n9, Nr40I.)<br />

Schorbom s. Deensen.<br />

413. Me i er, Rudolf: Vom Flecken zur Stadt: Seesen im SpätmiUelalter. [Hrsg. von d. Stadt Seesen.]<br />

Seesen (lStadtoldendorf) 1983 (: Wirth). 20 S.<br />

[Vortrag. gehahen am 6.6.1983 in See .. n anlößI. d. Eröffnung d. Festwoche .. 555 Jahre Stadtprivilegien".)<br />

Sickte s. auch Nr 163.<br />

414. Ess man n, Ina: Die Geschichte des Rittergutes Sickte. (<strong>Braunschweig</strong>:) Quadrato Verl.<br />

(1983).40 S., 18 Abb., 4 Skizzen, 2 Grundrisse.<br />

Steinlah s. Haverlah.<br />

Stelerburg s. Salzgitter.<br />

Thiede s. Salzgitter.<br />

Thiederhall, Kaliwerk s. Salzgitter.<br />

TImmerlah s. <strong>Braunschweig</strong>.<br />

Twülpstedt s. Groß Twülpstedt.<br />

415. Sch rader, R[udolf]: Aus der Chronik des Dorfes Uehrde von 888-1983. [Uehrde: Verf.] 1983.<br />

39 gez. BI., 21 Abb., 2 Kt. 4° [Masch. sehr.]<br />

IFotokopie vorh. im Nds. Staatsarchiv Wolfenbuttel2" Zg. 57/84.)<br />

416. Rost, Falko: Kleine Kulturgeschichte der Dorfkirche in Watzum [Gemeinde Uehrde] Kreis<br />

Wolfenbüttel. In: Braunschw. Heimat. Jg. 69. 1983. S. 12-26,4 Abb.<br />

417. N ik laus, Wolfgang: Heimatstube Watzum [Gemeinde Uehrde] - eine Einrichtung mit fester<br />

Zielsetzung. In: Heimatbuch f. d. Landkr. Wolfenbüttel. Jg. 30: 1984. [1983.] S. 46-47, 1 Abb.<br />

Vahlberg s. Nr 57.<br />

Vechelde s. auch Nr 113.<br />

418. Smalian, Friedrich: Beiträge zur Chronik von Vechelde. T. 1-3. (Wolfenbüttel: Verf. 1982.)<br />

563,19 gez. BI. mit zahlr. Fotos. 4° [Masch.schr.]<br />

[Durchschriften vorh. im Nds. Staatsarchiv Wolfenbüttel, Stadtarchiv <strong>Braunschweig</strong> u. in d. Herzog August <strong>Bibliothek</strong> Wolfenbuttel.<br />

I<br />

419. Gen srich, Theo: Erst mit Mistgabeln, dann mit Bierhumpen. Dorfkrieg Lengede gegen Bodenstedt<br />

[Gemeinde Vechelde]. In: Der Heimatspiegel. Beil. d. Peiner Allgern. Zeitung. Nr<br />

154.1983. S. 17, 1 Abb.<br />

Vienenburg s. auch Nr 273,274.<br />

420. La n g e, Horst-Günther: Die Vienenburg, Goslars "Haus burg" . In: Goslarer BergkaI. Jg. 366:<br />

1984. [1983.] S. 59-{j(), 1 Abb.<br />

421. Thielemann, Otto: Die Immenröder Geistlichen von 1571-1912 [Immenrode Stadt Vienenburg].<br />

In: Goslarer BergkaI. Jg. 366:1984. [1983.] S. 58.<br />

196<br />

Walkenried s. Nr 123,195,276.<br />

Watensledl s. Gevensleben.<br />

Walzum s. Uehrde.<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

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434. B ircher, Martin: Deutsche Drucke des Barock 1600--1720 in der Herzog August <strong>Bibliothek</strong><br />

Wolfenbüttel. Abt. C: Helmstedter Bestände. Bd 1: M , N , 0<br />

, P , Q , S . Milwood,<br />

N. Y. [usw.): Kraus Internat. Publ. (1983). IX, 44OS. 4°<br />

[So 406-440 Reg.; Anfang s. Bibliogr. 1982, Nr467 u. 468.)<br />

435. Martin Luther 1483-1546. Handschriften, Bücher, Dokumente aus d. Beständen d. Herzog August<br />

<strong>Bibliothek</strong> Wolfenbüttel. (Katalogbearb.: Paul Raabe [u. a.)) (Ausstellung im Niedcrsächsischen<br />

Landtag [Hannover) 12. Oktober -15. November 1983.) ([Hannover) 1983. ) 20 S.,<br />

5 Abb. [Umschlagt.)<br />

436. Illustrierte Flugblätter des Barock. Eine Auswahl. Hrsg. von Wolfgang Ha r m s, John Roger<br />

Paas [u. a.] Tübingen: Niemeyer (1983).164 S., 75 Abb. 4° (Deutsche Neudrucke. Reihe: Barock.<br />

Bd 30.)<br />

[Standort d. Flugblatter Nr 38-40. 59: Wolfenb.ttel. Herzog August <strong>Bibliothek</strong>; S. 161-164 Reg. d. Sachen. Orte u. historischen<br />

Personen.)<br />

437. Milde, Wolfgang: Die HandschriftensammlungderHerzog August <strong>Bibliothek</strong>. In: Wolfenbütteler<br />

<strong>Bibliothek</strong>s-Informationen. Jg. 8.1983. S. 36-37, 1 Abb.<br />

438. H ä r tel, Helmar: Mittelalterliche Handschriften aus Niedersachsen in der Herzog August <strong>Bibliothek</strong>.<br />

In: Wolfenbütteler <strong>Bibliothek</strong>s-Informationen. Jg. 8. 1983. S. 2&-30, 2 Abb.<br />

439. [Biblia. Testamentum Vetus, Psalmi, lat.] Martin Luther [Übers. J Wolfenbütteler Psalter 1513-<br />

1515. (Faks.-Ausg.) Hrsg. von Eleanor Roach u. Reinhard Schwarz. Unter Mitarb. von<br />

Siegfried Raeder. Geleitw. von Paul Raabe. Vorw. von Gerhard Ebeling. Einl. von R.<br />

Sch w a rz. (Faks. [u.] Textbd.) (Frankfurt a. M.:) Insel Verl. (1983).<br />

IFaks. 121 ungez. BI. - Textbd. XXXVI. 558 S.; Original in d. Herzog August <strong>Bibliothek</strong> Wolfenbuttel 7\.4 Tbeol. 4°.)<br />

440. M os t e rt, Walter: Der Wolfenbütteler Psalter. Martin Luthers erste Vorlesung in Wittenberg.<br />

In: Schweizer Monatshefte. 63. 1983. S. 645-649.<br />

441. Wagner, Herbert H.: Luther und die .. Biblia deutsch". Zur Ausstellung in Wolfenbüttel. In:<br />

Aus dem Antiquariat. 1983,6. S. A221-A 223,2 Abb. Beil. zum Börsenbl. f. d. dt. Buchhandel.<br />

Frankfurter Ausg. Jg. 39.<br />

442. Milde, Wolfgang: Stendhal et la bibliotheque de Wolfenbüttel. In: Stendhal et l'AlIemagne.<br />

Rec. par Victor Dei Litto et Hermann Harde r. Paris 1983. S. 79--M. (Actes du Congn!s International<br />

Stendhalien. 13. Brunswick 1978.)<br />

443. Re u t h er , Hans: Veduten des Königlichen Schlosses und des Wrangel-Palastes zu Stock holm<br />

in der Herzog August <strong>Bibliothek</strong> zu Wolfenbüttel. In: Niederdt. Beitrr. zur Kunstgeseh. Bd 22.<br />

1983. S. 129-139,11 Abb.<br />

IÜber drei Veduten aus e. unsignierten Mappe in d. graphischen Sammlung d. Herzog August BibI.)<br />

444. <strong>Bibliothek</strong>sneubauten in der Bundesrepublik Deutschland 196&-1983. Hrsg. von Rolf Fuhlrott,<br />

Gerhard Liebers u. Franz-Heinrich Philipp. Frankfurt a. M.: Klostermann (1983).<br />

XXIV, 352 S., zahlr. Abb. u. Grundrißpl. 4° (Zs. f. <strong>Bibliothek</strong>swesen u. Bibliographie. Sonderh.39.)<br />

IDarin u. a.: Wolfenbtitte1, Herzog August <strong>Bibliothek</strong>. S. 327-333,2 Abb., 4 Pl.I<br />

445. Angerstein, Irmgard: Geschichte des Dorfes Ahlum (Stadt Wolfenbüttel). (Wolfenbüttel:<br />

Stadt WolfenbütteI1983.) 304 S., 28 Abb. (Beiträge zur Geschichte d. Stadt Wolfenbüttel. H.<br />

1.)<br />

446. Hode m ac her, Jürgen: Salzdahlum [Stadt Wolfenbüttel] -einst im Blickpunkt des Landes. In:<br />

Heimatbuch f. d. Landkr. Wolfenbüttel. Jg. 30:1984. [1983.] S. 122-123,1 Abb.<br />

198<br />

Wolrshagen s. Langelsheim.<br />

ZeIleneid s. Oausthal-Zellerfcld.<br />

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Bebme, Julius s. Nr 114.<br />

Beiscbau, Magnus s. Nr 362.<br />

Bennemann, Otto s. Nr 109.<br />

Berckban, Johannes s. Nr 362.<br />

Berndt, Friedrich s. Nr 275.<br />

454. S ch u I tz, Hans-Dietrich: Wer war eigentlich dieser "Bertram", nach dem eine unserer Straßen<br />

benannt wurde. In: Braunschw. KaI. 1984. [1983.] S. 33-34, 1 Abb.<br />

(Ferdinand Wilhelm Wemer Berlnua, (26. 4.1835 - 1. 12. 1899).1<br />

Birken, Sigmund von s. Nr 85.<br />

455. Bläsig, Carl: Familienverband Bläsig. Eine familienkundliche u. geschichtliche Erg. zum<br />

Stammbaum d. Bläsigs. Lehrte: Verf. 1977-78.126 S., 30 Abb. [Masch.schr. u. handschr. vervielf.]<br />

(Darin S. 92-99: Lmie C1auen 1-Sehöningen - Hamburg. Von Kurt Bläsig.l<br />

Böhme, Ernst s. Nr 109.<br />

456. Halbach, P.: In memoriam: Professor DrAng. habil. Hermann Borchen (t 10. 11.<br />

1982). In: TU Clausthal. Mitteilungsblatt. H. 54.1983. S. 71,1 Abb.<br />

Borgentrik, Cord s. Nr 263.<br />

457. Scupi n, Hartrnut: Ansprache anläßlich der Ernennung von Dr. Wilhclm Bomstedt zum Ehrenheimatpfleger<br />

der Stadt <strong>Braunschweig</strong> am 11. Oktober 1983. In: Braunschw. Heimat. Jg. 69.<br />

1983. S. 105-107, 1 Abb.<br />

Bortfeld, Familie von s. Nr 32.<br />

Bote, Hermann s. Nr 218,229.<br />

Bote, Konrad s. Nr 218.<br />

Brabeck, Familie von s. Nr 400.<br />

Bracke, Wilhclm s. Nr 98.<br />

458. Wuthe, Franz Jus[cf]: Carl Brandes - ein <strong>Braunschweig</strong>er Benediktiner des 19. Jahrhunderts<br />

(1810--1867). In: Die Diözese Hildesheim in Vergangenheit u. Gegenwart. Jg. 51. 1983. S. 93--<br />

117,8 Abb.<br />

Bremer, Joseph s. Nr 365.<br />

459. Fü rs t, Reinmar: Henriette Schrader-Breymann. Der Beginn d. Frauenemanzipation im Herzogtum<br />

<strong>Braunschweig</strong>. In: Heimatbuch f. d. Landkr. Wolfenbüttel. Jg. 30:1984. (1983.] S, 89-<br />

106,2 Abb.<br />

460. Busch, Ralf: Cai Friedrich Graf Brockdorfl' in Wolfcnbüttel. In: Heimatbuch f. d. Landkr.<br />

Wolfenbüttel. Jg. 30:1984. [1983.] S. 79-88.<br />

200<br />

Büssing, Heinrich s. Nr 28.<br />

Bugenbagen, Johannes s. Nr 129.<br />

Burgbardt, Emil s. Nr 368.<br />

Busch, Wilhelm s. Nr 241.<br />

Cahn von Seelen, Rudolf s. Nr 363.<br />

Calixt, Georg s. Nr 463.<br />

Cal"ör, Ca spar s. Nr 208.<br />

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471. S u tt er, Hans: Die Bedeutung der Flüchtlinge und Ausländer der 1830er und 40er Jahre. In:<br />

Baselland vor 150 Jahren. Wende u. Aufbruch. Liesta11983. S. 119-146.<br />

IDann S. 136-138 über d. lIlO3 in Helmstedt geborenen Dr. Georg Fela. d. in d. SchweIZ im BaselbIet ansasslg war u. 11«>9 In<br />

Diessenhofen gestorben ist. J<br />

Flach, Daniel s. Nr 424.<br />

472. Tode, Alfred: 45 Jahre Freundschaft mit Werner Flechsig. Diesem zum 75. Geburtstag. In:<br />

Braunschw. Heimat. Jg. 69.1983. S. 1-3,1 Abb.<br />

Fricke, Otto s. Nr. 109.<br />

Frost, Karl-Hcinz s. Nr 177.<br />

Fuchs, Martha s. Nr 109.<br />

473. Hahnemann , Hans: 100. Geburtstag von Prof. G(eorg) Fürstenberg (*27.8.1884). In: Goslarer<br />

BergkaI. Jg. 366:1984. [1983.] S. 74.<br />

474. Kertscher, Dieter: Carl Friedrich Gauß-eine Aufgabe für die moderne Kunst. In: Nachrichten<br />

d. Nds. Vermessungs- u. KatasterverwaItung. Jg. 33. 1983. S. 44-57,9 Abb.<br />

475. J anssen , Helmut: Carl Friedrich Gauß - ein Lebensabschnitt 1808 bis 1816. In: Nachrichten<br />

d. Nds. Vermessungs- u. Katasterverwaltung. Jg. 33. 1983. S. 26-43, 2 Abb.<br />

Gebhardi, Johannes s. Nr 400.<br />

Gehrich, Christian Ernst s. Nr 368.<br />

Gerade, Adolf s. Nr 368.<br />

Giesecke, Familie s. Nr 452.<br />

Hahne, Otto s. Nr 400.<br />

Hahnensee, Familie von s. Nr 32.<br />

476. Beiträge zum Egbert-Harbert-Gedenkkolloquium am 25. November 1982 in der Technischen<br />

Universität Carolo-Wilhelmina zu <strong>Braunschweig</strong>. (<strong>Braunschweig</strong>: Institut f. Vermessungskunde<br />

u. Institut f. Photogrammetrie u. Kartographie d. TU <strong>Braunschweig</strong>) 1983.41 S., 2 Abb.<br />

4 0 (Geodätische Schriftenreihe d. TU <strong>Braunschweig</strong>. NT. 5.)<br />

IDarin: Möller. Dietrich: Begrußung und Eröffnung. S. 7-9. - Gerke. Karl: Egbert Harbert aL. Hochschullehrer. S. 11-26.<br />

Ench. auch in: Miucilungcn d. TU Carolo-Wilhelmina zu Braunschwcig. Jg. 18, H. 1. 19H3. S. 27-33, 1 Abb.j s. auch Nr 4n.<br />

- H am pe I. Gerhard: Egbert Harbert und der Deutsche Verein fur Vermessungswesen. S. 27-4I.J<br />

477. Gerke, Karl: Egbert Harbert als Hochschullehrer. Vortrag gehalten beim Gedächtniskolloquium<br />

anläßI. d. 100. Wiederkehr d. Geburtstages von o. Prof. Dr. phil. Dr.-Ing. E. h. Egbert<br />

Harbert am 25. 11. 1982 an d. Technischen Universität <strong>Braunschweig</strong>. In: Mitteilungen d. TU<br />

Carolo-Wilhelmina zu <strong>Braunschweig</strong>. Jg. 18, H. 1. 1983. S. 27-33, 1 Abb.<br />

IErsch. auch in: Beitrage zum Egbert·Harbert-Gedenkkolloquium am 25 November 1982 in d. Techn. Univ. Carol.,.Wilbelmina<br />

zu <strong>Braunschweig</strong>. <strong>Braunschweig</strong> 19H3. S. 11-26. (Geodatische Schriftenreihe d. Techn. Univ. <strong>Braunschweig</strong>. Nr. 5; s. auch<br />

Nr476.J<br />

Hartung, August s. Nr 252.<br />

lIeidecke, Reinhold s. Nr 28.<br />

Heim, Jürgen s. Nr 265.<br />

478. Wiswe, Mechthild: Hermann Hoffmann. Vom Anstreicher zum Kunstmaler u. Kunstpädag0gen.<br />

In: Braunschw. KaI. 1984. (1983.] S. 39-42, 1 Abb.<br />

202<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

Hoffmann von Fallersleben, August Heinrich s. auch Nr 5.<br />

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Schlebusch, Hubert s. Nr 109.<br />

Schlott, Johannes s. Nr 133.<br />

509. Creutzfeldt, Fritz: Künstlerinnen im Harz: Eva-Maria Schlunk-Müller, Goslar. In: Unser<br />

Harz. Jg. 31. 1983. S. 192, 1 Abb.<br />

510. Schra der, Karl Hermann: Zur Geschichte der Familie Schrader, von Schrader auch Freiherren<br />

von Schrader aus Wahmbeck. In: Lauenburgische Heimat. N. F. H. 106. 1983. S. 60-99, 12<br />

Abb.<br />

[Aufgefuhrt werden auch Christoph Schrader (1601-1680). Professor in Helmstedt. u. des.'lCn SOhne.]<br />

Schrader , E. Ch. Wilhelm s. :-Ir 400.<br />

Schrader, Henriette s. Breymann.<br />

Schrader von Schliestedt, Heinrich s. Nr 259.<br />

Schultz-Walbaum, Theodor s. Nr 400.<br />

511. Sai pt, Heinz: Zum Gedenken an Rolf Schuppe (* 6.3. 1909 t 22. I. 1983). In: Heimatbuch f.<br />

d. Landkr. Wolfenbüttel. Jg. 30:1984. [1983.) S. 5--6,1 Abb.<br />

Schwidefsky, Kurt s. Nr 489.<br />

Seebohm, Hans-Christoph Hermann s. Nr. 109.<br />

512. Tr a u pe, Karl: Johannes Jacob Selenka. Ein <strong>Braunschweig</strong>er im Kampf für d. deutsche Handwerkerprogramm<br />

von 1848. <strong>Braunschweig</strong>: Handwerkskammer <strong>Braunschweig</strong> 1983. 92 S., 35<br />

gez. BI., 16 Abb. 4° [Masch.schr. vervielL)<br />

Simm, Carl s. Nr 400.<br />

Spehr, Friedrich Wilhclm s. Nr 18.<br />

Spohr, Louis s. Nr 254.<br />

StaR, Curt s. Nr 109.<br />

Stein weg, Heinrich s. N r 451.<br />

Strickrodt, Georg s. Nr 109.<br />

513. Schmitt, Hanno: Johann Stuve : Ein philanthropischer Aufklärer auf dem<br />

Wege zur bürgerlichen Gesellschaft. (Mit e. Brief über Flucht u. Gefangennahme Ludwig XVI.,<br />

d. Königs von Frankreich, von Johann Gottfried Ebel an Johann Stuve, Zürich, 30. Juni 1791.)<br />

In: lohann Stuve: [Teils.) Kleine Schriften gemeinnützigen Inhalts. Bd 1. Neudr. d. Ausg.<br />

<strong>Braunschweig</strong> 1794. Vaduz, Liechtenstein 1982. S. XI-CXVIII. (Paedagogica. Bd4-5.)<br />

15. CX-CXV111: Pragmatische Bibhographle; d. abgedruckte Bnef Ebels an Sluve befondet sIch in d. Herzog August BibI. Wolfenbunel,<br />

Sammlung Vieweg. Nr 386; f. d. Arbeit wurden Archivaloen d. Staatsarchivs WolfenbiJnel ausgewertet.]<br />

Tacke, Eberhard s. Nr 43.<br />

Trebra, Friedrich Wilhelm Heinrich von s. Nr 140.<br />

Tremer, Tobias s. Nr 83.<br />

514. Veltheim. In: Genealogisches Handbuch d. adeligen Häuser. A, Bd 17. 1983. S. 494-511. (Genealog.<br />

Handbuch d. Adels. Bd 81.)<br />

206<br />

Vieweg, Familie s. Nr 5.<br />

Walter, Jörg s. Nr 29.<br />

Wentzel, Wilhelm s. Nr 390.<br />

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515. Wilcke, Gero von: Karl Marx' Tricrcr Verwandtschaftskreis. Zu seinem 100. Todestag. In:<br />

Genealogie. Bd 16 = Jg. 32.1983. S. 761-782, 28 Abb., 1 Stammtaf.<br />

[Die Vorfahren von Man' Frau Jenn)' geb. von Wn1phaleJl stammen aus dem <strong>Braunschweig</strong>ischen.]<br />

Wiesener, Rudolf s. Nr 109.<br />

516. Ludwig, Hellmut: Dr. Louis Wille t (Benneckenstein 1898-24.12.1982). In: Unser Harz. Jg.<br />

31. 1983. S. 18.<br />

Winck, Joseph Gregor s. Nr 2')9.<br />

Winnecke, Friedrich August Theodor s. Nr 400.<br />

517. B örnse n ,Nina: Gerd Winner. (<strong>Braunschweig</strong>:) Westermann (1983). 64 S., 50 Abb. (Niedersächsische<br />

Künstler d. Gegenwart. N. F. 21.)<br />

[Der KilnstIer Winner wurde 1936 in <strong>Braunschweig</strong> geboren.)<br />

Winterfeld, Familie von s. Nr 400.<br />

Zobel, Franz s. Nr 400.<br />

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207


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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

Chronik des <strong>Braunschweig</strong>ischen Geschichtsvereins<br />

vom Oktober 1983 bis Oktober 1984<br />

Der unter Leitung des Vorsitzenden Dr. Scheel am 2. 12. 1983 im Staatsarchiv in Wolfenbüttel<br />

zusammengetretene Ge sa mtvo rs tand befaßte sich mit dem künftigen wissenschaftlichen<br />

Programm und organisatorischen Fragen: Es wurde beschlossen, wegen der<br />

augenblicklich noch befriedigenden finanziellen Lage auch im kommenden Jahr von einer<br />

Beitragserhöhung abzusehen. Die Anregung eines Mitgliedes, cin Wochenendseminar<br />

üher "Die Revolution von 1848 in <strong>Braunschweig</strong>" zu veranstalten, zu dessen Leitung sich<br />

dankenswerterweise Dr. Schildt bereiterklärt hatte, wurde zunächst solange zurückgestellt,<br />

bis die damit zusammenhängenden organisatorischen Voraussetzungen geklärt sind.<br />

Die ordentliche Mitgliederversammlung, zu der rechtzeitig eingeladen worden<br />

war, fand am 3. Mai 1984 im Städtischen Museum in <strong>Braunschweig</strong>statt. Nach Feststellung<br />

der Beschlußfähigkeit eröffnete der Vorsitzende die Sitzung mit einem Gedenken für<br />

die im vergangenen Vereinsjahre verstorbenen Mitglieder.<br />

Da der Geschäftsführer des Vereins Dr. Garzmann wegen eines Kuraufenthaltes nicht<br />

anwesend sein konnte, erstattete der Vorsitzende den vom Geschäftsführer vorbereiteten<br />

Tätigkeitsberieht seit der letzten Hauptversammlung am 21. 4. 1983. Im Winterhalbjahr<br />

1983/84 sind folgende Vorträge gehalten worden:<br />

20.10.1983 Archäologieoberrat Dr. Hans-Wilhelm Heine, Hannover: "Frühe Burgen<br />

im mittleren Niedersachsen" (mit Lichtbildern).<br />

17.11.1983 Prof. Dr. Kar! Heinrich Kaufhold, Göttingen: "Gewerbefreiheit und gewerbliche<br />

Entwicklung in Deutschland im 19. Jahrhundert".<br />

19. 1. 1984 Kustos Dr. Alheidis von Rohr, Hannover: "<strong>Braunschweig</strong>ische Harnische"<br />

(mit Lichtbildern).<br />

16. 2.1984 Kustos Dr. Matthias Puhle, <strong>Braunschweig</strong>: "<strong>Braunschweig</strong>, der Sächsische<br />

Städtebund und die Hanse im ausgehenden Mittelalter".<br />

15. 3. 1984 Kustos Dr. Christof Römer, <strong>Braunschweig</strong>: "Wolfenbüttel und Halberstadt<br />

unter Herzog Heinrich Julius im Rahmen der mitteleuropäischen Konstellation<br />

1566-1613".<br />

3. 5.1984 Prof. Dr. Ruth Schmidt-Wiegand, Münster: "Das Verhältnis von Text und<br />

Bild in den Bilderhandsehriften des Sachsenspiegels" (mit Lichtbildern).<br />

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209


Es folgte der von dem Schatzmeister Dr. Spies vorgetragene Kassenbericht. Danach<br />

betrug der Kassenbestand am 31. 12. 1983 DM 23248,21. Dieser Betrag wird im kommenden<br />

Jahr für mehrere geplante Publikationsvorhaben dringend benötigt. Da ein Protokoll<br />

über die von Frau Dr. Poil mann und Dr. Etzold durchgeführte Kassenprüfung vorlag,<br />

wurde dem gesamten Vorstand auf Antrag von Herrn Dr. Lindemann Entlastung erteilt.<br />

Daran schloß sich die Vorausschau der im kommenden Sommer- und Winterhalbjahr<br />

geplanten Studienfahrten und Vortragsveranstaltungen durch die Leiterin der Studienfahrten<br />

Frau Dr. Wiswe und den Vorsitzenden an. Die angekündigten Exkursionen haben<br />

inzwischen mit reger Beteiligung in bewährter Weise stattgefunden.<br />

Wie es fast schon Tradition ist, führte auch in diesem Jahr die 1. Studienfahrt in die an<br />

Niedersachsen grenzenden Gebiete der DDR. Ziele waren das obere Eichsfeld mit dem<br />

Hauptort Heiligenstadt sowie die ehemalige Freie Reichsstadt Mühlhausen, die sich gegenwärtig<br />

als Mittelpunkt des Thomas Müntzer-Kults in der DDR präsentiert. Die Besichtigung<br />

des kunsthistorisch eindrucksvollen Rathauses in Mühlhausen war wohl der absolute<br />

Höhepunkt der Exkursion, die von Frau Dr. Wiswe und Dr. G. Scheel geleitet wurde.<br />

Die 2. Studien fahrt unter Leitung von Frau Dr. Wiswe galt der Kreisstadt Gifhorn, wo<br />

vor allem der restaurierte Schloßkomplex unter sachkundiger Führung von Baudirektor<br />

Eckart Buthe eingehend besichtigt wurde.<br />

Ziel der 3. Studienfahrt war der südöstliche Harzrand. Unter Leitung von Frau Dr. M.<br />

Wiswe und Dr. G. Scheel wurde nach einem Halt an der Grenze zur DDR mit Blick auf<br />

EIIrich zunächst der einstige braunschweigische Bergbau- und Hütlenort Zorge besucht.<br />

Im Mittelpunkt des weiteren Programms standen historische Stätten, die ihre Hauptbedeutung<br />

im Mittelalter hatten: die eindrucksvoll restaurierten Klosteranlagen in Walkenried,<br />

die Steinkirche in Scharzfeld und die ottonische Pfalz Pöhlde. Die Besichtigung der Einhorn<br />

höhle bei Seharzfeld galt schließlich nicht nur dem Naturdenkmal, sondern diese<br />

wurde auch in ihrer Bedeutung als jahrhundertelanges Forschungsobjekt (Leibniz,<br />

Goethe, Virchow) gewürdigt.<br />

Der Stadt Schöppenstedt und den Nachbardörfern Küblingen, Sambleben sowie<br />

Kneitlingen galt die letzte unter Leitung von Frau Dr. Wiswe veranstaltete Studienfahrt.<br />

Sie widmete sieh zwei recht unterschiedlichen Themenbereichen: den vornehmlich romanischen<br />

Bauteilen der dortigen Kirchen einerseits und andererseits der Gestalt und der angenommenen<br />

Herkunft Till Eulenspiegels.<br />

Nach dem dankbar entgegengenommenen Bericht über die Studienfahrten gab der<br />

Vorsitzende zunächst einen Überblick über die für das <strong>Braunschweig</strong>ische <strong>Jahrbuch</strong> 64,<br />

1983 vorgesehenen Beiträge. Außerdem berichtete er über den Stand der neuen Reihe<br />

"Beihefte zum <strong>Braunschweig</strong>ischen <strong>Jahrbuch</strong>". Es sind bisher3 Dissertationen erschienen,<br />

und zwar:<br />

1. Ulrike Strauß, Das ehemalige Augustinerchorfrauenstift Marienberg bei Helmstedt,<br />

1983 (bereits vergriffen).<br />

210<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

2. Silvia Bunselmeyer, Das Stift Steterburg im Mittelalter, 1983.<br />

3. Anneliese Gerbert, Öffentliche Gesundheitspflege und staatliches Medizinalwesen in<br />

den Städten <strong>Braunschweig</strong> und WolfenbüUel im 19. Jahrhundert, 1983.<br />

Von Dr. Scheel hingewiesen wurde schließlich auf die diesmal vom 31. Mai bis 2. Juni<br />

1984 in Stade stattfindende Jahrestagung der Historischen Kommission für Niedersachsen .<br />

Sie befaßt sich mit dem Thema "Die Landesgeschichte und ihre Nachharwissenschaften".<br />

Hierzu sind die Vereinsmitglieder als Gäste herzlich willkommen.<br />

Die Frage eines Vereinsmitgliedes beim Tagesordnungspunkt "Verschiedenes" nach<br />

den in Aussicht genommenen Seminaren beantworteten Dr. Spies und Dr. Scheel im Sinne<br />

des Vorstandsbeschlusses. G. S.<br />

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211


212<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

VERSTORBENE MITGLIEDER<br />

Bothe, Gerhard, Dr., Syndikus a. D., <strong>Braunschweig</strong><br />

Fanger, Walter, Privatgelehrter, <strong>Braunschweig</strong><br />

Kahn, Hans-Wemer, Reisebürokaufmann, Lehre-Essenrode<br />

Kettel, Hannes, Realschullehrer, <strong>Braunschweig</strong><br />

Metzger, Karl, Diplomingenieur, <strong>Braunschweig</strong><br />

Stadelmann, Hans, Realschullehrer a. D., Königslutter<br />

von Witzke, Willi, Landwirt, Ingeleben<br />

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

Quellen und Forschungen zur braunschweigischen Geschichte<br />

Bd. 1 Meier, Heinrich: Die Straßennamen der Stadt <strong>Braunschweig</strong>. 1904.<br />

Bd. 2 Bode, Georg: Herkunft und Heimat Gunzelins von Hagen, des ersten<br />

Grafen von Schwerin. Der Forst von HasseIfeIde, ein welfisches Allod.<br />

Zwei geschichtliche Studien. 1912.<br />

Bd. 3 Kriegserinnerungen des Obersten Franz Morgenstern aus westfälischer Zeit.<br />

Herausgegeben von Heinrich Meier. 1912.<br />

Bd. 4 Mutke, Eduard: Helmstedt im Mittelalter. Verfassung, Wirtschaft, Topographie.<br />

1913.<br />

Bd. 5 Vollmer, Bernhard: Die Wollweberei und der Gewandschnitt in der Stadt<br />

<strong>Braunschweig</strong> bis zum Jahre 1671. 1913.<br />

Bd. 6 Festschrift für Paul Zimmermann zur Vollendung seines 60. Lebensjahres.<br />

1914.<br />

Bd. 7 Spies, Guslav: Geschichte der Hauptkirche B. M. V. in Wolfenhüttel. 1914.<br />

Bd. 8 Aus den Briefen der Herzogin Philippine Charlotte von <strong>Braunschweig</strong><br />

1732-1801. Mitgeteilt von Hans Droysen. Bd. 1: 1732-1768. 1916.<br />

Bd. 9 Meier, P. J.: Der Streit Herzog Heinrichs des Jüngeren von <strong>Braunschweig</strong>­<br />

Wolfenbüttel mit der Reichsstadt Goslar um den Rammelsberg. 1928.<br />

Bd. 10 Keilitz, Al/red: Die Wirkungen des Dreißigjährigen Krieges in den Wittumsämtern<br />

des Herzogtums <strong>Braunschweig</strong>-Wolfenhüttel. 1938.<br />

Bd. 11 Biehringer, Frieda: Herzog Karl 1. von <strong>Braunschweig</strong>. 1920.<br />

Bd. 12 Behse, Arthur: Die juristische Fakultät der Universität Helmstedt im Zeitalter<br />

des Naturrechts. 1920.<br />

Bd. 13 Böse, Duo: Die Revolution von 1848 in <strong>Braunschweig</strong>. 1948.<br />

Bd. 14 Beiträge zur Geschichte des Gerichtswesens im Lande <strong>Braunschweig</strong>. Hrsg.<br />

von Werner Spieß. 1954.<br />

Bd. 15 Forschungen zur braunschweigischen Geschichte und Sprachkunde. Hrsg.<br />

von Fritz Timme. 1954.<br />

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

Bd. 16 Eckert, Georg: Die <strong>Braunschweig</strong>er Arbeiterbewegung unter dem Sozialistengesetz,<br />

I. Teil (1878-1884). 1961.<br />

Bd. 17 Wiswe, Mechthild: Die Flurnamen des Salzgittergebietes. 1970.<br />

Bd. 18 Giesau, Peter: Die Benediktinerkirche St. Ägidien zu <strong>Braunschweig</strong>. Ihre<br />

Baugeschichte von 1278 bis 1478 und ihre Stellung in der deutschen Architektur<br />

des 13. bis 15. Jahrhunderts. 1970.<br />

Bd. 19 Kleinau, Hermann: Die von Werle im Raum <strong>Braunschweig</strong> - Nordharz -<br />

Halberstadt. Ein Beitrag zur Geschichte der welfischen Dienstmannschaft<br />

und zur Pfalzenforschung. 1970.<br />

Bd. 20 Gruhne, Fritz: Auswandererlisten des ehemaligen Hcr.wgtums <strong>Braunschweig</strong><br />

ohne Stadt <strong>Braunschweig</strong> und Landkreis Holzminden 1846-1871. 1971.<br />

Bd. 21 Knauf, Tassilo: Die Architektur der <strong>Braunschweig</strong>er Stadtpfarrkirchen in der<br />

ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. 1974.<br />

Bd. 22 Gerkens, Gerhard: Das fürstliche Lustschloß Salzdahlum und sein Erbauer<br />

Herzog Anton Ulrich von <strong>Braunschweig</strong>-Wolfenbüttel. 1974.<br />

Bd. 23 <strong>Braunschweig</strong>ische Landesgeschichte im Überblick. Im Auftrage des <strong>Braunschweig</strong>isehen<br />

Geschichtsvereins herausgegeben von Richard Moderhack.<br />

1. Aufl. 1976.2. Aufl. 1977.3. Aufl. 1979 (Vertrieb: Waisenhaus-Buchdruckerei<br />

und Verlag <strong>Braunschweig</strong>).<br />

Bd. 24 Sander, lulie: Kulturelles Leben in Mitteldeutschland im ersten Viertel des<br />

19. Jahrhunderts, dargestellt am Gästebuch der Industrie-Töchtcr-Schule in<br />

Blankenburg am Harz (1805-1838). 1976.<br />

Bd. 25 Billig, Walfgang: Die Stiftskirche zu Steterburg. 1982.<br />

Bd. 26 Ludewig, Hans-Ulrich: Das Herzogtum <strong>Braunschweig</strong> im ersten Weltkrieg.<br />

1984.<br />

Von den Bänden 1-25 sind Bd. 1,4-7,9,11-15 sowie 23,1. und 2. Aufl., vergriffen.<br />

Beihefte zum Braunschwcigischcn <strong>Jahrbuch</strong><br />

Bd. 1 Strauß, Ulrike: Das ehemalige Augustinerchorfrauenstift Marienberg bei<br />

Helmstedt. 1983.<br />

Bd.2 Bunselmeyer, Silvia: Das Stift Steterburg im Mittelalter. 1983.<br />

Bd. 3 Gerbert, Anneliese: Öffentliche Gesundheitspflege und staatliches Medizinalwesen<br />

in den Städten <strong>Braunschweig</strong> und Wolfenbüttel im 19. Jahrhundert.<br />

1983.<br />

Vertrieb: <strong>Braunschweig</strong>ischer Geschichtsverein c. V.<br />

3340 Wolfenhüttel, Forstweg 2 (Niedersächsisches Staatsarchiv),<br />

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