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Mara Suremann und Antonella Varela 20. Februar 2011 ... - BSCW

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HfH Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik Zürich<br />

Departement 2 | Psychomotoriktherapie 08/11<br />

Bachelor-Arbeit<br />

Psychomotorische Gruppenförderung für Kinder<br />

auf der Psychomotoriktherapie-warteliste.<br />

Planung, Durchführung <strong>und</strong> Evaluation eines Projektes.<br />

Eingereicht von:<br />

<strong>Mara</strong> <strong>Suremann</strong> <strong>und</strong> <strong>Antonella</strong> <strong>Varela</strong><br />

<strong>20.</strong> <strong>Februar</strong> <strong>2011</strong><br />

Begleitung:<br />

lic. phil. Myrtha Häusler


Abstract<br />

Abstract<br />

Immer mehr Psychomotoriktherapie-Stellen sind mit langen Wartelisten konfrontiert.<br />

Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Planung, Durchführung <strong>und</strong> Evaluation eines<br />

Entwicklungsprojektes. Sogenannte psychomotorische Förderst<strong>und</strong>en im Rahmen eines<br />

Gruppenangebots sollen die Wartezeiten der betroffenen Kinder sinnvoll überbrücken. Im<br />

Fokus steht die Art der Gestaltung des Förderangebotes, so dass die Entwicklung der<br />

Kinder in den psychomotorischen Förderbereichen unterstützt wird. Für die Konzeption<br />

haben wir uns auf die theoretischen Gr<strong>und</strong>lagen von Renate Zimmer gestützt.<br />

Durchgeführt wurden acht Förderst<strong>und</strong>en an der Schule Sonnenberg in Thalwil. Die<br />

gemachten Bewegungs- <strong>und</strong> Sozialerfahrungen in der Gruppe unterstützten die Kinder in<br />

ihrer individuellen Entwicklung.<br />

Die konzipierten Förderst<strong>und</strong>en werden von StudentInnen der HfH im Rahmen einer<br />

Eigenleistung weiter geführt.


Danksagung der Autorinnen<br />

Danksagung der Autorinnen<br />

Zuerst bedanken wir uns ganz herzlich bei unserer Betreuerin, lic. phil. Myrtha Häusler.<br />

Sie ist uns mit grosser Unterstützung zur Seite gestanden <strong>und</strong> hat uns kompetent bei<br />

unserer Arbeit begleitet. Ihre Begeisterung für unser Projekt hat uns stets ermutigt <strong>und</strong> die<br />

vielen hilfreichen Tipps wiesen uns den weiteren Weg.<br />

Unser weiterer Dank gilt Silvia Schmid, der Schulleiterin vom Schulhaus Sonnenberg in<br />

Thalwil. Ihr haben wir es zu verdanken, dass wir unser Projekt in den Turnhallen des<br />

Schulhauses durchführen konnten. Zudem hat sie fre<strong>und</strong>licherweise dazu eingewilligt,<br />

dass die psychomotorische Gruppenförderung durch StudentInnen der HfH weitergeführt<br />

werden kann. Dies freut uns sehr.<br />

Nicht zuletzt sprechen wir der Psychomotoriktherapeutin Andrea Aegerter ein grosses<br />

Dankeschön aus. Sie hat uns geholfen, das ganze Projekt in die Wege zu leiten <strong>und</strong><br />

Vieles organisiert. Frau Aegerter war das Bindeglied zwischen uns <strong>und</strong> der Schule<br />

Sonnenberg, den Lehrpersonen <strong>und</strong> Kindergärtnerinnen sowie natürlich den Kindern <strong>und</strong><br />

Eltern. Sie war stets offen für unsere Anliegen <strong>und</strong> hat uns somit während dem ganzen<br />

Projekt sehr unterstützt. Wir waren sehr froh um die tolle Zusammenarbeit.<br />

Danke an die Lektoren, welche viel Zeit investiert haben, um unsere Arbeit durchzulesen.


Inhaltsverzeichnis<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Abstract ............................................................................................................................ 2<br />

Danksagung der Autorinnen ............................................................................................. 3<br />

Inhaltsverzeichnis ............................................................................................................. 4<br />

1. Einleitung ................................................................................................................... 6<br />

1.1. Problemstellung .................................................................................................. 6<br />

1.2. Fragestellung ...................................................................................................... 7<br />

1.3. Methodisches Vorgehen ...................................................................................... 7<br />

2. Bereits bestehende Angebote in der Praxis der Psychomotoriktherapie<br />

(Ausgangslage) .......................................................................................................... 9<br />

2.1. Vorgehen ............................................................................................................ 9<br />

2.2. „Psychomotorik in der Grossgruppe“ in Willisau .................................................10<br />

2.3. Schulhaus Buchwiesen, Zürich-Seebach ...........................................................12<br />

2.4. Schlussfolgerung ................................................................................................13<br />

3. Theoretische Gr<strong>und</strong>lagen der psychomotorischen Gruppenförderung ......................14<br />

3.1. Begriffserklärung: Psychomotorik / Psychomotoriktherapie / Psychomotorische<br />

Förderung ..........................................................................................................14<br />

3.2. Konzepte der psychomotorischen Gruppenförderung ........................................17<br />

3.2.1. STEP - St<strong>und</strong>enentwicklung im Prozess nach Michael Passolt <strong>und</strong> Veronika<br />

Pinter-Theiss ...............................................................................................17<br />

3.2.2. G-FIPPS: Grafomotorische Förderung ........................................................22<br />

3.2.3. ÜPS! Übungsprogramme für den Psychomotorisch-orientierten<br />

Sportunterricht .............................................................................................25<br />

3.2.4. Theorie <strong>und</strong> Praxis psychomotorischer Förderung nach Renate Zimmer.....27<br />

3.3. Entwurf des Projekt-Konzeptes ..........................................................................31<br />

3.3.1. Auswahl des Konzeptes <strong>und</strong> Begründung ...................................................31<br />

4. Lebensbereiche auf der Gr<strong>und</strong>lage der ‚Internationalen Klassifikation der<br />

Funktionsfähigkeit, Behinderung <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit (ICF)‘ ...........................................32<br />

4.1. ICF als Basis des Schulischen Standortgespräches (SSG) ................................32<br />

4.2. Die zehn Kategorien vom SSG zu „Aktivitäten <strong>und</strong> Partizipation“ .......................34<br />

4.3. Auswahl von drei Lebensbereichen als Anhaltspunkt für unsere Beobachtungen<br />

…………………………………………………………………………………………36<br />

5. Screening-Verfahren als Ausgangspunkt unseres Projektes .....................................37<br />

5.1. Beschreibung der psychomotorischen Vorabklärung von Prof. Dr. Martin Vetter<br />

<strong>und</strong> der Dipl. Päd. Karoline Sammann ...............................................................37<br />

5.2. Begründung für die Wahl des Verfahrens ...........................................................40<br />

6. Psychomotorische Gruppenförderung für Kinder auf der PMT-Warteliste .................41<br />

6.1. Projektbeschrieb: Zeitlicher <strong>und</strong> organisatorischer Ablauf ..................................41<br />

6.1.1. Projektidee ..................................................................................................41<br />

6.1.2. Planung <strong>und</strong> Meilensteine ...........................................................................41<br />

6.1.3. Rahmenbedingungen ..................................................................................43<br />

6.2. Umsetzung der Projektidee ................................................................................43


Inhaltsverzeichnis<br />

6.2.1. Auswahl der Kindergruppe ..........................................................................43<br />

6.2.2. Resultate aus der psychomotorischen Abklärung von Frau Aegerter ...........45<br />

6.2.3. Resultate aus der psychomotorischen Vorabklärung (Screening nach ICF) 46<br />

6.2.4. Auswahl der Förderbereiche <strong>und</strong> Förderinhalte ...........................................51<br />

6.2.5. Planung der Förderst<strong>und</strong>en .........................................................................54<br />

6.3. Projektverlauf .....................................................................................................57<br />

6.3.1. Erste Förderst<strong>und</strong>e ......................................................................................57<br />

6.3.2. Zweite Förderst<strong>und</strong>e ...................................................................................59<br />

6.3.3. Dritte Förderst<strong>und</strong>e .....................................................................................61<br />

6.3.4. Vierte Förderst<strong>und</strong>e .....................................................................................63<br />

6.3.5. Fünfte Förderst<strong>und</strong>e ....................................................................................65<br />

6.3.6. Sechste Förderst<strong>und</strong>e .................................................................................67<br />

6.3.7. Siebte Förderst<strong>und</strong>e ....................................................................................69<br />

6.3.8. Achte Förderst<strong>und</strong>e .....................................................................................71<br />

6.3.9. Zusammenfassende Erkenntnisse / Fazit ....................................................73<br />

6.4. Projektevaluation ................................................................................................74<br />

6.4.1. Beobachtungen zu den Kindern ..................................................................74<br />

6.4.2. Hypothesen <strong>und</strong> Empfehlungen zu den gemachten Beobachtungen ...........83<br />

6.4.3. Qualitative Auswertung................................................................................86<br />

6.4.3.1. Fragebogen für die Kinder ...................................................................86<br />

6.4.3.2. Telefon-Interview mit den Eltern ..........................................................88<br />

7. Diskussion ................................................................................................................92<br />

7.1. Zusammenfassung der Erkenntnisse zur Gestaltung einer psychomotorischen<br />

Gruppenförderung ..............................................................................................92<br />

7.1.1. Beantwortung der ersten Forschungsfrage ..................................................92<br />

7.1.2. Beantwortung der zweiten Forschungsfrage ................................................93<br />

7.2. Persönlicher Prozess, Reflexion <strong>und</strong> Schlussfolgerungen ..................................94<br />

7.3. Ausblick: Weiterführung des Projektes als praktische Eigenleistung ..................96<br />

8. Literaturverzeichnis ...................................................................................................98<br />

Anhang (separates Buch)


Einleitung<br />

1. Einleitung<br />

1.1. Problemstellung<br />

Im Vorfeld unserer Bachelor-Arbeit haben wir von verschiedenen<br />

Psychomotoriktherapeutinnen vernommen, dass lange Wartelisten an den verschiedenen<br />

Therapiestellen ein grosses Problem darstellen. Dies hat uns dazu veranlasst, genauere<br />

Informationen über die Wartelisten-Problematik einzuholen.<br />

Ein telefonisches Gespräch mit dem ASTP (Schweizerischer Verband der<br />

Psychomotoriktherapeutinnen <strong>und</strong> -therapeuten) bestätigte, dass es im Kanton Zürich <strong>und</strong><br />

Umgebung an vielen Psychomotorik-Stellen Wartelisten gibt. Folgende Grafik soll diese<br />

Problematik visualisieren:<br />

Monate<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

Abbildung 1: Wartezeiten eines Kindes auf der Psychomotoriktherapie-Warteliste<br />

Auch die Fachstelle Psychomotorik-Therapie der Stadt Zürich kennt Wartelisten <strong>und</strong><br />

bestätigte uns, dass eine solche an jeder Psychomotorik-Stelle der Stadt existiert. Um den<br />

langen Wartezeiten auf einen Therapieplatz entgegenzuwirken, haben gewisse<br />

Therapiestellen (wie z.B. jene in Zürich-Seebach) bereits ein Angebot geschaffen.<br />

Beim Warten auf einen Therapieplatz verstreicht wertvolle Zeit <strong>und</strong> geht somit verloren.<br />

Deshalb müssten die Kinder aus unserer Sicht in dieser Übergangszeit sinnvoll gefördert<br />

werden.<br />

Durchschnittliche Wartezeiten (Stand 05.08.2009)<br />

AG SH SZ SG TG ZG ZH<br />

6


Einleitung<br />

1.2. Fragestellung<br />

Die beschriebene Problemstellung hat uns dazu motiviert ein Projekt zu entwerfen. Wir<br />

haben uns ganz zu Beginn der Arbeit zu folgendem Vorgehen entschlossen:<br />

Im Rahmen unserer praktisch orientierten Bachelor-Arbeit wollen wir ein<br />

psychomotorisches Gruppenangebot für Kinder auf der Psychomotoriktherapie (PMT)-<br />

Warteliste planen, durchführen <strong>und</strong> dokumentieren, als auch evaluieren.<br />

Die folgenden Forschungsfragen leiteten uns in der vorliegenden Bachelor-Arbeit:<br />

Wie muss ein psychomotorisches Überbrückungsangebot im Sinne einer<br />

Gruppenförderung für Kinder auf der PMT-Warteliste im Alter von 6 bis 7 Jahren<br />

aufgebaut sein, so dass unterschiedliche psychomotorische Förderbereiche<br />

angesprochen werden <strong>und</strong> eine Individualisierung möglich ist?<br />

Wie muss ein psychomotorisches Überbrückungsangebot im Sinne einer<br />

Gruppenförderung für Kinder auf der PMT-Warteliste im Alter von 6 bis 7 Jahren<br />

aufgebaut sein, um eine Weiterführung des Projektes durch StudentInnen der HfH zu<br />

gewährleisten?<br />

1.3. Methodisches Vorgehen<br />

� Forschungsdesign: Wir haben uns für die Forschungsstrategie Aktionsforschung<br />

entschieden. Das Design des Entwicklungsprojektes hat uns den Rahmen für diese<br />

Bachelor-Arbeit gegeben.<br />

� Inhaltsaufbau der Bachelor-Arbeit:<br />

Das erste Kapitel beschreibt die einleitenden Überlegungen für unsere Arbeit.<br />

Im zweiten Kapitel unserer Arbeit befassen wir uns mit bestehenden Förderkonzepten<br />

in der Praxis der Psychomotoriktherapie. Wir haben uns über zwei<br />

Grossgruppenkonzepte informiert, welche auf die Wartelisten-Problematik reagiert haben.<br />

Diese beschreiben wir <strong>und</strong> ziehen Folgerungen daraus für das Konzept unserer Arbeit.<br />

Im dritten Kapitel ist die theoretische Gr<strong>und</strong>lage des Projektes dargelegt. Darin<br />

grenzen wir den Begriff der Psychomotorischen Förderung von der<br />

Psychomotoriktherapie ab. Der andere Teil bildet die Auseinandersetzung mit vier<br />

verschiedenen Konzepten der psychomotorischen Gruppenförderung. Daraus folgt die<br />

Auswahl eines dieser Konzepte, welches den Rahmen des Gruppenprojektes darstellt.<br />

Darauffolgend, im vierten Kapitel, legen wir fest, welche Förderbereiche den<br />

Hauptbestandteil der psychomotorischen Gruppenförderung bilden. Dafür wählen<br />

7


Einleitung<br />

wir aus der ‚Internationalen Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung <strong>und</strong><br />

Ges<strong>und</strong>heit (ICF)‘ drei Lebensbereiche aus, welche wir in den Fokus für die Konzeption<br />

unseres Projektes nehmen. Das von uns ausgewählte Screening-Verfahren ist ebenfalls<br />

auf der ICF gegründet. Als Ausgangspunkt des Projektes dient es uns für die Auswahl<br />

<strong>und</strong> Festlegung der Förderbereiche der Kindergruppe. Dieses wird im Kapitel fünf<br />

vorgestellt.<br />

Der grösste Teil unserer Arbeit besteht aus dem Projektkonzept im sechsten Kapitel.<br />

Darin beschreiben wir die Projektplanung, die Projektvorbereitung, sowie den gesamten<br />

Projektverlauf. Es folgt eine qualitative Auswertung des Projektes durch die<br />

teilnehmenden Kinder <strong>und</strong> deren Eltern.<br />

Im Schlusskapitel, der Diskussion beantworten wir schliesslich die Forschungsfragen,<br />

äussern uns kritisch zum beendeten Projekt <strong>und</strong> werfen einen hoffnungsvollen Blick auf<br />

die Weiterführung der psychomotorischen Förderst<strong>und</strong>en.<br />

� Formales:<br />

In unseren Texten verwenden wir, wenn immer möglich, geschlechtsneutrale <strong>und</strong><br />

geschlechtsabstrakte Personenbezeichnungen. An manchen Stellen wird die feminine<br />

Form vorangestellt, um die Präsenz der Frauen zu unterstreichen.<br />

Die Namen der teilnehmenden Kinder <strong>und</strong> deren Eltern sind anonymisiert.<br />

8


Bereits bestehende Angebote in der Praxis der Psychomotoriktherapie<br />

(Ausgangslage)<br />

2. Bereits bestehende Angebote in der Praxis der<br />

Psychomotoriktherapie (Ausgangslage)<br />

2.1. Vorgehen<br />

Vor der eigentlichen Projektplanung wollten wir zuerst in Erfahrung bringen, ob eine<br />

Psychomotoriktherapie-Stelle in der Nähe (Stadt oder Kanton Zürich) Interesse dafür<br />

zeigen würde. Darum nahmen wir mit der ‚Fachstelle Psychomotorik-Therapie‘ der Stadt<br />

Zürich Kontakt auf.<br />

Die Fachleiterin, Frau Lenz konnte uns dazu Auskunft geben. Sie meinte, dass die<br />

Problematik langer Wartelisten praktisch an jeder Therapiestelle in der Stadt bestehe.<br />

Einzelne Therapeutinnen hätten darauf reagiert <strong>und</strong> ein Angebot für Kinder auf der<br />

Warteliste geschaffen. Das sogenannte „Wartelisten-Förderturnen“ werde von den<br />

Therapeutinnen selbst, meistens zu zweit durchgeführt. Diese Förderung (keine<br />

Therapie!) würde einmal pro Woche stattfinden. Die St<strong>und</strong>en würden nach dem Konzept<br />

von Renate Zimmer gestaltet. Wenn möglich finde das Ganze in einer Turnhalle der<br />

näheren Umgebung statt.<br />

In der Stadt Zürich würde daher kein Bedarf an einem zusätzlichen Angebot für Kinder auf<br />

der Warteliste bestehen, da die bestehenden gut funktionieren würden. An den übrigen<br />

Psychomotoriktherapie-Stellen im Kanton Zürich könnte jedoch möglicherweise Bedarf<br />

bestehen, so Frau Lenz.<br />

Uns interessierte nun, wie ein solches Angebot in der Stadt Zürich aussieht. Über die<br />

‚Fachstelle Psychomotorik-Therapie‘ fanden wir zwei Therapeutinnen in Seebach, welche<br />

ein wöchentliches „Wartelisten-Förderturnen“ anbieten. Fre<strong>und</strong>licherweise durften wir dort<br />

eine St<strong>und</strong>e mitverfolgen. Dies vermittelte uns erste Ideen <strong>und</strong> Anhaltspunkte für die<br />

Gestaltung solcher St<strong>und</strong>en.<br />

Im Weiteren lag uns ein Bericht aus der „Schweizerischen Zeitschrift für Heilpädagogik“<br />

über ein Angebot in Willisau vor. Um noch genauere Informationen zu erhalten, nahmen<br />

wir mit der leitenden Psychomotoriktherapeutin Frau Regula Dahinden telefonischen<br />

Kontakt auf.<br />

Unsere daraus resultierenden Erkenntnisse haben wir nachfolgend festgehalten.<br />

9


Bereits bestehende Angebote in der Praxis der Psychomotoriktherapie<br />

(Ausgangslage)<br />

2.2. „Psychomotorik in der Grossgruppe“ in Willisau<br />

(vgl. Dahinden & Blos, 2010)<br />

Regula Dahinden <strong>und</strong> Kimon Blos haben in ihrem Beitrag „Psychomotorik in der<br />

Grossgruppe“ in der Schweizerischen Zeitschrift für Heilpädagogik (2010) deren<br />

Rahmenbedingungen <strong>und</strong> Interventionsmöglichkeiten beschrieben.<br />

Die Psychomotoriktherapie-Stelle der Schuldienste Willisau stand dem Problem<br />

gegenüber, dass die Anmeldezahlen für die Therapie anstiegen, der Pensenanspruch<br />

jedoch herabgesetzt worden war. Somit sahen Frau Dahinden <strong>und</strong> Herr Blos in der<br />

Installation eines Grossgruppenmodells die passende Lösung, welche sich mit dem<br />

vorgegebenen Pensum vereinen liess. Begonnen haben sie dann mit drei zeitlich<br />

begrenzten Projekten in der Grossgruppe. Die positiven Rückmeldungen seitens der<br />

Kinder, Eltern <strong>und</strong> Lehrpersonen motivierten sie, ein Konzept für dieses Angebot zu<br />

entwickeln:<br />

Die Inhalte der Lektionen richten sich dabei nach dem Förderbedarf der teilnehmenden<br />

Kinder. Das Angebot ist dabei so vielfältig wie in den Therapiest<strong>und</strong>en der Psychomotorik<br />

selbst. In der Betreuungsleistung inbegriffen sind nebst den Förderst<strong>und</strong>en die Diagnostik<br />

<strong>und</strong> die Beratung. Die Kinder werden von den Psychomotoriktherapeuten abgeklärt,<br />

welche auch Ansprechpersonen für die Eltern sind. Die Gruppengrösse variiert zwischen<br />

sechs <strong>und</strong> zwölf Kindern. Vorzugsweise haben sie für das Angebot eine Turnhalle in der<br />

Nähe genutzt. Die St<strong>und</strong>en sind auf den schulfreien Mittwochnachmittag gelegt, weil dann<br />

am meisten Kinder teilnehmen können. Die beiden Therapeuten sind der Meinung, dass<br />

die Lektionen mindestens 60 Minuten dauern sollten. Um die psychomotorische<br />

Förderung zu gewährleisten, braucht es zwei Psychomotoriktherapeuten im<br />

Teamteaching, welche die Gruppe begleiten. Die teilnehmenden Kinder werden auf die<br />

zwei Personen aufgeteilt, welche dann für deren Betreuung zuständig sind.<br />

Frau Dahinden <strong>und</strong> Herr Blos sehen die Grossgruppe als Gewinn für das<br />

Therapieangebot der Psychomotorik, weil die soziale Komponente darin ihren besonderen<br />

Stellenwert hat. Die Therapeuten haben die Möglichkeit, förderdiagnostische<br />

Beobachtungen des Verhaltens vom Kind im sozialen Gefüge vorzunehmen. Die Kinder<br />

arbeiten an ihrem Selbstkonzept, indem sie sich mit den anderen vergleichen, sie sogar<br />

imitieren oder sich von ihnen abgrenzen. Somit verhilft die Grossgruppe laut Dahinden<br />

<strong>und</strong> Blos zur Erweiterung der Sozialkompetenz jedes einzelnen Kindes. Die Arbeit in der<br />

Grossgruppe kann demnach für Ziele der Integration <strong>und</strong> Prävention eingesetzt werden.<br />

Die beiden Therapeuten aus Willisau betonen, dass die Grossgruppe die Einzel- <strong>und</strong><br />

Kleingruppentherapie nicht ersetzen kann <strong>und</strong> soll, sondern dieses Angebot als<br />

Ergänzung zu sehen ist.<br />

10


Bereits bestehende Angebote in der Praxis der Psychomotoriktherapie<br />

(Ausgangslage)<br />

Folgende Kinder nehmen an der psychomotorischen Förderung in der Grossgruppe teil:<br />

- Kinder auf der Warteliste<br />

- Kinder mit Auffälligkeiten vor allem im sozial-emotionalen Bereich<br />

- Kinder mit leichten motorischen Auffälligkeiten<br />

- Kinder mit besonderer oder ohne eindeutige Indikation<br />

- Kinder, welche die Gruppe als Ergänzung zur Einzeltherapie nutzen oder damit eine<br />

Periode der Einzeltherapie abschliessen (Fokus Sozialverhalten)<br />

Das Angebot kann von allen Kindern genutzt werden, die im Leistungsauftrag der<br />

Psychomotoriktherapie erwähnt sind. Eine Altersdurchmischung ist sinnvoll, jedoch sollte<br />

die Varianz nicht zu gross sein.<br />

Die Grossgruppe ist ein offenes Angebot, wodurch Kinder jederzeit neu einsteigen oder<br />

aufhören können. Drei Besuche können zum „Schnuppern“ genutzt werden. Danach ist<br />

eine regelmässige Teilnahme verbindlich. Die Dauer der psychomotorischen Förderung<br />

wird individuell bestimmt (freier Therapieplatz, Therapieabschluss).<br />

Bemerkung <strong>und</strong> Fazit<br />

Regula Dahinden erwähnte, dass es in einer solchen Gruppe schwierig sei individuell zu<br />

arbeiten. Es könnten nicht, im Gegensatz zur Therapie, die einzelnen Ziele der Kinder<br />

spezifisch verfolgt werden. Als Nachbereitung halten beide Therapeuten jeweils nach<br />

jeder Lektion ihre Beobachtungen betreffend den Kindern der Gruppe schriftlich fest. Die<br />

so gewonnenen Erkenntnisse dienen zur Planung der folgenden Förderst<strong>und</strong>en, sowie<br />

derjenigen der späteren Therapie.<br />

Zur Frage, auf welche theoretische Konzepte sie sich stützten, meinte Frau Dahinden,<br />

dass sie kein fixes Konzept hätten. Einige Bewegungsangebote nähmen sie aus der<br />

Sammlung „Mut tut gut!“. Die St<strong>und</strong>en hätten einen Anfang (Austausch) <strong>und</strong> Schluss<br />

(Reflexion), die immer gleich blieben.<br />

Interessant <strong>und</strong> erwähnenswert finden wir in diesem Zusammenhang folgendes Erlebnis:<br />

Es gab einen Fall, in welchem das Kind nach dem Besuch der Grossgruppe nicht mehr in<br />

die Einzeltherapie musste, weil es dort bereits genug Fortschritte gemacht hatte. Dies ist<br />

natürlich wünschenswert. Doch es ist klar, dass die Förderung in der Grossgruppe je nach<br />

Kind <strong>und</strong> Indikation nicht ausreichend ist.<br />

Dahindens Bericht entnehmen wir, dass sich die Grossgruppe durch das Übungsfeld der<br />

Sozialkompetenz auszeichnet. Im weiteren Verlauf unserer Dokumentation wird sich<br />

zeigen, dass der Aspekt Imitation oder Modell-Lernen einen weiteren grossen Stellenwert<br />

in unserem Projekt eingenommen hat (vgl. Kap. 6.4.1., S. 74).<br />

11


Bereits bestehende Angebote in der Praxis der Psychomotoriktherapie<br />

(Ausgangslage)<br />

Die beiden Therapeuten haben das Projekt mittels Fragebogen evaluiert. Für die Kinder<br />

haben sie Bogen mit Smileys gestaltet, welche die Kinder für die entsprechende Frage<br />

ankreuzen konnten. Diese Idee haben wir für unser Projekt übernommen.<br />

2.3. Schulhaus Buchwiesen, Zürich-Seebach<br />

Über die Fachstelle Psychomotoriktherapie der Stadt Zürich erfuhren wir, dass es in der<br />

Stadt Zürich bereits ein sogenanntes „Wartelisten-Förderturnen“ gibt. Daraufhin nahmen<br />

wir mit den zuständigen Psychomotoriktherapeutinnen Frau Annabelle Aebersold <strong>und</strong><br />

Frau Mariann Baumann Kontakt auf <strong>und</strong> vereinbarten einen Hospitationsbesuch.<br />

Die psychomotorischen Förderst<strong>und</strong>en, welche von ihnen wöchentlich durchgeführt<br />

werden, sind ein Angebot des Schul- <strong>und</strong> Sportdepartements der Stadt Zürich <strong>und</strong> finden<br />

in Absprache mit der jeweiligen Lehrkraft statt. Die teilnehmenden Kinder dürfen während<br />

dieser Zeit dem Kindergarten oder dem Schulunterricht fern bleiben. Die Teilnahme ist<br />

kostenlos, die Einwilligung <strong>und</strong> Anmeldung durch die Eltern verpflichtet zu einer<br />

regelmässigen Teilnahme.<br />

Die zwei Gruppen bestehen je aus maximal 12 Kindern, welche den 2. Kindergarten oder<br />

die 1. Klasse besuchen <strong>und</strong> sich auf der Psychomotorik-Warteliste befinden. Die Eltern<br />

dürfen in den ersten zwei bis drei St<strong>und</strong>en ihr Kind begleiten <strong>und</strong> die St<strong>und</strong>e hospitieren.<br />

Die durchschnittliche Dauer der Angebotsteilnahme beträgt ein bis zwei Semester.<br />

Während dieser Zeit werden die Kinder von den Psychomotoriktherapeutinnen abgeklärt,<br />

wobei sie die Beobachtungen aus den Förderst<strong>und</strong>en ebenfalls einfliessen lassen.<br />

Abschliessend findet ein Gespräch zwischen den Therapeutinnen <strong>und</strong> den Eltern statt.<br />

Die Erfahrung von Annabelle Aebersold <strong>und</strong> Mariann Baumann hat gezeigt, dass r<strong>und</strong> ein<br />

Viertel aller Kinder, welche am Förderangebot teilnehmen, keine Psychomotoriktherapie<br />

mehr benötigen.<br />

Bei unserer Hospitation konnten wir einer gut strukturierten Förderst<strong>und</strong>e beiwohnen,<br />

welche Regeln, ein Anfangsritual <strong>und</strong> sowohl geführte als auch freie Spielsequenzen<br />

beinhaltete. Gegen Ende der St<strong>und</strong>e wurde auch der Bereich der Grafomotorik<br />

eingebettet.<br />

12


Bereits bestehende Angebote in der Praxis der Psychomotoriktherapie<br />

(Ausgangslage)<br />

Bemerkung <strong>und</strong> Fazit<br />

Annabelle Aebersold <strong>und</strong> Mariann Baumann erklärten uns, dass man für diese Arbeit viel<br />

Humor <strong>und</strong> Toleranz benötigt. Es sei wichtig, den Kindern eine immer gleich bleibende<br />

Struktur zu geben, in welcher die Entwicklungsstadien der Bewegung beachtet werden<br />

können. Sie sind der Überzeugung, dass Kinder sich stets das aussuchen, was sie<br />

brauchen, so auch die Hilfe der Therapeutinnen. Es sei für sie immer wieder interessant<br />

festzustellen, dass sie bei gewissen Gruppen gegen Ende des Förderangebots nicht mehr<br />

benötigt würden beziehungsweise jeweils am Turnhallenrand sässen <strong>und</strong> beobachten<br />

könnten.<br />

2.4. Schlussfolgerung<br />

Keines der zwei beschriebenen Konzepte basiert auf einer konkreten Theorie. Es sind<br />

Erfahrungen aus der Praxis, welche die Gestaltung dieser Angebote prägen. Dies war für<br />

uns der ausschlaggebende Gr<strong>und</strong> nicht eines dieser zwei Praxiskonzepte zu<br />

übernehmen, sondern in der Fachliteratur nach bewährten <strong>und</strong> f<strong>und</strong>ierten Konzepten der<br />

psychomotorischen Gruppenförderung zu suchen, um anschliessend ein eigenes Konzept<br />

zu kreieren.<br />

Die gesammelten Informationen während unserer Recherchen in Willisau <strong>und</strong> Zürich-<br />

Seebach werden wir trotzdem im Hinterkopf behalten, da sie ein F<strong>und</strong>us bewährter<br />

Praxiserfahrung darstellen <strong>und</strong> uns somit bei der Umsetzung unseres Konzeptes behilflich<br />

sein könnten.<br />

13


Theoretische Gr<strong>und</strong>lagen der psychomotorischen Gruppenförderung<br />

3. Theoretische Gr<strong>und</strong>lagen der psychomotorischen<br />

Gruppenförderung<br />

3.1. Begriffserklärung: Psychomotorik / Psychomotoriktherapie /<br />

Psychomotorische Förderung<br />

Psychomotorik:<br />

„Der Begriff Psychomotorik umfasst das Zusammenwirken von Bewegung, Fühlen,<br />

Denken <strong>und</strong> Wahrnehmung <strong>und</strong> deren Auswirkung auf die menschliche Entwicklung. Die<br />

Bewegung wird als Ausdrucksmittel der Persönlichkeit, als Gr<strong>und</strong>lage kognitiver<br />

Fähigkeiten <strong>und</strong> als funktionales Geschehen betrachtet“ (ASTP, 2010, S. 2).<br />

Psychomotorik verbindet äusserlich sichtbare Bewegungen mit inneren unsichtbaren<br />

Gefühlen. Über unsere Sinne nehmen wir die Welt wahr <strong>und</strong> über die Bewegungen treten<br />

wir in Kontakt mit ihr. Dabei erfahren wir etwas über die eigene Person<br />

(Körperwahrnehmung), über die Umwelt die uns umgibt (Materialwahrnehmung) <strong>und</strong> über<br />

unsere Mitmenschen (Sozialerfahrung). Durch Wahrnehmung <strong>und</strong> Bewegung schulen wir<br />

unser Verhalten <strong>und</strong> schaffen eine Basis für die Entwicklung unserer Persönlichkeit.<br />

Psychomotoriktherapie:<br />

Die Psychomotoriktherapie beschäftigt sich gr<strong>und</strong>sätzlich mit der Entwicklung des Kindes<br />

<strong>und</strong> versucht diese über das Medium der Bewegung zu fördern. Wie man aus dem<br />

schriftlich festgelegten Berufsbild des ‚Verbandes Schweizerischer<br />

Psychomotoriktherapeutinnen <strong>und</strong> -therapeuten‘ entnehmen kann, ist das gr<strong>und</strong>legende<br />

Ziel der Psychomotoriktherapie die Erweiterung des Selbstbildes sowie der Handlungs-<br />

<strong>und</strong> Interaktionskompetenz. Die Psychomotoriktherapie soll das Kind stärken, damit es<br />

sich in der Welt zurechtfinden <strong>und</strong> zu einem selbstständigen, unabhängigen Wesen<br />

entwickeln kann (vgl. ASTP, 2010, S. 2).<br />

Psychomotorische Förderung:<br />

Das Angebot der Psychomotorik umfasst zwei verschiedene Interventionsformen: Die<br />

Kind- bzw. fallbezogenen Interventionen <strong>und</strong> die Fachbezogenen Interventionen<br />

(Prävention).<br />

Die Fallbezogenen Interventionen beinhalten die Abklärung <strong>und</strong> Diagnostik, die<br />

ambulante Einzel- <strong>und</strong> Gruppentherapie, die integrative psychomotorische Förderung<br />

eines Kindes oder Jugendlichen im Klassenverband, sowie therapiebegleitende<br />

Massnahmen.<br />

14


Theoretische Gr<strong>und</strong>lagen der psychomotorischen Gruppenförderung<br />

Die Fachbezogenen Interventionen setzen sich aus der Fachberatung, der<br />

fachbezogenen interdisziplinären Zusammenarbeit als auch den präventiven<br />

Interventionen (Arbeit in <strong>und</strong> mit Klassen) zusammen (vgl. Bildungsdirektion Kanton<br />

Zürich, Volksschulamt, 2007, S. 3).<br />

Aus der unteren Abbildung ist ersichtlich, inwieweit die einzelnen Interventionsformen der<br />

Psychomotorik sich voneinander unterscheiden, aber auch miteinander vernetzt sind.<br />

Vernetzung zwischen<br />

Prävention, Förderung <strong>und</strong> Therapie<br />

Screenings, Beratungen<br />

(Sek<strong>und</strong>ärprävention)<br />

Psychomotorische<br />

Prävention<br />

allgemeine Verhaltens<strong>und</strong><br />

Verhältnisprävention<br />

(Primärprävention)<br />

Psychomotorische<br />

Förderung<br />

Nachkontrollen<br />

(Tertiärprävention)<br />

Zuweisung<br />

Psychomotorische<br />

Eingangsdiagnostik<br />

PMTherapie<br />

Generalisierung Spezialisierung<br />

1<br />

Fachbezogene Interventionen Fallbezogene Interventionen<br />

Abbildung 2: Das Angebot der psychomotorischen Therapie: Interventionsformen (Jucker, 2010)<br />

Was ist der Unterschied zwischen den Fachbezogenen Interventionen <strong>und</strong> den<br />

Fallbezogenen Interventionen?<br />

Die psychomotorische Prävention als Teil der Fachbezogenen Interventionen hat als<br />

Zielgruppe alle Kinder <strong>und</strong> möchte mit einer „allgemeinen Bewegungsförderung in der<br />

Schule die Bewegungsentwicklung der Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen unterstützen <strong>und</strong><br />

motorische Störungen vorbeugen“ (Bildungsdirektion Kanton Zürich, 2007, S. 4).<br />

Zu den Fallbezogenen Interventionen gehören die Psychomotorische Förderung <strong>und</strong> die<br />

Psychomotorische Therapie. Wie in der Darstellung ersichtlich, bilden die Zuweisung <strong>und</strong><br />

die psychomotorische Eingangsdiagnostik den Ausgangspunkt für beide<br />

Interventionsformen.<br />

Zu den Zielen dieser zwei Interventionsformen steht in ‚Angebote für Schülerinnen <strong>und</strong><br />

Schüler mit besonderen pädagogischen Bedürfnissen‘ folgendes:<br />

15


Theoretische Gr<strong>und</strong>lagen der psychomotorischen Gruppenförderung<br />

Ambulante Therapie <strong>und</strong> integrative psychomotorische Förderung streben – ausgehend von<br />

einem umschriebenen spezifischen Förderbedarf <strong>und</strong> von den Ressourcen des Kindes oder<br />

Jugendlichen – folgende Ziele an:<br />

� Verbesserung der sensorischen <strong>und</strong> motorischen Basisfunktionen <strong>und</strong> Erweiterung<br />

des Repertoires an elementaren Sinnes- <strong>und</strong> Bewegungserfahrungen.<br />

� Verbesserung der Koordinationsfähigkeit, Verbesserung der grob-, fein- <strong>und</strong><br />

grafomotorischen Fertigkeiten in Bezug auf die situations- <strong>und</strong> materialgerechte<br />

Anwendung <strong>und</strong> Umsetzung (qualitative Ausdifferenzierung), Erweiterung des<br />

Repertoires an gr<strong>und</strong>legenden Bewegungsfertigkeiten.<br />

� Förderung der Bewegungsmotivation, der Bewegungsfreude <strong>und</strong> des<br />

Selbstvertrauens. (Bildungsdirektion Kanton Zürich, 2007, S. 4)<br />

Die Ambulante Einzel- oder Gruppentherapie findet an der zuständigen Therapiestelle<br />

statt <strong>und</strong> nutzt gezielt die therapeutische Infrastruktur (Therapieraum, -material). Der<br />

Inhalt der Therapie wird nach den spezifischen Förderzielen des einzelnen Kindes<br />

ausgerichtet.<br />

Die Integrative Psychomotorische Förderung richtet sich an Kinder mit<br />

psychomotorischem Förderbedarf. Sie besteht aus Einzelförderung im Klassenverband,<br />

Förderung in Kleingruppen der Klasse <strong>und</strong> der Arbeit mit der ganzen Klasse. Der<br />

besondere Fokus liegt auf der Ermöglichung der Partizipation am Unterrichtsgeschehen<br />

(vgl. Bildungsdirektion Kanton Zürich, 2007, S. 4).<br />

Nun hat sich uns die Frage gestellt, in welchen Bereich sich unser Projekt der<br />

psychomotorischen Gruppenförderung einordnen lässt.<br />

Zuerst einmal ist es offensichtlich, dass unsere Gruppenförderung nicht in den Bereich<br />

der Fachbezogenen Interventionen, folglich der psychomotorischen Prävention gehört.<br />

Denn das Angebot richtet sich an Kinder auf der Psychomotorik-Warteliste. Diese haben<br />

eine psychomotorische Eingangsdiagnostik durchlaufen <strong>und</strong> darum einen spezifisch<br />

umschriebenen Förderbedarf. Folglich gehört die psychomotorische Gruppenförderung<br />

also zu den Fallbezogenen Interventionen.<br />

Uns war es von Beginn weg ein Anliegen, dass wir uns mit unserem Angebot klar von der<br />

eigentlichen Psychomotoriktherapie abheben. Zudem können wir aus folgenden Gründen<br />

keinen Anspruch auf das Therapie-Setting erheben:<br />

- Erstens findet das Projekt nicht in einem Therapieraum mit der dazugehörenden<br />

Infrastruktur statt.<br />

- Zweitens können wir nicht mit derselben Intensität die einzelnen Förderziele der<br />

Kinder verfolgen.<br />

Darum gehört unser Projekt zur (Integrativen) Psychomotorischen Förderung. Der Aspekt<br />

Integrativ ist in Klammern gesetzt, weil wir beschränkt integrativ arbeiten. Natürlich haben<br />

wir mit unserem Angebot letztlich die Integration dieser Kinder zum Ziel. Dies geschieht<br />

16


Theoretische Gr<strong>und</strong>lagen der psychomotorischen Gruppenförderung<br />

durch die Förderst<strong>und</strong>en jedoch erst einmal auf eine separative Art <strong>und</strong> Weise. Wir<br />

arbeiten nicht direkt im Kindergarten oder in der Schule, sondern die Kinder üben bei uns<br />

in einem geschützten Rahmen psychomotorische Fertigkeiten. Unser Wunsch ist es, dass<br />

diese Kinder den Transfer der gewonnenen Stärken in den Kindergarten oder die Schule<br />

machen können. Die gemachten Entwicklungsschritte tragen dann zu einer verbesserten<br />

Fähigkeit der Unterrichtspartizipation bei.<br />

Letztlich dient die Psychomotorische Förderung als Brückenangebot bis zur<br />

Psychomotorischen Therapie mit offenem Ausgang.<br />

3.2. Konzepte der psychomotorischen Gruppenförderung<br />

3.2.1. STEP - St<strong>und</strong>enentwicklung im Prozess nach Michael Passolt <strong>und</strong><br />

Veronika Pinter-Theiss<br />

(vgl. Passolt & Pinter-Theiss, 2006)<br />

Ursachen für das Konzept:<br />

Entstanden ist dieses Konzept durch die Beobachtung <strong>und</strong> Analyse zahlreicher<br />

Supervisionen in Österreich.<br />

Dieses Konzept wurde für die Praxis entwickelt <strong>und</strong> soll zur Auseinandersetzung mit<br />

methodisch/didaktischen Fragen der psychomotorischen Förderung sowie zum<br />

Nachdenken über die eigene Praxis anregen.<br />

Es soll eine Struktur zur St<strong>und</strong>enplanung liefern, welche sowohl für die Durchführung als<br />

auch für die nachträgliche Überprüfung psychomotorischer Praxis hilfreich sein kann. Die<br />

in der St<strong>und</strong>enplanung eingebetteten unterschiedlichen Phasen sind nachvollzieh- als<br />

auch übertragbar <strong>und</strong> sollen als Anhaltspunkte fungieren.<br />

Ziele der Gruppenförderung:<br />

Die Basis jeglicher psychomotorischer Arbeit (<strong>und</strong> somit auch der Gruppenförderung) ist<br />

die Beziehung zum Kind sowie der Dialog mit ihm.<br />

Die psychomotorische Förderung soll die Ressourcen des Kindes stärken, es in seiner<br />

Entwicklung unterstützen <strong>und</strong> seine individuelle Handlungsfähigkeit erweitern.<br />

Die Aufgabe der Psychomotorikerin ist es, die Kinder in ihrem selbstständigen Tun<br />

aufmerksam zu begleiten.<br />

17


Theoretische Gr<strong>und</strong>lagen der psychomotorischen Gruppenförderung<br />

Gestaltung:<br />

Abbildung 3: STEP - St<strong>und</strong>enentwicklung im Prozess (Passolt & Pinter-Theiss, 2006)<br />

Eine psychomotorische Einheit ist in Phasen gegliedert <strong>und</strong> hat einen Zeitrahmen. Die<br />

Gesamtdauer einer solchen Einheit kann je nach Institution variieren, was sich wiederum<br />

auf die Länge der einzelnen Phasen auswirkt.<br />

Jede Phase unterscheidet sich im Inhalt, in der Atmosphäre <strong>und</strong> im Aktivitätsniveau. Die<br />

Phasen sind durch Übergänge miteinander verb<strong>und</strong>en.<br />

Eine psychomotorische Einheit beinhaltet folgende Phasen <strong>und</strong> Übergänge (vgl. Passolt &<br />

Pinter-Theiss, 2006, S. 81ff.):<br />

� Ankommen:<br />

Diese Phase beginnt vor dem offiziellen Beginn einer psychomotorischen Einheit. Sie<br />

beinhaltet das Umziehen in der Garderobe <strong>und</strong> die Verabschiedung der Eltern. Eine<br />

gewisse Vorfreude prägt die Atmosphäre des Ankommens, denn die Kinder freuen<br />

sich meistens auf die gemeinsame Bewegungsst<strong>und</strong>e.<br />

Beobachtungspunkte sind die Handlungskompetenz in Alltagshandlungen, die<br />

emotionale Bindung zwischen Kind <strong>und</strong> Eltern <strong>und</strong> das Abschied nehmen.<br />

Übergang: Der Übergang zwischen dem Ankommen <strong>und</strong> der Begrüssung gestaltet<br />

sich fliessend.<br />

� Begrüssung:<br />

An einem ruhigen Ort im Raum wird der offizielle Beginn der St<strong>und</strong>e durch ein Ritual<br />

gekennzeichnet. Ausserdem wird geprüft, ob die Gruppe vollständig <strong>und</strong> wie die<br />

Befindlichkeit der einzelnen Gruppenmitglieder ist. Die Frage nach der Befindlichkeit<br />

vermittelt eine Atmosphäre des Willkommen-Seins.<br />

Beobachtungspunkte sind die Position des Kindes in der Gruppe, die Merkfähigkeit<br />

(von Namen <strong>und</strong> Ritualen), die Fähigkeit Gefühle <strong>und</strong> Gemütszustände auszudrücken<br />

<strong>und</strong> die körperliche Verfassung.<br />

18


Theoretische Gr<strong>und</strong>lagen der psychomotorischen Gruppenförderung<br />

Übergang: Der Übergang zwischen der Begrüssung <strong>und</strong> dem extensiven Spiel<br />

gestaltet sich durch einen Spielvorschlag mit dazugehörenden Regeln, wobei auch<br />

Spielideen oder Bewegungsimpulse der Kinder miteinbezogen werden können.<br />

� Extensives Spiel:<br />

Hier werden kooperative Bewegungsspiele ausgewählt, die zum Laufen animieren.<br />

Dies sind vor allem Lauf- <strong>und</strong> Fangspiele, aber auch Bewegungsformen mit Musik. Die<br />

Atmosphäre wird durch das Schreien <strong>und</strong> Kreischen der Kinder geprägt <strong>und</strong> ist somit<br />

laut <strong>und</strong> lebendig.<br />

Beobachtungspunkte sind Ausdauer, Kraft <strong>und</strong> Schnelligkeit.<br />

Übergang: Für den Übergang vom extensiven Spiel zur intensiven Phase werden die<br />

Kinder nochmals zum ersten Begegnungsplatz gebeten. Dort haben sie Zeit sich kurz<br />

auszuruhen <strong>und</strong> den Inhalt der nächsten Phase zu besprechen.<br />

� Intensive Phase:<br />

Diese stellt den Hauptteil der psychomotorischen Einheit dar <strong>und</strong> wird in vier Bereiche<br />

unterteilt; Einführung ins Thema, kreative Arbeit zum Thema, Wertschätzung <strong>und</strong><br />

(Rollen-) Spiel.<br />

Bei der Einführung ins Thema gibt entweder die Psychomotorikerin selbst ein Thema<br />

vor oder die Kinder wählen eines aus. Die Psychomotorikerin gibt dann ein Thema an,<br />

wenn eine Gruppe sehr gross ist oder wenn das vorgeschlagene Angebot ein präzises<br />

Ziel ansteuert. Die Kinder können ein Thema selbst auswählen, wenn die Gruppe klein<br />

ist, die Kinder sich gut kennen <strong>und</strong> die Psychomotorikerin sehr erfahren ist. Die<br />

Atmosphäre ist vom gemeinsamen Nachdenken <strong>und</strong> Ideen austauschen geprägt <strong>und</strong><br />

kann dabei sowohl ruhige als auch lebhafte Momente beinhalten.<br />

Beobachtungspunkte sind die Ideenvielfalt, die Fähigkeit Vorschläge zu machen <strong>und</strong><br />

der Umgang mit fremden Vorschlägen.<br />

Übergang: Der Übergang zwischen der Einführung in das Thema <strong>und</strong> der kreativen<br />

Arbeit geschieht nahtlos.<br />

Bei der kreativen Arbeit zum Thema beschäftigen sich die Kinder selbstständig <strong>und</strong><br />

intensiv mit der Fragestellung. Dabei verwenden sie verschiedene Materialien zum<br />

Thema <strong>und</strong> erweitern ihr Handlungsrepertoire. Die intensive Beschäftigung der Kinder<br />

mit sich selbst, dem Material, der Fragestellung <strong>und</strong> ihren Spielkameraden führt zu<br />

einer ruhigen Atmosphäre. Lärmig ist es nur am Anfang beim Suchen des passenden<br />

Materials <strong>und</strong> bei verbalen Problemlösungen in der Gruppe.<br />

19


Theoretische Gr<strong>und</strong>lagen der psychomotorischen Gruppenförderung<br />

Beobachtungspunkte sind das Experimentierverhalten, Grob- <strong>und</strong> Feinmotorik,<br />

Bewegungsplanung, Konzentration, Aufmerksamkeit, Kontaktfreudigkeit, Strategien<br />

<strong>und</strong> Rollenverteilung.<br />

Übergang: Für den Übergang zwischen der kreativen Arbeit <strong>und</strong> der Wertschätzung ist<br />

eine frühzeitige Ankündigung des Spielschlusses notwendig.<br />

Bei der Wertschätzung betrachtet man gemeinsam die Werke der einzelnen Kinder<br />

oder der Kindergruppen. Dabei präsentiert der Erfinder oder die Erfindergruppe das<br />

eigene Werk <strong>und</strong> beantwortet allfällige Fragen. Es besteht hier die Möglichkeit der<br />

Rückmeldung durch andere Kinder. Bei einer gelungenen Wertschätzung ist die<br />

Atmosphäre von Zufriedenheit, Stolz <strong>und</strong> Ermutigung geprägt.<br />

Beobachtungspunkte sind das Selbstwertgefühl, die verbale Erklärungen, die<br />

Aufmerksamkeit <strong>und</strong> Rückmeldungen in Form von Lob oder Kritik.<br />

Übergang: Nach der gegenseitigen Wertschätzung kommt es zur Sammlung der<br />

Spielvorschläge der Kinder für ein gemeinsames Spiel durch die Psychomotorikerin.<br />

Dies schafft den Übergang zum anschliessenden (Rollen-) Spiel.<br />

Beim (Rollen-) Spiel steht das gemeinsame Spiel im Zentrum. Das was die Kinder in<br />

der voran gegangenen Phase erprobt haben, wird nun zu einem gemeinsamen Spiel<br />

zusammengefügt. Dabei geht es vor allem um die Entstehung von<br />

Spielzusammenhängen <strong>und</strong> Rollenspielsituationen, wobei über das Tun hinaus auch<br />

Handlungszusammenhänge stattfinden können. Das gemeinsame Spiel führt<br />

wiederum zu einer lauten Atmosphäre.<br />

Beobachtungspunkte sind Wünsche <strong>und</strong> Gefühle äussern können, Bedürfnisse<br />

anderer wahrnehmen können, Kompromissbereitschaft, Regeln akzeptieren <strong>und</strong><br />

einhalten können, Rollenverteilung, motorische Basiskompetenzen, Materialauswahl,<br />

Umgang mit Grenzen/Anforderungen, Kooperation <strong>und</strong> Konfliktlösestrategien.<br />

Übergang: Für den Übergang zwischen dem (Rollen-) Spiel <strong>und</strong> der Entspannung ist<br />

eine frühzeitige Ankündigung des Spielschlusses notwendig. Anschliessend wird das<br />

gebrauchte Material noch aufgeräumt.<br />

� Ruhe <strong>und</strong> Entspannung<br />

In dieser Entspannungsphase sollen die Kinder ihren Körper in Ruhe erleben <strong>und</strong> dies<br />

als wohltuend empfinden können. Hier ist sowohl Einzel-, Partner- oder Gruppenarbeit<br />

möglich. Die Atmosphäre muss hier nicht ruhig sein, sondern mehr eine gelöste<br />

Stimmung verbreiten.<br />

Beobachtungspunkte sind Vor- <strong>und</strong> Endzustand, Reaktion des Kindes, Sensibilität,<br />

Fürsorglichkeit, Kraftdosierung <strong>und</strong> Merkfähigkeit.<br />

20


Theoretische Gr<strong>und</strong>lagen der psychomotorischen Gruppenförderung<br />

Übergang: Gelingt die Entspannung ist der Übergang zur Reflexion der St<strong>und</strong>e bereits<br />

eingeleitet.<br />

� Reflexion:<br />

Durch Fragen zur St<strong>und</strong>e wird eine Reflexion eingeleitet. Die St<strong>und</strong>e kann auch durch<br />

eine kleine Arbeit mit kreativen Materialien (Buntstifte, Knete, Holzbausteine)<br />

reflektiert werden. Die Atmosphäre ist eher ruhig <strong>und</strong> kann sowohl ernste als auch<br />

fröhliche Inhalte aufweisen.<br />

Beobachtungspunkte sind das Gefühl am Ende der St<strong>und</strong>e, die kognitive<br />

Verarbeitung von Erfahrungen <strong>und</strong> Erlebnissen, die Reflexion durch kreative Medien,<br />

mögliche Gespräche <strong>und</strong> die Verabschiedung der Kinder.<br />

Übergang: Ein Abschlussritual eignet sich gut, um die St<strong>und</strong>e zu beenden.<br />

� Nachklang:<br />

Die Psychomotorikerin begleitet die Kinder zur Garderobe. Dort ziehen sich die Kinder<br />

um <strong>und</strong> werden abgeholt. Die Kinder sind nach der St<strong>und</strong>e meistens müde <strong>und</strong><br />

hungrig oder durstig.<br />

Beobachtungspunkte sind die Begrüssung, die Beziehungsebene, der Umgang mit<br />

der Bezugsperson, die Verfassung der Bezugsperson, die Reaktion des Kindes, die<br />

Gefühle, die Handlungskompetenz in Alltagshandlungen <strong>und</strong> die Fragen an die<br />

Leitung.<br />

Nicht jede psychomotorische Einheit muss in dieser Reihenfolge aufgebaut sein. Es<br />

besteht die Möglichkeit einzelne Phasen ausfallen zu lassen. Durch das Beobachten der<br />

Kinder können ihre Bedürfnisse erkannt <strong>und</strong> die St<strong>und</strong>e danach ausgerichtet <strong>und</strong><br />

angepasst werden.<br />

Rollen der Psychomotorikerin:<br />

Während dem extensiven Spiel ist die Psychomotorikerin vor allem Mitspielerin <strong>und</strong><br />

Hilfsperson. In der intensiven Phase besteht ihre Aufgabe darin präsent <strong>und</strong> aufmerksam<br />

zu sein <strong>und</strong> die Kinder zu beobachten. Während des (Rollen-) Spiels in der intensiven<br />

Phase kann sie bei Aufforderung der Kinder wiederum Mitspielerin sein.<br />

Bemerkung <strong>und</strong> Fazit<br />

Dieses Konzept macht keine konkreten Angaben zu Gruppengrösse <strong>und</strong> Alter der Kinder,<br />

scheint aber sowohl für grosse als auch kleine Gruppen jeglichen Alters geeignet zu sein.<br />

Obwohl es lediglich eine Strukturhilfe zur St<strong>und</strong>engestaltung sein soll, scheint uns dieses<br />

Konzept doch sehr detailliert zu sein. Was uns bei dieser Gruppenförderung fehlt, sind<br />

konkrete Spiel- <strong>und</strong> Umsetzungsideen für einen erleichterten Einstieg. Auch finden wir die<br />

21


Theoretische Gr<strong>und</strong>lagen der psychomotorischen Gruppenförderung<br />

Förderziele sehr breit gesteckt <strong>und</strong> nicht überschaubar. Was uns hingegen von Vorteil<br />

erscheint sind die vorgeschlagenen Beobachtungspunkte zu jeder Phase der Einheit.<br />

3.2.2. G-FIPPS: Grafomotorische Förderung<br />

(vgl. Vetter, Amft, Sammann <strong>und</strong> Kranz, 2010)<br />

Inhaltliche Ausrichtung (Schwerpunkte):<br />

G-FIPPS steht für „grafomotorische Förderung in integrativ <strong>und</strong> präventiv ausgerichteter<br />

Psychomotorik“. Das Konzept ist das Resultat eines dreijährigen Projektes.<br />

Die G-FIPPS-Förderkonzeption will Kinder auf präventive <strong>und</strong> integrative Weise in den<br />

Basiskompetenzen des Schriftspracherwerbs fördern. Die grafomotorische Entwicklung ist<br />

ein komplexer Prozess, bestehend aus feinmotorischen Fähigkeiten,<br />

Wahrnehmungsprozessen, kognitiven Prozessen, affektiven Aspekten <strong>und</strong> der psycho-<br />

sozialen Situation des Kindes. Vernachlässigungen in diesen Bereichen können zu<br />

grafomotorischen Schwächen führen.<br />

Ein grosses Anliegen der G-FIPPS-Förderkonzeption ist:<br />

…Kindern, die Verzögerungen in der grafomotorischen Entwicklung zeigen, eine rechtzeitige<br />

psychomotorische „Nachentwicklung“ <strong>und</strong> damit den Anschluss an das Niveau der anderen<br />

Kinder zu ermöglichen. Aber auch alle anderen Kinder sollen hier spannende <strong>und</strong> anregende<br />

Aufgaben finden, an denen sie sich entwickeln <strong>und</strong> ihre Fähigkeiten verfeinern können.<br />

(Vetter, Amft, Sammann <strong>und</strong> Kranz, 2010, S. 15)<br />

Ziele der Gruppenförderung:<br />

Die G-FIPPS-Förderkonzeption orientiert sich am integrativen <strong>und</strong> inklusiven Gedanken<br />

der modernen Pädagogik. Jedes Kind in der Gruppe soll individuell, entsprechend den<br />

persönlichen Fähigkeiten gefördert werden.<br />

Ebenso stützen sich die Autoren auf wissenschaftliche Kenntnisse über die kindliche<br />

Entwicklung. G-FIPPS hat das Anliegen mit dem grafomotorischen Förderkonzept die<br />

kindliche Entwicklung angemessen zu begleiten.<br />

Spiel- <strong>und</strong> Bewegungssequenzen nehmen im Konzept eine wichtige Stellung ein, welche<br />

einen hohen Aufforderungscharakter für die Kinder haben sollen.<br />

Die zentralen Entwicklungsaufgaben in der G-FIPPS-Förderkonzeption sind somit:<br />

Die Entwicklung der Sprache, der sozialen Kooperation, des Körperbildes, des<br />

Selbstkonzeptes, der Verfeinerung motorischer Funktionen, <strong>und</strong> derjenigen von Fantasie<br />

<strong>und</strong> Spiel.<br />

Anlehnend an die allgemeinen Ziele der psychomotorischen Förderung möchte G-FIPPS<br />

die grafomotorischen Basiskompetenzen fördern <strong>und</strong> Verbesserungen in folgenden<br />

Bereichen des Kindes erzielen: Grob- <strong>und</strong> Feinmotorik, Bewegungsplanungsfähigkeit,<br />

22


Theoretische Gr<strong>und</strong>lagen der psychomotorischen Gruppenförderung<br />

visuelle Wahrnehmung, vestibuläre, taktil-kinästhetische <strong>und</strong> auditive Perzeption,<br />

Tonusregulation <strong>und</strong> im sozial kommunikativem Erleben.<br />

Alter:<br />

Das Praxisbuch richtet sich an Kindergruppen im Alter von vier bis acht Jahren. Die G-<br />

FIPPS-Förderkonzeption lässt sich sowohl im Kindergarten-, im Gr<strong>und</strong>schulbereich, als<br />

auch im ausserschulischen Bereich einsetzen.<br />

Gestaltung:<br />

Die Förderkonzeption gliedert sich in 24 Fördereinheiten. Jede Lektion dauert ca. 50<br />

Minuten. Das ganze Konzept soll über einen Zeitraum von drei Monaten, jeweils einmal<br />

wöchentlich angeboten werden. Inhaltlich ist die Konzeption logisch aufeinander<br />

aufgebaut, wodurch die vorgegebene Reihenfolge eingehalten werden soll. Die<br />

Fördereinheiten sind entweder als Förderst<strong>und</strong>e oder als Werkstattst<strong>und</strong>e gestaltet.<br />

Eingebettet sind die Förderst<strong>und</strong>en in die Geschichte von „Elmar“, welche die Kinder<br />

motivieren soll. Die Förderung findet in der ganzen Kindergruppe (Kindergartengruppe,<br />

Klasse) statt. Die Lektionen bestehen aus einem Anfangsteil, zwei Hauptteilen <strong>und</strong> einem<br />

Abschluss. Die Werkstattst<strong>und</strong>en sind in zwölf der Fördereinheiten eingebettet <strong>und</strong><br />

ermöglichen dem Kind das freie Arbeiten an verschiedenen Übungsposten.<br />

Durchgeführt werden die Lektionen durch eine Psychomotoriktherapeutin, wobei die<br />

Kindergärtnerin als Unterstützung anwesend ist.<br />

Evaluation/Auswirkung:<br />

Die G-FIPSS-Förderkonzeption wurde im Rahmen des gleichnamigen<br />

Forschungsprojektes evaluiert. Das Interesse galt der „Überprüfung von möglichen<br />

Effekten einer präventiv <strong>und</strong> integrativ ausgerichteten psychomotorischen Förderung auf<br />

fein- <strong>und</strong> grafomotorische Leistungen <strong>und</strong> - als Nebenaspekt - auf die Körperkoordination“<br />

(Vetter et al., 2010, S. 60).<br />

In der Längsschnittstudie im Experimental-/Kontrollgruppendesign wurden 188 Kinder<br />

untersucht. Mittels Testungen zu drei Messpunkten (Pretest <strong>und</strong> Posttest, follow-up)<br />

wurden Effekte in den Bereichen Grafomotorik <strong>und</strong> Körperkoordination geprüft. Getestet<br />

wurde mit den Messinstrumenten ‚Graphomotorische Testbatterie (GMT)‘ <strong>und</strong> dem<br />

‚Körperkoordinationstest (KTK)‘.<br />

Die Experimentalgruppe erhielt eine zwölfwöchige Förderung mit der Förderkonzeption G-<br />

FIPPS. Eine Kontrollgruppe hatte eine grafomotorische Förderung ohne<br />

psychomotorische Inhalte. Die andere Kontrollgruppe hatte keine Förderung neben dem<br />

regulären Kindergartenalltag.<br />

Die Studie kam zu interessanten Ergebnissen, welche die Wirksamkeit der<br />

Förderkonzeption zeigten. So verbesserten sich die grafomotorischen Leistungen der<br />

23


Theoretische Gr<strong>und</strong>lagen der psychomotorischen Gruppenförderung<br />

Kinder in der Experimentalgruppe gegenüber den beiden Kontrollgruppen. Zudem machte<br />

die Experimentalgruppe in der psychomotorischen Leistungsfähigkeit die grösseren<br />

Fortschritte. So verzeichneten die Kinder, welche zu Messbeginn die schwächsten<br />

Leistungen zeigten die stärksten Verbesserungen in beiden Bereichen.<br />

Mit dem Forschungsprojekt konnte somit bewiesen werden, dass mit der G-FIPPS-<br />

Förderkonzeption nachhaltige Effekte in der Grafomotorik erzielt werden können.<br />

Bezugstheorien, Quellen:<br />

Im Allgemeinen hat sich die G-FIPPS-Konzeption an entwicklungstheoretischen Modellen,<br />

Handlungsmodellen <strong>und</strong> grafomotorischen Konzepten der Psychomotorik orientiert.<br />

Die Praxisideen entstanden hauptsächlich aus Inspirationen aus Arbeiten von Friedhelm<br />

Schilling, Ingrid Schäfer, Michael Wendler <strong>und</strong> Christina Liner.<br />

Für eine Ausdifferenzierung des Begriffs Psychomotorik werden unter anderem Theorien<br />

von Fischer, Seewald, Kiphard <strong>und</strong> Zimmer herangezogen. Das Verständnis von<br />

Grafomotorik ist vor allem gestützt auf Arbeiten von Schilling <strong>und</strong> Wendler.<br />

Der Begriff der Entwicklungsaufgaben ist angelehnt an das ursprüngliche Konzept von<br />

Robert J. Havighurst.<br />

Wichtige psychomotorische Kennzeichen sind in die Gestaltung der Förderlektionen<br />

eingeb<strong>und</strong>en. So finden sich die von Renate Zimmer formulierten Prinzipien einer<br />

Psychomotorikst<strong>und</strong>e in der Gestaltung <strong>und</strong> Durchführung der G-FIPPS wieder.<br />

Bemerkung <strong>und</strong> Fazit<br />

Die G-FIPPS legt den Fokus klar auf die Grafomotorik. Ziel des Konzeptes ist die<br />

Förderung der Basiskompetenzen vom Schriftspracherwerb <strong>und</strong> der grafomotorischen<br />

Entwicklung.<br />

Gemeinsam mit unseren Zielen ist, dass die Förderung in der Gruppe stattfindet. Und<br />

positiv ist auch, dass das Konzept nachweisbare Effekte auf die grafomotorischen<br />

Leistungen zeigt.<br />

Bei unserem Projekt soll jedoch nicht (nur) die Grafomotorik im Vordergr<strong>und</strong> stehen.<br />

Vielmehr ist es uns wichtig, dass die Kinder im grobmotorischen Bereich <strong>und</strong> im sozialen<br />

Umgang vielfältige Erfahrungen machen können.<br />

Ein paar Ideen (Arbeitsblätter) konnten wir aus der G-FIPPS für den Grafomotorik-Teil in<br />

unseren St<strong>und</strong>en verwenden.<br />

24


Theoretische Gr<strong>und</strong>lagen der psychomotorischen Gruppenförderung<br />

3.2.3. ÜPS! Übungsprogramme für den Psychomotorisch-orientierten<br />

Sportunterricht<br />

(vgl. Stachelhaus, 2005)<br />

Ursache für das Konzept:<br />

Andrea Stachelhaus schreibt in ihrem Buch diese provokative Einleitung:<br />

Unsere Kinder wachsen heute mehrheitlich unter anderen Bedingungen auf, als dies noch<br />

vor 20-30 Jahren der Fall war. Kindheit heute bedeutet nicht mehr im Wald zu spielen, sich<br />

frei auf Spielplätzen <strong>und</strong> in offenen Spielräumen zu bewegen, selber Spielzeug aus<br />

gef<strong>und</strong>enen Alltagsmaterialien zu basteln, die Welt also durch eigenständiges Erk<strong>und</strong>en <strong>und</strong><br />

Entdecken zu erobern etc., sondern vielmehr Freizeit im Haus oder in institutionalisierten<br />

Erziehungsstätten zu verbringen, vorgefertigte <strong>und</strong> im Gebrauch monofunktionales<br />

Spielzeug zu benutzen <strong>und</strong> die Welt über Fernsehen <strong>und</strong> Medien aus zweiter Hand<br />

präsentiert zu bekommen. (Stachelhaus, 2005, S. 7)<br />

Als Gründe für diese veränderten Lebensbedingungen der Kinder sind die Verstädterung<br />

(Urbanisierung), die Verinselung, die Verhäuslichung, die veränderten Familienstrukturen,<br />

der Medienkonsum, sowie vorgefertigtes Spiel- <strong>und</strong> Sportmaterial zu sehen.<br />

Darum besteht zunehmend die Gefahr, dass Kinder sich insgesamt zu wenig bewegen<br />

<strong>und</strong> dadurch weniger intensive Erfahrungen mit dem eigenen Körper machen. Dies hat<br />

zur Folge, dass gr<strong>und</strong>legende Erfahrungen der taktilen, vestibulären, <strong>und</strong> kinästhetischen<br />

Wahrnehmung fehlen. Sie sind die Gr<strong>und</strong>lage für das eigene Körperbewusstsein <strong>und</strong> die<br />

kognitive Entwicklung.<br />

Ziele der Gruppenförderung:<br />

Stachelhaus fordert daher die Schule dazu auf, diese Defizite bei den Kindern auf<br />

spielerische Weise durch vielfältige Wahrnehmungs- <strong>und</strong> Bewegungserfahrungen<br />

aufzuholen.<br />

Der psychomotorische Basisunterricht setzt dort an, indem er den Kindern vielfältige<br />

Möglichkeiten zu Körper-, Material- <strong>und</strong> Sozialerfahrung bietet.<br />

Die Spiele <strong>und</strong> Übungen sind in die drei Bereiche Sinneswahrnehmung <strong>und</strong><br />

Körpererfahrung, Materialerfahrung sowie Sozialerfahrung aufgeteilt.<br />

Der Förderschwerpunkt der Sinneswahrnehmung <strong>und</strong> Körpererfahrung ist wiederum nach<br />

den folgenden Themen unterteilt:<br />

Vestibuläre Wahrnehmung, taktile Wahrnehmung, kinästhetische Wahrnehmung, visuelle<br />

Wahrnehmung <strong>und</strong> visuomotorische Koordination, auditive Wahrnehmung, Grob- <strong>und</strong><br />

Feinmotorik/Koordination <strong>und</strong> motorische Geschicklichkeit, Raum- <strong>und</strong><br />

Richtungsorientierung, Links/Rechts-Orientierung, Tonusregulation/Entspannung.<br />

25


Theoretische Gr<strong>und</strong>lagen der psychomotorischen Gruppenförderung<br />

Gestaltung:<br />

„Die psychomotorischen Förderangebote lassen sich problemlos in den alltäglichen<br />

Sportunterricht integrieren“ (Stachelhaus, 2005, S. 11). Damit kann entweder eine ganze<br />

St<strong>und</strong>e gestaltet werden, oder sie dienen als Ergänzung zum regulären Sportunterricht.<br />

Bewegungsparcours <strong>und</strong> -landschaften bieten dabei erlebnisreiche Möglichkeiten für<br />

Körper- <strong>und</strong> Sozialerfahrungen.<br />

Alter:<br />

Das Übungsprogramm richtet sich an die Gr<strong>und</strong>schule. In Deutschland besteht diese ab<br />

der ersten bis zur vierten Klasse. Die Kinder sind also zwischen sechs <strong>und</strong> zehn Jahre alt.<br />

Evaluation/Auswirkungen (vgl. Stachelhaus & Strauss, 2005, S. 194 ff.):<br />

Die Autorin hat im Rahmen ihrer Dissertation eine Längsschnittstudie durchgeführt. Darin<br />

wurden die Effekte psychomotorischer Übungen auf die grafomotorischen Leistungen von<br />

Schulanfängern untersucht. Bei der Experimentalgruppe wurde ein Training in Form des<br />

psychomotorischen Übungsprogramms (ÜPS!) angewendet. Die Übungen wurden<br />

während 10 Wochen regelmässig im Sportunterricht des ersten Schuljahres (6;7 Jahre)<br />

angeboten. Die Kinder wurden zu drei Messpunkten (vorher, nachher, follow-up) mit der<br />

Graphomotorischen Testbatterie (GMT) <strong>und</strong> dem Punktiertest von Schilling getestet.<br />

Damit konnte gezeigt werden, dass die psychomotorischen Übungen deutliche Effekte<br />

bezüglich der Genauigkeit <strong>und</strong> Präzision, jedoch nicht der Schnelligkeit erzielten.<br />

Stachelhaus <strong>und</strong> Strauss erklären sich die positiven Effekte damit, „dass durch die<br />

Stimulation auf sensomotorischer Ebene gr<strong>und</strong>legende Wahrnehmungs- <strong>und</strong><br />

Bewegungsprozesse angeregt wurden, die sich im Sinne einer ressourcenorientierten<br />

Förderung stabilisierend auf die Entwicklung grafomotorischer Fähigkeiten ausgewirkt<br />

haben“ (Stachelhaus & Strauss, 2005, S. 202).<br />

Bezugstheorien, Quellen:<br />

Das Übungsprogramm gehört zu den prozessorientierten Zugängen, welche auf die<br />

Prozesstheorie nach Kephart <strong>und</strong> die Theorie der Sensorischen Integration nach Ayres<br />

zurückgehen. Zudem ist das Programm nach den Psychomotorik-Konzepten von Eggert,<br />

Kiphard <strong>und</strong> Zimmer ausgerichtet. Inhaltlich orientieren sich die Spiele <strong>und</strong> Übungen an<br />

Praxisvorschlägen aus grafo- <strong>und</strong> psychomotorischen Arbeitsbüchern.<br />

26


Theoretische Gr<strong>und</strong>lagen der psychomotorischen Gruppenförderung<br />

Bemerkung <strong>und</strong> Fazit<br />

Das Buch von Stachelhaus bietet viele Anregungen für Spiele mit psychomotorischen<br />

Förderschwerpunkten. Die Spiele <strong>und</strong> Übungen können beliebig ausgesucht <strong>und</strong><br />

zusammengestellt werden. Als Leiterin ist man also nicht an einen vorgegebenen Ablauf<br />

oder einen bestimmten Aufbau geb<strong>und</strong>en. Die Themen der Förderziele sind sehr<br />

vielseitig. Durch die Zuordnung der einzelnen Spiele zu den Förderschwerpunkten ist klar<br />

ersichtlich welche Fähigkeit bei den Kindern bearbeitet wird.<br />

Viele der Spiele sind jedoch an die Gruppe geb<strong>und</strong>en. Ausser den Bewegungsparcours<br />

<strong>und</strong> -landschaften bestehen nur wenig offene Angebote.<br />

Einige für uns interessante Spiele haben wir im „Handbuch der Psychomotorik“ (2007)<br />

von Renate Zimmer wieder gef<strong>und</strong>en.<br />

3.2.4. Theorie <strong>und</strong> Praxis psychomotorischer Förderung nach Renate<br />

Zimmer<br />

(vgl. Zimmer, 2007)<br />

Ursachen für das Konzept:<br />

Das „Handbuch der Psychomotorik“ von Renate Zimmer soll den Gr<strong>und</strong>gedanken, die<br />

Entstehungsgeschichte, die unterschiedlichen Ansätze sowie die Wirkfaktoren<br />

psychomotorischer Förderung darstellen. Es sollen laut der Autorin aber auch praktische<br />

Hinweise für eine psychomotorische Entwicklungsdiagnostik <strong>und</strong> konkrete<br />

Rahmenbedingungen psychomotorischer Förderpraxis darin Platz finden.<br />

Ziele der Gruppenförderung:<br />

Zimmer formuliert die Förderziele folgendermassen: „Ziel der psychomotorischen<br />

Förderung ist es, die Eigentätigkeit des Kindes zu fördern, es zum selbstständigen<br />

Handeln anzuregen, durch Erfahrungen in der Gruppe zu einer Erweiterung seiner<br />

Handlungskompetenz <strong>und</strong> Kommunikationsfähigkeit beizutragen“ (Zimmer, 2007, S. 23).<br />

Die Förderziele liegen im Bereich der Wahrnehmung, des Körpererlebens, der<br />

Körpererfahrung als auch des sozialen Lernens.<br />

Erlebnisorientierte Bewegungsangebote stehen dabei im Zentrum <strong>und</strong> unterstützen das<br />

Kind in seiner Selbstwirksamkeit. Dadurch ermöglicht man den Aufbau eines positiven<br />

Selbstkonzeptes.<br />

27


Theoretische Gr<strong>und</strong>lagen der psychomotorischen Gruppenförderung<br />

Gruppenzusammensetzung, Gruppengrösse, Alter:<br />

Es ist sinnvoll, eine möglichst heterogene Gruppe zusammenzustellen, in welcher sich<br />

Kinder mit unterschiedlichen Verhaltens- oder Entwicklungsproblemen wiederfinden. Dies<br />

unterstützt das Lernen am Modell.<br />

Es ist von Vorteil Kinder in eine Gruppe einzuteilen, die von ihrem Entwicklungszustand<br />

her zueinander passen, also auch in den Altersstufen nah beieinander liegen. Auch bei<br />

Kindern, bei welchen der Schuleintritt ansteht, ist diese Art von Einteilung sinnvoll, da die<br />

Auseinandersetzung mit Gleichaltrigen geübt werden kann.<br />

Die Gruppengrösse wird durch verschiedene Faktoren beeinflusst; wie räumliche<br />

Bedingungen, individuelle Probleme der Kinder, Alter der Kinder, Betreueranzahl. Bei der<br />

Betreuung durch zwei Personen ist eine Gruppe von acht bis zehn Kindern durchaus<br />

denkbar.<br />

Gestaltung:<br />

Folgendes Gr<strong>und</strong>gerüst methodischen Vorgehens <strong>und</strong> zeitlicher Planung wird empfohlen:<br />

� Einstimmungsphase:<br />

Diese Phase wird durch ein Anfangsritual im Sitzkreis geprägt. Die<br />

Gruppenvollständigkeit wird geprüft, besondere Wünsche können geäussert <strong>und</strong><br />

Abmachungen der letzten St<strong>und</strong>e besprochen werden.<br />

� Individuelle, bewegungsintensive Angebote:<br />

Hier wird jedem Kind die individuelle Betätigung mit einem Material ermöglicht, um so<br />

den Bewegungsdrang zu stillen.<br />

� Gruppenbezogene Angebote:<br />

Diese Angebote sollen Erlebnisse des sozialen Miteinanders ermöglichen.<br />

� Abschlussphase:<br />

Hier werden Ruhe- <strong>und</strong> Entspannungsspiele angeboten <strong>und</strong> ein Abschlussritual im<br />

Sitzkreis durchgeführt. Dabei werden Wünsche für die nächste St<strong>und</strong>e erfragt <strong>und</strong> die<br />

Gruppe verabschiedet.<br />

Abgesehen von diesem Gr<strong>und</strong>gerüst beschreibt Renate Zimmer auch Spielideen, welche<br />

für die psychomotorische Förderung eingesetzt werden können <strong>und</strong> nach folgenden<br />

Schwerpunkten geordnet sind:<br />

Einstiegsspiele (E): Diese Spiele ermöglichen die individuelle Auseinandersetzung mit<br />

einem bestimmten Material <strong>und</strong> viel freie Bewegung. Sie sind für den St<strong>und</strong>enbeginn<br />

geeignet, da der Materialbedarf sehr gering ist.<br />

28


Theoretische Gr<strong>und</strong>lagen der psychomotorischen Gruppenförderung<br />

Themenspezifische Spiel- <strong>und</strong> Bewegungsangebote (T): Diese Spiele beinhalten<br />

komplexere Handlungen <strong>und</strong> Themen. Diese sollen die Fantasie der Kinder anregen <strong>und</strong><br />

allenfalls zum Rollenspiel animieren. Damit sich aus diesen Spielen etwas entwickeln<br />

kann, brauchen die Kinder Zeit <strong>und</strong> der Materialbedarf ist auch grösser.<br />

Miteinander Spielen (M): Diese Spiele sollen das gemeinsame Spiel <strong>und</strong> das soziale<br />

Miteinander unterstützen. Es handelt sich dabei um Ideen, welche ausschliesslich in der<br />

Gruppe ausgeführt werden sollen.<br />

Zur Ruhe kommen (R): Am Ende einer bewegungsintensiven Phase soll den Kindern der<br />

Wechsel von Bewegung <strong>und</strong> Anspannung zu Ruhe <strong>und</strong> Entspannung bewusst gemacht<br />

werden. Diese Entspannungssequenz kann auch gut als St<strong>und</strong>enabschluss verwendet<br />

werden.<br />

Bei jeder einzelnen Spielidee werden auch die angesprochenen psychomotorischen<br />

Förderschwerpunkte aufgeführt.<br />

Die Spielideen aus der Kategorie MITEINANDER SPIELEN (M) können sowohl in der<br />

Einstiegssituation eingesetzt, als thematisches Angebot ausgebaut oder als Abschluss<br />

einer St<strong>und</strong>e verwendet werden.<br />

Eine psychomotorische Übungsst<strong>und</strong>e sollte wöchentlich durchgeführt werden <strong>und</strong><br />

zwischen 45 <strong>und</strong> 60 Minuten dauern. Die Gesamtdauer der Fördermassnahme sollte<br />

mindestens ein halbes Jahr betragen.<br />

Rolle der Pädagogin:<br />

Die Pädagogin zeigt ein nicht-direktives Verhalten <strong>und</strong> macht stattdessen Angebote,<br />

welche die Lust zu spielen <strong>und</strong> etwas ausprobieren fördern sowie neue Bewegungs- <strong>und</strong><br />

Selbsterfahrungen ermöglichen. Diese sind auf die Gruppe abgestimmt <strong>und</strong> können durch<br />

Alternativangebote erweitert werden. Bei der Planung der Angebote versucht die<br />

Pädagogin die Wünsche der Kinder einzubauen, beachtet die Geräte- <strong>und</strong><br />

Materialpräferenz der Kinder <strong>und</strong> überlegt sich wie Erfolgserlebnisse besonders einfach<br />

vermittelt werden können. Während den St<strong>und</strong>en baut sie zu jedem Kind eine persönliche<br />

Beziehung auf. Die Pädagogin nimmt eine beobachtende Rolle ein, steht aber als<br />

Ansprechpartnerin zur Verfügung. Sie verbalisiert Verhaltensweisen der Kinder, macht<br />

Erfolge bewusst <strong>und</strong> ist stets aufmerksam. Diese Aufmerksamkeit ermöglicht es ihr, sich<br />

je nach Situation einzubringen oder zurückzuhalten. Die Pädagogin begleitet die Kinder in<br />

ihrem Selbständigkeitsprozess, gibt Schutz, akzeptiert aber auch Distanz sowie<br />

Verweigerung <strong>und</strong> setzt organisatorische als auch soziale Grenzen.<br />

29


Theoretische Gr<strong>und</strong>lagen der psychomotorischen Gruppenförderung<br />

Bemerkung <strong>und</strong> Fazit<br />

Dieses Konzept macht konkrete Angaben zur Gruppenzusammensetzung, -grösse <strong>und</strong><br />

zum Alter der Kinder. Die Strukturhilfe zur St<strong>und</strong>enplanung ist sehr einfach <strong>und</strong> offen<br />

gestaltet <strong>und</strong> lässt viel Spielraum. Viele konkrete Spiel- <strong>und</strong> Umsetzungsideen mit<br />

dazugehörenden psychomotorischen Förderschwerpunkten werden beschrieben. Als<br />

besonders wichtig erachten wir die detaillierte Aufstellung der Haltung <strong>und</strong> Rolle der<br />

Pädagogin. Renate Zimmer gelingt in diesem Buch eine gute Verknüpfung zwischen<br />

psychomotorischer Theorie <strong>und</strong> Erfahrungswerten aus der Praxis.<br />

30


Theoretische Gr<strong>und</strong>lagen der psychomotorischen Gruppenförderung<br />

3.3. Entwurf des Projekt-Konzeptes<br />

3.3.1. Auswahl des Konzeptes <strong>und</strong> Begründung<br />

Nach weitgehenden Überlegungen haben uns folgende Gründe dazu bewegt, das<br />

Konzept nach Renate Zimmer, wie es in ihrem „Handbuch der Psychomotorik“ (2007)<br />

beschrieben ist, als Vorlage für unser Projekt auszuwählen:<br />

� Die konkreten Angaben zur Gruppenzusammensetzung, -grösse sowie Alter der<br />

Kinder decken sich mit unseren eigenen Vorstellungen <strong>und</strong> unserer theoretischen<br />

Auseinandersetzung damit (vgl. Kap. 6.2.1., S. 43).<br />

� Das Gr<strong>und</strong>gerüst für die St<strong>und</strong>enplanung ist sehr simpel <strong>und</strong> offen aufgebaut <strong>und</strong><br />

lässt viel Spielraum für eigene Ideen. In Anbetracht dessen, dass unser Projekt<br />

durch jüngere Studenten <strong>und</strong> Studentinnen der Psychomotorik weitergeführt<br />

werden soll, scheint es uns wichtig, einen möglichst einfachen <strong>und</strong> doch flexiblen<br />

Raster für die St<strong>und</strong>engestaltung auszuwählen.<br />

� Die Sammlung der konkreten Spiel- <strong>und</strong> Umsetzungsideen mit den<br />

dazugehörenden psychomotorischen Förderschwerpunkten stellt einen der<br />

wichtigsten Gründe für die Auswahl dieses Konzeptes dar. Auch hier bedenken wir<br />

die Tatsache, dass unser Projekt durch jüngere Studenten <strong>und</strong> Studentinnen der<br />

Psychomotorik weitergeführt werden soll. Bei wenig eigener Praxiserfahrung sind<br />

bereits bestehende Spielideen <strong>und</strong> vor allem Anhaltspunkte betreffend<br />

Förderschwerpunkten sicherlich sehr hilfreich.<br />

Wir haben das Spielideenrepertoire von Renate Zimmer bereits erweitert <strong>und</strong><br />

Spiele aus dem Lehrmittel „Mut tut gut!“ einbezogen, da wir wussten, dass wir<br />

unser Projekt in einer Turnhalle durchführen werden. Wir ermutigen die<br />

StudentInnen, welche unser Projekt weiterführen werden, andere oder eigene<br />

Spielideen einzubauen.<br />

� Durch die Anwendung dieses Konzeptes ist die Förderung vieler<br />

psychomotorischer Bereiche möglich. Auch dies war einer der ausschlaggebenden<br />

Gründe für unsere Wahl.<br />

Den einzigen Bereich, welchen wir in diesem Konzept vermissten, war die<br />

Grafomotorik. Diese bauten wir selbstständig ins Konzept ein <strong>und</strong> verwendeten<br />

dafür sowohl eigene Umsetzungsideen als auch Aufgaben aus dem G-FIPPS.<br />

� Die detaillierte Aufstellung der Haltung <strong>und</strong> Rolle der Betreuungspersonen<br />

empfanden wir als sehr wichtig. Auch hier gilt unsere Überlegung der<br />

Weiterführung unseres Projektes durch jüngere Jahrgänge der<br />

Psychomotoriktherapie. Wenn jemand noch nie zuvor einen pädagogisch-<br />

therapeutischen Beruf ausgeübt hat, sind konkrete Anhaltspunkte diesbezüglich<br />

sicherlich willkommen.<br />

31


Lebensbereiche auf der Gr<strong>und</strong>lage der ‚Internationalen Klassifikation der<br />

Funktionsfähigkeit, Behinderung <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit (ICF)‘<br />

4. Lebensbereiche auf der Gr<strong>und</strong>lage der ‚Internationalen<br />

Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung <strong>und</strong><br />

Ges<strong>und</strong>heit (ICF)‘<br />

Dieses Kapitel stellt eine zusammenfassende Einführung in das Instrument der<br />

‚Internationalen Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit (ICF)‘<br />

dar. Der Einschub dieser Thematik findet an dieser Stelle statt, weil die ICF eine<br />

Gr<strong>und</strong>lage unseres Projektes darstellt. Die ICF bildet die Basis für das Schulische<br />

Standortgespräch (SSG), an dessen Lebensbereiche wir mit dem Screening-Verfahren<br />

sowie Beobachtungen aus den Testungen <strong>und</strong> St<strong>und</strong>en anknüpfen (vgl. Kap. 4.3., S. 36).<br />

4.1. ICF als Basis des Schulischen Standortgespräches (SSG)<br />

Psychomotoriktherapeutinnen <strong>und</strong> -therapeuten stehen der Tatsache gegenüber, dass sie<br />

sich zunehmend mit dem Instrument der ‚Internationalen Klassifikation der<br />

Funktionsfähigkeit, Behinderung <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit (ICF)‘ auseinandersetzen müssen. Das<br />

Schulische Standortgespräch (SSG) bildet die gemeinsame Plattform von Lehrpersonen,<br />

Fachpersonen <strong>und</strong> Eltern, auf welcher die Therapeutinnen <strong>und</strong> Therapeuten ihre<br />

Beobachtungen einbringen können.<br />

Weil das SSG im Kanton Zürich Pflicht ist, finden wir es wichtig, dass wir mit unserem<br />

Projekt daran anknüpfen können.<br />

Das von uns verwendete Screening-Verfahren (vgl. Kap. 5, S. 37) ist ebenfalls ICF-<br />

basiert.<br />

Gleichzeitig mit der Umsetzung des neuen Volksschulgesetzes wird das Verfahren<br />

„Schulische Standortgespräche“ im Kanton Zürich mit dem Bildungsratsbeschluss vom<br />

4.9.2006 verbindlich (vgl. Hollenweger <strong>und</strong> Lienhard, 2008, S. 9).<br />

Das Schulische Standortgespräch (SSG) dient dazu, die Förderplanung <strong>und</strong> Zuweisung<br />

von sonderpädagogischen Massnahmen zu regeln. Im Gespräch werden die<br />

Beobachtungen aller Beteiligten zusammengeführt. Aufgr<strong>und</strong> dessen wird dann die für<br />

das Kind sinnvollste Förderung oder Massnahme bestimmt.<br />

Das Verfahren „Schulische Standortgespräche“ wurde in Anlehnung an die Internationale<br />

Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit (ICF) entwickelt.<br />

Funktionsfähigkeit <strong>und</strong> Behinderung werden einerseits auf der Ebene des Körpers mit<br />

seinen Funktionen <strong>und</strong> Strukturen, andererseits auf der Ebene des Individuums als aktiv<br />

handelnde (Aktivitäten) <strong>und</strong> als sozial teilnehmende Person (Partizipation) definiert. Die<br />

Funktionsfähigkeit ist immer an Situationen oder die Umwelt geb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> von inneren<br />

Faktoren der betroffenen Person mitbestimmt. Der Ges<strong>und</strong>heitszustand (Krankheit, Störung,<br />

Syndrom) <strong>und</strong> die Funktionsfähigkeit beeinflussen sich gegenseitig. Diese Interaktionen sind<br />

im folgenden Modell dargestellt:<br />

32


Lebensbereiche auf der Gr<strong>und</strong>lage der ‚Internationalen Klassifikation der<br />

Funktionsfähigkeit, Behinderung <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit (ICF)‘<br />

Abbildung 4: Wechselwirkungen zwischen den Komponenten der ICF (DIMDI, 2005)<br />

Im schulischen Standortgespräch stehen die für alle Personen beobachtbaren Aspekte der<br />

Funktionsfähigkeit <strong>und</strong> Behinderung im Zentrum. Deshalb basieren die Formulare, welche<br />

als Gesprächsgr<strong>und</strong>lage dienen, auf den Lebensbereichen der ICF mit den vorhandenen<br />

Aufgaben <strong>und</strong> geforderten Handlungen. (Hollenweger <strong>und</strong> Lienhard, 2008, S.16)<br />

Die ICF besteht aus zwei Teilen mit je zwei Komponenten. Der erste Teil heisst<br />

„Funktionsfähigkeit <strong>und</strong> Behinderung“ bestehend aus den Komponenten<br />

„Körperfunktionen <strong>und</strong> -strukturen“ <strong>und</strong> „Aktivitäten <strong>und</strong> Partizipation [Teilhabe]“. Der<br />

zweite Teil „Kontextfaktoren“ ist aus den „Umweltfaktoren“ <strong>und</strong> „Personbezogene<br />

Faktoren“ zusammengesetzt (vgl. DIMDI, 2005, S.16).<br />

Das SSG nimmt die Komponente „Aktivitäten <strong>und</strong> Partizipation [Teilhabe]“ als Gr<strong>und</strong>lage.<br />

Die ICF enthält dafür folgende Definitionen:<br />

Eine Aktivität bezeichnet die Durchführung einer Aufgabe oder Handlung (Aktion) durch<br />

einen Menschen.<br />

Partizipation [Teilhabe] ist das Einbezogensein in eine Lebenssituation.<br />

Beeinträchtigungen der Aktivität sind Schwierigkeiten, die ein Mensch bei der<br />

Durchführung einer Aktivität haben kann.<br />

Beeinträchtigungen der Partizipation [Teilhabe] sind Probleme, die ein Mensch beim<br />

Einbezogensein in eine Lebenssituation erlebt. (DIMDI, 2005, S.16) 1<br />

1<br />

[4. Überblick über die Komponenten der ICF. Definitionen.] der ICF wurde abgedruckt mit fre<strong>und</strong>licher<br />

Erlaubnis der Weltges<strong>und</strong>heitsorganisation (WHO). Alle Rechte liegen bei der WHO.<br />

33


Lebensbereiche auf der Gr<strong>und</strong>lage der ‚Internationalen Klassifikation der<br />

Funktionsfähigkeit, Behinderung <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit (ICF)‘<br />

Die Komponente „Aktivität <strong>und</strong> Partizipation“ ist wiederum unterteilt in neun<br />

Lebensbereiche. Diese sind: „Lernen <strong>und</strong> Wissensanwendung“, „Allgemeine Aufgaben<br />

<strong>und</strong> Anforderungen“, „Kommunikation“, „Mobilität“, „Selbstversorgung“, „Häusliches<br />

Leben“, „Interpersonelle Interaktionen <strong>und</strong> Beziehungen“, „Bedeutende Lebensbereiche“<br />

<strong>und</strong> „Gemeinschafts-, soziales <strong>und</strong> staatsbürgerliches Leben“ (vgl. DIMDI, 2005, S. 20).<br />

4.2. Die zehn Kategorien vom SSG zu „Aktivitäten <strong>und</strong> Partizipation“<br />

(vgl. Hollenweger & Lienhard, 2008)<br />

In Anlehnung an die eben beschriebenen Lebensbereiche aus der ICF wurden für das<br />

SSG die folgenden zehn Lebensbereiche formuliert (stichwortartig aufgeführt):<br />

� Allgemeines Lernen:<br />

Zuschauen; Zuhören; Hinspüren; Aufmerksam sein; Sich Verse, Melodien,<br />

Bewegungen merken <strong>und</strong> wiedergeben; Sich Dinge merken; Formen benennen,<br />

beschreiben <strong>und</strong> darstellen; Durch Spielen Dinge <strong>und</strong> Beziehungen erk<strong>und</strong>en;<br />

Lösungen finden <strong>und</strong> umsetzen; Strategien anwenden; Planen; Üben.<br />

� Mathematisches Lernen:<br />

Zählen; Sich in räumlichen Zusammenhängen orientieren (hinten/vorne,<br />

oben/unten); Grössen <strong>und</strong> Mengen erfassen <strong>und</strong> nach Kriterien sortieren; Sich im<br />

Zahlenraum orientieren; Gesetzmässigkeiten erkennen; Mathematische<br />

Operationen verstehen <strong>und</strong> anwenden; Kopfrechnen; Schriftlich rechnen;<br />

Rechnungen in Sätzen verstehen <strong>und</strong> lösen; Den Rechenstoff, der in der Klasse<br />

durchgenommen wird, verstehen <strong>und</strong> beherrschen.<br />

� Spracherwerb <strong>und</strong> Begriffsbildung:<br />

Lautgetreu nachsprechen; Sinn von Wörtern Symbolen verstehen; Korrekte Sätze<br />

bilden; Altersentsprechenden Wortschatz aufbauen; Sprache dem Sinn<br />

entsprechend modulieren (Erst- <strong>und</strong> Zweitsprache).<br />

� Lesen <strong>und</strong> Schreiben:<br />

Buchstaben von anderen Symbolen unterscheiden; Laute erkennen,<br />

unterscheiden, benennen; Buchstaben in Formvarianten erkennen, benennen <strong>und</strong><br />

Lauten zuordnen; Wörter selbständig schreiben <strong>und</strong> erlesen; Gedanken bildlich<br />

oder schriftlich darstellen; Verstehen, was es liest; Lesen; Laut vorlesen.<br />

34


Lebensbereiche auf der Gr<strong>und</strong>lage der ‚Internationalen Klassifikation der<br />

Funktionsfähigkeit, Behinderung <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit (ICF)‘<br />

� Umgang mit Anforderungen:<br />

Allein oder in der Gruppe eine Aufgabe ausführen; Aufgetragene Aufgaben<br />

selbständig erledigen; In der Gruppe eine Aufgabe lösen; Verantwortung<br />

übernehmen; Den Tagesablauf einhalten; Sich in eine Aufgabe vertiefen; Das<br />

eigene Verhalten steuern; Mit Freude <strong>und</strong> Frust umgehen.<br />

� Kommunikation:<br />

Nonverbale <strong>und</strong> verbale Ausdrucksformen verstehen; Gedanken nonverbal <strong>und</strong><br />

verbal in verständlicher Form ausdrücken; Das ausdrücken können, was man<br />

meint; Anderen Menschen Dinge erklären; Schrift als Kommunikationsmittel<br />

verwenden; Sachverhalte schriftlich darlegen; Gespräche <strong>und</strong> Diskussionen mit<br />

Gleichaltrigen <strong>und</strong> Erwachsenen führen.<br />

� Bewegung <strong>und</strong> Mobilität:<br />

Grobmotorische Bewegungsabläufe planen, koordinieren <strong>und</strong> nachmachen;<br />

Feinmotorische Bewegungsabläufe planen, koordinieren <strong>und</strong> nachmachen;<br />

Zeichen- <strong>und</strong> Schreibgeräte kontrolliert führen; Beide Hände unterschiedlich <strong>und</strong><br />

dennoch kontrolliert einsetzen.<br />

� Für sich selber sorgen:<br />

Sich an- <strong>und</strong> ausziehen; Auf Körperpflege, Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährung achten;<br />

Sich vor gefährlichen Situationen schützen; Keine schädlichen Substanzen<br />

konsumieren.<br />

� Umgang mit Menschen:<br />

Mit anderen Menschen der Situation entsprechend Kontakt aufnehmen; Achtung,<br />

Wärme <strong>und</strong> Toleranz entgegenbringen <strong>und</strong> annehmen; Nähe <strong>und</strong> Distanz regeln;<br />

Mit Kritik umgehen; Fre<strong>und</strong>e finden <strong>und</strong> behalten.<br />

� Freizeit, Erholung <strong>und</strong> Gemeinschaft:<br />

Am gemeinschaftlichen Leben teilnehmen; An Aktivitäten von Vereinen, Clubs,<br />

Organisationen teilnehmen; In Spiele <strong>und</strong> anderen Freizeitaktivitäten einbezogen<br />

sein/Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe; Hobbies pflegen; Alleine <strong>und</strong>/oder<br />

mit anderen zusammen spielen; Sich erholen.<br />

35


Lebensbereiche auf der Gr<strong>und</strong>lage der ‚Internationalen Klassifikation der<br />

Funktionsfähigkeit, Behinderung <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit (ICF)‘<br />

4.3. Auswahl von drei Lebensbereichen als Anhaltspunkt für unsere<br />

Beobachtungen<br />

In unserer Arbeit wollen wir den Fokus auf die drei Bereiche „Umgang mit<br />

Anforderungen“, „Bewegung <strong>und</strong> Mobilität“ <strong>und</strong> „Umgang mit Menschen“ legen, da wir der<br />

Meinung sind, die psychomotorische Gruppenförderung könne vor allem für diese<br />

Lebensbereiche ein Gewinn sein.<br />

Während den Förderst<strong>und</strong>en haben wir darum Beobachtungen zum Verhalten der Kinder<br />

in den entsprechenden Bereichen festgehalten. Weitere Beobachtungen, die sich nicht<br />

den drei Bereichen zuordnen liessen, haben wir in der Kategorie „Anderes“ notiert (vgl.<br />

Kap. 6.4.1., S. 74).<br />

Die Resultate aus den Testungen mit den Kindern sind ebenfalls nach dem ICF-Raster<br />

dargestellt. Somit wird die Datenübertragung in das SSG erleichtert (vgl. Kap. 6.2.2. &<br />

6.2.3., S. 45-47).<br />

36


Screening-Verfahren als Ausgangspunkt unseres Projektes<br />

5. Screening-Verfahren als Ausgangspunkt unseres<br />

Projektes<br />

5.1. Beschreibung der psychomotorischen Vorabklärung von Prof. Dr.<br />

Martin Vetter <strong>und</strong> der Dipl. Päd. Karoline Sammann<br />

(vgl. Vetter & Sammann, 2009)<br />

Die Vorabklärung setzt sich zusammen aus einem Vorgespräch mit den Eltern, einem aus<br />

bekannten Tests <strong>und</strong> Verfahren entwickelten psychomotorischen Screening (inkl.<br />

Auswertung) sowie einem abschliessenden Elterngespräch. Die Ergebnisse der<br />

Vorabklärung werden in einem zur ICF <strong>und</strong> zum schulischen Standortgespräch<br />

kompatiblen Vorbereitungsbogen dokumentiert.<br />

Die psychomotorische Vorabklärung soll generell einen möglichen psychomotorischen<br />

Unterstützungsbedarf abklären <strong>und</strong> ist keine differenzierte Abklärung welche konkrete<br />

Förder- oder Therapieziele herausfiltert. Das darin ausgeführte Screening ist als<br />

Grobanalyse zu betrachten <strong>und</strong> kann als Vorstufe zur psychomotorischen Abklärung<br />

angesehen werden.<br />

Wir werden uns anschliessend nur mit dem Aufbau des Screenings auseinandersetzen<br />

<strong>und</strong> nicht die gesamte Vorabklärung ins Auge fassen, da wir uns im Rahmen unserer<br />

Arbeit vor allem mit dem Screening befasst haben.<br />

Das Screening besteht aus Subtests <strong>und</strong> Aufgaben bekannter Verfahren. Es handelt sich<br />

dabei um standardisierte <strong>und</strong> normierte Testverfahren, welche psychomotorische<br />

Kompetenzen aus den Bereichen Grob-, Fein- <strong>und</strong> Grafomotorik, des Selbstkonzeptes,<br />

der Wahrnehmung, Konzentration <strong>und</strong> Aufmerksamkeit erfassen.<br />

Folgende Testverfahren finden in der Zusammenstellung des Screenings ihre Anwendung<br />

(vgl. Vetter & Sammann, 2009, S. 27):<br />

� Grobmotorik: Movement Assessment Battery for Children (M-ABC2)<br />

� Selbstkonzept: Harter Skalen<br />

� Wahrnehmung, Konzentration <strong>und</strong> Aufmerksamkeit: Frostigs Entwicklungstest<br />

der visuellen Wahrnehmung 2 (FEW-2), Kaseler Konzentrations Aufgabe (KKA),<br />

bp-Test aus Basisdiagnostik Umschriebener Entwicklungsstörungen im<br />

Gr<strong>und</strong>schulalter (BUEGA)<br />

� Grafomotorik: Grafomotorische Testbatterie (GMT), Grafomotorisches<br />

Komplexbild (GMK), Qualitative Schriftprobe<br />

37


Screening-Verfahren als Ausgangspunkt unseres Projektes<br />

Für die Zusammenstellung des Screenings wird man auf einen fixen Bestandteil<br />

(sogenannter Basis-Bausteinkasten), dessen Durchführung immer empfohlen wird <strong>und</strong><br />

variabel einzusetzende Bausteine (sogenannter Optionaler-Bausteinkasten) hingewiesen.<br />

Der Basis-Bausteinkasten stellt sich aus Aufgaben folgender Verfahren zusammen:<br />

� M-ABC2<br />

� Harter Skalen<br />

� KKA, bp-Test<br />

� GMT, Schriftprobe<br />

Folgende Aufgaben aus der M-ABC 2 stehen für den Screening-Baustein Grobmotorik<br />

zur Auswahl:<br />

� BF1 zweihändiges Bohnensäckchenfangen (bis 6 Jahre), zweihändiges Ballfangen<br />

(ab 7 Jahre)<br />

� BL1 Ein-Bein-Stand (bis 6 Jahre), Ein-Bein-Balance (ab 7 Jahre)<br />

� BL2 Mattenhüpfen 1 (bis 6 Jahre), Mattenhüpfen 2 (ab 7 Jahre)<br />

Folgende Aufgaben aus den Harter Skalen stehen für den Screening-Baustein<br />

Selbstkonzept zur Auswahl:<br />

� Kognitive Kompetenz (bis 2. Klasse)<br />

� Peerakzeptanz (bis 2. Klasse)<br />

� Sportkompetenz (bis 2. Klasse)<br />

→ Items zur Mutterakzeptanz werden jeweils nicht durchgeführt!<br />

Folgende Testverfahren stehen für den Screening-Baustein Aufmerksamkeit/<br />

Konzentration zur Auswahl:<br />

� KKA für 3-8-jährige Kinder<br />

� bp-Test (aus BUEGA) für 1. bis 5. Klasse<br />

Folgende Aufgaben aus verschiedenen Testverfahren stehen für den Screening-<br />

Baustein Grafomotorik zur Auswahl:<br />

� M-ABC2, HG3 Spur nachzeichnen<br />

� GMT, GT (bis 6;11 Jahre)<br />

� Schriftprobe, bei Bedarf GMT GT (ab 7 Jahre)<br />

� GMT, SZT (bis 6;11 Jahre)<br />

� Qualitative Auswertung der Strichprobe<br />

38


Screening-Verfahren als Ausgangspunkt unseres Projektes<br />

Der Optionaler-Bausteinkasten beinhaltet Aufgaben aus folgenden Verfahren:<br />

� Baustein Grobmotorik: M-ABC2<br />

� Baustein Selbstkonzept: Harter Skalen, BSSK<br />

� Baustein Aufmerksamkeit: KKA, bp-Test<br />

� Baustein Wahrnehmung: FEW2<br />

� Baustein Grafomotorik: GMT, GMK, Schriftprobe<br />

Die Durchführungsdauer sollte insgesamt ca. 60 bis 90 Minuten dauern. Für den Einstieg<br />

mit einer strukturierten Spielsituation werden ca. 10 Minuten empfohlen. Der Basis-<br />

Bausteinkasten sollte in ca. 30 Minuten durchgeführt werden. Für den Optionaler-<br />

Bausteinkasten werden 30 Minuten zur Verfügung gestellt. Für das anschliessende<br />

Eltern-/Kindgespräch werden 30 Minuten einberechnet.<br />

Für Kinder, bei welchen noch keine detaillierte Vorinformationen bestehen, eignet sich die<br />

Durchführung des Basis-Bausteinkasten. Die darin enthaltenen Aufgaben können den<br />

psychomotorischen Entwicklungsstand des Kindes erfassen.<br />

Die Anwendung des Optionalen-Bausteinkastens ist hilfreich, falls Vorinformationen<br />

vorhanden sind <strong>und</strong> geprüft werden soll, ob eine psychomotorische Förderung angezeigt<br />

ist oder ein Förderbedarf in einem anderen Therapiebereich besteht. Dasselbe gilt, wenn<br />

das Kind während dem Screening in einem bestimmten Bereich psychomotorischen<br />

Förderbedarf zeigt.<br />

39


Screening-Verfahren als Ausgangspunkt unseres Projektes<br />

5.2. Begründung für die Wahl des Verfahrens<br />

Wir haben das Screening-Verfahren ausgewählt, weil:<br />

- die psychomotorische Vorabklärung für Kinder von Privatschulen ein im Sommer 2009<br />

neu entwickeltes Verfahren <strong>und</strong> dadurch auf dem neusten Stand ist.<br />

- Herr Martin Vetter <strong>und</strong> Frau Karoline Sammann auf bekannte Tests <strong>und</strong> Verfahren<br />

zurückgreifen, welche hohe Testgütekriterien aufweisen. Daher zeichnet sich das<br />

Screening-Verfahren unserer Meinung nach durch eine hohe Qualität aus.<br />

- das Verfahren zu einem ersten groben Überblick über die psychomotorischen<br />

Kompetenzen des Kindes verhilft. Für unser Projekt war es nicht nötig, dass wir eine<br />

ausführliche psychomotorische Abklärung mit dem Kind durchführten. Bei der Hälfte<br />

der Kinder zumindest war die Notwendigkeit zur Therapie auf Testergebnisse gestützt.<br />

Das Screening-Verfahren ist also eine Vorabklärung <strong>und</strong> soll den psychomotorischen<br />

Abklärungsbedarf überprüfen. Für uns war das Screening in dieser Hinsicht optimal,<br />

da wir herausfinden wollten, in welchen psychomotorischen Bereichen das Kind den<br />

grössten Förderbedarf hatte.<br />

- das Screening alle psychomotorischen Kompetenzen aus den Bereichen der Grob-,<br />

Fein- <strong>und</strong> Grafomotorik, des Selbstkonzeptes, der Sozialkompetenz, der<br />

Wahrnehmung <strong>und</strong> Konzentration erfasst. Die Beschränkung liegt auf jenen drei<br />

Bereichen (Umgang mit Anforderungen, Bewegung <strong>und</strong> Mobilität, Umgang mit<br />

Menschen), über welche die Psychomotoriktherapie vor allem Aussagen machen<br />

kann.<br />

- das Verfahren auf die Kinder zwischen vier <strong>und</strong> acht Jahren zugeschnitten ist. Dies ist<br />

auch in etwa der Altersbereich, den wir für unser Projekt ausgewählt haben.<br />

- wir es hinsichtlich der Neuerungen im sonderpädagogischen Bereich ausserdem sehr<br />

wichtig finden wir, dass die Ergebnisse des Screenings kompatibel zur ‚Internationalen<br />

Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit (ICF)‘ <strong>und</strong> zum<br />

‚Schulischen Standortgespräch (SSG)‘ sind.<br />

- die einzelnen Bausteine des Screenings in beliebiger Reihenfolge durchgeführt<br />

werden können. Zudem gibt es Aufgaben, die dem Kinde entsprechend angepasst<br />

werden können.<br />

- der Zeitaufwand deutlich geringer als bei einer psychomotorischen Abklärung ist, da<br />

jeweils nicht die gesamten Testverfahren durchgeführt werden.<br />

40


Psychomotorische Gruppenförderung für Kinder auf der PMT-Warteliste<br />

6. Psychomotorische Gruppenförderung für Kinder auf der<br />

PMT-Warteliste<br />

6.1. Projektbeschrieb: Zeitlicher <strong>und</strong> organisatorischer Ablauf<br />

6.1.1. Projektidee<br />

Der Inhalt unseres Projektes soll ein psychomotorisches Gruppenangebot für Kinder auf<br />

der PMT-Warteliste im Alter von sechs bis sieben Jahren darstellen.<br />

Unsere Förderst<strong>und</strong>en stellen ein Übergangsangebot dar <strong>und</strong> werden Eltern von<br />

betroffenen Kindern angeboten. Mit unserem Projekt verfolgen wir das Konzept einer<br />

psychomotorischen Gruppenförderung. Diese grenzt sich deutlich von der<br />

Psychomotoriktherapie ab (vgl. Kap. 3.1., S. 14).<br />

Mit dem Programm der Förderst<strong>und</strong>en wollen wir auf die natürlichen<br />

Bewegungsbedürfnisse der Kinder eingehen <strong>und</strong> die Arbeit in gezielten Förderbereichen<br />

ermöglichen.<br />

Weiter soll diese psychomotorische Gruppenförderung so gestalten sein, dass die<br />

Weiterführung durch andere PsychomotorikstudentInnen gewährleistet ist.<br />

6.1.2. Planung <strong>und</strong> Meilensteine<br />

Nach der Untersuchung der Problemstellung durch die Kontaktaufnahme mit dem<br />

Verband schweizerischer Psychomotoriktherapeutinnen <strong>und</strong> -therapeuten während den<br />

Sommerferien 2010 (KW25–27) versendeten wir ein kurzes Informationsmail zu unserem<br />

Projekt an die Psychomotorik-Stellen des Kanton Zürichs.<br />

Daraufhin meldeten sich ein paar interessierte Psychomotorik-Stellen bei uns, wobei<br />

mehrere davon sich in grösserer Entfernung zu Zürich befanden. Aus praktischen <strong>und</strong><br />

zeitlichen Gründen entschieden wir uns deshalb, als erstes mit der<br />

Psychomotoriktherapeutin Andrea Aegerter vom Schulhaus Sonnenberg in Thalwil<br />

Kontakt aufzunehmen <strong>und</strong> den anderen Psychomotorik-Stellen vorerst abzusagen.<br />

In unserem ersten Treffen (KW36) mit Andrea Aegerter stellten wir unser Projekt kurz vor<br />

<strong>und</strong> erstellten anschliessend (auf ihren Wunsch) ein kurzes Abstract für die Schulleitung.<br />

In der gleichen Woche befassten wir uns mit zwei bereits bestehenden Praxiskonzepten<br />

in Willisau <strong>und</strong> Zürich-Seebach <strong>und</strong> hospitierten diese nach Möglichkeit.<br />

In der anschliessenden Woche (KW37) wurde unser Projekt in der Elternratssitzung des<br />

Schulhauses Sonnenberg in Thalwil genehmigt <strong>und</strong> wir erhielten eine definitive Zusage.<br />

Andrea Aegerter suchte daraufhin nach möglichen freien Räumen für das Screening <strong>und</strong><br />

die Durchführung des Projektes. Dies war für uns zugleich der definitive Startschuss.<br />

41


Psychomotorische Gruppenförderung für Kinder auf der PMT-Warteliste<br />

In den darauffolgenden Wochen (KW38–39) setzten wir uns nochmals mit Andrea<br />

Aegerter zusammen, analysierten die bestehende Psychomotorik-Warteliste <strong>und</strong> wählten<br />

vierzehn Kinder aus.<br />

Während wir ein Anmeldungs- <strong>und</strong> Informationsblatt für die Eltern dieser Kinder erstellten<br />

<strong>und</strong> uns für ein definitives Screening (Vetter & Sammann, 2009) entschieden, kontaktierte<br />

Andrea Aegerter die ausgewählten Familien <strong>und</strong> kündigte ihnen unser Anruf an.<br />

Anschliessend meldeten wir uns bei den besagten Familien <strong>und</strong> erhielten zehn Zusagen.<br />

Diesen Familien sendeten wir das Informations- <strong>und</strong> Anmeldeblatt sowie ein frankiertes<br />

Couvert für das Zurücksenden eines Talons zur Erlaubnis von Video- respektive<br />

Fotoaufnahmen.<br />

Die Hälfte dieser Kinder waren bereits durch Andrea Aegerter abgeklärt worden (vgl. Kap.<br />

6.2.2., S. 45). Mit den Eltern der anderen fünf Kinder vereinbarten wir telefonisch einen<br />

Termin für ein Einzelscreening (KW40). Eines dieser fünf Kinder war bereits in den Ferien<br />

<strong>und</strong> wurde daher nach den Herbstferien (KW43) kurz vor unserem Projektbeginn<br />

abgeklärt (vgl. Kap. 6.2.3., S. 46). Auf ein Elterngespräch haben wir aus zeitlichen<br />

Gründen verzichtet.<br />

In den darauffolgenden Wochen (KW41–42) werteten wir unsere Screenings aus,<br />

analysierten die Resultate der bereits abgeklärten fünf Kinder, entschieden uns für ein<br />

definitives Konzept (nach Renate Zimmer), filterten Förderbereiche <strong>und</strong> -inhalte heraus<br />

<strong>und</strong> begannen mit den Vorbereitungen der ersten paar Förderst<strong>und</strong>en.<br />

Die Eltern eines Kindes meldeten kurz vor Beginn der Projektdurchführung ihr Kind ab,<br />

weil sie den Video- <strong>und</strong> Fotoaufnahmen doch nicht zustimmen konnten. Also starteten wir<br />

unser Projekt (KW43) mit neun Kindern. Während der Projektdurchführung (KW43–50)<br />

hielten wir unsere Beobachtungen fest <strong>und</strong> beschäftigten uns mit den Vor- <strong>und</strong><br />

Nachbereitungen der Förderst<strong>und</strong>en. In unserer letzten Förderst<strong>und</strong>e (KW50) füllten die<br />

Kinder den Fragebogen aus <strong>und</strong> wir beendeten damit unser Projekt.<br />

Nach Beendigung des Projektes kontaktierten wir die Eltern der Kinder <strong>und</strong> führten ein<br />

kurzes Telefoninterview durch (KW51).<br />

In der anschliessenden Woche (KW52) werteten wir sowohl die Kinderfragebogen als<br />

auch die Telefoninterviews der Eltern aus.<br />

42


Psychomotorische Gruppenförderung für Kinder auf der PMT-Warteliste<br />

6.1.3. Rahmenbedingungen<br />

Die definitiven Rahmenbedingungen für die Durchführung unseres Projektes sahen<br />

folgendermassen aus:<br />

Ort: Schulhaus Sonnenberg, Turnhalle 2, Thalwil<br />

Zeit: Freitag 14.00–15.00 Uhr, Woche 43–50 (8 Förderst<strong>und</strong>en)<br />

Start: Freitag, den 29. Oktober 2010<br />

Kinderanzahl: 9 Kinder<br />

6.2. Umsetzung der Projektidee<br />

6.2.1. Auswahl der Kindergruppe<br />

Auf der Psychomotoriktherapie-Warteliste von Thalwil waren über 20 Kinder zu finden.<br />

Wir haben uns dazu entschieden, die Auswahl auf Kindergärtner <strong>und</strong> Erstklässler zu<br />

beschränken, um in Bezug auf das Alter <strong>und</strong> den Entwicklungsstand eine möglichst<br />

einheitliche Gruppe zusammenzustellen. Da die Kinder in diesem Alter relativ grosse<br />

Entwicklungsschritte machen, ist es schwierig in einer gemischten Altersgruppe auf die<br />

verschiedenen Anforderungsniveaus einzugehen. Bei einem zu grossen Altersunterschied<br />

wären die jüngeren Kinder zudem überfordert. Die älteren Kinder wiederum würden sich<br />

langweilen <strong>und</strong> zu kurz kommen.<br />

Wir sind der Meinung, dass die Kinder im Kindergartenalter möglichst breit gefördert<br />

werden müssen. In dieser Lebensphase werden die vielfältigsten Erfahrungen gemacht,<br />

welche die spätere Entwicklung prägen. Die psychomotorischen Förderst<strong>und</strong>en<br />

ermöglichen den Kindern diese gr<strong>und</strong>legenden Erfahrungen zu machen, welche später oft<br />

nicht mehr aufgeholt werden können.<br />

Kinder sind mit dem Übertritt vom Kindergarten in die Schule mit einer grossen<br />

Veränderung konfrontiert. Diesen Übergang <strong>und</strong> die dazugehörenden<br />

Entwicklungsschritte können wir mit den Psychomotorik-Förderst<strong>und</strong>en begleiten.<br />

Die im Kindergarten intensiv erlebten Bereiche Spiel <strong>und</strong> Bewegung bleiben weiterhin ein<br />

Bedürfnis der Erstklässler. Die Kinder können den Bewegungsdrang <strong>und</strong> die<br />

Selbstwirksamkeit durch die kreative Betätigung in den St<strong>und</strong>en weiterhin ausleben. Ein<br />

weiterer Bereich ist die Grafomotorik, welche in den Förderst<strong>und</strong>en aufgenommen wird.<br />

Die Kinder beginnen in der ersten Klasse den Lernprozess des Schreibens. Einige Kinder<br />

zeigen dabei Schwierigkeiten, welche in den Förderst<strong>und</strong>en aufgefangen werden können.<br />

In den St<strong>und</strong>en üben sich die Kinder in den Basisfunktionen der Schrift.<br />

43


Psychomotorische Gruppenförderung für Kinder auf der PMT-Warteliste<br />

Durch die Altersbeschränkung sank die Anzahl von 20 Kindern auf 14 Kindergärtner <strong>und</strong><br />

Erstklässler. Schliesslich meldeten neun Eltern ihr Kind definitiv an (vgl. Kap. 6.1.2., S. 41<br />

f.)<br />

44


Psychomotorische Gruppenförderung für Kinder auf der PMT-Warteliste<br />

6.2.2. Resultate aus der psychomotorischen Abklärung von Frau Aegerter<br />

Andrea Aegerter hat mit fünf Kindern bereits eine psychomotorische Abklärung im August<br />

<strong>und</strong> September 2010 durchgeführt. Dafür hat sie sich auf die Testverfahren ‚Motoriktest<br />

für 4- bis 6-jährige Kinder (MOT 4-6)‘, ‚Diagnostisches Inventar motorischer<br />

Basiskompetenzen (DMB-Screening)‘, ‚Zürcher Neuromotoriktest‘, ‚Naville Abklärung‘,<br />

‚Movement Assessment Battery for Children (M-ABC)‘ <strong>und</strong> ‚Grafomotorische Testbatterie<br />

(GMT)‘ gestützt.<br />

Die folgenden Förderbereiche (<strong>und</strong> Ressourcen) hat Frau Aegerter aufgr<strong>und</strong> der<br />

durchgeführten Abklärung für die fünf Kinder bestimmt. Die Bereiche sind nach den drei<br />

ausgewählten Kategorien aus der ICF geordnet.<br />

Tabelle 1: Abgeleitete Förderbereiche <strong>und</strong> -themen aus der psychomotorischen Abklärung<br />

von Andrea Aegerter<br />

Name Umgang mit Bewegung <strong>und</strong> Mobilität Umgang mit Anderes<br />

Anforderungen<br />

G.C. Körperwahrnehmung,<br />

Körperschema, Schneiden,<br />

Strichführung, Anspannung-<br />

Entspannung erleben,<br />

Stifthaltung, Motorische<br />

Unruhe<br />

Ressourcen: Grobmotorik<br />

E.B. Arm-Bein-Koordination,<br />

R.G. Führen <strong>und</strong><br />

führen lassen<br />

M.P. Setzt sich selber<br />

unter Druck,<br />

Selbstkonzept,<br />

Umgang mit den<br />

eigenen<br />

Schwächen <strong>und</strong><br />

Stärken<br />

Werfen & Fangen<br />

(Visuomotorik),<br />

Gleichgewicht, Dissoziation,<br />

automatisierte Bewegungen<br />

Bewegungsabläufe, Tonus,<br />

automatisierte Bewegungen,<br />

Werfen & Fangen,<br />

Grafomotorik (Visuomotorik)<br />

Hoher Tonus (auch in der<br />

Grafomotorik),<br />

Raumerfassung <strong>und</strong><br />

-orientierung,<br />

Bewegungsfluss,<br />

Gleichgewicht<br />

Menschen<br />

Ressourcen:<br />

spricht viel<br />

Ressourcen:<br />

Kognition<br />

45


Psychomotorische Gruppenförderung für Kinder auf der PMT-Warteliste<br />

D.P. Rhythmische<br />

Bewegungsfolgen (aufgr<strong>und</strong><br />

von wenig<br />

Bewegungserfahrung),<br />

Stifthaltung (4-Punkte-Griff),<br />

Strichführung, Schneiden,<br />

Raumorientierung,<br />

Körpererfahrung <strong>und</strong><br />

-orientierung<br />

Hört sehr<br />

wenig auf<br />

einem Ohr<br />

(rechte<br />

Seite), Loch<br />

im Herz<br />

6.2.3. Resultate aus der psychomotorischen Vorabklärung (Screening<br />

nach ICF)<br />

Von den anderen vier Kindern lagen uns nachfolgende Anmeldungsgründe für die<br />

Psychomotoriktherapie von den Kindergärtnerinnen <strong>und</strong> Lehrpersonen vor. Die<br />

Förderbereiche sind wiederum geordnet nach den Kategorien aus der ICF.<br />

Tabelle 2: Anmeldungsgründe für die Psychomotoriktherapie von Kindergärtnerinnen <strong>und</strong><br />

Lehrpersonen<br />

Name Umgang mit Bewegung <strong>und</strong> Mobilität Umgang mit Anderes<br />

Anforderungen<br />

M.R. Motorische Auffälligkeiten<br />

M.S. Konzentrationsphase<br />

relativ kurz<br />

in gezielten Bewegungen,<br />

Mitbewegungen der Arme,<br />

Zunge etc.<br />

Grobmotorisch unsicher &<br />

ängstlich, kann<br />

Bewegungen noch nicht<br />

wirklich dosieren,<br />

zappelig, hektisch,<br />

feinmotorische<br />

Schwierigkeiten<br />

B.S. Unsicherheit <strong>und</strong><br />

Ängstlichkeit in der<br />

Grobmotorik (Hüpfen, von<br />

etw. herunterspringen).<br />

Ziel: Sicherer <strong>und</strong> lockerer<br />

werden (enorme<br />

Fortschritte gemacht).<br />

Menschen<br />

Frühgeburt,<br />

Zwilling<br />

46


Psychomotorische Gruppenförderung für Kinder auf der PMT-Warteliste<br />

N.S. Selbstsicherheit<br />

stärken<br />

Grafomotorik unterstützen:<br />

sehr unsichere<br />

Strichführung, wenig<br />

Druck, Stifthaltung noch<br />

immer schwierig, sowie<br />

Schneiden <strong>und</strong><br />

Leimdosierung,<br />

Körperspannung<br />

Mit diesen vier Kindern haben wir die psychomotorische Vorabklärung, ein Screening<br />

nach ICF (vgl. Kap. 5, S. 37 ff.) durchgeführt. Unser Ziel war es, eine Grobeinschätzung<br />

der grob- <strong>und</strong> feinmotorischen Fähigkeiten sowie ein Bild ihres Selbstkonzeptes zu<br />

erhalten.<br />

Für das Screening haben wir Aufgaben aus den vorgeschlagenen standardisierten<br />

Testverfahren verwendet. Angewendet nach den entsprechenden testeigenen Kriterien<br />

haben wir die Tests ‚MABC-2‘, ‚Das Grafomotorische Komplexbild (GMK)‘, ‚Die<br />

Grafomotorische Testbatterie (GMT)‘ <strong>und</strong> die ‚Harter Skalen‘.<br />

Jedes der vier Kinder wurde für ca. eine St<strong>und</strong>e in den Psychomotorikraum in Thalwil<br />

eingeladen, in welchem wir die Testaufgaben in beliebiger Reihenfolge durchführten.<br />

Nach der Auswertung der einzelnen Tests hielten wir die Resultate fest (unten ersichtlich).<br />

Vom MABC-2 haben wir vier Untertests <strong>und</strong> vom GMT drei Untertests verwendet. Die<br />

Harter Skalen sind in drei Kategorien unterteilt.<br />

Beim ‚Grafomotorischen Komplexbild‘ haben wir den Fokus darauf gelegt, welche<br />

Schwierigkeiten das Kind bei der Durchführung der Aufgabe zeigt.<br />

(vgl. Tabellen 7-10, S. 49 f.).<br />

47


Psychomotorische Gruppenförderung für Kinder auf der PMT-Warteliste<br />

Tabelle 3: Resultate aus dem Screening mit M.R.<br />

HG3 BF1 BL1 BL3 GT SZT GMT Kogn. Peer Sport<br />

MABC2 7 8 7 11<br />

GMT RW18<br />

Harter<br />

Skalen<br />

PR 15<br />

RW 2<br />

PR 20<br />

RW 6<br />

PR 5<br />

16 24 20<br />

Tabelle 4: Resultate aus dem Screening mit M.S.<br />

HG3 BF1 BL1 BL3 GT SZT GMT Kogn. Peer Sport<br />

MABC2 4 8 10 12<br />

GMT RW23<br />

Harter<br />

Skalen<br />

PR 60<br />

RW 3<br />

PR 40<br />

RW11<br />

PR 80<br />

13 17 17<br />

Tabelle 5: Resultate aus dem Screening mit B.S.<br />

HG3 BF1 BL1 BL3 GT SZT GMT Kogn. Peer Sport<br />

MABC2 11 9 8 1<br />

GMT RW13<br />

Harter<br />

Skalen<br />

PR 10<br />

RW 0<br />

PR 5<br />

RW 9<br />

PR 60<br />

13 8 14<br />

Tabelle 6: Resultate aus dem Screening mit N.S.<br />

HG3 BF1 BL1 BL3 GT SZT GMT Kogn. Peer Sport<br />

MABC2 7 8 14 11<br />

GMT RW35<br />

Harter<br />

Skalen<br />

PR 95<br />

RW 2<br />

PR 20<br />

RW17<br />

PR 80<br />

22 14 21<br />

Abkürzungen: HG3 = Untertest Spur nachzeichnen 1, BF1 = Bohnensäckchen fangen,<br />

BL1 = Ein-Bein-Stand, BL3 = Mattenhüpfen [Standartwerte]<br />

GT = Graphestesia Test, SZT = Symmetrie-Zeichen-Test,<br />

GMT = Grafomotorischer Test [Rohwerte <strong>und</strong> dazugehörende Prozentränge]<br />

Kogn. = Kognitive Kompetenz, Peer = Peerakzeptanz, Sport = Sportkompetenz<br />

[Anzahl Punkte von einem Maximum von je 24 Punkten]<br />

48


Psychomotorische Gruppenförderung für Kinder auf der PMT-Warteliste<br />

Tabelle 7: Resultate aus dem GMK, Schwierigkeiten von M.R. im Bereich Grafomotorik<br />

GMK von M.R.<br />

Arbeitsatmosphäre Abgelenkt<br />

Körper- <strong>und</strong> Sitzhaltung Schlaffe Körperhaltung, malt “mit der Nase“<br />

Feinmotorische<br />

Handgelenk blockiert, verkrampfte Schreibhand/auswärts<br />

Geschicklichkeit<br />

gedreht, 3-Punktegriff mit Daumen über Zeigefinger/<br />

übereinandergelegte Finger<br />

Visuomotorische<br />

Stockende <strong>und</strong> ungezielte/überschiessende<br />

Koordination/Strichführung Bewegungssteuerung, starker Schreibdruck (verstärkt sich<br />

mit Zunahme der Schwierigkeit), eher starke<br />

Abweichungen bei Wiederholung einer Form<br />

Visuelle Wahrnehmung/ Erkennt Raumanordnung der Kreise nicht, erkennt die<br />

Formerfassung<br />

verschiedenen Stellungen der Elemente nicht<br />

Grafomotorische<br />

Beherrscht die Gr<strong>und</strong>elemente wenig sicher, malt die<br />

Gr<strong>und</strong>elemente<br />

Elemente zu gross oder zu klein, Gestaltanordnung<br />

bezüglich der Raumlage nicht umgesetzt, räumliche<br />

Beziehung der Elemente zueinander ungenau,<br />

ungleichmässiges Überlagern <strong>und</strong> Überkreuzen der<br />

Elemente, Zusammensetzung von Einzelelementen zu<br />

Mustern ungleichmässig<br />

Tabelle 8: Resultate aus dem GMK, Schwierigkeiten von M.S. im Bereich Grafomotorik<br />

GMK von M.S.<br />

Arbeitsatmosphäre Schwatzt/erzählt immer wieder<br />

Mimik <strong>und</strong> Gestik Macht Pausen; äussert verbal, dass es anstrengend ist<br />

Körper- <strong>und</strong> Sitzhaltung Sitzt eher vorne auf dem Stuhl<br />

Feinmotorische<br />

Geschicklichkeit<br />

4-Punktegriff, hält den Stift weit vorne<br />

Visuomotorische<br />

Hat ein eher schnelles Tempo, eher starke Abweichungen<br />

Koordination/Strichführung bei Wiederholung einer Form<br />

Visuelle Wahrnehmung/<br />

Formerfassung<br />

Grafomotorische<br />

Gr<strong>und</strong>elemente<br />

Hat die Punkte nicht eingezeichnet, erkennt die<br />

unterschiedliche Grösse <strong>und</strong> die zentrierte Anordnung der<br />

Kreise nicht, die verschiedenen Stellungen der Elemente<br />

sind nicht überall motorisch umgesetzt, muss immer<br />

wieder ermuntert werden genau hinzusehen, um nichts zu<br />

übersehen<br />

Beherrscht die Gr<strong>und</strong>elemente sicher bis wenig sicher<br />

(Kreise), Kreise sind nicht immer geschlossen, einzelne<br />

Elemente malt er zu gross, Gestaltanordnung bezüglich<br />

der Raumlage wurde bei den Ballonen, Seifenblasen <strong>und</strong><br />

dem Gras nicht umgesetzt, Anordnung der Elemente<br />

ungenau, ungleichmässiges Überlagern <strong>und</strong> Überkreuzen<br />

der Elemente, Zusammensetzung von Einzelelementen zu<br />

Mustern ungleichmässig<br />

49


Psychomotorische Gruppenförderung für Kinder auf der PMT-Warteliste<br />

Tabelle 9: Resultate aus dem GMK, Schwierigkeiten von B.S. im Bereich Grafomotorik<br />

GMK von B.S.<br />

Arbeitsatmosphäre Unterbricht Arbeit, zwischendurch abgelenkt<br />

Mimik <strong>und</strong> Gestik Macht Pausen, atmet tief durch, gähnt<br />

Körper- <strong>und</strong> Sitzhaltung Sitzt eher vorne, stützt/legt Kopf manchmal auf linken Arm<br />

Feinmotorische<br />

Zeigefinger durchgedrückt, Daumen über Zeigefinger<br />

Geschicklichkeit<br />

gelegt<br />

Grafomotorische<br />

Gr<strong>und</strong>elemente<br />

Überkreuzungen gelingen noch nicht (Zaun), Anordnung<br />

der Elemente eher ungenau, bei Zaun <strong>und</strong> Dach werden<br />

die Einzelelemente nicht zu Mustern zusammengesetzt/<br />

ungleichmässig<br />

Tabelle 10: Resultate aus dem GMK, Schwierigkeiten von N.S. im Bereich Grafomotorik<br />

GMK von N.S.<br />

Feinmotorische<br />

Geschicklichkeit<br />

Visuomotorische<br />

Koordination/Strichführung<br />

Visuelle Wahrnehmung/<br />

Formerfassung<br />

Grafomotorische<br />

Gr<strong>und</strong>elemente<br />

Unterarm blockiert, Schreibhand steif/verkrampft, hält Stift<br />

weit vorne, durchgedrückte Finger, wenig Fingerbewegung<br />

/verkrampft<br />

Ausfahrende Bewegungssteuerung, starker Schreibdruck<br />

(verstärkt sich mit Zunahme der Schwierigkeit)<br />

Erkennt Raumanordnung der Kreise nicht<br />

Beherrscht die Gr<strong>und</strong>elemente wenig sicher, räumliche<br />

Beziehung der Elemente zueinander ungenau (man sieht<br />

die Bemühung es genau machen zu wollen!),<br />

ungleichmässiges Überlagern <strong>und</strong> Überkreuzen der<br />

Elemente, Zusammensetzung von Einzelelementen zu<br />

Mustern ungleichmässig<br />

50


Psychomotorische Gruppenförderung für Kinder auf der PMT-Warteliste<br />

6.2.4. Auswahl der Förderbereiche <strong>und</strong> Förderinhalte<br />

Als Zusammenfassung der Resultate aus der psychomotorischen Abklärung, dem<br />

psychomotorischen Screening <strong>und</strong> den Anmeldungsgründen hielten wir für jedes Kind die<br />

Förderschwerpunkte fest.<br />

Fett markiert sind jene Bereiche, zu denen wir mit den Inhalten der psychomotorischen<br />

Förderst<strong>und</strong>en einen unterstützenden Beitrag leisten wollten (vgl. Kap. 6.2.4., S. 53). Dies<br />

war die Gr<strong>und</strong>lage für die Planung der acht St<strong>und</strong>en.<br />

Tabelle 11: Zusammenfassende Förderschwerpunkte für die einzelnen Kinder<br />

Name Umgang mit Bewegung <strong>und</strong> Umgang mit Anderes<br />

Anforderungen Mobilität<br />

Menschen<br />

G.C. Körperwahrnehmung,<br />

Körperschema,<br />

Anspannung-<br />

Entspannung erleben<br />

Stifthaltung,<br />

Schneiden,<br />

Strichführung<br />

Ressourcen:<br />

Grobmotorik<br />

E.B. Arm-Bein-<br />

Koordination, Werfen<br />

& Fangen<br />

(Visuomotorik),<br />

Gleichgewicht,<br />

Dissoziation,<br />

automatisierte<br />

R.G. Führen <strong>und</strong> führen<br />

lassen<br />

Bewegungen<br />

Bewegungsabläufe,<br />

Körperspannung,<br />

automatisierte<br />

Bewegungen, Werfen &<br />

Fangen<br />

M.P. Selbstkonzept,<br />

Grafomotorik<br />

(Visuomotorik)<br />

Kraftdosierung (auch<br />

Umgang mit den in der Grafomotorik),<br />

eigenen Schwächen Raumerfassung <strong>und</strong><br />

<strong>und</strong> Stärken -orientierung,<br />

Bewegungsfluss,<br />

Gleichgewicht<br />

D.P. Rhythmische<br />

Bewegungsfolgen<br />

(aufgr<strong>und</strong> wenig<br />

Bewegungserfahrung)<br />

Raumorientierung,<br />

Körpererfahrung <strong>und</strong><br />

-orientierung<br />

Stifthaltung (4-Punkte-<br />

Griff), Strichführung,<br />

Schneiden<br />

Ressourcen:<br />

Kommunikationsfreude<br />

Ressourcen:<br />

Kognition<br />

Hört sehr<br />

wenig auf<br />

einem Ohr<br />

(rechte<br />

Seite), Loch<br />

im Herz<br />

51


Psychomotorische Gruppenförderung für Kinder auf der PMT-Warteliste<br />

M.R. Selbstkonzept:<br />

angemessene<br />

Selbsteinschätzung<br />

Aufmerksamkeit <strong>und</strong><br />

Konzentration<br />

M.S. Aufmerksamkeit <strong>und</strong><br />

Konzentration<br />

Selbstkonzept:<br />

angemessene<br />

Selbsteinschätzung<br />

B.S. Selbstkonzept:<br />

angemessene<br />

Selbsteinschätzung<br />

N.S. Selbstsicherheit<br />

stärken<br />

Fangen,<br />

Gleichgewicht,<br />

Wahrnehmen <strong>und</strong><br />

Wiedergeben von<br />

Formen, symmetrisches<br />

Zeichnen,<br />

Feinkoordination von<br />

Bewegungsabläufen,<br />

Körperhaltung,<br />

Stifthaltung,<br />

Bewegungssteuerung,<br />

Auge-Hand-<br />

Koordination, visuelle<br />

Wahrnehmung,<br />

grafomotorische<br />

Gr<strong>und</strong>elemente<br />

Grobmotorische<br />

Sicherheit,<br />

Kraftdosierung,<br />

Bewegungssteuerung<br />

Feinmotorik,<br />

symmetrisches<br />

Zeichnen, Stifthaltung,<br />

Auge-Hand-<br />

Koordination, visuelle<br />

Wahrnehmung,<br />

Strichführung,<br />

grafomotorische<br />

Gr<strong>und</strong>elemente<br />

Grobmotorische<br />

Sicherheit (Hüpfen, von<br />

etw. herunterspringen),<br />

Gleichgewicht, Hüpfen<br />

Wahrnehmen <strong>und</strong><br />

Wiedergeben von<br />

Formen, symmetrisches<br />

Zeichnen, Stifthaltung,<br />

grafomotorische<br />

Gr<strong>und</strong>elemente<br />

Fangen,<br />

Körperspannung<br />

Strichführung,<br />

Druckdosierung,<br />

Schneiden <strong>und</strong><br />

Leimdosierung, Auge-<br />

Hand-Koordination,<br />

symmetrisches<br />

Zeichnen,<br />

Fingerbewegungen,<br />

Stifthaltung,<br />

grafomotorische<br />

Gr<strong>und</strong>elemente<br />

Ressourcen:<br />

Kommunikationsfreude<br />

Fre<strong>und</strong>e<br />

finden<br />

Fre<strong>und</strong>e<br />

finden<br />

Frühgeburt,<br />

Zwilling<br />

52


Psychomotorische Gruppenförderung für Kinder auf der PMT-Warteliste<br />

Bei den Spiel- <strong>und</strong> Förderideen von Renate Zimmer haben wir gute Parallelen zu unseren<br />

Förderschwerpunkten gef<strong>und</strong>en. Wir haben darum vor allem Spiele <strong>und</strong> Aufgaben von ihr<br />

ausgewählt, welche folgende Fähigkeiten fördern sollen:<br />

� Koordination<br />

� Körpererfahrung<br />

� Materialerfahrung<br />

� Gleichgewicht<br />

� Reaktion<br />

� Visuelle Wahrnehmung<br />

� Taktile Wahrnehmung<br />

� Kinästhetische Wahrnehmung<br />

� Tiefenwahrnehmung<br />

� Sozialerfahrung<br />

� Selbsteinschätzung<br />

� Mut<br />

� Krafteinsatz, -dosierung<br />

� Sprungkraft<br />

� Motorische Geschicklichkeit<br />

� Raumorientierung<br />

� Ausdauer<br />

� Bewegungsrhythmus<br />

� Auge-Hand-Koordination<br />

� Handlungsplanung<br />

� Anpassungsfähigkeit<br />

� Problemlösestrategien<br />

� Entspannung<br />

� Grafomotorik: Lockere Armbewegung, Stifthaltung, Bewegungsfluss, Auge-Hand-<br />

Koordination, Fingerbewegung<br />

Mögliche Parallelen zwischen unseren Förderschwerpunkten <strong>und</strong> den<br />

St<strong>und</strong>enschwerpunkten von Renate Zimmer sind beispielsweise folgende:<br />

� Fre<strong>und</strong>e finden – Sozialerfahrung<br />

� Selbstkonzept – Selbsteinschätzung, Mut<br />

� Grobmotorische Sicherheit – Körper- <strong>und</strong> Materialerfahrung<br />

Teilweise sind Begriffe der Förder- <strong>und</strong> St<strong>und</strong>enschwerpunkte deckungsgleich.<br />

Für die Schwerpunkte der Förderst<strong>und</strong>en haben wir die oben aufgeführten Begriffe von<br />

Renate Zimmer verwendet (vgl. Kap. 6.3., S. 57 ff.).<br />

53


Psychomotorische Gruppenförderung für Kinder auf der PMT-Warteliste<br />

6.2.5. Planung der Förderst<strong>und</strong>en<br />

Nach dem Vorbild Renate Zimmers geben wir unseren Förderst<strong>und</strong>en eine Struktur <strong>und</strong><br />

teilen sie in folgende vier Phasen ein: „Einstimmungsphase“, „Gruppenbezogenes<br />

Angebot“, „Individuelle, bewegungsintensive Angebote“ <strong>und</strong> „Abschlussphase“.<br />

Dessen Inhalte schildern wir nachfolgend:<br />

Einstimmungsphase: Wir holen unsere Kinder in der Garderobe ab <strong>und</strong> begrüssen sie mit<br />

einem Händedruck. Nach der Begrüssung treffen wir uns alle jeweils auf einer Matte im<br />

Sitzkreis <strong>und</strong> beginnen mit unserem St<strong>und</strong>enritual, indem wir gemeinsam überlegen, ob<br />

jemand aus der Gruppe fehlt <strong>und</strong> anschliessend unsere Regeln repetieren.<br />

Folgende Regeln stellen wir auf <strong>und</strong> kennzeichnen sie mit einem passenden Bild (vgl.<br />

Anhang D):<br />

1. Wir sorgen füreinander <strong>und</strong> lösen Streitigkeiten selbstständig.<br />

2. Wir tragen Sorge zum Material <strong>und</strong> achten darauf es nicht zu beschädigen.<br />

3. Wenn es uns im Spiel zu viel wird, rufen wir laut Stopp <strong>und</strong> die anderen Kinder<br />

haben dies zu respektieren.<br />

4. Wenn wir müde sind, gehen wir zum Ruheplatz <strong>und</strong> machen eine Pause. Es<br />

können jeweils immer nur zwei Personen gleichzeitig auf dem Ruheplatz sein.<br />

5. Wenn wir aufs WC müssen, drehen wir das WC-Schild auf „Besetzt“. Es ist jeweils<br />

immer nur ein Kind auf dem WC. Wenn man fertig ist, dreht man das WC-Schild<br />

wieder auf „Frei“.<br />

6. Wenn wir Durst haben, drehen wir das Schild mit dem Glas um. Es ist jeweils<br />

immer nur ein Kind am Trinken. Wenn man fertig ist, dreht man das Schild mit dem<br />

Glas wieder um.<br />

Gruppenbezogenes Angebot: Nach dem gemeinsamen Einstieg wählen wir ein<br />

Gruppenspiel, welches Erlebnisse des sozialen Miteinanders ermöglicht. Wir benutzen<br />

den Fallschirm als Medium für diese Gruppenspiele, weil er viele Spielvariationen<br />

ermöglicht. Dabei orientieren wir uns sowohl an Praxisbeispielen von Renate Zimmer als<br />

auch an eigenen Erfahrungen. Nach dem Gruppenspiel treffen wir uns auf der<br />

Anfangsmatte wieder.<br />

Individuelle, bewegungsintensive Angebote: Nach dem gemeinsamen Spiel, leiten wir den<br />

freien Bewegungsteil der St<strong>und</strong>e ein, indem wir kurz den Themeninhalt dieser Sequenz<br />

erklären. Anfangs wählen wir ein bestimmtes Material als Hauptthema <strong>und</strong> stellen den<br />

Kindern Bewegungsangebote mit ausschliesslich diesem Material bereit. Später wählen<br />

54


Psychomotorische Gruppenförderung für Kinder auf der PMT-Warteliste<br />

wir eine bestimmte Bewegungsqualität aus <strong>und</strong> stimmen die Bewegungsangebote darauf<br />

ab. Gegen Ende versuchen wir eine Bewegungsbaustelle 2 durchzuführen.<br />

Abbildung 5: Bewegungsbaustelle, 7. Förderst<strong>und</strong>e (10.12.2010)<br />

Diese drei Varianten „individueller, bewegungsintensiver Angebote“ sind gut durchführbar<br />

<strong>und</strong> liefern viele Spielideen. Wir lehnen uns dafür an Spielideen von Renate Zimmer oder<br />

den Spielkarten des „Mut tut gut!“ an. Es bleibt den Kindern überlassen, ob sie uns ins<br />

Geschehen einbeziehen oder nicht.<br />

Den Abschluss dieser Sequenz leiten wir mit einer Pfeife ein. Beim Ertönen der Pfeife<br />

versammeln sich die Kinder auf der Anfangsmatte wieder. Dort wird kurz besprochen wer<br />

was aufräumt.<br />

Abbildung 6:<br />

Grafomotorische Sequenz<br />

Abschlussphase: Nach dem Aufräumen versammeln wir uns erneut<br />

auf der Anfangsmatte <strong>und</strong> leiten die Abschlussphase ein. Je nach<br />

Verfassung der Kinder ist dies eine grafomotorische Übung auf der<br />

Langbank oder ein Entspannungsritual im Kreis/zu zweit.<br />

Bei der Grafomotorik darf man den Fokus nicht so sehr auf funktionale Aspekte lenken, da<br />

dies in der Turnhalle aufgr<strong>und</strong> der fehlenden Stühle <strong>und</strong> Tische nur beschränkt umsetzbar<br />

wäre. Besser ist es, diese Sequenz als lustvollen Zugang zum Stift <strong>und</strong> zum Thema<br />

Schreiben zu sehen.<br />

Im anschliessenden Abschlusskreis auf der Anfangsmatte geben wir einen Ball herum<br />

<strong>und</strong> jedes Kind darf, sobald es denn Ball erhalten hat, sagen, was ihm am Besten gefallen<br />

hat <strong>und</strong> allenfalls einen Wunsch für die nächste St<strong>und</strong>e äussern.<br />

2 Eine Bewegungsbaustelle ist ein offenes Spielangebot, welches zur individuellen Auseinandersetzung mit dem Material<br />

<strong>und</strong> dem Raum <strong>und</strong> somit zur Handlung anregen soll.<br />

55


Psychomotorische Gruppenförderung für Kinder auf der PMT-Warteliste<br />

Dieser Grobaufbau bleibt immer gleich. Er lässt uns aber die Möglichkeit sowohl an den<br />

St<strong>und</strong>enschwerpunkten zu arbeiten als auch auf die Bedürfnisse <strong>und</strong> Tagesverfassungen<br />

der Kinder einzugehen. So können Teile weggelassen, durch andere Angebote ersetzt<br />

oder erweitert werden.<br />

Innerhalb der verschiedenen Phasen herrscht viel Spielraum. Dies ermöglichte es uns<br />

den individuellen, bewegungsintensiven Teil der St<strong>und</strong>e immer freier zu gestalten <strong>und</strong> die<br />

Führung den Kindern abzugeben. So konnten wir auch die Wünsche der Kinder<br />

berücksichtigen <strong>und</strong> einbauen.<br />

56


Psychomotorische Gruppenförderung für Kinder auf der PMT-Warteliste<br />

6.3. Projektverlauf<br />

Im Folgenden beschreiben wir die einzelnen Förderst<strong>und</strong>en mit Ablauf, Inhalt <strong>und</strong><br />

Schwerpunkten. Jeweils anschliessend gehen wir auf Besonderheiten der St<strong>und</strong>en ein.<br />

6.3.1. Erste Förderst<strong>und</strong>e<br />

Tabelle 12: 1. Förderst<strong>und</strong>e<br />

1. Lektion 29.10.2010<br />

Zeit Ablauf/Posten Material<br />

15 Min.<br />

� Hände schütteln: Bei der Türe<br />

� Begrüssung auf der Matte:<br />

Jedes Kind wird einzeln begrüsst<br />

<strong>und</strong> mit Namen beschriftet<br />

� Regeln einführen: Anhand der<br />

vorbereiteten Kärtchen<br />

� Fallschirm: Namenspiel<br />

30 Min. � Posten zum Thema Matten:<br />

- Rutschbahn (vgl. „Mut tut<br />

gut!“, 2006, S. 28)<br />

- Mattenkippe (vgl. „Mut tut<br />

gut!“, 2006, S. 37)<br />

- Intercity-Express (vgl.<br />

Zimmer, 2007, S. 230)<br />

15 Min. � Entspannung: Mit Musik<br />

� Schlussr<strong>und</strong>e: Kleiner Ball<br />

herumgeben � Was war für mich<br />

gut/nicht gut? Was habe ich für<br />

einen Wunsch?<br />

� Gruppenverabschiedung:<br />

Hände halten <strong>und</strong> „Ciao, ciao,<br />

ciao“ sagen<br />

� Hände schütteln: Noch auf der<br />

Matte<br />

Schwerpunkte:<br />

� Kennenlernen<br />

� Kinästhetische Wahrnehmung<br />

� Koordination<br />

� Körpererfahrung<br />

� Gleichgewicht<br />

� Reaktion<br />

� Visuelle Wahrnehmung<br />

� Mut<br />

� Krafteinsatz<br />

- 2 kleine Matten<br />

- Regelkärtchen<br />

- Klebeband<br />

- Fallschirm<br />

- 4 Elefantenmatten<br />

- 3 Langbänke<br />

- 4 Seile<br />

- 3 Schwedenkasten<br />

- 4 Rollbretter<br />

- Pfeife<br />

- Musik<br />

- Kleiner Ball<br />

57


Psychomotorische Gruppenförderung für Kinder auf der PMT-Warteliste<br />

Besonderheiten/Erkenntnisse:<br />

Wir haben für das Aufstellen der Geräte zu wenig Zeit eingerechnet.<br />

Als die Kinder um 14:00 Uhr alle pünktlich da waren, holten wir sie in der Garderobe ab.<br />

Weil es die erste St<strong>und</strong>e war, kam dem Einstiegsteil eine besondere Bedeutung zu. Wir<br />

begrüssten jedes Kind ausführlich <strong>und</strong> versuchten gleich die Namen zu lernen.<br />

Miteinander schauten wir uns die Regeln an, welche wir auch gleich an die Wand<br />

hängten.<br />

Die Kinder begannen sogleich mutig die einzelnen Posten auszuprobieren. Jemand von<br />

uns musste stets beim Intercity-Express <strong>und</strong> jemand bei der Mattenkippe anwesend sein,<br />

um die Kinder zu unterstützen <strong>und</strong> ihnen den Posten attraktiver zu machen.<br />

Wir merkten, dass es sinnvoll ist die Kinder künftig ins Aufräumen zu integrieren. Zum<br />

einen lernen sie, dass zum Spielen auch das Aufräumen gehört <strong>und</strong> zum anderen ist<br />

dieses auch effizienter.<br />

Die Entspannung zeigte nicht die gewünschte Wirkung, da die Kinder zu weit weg von der<br />

Musikanlage lagen <strong>und</strong> der Lärm in den anderen beiden Turnhallen störte.<br />

58


Psychomotorische Gruppenförderung für Kinder auf der PMT-Warteliste<br />

6.3.2. Zweite Förderst<strong>und</strong>e<br />

Tabelle 13: 2. Förderst<strong>und</strong>e<br />

2. Lektion 05.11.2010<br />

Zeit Ablauf/Posten Material<br />

15 Min. � Hände schütteln: Bei der Türe - 2 kleine Matten<br />

� Regeln wiederholen: Anhand - Regelkärtchen<br />

der vorbereiteten Kärtchen - Klebeband<br />

� Fallschirm: Namenspiel<br />

- Fallschirm<br />

30 Min. � Posten zum Thema Seile:<br />

- Zauberschlange (vgl. Zimmer,<br />

2007, S. 219)<br />

- Tauziehen<br />

- Pferdegespanne (vgl.<br />

Zimmer, 2007, S. 238)<br />

- Seilspringen<br />

- Hängebrücke (vgl. Zimmer,<br />

2007, S. 229)<br />

- Gletscherspalte (vgl. „Mut tut<br />

gut!“, 2006, S. 18)<br />

� Aufräumen: Seile <strong>und</strong> kleine<br />

Matten versorgen<br />

15 Min. � Grafomotorik: Mit Musik<br />

� Schlussr<strong>und</strong>e: Kleiner Ball<br />

herumgeben � Was war für mich<br />

gut/nicht gut? Was habe ich für<br />

einen Wunsch?<br />

� Gruppenverabschiedung:<br />

Hände halten <strong>und</strong> „Ciao, ciao,<br />

ciao“ sagen<br />

� Hände schütteln: Noch auf der<br />

Matte<br />

Schwerpunkte:<br />

� Reaktion<br />

� Raumorientierung<br />

� Ausdauer<br />

� Sozialerfahrung<br />

� Taktile Wahrnehmung<br />

� Kinästhetische Wahrnehmung<br />

� Visuelle Wahrnehmung<br />

� Bewegungsrhythmus<br />

� Gleichgewicht<br />

- 3 Barren<br />

- 8 kleine Matten<br />

- 2 Elefantenmatten<br />

- Viele Seile<br />

- Pfeife<br />

- Musik<br />

- Schlangen-<br />

Arbeitsblatt<br />

(vgl. Anhang, S.<br />

131)<br />

- Klebeband<br />

- Farbstifte<br />

- Schleifpapier<br />

- Kleiner Ball<br />

� Grafomotorik: Lockere Armbewegung, Stifthaltung, Bewegungsfluss<br />

59


Psychomotorische Gruppenförderung für Kinder auf der PMT-Warteliste<br />

Besonderheiten/Erkenntnisse:<br />

Der Posten „Gletscherspalte“ war bei allen Kindern sehr beliebt. Die meisten haben sich<br />

vor allem dort aufgehalten. Das Problem war, dass nicht mehr als fünf Kinder gleichzeitig<br />

in der „Gletscherspalte“ spielen konnten. Darum mussten wir spontan dieses obere Limit<br />

festlegen. Für eine nächste St<strong>und</strong>e geben wir den Kindern im Voraus bekannt, wie viele<br />

von ihnen gleichzeitig an einem Posten sein können.<br />

Wir entschieden uns dafür, die „Gletscherspalte“ zum Beispiel in der Abschlussst<strong>und</strong>e<br />

noch einmal aufzustellen. Dann jedoch in grösserer Form, so dass sich alle Kinder<br />

gleichzeitig darauf bewegen können.<br />

Die Blätter für den Grafomotorik-Teil hat eine Person während dem Bewegungsteil auf<br />

den Boden geklebt. Damit beide Personen die Kinder betreuen <strong>und</strong> beobachten können,<br />

werden wir jedoch künftig die Blätter bereits vor der St<strong>und</strong>e vorbereiten.<br />

Dies ermöglicht einen lückenlosen Übergang vom Bewegungs- zum Grafomotorik-Teil.<br />

60


Psychomotorische Gruppenförderung für Kinder auf der PMT-Warteliste<br />

6.3.3. Dritte Förderst<strong>und</strong>e<br />

Tabelle 14: 3. Förderst<strong>und</strong>e<br />

3. Lektion 12.11.2010<br />

Zeit Ablauf/Posten Material<br />

15 Min. � Hände schütteln: Bei der Türe - 2 kleine Matten<br />

� Regeln wiederholen: Anhand - Regelkärtchen<br />

der vorbereiteten Kärtchen - Klebeband<br />

� Fallschirm: Wellenspringen,<br />

Katze <strong>und</strong> Maus<br />

- Fallschirm<br />

30 Min. � Posten zum Thema<br />

Gleichgewicht:<br />

- Busfahrt (vgl. Zimmer, 2007,<br />

S. 228)<br />

- Pedalo fahren (vgl. „Mut tut<br />

gut!“, 2006, S. 41)<br />

- Wippe (vgl. „Mut tut gut!“,<br />

2006, S. 55)<br />

- Klettern auf Barren (vgl. „Mut<br />

tut gut!“, 2006, S. 49)<br />

� Aufräumen: Langbänke mit<br />

Rollen, dünne Matten, Pedalos<br />

15 Min. � Grafomotorik: Kreisbewegung,<br />

Seifenblasen zeichnen<br />

� Schlussr<strong>und</strong>e: Kleiner Ball<br />

herumgeben � Was war für mich<br />

gut/nicht gut? Was habe ich für<br />

einen Wunsch?<br />

� Gruppenverabschiedung:<br />

Hände halten <strong>und</strong> „Ciao, ciao,<br />

ciao“ sagen<br />

� Hände schütteln: Noch auf der<br />

Matte<br />

Schwerpunkte:<br />

� Gleichgewicht<br />

� Selbsteinschätzung<br />

� Materialerfahrung<br />

� Sozialerfahrung<br />

� Mut<br />

- 2 Langbänke<br />

- 2 Rollbretter<br />

- Pedalos<br />

- Oberteil von<br />

Schwedenkasten<br />

- 2 kleine Matten<br />

- 2 Barren<br />

- Schwedenkasten<br />

- ca. 2 mittlere<br />

Matten<br />

- Pfeife<br />

- Seifenblasen-<br />

Arbeitsblatt<br />

(vgl. Anhang, S.<br />

132)<br />

- Klebeband<br />

- Neocolor<br />

- Schleifpapier<br />

- Kleiner Ball<br />

61


Psychomotorische Gruppenförderung für Kinder auf der PMT-Warteliste<br />

Besonderheiten/Erkenntnisse:<br />

Der ältere Bruder von M.R. war zu Besuch.<br />

Das Klettern auf den Barren <strong>und</strong> die Busfahrt waren bei praktisch allen Kindern sehr<br />

beliebt. Die Wippe hat nur ein Kind ausprobiert.<br />

Heute haben wir nicht mit den Kindern aufgeräumt, weil die Zeit zu knapp war.<br />

Für den Grafomotorik-Teil haben wir die Kinder heute anders hingesetzt. Die Sitzordnung<br />

war, wie schon bei den beiden ersten St<strong>und</strong>en, ein Kreis. Heute haben jedoch alle Kinder<br />

nach aussen <strong>und</strong> nicht nach innen geschaut. Dies hat sich bewährt, da sie so weniger<br />

abgelenkt waren <strong>und</strong> besser für sich arbeiten konnten.<br />

In der Wunschr<strong>und</strong>e am Schluss haben viele wieder die „Gletscherspalte“ genannt. Zwei<br />

Jungs wünschten sich Fussball.<br />

62


Psychomotorische Gruppenförderung für Kinder auf der PMT-Warteliste<br />

6.3.4. Vierte Förderst<strong>und</strong>e<br />

Tabelle 15: 4. Förderst<strong>und</strong>e<br />

4. Lektion 19.11.2010<br />

Zeit Ablauf/Posten Material<br />

15 Min. � Hände schütteln: Bei der Türe - 2 kleine Matten<br />

� Regeln wiederholen: Anhand - Regelkärtchen<br />

der vorbereiteten Kärtchen - Klebeband<br />

� Fallschirm: Katze <strong>und</strong> Maus - Fallschirm<br />

30 Min. � Gleichgewichtsparcours:<br />

Weg mit Wackel- <strong>und</strong> Igelkissen,<br />

Luftballone auf der flachen Hand<br />

transportieren<br />

� Posten zum Thema (Auge-<br />

Hand-) Koordination:<br />

- Bälle <strong>und</strong> geknüllte Zeitungen<br />

in Wägeli treffen<br />

- Mini-Tramp (vgl. „Mut tut<br />

gut!“, 2006, S. 32)<br />

- Hüpfspiele mit Reifen<br />

� Aufräumen: Bälle, Zeitungen,<br />

Luftballone, Igel- <strong>und</strong><br />

Wackelkissen<br />

15 Min. � Grafomotorik: Finger<br />

aufwärmen, Kugelbahnen (vgl. G-<br />

FIPPS, 2010, AB Nr.5 & 6)<br />

� Schlussr<strong>und</strong>e: Kleiner Ball<br />

herumgeben � Was war für mich<br />

gut/nicht gut? Was habe ich für<br />

einen Wunsch?<br />

� Gruppenverabschiedung:<br />

Hände halten <strong>und</strong> „Ciao, ciao,<br />

ciao“ sagen<br />

� Hände schütteln: Noch auf der<br />

Matte<br />

Schwerpunkte:<br />

� Auge-Hand-Koordination<br />

� Visuelle Wahrnehmung<br />

� Raumorientierung<br />

� Reaktion<br />

� Sprungkraft<br />

� Kraftdosierung<br />

� Motorische Geschicklichkeit<br />

- Wackelkissen<br />

- Igelkissen<br />

- Luftballone<br />

- Wägeli<br />

- Bälle<br />

- Zeitungen<br />

- 2 Langbänke<br />

- Mini-Tramp<br />

- 2 Elefantenmatten<br />

- Kleine Matten<br />

- Reifen<br />

- Pfeife<br />

- Kugelbahnen-<br />

Arbeitsblätter<br />

(vgl. Anhang, S.<br />

133-134)<br />

- Klebeband<br />

- Langbank<br />

- Farbstifte<br />

- Schleifpapier<br />

- Kleiner Ball<br />

63


Psychomotorische Gruppenförderung für Kinder auf der PMT-Warteliste<br />

Besonderheiten/Erkenntnisse:<br />

An diesem Nachmittag waren M.R. <strong>und</strong> G.C. krank.<br />

Wir haben die Kinder auf der Matte begrüsst <strong>und</strong> nicht an der Türe zur Garderobe. Die<br />

Regeln haben wir ab diesem Tag nicht mehr jedes Mal ausführlich besprochen, da die<br />

Kinder diese schon gut beherrschten. Es reichte daher, die Blätter mit den Regeln<br />

aufzuhängen.<br />

An diesem Tag waren die meisten Kinder sehr aufgedreht. Darum beschlossen wir zu<br />

Beginn der nächsten St<strong>und</strong>e einen kurzen Teil zum Austoben einzuplanen.<br />

Nach dem Fallschirm haben wir alle zusammen einen Gleichgewichts-Parcours zum üben<br />

der Auge-Hand-Koordination durchlaufen.<br />

Beim Posten mit dem Trampolin brauchte es jemanden von uns, der ständig anwesend<br />

war. So war die Sicherheit gewährleistet <strong>und</strong> es konnte garantiert jedes Kind springen.<br />

Dieser Posten war eindeutig der Hit. Die anderen beiden wurden kaum gewürdigt.<br />

Das Aufräumen mit den Kindern zusammen mussten wir wiederum aus Zeitgründen<br />

weglassen.<br />

Wir haben festgestellt, dass es für die Kinder schwierig ist die Grafomotorikblätter auf dem<br />

Boden zu bearbeiten.<br />

64


Psychomotorische Gruppenförderung für Kinder auf der PMT-Warteliste<br />

6.3.5. Fünfte Förderst<strong>und</strong>e<br />

Tabelle 16: 5. Förderst<strong>und</strong>e<br />

5. Lektion 26.11.2010<br />

Zeit Ablauf/Posten Material<br />

15 Min. � Hände schütteln: Bei der Türe - 2 kleine Matten<br />

� Regeln wiederholen: Nur - Regelkärtchen<br />

aufhängen<br />

- Klebeband<br />

� Austoben: Rössli-Gespann; - Seile<br />

immer 2 Kinder zusammen,<br />

jemand führt <strong>und</strong> der Andere ist<br />

das Pferd<br />

� Fallschirm: Gefrässiges Krokodil<br />

- Fallschirm<br />

30 Min. � Posten zum Thema Körper-<br />

wahrnehmung:<br />

- Hamburger (vgl. Zimmer,<br />

2007, S. 241)<br />

- Reifen-Matten-Rolle (vgl.<br />

„Mut tut gut!“, 2006, S. 24)<br />

- Rutschen mit der Matte (vgl.<br />

„Mut tut gut!“, 2006, S. 4)<br />

- Reifenhaus<br />

15 Min. � Entspannung: Waschanlage<br />

(vgl. Zimmer, 2007, S. 242)<br />

� Schlussr<strong>und</strong>e: Kleiner Ball<br />

herumgeben � Was war für mich<br />

gut/nicht gut? Was habe ich für<br />

einen Wunsch?<br />

� Gruppenverabschiedung:<br />

Hände halten <strong>und</strong> „Ciao, ciao,<br />

ciao“ sagen<br />

� Hände schütteln: Noch auf der<br />

Matte<br />

Schwerpunkte:<br />

� Tiefenwahrnehmung<br />

� Sozialerfahrung<br />

� Körpererfahrung<br />

� Taktil-kinästhetische Wahrnehmung<br />

� Krafteinsatz<br />

- 2 mittlere Matten<br />

- Reifen<br />

- 4 kleine Matten<br />

- Elefantenmatte<br />

- Pfeife<br />

- Tennisbälle<br />

- Rollbretter<br />

- 2 kleine Matten<br />

- Schwedenkasten<br />

- Kleiner Ball<br />

65


Psychomotorische Gruppenförderung für Kinder auf der PMT-Warteliste<br />

Besonderheiten/Erkenntnisse:<br />

An diesem Tag waren die Kinder sehr unruhig <strong>und</strong> brauchten viel Struktur. Trotz des<br />

Austobens am Anfang der St<strong>und</strong>e dauerte es sehr lange bis die Kinder sich beruhigt<br />

hatten.<br />

In der freien Spielsequenz zeigten sie sich sehr fantasievoll, begannen selber Spiele zu<br />

entwickeln <strong>und</strong> machten aus dem bestehenden Angebot eine Bewegungsbaustelle. Die<br />

Reifen-Matten-Rolle war besonders beliebt. Es kam zu einer spontanen Verlängerung der<br />

freien Bewegungssequenz (35 Min.) <strong>und</strong> folglich zur Kürzung der Schlusssequenz (10<br />

Min.).<br />

In der „Waschanlage“ zum Schluss der St<strong>und</strong>e konnten die Kinder nicht so richtig<br />

entspannen.<br />

Die Schlussr<strong>und</strong>e haben wir aufgr<strong>und</strong> der unruhigen Stimmung <strong>und</strong> der fortgeschrittenen<br />

Zeit weggelassen.<br />

66


Psychomotorische Gruppenförderung für Kinder auf der PMT-Warteliste<br />

6.3.6. Sechste Förderst<strong>und</strong>e<br />

Tabelle 17: 6. Förderst<strong>und</strong>e<br />

6. Lektion 03.12.2010<br />

Zeit Ablauf/Posten Material<br />

15 Min. � Hände schütteln: Bei der Türe - 2 kleine Matten<br />

� Regeln wiederholen: Nur - Regelkärtchen<br />

aufhängen<br />

- Klebeband<br />

� Fallschirm: Gefrässiges Krokodil - Fallschirm<br />

30 Min. � Bewegungsbaustelle<br />

� Aufräumen: Möglichst viel<br />

kleines Material<br />

15 Min. � Grafomotorik: Mäuse fressen<br />

Käse<br />

� Schlussr<strong>und</strong>e: Kleiner Ball<br />

herumgeben � Was war für mich<br />

gut/nicht gut? Was habe ich für<br />

einen Wunsch?<br />

� Gruppenverabschiedung:<br />

Hände halten <strong>und</strong> „Ciao, ciao,<br />

ciao“ sagen<br />

� Hände schütteln: Noch auf der<br />

Matte<br />

Schwerpunkte:<br />

� Krafteinsatz<br />

� Handlungsplanung<br />

� Sozialerfahrung<br />

� Anpassungsfähigkeit<br />

� Problemlösestrategien<br />

� Körpererfahrung<br />

� Materialerfahrung<br />

� Grafomotorik: Auge-Hand-Koordination, Fingerbewegung<br />

- Verschiedenes<br />

Material (je nach<br />

Bedarf)<br />

- Pfeife<br />

- Mäuse-<br />

Arbeitsblatt<br />

(vgl. Anhang, S.<br />

135)<br />

- Klebeband<br />

- Langbank<br />

- Farbstifte<br />

- Kleiner Ball<br />

67


Psychomotorische Gruppenförderung für Kinder auf der PMT-Warteliste<br />

Besonderheiten/Erkenntnisse:<br />

Während der Bewegungsbaustelle ist sehr viel entstanden (vgl. Abb. 5, S. 55). Auffallend<br />

war, dass die Kinder uns nur selten einbezogen oder um Hilfe baten <strong>und</strong> stattdessen sehr<br />

selbstständig waren. Die Kinder waren so begeistert, dass wir sie kaum wieder vom Spiel<br />

abbringen konnten. Dies bewog uns dazu die Bewegungsbaustelle in der nächsten<br />

St<strong>und</strong>e zu wiederholen; jedoch noch zusätzlich einen kleinen Arbeitsauftrag einzubauen.<br />

68


Psychomotorische Gruppenförderung für Kinder auf der PMT-Warteliste<br />

6.3.7. Siebte Förderst<strong>und</strong>e<br />

Tabelle 18: 7. Förderst<strong>und</strong>e<br />

7. Lektion 10.12.2010<br />

Zeit Ablauf/Posten Material<br />

15 Min. � Hände schütteln: Bei der Türe - 2 kleine Matten<br />

� Regeln wiederholen: Nur - Regelkärtchen<br />

aufhängen<br />

- Klebeband<br />

� Fallschirm: Transportband (vgl.<br />

Zimmer, 2007, S. 240)<br />

- Fallschirm<br />

35 Min. � Bewegungsbaustelle: Mit der<br />

Aufgabenstellung etwas zu<br />

bauen/spielen <strong>und</strong> es in der<br />

Schlussr<strong>und</strong>e zu erzählen<br />

� Aufräumen: Möglichst viel<br />

kleines Material<br />

10 Min. � Entspannung: Wetterkarte (vgl.<br />

Zimmer, 2007, S. 243)<br />

� Schlussr<strong>und</strong>e: Kleiner Ball<br />

herumgeben � Was habe ich<br />

heute gebaut/gespielt?<br />

� Gruppenverabschiedung:<br />

Hände halten <strong>und</strong> „Ciao, ciao,<br />

ciao“ sagen<br />

� Hände schütteln: Noch auf der<br />

Matte<br />

Schwerpunkte:<br />

� Sozialerfahrung<br />

� Anpassungsfähigkeit<br />

� Krafteinsatz<br />

� Reaktion<br />

� Gleichgewicht<br />

� Handlungsplanung<br />

� Problemlösestrategien<br />

� Körpererfahrung<br />

� Materialerfahrung<br />

� Tiefenwahrnehmung<br />

� Entspannung<br />

- Verschiedenes<br />

Material (je nach<br />

Bedarf)<br />

- Pfeife<br />

- Kleiner Ball<br />

69


Psychomotorische Gruppenförderung für Kinder auf der PMT-Warteliste<br />

Besonderheiten/Erkenntnisse:<br />

Auch in dieser St<strong>und</strong>e ist während der Bewegungsbaustelle sehr viel entstanden. Zum<br />

Beispiel haben die einen Knaben ein Rollenspiel entwickelt, indem der „Polizist“ den<br />

„Räuber“ ins Gefängnis bringt (als Transportmittel diente der leere Ballwagen). Die Kinder<br />

haben sich zu kleinen Grüppchen zusammengeschlossen; sie bauten <strong>und</strong> spielten<br />

zusammen. Es entstanden Konstruktionen <strong>und</strong> Rollenspiele, welche dann in der<br />

Schlussr<strong>und</strong>e noch verbalisiert wurden.<br />

70


Psychomotorische Gruppenförderung für Kinder auf der PMT-Warteliste<br />

6.3.8. Achte Förderst<strong>und</strong>e<br />

Tabelle 19: 8. Förderst<strong>und</strong>e<br />

8. Lektion 17.12.2010<br />

Zeit Ablauf/Posten Material<br />

15 Min. � Hände schütteln: Bei der Türe - 2 kleine Matten<br />

� Regeln wiederholen: Nur - Regelkärtchen<br />

aufhängen<br />

- Klebeband<br />

� Fallschirm: Transportband (vgl.<br />

Zimmer, 2007, S. 240)<br />

- Fallschirm<br />

30 Min. � Grosse Gletscherspalte (vgl.<br />

„Mut tut gut!“, 2006, S. 18): Auf<br />

Wunsch der Kinder<br />

� Aufräumen: Kleine Matten <strong>und</strong><br />

Seile<br />

15 Min. � Grafomotorik: Schriftliche<br />

Kinderbefragung durchführen <strong>und</strong><br />

zeichnen<br />

� Schlussr<strong>und</strong>e: Kleiner Ball<br />

herumgeben � Was hat mir am<br />

Besten gefallen?<br />

� Gruppenverabschiedung:<br />

Hände halten <strong>und</strong> „Ciao, ciao,<br />

ciao“ sagen<br />

� Hände schütteln: Noch auf der<br />

Matte<br />

Schwerpunkte:<br />

� Anpassungsfähigkeit<br />

� Krafteinsatz<br />

� Reaktion<br />

� Gleichgewicht<br />

� Kinästhetische Wahrnehmung<br />

� Koordination<br />

� Körpererfahrung<br />

� Verabschiedung<br />

- 4 Elefantenmatten<br />

- 4 kleine Matten<br />

- 2 Barren<br />

- Seile<br />

- Pfeife<br />

- Fragebogen (vgl.<br />

Anhang, S. 177-<br />

178)<br />

- Langbank<br />

- Farbstifte<br />

- Kleiner Ball<br />

71


Psychomotorische Gruppenförderung für Kinder auf der PMT-Warteliste<br />

Besonderheiten/Erkenntnisse:<br />

Auf Wunsch der Kinder gestalteten wir die Bewegungssequenz unserer letzten St<strong>und</strong>e mit<br />

einer grossen „Gletscherspalte“. Diesmal bauten wir sie so gross, dass alle Kinder sie<br />

gemeinsam benutzen konnten.<br />

72


Psychomotorische Gruppenförderung für Kinder auf der PMT-Warteliste<br />

6.3.9. Zusammenfassende Erkenntnisse / Fazit<br />

Wir durften feststellen, dass sich das Konzept der „Psychomotorischen Förderung“ von<br />

Renate Zimmer sehr bewährt hat. Der Aufbau der Förderst<strong>und</strong>e mit den vier Phasen<br />

(„Einstimmungsphase“, „Gruppenbezogenes Angebot“, „Individuelle, bewegungsintensive<br />

Angebote“ <strong>und</strong> „Abschlussphase“) blieb während dem gesamten Projekt erhalten. An<br />

dieser Struktur konnten sich die Kinder orientieren <strong>und</strong> sich den Ablauf allmählich<br />

einprägen. Die Fallschirm-Spiele haben wir zusätzlich als Ritual fix eingeplant. Immer<br />

zwei aufeinander folgende Förderst<strong>und</strong>en wurden mit demselben Spiel eingeleitet (das<br />

erste Mal diente zum Kennenlernen des Spiels).<br />

Die acht Förderst<strong>und</strong>en waren geprägt vom Explorieren der Kinder. Da die Aufgaben nicht<br />

fix vorgegeben waren, liessen sie Handlungsspielraum. So wählten die Kinder das<br />

entsprechende Angebot selber aus <strong>und</strong> sammelten dabei vielfältige Erfahrungen. Von<br />

unserer Seite genügte eine kurze Einführung, um die aufgestellten Posten zu<br />

demonstrieren (das Vorgezeigte war als Vorschlag gedacht). Während dem „Individuellen,<br />

bewegungsintensiven Angebot“ war unsere ständige Präsenz nicht erforderlich, ausser<br />

ein Kind bezog uns in sein Spiel mit ein. (Ausnahmen bildeten z.B. die Aufsicht beim<br />

Posten mit dem Mini-Tramp.) Darum war es uns besonders wichtig, dass die Geräte bei<br />

den einzelnen Posten gut abgesichert waren, um die Unfallgefahr möglichst gering zu<br />

halten.<br />

Wir erkannten die Wichtigkeit, dass insbesondere die ersten paar Förderst<strong>und</strong>en gut<br />

strukturiert sein müssen. Vor allem die Regeln halfen den Kindern, sich zurechtzufinden<br />

<strong>und</strong> gaben dem Miteinander einen verbindlichen Rahmen. Es hat sich bewährt, dass die<br />

Regeln stets gut sichtbar aufgehängt waren <strong>und</strong> die Kinder zum Handeln aufgefordert<br />

haben (Regeln WC/Trinken). Nach einigen Förderst<strong>und</strong>en konnte dann das Programm<br />

nach dem Prinzip der Bewegungsbaustelle offener gestaltet werden. Der passende<br />

Zeitpunkt sollte jedoch situativ anhand des Spielverhaltens der Kinder bestimmt werden.<br />

Wir empfehlen bezüglich der Befindlichkeit der Kinder stets wachsam zu sein <strong>und</strong> das<br />

Programm der Förderst<strong>und</strong>e dementsprechend anzupassen (z.B. eine Phase<br />

verlängern/kürzen, ein Angebot weglassen).<br />

Für das Aufstellen der Geräte muss genügend Zeit einberechnet werden (zwischen 15-30<br />

Min.). Es ist durchaus hilfreich, die Beobachtungsbogen für die einzelnen Kinder während<br />

den Förderst<strong>und</strong>en auszufüllen. Die Videoaufnahmen haben uns zusätzlich geholfen, das<br />

Verhalten der Kinder zu beschreiben. Zudem haben wir festgestellt, dass die Turnhalle als<br />

Umgebung ungeeignet ist, um die grafomotorischen Fertigkeiten gezielt fördern zu<br />

können. Daher achteten wir darauf, keine Forderungen an die Kindern zu stellen, welche<br />

sie aufgr<strong>und</strong> der suboptimalen Bedingungen nicht erfüllen konnten.<br />

73


Psychomotorische Gruppenförderung für Kinder auf der PMT-Warteliste<br />

6.4. Projektevaluation<br />

Im vorliegenden Kapitel fassen wir die Beobachtungen zu den Kindern aus allen<br />

Förderst<strong>und</strong>en zusammen. Während dem Projekt verwendeten wir einen<br />

Beobachtungsbogen bestehend aus den drei ICF-Bereichen „Umgang mit<br />

Anforderungen“, „Bewegung <strong>und</strong> Mobilität“ <strong>und</strong> „Umgang mit Menschen“ sowie der Rubrik<br />

„Anderes“ (vgl. Anhang E). Anschliessend geben wir unsere Empfehlungen zum weiteren<br />

Förder- oder Therapieverlauf der Kindergruppe.<br />

6.4.1. Beobachtungen zu den Kindern<br />

G.C.<br />

Umgang mit Anforderungen:<br />

Als wir einmal bereits mit einer St<strong>und</strong>e begonnen hatten, war G. noch auf dem<br />

Pausenplatz ins Spielen vertieft. Er hatte vergessen zu uns in die Turnhalle zu kommen.<br />

Bei den Grafomotorik-Aufgaben begann er meistens sofort <strong>und</strong> führte sie motiviert durch.<br />

Das Umdrehen des Regel-Schildes vergass er manchmal.<br />

Es fiel auf, dass G. nicht lange bei einem Posten blieb, sondern oft wechselte.<br />

In einer St<strong>und</strong>e zeigte er viel Geduld <strong>und</strong> Ausdauer bis er das Reifenhaus aufgebaut<br />

hatte.<br />

G. hatte eigene Ideen, die er jedoch oft wieder fallen liess (v.a. beim Spielen mit anderen).<br />

Auf Anfrage der Anderen was er gerade machen würde, verweigerte er ihnen eine<br />

Antwort.<br />

Bewegung <strong>und</strong> Mobilität:<br />

G. bewegte sich immer gerne. Es fiel auf, dass G. oft in Bewegung war <strong>und</strong> durch die<br />

Halle rannte.<br />

Das Zuschauen bei Anderen ermutigte ihn bei gewissen Aufgaben.<br />

Beim Klettern auf den Barren zeigte er sich geschickt.<br />

Es gelang ihm so vorsichtig durch das Reifenhaus zu kriechen, dass dieses nicht<br />

zusammenfiel. Darauf schien er stolz zu sein.<br />

Er traute sich, von ca. der Mitte der Sprossenwand auf die Matte zu springen.<br />

Sich selber stellte er die Aufgabe, Tennisbälle in den Schwedenkasten zu treffen. Dies<br />

gelang ihm gut.<br />

Es zeigte sich, dass ihm das Öffnen von Knoten schwer fällt.<br />

Umgang mit Menschen:<br />

Die Seitwärtsrolle, welche G. auf der schrägen Matte machte, wollte er uns Leiterinnen<br />

gerne vorzeigen.<br />

Er mochte es, wenn man seine Erfolge mit Aufmerksamkeit <strong>und</strong> Lob bestärkte.<br />

74


Psychomotorische Gruppenförderung für Kinder auf der PMT-Warteliste<br />

Zu Beginn sprach er nicht viel. Trotzdem war er meistens mit den anderen Kindern<br />

zusammen <strong>und</strong> schien gerne mit den Knaben zu spielen. Einmal konnte er an ein<br />

Rollenspiel zweier Knaben anknüpfen. Ein anderes Mal nahm er jedoch zwei Mädchen<br />

die Spielsachen weg.<br />

Wir haben beobachtet, dass es ihm schwer fiel Anschluss an die anderen Kinder der<br />

Gruppe zu finden. In den letzten St<strong>und</strong>en versuchte er auf gewaltsame Art <strong>und</strong> Weise<br />

Kontakt mit ihnen aufzunehmen (Dinge wegnehmen, zerstören). Das Ziel,<br />

Aufmerksamkeit zu erhalten, erreichte er damit dann auch prompt.<br />

Als er einmal ein Haus baute, erhielt er diese Aufmerksamkeit ohne darum kämpfen zu<br />

müssen. Die Kinder näherten sich ihm aus Interesse heraus (dies war eine konstruktive<br />

Möglichkeit für G., eine erfolgreiche Annäherung zu haben).<br />

Anderes:<br />

G. fiel durch sein asiatisches (thailändisches) Aussehen auf. Er wirkte auf uns als ein<br />

fröhlicher Junge, der oft lächelte.<br />

G. war ein eher stilles Kind. Er war hilfsbereit <strong>und</strong> unser „Strahlemann“.<br />

E.B.<br />

Umgang mit Anforderungen:<br />

Von E. war oft die Forderung „ich will selber“ zu hören.<br />

Wenn E. merkte, dass sie es alleine nicht schafft, hat sie uns um Hilfe gebeten. Einmal<br />

bei einer Grafomotorik-Aufgabe hat sie gezögert <strong>und</strong> gefragt: „Was muss ich machen?“<br />

Bei einem Posten waren schon zu viele Kinder, so dass sie warten musste. Sie ging dann<br />

auf unser Angebot ein, mit dem grossen Seil ein Seilspringen zu machen.<br />

Bei einem Spiel zeigte sich E. enttäuscht, weil sie nicht in der gewünschten Rolle sein<br />

konnte.<br />

E. zeigte sich ausdauernd an einer Aufgabe oder Station. Dies war zum Beispiel beim<br />

Bauen des Reifenhauses ersichtlich, obwohl es oft nicht klappte <strong>und</strong> wieder<br />

zusammenfiel.<br />

Bewegung <strong>und</strong> Mobilität:<br />

Grobmotorisch zeigte sie sich teilweise noch unsicher <strong>und</strong> unkoordiniert oder es fehlten<br />

ihr die Erfahrungen. Doch E. zeigte Mut Neues auszuprobieren.<br />

Sie schaffte es nicht, alleine auf den Barren zu klettern <strong>und</strong> bat uns um Hilfe. Es schien,<br />

dass ihr die Handlungsplanung dazu fehlte <strong>und</strong> deshalb nicht wusste, welchen Fuss sie<br />

wohin bewegen sollte.<br />

E. kletterte gerne.<br />

75


Psychomotorische Gruppenförderung für Kinder auf der PMT-Warteliste<br />

E. versuchte Seil zu springen, was ihr nicht gelang. Als wir mit dem grossen Seil<br />

schwangen, gelangen ihr ein paar Sprünge.<br />

Sie hatte Mühe mit dem Gleichgewicht beim Hüpfen sowie beim Abstoppen nach<br />

Sprüngen.<br />

Auf dem Trampolin zeigte sich, dass sie die Beine unkoordiniert bewegt (setzt diese nicht<br />

gleichzeitig ab) <strong>und</strong> daher stark hin <strong>und</strong> her spickte. E. zeigte starke Armbewegungen <strong>und</strong><br />

die Ellbogen waren meist in der Luft.<br />

Einmal gelang es ihr mit dem Reifen den „Hullahopp“ zu machen; nach ihrer Aussage<br />

zum ersten Mal!<br />

Als wir in einer St<strong>und</strong>e das Reifenhaus aufgebaut hatten, schaffte sie es mit dem<br />

Vierfüsser-Gang hindurchzukriechen ohne es zum Einstürzen zu bringen.<br />

E. konnte Kraft aufbringen, um sich in der „Gletscherspalte“ dem Seil entlang auf den<br />

Rand der Elefantenmatte hochzuziehen.<br />

Im Bereich Feinmotorik war sie sehr geschickt, zum Beispiel öffnete sie immer gerne<br />

Knoten.<br />

In der Grafomotorik arbeitete sie genau <strong>und</strong> sorgfältig. Den Stift hielt sie weit hinten <strong>und</strong> in<br />

einer steilen Lage. Die Gr<strong>und</strong>form vom Kreis beherrschte sie gut. Manchmal waren die<br />

Kreise noch ungenau geschlossen.<br />

E. konnte den Ballon nicht aufblasen.<br />

Umgang mit Menschen:<br />

Sie suchte von Anfang an die Nähe <strong>und</strong> den Körperkontakt zu uns. Zudem hat sie immer<br />

wieder gerne etwas mit uns Leiterinnen gespielt. Sie war auch jenes Kind, welches als<br />

erstes offen auf uns zuging.<br />

E. <strong>und</strong> R.G. halfen <strong>und</strong> unterstützen sich gegenseitig. Die Beiden spielten <strong>und</strong> turnten fast<br />

immer miteinander. Als R.G. einmal in einer St<strong>und</strong>e fehlte, schien sie sich ein wenig<br />

verloren zu fühlen <strong>und</strong> beschäftigte sich darum fast die ganze St<strong>und</strong>e lang mit jemandem<br />

von uns Leiterinnen.<br />

E. konnte ihre Bedürfnisse klar ausdrücken.<br />

E. wollte stets viel wissen <strong>und</strong> fragte dann auch bei uns nach.<br />

Sie war immer hilfsbereit <strong>und</strong> sah, wenn es etwas anzupacken gab.<br />

Anderes:<br />

E. zeigte sich als aufgewecktes, interessiertes <strong>und</strong> fröhliches Mädchen. Wenn sie etwas<br />

wissen wollte, scheute sie sich nicht zu fragen.<br />

E. konnte sich die Regeln von Anfang an gut merken.<br />

76


Psychomotorische Gruppenförderung für Kinder auf der PMT-Warteliste<br />

R.G.<br />

Umgang mit Anforderungen:<br />

R. hatte immer ein Strahlen im Gesicht, wenn sie einen Erfolg erzielte.<br />

Sie konnte lange bei einer Aufgabe bleiben.<br />

Wenn sie mit einer Anforderung Mühe hatte, bat sie uns um Hilfe.<br />

Bei einem Posten waren schon zu viele Kinder, so dass sie warten musste. Sie ging dann<br />

auf unser Angebot ein, mit dem grossen Seil ein Seilspringen zu machen.<br />

Beim ersten Grafomotorik-Blatt traute sie sich nicht, von sich aus anzufangen.<br />

Bei einem Spiel mit dem Schwungtuch wollte sie keine aktive Rolle übernehmen.<br />

Zusammen mit E.B. versuchte sie in einer Lektion das Reifenhaus zu bauen. Sie zeigte<br />

viel Ausdauer beim Ausprobieren <strong>und</strong> dem Wiederaufbau bis es klappte.<br />

In der letzten St<strong>und</strong>e konnte sie ihre Idee (ein Seil durch die Schlaufen der beiden<br />

Elefantenmatten ziehen, um die „Spalte“ zu schliessen) bei der „Gletscherspalte“<br />

erfolgreich einbringen.<br />

Bewegung <strong>und</strong> Mobilität:<br />

Im Bereich Grobmotorik zeigte sich R. zu Beginn zurückhaltend beim Ausprobieren von<br />

Neuem <strong>und</strong> Unbekanntem. Doch sie wurde zusehends mutiger. In der ersten St<strong>und</strong>e war<br />

sie ängstlich beim Herunterspringen. Durch das Zuschauen bei E.B. liess sie sich dann<br />

jedoch ermutigen. Um auf den Barren zu klettern, benötigte sie unsere Hilfe. Sie wusste<br />

nicht, wie sie es anstellen sollte. Das Seilspringen für sich alleine gelang ihr nicht. Als wir<br />

mit dem grossen Seil schwangen, konnte sie ein paar Sprünge machen.<br />

R. kletterte gerne <strong>und</strong> wünschte sich darum auch für eine nächste St<strong>und</strong>e die<br />

„Klettermatte“.<br />

Beim Hüpfen waren Mitbewegungen der Arme zu erkennen.<br />

In einer St<strong>und</strong>e war zu beobachten, dass sie mit dem rechten Arm geworfen <strong>und</strong> dabei<br />

das rechte Bein vorne hatte. Dabei stand sie seitlich <strong>und</strong> für die Wurfbewegung holte sie<br />

neben dem Kopf aus.<br />

In der Grafomotorik arbeitete sie sorgfältig. Die Kreise zeichnete sie eher gross <strong>und</strong> schön<br />

r<strong>und</strong>.<br />

Sie konnte den Ballon aufblasen.<br />

Umgang mit Menschen:<br />

R. spielte fast immer mit E.B. zusammen. Ihr Zusammensein hatte positive Auswirkungen,<br />

weil R. durch das Verhalten von E.B. ermutigt wurde <strong>und</strong> deren Mut als Vorbild nahm. So<br />

wagte sie eher etwas, als wenn sie alleine gewesen wäre.<br />

R. nahm stets Rücksicht auf die anderen Kinder.<br />

77


Psychomotorische Gruppenförderung für Kinder auf der PMT-Warteliste<br />

Anderes:<br />

R. schien anfänglich ein eher scheues <strong>und</strong> vorsichtiges Mädchen zu sein. Sie zeigte sich<br />

zu Beginn des Projektes zurückhaltend, zögerlich <strong>und</strong> unsicher.<br />

Sie wurde von St<strong>und</strong>e zu St<strong>und</strong>e mutiger <strong>und</strong> öffnete sich immer mehr.<br />

Bei jenen Kindern, die sie gut kannte, konnte sie klar sagen was sie wollte <strong>und</strong> was nicht.<br />

In der ersten St<strong>und</strong>e zog sie sich selbständig auf die Ruhematte zurück, als sie dies<br />

brauchte.<br />

R. konnte sich die Regeln von Anfang an gut merken.<br />

M.P.<br />

Umgang mit Anforderungen:<br />

M. zeigte sich als selbständiges Kind, welches eigene Wünsche äussern <strong>und</strong> sich wehren<br />

kann. In den Spielsequenzen fand er sofort eine Beschäftigung <strong>und</strong> begann unmittelbar<br />

zu spielen. Er hatte immer viele Spielideen.<br />

Bewegung <strong>und</strong> Mobilität:<br />

M. bewegte sich sehr gerne <strong>und</strong> zeigte sich sehr mutig (Klettern/Herunterspringen). Er<br />

baute <strong>und</strong> explorierte mit Materialien <strong>und</strong> erfand selber Spiele.<br />

Bei feinmotorischen Bewegungsabläufen zeigte er Probleme in der Tonusregulation.<br />

Umgang mit Menschen:<br />

Während den ersten St<strong>und</strong>en nahm M. eher eine Mitläuferrolle ein <strong>und</strong> orientierte sich<br />

stark an N.S.. Nach <strong>und</strong> nach wurde er selbst zum Anführer <strong>und</strong> leitete die Gruppe bei der<br />

Umsetzung einer Idee an, indem er Aufgaben verteilte. M. wirkte dabei sehr bestimmend<br />

<strong>und</strong> beharrte auf seiner Idee. Aus diesem Gr<strong>und</strong> zog er sich teilweise auch zurück <strong>und</strong><br />

beschäftigte sich alleine. Wenn ihm etwas nicht passte, wehrte er sich <strong>und</strong> wurde laut.<br />

D.P.<br />

Umgang mit Anforderungen:<br />

D. hatte Mühe, Aufträge auditiv aufzunehmen <strong>und</strong> sich an Regeln zu halten. Wenn er mit<br />

etwas spielen wollte, das von einem anderen Kind bereits benutzt wurde, wartete er bis es<br />

wieder frei war ohne sich anderweitig zu beschäftigen. Er rannte häufig planlos in der<br />

Halle herum. D. blieb nicht lange bei einem Spiel <strong>und</strong> betätigte sich kaum längerfristig an<br />

einem Geschehen. Beim Aufräumen versuchte er systematisch um die Aufgabe herum zu<br />

kommen.<br />

78


Psychomotorische Gruppenförderung für Kinder auf der PMT-Warteliste<br />

In der Grafomotoriksequenz blieb er nur dann an einer Aufgabe, wenn wir ihn dazu<br />

ermutigten. D. konnte stets um Hilfe bitten.<br />

Bewegung <strong>und</strong> Mobilität:<br />

D. bewegte sich viel <strong>und</strong> probierte bestehende Angebote gerne aus. Er verpackte viele<br />

der Angebote in Rollenspiele.<br />

Bei feinmotorischen Bewegungsabläufen zeigte er Probleme bei der Strichführung <strong>und</strong><br />

wies ein zittriges Schriftbild auf.<br />

Umgang mit Menschen:<br />

D. nahm oft eine Mitläuferrolle ein <strong>und</strong> orientierte sich stark an N.S.. Er wollte anfangs mit<br />

niemand anderem spielen als mit N.S. oder M.P.. Bei den Rollenspielen fand er nach <strong>und</strong><br />

nach Zugang zu seinem neuen Spielkameraden M.S.. D. hatte grosse Mühe sich<br />

zurückzunehmen <strong>und</strong> hatte Schwierigkeiten, auf die anderen Kinder einzugehen.<br />

Uns gegenüber hatte er gegen Ende des Projektes weniger Respekt <strong>und</strong> wir mussten ihn<br />

mehrmals zurechtweisen <strong>und</strong> beiseite nehmen.<br />

Anderes:<br />

Aufgr<strong>und</strong> seiner Zahnlücke war es schwierig ihn zu verstehen.<br />

M.R.<br />

Umgang mit Anforderungen:<br />

Als die Mutter M. nach der ersten St<strong>und</strong>e abholte, wollte er ihr den Purzelbaum zeigen,<br />

welchen er zuvor geübt hatte. Dies gelang ihm jedoch nicht. Auf unsere Nachfrage hin<br />

äusserte er den Wunsch, den Purzelbaum zu üben.<br />

M. konnte lange am selben Posten bleiben <strong>und</strong> sich dort gut alleine beschäftigen.<br />

Es zeigte sich, dass sich M. oft überschätzte. Er wollte zum Beispiel einen Salto machen,<br />

was nicht gelang.<br />

Er konnte sich aber auch selber herausfordern. So hat er beim Gleichgewichts-Parcours<br />

die Schwierigkeitsstufe für den Ballon-Transport von sich aus erhöht.<br />

Einmal in der „Gletscherspalte“ hatte er ein Seil für sich in Anspruch genommen. Als ihm<br />

ein anders Kind dieses wegnahm, konnte er sich nicht dagegen wehren.<br />

Bewegung <strong>und</strong> Mobilität:<br />

Auf der schrägen Mattenebene hüpfte er mit geschlossenen Füssen herunter.<br />

Er ging ohne grosse Anstrengung über die Hängebrücke.<br />

M. war in seinen Bewegungen teilweise unsicher <strong>und</strong> zögerlich.<br />

79


Psychomotorische Gruppenförderung für Kinder auf der PMT-Warteliste<br />

Auf dem Trampolin zeigte er eine gute Sprungkraft. Dabei waren seine Beine stark<br />

angezogen <strong>und</strong> er sprang hin <strong>und</strong> her.<br />

M. liess sich gerne von einer Leiterin in der Mattenschaukel hin <strong>und</strong> her wiegen. Zudem<br />

gefiel ihm die Reifen-Matten-Rolle, in welcher er sich lange aufhielt. In der<br />

„Gletscherspalte“ hat er sich mit grossem Vergnügen fallen lassen <strong>und</strong> mochte das<br />

Wackeln der Matten.<br />

Im Bereich Grafomotorik hatte M. Schwierigkeiten mit der Auge-Hand-Koordination. Die<br />

Strichführung war ein wenig ausfahrend. Er machte eher kleine Kreise, welche oft nicht<br />

geschlossen waren.<br />

Er konnte keinen Ballon aufblasen.<br />

Umgang mit Menschen:<br />

Er war oft alleine an den Posten, ohne Kontakt zu den anderen Kindern.<br />

M. spielte nicht gerne mit N.S. <strong>und</strong> D.P. zusammen. Diese waren eher wild, M. dagegen<br />

ruhig <strong>und</strong> leicht ängstlich. In einer St<strong>und</strong>e kam sein älterer Bruder zu Besuch. Mehrere<br />

Male schien M. sich wegen dessen Bemerkungen zu ärgern.<br />

Einmal äusserte er den Wunsch, alleine in der Reifen-Matten-Rolle zu sein <strong>und</strong> dass nur<br />

eine Leiterin anstossen dürfe.<br />

Einige Male gab es Situationen, da wurde es ihm zu viel. Zum Beispiel hatten ihm zwei<br />

andere Kinder fast die Finger eingeklemmt. In dieser Situation konnte er ihnen klar sagen,<br />

dass sie aufhören sollen.<br />

Im Allgemeinen verhielt er sich sehr angepasst verhalten.<br />

Allmählich begann er zu uns Leiterinnen Kontakt aufzunehmen <strong>und</strong> uns in seine<br />

fröhlichen Spiele miteinzubeziehen. In der zweitletzten St<strong>und</strong>e spielte er zum ersten Mal<br />

mit anderen Kindern zusammen. Er fand den Anschluss, indem er fragte, was sie gerade<br />

spielen würden. Von den Anderen liess er sich dann gerne im Wagen herumstossen.<br />

In der „Gletscherspalte“ fühlte er sich einmal von einem anderen Jungen bedrängt <strong>und</strong><br />

wechselte darum auf die andere Seite.<br />

Anderes:<br />

M. ist ein eher scheuer, zurückhaltender Junge. Er war die meiste Zeit für sich alleine <strong>und</strong><br />

konnte sich gut selber beschäftigen. Wir konnten beobachten, wie er jedes Mal mutiger<br />

wurde <strong>und</strong> dies auch mit Stolz zeigte.<br />

80


Psychomotorische Gruppenförderung für Kinder auf der PMT-Warteliste<br />

M.S.<br />

Umgang mit Anforderungen:<br />

M. zeigte sich anfangs als scheuer, ängstlicher Knabe, der seine Wünsche aber klar<br />

äussern kann. Er hatte Mühe Aufträge auditiv aufzunehmen. Er wirkte im Anfangskreis oft<br />

abgelenkt <strong>und</strong> konnte schlecht warten. Während dem Spiel rannte er oft quer durch den<br />

Raum <strong>und</strong> hatte Mühe an einer Aufgabe zu bleiben. Beim Aufräumen half er gerne mit.<br />

Gegen Ende des Projektes zeigte sich M. mutiger <strong>und</strong> wagte sich an Neues heran.<br />

Bewegung <strong>und</strong> Mobilität:<br />

M. rannte viel durch die Halle <strong>und</strong> bewegte sich gerne. Er baute <strong>und</strong> explorierte mit<br />

Materialien <strong>und</strong> erfand selber Spiele. M. schien eine Vorliebe für Rollenspiele zu haben,<br />

da er diese immer wieder einbaute. Bei bewegteren Spielen war er eher vorsichtig <strong>und</strong><br />

nahm sich zurück (stand bei der Gletscherspalte in die Mitte der Matten) oder wich dem<br />

Spiel aus (Mattenkippe). Ein paar Mal gelang es ihm, seine Angst zu überwinden <strong>und</strong> ein<br />

Spiel doch auszuprobieren (sprang vom Schwedenkasten auf den fahrenden Mattenzug/<br />

sprang von der Sprossenwand auf die Matte/traute sich ins Mattensandwich <strong>und</strong> in die<br />

Mattenrolle).<br />

Bei grobmotorischen Bewegungsabläufen zeigte er Unsicherheiten im Bereich der<br />

Körperkoordination (Trampolin). Das Aufblasen eines Ballons gelang ihm noch nicht.<br />

Bei feinmotorischen Bewegungsabläufen zeigte er Probleme bei der Strichführung <strong>und</strong><br />

wies ein zittriges Schriftbild auf.<br />

Umgang mit Menschen:<br />

M. schien in der Gruppe die Orientierung zu verlieren <strong>und</strong> wirkte oft überfordert. Er spielte<br />

auffällig häufig mit B., welche er aus dem Kindergarten <strong>und</strong> der Kinderkrippe bereits gut<br />

kennt. Bei Rollenspielen fand er mit D.P. einen neuen Spielkameraden.<br />

Anderes:<br />

M. war sehr verspielt <strong>und</strong> zeigte eine grosse Entdeckerlust.<br />

B.S.<br />

Umgang mit Anforderungen:<br />

Beim Umziehen in der Garderobe hatte B. Mühe ihre Schuhe selbständig anzuziehen <strong>und</strong><br />

schaffte dies auf Aufforderung bloss einmal.<br />

Anfangs wirkte B. sehr verträumt <strong>und</strong> verweilte oft an einem Ort ohne sich einer Tätigkeit<br />

zu widmen. Wir bemerkten, dass B. viel Zeit brauchte, um sich auf ein Spiel einzulassen.<br />

81


Psychomotorische Gruppenförderung für Kinder auf der PMT-Warteliste<br />

Wenn sie etwas fand, das ihre Aufmerksamkeit weckte (Bau eines Reifenhauses/Knüpfen<br />

von Seilen), zeigte sie viel Ausdauer <strong>und</strong> Experimentierfreude. B. spielte oft alleine <strong>und</strong><br />

sie schien das sehr zu geniessen. Beim Aufräumen half sie gerne mit <strong>und</strong> entknotete am<br />

Liebsten die Seile.<br />

Bewegung <strong>und</strong> Mobilität:<br />

B. spielte gerne mit Gegenständen, die zu ruhigeren Spielen animierten <strong>und</strong> zeigte sich<br />

sehr gewandt beim Knüpfen von Seilen. Bei bewegteren Spielen war sie eher vorsichtig<br />

<strong>und</strong> wählte die für sie einfachere Variante aus (hielt sich bei der „Gletscherspalte“<br />

zwischen den Matten auf/Mattenzug sollte anhalten, damit sie springen konnte/„Katze <strong>und</strong><br />

Maus-Spiel“ auf dem Fallschirm).<br />

Bei grobmotorischen Bewegungsabläufen zeigte sie Unsicherheiten im Bereich des<br />

Gleichgewichts (Parcours) <strong>und</strong> der Körperkoordination (Trampolin). B. versuchte aber<br />

immer wieder Bewegungen anderer Kinder nachzuahmen. Das Aufblasen eines Ballons<br />

gelang ihr noch nicht.<br />

Bei feinmotorischen Bewegungsabläufen war sie noch unsicher. Sie hielt den Stift oft mit<br />

der Faust, sehr steil <strong>und</strong> weit vorne. Es fiel ihr schwer, geschlossene Formen<br />

wiederzugeben <strong>und</strong> in der Strichführung hatte sie auch Mühe; ihre Striche waren oft<br />

ausfahrend.<br />

Umgang mit Menschen:<br />

B. zeigte bis zum Schluss eine beobachtende Haltung. Sie nahm sich zwischendurch<br />

immer wieder aus dem Geschehen heraus <strong>und</strong> schaute den anderen Kindern zu.<br />

Auffallend war, dass sie den anderen Mädchen oft nachlief ohne wirklich den Kontakt zu<br />

ihnen zu suchen. Oft spielte sie mit M.S. zusammen, da sie ihn aus dem Kindergarten <strong>und</strong><br />

der Kinderkrippe bereits gut kennt. In ihrem gemeinsamen Spiel übernahm sie die<br />

Führungsrolle <strong>und</strong> wenn M.S. sich entfernte, erinnerte sie ihn an die gemeinsam<br />

begonnene Tätigkeit. Trotzdem zeigte sich B. gegenüber allen Kindern hilfsbereit <strong>und</strong> war<br />

auch fähig Nein zu sagen.<br />

N.S.<br />

Umgang mit Anforderungen:<br />

N. wirkte im Anfangskreis oft abgelenkt. Da er viel mit seinem Nachbarn schwatzte, war<br />

es für ihn schwierig unsere Anweisungen auditiv wahrzunehmen. Wartezeiten im<br />

Anfangskreis <strong>und</strong> im gemeinsamen Kreisspiel bereiteten ihm Mühe <strong>und</strong> führten dazu,<br />

dass er nicht richtig mitmachte bzw. den Kasper spielte. Den anderen Kindern gegenüber<br />

wirkte er dabei etwas überheblich. Wenn er den Schwierigkeitsgrad einer Aufgabe zu<br />

schmälern versuchte, tendierte er zur Selbstüberschätzung (Stehen auf dem Fallschirm).<br />

82


Psychomotorische Gruppenförderung für Kinder auf der PMT-Warteliste<br />

Während der freien Spielsequenz hingegen blühte er auf, zeigte sehr viele Spielideen <strong>und</strong><br />

konnte seine Wünsche gut äussern.<br />

Bewegung <strong>und</strong> Mobilität:<br />

N. war sehr oft in Bewegung <strong>und</strong> traute sich vieles zu. Er experimentierte mit Materialien<br />

<strong>und</strong> erfand neue Spiele. Auf Gegenstände (z.B. Matten) <strong>und</strong> Spielideen, die ihn taktil-<br />

kinästhetisch reizten, sprach er besonders gut an.<br />

Bei grobmotorischen Bewegungsabläufen im Bereich des Gleichgewichts zeigte er<br />

verkrampfte Mitbewegungen der linken Hand. Das Aufblasen eines Luftballons gelang ihm<br />

gut.<br />

Bei feinmotorischen Bewegungsabläufen war er sehr bemüht, es gut zu machen. Er hatte<br />

Probleme in der Strichführung <strong>und</strong> verkrampfte sich teilweise sehr stark.<br />

Umgang mit Menschen:<br />

N. nahm selten Rücksicht auf seine Spielkameraden (Vordrängeln in der Warteschlange/<br />

Absichtliches Umkippen der Matte, damit keine anderen Kinder hinaufklettern konnten)<br />

<strong>und</strong> konnte nur schlecht auf Kompromisse eingehen. N. spielte sehr oft mit M.P., da sie<br />

die einzigen Erstklässler der Gruppe waren.<br />

Anderes:<br />

N. zeigte sich sehr sprachgewandt. Er erklärte Sachverhalte mit ausgewählten Worten.<br />

6.4.2. Hypothesen <strong>und</strong> Empfehlungen zu den gemachten Beobachtungen<br />

G.C.<br />

Für G. scheint Psychomotoriktherapie in der Kleingruppe sinnvoll. Es wäre ein gutes<br />

Übungsfeld, um ihm in den zwischenmenschlichen Schwierigkeiten zu helfen. G. könnte<br />

lernen kooperativ zu sein <strong>und</strong> seine guten Ideen auf eine konstruktive Art <strong>und</strong> Weise<br />

einzubringen.<br />

Seine Stärke sind die Fröhlichkeit <strong>und</strong> die Offenheit gegenüber Neuem.<br />

E.B.<br />

Die grosse Kommunikationsbereitschaft <strong>und</strong> ihre Offenheit sind Stärken von E.. Wir<br />

denken, dass sie dies in einer Gruppenförderung gut einbringen könnte. Zudem könnte<br />

sie im Bereich Grobmotorik durch die Imitation der Anderen ihre Erfahrungen vermehren.<br />

83


Psychomotorische Gruppenförderung für Kinder auf der PMT-Warteliste<br />

R.G.<br />

Für R. wäre es hilfreich, wenn sie weiterhin die Gruppenförderung besuchen könnte. So<br />

würde sie von anderen Kindern profitieren, sich weiter an Unbekanntes heranwagen <strong>und</strong><br />

neue Erfahrungen machen. Ihre Stärken sind die Sorgfalt <strong>und</strong> Genauigkeit in der<br />

Grafomotorik.<br />

M.P.<br />

Für M. scheint die Massnahme der Gruppenförderung sinnvoll zu sein. Er ist während<br />

unserem Projekt stark aufgeblüht <strong>und</strong> hat viel Neues entdeckt <strong>und</strong> ausprobiert. Wir<br />

glauben auch, dass er in diesem Setting am Umgang mit Gleichaltrigen arbeiten kann, da<br />

er im kognitiven <strong>und</strong> verbalen Bereich Stärken zeigt.<br />

D.P.<br />

D. schien in unseren Augen eine wenig ausgeprägte Spielkultur zu haben. D. zeigte wohl<br />

eine grosse Bewegungs- <strong>und</strong> Spielfreude, hatte aber Mühe mit der Handlungsplanung<br />

<strong>und</strong> verlor sein Spielziel immer wieder aus den Augen. D. hatte ausserdem Mühe, sich an<br />

Regeln zu halten <strong>und</strong> zeigte uns sowie den anderen Kindern gegenüber wenig Respekt.<br />

Aus diesem Gr<strong>und</strong> würden wir für D. als erstes eine Einzeltherapie empfehlen <strong>und</strong><br />

anschliessend eine Therapie in der Kleingruppe, damit er auch an seinen<br />

Verhaltensformen mit Gleichaltrigen arbeiten kann.<br />

M.R.<br />

Das Beobachten der anderen Kinder ermutige M. offensichtlich auch Unbekanntes <strong>und</strong><br />

Neues auszuprobieren. Deshalb würde ihm die Gruppenförderung weiterhin gut tun. M.<br />

könnte somit auch lernen, sich zu öffnen <strong>und</strong> seine Ideen <strong>und</strong> Wünsche zu äussern. Es ist<br />

seine Stärke, dass er sich gerne bewegt.<br />

84


Psychomotorische Gruppenförderung für Kinder auf der PMT-Warteliste<br />

M.S.<br />

Durch das Beobachten der anderen Kinder liess sich M. offensichtlich ermutigen, Neues<br />

auszuprobieren. Aufgr<strong>und</strong> seiner erheblichen Aufmerksamkeits- <strong>und</strong><br />

Konzentrationsschwierigkeiten würden wir ihm aber eher Psychomotoriktherapie in der<br />

Kleingruppe empfehlen, da er in der grossen Gruppe schnell den Überblick verliert <strong>und</strong><br />

sichtlich überfordert ist.<br />

B.S.<br />

B. beobachtete sehr gut, was ihr ermöglichte ihren Platz in der Gruppe zu finden <strong>und</strong> Mut<br />

für neue Tätigkeiten aufzubringen. Ausserdem schien sie ihre Erfahrungen im<br />

motorischen Bereich durch Imitation der anderen Kinder zu erweitern. Die<br />

Gruppenförderung scheint uns eine angemessene Massnahme für sie zu sein. Lediglich<br />

aufgr<strong>und</strong> der Schwächen im grafomotorischen Bereich würden wir für B. eine Therapie in<br />

der Kleingruppe ins Auge fassen.<br />

N.S.<br />

Seine Schwierigkeiten sich zurückzuhalten <strong>und</strong> seine Rücksichtslosigkeit gegenüber<br />

Anderen nahmen wir nicht als absichtliche Bosheiten wahr, sondern vielmehr als N.‘s<br />

Versuch, die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Er scheint ein sehr tiefes<br />

Selbstwertgefühl zu haben <strong>und</strong> versucht dies durch clowneskes Verhalten zu überspielen.<br />

Ausserdem weist er für einen Erstklässler noch grosse grafomotorische Schwierigkeiten<br />

auf, welche im Setting der Gruppenförderung nicht präzise genug angegangen werden<br />

können. Aufgr<strong>und</strong> des mangelnden Selbstvertrauens <strong>und</strong> der grafomotorischen<br />

Schwierigkeiten empfehlen wir einen schnellen Wechsel in eine Einzel- oder<br />

Kleingruppentherapie.<br />

85


Psychomotorische Gruppenförderung für Kinder auf der PMT-Warteliste<br />

6.4.3. Qualitative Auswertung<br />

6.4.3.1. Fragebogen für die Kinder<br />

Ich habe mich auf die Psychomotorik-Förderst<strong>und</strong>e am Freitag gefreut.<br />

4 Mal JA<br />

4 Mal NEIN (3 Mädchen, 1 Knabe)<br />

Der Älteste der Gruppe meinte er hätte sich manchmal auf die St<strong>und</strong>e gefreut <strong>und</strong><br />

manchmal auch nicht.<br />

Mir haben die Psychomotorik-Förderst<strong>und</strong>en Spass gemacht.<br />

4 Mal JA<br />

3 Mal NEIN (Mädchen)<br />

Zwei der Knaben (darunter der Älteste) haben geäussert, dass ihnen die St<strong>und</strong>en<br />

manchmal Spass bereitet haben <strong>und</strong> manchmal eben nicht.<br />

Ich habe mich nach der Psychomotorik-Förderst<strong>und</strong>e so gefühlt:<br />

4 Mal GUT GEFÜHLT<br />

3 Mal NICHT GUT GEFÜHLT (3 Mädchen)<br />

Zwei Knaben (darunter der Älteste) haben angegeben, dass sie sich manchmal gut <strong>und</strong><br />

manchmal nicht so gut gefühlt haben.<br />

Ich fand das Psychomotorik-Förderprogramm:<br />

5 Mal GUT (1 Mädchen, 4 Knaben)<br />

3 Mal MITTELMÄSSIG (2 Mädchen, 1 Knabe)<br />

1 Mal NICHT GUT<br />

Ich würde gerne wieder an einem Psychomotorik-Förderprogramm teilnehmen.<br />

2 Mal JA<br />

5 Mal NEIN (3 Mädchen, 2 Knaben)<br />

Die zwei ältesten Knaben sind sich nicht sicher, ob sie nochmals teilnehmen würden,<br />

schliessen aber die Möglichkeit nicht aus.<br />

Zeichne was dir am Besten gefallen hat.<br />

Alle neun Kinder haben die „Gletscherspalte“ gezeichnet.<br />

86


Psychomotorische Gruppenförderung für Kinder auf der PMT-Warteliste<br />

Interpretation der Auswertung:<br />

Dieser Kinderfragebogen wird von uns eher als Momentaufnahme betrachtet, da Kinder<br />

oft von dem berichten was sie zuletzt erlebt haben.<br />

Den drei Mädchen scheint das Psychomotorik-Förderprogramm nicht zugesagt zu haben.<br />

Eines der Mädchen gab aber trotzdem an, dass ihr das gesamte Projekt gefallen habe.<br />

Eine mögliche Erklärung für dieses Phänomen könnte die Überzahl an Knaben in der<br />

Gruppe sein, so dass die Mädchen möglicherweise nicht ganz auf ihre Kosten kamen.<br />

Während der Durchführung der Befragung bemerkten wir zudem, dass die Mädchen<br />

Schwierigkeiten hatten sich für eines der Smileys zu entscheiden <strong>und</strong> dann oft einfach bei<br />

der Nachbarin oder dem Nachbarn abgeschrieben haben.<br />

Die Tendenz beim Anderen zu schauen <strong>und</strong> das Gleiche zu schreiben war allgemein sehr<br />

hoch. Nur die zwei ältesten Kinder antworteten differenziert <strong>und</strong> liessen sich nicht von<br />

ihren Kameraden beeinflussen.<br />

Augenfällig ist, dass mehr als die Hälfte der Kinder angab, sich nach der Psychomotorik-<br />

Förderst<strong>und</strong>e jeweils nicht so gut gefühlt zu haben. Eine mögliche Erklärung dafür ist,<br />

dass die Kinder nach der St<strong>und</strong>e sehr müde waren <strong>und</strong> ihnen dieser<br />

Erschöpfungszustand nicht bekam. Denn einige Kinder mussten den einzigen freien<br />

Nachmittag für die Psychomotorik investieren, andere erlebten am Freitag einen<br />

nahtlosen Kindergartentag, welcher sich bis in den Abend hineinzog.<br />

Beim Erstellen der Zeichnung zögerte keines der Kinder. Jedes fing sofort an zu zeichnen<br />

<strong>und</strong> am Ende hatten wir neun verschiedene „Gletscherspalten“-Zeichnungen. Das zeigte<br />

uns die Wichtigkeit, Wünsche der Kinder zu erfragen <strong>und</strong> umzusetzen, damit sie das Spiel<br />

als ihre eigene Kreation wahrnehmen können <strong>und</strong> sich selbstwirksam erleben.<br />

Persönliche Wahrnehmung der Kinder:<br />

Um 14:00 Uhr stürmten die Kinder jeweils in die Turnhalle <strong>und</strong> bek<strong>und</strong>eten ihr Interesse<br />

an den aufgestellten Geräten. Zudem gingen sie im freien Bewegungsteil selbständig <strong>und</strong><br />

mit Freude auf die einzelnen Posten zu. Nie sahen wir ein Kind lustlos oder gelangweilt<br />

herumsitzen. Diese Beobachtungen sind für uns ein Zeichen, dass alle Kinder gerne in die<br />

Förderst<strong>und</strong>en kamen <strong>und</strong> unsere Spielangebote ihren Bedürfnissen entsprachen.<br />

Es war uns klar, dass sich die Kinder am Freitagnachmittag erschöpft fühlten. Doch wir<br />

staunten immer wieder über die Energie, die sie aufbringen konnten. Teilweise äusserten<br />

sie sogar Enttäuschung über das schnelle Enden der St<strong>und</strong>e.<br />

Über die ganze Zeit hinweg gesehen, gab es nebst kleinen Auseinandersetzungen nie<br />

einen Streit unter ihnen. Die St<strong>und</strong>en waren geprägt von einer fröhlichen Stimmung <strong>und</strong><br />

der Bewegungsfreude der Kinder.<br />

87


Psychomotorische Gruppenförderung für Kinder auf der PMT-Warteliste<br />

6.4.3.2. Telefon-Interview mit den Eltern<br />

Nach Beendigung des Projektes (vor den Weihnachtsferien) haben wir mit den beteiligten<br />

Eltern ein Telefon-Interview mit offenen Fragen durchgeführt. Es soll aufgr<strong>und</strong> der<br />

qualitativ ausgerichteten Fragestellung eine diesbezügliche Auswertung ermöglichen.<br />

Acht von neun Elternteilen konnten wir ausführlich interviewen. Bei einem Elternpaar<br />

wurde das Telefon-Interview durch deren Fremdsprachigkeit erschwert.<br />

Uns war es wichtig von den Eltern zu erfahren, wie sie ihr Kind <strong>und</strong> das Projekt erlebt<br />

haben. Die Antworten sollten uns aufzeigen, wie gross die Eltern den Nutzen des<br />

Projektes für ihr Kind einschätzen. Ihre Fremdwahrnehmung bildete die Ergänzung zur<br />

Selbsteinschätzung des Kindes (vgl. Kap. 6.4.3.1., S. 86). Gleichzeitig diente uns dieses<br />

Gespräch dazu, mit den Eltern einen Abschluss des Projektes finden zu können. Im<br />

Weiteren haben wir sie darüber informiert, dass sie ihr Kind zu einer Fortsetzung der<br />

Förderst<strong>und</strong>en nach den Sportferien <strong>2011</strong> anmelden können.<br />

Nachfolgend sind die einzelnen Fragen des Telefon-Interviews aufgeführt. Darauf folgen<br />

die zusammengefassten Antworten der Eltern. Die Namen der interviewten Elternteile<br />

sind anonymisiert.<br />

Fragen:<br />

1. Was ist Ihre Meinung zu den Psychomotorik-Förderst<strong>und</strong>en?<br />

2. Was hat Ihnen das Kind darüber erzählt? Hat sich Ihr Kind auf die St<strong>und</strong>en<br />

gefreut? In welcher Stimmung war Ihr Kind nach den Förderst<strong>und</strong>en?<br />

3. Haben Sie in dieser Zeit Veränderungen bei Ihrem Kind wahrgenommen?<br />

Wenn ja, welche?<br />

4. Wie war für Sie das Verhältnis von Aufwand <strong>und</strong> Ertrag? Hat Sie dieses Projekt<br />

zusätzlich Zeit gekostet?<br />

5. Was möchten Sie noch ergänzen? Haben Sie noch eine Rückmeldung an uns?<br />

6. Haben Sie Interesse an der Weiterführung der Förderst<strong>und</strong>en?<br />

88


Psychomotorische Gruppenförderung für Kinder auf der PMT-Warteliste<br />

Antworten:<br />

Herr B., Vater von E.B.<br />

Herr B. vertrat die Meinung, dass Sport immer gut sei.<br />

E. habe nicht viel erzählt. Die St<strong>und</strong>en haben ihr gefallen <strong>und</strong> sie habe sich jeweils auf<br />

den Freitag gefreut. Er habe bei seiner Tochter keine grossen Veränderungen bemerkt.<br />

Sie sei mutig, was sie jedoch schon immer gewesen sei.<br />

Für ihn bedeutete das Projekt keinen Mehraufwand, da die Babysitterin E. hingebracht<br />

<strong>und</strong> wieder abgeholt habe.<br />

Herr B. erk<strong>und</strong>igte sich, wie wir E. wahrgenommen haben <strong>und</strong> wollte wissen wie er sie im<br />

Alltag fördern kann. Er treibe viel Sport mit E. (z.B. Ski fahren <strong>und</strong> Klettern).<br />

Er zeigte sich interessiert an einer Weiterführung der Förderst<strong>und</strong>en.<br />

Herr G., Vater von R.G.<br />

Herr G. äusserte sich sehr erfreut über das Projekt. Er empfand die Förderst<strong>und</strong>en als<br />

positiv. R. sei zufrieden gewesen <strong>und</strong> habe gerne die St<strong>und</strong>en besucht. Zuhause habe sie<br />

mit Freude davon erzählt. Er habe bei R. keine Veränderungen bezüglich der<br />

psychomotorischen Fähigkeiten wahrgenommen.<br />

Das Projekt war für Herr G. nicht mit einem Mehraufwand verb<strong>und</strong>en; denn R. sei vor <strong>und</strong><br />

nach den St<strong>und</strong>en in der Krippe gewesen <strong>und</strong> hätte jeweils mit E.B. zusammen gehen<br />

können.<br />

Er bedankte sich bei uns für das gesamte Projekt. Es interessierte ihn, wie wir R. erlebt<br />

haben. Gerne wolle er R. auch im Alltag fördern <strong>und</strong> bat um entsprechende Tipps.<br />

An einer Weiterführung der Förderst<strong>und</strong>en zeigte er sich sehr interessiert.<br />

Frau P., Mutter von M.P.<br />

Die lange Therapie-Warteliste in Thalwil stimmte Frau P. nachdenklich. Sie fragte sich,<br />

wieso so viele Kinder auf Psychomotoriktherapie angewiesen sind. Sie sah die Ursachen<br />

im zunehmenden Bewegungsmangel der Kinder <strong>und</strong> in der erhöhten Aufmerksamkeit für<br />

Defizite. Frau P. fand die Gruppengrösse von neun bis zehn Kindern gut. So könnten die<br />

Kinder mehr profitieren als in einem Freizeitangebot.<br />

M. habe das Angebot sehr geliebt. Er habe sich sehr gefreut auf den Freitag <strong>und</strong> hätte<br />

sogar kommen wollen, als er krank war. Auf Nachfrage der Eltern habe er von den<br />

St<strong>und</strong>en erzählt. M. sei am Freitagnachmittag gut gelaunt <strong>und</strong> voller Energie nach Hause<br />

gekommen.<br />

Sie habe festgestellt, dass M. ausgeglichener sei <strong>und</strong> mehr Mut zeige. Er probiere nun<br />

auch Neues aus.<br />

89


Psychomotorische Gruppenförderung für Kinder auf der PMT-Warteliste<br />

Der Freitagnachmittag war für die Familie P. nicht optimal. Es sei der einzig freie<br />

Nachmittag von M. gewesen, den er sonst mit Fre<strong>und</strong>en verbringt. Das Holen <strong>und</strong> Bringen<br />

war für Frau P. umständlich, weil sie noch ein Kleinkind hat. Der Aufwand habe sich<br />

jedoch gelohnt, meinte sie.<br />

Die Mutter von M. wünschte sich eine Rückmeldung über ihren Sohn.<br />

Herr P., Vater von D.P.<br />

Herr P. hat das Projekt sehr gut gef<strong>und</strong>en. D. habe viel erzählt zuhause <strong>und</strong> sich sehr auf<br />

die bevorstehenden St<strong>und</strong>en gefreut.<br />

Einen negativen Nebeneffekt haben die Eltern am Verhalten von D. im Kindergarten<br />

beobachtet. D. <strong>und</strong> N.S. haben sich schon gekannt aus der Kindergartenzeit. D. habe<br />

während der Zeit des Projektes im Kindergarten eine grosse Unruhe (Hyperaktivität,<br />

Reinschwatzen) gezeigt. Die Eltern vermuten, dass D. durch das auffällige Verhalten von<br />

N.S. beeinflusst war.<br />

D. habe sich aber auch positiv verändert durch das Projekt. Er sei sicherer <strong>und</strong> klettere<br />

viel öfters als vorher.<br />

Bezüglich des Aufwandes sei es für sie ein idealer Zeitpunkt gewesen. Beide hätten es<br />

sich gut einrichten können.<br />

Herr P. findet das Projekt positiv. Er habe sich gefreut, dass D. mitmachen konnte. Zudem<br />

sei er interessiert an einer Weiterführung der Förderst<strong>und</strong>en (jedoch nur, wenn N.S. nicht<br />

dabei sei). Es interessierte ihn, wie wir D. wahrgenommen haben.<br />

Frau R., Mutter von M.R.<br />

Frau R. konnte nicht viel über die Beurteilung des Projektes sagen, da M. nichts erzählt<br />

habe zuhause. Er sei gerne gekommen <strong>und</strong> zufrieden als auch begeistert gewesen.<br />

Die Mutter staunte über die Entwicklung ihres Sohnes. Er sei mutiger geworden (macht<br />

Purzelbäume, traut sich herunterzuspringen).<br />

Das Bringen <strong>und</strong> Abholen ihres Sohnes war für sie kein Mehraufwand, denn sie konnte es<br />

mit dem Einkauf verbinden. Nur einmal habe es eine Terminkollision gegeben.<br />

Frau R. ist interessiert an der Weiterführung des Projektes.<br />

Herr S., Vater von M.S.<br />

Herr S. fand die Förderst<strong>und</strong>en super.<br />

M. habe sich sehr auf die St<strong>und</strong>en gefreut. Er habe zuhause auf Nachfrage der Eltern<br />

davon erzählt. M. sei jeweils am Freitagabend sehr müde gewesen <strong>und</strong> habe gut<br />

geschlafen.<br />

90


Psychomotorische Gruppenförderung für Kinder auf der PMT-Warteliste<br />

Der Vater hat bei M. Veränderungen wahrgenommen. M. habe weniger Angst vor<br />

Unbekanntem <strong>und</strong> würde im Alltag Neues ausprobieren. Zudem sei er ruhiger <strong>und</strong><br />

ausgeglichener als vorher.<br />

Für Herrn S. bedeutete das Projekt keinen zusätzlichen Aufwand, ausser dem Screening.<br />

Doch habe er im Voraus gewusst, dass dieses zeitaufwendig werden würde.<br />

Er bedankte sich, dass wir M. von der Krippe abgeholt <strong>und</strong> wieder zurückgebracht haben.<br />

An einer Weiterführung der Förderst<strong>und</strong>en ist er sehr interessiert.<br />

Frau S., Mutter von B.S.<br />

B. sei während dem Projekt sehr zufrieden gewesen <strong>und</strong> habe sich stets auf die<br />

Förderst<strong>und</strong>en gefreut. Sie hätte viel Spass gehabt dabei <strong>und</strong> jeweils gefragt: „Wann ist<br />

Freitag?“. Zuhause habe B. von den St<strong>und</strong>en erzählt. Am Freitagabend sei sie immer sehr<br />

müde gewesen. Dies läge sicherlich daran, dass sie diesen Tag sowohl im Kindergarten<br />

<strong>und</strong> der Krippe als auch in der Förderst<strong>und</strong>e verbrachte.<br />

Frau S. zeigte sich positiv überrascht vom veränderten Verhalten ihrer Tochter. Obwohl<br />

sie B. stets als scheu wahrnehme, habe sich B. Fremden anvertraut, sei zufrieden<br />

gewesen <strong>und</strong> habe Mut bewiesen. Dies war für die Mutter eine neue Erfahrung. Es sei ein<br />

Zeichen, dass es B. bei uns gefallen habe.<br />

Das Projekt habe für sie keinen zusätzlichen Aufwand bedeutet, da wir B. in der Krippe<br />

abholten <strong>und</strong> wieder zurück gebracht haben. So hätten wir ihr die Teilnahme ermöglicht;<br />

wofür Frau S. sehr dankbar war.<br />

Sie habe sich gefreut, weil B. sehr auf die Förderst<strong>und</strong>en angesprochen habe.<br />

Frau S., Mutter von N.S.<br />

N. sei gr<strong>und</strong>sätzlich gerne in die Förderst<strong>und</strong>en gekommen. Sie hat bei ihm jedoch<br />

gemischte Gefühle wahrgenommen. Frau S. vermutet, dass er gelangweilt gewesen sein<br />

könnte. Dies, weil er der einzige (<strong>und</strong> ein spät eingeschulter) Erstklässler in der Gruppe<br />

war. N. sei gut gelaunt nach Hause gekommen, wenn es ihm gefallen hat. Sie hat keine<br />

Veränderungen bei N. wahrgenommen.<br />

Das Projekt habe für sie keinen zusätzlichen Aufwand bedeutet. Weil N. in der Nähe der<br />

Turnhalle wohnt, sei er jeweils selbständig gekommen. Frau S. war froh um die<br />

Förderst<strong>und</strong>en, weil N. nun schon seit einem Jahr auf der Therapie-Warteliste ist. Ob sie<br />

ihn zu einer Fortsetzung der Förderst<strong>und</strong>en anmelde, wisse sie noch nicht.<br />

91


Diskussion<br />

7. Diskussion<br />

7.1. Zusammenfassung der Erkenntnisse zur Gestaltung einer<br />

psychomotorischen Gruppenförderung<br />

Dieses Unterkapitel stellt unser Fazit bezüglich der Gestaltung unserer<br />

psychomotorischen Gruppenförderung dar. Es besteht hierbei nicht der Anspruch eines<br />

allgemeingültigen Gestaltungsrezeptes, sondern soll lediglich unsere Umsetzungsform<br />

psychomotorischer Gruppenförderung aufzeigen <strong>und</strong> begründen.<br />

7.1.1. Beantwortung der ersten Forschungsfrage<br />

Die erste Forschungsfrage lautete:<br />

Wie muss ein psychomotorisches Überbrückungsangebot im Sinne einer<br />

Gruppenförderung für Kinder auf der PMT-Warteliste im Alter von 6 bis 7 Jahren<br />

aufgebaut sein, so dass unterschiedliche psychomotorische Förderbereiche<br />

angesprochen werden <strong>und</strong> eine Individualisierung möglich ist?<br />

Sowohl der Einbezug Andrea Aegerters Resultate der fünf abgeklärten Kinder, als auch<br />

die Ergebnisse aus dem psychomotorischen Screening der anderen vier Kinder führten<br />

uns zur Auswahl gezielter psychomotorischer Förderbereiche.<br />

Durch das gewählte Screeningverfahren beschränkten wir uns dabei auf die drei<br />

Lebensbereiche des SSGs „Umgang mit Anforderungen“, „Bewegung <strong>und</strong> Mobilität“ <strong>und</strong><br />

„Umgang mit Menschen“. Dies ermöglichte uns eine Reduzierung der Förderbereiche <strong>und</strong><br />

somit eine Fokussierung auf individuelle Förderziele der Kinder.<br />

Das Konzept von Renate Zimmer half uns bei der Auswahl der Angebote unserer<br />

Förderst<strong>und</strong>en. Die entdeckten Parallelen zwischen den psychomotorischen<br />

Förderschwerpunkten Renate Zimmers <strong>und</strong> den von uns gewählten Förderzielen waren<br />

der ausschlaggebende Gr<strong>und</strong> für die Verwendung ihrer Spielideen. Ebenfalls hilfreich war<br />

die offene St<strong>und</strong>enstruktur ihres Konzeptes, welche uns Raum für viele<br />

Gestaltungsmöglichkeiten bot. Die ausgewählten Spielideen in Form offener Angebote<br />

ermöglichten den Kindern eine gezielte Auseinandersetzung mit ihren persönlichen<br />

Förderzielen <strong>und</strong> führten zu individuellen <strong>und</strong> für uns beobachtbaren Fortschritten in ihrer<br />

Entwicklung. Die gewählte Gruppengrösse erleichterte uns die individuelle Beobachtung<br />

<strong>und</strong> Unterstützung der einzelnen Kinder.<br />

92


Diskussion<br />

7.1.2. Beantwortung der zweiten Forschungsfrage<br />

Die zweite Forschungsfrage lautete:<br />

Wie muss ein psychomotorisches Überbrückungsangebot im Sinne einer<br />

Gruppenförderung für Kinder auf der PMT-Warteliste im Alter von 6 bis 7 Jahren<br />

aufgebaut sein, um eine Weiterführung des Projektes durch StudentInnen der HfH zu<br />

gewährleisten?<br />

Die psychomotorische Vorabklärung von Prof. Dr. Martin Vetter <strong>und</strong> der Dipl. Päd.<br />

Karoline Sammann stellt ein umfassendes Screeningverfahren dar, welches jedoch einen<br />

zeitlich geringeren Aufwand generiert. Das Screening erfordert lediglich die<br />

Auseinandersetzung mit den ausgewählten, normierten Subtests. Dabei besteht kein<br />

Anspruch, die gesamten Tests zu kennen oder bereits angewendet zu haben.<br />

Die Übernahme des Konzeptes von Renate Zimmer als Vorlage für die St<strong>und</strong>engestaltung<br />

bewährt sich aus mehreren Gründen; simples Gr<strong>und</strong>gerüst für den St<strong>und</strong>enaufbau,<br />

Angebot bewährter Spiel- <strong>und</strong> Umsetzungsideen, Spielraum für den Einbezug eigener<br />

Spielideen oder zusätzlicher Förderbereiche (z.B. Grafomotorik), detaillierte Aufstellung<br />

der Haltung <strong>und</strong> Rolle der Betreuungspersonen.<br />

Die Auswahl der drei Lebensbereiche des SSGs „Umgang mit Anforderungen“,<br />

„Bewegung <strong>und</strong> Mobilität“ <strong>und</strong> „Umgang mit Menschen“ als Beobachtungsbereiche<br />

ermöglicht eine Fokussierung <strong>und</strong> Einordnung der gemachten Beobachtungen.<br />

Für die Gewährleistung der Weiterführung unseres Projektes durch jüngere Semester von<br />

Psychomotorikstudierenden erachten wir folgende Kriterien für wichtig:<br />

- die Auswahl eines übersichtlichen Screeningverfahrens<br />

- ein einfaches, offen gestaltetes Konzept<br />

- ein gut anwendbares Beobachtungsraster.<br />

Es ermöglicht PsychomotorikstudentInnen auch mit noch wenig Praxis- oder<br />

Berufserfahrung das Projekt in unserem Sinne weiterzuführen.<br />

93


Diskussion<br />

7.2. Persönlicher Prozess, Reflexion <strong>und</strong> Schlussfolgerungen<br />

Persönlicher Prozess:<br />

Die Resonanz von PsychomotoriktherapeutInnen bezüglich der beschriebenen<br />

Problemstellung hat uns dazu bewogen, ein handfestes Projekt zu gestalten <strong>und</strong><br />

durchzuführen.<br />

Die Auseinandersetzung mit der Projektplanung hat uns gezeigt, dass die Betrachtung<br />

mehrerer Teilbereiche notwendig ist. Sowohl ein gr<strong>und</strong>legendes Konzept, als auch ein<br />

Screening- <strong>und</strong> Beobachtungsverfahren empfanden wir als wichtige Bestandteile für eben<br />

diese Planung. Die Vertiefung der Bereiche anhand bestehender Literatur war sehr<br />

interessant, bereichernd <strong>und</strong> hat unserem Projekt eine wichtige Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Ausgangslage<br />

gegeben.<br />

Wenn es im Rahmen der Bachelor-These möglich gewesen wäre, hätten wir gerne mehr<br />

Zeit für die Durchführung unseres Projektes verwendet. Durch die eingeschränkten<br />

zeitlichen Ressourcen konnten wir nur acht Förderst<strong>und</strong>en einplanen <strong>und</strong> so lediglich<br />

Forschungsfragen zu der Gestaltung einer psychomotorischen Förderung formulieren <strong>und</strong><br />

in der Umsetzbarkeit auswerten. Trotzdem beobachteten wir bei der Mehrheit der Kinder<br />

selbst in dieser kurzen Zeitspanne Fortschritte in ihrer individuellen Entwicklung. Dieser<br />

positive Effekt war für uns ein zusätzlicher Ansporn ein Nachfolgeangebot zu<br />

gewährleisten.<br />

Es ist uns zudem ein besonderes Anliegen im Rahmen einer anknüpfenden Bachelor-<br />

These unser Projekt auf seine Wirksamkeit zu evaluieren. Da die Weiterführung eine<br />

Mindestdauer von einem halben Jahr beinhaltet, sind wir der Überzeugung, dass sich bei<br />

einzelnen Kindern deutliche Fortschritte zeigen werden. Die Erfahrungsdokumentationen<br />

aus bestehenden Gruppenförderangeboten untermauern diese These zusätzlich, indem<br />

sie von Kindern berichten, welche aufgr<strong>und</strong> der Förderung keine Therapie mehr<br />

benötigen. Dieses Szenario steht uns visionär vor Augen!<br />

Reflexion:<br />

Kritisch möchten wir anmerken, dass das Einbeziehen der Eltern gegen Ende des<br />

Projektes zu kurz gekommen ist. Anhand der Elternrückmeldungen wurde uns bewusst,<br />

dass die Eltern bei Projektschluss über die Fortschritte ihres Kindes hätten informiert<br />

werden sollen. Bei der Weiterführung muss daher unbedingt darauf geachtet werden,<br />

dass die Angaben über die Beobachtungen der Kinder den Weg zu Andrea Aegerter<br />

finden, damit diese im Rahmen eines SSGs einbezogen werden können. Dies wird somit<br />

eine weitere wichtige Aufgabe der PsychomotorikstudentInnen sein.<br />

94


Diskussion<br />

Schlussfolgerungen:<br />

Bei der spannenden <strong>und</strong> harmonischen Arbeit im Zweierteam konnten wir voneinander<br />

profitieren <strong>und</strong> unsere Ressourcen ergänzten sich gut. Der gegenseitige Austausch war<br />

sehr wichtig als auch hilfreich <strong>und</strong> gab uns Hinweise zur Umstrukturierung der St<strong>und</strong>en.<br />

Die tatkräftige Unterstützung von Andrea Aegerter war dabei unentbehrlich <strong>und</strong> wir<br />

danken nochmals dafür.<br />

Am Schluss steht das Gefühl, vieles gelernt zu haben sowie das Wissen, eine sehr<br />

wichtige Problematik aufgegriffen <strong>und</strong> eine mögliche Lösung dafür kreiert zu haben.<br />

95


Diskussion<br />

7.3. Ausblick: Weiterführung des Projektes als praktische Eigenleistung<br />

Den PsychomotorikstudentInnen empfehlen wir folgende Kapitel unserer Arbeit zu lesen:<br />

� 3.2.4. Theorie <strong>und</strong> Praxis psychomotorischer Förderung nach Renate Zimmer<br />

� 3.3. Entwurf des Projekt-Konzeptes<br />

� 4.2. Die zehn Kategorien vom SSG zu „Aktivitäten <strong>und</strong> Partizipation“ (nur die<br />

Bereiche „Umgang mit Anforderungen“, „Bewegung <strong>und</strong> Mobilität“ <strong>und</strong> „Umgang<br />

mit Menschen“)<br />

� 4.3. Auswahl von drei Lebensbereichen als Anhaltspunkt für unsere<br />

Beobachtungen<br />

� 5.1. Beschreibung der psychomotorischen Vorabklärung von Prof. Dr. Martin<br />

Vetter <strong>und</strong> der Dipl. Päd. Karoline Sammann (Vetter & Sammann, 2009).<br />

� 6.2. Umsetzung der Projektidee<br />

� 6.3. Projektverlauf (fakultativ)<br />

� 6.4.1 Beobachtungen zu den Kindern<br />

� 6.4.2. Hypothesen <strong>und</strong> Empfehlungen zu den gemachten Beobachtungen<br />

� 7.2. Persönlicher Prozess, Reflexion <strong>und</strong> Schlussfolgerungen<br />

Ausserdem legen wir ihnen ans Herz, die Anwendung eigener Spielideen nicht zu<br />

scheuen <strong>und</strong> sich mit Literatur zu psychomotorischen Angeboten auseinanderzusetzen.<br />

Wichtig ist uns dabei ausschliesslich, dass die angebotenen Spiele durchdacht <strong>und</strong> mit<br />

einem klaren Förderziel verknüpft sind. Es empfiehlt sich, die Posten immer selber kurz<br />

auszuprobieren.<br />

Empfehlenswert ist auch die Anschaffung einer Trillerpfeife <strong>und</strong> einer „Grafomaterialbox“.<br />

Darin sollten sich folgende Materialien befinden: Blei- <strong>und</strong> Farbstifte (von Vorteil GRIP<br />

Stifte von Faber Castell, dreieckige Form), Neocolor, Schreibunterlagen (rutschfest) <strong>und</strong><br />

Klebeband. Das Sponsoring dieser Materialien sollte unserer Meinung nach das<br />

Schulhaus Sonnenberg in Thalwil übernehmen. Andrea Aegerter kann hierfür als<br />

Vermittlerin angefragt werden.<br />

An der Hochschule für Heilpädagogik wird ein Ordner zur Verfügung stehen, welcher<br />

sowohl die St<strong>und</strong>enbilder (inkl. Vorlagen der Grafomotorikarbeitsblätter) aus unserer<br />

Arbeit als auch die laminierten Regelkarten <strong>und</strong> das laminierte Garderobenschild<br />

beinhaltet. Dieser Ordner wird von Myrtha Häusler verwaltet.<br />

96


Diskussion<br />

An der Psychomotorik-Stelle in Thalwil wird ein Ordner zu Verfügung stehen, welcher<br />

sowohl die Resultate des psychomotorischen Screenings inkl. dazugehörenden<br />

Förderzielen (vier Kinder), die Förderziele aus der Abklärung (fünf Kinder) als auch die<br />

abschliessenden Beobachtungszusammenfassungen beinhaltet. Dieser Ordner wird von<br />

Andrea Aegerter verwaltet.<br />

Die Aufgabe der PsychomotorikstudentInnen umfasst folgende Punkte:<br />

� Schriftliches Festhalten der Förderziele aus der Abklärung bei Kindern, die neu in<br />

die Gruppe treten.<br />

� Ausführung des psychomotorischen Screeningverfahrens bei Kindern, die neu in<br />

die Gruppe eintreten <strong>und</strong> noch nicht von Andrea Aegerter abgeklärt worden sind.<br />

� Schriftliches Festhalten der Screeningresultate inkl. dazugehörender Förderziele.<br />

� Schriftliches Festhalten der Beobachtungen zu den Kindern.<br />

� Schriftliches Festhalten der Hypothesen <strong>und</strong> Empfehlungen zu den gemachten<br />

Beobachtungen.<br />

→ Diese Dokumente werden alle im Ordner an der Psychomotorik-Stelle Thalwil<br />

abgelegt. Aus Datenschutzgründen ist dies sehr wichtig!<br />

� Schriftliches Festhalten der St<strong>und</strong>enbilder (inkl. Vorlagen der<br />

Grafomotorikarbeitsblätter).<br />

→ Diese Dokumente werden im Ordner an der Hochschule für Heilpädagogik<br />

abgelegt.<br />

Die Vorlagen für die schriftlichen Arbeiten werden wir in digitaler Form auf einer CD<br />

speichern <strong>und</strong> diese ebenfalls im Ordner der Hochschule für Heilpädagogik aufbewahren.<br />

97


Literaturverzeichnis<br />

8. Literaturverzeichnis<br />

Asendorpf, J. B. & Aken, M. A. G. v. (1993). Self-Perception Profile for Children –<br />

deutsche Fassung (SPPC-D). Berlin: Humboldt Universität, Institut für Psychologie.<br />

ASTP Schweizerischer Verband der Psychomotoriktherapeutinnen <strong>und</strong> -therapeuten<br />

(2010). Berufsbild. Internet: http://www.astp.ch/berufsverband/dokumente-pdf/<br />

[10.02.<strong>2011</strong>].<br />

Bildungsdirektion Kanton Zürich, Volksschulamt (Hrsg.) (2007). Angebote für<br />

Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler mit besonderen pädagogischen Bedürfnissen.<br />

Psychomotorische Therapie (1. Auflage). Zürich: Lehrmittelverlag des Kantons<br />

Zürich.<br />

Dahinden, R. & Blos, K. (2010). Psychomotorik in der Grossgruppe. Schweizerische<br />

Zeitschrift für Heilpädagogik, Jg. 16, 7-8/10, 40-45.<br />

Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation <strong>und</strong> Information, DIMDI, WHO-<br />

Kooperationszentrum für das System Internationaler Klassifikationen (Hrsg.).<br />

(2005). ICF. Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung <strong>und</strong><br />

Ges<strong>und</strong>heit. Internet:<br />

http://www.dimdi.de/dynamic/de/klassi/downloadcenter/icf/endfassung/icf_endfassu<br />

ng-2005-10-01.pdf [08.01.<strong>2011</strong>].<br />

Hollenweger, J. & Lienhard, P. (2008). Schulische Standortgespräche. Ein Verfahren zur<br />

Förderplanung <strong>und</strong> Zuweisung von sonderpädagogischen Massnahmen (4.<br />

Ausgabe, unverändert). Zürich: Lehrmittelverlag der Kantons Zürich.<br />

Horst, R. (1986). Graphomotorische Testbatterie. Weinheim: Beltz.<br />

Jucker, D. (2010). Vernetzung zwischen Prävention, Förderung <strong>und</strong> Therapie.<br />

Unveröffentlichtes Skript, Hochschule für Heilpädagogik, Zürich.<br />

Passolt, M. & Pinter-Theiss, V. (2006). Ich habe eine Idee…. Psychomotorische Praxis<br />

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Entwicklungspsychologie <strong>und</strong> Pädagogische Psychologie 37, 194-204.<br />

Seiffert, E. & Wendler, M. (1995). Kinder mit Lese- <strong>und</strong> Schreiblernschwierigkeiten: Zum<br />

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SVSS Schweizerischer Verband für Sport in der Schule (Hrsg.). (2006). „Mut tut gut!“.<br />

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Wendler, M. (2001). Diagnostik <strong>und</strong> Förderung der Grafomotorik. Konzeptionelle<br />

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psychomotorischen Förderung von Kindern (2. Auflage der vollständig<br />

überarbeiteten Neuausgabe, 9. Gesamtauflage). Freiburg im Breisgau: Verlag<br />

Herder.<br />

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Literaturverzeichnis<br />

Bilder:<br />

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http://gallery.marcostolze.de/v/stop.jpg.html [15.02.<strong>2011</strong>].<br />

Happy Toys (2010). Trinkglas "Biene Maja". Internet:<br />

http://www.happytoys.de/ShowDetailPage-cf1-ti6-ii150103-<br />

Trinkglas_Biene_Maja.html%3Bjsessionid=11F81150DA01BAB2FB6931205FBB3F<br />

4E [15.02.<strong>2011</strong>].<br />

INlife (2008). Müde. Internet:<br />

http://www.inlife.de/blog/search/lecker+wecker [15.02.<strong>2011</strong>].<br />

Judogemeinschaft Dortm<strong>und</strong> (<strong>2011</strong>). Fre<strong>und</strong>schaft. Internet:<br />

http://www.judogemeinschaft-dortm<strong>und</strong>.de/html/judo-werte.html [15.02.<strong>2011</strong>].<br />

Piranha Windsurfing Club (2009). WC. Internet:<br />

http://www.piranha-surf.ch/?p=810 [15.02.<strong>2011</strong>].<br />

Preisroboter (<strong>2011</strong>). Softblocks Jumbo. Internet:<br />

http://www.preisroboter.de/ergebnis3123996.html [15.02.<strong>2011</strong>].<br />

Psychomotorik-Therapie (2009). Informationsbroschüre für Eltern <strong>und</strong> Lehrpersonen.<br />

Internet: http://www.psychomotorik-therapie.ch/de/text/PMEntwicklung.pdf<br />

[15.02.<strong>2011</strong>].<br />

100


Literaturverzeichnis<br />

Abbildungsverzeichnis<br />

Abbildung 1: Wartezeiten eines Kindes auf der Psychomotoriktherapie-Warteliste 6<br />

Abbildung 2: Das Angebot der psychomotorischen Therapie: Interventionsformen 15<br />

Abbildung 3: STEP – St<strong>und</strong>enentwicklung im Prozess 18<br />

Abbildung 4: Wechselwirkungen zwischen den Komponenten der ICF 33<br />

Abbildung 5: Bewegungsbaustelle, 7. Förderst<strong>und</strong>e (10.12.2010) 55<br />

Abbildung 6: Grafomotorische Sequenz 55<br />

101


Literaturverzeichnis<br />

Tabellenverzeichnis<br />

Tabelle 1: Abgeleitete Förderbereiche <strong>und</strong> -themen aus der psychomotorischen Abklärung<br />

von Andrea Aegerter 45<br />

Tabelle 2: Anmeldungsgründe für die Psychomotoriktherapie von Kindergärtnerinnen <strong>und</strong><br />

Lehrpersonen 46<br />

Tabelle 3: Resultate aus dem Screening mit M.R. 48<br />

Tabelle 4: Resultate aus dem Screening mit M.S. 48<br />

Tabelle 5: Resultate aus dem Screening mit B.S. 48<br />

Tabelle 6: Resultate aus dem Screening mit N.S. 48<br />

Tabelle 7: Resultate aus dem GMK, Schwierigkeiten von M.R. im Bereich Grafomotorik 49<br />

Tabelle 8: Resultate aus dem GMK, Schwierigkeiten von M.S. im Bereich Grafomotorik 49<br />

Tabelle 9: Resultate aus dem GMK, Schwierigkeiten von B.S. im Bereich Grafomotorik 50<br />

Tabelle 10: Resultate aus dem GMK, Schwierigkeiten von N.S. im Bereich Grafomotorik<br />

Tabelle 11: Zusammenfassende Förderschwerpunkte für die einzelnen Kinder 51<br />

Tabelle 12: 1. Förderst<strong>und</strong>e 57<br />

Tabelle 13: 2. Förderst<strong>und</strong>e 59<br />

Tabelle 14: 3. Förderst<strong>und</strong>e 61<br />

Tabelle 15: 4. Förderst<strong>und</strong>e 63<br />

Tabelle 16: 5. Förderst<strong>und</strong>e 65<br />

Tabelle 17: 6. Förderst<strong>und</strong>e 67<br />

Tabelle 18: 7. Förderst<strong>und</strong>e 69<br />

Tabelle 19: 8. Förderst<strong>und</strong>e 71<br />

50<br />

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