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Wirtschafts-, Energie- und Stoffkreisläufe in säkularer Perspektive ...

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<strong>Wirtschafts</strong>-, <strong>Energie</strong>- <strong>und</strong> <strong>Stoffkreisläufe</strong> <strong>in</strong> <strong>säkularer</strong> <strong>Perspektive</strong>:<br />

Von der thermodynamischen Entzauberung der Welt zur<br />

recycl<strong>in</strong>gorientierten Wachstumsgesellschaft<br />

Hans Dieter Hellige<br />

Erschienen <strong>in</strong>: Gangolf Hüb<strong>in</strong>ger, Jürgen Osterhammel, Erich Pelzer (Hrsg.), Universal-<br />

geschichte <strong>und</strong> Nationalgeschichten, Freiburg 1994, S. 291-315<br />

Die jetzt vieldiskutierten Ansätze für e<strong>in</strong> recycl<strong>in</strong>gorientiertes Wirtschaften s<strong>in</strong>d weder<br />

e<strong>in</strong>e Erf<strong>in</strong>dung der jüngsten Zeit noch Ergebnis e<strong>in</strong>es kont<strong>in</strong>uierlichen, kumulativen<br />

Lernprozesses. Der folgende Beitrag schildert die im wesentlichen engpaß- <strong>und</strong> krisen-<br />

gesteuerten Wellen der Aufmerksamkeit der Technisch-wissenschaftlichen Intelligenz für<br />

energetische, materialschonende <strong>und</strong> ökologische Gestaltungspr<strong>in</strong>zipien. Die säkulare<br />

Langzeitperspektive soll dabei, wie es Ernst Schul<strong>in</strong> von e<strong>in</strong>er "gegenwartsrelativieren-<br />

den Geschichtswissenschaft" immer gefordert hat, als "kritisches Korrektiv" des ahistori-<br />

schen Alltagsbewußtse<strong>in</strong>s dienen, <strong>in</strong>dem sie schleichenden Wertwandel <strong>und</strong> Verdrän-<br />

gungsprozesse sowie Fixierungen von Problemlösungshorizonten klarer herausarbeitet,<br />

als es die gegenwartsorientierten Sozialwissenschaften vermögen. 1<br />

DIE ENTDECKUNG DER ENDLICHKEIT VON ENERGIE- UND STOFFKREISLÄUFEN<br />

DURCH DIE THERMODYNAMIK<br />

Ressourcenschonung <strong>und</strong> ökologische Aspekte s<strong>in</strong>d erst sehr spät bewußte Kriterien der<br />

Allgeme<strong>in</strong>en Technologie <strong>und</strong> der Konstruktionslehre geworden. Seit Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er<br />

elaborierten Konstruktionslehre um 1850 stand fast ausschließlich die Produktgene-<br />

rierung bis zur Fertigung im Mittelpunkt. Das Ziel war alle<strong>in</strong> die kontrollierte<br />

Gew<strong>in</strong>nung von Wirkpr<strong>in</strong>zipien <strong>und</strong> die Sicherstellung der Funktionalität des techni-<br />

schen Konstrukts. Der Fertigungsprozeß <strong>und</strong> alle späteren Phasen des Produktlebens-<br />

zyklus waren noch ke<strong>in</strong> Gegenstand pr<strong>in</strong>zipieller Reflexion. Zwar gab es im Laufe der<br />

<strong>in</strong>dustriellen Entwicklung e<strong>in</strong>e Fülle von e<strong>in</strong>zelnen technischen Lösungen für e<strong>in</strong>e<br />

Weiterverwendung von zuvor besonders umweltschädlichen Abfallprodukten wie<br />

beispielsweise von chemischen Reststoffen, Teer <strong>und</strong> Metallschrott. Doch erfolgten diese<br />

1


Verbesserungen <strong>in</strong> der Regel erst nachträglich im Gefolge schwerer Mißstände <strong>und</strong><br />

Engpässe. Generell war das Bewußtse<strong>in</strong> für ökologische Zusammenhänge <strong>und</strong> für die<br />

Endlichkeit von <strong>Energie</strong>- <strong>und</strong> Materialressourcen <strong>in</strong> der Technisch-wissenschaftlichen<br />

Intelligenz noch schwach ausgebildet. Die <strong>in</strong>dustrielle Produktivkraftentwicklung schien<br />

ja gerade die Begrenztheit der agrarwirtschaftlichen bzw. vor<strong>in</strong>dustriellen Ressourcen-<br />

basis für immer überw<strong>und</strong>en <strong>und</strong> damit die Niedergangsprophetien des Malthusianismus<br />

widerlegt zu haben.<br />

In der Ökonomie fand diese Denkweise ihren Niederschlag <strong>in</strong> der Vorstellung e<strong>in</strong>es<br />

säkularen <strong>Wirtschafts</strong>wachstums, das aus immer wiederkehrenden, sich selbst regulie-<br />

renden Umläufen von Güter-<strong>und</strong> Geldströmen entsteht. Die bereits 1758 von Francois<br />

Quesnai im "Tableau économique" nach dem Vorbild des Harveyschen Blutkreislaufes<br />

<strong>in</strong> die Nationalökonomie e<strong>in</strong>geführte Kreislaufmetapher wurde das S<strong>in</strong>nbild dieser<br />

Erwartungen <strong>in</strong> die Permanenz, die Selbstregulierungsfähigkeit <strong>und</strong> das sich dadurch<br />

immer wiederherstellende Gleichgewicht des volkswirtschaftlichen Prozesses. Teils<br />

bewußt, teil unbewußt wurde auch <strong>in</strong> der Folgezeit die ökonomische Theorie nach dem<br />

Muster reversibler Prozesse der Newtonschen Mechanik modelliert. So entstand der<br />

Ansche<strong>in</strong> e<strong>in</strong>es "closed system or a circular flow", der alle Langzeitprobleme <strong>und</strong> stoff-<br />

lich-energetischen Vorausetzungen vergessen ließ. 2 Auf der Seite der Technik entsprach<br />

diesem ökonomischen "perpetuum mobile" auf immer höherer Stufenleiter das Vertrau-<br />

en <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en gleichfalls unaufhaltsamen, säkularen Technischen Fortschritt, der aufgr<strong>und</strong><br />

verbesserter Masch<strong>in</strong>en <strong>und</strong> Erschließungsmethoden auch die für das Wachstum erfor-<br />

derlichen fossilen <strong>Energie</strong>quellen, Erze <strong>und</strong> m<strong>in</strong>eralischen Rohstoffe bereitstellte.<br />

Seit dem 1.Viertel des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts tauchte das Kreislaufmodell auch <strong>in</strong> der Physik<br />

auf <strong>und</strong> suggerierte hier ebenfalls die Vorstellung permanenter Verfügbarkeit <strong>und</strong><br />

Wiederholbarkeit mechanischer <strong>und</strong> energetischer Prozesse. Doch führte die mit Sadi<br />

Carnots Hauptwerk ab 1824 e<strong>in</strong>setzende theoretische Erörterung von Idealmodellen<br />

von Kraft-Wärme-Umwandlungen hier zu der Erkenntnis, daß reversible Kreisprozesse<br />

def<strong>in</strong>itorische Grenzfälle s<strong>in</strong>d, woh<strong>in</strong>gegen alle realen, mit Wärmeleitung, Strahlung <strong>und</strong><br />

Reibung verb<strong>und</strong>enen Vorgänge irreversibler Natur s<strong>in</strong>d, <strong>und</strong> die Rückkehr <strong>in</strong> den<br />

ursprünglichen Zustand jeweils nur durch e<strong>in</strong>e <strong>Energie</strong>kompensation aus der Umge-<br />

bung möglich ist. Im Zusammenhang mit der Formulierung der ersten beiden Haupt-<br />

sätze der Thermodynamik um 1850 wurde dann das sche<strong>in</strong>bare Paradoxon heraus-<br />

gearbeitet, daß aufgr<strong>und</strong> des ersten, des "Erhaltungssatzes" die <strong>Energie</strong> des Universums<br />

zwar konstant bleibt, daß jedoch aufgr<strong>und</strong> des zweiten, des sogenannten Entropiesatzes,<br />

der Bestand arbeitsfähiger Ressourcen ständig abnimmt. So legte im Jahre 1854<br />

2


Hermann von Helmholtz besonders e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>glich dar, daß der an sich konstante<br />

"Kraftvorrat des Weltganzen" <strong>in</strong> zwei Teile zerfällt, nämlich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en ständig kle<strong>in</strong>er<br />

werdenden "Vorrat, der die Änderungen unterhält", <strong>und</strong> e<strong>in</strong>en dauernd zunehmenden<br />

"Vorrat, der ke<strong>in</strong>e Änderungen mehr möglich macht". Am Ende stehe e<strong>in</strong> Ausgleich der<br />

Temperatur <strong>und</strong> damit e<strong>in</strong> "Stillstand der Naturprozesse" bzw. "die ewige Ruhe des<br />

Weltalls". 3<br />

Bei Natur- <strong>und</strong> Ingenieurwissenschaftlern wurde, wie Rudolf Clausius feststellte, vor<br />

allem der "Erhaltungssatz" rezipiert <strong>und</strong> als "gewichtige Bestätigung" der Ansicht<br />

gewertet, "nach welcher der ganze Zustand des Weltalls unveränderlich <strong>und</strong> im ewigen<br />

Kreislaufe begriffen se<strong>in</strong> soll". Dagegen werde der Entropiesatz "zuweilen ganz mit<br />

Stillschweigen übergangen". Clausius versuchte deshalb, durch möglichst verständliche<br />

Formulierungen das Bewußtse<strong>in</strong> dafür zu wecken, "daß e<strong>in</strong> Naturgesetz aufgef<strong>und</strong>en ist,<br />

welches mit Sicherheit schließen läßt, daß <strong>in</strong> der Welt nicht alles Kreislauf ist, sondern<br />

daß sie ihren Zustand fort <strong>und</strong> fort <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em gewissen S<strong>in</strong>ne ändert <strong>und</strong> so e<strong>in</strong>em Grenz-<br />

zustande zustrebt". 4 Doch er hatte damit nur ger<strong>in</strong>gen Erfolg, die weitreichende Bedeu-<br />

tung der Hauptsätze der Thermodynamik für den Bestand <strong>und</strong> die langfristige Verfüg-<br />

barkeit von <strong>Energie</strong>ressourcen wurde von Ingenieuren meist verkannt oder verdrängt.<br />

Die energie- <strong>und</strong> rohstoffpolitischen Folgerungen, die Franz Grashof <strong>und</strong> Clausius selbst<br />

aus dem Theoriegebäude der Thermodynamik zogen, blieben eher die Ausnahme. Der<br />

langjährige VDI-Direktor Franz Grashof hatte 1877 den verschwenderischen<br />

Kohlenraubbau gerügt <strong>und</strong> e<strong>in</strong>en schonenden Umgang mit den <strong>Energie</strong>ressourcen vor<br />

allem durch "Gleichgewichts- <strong>und</strong> Kreislauftechniken" gefordert, die die auf der Welt<br />

<strong>in</strong>sgesamt konstante Arbeitsmenge nur immer wieder nutzbr<strong>in</strong>gend umschichten"<br />

sollten. 5 Damit erhielt die Kreislaufmetapher hier e<strong>in</strong>e neue Bedeutung: anstelle der<br />

Permanenz <strong>und</strong> des Überflusses ewiger Kreisprozesse drückte sie nun die Notwendigkeit<br />

des Haushaltens mit den endlichen Naturvorräten aus. Der Kreislauf wurde zum<br />

kritischen Gegenmodell gegenüber exponentiellen Wachstumserwartungen <strong>und</strong> zum<br />

technikethischen Imperativ gegen die Verschleuderung der Natur, die nun ihrerseits als<br />

e<strong>in</strong> "Haushalt" ersche<strong>in</strong>t, <strong>in</strong> dem Güterknappheit herrscht.<br />

Auch Clausius kritisierte <strong>in</strong> der Rektoratsrede von 1885 aus der Sicht der "mechanischen<br />

Wärmetheorie" den sorglosen Umgang mit der Kohleenergie: "Diese verbrauchen wir<br />

nun, <strong>und</strong> verhalten uns dabei ganz wie lachende Erben, welche e<strong>in</strong>e reiche<br />

H<strong>in</strong>terlassenschaft verzehren. Es wird aus der Erde heraufgeschafft, so viel sich durch<br />

Menschenkraft <strong>und</strong> technische Hilfsmittel nur irgend heraufschaffen läßt, <strong>und</strong> das wird<br />

verbraucht, als ob es unerschöpflich wäre." 6 Er forderte stattdessen, den <strong>Energie</strong>bedarf<br />

3


künftig so weit wie möglich mit regenerativen <strong>Energie</strong>quellen zu decken, <strong>in</strong>sbesondere<br />

mit elektrisch übertragener Wasserkraft. Während das vergangene Jahrh<strong>und</strong>ert der<br />

Menschheit ungeahnte Naturkräfte dienstbar gemacht habe, "werden die folgenden<br />

Jahrh<strong>und</strong>erte die Aufgabe haben, <strong>in</strong> dem Verbrauch dessen, was uns an Kraftquellen <strong>in</strong><br />

der Natur geboten ist, e<strong>in</strong>e weise Ökonomie e<strong>in</strong>zuführen, <strong>und</strong> besonders dasjenige, was<br />

wir als H<strong>in</strong>terlassenschaft früherer Zeitepochen im Erdboden vorf<strong>in</strong>den, <strong>und</strong> was durch<br />

nichts wieder ersetzt werden kann, nicht verschwenderisch zu verschleudern." 7 So führte<br />

die physikalische Theoriebildung auf dem Gebiet der Thermodynamik zu e<strong>in</strong>er<br />

energetischen "Entzauberung der Welt". Die Illusion ewiger reversibler Kreisläufe <strong>in</strong><br />

Natur, Technik <strong>und</strong> Wirtschaft wurde zerstört <strong>und</strong> durch die Historizität e<strong>in</strong>es end-<br />

lichen entropischen Stroms von <strong>Energie</strong> <strong>und</strong> Materie abgelöst. 8 Die Entropie wurde<br />

zum Maß der nicht mehr verfügbaren Ressourcen, aus ihr ergab sich die Verpflichtung,<br />

alle "Arbeitsvorräte, welche <strong>in</strong> der Welt existieren", als flüchtig <strong>und</strong> vergänglich zu<br />

betrachten <strong>und</strong> entsprechend zu behandeln. 9<br />

DIE ANFÄNGE VON RESSOURCENSCHONUNGS-PROGRAMMEN IN DER<br />

"ENERGETISCHEN BEWEGUNG" BIS ZUM ERSTEN WELTKRIEG<br />

Die Rufe von ressourcenbewußten Physikern <strong>und</strong> Ingenieuren verhallten jedoch, wie es<br />

die späteren Klagen der Wärmewirtschaftler über den verschwenderischen Umgang mit<br />

den <strong>Energie</strong>trägern bezeugen, weitgehend ungehört. Die Erschließung immer neuer<br />

Rohstoffvorkommen <strong>und</strong> Kraftquellen im Inland <strong>und</strong> vor allem <strong>in</strong> den Kolonien ließ die<br />

energiebewußten Thermodynamiker als "hypochondrische Rechner" ersche<strong>in</strong>en. 10<br />

Obwohl die örtlichen <strong>und</strong> die stofflichen Verlagerungsstrategien, also die Aneignung<br />

von <strong>Energie</strong>- <strong>und</strong> Materialressourcen aus immer entfernteren Regionen bzw. die Substi-<br />

tution der zur Neige gehenden Stoffe durch neue, den entropievermehrenden Charakter<br />

der Naturausbeutung bestätigten, wurden sie immer wieder als dessen Widerlegung<br />

gewertet. Erst seit dem Ende des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts kam es mit dem Entstehen der<br />

"energetischen Bewegung" zu e<strong>in</strong>er breiteren Rezeption ressourcenschonender Ansätze<br />

<strong>in</strong> der Technisch-wissenschaftlichen Intelligenz. Initiiert wurde diese Bewegung vor<br />

allem von dem Chemophysiker <strong>und</strong> Multitalent Wilhelm Ostwald. Dieser verknüpfte die<br />

von der Physik herkommenden Sparappelle im <strong>Energie</strong>bereich mit holistischen Strömun-<br />

gen <strong>in</strong> der Biologie, <strong>in</strong>sbesondere mit Ernst Haeckels monistischer Lehre. Ostwald sah<br />

das geme<strong>in</strong>same "F<strong>und</strong>amentalphänomen alles Geschehens <strong>in</strong> der Welt" <strong>in</strong> "Dissipa-<br />

tions-Gesetzen der <strong>Energie</strong>", d.h. <strong>in</strong> dem universalen Bestreben der belebten <strong>und</strong><br />

unbelebten Natur, durch e<strong>in</strong>e Verbesserung des Wirkungsgrades mit dem allseits "eng<br />

4


emessenen <strong>Energie</strong>vorrat" zu haushalten. 11 Das von ihm erkannte natürliche Gr<strong>und</strong>-<br />

pr<strong>in</strong>zip "der Verbesserung des Nutzeffektes" wollte er auch zum verb<strong>in</strong>dlichen Maßstab<br />

für das ethische <strong>und</strong> wirtschaftliche Handeln erheben. Wissenschaft, Technik <strong>und</strong><br />

Wirtschaft sollten sich bewußt dem gleichen Gr<strong>und</strong>gedanken der energiebasierten<br />

"Denk- <strong>und</strong> Lebensökonomie" unterwerfen wie auch die "Staatsmasch<strong>in</strong>e mit tunlichst<br />

ger<strong>in</strong>ger Reibung" unnötige <strong>Energie</strong>vergeudung zu vermeiden habe: "Der ökonomische<br />

Koeffizient der <strong>Energie</strong>transformation ist so wirklich der allgeme<strong>in</strong>e Maßstab menschli-<br />

cher Angelegenheiten." 12 Ostwald leitete also unmittelbar, wie es Max Weber <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

scharfen Rezension der "Energetischen Gr<strong>und</strong>lagen der Kulturwissenschaft" bemängel-<br />

te, "Werturteile aus naturwissenschaftlichen Tatbeständen" ab <strong>und</strong> gelangte dadurch zu<br />

se<strong>in</strong>em normativem Leitbild e<strong>in</strong>er "dauerhaften Wirtschaft", e<strong>in</strong>es Vorläufers der<br />

"Susta<strong>in</strong>able economy". 13 Kurz nach 1900 brachte er se<strong>in</strong> energieökologisches Weltbild<br />

<strong>in</strong> Anlehnung an Kants Kategorischen Imperativ auf die Kurzformel des "Energetischen<br />

Imperativs": "Vergeude ke<strong>in</strong>e <strong>Energie</strong>, sondern nutze sie!" 14 Aus der bloßen Infrage-<br />

stellung des gesellschaftlichen Umgangs mit den Naturressourcen durch die Thermo-<br />

dynamiker war so e<strong>in</strong>e energiezentrische Technikethik mit e<strong>in</strong>em hohen Verb<strong>in</strong>dlich-<br />

keitsgrad <strong>und</strong> der Tendenz zu e<strong>in</strong>er technokratischen Totalkonstruktion der Welt<br />

entstanden.<br />

Die von Ostwald <strong>in</strong>itiierte "Energetische Bewegung", die anfangs nur von e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en<br />

Kreis monistischer Ingenieure <strong>und</strong> Naturwissenschaftler getragen wurde, fand nach dem<br />

"Kohlennot-Alarm" von 1900, e<strong>in</strong>er hochkonjunkturbed<strong>in</strong>gten massiven Kohlenknapp-<br />

heit, erstmals e<strong>in</strong>e größere Resonanz. 15 Das Wirkungsgraddenken verbreitete sich schlag-<br />

artig <strong>in</strong> der Technisch-wissenschaftlichen Intelligenz <strong>und</strong> mit ihr entstand die energie-<br />

reformerische Bewegung der "Wärmewirtschaftler". Bald wurde auch der Arbeitsprozeß<br />

<strong>in</strong> die energetischen Rationalisierungs- <strong>und</strong> Sparstrategien mit e<strong>in</strong>bezogen. Aus dem<br />

Monismus, der Energetik <strong>und</strong> dem Taylorismus g<strong>in</strong>g vor dem Ersten Weltkrieg e<strong>in</strong>e<br />

progressiv-technokratische Ingenieurbewegung hervor, die sich z.T. auch kritisch gegen<br />

"die Kaufleute" <strong>in</strong> den Unternehmungsleitungen richtete <strong>und</strong> latent antikapitalistisch<br />

war. Ziel dieser Bewegung war der Kampf gegen jegliche Vergeudung von <strong>Energie</strong>-,<br />

Material- <strong>und</strong> Arbeitsressourcen <strong>in</strong> der Gesamtwirtschaft.<br />

5


INGENIEURBEWEGUNGEN FÜR EINE RESSOURCEN-SPARENDE TECHNIK<br />

IM ERSTEN WELTKRIEG UND IN DEN NACHKRIEGSJAHREN<br />

Jene mit großer Emphase vorgetragenen Plädoyers für e<strong>in</strong>e soziale <strong>und</strong> ökologische<br />

"Weltgestaltung" nach energetischen Gr<strong>und</strong>sätzen, die <strong>in</strong> der Hochkonjunktur vor dem<br />

Ersten Weltkrieg nur <strong>in</strong>nerhalb der Technisch-wissenschaftlichen Intelligenz auf Wider-<br />

hall stießen, beschäftigten unter dem E<strong>in</strong>fluß gemischtwirtschaftlicher Tendenzen <strong>in</strong> der<br />

Kriegswirtschaft <strong>und</strong> der durch sie ausgelösten Bestrebungen für e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>-<br />

wirtschaftliche Umstrukturierung des <strong>Wirtschafts</strong>lebens plötzlich die allgeme<strong>in</strong>e Politik.<br />

In Deutschland wurde die Energetik vor allem durch die beiden Initiatoren der deut-<br />

schen Kriegsrohstoffversorgung <strong>in</strong> die politische Debatte e<strong>in</strong>geführt, durch Walther<br />

Rathenau, den Präsidenten der AEG, <strong>und</strong> den Leiter des Versuchslabors im AEG-<br />

Metallwerk Wichard von Moellendorff. Sie veranlaßten bei Kriegsbeg<strong>in</strong>n 1914 das<br />

Kriegsm<strong>in</strong>isterium zu e<strong>in</strong>er Beschlagnahme, Erfassung <strong>und</strong> zentralen Bewirtschaftung<br />

aller kriegswichtigen Rohstoffe. Als Leiter bzw. Referent der Kriegsrohstoffabteilung<br />

wirkten beide auch daraufh<strong>in</strong>, so weit wie möglich importierte Metalle <strong>und</strong> Rohstoffe<br />

durch e<strong>in</strong>heimische Ersatzstoffe zu substituieren, <strong>und</strong> dies auf Dauer. 16 Noch während<br />

des Weltkrieges plädierte Rathenau dafür, die Rohstoffabteilung auch im Frieden "als<br />

Kern e<strong>in</strong>es wirtschaftlichen Generalstabes" beizubehalten <strong>und</strong> über Schutzzölle auch<br />

künftig e<strong>in</strong>e Politik des "Rohstoffschutzes" zu betreiben. 17 Über e<strong>in</strong> nationales<br />

Rohstoffautarkie-Programm h<strong>in</strong>aus setzten sich Rathenau <strong>und</strong> v. Moellendorff für e<strong>in</strong>e<br />

generelle Verbrauchssenkung bei Rohstoffen <strong>und</strong> <strong>Energie</strong>trägern e<strong>in</strong>, <strong>und</strong> zwar sowohl<br />

durch e<strong>in</strong> Programm der Durchrationalisierung der gesamten Wirtschaft unter ener-<br />

getischen Kriterien als auch durch e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>dämmung der "ungezügelten Wirtschaft"<br />

<strong>und</strong> des Luxuskonsums zugunsten e<strong>in</strong>er bedarfsorientierten Produktion langlebiger<br />

Produkte. Beide erweiterten so das technikreformerische Wirkungsgraddenken um<br />

allgeme<strong>in</strong>e gesellschaftspolitische Zielsetzungen, denn: "Heute ist jeder Verlust, jede<br />

Verschwendung Sache der Geme<strong>in</strong>schaft." 18<br />

Besonders Rathenau verband se<strong>in</strong>e Vision e<strong>in</strong>es hocheffizienten "corporate capitalism",<br />

der nicht nur e<strong>in</strong>zelne technische Prozesse optimiert, sondern die "technische Reform<br />

des Gesamtprozesses" anstrebt, mit der sozialen Zielsetzung e<strong>in</strong>es Besitzausgleichs <strong>und</strong><br />

e<strong>in</strong>er gr<strong>und</strong>legenden Kritik der allgeme<strong>in</strong> herrschenden Vergeudungswirtschaft. 19 Diese<br />

war für ihn vor allem e<strong>in</strong>e Folge von Luxus, Mode <strong>und</strong> von "s<strong>in</strong>nloser Konkurrenz". Die<br />

Macht des wirtschaftlichen Gewissens", die "<strong>Wirtschafts</strong>ethik"der neuen Epoche, so<br />

hoffte er <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em 1917 erschienen Zukunfts-Szenario "Von kommenden D<strong>in</strong>gen",<br />

"wird e<strong>in</strong>e grenzenlose Verachtung" unseres 'Männer- <strong>und</strong> Weiberspielzeuges' der<br />

6


sittlichen Menschheit e<strong>in</strong>pflanzen <strong>und</strong> Kram, Tand, Imitation, Novitäten, Galanterie-,<br />

Scherz-, Mode- <strong>und</strong> Spezialartikel <strong>und</strong> was sonst mit greulichem Namen unwürdige<br />

D<strong>in</strong>ge bezeichnet, wilden <strong>und</strong> halbzivilisierten Völkerschaften überlassen." Die Über-<br />

w<strong>in</strong>dung der "bestehenden, plutokratischen <strong>Wirtschafts</strong>verfassung" hielt er während der<br />

Revolution von 1918/19 auch deshalb für notwendig, da sich nur so der "überflüssige<br />

Verbrauch " reduzieren <strong>und</strong> e<strong>in</strong> "gewaltiger Teil der Weltarbeit, den Ungezogenheit <strong>und</strong><br />

Mißgeschmack heute vernichtet", retten lasse. 20 Die zukünftige "Rationalwirtschaft"<br />

sollte das "ganze Produktionssystem unserer Luxusgüter" mit allen Wurzeln der Mate-<br />

rial- <strong>und</strong> <strong>Energie</strong>verschwendung ausreißen.<br />

Der Ingenieur <strong>und</strong> konservative Geme<strong>in</strong>wirtschaftler v. Moellendorff stimmte mit vielen<br />

der Rathenauschen Ideen übere<strong>in</strong>, betonte aber <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Schriften <strong>und</strong> Sozialisierungs-<br />

Programmen das technokratische Wirkungsgrad-Denken noch viel stärker. Die Ingen-<br />

ieure waren nach se<strong>in</strong>er Ansicht dazu berufen, mit ihrem "wirkungsgradlichen Pflicht-<br />

gefühl" als ihrem "kategorischen Imperativ" die immense Ressourcenvergeudung <strong>und</strong><br />

die gewaltigen gesellschaftlichen "Reibungsverluste" zu unterb<strong>in</strong>den, um so den<br />

"Gesamtwirkungsgrad" von Technik, Wirtschaft <strong>und</strong> Politik drastisch zu erhöhen. 21 Das<br />

Ziel e<strong>in</strong>er rationellen, mit Ressourcen haushaltenden Volkswirtschaft war auch nach v.<br />

Moellendorffs Ansicht nicht mit e<strong>in</strong>er <strong>Wirtschafts</strong>form zu erreichen, die auf "Bedarfs-<br />

anregung" basiert <strong>und</strong> zu "spekulativen Zickzackkurven" neigt. So wollte er das "unge-<br />

ordnete Wechselspiel von privatem Angebot <strong>und</strong> privater Nachfrage", die e<strong>in</strong>e "unmit-<br />

telbare Gefahr für das rohstoffarme Deutschland" darstellten, mit e<strong>in</strong>er "planmäßigen<br />

Geme<strong>in</strong>wirtschaft" e<strong>in</strong>dämmen, die planwirtschaftliche Regulierungsmethoden mit dem<br />

wirtschaftlichen Selbstverwaltungspr<strong>in</strong>zip komb<strong>in</strong>ierten. 22 Doch alle Versuche Rathe-<br />

naus <strong>und</strong> v. Moellendorffs, über kriegswirtschaftliche Regulierungsmechanismen <strong>und</strong><br />

Sozialisierungsgesetze energetisch-tayloristisch-technokratische Zielsetzungen durchzu-<br />

setzen, schlugen letztlich fehl.<br />

Angesichts der größeren Resonanz <strong>in</strong> der allgeme<strong>in</strong>en Öffentlichkeit schlug sich diese<br />

sozial-, kultur- <strong>und</strong> technikkritische Bewegung von Teilen der Technisch-wissenschaft-<br />

lichen Intelligenz nun auch <strong>in</strong> den offiziellen Verlautbarungen der Ingenieurverbände,<br />

<strong>in</strong> den Ingenieurwissenschaften <strong>und</strong> <strong>in</strong> der Konstruktionslehre nieder. Der VDI zog aus<br />

der Erfahrung des kriegswirtschaftlichen Rohstoffmangels der vom Weltmarkt abge-<br />

schnittenen Mittelmächte die Folgerung, daß der "technischen Wissenschaft" künftig die<br />

Aufgabe zufiele, den Verbrauch auswärtiger Rohstoffe zu reduzieren, Ersatzstoffe zu<br />

schaffen <strong>und</strong> den Wirkungsgrad der Masch<strong>in</strong>enarbeit, des Transportwesens, der Kraft-<br />

erzeugung <strong>und</strong> Wärmeversorgung deutlich zu verbessern. In der Zeitschrift des VDI<br />

7


<strong>und</strong> <strong>in</strong> Fachzeitschriften für Konstrukteure wurden jetzt auch erstmals ausdrücklich<br />

Forderungen für e<strong>in</strong> "wirtschaftliches Konstruieren" aufgestellt: Der Konstrukteur sollte<br />

mit e<strong>in</strong>em M<strong>in</strong>destmaß an Fertigungsaufwand <strong>und</strong> Werkstoffverbrauch die höchste<br />

Wirkung erzielen.<br />

Auch außerhalb Deutschlands gab es um den Ersten Weltkrieg Ingenieurbewegungen<br />

für e<strong>in</strong>en rationaleren Umgang mit den gesellschaftlichen Arbeits- <strong>Energie</strong>- <strong>und</strong> Stoff-<br />

ressourcen. Vor allem <strong>in</strong> der "Revolt of the Eng<strong>in</strong>eers" bzw. dem "Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g Progres-<br />

sism" <strong>in</strong> den USA führten die sozialen Emanzipationsbestrebungen von Ingenieuren<br />

<strong>und</strong> Technikern gegenüber dem Management zu e<strong>in</strong>er massiven Kritik an Mißwirtschaft<br />

<strong>und</strong> Ressourcenvergeudung. 23 Unter dem E<strong>in</strong>fluß der Ostwaldschen Energetik <strong>und</strong> des<br />

Kapitalismus-Kritikers Thorsten Veblen überschritten die Reformansätze mancher<br />

Ingenieure die Grenzen zwischen betriebs- <strong>und</strong> gesamtwirtschaftlichen Optimierungs-<br />

strategien. In den Jahren 1920--21 kam es <strong>in</strong> den USA zu e<strong>in</strong>er regelrechten Konfron-<br />

tation zwischen dem Dachverband der amerikanischen Ingenieurvere<strong>in</strong>e <strong>und</strong> der Unter-<br />

nehmerschaft, bei der erstere e<strong>in</strong>e schwere Niederlage erlitten, von der sie sich nie mehr<br />

erholten. Die Federated American Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g Societies starteten unter der Leitung des<br />

späteren amerikanischen Präsidenten Herbert Hoover die "Waste-<strong>in</strong>-Industry-Kam-<br />

pagne", die mit e<strong>in</strong>er Bestandsaufnahme von wesentlichen Verlustquellen <strong>in</strong> führenden<br />

Industriezweigen begann. 24 Das Ergebnis war für das Management niederschmetternd,<br />

denn die Studie demonstrierte anhand e<strong>in</strong>es Vergleiches des jeweils effizientesten Betrie-<br />

bes e<strong>in</strong>er Branche mit den übrigen nicht nur, daß durch Leerlauf, fehlende Standardi-<br />

sierung, Produktionsabfall <strong>und</strong> Ausschußproduktion die mögliche Gesamtproduktivität<br />

deutlich unterschritten wurde, sie zeigte auch, daß vor allem die Betriebsleitungen für<br />

den größten Teil der Vergeudung volkswirtschaftlicher Ressourcen verantwortlich<br />

waren.<br />

Mit der Offenlegung von Vergeudung <strong>und</strong> Mißmanagement machten die Ingenieure<br />

zugleich deutlich, daß die komplexen Planungs- <strong>und</strong> Steuerungsprozesse <strong>in</strong> den moder-<br />

nen Großbetrieben genu<strong>in</strong>e Ingenieuraufgaben darstellten <strong>und</strong> daß <strong>in</strong> Fragen der besten<br />

Nutzung der Ressourcen e<strong>in</strong>es Landes sie die größere Kompetenz besäßen. Doch der<br />

soziale Anspruch, der die eigentliche Triebfeder für die Kritik am unzureichenden<br />

Ressourcen-Management im Betrieb <strong>und</strong> <strong>in</strong> der Volkswirtschaft bildete, war zugleich die<br />

Grenze des energetischen Engagements der Ingenieure. Als sie <strong>in</strong> der Konfrontation mit<br />

den Unternehmern unterlagen, die Nachkriegskonjunktur e<strong>in</strong>setzte <strong>und</strong> die Ansätze<br />

kriegswirtschaftlichen Planung wieder verschwanden, verzichteten sie auf energetische<br />

8


<strong>Wirtschafts</strong>reformen <strong>und</strong> begnügten sich schnell mit der Rolle des Fertigungsratio-<br />

nalisierers im Betrieb.<br />

In den USA <strong>und</strong> <strong>in</strong> Deutschland mündete die energetische Bewegung am Beg<strong>in</strong>n bzw.<br />

<strong>in</strong> der Mitte der 20er Jahre schließlich <strong>in</strong> re<strong>in</strong> tayloristische bzw. fordistische Rationa-<br />

lisierungsstrategien. Der "Energetische Imperativ" erwies sich letzlich als "e<strong>in</strong>e bloße<br />

Maxime für Zeiten der Not", die man bei e<strong>in</strong>em ausreichenden, ja überreichlichen<br />

Angebot an Rohstoffen <strong>und</strong> <strong>Energie</strong>trägern schnell wieder aufgab. 25 Mit der Rück-<br />

bildung der "Energetik" von e<strong>in</strong>er allgeme<strong>in</strong>en Ingenieurbewegung zu e<strong>in</strong>er Randgrup-<br />

penersche<strong>in</strong>ung <strong>in</strong> der "eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g community" g<strong>in</strong>g die Auflösung der ursprünglichen<br />

E<strong>in</strong>heit des Programms e<strong>in</strong>her. Die e<strong>in</strong>st gegenüber der Arbeitseffizienz als gleichrangig<br />

oder gar als vorrangig angesehenen Ziele der höchsten <strong>Energie</strong>- <strong>und</strong> Rohstoffeffizienz<br />

wurden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e marg<strong>in</strong>ale Position abgedrängt. Statt der ursprünglich bei der Ressour-<br />

cene<strong>in</strong>sparung auch <strong>in</strong>tendierten absoluten Sparstrategien auf gesamtwirtschaftlicher<br />

Ebene konnten nur relative betriebswirtschaftliche Sparstrategien durchgesetzt werden.<br />

Das Resultat war e<strong>in</strong>e Art Dialektik der energetischen Aufklärung: sparsamster Arbeits-<br />

<strong>Energie</strong>- <strong>und</strong> Materiale<strong>in</strong>satz machte die Produkte so billig, daß ihre Massenausbreitung<br />

erleichtert wurde. Ebenso schufen die Wirkungsgradsteigerungen im <strong>Energie</strong>bereich<br />

durch immer größere Umwandlungsaggregate erst die Anreize für e<strong>in</strong>e generelle Anhe-<br />

bung des <strong>Energie</strong>verbrauchsniveaus. Die Ingenieurbewegung für e<strong>in</strong>en sparsamen<br />

Umgang mit Naturressourcen forcierte so am Ende die Skalenökonomie <strong>in</strong> der Güter-<br />

herstellung <strong>und</strong> <strong>Energie</strong>versorgung, wodurch gerade schnellebige Produkte <strong>und</strong> die<br />

Vergeudungswirtschaft begünstigt wurden, also das Gegenteil von der ursprünglich<br />

<strong>in</strong>tendierten Bedarfsproduktion zur Ressourcenschonung e<strong>in</strong>trat.<br />

Während sich die Konstruktionslehre schwer tat, energetische Kriterien <strong>in</strong> ihren Kanon<br />

übergeordneter Konstruktionspr<strong>in</strong>zipien aufzunehmen, reagierte sie relativ schnell auf<br />

die Rationalisierungswelle im Anschluß an Weltkrieg <strong>und</strong> Inflation. Der Fertigungs-<br />

prozeß wurde nun erstmals systematisch <strong>in</strong> die Konstruktionsregeln <strong>und</strong> -richtl<strong>in</strong>ien<br />

e<strong>in</strong>bezogen. Die Lohnkosten verdrängten Ressourcenaspekte als wichtigste nicht-tech-<br />

nische Zielgröße, selbst <strong>in</strong> den Vortragsreihen über "Verlustquellen <strong>in</strong> der Industrie",<br />

die Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft Deutscher Betriebs<strong>in</strong>genieure (ADB) seit 1926 nach dem<br />

Vorbild der amerikanischen "Waste-<strong>in</strong>-Industry-Kampagne" durchführte, stand die<br />

"werkstattgerechte Formgebung" im Mittelpunkt. 26 Diese L<strong>in</strong>ie wurde <strong>in</strong> der Rüstungs-<br />

konjunktur <strong>und</strong> der Kriegswirtschaft im Zweiten Weltkrieg mit dem Pr<strong>in</strong>zip des "auto-<br />

matisierungsgerechten Konstruierens" fortgeführt. Vorrangiges Ziel war nun die<br />

9


Massenfertigung, die Großserien-Orientierung <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e dafür nochmals gesteigerte<br />

Vere<strong>in</strong>fachung der Produktgestalt.<br />

DAS "WERKSTOFFSPARENDE KONSTRUIEREN" ALS BESTANDTEIL DER NATIONALEN<br />

AUTARKIEPOLITIK IM DRITTEN REICH<br />

Neben der vor allem auf Lohnkosten-Senkung bedachten, an Taylorismus <strong>und</strong><br />

Fordismus angelehnten Konstruktionslehre der Zwischenkriegszeit gab es aber auch e<strong>in</strong>e<br />

ressourcenbezogene Sonderentwicklung im Dritten Reich: das "Werkstoffsparende<br />

Konstruieren". Die Erfahrungen mit der gravierenden Rohstoffabhängigkeit im Ersten<br />

Weltkrieg, die von vornhere<strong>in</strong> anvisierte Aufrüstung <strong>und</strong> Kriegsplanung sowie<br />

Devisenmangel <strong>in</strong>folge der Weltwirtschaftskrise führten bereits im März 1934 zur<br />

Sparstoffverordnung, nach der alle Rohstoffe mit begrenzter Verfügbarkeit vermieden<br />

oder reduziert werden mußten. 27 Die Sparstoffwirtschaft <strong>und</strong> die bewußte<br />

Berücksichtigung von Altstoffen wurden bald auch e<strong>in</strong> zentrales Element der <strong>in</strong> der<br />

zweiten Hälfte der 30er Jahre entstehenden wissenschaftlichen Konstruktionsmethodik.<br />

28 Ihre beiden maßgeblichen Begründer, Fritz Kesselr<strong>in</strong>g <strong>und</strong> Hugo Wögerbauer,<br />

versuchten die Rationalisierung des Konstruktionsprozesses auf dem Wege se<strong>in</strong>er<br />

Verwissenschaftlichung unmittelbar mit e<strong>in</strong>er Rationalisierung der Materialökonomie zu<br />

verb<strong>in</strong>den. Kesselr<strong>in</strong>g beteiligte sich zwar nicht direkt an den Sparstoff-Kampagnen, er<br />

machte aber den m<strong>in</strong>imalen Stoffe<strong>in</strong>satz zum Angelpunkt se<strong>in</strong>er Methode der technisch-<br />

ökonomischen Konstruktions-Bewertung. So lautete <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er "Gestaltungslehre" das<br />

zentrale "Gestaltungsgesetz": "Aufgabe ist, mit e<strong>in</strong>em M<strong>in</strong>imum an Menschen aus e<strong>in</strong>er<br />

gewissen Werkstoffmenge, die <strong>in</strong> diesem Umfange fortlaufend zur Verfügung steht, e<strong>in</strong><br />

Maximum an 'starken', vom Markt aufnahmefähigen Erzeugnissen zu erzielen. Die<br />

konstruktive Entwicklung ist so zu lenken, daß die Materialkosten e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>imum<br />

werden. "29<br />

Hugo Wögerbauer, der Autor e<strong>in</strong>er für die Geschichte der Konstruktionswissenschaft<br />

besonders wichtigen "Technik des Konstruierens" (1942/43) war noch viel direkter <strong>in</strong><br />

die Politik der "Rohstoffreiheit" des Dritten Reiches verwickelt. Er war selber als<br />

Sparstoffkommissar dem Reichsm<strong>in</strong>isterium für Rüstung <strong>und</strong> Munition unterstellt <strong>und</strong><br />

entwickelte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Reihe von Aufsätzen <strong>und</strong> Vorträgen im Rahmen von VDI-Kursen<br />

die Pr<strong>in</strong>zipien <strong>und</strong> Methoden des Werkstoffsparenden Konstruierens. 30 Dar<strong>in</strong><br />

verknüpfte er wohl als erster Richtl<strong>in</strong>ien <strong>und</strong> Empfehlungen des ressourcenschonenden<br />

Konstruierens mit e<strong>in</strong>er Systematik der "Arbeitsstufen der technischen Stofferzeugung<br />

10


<strong>und</strong> -verarbeitung" <strong>und</strong> gelangte dadurch zu e<strong>in</strong>em Modell e<strong>in</strong>es geschlossenen<br />

Rohstoff- <strong>und</strong> Produktzyklus. 31 Auf jeder der Stoffverarbeitungsstufen prüfte er die<br />

Möglichkeiten e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>sparung von knappen Werkstoffen durch. Bei der Herstellung<br />

sollten Ingenieure, Werkmeister <strong>und</strong> Arbeiter vordr<strong>in</strong>glich auf "Wiederverwertung des<br />

Abfalls <strong>und</strong> Ausschusses" achten. 32 Absoluten Vorrang hatte allerd<strong>in</strong>gs die Vermeidung<br />

von Produktionsabfall. Im Ansatz f<strong>in</strong>det sich bei ihm bereits die Prioritätenskala:<br />

Vermeidung, Verr<strong>in</strong>gerung <strong>und</strong> Verwertung.<br />

Schließlich wird auch die elementare Bedeutung e<strong>in</strong>er angemessen langen Produkt-<br />

lebensdauer gesehen, allerd<strong>in</strong>gs kommt Wögerbauer unter dem kriegswirtschaftlichen<br />

Zwang der maximalen Verwendung von "Reichsstoffanteilen" zu e<strong>in</strong>er Unterordnung<br />

der Dimensionierung der Produktlebensdauer unter die Sparstoff-Reduzierung: "Hohe<br />

Gebrauchsdauer setzt hohen Werkstoffaufwand -- kle<strong>in</strong>e Spannungen, wertvolle Werk-<br />

stoffe -- voraus. Solcher Aufwand ist nur zulässig, wo wirklich die höchste Betriebs-<br />

sicherheit gewährleistet werden muß. In allen anderen Fällen darf e<strong>in</strong>e bereits ange-<br />

spannte Werkstoffversorgungslage nicht durch übertriebene Forderungen nach etwaiger<br />

jahrzehntelanger Gebrauchsdauer belastet werden." 33 So blieb im Unterschied zur ener-<br />

getischen Bewegung <strong>und</strong> zum Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g Progressism um den Ersten Weltkrieg das<br />

Konstruktionspr<strong>in</strong>zip des Werkstoffsparens auf allen Stoffverarbeitungsstufen letztlich<br />

immer auf die nationale Autarkiepolitik fixiert. Die "Rohstoffreiheit" des Reiches <strong>und</strong><br />

nicht allgeme<strong>in</strong>e technikethische Gr<strong>und</strong>sätze oder universale Rationalisierungskonzepte<br />

bildeten das Ziel von Wögerbauers Appellen für e<strong>in</strong>e "Denk-Umstellung" der Kon-<br />

strukteure. Andrerseits verstand er se<strong>in</strong>e "Werkstoffsparlehre" nicht, wie e<strong>in</strong> Großteil der<br />

Ingenieure, als e<strong>in</strong>e Übergangsregelung, sondern als e<strong>in</strong>e langfristige Strategie, <strong>und</strong> er<br />

verwies dabei ausdrücklich auf die Endlichkeit der nationalen Bodenschätze <strong>und</strong> den<br />

hohen Devisenaufwand für Rohstoffimporte. 34 Für die "Werkstoffumstellung" <strong>und</strong> die<br />

Ablösung älterer, werkstoffvergeudender Konstruktionen hielt er Marktmechanismen<br />

nicht für ausreichend, sondern setzte auf die überbetriebliche Geme<strong>in</strong>schaftsarbeit unter<br />

der Aufsicht e<strong>in</strong>er "übergeordneten neutralen Stelle". 35<br />

So waren auch <strong>in</strong> der Werkstoffspar-Bewegung die Grenzen zwischen betriebs- <strong>und</strong><br />

volkswirtschaftlichen Optimierungsstrategien oft fließend. Auch im Dritten Reich<br />

entwickelten sich wie im Ersten Weltkrieg im Zusammenhang mit Strategien zur<br />

Ressourcenschonung technokratische Tendenzen, diesmal im Bündnis mit dem faschisti-<br />

schen Staat, von dem sich viele Ingenieure <strong>und</strong> Konstrukteure die Durchsetzung ratio-<br />

neller Sparstrategien <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Überw<strong>in</strong>dung der kapitalistischen Vergeudungswirtschaft<br />

erhofften. Freilich vergeblich, denn nicht e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> der durchregulierten Kriegswirtschaft<br />

11


waren ihre Ziele voll realisierbar. Die besondere Situation der Rohstoffknappheit<br />

erzwang vielmehr e<strong>in</strong>e fatale Mischung aus Spar- <strong>und</strong> Vergeudungsstrategien: Qualität<br />

<strong>und</strong> Lebensdauer der Produkte wurden sehr oft bewußt reduziert, nur um kriegswich-<br />

tige Rohstoffe e<strong>in</strong>zusparen. Die historisch besondere Ursache der Ressourcen-Orientie-<br />

rung der Technisch-wissenschaftlichen Intelligenz im Dritten Reich war so zugleich ihre<br />

Grenze, die weiterreichende Ansätze nicht zuließ. Das rohstoffsparende Konstruieren<br />

<strong>und</strong> die Ansätze für e<strong>in</strong>e recycl<strong>in</strong>gorientierte Produktion <strong>und</strong> Konstruktion verschwan-<br />

den dann nach dem Zweiten Weltkrieg auch schnell wieder von der Bildfläche.<br />

In den westlichen Industrieländern wurde <strong>in</strong>folge des über den Markt wiederher-<br />

gestellten Rohstoffreichtums <strong>und</strong> der Arbeitskräfteknappheit die Substitution von Arbeit<br />

durch <strong>Energie</strong>- bzw. Materialaufwand sowie das fertigungs- <strong>und</strong> montagegerechte<br />

Konstruieren sehr bald wieder zu den entscheidenden Gestaltungskriterien. Da zudem<br />

die Konstruktion selbst e<strong>in</strong> personeller Engpaßfaktor ersten Ranges war, rückte die<br />

Rationalisierung des Konstruktionsprozesses auf der Gr<strong>und</strong>lage e<strong>in</strong>er detaillierten Struk-<br />

turierung <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er str<strong>in</strong>genten Ablaufplanung <strong>in</strong> das Zentrum der Konstruk-<br />

tionsforschung. Der E<strong>in</strong>zug des Computers <strong>in</strong> die Konstruktionsbüros verstärkte <strong>in</strong> den<br />

60er <strong>und</strong> 70er Jahren noch die Ausrichtung auf das Leitbild des automatischen Konstru-<br />

ierens nach 'Fahrplan', während <strong>in</strong>haltliche Aspekte wie Ressourcen-Orientierung ger<strong>in</strong>-<br />

gere Beachtung fanden. Die Phase e<strong>in</strong>es relativ unbedenklichen Umgangs mit den Roh-<br />

stoffen endete erst mit der Debatte über die Probleme der Wachstumsgesellschaft seit<br />

den 60er Jahren <strong>und</strong> vor allem mit den beiden Ölpreiskrisen von 1973--75 <strong>und</strong> 1979--<br />

82.<br />

DIE WIEDERENTDECKUNG DER "GRENZEN DES WACHSTUMS" UND DAS<br />

RESSOURCEN-SPARENDE KONSTRUIEREN ZWISCHEN 1973 UND 1984<br />

Anstöße für e<strong>in</strong>e Neubeachtung von Ressourcen- <strong>und</strong> Umweltaspekten kamen aus<br />

mehreren Richtungen. Da war zum e<strong>in</strong>en die <strong>in</strong> den 60er Jahren kumulierende Kritik an<br />

der Wachstums- <strong>und</strong> Wegwerfgesellschaft, die auch die Technisch-wissenschaftliche<br />

Intelligenz erfaßte. Besonderen E<strong>in</strong>druck machten hier die Studie der beiden Meadows<br />

für den Club of Rome über die "Grenzen des Wachstums" von 1972, die mit Hilfe von<br />

Computer-Simulationen die fatalen Folgen exponentieller Wachstumskurven beim<br />

Ressourcenverbrauch vor Augen führten. 36 Neben der ressourcenökonomischen<br />

Argumentation auf der Basis quantitativer Prognosemodelle erlebte auch die thermo-<br />

dynamische Kritik der Ressourcenvergeudung e<strong>in</strong>en neuen Aufschwung. Es war vor<br />

12


allem der Schumpeter-Schüler Nicholas Georgescu-Roegen, der den gesamten<br />

<strong>Wirtschafts</strong>prozeß als entropischen Vorgang beschrieb <strong>und</strong> damit das implizite<br />

mechanistische Kreislaufmodell der nationalökonomischen Standardliteratur wie der<br />

marxistischen Reproduktionsschemata radikal <strong>in</strong> Frage stellte. Georgescu-Roegen bezog<br />

<strong>in</strong> se<strong>in</strong>em 1971 erschienenen Hauptwerk "The Entropy Law and the Economic Process"<br />

erstmals neben den energetischen Prozessen auch explizit die Stofflüsse mit e<strong>in</strong> <strong>und</strong><br />

weitete das Entropiegesetz auf die gesamte nutzbare Materie aus. Er kam so zu e<strong>in</strong>em<br />

"Vierten Hauptsatz der Thermodynamik", wonach auch die Metalle <strong>und</strong> alle übrigen<br />

Rohstoffe <strong>in</strong> Form von Produkten <strong>und</strong> Abfällen immer mehr verstreut <strong>und</strong> nur unter<br />

zusätzlichem <strong>Energie</strong>aufwand wieder nutzbar zu machen seien. 37 Die <strong>in</strong> ökonomischen<br />

Prozessen verstreute Materie könne nur noch mit unverhältnismäßig viel <strong>Energie</strong><br />

e<strong>in</strong>gesammelt <strong>und</strong> wieder nutzbar gemacht werden. Noch ehe die Idee e<strong>in</strong>er geschlos-<br />

senen Recycl<strong>in</strong>gwirtschaft überhaupt voll entwickelt war, wurden hier bereits die Gren-<br />

zen dieses Ansatzes aus physikalischer <strong>Perspektive</strong> aufgezeigt.<br />

Im Unterschied zum 19.Jahrh<strong>und</strong>ert bildete aber nicht die thermodynamische Vergeu-<br />

dungskritik den Ausgangspunkt für Ressourcenschonungs-Konzepte <strong>in</strong> der Technisch-<br />

wissenschaftlichen Intelligenz. Es waren vielmehr die Wachstumsmodell-Studien von<br />

Meadows, Dennis Gabor <strong>und</strong> Jay Forrester, die zu zentralen Bezugspunkten der <strong>in</strong> den<br />

70er Jahren entstehenden Ansätze für e<strong>in</strong>e ressourcensparende Technikgestaltung<br />

wurden. Der wirklich entscheidende Anstoß für diese Initiativen kam jedoch von den<br />

beiden Ölpreiskrisen <strong>und</strong> von dem dadurch <strong>in</strong> diesem Zeitraum stark angestiegenen<br />

Preisniveau für <strong>Energie</strong>träger <strong>und</strong> Rohstoffe. Örtliche Müllmißstände, vor allem <strong>in</strong> den<br />

USA, kamen als e<strong>in</strong> weiterer Gr<strong>und</strong> h<strong>in</strong>zu. Diese führten zu erschreckenden Zukunfts-<br />

szenarios über die wachsenden Entsorgungsprobleme der "Müllkippe Erde", die viele<br />

der jetzigen Schwierigkeiten mit dem Verpackungsmißbrauch, den Kunststoffabfällen<br />

<strong>und</strong> dem Sondermüll bereits um 1970 drastisch ausmalten. 38 Doch wurde damals der<br />

Entsorgungsengpaß noch e<strong>in</strong>mal durch e<strong>in</strong>e Verlagerung der Deponien <strong>in</strong> entferntere<br />

Gegenden <strong>und</strong> durch die breite E<strong>in</strong>führung der Müllverbrennung behoben, so daß sich<br />

die Debatte bald wieder auf die Frage der Verwendung von "Waste as a fuel" verschob. 39<br />

Mitte der 70er Jahre diskutierten die eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g communities der USA <strong>und</strong> West-<br />

europas vor allem das Thema <strong>Energie</strong>- <strong>und</strong> Rohstoffknappheit <strong>und</strong> erörterten damals<br />

e<strong>in</strong>e ganze Palette von technisch-ökonomischen bzw. soziotechnischen Strategien zur<br />

Ressourcenschonung. Dazu gehörten besonders: die Verr<strong>in</strong>gerung der Baugrößen <strong>und</strong><br />

des spezifischen Stoff-/<strong>Energie</strong>aufwandes, die Verlängerung der Produktlebensdauer<br />

statt künstlicher Obsoleszenz, die Wiederverwendung von Produkten (Re-use) <strong>und</strong> von<br />

13


Materialien (Recycl<strong>in</strong>g), der Verzicht auf modenbed<strong>in</strong>gten schnellen Produktwechsel<br />

<strong>und</strong> die Reduzierung des Verbrauchs über gesellschaftliche Anreize oder Vorgaben.<br />

Dieses anfangs recht breite Maßnahmenspektrum wurde <strong>in</strong> Technikfolgen-Studien sowie<br />

<strong>Energie</strong>- <strong>und</strong> Rohstoffszenarios mit den Schlagworten "Non-Waste-Technology",<br />

"Resource-/Energy-Conservation" <strong>und</strong> "Recycl<strong>in</strong>g" gebündelt, wobei sich das letztere<br />

sehr bald gegenüber den beiden anderen, anfangs dom<strong>in</strong>ierenden durchsetzte. Der<br />

Recycl<strong>in</strong>gbegriff stammt ursprünglich aus der chemischen Verfahrenstechnik, wo er<br />

bereits <strong>in</strong> den 20er Jahren vor allem <strong>in</strong> der US-Petrochemie die Rückkehr <strong>in</strong> die<br />

Reaktionskammer zum wiederholten Prozeßdurchlauf bezeichnete. 40 Diese Bedeutung<br />

e<strong>in</strong>es "return to a previous stage of a cyclic process" wurde seit dem Ende der 50er Jahre<br />

auch auf die Versorgungs- <strong>und</strong> Entsorgungstechnik ausgeweitet <strong>und</strong> bedeutete dann<br />

sehr bald "re-use of a waste material". Dabei steht bis <strong>in</strong> die 70er Jahre h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> die<br />

unmittelbare Wiederherstellung von Ausgangsstoffen bzw. die Wiederverwertung<br />

e<strong>in</strong>zelner Stoffe im Vordergr<strong>und</strong>. Doch die Debatte über die "Grenzen des Wachstums"<br />

bewirkte e<strong>in</strong>e starke Ausweitung des Begriffes. Dieser löste sich von der verfahrens-<br />

technischen Vorgeschichte <strong>und</strong> wurde bald mit dem Pr<strong>in</strong>zip geschlossener Kreisläufe <strong>in</strong><br />

allen Stoff- <strong>und</strong> <strong>Energie</strong>umwandlungsprozessen sowie mit Mehrfachnutzungs- <strong>und</strong><br />

Ressourcenschonungs-Strategien überhaupt gleichgesetzt. Die Ausweitung <strong>und</strong> Ausbrei-<br />

tung des Recycl<strong>in</strong>gbegriffes überschneidet sich mit e<strong>in</strong>er Renaissance der Kreislauf-<br />

metapher <strong>in</strong> Naturwissenschaft, Technik <strong>und</strong> Gesellschaft. Energetische <strong>und</strong> stoffliche<br />

Prozesse wurden nun an dem Vorbild biologisch-ökologischer Kreisläufe als "Modellen<br />

des Überlebens" ausgerichtet, das Kreislauf- <strong>und</strong> Recycl<strong>in</strong>gpr<strong>in</strong>zip entwickelte sich zum<br />

Gegenbegriff zu allen l<strong>in</strong>earen <strong>und</strong> exponentiellen Wachstumsprozessen. 41 Mit dieser<br />

großen Spannweite wurde der Begriff seit der ersten Hälfte der 70er Jahre auch im<br />

deutschen Sprachraum übernommen, die allgeme<strong>in</strong>e Verbreitung erfolgt jedoch erst <strong>in</strong><br />

den 80er Jahren, als sich der Bedeutungsgehalt schon wieder auf <strong>Stoffkreisläufe</strong> im enge-<br />

ren S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>grenzt <strong>und</strong> der Bezug zum "<strong>Energie</strong>recycl<strong>in</strong>g" <strong>und</strong> zur <strong>Energie</strong>debatte<br />

überhaupt gelöst wird.<br />

Die Konstruktionslehre <strong>und</strong> -forschung griff die Recycl<strong>in</strong>g- <strong>und</strong> Ressourcenschonungs-<br />

Thematik erst Mitte der 70er Jahre auf. Dabei standen zunächst produktspezifische<br />

Recycl<strong>in</strong>gmethoden im Vordergr<strong>und</strong>, u.z. <strong>in</strong> aller erster L<strong>in</strong>ie für Automobile, die<br />

wegen ihrer Anzahl <strong>und</strong> ihres hohen Wertstoffanteils e<strong>in</strong> lohnendes Objekt boten. Bald<br />

kamen andere <strong>in</strong>dustrielle Massengüter h<strong>in</strong>zu, vor allem Haushaltsgroßgeräte wie<br />

Kühlschränke <strong>und</strong> Waschmasch<strong>in</strong>en, während elektronische Geräte noch völlig ausge-<br />

spart blieben. Seit 1976/77 wurden die ersten produktübergreifenden Methodenansätze<br />

14


für das "Recycl<strong>in</strong>ggerechte Konstruieren" vorgestellt, meist <strong>in</strong> Form von<br />

Problemaufrissen oder Forschungsprogrammskizzen auf nationalen oder <strong>in</strong>ternationalen<br />

Tagungen. Charakteristisch für die Anfangsphase der recycl<strong>in</strong>gorientierten Konstruk-<br />

tionsmethodik war e<strong>in</strong>e breitangelegte ökologische <strong>und</strong> ressourcenökonomische<br />

F<strong>und</strong>ierung <strong>und</strong> nicht zuletzt die starke Beachtung der energetischen Dimension von<br />

<strong>Stoffkreisläufe</strong>n. 42 Forderungen wie die nach e<strong>in</strong>em Recycl<strong>in</strong>g auf dem höchstmöglichen<br />

Wertniveau, also Produktrecycl<strong>in</strong>g <strong>und</strong> andere die Produktlebensdauer verlängernde<br />

Maßnahmen, sowie die nach der Berücksichtigung der <strong>in</strong> den Umwandlungen e<strong>in</strong>es<br />

Produktes oder Stoffes verbrauchten <strong>Energie</strong> belegen, daß man das Recycl<strong>in</strong>g von<br />

Altstoffen zur Lösung künftiger Probleme alle<strong>in</strong> nicht für ausreichend hielt: "Es muß<br />

vielmehr <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Bündel von Maßnahmen e<strong>in</strong>gebettet se<strong>in</strong>", die alle zusammen e<strong>in</strong>e<br />

"Nutzungszeitverlängerung" für Produkte, Stoffe <strong>und</strong> <strong>Energie</strong>n anstreben. Die damit<br />

anvisierten künstlichen Stoff- <strong>und</strong> <strong>Energie</strong>kreisläufe würden es jedoch trotz aller Bemü-<br />

hungen nicht schaffen, "Zyklen der Natur" nachzubilden, die sich dadurch auszeichnen,<br />

daß sie sich <strong>in</strong> Nahrungsketten immer wieder regenerierten. 43<br />

Zwischen 1979 <strong>und</strong> 1983 schufen Rolf-Dieter Weege, Harald Meyer, Wolfgang Pahl<br />

<strong>und</strong> Wolfgang Beitz e<strong>in</strong>e begriffliche Systematik von Stofflüssen <strong>und</strong> Recycl<strong>in</strong>g-<br />

vorgängen sowie e<strong>in</strong> allgeme<strong>in</strong>es "Recycl<strong>in</strong>g-Modellsystem", während Rolf Ste<strong>in</strong>hilper<br />

<strong>und</strong> Hans-Jürgen Warnecke Verfahren <strong>und</strong> Gestaltungsregeln für das "Intensivieren von<br />

Mehrfachnutzungszyklen" auf der Ebene des Produktabfalls, des Produktgebrauches<br />

<strong>und</strong> der Altstoffverwendung bzw. -verwertung entwarfen. Bei der ökonomischen Bewer-<br />

tung der Anwendung von Sek<strong>und</strong>ärrohstoffen forderten diese Konstruktionswissen-<br />

schaftler damals, von vordergründigen e<strong>in</strong>zelwirtschaftlichen Kalkülen abzugehen: "Es<br />

wird hier notwendig, e<strong>in</strong> die gesamte Produktlebensdauer, mehrere Nutzungszyklen<br />

<strong>und</strong> verschiedene Recycl<strong>in</strong>gverfahren überstreichendes Gesamtkostendenken zu entwi-<br />

ckeln, <strong>in</strong> dem es für Hersteller <strong>und</strong> Anwender e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames M<strong>in</strong>imum zu f<strong>in</strong>den<br />

gilt." 44 Wie <strong>in</strong> früheren Ressourcenschonungs-Bewegungen von Ingenieuren führten<br />

auch hier konsequente Sparstrategien schnell zu e<strong>in</strong>er Überschreitung des re<strong>in</strong> betriebs-<br />

wirtschaftlichen Denkens. Doch ist bisher ke<strong>in</strong>e neue energetische oder geme<strong>in</strong>-<br />

wirtschaftliche Bewegung erkennbar, vielmehr werden bei den meisten Ingenieuren die<br />

angestrebten Sparstrategien letzlich doch ganz der jeweils gegebenen wirtschaftlichen<br />

Situation angepaßt.<br />

Als Resultat der konstruktionswirtschaftlichen Forschungs<strong>in</strong>itiativen am Ende der 70er<br />

<strong>und</strong> Anfang der 80er Jahre entstand 1982--84 auch der Entwurf zur VDI-Richtl<strong>in</strong>ie<br />

2243: "Konstruieren recycl<strong>in</strong>ggerechter technischer Produkte" 45 Diese Richtl<strong>in</strong>ie kam<br />

15


erstaunlicherweise bis heute nicht über das Entwurfsstadium h<strong>in</strong>aus. Neben der üblichen<br />

Akzeptanzprobleme <strong>in</strong> der Industrie dürfte dafür vor allem der generelle Rückgang der<br />

Aufmerksamkeit für die Recycl<strong>in</strong>g-Thematik zwischen 1983 <strong>und</strong> 89 verantwortlich se<strong>in</strong>.<br />

Das durch e<strong>in</strong>e gezielte Vorratsbildung <strong>und</strong> durch die preisanstiegsbed<strong>in</strong>gte Neuer-<br />

schließung von Rohstoffquellen wieder gesunkene Preisniveau bei Metallen <strong>und</strong> allen<br />

übrigen Rohstoffen nahm den Initiativen für ressourcensparendes Konstruieren den<br />

W<strong>in</strong>d aus den Segeln. Da auch bei <strong>Energie</strong>trägern dem Mangel e<strong>in</strong> Überfluß folgte, sank<br />

das Bewußtse<strong>in</strong> für die energetische Dimension von <strong>Stoffkreisläufe</strong>n ebenfalls. Erst zu<br />

Beg<strong>in</strong>n der 90er Jahre erlebt das recycl<strong>in</strong>ggerechte Konstruieren wieder e<strong>in</strong>e größere<br />

Aufmerksamkeit. Ursache hierfür waren diesmal ke<strong>in</strong>e neuerlichen Preisausschläge bei<br />

Rohstoffen oder <strong>Energie</strong>trägern, sondern die <strong>in</strong>zwischen drastisch verschärfte Entsor-<br />

gungs- <strong>und</strong> Deponierungsproblematik.<br />

DIE ETABLIERUNG DES RECYCLINGGERECHTEN KONSTRUIERENS SEIT DEM<br />

ENDE DER 80ER JAHRE IM ZEICHEN DER VERSCHÄRFTEN DEPONIEPROBLEME<br />

Die Abfallentsorgung bei Produktions- <strong>und</strong> Hausmüll entwickelte sich angesichts des<br />

knapper werdenden Deponieraums <strong>und</strong> des wachsenden Widerstands gegen Müllver-<br />

brennungsanlagen <strong>und</strong> die Genehmigung neuer Deponieflächen zu e<strong>in</strong>em kritischen<br />

Engpaßfaktor <strong>in</strong> den hoch<strong>in</strong>dustrialisierten Ländern, der staatliche Interventionen zur<br />

Vermeidung <strong>und</strong> Verr<strong>in</strong>gerung des Reststoffaufkommens auslöste. Dadurch verschoben<br />

sich Stellenwert <strong>und</strong> Zielsetzungen des Recycl<strong>in</strong>g <strong>und</strong> des recycl<strong>in</strong>ggerechten Konstru-<br />

ierens seit dem Ende der 80er Jahre deutlich. Aufgr<strong>und</strong> des Entsorgungsnotstandes<br />

wurde die Notwendigkeit e<strong>in</strong>er vollen E<strong>in</strong>beziehung der Gebrauchsphase <strong>und</strong> der<br />

Endphase technischer Produkte <strong>und</strong> Verfahren <strong>in</strong> den Verantwortungsbereich der<br />

Entwickler <strong>und</strong> Konstrukteure allgeme<strong>in</strong> anerkannt. Bei Autos, Haushaltsgroßgeräten<br />

<strong>und</strong> nun auch bei Fernsehern <strong>und</strong> Computern wird die recycl<strong>in</strong>ggerechte Produkt-<br />

gestaltung auf der Basis e<strong>in</strong>er geeigneten Werkstoffwahl, e<strong>in</strong>er M<strong>in</strong>imierung der Werk-<br />

stoffvielfalt, e<strong>in</strong>er leicht lösbaren Verb<strong>in</strong>dungstechnik <strong>und</strong> der weitgehenden Vermei-<br />

dung von Integralbauweisen allmählich "Stand der Technik". Außer der Rückgew<strong>in</strong>-<br />

nung der Ausgangsstoffe erhält nun auch die Wiederaufarbeitung von höherwertigen<br />

Serienprodukten, das Produktrecycl<strong>in</strong>g, e<strong>in</strong>e größere Aufmerksamkeit, das <strong>in</strong> den USA<br />

unter den Bezeichnungen "Rebuild<strong>in</strong>g" oder "Remanufactur<strong>in</strong>g" schon seit längerem<br />

verbreitet ist. 46 Insgesamt soll sich das Recycl<strong>in</strong>g von e<strong>in</strong>er lediglich aufgesetzten End-<br />

of-pipe-Technologie, die vorwiegend <strong>in</strong> der Hand e<strong>in</strong>es mittelständischen Entsorgungs-<br />

gewerbes <strong>und</strong> der traditionellen Rohstoffwirtschaft liegt, zu e<strong>in</strong>em regulären<br />

16


<strong>in</strong>dustriellen Aufarbeitungs-, Demontage- <strong>und</strong> Aufbereitungs-Sektor am Ende des<br />

Produktlebenszyklus entwickeln, der nach dem Vorbild der groß<strong>in</strong>dustriellen Fertigung<br />

strukturiert <strong>und</strong> betrieben wird. Das auf die Recycl<strong>in</strong>gs- <strong>und</strong> Entsorgungsphase ausge-<br />

dehnte Produktmanagement wird so zum "Life-Cycle-Management" erweitert. 47 Ziel<br />

dieser umfassenden Recycl<strong>in</strong>gwirtschaft s<strong>in</strong>d möglichst geschlossene Materialkreisläufe,<br />

die durch weitestgehende Mehrfachnutzung das Deponieaufkommen nachhaltig<br />

reduzieren.<br />

Wie der Deponierungsengpaß auf der e<strong>in</strong>en Seite den Stellenwert <strong>und</strong> den Verb<strong>in</strong>d-<br />

lichkeitsgrad des recycl<strong>in</strong>gorientierten Konstruierens erhöht <strong>und</strong> es <strong>in</strong> Richtung e<strong>in</strong>es<br />

<strong>in</strong>dustriellen Entsorgungssektors gedrängt hat, so hat er auf der anderen Seite die Ziel-<br />

richtung <strong>und</strong> die Schwerpunkte der Ressourcenorientierung bei Ingenieuren <strong>und</strong><br />

Konstrukteuren deutlich verschoben. Die klare Priorität liegt nun, bei der Entsor-<br />

gungsfunktion <strong>und</strong> der Vermeidung von "Deponielagerung". Die E<strong>in</strong>sparung von<br />

Rohstoffen ist demgegenüber nur noch e<strong>in</strong> wichtiger Nebenaspekt, <strong>und</strong> konstruktive<br />

Maßnahmen zur <strong>Energie</strong>rückgew<strong>in</strong>nung werden gar nicht mehr berücksichtigt.<br />

Überhaupt ist <strong>in</strong> der Recycl<strong>in</strong>g-Debatte der letzten Jahre als Folge der vorrangigen Ent-<br />

sorgungsproblematik <strong>und</strong> des relativ niedrigen <strong>Energie</strong>preisniveaus e<strong>in</strong>e Entkopplung<br />

des Materialverbrauchs- <strong>und</strong> -recycl<strong>in</strong>gs von dem <strong>Energie</strong>verbrauch bzw. der <strong>Energie</strong>-<br />

e<strong>in</strong>sparung zu verzeichnen. Ebenso gibt es im Vergleich zu den 70er <strong>und</strong> 80er Jahren<br />

kaum noch Forderungen, die auf e<strong>in</strong>e Beseitigung der Ursachen des wachsenden Abfall-<br />

berges zielen: Gestaltungsmaßnahmen zur generellen Verlängerung der Produkt-<br />

lebensdauer, Initiativen für e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>schränkung von schnellen Produktwechseln bzw.<br />

von zu kle<strong>in</strong>en Innovationschritten <strong>und</strong> für e<strong>in</strong>e Unterb<strong>in</strong>dung von immer noch weit-<br />

verbreiteten Obsoleszenzpraktiken spielen ke<strong>in</strong>e große Rolle mehr. Das "umwelt-<br />

gerechte Konstruieren" soll ke<strong>in</strong>e Reduzierung von Materialkreisläufen durch langlebige<br />

Produkte, sondern die ständige Wieder- oder Weiterverwendung der genutzten<br />

Produkte bzw. Stoffe garantieren: "Dabei muß die Lösung nicht zwangsläufig dar<strong>in</strong><br />

bestehen, die Produkte so haltbar (<strong>und</strong> teuer) zu gestalten, daß sie nicht ersetzt werden<br />

müssen. Dies würde den technischen Fortschritt bremsen <strong>und</strong> wohl auch negative volks-<br />

<strong>und</strong> betriebswirtschaftliche Folgen haben. Statt dessen sollte angestrebt werden, daß e<strong>in</strong><br />

Produkt nicht im Ursprungszustand weiter genutzt wird, sondern <strong>in</strong> recycelter Form<br />

mehrere schnelle <strong>und</strong> kostengünstige Nutzungskreisläufe durchläuft." 48 E<strong>in</strong> solches<br />

permanentes Rezyklieren könnte demnach Vermeidungsstrategien, die nicht marktwirt-<br />

schafts-konform s<strong>in</strong>d, überflüssig machen. Die Recycl<strong>in</strong>gwirtschaft wird auf diese Weise<br />

als Problemverlagerungs-Strategie e<strong>in</strong>er ökologischen Wachstumsgesellschaft konzipiert,<br />

die den Deponierungsengpaß beseitigt, die Rohstoffverfügbarkeit erhöht <strong>und</strong> so wieder<br />

17


e<strong>in</strong>e Beschleunigung von Materialkreisläufen <strong>und</strong> <strong>Wirtschafts</strong>kreisläufen zuläßt. Das<br />

<strong>in</strong>dustrialisierte <strong>und</strong> logistisch durchorganisierte "Closed Loop Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g" 49 glaubt<br />

so, e<strong>in</strong>e marktkonforme <strong>und</strong> doch ökologieverträgliche Kreislaufökonomie zu schaffen,<br />

die dem Ideal des "susta<strong>in</strong>able development" nahekommt. Während Ostwald se<strong>in</strong>e<br />

"dauerhafte Wirtschaft" an die technisch aufschließbare Sonnene<strong>in</strong>strahlung bandt <strong>und</strong><br />

die ersten Vertreter der "susta<strong>in</strong>able society" bzw. des "susta<strong>in</strong>able development" von<br />

e<strong>in</strong>er deutlichen Verlangsamung des Wachstums <strong>in</strong> Richtung e<strong>in</strong>er "steady-state eco-<br />

nomy" ausg<strong>in</strong>gen, 50 glauben heutige Konzepte des recycl<strong>in</strong>ggerechten Konstruierens<br />

meist auf wachstumshemmende Forderungen verzichten zu können.<br />

Am Ende der bisherigen Entwicklung des ressourcensparenden Konstruierens steht<br />

damit erneut die Illusion der Möglichkeit permanenter geschlossener <strong>Wirtschafts</strong>- <strong>und</strong><br />

<strong>Stoffkreisläufe</strong>. Zu Beg<strong>in</strong>n war die Kreislaufmetapher der Ausdruck der naiven<br />

Erwartung <strong>in</strong> die Unerschöpflichkeit der Naturressourcen. Kritische Naturwissen-<br />

schaftler <strong>und</strong> Ingenieure setzten dem Überfluß-Modell ewiger Kreisläufe das technik-<br />

ethische Gegenkonzept e<strong>in</strong>es sparsamen Umgangs mit den Ressourcen nach dem Vor-<br />

bild natürlicher Kreisläufe entgegen. Dieses ressourcenökonomische Leitbild erzielte<br />

jedoch nur <strong>in</strong> Phasen kriegswirtschaftlicher Mangelsituationen oder temporärer Roh-<br />

stoffverteuerungen e<strong>in</strong>e größere Resonanz. Für die Verfechter material- <strong>und</strong> energie-<br />

sparender Gestaltungsansätze entstand dadurch e<strong>in</strong> kaum lösbares Dilemma. Mit weiter-<br />

gehenden, absoluten Sparstrategien, die nicht selten die Form technokratischer Gesell-<br />

schaftsentwürfe annahmen, gerieten sie schnell <strong>in</strong> Konflikt mit dem herrschenden<br />

<strong>Wirtschafts</strong>system. Begnügten sie sich dagegen mit relativen Sparkonzepten <strong>und</strong><br />

Problemverlagerungsstrategien, die dem <strong>in</strong>dustriellen Kapitalismus gemäß waren, so<br />

beförderten sie mit den angestoßenen stofflich-energetischen Hegungsprozessen <strong>und</strong><br />

den erzielten Wirkungsgradsteigerungen nach überw<strong>und</strong>enen Engpaßsituationen <strong>in</strong> der<br />

Regel auch noch die Marktausweitung <strong>und</strong> mit ihr den absoluten Ressourcenverbrauch.<br />

Während <strong>in</strong> der Vergangenheit das Interesse der Konstrukteure an Ressourcenaspekten<br />

mit dem Ressourcenangebot <strong>und</strong> -mangel schwankte, so sche<strong>in</strong>t <strong>in</strong> der Gegenwart die<br />

Deponieproblematik dem Leitbild kreislauforientierter Technikgestaltung <strong>und</strong> Technik-<br />

nutzung endgültig zum Durchbruch verholfen zu haben. Doch mit se<strong>in</strong>er zunehmen-<br />

den Durchsetzung droht das Sparkonzept des Recycl<strong>in</strong>g erneut <strong>in</strong> das Überfluß-Modell<br />

ewiger Stoff- <strong>und</strong> <strong>Wirtschafts</strong>kreisläufe umzukippen. Dabei abstrahieren die Recycl<strong>in</strong>g-<br />

wirtschaft <strong>und</strong> das "Closed Loop Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g" wie die Kreislaufmetapher überhaupt<br />

davon, daß nach jedem Stoffzyklus die Materialqualität abnimmt, daß es sich also meist<br />

nicht um Recycl<strong>in</strong>g, sondern um Downcycl<strong>in</strong>g handelt, das mit Verzögerung doch das<br />

18


Deponiegut vermehrt. Vor allem aber verdrängen die Vertreter des recycl<strong>in</strong>gorientierten<br />

Wachstums, daß der zyklische Charakter der Stofflüsse nur auf Kosten der <strong>Energie</strong>-<br />

ressourcen möglich ist, d.h. alle<strong>in</strong> um den Preis der Entropieerhöhung im Gesamt-<br />

system.<br />

Der Entropiesatz stellt somit noch immer die entscheidende Infragestellung der Illusion<br />

ewiger Kreisläufe <strong>in</strong> Technik <strong>und</strong> Wirtschaft dar. Mit ihm können Ingenieure <strong>und</strong><br />

Naturwissenschaftler, ohne gleich <strong>in</strong> technokratische Totalkonstruktionen der Welt<br />

verfallen zu müssen, deutlich machen, daß e<strong>in</strong>e Beschleunigung der Stoffumläufe durch<br />

Recycl<strong>in</strong>g die Probleme <strong>in</strong> den <strong>Energie</strong>sektor verlagert, daß es mitth<strong>in</strong> zum Modell e<strong>in</strong>er<br />

absolut rohstoffsparenden <strong>und</strong> abfallarmen Kreislauf-Wirtschaft ke<strong>in</strong>e Alternative gibt,<br />

auch wenn sich selbst dann die Entropiezunahme nur verlangsamen läßt. Wie die<br />

Erkenntnis weitsichtiger Natur- <strong>und</strong> Ingenieurwissenschaftlern auf pr<strong>in</strong>zipielle Grenzen<br />

des Wirtschaftens verweist, so führt die kritische Langzeitperspektive des Historikers vor<br />

Augen, daß gr<strong>und</strong>legende Problemsituationen oft schon früh wahrgenommen, aufgr<strong>und</strong><br />

von Interessenfixierung <strong>und</strong> Verengungen des Problemlösungshorizontes aber auch<br />

immer wieder verdrängt wurden. 51 Diese Dialektik von Problemwahrnehmung <strong>und</strong> -<br />

verlagerung, von Aufklärung <strong>und</strong> Verdrängung zeigt zugleich, daß auf die Funktion des<br />

Historikers als "kritischem Korrektiv" nicht verzichtet werden kann.<br />

AMERKUNGEN<br />

1 Ernst Schul<strong>in</strong>, Die Frage nach der Zukunft. In: G.Schulz, Geschichte heute.<br />

Positionen, Tendenzen <strong>und</strong> Probleme. Gött<strong>in</strong>gen 1973, S. 109-145, bes. S. 133 f. 137.<br />

2 Vgl. hierzu bes. Nicholas Georgescu-Roegen, The Entropy Law and the Economic<br />

Process, Cambridge. Mass. 1971, S.281; Gunther Stephan, Ökologisch-orientierte<br />

<strong>Wirtschafts</strong>forschung heute: Was kann e<strong>in</strong> entropie-theoretischer Ansatz leisten? In:<br />

Frank Beckenbach (Hrsg.), Die ökologische Herausforderung für die ökonomische<br />

Theorie. Marburg 1992, S.323-340.<br />

3 Hermann von Helmholtz, Über die Erhaltung der Kraft (1847), Ostwald's Klassiker<br />

der exakten Wissenschaft. Leipzig 1889; ders., Populäre wissenschaftliche Vorträge,<br />

Braunschweig 1876, dar<strong>in</strong> 2. Heft: Über die Erhaltung der Kraft, E<strong>in</strong>leitung e<strong>in</strong>es<br />

Zyklus e<strong>in</strong>er Vorlesung <strong>in</strong> Karlsruhe 1862-63.<br />

4 Rudolf Clausius, Über den zweiten Hauptsatz der mechanischen Wärmetheorie.<br />

Braunschweig 1867, S.15-17, Zitat S.17.<br />

19


5 Franz Grashof, Über die Wandlungen des Arbeitsvermögens im Haushalt der Natur<br />

<strong>und</strong> der Gewerbe, Berl<strong>in</strong> 1877. Zit. nach Hans-Liudger Dienel, Herrschaft über die<br />

Natur? Naturvorstellungen deutscher Ingenieure 1871-1914. Stuttgart 1992, S.96.<br />

6 Rudolf Clausius, Über die <strong>Energie</strong>vorräte der Natur <strong>und</strong> ihre Verwertung zum Nutzen<br />

der Menschheit, (1885), neu hrsg. von Otto Krätz. In: Chemie:Experiment +<br />

Technologie, 3 (1977) 9, S. 225-330, Zitat S. 329.<br />

7 Ebda., S. 330.<br />

8 Vgl. Juan Mart<strong>in</strong>ez-Alier, Ökologische Ökonomie <strong>und</strong> Verteilungskonflikte aus<br />

historischem Blickw<strong>in</strong>kel. In: Beckenbach (Hrsg.), Die ökologische Herausforderung,<br />

S.45-62, bes. S. 50 f.; Juan Mart<strong>in</strong>ez-Alier, Klaus Schlüpmann, Ecological Economics.<br />

Energy, Environment and Society. Oxford, New York 1987, bes. S.73-88.<br />

9 Helmholtz, Vorlesungen über Theoretische Physik, S. 251; zu dieser Def<strong>in</strong>ition der<br />

Entropie siehe Georgescu-Roegen, The Entropy Law, S. 4.<br />

10 So Max Maria von Weber, Die Entlastung der Kulturarbeit durch den Dienst der<br />

physikalischen Kräfte. In: ders., Aus der Welt der Arbeit, Berl<strong>in</strong> 1907, S.451-474.<br />

11 Wilhelm Ostwald, Der energetische Imperativ. 1. Reihe. Leipzig 1912, S. 1-24, bes.<br />

S.14-17; ders., Die philosophische Bedeutung der Energetik (1903). In: ders.,<br />

Abhandlungen <strong>und</strong> Vorträge allgeme<strong>in</strong>en Inhaltes (1887-1903). Leipzig 1904, S. 258-<br />

281; Mart<strong>in</strong>ez-Alier, Schlüpmann, Ecological Economics, S.183-192.<br />

12 Wilhelm Ostwald, Die <strong>Energie</strong>. Leipzig 1908, Kapitel "Soziologische Energetik",<br />

Zitat auf S. 165 f.<br />

13 Max Weber, "Energetische" Kulturtheorien (1909). In: ders., Gesammelte Aufsätze<br />

zur Wissenschaftslehre. 3.Aufl. Tüb<strong>in</strong>gen 1968, S.400-426, bes. S.408, 425 f.; Wilhelm<br />

Ostwald, Energetische Gr<strong>und</strong>lagen der Kulturwissenschaft. Leipzig 1909.<br />

14 Ostwald, Der energetische Imperativ, S.13.<br />

15 Joachim Radkau, Technik <strong>in</strong> Deutschland. Vom 18.Jahrh<strong>und</strong>ert bis zur Gegenwart.<br />

Frankfurt a.M.1989, S. 285-299, bes. S.286.<br />

16 Vgl. hierzu Ernst Schul<strong>in</strong>, Walther Rathenau. Repräsentant, Kritiker <strong>und</strong> Opfer se<strong>in</strong>er<br />

Zeit. Gött<strong>in</strong>gen, Zürich, Frankfurt 1979, S. 62ff.; Gerhard Hecker, Walther Rathenau<br />

<strong>und</strong> se<strong>in</strong> Verhältnis zu Militär <strong>und</strong> Krieg (Militärgeschichtliche Studien, Bd. 30).<br />

Boppard 1983, S. 201-268.<br />

17 Walther Rathenau, Deutschland Rohstoffversorgung (Dezember 1915). In: ders.<br />

Gesammelte Schriften, Bd. V. Berl<strong>in</strong> 1925, S.54 ff., 74 f.<br />

18 Walther Rathenau, Die Neue Wirtschaft (Januar 1918). In: ebda., S. 211.<br />

19 Walther Rathenau an Julius Landmann, 20.7.1917. In: ders., Briefe, 2 Bde., Dresden<br />

1926, Bd. 1, S. 298-301.<br />

20


20 Walther Rathenau, Von Kommenden D<strong>in</strong>gen. In: Hans Dieter Hellige, Ernst Schul<strong>in</strong><br />

(Hrsg.),Walther Rathenau-Gesamtausgabe, Bd. II, hrsg von Ernst Schul<strong>in</strong>. München,<br />

Heidelberg 1977, S.361; vgl. auch H.D.Hellige, Walther Rathenau: E<strong>in</strong> Kritiker der<br />

Moderne als Organisator des Kapitalismus. Entgegnung auf T.P.Hughes'<br />

systemhistorische Rathenau-Interpretation. In: T. Buddensieg, Th. P. Hughes, J.Kocka<br />

(Hrsg.), E<strong>in</strong> Mann vieler Eigenschaften. Walther Rathenau <strong>und</strong> die Kultur der Moderne.<br />

Berl<strong>in</strong> 1990, S. 32-54.<br />

21 Wichard von Moellendorff, Das technische Motiv. In :Die Zukunft 85 (1913), S. 414-<br />

420; ders., Wirkungsgrad, <strong>in</strong>: Zeitschrift des VDI(Z-VDI) 64 (1920), S.853 ff.; Klaus<br />

Braun, Konservativismus <strong>und</strong> Geme<strong>in</strong>wirtschaft. E<strong>in</strong>e Studie über Wichard von<br />

Moellendorff. Duisburg 1978, S. 42-45.<br />

22 Wichard von Moellendorff, Deutsche Geme<strong>in</strong>wirtschaft. Berl<strong>in</strong> 1916, S. 22.<br />

23 Vgl. hierzu bes. Edw<strong>in</strong> T. Layton jr., The Revolt of the Eng<strong>in</strong>eers.Social Responsibility<br />

and the American Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g Profession. Cleveland, London 1971.<br />

24 Waste <strong>in</strong> Industry, by the Committee on Elim<strong>in</strong>ation of Waste <strong>in</strong> Industry of the<br />

Federated American Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g Societies. New York 1921, Repr<strong>in</strong>t 1974, bes. die<br />

E<strong>in</strong>leitung <strong>und</strong> die Kapitel II ("Sources and causes of Waste") <strong>und</strong> III<br />

(Recommendations for the Elim<strong>in</strong>ation of Waste <strong>in</strong> Industry), S. 3-50.<br />

25 Radkau, Technik <strong>in</strong> Deutschland, S.288.<br />

26 Siehe Erich Kothe, Waste <strong>in</strong> Industry. E<strong>in</strong> amerikanischer Bericht <strong>in</strong> deutscher<br />

Beleuchtung. In: Masch<strong>in</strong>enbau--Der Betrieb 5 (1926) 20, S.934-938; A. Grießmann,<br />

Konstrukteur <strong>und</strong> Betrieb. In: Z-VDI 72 (1928) 17, S. 549-555.<br />

27 Vgl. Karl-He<strong>in</strong>z Ludwig, Der VDI als Gegenstand der Parteipolitik 1933-1945. In:<br />

Technik, Ingenieure <strong>und</strong> Gesellschaft. Geschichte des Vere<strong>in</strong>s Deutscher Ingenieure<br />

1856-1981, hrsg. von K.-H. Ludwig <strong>und</strong> Wolfgang König. Düsseldorf 1981, S. 436-<br />

414.<br />

28 Vgl. zum folgenden: Hans Dieter Hellige, Leitbilder <strong>und</strong> historisch-gesellschaftlicher<br />

Kontext der frühen wissenschaftlichen Konstruktionsmethodik, artec-Paper Nr. 8,<br />

Universität Bremen, Januar 1991, 53 S., bes. S. 12-35.<br />

29 Fritz Kesselr<strong>in</strong>g, Die 'starke' Konstruktion. Gedanken zu e<strong>in</strong>er Gestaltungslehre, <strong>in</strong>:<br />

Z-VDI 86 (1942) 21/22, S.322, 327.Vgl. die Wiederaufnahme <strong>in</strong>: ders., Technische<br />

Kompositionslehre. Anleitung zu technisch-wirtschaftlichem <strong>und</strong><br />

verantwortungsbewußtem Schaffen. Berl<strong>in</strong>, Gött<strong>in</strong>gen, Heidelberg 1954, bes. S. 246 ff.,<br />

259 ff.<br />

30 Hugo Wögerbauer, Werkstoffsparen <strong>in</strong> Konstruktion <strong>und</strong> Fertigung. In:<br />

Werkstoffsparen, Heft 1. VDI Berl<strong>in</strong> 1940.<br />

31 Hugo Wögerbauer, Werkstoffsparen. Die technischen Zusammenhänge, Widerstände<br />

<strong>und</strong> Fortschritte. In: Masch<strong>in</strong>enbau--Der Betrieb 19 (1940) 8, S. 321-324 (Abbildung<br />

auf S.321).<br />

21


32 H. Wögerbauer, Werkstoffsparen ist nationale Pflicht. In: Völkischer Beobachter,<br />

Wiener Ausgabe, 17.10.1940, zit. nach Abschrift im Nachlaß.<br />

33 Wögerbauer, Werkstoffsparen. Die technischen Zusammenhänge, 323.<br />

34 Wögerbauer, Sparstoffe im Fe<strong>in</strong>gerätebau, <strong>in</strong>: Fe<strong>in</strong>mechanik <strong>und</strong> Präzision 48 (1940)<br />

14, S. 151-156, bes.S.156; Wögerbauer, Werkstoffsparen auch <strong>in</strong> Zukunft. In:<br />

R<strong>und</strong>schau Deutscher Technik, 26.9.1940.<br />

35 Wögerbauer, Werkstoffumstellung im Masch<strong>in</strong>en- <strong>und</strong> Apparatebau. Zur VDI-<br />

Vortragsreihe <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> im Oktober 1940. In: Monatsblätter des Berl<strong>in</strong>er Bezirksvere<strong>in</strong>s<br />

Deutscher Ingenieure. Berl<strong>in</strong> 1940, 1.10., Nr. 10.<br />

36 Dennis Meadows u.a., Die Grenzen des Waschstums. Bericht des Club of Rome zur<br />

Lage der Menschheit. Stuttgart 1972.<br />

37 Nicholas Georgescu-Roegen, Nachwort <strong>in</strong>: Jeremy Rifk<strong>in</strong>, Entropie. E<strong>in</strong> neues<br />

Weltbild. Hamburg 1982, S.299-309, bes. S.304 f.<br />

38 Vgl. bes. Hans Reimer, Müllplanet Erde. Hamburg 1971.<br />

39 Siehe dazu das erste Standardwerk über Materialrecycl<strong>in</strong>g: David W. Pearce, Ingo<br />

Walter, Resource Conservation. Social and Economic Dimensions of Recycl<strong>in</strong>g.<br />

London, New York 1977.<br />

40 Oxford English Dictionary. 2.Aufl. Oxford 1989, Vol. XIII, S. 388; Lueger Lexikon<br />

der Technik, Bd. 4, Lexikon des Bergbaues, hrsg. v. Hans Grothe. Stuttgart 1962.<br />

41 Vgl. hierzu bes. Frederic Fester, Neuland des Denkens. Vom technokratischen zum<br />

kybernetischen Zeitalter. München 1980, S. 82 f., 257 ff., 352 ff.; Gerda Zellent<strong>in</strong>,<br />

Günther Nonnenmacher, Abschied vom Leviathan. Ökologische Aufklärung über<br />

politische Alternativen. Hamburg 1979, S.126 ff.<br />

42 H.H. van den Kroonenberg. The Role of Design Education <strong>in</strong> Non-Waste<br />

Technology. In: Non-Waste Technology and Production, Proceed<strong>in</strong>gs of an<br />

International Sem<strong>in</strong>ar, Paris Nov./Dez. 1976. United Nations 1978, S. 583-599;<br />

Gerhard Pahl, Material- <strong>und</strong> energiesparende sowie die recycl<strong>in</strong>ggerechte Gestaltung<br />

durch methodisches Konstruieren, <strong>in</strong>: Optimale Rohstoffnutzung -- e<strong>in</strong>e Aufgabe für<br />

den Ingenieur, VDI-Berichte 277. Düsseldorf 1977, S. 1-7; Rolf-Dieter Weege,<br />

Recycl<strong>in</strong>ggerechtes Konstruieren, Düsseldorf 1981: Gerhard Pahl, Wolfgang Beitz,<br />

Konstruktionslehre. Handbuch für Studium <strong>und</strong> Praxis. Berl<strong>in</strong>, Heidelberg, New York<br />

1977; 2.Auflage 1986, S.340-345; 3. Aufl. 1993, S. 415-432.<br />

43 Beitz, Meyer, Untersuchungen, S. 257, basierend auf Walter Jorden, R.-D. Weege,<br />

Recycl<strong>in</strong>g beg<strong>in</strong>nt <strong>in</strong> der Konstruktion. In: Konstruktion 31 (1979) 10, S. 381-387.<br />

44 Vgl. H. Meyer, W. Beitz, Konstruktionshilfen zur recycl<strong>in</strong>gorientierten Produktgestaltung.<br />

In: VDI-Z 124 (1982) 7, S. 255-267; H. Meyer, Recycl<strong>in</strong>gorientierte<br />

Produktgestaltung. In: VDI-Z 125 (1983) 19, S. 779-782; Hans-Jürgen Warnecke,<br />

Rolf Ste<strong>in</strong>hilper, Instandsetzung, Aufarbeitung, Aufbereitung: Recycl<strong>in</strong>gverfahren <strong>und</strong><br />

Produktgestaltung. In: VDI-Z 124 (1982) 20, S. 751-758, Zitat auf S. 753.<br />

45 VDI (Hrsg.), VDI-Richtl<strong>in</strong>ie 2243, Konstruieren recycl<strong>in</strong>ggerechter technischer<br />

Produkte, Entwurf, Mai 1991, S.2.<br />

22


46 Rolf Ste<strong>in</strong>hilper, Industrielle Demontage von Serienprodukten. Praxis <strong>und</strong><br />

<strong>Perspektive</strong>n. In: Recycl<strong>in</strong>g. E<strong>in</strong>e Herausforderung für den Konstrukteur. Tagung Bad<br />

Soden November 1991. In: VDI-Berichte 906. Düsseldorf 1991, S. 103-125.<br />

47 R. Ste<strong>in</strong>hilper, Neue Branchenführer heben sich ab durch die Öko-Qualität. In: VDI-<br />

Nachrichten Nr. 28/16.7.1993, S.15.<br />

48 Karl Werner Witte, Sven Stolze, Produkte im Nutzungskreislauf. Die Konstruktion<br />

legt den Gr<strong>und</strong>ste<strong>in</strong>. In: VDI-Z 135 (1993) 1/2, S. 20-25, Zitat, S. 21.<br />

49 Ste<strong>in</strong>hilper, Neue Branchenführer , ebda.<br />

50 Dennis Clark Pirage (Ed.), The Susta<strong>in</strong>able Society. Implications for Limited Growth.<br />

New York, London 1977; R.Kerry Turner, Susta<strong>in</strong>able Environmental Management.<br />

Pr<strong>in</strong>ciples and Practice. London, Boulder, Col. 1988, S. 1-25.<br />

51 Vgl. zum historisch-hermeneutischen Konzept des Problösungshorizontes: H.D.Hellige,<br />

Die gesellschaftlichen <strong>und</strong> historischen Gr<strong>und</strong>lagen der Technikgestaltung als<br />

Gegenstand der Ingenieurausbildung. In: Technikgeschichte, Bd. 51 (1984) Nr. 4, S.<br />

276-292; ders., Von der programmatischen zur empirischen Technikgeneseforschung:<br />

E<strong>in</strong> technikhistorisches Analyse<strong>in</strong>strumentarium für die prospektive Technikbewertung,.In:<br />

ebda., Bd. 60 (1993), Heft 3, S. 186-223.<br />

23

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