Die Christengemeinschaft
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Gemeindefahrt nach Prag<br />
<strong>Die</strong> <strong>Christengemeinschaft</strong><br />
Bewegung für religiöse Erneuerung<br />
Gemeinde in Bad Nauheim<br />
Kirchenbrief 6<br />
August 2011<br />
Eine wunderbare Reise stand uns bevor, als wir am Montag,<br />
den 30. Mai bei sommerlichem Wetter nach Prag aufbrachen.<br />
Wir – das heißt eine Gruppe, bestehend aus zunächst 19 Personen<br />
(8 aus der Gießener Gemeinde, 9 aus der Bad Nauheimer,<br />
sowie dem Ehepaar Peschel). Bis auf 4 Personen, die mit<br />
der Bahn reisten, fuhren wir alle mit privaten PKW; dazu kamen<br />
dann ab Mittwoch Abend noch 3 weitere Nach“züg“lerinnen,<br />
sodass wir insgesamt 22 Personen waren. <strong>Die</strong> Reise<br />
war von Herrn Peschel und seiner Frau sorgfältig und umsichtig<br />
vorbereitet worden, angefangen von einem eigens für uns<br />
zusammengestellten Heftchen zum Einlesen in die Thematik,<br />
über die Buchung eines verkehrsgünstig aber dennoch ruhig<br />
gelegenen Hotels bis hin zur flächendeckenden täglichen Versorgung aller Mitreisenden mit Nahverkehrstickets.<br />
Selbst das Geldwechseln in tschechische Kronen hat Herr Peschel dankenswerterweise für uns übernommen.<br />
Derart sorgenfrei konnten wir uns getrost den eigentlichen Inhalten unserer Reise widmen und<br />
die Stadt Prag mit offenen Ohren und Augen erkunden.<br />
Dass Prag ein spirituell bedeutsamer Ort im Hinblick auf die Verbreitung und Entwicklung des Christentums<br />
ist mit einer ganz eigenen, böhmisch-tschechischen Prägung, wurde nicht zuletzt durch die Wahl<br />
der Themenschwerpunkte deutlich. Schon der Name Prag – auf Tschechisch „praha“, die Schwelle – weist<br />
auf die Bedeutung Prags als ein Zentrum der abendländischen Kultur und Verbindungsstelle zwischen östlichem<br />
und westlichem Christentum hin. Wir lernten die prägenden Persönlichkeiten kennen und folgten ihren<br />
Spuren durch Prag, angefangen beim Heiligen Wenzel, der sich im 10. Jh. maßgeblich für die Christianisierung<br />
einsetzte und nach seinem gewaltsamen Tod durch die Hand seines Bruders zum Schutzpatron<br />
Böhmens wurde, über den frommen Kaiser Karl IV., der im 14. Jh. die erste mitteleuropäische Universität<br />
in Prag begründete, den reformatorischen Prediger Jan Hus, den Vordenker Amos Comenius und die Böhmischen<br />
Brüder, bis hin zu Josef Adamec, dem Priester, dessen Name für die Prager <strong>Christengemeinschaft</strong><br />
im 20. Jh. steht.<br />
In Kunst und Architektur verfolgten wir die Spuren der Christianisierung. So konnten wir, von Frau Peschel<br />
bestens vorbereitet, die Ausstellung mittelalterlicher Kunst im St. Agneskloster besuchen und unsere<br />
Aufmerksamkeit ganz besonders dem aus neun einzelnen Altarbildern zusammengesetzten Werk des Hohenfurther<br />
Altars aus dem 14. Jh. widmen. Es war ein Erlebnis, diese in ihrer Schlichtheit so unmittelbar<br />
sprechenden Bilder – fast möchte man sagen Ikonen – aus der Nähe zu betrachten.<br />
Das kaiserliche Prag erschloss sich uns insbesondere unter der hervorragenden Führung unseres tschechischen<br />
Stadtführers Karel Dolista. Vom Haus der <strong>Christengemeinschaft</strong> aus wanderten wir den Berg hinauf<br />
bis zur Prager Burg, dem Hradschin, der Urzelle der Stadt Prag, wo wir außer dem Veitsdom im Mittelpunkt<br />
der großen Anlage den kaiserlichen Krönungssaal bewunderten. Der Weg ging von dort aus zu Fuß<br />
bergab zur Kleinseite, dann, nach einem Mittagessen in einem urigen Kellerlokal, über die stets von Fußgängern<br />
wimmelnde Karlsbrücke hinüber zur Altstadt, von da ins jüdische Stadtviertel. Dort besichtigten<br />
wir die Altneu-Synagoge, die älteste unzerstört erhaltene Synagoge Europas und eines der frühesten gotischen<br />
Bauwerke Prags. Dem Prediger Jan Hus folgten wir anderntags in die von den Kommunisten (!)<br />
nach dem Krieg wieder aufgebaute Bethlehemskapelle, in der er schon 100 Jahre vor Luther seine reformatorischen<br />
Ansichten auf Tschechisch mutig verkündet hatte.
Ein besonderes Highlight – im wahrsten Sinne des Wortes – war der Besuch der Burg Karlstein, wieder<br />
mit unserem Reiseführer Karel. Mit der Bahn von Prag aus erklommen wir bei ziemlich heißen Temperaturen<br />
zu Fuß den Burgberg (nochmals meine Hochachtung für die älteren Semester unserer Gruppe), um dann<br />
wie einem Einweihungsweg folgend die insgesamt drei großen Gebäudekomplexe der Burg von unten nach<br />
oben zu besteigen, was nach dem letzten, obersten Treppenhaus mit seinen Wand- und Deckenmalereien,<br />
in dem die Lebensgeschichte des Hl. Wenzel dargestellt ist, in einem geradezu atemberaubendem Erlebnis<br />
gipfelte: Ganz oben standen wir in der Kapelle der „Gralsburg“ Karls des IV. Umfangen von Gold und<br />
Edelsteinen sangen wir unser allmorgendlich geübtes „Laudate, omnes gentes, laudate dominum...“<br />
Es gäbe noch viel zu erzählen – von unserem Stadtrundgang auf den Spuren R. Steiners und des Prager<br />
Priesters J. Adamec, von unserem Besuch im Prager Schwarzen Theater, vom Besuch der Dvořák-Oper „Rusalka“,<br />
von unserer Dampferfahrt auf der Moldau, vom wunderschönen Lichterspiel am Ufer der Moldau<br />
im abendlichen Prag...<br />
Aber dann käme ja fast das Wichtigste zu kurz: Unser Besuch<br />
im Haus der <strong>Christengemeinschaft</strong>, wo wir überwältigend<br />
herzlich und gastfreundlich empfangen wurden mit einem liebevoll<br />
vorbereiteten Abendessen. Pfarrer Tomáš Boněk führte<br />
uns durchs Haus und erzählte von der vielseitigen Nutzung<br />
des Hauses (Ausstellungen, Konzerte). Auch Peschels hatten<br />
dort unter dem Dach ihre Wohnung gehabt. Man kann auch<br />
Gästezimmer im Haus mieten – interessant für alle, die einmal<br />
auf eigene Faust die wunderschöne Stadt erkunden möchten.<br />
Nach dem leckeren Abendimbiss erzählte uns Tomáš<br />
Boněk im Weiheraum von der Religionsgemeinschaft der<br />
Böhmischen Brüder und ihrem Einfluss auf die Entwicklung<br />
des Christentums in Tschechien. Hier beeindruckte uns der Lebensweg des von Schicksalsschlägen heimgesuchten<br />
Amos Comenius.<br />
Ein ganz besonderes Erlebnis war dann unsere Teilnahme an der Menschenweihehandlung am Sonntag,<br />
dem 5. Juni, dem Tag unserer Abreise. Es war sehr eindrucksvoll, den Kultus auf Tschechisch zu erleben –<br />
Pfarrer Milan Horák zelebrierte –, so völlig anders im Klang und ja doch irgendwie vertraut. Und ein Geschenk<br />
an uns als Gäste, dass Tomáš Boněk seine Predigt abwechselnd tschechisch und deutsch hielt. Danach<br />
hatten wir Gelegenheit zum Gespräch mit der Gemeinde – es war ein herzliches Beisammensein, an<br />
das sich nochmals eine liebevolle gastfreundliche Bewirtung mit einem Mittagessen anschloss. Der Kontakt<br />
unserer Gruppe zur Prager Gemeinde ist nun hergestellt, über einen Gegenbesuch würden wir uns sehr<br />
freuen!<br />
Schön war, dass man sich auf dieser Fahrt auch untereinander näher und besser kennenlernen konnte.<br />
Erstaunlich, dass auch die Älteren unter uns das stramme Programm so tapfer durchgehalten haben. Viele<br />
Fußmärsche, heißes Wetter...<br />
Ein ganz herzliches Dankeschön zu guter Letzt noch einmal an Herrn Peschel und seine Frau für die hervorragende<br />
und umsichtige Planung und Durchführung dieser wunderbaren Reise!<br />
Pfingsten – das Fest des Heiligen Geistes<br />
Verena Keil-Höfner<br />
Das Pfingstfest lag in diesem Jahr so spät wie selten. Es war<br />
somit das letzte Ereignis vor den Ferien. <strong>Die</strong> Erwachsenen feierten<br />
es mit drei Weihehandlungen am Sonntag, Montag und<br />
<strong>Die</strong>nstag. In den Predigten wurden die drei „Berufe“ des Heiligen<br />
Geistes als Weltenarzt, Tröster und Bringer der Freiheit<br />
hervorgehoben.<br />
Für die Kinder gab es nach der Sonntagshandlung eine Geschichte<br />
von einem Waisenmädchen, das bei einer alten,<br />
streng-liebevollen Frau aufwuchs, doch durch Unglück blind<br />
geworden war. Ein Prinz war von ihrer schönen Stimme bezaubert,<br />
aber als er die Alte sah, wurde er gelähmt. <strong>Die</strong> Taube<br />
wusste Rat. Das Mädchen musste bei einem Einsiedler den<br />
wahren Namen ihrer Ziehmutter erfragen.<br />
Nach der Geschichte durfte sich jedes Kind aus verschiedenem Material ein Täubchen basteln. Alle waren<br />
eifrig bei der Sache (die Eltern halfen kräftig mit) und nahmen stolz ihr Täubchen mit nach Hause. (F.P.)