Heft Innenteil 4/2011 - Katholischen Aktion Steiermark
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Heft Innenteil 4/2011 - Katholischen Aktion Steiermark
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Inhaltsverzeichnis<br />
H. Schlacher: Zu diesem <strong>Heft</strong> _____________________________________________ 2<br />
H. Schlacher: Weihnachten <strong>2011</strong> _________________________________________ 3<br />
Bildung und Bildungsangebote<br />
U. Paulweber: Katholisches Bildungswerk –<br />
engagiert und kompetent in Glaubens-, Lebens- und Bildungsfragen _________ 5<br />
A. Fink-Gradl: Fit und froh ins Alter – LIMA hilft dabei _________________________ 8<br />
T. Kaiba: Ein Vortrag zur „Patientenverfügung“ ______________________________ 10<br />
G. Ulbel-Reiter: Lust auf ein bisschen „Gehirnjogging“? ______________________ 12<br />
Aus der Gemeinschaft<br />
W. J. Pietsch: „Mein Weg zur KLE“. Ein Gespräch mit Helmut Schlacher ________ 14<br />
Hohe Geburtstage im 1. Halbjahr 2012 ___________________________________ 26<br />
W. J. Pietsch: „Ich wollt, daß ich doheime wär“<br />
Gedenken an Gertrude Keber _________________________________________ 28<br />
J. Kirchengast: Aufbruch in die Zukunft – Bericht von der Baltikumfahrt <strong>2011</strong> ___ 32<br />
K. Maritschnik: 10. Kunst- und Kulturfahrt mit Manfred Gollowitsch ____________ 36<br />
Buchbesprechungen<br />
M. Gobiet: Rudolf Egger und August Schmölzer (Hrsg.), Herzensbildung<br />
Über die Kunst, sich im Andern wieder zu erkennen ______________________ 42<br />
M. Gobiet: Anne Weber, August. Ein bürgerliches Puppentrauerspiel ____________ 43<br />
Eva Menasse, Lässliche Todsünden (Internet) _______________________________ 44<br />
Ankünder<br />
K.Haas: Bildungsfahrten 2012 ___________________________________________ 45<br />
H. Schlacher: Alte Musikinstrumente gesucht! _______________________________ 46<br />
K. Haas: Helfen beim Helfen! ______________________________________________ 46<br />
K. Haas: Zu guter Letzt ___________________________________________________ 47<br />
Kalendarium __________________________________________________________ 48<br />
Impressum ____________________________________________________________ 48
Zum Titelbild<br />
Seit 2008 führt Wolfgang J. Pietsch unsere Gemeinschaft. Heuer im<br />
Dezember feiert er seinen 65. Geburtstag. Mit Wolfgangs Porträt als Titelbild<br />
[Foto(grafik) Clemens Pietsch] und dem Interview auf den Seiten<br />
14–25 gratuliert das Redaktionsteam herzlichst im Namen aller unserer<br />
Mitglieder. Ad multos annos!<br />
Zu diesem <strong>Heft</strong><br />
Helmut Schlacher<br />
Da das vorige <strong>Heft</strong> der Begegnungen etwas umfangreicher ausgefallen<br />
ist – der Vortrag Bischof Scheuers fand aber großen Anklang –, umfasst die<br />
Nummer 4 dieses Jahrganges weniger Seiten und bringt außer oben zitiertem<br />
Interview hauptsächlich Themen, die uns vielleicht alle einmal interessieren<br />
werden oder jetzt schon unter den Nägeln brennen: „Was kann ich<br />
tun, wenn mein Gedächtnis nachlässt oder wenn ich gar hilflos den Apparaten<br />
der Medizin ausgeliefert bin?“<br />
Einige Tipps dazu verraten uns aus dem <strong>Katholischen</strong> Bildungswerk<br />
Frau Astrid Fink-Gradl und unser Redaktionsmitglied Gerti Ulbel-Reiter.<br />
Eine Vorsorge wäre es auch, sich Gedanken über die Patientenverfügung zu<br />
machen. Den Link dazu finden Sie auf Seite 11.<br />
2 | Begegnungen 4/<strong>2011</strong><br />
Weihnachten <strong>2011</strong><br />
Helmut Schlacher<br />
Jahreszahlen spielen schon lange keine Rolle mehr. Anno Domini hatte<br />
man früher geschrieben. Im Jahre des Herrn. Inzwischen hat man sich an<br />
Formeln wie „n. d. Z.“, „nach der Zeitrechnung“ oder an andere Umschreibungen<br />
des Weltereignisses von Christi Geburt fast schon gewöhnt. Und<br />
doch gibt es für mich immer ein „Vor“ und „Nach“ Christi!<br />
Nicht im zeitlichen Sinn, sondern im persönlichen Lebensrhythmus.<br />
„Vor“ Christus heißt für mich immer, wenn ich mein Leben aus Quellen<br />
schöpfe, die uns Menschen vom Schöpfer gegeben wurden: Geboren in<br />
einer guten Familie, getragen in einer Schulkameradschaft, gehalten von<br />
Genen, zu denen auch der normale Gebrauch des Gewissens und der Vernunft<br />
zählt, neugierig auf Veränderung in allem mit der Gewissheit, dass<br />
alles gut ausgehen wird.<br />
Das alles wurde mir „in die Wiege gelegt“.<br />
Aber was heißt „Nach“ Christus?<br />
Immer dann, wenn entweder alles gut gelaufen ist oder umgekehrt<br />
alles in Frage gestellt wurde, hat die Suche nicht aufgehört: Wie geht es<br />
weiter?<br />
Und das ist für mich das „plus ultra“:<br />
Christi Geburt, irgendwo im so umstrittenen Palästina, in einer Zeit des<br />
römischen kaiserlichen Anspruchs, Herr der ganzen Welt zu sein. Christi<br />
Mutter als quasi Alleinerzieherin, seine Familie nicht die Verwandten aus<br />
Nazareth, sondern wildfremde Fischer am See Genesareth. Und doch: Eine<br />
neue Familie von Gefolgsleuten: “Der ist mir Bruder, Schwester und Mutter“<br />
(Mt 12,50).<br />
Jüdische Gene, heißt das nicht, in allem den genau vorgeschriebenen<br />
Regeln zu gehorchen? Gewissensbildung als Rabbi nach den Vorbildern<br />
großer Meister?<br />
Nein! Jesus greift zurück und nach vor: Ich bin „Der Prophet“. Ihr habt<br />
gehört, ich aber sage euch! Das war die Stimme des Gewissens Jesu, vom<br />
3
Vater im Himmel, dem „lieben Papa“ und vom Hl. Geist inspiriert. Nicht<br />
jedem Windhauch nachzugeben, aber auch kein gebeugtes Rohr zu knicken.<br />
Und natürlich das Ausschlagen vernünftiger Argumente: „Gehe nicht<br />
nach Jerusalem!“<br />
So musste es ja kommen. Die Provokation des künftigen Reiches<br />
Gottes mit all den gesellschaftlichen Veränderungen (kein Meister, kein<br />
Lehrer, kein Vater), das unbedingte Wissen, wie es weiter geht, hatte Jesus<br />
in den Tod geführt.<br />
Dann kam das eigentliche „Nach“ Christus. Menschen, die alles verloren<br />
hatten, den Sohn, den Meister, den Freund, fanden zusammen zu<br />
einer neuen Gemeinschaft, brachen zu Hause das Brot und hatten alles gemeinsam.<br />
Weil, ja weil sie erfahren hatten, dass es kein „vor“ und „nach“,<br />
sondern nur ein „in“ Christus gibt. Er, der Auferstandene war mitten in<br />
ihnen. So konnten sie eine wahre weltumspannende Zukunft bauen. Mit<br />
einer neuen Familie aus gleichgestellten Schwestern und Brüdern, mit einer<br />
ganz neuen Lebensschule, mit einem Gewissen, das sich am Wohl der Mitmenschen<br />
orientierte, mit einer Vernunft, die die wahren Tiefen des gigantischen<br />
menschlichen Gehirns nicht in Vernichtungsstrategien, sondern in<br />
zukunftsorientierte Projekte fließen ließ, z. B. der Ordo Sancti Benedicti,<br />
und so zur wahren Veränderung der Welt beitrug.<br />
Plus ultra. Weihnachten <strong>2011</strong> bedeutet für mich also: Das Vorchristliche<br />
zu bewahren (Brauchtum, Familie, Einladungen, Vernunftgeschenke<br />
„Wie du mir, so ich dir“, Nostalgische Kripperlroas in Ebensee …), die<br />
Zukunft zu bedenken („Was nützt es, wenn du die ganze Welt gewinnst,<br />
aber an deinem Leben Schaden leidest?“ Mt 10,39) und vor allem im Heute<br />
zu leben: „Heute ist euch der Heiland geboren“ (Lk 2,11).<br />
Vorsitzender, Vorstand und Redaktionsteam wünschen allen Mitgliedern<br />
und Freunden der KLE ein frohes Weihnachtsfest und ein gutes Jahr 2012!<br />
Bildung und Bildungsangebote<br />
4 | Begegnungen 4/<strong>2011</strong> BIldung und Bildungsangebote<br />
Katholisches Bildungswerk –<br />
engagiert und kompetent in Glaubens-, Lebens- und Bildungsfragen<br />
Ute Paulweber<br />
Das Katholische Bildungswerk wurde 1946 als Teilorganisation der<br />
<strong>Katholischen</strong> <strong>Aktion</strong> in der <strong>Steiermark</strong> gegründet. Als Mitglied des Forums<br />
Katholischer Erwachsenenbildung in Österreich und staatlich anerkannte<br />
Einrichtung der Erwachsenenbildung vermittelt es mit seinen vielfältigen<br />
Angeboten Wertorientierung und Hilfen, die in den verschiedenen Lebensphasen<br />
zum Gelingen des täglichen Lebens beitragen können. Ehrenamtliche<br />
BildungswerkleiterInnen bieten steiermarkweit direkt vor Ort, in Pfarren<br />
und Gemeinden, Bildungsveranstaltungen auf Basis des christlichen Menschen-<br />
und Wertebildes an.<br />
Mit über 1200 Veranstaltungen im Jahr erreicht das Katholische<br />
Bildungswerk rund 30.000 Menschen. Dazu kommen 165 Eltern-Kind-<br />
Gruppen, die Müttern und Vätern Kontakte zu anderen Eltern ermöglichen<br />
sowie viele Informationen und wertvolle Tipps bereithalten. Auch für die<br />
Kleinsten sind die Gruppentreffen förderlich. Sie vermitteln neue Eindrücke<br />
und erleichtern im gemeinsamen Spiel mit Gleichaltrigen erste Schritte in<br />
eine neue Welt.<br />
Bildung schafft Netzwerke und Kontakte<br />
Ein wesentlicher Aspekt der Bildungsarbeit wird oft übersehen: Durch<br />
Bildungsveranstaltungen entstehen Netzwerke und Kontaktmöglichkeiten<br />
für viele Menschen, die sonst an Einsamkeit und Isolation leiden würden.<br />
In den 345 pfarrlichen Bildungswerken ist man bemüht, Menschen miteinander<br />
ins Gespräch zu bringen und Mut zu machen, sich auf Neues<br />
5
einzulassen. Im Sinne einer einladenden Kirche will man auch Menschen erreichen,<br />
die der Kirche fern stehen. Inklusive Erwachsenenbildung ist für das<br />
Katholische Bildungswerk kein bloßes Schlagwort: Selbstverständlich sind<br />
alle Menschen zur gleichberechtigten Teilnahme eingeladen – unabhängig<br />
von Behinderung, Alter, sozialer oder kultureller Zugehörigkeit, Religion ...<br />
Leistungen und Angebote<br />
Im Sinne lebensbegleitender Bildung hat das Katholische Bildungswerk<br />
für jede Altersgruppe ein spezifisches Angebot, das sich an den<br />
Schwerpunkten glauben.bildung, leben.bildung, eltern.bildung, seniorInnen.bildung,<br />
gesellschaft.bildung, kultur.bildung, weiter.bildung orientiert.<br />
Ergänzend zum vielfältigen Bildungsangebot direkt vor Ort in Pfarren<br />
und Gemeinden sind auch regionale Bildungsveranstaltungen geplant. So<br />
möchte man mit Großveranstaltungen zu Spezialthemen, mit regionalen<br />
Bildungstreffs, Aus- und Weiterbildungen, Seminarreihen und Kooperationsveranstaltungen<br />
ganze Regionen bzw. Pfarrverbände ansprechen.<br />
In Zusammenarbeit mit den Pfarrgemeinderäten unterstützt das Katholische<br />
Bildungswerk als kompetenter Ansprechpartner die pfarrlichen<br />
und örtlichen bildungsrelevanten Gruppierungen und leistet darüber hinaus<br />
Vernetzungsarbeit mit politischen, sozialen und konfessionellen Gruppen.<br />
Als Kompetenz- und Servicestelle sorgt das Katholische Bildungswerk<br />
für die Entwicklung von Veranstaltungsangeboten, für die Organisation von<br />
Veranstaltungen, für die Vermittlung von ReferentInnen, die Entwicklung<br />
von Modellprojekten und die Betreuung und Unterstützung der ehrenamtlichen<br />
MitarbeiterInnen in den Pfarren. Einen wichtigen Schwerpunkt bildet<br />
die qualitätsvolle Aus- und Weiterbildung aller ReferentInnen und ehrenamtlichen<br />
MitarbeiterInnen.<br />
Finanzierung<br />
Die Arbeit des <strong>Katholischen</strong> Bildungswerkes wird durch kirchliche und<br />
öffentliche Mittel, Teilnahmegebühren und Spenden finanziert. Ein wirtschaftlicher<br />
und transparenter Umgang mit den finanziellen Mitteln ist<br />
selbstverständlich. Durch eine schlanke Verwaltung, ehrenamtliche Mit-<br />
6 | Begegnungen 4/<strong>2011</strong> BIldung und Bildungsangebote<br />
arbeiterInnen und Nutzung der dezentralen Infrastruktur können die Teilnahmegebühren<br />
angemessen und günstig gehalten werden.<br />
Im Übergang zwischen Tradition und Umbruch<br />
Die gesellschaftlichen und kirchlichen Umbrüche gehen an der katholischen<br />
Erwachsenenbildung nicht spurlos vorüber. Sie muss ihren Platz im<br />
Übergang zwischen Tradition und Umbruch finden. Als Schnittstelle des<br />
Dialogs zwischen Kirche und Welt ist Katholische Erwachsenenbildung ein<br />
Teil der Pastoral. Sie trägt zur Persönlichkeitsbildung bei, ist lebensweltorientiert<br />
und hilfreich bei der Bewältigung des Alltags und in Krisensituationen.<br />
In einer Zeit, in der das Christsein immer weniger durch Sozialisationsprozesse<br />
vermittelt wird, eröffnet Katholische Erwachsenenbildung neue<br />
Zugänge zu einem christlichen Menschenbild, indem sie christliche Sichtweisen<br />
und Werte einbringt.<br />
Als Bildungsnahversorger bietet das Katholische Bildungswerk in der<br />
<strong>Steiermark</strong> mit seinen flächendeckenden Veranstaltungen weit reichende<br />
Möglichkeiten zur persönlichen Weiterentwicklung – in allen Lebensphasen.<br />
Der Mensch, der sich ein Leben lang immer wieder auf Neues einlassen<br />
muss, muss Lernen als Lebensbereicherung erleben, ohne den Zwang, sich<br />
„lebenslänglich“ dem technischen Fortschritt und ökonomischen Wandel<br />
anpassen zu müssen. Lebenswissen und Identitätslernen müssen das reine<br />
Funktionswissen ergänzen. In diesem Sinne verstehen sich die ReferentInnen<br />
des <strong>Katholischen</strong> Bildungswerkes nicht als lehrende Experten, sondern<br />
vielmehr als Lernberater und Moderatoren von Lernprozessen, die die Teilnehmenden<br />
zum Selbstlernen befähigen und die Freude am „lebenslangen“<br />
Lernen fördern und erhalten.<br />
Ute Paulweber, Geschäftsführung Katholisches Bildungswerk <strong>Steiermark</strong><br />
Bischofplatz 4, 8010 Graz, Tel. 0316 / 8041 251<br />
e-mail: kbw@graz-seckau.at, homepage: bildung.graz-seckau.at<br />
7
Fit und froh ins Alter – LIMA hilft dabei<br />
Astrid Fink-Gradl<br />
Wir werden immer älter und möchten auch im Alter möglichst gesund<br />
und fit sein. Kein Wundermittel kann verhindern, dass wir altern, aber wir<br />
können selbst viel dazu tun, um Selbstständigkeit und Lebensfreude möglichst<br />
lang zu bewahren. Körperliche und geistige Fitness sind dabei wichtige<br />
Faktoren und es ist erwiesen, dass regelmäßiges und systematisches Trainieren<br />
von Gedächtnis und Motorik zu deren Erhaltung beiträgt und bis ins hohe<br />
Alter Sinn macht.<br />
Das Katholische Bildungswerk der Diözese Graz Seckau bietet daher in<br />
Kooperation mit dem Pastoralamt seit 2002 das Trainingsprogramm „LIMA“<br />
an, dessen Ziel schon im Namen steckt: „Lebensqualität im Alter“. Das<br />
Programm richtet sich an all jene, die die Lust am Leben wieder entdecken<br />
bzw. erhalten wollen. Eingeladen sind Männer und Frauen ab 55 Jahren –<br />
nach oben hin sind keine Grenzen gesetzt. Voraussetzung ist nur die Bereitschaft<br />
zur regelmäßigen Teilnahme.<br />
Grundlage des Trainingsprogramms ist die „SIMA-Studie“ (Selbstständig<br />
im Alter) der Universität Erlangen, die den günstigen Einfluss von Gedächtnistraining,<br />
psychomotorischem Training und Kompetenztraining auf<br />
die Alltagsbewältigung im Alter nachgewiesen hat. Das LIMA-Konzept baut<br />
darauf auf und bietet Anregungen in den 4 Lebensbereichen Gedächtnis<br />
(mit Spaß geistig fit bleiben), Bewegung (beweglich bleiben und sich entspannen),<br />
Alltagsfähigkeiten (Kompetenztraining – mit den Veränderungen<br />
im alltäglichen Leben umgehen und die eigenen Beziehungsfähigkeiten<br />
erweitern) und Lebenssinn (sich mit Sinnfragen auseinandersetzen und<br />
Kraftquellen im Glauben finden).<br />
In den Gruppenstunden werden Bausteine aus den vier Bereichen<br />
kombiniert. Die Übungen sind praktisch und alltagsorientiert und werden<br />
auf die Bedürfnisse der Teilnehmenden abgestimmt. Ergänzend gibt es auch<br />
Material für zu Hause, denn viele TeilnehmerInnen werden dazu motiviert,<br />
die Übungen auch daheim fortzusetzen.<br />
8 | Begegnungen 4/<strong>2011</strong> BIldung und Bildungsangebote<br />
Die Trainingseinheiten finden in Gruppen statt, die sich zumindest<br />
10-mal treffen und von ausgebildeten LIMA-GruppenleiterInnen betreut und<br />
begleitet werden.<br />
Die zertifizierte Ausbildung der LIMA-TrainerInnen wird vom <strong>Katholischen</strong><br />
Bildungswerk durchgeführt und ist mit 9,5 ECTS-Punkten von der<br />
WeiterBildungsAkademie Österreich akkreditiert.<br />
Viele LIMA-Gruppen treffen sich regelmäßig, oft über Jahre hinweg. So<br />
feierte heuer die LIMA-Runde in Frohnleiten ihr 7-Jahres-Jubiläum und die<br />
LIMA-Runde in Lieboch ihr 5-Jahres-Jubiläum!<br />
Die Kosten pro LIMA-Einheit und pro Person betragen € 6,–.<br />
Das Katholische Bildungswerk bietet aber auch steiermarkweit kostenlose<br />
Schnupperstunden an, in denen Interessierte Inhalte und Ablauf eines<br />
LIMA-Seminars kennenlernen können.<br />
Neben 31 LIMA-Seminaren wurden heuer auch 34 solcher Informationsveranstaltungen<br />
durchgeführt.<br />
Neben den Gruppenstunden in Pfarre oder Gemeinde möchte man<br />
LIMA auch für Menschen in SeniorInnenwohnheimen bzw. Betreutem Wohnen<br />
zugänglich machen. In Kooperation mit der Caritas wurde LIMA von<br />
Jänner bis Juli als Pilotprojekt in Fernitz, Gleinstätten, Preding und Rottenmann<br />
durchgeführt.<br />
Ein Erfahrungsbericht, der zum Ausprobieren anspornt:<br />
Wir besuchen seit Februar eine LIMA-Gruppe. Mit 78 und 79 Jahren<br />
gehören wir zwar zu den „Alten“, aber wir sind mit großem Eifer dabei. Als<br />
Ehepaar ist zwischen uns fast ein kleiner Wettkampf entstanden, wer<br />
denn nun von uns schneller herausfindet, dass REMLTOM Trommel heißt<br />
oder LIEFEG Fliege ...<br />
Bei den Übungen zu Hause darf manchmal die ganze Familie mithelfen.<br />
Vor allem die Enkelinnen sind mit Feuereifer dabei, Omi und Opi bei<br />
den „Hausaufgaben“ zu unterstützen.<br />
Neben den Übungen, bei denen jede Woche viel gelacht wird, freuen<br />
wir uns auch über den Erfahrungsaustausch mit den anderen über Alltagskompetenzen,<br />
Lebens- und Sinnfragen. Eigentlich wäre unser Seminar<br />
9
längst vorbei, aber alle aus unserer Gruppe wollten weitermachen. So<br />
freuen wir uns weiterhin auf unsere LIMA-Gruppe am Mittwochvormittag.<br />
Martha und Theo Platter<br />
Kontakt und weitere Informationen:<br />
Astrid Fink-Gradl, Katholisches Bildungswerk<br />
Bischofplatz 4, 8010 Graz, bildung.graz-seckau.at<br />
kbw@graz-seckau.at, Tel. 0316 / 8041 345<br />
„Patientenverfügung“<br />
Ein Vortrag von Dr. Trautgundis Kaiba<br />
Helmut Schlacher<br />
Um die 60 Interessierte, natürlich meist<br />
betagtere Mitglieder unserer Gemeinschaft<br />
sind der Einladung von Karl Haas gefolgt,<br />
um am 9. November Nachmittag im<br />
B arocksaal des Grazer Priesterseminars<br />
von berufener Seite Informationen über die<br />
„Patientenverfügung“ zu erhalten.<br />
Nach der Begrüßung durch Haas, der<br />
betonte, Frauen seien im Sozialbereich<br />
kompetenter als Männer, erzählte Frau<br />
Dr. Kaiba, ehemalige Lungenfachärztin in<br />
Hörgas, von ihrem Engagement bei der<br />
Gründung des Hospizvereines und der Palliativmedizin (siehe auch ihren<br />
Beitrag in <strong>Heft</strong> 3/<strong>2011</strong>, Seite 65–68). Je ein Drittel ihres Pensionslebens<br />
widmet sie den beiden Bereichen.<br />
10 | Begegnungen 4/<strong>2011</strong> BIldung und Bildungsangebote<br />
Aus ihrer Erfahrung heraus erläuterte sie praxisnahe das neue Modell<br />
des Patientenverfügungsgesetzes vom 8. Mai 2006. Es geht darum,<br />
zwischen verbindlicher und beachtlicher „Patientenverfügung“ zu unterscheiden.<br />
Beide Arten müssen in Zukunft von Ärzten als ausdrücklich dokumentierter<br />
Wille des Patienten anerkannt werden. Anschließend konnten die<br />
Teilnehmer die Zusammenfassung ihres Vortrages, das Formular der Patientenverfügung<br />
und die Anleitung zum Ausfüllen mitnehmen.<br />
Wer sich dafür interessiert, kann beides bei der PatientInnen- und<br />
Pflegeombudsschaft kostenlos anfordern: Friedrichgasse 4, 8010 Graz,<br />
Tel.: 0316 / 877 3350, E-Mail: ppo@stmk.gv.at<br />
Auf der homepage www.patientenvertretung.steiermark.at können<br />
Formular und Anleitung auch heruntergeladen werden.<br />
Diese Information ist notwendig, um es möglich zu machen, selbstbestimmt<br />
zu leben bis zuletzt und menschenwürdig zu sterben.<br />
11
Lust auf ein bisschen „Gehirnjogging“?<br />
Gertrude Ulbel-Reiter<br />
Halten Sie mit einigen Sprachspielen Ihre grauen Zellen auf Trab;<br />
man kann allein oder auch in der kleinen Gruppe – mit oder ohne Zeitlimit<br />
– raten.<br />
Aufgabe 1<br />
Denken Sie sich ein Hauptwort aus, schreiben Sie dieses in Blockbuchstaben<br />
links von oben nach unten und mit etwas Abstand rechts von<br />
unten nach oben; dadurch haben Sie Anfangs- und Endbuchstaben erhalten,<br />
die zu einem sinnvollen Hauptwort ergänzt werden sollen.<br />
Dazu ein Beispiel und mögliche Lösungen:<br />
H -------- T (Honigbrot, Himmelszelt, Hornhaut, Hut, Herkunft etc.)<br />
E -------- S (Erdbeereis, Erbsenreis, Englischkurs, Ersatzlos, Egoismus etc.)<br />
R -------- B (Raub, Rechenstab, Restaurierungsbetrieb, Rosenlaub, etc.)<br />
B -------- R (Bauer, Bäcker, Briefträger, Bier, Beamter etc.)<br />
S -------- E (Seite, Stausee, Schipiste, Schuhe, Sense etc.)<br />
T -------- H (Tischtuch, Teppich, Tintenfisch, Trachtenschuh, Tondach etc.)<br />
Aufgabe 2<br />
Hier ist zwischen dem Wort links und dem Wort rechts eine „Brücke“<br />
zu schlagen; d.h. es ist ein Begriff zu finden, der sowohl mit dem ersten als<br />
auch mit dem zweiten ein sinnvolles Wort ergibt.<br />
Einige Beispiele:<br />
HAUS -------- KLASSE Das Füllwort könnte MEISTER (HAUSMEISTER/<br />
MEISTERKLASSE) sein.<br />
BERG -------- LÖFFEL Suchen Sie gleich selbst nach einer Lösung!<br />
BUCH -------- SCHLUSS<br />
LEHRER -------- PFLANZE<br />
SALAT -------- BALL<br />
AUTO -------- HOF<br />
AUGEN -------- BAND<br />
SCHLOSS -------- SCHEIN<br />
12 | Begegnungen 4/<strong>2011</strong> BIldung und Bildungsangebote<br />
Aufgabe 3<br />
Nun ist Ihre Fähigkeit zum „Umdenken“ gefragt!<br />
Mit welchem Löffel kann man nicht essen?<br />
In welchem Topf kann man nicht kochen?<br />
In welchem Bett kann man nicht schlafen?<br />
Mit welchem Schlüssel kann man nicht sperren?<br />
Mit welchen Augen kann man nicht sehen?<br />
Mit welcher Kerze kann man nicht leuchten?<br />
Welche Birne kann man nicht essen?<br />
Aus welchem Glas kann man nicht trinken?<br />
(Lösungen der Aufgaben 2 und 3: Die Brückenwörter sind SCHUH,<br />
LADEN, ZIMMER, KOPF, BAHN, MASS, PARK;<br />
bei den Scherzfragen gäbe es mehrere Antworten; ich habe diese<br />
Vorschläge: SCHUHLÖFFEL, BLUMENTOPF, FLUSSBETT, HIMMEL-<br />
SCHLÜSSEL, FETTAUGEN, KÖNIGSKERZE, GLÜHBIRNE, FENSTERGLAS)<br />
Viel Vergnügen wünscht Gertrude Ulbel-Reiter!<br />
13
Aus der Gemeinschaft<br />
„Mein Weg zur KLE“<br />
Ein Gespräch mit unserem Vorsitzenden, Prof. Dr. Wolfgang J. Pietsch,<br />
aus Anlass seines 65. Geburtstages am 13. Dezember <strong>2011</strong><br />
H(elmut Schlacher): Seit 2008 bis du<br />
unser Vorsitzender, aber vielen von uns<br />
noch nicht richtig bekannt. Wie bist du<br />
überhaupt zu unserer Gemeinschaft<br />
gekommen?<br />
W(olfgang J. Pietsch): Mein Weg zur KLE<br />
war durch meine Eltern vorgezeichnet. Vater<br />
und Mutter, Dr. Walter und Therese Pietsch,<br />
waren wohl von Anfang an dabei, von<br />
1945, dem Entstehungsjahr, oder seit<br />
1946, meinem Geburtsjahr. Auch das hatte persönliche Gründe und war<br />
zugleich Zufall. Mein Vater war mit unserem Gründer, Prof. Franz<br />
M. Kapfhammer, befreundet. Sie kannten sich vom Wiener Pädagogium in<br />
der Hegelgasse (der späteren Lehrerbildungsanstalt).<br />
H.: War das eine gemeinsame Neuland-Begegnung und Freundschaft?<br />
W.: Nicht ganz. Mein Vater war damals, nach dem Ende des 1. Weltkrieges,<br />
Mitglied des CDSB, des Christlich-deutschen Studentenbundes. Das war<br />
der Vorläufer von Bund Neuland. Dort dürfte mein Vater mit dem etwas<br />
älteren Franz M. Kapfhammer dann näher bekannt geworden sein und aus<br />
dieser Begegnung erst resultierte die Freundschaft, die dann ein Leben lang<br />
hielt. Bereits zu dieser Zeit wird meinem Vater klar geworden sein, dass der<br />
junge Mensch zum Erwachsenwerden drei Pfeiler braucht: die Geborgenheit<br />
14 | Begegnungen 4/<strong>2011</strong> Aus der Gemeinschaft<br />
eines liebevollen Elternhauses, die passende Schule und als dritten Pfeiler<br />
eben eine Jugendgruppe. Wenn man Kapfhammers Biographie kennt, dann<br />
weiß man, dass eine solche Heimstätte in einer Jugendbewegung existenzerhaltend,<br />
ja existenzentscheidend sein konnte.<br />
Die Vorreiter-Rolle des CDSB hat Kapfhammer in seinem schönen Buch<br />
Neuland, Erlebnis einer Jugendbewegung, 1987, zwei Jahre vor seinem<br />
Tod eindringlich dargestellt. Da wird auch klar, dass es so etwas wie eine<br />
familiäre, generationenübergreifende Glaubens- und Mentalitätsgeschichte<br />
gibt. Daher hier nur noch ein Hinweis: Die damals durch den CDSB und<br />
Neuland geprägte katholische Einstellung war auch ein wesentlicher Grund,<br />
dass mein Vater den Verlockungen des Nationalsozialismus widerstehen<br />
konnte. Das gilt auch für meine Mutter – insgesamt ein Befund, der mein<br />
späteres historisches Bewusstsein und meinen Zugang zum Glauben erleichtert<br />
hat. Meine Eltern heirateten am 30. Juli 1938, zum letztmöglichen<br />
Zeitpunkt, da man nur kirchlich heiraten durfte, ohne staatliches, damals<br />
bereits nationalsozialistisch gefärbtes Standesamt. Das sagt schon sehr viel.<br />
H.: Doch nach dem 2. Weltkrieg war die Situation anders.<br />
Da war von Jugendbewegung im klassischen Sinn, zumal in der<br />
<strong>Steiermark</strong>, kaum die Rede.<br />
W.: Natürlich nicht. Der Bund Neuland war vor allem in Wien wieder auferstanden.<br />
Wir lebten damals in Feldbach. Mein Vater war dort nach dem<br />
Krieg zum Hauptschuldirektor ernannt worden. Zu Beginn der 50er Jahre<br />
gab’s dort keine Neuland-Gruppe, sehr wohl aber eine Pfadfinder- und<br />
Wölflingsgruppe, der mich meine Eltern anvertrauten. Und sehr bald gab’s<br />
dann die Osterschilager der Erziehergemeinschaft, wie man damals sagte,<br />
auf der Rosatin. An sie habe ich noch eine vage Erinnerung.<br />
H.: Hat die nicht Prof. Parizek ins Leben gerufen, unser erster<br />
Gemeinschaftskaplan?<br />
W.: So wird es wohl gewesen sein. Ein prägendes Erlebnis war dann Ostern<br />
1963 auf der Rosatin. Parizek zog mich in seinen Bann. Mit seinen Texten,<br />
seinen Ansprachen, seinen Autoren und seinen Liturgiefeiern. So lernte ich<br />
15
durch ihn damals Teilhard de Chardin (1881–1955) kennen, der in so genialer<br />
Weise Naturwissenschaft und Glaube verbinden konnte, aber auch Guy<br />
de Larigaudie (1908–1940), den legendären Pfadfinderführer und Reiseschriftsteller,<br />
einen Verwandten im Geiste des Saint-Exupéry. Da lagen<br />
natürlich Welten dazwischen. Aber Parizek verstand es, sub specie aeternitatis<br />
alles unter einen Hut zu bringen und Jugendliche wie Erwachsene anzusprechen.<br />
Auch die französische Existenzphilosophie konnte er gut vermitteln.<br />
H.: Es war damals die Konzilszeit, eine heute unvorstellbare Epoche<br />
des geistigen und geistlichen Aufbruchs. Christentum sollte rational<br />
und emotional ansprechen. Parizek stand da mitten drin.<br />
W.: So war es. Sein Kreuzweg damals am Karfreitag war kein frömmlerisches<br />
Ritual, sondern emotional und intellektuell ergreifende Liturgie.<br />
H.: Aber Mitglied der Erziehergemeinschaft warst du damals noch nicht?<br />
W.: Nein, da war ich zu jung. Zudem aktives Mitglied einer lebendigen Grazer<br />
Pfadfindergruppe, die sich allerdings in meinem Maturajahr (1965)<br />
unter traurigen Begleitumständen auflöste.<br />
H.: So kamst du von den Pfadfindern zur Gemeinschaft?<br />
W.: So ist es. Der Weg war ja nicht weit, der Anlass naheliegend: Im Sommer<br />
1965 veranstaltete die Erziehergemeinschaft eine vierwöchige Spanienfahrt<br />
unter Fritz Krischanitz, mit allem Drum und Dran, das mir aus der<br />
Pfadfinderzeit erinnerlich war: mit Zelt, Gas-Kocher etc. Und rund 40 aufgeschlossene<br />
junge Menschen im Reisebus. Es war meine erste große<br />
Unternehmung dieser Art und hinterließ einen nachhaltigen Eindruck.<br />
H.: Kannst du diesen Eindruck näher erläutern?<br />
W.: Es war der Gedanke des Fahrens, des Unterwegsseins mit einfachen<br />
Mitteln, die Übernachtung im Freien, zumeist unter dem klaren Sternenhimmel,<br />
die Verbundenheit mit der Landschaft und der Natur, auch mit ihren<br />
weniger schönen Elementen (auf der Rückfahrt in Südfrankreich erlebten<br />
16 | Begegnungen 4/<strong>2011</strong> Aus der Gemeinschaft<br />
wir am Zeltplatz eine schaurige Gewitternacht), dann vor allem die Kunstwerke,<br />
die wir kennen lernen durften, das ganze kulturelle Umfeld der Länder,<br />
die wir durchfuhren (dazu gehörte auch Portugal und das nördlichste<br />
Stück von Marokko), und dann natürlich die Lieder und Diskussionen in<br />
froher Runde über Gott und die Welt. All das kannte ich von den Pfadfindern<br />
und setzte sich nun in der Erziehergemeinschaft fort.<br />
H.: Damals waren die „Fahrten“ ja nur für die Jüngeren und nur ein<br />
kleiner Teil der Aktivitäten.<br />
W.: Das war mir damals auch klar. Gewissermaßen als Ergänzung nahm ich<br />
in den 60er Jahren gemeinsam mit meinem Vater, teils auch mit Mutter und<br />
Schwester an den Jahrestagungen in Seggauberg teil, die Prof. Kapfhammer<br />
veranstaltete. Erst damals lernte ich ihn so richtig kennen, den Freund meines<br />
Vaters. Ich nahm ihn als eine außerordentlich beeindruckende Persönlichkeit<br />
wahr. Beeindruckend für mich auch die Lesungen, zu denen er<br />
einlud. Es war für mich die erste Gelegenheit, zeitgenössische Autoren aus<br />
nächster Nähe kennen zu lernen. Wilhelm Szabo und Christine Busta sind<br />
mir noch in lebhafter Erinnerung. Zwei Lyriker. Ein Zufall?<br />
H.: Und das Katholische? War das kein Problem damals für dich, in jener<br />
Altersstufe, in der man meist sehr kritisch der Kirche und dem Glauben<br />
gegenübersteht und die oft entscheidend ist für die spätere Einstellung?<br />
W.: Nein, überhaupt nicht. In diesen entscheidenden Jugendjahren, etwa<br />
zwischen dem 16. und 20. Lebensjahr, hatte ich mit Vertretern der Kirche<br />
fast nur positive Erfahrungen. Dr. Daniel Kern war mein geschätzter Religionsprofessor<br />
in der Oberstufe des Carneri-Gymnasiums. Mit Martin Gutl<br />
(1942–1994), der ebenfalls aus Feldbach stammte, waren wir bis zu seinem<br />
tragisch frühen Tod befreundet. Er war wohl einer der charismatischsten<br />
Priester unserer Diözese. Prof. Parizek kannte ich von der Gemeinschaft<br />
und er war auch privat bei uns zu Gast in der Familie. Meine Schwester<br />
Ursula hatte ihn fünf Jahre im Religionsunterricht am Musisch-pädagogischen<br />
Real-Gymnasium am Hasnerplatz. Noch heute erzählt sie, wie er sie<br />
geprägt habe, vor allem auch in Fragen der Philosophie.<br />
17
H.: Waren Kapfhammer und Parizek für dich damals die einzigen<br />
Repräsentanten der KLE?<br />
W.: Nein, keineswegs. Parizek erlebte ich eigentlich nur mehr im Abglanz<br />
seines Wirkens als Kaplan der Gemeinschaft. Sein mittelbarer oder unmittelbarer<br />
Nachfolger in diesem Amt war der von mir hochgeschätzte Dr. Dr.<br />
Norbert Hofer. Er hielt Bibelrunden oder vielmehr eine Art Einführung in die<br />
Lektüre des Alten und Neuen Testaments. Das eröffnete mir einen ganz<br />
neuen, fast möchte ich sagen, wissenschaftlich-hermeneutischen Zugang<br />
zur Bibel. Seinen Abgang von der Gemeinschaft habe ich damals, wie wohl<br />
auch andere, sehr bedauert und als echten Verlust empfunden.<br />
H.: Das alles lässt sich unter dem Begriff „Glaubensbildung“ subsumieren.<br />
Die KLE steht doch für viel mehr, vor allem für das Musische.<br />
W.: Das war auch der Grund, dass ich als Student zwischen 1966 und<br />
1970 regelmäßig an den Schiwochen in Mauterndorf und auf dem Greim<br />
teilnahm und im Jahr 1967 die vierwöchige Türkei-Reise mit Erwin Lackner<br />
mitmachte. Auch sie ein nachhaltiges Erlebnis, das mich in meinem<br />
altertumswissenschaftlichen Interesse bestärkt hat. Es war die ganzheitliche<br />
Sicht, die ich in der KLE fand, die Verbindung von ratio (Vernunft), fides<br />
(Glaube) und dem Musischen, ob nun im Bereich der Musik oder der Kunst.<br />
H.: Dabei hätte es für einen katholisch eingestellten Studenten wie dich<br />
in Graz doch die KHJ, die Katholische Hochschuljugend, gegeben …<br />
W.: ... die mir damals zu kopflastig, zu abgehoben und zu wenig jugendbewegt<br />
war. Die Gottesdienste der KHG von Egon Kapellari, der damals Studentenseelsorger<br />
war, hatte ich allerdings sehr oft besucht. Seine Predigten<br />
waren mit ein Grund, dass ich damals bei der Stange blieb, nicht die Kirche<br />
verließ, wie viele meiner Mitschüler und Kommilitonen.<br />
H.: Sich Netzwerke aufzubauen, hätte ja später von Vorteil sein können.<br />
Manche haben hier ihre Karriere begründet.<br />
W.: Das ahnte ich zwar damals schon, aber es interessierte mich nicht,<br />
weder in der KHJ noch in einer Studentenverbindung. Ich war vorrangig an<br />
18 | Begegnungen 4/<strong>2011</strong> Aus der Gemeinschaft<br />
der Sache interessiert, an Sprachen und Literaturen und an Kulturgeschichte<br />
im weitesten Sinne.<br />
Es war auch ein zeitliches Problem. Mein Vater trat 1970 in den Ruhestand<br />
(er war in den letzten Dienstjahren Direktor des Pädagogischen Instituts am<br />
Hasnerplatz und damit unmittelbarer Vorgänger von Karl Haas). Da trachtete<br />
ich, möglichst bald mit dem Studium fertig zu werden, um Vater nicht<br />
weiter auf der Tasche zu liegen. Da war für Aktivitäten außerhalb des Studiums<br />
nicht viel Zeit.<br />
H.: Was hast du nach der Matura studiert?<br />
W.: Zunächst gar nichts. Vielmehr musste ich 9 Monate beim Bundesheer<br />
dienen.<br />
H.: Und dann?<br />
W.: Die Entscheidung fiel mir nicht leicht. Ich hatte vielseitige Interessen. In<br />
meinem Maturazeugnis standen vier Fremdsprachen (Latein, Griechisch,<br />
Englisch und Französisch). Darauf war ich eher stolz als auf die Auszeichnung.<br />
Sprachen und Literaturen interessierten mich sehr, aber auch Kunstgeschichte<br />
und Theologie. Wegen der besseren Berufsaussichten entschied ich<br />
mich schließlich für Klassische Philologie und Germanistik, für das Lehramt.<br />
Ich habe das nie bereut. Es war für mich die ideale Fächerkombination.<br />
H.: Das hast du in Graz studiert?<br />
W.: Nur bis zum Abschluss der Lehramtsprüfung. Das war 1971. Mit einem<br />
Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes konnte ich<br />
anschließend zwei Semester in Heidelberg studieren und mit einer Dissertation<br />
beginnen.<br />
H.: Wieso gerade Heidelberg?<br />
W.: Heidelberg bot damals für meine Fächer international bekannte Koryphäen.<br />
In der Latinistik die Professoren Viktor Pöschl und Michael von Albrecht,<br />
in der Germanistik Arthur Henkel. Doch konnte ich dort auch andere<br />
Kapazitäten hören, z. B. Hans Georg Gadamer, den Philosophen, der trotz<br />
19
seines Alters noch las. Er war übrigens – neben Prof. Topitsch in Graz – der<br />
einzige akademische Philosoph, der sich mir nachhaltig eingeprägt hat.<br />
Sein Buch Wahrheit und Methode steht jetzt noch in meinem Bücherschrank.<br />
H.: Und nach Heidelberg?<br />
W.: Nach diesem Jahr, das für mich wohl das anregendste und spannendste<br />
meines Lebens war, kehrte ich nach Graz zurück. In der <strong>Steiermark</strong> wurden<br />
damals dringend Lehrer für meine Fächer gesucht. So trat ich, ohne die Dissertation<br />
fertig gestellt zu haben, in den höheren Schuldienst ein. Ein weiterer<br />
Grund meiner Rückkehr war die anstehende Familiengründung. 1973<br />
heiratete ich Maria Weeber. Sie war damals Assistentin auf der Grazer Germanistik.<br />
Bald darauf kamen unsere Kinder Cornelia und Clemens zur Welt.<br />
H.: Damit war die KLE für dich gestorben?<br />
W.: Fast schien es so. In der Tat, als junger Lehrer und Familienvater hat man<br />
genug zu tun. Für die KLE blieb kaum mehr Zeit, weder für die Teilnahme an<br />
Reisen noch an Schiwochen o. ä. Allerdings: Mit Prof. Kapfhammer war ich in<br />
Verbindung geblieben. Er gab mir Bücher zur Rezension in den „Werkblättern“,<br />
wie unsere Zeitschrift damals hieß. Die Besprechungen erschienen<br />
dann in den 70er Jahren. Ich war öfter bei ihm auf Besuch. Seine Persönlichkeit<br />
faszinierte mich mehr denn je, sein weiter Horizont, seine Belesenheit,<br />
wie ich sie bei germanistischen Fachkollegen nur selten antraf. Zudem war er<br />
ein gläubiger, überzeugter und überzeugender Christ. Im <strong>Heft</strong> 2/2004 der<br />
„Begegnungen“ habe ich versucht, ihm ein kleines Denkmal zu setzen.<br />
H.: Das war anlässlich der Gedenkfeier zu seinem 100. Geburtstag.<br />
Ich erinnere mich. Da sprach sogar Altlandeshauptmann Dr. Josef<br />
Krainer. Aber in der Gemeinschaft warst du dann nicht mehr aktiv?<br />
W.: Das stimmt. Nachdem Kapfhammer die Schriftleitung der „Werkblätter“<br />
zurückgelegt hatte und schließlich verstorben war (1989), zog ich mich<br />
zurück, obgleich ich seit dem 20. Lebensjahr Mitglied war. Das hatte aber<br />
ausschließlich familiäre und berufliche Gründe.<br />
20 | Begegnungen 4/<strong>2011</strong> Aus der Gemeinschaft<br />
H.: Welche waren das?<br />
W.: Zum einen schloss ich Anfang der 80er Jahre endlich meine Dissertation<br />
ab. Sie erschien dann 1988 als Buch, in der Reihe „Studien zur<br />
Vergleichenden Literaturwissenschaft“ des Olms-Verlages in Hildesheim.<br />
Sie beschäftigte sich mit der Rezeption (d. h. mit der Aufnahme) des<br />
römischen Dichters Horaz in der deutschen Literatur des 18. Jahrhunderts.<br />
1975 wurde ich als Vertragslehrer für Deutsch und Latein an das Akademische<br />
Gymnasium in Graz versetzt. Schon an der alten Schule, aber erst<br />
recht an meinem neuen Dienstort sah ich, welch gewaltiger Reformstau für<br />
den Lateinunterricht entstanden war. So versuchte ich, mich in den folgenden<br />
Jahren und Jahrzehnten mit voller Kraft der methodischen und didaktischen<br />
Erneuerung des Lateinunterrichts zu widmen, gemeinsam mit einigen<br />
anderen Kolleginnen und Kollegen.<br />
H.: Als Außenstehender kann man sich schwer vorstellen, was dabei<br />
zu tun ist.<br />
W.: Das glaube ich gern. Aber die Sache liegt auf der Hand. Zunächst einmal<br />
verfasste ich gemeinsam mit zwei Kollegen einen neuen Lehrgang für<br />
den Latein-Unterricht an der Unterstufe, die Via Nova. Die zwei Bände, die<br />
dann bei Langenscheidt in Wien erschienen und auf einer schottischen Vorlage<br />
beruhten, erlebten sieben Auflagen. Das Buch machte Furore unter<br />
Fachkollegen. Es stieß den alten Liber Latinus unseligen Angedenkens vom<br />
Sockel und brachte neue Aspekte in den Elementarunterricht. Es war übrigens<br />
das erste Lateinbuch in Österreich, das ein zeitgenössischer Künstler<br />
(Hartmut Urban, 1941–1997) illustriert hat.<br />
H.: Für ein so lehrbuchgebundenes Fach wie Latein leuchtet ein neues<br />
Unterrichtswerk ein. Den Liber Latinus soll es ja schon seit den 30er<br />
Jahren gegeben haben. Aber sonst?<br />
W.: Ich schrieb damals auch Schulfunksendungen für den Lateinunterricht,<br />
verfasste später zahlreiche fachdidaktische Artikel im Jahresbericht meiner<br />
Schule und in österreichischen und deutschen Fachzeitschriften.<br />
21
H.: Sind diese Artikel bibliographisch erfasst und somit auffindbar?<br />
W.: Die Bibliographie der Geisteswissenschaftlichen Fakultät der Karl-<br />
Franzens-Universität Graz, Bd. 2, 1990 und Bd. 3, 1995, ferner die Bibliographie<br />
für den Lateinunterricht, die 1994 und <strong>2011</strong> in Bamberg erschien,<br />
listen so ziemlich alle meine Beiträge auf.<br />
Vor allem aber gründeten wir, drei Kollegen aus Grazer Gymnasien, Ende der<br />
70er Jahre die erste fachdidaktische Zeitschrift für den Lateinunterricht in<br />
Österreich: IANUS – Informationen zum Altsprachlichen Unterricht. 1988<br />
übernahm ich die Schriftleitung, um die ich mich noch immer kümmere.<br />
H.: Fachdidaktik, das klingt nach Universität und Lehrerbildung.<br />
W.: So ist es. Einige Jahre hindurch war ich Lehrbeauftragter für Latein-<br />
Didaktik an der Grazer Universität. In der Lehrerfortbildung bin ich noch<br />
immer tätig. Auch etliche Unterrichtsprojekte in Latein habe ich ausgerichtet.<br />
Zwei möchte ich erwähnen: Latein auf Stein, zum 1000-Jahr-Jubiläum<br />
Österreichs im Jahr 1996. Da lud ich die höheren Schulen Österreichs und<br />
Südtirols ein, nachantike lateinische Inschriften in ihrer Umgebung zu sammeln,<br />
zu fotografieren, zu transkribieren, zu übersetzen und elektronisch zu<br />
speichern.<br />
H.: Ist das gelungen?<br />
W.: Bestens. Das Projekt war auch insofern erfolgreich, als sich nicht nur<br />
über 50 Schulen beteiligten, sondern auch über 2000 Inschriften gesammelt<br />
wurden. Das Echo in der Presse war damals erstaunlich. Im großen<br />
Festsaal der Universität Wien haben wir dann das Ergebnis vorgestellt. Mein<br />
zweites Großprojekt fand zum Jahr der Kulturhauptstadt 2003 statt. Für<br />
Graz klassisch wurde ein steiermarkweiter Wettbewerb ausgeschrieben, bei<br />
dem die Kandidaten Texte über Graz in den klassischen Sprachen Latein<br />
und Griechisch zu übersetzen hatten. Diese Graz-Texte hatte ich erst in mühevoller<br />
Archiv- und Bibliotheksarbeit ausfindig machen müssen. Sie waren<br />
ja weithin unbekannt und auch noch nicht übersetzt. In der Helmut-List-<br />
Halle wurde dann das Endergebnis präsentiert. Sogar den „Steirischen<br />
Berichten“ war das eine Seite wert.<br />
22 | Begegnungen 4/<strong>2011</strong> Aus der Gemeinschaft<br />
H.: Das erinnert wieder an Literatur und Buch.<br />
Warst du in diesem Bereich auch tätig?<br />
W.: Das bin ich noch immer. Seit etlichen Jahren gebe ich im Wiener Braumüller<br />
Verlag zusammen mit Renate Oswald, Günter Lachawitz und Werner<br />
Müller die Schultextreihe „Latein in unserer Zeit“ heraus und bin dabei auch<br />
als Autor tätig geworden. Mittlerweile sind da rund 25 Textbände erschienen,<br />
etwa zwei Drittel davon sind direkt für den Lektüreunterricht bestimmt, den<br />
Rest bilden Übungstexte für daheim, mit Übersetzung und Beantwortung der<br />
Zusatzfragen. In einen dieser Bände habe ich Passagen aus der Enzyklika<br />
von Papst Benedikt XVI. aufgenommen. Die bietet vermutlich noch kein Lateinbuch<br />
im deutschen Sprachraum. Im Vorjahr habe ich im Bamberger C.<br />
C. Buchner Verlag eine Didaktik des Ovid-Unterrichts herausgegeben.<br />
H.: Also Beschäftigung genug.<br />
Was ist eigentlich das Neue im heutigen Lateinunterricht?<br />
W.: Um es kurz zu machen: Die Ausrichtung auf ausschließlich klassische<br />
Autoren wurde mit den neuen Lehrplänen 2004 – glücklicherweise – aufgegeben.<br />
Heute wird thematische Lektüre betrieben, die sich an so genannten<br />
„Modulen“ orientiert. Lateinische Texte gibt es ja durch alle Jahrhunderte<br />
hindurch, seit der Römerzeit. Sie umfassen ein Vielfaches von dem, was<br />
uns aus der Antike überliefert ist. Das bringt auch eine viel stärkere kulturgeschichtliche<br />
Ausrichtung mit sich, von all den neuen Texterschließungsmethoden,<br />
der neuen Zentralmatura u. ä. einmal abgesehen.<br />
H.: Womit wir in der Gegenwart angekommen wären und bei deinem Amt<br />
als Vorsitzender unserer KLE. Wie bist du dazu überhaupt gekommen?<br />
W.: Karl Haas, jetzt unser Ehrenvorsitzender, hat mich in den Vorstand geholt.<br />
Das war Ende der 90er Jahre, jedenfalls nach dem Tod meines Vaters.<br />
Ich fühlte mich als Quereinsteiger, als einer, der vom katholischen Vereinsleben<br />
keine Ahnung (mehr) hat und schon gar nicht jemals in diesem<br />
Bereich Führungsqualitäten beweisen musste. Ich hatte ja nie irgendein öffentliches<br />
Amt außerhalb meines Berufes angestrebt. Daher auch mein<br />
langes Zögern. Erst mein Eintritt in den Ruhestand vor fünf Jahren und das<br />
23
einhellige Votum brachten mich dazu, das Amt des Vorsitzenden für eine<br />
Periode zu übernehmen.<br />
H.: Einiges ist seit deinem Antritt schon geschehen. Wir konnten die<br />
Mitgliederzahl stabilisieren, es gab zahlreiche Veranstaltungen unterschiedlichster<br />
Art, die teilweise sehr gut besucht waren, wir waren<br />
mehrfach im Sonntagsblatt präsent, wir feierten im Vorjahr im großen<br />
Rahmen das 65-Jahr-Jubiläum der Gemeinschaft. Seit damals besitzen<br />
wir auch einen modernen, ansprechenden Werbeflyer für die KLE.<br />
Wie soll es weitergehen?<br />
W.: So manches geschieht ja im Verborgenen. Das trifft auch für die<br />
Konzeption der „Begegnungen“ zu. Derzeit steht mir eine haarige juristische<br />
Sache ins Haus. Nämlich der Teilnachlass unseres Gründers, Prof.<br />
Kapfhammers. Dieser Nachlass enthält interessante Dokumente aus der<br />
Kriegs- und Nachkriegszeit und soll nun in optimaler Weise unter Dach und<br />
Fach gebracht werden. Ähnlich heikel ist die Sache, wenn wir der KLE jetzt<br />
doch den Vereinsstatus verleihen möchten, was ich eigentlich nie gewollt<br />
hätte. Aber gewichtige Gründe sprechen nun dafür.<br />
H.: Wie wirkt sich die Kirchenkrise aus? Wie stehst du zur<br />
„Pfarrerinitiative“? Sind dir die Forderungen zu radikal, oder würdest du<br />
einzelne Forderungen unterstützen?<br />
W.: Was die Kirchenkrise betrifft, geht sie auch an uns nicht spurlos vorbei.<br />
Es gibt zwar, soweit ich sehe, keine oder fast keine Austritte, die direkt damit<br />
im Zusammenhang stehen, aber schwieriger wird es auf jeden Fall. Z. B. ist<br />
es schwer, wenn nicht fast unmöglich geworden, Menschen für eine ehrenamtliche<br />
Tätigkeit in unserem Kreis zu gewinnen, für eine Gemeinschaft, die<br />
das große K (für katholisch) in ihrem Kürzel trägt. Der Gedanke, für eine<br />
Sache Zeugnis abzulegen, scheint in unserer Zeit immer mehr zu schwinden.<br />
Für die „Pfarrerinitiative“ des ehemaligen Generalvikars Helmut Schüller<br />
habe ich und wohl alle im Vorstand der KLE großes Verständnis. Der<br />
Reformstau in der Kirche ist gewaltig. Wer weiß darüber besser Bescheid<br />
als die Seelsorger an der Basis? Die Erfüllung gewisser Wünsche ist schon<br />
24 | Begegnungen 4/<strong>2011</strong> Aus der Gemeinschaft<br />
längst überfällig, etwa die Zulassung befähigter Laien und auch Frauen zur<br />
Predigt beim Gottesdienst. Oder das Amt der Diakonie für Frauen. Im Übrigen<br />
halte ich mich an die Auffassung des emeritierten Wiener Pastoraltheologen<br />
Paul M. Zulehner. Er ist übrigens Mitglied unserer Gemeinschaft und<br />
war auch bei uns Referent. Er schreibt in der „Presse“ vom 8. November<br />
<strong>2011</strong>, auf Seite 26 f:<br />
Für eine Politik „Alles oder nichts“ haben die Aufrufer [der „Pfarrerinitiative“]<br />
keine Mehrheit, wohl aber für eine Reform mit Augenmaß. Darum<br />
wird die Kirche nicht herumkommen. […] Es ist zu hoffen, dass den engagierten<br />
Pfarrern um der Kirche und der Menschen willen wenigstens ein<br />
solch bescheidener Erfolg beschieden ist.<br />
H.: Darf ich dich nun um ein Schlusswort bitten?<br />
W.: Ich fühle mich zwischen meinen literarisch-philologischen und didaktischen<br />
Vorhaben einerseits und den Aufgaben der KLE andererseits hin- und<br />
hergerissen. So versuche ich, einen gangbaren Kompromiss zu finden und<br />
auch im nächsten Jahr mit unserem Programm Mitglieder anzusprechen,<br />
Christen, die ihren Glauben noch nicht abgelegt haben und sich zu Kultur<br />
und Gemeinschaft zusammenfinden. Zum Vortrag über die Patientenverfügung<br />
haben sich über 80 Interessenten gemeldet.<br />
Danke, lieber Karl Haas!<br />
H.: Danke, Wolfgang, für das Gespräch!<br />
25
Hohe Geburtstage feiern im 1. Halbjahr 2012:<br />
Im Jänner: Frau Theresia MAYER 80. Geburtstag<br />
SR Roland STIX 81. Geburtstag<br />
OSR Agnes PERNER 81. Geburtstag<br />
OStR D.I. Gernot VÖLKL 81. Geburtstag<br />
Frau Maria PILZ 82. Geburtstag<br />
SR Gertrude SPRAVKA 82. Geburtstag<br />
SR Ida LANGMANN 84. Geburtstag<br />
HR Prof. Karl HAAS 86. Geburtstag<br />
Univ. Prof. Dr. Winfried GRUBER 86. Geburtstag<br />
Im Feber: Univ.-Prof. Dr. Dr. Margarete MINAUF 81. Geburtstag<br />
Mag. Konrad MARITSCHNIK 83. Geburtstag<br />
Frau Gertrud ARTNER 84. Geburtstag<br />
OSR Matthias EDLINGER 84. Geburtstag<br />
OStR Mag. Josef ZOLLER 85. Geburtstag<br />
Frau Rita SACKL 85. Geburtstag<br />
SR Johanna FISCHERAUER 87. Geburtstag<br />
SR Helene HARL 92. Geburtstag<br />
Im März: OSR Josef BRANDNER 80. Geburtstag<br />
OSR Elisabeth REINPRECHT 80. Geburtstag<br />
OSR Alois HEINRICHER 82. Geburtstag<br />
Frau Erika UNTERWEGER 83. Geburtstag<br />
Prof. Gustav ZANKL 83. Geburtstag<br />
SR Heinrich DAPORTA 83. Geburtstag<br />
OSR Hugo KROIS 84. Geburtstag<br />
VHL Josefa KOLLAU 84. Geburtstag<br />
Frau Gertrude GUGG 84. Geburtstag<br />
OSR Sr. Gabr. Maria SCHUSTER 86. Geburtstag<br />
SR Melanie MARX 93. Geburtstag<br />
SR Josefine GROß 95. Geburtstag<br />
26 | Begegnungen 4/<strong>2011</strong> Aus der Gemeinschaft<br />
Im April: HOL Maria RUHRI 80. Geburtstag<br />
OSR Prof. Robert RIENER 81. Geburtstag<br />
Margareta HEILING 82. Geburtstag<br />
Dir. Gertrud KAPFHAMMER 82. Geburtstag<br />
Frau Paula NOVAK 82. Geburtstag<br />
Frau Doris LANGHART 83. Geburtstag<br />
SR Charlotte PFLEGER 83. Geburtstag<br />
Frau Anna TRABESINGER 84. Geburtstag<br />
OStR. Mag. Ernhilt KASPIREK 89. Geburtstag<br />
Frau Emma ROHRER 89. Geburtstag<br />
OSR Johann STURM 89. Geburtstag<br />
VDir. Erika PRETTEREBNER 92. Geburtstag<br />
Im Mai: HOL Margarete REINDL 80. Geburtstag<br />
OSR Irmengard KRISPIN 81. Geburtstag<br />
Dipl.-Fürs. Marilena NEUBAUER 81. Geburtstag<br />
Dir. Gertrud RAMPOLD 81. Geburtstag<br />
OStR Martha HUBER 82. Geburtstag<br />
OSR Franz LACKNER 82. Geburtstag<br />
OSR Mag. Margarete LUDVIK 83. Geburtstag<br />
Frau Marianne BENKO 84. Geburtstag<br />
OSR Peter PAAR 86. Geburtstag<br />
OStR Josef HOHENGASSER 93. Geburtstag<br />
Im Juni: VOL Margarete PFLEGER 80. Geburtstag<br />
Univ.-Prof. Dr. Gunter WESENER 80. Geburtstag<br />
SR Margareta RIGACS 81. Geburtstag<br />
OSR Rudolf GRITSCH 82. Geburtstag<br />
Frau Elisabeth REITER 82. Geburtstag<br />
VOL Karoline FÜRNTRATT 83. Geburtstag<br />
Frau Margareta GALLÉ 83. Geburtstag<br />
SR Irmgard MADL 83. Geburtstag<br />
Frau Irma SCHUBERT 83. Geburtstag<br />
SR Olga WUSSER 84. Geburtstag<br />
VOL Margareta KAINZ 84. Geburtstag<br />
27
OSR Anton KOVATSCHITSCH 86. Geburtstag<br />
SR Herta WOLF 87. Geburtstag<br />
OStR Dr. Emma RAUSCHER 91. Geburtstag<br />
Nachtrag: Im November <strong>2011</strong> feierte Frau SR Theresia KRENN ihren<br />
86. Geburtstag.<br />
Vorstand und Redaktionsteam wünschen allen Geburtstags-„Kindern“<br />
ein möglichst gesundes und segensreiches neues Lebensjahr.<br />
Frau Eva Hofer aus Hartberg feierte am 9. November ihre Sponsion zur<br />
Magistra phil. (Kunstgeschichte) an der Karl-Franzens-Universität in Graz.<br />
Herzliche Gratulation!<br />
„Ich wollt, daß ich doheime wär“<br />
Gedenken an Prof. Dr. Gertrude Keber<br />
11. Juni 1921 – 12. Oktober <strong>2011</strong><br />
Wolfgang J. Pietsch<br />
Zunächst eine liebe Erinnerung aus Kindertagen: Frau Dr. Keber wohnte<br />
uns gegenüber in der Feldbacher Bismarckstraße. 1950 war sie in den<br />
Lehrkörper der dortigen Hauptschule eingetreten. Als Nachbarin hatte sie<br />
für uns Kinder (meine Schwester und mich) viel Verständnis, Liebe und<br />
Freundlichkeit. Nicht selten, wenn unsere Mutter zu tun hatte, kümmerte<br />
sie sich um uns, mit Güte und Konsequenz. Meine Eltern blieben auch nach<br />
ihrem Wegzug mit ihr in Verbindung. Ich selbst verlor sie aus den Augen.<br />
Erst in den letzten Jahren, im Zuge meiner Tätigkeit für die KLE, trat sie<br />
wieder in mein Blickfeld, u. a. beim Einkehrtag in Stift Rein im Dezember<br />
2009. Da war ihr Leben schon mühselig geworden. Zuletzt an den Roll-<br />
28 | Begegnungen 4/<strong>2011</strong> Aus der Gemeinschaft<br />
stuhl gefesselt und von einer slowakischen Pflegerin liebevoll betreut, geistig<br />
aber weitgehend und in der Kraft ihrer sprachlichen Formulierung völlig<br />
präsent, verstarb sie im Oktober in ihrem Haus in Gratwein.<br />
Drei Tage vor ihrem Tod besuchte ich sie noch. Da erzählte sie mir aus<br />
ihrem 90jährigen Leben. Sie war das einzige Kind des Gemeindesekretärs<br />
und späteren Amtsvorstandes in Gratwein. Ihr Vater sei sehr autoritär gewesen,<br />
habe sie ungern in die Selbständigkeit entlassen. Nach Besuch der<br />
Frauenoberschule in Graz und nach der Matura 1939 ging sie zum Studium<br />
erst nach Wien und setzte das Biologie-Studium dann ab 1940 in Graz fort.<br />
Vom Nationalsozialismus sei sie damals überzeugt gewesen, vom Gedanken<br />
des Deutschtums angetan, und dass auf einmal in der Papierfabrik von<br />
Gratkorn wieder für alle Arbeit war, habe sie beeindruckt. Aber der Partei<br />
beigetreten sei sie erst 1944, zur Überreichung des Parteiabzeichens sei es<br />
gar nicht mehr gekommen und eine Funktion in der Partei habe sie nie ausgeübt.<br />
Aus der Röm.-katholischen Kirche sei sie schon vor ihrem Parteieintritt<br />
ausgetreten. Das sei damals ganz einfach gewesen. Ihr Vater habe das<br />
Formular auf dem Schreibtisch liegengelassen. Sie habe es ausgefüllt und<br />
abgeschickt. So war die Sache erledigt. 1945 dann die Katastrophe, für sie<br />
und ihre Familie, materiell und ideologisch. Von 150 öS im Monat mussten<br />
ihre Mutter und sie leben. Der Vater sei erst später heimgekehrt. Nach dem<br />
„Umbruch“ habe sie sich vor einer Kommission für ihre Parteizugehörigkeit<br />
rechtfertigen müssen. Ein Cousin von ihr, der zufällig Mitglied dieser Kommission<br />
war, habe sich für sie eingesetzt. So sei es möglich gewesen, dass<br />
sie zumindest an der Hauptschule eine Anstellung erhielt. Die höhere Schule,<br />
für die sie sich durch Doktorat und Lehramtsstudium qualifiziert hatte,<br />
blieb ihr einstweilen verschlossen. So landete sie 1950 also an der Feldbacher<br />
Hauptschule. Mein Vater, der ein Jahr zuvor dort zum definitiven<br />
Direktor ernannt worden war, habe sie nun in „väterlicher Liebe“ in Beruf<br />
und Alltag eingeführt und sei so zu ihrem freundlichen Mentor geworden.<br />
Er sei es auch gewesen, der sie zur Erziehergemeinschaft und in Kontakt<br />
mit Prof. Parizek gebracht habe. Letzterer schließlich habe sie in die Kirche<br />
zurückgeführt, ohne jede Aufdringlichkeit, aber mit Überzeugung, Einfühlsamkeit<br />
und einem intensiven Briefwechsel, wie sie betonte. Unvergesslich<br />
29
sei ihr Anfang der 50er Jahre die Osternachtfeier auf der Rosatin geblieben,<br />
als sie „beim lodernden Osterfeuer wieder in die Kirche aufgenommen<br />
wurde“.<br />
1955 verließ sie Feldbach, kam kurzzeitig an die Hauptschule in Gratwein<br />
und schließlich ab 1956 an die Frauenoberschule in Graz, das spätere<br />
Wirtschaftskundliche Bundesrealgymnasium in der Sandgasse 40. Dort<br />
unterrichtete sie das Fach Biologie, bis sie Anfang der 1980er Jahre in den<br />
Ruhestand trat.<br />
Vor etlichen Jahren, vermutlich am Höhepunkt der Kosovo-Krise, sei<br />
eines Tages ein Kosovare vor ihrer Tür gestanden. Ob sie eine Wohnung für<br />
ihn hätte? Sie hatte. Sie adoptierte ihn schließlich an Sohnes statt und<br />
nahm die ganze Familie auf, die mittlerweile auf 6 Kinder angewachsen ist.<br />
Sie leben noch immer in ihrem Haus. Er sei Moslem, spreche gut Deutsch<br />
und habe auch Arbeit im Ort.<br />
Beim Trauergottesdienst in der Pfarrkirche von Gratwein sprach Frau<br />
Gusti Wögerer über Frau Dr. Kebers Verdienste um die Katholische Frauenbewegung.<br />
Jahrelang sei sie dort auf Pfarr- und Dekanatsebene aktiv gewesen,<br />
habe etwa sechs Jahre hindurch Müttererholungswochen ehrenamtlich<br />
geleitet (man erinnere sich: jene Einrichtung, die von Hermine Kapfhammer,<br />
der Frau unseres Gründers, gestiftet wurde) und sei auch sonst in der<br />
Pfarre aktiv gewesen. Karl Haas hat es mir dann bestätigt: Dr. Keber war<br />
eine warmherzige, mitfühlende Frau, die zwar selbst unverheiratet und kinderlos<br />
geblieben war, aber in ihrem kleinen Umkreis für andere einsatzfreudig<br />
und umsichtig wirkte, solange sie es körperlich konnte. „Sie war eine<br />
treue christliche Persönlichkeit, die bei allen Begegnungen sehr viel<br />
Menschlichkeit ausstrahlte.“<br />
Als Angehörige des Jahrganges 1921 gehörte sie jener „Verlorenen<br />
Generation“ an, die kriegsbedingt um ihre besten Jahre gebracht wurde<br />
und 1945 entwurzelt und geistig heimatlos dastand. Aber im Gegensatz zu<br />
manch anderen fand sie zu Glaube und Kirche zurück und in der Erziehergemeinschaft<br />
jene geistig-religiöse Heimat, die ihr – trotz aller Anfechtungen<br />
– bis zuletzt Halt und Stütze gab. Auch davon erzählte sie mir, von den<br />
Fahrten und Jahrestagungen, die sie mitgemacht habe, auch wenn sie<br />
30 | Begegnungen 4/<strong>2011</strong> Aus der Gemeinschaft<br />
dann später, nicht zuletzt berufsbedingt, mehr bei der KFB aktiv war als<br />
bei der KLE.<br />
Zwischen Trauergottesdienst und Libera intonierte der Kirchenchor<br />
jenes Lied, das sie sich ausdrücklich und mehrfach, auch mir gegenüber,<br />
zum Abschied gewünscht hatte und das sie bei der Erziehergemeinschaft<br />
auf der Rosatin kennen gelernt habe: „Ich wollt, daß ich doheime wär“. Text<br />
und Melodie stammen aus dem 15. Jahrhundert, die Worte von Heinrich<br />
Laufenberg, der als Mönch im südwestdeutschen Raum gewirkt hat und<br />
durch die Dichtung zahlreicher geistlicher Lieder in die deutsche Literaturgeschichte<br />
eingegangen ist. Der Wortlaut und die Melodie mit ihren dunklen<br />
Moll-Klängen erinnern an die Nähe der Mystik und an Tendenzen der<br />
Weltabgewandtheit im späten Mittelalter. Wir bringen zum Abschluss die<br />
Fassung, die im weit verbreiteten Liederbuch der Nachkriegszeit, in der<br />
Singenden Jugend,<br />
Salzburg 1948,<br />
S. 352 abgedruckt<br />
ist und in der Frau<br />
Dr. Keber das Lied<br />
vermutlich kennen<br />
gelernt hat …<br />
P. S. Ein kurzer<br />
Nachruf mit<br />
Bild erschien im<br />
Sonntagsblatt vom<br />
6. November auf<br />
Seite 5.<br />
31
Aufbruch in die Zukunft. Eine Reise ins Baltikum<br />
17. bis 24. August <strong>2011</strong><br />
Josef Kirchengast<br />
Vor vielen Jahren, als noch der Eiserne Vorhang West und Ost trennte,<br />
war ich mit Freunden auf einer Kunst- und Erlebnisreise in Polen. Auf der<br />
Masurischen Seenplatte hatten es uns die herrliche Landschaft, die verfallenen<br />
preußischen Gutshäuser, die Gelsen und der Blick ins angrenzende<br />
Litauen angetan. Leider war uns das Land verschlossen. Das Interesse war<br />
geweckt – viele andere Destinationen waren inzwischen wichtiger geworden.<br />
In einer letzten Familienrunde vor den Sommerferien erzählte uns Hofrat<br />
Haas von der geplanten Reise ins Baltikum und einem eventuellen Restplatz,<br />
den ich mir spontan sicherte.<br />
Hin- und Rückflug mit der LH Vilnius bzw. Talinn verliefen planmäßig,<br />
ausgedehntes Warten eingeschlossen.<br />
„Erst wenige Jahre sind vergangen, seit die ‚Singende Revolution’ den<br />
baltischen Völkern den Weg in die Unabhängigkeit geebnet hat. Bewegt und<br />
wechselvoll wie ihre Fluten in der Geschichte der Völker des baltischen<br />
Raumes. Burgen- und Klosterruinen, die historischen Spuren des Deutschen<br />
Ordens und der Hanse, mehr aber noch die Kerne der Hauptstädte sind<br />
beredte Zeugen großer Vergangenheit. Wir lernen das kulturelle Erbe, aber<br />
auch die jüngsten Entwicklungen kennen“ (Reisefolder).<br />
VILNIUS, ca. 600.000 Ew. 50% Litauer, ca. 20% Russen und Polen,<br />
großteils katholisch. Die Stadt zeigt sich wie ein steinernes Bilderbuch der<br />
europäischen Architekturgeschichte: Renaissance und Klassizismus, Backsteingotik<br />
und Barock, daneben Kuppeln russisch-orthodoxer Kirchen und<br />
Gründerzeitbauten des Bürgertums diesseits der Neris, Wohnblöcke und<br />
Glastürme jenseits.<br />
Führung: Das Reisebüro hatte uns Frau Dr. Verena Barth, eine gebürtige<br />
Dresdnerin, aus guter DDR-Familie mit Studium in Moskau, heute Professorin<br />
für Russisch und Spanisch in Dresden und an einer Uni hinterm<br />
Ural, als Reisebegleiterin bzw. deutschsprachige Führerin zugeteilt. Daraus<br />
32 | Begegnungen 4/<strong>2011</strong> Aus der Gemeinschaft<br />
ergaben sich interessante Gesichtspunkte und überraschende Einsichten.<br />
Da sie mit einer katholischen Reisegruppe unterwegs war, haben wir auf<br />
dieser Reise ALLE Kirchen, und waren sie noch so unbedeutend, besucht.<br />
MEMELLAND: Die Wasserfeste Trakai ist das beliebteste Naherholungsgebiet<br />
von Vilnius (wer geschichtliche Zusammenhänge verstehen will,<br />
muss sich mit der „Deutschen Ordensgeschichte“ grundsätzlich auseinandersetzen).<br />
Ein Höhepunkt war die Führung durch das Freilichtmuseum Rumsisks.<br />
Es umfasst alle nordischen Häuser mit einem Überblick der litauischen ethnographischen<br />
Regionen.<br />
Für den Nachmittag hatte uns unser Herr Reiseleiter, Hofrat Karl Haas<br />
mit unserer ostdeutschen Führerin eine Außerprogramm-Überraschung vorbereitet.<br />
Es wurde eine herrliche Landpartie in einen kleinen Ort mit Schule<br />
und Kirche. Für uns musizierten und tanzten die Schulkinder (Grundschule),<br />
der Gospelchor mit Auslandseinladungen gab in der Kirche Proben seines<br />
Könnens und dann, ja, dann ging´s über Stock und Stein, Felder und<br />
Wiesen zu einer Grillstelle am Waldessaum. Die Frauen des Dorfes mit den<br />
Lehrerinnen hatten uns ein ortsübliches Buffet mit Grillerdäpfeln, Speck,<br />
Fisch, Zwiebeln u. ä. Köstlichkeiten vorbereitet – eine kräftige Jause vor<br />
dem Abendessen.<br />
An dieser Stelle muss ich einfügen: Wir hatten einen eigenwilligen<br />
Chauffeur, der seinen Bus in der Wiese umkehrte, zeitweise am Motor<br />
schuftete, der schließlich den Geist aufgab. Da hieß es warten, bis ein Ersatzbus<br />
zur Stelle war.<br />
Am dritten Tag konnte ich endlich in Klaipeda die „Ännchen-von-<br />
Tharau“-Statuette umrunden. Der Barockdichter und Musiker aus Königsberg,<br />
Simon Dach widmete angeblich um 1637 das Lied seiner angebeteten<br />
Pfarrerstochter, bekommen hat er die holde Maid nicht. Kaum hatten<br />
wir Klaipeda in Richtung Kurische Nehrung verlassen, begleitete uns der<br />
Regen bis Nida. Nida, ein wunderschönes Städtchen, in den 20er und 30er<br />
Jahren des 20. Jahrhunderts war es das wichtigste Ausflugsziel der Ostpreußen.<br />
Hier besaß Thomas Mann ein Haus inmitten einer großen Künstlerkolonie.<br />
Mann schrieb hier den größten Teil seiner Roman-Tetralogie<br />
33
„Joseph und seine Brüder“. Während unsere Reisegruppe den angekündigten<br />
Hexenberg erwandern wollte, den sie letztlich nicht fand, trank ich in<br />
einer Kneipe meinen Kaffee und dachte an die letzten Kriegstage, an die<br />
Flucht mit Kind und Kegel über Haff und See und an den Zweiteiler im Fernsehen<br />
über den Untergang der „Wilhelm Gustloff“ am 30. Jänner 1945.<br />
Als wir am 4. Tag durch die Gegend fuhren und froh waren, dass wir<br />
nicht im Regen wandern mussten, erzählte uns die ostdeutsche Führerin<br />
von Palanga, dem Seebad und dem Bernsteinmuseum. Über Telsiai mit<br />
seinem herrlichen Dom, wo wir einer Trauung beiwohnten, fuhren wir<br />
schließlich nach Siauliai, dem berühmten litauischen Kreuzberg. Im Regen<br />
erstiegen wir den faszinierenden Berg mit seinen tausenden Kreuzen und<br />
trafen dort das Brautpaar, das wir im Dom kennen gelernt hatten. Es scheint<br />
Brauch zu sein, sich als Brautpaar vor den Kreuzen fotografieren zu lassen.<br />
Endlich RIGA, Riga, Riga, Riga, so hatte ich mir diese Stadt erträumt.<br />
Lettlands größte Stadt mit mehr als 715.000 Ew., 800 Jahre alt, Hansestadt.<br />
Jugendstilbauten, wohin man schaut, teilweise traumhaft restauriert,<br />
Kirchen, Dome, Gildenhäuser. Wir hätten es nicht besser planen können:<br />
Teilnahme am Museumsfest (3 Tage). Umzug mit Herolden, Zunftzeichen,<br />
Jung und Alt in historischen Gewändern und Menschenmassen. Abends<br />
saßen wir bei einem Glas Wein und hätten beinahe das große Feuerwerk<br />
versäumt. So viele fröhlich feiernde Jugendliche habe ich schon lange nicht<br />
mehr gesehen. Tags darauf blieb uns noch Zeit, die großen Markthallen mit<br />
prallen Ständen an Kraut, Tomaten, Paprika, Rettich, Erdbeeren usw. und<br />
dem „duftenden“ Fischmarkt zu besuchen.<br />
Den Kurzausflug nach Jurmala, einem einst mondänen und heute in<br />
neuem Glanz erstrahlenden Kurort, hätte ich beinahe vergessen. Einige Unentwegte<br />
unserer Gruppe konnten es nicht lassen, ihre Füße in die See zu<br />
tauchen. Mir war´s zu kalt und außerdem regnete es.<br />
Sigulda, eine malerische Kleinstadt am Rande des Gaupatales (Nationalpark),<br />
war ein weiteres Ziel in lettischen Gefilden. Die Ruine der Ordensburg<br />
Turaida auf der Stadtseite war eine der ersten Burgen, die im frühen<br />
13. Jahrhundert vom deutschen Schwertbrüderorden außerhalb von Riga<br />
34 | Begegnungen 4/<strong>2011</strong> Aus der Gemeinschaft<br />
erbaut wurde. Heute wird der Ruinenvorplatz im Sommer als Freilichtbühne<br />
genutzt. Zurück nach Riga, der Abschied ist schwer, auf Wiedersehen. Riga<br />
– demnächst.<br />
Nun sind wir in Estland. Die Fahrt erinnerte mich an lange Fahrten<br />
durch Wald in Schweden und Finnland (350 km). Endlich haben wir unser<br />
letztes Ziel erreicht.<br />
TALINN, ca. 400.000 Ew., größte Stadt Estlands, alte Hansestadt.<br />
Angekommen, steigen wir in einem tollen Hotel ab, speisen vornehm und<br />
gut in einem erstklassigen Gasthaus und haben viel Zeit zum Flanieren. Das<br />
Wetter zeigt sich von der besten Seite. Wie in fast allen baltischen Städten<br />
sind die Altstädte herrlich herausgeputzt. In Talinn fühle ich mich wohl –<br />
auch von einer alten Befestigungsmauer umgeben, mit guten Gasthäusern<br />
und Cafés und engen Gassen. Den Dom umrunden wir einige Male. Von der<br />
Aussichtsplattform des Schlosses aus weitet sich das Land. Letzte Einkäufe<br />
werden getätigt, ein herrlicher Tag geht zu Ende. Beim Stadtbummel muss<br />
noch einmal die „Bergrettung“ ausrücken, um fehlende Teilnehmer aus der<br />
Gruppe einzusammeln. Am Weg zur Ruine der Brigittenkirche hören wir von<br />
der Neuerrichtung des Klosters, der Heiligen Brigitta von Schweden geweiht.<br />
Abschied nehmen, vorbei am Denkmal der Estonia-Toten, ein letzter<br />
Blick auf Talinn und wir sind am Flughafen.<br />
Der Heimflug war unruhig, gezeichnet von Turbulenzen und vom langen<br />
Warten. Um ca. 03.00 Uhr waren wir heil am Thalerhof. Für mich ging<br />
eine wunderschöne Gruppenreise, viel zu schnell, zu Ende.<br />
UHHKH (unser Herr Hofrat Karl Haas) war Reisebegleiter, Vater und<br />
Mutter der Gruppe, Tröster und Chiropraktiker. Dir gilt unsere Hochachtung<br />
und unser Dank. Auf viele weitere so geglückte Reisen.<br />
35
10. Kunst- und Kulturfahrt mit Manfred Gollowitsch<br />
Liesing- und Paltental, 24. September <strong>2011</strong><br />
Konrad Maritschnik<br />
Wieder haben uns – die Freundinnen und Freunde der Erziehergemeinschaft<br />
– Hofrat Karl Haas und Kunstexperte Prof. Manfred Gollowitsch mit<br />
Kunstgenüssen reichlich versorgt.<br />
In Seiz, am Süd-Ost-Fuß des Reitling gelegen, beginnt unsere „Kunstbetrachtung“.<br />
Die Filialkirche Sankt Ulrich war ursprünglich den Benediktinerinnen<br />
in Göss zugeordnet, wurde 1173 dem Hl. Benedikt geweiht und<br />
wird seit 1418 als Ulrichskirche bezeichnet. Besondere Sehenswürdigkeiten<br />
sind die Holzkassettendecke und gotische Wandmalereien von Konrad<br />
von Friesach. Kammern war das nächste Ziel. Die Pfarrkirche ist dem Hl.<br />
Johannes geweiht, scheint 1184 als Admonter Besitz auf, wurde 1480 von<br />
den Türken zerstört und bald wieder aufgebaut. Der neugotische Hochaltar<br />
wurde 1907 errichtet, der moderne Volksaltar stammt von Christine<br />
Brettschuh. – Während der Fahrt nach Mautern verwies Prof. Gollowitsch<br />
auf die Burgruinen Ehrenfels und Kammerstein, von denen man heute nur<br />
mehr Mauerreste auf einer Felsklippe aufragen sieht.<br />
Mautern hat zwei bedeutende Kirchen aufzuweisen. Eine davon dient<br />
als Pfarrkirche. Sie ist dem Hl. Nikolaus geweiht und wurde, wie die meisten<br />
Kirchen im Liesing- und Paltental, durch den Türkeneinfall um 1480 zerstört,<br />
jedoch in den darauf folgenden Jahrzehnten wieder hergestellt. Die Neuwölbung<br />
des Kirchenschiffes durch Peter Carlone erfolgte zwischen 1602 und<br />
1607. Über dem gotischen Rundbogen zur Josefskapelle gibt es eine Wandmalerei<br />
von J. Th. Stammel. Das Altarbild stammt von Lederwasch.<br />
Die zweite Kirche ist eine Klosterkirche und wurde auf den Namen der<br />
Hl. Barbara geweiht. Gottfried Breuner hat sie 1670 als Stiftung dem<br />
Franziskanerorden übergeben. Ab 1927 übernahm sie der Orden der<br />
Redemptoristen. Bemerkenswert ist in der Nähe ein Wirtschaftsgebäude,<br />
das im Giebelfeld interessante Ziegelmuster aufweist – eine Seltenheit in<br />
dieser Gegend.<br />
36 | Begegnungen 4/<strong>2011</strong> Aus der Gemeinschaft<br />
In Gaishorn besichtigten<br />
wir die Pfarrkirche zur<br />
Heiligen Dreifaltigkeit. Sie<br />
wurde ebenso um 1180 errichtet<br />
und nach der Zerstörung<br />
durch die Türken zwischen<br />
1495 und 1520 wieder<br />
als Werk der Admonter<br />
Bauhütte erneuert. Auffallend<br />
sind die spiralförmig<br />
gedrehten Säulen des Sternrippengewölbes.<br />
Dieses feingliedrige Skelett von „Rippen“ und Strebebögen<br />
trägt in der Gotik die Last von Mauerwerk und Dach.<br />
Nachdenklich wird der<br />
Betrachter bei den interessanten<br />
Führungen: Kirchen<br />
wachsen ja nicht wie Bäume<br />
aus dem Boden. Sie sind<br />
Werke, von Menschenhand<br />
gestaltet. Es bedurfte dazu<br />
großzügiger Spender (wohlhabende<br />
Klöster, reiche Landesherren,<br />
gebefreudige Bevölkerung,<br />
oder die Berufsgruppe<br />
der Bergknappen).<br />
Baumeister und Architekten,<br />
Kunsthandwerker, Hilfskräfte,<br />
Zugtiere – sie alle wirkten<br />
mit an der Entstehung schlichter oder prunkvoller Kirchen.<br />
Trieben und seine Kirchen<br />
Von „Eile getrieben“ steuerten wir auf den Markt Trieben zu, wo einst<br />
Pfarrer und Bürgermeister in humorvoller Weise einander „heiße Gefechte“<br />
37
lieferten – wie einst Don Camillo und Peppone. Die Sonne strahlte in voller<br />
Stärke vom Himmel und bei kaffeesüchtigen Mäulern machte sich der Hunger<br />
bemerkbar, zumal bei denen, die noch nicht gefrühstückt hatten. Aber<br />
schon wieder warteten Heilige auf ihre Interpretation:<br />
Die alte Andreaskirche wurde 1160 erstmals erwähnt und war laut<br />
Dehio bis 1954 Filialkirche von St. Lorenzen. Die neue Pfarrkirche des Hl.<br />
Andreas wurde 1961–1963 nach den Plänen Hans Beckers erbaut. Die<br />
Glasfenster stammen aus der Werkstätte des Klosters Schlierbach.<br />
Filialkirche Johannes der Täufer in Dietmannsdorf<br />
Trotz Voranmeldung durch den Reiseleiter Prof. Gollowitsch blieb uns<br />
die Führung durch das Innere der Kirche versagt, weil der Schlüssel nicht<br />
aufzutreiben war. Aber allein die Außenfassade ist sehenswert: Das<br />
Langhaus ist in zwei Stufen abgesetzt und schließt mit einer schmäleren<br />
Apsis.<br />
An der Nord- und Südwand<br />
befinden sich romanische<br />
Fenster. Beeindruckend ist<br />
auch das Portal mit gotischer<br />
Eisentüre und den romanischen<br />
Säulen mit den Würfelkapitellen<br />
und dem darüber<br />
liegenden Rundbogenwulst.<br />
Die Kirche St. Lorenzen im<br />
Paltental stammt aus dem<br />
Jahre 1125. Sie gilt als<br />
Mutterkirche aller Kirchen des<br />
Paltentales. Auch sie wurde<br />
1480 von den Türken zerstört,<br />
danach wieder aufgerichtet.<br />
Sie weist romanische, gotische<br />
und barocke Stilelemente<br />
auf.<br />
38 | Begegnungen 4/<strong>2011</strong> Aus der Gemeinschaft<br />
Rollentausch in Rottenmann<br />
Rottenmann war vermutlich schon ein römisches Siedlungsgebiet, das<br />
sich an der Straße zwischen Virunum und Ovilava (Wels) entwickelte. Seit<br />
es die Pyhrnautobahn gibt, brausen die meisten Fahrzeuge an Rotten-<br />
mann vorbei, obwohl die Stadt bedeutende Sehenswürdigkeiten aufzuweisen<br />
hat. Die heutige Stadtpfarrkirche zum Hl. Nikolaus hat eine wechselhafte<br />
Geschichte. Sie wurde 1266 als Filiale von Lassing bezeichnet.<br />
1340 kam es zu einem Rollentausch: Aus einer Filiale wurde die Pfarrkirche.<br />
Dem Baustil nach handelt es sich um eine gotische Hallenkirche,<br />
die mehrmals verändert wurde. In der Barockzeit erfolgte die Entfernung<br />
des Achsial pfeilers. Dadurch entstanden Verzerrungen im Sternrippengewölbe.<br />
Der Hochaltar, den Hl. Nikolaus darstellend, ist mit Rokokoelementen<br />
von Ph. C. Laubmann ausgestattet. Die Kanzel ist aus rotem<br />
Marmor gefertigt.<br />
Das Augustiner Chorherrenstift<br />
in Rottenmann<br />
Der Bürger Wolfgang<br />
Dietz, Zechmeister der Nikolauskirche,<br />
hat über seine<br />
Frau eine beträchtliche Erbschaft<br />
gemacht, die er für<br />
eine Klostergründung verwendete.<br />
Durch Vermittlung des<br />
Bischofs von Gurk erwarb er<br />
bei Kaiser Friedrich III. und<br />
beim Papst die Genehmigung<br />
zur Errichtung eines Stiftes.<br />
1455 konnte der Propst von<br />
St. Dorothea in Wien die<br />
Gründung des Stiftes verwirklichen.<br />
Sitz des Stiftes war<br />
zunächst das Spital mit der Mamorkanzel in der Pfarrkirche Rottenmann<br />
39
Marienkirche. 1785 übersiedelten die Chorherren in das eigene schlossartige<br />
Gebäude. Heute dient der Gebäudekomplex als Bildungsstätte. – Die<br />
Spitalskirche wurde 1341 der Hl. Maria geweiht. Der heutige Bau stammt<br />
aus den Jahren 1446–1451. Nach dem Türkenangriff 1480 wurde sie erneuert.<br />
Das Nordportal ist mit gotischen Beschlägen verziert. Die Filialkirche<br />
zum Hl. Georg ist die älteste Kirche Rottenmanns. Sie ist im Kern<br />
romanisch, wurde aber gotisiert. Ein prachtvoller Flügelaltar, entstanden um<br />
1520, ist das Schmuckstück der Kirche.<br />
Oppenberg<br />
Vom oberen Ortsende<br />
Rottenmanns gelangten<br />
wir nach einer Fahrt von<br />
acht Kilometern über eine<br />
schmale Straße nach<br />
Oppenberg. Wer meinte,<br />
vor der Wallfahrtskirche<br />
zu „landen“, hatte sich<br />
getäuscht.<br />
Die Kirche liegt etwa<br />
zwanzig Minuten von der<br />
Berghöhe entfernt unterhalb<br />
in einer Mulde mit<br />
Blick auf die Rottenmanner<br />
Tauern und ist über<br />
eine steile, aber asphaltierte<br />
Straße gut erreichbar.<br />
Die Bedeutung des<br />
Ortes im Spätmittelalter liegt in seinen vielen Bodenschätzen: Kupfer, Gold,<br />
Silber, Nickel, Blei und andere Mineralien wurden hier gefunden. 1463 erhielt<br />
das Augus tiner Chorherrenstift in Rottenmann von Kaiser Friedrich III.<br />
das Recht, alle Arten von Bodenschätzen, die in dieser Gegend vorkommen,<br />
abzubauen.<br />
Ammonit, ein Fundstück<br />
aus der Gegend<br />
um Oppenberg<br />
(Privatbesitz).<br />
40 | Begegnungen 4/<strong>2011</strong> Aus der Gemeinschaft<br />
Bergknappen bauen eine Kirche<br />
Wie seinerzeit auf der Knappenburg in Sommerau, etwa sieben Kilometer<br />
von Reichenfels in Kärnten entfernt (siehe K. Maritschnik, Die Koralpe<br />
lebt), haben auch hier die Bergknappen am Bau der 1403 erstmals erwähnten<br />
Wallfahrtskirche Mariä Geburt mitgewirkt. Sie liegt auf zirka 1000<br />
Metern Seehöhe und wurde, wie in der Romanik üblich, mit einer Holzdecke<br />
ausgestattet. Bauliche Veränderungen gab es in der Spätgotik und in<br />
der Barockzeit. Damals wurde an der Nord- und Südseite je eine Kapelle<br />
hinzugefügt. Der Hochaltar stammt aus dem Ende des 17. Jahrhunderts. Es<br />
handelt sich um einen zweigeschossigen Säulenaltar, der die Skulptur der<br />
gotischen Madonna umschließt. Ein Schrein zeigt die Heilige Familie mit<br />
einem lebhaften Christusknaben, der von Königen in tänzerischen Posen<br />
umgeben ist.<br />
Viele Einzelheiten gäbe es noch zu erwähnen, aber wir mussten zum<br />
Bus zurückeilen, da manche Teilnehmer noch rechtzeitig den Zug erreichen<br />
wollten, um heim zu kommen.<br />
Reichlich versorgt mit Wissen durch Prof. Manfred Gollowitsch, assistiert<br />
von Hofrat Karl Haas, Hofrat Heribert Diestler und Prof. Dr. Wolfgang<br />
Pietsch endete ein erlebnisreicher Tag unserer Fahrt durch das Liesing- und<br />
Paltental.<br />
41
Buchbesprechungen<br />
Rudolf Egger, August Schmölzer (Hrsg.)<br />
Herzensbildung<br />
Über die Kunst sich im Anderen wiederzuerkennen<br />
ISBN: 978-3-222-13342-8; Euro 19,99<br />
Maria Gobiet<br />
Die Beiträge in diesem Buch basieren auf einer im Dezember 2010 an<br />
der Grazer Universität abgehaltenen Tagung, mit dem Thema: Herzensbildung.<br />
Stachel des Mitleids, Tyrannei des Gewissens oder soziale Achtsamkeit?<br />
Die Veranstalter waren der Arbeitsbereich Angewandte Lernforschung<br />
und die GUSTL Initiative zur Herzensbildung, bzw. Univ.Prof. Dr. Rudolf<br />
Egger und der Schauspieler, Schriftsteller und Begründer der Initiative<br />
„GUSTL58“ August Schmölzer.<br />
Referenten aus allen möglichen Lebensbereichen wurden eingeladen,<br />
Beiträge zu leisten, die in diesem Buch zusammengefasst sind. Es wurde<br />
bald klar, dass der Begriff „Herzensbildung“ vielfach als altmodisch, als<br />
verstaubt bürgerlich empfunden wird, der im heutigen öffentlichen Diskurs<br />
nicht mehr vorkommt. Daher stellte sich die Frage, worüber überhaupt zu<br />
reden ist. Was könnte „Herzensbildung“ heute sein?<br />
Referenten aus den verschiedensten Bereichen (Architektur, Natur,<br />
Medizin, Rechtsnormen, Medien, Soziales) setzten sich mit dieser Frage<br />
auseinander.<br />
Egger und Schmölzer versuchten schließlich zu einem Ergebnis zu<br />
kommen, das der heutigen Lebenswelt gerecht wird, der eine von der<br />
Theorie her, der andere aus der Praxis.<br />
Die Beiträge sind nicht alle gleich gut lesbar, vielfach sehr theoretisch,<br />
aber alle interessant und äußerst anregend.<br />
Am Ende stellt man sich als Leser auf jeden Fall die Frage: Und was<br />
bedeutet „Herzensbildung“ für mich?<br />
42 | Begegnungen 4/<strong>2011</strong> Buchbesprechungen<br />
Anne Weber, August. Ein bürgerliches Puppentrauerspiel<br />
Verlag: S. Fischer, Frankfurt am Main <strong>2011</strong><br />
Maria Gobiet<br />
Die vielfach ausgezeichnete Autorin und Übersetzerin Anne Weber<br />
unternimmt in diesem Buch, einem „Theater im Kopf“, den Versuch, aus<br />
vielerlei Perspektiven ein Bild von August, Goethes Sohn, zu zeichnen. Dabei<br />
gelingt es ihr, den Leser nicht nur zu fesseln, sondern ihn auch in die Welt<br />
Goethes in das Weimar des angehenden 19. Jahrhunderts zu versetzen.<br />
Ein Chor erläutert Geschichte und Biographie, August selbst tritt auf in<br />
allen Lebensaltern und bietet ergreifende Innensichten:<br />
Er (Goethe) saß in der Kutsche, wir blieben zurück,<br />
hielten uns an der Hand und rannten ein Stück …<br />
Solche Versteile wechseln immer wieder mit reportageartiger Prosa, Tagebucheinträgen<br />
und Dialogen. Viele wohlbekannte Persönlichkeiten werden<br />
zitiert. Z. B. Frau von Stein: Alle Wetter! Die vornehme Geste ganz der Vater,<br />
das Gewöhnliche im Ausdruck ganz die Mutter.<br />
Der Chor fügt hinzu: „August weiß in seinen ersten Lebensjahren nicht,<br />
dass sein unerwünschtes In-die-Welt-Kommen aus seiner ledigen Mutter<br />
eine Hure und fast Straftäterin macht“.<br />
Auch Christiane, Augusts Mutter, meldet sich zu Wort. Sie hat gerade<br />
eine Meute französischer Soldaten am Plündern gehindert: „Schlaf, liebster<br />
Vater und Geheimster Rat, die spitzen Buben sind weg … Du warst mir ein<br />
Vater, du warst mir ein Kind, ich hab dich geliebt, ich hab dich vermisst …“<br />
So entsteht das Bild eines ewigen Sohnes, der um seine eigene Persönlichkeit<br />
und Freiheit ringt und schließlich an diesem Bemühen scheitert.<br />
Die Nachricht vom frühen Tod seines Sohnes empfängt Goethe laut<br />
Kanzler von Müller „mit großer Fassung und Ergebung“. Augusts Grab in<br />
Rom trägt die Inschrift: „Goethe filius“.<br />
Spannendes und ergreifendes Theater auf der kleinstädtischen Weimarer<br />
Weltbühne bietet dieses Buch dem faszinierten Leser und lässt ihn teilnehmen<br />
am aussichtslosen und zum Scheitern verurteilten Kampf eines<br />
Sohnes gegen seinen übermächtigen Vater – ein wahrlich zeitloses Thema.<br />
43
Eva Menasse, Lässliche Todsünden.<br />
Köln, Kiepenheuer und Witsch 2009. 256 S. geb. € 19,50<br />
Den sieben Todsünden in ihrer modernen Ausprägung geht Eva Menasse<br />
in ihrem Roman „Lässliche Todsünden“ nach. Kunstvoll gebaute und<br />
sprachlich umwerfende Geschichten von Liebe und Hass, Schuld und Vergebung<br />
und natürlich Hochmut, Geiz, Wollust, Zorn, Völlerei, Neid und<br />
Faulheit verdichten sich zu einem bemerkenswerten Gewebe, dem man die<br />
Bezeichnung „Roman“ mit Recht zubilligen muss.<br />
Die Autorin geht auch der Frage nach, ob wir in unserer postmodernen<br />
Gesellschaft mit dem Glauben an Gott auch gleichzeitig die Sünde abgeschafft<br />
haben.<br />
Anhand der alten Lehre von den sieben Todsünden widmet sich Eva<br />
Menasse in gewohnter Mischung aus Poesie und Komik den großen Themen<br />
der Literatur: Liebe und Hass, Schuld und Vergebung. Und so wie die einzelnen<br />
Todsünden einander berühren und ineinander übergehen, tun es<br />
auch diese Geschichten. Orte und Figuren tauchen auf und kehren wieder,<br />
Zusammenhänge erschließen sich quer durch die Kapitel – mit unverwechselbarem<br />
Witz und erzählerischer Rasanz schafft Menasse so ein großes<br />
Ganzes. Eva Menasse, 1970 in Wien geboren, fing nach dem Studium der<br />
Germanistik und Geschichte als Redakteurin beim Wiener Nachrichtenmagazin<br />
„Profil“ an, welches sie später für das Feuilleton der „Frankfurter Allgemeinen<br />
Zeitung“ verließ.<br />
Im Zuge ihrer journalistischen Arbeit verfasste Menasse Reportagen<br />
über den Prozess gegen den Holocaust-Leugner David Irving, die 2000<br />
unter dem Titel „Der Holocaust vor Gericht“ in einem Band gesammelt veröffentlicht<br />
wurden. 2005 erschien Menasses erster Roman „Vienna“, in<br />
dem die Autorin in zahlreichen Anekdoten die fiktionalisierte Geschichte<br />
ihrer teils katholischen, teils jüdischen Verwandtschaft erzählt. Neben etlichen<br />
Wochen in den europäischen Bestsellerlisten erhielt „Vienna“ auch den<br />
Rolf-Heyne-Debütpreis.<br />
www.leisuregroup.at<br />
Ankünder<br />
44 | Begegnungen 4/<strong>2011</strong> Ankünder<br />
Bildungsfahrten 2012<br />
Karl Haas<br />
Vorweg ein großes DANKE den 65 Personen, die sich an der Erhebung<br />
zur Auswahl der Ziele für die Bildungsfahrten 2012 beteiligt haben.<br />
Bei der Auswertung bekamen die auf Platz eins gesetzten Nennungen<br />
sechs Punkte, der 6. Platz bekam noch einen Punkt. Das Ergebnis:<br />
1. Platz – Elsass<br />
188 Punkte, 19 Erstnennungen, bei 39 Gesamtnennungen<br />
2. Platz – Donaukreuzfahrt von Wien ans Schwarze Meer<br />
188 Punkte, 18 Erstnennungen, bei 38 Gesamtnennungen<br />
Der 3. Platz wäre die Flusskreuzfahrt von Moskau bis St. Petersburg mit<br />
162 Punkten gewesen.<br />
Daraus ergibt sich folgendes Fahrtenprogramm für 2012:<br />
Elsass – 21. bis 29. April 2012<br />
Donaukreuzfahrt – 17. bis 26. Juni 2012<br />
Südtirol – 3. bis 9. September 2012. Titel: „30 Jahre Bildungsfahrten<br />
nach Südtirol!“<br />
Ich lade sehr herzlich zur Teilnahme an diesen Fahrten ein und ersuche<br />
höflich um die rasche Vornahme der Vormerkungen bis längstens 15.<br />
Dez. <strong>2011</strong>. Meine Adressen: Karl Haas, 8010 Graz, Harmsdorfgasse 16;<br />
Tel. oder Fax: 0316/471105; E-Mail: kehaas@aon.at<br />
Allen Interessent(inn)en übermittle ich nach dem 15. Dezember <strong>2011</strong><br />
die genauen Ausschreibungen – Programm, Kosten – für die gewählten<br />
Fahrten. Ich hoffe sehr auf ein zahlreiches Interesse an diesen interessanten<br />
Angeboten und freue mich schon jetzt auf das gemeinsame Unterwegssein.<br />
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Alte Musikinstrumente gesucht!<br />
Wer hat solche und möchte sie loswerden?<br />
Die Familie Anni und Sepp Aldrian in Mitteregg im Sausal hat Kontakt mit<br />
ihrem ehemaligen Einsatzort Assuncion – Paraguay, wo sie ein SOS Kinderdorf<br />
leiteten. Der jetzige Chef der dortigen Philharmonie geht in die Dörfer hinaus,<br />
repariert mit Kindern alte Instrumente oder baut kreativ aus allerlei Material<br />
neue und vermittelt durch Aufführungen den jungen Menschen Wertgefühl.<br />
Nun der Aufruf an alle, die irgendwo ein nicht mehr gebrauchtes, oder<br />
unbrauchbar gewordenes Instrument herumliegen haben: Bitte meldet euch<br />
bei mir. Ich hole es gerne ab und bringe es zur Sammelstelle. Wenn genügend<br />
„Material“ gesammelt ist, geht das Ganze per Container nach Paraguay.<br />
Aber bitte keine Klaviere!<br />
Helmut Schlacher, 8045 Graz, Haberlandtweg 12<br />
Tel. 0664 4946024, E-Mail: helmut.schlacher@aon.at<br />
Helfen beim Helfen!<br />
Immer wieder habe ich in den letzten Jahren um finanzielle Hilfe für das<br />
Werk von P. Georg Sporschill, das er für die Armen und Hilfsbedürftigen in<br />
Moldawien und Rumänien aufgebaut hat, gebeten. Ich darf mich nun wieder<br />
einmal an Sie, an dich mit meiner Bitte wenden, einen kleinen Beitrag für<br />
dieses grandiose Hilfswerk, das vom Verein Concordia für viele sehr bedürftige<br />
Menschen in den oben genannten Ländern ausgebaut wurde, zu leisten.<br />
Einzahlungen werden erbeten auf das Konto: Karl Haas, Steiermärkische<br />
Sparkasse, BLZ 20815, Kontonummer 01602-526079 – bitte als<br />
Zweck – P. Sporschill – anführen.<br />
Ich lade nochmals herzlich ein, beim Helfen zu helfen! Herzlichen<br />
Dank im Voraus allen Spenderinnen und Spendern.<br />
Herzlich Ihr, Karl Haas<br />
46 | Begegnungen 4/<strong>2011</strong> Ankünder<br />
Zu guter Letzt!<br />
Karl Haas<br />
Immer öfter werden uns nun die Novembernebel durch einen Tag<br />
begleiten und uns daran erinnern, dass die besinnliche Zeit des Advents<br />
näher rückt, die uns gemahnt, sich nicht in die Hektik und in den Trubel des<br />
Einkaufens fallen zu lassen. Im Advent sollten wir der Stille und der Einkehr,<br />
der Einkehr auch in uns selbst, genügend Raum geben.<br />
Dietrich Bonhoeffer, dem evangelischen Theologen und Widerstandskämpfer,<br />
der im April 1945, also knapp vor dem Ende des II. Weltkriegs,<br />
hingerichtet wurde, verdanken wir das folgende Gedicht zur Weihnacht.<br />
Sei ein Engel, verkünde den Frieden<br />
und führe zu Christus, wen er durch dich ruft.<br />
Sei wie Maria, stelle dich zur Verfügung<br />
für Gottes Wirken in dieser Welt.<br />
Sei auch wie Josef, beschütze das Schwache<br />
und hüte das Heilige sorgsam und treu.<br />
Sei wie ein König, dem Gott ist begegnet,<br />
dessen Leben jetzt einen Sinn hat.<br />
Bleib wie der Hirte auf der Suche nach Gott.<br />
Und wenn du ihn findest, dann halte ihn im Herzen.<br />
Dann wird dir Weihnachten ein frohes Erlebnis,<br />
das segensvoll und tief in dein Leben wirkt.<br />
Das oben Angesprochene wünsche ich Ihnen, liebe Leserin, lieber<br />
Leser, und auch mir aus ganzem Herzen. Schenken wir uns den nötigen<br />
zeitlichen Raum für zwischenmenschliche Begegnungen, ob in Form eines<br />
Gesprächs, eines Anrufs, eines Kartengrußes oder eines stillen Gedenkens.<br />
„Im Mitmenschen Gott begegnen!“ – das ist für mich adventliches Unterwegssein<br />
auf Weihnachten hin.<br />
Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Zeit, frohe und glückende Festtage<br />
und einen guten Beginn für das Jahr 2012. Sehr herzlich, Ihr Karl Haas<br />
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Kalendarium<br />
1. Weihnachtsausstellung im Diözesanmuseum<br />
„Licht inmitten dunkler Nacht“<br />
Graz, Bürgergasse 2. Geöffnet Dienstag bis Sonntag von 11 bis 17 Uhr.<br />
Bis 15. Jänner 2012 (geschlossen am 25., 26., 31.12 und 1.1.)<br />
2. Mittwoch, 7. Dezember <strong>2011</strong>: Adventbesinnung<br />
Mit Mag. Helmut Schlacher. Anschließend Gottesdienst.<br />
Graz, Salvator-Pfarre, Robert-Stolz-Gasse 3. Beginn 15 Uhr.<br />
3. 16. Wintersportwoche mit Gertrud Zwicker (11. Schiwoche in Lienz):<br />
Sonntag, 19. 2. – Freitag, 24. 2. 2012<br />
Fahrt mit Bus von Graz nach Lienz und zurück.<br />
Der Bus bleibt während der Woche beim Quartier und fährt uns täglich in<br />
ein anderes Schigebiet Osttirols. Quartier: Leisacherhof (HP e 34,–)<br />
Anmeldungen bitte möglichst bald an:<br />
Gertrud Zwicker, 0699 111 51489 oder per e-mail: g.zwicker@aon.at<br />
4. Voraussichtlich Mittwoch, 28. März 2012:<br />
„Lieder und Texte zur Fastenzeit“. Dazu ergeht eine eigene Einladung.<br />
5. 11. Kunst- und Kulturfahrt mit Prof. Manfred Gollowitsch:<br />
Samstag, 5. Mai 2012 (Bez. Voitsberg)<br />
Offenlegung nach dem Mediengesetz<br />
Inhaber der Zeitschrift „Begegnungen“: Katholische LehrerInnen- und ErzieherInnen-Gemeinschaft<br />
<strong>Steiermark</strong> (KLE), 8010 Graz, Bischofplatz 4, ka.kle@graz-seckau.at; Vorsitzender: Wolfgang J.<br />
Pietsch, wolfgang_j.pietsch@aon.at; Schriftleiter: Helmut Schlacher, helmut.schlacher@aon.at –<br />
Beiträge an diese Adresse erbeten. Redaktionelle Mitarbeit: Maria Gobiet, Karl Haas, Wolfgang J.<br />
Pietsch, Gertrude Ulbel-Reiter; Fotos: Redaktion. Blattlinie: Kommunikationsorgan der KLE; Layout &<br />
Satz: Ini Schnider, Druck: REHA DRUCK: Druckerei der REHA – Dienstleistungs- und Handels GmbH<br />
mit dem Ziel, behinderte Menschen zu beschäftigen und auszubilden. Viktor Franz Straße 9, 8051<br />
Graz<br />
Die Verantwortung für den Inhalt und die sachliche Richtigkeit der einzelnen Beiträge liegt ausschließlich<br />
bei den Autorinnen und Autoren.<br />
48 | Begegnungen 4/<strong>2011</strong>