1 Methoden für die Modellbildung mit Hilfe von Sprungantworten
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1 <strong>Methoden</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Modellbildung</strong> <strong>mit</strong> <strong>Hilfe</strong> <strong>von</strong><br />
<strong>Sprungantworten</strong><br />
1.1 Wendetangentenverfahren ( Küpfmüller- Approximation)<br />
Approximation der Sprungantwort in ein PT1-Tt-Glied:<br />
G(s) = K<br />
e<br />
1 + sTa<br />
−s Tu , K = y∞<br />
u∞<br />
Nach Aufzeichnen der Sprungantwort wird willkürlich eine Wendetangente eingezeichnet.<br />
Danach können <strong>die</strong> Zeitkonstanten Tu und Ta nach der untenstehenden Skizze<br />
bestimmt werden. Der stationäre Übertragungsfaktor K ist gleich dem Verhältnis <strong>von</strong><br />
Aus- und Eingangsgröße.<br />
Abbildung 1: Küpfmüller- Approximation [1]<br />
1.2 Verbessertes Wendetangentenverfahren ( Strejc)<br />
Verbesserte Approximation der Sprungantwort in ein PT1-Tt-Glied:<br />
G(s) = K<br />
1 + sT e−s Tt .<br />
Hier werden willkürlich zwei Punkte A und B in <strong>die</strong> Sprungantwort gezeichnet. Durch<br />
<strong>die</strong>se Punkte soll später <strong>die</strong> Übergangsfunktion des PT1-Tt-Gliedes verlaufen.<br />
Nach dem Einzeichnen der Punkte A und B sind <strong>die</strong> Werte <strong>von</strong> t1, t2, h1 und h2<br />
festgelegt. Durch Anwendung der nachstehenden Formeln, erhält man <strong>die</strong> gesuchten<br />
Zeitkonstanten.<br />
Tt = T ln<br />
T = t2 − t1<br />
� �<br />
K−h1<br />
ln<br />
�<br />
1 − h2<br />
�<br />
+ t2<br />
K<br />
K−h2<br />
1
Abbildung 2: Approximation nach Strejc [1]<br />
1.3 Approximation der Sprungantwort in ein PT2-Glied<br />
1.3.1 PT2- Glied aus dem Wendetangentenverfahren<br />
Wenn beim Wendetangentenverfahren das Verhältnis der Zeitkonstanten größer als 9,6<br />
ist, eignet sich eine PT2- Approximation.<br />
G(s) =<br />
K<br />
(1 + sT1) (1 + sT2) ,<br />
wenn Ta<br />
≥ 9,64aus Wendetangentenverfahren.<br />
Tu<br />
Nach der Konstruktion der Wendetangente und <strong>die</strong> Er<strong>mit</strong>tlung der Zeitkonstanten Ta<br />
und Tu, wird ihr Verhältnis gebildet. Anschließend geht man in <strong>die</strong> dritte Spalte der<br />
folgenden Tabelle und sucht den nächstgelegenen Wert. Die zweite Spalte liefert das<br />
Verhältnis <strong>von</strong> Ta und T1, aus dem T1 einfach berechnet werden kann. Mit Kenntnis<br />
<strong>von</strong> T1 lässt sich aus der ersten Spalte T2 berechnen.<br />
1.3.2 Die Zeitprozentwertmethode ( Verfahren <strong>von</strong> ORMANNS)<br />
Um <strong>die</strong> Subjektive Konstruktion der Wendetangente zu vermeiden, wurde <strong>die</strong> Zeitprozentwertmethode<br />
entwickelt. Dabei werden aus der Sprungantwort <strong>die</strong> jeweiligen<br />
Zeitpunkte tm abgelesen bei der m- Prozent des stationären Endwertes erreicht werden.<br />
Das Verfahren <strong>von</strong> Ormanns er<strong>mit</strong>telt <strong>die</strong> Zeitkonstanten <strong>für</strong> ein Näherungsmodell 2.<br />
Ordnung ggf. <strong>mit</strong> Totzeit. Seine Übertragungsfunktion lautet:<br />
K<br />
s<br />
G(s) =<br />
e−(Tt+Ters)<br />
(1 + sT1) (1 + sT2)<br />
Zuerst wird der statische Übertragungsfaktor K aus dem stationären Endwert er<strong>mit</strong>telt.<br />
Die erkennbare echte Totzeit Tt wird abgespalten. Für <strong>die</strong> weitere Rechnung<br />
verschiebt sich der Zeitnullpunkt auf den Wert <strong>von</strong> Tt. Anschließend werden <strong>die</strong> Zeit-<br />
2
Abbildung 3: Tabelle zur Er<strong>mit</strong>tlung des PT2-Gliedes aus Wendetangentenkonstruktion<br />
[1]<br />
3
prozentwerte t30 und t70 aus h(t) abgelesen. Das Verfahren <strong>von</strong> Ormanns is anwendbar<br />
<strong>für</strong>:<br />
0,296 ≤ t30<br />
≤ 0,45<br />
t70<br />
Ist das Verhältnis t30 zu t70 kleiner als 0,296 versagt das Verfahren. Für ein Verhältnis<br />
größer als 0,45, kann versucht werden, eine Ersatztotzeit Ters <strong>von</strong> geeigneter Größe<br />
abzuspalten und <strong>die</strong>ser der echten Totzeit zuzufügen. Der Zeitnullpunkt muss dann zu<br />
Tt + Ters verschoben werden. Anschließend muss man <strong>die</strong> Zeitprozentwerte t30 und<br />
t70 erneut bestimmen und das Kriterium überprüfen. Als Ersatztotzeit gilt folgende<br />
Empfehlung:<br />
1,42t30 − 0,92t70 ≤ Ters ≤ 1,82t30 − 0,82t70.<br />
Natürlich darf man nur positive Ersatztotzeiten wählen. Aus den Zeitprozentwerten<br />
berechnet man sich folgende Hilfswerte:<br />
�<br />
τ = 2 1 + t30<br />
� �<br />
0,45 −<br />
t70<br />
t30<br />
,<br />
t70<br />
ρ = 1,2 + 0,1 � τ 2 − 0,2 � � τ 2 − 0,9 � .<br />
Mit <strong>die</strong>sen Hilfswerten lassen sich <strong>die</strong> beiden gesuchten Zeitkonstanten bestimmen zu:<br />
und<br />
T1 = t70<br />
2ρ<br />
T2 = t70<br />
2ρ<br />
(1 + τ)<br />
(1 − τ) .<br />
Zur Überprüfung der Genauigkeit können <strong>die</strong> Zeitprozentwerte t10, t50und t70 herangezogen<br />
werden. Diese sollten ungefähr:<br />
bzw.<br />
t10<br />
t70<br />
t50<br />
t70<br />
betragen.<br />
≈ 0,218 − 0,025 � 3 + 2τ 2� τ 2<br />
≈ 0,688 − 0,11τ 2<br />
Günstig ist es auch <strong>die</strong> Sprungantwort <strong>mit</strong> der Sprungantwort des PT2- Gliedes zu<br />
vergleichen.<br />
�<br />
h(t) =<br />
K<br />
0<br />
�<br />
if<br />
if<br />
t < Tt + Ters<br />
t ≥ Tt + Ters<br />
�<br />
1 − T1<br />
T1−T2 e− t−(Tt +Ters)<br />
T1 + T2<br />
T1−T2 e− t−(Tt +Ters)<br />
T2 4
1.4 Approximation der Sprungantwort in ein PTn- Glied<br />
1.4.1 PTn- Glied aus Wendetangentenkonstruktion<br />
G(s) =<br />
K<br />
(1 + sT) n<br />
Auch hier wird wieder <strong>die</strong> Wendetangente konstruiert und aus den Zeitkonstanten<br />
Ta und Tu, das Verhältnis gebildet. Anschließend geht man in <strong>die</strong> vierte Spalte der<br />
folgenden Tabelle und bestimmt entweder aus der dritten Spalte oder der zweiten<br />
Spalte T. Die erste Spalte liefert <strong>die</strong> Ordnung n.<br />
Abbildung 4: Tabelle zur Er<strong>mit</strong>tlung des PTn- Gliedes aus Wendetangentenkonstruktion<br />
[1]<br />
5
1.4.2 PTn- Glied aus Zeitprozentwertmethode<br />
Dies ist eine spezielle Zeitprozentwertmethode zur Approximation in ein PTn- Glied.<br />
Aus dem Verhältnis bestimmter Zeitprozentkennwerte, wird <strong>die</strong> Ordnung <strong>mit</strong>tels nachstehender<br />
Tabelle abgeschätzt.<br />
Abbildung 5: Graph zur Er<strong>mit</strong>tlung der Ordnung n eines PTn- Gliedes aus<br />
Zeitprozentwerten<br />
Nach dem man <strong>die</strong> Ordnung n- kennt lässt sich das Verhältnis eines Zeitprozentkennwertes<br />
<strong>mit</strong> der Zeitkonstanten T ablesen und so<strong>mit</strong> T berechnen.<br />
K<br />
G(s) =<br />
(1 + sT) n<br />
1.5 Glied <strong>mit</strong> gestaffelten Zeitkonstanten<br />
Das <strong>von</strong> Radtke vorgeschlagene und <strong>von</strong> Hudzovic verbesserte Verfahren <strong>für</strong> ein Übertragungsglied<br />
<strong>mit</strong> gestaffelten Zeitkonstanten, benutzt folgenden Ansatz:<br />
G(s) =<br />
n−1 �<br />
i=0<br />
K<br />
�<br />
1 + s T<br />
1+i r<br />
� .<br />
6
Abbildung 6: Graph zur Er<strong>mit</strong>tlung der Zeitkonstanten T eines PTn- Gliedes aus<br />
Zeitprozentwerten<br />
7
Für <strong>die</strong> Werte <strong>von</strong> n = 1, 2,...7 und −1 ≤ r ≤ 0 lässt sich ein solches Glied aus<br />
dem folgenden Graphen bestimmen. Nach Konstruktion der Wendetangenten und <strong>die</strong><br />
Bildung des Verhältnisses Tu zu Ta, lässt sich <strong>mit</strong> <strong>die</strong>sem Wert in der unteren Hälfte<br />
des Graphen eine günstige Kurve finden, welche <strong>die</strong> Ordnung n repräsentiert. Der<br />
dazugehörige Abszissenwert liefert den Wert r. Geht man in <strong>die</strong> obere Hälfte des Graphen<br />
über lässt sich aus der dazugehörigen Ordinate das Verhältnis T zu Ta er<strong>mit</strong>teln.<br />
Da<strong>mit</strong> ist auch der Wert T bestimmt.<br />
Abbildung 7: Graph nach Hudzovic<br />
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Literatur<br />
[1] Unbehauen, Heinz Regelungstechnik I; Vieweg Verlag<br />
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