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tionsservice der <strong>bender</strong> <strong>gruppe</strong><br />
VISIONupdate ®<br />
VISIONupdate ® Der Informa-<br />
Der Informationsservice der <strong>bender</strong> <strong>gruppe</strong><br />
GESUNDHEITSPOLITIK | RADIOLOGIE – kurz & bündig<br />
Ausgabe 5 | November 2012<br />
Gesundheitspolitik<br />
Seite<br />
Köhler mit 7-Punkte-Katalog 1<br />
Drohender Kollaps im Deutschen<br />
Gesundheitswesen 1<br />
IGeL: Annäherung zwischen Ärzten<br />
und Krankenkassen? 2<br />
Radiologie – kurz & bündig<br />
Zertifizierung für die interventionelle<br />
Schlaganfallbehandlung 3<br />
Hohe Qualität des Mammographie-<br />
Screenings bestätigt 3<br />
Streit um die Hormontherapie bei Frauen 3<br />
Neues Antiandrogen verlängert Überlebenszeit<br />
beim Prostata-Karzinom 4<br />
Herzkatheter-Untersuchung ohne<br />
Strahlenbelastung 4<br />
Mobile IT-Systeme im Vormarsch 5<br />
Paradigmenwechsel in der Radiologie? 5<br />
GESUNDHEITSPOLITIK<br />
Köhler mit 7-Punkte-Katalog<br />
Als Reaktion auf den äußerst kontrovers<br />
und heftig geführten Honorarstreit<br />
zwischen der Kassenärztlichen<br />
Bundesvereinigung (KBV) und<br />
dem GKV-Spitzenverband hat die Vertreterversammlung<br />
der KBV am 28.9.<br />
die Systemfrage zur Diskussion gestellt.<br />
Danach sollen alle niedergelassenen<br />
Ärzte und Psychotherapeuten befragt<br />
werden, ob und unter welchen Rahmenbedingungen<br />
die Gewährleistung<br />
des Sicherstellungsauftrages noch<br />
sinnvoll erscheint. Auslöser für diesen<br />
ungewöhnlichen Schritt ist vermutlich<br />
die als überzogene und unzumutbare<br />
Verhandlungsposition des GKV-Spitzenverbandes<br />
während des Honorarstreits.<br />
Der KBV-Vorstandsvorsitzende<br />
Andreas Köhler hatte dazu in seiner<br />
Rede erklärt, dass es nicht mehr um<br />
die aktuelle Honorarverhandlung gehe.<br />
Seit Jahren erlebe die Ärzteschaft nur<br />
noch eine Geringschätzung ihrer Arbeit<br />
und müsste eine zunehmende Öko-<br />
www.<strong>bender</strong><strong>gruppe</strong>.de<br />
nomisierung und Kostenbetrachtung<br />
ihrer Leistungen in Kauf nehmen. Dabei<br />
würden sie engmaschigen Kontrollen<br />
und einer überbordenden Bürokratie<br />
ausgesetzt. Zudem würde die<br />
Ärzteschaft in der öffentlichen Diskussion<br />
mit ungerechtfertigten Vorwürfen<br />
und Angriffen konfrontiert.<br />
Angesichts der Tatsache, dass rund<br />
ein Drittel der medizinisch notwendigen<br />
Leistungen von den Kassen nicht<br />
mehr gezahlt werde, sei das Vorenthalten<br />
einer angemessenen Vergütung<br />
für die Ärzte für die verfassungsrechtliche<br />
Einschätzung der Funktion des<br />
Systems relevant, so Köhler. Da die<br />
Ärzte aber den Sicherstellungsauftrag<br />
nicht einfach zurückgeben können,<br />
bedürfe es daher einer Gesetzesänderung.<br />
Aus diesem Grund werde die KBV<br />
jetzt ein verfassungsrechtliches Gutachten<br />
erstellen lassen, dass die Möglichkeiten<br />
über eine Rückgabe des<br />
Sicherstellungsauftrags bewerten soll.<br />
Wenn die Politik zukünftig will, dass<br />
der Sicherstellungsauftrag für ambulante<br />
Patienten auch weiterhin von<br />
den Ärzten wahrgenommen wird, müssten<br />
aber dann unverrückbare Bedingungen<br />
erfüllt werden.<br />
Unabhängig von den gegenwärtigen<br />
Verhandlungen um die Honorare im<br />
Bewertungsausschuss hat die KBV einen<br />
7-Punkte-Forderungskatalog aufgestellt,<br />
der in den kommenden 5<br />
Jahren erfüllt sein müsste.<br />
• Wiederherstellen der diagnostischen<br />
und therapeutischen Freiheit zum<br />
Schutze der Patienten<br />
• EBM-Reform mit festen und kostendeckenden<br />
Preisen sowie Ausgleich<br />
von Kostensteigerungen<br />
• Schluss mit floatenden Preisen und<br />
versorgungsfremden Mengensteuerungen,<br />
ersatzweise Herstellen ei-<br />
nes stabilen Preis-Mengen-Aggregates.<br />
• Abbau von Bürokratie. Dies soll<br />
unter anderem durch das Wiederherstellen<br />
der ärztlichen Autonomie<br />
in Fragen der ärztlichen Qualifikation<br />
erreicht werden.<br />
• Abschaffen der Regresse bei veranlassten<br />
Leistungen. Regresse anzuordnen<br />
sei vor dem Hintergrund<br />
anderer Steuerungsmaßnahmen bei<br />
veranlassten Leistungen nicht mehr<br />
notwendig.<br />
• Kollektivvertrag restaurieren. Anspruch<br />
erneuern, dass ambulante<br />
Leistungen von zugelassenen Vertragsärzten<br />
und Psychotherapeuten<br />
erbracht werden und nur in Ausnahmen<br />
von ermächtigten Krankenhausärzten.<br />
• Kassenspezifische Gesamtverträge.<br />
Solche Verträge seien unverzichtbar<br />
für eine Modernisierung des Kollektivvertrages.<br />
Diese Forderungen wurden von der<br />
Vertreterversammlung ohne weitere<br />
Diskussion einstimmig angenommen.<br />
Drohender Kollaps<br />
im Deutschen<br />
Gesundheitswesen<br />
Eine Mitte Oktober 2012 publizierte<br />
Studie der Unternehmensberatung<br />
PricewaterhouseCoopers prognostiziert<br />
für das Jahr 2030 einen dramatischen<br />
Pflege- und Versorgungsnotstand.<br />
Ohne eine rasche Kursänderung<br />
fehlen dann mindestens 400.000 Vollzeitkräfte,<br />
davon allein 330.000 in der<br />
Kranken- und Altenpflege. 25% der<br />
erforderlichen Vollzeitstellen für Ärzte<br />
und etwa ein Drittel der Vollzeitstellen<br />
für Pflegekräfte könnten dann nicht<br />
besetzt werden. Danach müsste ein<br />
Hausarzt statt von heute ca. 10.000<br />
1
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Patienten-Kontakten im Jahr 2030<br />
15.000 Kontakte im Jahr bewältigen.<br />
Auf der anderen Seite wäre dann eine<br />
Alterspflegekraft statt heute für sieben<br />
im Jahr 2030 für bis zu zwölf Pflegebedürftige<br />
zuständig.<br />
Nach Ansicht von PwC lässt sich dieser<br />
drohende Mangel an Ärzten und Pflegepersonal<br />
weder durch eine verstärkte<br />
Ausbildung zusätzlichen Fachpersonals<br />
noch durch eine Steigerung<br />
der Zuwanderung von Personal aus<br />
dem Ausland schließen. Eine Stabilisierung<br />
der Gesundheitsversorgung<br />
auf dem augenblicklichen Niveau ließe<br />
sich aber nur halten, wenn das vorhandene<br />
Fachkräftepotential besser<br />
genutzt würde. Gegenwärtig üben<br />
viele der medizinisch ausgebildeten<br />
Fachkräfte ihren Beruf im Gesundheitswesen<br />
erst gar nicht aus, haben<br />
ihn vorzeitig aufgegeben oder üben<br />
ihn nur in Teilzeit aus. So gebe beispielsweise<br />
jeder vierte Arzt seine<br />
ärztliche Tätigkeit im engeren Sinne<br />
früher oder später auf und suche sich<br />
eine Tätigkeit in der Industrie oder<br />
einer Behörde. Diese Abwanderungstendenzen<br />
seien nur dann zu überwinden,<br />
wenn den Ärzten und Pflegekräften<br />
besser bezahlte und attraktivere<br />
Arbeitsbedingungen geboten<br />
würden.<br />
Bei vielen Ärzten ist der wachsende<br />
bürokratische Aufwand ein großes<br />
Hindernis, der immer weniger Zeit für<br />
eine optimale Patientenversorgung<br />
zulässt. Zudem finden sich insbesondere<br />
in der Klinik vielfach starre Hierarchien,<br />
die sehr oft die jungen Ärzte<br />
veranlassen, sich alternative Berufsmöglichkeiten<br />
zu suchen.<br />
Eine Voraussetzung, wie die drohende<br />
Versorgungslücke wenigstens teilweise<br />
geschlossen werden könnte, wäre eine<br />
Verstärkung der sogenannten Feminisierung<br />
im Gesundheitswesen. In<br />
der Pflege gibt es 86% weibliche<br />
Fachkräfte, bei den Ärzten sind es<br />
immerhin schon 40%. Bei den Frauen<br />
kann die angestrebte Erhöhung von<br />
Teilzeit- bzw. Vollzeitbeschäftigung<br />
aber nur dann angehoben werden,<br />
wenn sie durch eine gesicherte Kinderbetreuung<br />
und Flexibilisierung der<br />
Kommende<br />
Kongresstermine<br />
25. – 30. November 2012<br />
Chicago (USA)<br />
RSNA 2012<br />
Arbeitszeiten die gleichzeitige Bewältigung<br />
von Beruf und Familie eindeutig<br />
besser vereinbar macht.<br />
Die bisher von der Politik erwogenen<br />
Maßnahmen haben offenbar die Gefahr<br />
der drohenden Unterversorgung<br />
nicht annähernd berücksichtigt. Die<br />
gegenwärtigen Zielsetzungen gehen<br />
nur in die Richtung, die Nachfrage<br />
nach ärztlichen und pflegerischen Leistungen<br />
durch eine Ökonomisierung<br />
des Gesundheitswesens zu reduzieren.<br />
Wenn nicht bald gezielt Maßnahmen<br />
ergriffen werden, um den Beruf des<br />
Fachkräftepersonals attraktiver zu gestalten<br />
und offensichtlich erkennbare<br />
Effizienzreserven im Gesundheitswesen<br />
(Überangebote der regionalen ärztlichen<br />
Versorgung, Doppelstrukturen,<br />
Verwaltungsaufwand, Einführung der<br />
elektronischen Patientenakte) auszuschöpfen,<br />
werden wir mittel- bis langfristig<br />
unter einen besorgniserregenden<br />
Fachkräftemangel im Gesundheitswesen<br />
leiden.<br />
IGeL: Annäherung zwischen<br />
Ärzten und Krankenkassen?<br />
Seit Jahren wird ein heftiger Streit<br />
um die Sinnhaftigkeit von individuellen<br />
Gesundheitsleistungen (IGeL)<br />
zwischen Kassenärzten und Krankenkassen<br />
ausgetragen. Diese Auseinandersetzung<br />
eskalierte dann bei der<br />
Einrichtung des IGeL-Monitors mit<br />
dem Statement der Vorstandsvorsitzenden<br />
des GKV-Spitzenverbandes,<br />
Doris Pfeiffer: „Bei den IGeL-Leistungen<br />
gehe es vorrangig um wirtschaftliche<br />
Interessen von Ärzten und nicht<br />
um notwendige medizinische Leistungen<br />
für Kranke.“ In der Folge überschlugen<br />
sich dann die Forderungen<br />
der Krankenkassen. So sollten die Patienten<br />
nach einer ärztlichen Beratung<br />
24 Stunden Bedenkzeit für ärztliche<br />
IGeL-Angebote erhalten. Die Spitze<br />
war dann die Forderung des Bundesverbandes<br />
der Verbraucherzentralen,<br />
dass in den ärztlichen Praxen eine<br />
strikte räumliche und personelle Trennung<br />
bei der Behandlung mit Kassenleistungen<br />
und IGeL-Leistungen<br />
vorgenommen werden sollte.<br />
Als Ergebnis der Diskussionsveranstaltung<br />
„KBV Kontrovers“ am 23.<br />
Oktober in Berlin kann festgehalten<br />
werden, dass KBV und Krankenkassen<br />
erste Versuche unternommen haben,<br />
den Weg einer Annäherung zu beschreiten.<br />
So sagte der KBV-Vorsitzende<br />
Andreas Köhler: „Bei den von<br />
den gesetzlichen Krankenkassen nicht<br />
bezahlten individuellen Gesundheitsleistungen<br />
gebe es solche, die im<br />
Leistungskatalog der GKV nichts zu<br />
suchen hätten, aber ebenso auch Leistungen,<br />
die noch geprüft würden und<br />
für die eine gewisse Evidenz spreche.<br />
Seit 12 Jahren kämpfe die KBV beispielsweise<br />
dafür, das Glaukom-Screening<br />
in den Leistungskatalog der GKV<br />
aufzunehmen. Warum sollten Ärzte<br />
solche und auch andere medizinische<br />
sinnvolle IGeL nicht den Patienten<br />
anbieten?“ Zugleich kritisierte Köhler,<br />
dass zwar manche Kassen IGeL als<br />
Unsinn ablehnten, dann aber beispielsweise<br />
die Osteopathie als Satzungsleistung<br />
anbieten.<br />
Der Vorstandsvorsitzende der KKH-<br />
Allianz, Ingo Kailuweit, gab zu, dass<br />
ein solches Angebot widersprüchlich<br />
sei. andererseits müsse man aber auch<br />
feststellen, dass es den Ärzten in<br />
vielen Fällen auch nicht um eine Leistung<br />
gegenüber dem Patienten, sondern<br />
in erster Linie um eine Honorarerweiterung<br />
gehe. Kailuweit sprach<br />
sich aber dafür aus, die bisher angebotenen<br />
350 IGeL einzugrenzen und<br />
eine Vereinbarung über medizinisch<br />
sinnvolle Selbstzahlerleistungen zu erarbeiten.<br />
Angesichts dieser konsensorientierten<br />
Argumentation eines Vertreters<br />
der Kassen muss man aber<br />
abwarten, ob auch die Vorstände der<br />
anderen GKV-Kassen und der Spitzenverband<br />
Bund diese Meinung teilen.<br />
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RADIOLOGIE<br />
KURZ & BÜNDIG<br />
Zertifizierung für die<br />
interventionelle<br />
Schlaganfallbehandlung<br />
Die Behandlungsmethoden der minimal-invasiven,<br />
interventionellen<br />
Radiologie und Neuroradiologie haben<br />
in den vergangenen Jahren einen<br />
enormen Aufschwung erfahren. Unter<br />
Bildkontrolle können „Interventionalisten“<br />
verschlossene Gefäße wiedereröffnen<br />
und damit erfolgreich Schlaganfallpatienten<br />
oder Patienten mit peripher-arterieller<br />
Verschlusskrankheit<br />
(pAVK) behandeln oder – ebenfalls<br />
unter Einsatz von bildgebenden Verfahren<br />
– präzise lokalisiert Tumoren<br />
zerstören und Gefäßfehlbildungen<br />
verschließen. Um die Qualität dieser<br />
komplexen Eingriffe zu fördern sowie<br />
die Ausbildung kontinuierlich zu verbessern,<br />
hat die Deutsche Gesellschaft<br />
für Interventionelle Radiologie und<br />
minimal-invasive Therapie (DeGIR) bereits<br />
vor zwei Jahren ein Qualifizierungs-<br />
und Zertifizierungsprogramm<br />
aufgelegt. Ab Oktober 2012 wird das<br />
Programm um den neuroradiologischen<br />
Interventionsbereich erweitert<br />
werden.<br />
„Interventionelle Radiologie markiert<br />
einen Megatrend in der Medizin: In<br />
zahlreichen Anwendungsgebieten sind<br />
die Erfolgsraten minimal-invasiver Verfahren<br />
denen offen-chirurgischer Verfahren<br />
ebenbürtig oder überlegen,<br />
während die Komplikationsraten zum<br />
Teil deutlich niedriger sind. Auch aufgrund<br />
der demografischen Entwicklung,<br />
die eine Zunahme von Krebserkrankungen<br />
und Erkrankungen des<br />
Gefäßsystems mit sich bringt, wird<br />
der Bedarf an gut ausgebildeten Interventionellen<br />
Radiologen zunehmen“,<br />
sagt Professor Dr. Dierk Vorwerk, Präsident<br />
der DeGIR.<br />
Das Programm von DeGIR und DGNR<br />
umfasst drei Stufen. Für das Basiszertifikat<br />
in Stufe 1 werden grundlegende<br />
Fähigkeiten in interventionellen Techniken<br />
vorausgesetzt. Das Spezialisierungszertifikat<br />
in Stufe 2 kann in sechs<br />
Modulen erworben werden, die die<br />
unterschiedlichen Bereiche abbilden<br />
(vor allem Gefäß eröffnende und Gefäß<br />
verschließende Verfahren, Bild gestützte<br />
Gewebeprobenentnahmen,<br />
minimal-invasive Tumortherapien, Eingriffe<br />
in den Kopfgefäßen bei der Behandlung<br />
von Aneurysmen oder<br />
Schlaganfällen).<br />
Stufe 3 ist das Ausbilderzertifikat, es<br />
wird an Ausbildungsstätten und deren<br />
Ausbilder mit Stufe 2-zertifizierten<br />
Ausbildern vergeben, die die Erfahrungen<br />
an andere Radiologen und<br />
Neuroradiologen weitergeben. Weitere<br />
Bestandteile des Programms sind<br />
Basis- und Spezialisierungskurse, die<br />
der theoretischen und praktischen<br />
Vermittlung der Interventionstechniken<br />
dienen. Alle Zertifikate sind an den<br />
Facharzt für Radiologie bzw. an die<br />
Schwerpunktbezeichnung Neuroradiologie<br />
gebunden.<br />
In den vergangenen zwei Jahren hat<br />
die Deutsche Gesellschaft für Interventionelle<br />
Radiologie und minimalinvasive<br />
Therapie (DeGIR) rund 800<br />
Radiologen und radiologische Zentren<br />
zertifiziert.<br />
(Auszug aus einer Pressemitteilung<br />
der DGR vom 1.10. 2012)<br />
Hohe Qualität des<br />
Mammographie-Screenings<br />
bestätigt<br />
In Deutschland erkranken nach Angabe<br />
des Robert-Koch-Instituts jährlich<br />
mehr als 72.000 Frauen an Brustkrebs.<br />
Im gleichen Zeitraum sterben<br />
17.000 Patientinnen an dieser Krebsform.<br />
Damit ist Brustkrebs die häufigste<br />
bösartige Erkrankung für Frauen in<br />
Deutschland.<br />
In dem im September 2012 vorgelegten<br />
Qualitätsbericht der Kooperationsgemeinschaft<br />
Mammographie<br />
wird die Qualität des Mammographie-Screenings<br />
eindrucksvoll belegt.<br />
So werden von den im Screening<br />
untersuchten Frauen nur 5% zu einer<br />
Zweituntersuchung aufgefordert. Dabei<br />
kann dann in den meisten Fällen<br />
durch eine zusätzliche Mammographie,<br />
Ultraschall- oder Tastuntersuchung ein<br />
Brustkrebs ausgeschlossen werden.<br />
Lediglich bei 1,5% der an dem Mammographie-Programm<br />
teilnehmenden<br />
Frauen wird eine Biopsie erforderlich.<br />
In nahezu 70% der Biopsie bestätigt<br />
sich dabei der Verdacht auf Brustkrebs.<br />
Die eigentliche Qualität des Programms<br />
zeigt sich bei dem Anteil der<br />
präoperativ gesicherten Malignome.<br />
Dieser Anteil liegt mit ca. 92% deutlich<br />
über der mit 70% geforderten Diagnosegenauigkeit.<br />
Bereits vor der<br />
Operation sind damit genaue Lokalisation,<br />
Größe und weitere Ausdehnung<br />
des Brustkrebses erfasst. Damit<br />
kann bereits vorher die Operation<br />
und eine Anschlusstherapie individuell<br />
geplant werden.<br />
Insgesamt kann nach dem neuesten<br />
Qualitätsbericht zusammenfassend<br />
festgestellt werden, dass sich die bildgebende<br />
Diagnostik und die Befundung<br />
in Deutschland im Mammographie-Screening<br />
auf einem insgesamt<br />
sehr hohen Niveau befinden. Bei einer<br />
relativ geringen Biopsierate wird bei<br />
0,8% der Frauen Brustkrebs diagnostiziert.<br />
Bei anderen diagnostischen<br />
Verfahren mit einer Ultraschalluntersuchung<br />
und Magnetresonanztomographie<br />
müssen zur diagnostischen<br />
Absicherung wesentlich höhere Anzahlen<br />
an Biopsien vorgenommen<br />
werden.<br />
Streit um die Hormontherapie<br />
bei Frauen<br />
Mit der Publikation der Women's<br />
Health Initiative-Studie, in der<br />
in einer Langzeituntersuchung mehr<br />
als 16.000 Teilnehmerinnen erfasst<br />
worden waren, wurde berichtet, dass<br />
eine Hormonkombinationstherapie<br />
(Östrogen plus Gestagen) zu einer<br />
Erhöhung von Herzinfarkten, Schlaganfällen<br />
und tiefen Venenthrombosen<br />
führte. Erschwerend kam noch hinzu,<br />
dass auch eine erhöhte Rate von<br />
Mammakarzinomen unter der Hormontherapie<br />
gegenüber der Placebo<strong>gruppe</strong><br />
dokumentiert wurde.<br />
Dieses Thema wurde in den Medien<br />
ausgiebig aufgenommen und auch<br />
www.<strong>bender</strong><strong>gruppe</strong>.de Ausgabe 5 | November 2012<br />
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entsprechend emotional diskutiert.<br />
Insbesondere die Schreckensnachricht<br />
von einem erhöhten Brustkrebsrisiko<br />
beunruhigte die Frauen derart, dass<br />
sie daraufhin in vielen Fällen kurzfristig<br />
ihre Hormonpräparate absetzten. So<br />
ist seit dem Erscheinen der WHI-<br />
Studie im Jahr 2002 weltweit die Einnahme<br />
von Hormonpräparaten gegen<br />
klimakterische Beschwerden und in<br />
der Menopause um mehr als die Hälfte<br />
zurückgegangen.<br />
Jetzt haben dänische Wissenschaftler<br />
nach Auswertung der Danish Osteoporosis<br />
Prevention Study, die im Jahr<br />
2002 aufgrund der Ergebnisse der<br />
WHI-Studie abgebrochen wurde, erneut<br />
eine heftige Diskussion zur Hormonersatztherapie<br />
im Klimakterium<br />
und der Menopause ausgelöst. In dieser<br />
Studie war seit 1992 bei über<br />
1.000 Frauen geprüft worden, ob eine<br />
Hormonersatztherapie mit einem Kombinationspräparat<br />
(17-beta-Östradiol<br />
plus Norethisteron) das Risiko einer<br />
Osteoporose reduzieren kann.<br />
Zum Zeitpunkt des Abbruchs der Studie<br />
war es in der Verum<strong>gruppe</strong> zu 15<br />
Todesfällen gekommen. In der Placebo<strong>gruppe</strong><br />
wurden hingegen 26 Todesfälle<br />
registriert. Dabei waren die<br />
Risiken, einen Herzinfarkt, Schlaganfall<br />
oder eine tiefe Venenthrombose zu<br />
bekommen, nicht erhöht. Eine erhöhte<br />
Krebsrate konnte in der Gruppe der<br />
hormonbehandelten Frauen ebenfalls<br />
nicht festgestellt werden. Im Gegenteil<br />
traten in dieser Gruppe sogar weniger<br />
Fälle von Brustkrebs auf.<br />
Nach dem Abschluss der Studie im<br />
Jahr 2002 wurden die Patienten noch<br />
6 weitere Jahre beobachtet. Dabei<br />
blieb die Zahl der Todesfälle in der<br />
Gruppe der Frauen mit Hormontherapie<br />
geringer. Dies traf auch für die<br />
Zahl der Herzinfarkte und der Herzinsuffizienzen<br />
zu.<br />
Die Ergebnisse der dänischen Studie<br />
haben natürlich für ein großes Interesse<br />
gesorgt und hitzige Diskussionen zur<br />
Qualität und Vergleichbarkeit von klinischen<br />
Studien ausgelöst. Ein gravierender<br />
Unterschied dürfte das geringere<br />
Alter der Patienten von 50<br />
Jahren in der dänischen Studie gegen-<br />
über 64 Jahren in der WHI-Studie bei<br />
Studienbeginn gewesen sein. Interessant<br />
ist aber in diesem Zusammenhang<br />
auch, dass in einer Analyse der<br />
Teilnehmerinnen der WHI-Studie im<br />
Alter von 50 bis 59 Jahren ebenfalls<br />
kein erhöhtes Risiko für einen Herzinfarkt<br />
festgestellt wurde.<br />
Weiter zu diskutierende Punkte zwischen<br />
beiden Studien sind die wesentlich<br />
geringere Teilnehmerzahl<br />
(1.000 Frauen in der dänischen Studie<br />
versus 16.000 Frauen in der WHI-<br />
Studie). Das offene Design mit keiner<br />
Placebo<strong>gruppe</strong>, sondern nur einem<br />
unbehandelten Vergleichskollektiv<br />
schränkt ebenfalls die Aussagekraft<br />
ein. Auch die Zielsetzung der<br />
dänischen Studie Osteoporoseprophylaxe<br />
gegenüber kardiovaskulären<br />
Risiken bzw. Brustkrebsrisiko in der<br />
WHI-Studie dürfte problematisch sein.<br />
Ferner ist bemerkenswert, dass in beiden<br />
Studien Hormonpräparate mit<br />
unterschiedlichen Wirkstoffen eingesetzt<br />
worden sind: In der WHI-Studie<br />
konjugiertes equines Östrogen und<br />
Medroyprogesteronacetat gegenüber<br />
17-beta-Östradiol mit Norethisteron<br />
in der Osteoporosis Prevention-Study.<br />
Es ist gegenwärtig völlig offen, in welcher<br />
Richtung sich die Bewertung der<br />
Hormontherapie im Klimakterium und<br />
der Menopause bewegen wird und<br />
ob sich der gegenwärtige Kenntnisstand<br />
auf die Leitlinien zur Behandlung<br />
des Klimakteriums und der Menopause<br />
auswirken wird.<br />
Neues Antiandrogen<br />
verlängert Überlebenszeit<br />
beim Prostata-Karzinom<br />
Nachdem bereits im September<br />
2011 Arbiratenonacetat zur Behandlung<br />
des metastasierenden kastrationsresistenten<br />
Prostata-Karzinoms<br />
(CRPC) in Europa zugelassen wurde,<br />
wird es zukünftig für diese Patienten<br />
noch eine weitere Behandlungsoption<br />
geben.<br />
Der Androgen-Rezeptorenblocker Enzalutamid<br />
konnte in kontrollierten klinischen<br />
Studien mit 1.159 Patienten<br />
die Überlebenszeit von Patienten, bei<br />
denen Docetaxel keine Wirkung mehr<br />
zeigte, deutlich erhöhen. Die Ergebnisse<br />
dieser Studie wurden kürzlich<br />
im New England Journal of Medicine<br />
veröffentlicht. Die Food and Drug Administration<br />
(FDA) hat bereits die Zulassung<br />
in den USA erteilt und für Europa<br />
wird auch eine baldige Zulassung<br />
erwartet.<br />
Bei der Placebo-kontrollierten Studie<br />
war die primäre Zielvariable das Gesamtüberleben.<br />
In die Studie wurden<br />
in 196 Zentren in 15 Ländern Patienten<br />
mit CRPC eingeschlossen, bei denen<br />
es unter einer Chemotherapie mit<br />
Docetaxel zu entweder einem erneuten<br />
PSA-Anstieg und/oder einer Tumorvergrößerung<br />
gekommen war. Insgesamt<br />
konnte nach Abschluss der<br />
Studie die mittlere Überlebenszeit<br />
von 13,6 Monaten im Placebo-Arm<br />
auf 18,4 Monate unter Enzalutamid<br />
verlängert werden. Die bessere Wirkung<br />
von Enzalutamid wird pharmakodynamisch<br />
darauf zurückgeführt,<br />
dass die Substanz stärker an den Androgenrezeptor<br />
bindet als die bisher<br />
therapeutisch eingesetzten Antiandrogene<br />
wie Flutamid, Nilutamid oder<br />
Bicalutamid. Eine für die stärkere Wirkung<br />
zusätzlich verantwortliche Eigenschaft<br />
von Enzalutamid könnte auch<br />
dadurch bedingt sein, dass die Translokation<br />
des Rezeptors in den Zellkern<br />
gegenüber den Antiandrogenen der<br />
ersten Generation deutlich erhöht ist.<br />
Auf jeden Fall sind die bisherigen klinischen<br />
Daten der neuen Substanz<br />
so überzeugend, dass das Bundesinstitut<br />
für Arzneimittel und Medizinprodukte<br />
die Behandlung von austherapierten<br />
Patienten mit metastasierendem<br />
Prostatakarzinom im Rahmen<br />
eines Arzneimittel-Härtefallprogramms<br />
seit 3 Monaten erlaubt.<br />
Herzkatheter-Untersuchung<br />
ohne Strahlenbelastung<br />
In einer kürzlich veröffentlichten Studie<br />
im European Heart Journal konnte<br />
erstmalig gezeigt werden, dass eine<br />
Untersuchung des rechten Ventrikels<br />
mit einer Echtzeit-MRT im gleichen<br />
Zeitraum, wie mit der konventionellen<br />
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Röntgendurchleuchtung, aber ohne<br />
Strahlenbelastung durchgeführt werden<br />
kann.<br />
Tatsächlich hat sich die Kernspin-Tomographie<br />
inzwischen so stark weiter<br />
entwickelt, dass Einzelaufnahmen mit<br />
ca. 20 Bildern pro Sekunde in einen<br />
„flüssigen“ Film chronologisch zusammengeführt<br />
werden können. Dies<br />
ist einer Technik zu verdanken, die<br />
am Max-Planck-Institut für biophysikalische<br />
Chemie in Göttingen entwickelt<br />
wurde. Dabei konnte die Auflösung<br />
der Einzelbilder so weit gesteigert<br />
werden, dass sich die Bewegung<br />
des Herzens im MRT mit dem neuen<br />
FLASH-System in Echtzeit darstellen<br />
lässt.<br />
Aufbauend auf dieser Technologie<br />
haben Wissenschaftler vom National<br />
Health Institute in Bethesda in einer<br />
Pilotstudie Herzkatheteruntersuchungen<br />
mit der Magnetresonanztomographie<br />
durchgeführt. Bei den Patienten<br />
handelte es sich um Kinder,<br />
bei denen wegen eines Vitiums eine<br />
Rechtsherz-Katheteruntersuchung indiziert<br />
war. Bei den Kindern mit angeborenen<br />
Herzfehlern ist zumeist<br />
schon in den ersten Lebensmonaten<br />
eine Katheteruntersuchung erforderlich.<br />
Insbesondere bei diesen kleinen<br />
Patienten ist aber auch die Strahlenbelastung<br />
wesentlich schwerwiegender<br />
als bei Erwachsenen.<br />
Eine erhebliche Schwierigkeit dieser<br />
Methode liegt in dem Problem, dass<br />
bei der MRT-Katheteruntersuchung<br />
kein Stahlführungsdraht zur Visualisierung<br />
der Katheterposition benutzt<br />
werden kann. Als Lösung für dieses<br />
Problem wurde die Katheterspitze<br />
entweder mit Luft oder mit dem MRT-<br />
Kontrastmittel Gadolinium gefüllt. Insbesondere<br />
die Füllung der Katheterspitze<br />
mit Gadolinium habe einen<br />
hervorragenden Kontrast gegeben,<br />
so das Statement des Studienleiters<br />
Robert Ledermann vom National Heart<br />
Lung and Blood Institute.<br />
Im Ergebnis waren alle Kinder in dieser<br />
Studie sowohl mit einer Röntgendurchleuchtung<br />
als auch mit der MRT-<br />
Katheter-Echtzeituntersuchung befundet<br />
worden. Für beide Verfahren war<br />
ein Untersuchungszeitraum von jeweils<br />
20 Minuten erforderlich. Nach Aussagen<br />
der Untersucher war die Katheterisierung<br />
der Pulmonalarterien<br />
sogar einfacher als bei der konventionellen<br />
Röntgenuntersuchung. Für<br />
einen weiteren Einsatz der Echtzeit-<br />
MRT-Untersuchung wird es aber eine<br />
wesentliche Verbesserung darstellen,<br />
wenn der Katheter noch besser und<br />
kontrastreicher dargestellt werden<br />
kann.<br />
Mobile IT-Systeme<br />
im Vormarsch<br />
Zunehmend setzen immer mehr<br />
Einrichtungen im Gesundheitswesen<br />
auf mobile Lösung in der Informationstechnik.<br />
Auf diese Weise können<br />
Ärzte und Pflegekräfte aktuelle<br />
Daten möglichst zeitnah am Patienten<br />
anwenden. Aber erst die zunehmende<br />
Verbesserung von Tablet-PC´s mit den<br />
entsprechenden Anwendungen (Apps)<br />
hat die breite Anwendung für mobile<br />
Applikation im Patientenbereich ermöglicht.<br />
Offenbar hat die medizinische Hochschule<br />
Hannover (MHH) diese Entwicklung<br />
schon frühzeitig erkannt und<br />
nutzt inzwischen eine App für den<br />
iPad und kann damit Scans von Computer-<br />
und Kernspin-Tomographien,<br />
Ultraschall oder Positronen-Emissions-<br />
Tomographien drahtlos über das gesamte<br />
Gelände der medizinischen<br />
Hochschule abzurufen. Mit dieser<br />
Technologie können sich die Ärzte<br />
noch schneller informieren und haben<br />
bei der hohen Bildauflösung mit dem<br />
iPad einen nahezu vollwertigen Bildschirm-Arbeitsplatz<br />
am Krankenbett.<br />
Jetzt spricht sich auch die Klinik für<br />
Unfall-,Hand-,Plastische- und Wiederherstellungschirurgie<br />
der Universität<br />
Ulm für die rasche Einführung von<br />
Tablet-PC´s im Klinikalltag aus. Insbesondere,<br />
weil es in Notfallsituationen<br />
oder während der Behandlung<br />
von Patienten oft genug wichtig sei,<br />
auf schriftliche Daten oder Befunde<br />
aus bildgebenden Verfahren, ohne<br />
größere Verzögerung, die entsprechende<br />
Informationen abzurufen. Vor-<br />
aussetzung für die Nutzung dieser<br />
Systeme haben jedoch gezeigt, dass<br />
Gerätegröße, Displayauflösung und<br />
die darauf ablaufenden Applikationen<br />
für die erfolgreiche Nutzung entscheidend<br />
sind. Hinzu kommt, dass die<br />
Ladezeiten für radiologische Befunde<br />
relativ kurz sein müssen.<br />
Dem Bedürfnis nach besonders hohen<br />
Sicherheitsstandards der Datenübermittlung<br />
muss ebenfalls Rechnung<br />
getragen werden und der Datentransfer<br />
muss absolut abhörsicher mit einem<br />
geeigneten Verschlüsselungsprotokoll<br />
erfolgen. Die weiteren Risiken, die zu<br />
berücksichtigen sind, sind die lokale<br />
Datenspeicherung auf dem Mobilgerät,<br />
der mögliche Verlust des Gerätes<br />
und die Nutzung von privaten Endgeräten.<br />
Hierfür sind aber auch schon<br />
gegenwärtig Lösungen erkennbar.<br />
Fazit: Seit der Einführung der Tablets-<br />
PCs und insbesondere des iPads mit<br />
seinem hoch auflösenden Display ist<br />
erkennbar, dass mobile Informationstechnologien<br />
sich mit einer bisher<br />
nicht erwartenden Geschwindigkeit<br />
im Klinikalltag durchsetzen werden.<br />
PARADIGMEN-<br />
WECHSEL IN DER<br />
RADIOLOGIE?<br />
Bessere Diagnostik bei<br />
reduzierter Strahlung<br />
Ein internationales Forscherteam<br />
hat eine neue Röntgenmethode<br />
entwickelt, die die Brustkrebsfrüherkennung<br />
grundlegend verbessern<br />
kann. Das computertomographische<br />
Verfahren bildet das Drüsengewebe<br />
der Brust in unerreicht hoher Auflösung<br />
ab - bei deutlich reduzierter Strahlendosis.<br />
Entscheidend für die Prognose einer<br />
an Brustkrebs erkrankten Frau ist die<br />
möglichst frühzeitige Diagnose der<br />
Erkrankung. Für die etablierten Screeningprogramme<br />
wird eine Fehlentdeckungsrate<br />
von bis zu 20 Prozent<br />
angenommen, da mit der Mammographie<br />
als Projektionsverfahren kleinere<br />
Tumoren durch Drüsengewebe<br />
www.<strong>bender</strong><strong>gruppe</strong>.de Ausgabe 5 | November 2012<br />
5
VISIONupdate ® Der Informationsservice der <strong>bender</strong> <strong>gruppe</strong><br />
überdeckt werden und damit der Diagnostik<br />
entgehen können. Dies betrifft<br />
insbesondere Frauen mit sehr<br />
dichtem Drüsengewebe. Wenn fälschlicherweise<br />
ein abnormer Befund beschrieben<br />
wird, der sich bei Folgeuntersuchungen<br />
als Fehlbefund herausstellt,<br />
kann dieser sogenannte „falsche<br />
Alarm“ die Frauen nachhaltig belasten.<br />
Die neue Methode übertrifft herkömmliche<br />
mammographische und computertomographische<br />
Verfahren in mehrfacher<br />
Hinsicht: Sie liefert dreidimensionale<br />
computertomografische (CT)<br />
Bilder, die eine um das zwei- bis dreifach<br />
erhöhte Auflösung aufweisen.<br />
Entscheidend ist, dass dieser Ansatz<br />
mit einer etwa 25-mal niedrigeren<br />
Strahlendosis auskommt als es bisher<br />
möglich war. Die hohen Strahlungsdosen<br />
einer Computertomographie<br />
der Brust bei hoher Strahlungsempfindlichkeit<br />
des Brustdrüsengewebes<br />
hatten bislang den Einsatz von CT-<br />
Verfahren in der Brustkrebsfrüherkennung<br />
verhindert.<br />
Erfolg im Team<br />
Der Erfolg beruht auf der Zusammenarbeit<br />
eines Teams aus Physikern, Radiologen<br />
und Mathematikern an der<br />
„European Synchrotron Radiation Facility“<br />
(ESRF) in Grenoble, Frankreich,<br />
sowie an der LMU - hier vor allem im<br />
Exzellenzcluster „Munich - Centre for<br />
Advanced Photonics“ (MAP) - und an<br />
der University of California in Los Angeles<br />
(UCLA), von wo Yunzhe Zhao<br />
stammt, einer der beiden Erstautoren.<br />
Dr. Emmanuel Brun, ehemals an der<br />
LMU und nun an der ESRF tätig, ist<br />
ebenfalls Erstautor.<br />
Um die Computertomografie auch für<br />
das strahlungssensitive Brustgewebe<br />
ausreichend sicher zu machen, setzten<br />
die Forscher auf hochenergetische<br />
Röntgenstrahlung, die Gewebe unter<br />
niedriger Dosisbelastung durchdringen<br />
kann. Eine zusätzliche Dosisminimierung<br />
ermöglicht die Anwendung der<br />
sogenannten Phasenkontrastbildgebung,<br />
eine Röntgenmethode die bei<br />
niedriger Dosis exzellente Bildkontraste<br />
liefert. Ein hierfür entwickelter mathematischer<br />
Algorithmus erlaubt die<br />
Rekonstruktion kontrastreicher und<br />
hochauflösender CT Bilder auch bei<br />
deutlich reduzierter Strahlendosis.<br />
Überlegene Bildqualität<br />
In Kombination lieferten diese Ansätze<br />
bei 512 Aufnahmen einer menschlichen<br />
Brust aus verschiedenen Perspektiven<br />
mehrere 3D-Bilder in unerreicht<br />
hoher Auflösung mit - im Vergleich<br />
zu herkömmlichen Mammografien<br />
- unerreicht niedriger Strahlendosis.<br />
Im Test und ohne Hinweis<br />
auf die eingesetzten Verfahren bewerteten<br />
fünf unabhängige Radiologen<br />
am Institut für Klinische Radiologie<br />
der LMU die Bildschärfe, den Kontrast<br />
und die allgemeine Bildqualität dieser<br />
CT-Aufnahmen. Es ergab sich hierbei<br />
eine deutliche Überlegenheit der neuen<br />
Methode gegenüber den etablierten<br />
bildgebenden Röntgenverfahren.<br />
„Das neue Verfahren könnte der klinischen<br />
Anwendung der Computertomografie<br />
bei Brustuntersuchungen<br />
den Weg ebnen und uns damit eine<br />
wertvolle Waffe für den frühzeitigen<br />
und verbesserten Kampf gegen Brustkrebs<br />
in die Hand geben“, resümiert<br />
Professor Maximilian Reiser. Er leitet<br />
das Institut für Klinische Radiologie<br />
der LMU, das die nötige medizinische<br />
Expertise in das Projekt einbrachte.<br />
„Die Zusammenarbeit von Forschern<br />
aus ganz unterschiedlichen Disziplinen<br />
hat diesen Erfolg erst möglich gemacht“,<br />
betont Alberto Bravin, der<br />
mit seinem Team an der ESRF in rund<br />
zehn Jahren die hochqualitativen CT-<br />
Bilder aus Röntgendaten entwickelte.<br />
Der Weg zur Anwendung<br />
Die bisherigen präklinischen Erfolge<br />
erlauben zukünftige Zielsetzungen:<br />
„Als nächstes werden wir versuchen,<br />
diese Technik auf die frühe Visualisierung<br />
anderer Erkrankungen auszuweiten,<br />
und die Voraussetzungen für<br />
einen Einsatz in der Klinik zu schaffen“,<br />
sagt die LMU-Physikerin Professor Paola<br />
Coan. Denn vorerst ist die neue<br />
Technologie noch in der laborbasierten<br />
Forschungsphase und kann noch nicht<br />
an Patienten eingesetzt werden.<br />
Für eine Anwendung und Evaluierung<br />
im klinischen Einsatz muss zunächst<br />
ein Röntgengerät entwickelt werden,<br />
das für einen Standardeinsatz am Patienten<br />
bei klinischen Fragestellungen<br />
geeignet ist. „Viele Forschungs<strong>gruppe</strong>n<br />
arbeiten bereits an der Entwicklung<br />
eines solchen Geräts“, sagt Emmanuel<br />
Brun. „Ist diese Hürde aber<br />
überwunden, so dass ein kommerzielles<br />
Röntgengerät zur Verfügung<br />
steht, wird die neue Röntgenmethode<br />
mit hoher Wahrscheinlichkeit eine große<br />
Wirkung haben.“<br />
(PNAS Early Online Edition, 22. October<br />
2012)<br />
(Pressemitteilung der Ludwig Maximilians<br />
Universität München vom<br />
23.10. 2012)<br />
I M P R E S S U M<br />
Herausgeber:<br />
Dr. Timo Bender<br />
b.e.imaging gmbh<br />
Dr.-Rudolf-Eberle-Str. 8-10 · 76534 Baden-Baden<br />
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(verantwortlich)<br />
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der b.e.imaging gmbh wieder.<br />
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