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Wirtschafts-, Energie- und Stoffkreisläufe in säkularer Perspektive ...

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Verbesserungen <strong>in</strong> der Regel erst nachträglich im Gefolge schwerer Mißstände <strong>und</strong><br />

Engpässe. Generell war das Bewußtse<strong>in</strong> für ökologische Zusammenhänge <strong>und</strong> für die<br />

Endlichkeit von <strong>Energie</strong>- <strong>und</strong> Materialressourcen <strong>in</strong> der Technisch-wissenschaftlichen<br />

Intelligenz noch schwach ausgebildet. Die <strong>in</strong>dustrielle Produktivkraftentwicklung schien<br />

ja gerade die Begrenztheit der agrarwirtschaftlichen bzw. vor<strong>in</strong>dustriellen Ressourcen-<br />

basis für immer überw<strong>und</strong>en <strong>und</strong> damit die Niedergangsprophetien des Malthusianismus<br />

widerlegt zu haben.<br />

In der Ökonomie fand diese Denkweise ihren Niederschlag <strong>in</strong> der Vorstellung e<strong>in</strong>es<br />

säkularen <strong>Wirtschafts</strong>wachstums, das aus immer wiederkehrenden, sich selbst regulie-<br />

renden Umläufen von Güter-<strong>und</strong> Geldströmen entsteht. Die bereits 1758 von Francois<br />

Quesnai im "Tableau économique" nach dem Vorbild des Harveyschen Blutkreislaufes<br />

<strong>in</strong> die Nationalökonomie e<strong>in</strong>geführte Kreislaufmetapher wurde das S<strong>in</strong>nbild dieser<br />

Erwartungen <strong>in</strong> die Permanenz, die Selbstregulierungsfähigkeit <strong>und</strong> das sich dadurch<br />

immer wiederherstellende Gleichgewicht des volkswirtschaftlichen Prozesses. Teils<br />

bewußt, teil unbewußt wurde auch <strong>in</strong> der Folgezeit die ökonomische Theorie nach dem<br />

Muster reversibler Prozesse der Newtonschen Mechanik modelliert. So entstand der<br />

Ansche<strong>in</strong> e<strong>in</strong>es "closed system or a circular flow", der alle Langzeitprobleme <strong>und</strong> stoff-<br />

lich-energetischen Vorausetzungen vergessen ließ. 2 Auf der Seite der Technik entsprach<br />

diesem ökonomischen "perpetuum mobile" auf immer höherer Stufenleiter das Vertrau-<br />

en <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en gleichfalls unaufhaltsamen, säkularen Technischen Fortschritt, der aufgr<strong>und</strong><br />

verbesserter Masch<strong>in</strong>en <strong>und</strong> Erschließungsmethoden auch die für das Wachstum erfor-<br />

derlichen fossilen <strong>Energie</strong>quellen, Erze <strong>und</strong> m<strong>in</strong>eralischen Rohstoffe bereitstellte.<br />

Seit dem 1.Viertel des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts tauchte das Kreislaufmodell auch <strong>in</strong> der Physik<br />

auf <strong>und</strong> suggerierte hier ebenfalls die Vorstellung permanenter Verfügbarkeit <strong>und</strong><br />

Wiederholbarkeit mechanischer <strong>und</strong> energetischer Prozesse. Doch führte die mit Sadi<br />

Carnots Hauptwerk ab 1824 e<strong>in</strong>setzende theoretische Erörterung von Idealmodellen<br />

von Kraft-Wärme-Umwandlungen hier zu der Erkenntnis, daß reversible Kreisprozesse<br />

def<strong>in</strong>itorische Grenzfälle s<strong>in</strong>d, woh<strong>in</strong>gegen alle realen, mit Wärmeleitung, Strahlung <strong>und</strong><br />

Reibung verb<strong>und</strong>enen Vorgänge irreversibler Natur s<strong>in</strong>d, <strong>und</strong> die Rückkehr <strong>in</strong> den<br />

ursprünglichen Zustand jeweils nur durch e<strong>in</strong>e <strong>Energie</strong>kompensation aus der Umge-<br />

bung möglich ist. Im Zusammenhang mit der Formulierung der ersten beiden Haupt-<br />

sätze der Thermodynamik um 1850 wurde dann das sche<strong>in</strong>bare Paradoxon heraus-<br />

gearbeitet, daß aufgr<strong>und</strong> des ersten, des "Erhaltungssatzes" die <strong>Energie</strong> des Universums<br />

zwar konstant bleibt, daß jedoch aufgr<strong>und</strong> des zweiten, des sogenannten Entropiesatzes,<br />

der Bestand arbeitsfähiger Ressourcen ständig abnimmt. So legte im Jahre 1854<br />

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