Feminismus und kulturelle Dominanz - no-racism.net
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Einzelnen, vielmehr sind diese als perspektiveabhänige <strong>und</strong> kontextspezifische, temporäre Verdichtung in einer<br />
sozialen Landschaft zu versteh, die durch Achsen der Ungleichheit <strong>und</strong> Ungerechtigkeit beschrieben wird.“<br />
(Mecheril S. 118 Einführung in die Migrationspädagogik. 1994)<br />
5. Fest-Stellung des Anderen<br />
Zunächst einmal ist auch wenn diese in Inter<strong>kulturelle</strong>n Ansätzen nicht explizit genannt ist relativ klar wer als<br />
Anderer gemeint ist, nämlich die Menschen welche nicht zum fiktivem „natio-eth<strong>no</strong>-<strong>kulturelle</strong>n“-Wir (2.)<br />
gehören. Diese spezifische Andersheit knüpft - psychoanalytisch gesprochen – an xe<strong>no</strong>phobe <strong>und</strong> exotischer<br />
Faszinationen an. Die „Geanderten“ (Kaplaka) werden nicht mehr als Subjekte wahrge<strong>no</strong>mmen, die sich<br />
darstellen können, sondern zum Objekt der Faszination oder Angst. Eine Möglichkeit um die objektivierende<br />
Fixierung des Anderen in dominante Kategorien abzumildern währe den Anderen zu verallgemeinern, wodurch<br />
das Eigene als das Andere erkennbar wird. Denn Fremddiag<strong>no</strong>sen <strong>und</strong> Erfahrungen sagen mehr über den aus der<br />
dies diag<strong>no</strong>stiziert, als über den der als „fremd“ erfahren wird.<br />
6. Ort der Differenzkonstruktion<br />
Oft wird der gesellschaftliche, institutionelle <strong>kulturelle</strong>n <strong>und</strong> Interaktive Kontext in denen <strong>kulturelle</strong><br />
Zuschreibungen oder Selbstbezeichnungen entstehen nicht thematisiert. Es scheint so als sei nicht mehr von<br />
Bedeutung in welchem sozialen Raum „<strong>kulturelle</strong> Differenz“ erzeugt wird, sondern nur <strong>no</strong>ch das<br />
„Differenzprodukt“. Der Prozess des Unterscheidens tritt somit in den Hintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> wird mit „dem<br />
Unterschied“ (an sich) gleichgesetzt, welcher dann anerkannt wird. Insbesondere in Bildungsinstitutionen, in<br />
denen das Unterscheiden eine besondere Rolle spielt muss, dies kritisch reflektiert werden.<br />
Kritisches Resümee<br />
Will Pädagogik die kritisierten Aspekte der Kulturalisierung nicht reproduzieren <strong>und</strong> Menschen „andern“, müssen<br />
Theoretiker_innen <strong>und</strong> Praktiker_innen der Pädagogik, diese als ein politisches Fach verstehen. Es geht also<br />
darum sich bereits im Studium mit kritischen Theorien der Pädagogik auseinander zusetzten, <strong>und</strong> z.B. die<br />
spezifische Funktion des Faches innerhalb der bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft zu reflektieren. Dabei<br />
sollten Pädagog_innen im Migrationskontext Deutschland, die „inter<strong>kulturelle</strong> Bildung“ nicht als<br />
Heilsversprechens verstehen, mit der durch Kulturalisierung <strong>und</strong> Pädagogisierung die gesellschaftlichen<br />
Widersprüche „gelöst“ werden könnten. Also sich kritisch mit hegemonialen Diskursen (z.B. über „Kultur“)<br />
auseinanderzusetzen, <strong>und</strong> sich nicht als schneller „Problemlöser“ anzubieten, sondern <strong>und</strong> im Sinne von Max<br />
Horkheimer eine kritisches Denken praktizieren.<br />
Kritisches Denken ist dabei nicht darauf gerichtet irgendwelche „Missstände“ abzustellen, weil diese als<br />
<strong>no</strong>twendig mit der ganzen Einrichtung des Gesellschaftsbaus verknüpft sind <strong>und</strong> deswegen auch die Kategorien<br />
des Besseren, Nützlichen, Zweckmäßigen, Produktiven, Wertvollen, wie sie in dieser Ordnung gelten, als selbst<br />
verdächtig <strong>und</strong> keineswegs als außer-pädagogische Voraussetzungen, mit denen es nichts zu schaffen hätte zu<br />
begreifen.<br />
Für die pädagogische Praxis bedeutet das Räume geschaffen werden müssen, in denen verstärkt die<br />
Zusammenhänge zwischen pädagogischem Handeln <strong>und</strong> den strukturellen Rahmenbedingungen des Handelns<br />
hergestellt werden. Dann erst können die Widersprüche <strong>und</strong> Dilemmata zum Vorschein gebracht werden um sie<br />
kollegial zu thematisieren <strong>und</strong> reflektieren. Diese Reflexion kann jedoch nicht einfach eingefordert werden,<br />
sondern ist eine über Ausbildung <strong>und</strong> Erfahrungswissen ermöglichter Habitus, der zu einer interpretativen Praxis<br />
der Kritik in der Lage ist.<br />
Dabei sollte insbesondere ein kritisch-reflexives Verständnis von Kultur entwickelt werden. Also Kultur nicht als<br />
homogen <strong>und</strong> essentiell zu verstehen, sondern als historisch entstandenes heterogenes Konstrukt zu begreifen, in<br />
dem es symbolische Kämpfe um Definitionen gefochten werden, <strong>und</strong> die rechtlichen, politischen, öko<strong>no</strong>mischen,<br />
geschichtlichen <strong>und</strong> rassismuskritischen Aspekte, die „Kultur“ in einer Migrationsgesellschaft hervorbringt,<br />
berücksichtigen.<br />
Es muss also regelmäßig Zeit geben in denen sich Pädagog_innen z.B. in Form von Team-Supervisionen <strong>und</strong><br />
Fortbildungen sich selbst-reflexiv mit dem Verhältnis von Kultur <strong>und</strong> Struktur auseinandersetzen. Und dabei die<br />
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