REPORTER 51 - Leica Geosystems
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Contents Archäologie<br />
29<br />
Neue Technologie erschliesst Schlossvergangenheit<br />
Das nahezu komplette Sortiment an Instrumenten von <strong>Leica</strong> <strong>Geosystems</strong> - GS20,<br />
TPS, GPS, HDS sowie ERDAS-Software - kommt zur Zeit durch einer Gruppe von<br />
Archäologiestudenten zum Einsatz um die Vergangenheit des Schlosses Tutbury<br />
zu erschliessen. Das im Herzen Englands liegende Schloss wurde im Jahre 1070<br />
für einen der Barone Williams des Eroberers errichtet. Die Ausgrabungen der<br />
Turmwälle und mittelalterlichen Mauern werden von einer Gruppe von zwanzig<br />
Studenten der Universität Birmingham unter Leitung von Glynn Barrat, Archäologe<br />
und Forschungsmitglied des Instituts für Archäologie und Altertum, durchgeführt.<br />
Vermessung des<br />
Schlossinneren<br />
Die Gruppe verwendete das<br />
<strong>Leica</strong> GPS-System 500 zur<br />
Erstellung eines Festpunktnetzes<br />
für alle folgenden Messdatenerfassungen<br />
am Schloss.<br />
Totalstationen <strong>Leica</strong> TCR 300<br />
und TCR 1100 kamen für<br />
detaillierte Gelände- und<br />
Gebäudevermessungen zum<br />
Einsatz. Eine GPS-Basisstation<br />
wurde hoch auf dem Schlosshügel<br />
aufgestellt, und diese<br />
Position später in das Netz der<br />
amtlichen Landesvermessung<br />
von Ordnance Survey eingepasst<br />
sowie RINEX-Daten für<br />
die Nachverarbeitung verwendet.<br />
Von diesen Kontrollpunkten<br />
und anderen Bodenkontrollpunkten<br />
aus wird letztlich<br />
eine ERDAS-Orthoentzerrung<br />
des Schlosses erstellt werden.<br />
Laserscanner HDS 2500 und<br />
3000 mit hoher Auflösung wurden<br />
zusätzlich eingesetzt, um<br />
die Schlossruinen als vollständiges3D-Punktwolkenmodell<br />
zu erfassen. Um die<br />
weitere Umgebung zu dokumentieren,<br />
werden photogrammetrische<br />
Techniken<br />
genutzt, die durch das<br />
professionelle Datenkartiergerät<br />
<strong>Leica</strong> GS20 unterstützt<br />
werden. Es liefert die Kontrollpunkte<br />
für die Korrektur der<br />
Luftaufnahmen und ermöglicht<br />
die schnelle geometrische<br />
Registrierung von<br />
Erdstrukturen und Fundstellen.<br />
Zusätzlich wurde der Schlossinnenhof<br />
vermessen. Der<br />
Innenhof ist eine von drei<br />
Umwehrungen, die das<br />
Schloss zu einem der wichtigsten<br />
mittelalterlichen Festungen<br />
der Region machten.<br />
Geophysische Techniken der<br />
Widerstandsmessung und des<br />
Bodendurchdringungsradars<br />
(GPR) kamen bisher nur bei der<br />
inneren dieser drei Umwehrungen<br />
zum Einsatz. Die Widerstandsmessung<br />
erfolgt durch<br />
Stromführung durch den<br />
Boden mit Messung der Widerstandsfluktuationen,<br />
die sich<br />
auf verborgene archäologische<br />
Strukturen im ersten Meter<br />
unter der Erdoberfläche<br />
beziehen. GPR schickt einen<br />
starken Radarstrahl in den<br />
Boden, der Merkmale aufzeichnet:<br />
in diesem Fall bis zu einer<br />
Tiefe von drei Metern und in<br />
3-D. Die Daten aus diesen sich<br />
ergänzenden Techniken werden<br />
in einem gemeinsamen<br />
Netz mit einem durch GPS<br />
oder Totalstation definierten<br />
Raster gesammelt. Nach der<br />
Verarbeitung dieser Daten können<br />
die Archäologen visualisieren<br />
und kartographieren, was<br />
unterhalb der Oberfläche liegt.<br />
Anfängliche Ergebnisse, so<br />
Glynn Barratt, weisen darauf<br />
hin, dass der Innenhof des<br />
Schlosses früher eine Reihe<br />
von Gebäuden enthielt; sie<br />
werden in der geophysikalischen<br />
Auswertung als eine<br />
Reihe von Rückmeldungen<br />
sichtbar, welche das Vorhandensein<br />
von Bruchsteinplattformen<br />
und erhaltenen<br />
Wänden nahelegen. „Das<br />
weist darauf hin, dass das<br />
Schlossinnere einstmals einen<br />
Gebäudekomplex enthielt, der<br />
jetzt unterhalb der momentanen<br />
Erdoberfläche vergraben<br />
ist. Ein Schreiben von Mary,<br />
Königin Schottlands, während<br />
ihrer Einkerkerung im Schloss<br />
beschreibt den Innenhof als ein<br />
Durcheinander eng anliegender<br />
Gebäude mit engen<br />
Gassen und übelriechenden<br />
Gräben. Die ersten geophysikalischen<br />
Ergebnisse scheinen<br />
diese Beschreibung zu bestätigen“,<br />
sagt Barett.<br />
Oben: Ein Blick auf die Gebäude<br />
im Süden zeigt die<br />
Kapellenruinen im Vordergrund<br />
und den Hügel im Hintergrund.<br />
Archäologischer Nachweis<br />
der Schlossbesiedlung<br />
In der Mitte des Geländes<br />
befinden sich die Ruinen einer<br />
Kapelle aus dem späten 12.<br />
Jahrhundert. Das vorhandene<br />
Pförtnerhaus des Schlosses<br />
stammt aus dem frühen 14.<br />
Jahrhundert, und die<br />
südlichen Turmwälle wurden<br />
ab 1442-50 erbaut. Bei den<br />
Ausgrabungen finden sich<br />
nach-mittelalterliche Wände<br />
und mehrere Schichten von<br />
tief gelagertem Lehm, Kiesel,<br />
Holzkohle und Feuerstein, die<br />
auf frühere Siedlungen<br />
hinweisen. Das Vorkommen<br />
von bearbeitetem Feuerstein<br />
weist darauf hin, dass der Ort<br />
auch in prähistorischer Zeit<br />
Unten: Archäologe Glynn Barratt<br />
mit der Ausgrabungsstelle der<br />
Turmwälle im Hintergrund.