Programm - Tegernsee Magazin
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AUSSTELLUNG RETROSPEKTIVE HANS MEMMINGER<br />
Die Alpen – Kunst durch Kollison<br />
Bizarre Gipfel, zerrissene Gletscher oder irritierende Details, fotografiert aus ungewöhnlichen<br />
Perspektiven: Wer Bernhard Edmaiers Ausstellung „Die Alpen - Kunst durch Kollison“ im<br />
<strong>Tegernsee</strong>r Museum besucht, begibt sich auf eine überraschende Bilderreise in die Entstehungsgeschichte<br />
der Alpen.<br />
Die solide Basis seiner Arbeit bilden einerseits sein künstlerischer, professioneller Umgang mit der Kamera<br />
und andererseits sein fundiertes Wissen um die Entstehung der Erde und die geologischen Prozesse, die sie<br />
ständig verändern. Unverkennbar, Bernhard Edmaier hat sich mit dem Wandel des Gebirges intensiv auseinandergesetzt,<br />
mit seinen Formen, Strukturen und Farben, die durch Verwitterung und Erosion entstehen.<br />
Seine Bilder geben wissenschaftlich detailliert die Realität wieder; sie dokumentieren Phänomene, die nur<br />
Augenblicke, aber auch Jahrmillionen währen können. Sie fangen aber auch die atemberaubende Schönheit<br />
der weitgehend unberührten Landstriche ein. Sie zeigen Vertrautes, das durch den Blick aus der Luft zu einem<br />
abstrakten Kunstwerk wird, das der Phantasie keine Grenzen setzt und den Betrachter geradezu auffordert,<br />
die Gedanken auf die Reise zu schicken. Die Texte zu den großformatigen Fotografien hat die Wissenschaftsautorin<br />
Angelika Jung-Hüttl verfasst.<br />
„Ich bewege mich im Spannungsfeld von Wissenschaft im weitesten Sinn und Kunst. Das permanente Pendeln<br />
zwischen dokumentarischer Fotografie und losgelöster, abstrakter Fotografie macht den Reiz meiner Arbeit<br />
aus“, sagt Edmeier, der als Bauingenieur im Tunnelbau arbeitete, bevor er sich 1992 ganz der Fotografie und<br />
der Geologie gewidmet hat. Für Fotobücher wie „Vulkane“, „Eisige Welten“ oder „Kunstwerk Erde“ wurde er<br />
bereits vielfach ausgezeichnet. „Ich gehöre nicht zu den Umweltaktivisten, die mit erhobenem Zeigefinger auf<br />
die Bewahrung und den Schutz der Naturlandschaften pochen“, so Edmaier. „Jeder Betrachter meiner Bilder<br />
soll für sich entscheiden, ob diese Relikte einer intakten Natur erhaltenswert sind oder nicht.“<br />
Seit acht Jahren arbeitet Bernhard Edmaier am „Fotoprojekt Alpen“, aus dem – in Zusammenarbeit mit<br />
dem Naturmuseum Bozen – die Ausstellung hervorgegangen ist.<br />
Infos: Vernissage Samstag 15.10. 18:30 Uhr, die Ausstellung ist geöffnet vom 16. bis 23. Oktober 2011,<br />
11 bis 19 Uhr, im Museum <strong>Tegernsee</strong>r Tal in <strong>Tegernsee</strong>. Der Eintritt ist frei, um eine kleine Spende wird gebeten.<br />
„Den die Götter lieben,<br />
dem geben sie ein Kajak“<br />
„Ich habe meine eigene Lebensphilosophie“, bekannte Hans Memminger. „Wer eine Reise unternimmt,<br />
macht sich schlau. Wenn ich auf der Lebensreise bin, dann möchte ich mich schlaumachen.<br />
Auch wenn ich nicht sehr weit über den Tellerrand schauen kann.“ Doch das konnte er –<br />
und als packender Erzähler, brillanter Dokumentarfilmer und großer Pionier des Kajaksports eröffnete<br />
er auch den Daheimgebliebenen neue Horizonte.<br />
Er bezwang die spannendsten Wildwasserpassagen der Welt, kämpfte sich über sturmgepeitschte Packeisfelder<br />
und fand dabei immer noch die Zeit, den Blick – und die Kamera – abzuwenden von der Dramatik seines<br />
Sports hin zur unglaublichen Schönheit der abgeschiedenen Natur. Und zu den Menschen, die in diesen<br />
Regionen zuhause sind.<br />
Hans Memminger ist in Bad Tölz aufgewachsen und sein Gespür für Wasser hat er wohl von seinem Großvater<br />
geerbt, der Flößer war. Fasziniert beobachtete er Kanuten, sammelte selbst erste Erfahrungen und<br />
machte mit einer geliehenen Filmkamera Aufnahmen, die nicht nur seine Kanu-Freunde begeisterten. Als<br />
Kajakfahrer war er bald seiner Zeit weit voraus, elegant und mit traumhafter Sicherheit befuhr er die<br />
extremsten Passagen. Der „Tschochtan“, der schreckliche Flussgeist, der unachtsame Kajakfahrer in die<br />
Tiefe reißt und vor dem Hans Memminger mit einem Augenzwinkern immer gewarnt hat, hatte gegen ihn<br />
keine Chance.<br />
In Amerika fuhr er bei Hochwasser durch den Grand Canyon, er paddelte 300 Kilometer von Grönland nach<br />
Kanada und durchquerte als erster die Nord-West-Passage mit dem Kajak. Stets brachte er großartige Dokumentarfilme<br />
mit nach Hause, die das Publikum faszinierten und die mehrfach ausgezeichnet wurden.<br />
Vielleicht gerade weil ihm hintergründiger Humor so viel näher lag als Dramatisierung und Sensationshascherei.<br />
„Ja, mein Leben war schön“, sagte Hans Memminger, kurz bevor er im August 2009 in Feldkirchen<br />
73-jährig verstorben ist. „Es war spannend, naturverbunden und von schönem Erfolg gekrönt – den die<br />
Götter lieben, dem geben sie ein Kajak.“<br />
Die Retrospektive findet am Donnerstag, 20.10., 20 Uhr, im Barocksaal statt, siehe dazu Seite 41<br />
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