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Deutscher Rat für Landespflege Freiraumqualitäten in der zukünftigen

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Zufriedenheit stehen. Dennoch spielt sie<br />

e<strong>in</strong>e entscheidende Rolle <strong>für</strong> die Stadtentwicklung:<br />

E<strong>in</strong> städtisches Umfeld, das<br />

wirtschaftlich befriedigende Optionen bietet,<br />

führt nicht unbed<strong>in</strong>gt zur Zufriedenheit<br />

mit <strong>der</strong> Stadt – und verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t beispielsweise<br />

ke<strong>in</strong>en Umzug <strong>in</strong>s Umland. Und umgekehrt:<br />

Wenn die persönliche wirtschaftliche Situation<br />

unbefriedigend ist, dann kann man<br />

durchaus mit <strong>der</strong> Stadt zufrieden se<strong>in</strong>, aber<br />

das wird e<strong>in</strong>e Abwan<strong>der</strong>ung <strong>in</strong> Regionen<br />

mit besseren wirtschaftlichen Aussichten<br />

nicht auf Dauer verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n.<br />

E<strong>in</strong> befriedigendes Niveau städtischer<br />

Wohn- und Lebensbed<strong>in</strong>gungen ist demnach<br />

e<strong>in</strong>e notwendige Voraussetzung <strong>der</strong><br />

Akzeptanz von Städten. Sie ist allerd<strong>in</strong>gs<br />

ke<strong>in</strong>e h<strong>in</strong>reichende Bed<strong>in</strong>gung <strong>für</strong> <strong>der</strong>en<br />

Entwicklung.<br />

2.2 Gleichzeitigkeit von Wachstum und<br />

Schrumpfung<br />

Die aktuelle Bevölkerungsentwicklung im<br />

Westen ist im Zeitraum 1997 bis 2002 bis<br />

auf die Großstädte über alle Stadt- und<br />

Geme<strong>in</strong>detypen betrachtet durch e<strong>in</strong>e leichte,<br />

aber stetige Bevölkerungszunahme gekennzeichnet.<br />

Die stärksten Zunahmen verzeichnen<br />

dabei die Landgeme<strong>in</strong>den und<br />

Kle<strong>in</strong>städte.<br />

Im Osten verläuft die Entwicklung weitaus<br />

dynamischer und zeigt e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Struktur.<br />

In den Agglomerationsräumen sche<strong>in</strong>t sich<br />

die Entwicklung zu stabilisieren. Dies gilt<br />

zum<strong>in</strong>dest <strong>für</strong> die Großstädte (Berl<strong>in</strong>, Leipzig<br />

und Dresden) und z. T. auch <strong>für</strong> <strong>der</strong>en Umland.<br />

Die großen Landgeme<strong>in</strong>den im Umland<br />

dieser Städte, vor allem im Berl<strong>in</strong>er<br />

Umland, weisen sogar die mit weitem Abstand<br />

stärkste Bevölkerungszunahme von<br />

allen Stadt- und Geme<strong>in</strong>detypen auf. E<strong>in</strong>en<br />

stark negativen Trend verzeichnen dagegen<br />

die Großstädte <strong>in</strong> verstädterten Räumen sowie<br />

alle Mittel- und Kle<strong>in</strong>städte, unabhängig<br />

von ihrer großräumigen siedlungsstrukturellen<br />

Lage (s. Abb. 4).<br />

Im Osten s<strong>in</strong>d analog zur Bevölkerungsentwicklung<br />

die Großstädte <strong>in</strong> den verstädterten<br />

Räumen sowie vor allem die Mittelund<br />

Kle<strong>in</strong>städte die großen Verlierer bei <strong>der</strong><br />

aktuellen Beschäftigtenentwicklung. Auch<br />

die Landgeme<strong>in</strong>den, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die <strong>in</strong><br />

den Agglomerationsräumen (Berl<strong>in</strong>er Umland),<br />

die bis weit <strong>in</strong> die zweite Hälfte <strong>der</strong><br />

1990er Jahre noch e<strong>in</strong>en positiven Beschäftigungstrend<br />

verzeichnen, erleben von 1999<br />

auf 2000 e<strong>in</strong>en Trendbruch mit starken<br />

Beschäftigungsverlusten.<br />

In <strong>der</strong> Aggregatbetrachtung s<strong>in</strong>d im Westen<br />

alle Stadt- und Geme<strong>in</strong>detypen Beschäftigungsgew<strong>in</strong>ner.<br />

Träger <strong>der</strong> günstigen<br />

Arbeitsplatzentwicklung im Westen,<br />

Abb. 4: Entwicklung <strong>der</strong> Bevölkerung und <strong>der</strong> Beschäftigten 1997 bis 2002.<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> den Agglomerationsräumen<br />

und dort auch <strong>in</strong> den Großstädten, dürften<br />

die überregionalen Dienstleistungen se<strong>in</strong>.<br />

Branchen wie F<strong>in</strong>anz- und Beratungsdienste,<br />

Medien und Tourismus wachsen um e<strong>in</strong><br />

Vielfaches schneller (Beschäftigungszunahme<br />

im Zeitraum 1998–2002: 15 % <strong>in</strong><br />

Deutschland) als die Gesamtbeschäftigung<br />

(nur 1,3 % Zunahme). Bevorzugte Standorte<br />

dieser Branchen s<strong>in</strong>d nach wie vor urbane<br />

Zentren.<br />

2.3 Wachsende und schrumpfende Städte<br />

<strong>in</strong> Deutschland<br />

Zwei Prozesse kennzeichnen schrumpfende<br />

Städte: <strong>der</strong> massive, dauerhafte Verlust<br />

an Arbeitsplätzen, hervorgerufen durch den<br />

wirtschaftlichen Strukturwandel, und <strong>der</strong><br />

Verlust an E<strong>in</strong>wohnern, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e durch<br />

selektive Abwan<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> jüngeren qualifizierteren<br />

erwerbsorientierten Bevölkerung.<br />

Zusammen mit den Folgen dieser Prozesse<br />

auf dem Arbeits- und Wohnungsmarkt, <strong>für</strong><br />

die städtische Infrastruktur, die Kommunalf<strong>in</strong>anzen<br />

usw. ergeben sich neue Aufgaben<br />

und Optionen <strong>für</strong> die Stadtentwicklung:<br />

Stadtentwicklungspolitik wird nicht länger<br />

alle<strong>in</strong> dadurch bestimmt se<strong>in</strong>, Wachstum<br />

räumlich zu verteilen. Für die ostdeutschen<br />

Städte gilt es schon generell, <strong>für</strong> die west-<br />

43<br />

deutschen <strong>in</strong> zunehmendem Maße, rückläufige<br />

Entwicklungen nachhaltig zu gestalten.<br />

Die Frage, welche Städte <strong>in</strong> Deutschland<br />

aktuell stärker wachsen und welche stärker<br />

schrumpfen, kann mittels folgen<strong>der</strong> sechs<br />

Indikatoren beantwortet werden:<br />

Bevölkerungsentwicklung <strong>in</strong> % 1997 bis<br />

2002<br />

Gesamtwan<strong>der</strong>ungssaldo je 1.000 E<strong>in</strong>wohner<br />

1999 bis 2001<br />

Arbeitsplatzentwicklung <strong>in</strong> % 1997 bis<br />

2002<br />

Arbeitslosenquote Durchschnitt 2000/<br />

2002<br />

Realsteuerkraft <strong>in</strong> Euro je E<strong>in</strong>wohner<br />

Durchschnitt 1999/2001<br />

Kaufkraft <strong>in</strong> Euro je E<strong>in</strong>wohner Durchschnitt<br />

1999/2002.<br />

Die Auswahl dieser Indikatoren geht davon<br />

aus, dass es sich bei Wachstum bzw.<br />

Schrumpfung um e<strong>in</strong>en mehrdimensionalen<br />

Prozess handelt. Schrumpfung bedeutet<br />

dabei e<strong>in</strong>e negative Zirkularität <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stadtentwicklung.<br />

Bevölkerungsabnahme ist auf<br />

Wan<strong>der</strong>ungsverluste zurückzuführen, hohe<br />

Arbeitslosigkeit auf starke Arbeitsplatzverluste,<br />

<strong>der</strong> Rückgang von Bevölkerung<br />

und Arbeitsplätzen führt zu Kaufkraft- und<br />

Realsteuerkraftverlusten. Abnehmende private<br />

und öffentliche Mittel bewirken s<strong>in</strong>kende<br />

Investitionen <strong>in</strong> private Betriebe und

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