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Wirtschafts-, Energie- und Stoffkreisläufe in säkularer Perspektive ...

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allem der Schumpeter-Schüler Nicholas Georgescu-Roegen, der den gesamten<br />

<strong>Wirtschafts</strong>prozeß als entropischen Vorgang beschrieb <strong>und</strong> damit das implizite<br />

mechanistische Kreislaufmodell der nationalökonomischen Standardliteratur wie der<br />

marxistischen Reproduktionsschemata radikal <strong>in</strong> Frage stellte. Georgescu-Roegen bezog<br />

<strong>in</strong> se<strong>in</strong>em 1971 erschienenen Hauptwerk "The Entropy Law and the Economic Process"<br />

erstmals neben den energetischen Prozessen auch explizit die Stofflüsse mit e<strong>in</strong> <strong>und</strong><br />

weitete das Entropiegesetz auf die gesamte nutzbare Materie aus. Er kam so zu e<strong>in</strong>em<br />

"Vierten Hauptsatz der Thermodynamik", wonach auch die Metalle <strong>und</strong> alle übrigen<br />

Rohstoffe <strong>in</strong> Form von Produkten <strong>und</strong> Abfällen immer mehr verstreut <strong>und</strong> nur unter<br />

zusätzlichem <strong>Energie</strong>aufwand wieder nutzbar zu machen seien. 37 Die <strong>in</strong> ökonomischen<br />

Prozessen verstreute Materie könne nur noch mit unverhältnismäßig viel <strong>Energie</strong><br />

e<strong>in</strong>gesammelt <strong>und</strong> wieder nutzbar gemacht werden. Noch ehe die Idee e<strong>in</strong>er geschlos-<br />

senen Recycl<strong>in</strong>gwirtschaft überhaupt voll entwickelt war, wurden hier bereits die Gren-<br />

zen dieses Ansatzes aus physikalischer <strong>Perspektive</strong> aufgezeigt.<br />

Im Unterschied zum 19.Jahrh<strong>und</strong>ert bildete aber nicht die thermodynamische Vergeu-<br />

dungskritik den Ausgangspunkt für Ressourcenschonungs-Konzepte <strong>in</strong> der Technisch-<br />

wissenschaftlichen Intelligenz. Es waren vielmehr die Wachstumsmodell-Studien von<br />

Meadows, Dennis Gabor <strong>und</strong> Jay Forrester, die zu zentralen Bezugspunkten der <strong>in</strong> den<br />

70er Jahren entstehenden Ansätze für e<strong>in</strong>e ressourcensparende Technikgestaltung<br />

wurden. Der wirklich entscheidende Anstoß für diese Initiativen kam jedoch von den<br />

beiden Ölpreiskrisen <strong>und</strong> von dem dadurch <strong>in</strong> diesem Zeitraum stark angestiegenen<br />

Preisniveau für <strong>Energie</strong>träger <strong>und</strong> Rohstoffe. Örtliche Müllmißstände, vor allem <strong>in</strong> den<br />

USA, kamen als e<strong>in</strong> weiterer Gr<strong>und</strong> h<strong>in</strong>zu. Diese führten zu erschreckenden Zukunfts-<br />

szenarios über die wachsenden Entsorgungsprobleme der "Müllkippe Erde", die viele<br />

der jetzigen Schwierigkeiten mit dem Verpackungsmißbrauch, den Kunststoffabfällen<br />

<strong>und</strong> dem Sondermüll bereits um 1970 drastisch ausmalten. 38 Doch wurde damals der<br />

Entsorgungsengpaß noch e<strong>in</strong>mal durch e<strong>in</strong>e Verlagerung der Deponien <strong>in</strong> entferntere<br />

Gegenden <strong>und</strong> durch die breite E<strong>in</strong>führung der Müllverbrennung behoben, so daß sich<br />

die Debatte bald wieder auf die Frage der Verwendung von "Waste as a fuel" verschob. 39<br />

Mitte der 70er Jahre diskutierten die eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g communities der USA <strong>und</strong> West-<br />

europas vor allem das Thema <strong>Energie</strong>- <strong>und</strong> Rohstoffknappheit <strong>und</strong> erörterten damals<br />

e<strong>in</strong>e ganze Palette von technisch-ökonomischen bzw. soziotechnischen Strategien zur<br />

Ressourcenschonung. Dazu gehörten besonders: die Verr<strong>in</strong>gerung der Baugrößen <strong>und</strong><br />

des spezifischen Stoff-/<strong>Energie</strong>aufwandes, die Verlängerung der Produktlebensdauer<br />

statt künstlicher Obsoleszenz, die Wiederverwendung von Produkten (Re-use) <strong>und</strong> von<br />

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