AKTUELL Der 23. Ibero-lateinamerikanische Dermatologenkongress beginnt Die Vort<strong>ra</strong>genden – erfahrene EB-Spezialisten und -Forscher aus aller Welt versteht. Andererseits waren die Vorträge bestens aufbereitet und zeichneten ein <strong>aktuell</strong>es Bild der Forschung in den für uns wichtigsten Labors der Welt. Einige grundlegende Eindrücke konnte ich jedenfalls aus Cancún mitnehmen: Die EB-Community ist eine zwar kleine, aber eng vernetzte Gruppe von hochkarätigen Forschern und Klinikern. Auch wenn sich eine ursächliche Heilung von EB noch nicht abzeichnet, so wird mit großer Intensität geforscht und das auf mittlerweile mehreren Wegen mit einem klaren Ziel: Heilung von EB. Auf in den Süden Da zwischen dem Dermatologenkongress in Cancún und dem <strong>DEBRA</strong> International Meeting in Santiago noch vier Tage Zeit waren, überlegten Gabi und ich einen weiteren Ausflug. Beide hatten wir immer wieder von der Schönheit der Atacama-Wüste im Norden von Chile gehört. Offensichtlich war das ein Muss für jeden Chilereisenden. Aus Zeitmangel hatten wir uns allerdings in keiner Weise auf Abenteuer vorbereitet. Im Vordergrund unserer jeweiligen Reiseplanung standen der Besuch der Konferenzen und die Vorbereitung unserer Vorträge. Doch Dank Internet und Handy und vor allem mit Hilfe von Dr. F<strong>ra</strong>ncis Palisson, dem Präsidenten von DEB- RA Chile, gelang es uns – so zwischendurch und schon auf dem Weg nach Santiago befindlich – einen Kurzaufenthalt in San Pedro de Atacama zu organisieren. So bestiegen wir wieder einmal ein Flugzeug und sausten von Cancún nach México City, von dort nach Santiago und von hier aus weiter in den Norden von Chile, um unser kurzes Atacama-Abenteuer zu beginnen. 8 d<strong>eb</strong><strong>ra</strong> <strong>aktuell</strong> Jänner 2011 Die trockenste Wüste der Welt Szenenwechsel: Wie im Zeit<strong>ra</strong>ffer, allerdings nach vielen Stunden in Flugzeugen, tauschten wir die karibische Reis<strong>eb</strong>ürokulisse mit einem Bühnenbild aus Schotterpisten, Sanddünen und Vulkanen, die bis zu 6.000 Meter auf<strong>ra</strong>gen. Rund 1.500 Kilometer nördlich der chilenischen Hauptstadt liegt der pittoreske Ort San Pedro inmitten dieser trockenen und menschenfeindlichen Sand- und Steinwüste. Aufgrund der Lage im Regenschatten der Anden verirren sich, wenn überhaupt, nur wenige Regentropfen in dieses G<strong>eb</strong>iet. Dazu kommen die extremen Tempe<strong>ra</strong>turunterschiede von Tag (30°C) und Nacht (–15°C). Daher über<strong>ra</strong>schte es uns, dass hier Menschen l<strong>eb</strong>en. Die reichhaltigen Bodenschätze, welche intensiven Bergbau ermöglichen, werden hier zur L<strong>eb</strong>ensgrundlage. Das Grubenunglück von Copiapo im Sommer 2010 zeigt aber auch, dass der hier betri<strong>eb</strong>ene Bergbau nicht nur Chancen für die Bevölkerung bereithält sondern auch große Risiken birgt. Ungeahnte Naturschönheiten Diese und ähnliche Gedanken zogen an uns genauso vorüber wie die karge und eindrucksvolle Landschaft. Im Zuge von drei Exkursionen im Kleinbus erkundeten Gabi und ich das bizarre Mondtal, die trockene Salzpfanne der Atacama-Wüste, die einsamen Süßwasserlagunen auf über 4.000 Meter Höhe, die Wasser und Schwefel speienden Geysire und ein einsames Flamingo-Reservat. Als wir auf einer dieser Fahrten bei gefühlten 40°C im Schatten – den man hier übrigens verg<strong>eb</strong>lich sucht – einen Reifenplatzer hatten, wurde uns bewusst, dass das Rei- sen in der Wüste so manche Gefahr birgt: im Umkreis von vielen Kilometern ist nur Hitze, Trockenheit und Staub, am Horizont die Anden mit ungezählten Vulkanen und kaum L<strong>eb</strong>en. Umso erfrischender war dann immer wieder die Rückkehr nach San Pedro, wo wir in einem gemütlichen Hotel unterg<strong>eb</strong><strong>ra</strong>cht waren und abends durch die malerischen St<strong>ra</strong>ßen mit rustikalen Restau<strong>ra</strong>nts und bunten Souvenirläden schlenderten. Wenn man von den vielen Touristen in dieser Oase absah, fühlte man sich hier wie in den Wilden Westen versetzt und hätte sich nicht gewundert, wenn plötzlich John Wayne um die Ecke galoppiert wäre oder die Komantschen zum Angriff auf die Gringos gerufen hätten. Santiago wir kommen! Auch dieser spannende Abschnitt unserer Reise ging leider viel zu <strong>ra</strong>sch zu Ende. Autobus und Flugzeug warteten bereits, um uns nach Santiago zu bringen. Vom Wildwestdorf ging es jetzt in eine moderne, südamerikanische Metropole mit rund fünf Millionen Einwohnern. Ja und da wir uns hier auf der Südhalbkugel befanden, hing nicht nur der Halbmond verkehrt am Himmel, sondern es war auch ge<strong>ra</strong>de Frühling. Zeit<strong>ra</strong>ffe<strong>ra</strong>rtig wechselten wir vom Urlaubs- in den Arbeitsmodus. Das <strong>DEBRA</strong> International Meeting fand in der renommierten Clínica Alemána statt, in der Dr. F<strong>ra</strong>ncis Palisson als Dermatologe und Vater der so genannten „Niños piel de cristal“ (wörtlich: Kinder mit Kristallhaut, entspricht unserer Bezeichnung „Schmetterlingskinder“) p<strong>ra</strong>ktiziert. Etwa 60 Delegierte aus 20 Ländern waren zum <strong>DEBRA</strong> International Meeting nach Santiago gekommen, um Erfahrungen auszutauschen, © <strong>DEBRA</strong> AUSTRIA (2)
© <strong>DEBRA</strong> AUSTRIA (6) Dr. A. Martinez, Dr. J. Salas, Prof. J. Uitto, Prof. M. Jonkmann Naturschönheiten in der Atacama-Wüste: Flamingos in der Salzlagune Ausblick auf eine 5 Millionen-Metropole: Santiago de Chile Prof. Marinkovich, V. Zmazek, A. Kemble, G. Pohla-Gubo, R. Cepeda 500 Vulkane gibt es in Chile, aber auch Geysire sind zu bewundern Wie lang und dünn Chile ist, zeigt eine Karte im „Casa de EB“ d<strong>eb</strong><strong>ra</strong> <strong>aktuell</strong> Jänner 2011 9