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Deutscher Rat für Landespflege Freiraumqualitäten in der zukünftigen

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Umwelt zu sichern und die natürlichen<br />

Lebensgrundlagen zu schützen und zu<br />

entwickeln. Ähnlich wie beim kommunalen<br />

F<strong>in</strong>anzhaushalt müsste seitens <strong>der</strong> städtischen<br />

Verwaltungen regelmäßig e<strong>in</strong>e Bilanz<br />

über die erreichten Erfolge vorgelegt<br />

werden.<br />

Flächenhaushaltspolitik bedarf aber noch<br />

<strong>der</strong> gesellschaftlichen und politischen<br />

Akzeptanz. Es ist ihr e<strong>in</strong> wesentliches<br />

Anliegen, bestehende Bauflächenpotenziale<br />

zu mobilisieren, <strong>für</strong> die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel<br />

ke<strong>in</strong> Planungsbedürfnis festgestellt worden<br />

ist. Solche Potenziale im „unbeplanten<br />

Innenbereich“ können zur Entlastung des<br />

Druckes auf den äußeren Freiraum beitragen.<br />

Die größte Problematik <strong>der</strong> kommunalen<br />

Bodenbevorratung liegt dar<strong>in</strong>, dass sie<br />

sich vornehmlich auf die bisher noch unbebauten<br />

Flächen im Außenbereich konzentriert,<br />

zumal hier auch ger<strong>in</strong>gere Bodenpreise<br />

zu entrichten s<strong>in</strong>d. Im S<strong>in</strong>ne vorausschauen<strong>der</strong><br />

Flächenhaushaltspolitik ist es<br />

jedoch unverzichtbar, auch den Ankauf<br />

<strong>in</strong>nerstädtischer Brachflächen zur Bevorratung<br />

zu betreiben.<br />

Management<br />

Schon jetzt ist spürbar, dass e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensive<br />

bzw. angepasste Pflege aller zu den Freiräumen<br />

gehörenden Flächen von den<br />

Kommunen nicht mehr im notwendigen<br />

Umfang geleistet werden kann, weil Personal<br />

und Mittel fehlen. In Millionenstädten,<br />

z. B. <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, wird schon heute aus Kostengründen<br />

sondiert, welche repräsentativen,<br />

gartenhistorisch bedeutsamen und hochfrequentierten<br />

Parkanlagen künftig <strong>in</strong>tensiv<br />

und aufwendig und welche Flächen<br />

sehr extensiv gepflegt o<strong>der</strong> sich selbst<br />

überlassen werden sollen, bis h<strong>in</strong> zur<br />

Wie<strong>der</strong>bewaldung.<br />

Neue Wege kostengünstiger Pflege s<strong>in</strong>d<br />

also zu gehen; Dabei kommen z. B.<br />

Sponsorenmodelle durch Sportartikelhersteller<br />

o<strong>der</strong> auch private Trägerschaften<br />

(z. B. Wohnungsbaugesellschaften,<br />

Geschäftsanlieger), die e<strong>in</strong> Interesse an<br />

gut gepflegten Freiflächen haben, <strong>für</strong> die<br />

Pflege von Stadtplätzen o<strong>der</strong> öffentlichen<br />

Freiräumen <strong>in</strong> Frage. MATHEY et al. (<strong>in</strong><br />

diesem Heft) stellen e<strong>in</strong> Projekt vor, das <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> nie<strong>der</strong>ländischen Stadt Alphen <strong>in</strong> drei<br />

Stadtteilen praktiziert wird und die Öffentlichkeit<br />

<strong>in</strong> die Unterhaltung <strong>der</strong> Frei- und<br />

Grünflächen e<strong>in</strong>bezieht.<br />

Um den Aufwand und die Kosten <strong>für</strong> die<br />

Pflege zu reduzieren, hat die dortige Stadtverwaltung<br />

e<strong>in</strong> Pflegeprogramm mit drei<br />

Qualitätsstufen <strong>der</strong> Pflege (sehr <strong>in</strong>tensiv,<br />

extensiv und ökologisch) zur Erhaltung<br />

<strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong> Frei- und Grünräume entwickelt,<br />

das <strong>in</strong> Abstimmung mit den Anwohnern<br />

umgesetzt wird. Die Anwohner<br />

können mit entscheiden, wie ihre Freiflä-<br />

chen gepflegt se<strong>in</strong> sollen. Diese Wahl<br />

bee<strong>in</strong>flusst die Steuerberechnung. In <strong>der</strong><br />

Konsequenz heißt das: Je <strong>in</strong>tensiver die<br />

Pflege, desto höher die steuerliche Belastung<br />

<strong>der</strong> Anwohner; weniger Pflege bedeutet<br />

M<strong>in</strong><strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Steuerlast, aber<br />

gleichzeitig, dass die E<strong>in</strong>wohner die Flächen<br />

selber sauber halten und e<strong>in</strong>en Anteil<br />

an den Pflegearbeiten leisten müssen. Um<br />

die E<strong>in</strong>wohner hierzu zu motivieren, werden<br />

von Mitarbeitern <strong>der</strong> Stadt Workshops<br />

zur Bedeutung <strong>der</strong> Freiflächenpflege<br />

durchgeführt. Im Ergebnis konnte die<br />

Stadtverwaltung die Kosten <strong>für</strong> die Pflege<br />

ihrer Grünflächen senken und gleichzeitig<br />

die Möglichkeiten zur Identifikation <strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>wohner mit ihrer Stadt erhöhen. Voraussetzung<br />

ist allerd<strong>in</strong>gs – wie schon im<br />

Abschn. 5 angesprochen - e<strong>in</strong>e konsequente<br />

und gut durchdachte Öffentlichkeitsarbeit<br />

<strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit Bürgerversammlungen,<br />

<strong>der</strong> Bereitstellung von<br />

Informationsmaterialien und <strong>der</strong>gleichen<br />

mehr.<br />

Fazit:<br />

Deutlich wird, dass vom Pr<strong>in</strong>zip her über<br />

alle räumlichen Ebenen h<strong>in</strong>weg genügend<br />

planerische Instrumente und Möglichkeiten<br />

zur Steuerung <strong>der</strong> Flächen<strong>in</strong>anspruchnahme<br />

vorhanden s<strong>in</strong>d. Es fehlt jedoch <strong>der</strong><br />

Wille zur Umsetzung und Ausschöpfung<br />

<strong>der</strong> gegebenen Möglichkeiten sowie vor<br />

allem zu e<strong>in</strong>er effektiven Vollzugskontrolle,<br />

die sicherstellt, dass getätigte Auflagen<br />

auch umgesetzt werden. Hier sollten die<br />

Möglichkeiten besser ausgeschöpft werden.<br />

Die Vergangenheit zeigt, dass es vor allem<br />

<strong>der</strong> regionalen Planungsebene und ihren<br />

Instrumenten nur sehr begrenzt möglich<br />

ist, die Siedlungs- und Freiraumentwicklung<br />

<strong>in</strong> ihrem S<strong>in</strong>ne zu lenken und zu bee<strong>in</strong>flussen.<br />

Aber auch auf örtlicher Ebene<br />

wurden die Potenziale bei weitem nicht<br />

ausgeschöpft. Dies ist auch auf organisationsstrukturelle<br />

Defizite zurückzuführen.<br />

Es s<strong>in</strong>d daher sowohl geme<strong>in</strong>deübergreifend<br />

als auch <strong>für</strong> die kommunale Ebene<br />

neue Organisationsmodelle zur Reduktion<br />

<strong>der</strong> Flächen<strong>in</strong>anspruchnahme und zur Sicherung<br />

von <strong>Freiraumqualitäten</strong> zu entwickeln.<br />

Notwendig ist dabei letztlich e<strong>in</strong><br />

Instrumentenmix aus formellen und <strong>in</strong>formellen<br />

Instrumenten, <strong>der</strong> <strong>in</strong>formelle Formen<br />

kommunaler und <strong>in</strong>terkommunaler<br />

Zusammenarbeit sowie Verhandlungslösungen<br />

mit langfristigen, ordnungsrechtlich<br />

abgesicherten Weichenstellungen<br />

sowie ökonomischen Anreizen verb<strong>in</strong>det.<br />

Handlungsbedarf im ordnungsrechtlichen<br />

Bereich besteht <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e im H<strong>in</strong>blick<br />

auf e<strong>in</strong>e konsequentere Handhabung <strong>der</strong><br />

Bauaufsicht, genauere Vorgaben <strong>für</strong> die<br />

vor Ausführung e<strong>in</strong>es Bauvorhabens zu<br />

31<br />

erstellenden Bauvorlagen sowie e<strong>in</strong>e str<strong>in</strong>gente<br />

Auslegung <strong>der</strong> Berücksichtigungspflicht<br />

<strong>der</strong> Aussagen von Landschaftsplänen.<br />

Im Bereich des Managements <strong>der</strong> <strong>in</strong>nerstädtischen<br />

Freiräume kann es künftig zu<br />

Engpässen aufgrund fehlenden Personals<br />

und fehlen<strong>der</strong> Mittel kommen. Hier muss<br />

nach neuen Formen und Partnerschaften<br />

mit privaten Trägern o<strong>der</strong> den Bürgern<br />

gesucht werden.<br />

7 F<strong>in</strong>anzielle<br />

Steuerungs<strong>in</strong>strumente<br />

Zusätzlich zu den planerischen Instrumenten<br />

können f<strong>in</strong>anzielle Steuerungsmöglichkeiten<br />

zur Verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Flächen<strong>in</strong>anspruchnahme<br />

e<strong>in</strong>gesetzt werden. Der Zeitpunkt<br />

zur Diskussion neuer Schwerpunktsetzungen<br />

und Ausrichtungen ist günstig,<br />

denn die steigenden Kosten <strong>für</strong> die<br />

Aufrechterhaltung <strong>der</strong> städtischen Infrastruktur<br />

<strong>für</strong> die – mancherorts bereits rückläufigen<br />

- E<strong>in</strong>wohnerzahlen und <strong>für</strong> die<br />

Erschließung von Wohn- und Gewerbegebieten<br />

setzen die Geme<strong>in</strong>den unter<br />

Druck, weil die E<strong>in</strong>nahmen s<strong>in</strong>ken.<br />

Seit den 1970er Jahren stellen Bund und<br />

Län<strong>der</strong> im Rahmen <strong>der</strong> Städtebauför<strong>der</strong>ung<br />

(Städtebauför<strong>der</strong>ungsgesetz 1971,<br />

1987 <strong>in</strong> das Baugesetzbuch <strong>in</strong>tegriert) Investitionshilfen<br />

<strong>für</strong> die Erneuerung und<br />

Entwicklung <strong>der</strong> Städte und Kommunen<br />

bereit. Die Städte sollen damit <strong>in</strong> ihrer Funktion<br />

als Wirtschafts- und Wohnstandorte<br />

gestärkt werden. Zu den aktuellen Programmbereichen<br />

gehören: Stadterneuerung<br />

(Sanierung und Entwicklung), Städtebaulicher<br />

Denkmalschutz, Soziale Stadt<br />

(Hilfen zur Sicherheit, Orientierung, Perspektiven<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Zeit sozialer Umbrüche),<br />

Stadtumbau-Ost.<br />

Mit dem För<strong>der</strong>programm „Stadtumbau-<br />

Ost“ ist es gelungen, die För<strong>der</strong>ung<br />

wohnungspolitischer Maßnahmen grundsätzlich<br />

davon abhängig zu machen, dass<br />

e<strong>in</strong> von <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de beschlossenes<br />

Stadtentwicklungskonzept vorliegt und<br />

sich die zu för<strong>der</strong>nde Maßnahme hier e<strong>in</strong>fügt.<br />

Oft geht es um Abriss nicht mehr<br />

benötigter Wohnungen und die dadurch<br />

erfor<strong>der</strong>lich werdenden städtebaulichen<br />

Anpassungsmaßnahmen.<br />

Damit wird <strong>der</strong> Tatsache Rechnung getragen,<br />

dass verdichtete Siedlungsformen als<br />

Alternative zum „Wohnen im Grünen“ nur<br />

dann akzeptiert werden, wenn sie mit e<strong>in</strong>er<br />

ökologischen und sozialen Aufwertung<br />

des Wohnumfeldes e<strong>in</strong>hergehen. Hohe<br />

Wohnqualität und freiraumbezogenes<br />

Wohnen können auch <strong>in</strong> Innenstädten

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