Wirtschafts-, Energie- und Stoffkreisläufe in säkularer Perspektive ...
Wirtschafts-, Energie- und Stoffkreisläufe in säkularer Perspektive ...
Wirtschafts-, Energie- und Stoffkreisläufe in säkularer Perspektive ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Hermann von Helmholtz besonders e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>glich dar, daß der an sich konstante<br />
"Kraftvorrat des Weltganzen" <strong>in</strong> zwei Teile zerfällt, nämlich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en ständig kle<strong>in</strong>er<br />
werdenden "Vorrat, der die Änderungen unterhält", <strong>und</strong> e<strong>in</strong>en dauernd zunehmenden<br />
"Vorrat, der ke<strong>in</strong>e Änderungen mehr möglich macht". Am Ende stehe e<strong>in</strong> Ausgleich der<br />
Temperatur <strong>und</strong> damit e<strong>in</strong> "Stillstand der Naturprozesse" bzw. "die ewige Ruhe des<br />
Weltalls". 3<br />
Bei Natur- <strong>und</strong> Ingenieurwissenschaftlern wurde, wie Rudolf Clausius feststellte, vor<br />
allem der "Erhaltungssatz" rezipiert <strong>und</strong> als "gewichtige Bestätigung" der Ansicht<br />
gewertet, "nach welcher der ganze Zustand des Weltalls unveränderlich <strong>und</strong> im ewigen<br />
Kreislaufe begriffen se<strong>in</strong> soll". Dagegen werde der Entropiesatz "zuweilen ganz mit<br />
Stillschweigen übergangen". Clausius versuchte deshalb, durch möglichst verständliche<br />
Formulierungen das Bewußtse<strong>in</strong> dafür zu wecken, "daß e<strong>in</strong> Naturgesetz aufgef<strong>und</strong>en ist,<br />
welches mit Sicherheit schließen läßt, daß <strong>in</strong> der Welt nicht alles Kreislauf ist, sondern<br />
daß sie ihren Zustand fort <strong>und</strong> fort <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em gewissen S<strong>in</strong>ne ändert <strong>und</strong> so e<strong>in</strong>em Grenz-<br />
zustande zustrebt". 4 Doch er hatte damit nur ger<strong>in</strong>gen Erfolg, die weitreichende Bedeu-<br />
tung der Hauptsätze der Thermodynamik für den Bestand <strong>und</strong> die langfristige Verfüg-<br />
barkeit von <strong>Energie</strong>ressourcen wurde von Ingenieuren meist verkannt oder verdrängt.<br />
Die energie- <strong>und</strong> rohstoffpolitischen Folgerungen, die Franz Grashof <strong>und</strong> Clausius selbst<br />
aus dem Theoriegebäude der Thermodynamik zogen, blieben eher die Ausnahme. Der<br />
langjährige VDI-Direktor Franz Grashof hatte 1877 den verschwenderischen<br />
Kohlenraubbau gerügt <strong>und</strong> e<strong>in</strong>en schonenden Umgang mit den <strong>Energie</strong>ressourcen vor<br />
allem durch "Gleichgewichts- <strong>und</strong> Kreislauftechniken" gefordert, die die auf der Welt<br />
<strong>in</strong>sgesamt konstante Arbeitsmenge nur immer wieder nutzbr<strong>in</strong>gend umschichten"<br />
sollten. 5 Damit erhielt die Kreislaufmetapher hier e<strong>in</strong>e neue Bedeutung: anstelle der<br />
Permanenz <strong>und</strong> des Überflusses ewiger Kreisprozesse drückte sie nun die Notwendigkeit<br />
des Haushaltens mit den endlichen Naturvorräten aus. Der Kreislauf wurde zum<br />
kritischen Gegenmodell gegenüber exponentiellen Wachstumserwartungen <strong>und</strong> zum<br />
technikethischen Imperativ gegen die Verschleuderung der Natur, die nun ihrerseits als<br />
e<strong>in</strong> "Haushalt" ersche<strong>in</strong>t, <strong>in</strong> dem Güterknappheit herrscht.<br />
Auch Clausius kritisierte <strong>in</strong> der Rektoratsrede von 1885 aus der Sicht der "mechanischen<br />
Wärmetheorie" den sorglosen Umgang mit der Kohleenergie: "Diese verbrauchen wir<br />
nun, <strong>und</strong> verhalten uns dabei ganz wie lachende Erben, welche e<strong>in</strong>e reiche<br />
H<strong>in</strong>terlassenschaft verzehren. Es wird aus der Erde heraufgeschafft, so viel sich durch<br />
Menschenkraft <strong>und</strong> technische Hilfsmittel nur irgend heraufschaffen läßt, <strong>und</strong> das wird<br />
verbraucht, als ob es unerschöpflich wäre." 6 Er forderte stattdessen, den <strong>Energie</strong>bedarf<br />
3