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Teil 1, Seiten 01 bis 37

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Kraftwerk Erde – Geothermie in Landau<br />

Im Oberrheingraben herrschen gute Bedingungen für die Nutzung von Erdwärme.<br />

Die geo x GmbH hat ein Geothermiekraftwerk in Landau konzipiert, das aus einer<br />

zirka 3.000 Meter tiefen Bohrung mit 150 Grad Celsius heißem Thermalwasser versorgt<br />

wird. Daraus wollen die Pfälzer Strom für 6.000 Haushalte und Wärme für weitere<br />

300 erzeugen.<br />

Auf dem Gelände der ehemaligen Panzerwerkstätten im Konversionsareal<br />

Landau Süd zapft die Firma geox GmbH, ein<br />

Tochterunternehmen der Ludwigshafener Pfalzwerke und des<br />

Landauer Energieversorgers EnergieSüdwest, einen großen<br />

unterirdischen Thermalwasservorrat an. Das über 150 Grad<br />

Celsius heiße Wasser wird über eine 3.000 Meter tiefe Förderbohrung<br />

an die Erdoberfläche gepumpt. Dort wird über einen<br />

Wärmekreislauf Strom erzeugt und Wärme für ein Fernwärmesystem<br />

ausgekoppelt. Das abgekühlte Wasser wird über<br />

eine zweite Bohrung zurück in den Untergrund gepumpt. Für<br />

diese sogenannte „hydrothermale“ Erdwärmenutzung sind<br />

zwei Faktoren entscheidend: Es müssen wasserführende<br />

Schichten gefunden werden, und das Wasser muss eine hohe<br />

Temperatur von mindestens 120 Grad Celsius aufweisen.<br />

Die Firma geo x GmbH konnte bei diesem Projekt auf den<br />

großen Erfahrungsschatz der Firma BESTEC GmbH aus Kandel<br />

zurückgreifen. Dieses Unternehmen, ebenfalls ein Beteiligungsunternehmen<br />

der Pfalzwerke, verfügt über langjährige Erfahrung<br />

mit Tiefbohrungen und Tiefengeothermie.<br />

Beste geothermische Bedingungen in der<br />

Metropolregion<br />

Die Wärme des Landauer Projektes stammt aus dem „Kraftwerk<br />

Erde“. Das Erdinnere ist durch radioaktive Zerfallsprozesse<br />

und die noch von der Entstehung der Erde verbliebene<br />

Restwärme über 5.000 Grad Celsius heiß.<br />

Der Oberrheingraben zeichnet sich auf Grund seiner anomalen<br />

geologischen Strukturen durch günstige Bedingungen für die<br />

Nutzung der Erdwärme aus. Pro Hundert Meter Tiefe steigt<br />

die Temperatur in einigen Gebieten um <strong>bis</strong> zu 6 Grad Celsius<br />

an – der normale Temperaturanstieg liegt nur bei 3 Grad<br />

Celsius pro Hundert Meter. Der Oberrheingraben ist nicht<br />

nur geologisch begünstigt – hier gibt es viele Ballungsräume,<br />

die mit Nah- und Fernwärme versorgt werden könnten.<br />

Beste Voraussetzungen in der Metropolregion also für eine<br />

wirtschaftliche Nutzung der Erdwärme, zumal diese Energiequelle<br />

in menschlichen Maßstäben unerschöpflich ist und,<br />

anders als Wind- oder Sonnenenergie, rund um die Uhr zur<br />

Verfügung steht. Wird Erdwärme zur Stromerzeugung genutzt,<br />

liegen die Stromerzeugungskosten mit 13 <strong>bis</strong> 20 Cent pro<br />

Kilowattstunde derzeit noch weit über der fossilen Stromerzeugung<br />

und auch über der Stromerzeugung aus Wind,<br />

Wasser oder Biomasse. Allerdings ist die Geothermie noch<br />

in einem außerordentlich frühen Entwicklungsstadium, so<br />

dass noch große Entwicklungspotenziale bestehen. An vielen<br />

Orten im Oberrheingraben entstehen derzeit Geothermie-<br />

Projekte; Landau, Speyer, Bellheim und Neuried seien hier<br />

nur als Beispiele genannt.<br />

Die Pfalzwerke haben bereits vor 12 Jahren begonnen,<br />

Erfahrung mit der Geothermie zu sammeln. Im elsässischen<br />

Soultz-sous-Forêts, nahe der deutschen Grenze, sind sie im<br />

Rahmen eines europäischen Projektes an der Entwicklung<br />

einer „Hot-Dry-Rock-Anlage“ beteiligt. Die Firma BESTEC<br />

GmbH aus Kandel ist hier seit mehreren Jahren in der<br />

Geschäftsführung tätig. Anders als in Landau wird bei diesem<br />

Verfahren kein unterirdisches Wasserreservoir angezapft.<br />

Stattdessen wird Wasser unter hohem Druck in die<br />

Erde verpresst. Das unterirdische Gestein wird aufgebrochen<br />

und als riesiger Wärmetauscher genutzt. Während des<br />

Betriebes des Kraftwerks wird in eine Bohrung kaltes Wasser<br />

verpresst und in einer zweiten Bohrung – erwärmt durch<br />

das Gestein – wieder abgesaugt.<br />

„Vor der Schippe ist es dunkel.“<br />

15,2 Millionen Euro werden investiert – nicht ganz ohne<br />

Risiko, da die genauen geologischen Bedingungen immer<br />

erst durch die Bohrungen überprüft werden können. Trotz<br />

mittlerweile ausgefeilter Erkundungstechnik mit 3-D-seismischen<br />

Computermodellen und Datenbanken alter Bohrungen<br />

gilt auch in der Geothermie die Bergmannsregel:<br />

„Vor der Schippe ist es dunkel.“ Nicht nur die Bohrausrüstung<br />

kann Schaden nehmen; auch die Fündigkeit wirtschaftlicher<br />

Wasservorkommen ist nicht garantiert. Zudem sind<br />

die Lieferzeiten für Bohranlagen und Kraftwerkskomponenten<br />

lang. Ein wichtiges Standbein der Wirtschaftlichkeit des<br />

innovativen Landauer Projektes ist die Vergütung des Stroms<br />

durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz. Es garantiert den<br />

Betreibern eine Vergütung von 15 Cent pro ins Netz eingespeister<br />

Kilowattstunde Strom.<br />

2003 war alles noch Papier – damals wurde durch eine Studie<br />

zur Bewertung der Möglichkeiten der Geothermie-Nutzung im

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