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Z U M G E D E N K E N A N . . .<br />

Magdalene Bell<br />

Zum 30. Todestag<br />

Magdalene Bell wurde am 19. November<br />

1908 als drittes von fünf Kindern<br />

des Tuchfabrikanten Johann Roth<br />

und der Maria, geb. Bonfert, in Heltau<br />

geboren. Dort besuchte sie die Volksschule<br />

und anschließend das Lehrerinnenseminar<br />

in Schäßburg. Nach<br />

erfolgreichem Abschluß der Ausbildung<br />

war Magdalene Roth Lehrerin in<br />

Meschen und danach in Neustadt im<br />

Burzenland. Die Hochzeit mit Diasporapfarrer<br />

Richard Bell feierte sie<br />

1935 in Hermannstadt.<br />

Im April 1938 wurde der Leiter des<br />

Diasporaheimes zum Pfarrer der<br />

Burzenländer Kirchengemeinde Zeiden<br />

berufen. An seiner Seite begann<br />

für Magdalene Bell der Weg einer<br />

Pfarrfrau jener Zeit. Das bedeutete<br />

ehrenamtliche Mitarbeit in der Gemeinde,<br />

dort wo 'Not am Mann ' war.<br />

Mit besonderer Freude und Hingabe<br />

widmete sie sich der Arbeit als Vorsitzende<br />

der Säuglingspflegestation, die<br />

in den Erdgeschoßräumen des Pfarrhauses<br />

ihren Sitz bekommen hatte.<br />

Wie viele Pfarrfrauen jener Zeit besuchte<br />

auch sie die verschiedenen<br />

Ausbildungskurse im damaligen Diakonissenhaus<br />

in Kronstadt. Dieses<br />

Haus leitete damals Frau Frieda Csaky.<br />

Die angebotenen Kurse waren für<br />

die Vorbereitung junger Frauen, insbesondere<br />

für den Stand einer Pfarrfrau<br />

geeignet.<br />

Die jungen Mütter aus der Kirchengemeinde<br />

kamen ihrerseits zu den Kursen<br />

ins Pfarrhaus. Hier erhielten sie<br />

Beratung und lernten Umgang und<br />

Pflege der Kinder nach dem neuesten<br />

Stand der damaligen Erkenntnisse. Im<br />

Dienst der Säuglingsstation stand auch<br />

eine Gemeindeschwester. Ein Facharzt<br />

stand zur Beratung einmal wöchentlich<br />

bereit. In einer großen Ge-<br />

meinde, wie es damals Zeiden war, hat<br />

diese Aufgabe viel Kraft und Zeit gefordert.<br />

Aber diese Aufgabe war nicht<br />

die einzige, die Magdalene Bell zufiel.<br />

In den Jahren 1938 bis 1945 war es<br />

nicht leicht, Pfarrer von Zeiden zu<br />

sein. Die politischen Auseinandersetzungen<br />

zwischen Anhängern der nationalen<br />

Erneuerungsbewegung und<br />

den konservativen kirchlichen Kräften<br />

spielten bis in den Alltag hinein<br />

und trugen zu vielen Spannungen bei.<br />

Die immer hilfsbereite, stets freundliche<br />

und entschlossen handelnde Pfarrersgattin,<br />

die selbst in diesen acht<br />

Jahren fünf Kindern das Leben geschenkt<br />

hat, trug zur Stabilität in der<br />

Gemeinde viel bei. Vier Kinder hatten<br />

mit Hilfe der Hebamme Anni Spitz im<br />

Zeidner Pfarrhaus das Licht der Welt<br />

erblickt.<br />

Für junge Menschen hatte Magdalene<br />

Bell ein besonders aufgeschlossenes<br />

Ohr. Ihre Zuwendung zu Kindern<br />

und Schülern sollte sich besonders<br />

nach 1948 zeigen, als sie erneut in<br />

das Schulamt eintrat. Als Lehrerin für<br />

die Unterstufe in der Schule in Zeiden<br />

entwickelte sie eine für viele Kinder<br />

segensreiche Tätigkeit. Doch die Verhältnisse<br />

hatten sich geändert. Der<br />

Kommunismus breitete sich immer<br />

mehr aus. Die Enteignung des Besitzes<br />

unseres sächsischen Volkes in Siebenbürgen<br />

zwang beide Ehepartner,<br />

in staatlichen oder genossenschaftlichen<br />

Betrieben zu arbeiten. Nur auf<br />

diese Weise konnte eine Familie ernährt<br />

werden.<br />

Die Enteignung hatte auch die Eltern<br />

von Magdalene Bell hart getroffen.<br />

Nach der Verstaatlichung der<br />

Tuchfabrik war der indessen alte Vater,<br />

der ehemalige Fabriksbesitzer,<br />

verurteilt und ins Gefängnis gebracht<br />

worden. Nach vielen Jahren wurde er<br />

schwerkrank aus dem Gefängnis entlassen.<br />

So war es für Magdalene Bell<br />

ganz besonders schwer, Lehrerin, Pfarrerfrau<br />

und Tochter entrechteter ehemaliger<br />

Fabrikanten zu sein. Das Spannungsfeld<br />

hatte sich verstärkt. Als<br />

Lehrerin durfte sie keine ehrenamtlichen<br />

kirchlichen Dienste tun. Der Kirchengemeinde<br />

wurden die diakonischen<br />

Dienste verboten und ihre Einrichtungen<br />

aufgelöst. Magdalene Bell<br />

mußte nun eine schwierige Gratwanderung<br />

zurücklegen. Im Lehramt mußte<br />

sie sich den Anforderungen des<br />

Staates und der kommunistischen<br />

Doktrin unterordnen. Aber zugleich<br />

war und blieb sie Pfarrfrau. Der Kirchgang<br />

und die Kontaktpflege mit der<br />

Gemeinde riß nicht ab. Doch der Weg<br />

war nicht leicht und die schweren psychischen<br />

Konflikte stellten sich ein<br />

und blieben nicht ohne Folgen.<br />

Trotz der großen Belastungen und<br />

der siebenköpfigen Familie, die in jenen<br />

schweren Zeiten täglich versorgt<br />

werden mußte, war es der sehr pedanten,<br />

konsequenten und pädagogisch<br />

begabten Lehrerin in über 14 Jahren<br />

Lehramtstätigkeit ein wichtiges Anliegen,<br />

den Schülerinnen und Schülern<br />

die nicht leichte deutsche Grammatik<br />

und Rechtschreibung so beizubringen,<br />

daß keines der Kinder ohne<br />

die notwendigen Grundkenntnisse die<br />

jeweilige Klasse verließ.<br />

Wenn ein Schulkind sich die notwendigen<br />

Kenntnisse nicht während<br />

des Unterrichtes aneignen konnte, so<br />

holte sich die Lehrerin Magdalene Bell<br />

das Kind nach Hause und brachte ihm<br />

mit viel Geduld in ungezählten Nachhilfestunden<br />

das Notwendige bei.<br />

Mancher ehemalige Schüler erwähnt<br />

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