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Christel Kumbruck - artec - Universität Bremen

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tern sähen den Mittelpunkt ihres Lebens außerhalb des Krankenhauses und seien deshalb<br />

„nicht zu der Ganzhingabe imstande [...], die der pflegerische Beruf auf die Dauer fordert<br />

und die allein den Patienten nützen kann“ (zit. in Kreutzer 2004, 197).<br />

27<br />

Inzwischen ist der Pflegeberuf bezüglich der Arbeitsrechte vergleichbar anderen „normalen“<br />

Berufen. In der Praxis weht das Verständnis des Liebensdienstes vielfach nach. Bei Kreutzer<br />

wird ja das Arbeitsethos der Schwestern als Ausdruck ihres tiefsitzenden Verständnisses ihrer<br />

Pflegetätigkeit als Liebensdienst skizziert. Nur durch Abstreifen desselben und durch Etablierung<br />

eines Verständnisses von Pflege als normalem Beruf mit normalen Arbeitsbedingungen<br />

kämen sie aus der Falle der Ausnutzbarkeit heraus. Auch Sieger sieht die Gefahr der Ausnutzung<br />

von Frauen in sozialpflegerischen Berufen im Namen der Nächstenliebe bis heute ungebrochen:<br />

„Insbesondere in den Betrieben des Gesundheits- und Sozialwesens verwerten die Träger mit großer Selbstverständlichkeit<br />

diese erworbenen fraulichen Fähigkeiten, ohne sie als Arbeitsleistung entsprechend finanziell zu<br />

würdigen.“ (Sieger 2005, 202)<br />

Ingrid Lukatis (1995) beschreibt in ihrem Beitrag „Frauen in der Diakonie heute“ die Implikationen<br />

der Rolle der Schwestern für die heutige Diakonie:<br />

„Diakonische Arbeit wurde zu einem sehr erheblichen Teil von Frauen geleistet. Damit eröffneten sich Frauen<br />

einerseits neue Lebensräume und Handlungsfelder; andererseits erfuhren sie durch deren konkrete Ausgestaltung<br />

fortgesetzt Festlegung, Begrenzung und Unterordnung. In dieser Entwicklung sind Grundkonflikte<br />

auch heutiger Diakonie bereits erkennbar: Sie betreffen das Frauenbild ebenso wie das politische Selbstverständnis<br />

dieser Arbeit.“ (Lukatis 1995, 9f.)<br />

Damit ist eine wesentliche Konfliktlinie auf den Punkt gebracht, die die protestantischen<br />

Schwesternschaften von Beginn an prägt.

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