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Wirtschafts-, Energie- und Stoffkreisläufe in säkularer Perspektive ...

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künftig so weit wie möglich mit regenerativen <strong>Energie</strong>quellen zu decken, <strong>in</strong>sbesondere<br />

mit elektrisch übertragener Wasserkraft. Während das vergangene Jahrh<strong>und</strong>ert der<br />

Menschheit ungeahnte Naturkräfte dienstbar gemacht habe, "werden die folgenden<br />

Jahrh<strong>und</strong>erte die Aufgabe haben, <strong>in</strong> dem Verbrauch dessen, was uns an Kraftquellen <strong>in</strong><br />

der Natur geboten ist, e<strong>in</strong>e weise Ökonomie e<strong>in</strong>zuführen, <strong>und</strong> besonders dasjenige, was<br />

wir als H<strong>in</strong>terlassenschaft früherer Zeitepochen im Erdboden vorf<strong>in</strong>den, <strong>und</strong> was durch<br />

nichts wieder ersetzt werden kann, nicht verschwenderisch zu verschleudern." 7 So führte<br />

die physikalische Theoriebildung auf dem Gebiet der Thermodynamik zu e<strong>in</strong>er<br />

energetischen "Entzauberung der Welt". Die Illusion ewiger reversibler Kreisläufe <strong>in</strong><br />

Natur, Technik <strong>und</strong> Wirtschaft wurde zerstört <strong>und</strong> durch die Historizität e<strong>in</strong>es end-<br />

lichen entropischen Stroms von <strong>Energie</strong> <strong>und</strong> Materie abgelöst. 8 Die Entropie wurde<br />

zum Maß der nicht mehr verfügbaren Ressourcen, aus ihr ergab sich die Verpflichtung,<br />

alle "Arbeitsvorräte, welche <strong>in</strong> der Welt existieren", als flüchtig <strong>und</strong> vergänglich zu<br />

betrachten <strong>und</strong> entsprechend zu behandeln. 9<br />

DIE ANFÄNGE VON RESSOURCENSCHONUNGS-PROGRAMMEN IN DER<br />

"ENERGETISCHEN BEWEGUNG" BIS ZUM ERSTEN WELTKRIEG<br />

Die Rufe von ressourcenbewußten Physikern <strong>und</strong> Ingenieuren verhallten jedoch, wie es<br />

die späteren Klagen der Wärmewirtschaftler über den verschwenderischen Umgang mit<br />

den <strong>Energie</strong>trägern bezeugen, weitgehend ungehört. Die Erschließung immer neuer<br />

Rohstoffvorkommen <strong>und</strong> Kraftquellen im Inland <strong>und</strong> vor allem <strong>in</strong> den Kolonien ließ die<br />

energiebewußten Thermodynamiker als "hypochondrische Rechner" ersche<strong>in</strong>en. 10<br />

Obwohl die örtlichen <strong>und</strong> die stofflichen Verlagerungsstrategien, also die Aneignung<br />

von <strong>Energie</strong>- <strong>und</strong> Materialressourcen aus immer entfernteren Regionen bzw. die Substi-<br />

tution der zur Neige gehenden Stoffe durch neue, den entropievermehrenden Charakter<br />

der Naturausbeutung bestätigten, wurden sie immer wieder als dessen Widerlegung<br />

gewertet. Erst seit dem Ende des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts kam es mit dem Entstehen der<br />

"energetischen Bewegung" zu e<strong>in</strong>er breiteren Rezeption ressourcenschonender Ansätze<br />

<strong>in</strong> der Technisch-wissenschaftlichen Intelligenz. Initiiert wurde diese Bewegung vor<br />

allem von dem Chemophysiker <strong>und</strong> Multitalent Wilhelm Ostwald. Dieser verknüpfte die<br />

von der Physik herkommenden Sparappelle im <strong>Energie</strong>bereich mit holistischen Strömun-<br />

gen <strong>in</strong> der Biologie, <strong>in</strong>sbesondere mit Ernst Haeckels monistischer Lehre. Ostwald sah<br />

das geme<strong>in</strong>same "F<strong>und</strong>amentalphänomen alles Geschehens <strong>in</strong> der Welt" <strong>in</strong> "Dissipa-<br />

tions-Gesetzen der <strong>Energie</strong>", d.h. <strong>in</strong> dem universalen Bestreben der belebten <strong>und</strong><br />

unbelebten Natur, durch e<strong>in</strong>e Verbesserung des Wirkungsgrades mit dem allseits "eng<br />

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