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Wirtschafts-, Energie- und Stoffkreisläufe in säkularer Perspektive ...

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emessenen <strong>Energie</strong>vorrat" zu haushalten. 11 Das von ihm erkannte natürliche Gr<strong>und</strong>-<br />

pr<strong>in</strong>zip "der Verbesserung des Nutzeffektes" wollte er auch zum verb<strong>in</strong>dlichen Maßstab<br />

für das ethische <strong>und</strong> wirtschaftliche Handeln erheben. Wissenschaft, Technik <strong>und</strong><br />

Wirtschaft sollten sich bewußt dem gleichen Gr<strong>und</strong>gedanken der energiebasierten<br />

"Denk- <strong>und</strong> Lebensökonomie" unterwerfen wie auch die "Staatsmasch<strong>in</strong>e mit tunlichst<br />

ger<strong>in</strong>ger Reibung" unnötige <strong>Energie</strong>vergeudung zu vermeiden habe: "Der ökonomische<br />

Koeffizient der <strong>Energie</strong>transformation ist so wirklich der allgeme<strong>in</strong>e Maßstab menschli-<br />

cher Angelegenheiten." 12 Ostwald leitete also unmittelbar, wie es Max Weber <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

scharfen Rezension der "Energetischen Gr<strong>und</strong>lagen der Kulturwissenschaft" bemängel-<br />

te, "Werturteile aus naturwissenschaftlichen Tatbeständen" ab <strong>und</strong> gelangte dadurch zu<br />

se<strong>in</strong>em normativem Leitbild e<strong>in</strong>er "dauerhaften Wirtschaft", e<strong>in</strong>es Vorläufers der<br />

"Susta<strong>in</strong>able economy". 13 Kurz nach 1900 brachte er se<strong>in</strong> energieökologisches Weltbild<br />

<strong>in</strong> Anlehnung an Kants Kategorischen Imperativ auf die Kurzformel des "Energetischen<br />

Imperativs": "Vergeude ke<strong>in</strong>e <strong>Energie</strong>, sondern nutze sie!" 14 Aus der bloßen Infrage-<br />

stellung des gesellschaftlichen Umgangs mit den Naturressourcen durch die Thermo-<br />

dynamiker war so e<strong>in</strong>e energiezentrische Technikethik mit e<strong>in</strong>em hohen Verb<strong>in</strong>dlich-<br />

keitsgrad <strong>und</strong> der Tendenz zu e<strong>in</strong>er technokratischen Totalkonstruktion der Welt<br />

entstanden.<br />

Die von Ostwald <strong>in</strong>itiierte "Energetische Bewegung", die anfangs nur von e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en<br />

Kreis monistischer Ingenieure <strong>und</strong> Naturwissenschaftler getragen wurde, fand nach dem<br />

"Kohlennot-Alarm" von 1900, e<strong>in</strong>er hochkonjunkturbed<strong>in</strong>gten massiven Kohlenknapp-<br />

heit, erstmals e<strong>in</strong>e größere Resonanz. 15 Das Wirkungsgraddenken verbreitete sich schlag-<br />

artig <strong>in</strong> der Technisch-wissenschaftlichen Intelligenz <strong>und</strong> mit ihr entstand die energie-<br />

reformerische Bewegung der "Wärmewirtschaftler". Bald wurde auch der Arbeitsprozeß<br />

<strong>in</strong> die energetischen Rationalisierungs- <strong>und</strong> Sparstrategien mit e<strong>in</strong>bezogen. Aus dem<br />

Monismus, der Energetik <strong>und</strong> dem Taylorismus g<strong>in</strong>g vor dem Ersten Weltkrieg e<strong>in</strong>e<br />

progressiv-technokratische Ingenieurbewegung hervor, die sich z.T. auch kritisch gegen<br />

"die Kaufleute" <strong>in</strong> den Unternehmungsleitungen richtete <strong>und</strong> latent antikapitalistisch<br />

war. Ziel dieser Bewegung war der Kampf gegen jegliche Vergeudung von <strong>Energie</strong>-,<br />

Material- <strong>und</strong> Arbeitsressourcen <strong>in</strong> der Gesamtwirtschaft.<br />

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