8 Vom Marktflecken zum Wirtschaftsstandort - Rumaer ...
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Fünf Pächter, nämlich Jefta Stajic, Michael Kritovac,<br />
Martin Dilmetz, Ignaz Rupp, und Lazar Jovanovic,<br />
baten 1813 die Gespanschaft um Nachlaß der Steuer,<br />
da sie dem Ruin nahe waren. Die Gespanschaft<br />
versprach, in den nächsten Jahren ihrem Wunsche<br />
nachzukommen. Ab 1816 zog die Gemeinde diese<br />
Steuer ein und lieferte sie an die Gespanschaft ab. Da<br />
die Pächter sehr säumige Zahler waren, belasteten die<br />
Schulden die Gemeinde schwer. Bis 1821 betrugen<br />
die Schulden bereits 1,205 Gulden. Dann ersuchte<br />
die Gemeinde die Gespanschaft, sie vom Einziehen<br />
des Pachtgeldes zu befreien.<br />
Der <strong>Rumaer</strong> Besitz des Grafen Pejacsevich war<br />
schon in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts<br />
durch die Produktion von mehreren Getreidearten<br />
bekannt geworden, die auch in den näheren Feudalbesitzungen<br />
Ilok, Schid und Tschalmo (Calma)<br />
angebaut wurden. Da die Nachfrage nach Getreide<br />
in der Monarchie immer stärker wurde, entwickelte<br />
sich ein reger Handel zwischen Syrmien und anderen<br />
Gebieten. Auch wenn die Unterlagen hierüber<br />
spärlich sind, so ist doch daraus zu ersehen, daß der<br />
Getreidehandel hauptsächlich über Ruma lief.<br />
Bis <strong>zum</strong> Jahre 1820 fiel der Zehent für das Getreide<br />
nicht der Herrschaft Pejacsevich, sondern dem Staat<br />
(Hofkammer) zu, der den Zehent selbst einhob oder<br />
an Kaufleute in Anleihe gab, die nun zu ihren Gunsten<br />
den Zehent einhoben. Nur der Mais war vom Zehent<br />
befreit.<br />
Da es kein Herrschaftsarchiv aus jener Zeit gibt,<br />
ist nicht bekannt, welche Kaufleute die Anleihe des<br />
Zehents innehatten. Klar ist lediglich, daß 1760<br />
und einige Jahre danach der Zinzarkaufmann Kara<br />
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Janko aus Ruma, und um die Jahrhundertwende der<br />
bekannte Kaufmann Mathias Georgijevic, Inhaber<br />
der Anleihe waren. Georgijevic übernahm 1797<br />
Den Zehentweizen und verkaufte ihn an Kaufleute<br />
in Mitrowitz und Semlin. In den Jahren 1801 bis<br />
1804 übernahm er die Anleihe auch für Kraljevci und<br />
schloß Verträge über große Weizenlieferungen mit<br />
dem Kärntner Kaufmann Josef Kolberg ab. Da er das<br />
Geld nahm, aber den Weizen nicht lieferte, klagte<br />
Kolberg ihn an und erreichte, daß sein Vermögen in<br />
Höhe von 32.421 Gulden 40 Kreuzer beschlagnahmt<br />
wurde. Diese Beschlagnahme traf auch den <strong>Rumaer</strong><br />
Bäcker Georg Seibold, der von Georgijevic noch ungedroschenen<br />
Weizen gekauft hatte. Seibold wandte<br />
sich an die Gespanschaft und bat um Schutz. Die<br />
Gespanschaft erlaubte ihm, seinen Anteil an Weizen<br />
zu dreschen. Wenn aber Kolberg Vorrang bei den<br />
Gläubigern habe, müsse er an Kolberg den Wert des<br />
Weizens in Geld bezahlen. Sollte der Bäcker mit<br />
dieser Lösung nicht einverstanden sein, so ließ die<br />
Gespannschaft wissen, werde der Bezirksrichter den<br />
Weizen versteigern. - Es ist nicht bekannt, wie dieser<br />
Streit ausgegangen ist.<br />
Schon an anderer Stelle wurde erwähnt, daß die<br />
Kaufleute die Bevölkerung von Ruma und der Umgebung<br />
mit den notwendigen Waren versorgten, die<br />
aus der Türkei und aus den Manufaktur- und Industriezentren<br />
der Monarchie eingeführt wurden. So<br />
konnte man bereits 1771 in Ruma Leinen, Kleidung,<br />
Baumwolle, Baumwollwaren, Seide, Seidenwaren,<br />
Papier, Geruchsstoffe, Eisenwaren, Glaswaren, Öl,<br />
Salz, Kerzen, Glocken, Siebe, Pulver und Blei, Gemüse<br />
und andere für den Alltag notwendige Waren