Dezember - 2010 - HOG Nussbach
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Nußblatt<br />
N u ß b a c h i m B u r z e n l a n d<br />
Herausgegeben von der Nußbächer Heimatsortgemeinschaft<br />
in Deutschland<br />
Nr. 23 Weihnachten <strong>2010</strong><br />
In der Ostdeutschen Wappenrolle registriertes Nußbächer Wappen
Inhaltsverzeichnis: Seite:<br />
Jahreslosung für das Jahr des Herren 2011 3<br />
Gruß des Nachbarvaters 5<br />
Mirjams Geschenk 7<br />
Nachrichten aus Nußbach 10<br />
13. Nußbächer Heimattreffen 12<br />
Burzenländer Wappen, ein gelungenes Projekt 14<br />
Herta Müller, unsere Nobel-Preisträgerin 16<br />
Der Umgang mit der Schuld 18<br />
27. Tagung der <strong>HOG</strong>-RG Burzenland 24<br />
Bericht zur Vorbereitungstagung 26<br />
2. Burzenländer Musikantentreffen 29<br />
Burzenländer Fußballturnier und Jugendtreffen 31<br />
Was hat die Uhr vom Turm geschlagen? 33<br />
15-jähriges Kränzchentreffen 34<br />
Klassentreffen des Jahrgangs 1957 36<br />
Pfingstfest in meiner Kindheit 41<br />
Erinnerungen an die Erntehilfe der Schulkinder 44<br />
Jubiläumsdaten <strong>2010</strong> 47<br />
Familiennachrichten <strong>2010</strong> 49<br />
Unserem lieben Dudu 51<br />
Hochzeitsbilder 53<br />
Vorbereitungen für die Tagung 2011 55
Jahreslosung für das Jahr des Herrn 2011<br />
Lass dich nicht vom Bösen überwinden,<br />
sondern überwinde das Böse mit Gutem.<br />
Römer 12,21<br />
„Herr, segne unser Tun und Lassen“ singen wir in einem Kirchenlied. “Lass Dich<br />
nicht vom Bösen überwinden“ gibt uns das Losungswort mit auf den Weg des neuen<br />
Jahres.<br />
Ein schwieriges Unterfangen, denn wie schnell lasse ich mich von dem Verlocken,<br />
was nicht zum Guten dient.<br />
Da gibt in einem angespannten Gespräch ein Wort das andere, es wird mit derselben<br />
Münze heimgezahlt. Auf einen groben Klotz gehört ein grober Keil, der Volksmund<br />
kennt viele solcher Redewendungen. Auge um Auge, Zahn um Zahn, so ist es<br />
schon in der Bibel zu lesen. Lässt sich so der Frieden bewahren, kann so das Leben<br />
geschützt werden?<br />
Unvergessen sind die Montagsdemonstrationen in Leipzig und anderswo. Ungezählte<br />
Menschen gingen auf die Strasse, um gegen eine menschenverachtende Diktatur<br />
zu demonstrieren. In ihren Händen trugen sie keine Steine, sondern brennende<br />
Kerzen. Die Polizisten hatten die Anweisung, hart durchzugreifen. Angesichts der<br />
vielen Menschen, die da zusammenkamen, fühlten sie sich überfordert. Angesichts<br />
all der Lichter, die sie sahen, fühlten sie sich hilflos. Sie blieben still an den Straßen<br />
stehen, sie wurden zeugen der friedlichen Revolution.<br />
Dass sich Böses nicht mit Bösem überwinden lässt, sagt die Erfahrung. Die Spirale<br />
der Gewalt wird immer nur weiter nach oben gedreht. „Auf Dauer siegt, wer Milde<br />
walten lässt“ wusste man schon im alten Rom. Im Judentum wurde zur Zeit des<br />
Paulus Ähnliches gelehrt, der Apostel wird davon gehört haben.<br />
Elisabeth von Thüringen war bekannt für ihre aufopfernde Barmherzigkeit und<br />
Nächstenliebe. Ihr Umfeld hatte wenig Verständnis dafür. Als sie sich wieder einmal<br />
von der Wartburg auf den Weg zu den Armen machte und einen Korb voll<br />
Brot trug, wurde sie von ihrem Mann gestellt. Aber siehe, da hatte sich das Brot in<br />
Rosen verwandelt, dem Zeichen der Liebe. Im Mittelalter sah man in ihnen auch<br />
einen Hinweis auf die Liebe Christi. Gotische Kirchenfenster zeigen das Christuskind<br />
auf dem Schoß seiner Muter sitzend, in seinen Händen hält es die rote Rose.<br />
Christen bekennen, dass in Christus, die Liebe Gottes zu de n Menschen Gestalt<br />
angenommen hat. Sie glauben, dass in den Worten Jesu Gott gesprochen hat; sie<br />
vertrauen darauf, dass in den Taten Jesu Gott gehandelt hat; sie feiern zu Karfreitag<br />
und Ostern den Sieg Gottes über das Böse und den Tod.<br />
Die Welt ist seitdem nicht besser geworden, es gibt immer noch Gewalt, Menschen<br />
müssen leiden, Menschen werden schuldig. Aber es ist ein Zeichen gesetzt, unüber-<br />
- 3 -
sehbar. Es ist ein Anfang gemacht, der für viele ein Beginn einer neuen Zeit ist.<br />
„Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.“<br />
Mit Jesus Christus hat für Paulus eine neue Zeit begonnen, die Liebe Christi ist nun<br />
der Maßstab für jegliches Handeln geworden, im Kleinen wie im Großen. Sie macht<br />
Vergebung und Neuanfang möglich. Natürlich macht sie nichts ungeschehen, aber<br />
das Vergangene soll nicht mehr zwischen den Menschen stehen, es soll nicht mehr<br />
den Weg in eine bessere Zukunft versperren. Ob das möglich ist?<br />
Christen in Südafrika haben es gezeigt, Christen in Deutschland haben sich auf diesen<br />
Weg gemacht. Sie haben erfahren, dass es Vergebung und neues Leben gibt.<br />
Liebe kann die Mauer von Hass und Gewalt aufbrechen, sie kann ganz unerwartet<br />
Türen öffnen.<br />
Begeben wir uns mit diesem Bibelwort auf die Wege und in die Beziehungen des<br />
kommenden Jahres und achten wir darauf, wer das letzte Wort hat.<br />
Pfarrer Helmut Otto Reich, Sonneberg<br />
- 4 -
Liebe Nußbächerinnen, liebe Nußbächer,<br />
die bunte Farbenpracht der Landschaft, die kürzer werdenden<br />
Tage, die kalten Nächte der letzten Wochen deuten darauf<br />
hin, dass di e Jahreszeit wieder da ist, die uns die Vergänglichkeit<br />
und den Wandel im Leben am deutlichsten vor<br />
Augen führt. Der Herbst, die Zeit in der sich die Natur zur<br />
Ruhe legt, in der wir Menschen nachdenklicher werden und<br />
Rückblick auf die Erlebnisse des Jahres halten können, ist<br />
wieder da.<br />
Das Jahr <strong>2010</strong> war reich an Ereignissen, Geschehen die den<br />
Vorstand unserer Heimatortsgemeinschaft immer wieder vor<br />
neue Herausforderungen stellten.<br />
Das Hauptanliegen dieses Jahres war es, das schon 2008 begonnene und viel diskutierte<br />
Thema Wappen zu vollenden. Diese Gemeinschaftsaktion mit den Burzenländer<br />
<strong>HOG</strong>s hat uns das ganze Jahr fest beschäftigt, hat sehr viel Zeit in Anspruch<br />
genommen, konnte aber erfolgreich beendet werden.<br />
Eine ungünstige Terminüberschneidung gab es am Wochenende, dem 23.- 25 April<br />
<strong>2010</strong>. In Westgartshausen bei Crailsheim fand in diesem Zeitraum die 27. Arbeitstagung<br />
der <strong>HOG</strong> Regionalgruppe Burzenland statt und für den Samstag, den 24.<br />
April wurde das 5. Burzenländer Jugendtreffen, mit Fußballturnier, in den Lechtalstuben,<br />
Rehling-Oberach bei Augsburg festgelegt. Um allem gerecht zu werden,<br />
teilten wir uns auf. Der Vorstand der <strong>HOG</strong> Nußbach war bei der Arbeitstagung anwesend,<br />
die außerordentlich wichtige Themen zur Tag esordnung hatte, während<br />
Volker Cloos die Nußbächer Fußballmannschaft und deren Teilnahme am Turnier<br />
organisierte und als Jugendreferent den Vorstand vertrat.<br />
Unsere Anwesenheit war auch bei weiteren Veranstaltungen erforderlich. Die Tagung<br />
„ Der Deutsche Orden im Burzenland (1211-1225)“, vom 29. bis 31.Oktober<br />
<strong>2010</strong> in der Bildungs- und Begegnungsstätte „Heiligenhof“ in Bad Kissingen sowie<br />
das 2. Burzenländer Musikantentreffen vom 05. bis 07. November <strong>2010</strong> in Friedrichroda/Thüringen<br />
wurde unsererseits vertreten und war ausgerichtet auf das Jubiläumsjahr<br />
2011.<br />
Bedeutungsvoll wird das Jahr 2011 auch für uns Nußbächer. Am Pfingstsamstag,<br />
dem 11. Juni, planen wir unser 13. Nußbächer Heimattreffen und es ist auch Wahljahr.<br />
Wegen der Überschneidung dieses Termins mit den Feierlichkeiten in Dinkelsbühl<br />
hatten wir Bedenken, da wir uns als Burzenländer aktiv in der Gestaltung<br />
des Heimattages einbringen müssen. Andererseits ist es eine Kostenfrage, die Nußbächer<br />
zweimal in Bewegung zu setzten , zum Heimattag nach Dinkelsbühl und<br />
später zum 13. Heimattreffen. Daher sahen wir von einer Terminverschiebung ab.<br />
Wir wählten als Lösung eine räumliche Verlagerung unseres Treffens näher an Dinkelsbühl<br />
und wir wählten die Gaststätte „Storchenmühle“ in Fichtenau/Lautenbach.<br />
- 5 -
Das Jubiläumsjahr bringt für uns Nußbächer an diesem Pfingstwochenende auch<br />
Pflichten mit sich. Da wir zur Brauchtumsveranstaltung keinen kulturellen Beitrag<br />
leisten können, beteiligen wir uns mit Personalbesetzung am Sonntag beim Abzeichenverkauf<br />
und am Trachtenumzug. Daher bitten wir Jung und Alt, die Tracht<br />
mitzubringen, um gemeinsam mit dem neu gestalteten Wappenschild aufzutreten.<br />
Wir bitten, die Anweisungen der Organisatoren genauestens zu beachten. Im Trachtenzug<br />
ist es nicht erlaubt Sonnenbrillen, bunte, weiße oder Sportschuhe zu tragen<br />
und die Tracht muss komplett mit Borten oder Haube getragen werden. Das Gleiche<br />
gilt auch für Kinder. Wir Burzenländer haben schon immer einen besonderen Wert<br />
darauf gelegt, ein ordentliches Gesamtbild zu hinterlassen.<br />
Auf diesem Weg möchte ich allen Nußbächerinnen und Nußbächern recht herzlich<br />
danken für die Teilnahme an dem sportlichen Wochenende, die Zusendung aktueller<br />
Berichte, Beiträge und Fotos für das Nußblatt, die alljährlichen Spenden, die es<br />
uns ermöglichen, in jeder Hinsicht Schritt zu halten mit den anderen Gemeinden der<br />
Regionalgruppe Burzenland, sowie die Teilnahme der Vorstandsmitglieder an den<br />
verschiedenen offiziellen Terminen, bei denen sie unsere <strong>HOG</strong> angemessen repräsentiert<br />
haben. Ich bin zuversichtlich, dass uns unsere Vorhaben auch im kommenden<br />
Jahr gelingen werden, weil wir auch in der Vergangenheit immer wieder Unterstützung<br />
erhalten haben.<br />
Zu den bevorstehenden Weihnachtsfeiertagen wünsche ich allen ein besinnliches<br />
Fest und mit den Worten eines irischen Segens einen guten Rutsch ins Jahr 2011:<br />
„Möge dein Weg<br />
stets aufwärts führen,<br />
auch wenn du tiefe Täler<br />
und dunkle Schluchten<br />
zu durchwandern hast.<br />
Möge Gott persönlich<br />
dein Wegweiser sein.“<br />
Nachbarvater Harald Zelgy, Großhabersdorf<br />
- 6 -
Mirjams Geschenk<br />
(Eine Weihnachtsgeschichte von Gerda Marie Scheidl)<br />
Das Zelt von Elias stand dicht an einer felsigen Wand unterhalb einer Hügelkette.<br />
Elias hatte diesen Platz sorgfältig für sich und seine Familie gewählt, um vor Wind<br />
und Frost geschützt zu sein. Lange war er mit seiner Familie umhergezogen. Mit<br />
Sara, seiner Frau, seinen beiden Söhnen, der Großmutter und mit seiner kleinen<br />
Tochter Mirjam.<br />
Nun war es Zeit, sich auszuruhe n. Es war Nacht geworden. Müde legten sich alle<br />
nieder. Doch lange war ihnen die Ruhe nicht gegönnt. Mitten in der Nacht kamen<br />
Hirten vorbei, weckten sie und erzählten von Engeln, die ihnen erschienen waren.<br />
„Sie haben uns verkündet, dass in Beth lehem in einem ärmlichen Stall ein Kind<br />
geboren sei. Es ist das Jesuskind. Wir gehen, um es zu begrüßen. Kommt ihr mit?“<br />
Das wollten sie, doch für die Großmutter würde der Weg zu anstrengend sein. Sie<br />
sollte daheim bleiben. Und Mirjam mit ihr. Draußen wehte ein starker Wind. Als<br />
Elias prüfte, ob die Zeltbefestigungen auch gut im Erdboden verankert waren, lief<br />
ihm Mirjam entgegen und rief: „Vater, bitte nimm mich mit, ich will dem Jesuskind<br />
meine Puppe schenken.“<br />
Der Vater lächelte. Doch dann sagte er: „Du kannst nicht mitgehen. Du bist noch zu<br />
klein. Hörst du den Wind? Er wird dich und deine Puppe wie ein Nichts fortwehen.“<br />
Mirjam wagte nicht zu widersprechen. Traurig lief sie mit ihrer Puppe zur<br />
Großmutter. Sie war eine weise Frau und wusste Rat.<br />
Bitte den Wind, dass er nicht mehr bläst“, sagte die Großmutter.<br />
Ungläubig blickte Mirjam sie an. „Den Wind soll ich bitten? Kann er mich denn<br />
verstehen?“<br />
„O ja!“, sprach die Großmutter. „Er wird dich verstehen. Und er wird dir auch antworten,<br />
du musst nur genau hinhören.“<br />
Vorsichtig hob die Großmutter einen Zipfel vom Zelt hoch und flüsterte: „Kriech<br />
hindurch!“<br />
Mirjam steckte die Puppe in ihre Rocktasche und kroc h nach außen. Huiii... fast<br />
hätte der Wind Mirjam umgeblasen. Mit beiden Händen klammerte sie sich a n die<br />
Felswand. „Wind, bitte lieber Wind, blase nicht so stark!“ rief Mirjam in das gewaltige<br />
Brausen. „Ich darf sonst nicht nach Bethlehem gehen. Ich will doch dem Jesuskind<br />
meine Puppe schenken!“ Mirjam horchte. Hatte der Wind sie überhaupt gehört?<br />
Sie wagte kaum zu atmen.<br />
Da legte sich der Wind plötzlich. Nur leises Wehen streifte Mirjam, und wie aus<br />
weiter Ferne hörte sie eine Stimme: „Geh nur, kleine Mirjam, bringe dem Jesuskind<br />
deine Puppe. Nicht das leiseste Lüftchen wird wehen.“ Als Mirjam ins Zelt<br />
zurück kroch, stand der Vater vor ihr. „Wo kommst du her?“, fragte er ungehalten.<br />
„Ich war draußen beim Wind“, erklärte Mirjam aufgeregt. „Er hat mir versprochen<br />
- 7 -
nicht zu wehen! Nun darf ich doch mit nach Bethlehem“, bettelte Mirjam. „Unsinn!<br />
Der Wind kann nicht reden!“<br />
„Aber Vater, hörst du nicht, wie still der Wind geworden ist?“<br />
Elias horchte. Das gewaltige Brausen des Windes war wirklich verklungen. „Nein,<br />
du darfst nicht mit“, sagte der Vater. „Der Frost wird dir die Nasenspitze abfrieren.“<br />
Mirjam sagte nichts. Sie lief zur Großmutter.<br />
„Bitte den Frost, d ass er sich zurückzieht“, sagte die Großmutter. „Gleich neben<br />
dem Zelt befindet sich zur rechten Seite eine Höhle. Dort hockt der Frost und<br />
haucht seinen kalten Atem über das Land.“<br />
Die Großmutter hob wieder einen Zipfel des Zeltes hoch, und Mirjam kroch hinaus.<br />
Bitterkalt war es draußen. Mirjam fröstelte. Aber sie ging tapfer in die Höhle hinein.<br />
Es knirschte und klirrte von allen Seiten. Mirjam wollte in ihrer Angst umkehren,<br />
doch dann rief sie mutig: „Frost, bitte lieber Frost, bleibe in deiner Höhle. Ich<br />
darf sonst nicht nach Bethlehem und dem Jesuskind meine Puppe schenken.“ Mirjam<br />
horchte in die Höhle hinein. Aus weiter Ferne hörte sie eine Stimme: „Geh nur,<br />
kleine Mirjam, schenke dem Jesuskind deine Puppe. Ich werde mich tief in die<br />
Höhle zurückziehen.“<br />
Doch noch immer ließ der Vater sie nicht mitgehen. „Die wilden Tiere werden dich<br />
jagen“, sagte er streng. Enttäuscht ging Mirjam zur Gr oßmutter. Die Großmutter<br />
sah Mirjam mit gütigen Augen an. „Bitte den Großen Bären, dass er den wilden<br />
Tieren befiehlt, in der heutigen Nacht friedlich zu sein. Geh ein Stück den Hügel<br />
hinauf, er wird zu dir kommen.“ Wieder hob die Großmutter einen Zipfel vom Zelt<br />
hoch, und Mirjam kroch mit ihrer Puppe hinaus. Mirjam lief den Hügel hinauf, und<br />
es schien, als komme der Große Bär näher. Ein wenig fürchtete sie sich schon.<br />
Doch dann rief sie: „Groß er Bär, bitte kannst du den wilden Tieren sagen, dass sie<br />
heut Nacht friedlich sein sollen? Ich darf sonst nicht nach Bethlehem und dem Jesuskind<br />
meine Puppe geben.“<br />
Da hob der Große Bär seine Tatze und brummte:<br />
„Geh nur, kleine Mirjam, ich werde den wilden Tieren befehlen, friedlich zu sein.“<br />
„Danke, Großer Bär!“ , rief Mirjam und lief schnell ins Zelt zurück<br />
Mirjam wollte erzählen, was der Große Bär ihr versprochen hatte, aber dazu kam es<br />
nicht. Die Eltern und die Brüder wollten sich verabschieden. Sie h atten es eilig ,<br />
nach Bethlehem zu kom men. Sei schön brav und hilf der Großmutter, sagte der<br />
Vater noch und machte sich mit der M utter und den Brüdern auf den Weg nach<br />
Bethlehem. Schluchzend blieb Mirjam zurück. Die Großmutter nahm sie fest in die<br />
Arme, trocknete ihr die Tränen und sagte: „Auch du wirst nach Bethlehem gehen.“<br />
„Aber wie finde ich alleine den Weg, Großmutter?“ Die Großmutter erhob sich und<br />
führte Mirjam vor das Zelt. Sie zeigte zum Himmel hinauf: „Siehst du dort den<br />
Stern, der so hell leuchtet?“ Mirjam nickte. „Folge dem Stern, dann kommst du<br />
nach Bethlehem.“ Mirjam drückte ihre Puppe an sich und machte sich auf den Weg,<br />
immer dem Stern nach. Plötzlich stand mitten im Weg ein Wolf. Mirjam erschrak<br />
und blieb unsicher stehen. „Klettere auf meinen Rücken“, sagte der Wolf freund-<br />
- 8 -
lich, „ich trage dich ein Stück des Weges.“<br />
Da kletterte Mirjam mit ihrer Puppe vertrauensvoll auf den R ücken des Wolfes.<br />
„Halte dich gut fest, damit du nicht herunterfällst“, sagte der Wolf und sprang in<br />
langen Sätzen nach Bethlehem. Immer heller leuchtete der Stern. Und da war auch<br />
schon der Stall! „Danke, Wolf“, flüsterte Mirjam und st reichelte ihn, der si e so<br />
schnell und sicher durch die Nacht getragen hatte. Dann ging sie zum Stall.<br />
Vor dem Eingang standen Vater, Mutter und die Brüder. Mirjam zögerte. Doch der<br />
Vater winkte ihr, näher zu kommen, und nahm sie bei der Hand. Jetzt sah Mirjam<br />
das Jesuskind. Sie ging zur Krippe und legte ihre Puppe ins Stroh. Das himmlische<br />
Kind lächelte. Da freute sich Mirjam, und alle freuten sich mit ihr.<br />
- 9 -<br />
Emmi Schmidts, Kandel
Nachrichten aus Nußbach<br />
Im Spätherbst 2009 fanden in Nußbach kirchliche Wahlen statt. Das Ergebnis war<br />
folgendes:<br />
1. Kurator: Georg Foof Nr. 10<br />
2. Kirchenvater: Helmuth Kosa Nr. 176<br />
3. Presbyterin: Gerda Barthelmie Nr. 11<br />
4. Gemeindevertreter: Johann Klementis Nr. 156<br />
5. Hermann Gutt Nr. 332<br />
6. Georg Franz Nr. 79<br />
7. Ute Gridean-Tartler Nr. 327<br />
8. Helmut Bolesch Nr. 63<br />
9. Martin Kaiser-Seimes Nr. 233<br />
10. Horst Leonhardt Nr. 19<br />
11. Ro traut Jobi Nr. 264<br />
Seelsorger der Gemeinde ist auch weiterhin Pfarrer András Pál aus Tartlau.<br />
Die Christvesper 2009 fand auch diesmal im Gotteshaus statt. Eine Tanne, bereitgestellt<br />
vom Bürgermeisteramt, schmückte den Chorraum der Kirche. Pfarrer András<br />
Pál gestaltete das Fest. Die Orgel wurde gespielt von Christine Chiriac aus Marienburg.<br />
Lehrerin Rotraut Bolesch und ihre kleine Kinderschar erfreuten uns auch diesmal<br />
mit ihren Liedern und Gedichten. Für die Christbescherung der Kinder und<br />
Senioren ab 70 Jahren wurden insgesamt 56 Päckchen vorbereitet und ausgeteilt.<br />
Herzlichen Dank sagen wir auch auf diesem Weg für die Spenden unserer ehemaligen<br />
Pfarrfamilien Gerhild und Günter Herberth mit ihren Kindern Gudrun und Jürgen<br />
sowie Traute und Helmut Reich.<br />
Die Wartung des Wasseranschlusses auf dem Friedhof (Anschluss im Frühjahr und<br />
Absperrung im Spätherbst) betreut nach wie vor unser Nachbar und Gemeindevertreter<br />
Hermann Gutt.<br />
Die Treppe zur Kirche wurde in diesem Sommer von demselben unermüdlichen<br />
Hermann Gutt meisterhaft repariert, weiterhin ein abgebröckelter Teil des Sockels<br />
am Kirchengebäude.<br />
Eine Bresche von 5 m in der Friedhofsmauer entlang der Toreinfahrt wurde von<br />
einem Handwerker ausgebessert und erhöht.<br />
Aus einem Teil der noch vorhandenen Bretter, die von Friedhofstannen stammten,<br />
wurden 5 Särge angefertigt.<br />
Eine Arbeit größeren Ausmaßes war in diesem Jahr die Instandhaltung unseres<br />
Pfarrhauses. Das Dach wurde überholt, dafür wurden viele Dachziegel zugekauft.<br />
Anschließend daran wurden die Außenwände repariert und das Pfarrhaus rundherum<br />
frisch getüncht. Dieselbe Arbeitsbrigade aus Arini reparierte und tünchte dann<br />
- 10 -
auch die Vorderseite der alten Schule. In dem Gebäude haben das Postamt und die<br />
Fernmeldezentrale der Romtelecom je ein Zimmer gemietet. Diese Arbeiten wurden<br />
täglich von einem der drei Mitglieder des Presbyteriums überwacht.<br />
Das neu renovierte Pfarrhaus von Nußbach (Foto: Helmut Reder)<br />
Für die Wartung des Schlagwerkes der Turmuhr war auch in diesem Sommer Georg<br />
Schoppel sen. bereit als Fachmann einzuspringen und auf den Turm zu st eigen,<br />
wenn das Uhrwerk streikte.<br />
Auf dem Friedhof fiel eine morsche Tanne dem Sturm zum Opfer. Sie wurde von<br />
elf Männern unserer Gemeinde zerkleinert, weggeräumt und zu Brennholz verarbeitet.<br />
Im Namen des Presbyteriums danken wir der <strong>HOG</strong> Nußbach für die Drucksachen:<br />
die Nußblätter, die Heimatkalender, die Siebenbürgische Zeitung sowie für die Unterstützung<br />
der Friedhofspflege.<br />
Ebenfalls danken wir allen freiwilligen Spendern, welche auch in diesem Jahr ihre<br />
Heimatgemeinde nicht vergaßen.<br />
Liebe Grüße!<br />
Georg und Sofia Foof Nußbach, am 01. November <strong>2010</strong><br />
- 11 -
13. Nußbächer Heimattreffen<br />
am Pfingstsamstag, 11. Juni 2011<br />
im See-Hotel Storchenmühle in Fichtenau-Lautenbach<br />
Liebe Nußbächerinnen und Nußbächer!<br />
Am Pfingstsamstag, den 11. Juni 2011 um 13 Uhr findet unser 13. Heimattreffen<br />
statt. Nach mehreren Jahren, in denen wir in Baldigen gefeiert haben, suchte der<br />
Vorstand ein neue Stätte für unser Treffen.<br />
Wir wurden fündig, und so treffen wir uns im:<br />
See-Hotel Storchenmühle<br />
Inh. Familie Schönborn<br />
Buckenweilerstraße 42<br />
74679 Fichtenau-Lautenbach<br />
Telefon: 07962-90060<br />
http://www.hotel-storchenmuehle.de<br />
Die Gaststätte - in der Nähe von Dinkelsbühl - bietet uns die besten Voraussetzungen,<br />
um ein Treffen in einer Atmosphäre zu gestalten, in der sich alle – Jung und<br />
Alt – wohlfühlen.<br />
Folgender Tagesablauf ist geplant:<br />
Bis 13:00 h Anreise<br />
Wir bitten um pünktliches Erscheinen, wir wollen gemeinsam beginnen!<br />
13:30 h Beginn des Heimattreffens<br />
Andacht mit Pfarrer Helmut O. Reich, im Saal des Gasthofes<br />
14:00 h Offizieller Teil<br />
Eröffnung und Begrüßung durch den Vorstand<br />
Bericht der Kassiererin Emmi Schmidts<br />
Wahlen: Entlastung des alten Vorstandes<br />
Wahl des neuen Vorstandes<br />
15:00 h Kaffe und Kuchen<br />
Tanzunterhaltung mit dem „Kandeler Duo“<br />
Salsa -Tanzshow Robert Cloos<br />
19:00 h Abendessen<br />
Buffet im Saal zum Preis von 12,50 pro Person (Getränke nicht<br />
enthalten) *<br />
(Suppe, Hauptgericht, Salat und Nachtisch)<br />
Kinder bis 10 Jahre zahlen die Hälfte<br />
- 12 -
Anschließend: Tanzunterhaltung<br />
* Getränke werden an der Bar im Saal angeboten und getrennt berechnet.<br />
Die Teilnahme erfolgt auf eigene Gefahr und Verantwortung.<br />
Für Übernachtung ist jeder selbst verantwortlich, bitte rechtzeitig buchen!<br />
Folgende Möglichkeiten gibt es in der näheren Umgebung:<br />
Grüner Baum Pension Rössle<br />
Inh. Dieter Kollecker Inh. Fam. Strebel<br />
Marktstraße 22 Crailsh eimer Str. 2<br />
74579 Fichtenau-Unterdeufstetten 7 4579 Fichtenau-Wildenstein<br />
Tel: 07962-597 Tel: 07962-486<br />
Pension Lamm Fränkischer Hof<br />
Inh. Fam. Langkammerer Inh. Michael Tappe<br />
Hauptstraße 17 Nörd linger Str. 10<br />
74579 Fichtenau-Wildenstein 9 1550 Dinkelsbühl<br />
Tel: 07962-545 Tel. 09851-57900<br />
Gasthof Weißes Ross Hotel Palmengarten<br />
Inh. Fam. Neuhäuser Inh. Fam. Danner-Bohl<br />
Steingasse 12 Unt ere Schmiedgasse 14<br />
91550 Dinkelsbühl 91 550 Dinkelsbühl<br />
Tel: 09851-579890 Tel: 09851-57670<br />
Waldgaststätte Mutschach Goldenes Rössle<br />
Inh. Fam. Härle In h. Christine Kniewasser<br />
Mutschach Str. 1 Sinbronn Str. 31<br />
91550 Dinkelsbühl 91 550 Dinkelsbühl<br />
Tel: 09851-555875 Tel: 09851-2372<br />
Gasthaus Lindenhof Turistik Service Dinkelsbühl<br />
Inh. Fam. Hassold Täglich von 10 - 17 Uhr<br />
Radwang Str. 10 Al trathausplatz 14<br />
91550 Dinkelsbühl 91 550 Dinkelsbühl<br />
Tel: 09851-2365 Tel: 09851-902440<br />
- 13 -<br />
Der Vorstand
Burzenländer Wappen, ein gelungenes Projekt<br />
Eines der Hauptziele dieses Jahres war die Registrierung unseres Wappens bei der<br />
Wappenrolle Münchener Herold, ein Projekt, das wir gemeinsam mit den Burzenländer<br />
Gemeinden geplant hatten.<br />
Nach vorbereitenden Gesprächen, der Erstellung eines Kostenvoranschlags für die<br />
gesamte Regionalgruppe und kurz vor der Auftragserteilung erhielten die Burzenländer<br />
seitens des Münchener Herolds die Absage für eine weitere Zusammenarbeit.<br />
Auslöser dieses Geschehens waren die ungeschickten und unangemessenen<br />
Verhandlungsgespräche des Vorstandes der <strong>HOG</strong> Großprobstdorf, die - unabhängig<br />
von unserem Projekt - auch einen Auftrag an die Wappenrolle Münchener Herold<br />
erteilt hatten. Enttäuscht, aber nicht entmutigt in der Verwirklichung unseres Vorhabens,<br />
suchten wir entschlossen eine neue Wappenrolle. Es wurde die junge Ostdeutsche<br />
Wappenrolle ausgewählt. Nach positiv geführten Gesprächen und der<br />
Kostenbestimmung begann die eigentliche mühsame Arbeit m it der heraldischen<br />
Gestaltung der Wappen, der Festlegung des Wortlautes für die Wappenbeschreibung<br />
und den Wappenbrief.<br />
Die Spezialisten der Heraldik fanden immer wieder Abweichungen in der Blasonierung,<br />
die ve rbessert werden mussten. Auch unser a usgewählter Nussbaum entsprach<br />
nicht den Regeln. Er war aus Sicht der Heraldiker eher ein Lindenbaum und<br />
wurde entsprechend neu gestaltet. Damit wurden auf dem Weg zum Ziel viele große<br />
und kleine Steine weggeräumt und letztendlich die Wappen der Regionalgruppe<br />
Burzenland heraldisch auf einen Nenner gebracht. Dies war keine leichte Aufgabe.<br />
Die Projektleitung hatte Georg Teutsch. Die <strong>HOG</strong> Regionalgruppe Burzenland und<br />
wir sind äußerst zufrieden mit sein er gewissenhaft geleisteten Betreuung. Vielen,<br />
vielen Dank für die mühevolle Arbeit.<br />
Mit dem Erscheinen der Wappenrolle, das Buch, durch welches die Wappenveröffentlichung<br />
stattfindet, wird dieses Projekt beendet. Unser Nußbächer Wappen ist<br />
mit einem Wappenbrief beurkundet, unter der Nummer 11900210 in der Ostdeutschen<br />
Wappenrolle registriert und die Orts bezeichnung in deutscher, rumänischer<br />
und ungarischer Sprache aufgezeichnet. Die Arbeiten und die Aufregungen, welche<br />
mit diesem Projekt verbunden waren, werden eines Tages vergessen. In ihrer Gesamtheit<br />
bleiben diese 16 Burzenländer Wappen stets eine schöne Erinnerung an<br />
die Heimat. All unseren Mitgliedern werden sie du rch den Heimatkalender 2011<br />
bekannt gemacht.<br />
Es muss darauf hingewiesen werden, dass diese Wappen keine Ortswappen mehr<br />
sind. Sie sind Vereins- und Körperschaftswappen, die aufgrund der einstigen geschichtlichen<br />
Vorlagen der Ortswappen erstellt wu rden. Sie sind in Zu kunft die<br />
verbindlichen Wappen unserer Heimatvereine, können aber auch von den evangelischen<br />
Kirchengemeinden und andern örtlichen Einrichtungen in Siebenbürgen ge-<br />
- 14 -
nutzt werden. Im Herkunftsland werden inzwischen andere, neue Wappen erstellt.<br />
Sie werden per Gesetzt festgeschrieben und sind die verbindlichen Wappen der<br />
jeweiligen politischen Gemeinde.<br />
- 15 -<br />
Harald Zelgy, Großhabersdorf
H E R T A M Ü L L E R<br />
Unsere Nobel-Preisträgerin und noch einiges mehr<br />
Die Sensation war perfekt, als am 08.10.2009 die Königlich-Schwedische Akademie<br />
der Wissenschaften in Stockholm die Nominierung für den Literatur-Nobelpreis bekannt<br />
machte. Noch am selben Tag überschlugen sich die Nachrichten, auf allen TV-<br />
Sendern der Welt und allen Kanälen der Telemedia wurde berichtet und ausgestrahlt.<br />
Am nächsten Tag erschien es in allen Internationalen-, Nationalen-, Regional- und Lokalzeitungen.<br />
Für die Weltöffentlichkeit war es eines der größten Überraschungen im<br />
Bereich Literatur, seit d er Vergabe dieses Preises (190 1) nach der testamentarischen<br />
Verfügung von Alfred Nobel (1833-1896). Die Schlagzeilen: "Herta Müller, die Literatur-Nobelpreisträgerin"<br />
machten tagelang und in allen Registern des Lobes, ihre Runden<br />
kreuz und quer um unseren Globus.<br />
Nach alt gewohnter Tradition, wurde nachher am 10.12.2009, Herta Müller der Literaturnobelpreis<br />
eigens von Schwedens König Carl Gustav überreicht. Er besteht aus<br />
einer Urkunde, Medaille und aus einem umgerechnet, mit 950.000 Euro dotiertem<br />
Geldwert. Der Literaturpreis wird immer zu demselben Zeitpunkt verabreicht, wie<br />
auch alle anderen Nobelpreise für Physik, Chemie, Medizin, Wirtschaft und den Frieden.<br />
Es ist eben der all jährig gefeierte Todestag vom Stiftungsgründer Alfred Nobel,<br />
der 10.12.1896. Alle Preise werden in Stockholm/Schweden verliehen, nur allein<br />
der für den Frieden in Oslo/ Norwegen. Dies erklärt sich dadurch, dass in den Lebenszeiten<br />
von Alfred Nobel, Norwegen zu Schweden gehörte - die Trennung beider Länder<br />
vollzog sich erst 1905.<br />
Ja, wenn Herta Müllers Nobelpreiskrönung, für den Rest der Welt eine Sensation und<br />
Überraschung war, so war di eses Ereignis für uns - di e deutsche Volksgemeinschaft<br />
aus Rumänien - eine Würdigung und Ehrung eines ganz besonderen un d außergewöhnlichen<br />
Ranges. In den 1 08 Jahren, seit der Literatur-Nobelpreis verliehen wird,<br />
erhielt ihn Herta Müller als zwölfte Frau der gesamten Welt, als zehntes Mitglied aus<br />
dem ganzen deutschsprachigen Raum und als einzige Schriftstellerin, des deutsch -<br />
rumänischen Literaturkreises angehörend. Es ist hier auch anzumerken, in den Tagen<br />
der allgegenwärtigen Pressemeldungen, wurde Herta Müller in einigen Zeitungen als<br />
Deutsche, in anderen - und den meisten - jedoch als Rumänien-Deutsche Schriftstellerin<br />
angeführt. Das ist sicherlich wahrheitsgetreuer, den alle ihre Bücher schöpfen die<br />
Themen aus Erlebnissen in Bezug auf unser Herkunftsland - Rumänien. Herta Müller<br />
ist eine gebürtige und authentische Banater Schwäbin. Viel mehr, auch wenn sie keine<br />
Siebenbürger Sächsin ist, ist si e trotzdem "eine von uns". Herta Müller ist und bleibt<br />
"unsere" Literatur-Nobelpreisträgerin für immer und ewig.<br />
Wer ist eigentlich Herta Müller? Ganz kurz gefasst: geboren am 17.08.1953 in Nitzkydorf,<br />
südöstlich von Temeschburg, im Banat/Rumänien. Deutsche Grundschule, Gymnasium<br />
und Abitur - danach studierte sie von 1973 bis 1976 in Temeschburg Germanistik<br />
und Rumänische Literatur. Anschließend arbeitete sie als Übersetzerin in einer Maschinenbaufabrik,<br />
wo sie wegen Verweigerung der Mitarbeit mit dem Geheimdienst Secu-<br />
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itate (rumänische Stasi) - großen Repressionen ausgesetzt wurde. Sie war eine gewisse<br />
Zeit arbeitslos und wurde immer wieder überwacht, beschattet und verfolgt. Später<br />
wirkte sie als Kindergärtnerin und als Lehrerin, angefangen von 1984. Im Jahre 1987<br />
übersiedelte sie, gem einsam mit ihrem damaligen Ehemann Richard Wagner, nach<br />
Deutschland. Heute, von i hrem Ex-Mann geschieden, wohnt sie mit dem Autor Harry<br />
Merkle im feinen Berliner Stadtteil Friedenau. Ihre M utter war fünf Jahre zur<br />
Zwangsarbeit in di e Sowjetunion deportiert worden (1945-1950). Ihr Vater war<br />
LKW-Fahrer und im Krieg bei den Waffen-SS. Wenn Herta Müller nach ihrer Antragstellung<br />
(1985), in nur zwei Jahren ausreisen konnte, so musste leider ihre Familie 16<br />
Jahre lang auf die Ausreise warten. Ja, so war das eben damals.<br />
Herta Müllers schriftstellerische Laufbahn, ebenfalls nur in Kürze: Es begann schon in der<br />
Schulzeit. Eine ehemalige Lehrerin erzählt: "Herta Mü ller hat d ie besten Aufsätze geschrieben<br />
- sie war eine Superschülerin". 1969 debütierte sie in der damaligen "Neuer<br />
Banater Zeitung", mit Gedichten auf den Schülerseiten. Nachher stieg sie von der<br />
Lyrik zur Prosa u m und verfasste eine ganze R eihe von Kurzgeschichten aus dem<br />
schwäbischen Alltag. 1981 erschienen viele von diesen, diesmal in den Kultur- und<br />
Literaturseiten der dam aligen Zeitung. 1982 veröffentlichte sie ihr erstes Buch<br />
"Niederungen" - eine Sammlung von Kurzgeschichten, 1984 auch im Westen erschienen.<br />
1986 folgte die Erzählung "Der Mensch ist ein großer Fasan auf der Welt". 1989<br />
erschien ihr Prosaband "Reisende auf einem Bein". 1992 veröffentlichte Herta Müller<br />
ihren ersten Roman "Der Fuchs war damals schon der Jäger", gefolgt von<br />
"Herztier" (1994) und "Heute wär ich mir lieber nicht begegnet" (1997). 2000 veröffentlichte<br />
sie den Gedichtsband "Im Haarknoten wohnt eine Dame" und 2005 "Die blassen<br />
Herren mit den Mokkatassen". Es folgten ein Buch mit Gedicht- und Bildcollagen,<br />
wie auch der Essayband "Der König verneigt sich und tötet". Zu guter Letzt,<br />
im Jahr 2009 erschien ihr existentieller Roman "Atemschaukel", für welchen sie mit dem<br />
berühmten Nobelpreis für Literat ur ausgezeichnet und gekrönt wurde. Eine rasante<br />
Karriere, jedoch ein langer Weg von Nitzkydorf bis Stockholm.<br />
Im kleinen Rückblick muss dazu noch gesagt werden: In 27 Jahren hatte Herta Müller 18<br />
Bücher veröffentlicht, dabei Lyrikbände, Romane, Essays, Collagen und Vorlesungen.<br />
Ihre Werke wurden bis Ende 2009 i n rund 20 Sprachen übersetzt und erschienen in<br />
über 45 Länder. Trotzdem blieben die Auflagen mehr als bescheiden - sogar im<br />
deutschsprachigen Raum lagen sie unter 200.000 (laut Spiegel). Eine Weltliteratur<br />
sieht anders aus - aber was nicht ist, kann ja noch werden. So z.B., der amerikanische<br />
Schriftsteller Philip Roth, ein Mann mit Millionenauflagen und Weltruf, ging<br />
auch diesmal in Schweden leer aus. Auch James Joyce, Virginia Woolf, Lev Tolstoi<br />
oder Marcel Proust haben nie den Nobelpreis für Literatur erhalten. Nein, unsere<br />
Herta Müller hat nicht den Ruf einer Weltschriftstellerin – und dennoch: Sie hat den<br />
Nobelpreis für Literatur, im besten Sinne des Wortes verdient. Sie hatte den unbeirrbaren<br />
Mut, in fürchterlichen totalitären Zeiten die Rechtlosigkeit zu bekämpfen und<br />
zu verachten. Und, sie machte das nicht mit Gewalt oder Waffen, sondern gefühlsvoll<br />
und überzeugend mit der Kraft und Macht des Wortes. Ja, das ist nicht immer<br />
einfach und auch gar nicht so leicht.<br />
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Nun, einige Worte zu Herta Müllers preisgekrönten Romanbuch "Atemschaukel": Das Thema<br />
verbildlicht die menschenrechtswidrige Deportation der deutschstämmigen Bevölkerung<br />
aus Rumänien, in den Jahren 1945-1950, in die Sowjetunion. Diese Maßnahme<br />
wurde persönlich von Stalin befohlen und hieß so grausam schön: für die so genannten<br />
"Wiederaufbauarbeiten" wegen der Zerstörungen durch den 2. Weltkrieg. In Wirklichkeit<br />
war es eine "Zwangsarbeit", der allerletzten und menschenverachtenden Art. Der<br />
Inhalt des Buches beruht auf den Erinnerungen unseres Siebenbürger Sachsen Oskar<br />
Pastior (1927-2006) aus Hermannstadt, ebenfalls ein Russlanddeportierter. So ergibt<br />
es sich, dass die Hauptperson des Buches in Gestalt des 17-jährigen Hermannstädter<br />
Leopold Auberg, alias Oskar Pastior, als Ich-Erzähler uns seine traurigen Erinnerungen<br />
vor Augen führt. Herta Müller hat diese Erlebnisse, mit denen ihrer eigenen<br />
Mutter und anderen Deportierten, sehr geschickt in einer Folge von Kurzgeschichten<br />
zu einem eindrucksvollen Ganzem zusammengefügt. Sie hat damit unserer kleinen<br />
Volksgemeinschaft und zugl eich der großen W eltgeschichte, ein immerwährendes<br />
und lebendiges Denkmal gesetzt.<br />
Das Meisterhafte dieses Buches besteht darin, dass es mit einer neuen und authentischen<br />
Sprachweise, Tatsachen und Gegenstände, Erlebnisse und Gefühle dem Leser -<br />
auf einfache und verständliche Art - nahebringt. Es sind einmalige Metaphern, wie<br />
Atemschaukel, H ungerengel, Herzschaufel, weißer Hase, Steinkohlenschnaps, oder<br />
Hautundknochenzeit. Genau so definieren sich aus der Vielfalt der Personen auch einige<br />
Gestalten, wie die zwei Zirris, die taube M itzi, die Kal kfrau Trudi, die singende<br />
Loni oder die schwachsinnige Planton Kati. Die Grausamkeit und Brutalität des Lagerlebens<br />
wird aber erst so richtig deutlich, durch d ie gefürchtete Gestalt des "Kapo "<br />
Artur (Tur) Pr ikulitsch und sei ner Geliebten Beatrice (Bea) Zak el. Wenn auch der<br />
"Kapo" genau so ein Internierter wie alle anderen war, war er aber als Adjutant der Lagerleitung<br />
doch ein Privilegierter. Er musste nie zur Arbeit oder in eine Schicht - im<br />
Gegenteil, er führte die Schund-Listen und bestimmte wer, wo und wann arbeiten musste.<br />
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Der tragische Tod nach seiner Heimkehr, spricht wie von selbst über die Niederträchtigkeit<br />
und das wahre Gesicht eines "Kapo"- auch nur ein Landsmann - aber auch über<br />
den Schreck aller Lagerinsassen. Doch das große Leitmotiv dieses Buches - eigentlich<br />
weniger ein Roman, sondern eher ein Tagebuch mit rund 64 Episoden - ist und bleibt<br />
der ewige "Hunger". Es war ein leiblicher und qualvoller Hunger nach Brot, Menschenwürde<br />
und Freiheit.<br />
Alles in allem, unsere Nobelpreisträgerin Herta Müller hat in unterschiedlichen Bereichen<br />
und drei verschiedenen Ebenen, ganz neue Zeichen und Akzente gesetzt. Sie hat das<br />
sehr gut und wunderbar gemacht. Erstens, sie hat für die Literatur den modernen<br />
"Expressionismus", wie kein anderer Schriftsteller, geprägt und neu gestaltet. Diese<br />
moderne Kunstgattung - v orzufinden in der Architektur, Bildhauerei, Malerei und<br />
Musik - hat sie nun auch in der Literatur neu aufgewertet. Sie hat in ihren Werken eine<br />
völlig neue Sprachweise vorgeführt, die wir alltäglich als Techno-Sprache - so beim Handy,<br />
Computer und Internet - vorfinden und gebrauchen. Zweitens, mit ihrem Buch<br />
"Atemschaukel" hat sie eine schon fast vergessene Teilepisode der jüngsten Geschichte,<br />
aus ihrer Versenkung ans Tageslicht hervor gehoben. Es sind die willkürlichen<br />
Deportationen, Zwangsarbeiten und Vertreibungen der totalitären Mächte des 20.<br />
Jahrhunderts, welche sie beeindruckend ins europäische Rampenlicht und Bewusstsein<br />
gestellt hat. Drittens, mit einem Mut ohne Gleichen, hat sie wiederholt ihre Stimme erhoben<br />
und für eine wahrheitsgetreue Aufarbeitung von Schuld und Sühne aus unseren<br />
eigenen Reihen plädiert. Sie forderte und mahnte uns, eine gerechte und verantwortungsvolle<br />
Aufklärung diesbezüglich durchzuführen.<br />
Ja, wenn bislang über Literatur und Geschichte genügend und ausgiebig berichtet wurde,<br />
so ist es nun erforderlich ein wenig mehr auch auf die Aufarbeitung unserer eigenen<br />
Vergangenheit, einzugehen. Herta Müller hat dieses noch vor ihrer Nobelpreiskrönung<br />
sehr ausführlich gemacht. In ihrem Büchlein "Cristina und ihre Attrappe" z.B.,<br />
mit dem Untertitel "Was (nicht) in den Akten der Securitate steht", wie auch in der Hamburger<br />
Wochenzeitung "Die Zeit" vom 23.07.2009, wo sie b ewusst und tapfer ihre<br />
Meinung dazu veröffentlicht hat.<br />
Um hier bloß einen kleinen Einblick in Herta Müllers oben erwähnten Schriften zu<br />
gewähren, sei kurz ei niges zitiert: "Die Landsmannschaft hat im Bunde mit dem<br />
Ceausescu Regime, den Ausverkauf der R umäniendeutschen betrieben. In der gl eichen<br />
Einvernahme, teilte man sich auf mich Hass und Verl eumdung. Wer mich verleumdete,<br />
bewies seine Heimatliebe. Um die Spitzel in den eigenen Reihen, hat sich<br />
die Landsmannschaft nie geschert. Einer der fleißigsten war "Sorin" alias Walther Konschitzky,<br />
der noch vor der Wende ausgewandert ist, wie so viele Spitzel. Er war einer der<br />
Kulturreferenten der Banater Landsmannschaft. Genau so der Schauspieler Alexander<br />
Ternovits alias "Mater" - er leistete jahrelang Spitzeldienste der Securitate. Sie sind Lehrer,<br />
Professoren, Beamte, Journalisten, Schauspieler, Schriftsteller, Pseudo Künstler und<br />
mittlerweile stille Rentner. Heute weigert sich die Landsmannschaft, den Einfluss der<br />
Securitate in ihren Reihen zu untersuchen mit der Ausrede, das sei verjährt". Doch Herta<br />
Müller steht nach wie vor zu diesen und ihren Behauptungen.<br />
- 19 -
Es ist nicht auszuschließen, dass ihre Standhaftigkeit zu diesem Thema, nicht wenig<br />
auch zu ihrer Nobelpreisverleihung beigetragen hat. Eines aber ist sicher: Herta Müller<br />
hat auch nachher immer wieder versucht, Licht in unsere dunklen Verhältnisse<br />
zu bringen. Ein Beispiel dazu war in Frankfurt, bei der Übernahme des Franz - Werfel<br />
- Menschenrechtspreises, wo sie erneut Kritik übte, diesmal an der evangelischen<br />
Kirche aus Rumänien. Aber sowohl hier, als auch bei den vielen Podiumsdiskussionen<br />
oder öffe ntlichen Stellungsnahmen zu diesem Thema, hat es nur sehr wenige<br />
konkrete Ergebnisse gegeben. Es wurde zwar viel geredet und auch geschrieben, aber<br />
meistens nur um den heißen Brei herum gesprochen. Viel mehr, es wurde von einem<br />
zum anderen hingewiesen, als wollte man den "Schwarzen Peter" immer wieder weiter<br />
schieben. Am Ende waren es nur Absichtserklärungen, oder wenn schon ein wenig<br />
in dieser Sache getan wurde, dann nach der Devise: "Wasch mir den Pelz, aber mach<br />
mich nicht nass".<br />
Einige sporadische Lichtblicke in diesen dunklen Machenschaften, konnten dennoch<br />
verzeichnet werden. Bei der Tagung "Deutsche Literatur im Spiegel und Zerrspiegel der<br />
Securitate-Akten", berichtete unser berühmte Romanverfasser Hans Bergel, dass er zu<br />
seiner Zeit von insgesamt 40 Informanten beschattet wurde. Es waren Personen aus<br />
dem eigenen Umfeld, wie Bekannte, Kollegen und Freunde. Die Namen will er in<br />
seinem nächsten Buch veröffentlichen. Für eine Überraschung sorgte Bergels Bekanntgabe:<br />
"Ein Mitarbeiter der Securitate bekleidete jahrelang eine leitende Stellung in der<br />
Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen! ". Ebenfalls eine Überraschung war der<br />
Auftritt des Lyrikers Werner Söllner, der bei derselben Tagung bekannt machte, er<br />
habe als "IM" (Inoffizieller Mitarbeiter) für die Securitate befreundete Schriftsteller<br />
bespitzelte. Genau so Peter Grosz aus Oppenheim, Ex-Leiter der Festspiele und Gymnasiallehrer,<br />
hat zugegeben als "IM" für die Securitate gearbeitet zu haben. Kurz und gut,<br />
es ist erforderlich und zu hoffen, dass diesen Beispielen auch andere betroffene Landsleute<br />
folgen werden. Es wäre w ahrhaftig auch im Sinne von Herta Müller, endlich einmal<br />
alles offen auf den Tisch zu legen und die Verantwortung dafür zu übernehmen.<br />
Ein absolutes Novum in Sachen Aufklärung unserer Vergangenheit hat unlängst die<br />
Landsmannschaft der B anater Schwaben er griffen. Ihr Bundesvorstand verpflichtet<br />
alle Funktionsträger der Landsmannschaft, auf allen Ebenen (die Aktuellen und Gewesenen),<br />
eine schriftliche "Ehrenerklärung" abzugeben mit der amtlichen Versicherung,<br />
nicht mit der Securitate zusammen gearbeitet zu haben. Eine sehr gute Sache, doch leider<br />
unvollständig . Dieser Ehrenerklärung müsste noch dazu gefügt werden: wer war und wer war<br />
nicht "Parteimitglied". Dies ist ebenfalls notwendig, weil man doch weiß, die Securitate war<br />
zwar der Sicherheitsgürtel der Diktatur, aber die Säulenträger und Nutznießer dieses<br />
Regimes waren eigentlich alle Angehörigen der kommunistischen Einheitspartei von<br />
Rumänien (PCR). Die Securitate hatte sicherlich ein wichtiges, aber das erste und letzte<br />
Wort, hatte immer und überall die Partei. Wer das ableugnet macht sich schuldig<br />
und strafbar vor der geschichtlichen Wahrheit.<br />
Einverstanden, es ist nicht immer leicht und auch nicht einfach, mit der eigenen Vergangenheit<br />
aus heutiger Sicht, umzugehen. Es ist auch schwer, sich zur eventuellen Schuld zu<br />
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ekennen oder zumindest die moralische Verantwortung dafür zu übernehmen. Sicher,<br />
die Schuld ist immer individuell und muss auch bewiesen werden, jedoch die Verantwortung<br />
ist meistens kollektiv und kann nur bedingt abgestritten werden. Diese juristischen<br />
Grundsätze sind und bleiben gültig. Abgesehen davon ob man damals Parteimitglied<br />
war oder nicht, bzw. unter gewissen Umständen sogar Inoffizieller oder Offizieller<br />
Mitarbeiter der Securit ate gewesen war. Ausschl aggebend ist immer, ob man damit<br />
anderen Menschen Schaden und Unrecht zugefügt hat oder nicht, und das konkret nach<br />
eigenem Wissen und Gewissen.<br />
Zu guter Letzt, muss aber auch gesagt werden: eine gute und wahrheitsgetreue Aufarbeitung<br />
unserer Vergangenheit ist aber nur möglich, mit gemeinsamer Offenheit und gegenseitigem<br />
Verständnis und insbesondere mit dem ehrlichen Willen zur allgemeinen<br />
Versöhnung. Die Aufarbeitung soll der Weg sein, aber das Ziel muss immer die Versöhnung<br />
vor Augen haben. An dieser Tatsache geht heutzutage kein Weg vorbei - wir erleben<br />
es in allen wirtschaftlichen, sozialen und politischen Bereichen der Weltöffentlichkeit.<br />
Unser christlicher Glauben geht noch ei nen Schritt weiter: einer Versöhnung muss<br />
immer auch ein bewusstes Verzeihen folgen. Denn nichts auf dieser Welt bringt den<br />
Menschen näher zu Gott, als das "Verzeihen". Es ist die beste Garantie für alle Menschen<br />
dieser Erde, für eine gute und gemeinsame, wie auch für eine glückliche und<br />
friedliche Zukunft.<br />
Dieses Bekenntnis ist und bleibt, ob wir es wollen oder nicht, auch Herta Müllers großes<br />
und eindeutiges Vermächtnis, welchem wir mit Zuversicht, mit ein wenig Mut und<br />
viel Ehrlichkeit - folgen sollten. Dafür gebührt ihr, neben dem verdienten Nobelpreis,<br />
auch unser aller voller Respekt und höchste Anerkennung. Mag sein, für den Rest der<br />
Welt ist und bleibt sie eine "First Lady" der Literatur - für unsere kleine deutsche Volksgemeinschaft<br />
aus Rumänien, ist sie noch zusätzlich: UNSERE HERTA MÜLLER!<br />
Otto-Walter Roth, Tuttlingen<br />
- 21 -
Der Umgang mit der Schuld<br />
Die Landesbischöfin und Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland<br />
Margot Käßmann, hat uns exemplarisch vorgelebt, wie man mit einer Schuld<br />
umgehen soll und muss. Es war ein souveräner und mutiger Umgang mit ihrer eigenen<br />
Schuld. Das ist das Eine. Doch ei ne Schuld kann vi ele Gesichter haben. Wie<br />
beispielsweise bei "der Aufarbeitung unserer eigenen Vergangenheit". Hier hat uns<br />
Herta Müller, unsere Literatur-Nobelpreisträgerin, den Ansporn und die Ermutigung<br />
dazu gegeben. Nun, auf diesem Wege begegnen wir nicht selten, das schon im Altertum<br />
gut bekannte "Brutus-Syndrom". Wie dies genau zu verstehen ist, sagt uns die<br />
folgende Lektüre:<br />
Das alte Brutus-Syndrom<br />
oder<br />
Die Fabel von der Axt und dem Walde<br />
Zu jener Zeit hat sich so manches Wunder zugetragen:<br />
dass Tier' und auch Bäume sprachen in früheren Tagen,<br />
dies ist ohne Zweifel so, denn wär' es nicht gewesen,<br />
dann würde man es wohl nicht sagen und auch nicht lesen.<br />
Und was ich jetzt erzähle, auch dies fand sicher statt,<br />
ich hab's von einem Alten, der noch nie gelogen hat.<br />
Er hat's auch gehört von Andern oder von den Ahnen,<br />
die folgende Geschicht ’ berichtet er, uns zu mahnen:<br />
In eine dichte Waldung, wo, hat nichts zu bedeuten,<br />
da kam einmal ein Bauer, sich Scheitholz zu bereiten.<br />
Nur dieses müsst ihr wissen, Beweis dafür gibt's sehr viel,<br />
in jenen Zeiten, hatte die Axt noch gar keinen Stiel.<br />
Ja so geht's mit manchen Dingen, das Menschengeist ersinnt,<br />
erst ist's mangelhaft, danach nur zu bessern sich's beginnt.<br />
Und also unser Bauer bloß mit seinem Eisenblatt,<br />
im Walde herumzuhauen alsbald begonnen hat.<br />
Da erschraken alle Bäume und riefen klagend aus:<br />
"O Brüder, liebe Brüder, uns droht jetzt des Todes Graus,<br />
die Axt, unser Feind, die grausam ’ Axt ist angekommen,<br />
mit uns geht's zu Ende, das Leben wird uns genommen!"<br />
Doch eine hohe, stolze Eiche, dreihundert Jahr' alt,<br />
wandte sich beruhigend zu den vielen Bäumen in dem Wald:<br />
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"Ist vielleicht jemand unter euch, der helfen will dem Mann?"<br />
"Nein, o nein! " "Dann seid ruhig, euch gar nichts geschehen kann,<br />
der Mann wird nichts erreichen, nur mit seinem Eisenblatt,<br />
bloß dass er werde so schön langsam müde, schwach und matt!"<br />
Die alte Eiche hatt' in diesem Sinne völlig recht,<br />
nach vieler Müh' und Plage, nach Versuchen recht und schlecht,<br />
nach viel' Schlagen hin und her, der Bauer bald erkannte,<br />
dass nichts er kann erreichen und sich nach Hause wandte.<br />
Aus dieser Geschicht' folgert sich die altbekannte Lehr:<br />
"Gegen Verrat aus eig'nen Reihen, gibt es keine Wehr,<br />
denn als unser Bauer mit holz'nem Stiel die Axt versah,<br />
da könnt ihr leicht ermessen, was im Wald' danach geschah!"<br />
Wenn das, was ich hier erzählte, auch wirklich ist und wahr,<br />
so ist es uns allen nun endlich und für immer klar:<br />
"Das allerschlimmste Übel, dass uns manchmal zugebracht,<br />
hat nicht selten der Bruder oder Schwester, uns gemacht!"<br />
(Diese Fabel wurde vom rumänischen Dichter Grigore Alexandrescu geschrieben und<br />
von Prof. Alfred Flachs ins Deutsche übersetzt.)<br />
Eingesandt von Otto-Walter Roth, Tuttlingen<br />
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27. Tagung der <strong>HOG</strong> – Regionalgruppe Burzenland<br />
23. - 25.April <strong>2010</strong> in Westgartshausen / Crailsheim<br />
Erstmals nach vielen Jahren fand diese Tagung nicht mehr in Neuhaus / Crailsheim<br />
sondern in der neu a usgewählten Tagungsstätte in Westgartshausen / Crailsheim<br />
statt.<br />
Vertreten wurde unsere <strong>HOG</strong> durch die Mitglieder des Vorstandes Georg Teutsch<br />
und Klaus Foof sowie Nachba rvater Harald Zelgy, die aus zeitlichen Gründen nur<br />
am Samstag, den 24.April <strong>2010</strong> anreisten.<br />
Die Berichte der Nachbarväter und -mütter fielen diesmal kürzer aus, da die Tagesordnung<br />
viele wichtige und zeitaufwendige Themen vorsah.<br />
Hauptpunkt dieser Tagung war die Weichenstellung für das Jubiläumsjahr 2011. Es<br />
findet die 800-jährige Gedenkfeier seit der ersten urkundlichen Erwähnung des Burzenlandes<br />
und der Ordensniederlassung im Karpatenbogen, im Jahre 1211, statt.<br />
Zur Sprache kamen die zwei großen Veranstaltungen, der Heimattag vom 10.-13.<br />
Juni 2011 in Dinkelsbühl und das Sachsentreffen von 17 September 2011 in Kronstadt.<br />
An beiden Festlichkeit en wird sich die <strong>HOG</strong> - Regionalgruppe B urzenland<br />
aktiv beteiligen und dazu wurden organisatorische Maßnahmen besprochen. Für<br />
Dinkelsbühl wurde ein Organisationsausschuss bestimmt, der i n Zusammenarbeit<br />
mit dem Verband der Siebenbürger Sachsen, der Siebenbürgisch - Sächsischen Jugend<br />
und dem Hilfskomitee den Heimattag vorbereitet. In Kronstadt ist der Organisator<br />
das Demokratische Forum der Deutschen im Kreis Kronstadt (DFDKK) und<br />
dazu gibt es auch schon Veranstaltungsplanungen, wie der Vorsitzende Wolfgang<br />
Wittstock berichtete, welcher als Gast an der Tagung teilnahm. Die <strong>HOG</strong> - Vertreter<br />
beschlossen anlässlich des Sachsentreffens in Kronstadt, im Zeitraum 14. bi s<br />
23.September <strong>2010</strong>, eine gemeinsame Burzenlandreise zu unternehmen.<br />
Ein weiterer wichtiger Tagesordnungspunkt war die Wappen heraldisch korrekt zu<br />
gestalten, aufgrund der Beschreibungen in geschichtlichen Vorlagen. Dazu wurde<br />
seitens der Ostdeutschen Wappenrolle (OWR), Herr Alexander Jacob nach<br />
Westgartshausen eingeladen. Damit bot sich den <strong>HOG</strong> - Vertretern die Gelegenheit,<br />
Unklarheiten und gemeindespezifische Details vor A uftragsvergabe zu klären. Es<br />
wurde beschlossen, die blasonierten Burzenländer Wappen in die Ostdeutsche Wappenrolle<br />
einzutragen und sie somit für die Nachwelt zu erhalten. Weiterhin soll damit<br />
der Burzenländer Heimatkalender für das Jubiläumsjahr 2011 gestaltet werden.<br />
Nicht unerwähnt darf die interessante Ausführung von Herrn Thomas Sindilariu<br />
bleiben, Archivar der evangelischen Honterusgemeinde in Kronstadt und weiterer<br />
Gast der Tagung. Er berichtete über seine Tätigkeit bei der digitalen Erfassung des<br />
Zeidner Kirchenarchivs und empfahl eine professionelle Erschließung und Aufbewahrung<br />
des Archivgutes der Burzenländer evangelischen Kirchengemeinden A.B.<br />
Weiterhin kam die Burzenländer Homepage www.burzenland.de zur Sprache, die<br />
- 24 -
sich durch den neuen Webmaster Gert Liess positiv entwickelt hat. Es ging ein Aufruf<br />
an die <strong>HOG</strong> - Vertreter, sich aktiver mit Beiträgen, Berichten und Bildmaterial<br />
an der Gestaltung und Pflege der Seite zu beteiligen.<br />
Auch diese 27. Tagung der Burzenländer wurde seitens des Regionalgruppenleiters<br />
Karl-Heinz Brenndörfer und seinem Stellvertreter Udo Buhn bestens organisiert.<br />
Die Themen der Tagesordnung wurden von den rund 40 Burzenländer <strong>HOG</strong> - Vertretern<br />
verantwortungsvoll und gewissenhaft behandelt. Die Gäste aus Kronstadt,<br />
Herr Wolfgang Wittstock und Herr Thomas Sindilariu, seitens des <strong>HOG</strong> - Verbandes<br />
der Vorsitzende Michael Konnerth, sein Stellvertreter Werner Henning und<br />
Lukas Geddert, Leiter der <strong>HOG</strong>-Regionalgruppe Schäßburger Raum, sowie Herr<br />
Alexander Jacob von der Ostdeutschen Wappenrolle, wirkten allesamt zufrieden<br />
mit den geführten Gesprächen und den reichen Erfahrungen, die ihnen die Burzenländer<br />
vermittelten.<br />
Die Tagungsstätte in Westgartshausen hat sich bestens bewährt, so dass auch das<br />
nächste Arbeitstreffen, vom 8.- 10 April 2011, wieder hier stattfinden wird.<br />
Mit Blick auf das Jubiläumsjahr 2011 ging zum Abschluss eine Einladung an die<br />
<strong>HOG</strong> - Ve rtreter, die im Vorfeld der 800 Jahrfeier geplanten Veranstaltungen zu<br />
besuchen.<br />
Harald Zelgy, Großhabersdorf<br />
- 25 -
Bericht zur Vorbereitungstagung<br />
„Der Deutsche Orden im Burzenland (1211-1225)“<br />
29.-31. Oktober <strong>2010</strong> in Bad Kissingen<br />
Am letzten Oktober-Wochenende fand in Bad Kissingen, in der Bildungs- und Begegnungsstätte<br />
„Der Heiligenhof“ eine Vorbereitungstagung auf den 800. Jahrestag<br />
der Niederlassung des Deutschen Ordens im Burzenland in Siebenbürgen statt.<br />
Im kommenden Jahr 2011 jährt sich die Verleihung des Burzenlandes an den Deutschen<br />
Orden durch den ungarischen König Andreas II. zum 800. Mal. Es ist ein<br />
Ereignis, welches vor allem uns Burzenländer durchs ganze Jahr hindurch begleiten<br />
wird: in Dinkelsbühl sind die <strong>HOG</strong>’s unter dem Dach der Regionalgruppe Burzenland<br />
maßgeblich an der Organisation des Heimattages mitbeteiligt. Das Sachsentreffen<br />
in Siebenbürgen findet 2011 zum ersten Mal im Burzenland statt: a m 17.<br />
September ist Kronstadt Gastgeber dieses wichtigen Ereignisses.<br />
Um all dem auch aus geschichtlicher Sicht gut gerüstet begegnen zu können, trafen<br />
sich etwas über 40 Teilnehmer in Bad Kissingen, überwiegend Burzenländer, angereist<br />
aus vielen Gegenden Deutschlands sowie aus Siebenbürgen. Die <strong>HOG</strong> Nußbach<br />
war vertreten durch Nachbarvater Harald Zelgy und Klaus Foof. Als Referenten<br />
konnten namhafte Historiker, wie Prof. Dr. Dr. h.c. Udo Arnold aus Bonn, Prof.<br />
Dr. Dr. Dr. h.c. mult. Harald Zimmermann aus Tübingen und Dr. Harald Roth aus<br />
Potsdam gewonnen werden.<br />
Eröffnet wurde die Tagung am Freitagabend mit einer kurzen Ansprache von Gustav<br />
Binder, dem Studienleiter der Tagungsstätte und Organisator, welcher die Teilnehmer<br />
begrüßte und einige Hinweise zum Ablauf gab.<br />
Nach einer kurzen Vorstellungsrunde aller Teilnehmer folgte eine Lesung des<br />
Kronstädter Schriftstellers Dr. h.c. Hans Bergel. Er las zwei autobiographische Erzählungen<br />
aus seinen Werken: „Eine deutsche Geschichte“ und „Der Major und<br />
die Mitternachtsglocke“. Der spannende Inhalt dieser Texte, gepaart mit der fesselnden<br />
Art des Autors, die Ereignisse zu schildern, ließ die Anwesenden gebannt<br />
zuhören.<br />
Der Abend endete mit einem Arbeitstreffen der Burzenländer <strong>HOG</strong> - Vertreter,<br />
während dem auch die neue CD von Erwin Kraus zur Geschichte des Ordens im<br />
Burzenland vorgestellt wurde. Weiterhin präsentierte Udo Buhn aus Zeiden den<br />
neuen Burzenländer Heimatkalender für das kommende Jahr. Er hat – passend zum<br />
Jubiläumsjahr – die registrierten Wappen der Burzenländer <strong>HOG</strong>’s als Thema. Ein<br />
gelungener Abschluss des seit Jahren vorangetriebenen Projektes, die Burzenländer<br />
Wappen in EINER Wappenrolle zu registrieren, und somit für die Nachwelt zu erhalten.<br />
Der Samstag begann mit einem Vortrag von Prof. Dr. Dr. h.c. Udo Arnold mit dem<br />
Titel : „Eine kurze Geschichte des Deutschen Ordens“. Es gelang Prof. Arnold mit<br />
- 26 -
einigen Schwerpunkten die über 800-jährige Geschichte des Deutschen Ordens für<br />
die Teilnehmer sehr anschaulich darzustellen. Im Anschluss beantwortete der Historiker,<br />
welcher sich seit über 4 Jahrzehnten der Geschichte des Deutschen Ordens<br />
widmet, Fragen der Zuhörer.<br />
Es folgte Prof. Dr. Dr. Dr. h.c. mult. Harald Zimmermann, ein Historiker siebenbürgischer<br />
Herkunft, mit seinem Vortrag „Historische Quellen zur Ordensgeschichte<br />
in Siebenbürgen und deren Deutung“. Prof. Zimmermann verstand es, in einer hervorragenden<br />
und begeisternden Art und Weise, gespickt mit vielen humorvollen<br />
Einwürfen, dieses Thema den Anwesenden im Saal näher zu bringen. Auch hier<br />
fand anschließend eine Diskussionsrunde statt.<br />
Nach der Mittagspause trug Horst Klusch, ein Hobby-Volkskundler aus Hermannstadt<br />
„Neuere Hypothesen zur Ansiedlung des Ordens im Karpatenbogen“ vor.<br />
Sein Vortrag enthielt Standpunkte und Ansichten, die zum Teil im Widerspruch mit<br />
den Erkenntnissen seiner Vorredner standen und auch sehr kontrovers diskutiert<br />
wurden.<br />
Tagungsteilnehmer (Foto: Siegbert Bruss)<br />
Der nächste Punkt der Tagesordnung führte uns per Bus ins ca. 15 km entfernte<br />
Münnerstadt. Dort besuchten wir das Deu tschordensmuseum und die Pfarrkirche.<br />
Unter fachkundiger Führung, unterstützt durch die in unserer Gruppe anwesenden<br />
Historiker, begaben wir uns gedanklich Jahrhunderte zurück, in eine Zeit starker<br />
Präsenz des Ordens in der Gegend.<br />
Den Tag endete, wie der gestrige, mit einem Arbeitskreis in welchem Aktivitäten<br />
- 27 -
für das kommende Jahr in Rumänien und Deutschland geplant und koordiniert wurden.<br />
Der Sonntag – es war der Reformationstag – begann mit einer Andacht von Pfarrer<br />
Dr. Peter Klein aus Petersberg, welcher aus dem Burzenland zur Tagung angereist<br />
war. Die Predigt, eingerahmt von zwei bekannten Kirchenliedern, gab nicht nur<br />
dem Sonntag, sondern auch dem gesamten Wochenende den feierlichen Anklang.<br />
Die musikalische Begleitung erfolgte durch Christine Chiriac aus Marienburg, welche<br />
auch in Nußbach im Gottesdienst die Orgel spielt.<br />
Udo Buhn überreicht Prof. Dr. Zimmermann den neuen Kalender 2011<br />
(Foto: Siegbert Bruss)<br />
Im Folgenden nahm uns Dr. Harald Roth, gebürtiger Schäßburger, vom Deutschen<br />
Kulturforum Potsdam mit seinem Referat „Das Burzenland im Blickpunkt europäischen<br />
Geschehens“ mit auf einen Streifzug durch Jahrhunderte Burzenländer Geschichte,<br />
welcher danach ebenso Stoff für angeregte Diskussionen bot.<br />
Dann war es erneut Prof. Arnold der mit seinem Thema „Die Schlacht bei Tannenberg<br />
/ Grunwald 1410 als politisches Symbol“ die Zuhörer fesselte. Es w ar eine<br />
Betrachtung aus einem etwas anderen Blickwinkel auf dieses markante Ereignis in<br />
der Geschichte des Deutschen Ordens.<br />
Nach einer Abschlussbesprechung sowie einem Resümee der Ta gung trafen sich<br />
alle Teilnehmer letztmals zum gemeinsamen Mittagessen, nach welchem jeder von<br />
uns die Heimreise antrat. Das taten wir in der Überzeugung, eine lehrreiche Zeit in<br />
Bad Kissingen verbracht zu haben und die hier gewonnenen Erkenntnisse sinnvoll<br />
in unserer ehrenamtlichen Tätigkeit für die <strong>HOG</strong>’s und die Regionalgruppe Burzenland<br />
einbringen zu können.<br />
Klaus Foof, Ostfildern<br />
- 28 -
2. Burzenländer Musikantentreffen<br />
5 . - 7. November <strong>2010</strong> in Friedrichroda<br />
Fest an die Blasmusiktradition im Burzenland gebunden und nach einem gelungenen<br />
Versuch im Jahre 2 008, die einstigen passiven und noch aktiven Bläser des<br />
Burzenlandes zu begeistern, sich an einem gemeinsamen Fest zu beteiligen, luden<br />
die einstigen Organisatoren Anne und Klaus Oyntzen (Weidenbach) und Renate<br />
und Helfried Götz (Neustadt) erneut nach Friedrichroda ein.<br />
Es war das erste Wochenende im November und das Wetter im Thüringer Wald<br />
typisch herbstlich, windig, kalt, neblig und nass. Da wir uns meist nur im Saal aufhalten<br />
konnten, schmolz die angereiste Gesellschaft von über 200 Teilnehmer<br />
schnell zu einer großen Einheit zusammen. Nach einer herzlichen Begrüßung überbrückten<br />
die gemeinsamen Erinnerungen und Erzählungen schnell die verflossenen<br />
Jahre, auch wenn man sich lange nicht gesehen hatte.<br />
Wir, die kleine Gruppe Nußbächer, Emmi, Günter, Renate und ich, saßen am gemeinsamen<br />
Tisch mit den Rothbächern, die auch so „zahlreich“ erschienen waren.<br />
Mit Günter fanden wir schnell unsere Plätze innerhalb einer Kapellenbesetzung,<br />
bestehend aus Bläsern der verschieden Burzenländer Gemeinden. Eigene Noten<br />
hatten wir am ersten Abend nicht und waren auf Fremdhilfe angewiesen. Den ganzen<br />
Abend wurden altbekannten Märsche, Polkas und Walzer gespielt, denen Klängen<br />
die Anwesenden erfreuten. Nach und nach füllte sich die Tanzfläche. In den<br />
späten Abendstunden, sorgte Günter Schmidts mit seinem Akkordeon für weiterhin<br />
gute Stimmung. Besonderer Wert wurde an diesem Abend auf Rudi Kluschs Lieder<br />
gelegt.<br />
Der Gästezulauf nahm auch am Samstag nicht ab, immer wieder kamen Musikbegeisterte<br />
dazu. In seiner Begrüßungsansprache wies der Regionalgruppenleiter der<br />
<strong>HOG</strong> Burzenland, Karl-Heinz Brenndörfer, auf die bevorstehenden Feierlichkeiten<br />
im Jahre 2011 in Dinkelsbühl und Kronstadt hin. An diesen Veranstaltungen werden<br />
sich die Burzenländer Bläser aktiv einbringen und einen Teil der musikalischen<br />
Darbietungen gestalten. Im Anschluss wurden durch Klaus Oynzen die neuen, gedruckten<br />
und mit Ringspirale gebundenen Liederhefte der Burzenländer Blasmusik<br />
vorgestellt. Ein Marschheft, das Hymnen, Märsche, Motetten und Trauermärschen<br />
enthält und ein großes Notenalbum mit Hymnen, Märschen, Polkas und Walzern.<br />
Die Auswahl der Musikstücke trafen die Leiter der Burzenländer Blaskapellen. Mit<br />
diesen Notenheften wurde der Grundstein für ein gemeinsames Musizieren gelegt<br />
und anschließend auch ausprobiert. Dankend nahm ich die beiden Notenhefte für<br />
Posaune entgegen, welche mir die Organisatoren schenkten. Den Nachmittag gestalteten<br />
die Blaskapellen der Gemeinden Neustadt, Petersberg, Heldsdorf, Weidenbach,<br />
Wolkendorf und Zeiden. Mit einem gemeinsamen Zusammenspiel von über<br />
100 Burzenländer Bläsern, einem reichhaltigen Repertoire, diesmal aus den gemeinsamen<br />
Notenheften und unter dem abwechselnden Stab der Dirigenten der<br />
- 29 -
großen Burzenländer Blaskapellen, beendeten wir diesen musikalischen Tag. Dirigenten<br />
waren die Herren Klaus Knorr/Honigberg, Klaus Herbert Daniel/Neustadt,<br />
Alfred Metter/Heldsdorf, Hans Fröhlich/Wolkendorf und Helmut Kraus/Zeiden.<br />
Am Pfingstsonntag 2011 gibt es vor der Schranne ein Zusammenspiel der vereinten<br />
Burzenländer Blaskapellen. In den Abendstunden sorgte die Gruppe Silverstar für<br />
eine berauschende Stimmung, die bis in die frühen Morgenstunden anhielt.<br />
In der Podiumsdiskussion am Sonntag Vormittag bekräftigte Klaus Oyntzen, Nachbarvater<br />
von Weidenbach, sein Vorhaben, anlässlich des Burzenländer Jubiläums<br />
2011, ein Buch über das Leben und Wirken des Burzenländer Dirigenten und Liedermachers<br />
Rudi Klusch (gebürtiger Weidenbächer) zu verfassen. Weiterhin wird<br />
beabsichtigt, das musikalische Geschehen im Burzenland, in Wort und Bild in einer<br />
Chronik fest zu halten. Dazu sind auch wir Nußbäche r aufgefordert, zeitgerecht<br />
Bilder unserer einstigen Blaskapelle zu liefern. Ebenso werden wir uns an den Erstellungskosten<br />
der neuen Burzenländer Notenhefte beteiligen.<br />
Viel zu schnell vergingen diese gemeinsamen Stunden. Auch wenn das Wetter nach<br />
drei Tagen nicht besser wurde, im Saal war immer Sonnenschein. Wir danken den<br />
Organisatoren, all den fleißigen Frauen für die bereitgestellten Kuchen, für die Musik<br />
und den Gesang, aber vor allem für die gute Laune, welche die Burzenländer<br />
Musikbegeisterte nach Friedrichroda mitbrachten.<br />
- 30 -<br />
Harald Zelgy, Großhabersdorf
Burzenländer Fußballturnier und Jugendtreffen<br />
24. April <strong>2010</strong> in Rehling - Oberach<br />
Am 24. April <strong>2010</strong> fand das Burzenländer Jugendtreffen statt. Bei herrlichem Wetter<br />
trafen sich junge und junggebliebene Siebenbürger Sachsen aus den Gemeinden<br />
Brenndorf, Schirkanyen, Rosenau, Weidenbach, Heldsdorf und aus Nußbach zu<br />
einem Fußballturnier mit anschließender Tanzunterhaltung.<br />
Für Nußbach spielten: Michael Tobie, Norbert Tartler, Arnold Györfi, Volker<br />
Cloos, Andreas Tibi Franz, Siegmund Kloos, Wilhelm Roth und Stefan Foof.<br />
Ein Dankeschön an Volker Cloos, welcher die Teilnehmer mobilisierte und die Ereignisse<br />
des Tages auf einer CD festgehalten hat. Seitens des <strong>HOG</strong> – Vorstandes<br />
konnte leider niemand anwesend sein, da zeitgleich in Westgartshausen bei Crailsheim<br />
die jährliche Tagung der Regionalgruppe Burzenland stattfand.<br />
Die Nußbächer Mannschaft (Foto: Reinhild Battes)<br />
Obere Reihe (v.l.n.r.): Stefan Foof, Michael Tobie, Norbert Tartler, Arnold Györfi,<br />
Volker Cloos.<br />
Untere Reihe (v.l.n.r.): Andreas Tibi Franz, Siegmund Kloos, Wilhelm Roth.<br />
- 31 -
Nach einem schwachen ersten Spiel gegen Brenndorf (1:3), in dem sich die Mannschaft<br />
erst einmal finden musste, gelang dies gegen Rosenau im zweiten Spiel (1:1)<br />
etwas besser. Danach klappte das Z usammenspiel und es wurden in den beiden<br />
darauffolgenden Spielen gegen Weidenbach (3:0) und Schirkanyen (4:0) zwei Siege<br />
eingefahren. Im letzten Spiel gegen Hel dsdorf ging es um alles oder n ichts. Bei<br />
einem Sieg hätte Nußbach den ersten Platz belegt, bei einer Niederlage wäre Heldsdorf<br />
Turniersieger gewesen. Da sich beide 1:1 trennten, war Brenndorf der lachende<br />
Dritte und gewann das Turnier, wie auch schon zwei Jahre zuvor.<br />
Die Enttäuschung war sehr groß, da man erstmals bei einem Burzenländer Fußballturnier<br />
oben mitspielte und die Chance hatte, es zu gewinnen. Alles in allem hat es<br />
aber allen Spaß gemacht, was letztendlich die Hauptsache ist, und so konnten alle<br />
Teilnehmer von einem gelungenen Tag sprechen.<br />
Anschließend fand der Ball der Burzenländer Jugend im nahegelegenen Vereinsheim<br />
statt. Leider fand diese Veranstaltung nicht den Anklang den sich die Organisatoren<br />
erhofft hatten.<br />
Stefan Foof, Ostfildern<br />
Achtung!<br />
Vom 28.- 30. Januar 2011 findet ein Nußbächer Skiwochenende in<br />
Österreich statt.<br />
Anmeldungen, bis zum 8. Januar 2011, bei:<br />
Volker Cloos (Tel. 09195-998330).<br />
- 32 -
Was hat die Uhr vom Turm geschlagen?<br />
In der heutigen Zeit, wo alles elektronisch und digitalisiert ist, können wir Nußbächer<br />
stolz auf unsere alte Kirchturmuhr sein.<br />
Es ist nur eine Frage der Zeit und des Geldes wie lange die Uhr noch gewartet wird.<br />
Dass sie noch funktioniert und auf allen 4 Seiten vom Turm noch die richtige Zeit<br />
anzeigt, haben wir auch unserem Getzonkel zu verdanken.<br />
Jedes Jahr im Frühling, wenn er die Reise in die Heimat antritt, ist er in Ged anken<br />
auf dem Turm. Was hat der Winter und was die Krähen an Schaden den Zeigern<br />
angerichtet? Die vielen Gewitter und der Blitz, der auch immer wieder einschlägt,<br />
hinterlassen Spuren die mal endgültig sein werden.<br />
Er klettert noch die dunklen steilen und engen Treppen bis zum Uhrwerk. Ich hatte<br />
voriges Jahr auch die Möglichkeit dabei zu sein. Eine schöne Erfahrung die mir<br />
aber auch Respekt einflößte.<br />
Dankeschön allen Generationen an Nußbächern die dazu beigetragen haben, dass<br />
wir so ein Uhrwerk haben!<br />
Im Namen aller Nußbächer will ich mich bei Getzonkel bedanken, dass er es immer<br />
wieder geschafft hat, alles in Ordnung zu bringen, damit alles funktioniert bis<br />
nächstes Jahr - wenn er wieder kommt.<br />
Dankeschön! Roswitha (Witti) Fronius, Kressbronn<br />
- 33 -
15-jähriges Kränzchentreffen<br />
Wie jedes Jahr trafen wir uns auch heuer vom 03. – 06. Juni – zum 15. mal infolge-<br />
in Dagobertshausen bei Kassel. Die Vorfreude auf dieses Treffen war, wie immer<br />
groß, denn wir verbringen in vertrauter Runde angenehme und schöne Stunden. Es<br />
gibt immer viel zu erzählen, wir erkunden die Umgebung, singen und fühlen uns<br />
einfach wohl. Das Gefühl des Miteinander und Vertrautsein verlässt uns nicht und<br />
gibt uns immer wieder Kraft für den Alltag.<br />
Leider fehlte heuer ein guter Freund, der gerne dabei gewesen wäre; es ist Andreas<br />
Barthelmie der, viel zu früh, am 03. April verstarb. Den Wunsch noch einmal dabei<br />
zu sein, äußerte er auch mir gegenüber bei unserem letzten Telefongespräch – wie<br />
gerne hätten wir ihm diesen erfüllt!<br />
Lieber Oinzi, obwohl Du nun in einem uns unbekannten Ort weilst, warst Du in<br />
unseren Gedanken und Gesprächen bei uns. Sicher hast Du auch auf uns herabgesehen<br />
und gemerkt, wie sehr wir Dich vermisst haben. Es fehlte uns Deine Fröhlichkeit,<br />
es fehlten Deine Fußballdebatten um Deinen Lieblingsverein - Du fehltest uns<br />
einfach!<br />
Auf diesem Wege danken wir dir nochmals für Deine Freundschaft, Deine Gesellig-<br />
- 34 -
keit, Deine Hilfsbereitschaft bei jeder Gelegenheit und für deine Liederbücher, die<br />
wir in Ehren behalten. Wir wissen alle, dass Freunde nicht sterben, sondern in unseren<br />
Gedanken und Erinnerungen weiterleben.<br />
Wir freuen uns auf unser nächstes Treffen im Frühjahr 2011 und vertrauen bis dahin<br />
dem irischen Segenslied, wo es heißt:<br />
„Und bis wir uns wieder sehen,<br />
halte Gott dich fest in seiner Hand.“<br />
- 35 -<br />
Emmi Schmidts, Kandel
Klassentreffen des Jahrgangs 1957 aus Nußbach<br />
vom 17. bis 19. September <strong>2010</strong><br />
im Schullandheim Torfhaus im Harz<br />
Verhangener Himmel, Nieselregen - Kilometer um Kilometer näheren wir uns dem<br />
Ort, wo ich nach über 40 Jahren jene Menschen wieder treffen werde, mit denen ich<br />
die Grundschule besucht, lesen, schreiben, rechnen und lebenswichtige Grundlagen<br />
des Zusammenlebens gelernt habe.<br />
Aus der Erinnerung steigen immer mehr lebendige und farbige Bilder meiner Kindheit<br />
auf und damit dieses Glücksgefühl, das so untrennbar mit Nußbach und seinen<br />
Nußbächern verbunden ist. Ich spüre aber auch Unsicherheit und ein bisschen<br />
Angst. Wen und was werden wir wiedererkennen nach all den langen Jahren unterschiedlicher<br />
Lebenswege, wie viel Zusammengehörigkeit und Verbundenheit wiederfinden?<br />
Als mitten im Nationalpark Harz d as Schullandheim Torfhaus in Sicht kommt,<br />
wachsen Aufregung und Spannung noch weiter.<br />
Und dann endlich die Begegnung! Bis auf Hannelore und Dankwart, die noch nicht<br />
eingetroffen sind, sitzen bereits alle bei Saft und Sekt an einer langen Tafel. Ich<br />
umarme Trau tetante und sehe in ihr Gesicht, das vor Freude und Dankbarkeit<br />
strahlt. Christianonkel wirkt voller Energie und wird sie das ga nze Treffen über<br />
hinweg beibehalten. „Fra und Har Lihrer“, wie sie respektvoll noch immer von allen<br />
angesprochen werden, haben die Strapazen der weiten Anfahrt nicht gescheut<br />
und sind mit ganzem Herzen dabei. So wie sie uns als Kinder voller Liebe und Engagement<br />
begleitet haben, so begegnen sie uns heute nach Jahrzehnten wieder.<br />
Welch eine Freude!<br />
Hartmut, der das Wiedersehen von langer Hand sorgfältig und durchdacht vorbereitet<br />
hat, begrüßt uns he rzlich, erleichtert das fragende sich Annähern und die nur<br />
flüchtige Unsicherheit, indem er u ns vorstellt. Wir sind alle äl ter geworden, aber<br />
dennoch lebt in allen Zügen das Unverwechselbare jeder und jedes Einzelnen fort.<br />
Wir liegen uns mit Anni und Annemarie in den Armen, begrüßen ihre Ehemänner<br />
Hans-Georg Cloos und Walter Schuffert, schütteln die Hände von Thiess Willi und<br />
Edith, Michael Thiess und Otilia, Sigrid, Karin und Michael Petri. Um Si grid, die<br />
nach einer Knieoperation noch etwas vorsichtig sein muss, zu entlasten, sind Karin<br />
und Misch zur Unterstützung angereist. Als bald auch Hannelore und Dankwart<br />
eintreffen, ist die „Klasse“ zwar leider nicht vollzählig aber die Teilnehmerzahl<br />
vollständig. Wir beziehen unsere Zimmer, treffen uns zum Abendbrot und dann in<br />
der Bar, einem kleinen gemütlichen Raum mit Theke, wo wir ungestört feiern können.<br />
„Har und Fra Lihrer“ eröffnen mit einer bewegenden Rede den Abend. Dann skizzieren<br />
alle in der Runde ihren Lebensweg und schon jetzt wird erkennbar, dass nie-<br />
- 36 -
mand von Schwierigkeiten, Verlusten und Härten verschont geblieben ist. Und dennoch<br />
sitzen jetzt alle da, gestandene Frauen und Männer, denen man es ansieht, dass<br />
sie ihr Leben gemeistert haben. Fotos von damals werden herumgereicht, aber auch<br />
die Fotos von all den schönen und erfolgreichen Kindern und Enkelkindern.<br />
Es folgt der gesellige Teil. Karin und Misch haben leckere Baumstritzel gebacken<br />
und mitgebracht. Das reiche Kuchenbüffet ist die reinste Verführung und edle Getränke<br />
lockern die Zunge.<br />
Otilia erzählt mir in bezaube rndem Wiener Dialekt von der schicksalhaften Begegnung<br />
mit ihrem Michael und wie ihr gemeinsamer Weg sie nach Wien führte, um<br />
der Tochter eine beeindruckende Karriere als Musikerin zu ermöglichen. Dazwischen<br />
probieren wir die köstliche Dobostorte, die ihre Mutter extra für das Klassentreffen<br />
geschickt hat.<br />
In wechselnden Grüppchen unterhalten wir uns angeregt. Ich set ze mich neben<br />
Trautetante und sie erzählt mir von ihrer engen Beziehung zu m Pfarrhaus in Nußbach,<br />
wie sie die sonntäglichen Predigten meines Vaters bis heute begleiten würden,<br />
aus ihrer Lebensgeschichte, einschließlich der Russlandjahre, und aus der Zeit<br />
in Nußbach. Ich erfahre viel Neues, zum Beispiel was es mit den „Baschäpeln“ auf<br />
sich hat. Und ich erlebe diese unbeschreiblich tiefe Freude, Dankbarkeit aber auch<br />
Demut im Rückblick auf ihr Leben und für das Geschenk, im begnadeten Alter von<br />
86 Jahren heute dabei sein und erfahren zu dürfen, wie aus ihren ehemaligen Schülern<br />
tüchtige Menschen geworden sind und ihr Lebenswerk Früchte getragen hat.<br />
Tanzmusik unterbricht die Unterhaltung. Sind wir nicht doch jung geblieben? Manche<br />
halten tatsächlich bis vier Uhr früh durch.<br />
Nach dem Frühstück am nächsten Morge n führt uns Hartmut zu einem Aussichtspunkt<br />
mit Panoramablick bis zum Brocken, dem sagenumwobenen höchsten Berg<br />
im Harz, wohin mein Hans gerade mit dem Rennrad unterwegs ist. Wir schauen uns<br />
um und machen Fotos. Dann geht es i n das Nat ionalpark-Besucherzentrum Torfhaus.<br />
Anhand eines Landschaftsmodells orientieren wir uns über die besonderen<br />
Lebensräume im Harz. Har tmut und ei ne interessante Ausstellung geben aufschlussreiche<br />
Informationen über den Nationalpark, die Wildnis, das Moor und das<br />
Grüne Band, die ehem alige innerdeutsche Grenze, mit Wanderwegen und Schutzräumen<br />
für viele Tiere und Pflanzen. Besonders beeindruckt mich Hartmuts Erklärung,<br />
wie das schwere entbehrungsreiche Leben der ehemaligen Bergbauern im<br />
Harz die Menschen bis heute hart und unnahbar gemacht hat und wie diese charakteristischen<br />
Züge verbunden mit einem verbreiteten rechten Gedankengut eine Akzeptanz<br />
und freundliche Aufnahme der zugezogenen Siebenbürger verhindern.<br />
Glücklicherweise gäbe es ab er gute Verbindungen zu vielen Schlesiern, die nach<br />
der Flucht ebenfalls im Harz eine neue Heimat gefunden haben.<br />
Nach dem Mittagessen ist der Himmel immer noch wolkenverhangen. Das Wetter<br />
im Harz sei herb und unberechenbar. Das hält uns jedoch nicht davon ab zu einer<br />
kleinen Wanderung aufzubrechen. Wir durchqueren das Moor auf Holzstegen und<br />
- 37 -
erkunden die einmalige charakteristische Landschaft und b esondere Vegetation<br />
dieser Region. Ein rötlich gefärbter Bach begleitet plätschernd unsere Unterhaltung,<br />
denn wir nützen auch an diesem Tag jede Minute, um miteinander zu reden,<br />
zu fragen, die versäumte gemeinsame Zeit in den letzten Jahren nachzuholen und<br />
uns immer näher zu kommen. Der graue Himmel und später einsetzende Regen<br />
bilden die passende Kulisse zu den erschütternden Erfahrungen von Edith nach<br />
dem schweren Unfall von Willi. Es erscheint wie ein Wunder ihn heute gesund in<br />
unserer Mitte zu haben. Er strahlt so viel Freude aus. Und dann spinnt sich Ediths<br />
Erzählung auch um ihre Eltern, die letzten Jahre in Nußbach, ihr Leben in Berlin,<br />
die Hochzeit der Tochter usw. Alles was Edith erzählt, berührt mich sehr und ich<br />
empfinde bewusst und dankbar ihre Offenheit und Nähe.<br />
Zurück im Schullandheim treffen wir uns wieder in der Bar.<br />
Wir stärken uns an den herrlichen Kuchen, die alle mitgebracht haben, trinken<br />
und lachen über Witze. Endlich kann ich mit Anni reden, hören was sie alles erlebt<br />
hat und wie es i hr heute geht. Auch sie hat schweres Leid durchgemacht.<br />
Aber sie führt ganz offensichtlich eine glückliche Ehe mit ih rem liebenswerten<br />
tüchtigen Hans und ist immer für ihre Kinder, Enkelkinder und auch ihre Mutter<br />
da. Hans leidet schwer darunter, dass seine Mutter nicht nach Deutschland kommen<br />
wollte und so weit weg im Altenheim lebt. Er würde gerne alles für sie tun,<br />
bis zuletzt auf sie sorgen. Aus seinen Worten spricht dieselbe Liebe und Achtung,<br />
wie bei allen hier, wenn sie von ihren Eltern sprechen. Und dann erzählt Hans<br />
voller Stolz wie er auc h heute selber sei n Holz schlägt, verrät wie e r die Mici<br />
macht und so weiter. Ich könnte stundenlang zuhören.<br />
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Annemarie ist noch immer so still und bescheiden wie ich sie früher erlebt habe.<br />
Aber auch sie öffnet sich, erzählt von der schweren Eingewöhnungszeit in<br />
Deutschland, von ihrer Arbeit, von den erfolgreichen Söhnen, der fortbestehenden<br />
Verbindung zu „Fra und Harn Lihrer“ und vieles mehr. Sie wohnt in Fürth neben<br />
Nürnberg und so hoffe ich, dass wir uns bald wieder sehen können.<br />
Nach dem Abendessen folgt der zweite, aber leider auch letzte gemütliche Abend<br />
des Klassentreffens und es gibt noch so viel zu fragen, zu erzählen und zu feiern.<br />
Ich möchte unbedingt noch mit Willi reden und die Erlebnisse auch aus seiner<br />
Sicht hören. Ich empfinde es als Geschenk an seinen Erfahrungen teilhaben zu<br />
dürfen.<br />
Hannelore und Dankwart tanzen ausdauernd, lebhaft und formvollendet. Sie waren<br />
kürzlich am Schwarzen Meer. Und ihre hübsche Tochter hat geheiratet. Einiges<br />
weiß ich ja schon von Trautetante, aber nun möchte ich mit ihnen persönlich<br />
sprechen.<br />
Die Kronstädterinnen Sigrid und Karin haben früher ihre Ferien in Nußbach verbracht<br />
und dort ihre zukünftigen Ehemänner kennengelernt. Auch im Gespräch<br />
mit Ihnen ergeben sich immer neue Aspekte und Verbindungen. Karin war sogar<br />
am Tag unserer Hochzeit in Nußbach und hat das Fest aus der Ferne miterlebt.<br />
Wir tanzen, essen, trinken, lachen und unterhalten uns ausgiebig weiter, während<br />
sich der Tag dem Ende zuneigt.<br />
Wir bedauern es sehr, dass Sofiatante, Frau Lehrerin Foof, unsere zweite Grundschullehrerin,<br />
nicht bei dem Klassentreffen dabei sein kann. Wir denken dankbar<br />
und liebevoll an die mit ihr gemeinsam verbrachte Zeit und wollen sie abschließend<br />
mit einer Ansichtskarte herzlich grüßen. Wie soll man bloß all die guten Gedanken<br />
und Wünsche in wenigen Zeilen zusammenfassen?<br />
Sonntag früh räumen wir unsere Zimmer und gehen dann zum nahe gelegenen<br />
Restaurant Bavaria Alm in Torfhaus, wo Hartmut zum Abschied ein Brunch für<br />
uns alle in einem gesonderten Raum organisiert hat. Es gibt reichlich schmackhafte<br />
Speisen in gemütlicher Atmosphäre. Der Höhepunkt dieses Vormittags ist aber<br />
für mich die Begeg nung mit Hartmuts Eltern, Martha und Otto Thiess. In dem<br />
Wiedersehen, der herzlichen Umarmung, dem Zusammensein vereinigen sich unzählige<br />
wunderbare Erinnerungen und die Intensität des gegenwärtigen Momentes.<br />
Im Bewusstsein, dass wir nicht wissen, ob und wann sich unsere Wege wieder<br />
kreuzen werden, verdichten sich Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu einer<br />
unendlich wertvollen unvergesslichen Erfahrung. Die Zukunft erscheint angelegt<br />
in Hartmuts Kindern, die ebenfalls zum Brunch gekommen sind. Ich empfinde<br />
auch dies als Geschenk, dass wir sie kenne n lernen dürfen, denn es erscheint mir<br />
so gar nicht selbstverständlich, dass sich heutzutage junge Leute zu e inem 46jährigen<br />
Grundschultreffen ihrer Eltern einfinden.<br />
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Bevor wir un s endgültig verabschieden und noch schnell die Adressen austauschen,<br />
stellen wir uns vor der Hütte zu einem letzten Gruppenfoto auf.<br />
Und dann heißt es, danke lieber Hartmut für die perfekte Vorbereitung des Treffens,<br />
Deine Mühe, Umsicht, und ständig spürbare Fürsorge! Herzlichen Dank an<br />
„Fra und Harn Lihrer“ und alle anderen, die gekommen sind und zu dem Gelingen<br />
dieses unvergesslichen Treffens beigetragen haben! Auf Wiedersehen, auf<br />
Wiedersehen, auf Wiedersehen …<br />
Wir fahren wieder nach Hause, übervoll von wunderbaren lebendigen Eindrücken<br />
und lieben Grüßen an meine Eltern. Es gibt keine Verunsicherung, keine Angst<br />
mehr. Wir haben uns wieder erkannt, Offenheit und Nähe erlebt und ich weiß es<br />
jetzt genau: wir gehören zusammen! Ich s püre erneut ganz stark die kraftvolle<br />
Quelle von Freude, die aus meinen Wurzeln, die in Nußbach liegen, strömt und<br />
die tiefe Verbundenheit zu meinen Klassenkameraden, aber auch allen anderen<br />
lieben Nußbächern, denen ich bei dieser Gelegenheit für alles, was ich durch sie<br />
erfahren durfte, aus tiefstem Herzen danken möchte.<br />
Dr. Gudrun (Gudi) Schenker, Nürnberg<br />
- 40 -
Pfingstfest in meiner Kindheit (1936)<br />
Pfingstbräuche: Maien, „Die junge Königin“ (Gang Kenegan)<br />
Im Jahresverlauf gab es in Nußbach viele Feste und Bräuche, auf die sich die<br />
Dorfbevölkerung schon lange im Voraus freute und die viel Gesprächsstoff und<br />
schöne Erinnerungen lieferten. Das Pfingstfest war im Sommer das wichtigste<br />
Fest, an welchem noch solche Bräuche gepflegt wurden. Es folgte dann die festlose<br />
Zeit, da die Bauern sich hauptsächlich der Feldarbeit widmen mussten. Der<br />
Pfingstbrauch der „jungen Königin“ wurde nur bis zum 2. Weltkrieg gepflegt und<br />
ging durch den Krieg und die darauf folgende kommunistische Zeit leider verloren.<br />
Für das Pfingstfest wurde der Altar der Kirche mit jungen Birken und Sträußen<br />
aus Pfingstrosen geschmückt. Die Burschen, „Maienknechte“ genannt, hatten im<br />
Rathaus die Bewilligung eingeholt, in welchem Teil unseres schönen Geisterwaldes<br />
junge Birken geschlagen werden durften und fuhren Donnerstag gegen Abend<br />
singend in den Wald, um für jedes Mädchen ein Paar Maibäume zu fällen. Es war<br />
keine leichte Arbeit, so durfte im Gepäck auch ein „Krafttrunk“ nicht fehlen. Am<br />
Pfingstsonnabend brachten sie die Birken bis an den Waldesrand, wo sie diese mit<br />
Namen und Hausnummern beschrifteten.<br />
Eine Mädchenschar fuhr ihnen mit geschmücktem Pferdewagen bis vor den Wald<br />
entgegen und hatte für jeden „Knecht“ ein Sträußchen mit Maiblumen vorbereitet.<br />
Mit voll beladenen Wagen ging es mit Gesang „Zu der Zeit der schönen Pfingsten<br />
pflanzt’ ich Maien vor dein Haus“ in die Gemeinde, wo die Maien verteilt und in<br />
der Nacht vor den Häusern der Mädchen eingeschlagen wurden. Am Nachmittag<br />
des 1. Feiertages zogen die Maienknechte wieder singend durch die Dorfstraßen,<br />
um nachzuschauen, ob die Maien auch „richtig“ eingepflanzt worden waren und<br />
nahmen dabei von jedem Mädchen ein Geldgeschenk und Schnaps entgegen.<br />
Nach den Osterferien sah man auf dem Schulhof in den Pausen die Mädchen eifrig<br />
diskutieren. Was sie wohl so Wichtiges zu beraten hatten? Es ging um die Vorbereitung<br />
des Kinderbrauches, den es im Burzenland nur in Nußbach gab, „de gang<br />
Kenegan“ (junge Königin – Pfingstkönigin), den die Mädchen der 5. Klasse ausrichteten.<br />
Es so llte die Pfingstkönigin, der Prinz, 2 Zofen u nd 2 Engel, die den<br />
Blumenbogen tragen mussten, gewählt werden. Es fand eine richtige Wahl statt.<br />
Und wie? Ganz interessant, was sich die großen Mädchen ausgedacht hatten: Blumennamen<br />
halfen dabei! Es wurden im Geheimen 2 B lumennamen festgelegt<br />
(Nelke oder Rose) für die Pfingstkönigin. 2 Mädel A und B bekamen die Bezeichnung<br />
A: Nelke, B: Rose. Nun wurden alle Mädchen im Flüsterton ins Ohr befragt:<br />
„Nelke“ oder „Rose“? Wer „Nelk e“ sagte, stellte sich zu A, Nelke, wer „Ro se“<br />
sagte, zu B, Rose. Wo dann die meisten Mädchen standen, war die gewählte<br />
Pfingstkönigin. Auf diese Art wurden alle „Ämter“ besetzt.<br />
- 41 -
Auf dem Foto war damals in meiner Schulzeit Barthelmie Anni (Nr. 91, Organistin)<br />
zur Königin gewählt worden, Petri/Foof Anni (Nr. 132) zum Prinzen, die 1.<br />
Zofe (Altmagd) links Schenker Luisi, die 2. Zofe rechts Seimes/Schuster Teni<br />
(Nr. 8), links der Engel Dick/Felten Teni (Nr. 9)rechts der Engel Fischer/Thieß<br />
Katharina (Nr. 14). Organisatoren der Wahl waren links Klara Neudörfer (Nr. 3),<br />
rechts Foof/Tartler Teni (Nr.263).<br />
Anschließend an die Wahl wurde das Ergebnis mitgeteilt, gleichzeitig wurde auch<br />
die Kostümierung besprochen. Die Königin trug ein langes weißes Kleid mit goldenem<br />
Gürtel, das lange Haar offen, auf dem Kopf die goldenen Krone. Der Prinz<br />
trug einen weißen Anzug, eine goldene Krone, in der Hand ein Zepter mit einem<br />
Sträußchen (Pfingstrosen) und bunten Bändern, um den Brustkorb eine blau-rote<br />
Schleife (die sächsischen Farben). Die Zofen trugen ebenfalls weiße Kleider, offene<br />
lange Haare, Blumenkränze, breite Maschen seitwärts und Blumensträußchen<br />
auf der Brust; die Engel trugen ebenfalls weiße Kleider, goldene Reifen auf<br />
dem Kopf und Flügel aus Goldpapier und Stanniol. Das Zubehör und die Kostüme<br />
wurden mit Hilfe der Mütter gebastelt. Die großen Mädchen (Jahrgang 1923)<br />
hatten noch die Aufgabe, jede Familie zu befragen, ob sich die Kinder (ab 3 – 4<br />
Jahre alt) am Umzug der Pfingstkönigin beteiligen durften. Gleichzeitig baten sie<br />
um Zutaten (Fett, Zucker, Mehl) für Kuchen und ein paar Lei für „Sirup und Sauerwasser“.<br />
Am Pfingstsamstag trugen die Mädchen der 5. Klasse Immergrün und Pfingstrosen<br />
zusammen. Ein Vater hatte aus dem Wald eine schöne, lange, starke Haselrute<br />
für den Bogen besorgt, an den eine aus Immergrün und Pfingstrosen gebundene<br />
- 42 -
Girlande angebracht wurde. Am 1. Pfi ngsttag versammelte sich um 13 Uhr die<br />
ganze Kinderschar im Schulhof, wo der Kinderzug zusammengestellt wurde. Es<br />
wurde darauf geachtet, dass immer 2 große Kinder 2 kleine an der Hand nahmen.<br />
Vorne der Blumenbogen, getragen von den Engeln, darunter die Königin, der<br />
Prinz und die Zofen. Es folgte in Viererreihen die Kinderschar. Schöne alte Kinderlieder<br />
singend zog der Zug durch die maiengeschmückte Gemeinde. Unter den<br />
Maien vor den Häusern saßen die Eltern, Großeltern, Freunde und Verwandte und<br />
warteten auf den Zug der „jungen Königin“. Man wurde bewundert und beklatscht.<br />
Ein paar Lei bekam man zugesteckt, wofür man für die Beteiligten Zuckerstangen<br />
bei der „Piternina“ kaufte. Der Weg führte von der Schule über die<br />
Kronstädter-, Bach- und Waldgasse hinunter zur „Hinterkirche“. Zum Schluss<br />
kehrte der Zug auf dem Lehrerhof an der Ecke ein. Meine Mutter und andere Mütter<br />
hatten eine Erfrisc hung für die m üden Kinder vorbereitet. Es gab ein Stück<br />
Pfingst-Gewürzkuchen, guten „Himbeerspritzer“, der di e Kinder erquickte und<br />
ihnen auch noch Kraft fürs Spiel gab.<br />
Gegen Abend ging man dann traurig, dass der Tag schon zu Ende war, aber zufrieden<br />
nach Hause. Noch lange dachte man an diesen schönen Tag.<br />
Das Pfingstfest wurde mit dem Maifest abgeschlossen, welches am 2. ode r 3.<br />
Pfingsttag, je nachdem, wie das Wetter es erlaubte, am Waldesrand stattfand.<br />
Altraut Zelgy, Großhabersdorf<br />
- 43 -
Erinnerungen an die Erntehilfe der Schulkinder<br />
In diesen ruhigen und stillen Novembertagen, wenn ich d urch die fränkische<br />
Herbstlandschaft fahre, wandern meine Gedanken oft in die Vergangenheit. Ich<br />
muss immer wieder sta unen, wie wenig Menschen man heute zur E rntezeit auf<br />
den Feldern sieht. In unserer siebenbürgischen Heimat bot sich einem ein anderes<br />
Bild: auf den Äckern herrschte emsiges Treiben und alle bemühten sich, die Ernte<br />
noch vor Wintereinbruch einzubringen.<br />
In früheren Zeiten, als es noch kaum landwirtschaftliche Maschinen gab, war es<br />
selbstverständlich, dass die heranwachsenden Kinder in der elterlichen Wirtschaft<br />
mit anpacken mussten. Wetter- und saisonbedingt gab es dringende Arbeiten, die<br />
erledigt werden mussten, wie das Vereinzeln von Rüben, Einernten von Heu,<br />
Kartoffeln usw. Dem trug die Schule Rechnung und darum gab es Her bstferien.<br />
Auch während der normalen Unterrichtszeit kam es oft vor, dass Eltern beim<br />
Lehrer vorsprachen, um ihre Kinder für dringende Arbeiten in der Landwirtschaft<br />
frei zu verlangen. Es wurde s eitens der Kirchen- und Schulleitung darauf geachtet,<br />
dass di e Kinder nicht überfordert wurden. Dieses Bild änderte sich in de n<br />
schweren Jahren der Kriegs- und Nachkriegszeit, wo die Lebensumstände besonders<br />
schwer waren und die Kinder mehr als sonst in die Pflicht genommen wurden.<br />
Aber trotz aller widrig en Umstände dieser Zeit wurde die Schule, die bis<br />
1948 noch der Kirche unterstand, nie vernachlässigt. Der Schulbetrieb wurde<br />
erfolgreich weiter geführt.<br />
- 44 -
In den frühen 50 er Jahren, nachdem der Kommunismus an die Macht gekommen<br />
war, änderte sich die Situation. Nach der Enteignung wurden die Landwirtschaftlichen<br />
Produktionsgenossenschaften (LPGs) gegründet. Wegen besserer Verdienstmöglichkeiten<br />
wanderten im Laufe der Zeit viele männliche Arbeitskräfte in die<br />
Industrie ab. Daher mangelte es in der La ndwirtschaft vor allem in der Erntezeit<br />
an Arbeitskräften. Die Lösung fand man in der Verpflichtung der Schulkinder zur<br />
Unterstützung dieser Arbeiten. Es begann ganz harmlos mit Spaziergängen in der<br />
Natur, nachmittags nach dem Unterricht, um Hagebutten und Eicheln zu sammeln.<br />
Schließlich weiteten sich diese Wanderungen dahingehend aus, dass der Unterricht<br />
unterbrochen wurde. Kinder und Lehrer, in Begleitung von Forstbeamten<br />
streiften tagelang durch die Gräben und Wälder um den Kahlen Berg, um die vorgeschriebenen<br />
Mengen an, Eicheln, Buchecker oder Hagebutten zu sammeln. Dass<br />
der Unterricht in dieser Zeit in den Klassen ausfiel und dass der Lehrstoff nicht<br />
unterrichtet wurde, interessierte kaum jemanden. Der Lehrer zusammen mit den<br />
Schülern musste selber sehen, wie der versäumte Stoff nachgeholt werden konnte.<br />
Diese patriotischen Arbeiten erstreckten sich nicht bloß auf das Sammeln von<br />
Waldfrüchten. Zusätzlich wurden die Schulkinder verpflichtet, Heilkräuter wie<br />
Schellkraut, Huflattich, Taubnessel-, Holunderblüten zu sammeln, sowie Glasflaschen,<br />
Altpapier, Alteisen, Flaschenkorken und anderes mehr. Im Sommer, nach<br />
der Weizenernte, gingen die Schüler über die abgedroschenen Felder um verlorene<br />
Ähren zu sammeln. Nicht unerwähnt soll auch die „Jagd“ auf den Kartoffelkäfer<br />
(Coloradokäfer) bleiben. 1950 gab es in Nußbach noch keinen einzigen Käfer. Als<br />
eine Vorsichtsmaßnahme mussten die Kinder die Kartoffelfelder absuchen. Nach<br />
einigen Jahren breitete er sich auch bei uns aus und wurde zu einer wahren Plage<br />
auf Feldern und in Hausgärten. Anfangs versuchte man ihn durch Abklauben zu<br />
bekämpfen. Dazu wurden wieder die Kinder herangezogen und man schickte sie<br />
mit verschließbaren Marmeladegläsern durch die Kartoffelkulturen, um die Käfer<br />
einzusammeln. Dem Käfer ko nnte man auf diese Weise nicht beikommen, es litt<br />
bloß der Unterricht erneut. Die Vermehrung des Käfers konnte hierdurch nicht<br />
verhindert werden und es begann die chemische Bekämpfung.<br />
Natürlich „durften“ die Schulkinder auch bei der Kartoffelernte tagelang mitmachen.<br />
Je zwei bekamen ein Stück Ernteland zugeteilt, das mit Schritten oder mit<br />
dem „Kompass“ abgemessen wurde, für das sie b eim Auflesen verantwortlich<br />
waren. Bis die das Feld umkreisende Erntemaschine wieder vorbeikam, mussten<br />
die Kinder alle ausgeschleuderten Knollen von der Parzelle aufgeklaubt haben.<br />
Nach getaner Arbeit, bevor es heimwärts ging, wurden die Kinder und Lehrer seitens<br />
der LPG-Zuständigen abgesucht, um keine Kartoffeln nach Hause zu tragen.<br />
Die schon abgeernteten Flächen wurden zum Abschluss nochmals mit Eggen bearbeitet,<br />
und diese Nachlese wurde ebenfalls von den Kindern erledigt.<br />
War dann endlich die Kartoffelschlacht beendet, begann die Rübenernte. In diesen<br />
Tagen konnte man oft Kolonnen von Kindern sehen, die, am Straßenrand wandernd,<br />
ihrem „Arbeitsplatz“ auf dem Rübenfeld zustrebten. Bei Wind und Wetter,<br />
- 45 -
ei Nebel und Sonnenschein waren sie unterwegs. Dort angekommen wurden die<br />
teils gefrorenen Rüben aus dem Boden gezogen und auf Haufen zusammengeworfen.<br />
Tags darauf wurden mit großen Messern die Blätter von den Rüben getrennt.<br />
Anscheinen waren immer Schutzengel dabei, denn obwohl die Kinder mit<br />
diesen großen Messern zuwege waren, kam es t rotzdem nie zu nennenswerten<br />
Verletzungen. Die geköpften Rüben wurden oft von Hand auf Pferdewagen verladen.<br />
Einen andern Abschnitt stellt die Apfelernte im Obstgarten dar. In der neu angelegten<br />
Obstplantage in der Dorfausfahrt Richtung Geister Wald reifte Spalierobst<br />
heran, das bis zu 13 mal im Jahr chemisch behandelt wurde. Die reifen Äpfel<br />
wurden von Hand gepflückt und in Kistchen unter die Bäume gestellt, wo sie auf<br />
Wagen verladen wurden. Es war verboten, sich beim Nachhause gehen die Taschen<br />
mit Äpfeln zu f üllen, jedoch waren dem Verzehr vor Ort keine Grenzen<br />
gesetzt.<br />
Abschließend kann man sagen, dass trotz dieser großen Ausfälle im Verlauf des<br />
ganzen Schuljahres der Unterrichtsstoff bewältigt wurde. Bemerkenswert und zu<br />
bewundern sind die Schülergenerationen dieser Jahre, die trotz den Ablenkungen<br />
vom Lernen, durch ihren Fleiß den Lernstoff bewältigen konnten und zu tüchtigen,<br />
verantwortungsbewussten Menschen heranwuchsen.<br />
Vor genau 60 Jahren, am 14. September 1950 habe ich Nußbach zum ersten Mal<br />
gesehen, damals als ich als junger Lehrer in diese Ortschaft kam. Wie viel hat<br />
sich seit dem in der ganzen Welt verändert!<br />
Christian Zelgy, Großhabersdorf<br />
- 46 -
Jubiläumsdaten <strong>2010</strong><br />
Eiserne Hochzeit (1945 getraut)<br />
Hans Hubbes und Gisella Nr. 17/17<br />
Goldene Hochzeit (1960 getraut)<br />
Johann Klementis und Rosa, geb. Michaelis Nr. 156/141<br />
Silberne Hochzeit (1985 getraut)<br />
Wilhelm Tobie und Ella, geb. Cloos Nr. 234/176<br />
Wilhelm Fronius und Gerda, geb. Thieß Nr. 327/262<br />
102 Jahre, Jahrgang 1908<br />
Martha Schebesch, geb. Barthelmie Nr. 252/193<br />
95 Jahre, Jahrgang 1915<br />
Katharina Ungureanu, geb. Roth<br />
90 Jahre, Jahrgang 1920<br />
Nr. 125/111<br />
Luise Barthelmie, geb. Franz Nr. 75/67<br />
Anna Krause, geb. Tobie Nr. 159/144<br />
85 Jahre, Jahrgang 1925<br />
Luise Barti, geb. Klein Nr. 262/203<br />
Elwine Bolesch, geb. Wagner Nr. 246/188<br />
Katharina Cloos, geb. Schuster Nr. 325/260<br />
80 Jahre, Jahrgang 1930<br />
Martha Biro, geb. Teutsch Nr. 67/59<br />
Anna Bolesch Nr. 255/196<br />
Rosa Gutt, geb. Schneider Nr. 332/267<br />
Maria Thiess, geb. Lienerth Nr. 94/86<br />
Martha Thiess, geb. Klein Nr. 231/173<br />
Otto Thiess Nr. 231/173<br />
Georg Tobie Nr. 241/183<br />
Christian Zelgy Nr. 4/4<br />
Eugenia Lienerth, geb.Dinu Nr. 126/112<br />
75 Jahre, Jahrgang 1935<br />
Anna Barthelmie, geb. Jobi Nr. 150/122<br />
Anna Bolesch, geb. Böhm Nr. 102/95<br />
Georg Bolesch Nr. 256/197<br />
Martha Tartler, geb. Foof Nr. 243/185<br />
Rosa Tartler, geb. Schuster Nr. 30/30<br />
Katharina Sultan, geb. Schoppel Nr. 89/81<br />
Matthias Bolesch Nr. 102/95<br />
Hilda Szentpali, geb. Schuffert Nr. 157/142<br />
- 47 -
70 Jahre, Jahrgang 1940<br />
Sofia Foof, geb. Reder Nr. 10/10<br />
Ilse Foof , geb. Zikeli Nr. 165/150<br />
Martha Schneider, geb. Neudörfer Nr. 85/77<br />
Johann Foof Nr. 161/146<br />
Emma Ciucu, geb. Petri Nr. 129/115<br />
Wilhelm Klementis Nr. 133/125<br />
Martha Marin, geb. Bolesch Nr. 9/9<br />
Ottilie Müller, geb. Schuffert Nr. 157/142<br />
Rezept für‘s Leben<br />
Man nehme 12 Monate, putze sie ganz sauber von Bitterkeit, Geiz, Pedanterie und<br />
Angst und zerlege jeden Monat in 30 oder 31 Teile, so dass der Vorrat genau für<br />
ein Jahr reicht. Es wird jeden Tag einzeln angerichtet aus einem Teil Arbeit und<br />
zwei Teilen Frohsinn und Humor. Man füge drei gehäufte Esslöffel Optimismus<br />
hinzu, einen Teelöffel Toleranz, ein Körnchen Ironie und ein e Prise Takt. Dann<br />
wird die Masse sehr reichlich mit Liebe übergossen. Das fertige Gericht schmücke<br />
man mit Sträußchen kleiner Aufmerksamkeiten und serviere es täglich mit Heiterkeit.<br />
(aus „Geburtstagsgrüße 2007“, zusammengestellt von Klaus Günther)<br />
Eingesandt von Altraut Zelgy, Großhabersdorf<br />
Am 21. Mai dieses Jahres feierte unser ehemaliger Lehrer Christian Zelgy seinen<br />
80. Geburtstag, gewiss mit vielen guten Wünschen und dem herzlichen Dank vieler<br />
die ihm nahe stehen. Das ist Grund genug ihm für alles, was er im Laufe der<br />
vielen Jahre für uns Nußbächer und ehemalige Schüler geleistet hat zu da nken.<br />
Wir danken ihm für das Wissen das er uns vermittelt hat, wir danken ihm aber<br />
auch für die vielfältige kulturelle Tätigkeit die er mit Liebe und Hingabe für Nußbach<br />
erbracht hat. Wir danken ihm für die Wanderungen die er mit uns unternommen<br />
hat, wir danken ihm für die unzähligen Theateraufführungen, wir danken ihm<br />
für die Hingabe mit der er den Tanz und Gesang in Nußbach gefördert hat. Wir<br />
danken ihm aber auch für seine gute Zusammenarbeit mit der <strong>HOG</strong>-Nußbach und<br />
für die inhaltsreichen Beiträge in unserem Nußblatt.<br />
In diesem Sinne wünschen ihm alle Nußbächer in der alten und neuen Heimat von<br />
Herzen alles Gute, Gottes reichen Segen, dazu noch Gesundheit und viele schöne<br />
Stunden im Kreise seiner Familie.<br />
Der Vorstand<br />
- 48 -
Nußbach<br />
Familiennachrichten<br />
getauft:<br />
Stelian-Andreas Eltern: Caroline u. Stelian Gheorghiţă Tontsch<br />
konfirmiert: -<br />
getraut: -<br />
beerdigt:<br />
Johann Bolesch Nr. 18/18 8 7 J.<br />
Michael Thieß Nr. 13/13 7 9 J.<br />
Mathias Barti Nr. 262/203 5 2 J.<br />
Andreas Tobie Nr. 280/217 7 0 J.<br />
ebenfalls in Nußbach verstorben:<br />
Gustav Lienerth Nr. 294/221 8 6 J.<br />
(beerdigt auf dem rumänisch-orthodoxen Friedhof)<br />
Seelenzahl: Die evangelische Kirchengemeinde Nußbach zählte am<br />
17. November <strong>2010</strong> 100 Seelen.<br />
Deutschland<br />
geboren:<br />
Stefan Eltern: Edith u. Georg Tartler<br />
Laura Eltern: Irina u. Siegfried Foof<br />
Silke Bettina Eltern: Simone u. Roland Hermann<br />
Celina Eltern: Karoline u. Thomas Gutt<br />
Mia Nora Eltern: Kristin Warmbold u. Wilhelm Preidt<br />
Laura Eltern: Agnes u. Markus Fronius<br />
Leon Konstantin Eltern: Sylvia u. Wilhelm Szentpali<br />
konfirmiert:<br />
Lukas Eltern: Gerda u. Dietmar Zikeli<br />
Julia Eltern: Brigitte u. Ortwin Franz<br />
geheiratet:<br />
Franziska, geb. Streitfert u. Benjamin Lang<br />
Marion, geb. Zelgy u. Oliver Hofmann<br />
Karla, geb. Thieß u. Jens Lehmann<br />
Simone, geb. Böhm u. Roland Hermann<br />
Sabine, geb. Preidt u. Timo Richter<br />
- 49 -
verstorben:<br />
Hans Otto Franz Nr. 176/155 Altmannstein 66 J.<br />
Heinrich Hitsch Nr. 234/176 Kempten 81 J.<br />
Katharina Müller, geb. Hitsch Nr. 235/177 Landshut 88 J.<br />
Martha Bodeanu, geb. Schneider Nr. 98/90 Rülzheim 80 J.<br />
Gerhard Tobi Nr. 241/183 Stadtlauringen 68 J.<br />
Andreas Barthelmie Nr. 245/187 Heiligenhaus 65 J.<br />
Hermann Leonhardt Nr. 19/19 Reichenbach 84 J.<br />
Dora Klein, geb. Tartler) Nr. 233/175 Lengede 82 J.<br />
Manfred Tartler Nr. 233/175 Lörzweiler 33 J.<br />
Emma Mattes, geb Barthelmie Nr. 132/91 Göppingen 71 J.<br />
Martha Kattner, geb. Streitfert Nr. 89/81 Möttlingen 76 J.<br />
Erna Gohn, geb. Jobi Nr. 25/25 Dinkelsbühl 76 J.<br />
Peter Petri Nr. 125/111 Ohio/USA 87 J.<br />
Michael Kaiser Nr. 165/150 Großkarolinenfeld 92 J.<br />
Wer im Gedächnis seiner Lieben lebt;<br />
ist nicht tot. Er ist nur fern.<br />
Tot ist nur, wer vergessen wird.<br />
(Immanuel Kant)<br />
- 50 -
Lieber Dudu,<br />
Unserem lieben Dudu<br />
Abschiedsrede von Thomas Teutsch<br />
bei der Beerdigung seines Opas Georg Teutsch sen.<br />
deine Enkel haben heute ein sehr trauriges Gesicht,<br />
aber sie widmen dir hiermit ein fröhliches Gedicht.<br />
Sicher fallen mir manche Worte schwer,<br />
aber das ist klar, denn wir vermissen dich sehr.<br />
Vor allem deine Fröhlichkeit die fehlt,<br />
wenn auch ein schlechter Tag zu Ende geht.<br />
Beim Oskar-Maria-Graf-Ring steht die Straße still,<br />
weil keiner mehr dort was einsammeln will.<br />
Dort kanntest du jeden, hast viel getragen,<br />
schobst Fernseher im Einkaufswagen,<br />
schraubtest Fahrräder, bist viel rumgefetzt,<br />
hast neben zwei Kellern auch den Trockenraum besetzt.<br />
„Ist alles für Rumänien“, hast du immer gesagt,<br />
und oft im vollen Bus den langen Weg gewagt.<br />
Siebenbürgen ist deine Heimat, dort warst du ein großer Mann,<br />
der mit jedem und allem handeln kann.<br />
Hatte jemand in Nußbach Probleme und Fragen,<br />
ging er zu nene Gheorghe, der konnte fließend vier Sprachen.<br />
Deine Pferde hast du jeden Tag liebevoll gepflegt,<br />
hast deine Kutschen tausende von Kilometern bewegt.<br />
Hattest am Hof noch Kühe, Hühner und Schweine,<br />
über 100 Schafe und auch Hunde, große und kleine.<br />
Die Sommerferien haben wir dort gerne verbracht<br />
und mit dir und deiner Emmi viel gelacht.<br />
1990 ging dein Lebenslauf in München munter weiter,<br />
als Rentner auf der Karriereleiter.<br />
Von Ruhe im Alter keine Spur,<br />
weil Dudu ständig, auf neu verschraubten Fahrrädern, durch die Gegend fuhr.<br />
Der Dudu, das war der nette Mann<br />
mit Hut, Stock und in der Tasche einem Kamm,<br />
auf der Waage 100 Kilogramm.<br />
Das Gewicht hast du stolz dein Leben lang gehalten,<br />
ist ja auch klar, wer rund ist, hat keine Falten.<br />
- 51 -
Gerne würden wir noch mal zusammen ins Bauerntheater gehen<br />
oder den FC Bayern jetzt auf Sky ansehen,<br />
zu erleben wie die Didi, bei schlechtem Fußballspiel, wird sauer,<br />
und du frägst: „Die rote Mannschaft, ist das Steaua?“.<br />
Meist ein Schlitzohr, wenn wir ihn besuchten,<br />
der unauffällig griff nach Didis Kuchen.<br />
Ja, das Essen war seine große Leidenschaft,<br />
eine Gewohnheit, die aber auch Leiden schafft.<br />
Denn mitten in der Lebensquelle,<br />
kamen deine Schlaganfälle.<br />
Erst Ein’, dann Zwei, dann Drei, dann Vier,<br />
dann klopftest du an die Himmelstür.<br />
„Habt ihr hier schöne Pferde? Dann lasst mich rein.<br />
Habt ihr auch Fernseher, Fahrräder und Uhren? Ich sammle alles ein“.<br />
Nach ein paar Wochen, in denen er ein Leben ohne Bewegung ertrug,<br />
hatte er am 3. <strong>Dezember</strong> 2009 davon genug.<br />
Im Kreise der Familie machte er sich auf den Weg hinauf,<br />
wo es Vorfahren, alte Freunde und Pferde gibt, zuhauf.<br />
Nimm bitte den schönsten Bauernhof mit vielen Tieren, großen Tellern<br />
und natürlich leeren Kellern.<br />
Alles Gute lieber Dudu,<br />
und nun danken wir<br />
für die herrliche Zeit mit dir.<br />
Du hast einen festen Platz in unserm Innern,<br />
wir werden uns immer an dich erinnern.<br />
Deine Enkel: Sven, Melanie, Thomas und Erika.<br />
Von Herzen: Jonas, Alex und Barbara.<br />
Und nur das Beste auch von deinen Urenkeln: Nicola, Davina und Silvia.<br />
(Neuer Südfriedhof München, am 09.12.2009)<br />
- 52 -
Hochzeitsbilder<br />
Marion, geb. Zelgy und Oliver Hofmann<br />
Hochzeit am 05.07.<strong>2010</strong> in Diespeck/Neustadt an der Aisch<br />
Karla, geb. Thiess und Jens Lehman, mit Tochter Lana<br />
Hochzeit und Taufe am 03.07.<strong>2010</strong> in Herzberg/Elster<br />
- 53 -
Vorbereitungen für den Heimattag 2011<br />
Burzenländer und Jugend setzen starke Akzente zu ihren Jubiläen<br />
Die Vorbereitungen für den Heimattag der Siebenbürger Sachsen 2011 laufen<br />
bereits auf Hochtouren. Am Pfingstwochenende vom 10. bis 13. Juni 2011 wird<br />
Dinkelsbühl wieder der Mittelpunkt der siebenbürgisch-sächsischen Welt sein.<br />
Dabei wird gleich mehreren Jubiläen Rechnung getragen. 2011 werden 800 Jahre<br />
seit der ersten urkundlichen Erwähnung des Burzenlandes gefeiert, der Heimattag<br />
findet seit 60 Jahren in Dinkelsbühl statt und die Siebenbürgisch-Sächsische Jugend<br />
in Deutschland (SJD) wird 25 Jahre jung. Die Regionalgruppe Burzenland<br />
des Verbandes der Si ebenbürgisch-Sächsischen Heimatortsgemeinschaften als<br />
Mitausrichter des Heimattages 2011 sowie d ie SJD als stän diger Mitausrichter<br />
werden daher beim Heimattag 2011 starke Akzente setzen.<br />
Zur ersten Vorbereitungssitzung des Heimattagausschusses konnte Organisationsreferent<br />
Horst Wellmann am 20. November in der Siebenbürger Stube in Dinkelsbühl<br />
zahlreiche Vertreter der veranstaltenden Gruppierungen begrüßen. Die Regionalgruppe<br />
Burzenland, vertreten durch Karl-Heinz Brenndörfer, Udo Buhn, Harald<br />
Zelgy und Rainer Lehni, wird mehrere Programmpunkte zum Heimattag<br />
2011 beisteuern. Erfreulich ist, dass der J ugendbachchor aus Kronstadt zugesagt<br />
und ein Konzert in Dinkelsbühl geben wird. In der Ausstellung mit dem Arbeitstitel<br />
„800 Jahre Burzenland“ sollen sich die Burzenländer Gemeinden vorstellen,<br />
ebenso plant das Siebenbürgische Museum eine Ausstellung über Burzenländer<br />
Künstler. Am Pfingstsamstag gestaltet die Regionalgruppe die Eröffnungsveranstaltung<br />
mit, stellt Burzenländer Brauchtum vor, der „Zeidner Wunderkreis“ wird<br />
vor der Schranne vorgeführt und die Zeidner Blaskapelle bietet ein Platzkonzert.<br />
Am Pfingstsonntag werden die Burzenländer Gemeinden im Trachtenzug stark<br />
vertreten sein und am frühen Nachmittag gibt es ein Platzkonzert der vereinigten<br />
Burzenländer Blaskapellen. Auch organisatorisch werden sich die Burzenländer<br />
einbringen, indem sie Ordner für den Trachtenzug und Helfer für den Abzeichenverkauf<br />
stellen. Die SJD – die seit ihrer Gründung 1986 – zum festen Ausrichterkreis<br />
des Heimattages gehört, wird in gewohnter Weise ihre vielen Programmpunkte<br />
durchführen, u.a. Fußball- und Volleyballturnier, das Nachwuchsprogramm,<br />
Beteiligung am Trachtenzug, Volkstanzveranstaltung, Zeltplatz sowie<br />
Infostand.<br />
Rechnung tragen will man 2011 auch, dass der Heimattag seit 60 Jahren in Dinkelsbühl<br />
stattfindet. Geplant ist dazu eine Ausstellung zum Heimattag aus der<br />
Sicht eines Dinkelsbühlers. Verbesserungen am Siebenbürgermarkt sowie die<br />
Organisation des Festzeltes und der Abzeichenverkauf waren weitere Themen<br />
dieser Heimattagausschusssitzung.<br />
Rainer Lehni<br />
(Siebenbürgische Zeitung, 30.11.<strong>2010</strong>)<br />
- 54 -
Der aktuelle Vorstand<br />
Nachbarvater: Harald Zelgy (Großhabersdorf)<br />
Altnachbarvater: Johann Roth (Augsburg)<br />
1. Stellvertreter und Kassenwart: Emmi Schmidts (Kandel)<br />
2. Stellvertreter: Klaus Foof (Ostfildern)<br />
Schriftführer: Georg Teutsch (München)<br />
Jugendvertreter: Andrea Kraus (Homburg/Saar)<br />
Robert Cloos (Ingolstadt)
Wappenbeschreibung (Blasonierung):<br />
In Silber ein natürlicher bewurzelter Nussbaum mit grüner Laubkrone.<br />
Wappenbegründung:<br />
Der Nussbaum deutet auf den Ursprung des Ortsnamens hin: Nußbach<br />
im Burzenland (Siebenbürgen) wurde zum ersten Mal 1377, in einer<br />
Urkunde des ungarischen Königs Ludwig I., unter dem Namen „villa<br />
nucum“ erwähnt. Es wird angenommen, dass sich der Name „Dorf der<br />
Nussbäume“ oder „Dorf der Nüsse“ auf die vielen Haselnusssträucher<br />
entlang des Baches bezieht, der den Ort durchquert.<br />
Ein altes Siegel der Gemeinde, aus dem Jahre 1791, zeigt einen Laub-<br />
baum mit großen Blättern, dickem Stamm und kräftigen Wurzeln.<br />
Die fünf Wurzeln sollen die vier Nachbarschaften der Gemeinde Nuß-<br />
bach und die Heimatortsgemeinschaft (<strong>HOG</strong>) Nußbach in Deutsch-<br />
land symbolisieren.<br />
Registrierung:<br />
Das Wappen wurde unter der Nummer 12500210 in die Ostdeutsche<br />
Wappenrolle (OWR) eingetragen und im Wappenbuch Band 2 (<strong>2010</strong>)<br />
veröffentlicht.<br />
Impressum:<br />
Dieses Heimatblatt wird im Auftrag der Nußbächer Heimatortsgemeinschaft (<strong>HOG</strong>) in<br />
Deutschland herausgegeben, dient zur Information eines bestimmten Personenkreises und<br />
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