Parallel-Kombinatorische Synthese von Azofarbstoffen - kst-chemie.ch
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<strong>Parallel</strong>-<strong>Kombinatoris<strong>ch</strong>e</strong> <strong>Synthese</strong> <strong>von</strong> <strong>Azofarbstoffen</strong><br />
1 Grundlagen<br />
Ein Farbstoff-Molekül ist aus einem farbtragenden ("<strong>ch</strong>romophoren") Grundgerüst und farbvertiefenden<br />
("auxo<strong>ch</strong>romen") Gruppen aufgebaut. Der Chromophor besteht aus einem System alternierender<br />
("konjugierter") Doppelbindungen.<br />
Je länger das System <strong>von</strong> konjugierten Doppelbindungen, desto länger ist die Wellenlänge des absorbierten<br />
Li<strong>ch</strong>ts. Die Komplementärfarbe des absorbierten Li<strong>ch</strong>ts ist die si<strong>ch</strong>tbare Farbe.<br />
kleine Wellenlänge wird absorbiert grosse Wellenänge wird absorbiert<br />
z.B. blau wird absorbiert z.B. rot wird absorbiert<br />
si<strong>ch</strong>tbare Farbe ist gelb si<strong>ch</strong>tbare Farbe ist grün<br />
Als Auxo<strong>ch</strong>rome kommen Atome oder Atomgruppen in<br />
Frage, wel<strong>ch</strong>e eine Elektronendonor oder -<br />
acceptorwirkung besitzen, so z.B. -NH2, - OH, - Br,<br />
- OCH3. Die häufig vorhandene Gruppe -SO3H hat auf<br />
die Farbe keinen grossen Einfluss, sorgt aber für eine<br />
gute Wasserlösli<strong>ch</strong>keit des betreffenden Farbstoffes.<br />
wasserlösli<strong>ch</strong>e Gruppe<br />
Die systematis<strong>ch</strong>e Einteilung der Textilfarbstoffe erfolgt<br />
Chromophor<br />
entweder na<strong>ch</strong> <strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong>en, wo der molekulare Aufbau<br />
des Farbstoffmoleküls massgebend ist,oder na<strong>ch</strong> färberis<strong>ch</strong>en Kriterien, wo die Färbete<strong>ch</strong>nik im Vordergrund<br />
steht, z.B. <strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong>: Azo-, Tryphenylmethan- S<strong>ch</strong>wefelfarbstoffe usw.; färberis<strong>ch</strong>: Beizen, Direkt-, Küpen-<br />
Dispersionsfarbstoffe usw.<br />
2 Theorie<br />
Azo-Farbstoffe sind organis<strong>ch</strong>e<br />
Farbstoffmoleküle mit der für sie<br />
<strong>ch</strong>arakteristis<strong>ch</strong>en -N=N- Gruppe (Azo-Gruppe)<br />
im Grundgerüst. Die -N=N- Brücke verknüpft<br />
zwei den Benzolring enthaltende ("aromatis<strong>ch</strong>e")<br />
Molekülteile miteinander:<br />
Azo-Farbstoffe werden in einer zweistufigen<br />
Reaktion synthetisiert. Die erste Stufe besteht in<br />
der "Diazotierung" einer "Azo-Komponente" mit<br />
NaNO2 in saurer Lösung, die zweite Stufe<br />
besteht in der "Kupplung" der diazotierten Azo-<br />
Komponente mit einer "Kupplungs-<br />
Komponente" (häufig in basis<strong>ch</strong>er Lösung):<br />
Azofarbstoffe Dr. P. Bützer, Kantonss<strong>ch</strong>ule Heerbrugg / Trogen 2006/2008 Seite 1 <strong>von</strong> 3<br />
NH 2<br />
OH<br />
HCl/NaNO<br />
2<br />
N<br />
N<br />
N<br />
R R<br />
Azokomponente<br />
N NCl<br />
R<br />
N<br />
Kupplungsreaktion<br />
Auxo<strong>ch</strong>rom<br />
O<br />
S<br />
O<br />
OH<br />
R N<br />
1<br />
N R<br />
2<br />
N NCl<br />
Diazoniumsalz<br />
reaktiv !!<br />
K<br />
NaOH<br />
N<br />
R<br />
N K<br />
Azofarbstoff
Als Azo-Komponenten werden die folgenden 8 Moleküle mit einer freien NH2- Gruppe (Amino-Gruppe)<br />
verwendet:<br />
NH 2<br />
Als Kupplungs-Komponenten verwenden wir die folgenden 6 Substanzen:<br />
3 Aufgaben:<br />
NH 2<br />
NO 2<br />
AZO 1 AZO 2 AZO 3 AZO 4 AZO 5<br />
1. Stelle na<strong>ch</strong> der folgenden Anleitung Azo-Farbstoffe her und färbe damit Test-Gewebeproben.<br />
Die Azo-Komponenten und die Kupplungs-Komponenten werden auf die vers<strong>ch</strong>iedenen Arbeitsgruppen<br />
verteilt.<br />
2. Diskutiere bei mindestens drei ausgewählten Farbstoffen Anfärbbarkeit und Farbnuancierung bei den<br />
se<strong>ch</strong>s Geweben des Test-Gewebestreifens: Wolle, Viscose, Seide, Polyamid, Baumwolle, Acetat.<br />
3. Untersu<strong>ch</strong>e, ob eine Gesetzmässigkeit hinsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> Molekülgrösse, Molekülstruktur (Anzahl und Position<br />
der auxo<strong>ch</strong>romen Gruppen, Art der auxo<strong>ch</strong>romen Gruppen) und Faserart vorliegt.<br />
4. Diskutiere, wel<strong>ch</strong>e der hergestellten Farbstoffe als Säure-Base Indikatoren geeignet sind.<br />
Azofarbstoffe Dr. P. Bützer, Kantonss<strong>ch</strong>ule Heerbrugg / Trogen 2006/2008 Seite 2 <strong>von</strong> 3<br />
NH 2<br />
NO2 SO3H Anilin 2-Nitroanilin 4-Nitroanilin Sulfanilsäure Anthranilsäure<br />
NH 2<br />
SO 3 H<br />
SO 3 H<br />
NH 2<br />
HO 3 S<br />
AZO 6 AZO 7 AZO 8<br />
1-Naphthylamin-<br />
4-sulfonsäure<br />
OH<br />
OH<br />
1-Naphthylamin-<br />
5-sulfonsäure<br />
OH<br />
KK 1 KK 2 KK 3<br />
NH 2<br />
1-Naphthylamin-<br />
7-sulfonsäure<br />
NH 2<br />
COOH OH<br />
Resorcin Salicylsäure 2-Naphthol<br />
NH 2<br />
SO 3 H<br />
SO 3 H<br />
NH 2<br />
HO 3 S<br />
KK 4 KK 5 KK 6<br />
1-Naphthylamin-<br />
4-sulfonsäure<br />
1-Naphthylamin-<br />
5-sulfonsäure<br />
1-Naphthylamin-<br />
7-sulfonsäure<br />
NH 2<br />
NH 2<br />
COOH
3.1 Experimenteller Teil<br />
Alle <strong>Synthese</strong>n erfolgen na<strong>ch</strong> dem glei<strong>ch</strong>en Muster in einem Be<strong>ch</strong>erglas ("Eintopf - Verfahren"). Die<br />
Reaktionsmis<strong>ch</strong>ung wird während der ganzen <strong>Synthese</strong> dauernd mit dem Magnetrührer gerührt. Eine<br />
Kühlung der Reaktionsmis<strong>ch</strong>ung ist ni<strong>ch</strong>t nötig, da wir mit kleinen Mengen arbeiten.<br />
1. S<strong>ch</strong>ritt: 0,1 g der Azo-Komponente werden mit 10 ml Salzsäure HCl(aq) der Konzentration 2 mol/l in<br />
einem 100 ml Weithals-Erlenmeyer aufgelöst oder aufges<strong>ch</strong>lämmt (suspendiert).<br />
2. S<strong>ch</strong>ritt: Jetzt werden 60 ml destilliertes Wasser zugegeben, dann mit einer 1 ml-Pipette 1 ml Natriumnitrit-<br />
Lösung (NaNO2, Konzentration 1 mol/l).<br />
Die erhaltene Reaktionsmis<strong>ch</strong>ung wird wie folgt mit KI-Stärke-Lösung geprüft:<br />
Man gibt zuerst 2 Tropfen KI-Stärke-Lösung in eine Vertiefung einer weissen Tüpfelplatte, dann mit dem<br />
Glasstab einen Tropfen Reaktionsmis<strong>ch</strong>ung. Die Lösung muss werden (Bildung des Iod-Stärke-<br />
Komplexes). Ist dies ni<strong>ch</strong>t der Fall, gibt man no<strong>ch</strong>mals einige Tropfen Natriumnitrit-Lösung (NaNO2) zur<br />
Reaktionsmis<strong>ch</strong>ung und kontrolliert wieder mit KI-Stärke-Lösung.<br />
3. S<strong>ch</strong>ritt: Jetzt werden zur Entfernung <strong>von</strong> übers<strong>ch</strong>üssigem Natriumnitrit 4ml gesättigte Harnstofflösung<br />
zum Reaktionsgemis<strong>ch</strong> im Weithals-Erlenmeyer gegeben. Dann wird wie im 2. S<strong>ch</strong>ritt in einer weiteren<br />
Vertiefung der Tüpfelplatte mit KI-Stärke-Lösung geprüft. Die Lösung darf si<strong>ch</strong> nur no<strong>ch</strong> wenig verfärben.<br />
4. S<strong>ch</strong>ritt: Je 10 ml dieser Lösung werden in 6 kleine Präparategläs<strong>ch</strong>en gegeben.<br />
5. S<strong>ch</strong>ritt: 0,1 g der Kupplungs-Komponente werden in einem Präparategläs<strong>ch</strong>en mit<br />
10 ml 1 M Natriumhydroxid-Lösung gelöst oder aufges<strong>ch</strong>lämmt.<br />
6. S<strong>ch</strong>ritt: Je 1 ml dieser Kupplungskomponente gibt man langsam zu jeder der vers<strong>ch</strong>iedenen Azo-<br />
Komponenten: es bildet si<strong>ch</strong> der Farbstoff.<br />
7. S<strong>ch</strong>ritt: Die Reaktionsmis<strong>ch</strong>ung sollte jetzt basis<strong>ch</strong> sein, was mit einem pH-Indikatorpapier geprüft wird.<br />
Ist dies ni<strong>ch</strong>t der Fall, gibt man no<strong>ch</strong>mals einige Tropfen 1 M Natriumhydroxid-Lösung zu, bis die Reaktionsmis<strong>ch</strong>ung<br />
deutli<strong>ch</strong> basis<strong>ch</strong> reagiert. Notiere die Farbe des Farbstoffs in basis<strong>ch</strong>er Lösung in der Tabelle.<br />
8. S<strong>ch</strong>ritt: Jetzt wird die Reaktionsmis<strong>ch</strong>ung mit ca. 1 ml 1 M Essigsäure auf pH 4 - 5 gebra<strong>ch</strong>t. Falls der<br />
Farbstoff selbst ein Säure-Base Indikator ist, verändert si<strong>ch</strong> seine Farbe. Notiere die Farbe des Farbstoffs in<br />
sauerer Lösung in der Tabelle.<br />
Trage links die Farbe der Lösung na<strong>ch</strong> S<strong>ch</strong>ritt 7 und re<strong>ch</strong>ts na<strong>ch</strong> S<strong>ch</strong>ritt 8 ein:<br />
Kuppl.-Komp. KK_1 KK_2 KK_3 KK_4<br />
Azo-Komp.<br />
AZO_1<br />
(= AZO_6)<br />
AZO_2<br />
AZO_3<br />
AZO_4<br />
AZO_5<br />
AZO_6<br />
AZO_7<br />
AZO_8<br />
KK_5<br />
(= AZO_7)<br />
Azofarbstoffe Dr. P. Bützer, Kantonss<strong>ch</strong>ule Heerbrugg / Trogen 2006/2008 Seite 3 <strong>von</strong> 3<br />
KK_6<br />
(=AZO_8)<br />
3.2 Färben und Fertigstellen<br />
Zwei bis drei der erhaltenen Reaktionsmis<strong>ch</strong>ungen werden in Präparate-Gläs<strong>ch</strong>en auf der Heizplatte unter<br />
Rühren (Rührmagnet) sorgfältig zum Sieden erhitzt. Jetzt gibt man kleine Test-Gewebeproben zu und ko<strong>ch</strong>t<br />
sie während 5 Minuten. Die gefärbten Proben werden auf einem Papier angetrocknet, mit Hahnenwasser<br />
gespült, mit Seife gewas<strong>ch</strong>en, mit Wasser na<strong>ch</strong>gewas<strong>ch</strong>en, getrocknet, geglättet und auf das vorbereitete<br />
Blatt geklebt. Ein Bild gefärbter Proben befindet si<strong>ch</strong> auf der Homepage.