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ULLAs Praxis – Die Umsetzung der Leitlinie Atopische Dermatitis in ...

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Aus den AGs<br />

<strong>ULLAs</strong> <strong>Praxis</strong> <strong>–</strong> <strong>Die</strong> <strong>Umsetzung</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Leitl<strong>in</strong>ie</strong> <strong>Atopische</strong> <strong>Dermatitis</strong><br />

<strong>in</strong> die <strong>Praxis</strong><br />

E<strong>in</strong>e Neuro<strong>der</strong>mitis<strong>in</strong>itiative <strong>der</strong> AG Neuro<strong>der</strong>mitis <strong>der</strong> GPA<br />

Frank Ahrens, Günter Frey, Isidor Huttegger, Bernd Mischo, Thomas Sp<strong>in</strong>dler, Rüdiger Szczepanski<br />

24<br />

1. E<strong>in</strong>leitung<br />

Kaum e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Erkrankung im<br />

K<strong>in</strong>desalter führt bei den Betroffenen<br />

wie auch <strong>in</strong> <strong>der</strong>en Umfeld zu so vielen<br />

Unsicherheiten wie die Neuro<strong>der</strong>mitis.<br />

Bei <strong>der</strong> American Academy of Dermatology<br />

heißt es:<br />

<strong>Die</strong> atopische <strong>Dermatitis</strong> ist e<strong>in</strong>e<br />

Krankheit, die körperliches Leid verursacht,<br />

deutliche und völlige Arbeitsunfähigkeit<br />

(bzw. Schul- o<strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>gartenbesuchsunfähigkeit)<br />

nach sich<br />

ziehen und e<strong>in</strong>e ständige Qual für den<br />

Patienten und dessen Familie bedeuten<br />

kann.<br />

Es gibt ke<strong>in</strong>e spezifischen therapeutischen<br />

Maßnahmen, die atopische<br />

<strong>Dermatitis</strong> vollständig zu beherrschen.<br />

<strong>Die</strong> Behandlung ist <strong>in</strong>dividuell auszurichten<br />

mit dem Ziel, die Morbidität<br />

(Jucken und Kratzen) zu bessern und<br />

dem Patienten e<strong>in</strong> normales Alltagsleben<br />

zu ermöglichen.<br />

Um e<strong>in</strong>e Therapie zu gewährleisten,<br />

die e<strong>in</strong>e möglichst gute Lebensqualität<br />

zur Folge hat, s<strong>in</strong>d drei wesentliche<br />

Standbe<strong>in</strong>e zu optimieren:<br />

1. <strong>Die</strong> Dermatotherapie<br />

2. <strong>Die</strong> Identifizierung und Beherrschung<br />

von Triggerfaktoren<br />

3. <strong>Die</strong> psychosozialen Aspekte im Umfeld<br />

Zu diesen Standbe<strong>in</strong>en bzw. Therapieaspekten<br />

ist <strong>in</strong> den vergangenen Jahren<br />

bereits e<strong>in</strong>e Reihe von <strong>Leitl<strong>in</strong>ie</strong>n verfasst<br />

worden.<br />

� S2-<strong>Leitl<strong>in</strong>ie</strong>n Neuro<strong>der</strong>mitis 2007/08<br />

� S3-<strong>Leitl<strong>in</strong>ie</strong> Allergieprävention 2004<br />

� Rehabilitation <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendmediz<strong>in</strong><br />

� Rehabilitation <strong>Atopische</strong> <strong>Dermatitis</strong><br />

� <strong>Leitl<strong>in</strong>ie</strong> Psychosomatische Dermatologie<br />

� Vorgehen bei vermuteter Nahrungsmittelallergie<br />

bei atopischer <strong>Dermatitis</strong><br />

Um e<strong>in</strong>e bestmögliche Lebensqualität<br />

zu erreichen, s<strong>in</strong>d sowohl e<strong>in</strong>e Unter-<br />

als auch e<strong>in</strong>e Übertherapie zu vermeiden.<br />

Vor allem gilt dies aber für e<strong>in</strong>e<br />

falsche Therapie.<br />

Lebensqualität, Erkrankung<br />

und Therapie<br />

Gipfel <strong>der</strong> Lebensqualität<br />

Untertherapie Übertherapie<br />

Abb. 1<br />

Tab. 1<br />

Autoren <strong>der</strong> aktuellen<br />

Neuro<strong>der</strong>mitis-<strong>Leitl<strong>in</strong>ie</strong><br />

Th. Werfel, W. Aberer, M. August<strong>in</strong>, T. Bie<strong>der</strong>mann,<br />

R. Fölster-Holst, F. Friedrichs, U. Gieler, A. Kapp,<br />

B. Prybilla, E. Rietschel, M. Schlaeger, P. Schmid-<br />

Grendelmeier, D. Staab, R. Szczepanski, D. Vieluf,<br />

I. Voigtmann, M. Worm<br />

Für die Gesellschaften (alphabetisch):<br />

Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft Dermatologische Forschung<br />

Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft Dermatologische Rehabilitation<br />

Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft Neuro<strong>der</strong>mitis-Schulung<br />

(AGNES)<br />

Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft Pädiatrische Dermatologie <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Deutschen Dermatologischen Gesellschaft<br />

Arbeitskreis Pharmaökonomie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Dermatologie<br />

Arbeitskreis Psycho-Dermatologie <strong>der</strong> Deutschen Gesellschaft<br />

für Allergologie und kl<strong>in</strong>ische Immunologie<br />

Berufsverband <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendärzte (bvkj)<br />

Berufsverband Deutscher Dermatologen<br />

Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG)<br />

Deutscher Allergie- und Asthmabund (DAAB)<br />

Deutsche Gesellschaft für K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendmediz<strong>in</strong><br />

(DGKJ)<br />

Deutsche Kontaktallergie-Gruppe<br />

Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmediz<strong>in</strong><br />

(GPA)<br />

Österreichische Gesellschaft für Dermatologie und<br />

Venerologie<br />

Schweizerische Gesellschaft für Dermatologie und<br />

Venerologie<br />

Schweizerischen Gesellschaft für Allergologie und<br />

kl<strong>in</strong>ische Immunologie<br />

Pädiatrische Allergologie ∙ 12 ∙ 2/2009


Unter <strong>der</strong> Fe<strong>der</strong>führung von Prof. Werfel<br />

ist die S2-<strong>Leitl<strong>in</strong>ie</strong> Neuro<strong>der</strong>mitis aktuell<br />

neu entwickelt worden. Beson<strong>der</strong>es Ziel<br />

dieser <strong>Leitl<strong>in</strong>ie</strong> war es, e<strong>in</strong>e evidenzbasierte<br />

Entscheidungshilfe für Dermatologen und<br />

Pädiater zur Verbesserung <strong>der</strong> Versorgung<br />

und <strong>der</strong> Lebensqualität auch durch Vermeidung<br />

ungesicherter und zweifelhafter Maßnahmen<br />

herbeizuführen. <strong>Die</strong>ses ist e<strong>in</strong> wesentliches<br />

und beson<strong>der</strong>es Element dieser<br />

neuen <strong>Leitl<strong>in</strong>ie</strong>.<br />

<strong>Die</strong> GPA und dar<strong>in</strong> <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die Arbeitsgruppe<br />

Neuro<strong>der</strong>mitis hat es sich zum<br />

Ziel gesetzt, die Verbreitung <strong>der</strong> <strong>Leitl<strong>in</strong>ie</strong> unter<br />

den Pädiatern zu för<strong>der</strong>n. Im Folgenden<br />

s<strong>in</strong>d daher e<strong>in</strong>ige wichtige Punkte <strong>der</strong> <strong>Leitl<strong>in</strong>ie</strong><br />

<strong>in</strong> verkürzter Form aufgeführt. Das Orig<strong>in</strong>al<br />

hat über 100 Seiten und über 200 Literaturstellen<br />

und kann unter dem AWMF-<br />

<strong>Leitl<strong>in</strong>ie</strong>n-Register Nr. 013/027 (http://www.<br />

uni-duesseldorf.de/awmf/ll/013-027.htm)<br />

nachgelesen werden.<br />

Orig<strong>in</strong>alzitate aus <strong>der</strong> <strong>Leitl<strong>in</strong>ie</strong> stehen<br />

<strong>in</strong> regulärer Schrift, Zusammenfassungen<br />

und Ergänzungen <strong>der</strong> Arbeitsgruppe Neuro<strong>der</strong>mitis<br />

s<strong>in</strong>d kursiv gesetzt. <strong>Die</strong> Nummerierung<br />

<strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Kapitel wurde zur<br />

besseren Orientierung beibehalten.<br />

Evidenzgrade<br />

1a Systematischer Review von randomi-<br />

sierten kl<strong>in</strong>ischen Studien (RCTs)<br />

1b E<strong>in</strong>zelne RCTs<br />

1c (Alle o<strong>der</strong> ke<strong>in</strong>er)<br />

2a Systematischer Review von Kohor-<br />

tenstudien<br />

2b E<strong>in</strong>zelne Kohortenstudien und RCTs<br />

von ger<strong>in</strong>gerer Qualität<br />

2c („Outcome“ research, ökologische<br />

Studien)<br />

3a Systematischer Review von Fall-<br />

Kontrollstudien<br />

3b E<strong>in</strong>zelne Fall-Kontroll-Studien<br />

4 (Fall-Serien und) Fall-Kontroll-Stu-<br />

dien o<strong>der</strong> Kohortenstudien von ger<strong>in</strong>-<br />

gerer Qualität<br />

Tab. 2<br />

Pädiatrische Allergologie ∙ 12 ∙ 2/2009<br />

Empfehlungsklassen<br />

Empfehlungsklasse Evidenzgrad<br />

A 1a, b<br />

B 2a<strong>–</strong>c, 3a, b<br />

C 4<br />

D Expertenme<strong>in</strong>ung<br />

Tab. 3: Empfehlungsklassen, die sich unter an<strong>der</strong>em<br />

aus den Evidenzgraden ableiten.<br />

Orig<strong>in</strong>alliteratur f<strong>in</strong>det sich ebenfalls <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Leitl<strong>in</strong>ie</strong> und ist hier gekürzt. Evidenzgrade<br />

und Evidenzklassen s<strong>in</strong>d an Stellen,<br />

wo dies wichtig ist, angegeben. <strong>Die</strong> aussortierten<br />

Verfahren, zu denen Studien vorhanden<br />

s<strong>in</strong>d, für die aber ke<strong>in</strong>e Wirksamkeit<br />

gezeigt werden konnte, f<strong>in</strong>den sich im<br />

Anhang.<br />

2. Neuro<strong>der</strong>mitis:<br />

Allgeme<strong>in</strong>e Aspekte<br />

2.1. Def<strong>in</strong>ition und Klassifikation<br />

� <strong>Die</strong> Neuro<strong>der</strong>mitis (= atopische <strong>Dermatitis</strong>,<br />

atopisches Ekzem, endogenes<br />

Ekzem, konstitutionelles Ekzem) ist e<strong>in</strong>e<br />

chronische o<strong>der</strong> chronisch-rezidivierende,<br />

nicht kontagiöse Hauterkrankung,<br />

<strong>der</strong>en klassische Morphologie und Lokalisation<br />

altersabhängig unterschiedlich<br />

ausgeprägt ist und zumeist mit starkem<br />

Juckreiz e<strong>in</strong>hergeht. <strong>Die</strong> Erkrankung weist<br />

unterschiedliche Schweregrade auf, wobei<br />

die Mehrheit <strong>der</strong> Patienten unter e<strong>in</strong>er<br />

leichteren Form <strong>der</strong> Neuro<strong>der</strong>mitis leidet.<br />

Je nach Lokalisation und Ausdehnung <strong>der</strong><br />

Neuro<strong>der</strong>mitis (bis h<strong>in</strong> zur Erythro<strong>der</strong>mie)<br />

kann es sich jedoch um e<strong>in</strong>e schwere Haut -<br />

erkrankung handeln, die die Lebensqualität<br />

deutlich und langfristig m<strong>in</strong><strong>der</strong>t. Häufigere<br />

Komplikationen <strong>der</strong> Neuro<strong>der</strong>mitis<br />

stellen Infektionen wie dissem<strong>in</strong>ierte Impetig<strong>in</strong>isation<br />

durch Staphylococcus aureus,<br />

virale Infektionen o<strong>der</strong> Mykosen dar.<br />

� E<strong>in</strong> signifikanter Anteil <strong>der</strong> Patienten<br />

(je nach Studie 50<strong>–</strong>80 Prozent) weist IgEvermittelte<br />

Sensibilisierungen gegen<br />

Aeroallergene und/o<strong>der</strong> Nahrungsmittelallergene<br />

(z. T. <strong>in</strong> Assoziation mit e<strong>in</strong>er<br />

Rh<strong>in</strong>okonjunktivitis allergica, e<strong>in</strong>em allergischen<br />

Asthma bronchiale o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er kl<strong>in</strong>isch<br />

relevanten Nahrungsmittelallergie)<br />

auf (extr<strong>in</strong>sische Form <strong>der</strong> Neuro<strong>der</strong>mitis).<br />

Hiervon wird e<strong>in</strong>e Form abgegrenzt,<br />

bei <strong>der</strong> das kl<strong>in</strong>ische Bild identisch ausgeprägt<br />

se<strong>in</strong> kann, jedoch ke<strong>in</strong>e entsprechende<br />

Sensibilisierung nachzuweisen ist<br />

(so genannte <strong>in</strong>tr<strong>in</strong>sische Form, nicht IgEassoziierte<br />

Form).<br />

� <strong>Die</strong> Behandlung <strong>der</strong> Neuro<strong>der</strong>mitis<br />

und <strong>der</strong>en Komplikationen verlangen e<strong>in</strong>e<br />

qualifizierte mediz<strong>in</strong>ische Betreuung.<br />

<strong>Die</strong> Haut erkrankung selbst und mit <strong>der</strong><br />

Neuro<strong>der</strong>mitis verbundene Faktoren, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

<strong>der</strong> oft fast unerträgliche Juckreiz,<br />

können zur Bee<strong>in</strong>trächtigung <strong>der</strong> Lebensqualität,<br />

<strong>der</strong> Schul- o<strong>der</strong> Arbeitsleistungen,<br />

zu Schwierigkeiten im sozialen<br />

Umfeld und Depressionen führen.<br />

2.2. Epidemiologie (Bedarfs-<br />

analyse)<br />

<strong>Die</strong> Erstmanifestation <strong>der</strong> Neuro<strong>der</strong>mitis<br />

liegt meist im Säugl<strong>in</strong>gsalter. <strong>Die</strong> Neuro<strong>der</strong>mitis<br />

ist bei Säugl<strong>in</strong>gen und Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

deutlich häufiger als bei Erwachsenen,<br />

aber auch bei Jugendlichen die häufigste<br />

chronische Hauterkrankung. In den<br />

letzten Jahrzehnten hat z. B. <strong>in</strong> <strong>der</strong> Population<br />

<strong>der</strong> Sechs- bis Siebenjährigen e<strong>in</strong>e Steigerung<br />

<strong>der</strong> Häufigkeit auf ca. 10<strong>–</strong>15 Prozent<br />

stattgefunden.<br />

2.3. Pathogenese und Genetik<br />

E<strong>in</strong>e genetische Komponente <strong>in</strong> <strong>der</strong> Entstehung<br />

<strong>der</strong> atopischen <strong>Dermatitis</strong> ist lange<br />

bekannt. Wesentlichen Anteil an <strong>der</strong> Genese<br />

des Ekzems hat e<strong>in</strong> Hautbarrieredefekt.<br />

Jüngst wurden Mutationen im Filaggr<strong>in</strong>-Gen<br />

als Risikofaktor identifiziert. Daneben<br />

s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Reihe von Genen auf verschiedenen<br />

Chromosomen an <strong>der</strong> Genese<br />

beteiligt.<br />

2.4. Ersche<strong>in</strong>ungsbild und Verlauf<br />

Das Ersche<strong>in</strong>gungsbild ist abhängig von<br />

Aktivität und Lebensalter. Bei Säugl<strong>in</strong>gen<br />

s<strong>in</strong>d an<strong>der</strong>e Lokalisationen typisch (Gesicht,<br />

Streckseiten) als im späteren Verlauf<br />

bis zum Jugendlichen- und Erwachsenenalter,<br />

<strong>in</strong> dem sich eher Beugen und Hals betroffen<br />

zeigen.<br />

2.5. Verlauf<br />

<strong>Die</strong> Erkrankung verläuft <strong>in</strong> Schüben<br />

mit unterschiedlicher Dauer und Schwere.<br />

25


Aus den AGs<br />

Spontanheilung mit zunehmendem Alter<br />

ist möglich. Mehr als 50 Prozent s<strong>in</strong>d auch<br />

im Erwachsenenalter noch betroffen.<br />

2.6. Komplikationen<br />

Sekundär<strong>in</strong>fektionen durch Bakterien,<br />

Viren o<strong>der</strong> Pilze s<strong>in</strong>d bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n häufiger<br />

als bei Erwachsenen.<br />

<strong>Die</strong> Haut ist bei mehr als 90 Prozent mit<br />

Staphylokokken besiedelt ohne kl<strong>in</strong>ische<br />

Anzeichen <strong>der</strong> Infektion. <strong>Die</strong> häufigste kl<strong>in</strong>isch<br />

relevante bakterielle Infektion erfolgt<br />

durch Staphylokokken. Virale Infektionen<br />

s<strong>in</strong>d Dellwarzen und geme<strong>in</strong>e Warzen. Gefürchtet<br />

ist das Ekzema herpeticatum. Auch<br />

mykotische Infektionen kommen vermehrt<br />

vor. Malassezia species s<strong>in</strong>d wahrsche<strong>in</strong>lich<br />

für die Head-Neck-Shoul<strong>der</strong>-Variante <strong>der</strong><br />

Neuro<strong>der</strong>mitis von Bedeutung.<br />

Komplikationen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> seltenen Fällen<br />

Augenerkrankungen (Glaukom, Keratokonus,<br />

Netzhautablösung), Alopecia areata<br />

sowie M<strong>in</strong><strong>der</strong>wuchs (u. a. durch Fehl-<br />

o<strong>der</strong> Mangelernährung). <strong>Die</strong> genannten<br />

Augenerkrankungen können Nebenwirkungen<br />

von Steroiden se<strong>in</strong>, treten aber<br />

eher unabhängig von <strong>der</strong> Gabe von Steroiden<br />

auf.<br />

2.7. Diagnostik<br />

2.7.1. Allgeme<strong>in</strong>es<br />

<strong>Die</strong> Diagnose des atopischen Ekzems ist<br />

kl<strong>in</strong>isch. Es gibt ke<strong>in</strong>en beweisenden o<strong>der</strong><br />

ausschließenden Labortest. Im Rahmen <strong>der</strong><br />

allgeme<strong>in</strong>en Diagnostik s<strong>in</strong>d Anamnese<br />

(<strong>in</strong>kl. <strong>der</strong> atopischen Eigen- und Familienanamnese)<br />

und die Untersuchung des<br />

gesamten Hautorgans e<strong>in</strong>schließlich <strong>der</strong>en<br />

exakte Dokumenta tion erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Außerdem ist es notwendig, mögliche<br />

psychosomatische, ernährungsbed<strong>in</strong>gte<br />

o<strong>der</strong> durch an<strong>der</strong>e Umgebungsfaktoren<br />

bed<strong>in</strong>gte Auslösefaktoren zu ermitteln.<br />

E<strong>in</strong>e Probebiopsie zur <strong>der</strong>matohistopathologischen<br />

Untersuchung ist im Ausnahmefall<br />

zur differenzialdiagnostischen<br />

Abgrenzung <strong>in</strong>diziert. Allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d an<strong>der</strong>e<br />

Ekzemerkrankungen histologisch<br />

nicht sicher abgrenzbar.<br />

Gut def<strong>in</strong>ierte Diagnosekriterien für<br />

die Neuro<strong>der</strong>mitis s<strong>in</strong>d wichtig u. a. für<br />

wissenschaftliche Untersuchungen, hierzu<br />

gehören auch kontrollierte kl<strong>in</strong>ische<br />

26<br />

Studien. <strong>Die</strong> von Hanif<strong>in</strong> und Rajka (1980)<br />

publizierten Diagnosekriterien [Hanif<strong>in</strong><br />

und Rajka 1980] haben sich im <strong>in</strong>ternationalen<br />

Schrifttum durchgesetzt.<br />

2.7.2. Differenzialdiagnose<br />

<strong>Die</strong> wichtigsten Differenzialdiagnosen<br />

betreffen an<strong>der</strong>e Ekzemkrankheiten<br />

(allergisches Kontaktekzem, irritativ-toxisches<br />

Kontaktekzem, mikrobielles Ekzem)<br />

sowie im Erwachsenalter das Ekzemstadium<br />

des kutanen T-Zell-Lymphoms.<br />

Im Säugl<strong>in</strong>gsalter ist das seborrhoische<br />

Ekzem differenzialdiagnostisch<br />

abzugrenzen. Seltenere Differenzialdiagnosen<br />

stellen Syndrome bzw. Immundefekte<br />

dar, die mit ekzematösen Hautverän<strong>der</strong>ungen<br />

e<strong>in</strong>hergehen können, wie<br />

z. B. Netherton-Syndrom, Dubowitz-Syndrom,<br />

selektiver IgA-Mangel, Wiskott-Aldrich-Syndrom,<br />

Hype-IgE-Syndrom, Phenylketonurie<br />

und Defekte des Biot<strong>in</strong>stoffwechsels.<br />

2.7.3. Objektivierung des<br />

Schweregrades<br />

Haut-Scores dienen <strong>der</strong> Dokumentation<br />

<strong>der</strong> Ausdehnung und des Schweregrades.<br />

Im europäischen Schrifttum wird<br />

vor allem <strong>der</strong> SCORAD (Scor<strong>in</strong>g Atopic<br />

<strong>Dermatitis</strong>) e<strong>in</strong>gesetzt, <strong>in</strong> dem die Intensität<br />

<strong>der</strong> Hautverän<strong>der</strong>ungen sowie<br />

<strong>der</strong>en flächenhaftes Ausmaß, daneben<br />

aber subjektive Parameter (Schlaflosigkeit<br />

und Juckreiz) mit e<strong>in</strong>bezogen werden.<br />

Im amerikanischen Schrifttum hat<br />

sich <strong>der</strong> EASI (Eczema Area and Severity<br />

Index) durchgesetzt. Obwohl die Berechnung<br />

bei<strong>der</strong> Schweregradscores auf<br />

ähnlichen Überlegungen beruhen, lassen<br />

sich die Werte nicht direkt vergleichen<br />

o<strong>der</strong> umrechnen. <strong>Die</strong> maximale Punktzahl<br />

(maximal schwer ausgeprägte Neuro<strong>der</strong>mitis)<br />

für den SCORAD beträgt 103,<br />

die für den EASI 72. Ergänzend wird <strong>in</strong><br />

kl<strong>in</strong>ischen Studien häufig auch <strong>der</strong> gröbere,<br />

aber auch e<strong>in</strong>facher zu erhebende<br />

IGA (Investigators‘ Global Assessment)<br />

verwendet mit e<strong>in</strong>er Skalierung von 0 bis<br />

maximal 5 Punkten.<br />

Mit den Scores wird <strong>der</strong> aktuelle Schweregrad<br />

erfasst. Für die E<strong>in</strong>schätzung des langfristigen<br />

Schweregrades stehen noch weitere<br />

E<strong>in</strong>teilungen zur Verfügung.<br />

2.7.4. Allergiediagnostik<br />

<strong>Die</strong> Bedeutung allergischer Reaktionen<br />

bei <strong>der</strong> Neuro<strong>der</strong>mitis ist <strong>in</strong>dividuell<br />

zu überprüfen. Häufig lassen sich Sensibilisierungen<br />

gegenüber zahlreichen<br />

Umweltallergenen (wie z. B. Pollen, Tierhaare,<br />

Hausstaubmilben, Schimmelpilze<br />

und Nahrungsmittel) nachweisen. Hierfür<br />

stehen <strong>der</strong> Pricktest und Blutuntersuchungen<br />

(Nachweis spezifischer IgE-<br />

Antikörper) zur Verfügung. <strong>Die</strong> kl<strong>in</strong>ische<br />

Relevanz <strong>der</strong> Sensibilisierungen muss im<br />

E<strong>in</strong>zelfall mittels Anamnese, Karenz und/<br />

o<strong>der</strong> Provokationstestungen <strong>in</strong>dividuell<br />

ermittelt werden. <strong>Die</strong> Sensibilisierung alle<strong>in</strong><br />

rechtfertigt ke<strong>in</strong>e Karenz- o<strong>der</strong> therapeutischen<br />

Maßnahmen.<br />

<strong>Die</strong> Epikutantestung mit nie<strong>der</strong>molekularen<br />

Kontaktallergenen kann bei Patienten<br />

mit therapierefraktärer Neuro<strong>der</strong>mitis<br />

o<strong>der</strong> bei längerem Verlauf e<strong>in</strong>e zusätzliche<br />

allergische Kontakt<strong>der</strong>matitis<br />

aufdecken. Für K<strong>in</strong><strong>der</strong> ist e<strong>in</strong>e Standardreihe<br />

von <strong>der</strong> Deutschen Kontaktallergiegruppe<br />

(DKG) publiziert [JDDG 2007; 5: 107<strong>–</strong>9<br />

+ Korrektur 2007; 6].<br />

Beim so genannten Atopie-Patch-Test<br />

handelt es sich um e<strong>in</strong>en Epikutantest mit<br />

Soforttyp-Allergenen zur Beurteilung von<br />

dadurch ausgelösten Ekzemreaktionen. Er<br />

stellt ke<strong>in</strong> Rout<strong>in</strong>everfahren dar.<br />

2.8. Triggerfaktoren<br />

Der Stellenwert von Triggerfaktoren<br />

ist <strong>in</strong>dividuell sehr unterschiedlich. <strong>Die</strong><br />

Reaktion tritt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel <strong>in</strong>nerhalb von<br />

höchstens 72 Stunden e<strong>in</strong>. <strong>Die</strong> Kenntnis<br />

<strong>der</strong> Faktoren und <strong>der</strong>en Meidung bzw.<br />

Reduktion ist Teil e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>dividuellen Behandlungsplans.<br />

Im Folgenden werden<br />

die häufigsten Triggerfaktoren <strong>der</strong> Neuro<strong>der</strong>mitis<br />

aufgelistet.<br />

� Irritation <strong>der</strong> Haut u. a. durch bestimmte<br />

Textilien (z. B. Wolle), Schwitzen,<br />

falsche Hautre<strong>in</strong>igung, bestimmte berufliche<br />

Tätigkeiten (feuchtes Milieu,<br />

stark verschmutzende Tätigkeiten) und<br />

Tabakrauch<br />

� IgE-vermittelte Allergien auf Hausstaubmilben,<br />

Tierepithelien, Pollen,<br />

Nahrungsmittel (bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n v. a.<br />

Milch, Ei, Soja, Weizen, Haselnuss, Erdnuss<br />

und Fisch; bei Erwachsenen u. a.<br />

Pollen -assoziierte Nahrungsmittel-<br />

Pädiatrische Allergologie ∙ 12 ∙ 2/2009


Aus den AGs<br />

aller gene wie [Roh-]Obst und Gemüse,<br />

Nüsse)<br />

� Mikrobielle Faktoren<br />

� Klimatische Faktoren wie extreme Kälte<br />

und/o<strong>der</strong> Trockenheit, Schwüle<br />

� Psychischer Stress bzw. emotionale<br />

Faktoren<br />

� Hormonelle Faktoren (Pubertät, Schwan-<br />

gerschaft, Menstruation)<br />

<strong>Die</strong> Liste ist damit nicht vollständig.<br />

Neuro<strong>der</strong>mitisanzüge können die Hautirritation<br />

und evtl. auch die Allergenbelastung<br />

<strong>der</strong> Haut verr<strong>in</strong>gern.<br />

2.9. Krankheitskosten<br />

Für Deutschland wurden 2000 folgende<br />

mittlere Kosten pro Patient/Jahr ermittelt:<br />

1.449 Euro direkte mediz<strong>in</strong>ische Kosten,<br />

1.128 Euro private Kosten, 1.843 Euro <strong>in</strong>direkte<br />

Kosten. E<strong>in</strong>e Übersicht zu an<strong>der</strong>en<br />

Studien f<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em aktuellen Bericht<br />

(HTA).<br />

28<br />

3. Bewertung e<strong>in</strong>zelner Therapie-<br />

verfahren zur medikamentösen<br />

Therapie <strong>der</strong> Neuro<strong>der</strong>mitis<br />

3.1. Basistherapie<br />

Nach <strong>der</strong> Meidung von Triggerfaktoren<br />

kommt es auf e<strong>in</strong>e stadiengerechte Behandlung<br />

<strong>der</strong> Haut an. Hauttrockenheit bei Neuro<strong>der</strong>mitis<br />

ist häufig, kann zu Entzündung,<br />

Juckreiz und Brennen führen. <strong>Die</strong> Barrierefunktion<br />

<strong>der</strong> Haut ist gestört. <strong>Die</strong>s begünstigt<br />

unter an<strong>der</strong>em die Entwicklung von<br />

Sensibilisierungen.<br />

Zur Basistherapie stehen Emmollientien<br />

zur Verfügung, die über Verh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />

von Wasserverlust wirken, Wasser b<strong>in</strong>den<br />

und Wasser auf die trockene Haut h<strong>in</strong>zufügen<br />

können. E<strong>in</strong>e aktive Befeuchtung kann<br />

durch hydrophile Cremes mit z. B. Glycer<strong>in</strong><br />

erreicht werden. Der Okklusionseffekt wird<br />

z. B. durch Paraff<strong>in</strong>e erreicht. <strong>Die</strong> Wasserb<strong>in</strong>dung<br />

kann durch Harnstoffzusatz verbessert<br />

werden.<br />

Bei Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Säugl<strong>in</strong>gen ist jedoch<br />

auf e<strong>in</strong>e akute Rötung mit Juckreiz<br />

nach <strong>der</strong> Applikation zu achten (St<strong>in</strong>g<strong>in</strong>g-<br />

Effekt). Wenn dies vorliegt, verbietet sich <strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>satz. Harnstoff sollte auf e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en<br />

Fläche geprüft werden. E<strong>in</strong>e Komb<strong>in</strong>ation<br />

mit NaCl ist <strong>in</strong> Studien geprüft und ebenfalls<br />

wirksam.<br />

Gesteigert werden kann die Wirkung <strong>der</strong><br />

vorgenannten Basistherapeutika durch Anlage<br />

von fettfeuchten Umschlägen o<strong>der</strong><br />

durch Anwendung direkt nach dem Bad.<br />

Aus den vorhandenen kontrollierten<br />

Studien lässt sich ableiten, dass Basistherapeutika<br />

wirksam s<strong>in</strong>d und für die Behandlung<br />

<strong>der</strong> Neuro<strong>der</strong>mitis e<strong>in</strong>e zentrale<br />

Rolle e<strong>in</strong>nehmen [3b, B].<br />

Auf e<strong>in</strong>e Kostenübernahme dieser<br />

wichtigen Behandlungsmaßnahme durch<br />

die Kostenträger ist h<strong>in</strong>zuwirken [<strong>–</strong>, D].<br />

Harnstoff hat alle<strong>in</strong> o<strong>der</strong> <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation<br />

mit NaCl e<strong>in</strong>e positive Wirkung auf<br />

die Hauttrockenheit bei Neuro<strong>der</strong>mitis<br />

[4, C].<br />

<strong>Die</strong> Anwendung e<strong>in</strong>er dem Hautzustand<br />

angepassten Basistherapie (fette<br />

Salbengrundlagen auf trockener Haut,<br />

hyd ratisierende Öl-<strong>in</strong>-Wasser-Emulsionen<br />

bei weniger trockener Haut) und Hautre<strong>in</strong>igung<br />

stellt e<strong>in</strong>en wichtigen Bestandteil<br />

<strong>der</strong> Basistherapie bei Neuro<strong>der</strong>mitis<br />

dar, die auch bei fehlenden Zeichen <strong>der</strong><br />

Entzündung angewandt werden muss<br />

[2b, B].<br />

<strong>Die</strong> Kosten bei zweimaliger Anwendung<br />

täglich bei e<strong>in</strong>em Erwachsenen belaufen<br />

sich auf ca. 1 Euro pro Tag.<br />

3.2. Topische Therapie mit Glukokortikosteroiden<br />

<strong>Die</strong> topischen Steroide haben e<strong>in</strong>e jahrzehntelange<br />

Tradition <strong>in</strong> <strong>der</strong> antiphlogistischen<br />

Therapie des Ekzems. Langzeiteffekte<br />

und mögliche Nebenwirkungen s<strong>in</strong>d<br />

daher gut abzuschätzen. <strong>Die</strong> Wirkstärke<br />

wird nach Niedner <strong>in</strong> vier Klassen e<strong>in</strong>geteilt,<br />

wobei die stärkeren Klassen 3 und 4<br />

bei Neuro<strong>der</strong>mitis nur <strong>in</strong> Ausnahmefällen<br />

angewendet werden sollten, vor allem nicht<br />

bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n.<br />

Verschiedenste Verschreibungsarten s<strong>in</strong>d<br />

gängig, die Wahl <strong>der</strong> richtigen Grundlage<br />

ist von großer Bedeutung. Da <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel<br />

entzündete Areale behandelt werden müssen,<br />

ist meist die Galenik mit dem höheren<br />

Wasseranteil (Creme statt Salbe) besser geeignet.<br />

<strong>Die</strong> Penetration kann pharmakologisch<br />

o<strong>der</strong> durch Umschläge <strong>in</strong>tensiviert<br />

werden. Im E<strong>in</strong>zelfall kann es s<strong>in</strong>nvoll se<strong>in</strong>,<br />

die Penetration kurzfristig durch fettfeuchte<br />

Umschläge zu erhöhen. E<strong>in</strong>e <strong>in</strong>termittierende<br />

(proaktive) Behandlung kann Rezi-<br />

diven vorbeugen. Untersucht ist z. B. e<strong>in</strong>e<br />

zweimal wöchentliche Anwendung über<br />

16 Wochen.<br />

Aufgrund e<strong>in</strong>es Depot-Effektes ist e<strong>in</strong>e<br />

e<strong>in</strong>mal tägliche Anwendung zumeist ausreichend.<br />

E<strong>in</strong>e Applikation mit mehr als zweimaliger<br />

Gabe ist nicht effektiver. In <strong>der</strong> Pädiatrie<br />

hat sich die Gabe von Hydrokortison<br />

1 % (Klasse 1) zweimal täglich, dann e<strong>in</strong>mal<br />

täglich, dann alternierend angewendet gut<br />

bewährt. Aus praktischen Gründen sollten<br />

bei e<strong>in</strong>em Patienten nicht verschieden starke<br />

Steroide zur Anwendung kommen.<br />

Bei sachgerechter Anwendung s<strong>in</strong>d lokale<br />

und systemische Nebenwirkungen bei<br />

Klasse-1- und Klasse-2-Steroiden kaum zu<br />

befürchten.<br />

Unerwünschte Wirkungen auf <strong>der</strong> Haut<br />

s<strong>in</strong>d: Atrophie und Teleangiektasien, Haut<strong>in</strong>fektionen,<br />

periorale <strong>Dermatitis</strong> o<strong>der</strong> steroid<strong>in</strong>duzierte<br />

Rosazea, Striae distensae und<br />

Kontaktallergie gegen Glukokortikoide.<br />

Beson<strong>der</strong>s empf<strong>in</strong>dlich s<strong>in</strong>d Säugl<strong>in</strong>ge und<br />

Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong><strong>der</strong>, vor allem im Gesichts- und Genitalbereich.<br />

Systemische Nebenwirkungen<br />

s<strong>in</strong>d sehr selten.<br />

In <strong>der</strong> Klasse 2<strong>–</strong>(3) haben Hydrokortisonbutyrat,<br />

Mometasonfuroat, Methylpredniso<br />

lon-aceponat und Prednicarbat e<strong>in</strong> ver -<br />

bessertes Wirkungs-/Nebenwirkungsverhältnis.<br />

Tabelle <strong>der</strong> Steroide siehe Anhang 1.<br />

F<strong>in</strong>gertip-Tabelle siehe Anhang 4.<br />

Zusammenfassende Beurteilung<br />

<strong>der</strong> kl<strong>in</strong>ischen Studien<br />

� Topische Glukokortikosteroide zeigen<br />

gegenüber Plazebo e<strong>in</strong>en deutlichen Therapieeffekt.<br />

Es gibt allerd<strong>in</strong>gs nur wenige<br />

gut kontrollierte Studien zu älteren<br />

topischen Glukokortikosteroiden versus<br />

Plazebo [1b, A].<br />

� E<strong>in</strong> zusätzlicher therapeutischer Nutzen<br />

e<strong>in</strong>es topischen Antibiotikums <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation<br />

mit e<strong>in</strong>em topischen Steroid konnte<br />

nicht gezeigt werden [2b, B]. Kl<strong>in</strong>isch<br />

deutlich sekundär <strong>in</strong>fizierte Ekzemareale<br />

wurden allerd<strong>in</strong>gs nicht separat ausgewertet<br />

<strong>–</strong> hier ist e<strong>in</strong> kl<strong>in</strong>ischer Nutzen<br />

denkbar [<strong>–</strong>, D]<br />

� Vehikel können den Effekt des topischen<br />

Glukokortikosteroids bee<strong>in</strong>flussen<br />

[2b, B].<br />

Pädiatrische Allergologie ∙ 12 ∙ 2/2009


� <strong>Die</strong> Komb<strong>in</strong>ation mit feuchten Umschlägen<br />

kann die Wirkung von topischen<br />

Glukokortikosteroiden steigern. Hierbei<br />

s<strong>in</strong>d allerd<strong>in</strong>gs ke<strong>in</strong>e Langzeitnebenwirkungen<br />

überprüft worden [1b, A].<br />

� Es gibt ke<strong>in</strong>e „Evidenz“ aus kontrollierten<br />

Studien, dass die Hautverdünnung<br />

e<strong>in</strong> Problem bei korrekter Anwendung<br />

darstellt. Hierbei ist zu berücksichtigen,<br />

dass e<strong>in</strong>e korrekte Anwendung bei<br />

ambulanter Anwendung nicht immer zu<br />

gewährleisten ist, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e da topische<br />

Glukokortikosteroide von e<strong>in</strong>igen<br />

Patienten über den vom Arzt empfohlenen<br />

Zeitraum h<strong>in</strong>aus angewendet werden<br />

[<strong>–</strong>, D].<br />

� Insgesamt wurden bislang ke<strong>in</strong>e deutlichen<br />

Unterschiede im Therapieeffekt bei<br />

e<strong>in</strong>maliger versus häufigerer, täglicher<br />

Anwendung identifiziert [1b, A].<br />

� <strong>Die</strong> Intervalltherapie mit stärkeren topischen<br />

Glukokortikosteroiden über e<strong>in</strong>en<br />

Zeitraum von 3<strong>–</strong>4 Monaten kann<br />

wahrsche<strong>in</strong>lich das Risiko von Rezidiven<br />

senken [1b, A]. Studien zu Wirkungen und<br />

Nebenwirkungen bei Anwendung dieses<br />

Verfahrens über e<strong>in</strong>en längeren Zeitraum<br />

stehen aus.<br />

Therapieempfehlung<br />

Topische Glukokortikosteroide zählen<br />

zu den wichtigsten anti<strong>in</strong>flammatorischen<br />

Substanzen, die bei bei <strong>der</strong> Neuro<strong>der</strong>mitis<br />

e<strong>in</strong>gesetzt werden [<strong>–</strong>, D] .<br />

Topische Glukokortikosteroide werden<br />

h<strong>in</strong>sichtlich ihrer Wirkstärke gemäß des<br />

lokalen Schweregrades e<strong>in</strong>gesetzt. Bei<br />

unzureichen<strong>der</strong> Wirkung kann die Wirkstärke<br />

gesteigert werden [<strong>–</strong>, D].<br />

<strong>Die</strong> Behandlung mit topischen Glukokortikosteroiden<br />

soll <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel e<strong>in</strong>mal<br />

täglich, <strong>in</strong> Ausnahmefällen zweimal täglich<br />

als Intervalltherapie erfolgen. E<strong>in</strong>e<br />

dauerhafte Behandlung ist abzulehnen<br />

[1b, A].<br />

Problembereiche für die Behandlung<br />

mit topischen Glukokortikosteroiden s<strong>in</strong>d<br />

das Gesicht, die <strong>in</strong>tertrig<strong>in</strong>ösen Areale<br />

und das Skrotum, bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n darüber<br />

h<strong>in</strong>aus aufgrund <strong>der</strong> erhöhten Resorption<br />

auch das Capillitium. Hier sollen topische<br />

Glukokortikosteroide nur zeitlich<br />

auf wenige Tage befristet e<strong>in</strong>gesetzt werden<br />

[<strong>–</strong>, D].<br />

Pädiatrische Allergologie ∙ 12 ∙ 2/2009<br />

Das fehlende Ansprechen auf topische<br />

Glukokortikosteroide kann auf e<strong>in</strong>e verm<strong>in</strong><strong>der</strong>te<br />

Compliance, z. B. bei „Kortisonangst“,<br />

auf e<strong>in</strong>er Allergie gegen Glukokortikosteroide<br />

o<strong>der</strong> auf fortbestehende<br />

Triggerung <strong>der</strong> Neuro<strong>der</strong>mitis durch<br />

Schubfaktoren beruhen. Auch spricht<br />

wahrsche<strong>in</strong>lich e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Untergruppe<br />

nicht ausreichend auf Glukokortikosteroide<br />

an (sog. Non-Reson<strong>der</strong> [2b, B]. E<strong>in</strong>e<br />

zeitlich begrenzte Intervalltherapie mit<br />

topischen Glukokortikosteroiden über die<br />

Phase <strong>der</strong> Abheilung h<strong>in</strong>aus kann wahrsche<strong>in</strong>lich<br />

das Risiko von Rezidiven senken<br />

[1b, A].<br />

Potentere Glukokortikosteroide (Klasse<br />

2) sollten bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n im Gesicht nur <strong>in</strong> Ausnahmefällen<br />

und zeitlich begrenzt angewendet<br />

werden [<strong>–</strong>, D].<br />

Insbeson<strong>der</strong>e Säugl<strong>in</strong>ge und Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong><strong>der</strong>,<br />

s<strong>in</strong>d anfälliger <strong>in</strong> Bezug auf Nebenwirkungen.<br />

Potentere Glukokortikosteroide<br />

(Klasse 2) sollen <strong>in</strong> dieser Altersgruppe nur <strong>in</strong><br />

Ausnahmefällen e<strong>in</strong>gesetzt werden [<strong>–</strong>, D].<br />

Klasse 3 und Klasse 4 s<strong>in</strong>d obsolet.<br />

<strong>Die</strong> Kosten betragen für Erwachsene etwa<br />

3,50 Euro pro Tag (HTA-Bericht).<br />

3.3. Topische Calc<strong>in</strong>eur<strong>in</strong>-<br />

<strong>in</strong>hibitoren<br />

Das antiphlogistische Wirkpr<strong>in</strong>zip <strong>der</strong> topischen<br />

Calc<strong>in</strong>eur<strong>in</strong><strong>in</strong>hibitoren (TCI) unterscheidet<br />

sich von dem <strong>der</strong> topischen Steroide.<br />

Es s<strong>in</strong>d daher auch nicht <strong>der</strong>en Nebenwirkungen<br />

zu erwarten. Erste Studien<br />

s<strong>in</strong>d bereits vor mehr als zehn Jahren erschienen,<br />

erste K<strong>in</strong><strong>der</strong>studien vor etwa acht<br />

Jahren. Seit 2001/02 s<strong>in</strong>d die beiden Präparate<br />

Tacrolimus und Pimecrolimus zur lokalen<br />

Hauttherapie <strong>in</strong> Deutschland verfügbar.<br />

<strong>Die</strong> aktuelle Zulassung ermöglicht die Therapie<br />

ab dem dritten Lebensjahr. <strong>Die</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>studien<br />

s<strong>in</strong>d jedoch auch bei jüngeren<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n (meist ab dem dritten Monat) mit<br />

gleichartigem Sicherheitsprofil durchgeführt<br />

worden.<br />

Tacrolimus hat e<strong>in</strong>e längere Vorgeschichte<br />

als systemisches Immunsuppressivum<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Transplantationsmediz<strong>in</strong>. Trotz großer<br />

Ähnlichkeit bei<strong>der</strong> Substanzen ist Pimecrolimus<br />

deutlich lipophiler. E<strong>in</strong>e Karz<strong>in</strong>ogenität<br />

bei<strong>der</strong> Substanzen ist aus Tierversuchen<br />

mit hohen Dosen denkbar, so dass seit<br />

2006 e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>schränkung <strong>der</strong> Zulassung auf<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> ab dem dritten Lebensjahr erfolgte.<br />

Auch aufgrund fehlen<strong>der</strong> Langzeiterfahrungen<br />

sollten sie nur als Therapiealternative<br />

e<strong>in</strong>gesetzt werden. E<strong>in</strong> statistischer Zusammenhang<br />

mit Hauttumoren konnte bisher<br />

nicht festgestellt werden. Der Langzeiteffekt<br />

von Sonne und TCI ist noch unklar. E<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong>tensiver Sonnenschutz sollte daher erfolgen.<br />

Impfungen können une<strong>in</strong>geschränkt<br />

durchgeführt werden. <strong>Die</strong> aktuellen Fach<strong>in</strong>formationen<br />

sehen Sicherheits<strong>in</strong>tervalle<br />

vor. <strong>Die</strong>se s<strong>in</strong>d zu beachten.<br />

Zusammenfassende Beurteilung<br />

kl<strong>in</strong>ischer Studien<br />

� Randomisierte, kontrollierte Studien<br />

mit topischen Calc<strong>in</strong>eur<strong>in</strong><strong>in</strong>hibitoren versus<br />

Plazebo zeigen deutliche Therapieeffekte<br />

[1b, A].<br />

� Sowohl für erwachsene Patienten als<br />

auch für K<strong>in</strong><strong>der</strong> wurde <strong>in</strong> allen Studien<br />

e<strong>in</strong>e deutliche Überlegenheit von topischen<br />

Calc<strong>in</strong>eur<strong>in</strong><strong>in</strong>hibitoren gegenüber<br />

Plazebo gezeigt [1b, A].<br />

� E<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>sparung von topischen Glukokortikosteroiden<br />

ist bei <strong>der</strong> Therapie mit<br />

topischen Calc<strong>in</strong>eur<strong>in</strong><strong>in</strong>hibitoren möglich<br />

[2b, B].<br />

� Topische Calc<strong>in</strong>eur<strong>in</strong><strong>in</strong>hibitoren verlieren<br />

die Wirksamkeit auch über e<strong>in</strong>en längeren<br />

Behandlungszeitraum nicht [4, C].<br />

� Pimecrolimus ist bei erwachsenen Patienten<br />

mit Neuro<strong>der</strong>mitis schwächer wirksam<br />

als mittelstarke o<strong>der</strong> starke Glukokortikosteroide<br />

[2b, B].<br />

� Tacrolimus ist bei erwachsenen Patienten<br />

mit Neuro<strong>der</strong>mitis m<strong>in</strong>destens genauso<br />

stark wirksam wie mittelstarke o<strong>der</strong><br />

starke Glukokortikosteroide [2b, B].<br />

� Derzeit ist von e<strong>in</strong>er Wirksamkeit von<br />

Pimecrolimus auszugehen, die etwas höher<br />

ist als die von Hydrokortisonazetat. Es<br />

werden dr<strong>in</strong>gend Studien zur Validierung<br />

<strong>der</strong> Aussage benötigt [4, C].<br />

� Pimecrolimus 1 % ist bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n mit<br />

Neuro<strong>der</strong>mitis wahrsche<strong>in</strong>lich nicht signifikant<br />

schwächer wirksam als Tacrolimus<br />

0,03 % [4, C].<br />

� Tacrolimus (0,03 % bzw. 0,1 %) ist bei<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n mit Neuro<strong>der</strong>mitis stärker wirksam<br />

als das schwach wirksame topische<br />

Steroid Hydrokortisonazetat, Tacrolimus<br />

0,03 % ist etwas weniger wirksam als das<br />

mittelstark wirksame topische Glukokor-<br />

29


Aus den AGs<br />

tikosteroid Methylprednisolonaceponat<br />

[2b, B].<br />

� Tacrolimus 0,1 % ist stärker wirksam als<br />

Tacrolimus 0,03 % [2b, B].<br />

� <strong>Die</strong> topische Anwendung von Tacrolimus<br />

führt <strong>–</strong> <strong>in</strong> Abhängigkeit von <strong>der</strong> behandelten<br />

Fläche <strong>–</strong> bei 20 Prozent aller Patienten<br />

zu messbaren Blutspiegeln, die deutlich<br />

unter dem Spiegel liegen, <strong>der</strong> aufgrund<br />

<strong>der</strong> Erfahrungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Transplantationsmediz<strong>in</strong><br />

zu kl<strong>in</strong>ischen Symptomen führt<br />

[2b, B]. E<strong>in</strong>e kl<strong>in</strong>ische Bedeutung hat die<br />

Nachweisbarkeit wahrsche<strong>in</strong>lich nicht.<br />

� Aufgrund <strong>der</strong> unterschiedlichen Creme-<br />

bzw. Salbengrundlagen haben Pime croli<br />

mus und Tacrolimus <strong>in</strong> <strong>der</strong> kl<strong>in</strong>ischen<br />

Anwendung unterschiedliche Indika tionen<br />

[<strong>–</strong>, D].<br />

� <strong>Die</strong> topische Anwendung von Pi me cro limus<br />

führt nicht zu erhöhten Blutspiegeln<br />

des Wirkstoffs Pimecrolimus [2b, B].<br />

� Häufigste Nebenwirkung von Pime croli<br />

mus ist e<strong>in</strong> passageres Wärmegefühl auf<br />

<strong>der</strong> Haut [1b, A].<br />

� Häufigste Nebenwirkung von Tacrolimus<br />

ist e<strong>in</strong> passageres Brennen auf <strong>der</strong> Haut<br />

[1b, A].<br />

� Topische Calc<strong>in</strong>eur<strong>in</strong><strong>in</strong>hibitoren führen<br />

nicht zur erhöhten Rate von bakteriellen<br />

Haut<strong>in</strong>fektionen, jedoch ist das Risiko gegenüber<br />

viralen Infektionen (HSV) wahrsche<strong>in</strong>lich<br />

leicht erhöht [2b, B].<br />

Okklusion ist nicht statthaft.<br />

Therapieempfehlung<br />

<strong>Die</strong> Calc<strong>in</strong>eur<strong>in</strong><strong>in</strong>hibitoren s<strong>in</strong>d v. a.<br />

dann <strong>in</strong>diziert, wenn lokale Glukokortikosteroide<br />

nicht e<strong>in</strong>setzbar s<strong>in</strong>d o<strong>der</strong> die Behandlungsdauer<br />

zu lokalen irreversiblen<br />

Nebenwirkungen führen kann [<strong>–</strong>, D].<br />

Aufgrund ihres Nebenwirkungsprofils<br />

ist <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz an „Problemarealen“<br />

(Gesicht, <strong>in</strong>tertrig<strong>in</strong>öse Hautareale,<br />

genital, Kapillitium bei Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong><strong>der</strong>n)<br />

gegenüber topischen Kortikosteroiden<br />

vorteilhaft [1b, A].<br />

Da ke<strong>in</strong>e Ultralangzeitergebnisse zum<br />

Sicherheitsprofil dieser Substanzgruppe<br />

nach topischer Anwendung vorliegen,<br />

sollten die Altersbeschränkungen (E<strong>in</strong>satz<br />

erst ab dem 3. Lebensjahr, E<strong>in</strong>satz von<br />

0,1-prozentigem Tacrolimus erst ab dem<br />

17. Lebensjahr) berücksichtigt werden<br />

[<strong>–</strong>, D].<br />

30<br />

Aufgrund des günstigen Nebenwirkungsprofils<br />

dieser Substanzgruppe ist<br />

e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>satz beson<strong>der</strong>s im K<strong>in</strong>desalter <strong>in</strong>diziert,<br />

allerd<strong>in</strong>gs fehlen Langzeitergebnisse.<br />

Deshalb muss e<strong>in</strong>e Empfehlung<br />

zurückgehalten werden, bis diese Daten<br />

vorliegen [<strong>–</strong>, D].<br />

Auf e<strong>in</strong>en wirksamen Sonnenschutz ist<br />

zu achten [<strong>–</strong>, D].<br />

<strong>Die</strong> Komb<strong>in</strong>ation von topischen Calc<strong>in</strong>eur<strong>in</strong><strong>in</strong>hibitoren<br />

mit Phototherapie wird<br />

nicht empfohlen [<strong>–</strong>, D].<br />

Durchschnittliche Tagestherapiekosten<br />

für Tacrolimus 6,88 Euro, für Pimecrolimus<br />

7,59 Euro (Bekanntmachung Deutsches<br />

Ärzteblatt).<br />

3.4. Anti-prurig<strong>in</strong>öse Externa<br />

und an<strong>der</strong>e antientzündliche<br />

Externa<br />

3.4.1. Antiprurig<strong>in</strong>osa<br />

Für Polidocanol (Thesit) mit und ohne<br />

Harnstoff liegen ke<strong>in</strong>e kontrollierten Studien<br />

vor. Offene Studien sche<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>e Wirkung<br />

zu zeigen, so dass im E<strong>in</strong>zelfall e<strong>in</strong>e<br />

antiprurig<strong>in</strong>öse Therapie erwogen werden<br />

kann.<br />

<strong>Die</strong> gleiche Aussage gilt für Gerbstoffe,<br />

sowohl synthetische als auch natürliche<br />

(z. B. schwarzer Tee).<br />

3.4.2. An<strong>der</strong>e antientzündliche<br />

Externa<br />

Bufexamac wird als potentes Kontaktaller<br />

gen nicht empfohlen. Für Z<strong>in</strong>k liegen<br />

ke<strong>in</strong>e randomisierten Studien vor. Aufgrund<br />

<strong>der</strong> kl<strong>in</strong>ischen Erfahrung kann Z<strong>in</strong>k <strong>in</strong> Basistherapeutika<br />

angewendet werden. Z<strong>in</strong>k<br />

lässt sich sowohl <strong>in</strong> hydrophilen Grundlagen<br />

(Lotio alba) als auch <strong>in</strong> lipophilen<br />

Grundlagen (Mandelölpflegesalbe) rezeptieren.<br />

Schieferöl (Bitum<strong>in</strong>osulfonate) ist ebenfalls<br />

nicht <strong>in</strong> kontrollierten Studien untersucht<br />

worden, kann aber aufgrund <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>en<br />

kl<strong>in</strong>ischen Erfahrung e<strong>in</strong>gesetzt<br />

werden.<br />

Ste<strong>in</strong>kohleteer: E<strong>in</strong>zelne Studien s<strong>in</strong>d<br />

vorhanden. Ste<strong>in</strong>kohle ist potenziell kanzerogen.<br />

Bei <strong>der</strong> begrenzten Anwendung<br />

ist aber bisher ke<strong>in</strong> Fall e<strong>in</strong>es Karz<strong>in</strong>oms bekannt<br />

geworden. Zu beachten ist die Geruchsbelästigung,<br />

die Farbe und e<strong>in</strong>e mög-<br />

liche Phototoxizität. Haupt<strong>in</strong>dikation s<strong>in</strong>d<br />

lichenifizierte, stark juckende Ekzeme alternierend<br />

zu e<strong>in</strong>em Steroid. (D)<br />

3.5. Antimikrobielle und<br />

antiseptische Substanzen<br />

3.5.1. Externe und systemische<br />

Antibiotika<br />

Bei den meisten Betroffenen ist die Haut<br />

mit Staphylokokken besiedelt. <strong>Die</strong>se werden<br />

als Exazerbationsfaktoren angesehen.<br />

In e<strong>in</strong>em Review <strong>der</strong> Literatur bis zum Jahr<br />

2000 konnte <strong>in</strong> zehn randomisierten, kontrollierten<br />

Studien bei kl<strong>in</strong>isch nicht erkennbarer<br />

manifester Infektion ke<strong>in</strong>e Verbesserung<br />

durch Antiseptika und systemische<br />

Antibiotika nachgewiesen werden. In späteren<br />

offenen Studien, <strong>in</strong> denen Triclosan<br />

e<strong>in</strong>gesetzt wurde, gibt es H<strong>in</strong>weise auf e<strong>in</strong>e<br />

Wirksamkeit auch bei nicht sichtbar <strong>in</strong>fizierter<br />

Haut.<br />

<strong>Die</strong> Anwendung von wässriger Gentianaviolett-Lösung<br />

(0,25 %) kann zur Behandlung<br />

nässen<strong>der</strong> ekzematöser Areale<br />

sowohl bei Erwachsenen wie auch<br />

bei Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Säugl<strong>in</strong>gen erfolgen.<br />

Hier konnte gezeigt werden, dass<br />

diese Form <strong>der</strong> antiseptischen Behandlung<br />

zu e<strong>in</strong>er Reduktion <strong>der</strong> Besiedlung<br />

mit S. aureus und zu e<strong>in</strong>er Verbesserung<br />

des Hautzustandes führen kann. Methylrosanil<strong>in</strong><br />

(Kristallviolett) ist im NRF aufgelistet<br />

und damit e<strong>in</strong>e offizielle Rezeptur und<br />

damit verordnungsfähig. Da Nekrosen <strong>in</strong>tertrig<strong>in</strong>ös<br />

ab e<strong>in</strong>er Konzentration von 2 %<br />

beschrieben s<strong>in</strong>d, s<strong>in</strong>d Konzentrationen unter<br />

0,5 % ausreichend sicher. Das Gleiche<br />

gilt für Eos<strong>in</strong> 1 %.<br />

Systemische Antibiotika (mit entsprechendem<br />

Spektrum) haben e<strong>in</strong>e Wirksamkeit<br />

bei sichtbar <strong>in</strong>fizierter Haut. Bei nicht<br />

erkennbarer Infektion ist e<strong>in</strong>e kl<strong>in</strong>ische<br />

Wirksamkeit nicht zu erwarten.<br />

E<strong>in</strong>e antientzündliche Therapie mit z. B.<br />

topischen Steroiden reduziert ebenfalls die<br />

Staphylokokkenbelastung <strong>der</strong> Haut.<br />

<strong>Die</strong> Head-Neck-and-Shoul<strong>der</strong>s-Form <strong>der</strong><br />

atopischen <strong>Dermatitis</strong> kann durch antimykotische<br />

Therapie verbessert werden. Ursächlich<br />

s<strong>in</strong>d möglicherweise Malassezia-<br />

Spezies. Wirksam ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel topisches<br />

Ketoconazol.<br />

� S. 32<br />

Pädiatrische Allergologie ∙ 12 ∙ 2/2009


Aus den AGs<br />

Lokale Antibiotika<br />

Aufgrund <strong>der</strong> Möglichkeit von Kontaktsensibilisierungen<br />

und häufigen Resistenzen<br />

ist <strong>in</strong> Ausnahmefällen lediglich Fusid<strong>in</strong>säure<br />

anzuwenden.<br />

Zusammenfassende Beurteilung<br />

� Orale Antibiotika haben ke<strong>in</strong>en Nutzen<br />

auf den Hautzustand bei Neuro<strong>der</strong>mitis,<br />

wenn diese kl<strong>in</strong>isch nicht <strong>in</strong>fiziert<br />

aussieht [1b, A].<br />

� Es gibt „Evidenz“ dafür, dass die kurzzeitige<br />

Anwendung von systemischen Anti -<br />

bio tika nützlich ist, wenn die Haut bei Neuro<strong>der</strong>mitis<br />

kl<strong>in</strong>isch <strong>in</strong>fiziert ist [2b, B].<br />

� Es gibt „Evidenz“ aus e<strong>in</strong>er Kurzzeitstudie,<br />

dass die topische Anwendung von<br />

Mupiric<strong>in</strong> die Haut bei Neuro<strong>der</strong>mitis verbessern<br />

kann und auch die bakterielle Kolonisierung<br />

reduzieren kann. Jedoch gibt<br />

es Bedenken, dass bei Anwendung von<br />

Mupiric<strong>in</strong> resistente Stämme gezüchtet<br />

werden könnten [2b, B].<br />

� Es gibt bislang lediglich „Evidenz“ aus offenen<br />

Studien, dass Antiseptika bei Neuro<strong>der</strong>mitis<br />

nützlich s<strong>in</strong>d, wenn sie direkt<br />

auf die Haut o<strong>der</strong> <strong>in</strong>s Bad gegeben werden<br />

[4, C].<br />

� E<strong>in</strong>e antimykotische Therapie kann bei<br />

Patienten mit Neuro<strong>der</strong>mitis, die unter<br />

e<strong>in</strong>er Kopf-, Hals- und Schulter-betonten<br />

Neuro<strong>der</strong>mitis leiden, s<strong>in</strong>nvoll se<strong>in</strong> [2b,<br />

B].<br />

� Topische Glukokortikosteroide bzw. Calc<strong>in</strong>eur<strong>in</strong>antagonisten<br />

alle<strong>in</strong> stellen e<strong>in</strong>en<br />

effektiven Ansatz dar, um die Kolonisierung<br />

von Staphylococcus aureus zu reduzieren<br />

[4, C].<br />

3.5.2. Antimikrobielle Kleidung<br />

Antiseptische Kleidung aus Seide und<br />

Wäsche mit Silberanteil hat e<strong>in</strong>en kl<strong>in</strong>isch<br />

nachweisbaren, wenn auch mo<strong>der</strong>aten Effekt.<br />

Dem entgegen steht <strong>der</strong> hohe Preis.<br />

3.6. Antihistam<strong>in</strong>ika<br />

Antihistam<strong>in</strong>ika werden seit langer Zeit<br />

breit e<strong>in</strong>gesetzt. Ältere Antihistam<strong>in</strong>ika haben<br />

e<strong>in</strong>e oft erwünschte sedierende Komponente.<br />

Für ke<strong>in</strong> Antihistam<strong>in</strong>ikum ist e<strong>in</strong>e<br />

Wirksamkeit <strong>in</strong> Bezug auf die Neuro<strong>der</strong>mitis<br />

selbst gezeigt worden. [2b, B].<br />

Allerd<strong>in</strong>gs haben H1-Antihistam<strong>in</strong>ika<br />

zum Teil e<strong>in</strong>en signifikanten Effekt auf die<br />

32<br />

Sedierung, e<strong>in</strong>e Nebenwirkung, die therapeutisch<br />

genutzt werden kann [<strong>–</strong>, D].<br />

Nicht sedierende Antihistam<strong>in</strong>ika führ-<br />

ten <strong>in</strong> den meisten kontrollierten Studien<br />

zur mäßigen Juckreizreduktion bei Neuro<strong>der</strong>mitis<br />

[2b, B].<br />

E<strong>in</strong> deutlicher therapeutischer Effekt<br />

von nicht sedierenden H1-Antihistam<strong>in</strong>ika<br />

auf den Hautzustand bei Neuro<strong>der</strong>mitis<br />

ist aus vorhandenen kl<strong>in</strong>ischen Studien<br />

nicht ableitbar [2b, B]. E<strong>in</strong>e Begleitmedikation<br />

mit H1-Antihistam<strong>in</strong>ika ist aufgrund<br />

<strong>der</strong> Juckreizreduktion und <strong>der</strong> Sedierung<br />

bei Neuro<strong>der</strong>mitis zu rechtfertigen<br />

[<strong>–</strong>, D].<br />

Wenn <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz geplant ist, emp fiehlt<br />

sich e<strong>in</strong> zeitlich begrenzter Therapieversuch.<br />

Aktives Beenden <strong>der</strong> Therapie wird empfohlen.<br />

3.7. Mastzellstabilisatoren<br />

(Cromo glyc<strong>in</strong>säure) und Ketotifen<br />

Bereits <strong>in</strong> früheren Reviews konnte ke<strong>in</strong><br />

Effekt auf die Neuro<strong>der</strong>mitis gezeigt werden.<br />

3.8. Spezifische Immuntherapie<br />

<strong>Die</strong> subkutane spezifische Immuntherapie<br />

mit Hausstaubmilbenallergenen ist<br />

wahrsche<strong>in</strong>lich bei hochgradig sensibilisierten<br />

erwachsenen Patienten mit Neuro<strong>der</strong>mitis<br />

wirksam [2a, B].<br />

Therapieempfehlung<br />

Auch bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n spricht nichts gegen<br />

e<strong>in</strong>e Durchführung <strong>der</strong> subkutanen spezifischen<br />

Immuntherapie im Rahmen <strong>der</strong><br />

zugelassenen Indikation (Rh<strong>in</strong>itis allergica,<br />

mildes Asthma bronchiale) bei gleichzeitig<br />

bestehen<strong>der</strong> Neuro<strong>der</strong>mitis [2b,B].<br />

Ob die Therapie alle<strong>in</strong> wegen <strong>der</strong> Neuro<strong>der</strong>mitis<br />

bei hochgradiger Sensibilisierung<br />

gerechtfertigt ist, sollen laufende<br />

Plazebo-kontrollierte Studien beweisen.<br />

<strong>Die</strong> spezifische Immuntherapie ist laut<br />

WHO ab dem fünften Lebensjahr bei entsprechen<strong>der</strong><br />

Indikation zu empfehlen, kann<br />

aber im E<strong>in</strong>zelfall auch früher begründet<br />

se<strong>in</strong>.<br />

3.9. Orale Glukokortikosteroide<br />

<strong>Die</strong> Kurzzeittherapie mit oralen Glukokortikosteroiden<br />

führt zu deutlichen Therapieeffekten.<br />

Therapieempfehlung<br />

<strong>Die</strong> Kurzzeittherapie mit oralen Glukokortikosteroiden<br />

kann zur Unterbrechung<br />

des akuten Schubes vor allem bei<br />

<strong>der</strong> Therapie von erwachsenen Patienten<br />

mit schweren Formen e<strong>in</strong>er Neuro<strong>der</strong>mitis<br />

e<strong>in</strong>gesetzt werden [<strong>–</strong>, D].<br />

Wegen des Nebenwirkungsprofils wird<br />

e<strong>in</strong>e längerfristige Therapie <strong>der</strong> Neuro<strong>der</strong>mitis<br />

mit systemischen Glukokortikosteroiden<br />

nicht empfohlen. <strong>Die</strong> Indikation<br />

ist bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n strenger zu stellen<br />

als bei Erwachsenen (ab Tag 8 bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

und Jugendlichen systemische unerwünschte<br />

Wirkungen) [<strong>–</strong>, D].<br />

Weitere antientzündliche<br />

Therapiekonzepte für<br />

schwere atopische <strong>Dermatitis</strong><br />

Bei schwerer atopischer <strong>Dermatitis</strong> hat<br />

sich Ciclospor<strong>in</strong> auch bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Jugendlichen<br />

als wirksam erwiesen. Es existieren<br />

verschiedene Dosisregime. <strong>Die</strong> Therapie<br />

setzt Erfahrung voraus. E<strong>in</strong>e geson<strong>der</strong>te<br />

<strong>Leitl<strong>in</strong>ie</strong> für den E<strong>in</strong>satz des Ciclospor<strong>in</strong>s <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Dermatologie liegt vor. Ebenfalls wirksam<br />

ist die Behandlung mit Azathiopr<strong>in</strong>.<br />

Der E<strong>in</strong>satz ist off-label, kommt jedoch <strong>in</strong><br />

Frage, wenn Ciclospor<strong>in</strong> nicht e<strong>in</strong>gesetzt<br />

werden kann. Für Mycophenolat Mofetil<br />

fehlen Daten im K<strong>in</strong>desalter. Auch für Methotrexat<br />

liegen wenige Daten vor. Es kann<br />

aber e<strong>in</strong>e Alternative zu Ciclospor<strong>in</strong> se<strong>in</strong>,<br />

wenn dessen E<strong>in</strong>satz nicht möglich ist.<br />

<strong>Die</strong>se Therapien sollten <strong>in</strong> erfahrenen<br />

Zentren durchgeführt werden.<br />

Interferone werden aktuell nicht empfohlen.<br />

Anti-IgE (Omalizumab) wird nicht empfohlen.<br />

Es liegen ke<strong>in</strong>e kontrollierten Studien<br />

vor. <strong>Die</strong> Fallberichte s<strong>in</strong>d une<strong>in</strong>heitlich.<br />

Verschiedene kontrollierte Studien zur<br />

Therapie <strong>der</strong> Neuro<strong>der</strong>mitis mit Laktobazillen<br />

haben <strong>in</strong>sgesamt ke<strong>in</strong>en H<strong>in</strong>weis auf<br />

<strong>der</strong>en Wirksamkeit ergeben. <strong>Die</strong>s spricht<br />

gegen <strong>der</strong>en E<strong>in</strong>satz. Zur Prävention sei auf<br />

die <strong>Leitl<strong>in</strong>ie</strong> Prävention verwiesen.<br />

4. Phototherapie<br />

<strong>Die</strong> Phototherapie ist als Interven tionstherapie<br />

bei Neuro<strong>der</strong>mitis geeignet.<br />

Derzeit ist die Wirksamkeit <strong>der</strong> UVB-The-<br />

Pädiatrische Allergologie ∙ 12 ∙ 2/2009


apie bei mittelgradig ausgeprägter Neuro<strong>der</strong>mitis<br />

und die <strong>der</strong> Hochdosis-UVA-1-<br />

Therapie im akuten, schweren Schub am<br />

besten gesichert [2b, B].<br />

<strong>Die</strong> Komb<strong>in</strong>ation von Phototherapie<br />

mit bestimmten topischen und systemischen<br />

Immunsuppressiva (wie <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

Calc<strong>in</strong>eur<strong>in</strong><strong>in</strong>hibitoren, Azathiopr<strong>in</strong>,<br />

MMF) wird nicht empfohlen.<br />

[<strong>–</strong>, D]<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> unter zwölf Jahren sollten nicht<br />

o<strong>der</strong> nur ausnahmsweise mit Phototherapie<br />

behandelt werden [<strong>–</strong>, D].<br />

<strong>Die</strong> Anwendung von langwelligem<br />

Licht (> 380 nm, sog. „Lichttherapie“)<br />

wird zur Therapie <strong>der</strong> Neuro<strong>der</strong>mitis <strong>der</strong>zeit<br />

mangels kontrollierter Studien nicht<br />

empfohlen [<strong>–</strong> ,D]<br />

5. Bewertung<br />

nichtmedikamentöser Verfahren<br />

5.1. Neuro<strong>der</strong>mitisschulung<br />

<strong>Die</strong> Neuro<strong>der</strong>mitisschulung im K<strong>in</strong>des-<br />

und Jugendalter nach dem Modell AGNES<br />

(Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft Neuro<strong>der</strong>mitisschulung)<br />

ist hervorragend evaluiert. E<strong>in</strong>e Kostenübernahme<br />

durch die Krankenkassen ist<br />

möglich. Erste Verträge mit Krankenkassen<br />

s<strong>in</strong>d abgeschlossen worden.<br />

E<strong>in</strong>e <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äre Neuro<strong>der</strong>mitisschulung<br />

wird für Eltern mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Altersgruppe 0<strong>–</strong>7 Jahre sowie für K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

ab 7 Jahren, Jugendliche und <strong>der</strong>en<br />

Familien und Erwachsene mit chronischer<br />

bzw. chronisch rezidivieren<strong>der</strong> Neuro<strong>der</strong>mitis<br />

empfohlen [1b, A].<br />

5.2. Elim<strong>in</strong>ationsdiäten<br />

� Elim<strong>in</strong>ationsdiäten s<strong>in</strong>d schwierig für<br />

Familien und Patienten durchzuführen,<br />

sogar <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er hochgradig motivierenden<br />

Atmosphäre während e<strong>in</strong>er kl<strong>in</strong>ischen<br />

Studie.<br />

� <strong>Die</strong> Drop-out-Raten <strong>in</strong> Neuro<strong>der</strong>mitis-<br />

Studien s<strong>in</strong>d beson<strong>der</strong>s hoch bei Diätversuchen.<br />

� Es gibt ke<strong>in</strong>e Evidenzen, die e<strong>in</strong>e Milch-<br />

und Ei-freie Diät bei Neuro<strong>der</strong>mitis generell,<br />

das heißt bei unselektierten Patientengruppen,<br />

s<strong>in</strong>nvoll ersche<strong>in</strong>en lassen.<br />

Ke<strong>in</strong>e Pauschaldiäten!<br />

� Es gibt ke<strong>in</strong>e „Evidenz“, die die Verwendung<br />

e<strong>in</strong>er Elementar- o<strong>der</strong> auf wenige<br />

Pädiatrische Allergologie ∙ 12 ∙ 2/2009<br />

Nahrungsmittel restr<strong>in</strong>gierten Diät bei<br />

Neuro<strong>der</strong>mitis unterstützt.<br />

� Grundnahrungsmittel (Milch, Ei, Weizen,<br />

Soja) führen bei etwa 30 Prozent aller<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> mit e<strong>in</strong>er schweren Neuro<strong>der</strong>mitis<br />

nach gezielter Provokation zu e<strong>in</strong>er<br />

kl<strong>in</strong>ischen Reaktion. Siehe geson<strong>der</strong>te <strong>Leitl<strong>in</strong>ie</strong>.<br />

Provokationen sollten aufgrund unvorhersehbarer<br />

schwerer Reaktionen unter<br />

kl<strong>in</strong>ischen Bed<strong>in</strong>gungen durchgeführt<br />

werden. Mehr als die Hälfte <strong>der</strong> positiven<br />

Reaktionen s<strong>in</strong>d mit Ekzemverschlechterungen<br />

verbunden. Bei 10<strong>–</strong>15 Prozent aller<br />

kl<strong>in</strong>ischen Reaktionen handelt es sich<br />

um isolierte, langsam (d. h. nach Stunden)<br />

e<strong>in</strong>setzende Ekzemverschlechterungen.<br />

Grundnahrungsmittel führen nur selten<br />

zu kl<strong>in</strong>ischen Reaktionen bei erwachsenen<br />

Patienten mit Neuro<strong>der</strong>mitis.<br />

� Pollen-assoziierte Nahrungsmittel können<br />

bei entsprechen<strong>der</strong> Sensibilisierung<br />

zu Ekzemverschlechterungen <strong>der</strong> Neuro<strong>der</strong>mitis<br />

führen.<br />

Zusammenfassende Beurteilung<br />

E<strong>in</strong>e kl<strong>in</strong>isch aktuelle Allergie gegen<br />

Nahrungsmittelkomponenten (vornehmlich<br />

gegen Kuhmilch und Hühnerei)<br />

lässt sich nur bei e<strong>in</strong>er M<strong>in</strong><strong>der</strong>heit <strong>der</strong><br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> mit Neuro<strong>der</strong>mitis nachweisen<br />

[2b, B].<br />

E<strong>in</strong>e diätetische Intervention bei Säugl<strong>in</strong>gen<br />

und Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong><strong>der</strong>n mit Neuro<strong>der</strong>mitis<br />

ist nur dann gerechtfertigt, wenn die<br />

Aktualität e<strong>in</strong>er Nahrungsmittelallergie<br />

nachgewiesen wurde [<strong>–</strong>, D].<br />

Der „Goldstandard“ e<strong>in</strong>es <strong>der</strong>artigen<br />

Nachweises besteht <strong>in</strong> <strong>der</strong> doppelbl<strong>in</strong>den<br />

Plazebo-kontrollierten Provokation des<br />

verdächtigten Nahrungsmittels, die gegebenenfalls<br />

repetitiv durchgeführt werden<br />

sollte [<strong>–</strong>, D].<br />

<strong>Die</strong> Notwendigkeit e<strong>in</strong>er diätetischen<br />

Intervention ist wegen e<strong>in</strong>es günstigen<br />

natürlichen Krankheitsverlaufs mit e<strong>in</strong>er<br />

zu erwartenden Toleranz gegen über Nahrungsmitteln<br />

häufig zeitlich begrenzt [3b,<br />

B].<br />

In <strong>der</strong> Regel sollte die doppelbl<strong>in</strong>de<br />

orale Provokation nach e<strong>in</strong>em bis zwei<br />

Jahren nochmals durchgeführt werden<br />

[<strong>–</strong>, D].<br />

Bei hohem Sensibilisierungsgrad o<strong>der</strong><br />

h<strong>in</strong>weisenden anamnestischen Angaben<br />

kann e<strong>in</strong>e Abklärung <strong>der</strong> kl<strong>in</strong>ischen Relevanz<br />

von Nahrungsmitteln als Triggerfaktoren<br />

auch bei jugendlichen und erwachsenen<br />

Patienten mit atopischer Erkrankungen<br />

s<strong>in</strong>nvoll se<strong>in</strong> [2b, B].<br />

Studien zur spezifischen oralen Toleranz<strong>in</strong>duktion<br />

(SOTI) s<strong>in</strong>d auf dem Weg.<br />

Therapieempfehlung<br />

E<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>deutige Anamnese für e<strong>in</strong>e Soforttypreaktion<br />

o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>deutig positiver<br />

oraler Provokationstest stellen <strong>der</strong>zeit<br />

die Indikation für die zeitlich auf e<strong>in</strong><br />

bis zwei Jahre befristete E<strong>in</strong>leitung e<strong>in</strong>er<br />

gezielten Elim<strong>in</strong>ationsdiät bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

mit Neuro<strong>der</strong>mitis dar [2b, B].<br />

Nach diesem Zeitraum sollte die Relevanz<br />

<strong>der</strong> Nahrungsmittelallergie erneut<br />

überprüft werden [<strong>–</strong>, D].<br />

E<strong>in</strong>e gezielte Elim<strong>in</strong>ationsdiät kann altersbezogen<br />

nach entsprechen<strong>der</strong> Diagnostik<br />

zeitlich <strong>in</strong>dividuell durchgeführt<br />

werden. Um e<strong>in</strong>e ausgewogene Ernährung<br />

auch bei Elim<strong>in</strong>ationsdiät zu gewährleisten,<br />

sollte die Diät durch e<strong>in</strong>e<br />

Ernährungsfachkraft betreut werden.<br />

[<strong>–</strong>, D].<br />

5.3. Essentielle Fettsäuren<br />

Diätetische Substitutionen mit Borretschöl<br />

o<strong>der</strong> Nachtkerzenöl (gamma-<br />

L<strong>in</strong>olensäure) werden bei Neuro<strong>der</strong>mitis<br />

nicht empfohlen [2b, B].<br />

<strong>Die</strong> topische Anwendung von gamma-<br />

L<strong>in</strong>olensäure zur Behandlung <strong>der</strong> Neuro<strong>der</strong>mitis<br />

mit dem Ziel <strong>der</strong> kl<strong>in</strong>ischen Besserung<br />

wird nicht empfohlen [3a, B].<br />

5.4. Hausstaubmilbenreduktion<br />

E<strong>in</strong> relativ großer Anteil <strong>der</strong> jugendlichen<br />

und erwachsenen Neuro<strong>der</strong>mitispatienten<br />

ist gegenüber Hausstaubmilben sensibilisiert.<br />

E<strong>in</strong>e Verbesserung des Ekzemscores<br />

war mit Hilfe von Encas<strong>in</strong>g zum Teil jedoch<br />

sogar ohne nachgewiesene Sensibilisierung<br />

zu zeigen.<br />

<strong>Die</strong> „Evidenzen“ sprechen mehrheitlich<br />

dafür, dass Encas<strong>in</strong>g-Maßnahmen bei Patienten<br />

mit Neuro<strong>der</strong>mitis mit Sensibilisierung<br />

gegenüber Hausstaubmilben<br />

wirksam s<strong>in</strong>d [2b, B].<br />

Bei geeigneten Patienten mit Neuro<strong>der</strong>mitis<br />

kann Encas<strong>in</strong>g empfohlen werden<br />

[2b, B].<br />

33


Aus den AGs<br />

34<br />

Stufe 1<br />

Trockene Haut<br />

Stufe 2<br />

Leichte<br />

Ekzeme<br />

Stufe 3<br />

Mo<strong>der</strong>ate<br />

Ekzeme<br />

Stufenplan <strong>der</strong> <strong>Leitl<strong>in</strong>ie</strong><br />

Stufe 4<br />

Persistierende,<br />

schwere<br />

Ekzeme<br />

Erfor<strong>der</strong>liche Maßnahmen <strong>der</strong> vorherigen<br />

Stufe<br />

+<br />

Systemische immunmodulierende<br />

Therapie (z.B. Cyclospor<strong>in</strong> A)<br />

Erfor<strong>der</strong>liche Maßnahmen <strong>der</strong> vorherigen Stufe<br />

+<br />

Klasse 2 bis 3 topische Glukokortikosteroide<br />

und/o<strong>der</strong> topische Calc<strong>in</strong>eur<strong>in</strong><strong>in</strong>hibitoren (TCI ab<br />

3. Lebensjahr)<br />

Erfor<strong>der</strong>liche Maßnahmen <strong>der</strong> vorherigen Stufe<br />

+<br />

antiprurig<strong>in</strong>öse und antiseptische Wirkstoffe, Klasse 1 bis 2<br />

topische Glukokortikosteroide und/o<strong>der</strong> topische Calc<strong>in</strong>eur<strong>in</strong><strong>in</strong>hibitoren<br />

(TCI ab 3. Lebensjahr)<br />

Topische Basistherapie: Hydratation <strong>der</strong> Haut, Emollentien<br />

Vermeidung o<strong>der</strong> Reduktion von Triggerfaktoren<br />

* E<strong>in</strong>e UV-Therapie ist häufig ab Stufe 2 unter Berücksichtigung <strong>der</strong> Altersbeschränkung (nicht im K<strong>in</strong>desalter)<br />

<strong>in</strong>diziert.<br />

** First-l<strong>in</strong>e-Therapie: In <strong>der</strong> Regel topische Glukokotikosteroide, bei Unverträglichkeit/Nichtwirksamkeit und an<br />

beson<strong>der</strong>en Lokalisationen (Gesicht, Intertrig<strong>in</strong>es) topische Calc<strong>in</strong>eur<strong>in</strong><strong>in</strong>hibitoren.<br />

Abb. 2<br />

Abb. 3<br />

Stufe 1<br />

Stufe 2<br />

Neigung zu trockener Haut<br />

Stufenplan <strong>der</strong> AGNES zur Salbenbehandlung<br />

Stufe 3<br />

Entzündung<br />

<strong>der</strong> Haut<br />

Leichte Verschlechterung<br />

<strong>der</strong> Haut, stärkerer Juckreiz<br />

Kortikoide <strong>in</strong> verschiedenen Stärken<br />

und lokale Makrolide, zum Beispiel Tacrolimus<br />

und Pimecrolimus<br />

Cortisonfreie Heilstoffe wie Gerbstoff, Z<strong>in</strong>k,<br />

Leukichthol, Triclosan u.ä.<br />

Basispflege:<br />

wenig fett mittelfett sehr fett<br />

5.5. Psychologische<br />

Begleitmaßnahmen<br />

Psychologische und emotionale Faktoren<br />

werden als relevante E<strong>in</strong>flussfaktoren<br />

für die Neuro<strong>der</strong>mitis angesehen,<br />

auch wenn es nicht sicher ist, <strong>in</strong> welchem<br />

Ausmaß <strong>der</strong>artige Faktoren wie<strong>der</strong>um<br />

durch das Ekzem bee<strong>in</strong>flusst werden.<br />

Auch wurde postuliert, dass e<strong>in</strong> Anteil<br />

des Kratzens zur Gewohnheit werden<br />

kann, welche dann im so genannten<br />

Juckreiz-Kratzzyklus <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Verschlechterung<br />

des Ekzems resultiert, was wie<strong>der</strong>um<br />

über den Juckreiz zum verstärkten<br />

Kratzen führt. Verhaltenstherapeutische<br />

Ansätze haben häufig das Ziel, den Juckreiz-Kratzzyklus<br />

zu unterbrechen.<br />

Vor allem verhaltenstherapeutische Interventionen<br />

konnten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen Studien<br />

e<strong>in</strong>en positiven Effekt zeigen [3b, B].<br />

Bei E<strong>in</strong>satz <strong>der</strong> Psychotherapie muss e<strong>in</strong>e<br />

klare Indikation (psychologische Faktoren<br />

als <strong>in</strong>dividuelle Triggerfaktoren <strong>der</strong><br />

Neuro<strong>der</strong>mitis bzw. sekundäre psychosoziale<br />

Folgen für Patient/Familie durch die<br />

Neuro<strong>der</strong>mitis) vorliegen [<strong>–</strong>, D].<br />

Im praktischen täglichen E<strong>in</strong>satz ist die<br />

begleitende psychosoziale Intervention<br />

e<strong>in</strong> wichtiges Standbe<strong>in</strong>. Aus pädiatrischer<br />

Sicht s<strong>in</strong>d sozialpädiatrische Fragen wichtig.<br />

<strong>Die</strong>s reicht h<strong>in</strong> bis zu Erziehungsfragen<br />

und familientherapeutischen Ansätzen.<br />

Hierzu nimmt die aktuelle <strong>Leitl<strong>in</strong>ie</strong> Neuro<strong>der</strong>mitis<br />

ke<strong>in</strong>e Stellung.<br />

6. Stufentherapie<br />

bei Neuro<strong>der</strong>mitis<br />

<strong>Die</strong> Therapie <strong>der</strong> Neuro<strong>der</strong>mitis ist den<br />

unterschiedlichen <strong>in</strong>dividuellen Phasen<br />

je nach Schwere und Chronizität anzupassen.<br />

Das folgende Stufenschema ist<br />

deshalb nur e<strong>in</strong> Anhaltspunkt, <strong>der</strong> je<br />

nach Alter, Verlauf, Lokalisation und Leidensdruck<br />

<strong>der</strong> Patienten angepasst werden<br />

muss. In Bezug auf den Hautzustand<br />

wurde <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er aktuellen <strong>in</strong>ternationalen<br />

Empfehlung e<strong>in</strong>e abgestufte Form des<br />

Managements bei Neuro<strong>der</strong>mitis vorgeschlagen:<br />

Generell wurde hier bei gesicherter<br />

Diagnose <strong>der</strong> Neuro<strong>der</strong>mitis mit<br />

chronischem bzw. chronisch rezidivierendem<br />

Verlauf die Aufdeckung <strong>in</strong>dividueller<br />

Schubfaktoren (hier <strong>in</strong>sbesonde-<br />

Pädiatrische Allergologie ∙ 12 ∙ 2/2009


e auch allergologischer Schubfaktoren) vorgeschlagen.<br />

Je nach Hautzustand werden <strong>in</strong> Anlehnung<br />

an diese <strong>in</strong>ternationale Empfehlung vier Therapiestufen<br />

vorgeschlagen.<br />

Kommentar zum Stufenplan<br />

An erster Stelle bzw. auf <strong>der</strong> ersten Stufe f<strong>in</strong>det<br />

sich die Vermeidung o<strong>der</strong> Reduktion von<br />

Triggerfaktoren. <strong>Die</strong> <strong>Leitl<strong>in</strong>ie</strong> hat dies nicht als<br />

Schwerpunkt, hier können aber mit den Betroffenen<br />

bereits viele Verbesserungen erreicht werden.<br />

Für den Pädiater ist <strong>in</strong> dieser <strong>Leitl<strong>in</strong>ie</strong> vor<br />

allem wichtig, dass die Therapie mit Emollientien<br />

e<strong>in</strong>e Therapiestufe darstellt. <strong>Die</strong>se wird häufig<br />

versäumt und nicht genügend ausgearbeitet,<br />

natürlich auch vor dem H<strong>in</strong>tergrund, dass<br />

durch den GBA festgelegt wurde, dass diese Therapeutika<br />

nicht mehr zu Lasten <strong>der</strong> GKV verordnet<br />

werden können.<br />

Wichtigste Säule <strong>der</strong> antientzündlichen Therapie<br />

s<strong>in</strong>d bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Jugendlichen die topischen<br />

Steroide <strong>der</strong> Klasse 1 und 2. Aus dem<br />

Sternchenzusatz (**) des Stufenplans ist zu ersehen,<br />

dass die topischen Calc<strong>in</strong>eur<strong>in</strong><strong>in</strong>hibitoren<br />

erst <strong>in</strong> zweiter L<strong>in</strong>ie e<strong>in</strong>zusetzen s<strong>in</strong>d. Zum E<strong>in</strong>satz<br />

kommen diese, wenn Nebenwirkungen <strong>der</strong><br />

topischen Steroide drohen o<strong>der</strong> vorliegen. <strong>Die</strong>s<br />

kann für beson<strong>der</strong>s sensitive Stellen wie zum<br />

Beispiel Gesicht und Intertrig<strong>in</strong>es gelten.<br />

Der Stufenplan <strong>der</strong> AGNES (Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft<br />

Neuro<strong>der</strong>mitisschulung) hat bisher drei<br />

Stufen vorgesehen, die auch für das Selbstmanagement<br />

<strong>der</strong> Betroffenen e<strong>in</strong>gesetzt werden.<br />

<strong>Die</strong>se entsprechen eher den Stufen 1 und 2 <strong>der</strong><br />

<strong>Leitl<strong>in</strong>ie</strong>. Im Stufenplan <strong>der</strong> AGNES ist die Therapiestufe<br />

2 für leichte Ekzeme mit ger<strong>in</strong>ger Entzündung<br />

vorgesehen, bei denen noch substeroidal<br />

therapiert werden kann. <strong>Die</strong> Klassen 1 entsprechen<br />

sich. <strong>Die</strong> Klasse 3 des AGNES-Stufenplanes<br />

entspricht etwa Klasse 2(<strong>–</strong>3) des <strong>Leitl<strong>in</strong>ie</strong>nstufenplanes.<br />

Da die Therapiestufen 3 und 4<br />

<strong>der</strong> <strong>Leitl<strong>in</strong>ie</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pädiatrie selten <strong>in</strong>diziert s<strong>in</strong>d,<br />

wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Praxis</strong> wohl auch <strong>der</strong> AGNES-Stufenplan<br />

se<strong>in</strong>e Bedeutung behalten.<br />

Zusammenfassung<br />

<strong>Die</strong> neue <strong>Leitl<strong>in</strong>ie</strong> Neuro<strong>der</strong>mitis <strong>der</strong> verschiedenen<br />

Fachgesellschaften gibt dem Pädiater<br />

ausführliche Informationsmöglichkeiten an<br />

die Hand. Sehr erfreulich ist die systematische<br />

Würdigung <strong>der</strong> verschiedenen therapeutischen<br />

Pädiatrische Allergologie ∙ 12 ∙ 2/2009<br />

Anhang 1<br />

Wirkstärkeklassifikation externer Glukokortikosteroide<br />

Wirkstoff Konzentration (%)<br />

Klasse I (schwach wirksam)<br />

Hydrocortison 0,33; 0,5; 1,0<br />

Hydrocortisonacetat 0,25; 0,05; 1,0<br />

Dexamethason 0,03; 0,035;<br />

0,05<br />

Fluocort<strong>in</strong>butylester 0,75<br />

Prednisolon 0,25; 0,4<br />

Triamc<strong>in</strong>olonacetonid 0,0018;<br />

0,0066<br />

Klasse II (mittelstark wirksam)<br />

Alclometasondipropionat 0,05<br />

Betamethasonbenzoat 0,025<br />

Betamethasonvalerat 0,05<br />

Clobetasonbutyrat 0,05<br />

Desonid 0,05; 0,1<br />

Desoximetason 0,05<br />

Dexamethason 0,08<br />

Flumethasonpivalat 0,02<br />

Fluoc<strong>in</strong>olonacetonid 0,01<br />

Fluocortolon 0,2<br />

Fluoprednidenacetat 0,05: 0,1<br />

Fluorandrenolon 0,025<br />

Halc<strong>in</strong>onid 0,025<br />

Anhang 2 u. 3<br />

Für die folgenden Verfahren liegen zwar<br />

kontrollierte Studien vor, diese Therapieverfahren<br />

s<strong>in</strong>d allerd<strong>in</strong>gs <strong>der</strong>zeit entwe<strong>der</strong><br />

Aussortierte Verfahren<br />

Studien vorhanden, aber nicht verfügbar<br />

o<strong>der</strong> nicht wirksam<br />

Schwarzkümmelsalbe Lithiumsucc<strong>in</strong>at<br />

Seekreuzdornextrakt Levamisol<br />

Immunglobul<strong>in</strong>e PAF<br />

Anti IL-5 Ak Transferfaktor<br />

Montelukast Vitam<strong>in</strong> E<br />

Thymusextrakte Z<strong>in</strong>ksuppl.<br />

Wirkstoff Konzentration (%)<br />

Hydrocortisonaceponat 0,1<br />

Hydrocortisonbuteprat 0,1<br />

Hydrocortisonbutyrat 0,1<br />

Methylprednisolonaceponat 0,1<br />

Prednicarbat 0,25<br />

Triamc<strong>in</strong>olonacetonid 0,025; 0,1<br />

Klasse III (stark wirksam)<br />

Amc<strong>in</strong>onid 0,05<br />

Betamethasondipropionat 0,05<br />

Betamethasonvalerat 0,1<br />

Desoximethason 0,25<br />

Diflorasondiacetat 0,05<br />

Diflucortonvalerat 0,1<br />

Fluoc<strong>in</strong>olonacetonid 0,025<br />

Fluoc<strong>in</strong>onid 0,05<br />

Fluticasonpropionat 0,005; 0,05<br />

Halc<strong>in</strong>onid 0,1<br />

Halomethason 0,05<br />

Mometasonfuroat Salbe 0,1<br />

Klasse IV (sehr stark wirksam)<br />

Clobetasolpropionat 0,05<br />

Diflucortonvalerat 0,3<br />

nicht verfügbar o<strong>der</strong> nicht wirksam. Bei<br />

<strong>der</strong> hier gegebenen Übersicht besteht ke<strong>in</strong><br />

Anspruch auf Vollständigkeit.<br />

Nicht medikametös<br />

Vermeidung von enzymreichen<br />

Detergentien<br />

Eigenblut<br />

Massagetherapie<br />

Homöopathie<br />

Johanniskraut<br />

Ch<strong>in</strong>esiche Kräuter<br />

Bioresonanz<br />

35


Aus den AGs<br />

Optionen. Es werden auch nicht wirksame<br />

bzw. nicht nachweisbar wirksame Verfahren<br />

aufgeführt. E<strong>in</strong>e ausführliche Nutzung<br />

<strong>der</strong> <strong>Leitl<strong>in</strong>ie</strong> kann nur empfohlen werden.<br />

Korrespondenzadresse:<br />

Dr. med. Frank Ahrens<br />

Altonaer K<strong>in</strong><strong>der</strong>krankenhaus<br />

Bleickenallee 38, 22763 Hamburg<br />

E-Mail: Frank.Ahrens@k<strong>in</strong><strong>der</strong>krankenhaus.<br />

net<br />

36<br />

Anhang 4<br />

Benötigte „Adult F<strong>in</strong>ger Tip Units“* je Behandlung nach Lebensalter <strong>–</strong><br />

Anhaltswerte für die Eltern bei <strong>der</strong> Behandlung<br />

aus Long et al., 1998, © CC L<strong>in</strong>g, CM Mills, AY F<strong>in</strong>lay, 1997<br />

Zitiert nach: Golor, Thom u. Fluhr, 2000: Dermatologische Externtherapie. Spr<strong>in</strong>ger<br />

* E<strong>in</strong> Adult F<strong>in</strong>ger Tip Unit ist e<strong>in</strong> Salbenstrang von <strong>der</strong> Länge e<strong>in</strong>es F<strong>in</strong>gerendglieds.<br />

Pädiatrische Allergologie ∙ 12 ∙ 2/2009

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