Wirtschafts-, Energie- und Stoffkreisläufe in säkularer Perspektive ...
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sittlichen Menschheit e<strong>in</strong>pflanzen <strong>und</strong> Kram, Tand, Imitation, Novitäten, Galanterie-,<br />
Scherz-, Mode- <strong>und</strong> Spezialartikel <strong>und</strong> was sonst mit greulichem Namen unwürdige<br />
D<strong>in</strong>ge bezeichnet, wilden <strong>und</strong> halbzivilisierten Völkerschaften überlassen." Die Über-<br />
w<strong>in</strong>dung der "bestehenden, plutokratischen <strong>Wirtschafts</strong>verfassung" hielt er während der<br />
Revolution von 1918/19 auch deshalb für notwendig, da sich nur so der "überflüssige<br />
Verbrauch " reduzieren <strong>und</strong> e<strong>in</strong> "gewaltiger Teil der Weltarbeit, den Ungezogenheit <strong>und</strong><br />
Mißgeschmack heute vernichtet", retten lasse. 20 Die zukünftige "Rationalwirtschaft"<br />
sollte das "ganze Produktionssystem unserer Luxusgüter" mit allen Wurzeln der Mate-<br />
rial- <strong>und</strong> <strong>Energie</strong>verschwendung ausreißen.<br />
Der Ingenieur <strong>und</strong> konservative Geme<strong>in</strong>wirtschaftler v. Moellendorff stimmte mit vielen<br />
der Rathenauschen Ideen übere<strong>in</strong>, betonte aber <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Schriften <strong>und</strong> Sozialisierungs-<br />
Programmen das technokratische Wirkungsgrad-Denken noch viel stärker. Die Ingen-<br />
ieure waren nach se<strong>in</strong>er Ansicht dazu berufen, mit ihrem "wirkungsgradlichen Pflicht-<br />
gefühl" als ihrem "kategorischen Imperativ" die immense Ressourcenvergeudung <strong>und</strong><br />
die gewaltigen gesellschaftlichen "Reibungsverluste" zu unterb<strong>in</strong>den, um so den<br />
"Gesamtwirkungsgrad" von Technik, Wirtschaft <strong>und</strong> Politik drastisch zu erhöhen. 21 Das<br />
Ziel e<strong>in</strong>er rationellen, mit Ressourcen haushaltenden Volkswirtschaft war auch nach v.<br />
Moellendorffs Ansicht nicht mit e<strong>in</strong>er <strong>Wirtschafts</strong>form zu erreichen, die auf "Bedarfs-<br />
anregung" basiert <strong>und</strong> zu "spekulativen Zickzackkurven" neigt. So wollte er das "unge-<br />
ordnete Wechselspiel von privatem Angebot <strong>und</strong> privater Nachfrage", die e<strong>in</strong>e "unmit-<br />
telbare Gefahr für das rohstoffarme Deutschland" darstellten, mit e<strong>in</strong>er "planmäßigen<br />
Geme<strong>in</strong>wirtschaft" e<strong>in</strong>dämmen, die planwirtschaftliche Regulierungsmethoden mit dem<br />
wirtschaftlichen Selbstverwaltungspr<strong>in</strong>zip komb<strong>in</strong>ierten. 22 Doch alle Versuche Rathe-<br />
naus <strong>und</strong> v. Moellendorffs, über kriegswirtschaftliche Regulierungsmechanismen <strong>und</strong><br />
Sozialisierungsgesetze energetisch-tayloristisch-technokratische Zielsetzungen durchzu-<br />
setzen, schlugen letztlich fehl.<br />
Angesichts der größeren Resonanz <strong>in</strong> der allgeme<strong>in</strong>en Öffentlichkeit schlug sich diese<br />
sozial-, kultur- <strong>und</strong> technikkritische Bewegung von Teilen der Technisch-wissenschaft-<br />
lichen Intelligenz nun auch <strong>in</strong> den offiziellen Verlautbarungen der Ingenieurverbände,<br />
<strong>in</strong> den Ingenieurwissenschaften <strong>und</strong> <strong>in</strong> der Konstruktionslehre nieder. Der VDI zog aus<br />
der Erfahrung des kriegswirtschaftlichen Rohstoffmangels der vom Weltmarkt abge-<br />
schnittenen Mittelmächte die Folgerung, daß der "technischen Wissenschaft" künftig die<br />
Aufgabe zufiele, den Verbrauch auswärtiger Rohstoffe zu reduzieren, Ersatzstoffe zu<br />
schaffen <strong>und</strong> den Wirkungsgrad der Masch<strong>in</strong>enarbeit, des Transportwesens, der Kraft-<br />
erzeugung <strong>und</strong> Wärmeversorgung deutlich zu verbessern. In der Zeitschrift des VDI<br />
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