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Eine kleine Geschichte von der Entzauberung eines „Wundermittels“

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<strong>Eine</strong> <strong>kleine</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>von</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Entzauberung</strong> <strong>eines</strong> „Wun<strong>der</strong>mittels“<br />

Jörg Albering<br />

Es ist ein altbekanntes Phänomen, dass immer wie<strong>der</strong><br />

im Aquaristik-Fachhandel Präparate angeboten<br />

werden, die wahre Wun<strong>der</strong> versprechen. Zahlreiche<br />

Krankheiten sollen geheilt werden, Wasserwechsel<br />

werden überflüssig und die Nachzucht <strong>der</strong><br />

schwierigsten Fische wird mit einem Schlag zu<br />

einem Kin<strong>der</strong>spiel. Meistens genügt ein Blick auf<br />

den Beipackzettel und die Liste <strong>der</strong> Inhaltsstoffe,<br />

um die möglichen <strong>von</strong> den unwahrscheinlichen<br />

bzw. unmöglichen Wirkungen zu unterscheiden.<br />

Geheimnisvoll wird es dagegen, wenn über den<br />

Inhalt nur sehr vage Andeutungen gemacht werden<br />

(„vollkommen natürlich“, „ohne Chemikalien“,<br />

etc.) bzw. wenn gezielt Fehlinformationen in Umlauf<br />

gebracht werden. Ärgerlich wird die Angelegenheit,<br />

wenn ein solches Mittel im Rahmen <strong>der</strong><br />

aquaristisch/wissenschaftlich messbaren Parameter<br />

in <strong>der</strong> Tat wirksam ist und lei<strong>der</strong> zu einem hohen<br />

Preis verkauft wird.<br />

In diesem Artikel soll - an<strong>der</strong>s als in sonst für unsere<br />

DCG-Informationen üblichen Artikeln - die Rede<br />

sein <strong>von</strong> dem Wasserpflegemittel <strong>eines</strong> nie<strong>der</strong>ländischen<br />

Herstellers: Easy-Life Int. BV.<br />

Über die Wirkungen ist in <strong>der</strong> letzten Zeit sowohl<br />

in aquaristischen Fachzeitschriften, als auch im<br />

Internet ausführlich berichtet worden (Homepage<br />

<strong>von</strong> Anton Gabriel sowie diverse Diskussionsforen).<br />

Es scheint, dass dieses Präparat in den letzten<br />

Jahren großes Interesse unter den Aquarianern<br />

gefunden hat - so auch innerhalb <strong>der</strong> DCG.<br />

Ich habe dieses Präparat bereits selbst angewandt<br />

und ebenfalls messbare, durchaus positive Ergebnisse<br />

erhalten. Es sei gleich <strong>eines</strong> vorausgeschickt:<br />

Die Wirksamkeit bezüglich einiger <strong>der</strong> postulierten<br />

Effekte <strong>von</strong> Easy-Life soll an dieser Stelle<br />

k<strong>eines</strong>falls bestritten werden! Das Ziel dieses<br />

Beitrags ist vielmehr darzulegen, welcher Inhaltsstoff<br />

vorhanden ist, was sich daraus an<br />

potenziellen Wirkungen ergibt und wo die<br />

Grenzen dieses Wasserpflegemittels liegen.<br />

Mein erster Kontakt mit Easy-Life beruht auf<br />

einem Besuch bei einem befreundeten Grazer<br />

Aquarianerpaar, das mir im Laufe des Gesprächs<br />

mitteilte, dass es in allen Becken regelmässig dieses<br />

Mittel einsetzt und damit sehr zufrieden ist.<br />

Daraufhin habe ich mir ebenfalls eine Flasche besorgt<br />

und für <strong>eines</strong> meiner Becken angewandt -<br />

zunächst noch ohne Messung spezifischer Wasserparameter.<br />

Der in <strong>der</strong> Produktbeschreibung erwähnte<br />

Effekt <strong>der</strong> anfänglichen Wassertrübung und<br />

des in den folgenden Tagen „kristallklaren“ Wassers<br />

stellte sich beim mir ebenfalls ein. Da sich bei den<br />

Fischen in dem behandelten Becken (Hemichromis<br />

cristatus, Pungu maclareni, Thysochromis ansorgii<br />

„Ghana“, Stomatepia pindu) keine negativen Auswirkungen<br />

bemerkbar machten, ging ich einen<br />

Schritt weiter und setzte Easy-Life anstelle <strong>von</strong><br />

Methylenblau als Wasserzusatz bei dem Versuch,<br />

ein Gelege <strong>von</strong> Paratilapia polleni künstlich zu erbrüten,<br />

ein. Da es sich bei Gelegen <strong>von</strong> Paratilapia<br />

um regelrechte „Trauben“ <strong>von</strong> Eiern handelt, die<br />

wegen ihres engen Kontaktes zueinan<strong>der</strong> sehr<br />

anfällig für Verpilzungen sind, entwickeln sich<br />

meinen Erfahrungen nach ohne den Einsatz fungizi<strong>der</strong><br />

Mittel bzw. schwacher Oxidationsmittel (wie<br />

z.B. Methylenblau) nur wenige Eier zu Larven und<br />

lebensfähigen Jungfischen. Die mit Easy-Life in<br />

normaler Dosierung behandelten Eier dagegen entwickelten<br />

sich problemlos und mittlerweile<br />

schwimmen etwa 200 junge Paratilapia dieser<br />

Brut in meinen Aufzuchtbecken. Von <strong>der</strong> Anwendung<br />

in allen Becken schreckte ich allerdings zurück,<br />

denn die Menge, die ich benötigen würde, um<br />

etwa 23,5 m 3 Wasser in mehr als 50 Becken und<br />

zwei „Indoor-Garagenteichen“ zu behandeln, würde<br />

mich auf Dauer sicher zum armen Mann machen.<br />

Abgesehen da<strong>von</strong> ist Easy-Life eine Option, kein<br />

Muss!<br />

Allerdings wurde aufgrund dieser positiven Ergebnisse<br />

meine Neugier bezüglich des Wirkungsmechanismus<br />

geweckt und ich machte mich auf die<br />

Suche nach Informationen über den Inhaltsstoff<br />

<strong>von</strong> Easy-Life. Da <strong>von</strong> dem Hersteller keinerlei<br />

Daten zu erfahren waren, ausser dass „keine Chemie“<br />

vorhanden sei, nur „natürliche“ Inhaltsstoffe<br />

252 DCG-Informationen 36 (11): 252–261


(was selbstverständlich Unfug ist, denn auch natürlich<br />

vorkommende Substanzen und selbstverständlich<br />

auch Wasser sind chemische Verbindungen!),<br />

machte ich mich in <strong>der</strong> aktuellen aquaristischen<br />

Literatur und im Internet auf die Suche und<br />

stieß auf vielerlei, teilweise sehr laienhafte und<br />

wi<strong>der</strong>sprüchliche Spekulationen. Die Gerüchte<br />

schrieben den Erfolg des Präparates den verschiedensten<br />

Ingredienzien zu: Kieselgel, nanodisperses<br />

Aluminiumoxid, Ton-Minerale wie z.B. Montmorillonit.<br />

Glaubwürdige Analysen waren allerdings<br />

nicht zu finden. Ich beschloss daher, meine<br />

beruflichen Analyse-Möglichkeiten als (Festkörper-)Chemiker<br />

zu nutzen und herauszufinden, was<br />

an Easy-Life an<strong>der</strong>s ist als an an<strong>der</strong>en Wasserzusatzstoffen.<br />

Feststoffanteil <strong>von</strong> Easy-Life<br />

Lässt man eine Probe <strong>von</strong> Easy-Life langsam bei<br />

Raumtemperatur eindampfen, verbleibt ein schmutzig-weißer<br />

Rückstand, <strong>der</strong> - wie sich anhand <strong>der</strong> in<br />

<strong>der</strong> Folge durchgeführten Untersuchungen heraus-<br />

Zeolithe verbessern die Wasserqualität. Das ist vorallem<br />

für empfindliche Fischarten und bei <strong>der</strong>en<br />

Nachzucht <strong>von</strong> großer Bedeutung.<br />

Im Bild pflegt ein Weibchen des madagassichen<br />

Cichliden Paratilapia sp. „Fianarantsoa“ sein Gelege<br />

stellte - keine makroskopischen Mengen an organischen<br />

Verbinden, son<strong>der</strong>n nur anorganische Materialien<br />

enthält. <strong>Eine</strong> Probe aus <strong>der</strong> zuvor <strong>der</strong> feste<br />

Anteil abzentrifugiert wurde und die anschließend<br />

verdampft wurde, enthielt ausser geringen Mengen<br />

anorganischer Salze, wie sie auch in normalem<br />

Leitungswasser zu finden sind, keine weiteren<br />

Substanzen. Es handelt sich also bei Easy-Life um<br />

eine Aufschlämmung fester Bestandteile in Wasser.<br />

Als echte Suspension kann man sie dagegen nicht<br />

bezeichnen, da die Feststoffe in <strong>der</strong> Lösung relativ<br />

rasch wie<strong>der</strong> zu Boden sinken und nur ein sehr<br />

geringer Anteil für längere Zeit (einige Stunden) in<br />

<strong>der</strong> Schwebe bleibt. Aus diesem Grund muss das<br />

Präparat auch vor <strong>der</strong> Verwendung kräftig geschüttelt<br />

werden. In einem ersten Experiment wurde<br />

daher <strong>der</strong> Feststoffanteil bestimmt. Hierzu wurde<br />

in mehreren Ansätzen ein bestimmter Anteil <strong>der</strong><br />

vorher gut geschüttelten Aufschlämmung in eine<br />

Porzellanschale eingewogen und bei Raumtemperatur<br />

eingetrocknet. Nach Auswaage des festen<br />

Rückstandes ergab sich ein Feststoffanteil <strong>von</strong> 3,8<br />

bis 4,0 Gewichtsprozent, d.h. es finden sich 38 bis<br />

40 Gramm Feststoff in einem Liter Easy-Life. Mit<br />

dem festen Rückstand wurden anschließend einige<br />

Messungen durchgeführt, die im Folgenden beschrieben<br />

werden.<br />

DCG-Informationen 36 (11): 252–261 253


Röntgenbeugungsmessungen und<br />

Strukturanalyse<br />

Wenn kristalline Materie mit Röntgenlicht bestrahlt<br />

wird, findet an den Gitternetzebenen <strong>der</strong><br />

Kristallstruktur Beugung des eingestrahlten Röntgenlichtes<br />

statt. Bei Messung des Beugungswinkels<br />

und <strong>der</strong> Intensität des gebeugten Röntgenstrahles<br />

kann man daraus Informationen über den<br />

Abstand <strong>der</strong> Netzebenen <strong>der</strong> vorliegenden kristallinen<br />

Verbindung (gemäß <strong>der</strong> Bragg’schen Beziehung<br />

l = 2 dhkl sin q, l = Wellenlänge des Röntgenlichts,<br />

dhkl = Netzebenenabstand, q = Beugungswinkel)<br />

gewinnen. Mit Hilfe <strong>der</strong> sogenannten<br />

„Rietveld-Analyse“ (benannt nach Hugo M. Rietveld,<br />

dem „Erfin<strong>der</strong>“ dieser Methode) können aus<br />

den Reflexintensitäten und <strong>der</strong> Peakposition im<br />

Spektrum einer Röntgen-Pulvermessung quantitative<br />

Informationen über die Kristallstrukturen <strong>der</strong><br />

vorliegenden Komponenten einer Probe gewonnen<br />

werden: Über die Symmetrie <strong>der</strong> Verbindung, Position<br />

<strong>der</strong> Gitterbausteine in <strong>der</strong> Elementarzelle,<br />

Stöchiometrie <strong>der</strong> Kristalle, Gittermetrik und sogar<br />

Auskunft über die quantitative Zusammensetzung<br />

<strong>von</strong> Gemischen.<br />

Der feste Bestandteil <strong>von</strong> Easy-Life wurde geröntgt<br />

(CuKa-Strahlung, Sekundärmonochromator,<br />

Szintillationszählrohr, Gerät: Bruker AXS D5005<br />

q/q-Diffraktometer), und das so erhaltene Beugungsbild<br />

lieferte in einem ersten Schritt durch<br />

Vergleich <strong>der</strong> gemessenen Daten mit Vergleichsspektren<br />

aus einer entsprechenden Datenbank<br />

(JCPDS data base) eine qualitative Analyse des<br />

weißen Mineralpulvers. Es handelt sich um zwei<br />

natürlich vorkommende Zeolithe: Clinoptilolith<br />

und Mordenit, sowie Spuren <strong>von</strong> Quarz.<br />

In einem zweiten Schritt wurden die gemessenen<br />

Röntgendaten mit Hilfe einer speziellen Software<br />

(TOPAS-R, Fa. Bruker-AXS) unter Zugrundelegung<br />

<strong>der</strong> bereits bekannten kristallographischen Daten<br />

<strong>der</strong> beiden Zeolithe gefittet (siehe Abbildung 1).<br />

Hierbei konnten sowohl die Gitterkonstanten <strong>der</strong><br />

beiden Naturzeolithe bestimmt werden als auch die<br />

quantitative Zusammensetzung des festen Bestandteils<br />

<strong>von</strong> Easy-Life. Diese Analysen wurden an<br />

zwei Chargen <strong>von</strong> Easy-Life durchgeführt und<br />

wiesen reproduzierbar unterschiedliche Mengenverhältnisse<br />

<strong>von</strong> Clinoptilolith und Mordenit auf.<br />

Abbildung 1: Röntgenbeugungsspektrum des festen<br />

Bestandteils <strong>von</strong> Easy-Life.<br />

Blaue Kurve: Messdaten, rote Kurve: Fit, graue Kurve:<br />

Differenz zwischen Messung und Fit,<br />

senkrechte Strich-Markierungen: Positionen <strong>der</strong><br />

Reflexe <strong>der</strong> einzelnen Phasen<br />

254 DCG-Informationen 36 (11): 252–261


In <strong>der</strong> einen Probe (aus einem 5-Liter-Kanister)<br />

betrug das Massenprozent-Verhältnis <strong>von</strong> Clinoptilolith<br />

: Mordenit : Quarz = 72 : 27 : 1 Gewichtsprozent,<br />

in einer an<strong>der</strong>en Probe (aus einer 500-<br />

Milliliter-Flasche) 47,5 : 51,5 : 1,0 Gewichtsprozent.<br />

Durch die Rietveld-Analyse konnte die<br />

Identität <strong>der</strong> beiden festen Komponenten <strong>von</strong> Easy-<br />

Life zweifelsfrei bewiesen werden. Weitere feste,<br />

kristalline Inhaltsstoffe wurden im Rahmen <strong>der</strong><br />

Nachweisgrenze des Röntgen-Pulverbeugungsmethode<br />

(< etwa 0,5 Gewichtsprozent) nicht nachgewiesen.<br />

Es ist selbstverständlich möglich, dass<br />

geringe Mengen einer amorphen Phase, die röntgenographisch<br />

zumindest in <strong>kleine</strong>n Mengen nicht<br />

nachweisbar ist (z.B. vulkanisches Glas), als weitere<br />

Komponente vorhanden ist. Damit hat das<br />

Rätselraten um den Wirkstoff in diesem Wasseraufbereitungsmittel<br />

ein Ende gefunden.<br />

Die Tatsache, dass zwei Komponenten gefunden<br />

wurden, lässt mehrere mögliche Interpretationen<br />

zu: Es handelt sich um ein Mineral <strong>von</strong> einem<br />

Fundort, an dem beide Zeolithe gemeinsam vorkommen<br />

o<strong>der</strong> es handelt sich um ein Gemisch aus<br />

zwei Zeolithen aus unterschiedlichen Quellen.<br />

Glaubt man dem Hersteller <strong>von</strong> Easy-Life, handelt<br />

es sich ausschließlich um natürlich vorkommende<br />

Minerale und nicht etwa um synthetisch hergestellte<br />

Materialien - was allerdings sowohl für Mordenit<br />

als auch für Clinoptilolith möglich wäre. Die<br />

dritte Möglichkeit wäre, dass es sich um einen<br />

Naturzeolith handelt, <strong>der</strong> nur einer <strong>der</strong> beiden<br />

Komponenten enthält und durch eine Nachbehandlung<br />

(z.B. hydrothermale Behandlung) modifiziert<br />

wurde. Lei<strong>der</strong> kann man die Entscheidung, welche<br />

dieser Möglichkeiten zutrifft, nicht anhand <strong>der</strong><br />

Röntgenbeugungsdaten fällen.<br />

Als Vergleichsmaterialien wurden in <strong>der</strong> Folge<br />

zwei Zeolithe bzw. Zeolith-Gemische, die zu an<strong>der</strong>weitigen<br />

Forschungszwecken in meinem Labor<br />

vorhanden waren, verwendet:<br />

Ein synthetischer Mordenit (Firma Süd-Chemie)<br />

sowie eine gemahlene Clinoptilolith/Quarz-<br />

Mischung <strong>der</strong> Firma Deutsche Zeolith. Die weiteren<br />

Analysen dienten in <strong>der</strong> Folge dazu, die physikalischen<br />

und chemischen Eigenschaften <strong>der</strong> beiden<br />

Zeolithe im Detail zu bestimmen. Einige <strong>der</strong><br />

Methoden erfor<strong>der</strong>n ein gut eingerichtetes Labor,<br />

an<strong>der</strong>e können mit „Bordmitteln“, also den in vielen<br />

Aquarianerhaushalten vorhandenen Substanzen<br />

nachempfunden werden.<br />

Thermogravimetrie<br />

Zeolithe enthalten in den Freiräumen ihrer Strukturen<br />

(Käfige und Kanäle, siehe Abbildung 2) üblicherweise<br />

Wassermoleküle, die einen erheblichen<br />

Anteil <strong>der</strong> Molekularmasse <strong>der</strong> Formeleinheit <strong>eines</strong><br />

Zeolithes ausmachen können.<br />

Abbildung 2: Perspektivische Darstellung <strong>der</strong> Kristallstrukturen<br />

<strong>von</strong> Clinoptilolith (links) und Mordenit<br />

(rechts). Die SiO 4- und AlO 4 -Tetrae<strong>der</strong> sind in blau<br />

dargestellt, rote Kugeln: H 2 O, gelbe Kugeln: Na + , violette<br />

Kugeln: Ca 2+<br />

Die Stabilität <strong>der</strong> Kristallstruktur gegenüber einer<br />

Entfernung dieses „Kristallwassers“ ist je nach Art<br />

des Zeolithes unterschiedlich stark ausgeprägt und<br />

kann mit <strong>der</strong> Struktur und Ionenbeladung korrelliert<br />

werden. <strong>Eine</strong> Methode zur Messung des<br />

Wassergehaltes ist die sogenannte „Thermogravimetrie“.<br />

Hierbei wird eine Probe <strong>der</strong> zu untersuchenden<br />

Substanz in einem <strong>kleine</strong>n Tiegel aus<br />

einem inerten Material (z.B. Platin o<strong>der</strong> Aluminiumoxid)<br />

erhitzt. Der Tiegel befindet sich in<br />

einem Probenhalter <strong>der</strong> auf einer Waage gelagert<br />

ist und sich im Inneren <strong>eines</strong> Rohrofens befindet.<br />

Es werden bei <strong>der</strong> Messung simultan die Temperatur<br />

<strong>der</strong> Probe und die Massenanzeige <strong>der</strong> Waage registriert.<br />

Auf diese Weise kann <strong>der</strong> Massenverlust -<br />

wie hier z.B. durch austretendes Wasser - als Funktion<br />

<strong>der</strong> Temperatur sichtbar gemacht werden und<br />

man erhält zusätzlich Informationen darüber, bis zu<br />

welcher Temperatur die Verbindung stabil ist.<br />

Im Fall des Zeolith-Gemisches aus Easy-Life liefert<br />

diese Messmethode das Ergebnis, dass die beiden<br />

Komponenten bis etwa 400 °C kontinuierlich<br />

Wasser abgeben. Der Wassergehalt des Minerals<br />

beträgt etwa 13,5 Gewichtsprozent. Dieses Befund<br />

stimmt sehr gut mit den theoretischen Wassergehalten<br />

<strong>von</strong> Clinoptilolith und Mordenit überein,<br />

wenn anhand <strong>der</strong> Rietveld-Analyse die berechneten<br />

DCG-Informationen 36 (11): 252–261 255


prozentualen Anteile <strong>der</strong> beiden Verbindungen und<br />

<strong>der</strong> daraus resultierende mittlere Wasserverlust <strong>von</strong><br />

etwa 13,7 Gewichtsprozent zugrunde gelegt wird.<br />

Die restlichen Ionen Na + ,K + ,Mg 2+ und Ca 2+<br />

und selbstverständlich auch die Netzwerkbildner<br />

<strong>der</strong> Zeolithes Si 4+ ,Al 3+ sowie O 2 - verbleiben im<br />

Kristallgitter. <strong>Eine</strong> weitere, interessante Beobachtung<br />

konnte bei dieser Messung gemacht werden:<br />

Nach Erhitzen auf 1.200 °C hatte die Probe eine<br />

schwach hellrote Färbung angenommen, ein sicheres<br />

Indiz für die Anwesenheit <strong>von</strong> Eisenoxiden (in<br />

Spuren). Die Eisenionen können entwe<strong>der</strong> selber<br />

anstelle <strong>der</strong> Alkali- bzw. Erdalkalimetallionen im<br />

Gitter des Zeolithes selber eingelagert sein o<strong>der</strong> sie<br />

stammen aus Begleitmineralen wie z.B. Feldspat,<br />

die ebenfalls signifikante Mengen an Eisenoxiden<br />

lösen können. Sie freizusetzen ist allerdings sehr<br />

schwer und gelingt meistens nur durch komplette<br />

Auflösung des Minerals. Die Wassergehalte <strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>en beiden Vergleichsproben sind in <strong>der</strong><br />

Tabelle (siehe Seite 261) aufgelistet. Auch sie liegen<br />

im erwarteten Bereich.<br />

Messung <strong>der</strong> Partikelgrößenverteilung<br />

Die Partikelgrößenverteilung <strong>eines</strong> Pulvers (gleichgültig<br />

ob es sich um ein metallisches, mineralisches<br />

o<strong>der</strong> ein Kunststoffpulver handelt) ist entscheidend<br />

für viele seiner Eigenschaften. So wird<br />

z.B. die Suspendierbarkeit mit abnehmen<strong>der</strong> Partikelgröße<br />

üblicherweise verbessert. Je <strong>kleine</strong>r die<br />

einzelnen Partikel sind, desto länger bleiben die<br />

Teilchen einer Suspension „in <strong>der</strong> Schwebe“. Von<br />

<strong>der</strong> Partikelgrößenverteilung wird auch die Reaktivität<br />

des Materials beeinflusst. Ein f<strong>eines</strong> Pulver<br />

kann aufgrund seiner höheren Oberfläche schneller<br />

reagieren (z.B. beim Ionenaustausch) und ist in <strong>der</strong><br />

Lage an größere Mengen an<strong>der</strong>er Verbindungen<br />

(z.B. organische Verbindungen wie Methylenblau<br />

o<strong>der</strong> Medikamente) zu adsorbieren. Die Oberfläche<br />

spielt z.B. auch beim Ionentauschprozess<br />

<strong>der</strong> Zeolithe eine große Rolle: Zeolith als Filtermaterial<br />

wird bereits seit vielen Jahren eingesetzt,<br />

die Reaktionszeiten des groben Granulates sind<br />

allerdings relativ hoch, da die spezifische Oberfläche<br />

auf Grund <strong>der</strong> groben Partikel sehr klein ist.<br />

Ein f<strong>eines</strong> Zeolith-Pulver dagegen kann wesentlich<br />

schneller reagieren. Zudem bietet ein f<strong>eines</strong> Pulver<br />

auch die größere Besiedelungsfläche für Bakterien<br />

– es sei aber an dieser Stelle daran erinnert, dass<br />

die Kanal- bzw. Hohlraumstruktur <strong>von</strong> Zeolithen<br />

um einige Zehnerpotenzen zu klein ist, um Bakterien<br />

Platz zu bieten. Besiedelbare Flächen finden<br />

sich ausschliesslich an <strong>der</strong> Oberfläche <strong>eines</strong> Partikels<br />

- dieses schliesst jedoch auch makroskopische<br />

Poren ein. Nicht beeinflusst <strong>von</strong> <strong>der</strong> Korngrößenverteilung<br />

wird hingegen die Kristallstruktur -<br />

zumindest in erster Näherung. Die Kanäle in den<br />

Strukturen <strong>der</strong> beiden Zeolithe haben die gleiche<br />

Größe unabhängig <strong>von</strong> <strong>der</strong> Größe <strong>der</strong> Partikel.<br />

Anhand <strong>von</strong> Daten aus <strong>der</strong> Laserlichtbeugung an<br />

Partikelsuspensionen kann auf die Partikelgrößenverteilung<br />

zurückgerechnet werden. Als Parameter<br />

werden hier die Verteilung <strong>der</strong> Partikel auf Größenklassen<br />

sowie die Summenkurve (gewissermassen<br />

das Integral über die Größenverteilung) angegeben.<br />

Als mess- und vergleichbare Größen werden aus<br />

diesen Werten die sogenannten d 10 -, d 50 - und d 90 -<br />

Werte ermittelt. Zur Erläuterung: ein d 50 <strong>von</strong> 6,17<br />

µm bedeutet, dass 50 Prozent aller Partikel <strong>der</strong><br />

Probe <strong>kleine</strong>r als 6,17 µm sind. Die entsprechenden<br />

Werte <strong>von</strong> Easy-Life und <strong>der</strong> beiden untersuchten<br />

Referenz-Zeolithe sind in <strong>der</strong> Tabelle (siehe Seite<br />

261) zusammengefasst, die Partikelgrößenverteilung<br />

<strong>von</strong> Easy-Life und <strong>der</strong> Clinoptilolith-Probe<br />

<strong>der</strong> „Deutsche Zeolith GmbH“ befindet sich in Abbildung<br />

3.<br />

Abbildung 3: Partikelgrößenverteilungen in Easy-Life<br />

(oben) und dem Vergleichszeolith <strong>der</strong> Firma „Deutsche<br />

Zeolith GmbH“<br />

256 DCG-Informationen 36 (11): 252–261


Man erkennt, dass die Partikelgrößenverteilungen<br />

dieser beiden Zeolith-Gemische sehr ähnlich sind.<br />

Von <strong>der</strong> letztgenannten Probe ist bekannt, dass es<br />

sich um ein gemahlenes und gesiebtes (Fraktion<br />

<strong>kleine</strong>r als 80 µm) Material handelt. Man kann<br />

daher durchaus den Schluss ziehen, dass es sich bei<br />

Easy-Life ebenfalls um ein Material vergleichbarer<br />

Siebfraktion handelt.<br />

Außerdem ist auffällig, dass - erwartungsgemäß für<br />

gemahlene Mineralproben - kaum ein nanopartikulärer<br />

Anteil vorhanden ist. Die synthetische<br />

Mordenitprobe dagegen weist einen wesentlich<br />

höheren Nanopartikelanteil auf und ist auch insgesamt<br />

deutlich feinkörniger. Irreführen<strong>der</strong>weise<br />

wurde in dem Artikel <strong>von</strong> Ott (2004) über Easy-<br />

Life im Aquaristik-Fachmagazin im Detail über die<br />

Eigenschaften nanopartikulärer Partikelsuspensionen<br />

<strong>von</strong> Schichtsilikaten berichtet - offenbar<br />

eine gezielte Irreführung bezüglich <strong>der</strong> Inhaltsstoffe<br />

<strong>von</strong> Easy-Life.<br />

Die lasergranulometrischen Analysen sind lei<strong>der</strong><br />

für den interessierten Aquarianer nicht selber<br />

durchführbar. Es gibt allerdings eine einfache, optische<br />

Methode zum groben Vergleich <strong>der</strong> Partikelgrößen<br />

<strong>von</strong> Suspensionen. Hierzu verwendet man<br />

eine Suspension <strong>der</strong> gewünschten Partikelgrößenverteilung<br />

(z.B. Easy-Life) und das Material, das<br />

man selber untersuchen möchte und gibt gleiche<br />

Mengenanteile in ein geeignetes Dispergiermedium<br />

(i.d.R. Wasser), schüttelt kräftig und gießt die Suspension<br />

in ein hohes Gefäß (in Idealfall einen<br />

Standzylin<strong>der</strong> aus Glas, es reicht aber auch eine<br />

schlanke Vase o.ä.). Abbildung 4 zeigt eine Suspension<br />

<strong>von</strong> Easy-Life nach verschiedenen Zeiten.<br />

Je <strong>kleine</strong>r die Partikel, desto langsamer sinken sie<br />

nach unten. Durch den Vergleich <strong>von</strong> Referenz und<br />

eigener Probe kann leicht qualitativ festgestellt<br />

werden, ob das eigene Pulver gröber o<strong>der</strong> feiner als<br />

das kommerzielle Produkt ist. Im Normalfall wird<br />

man z.B. durch Zerreiben <strong>von</strong> grobem Zeolith in<br />

einem Mörser kein extrem f<strong>eines</strong> Material erhalten<br />

können, aber es ist durchaus möglich, den Feinkornanteil<br />

auszusieben (z.B. durch ein Gaze-Netz<br />

o<strong>der</strong> großes Artemien-Sieb) und den Rest nochmals<br />

zu zerreiben.<br />

Spezische Oberfläche<br />

Wie bereits weiter oben ausgeführt, hängt die Reaktivität<br />

<strong>eines</strong> Pulvers stark <strong>von</strong> seiner spezifischen<br />

Oberfläche ab. Für den Feststoffanteil <strong>von</strong> Easy-<br />

Abbildung 4: Sedimentationsversuch mit Easy-Life.<br />

Von links nach rechts: Suspension (Dosierung 3 Milliliter<br />

Easy Life auf 10 Liter) direkt nach <strong>der</strong> Herstellung,<br />

nach 5 Minuten, nach 30 Minuten, nach 3 Stunden<br />

Life sowie für die beiden Vergleichsmaterialien –<br />

natürlichen Clinoptilolith und synthetischen Mordenit<br />

- wurde daher mit Hilfe <strong>der</strong> Gasadsorptions-<br />

Messmethode nach Brunnauer-Emmett und Teller<br />

(BET) die spezifische Oberfläche pro Gramm bestimmt.<br />

Hierzu wird eine bestimmte Menge <strong>der</strong><br />

Keramik in ein Glasgefäß eingewogen, anschliessend<br />

evakuiert und auf die Siedetemperatur vom<br />

flüssigem Stickstoff abgekühlt. Danach wird in<br />

<strong>kleine</strong>n Portionen gasförmiger Stickstoff zudosiert<br />

und <strong>der</strong> Druck über <strong>der</strong> Probe gemessen. Aus den<br />

auf diese Weise gemessenen Adsorptionsisothermen<br />

kann über teilweise recht komplexe physikalische<br />

Berechnungen die spezifische Oberfläche<br />

bestimmt werden. Es zeigte sich, dass <strong>der</strong> Zeolith<br />

in Easy-Life mit 41,6 m 2 /g eine hohe Oberfläche<br />

für ein gemahlenes Material aufweist, das Clinoptilolith-Vergleichsmaterial<br />

kam auf den ebenfalls<br />

sehr guten Wert <strong>von</strong> 20,3 m 2 /g. Wie erwartet liegt<br />

die spezifische Oberfläche <strong>eines</strong> sehr feinen, synthetischen<br />

Zeoliths wie im Fall des hier untersuchten<br />

Mordenit <strong>der</strong> Fa. Süd-Chemie mit 396.6 m 2 /g<br />

um eine Zehnerpotenz höher als die <strong>der</strong> gemahlenen<br />

Substanzen. Die hohe Oberfläche geht jedoch<br />

lei<strong>der</strong> einher mit einem drastisch höheren Preis<br />

verglichen mit den gemahlenen Naturprodukten, so<br />

dass sich eine Verwendung für aquaristische<br />

Zwecke lei<strong>der</strong> verbietet.<br />

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Adsorption <strong>von</strong> organischen Molekülen<br />

<strong>Eine</strong> weitere Eigenschaft hochoberflächiger Materialien<br />

ist die Fähigkeit zur Adsorption organischer<br />

Moleküle. Dies ist vor allem dann für Aquarianer<br />

<strong>von</strong> Bedeutung, wenn es gilt, z.B. Medikamente<br />

o<strong>der</strong> sonstige organische Verunreinigungen (Malachitgrün,<br />

Methylenblau, Phenole etc.) aus dem<br />

Wasser zu entfernen. Diesbezügliche Experimente<br />

mit Easy-Life bzw. den Vergleichmaterialien wurden<br />

unter Verwendung <strong>von</strong> Methylenblau durchgeführt,<br />

da sich bei dieser Substanz an <strong>der</strong> Verfärbung<br />

des Silikates bzw. <strong>der</strong> Entfärbung <strong>der</strong> wässrigen<br />

Phase <strong>der</strong> Erfolg des Adsorptionsprozesses leicht<br />

optisch verfolgen lässt. Es wurde eine Methylenblau-Lösung<br />

verwendet, wie sie unter aquaristischen<br />

Bedingungen vorliegen kann (10 Milliliter<br />

0,1 prozentige Lösung auf 10 Liter). Zu <strong>der</strong><br />

Methylenblau-Lösung wurde Easy-Life in <strong>der</strong> vorgeschriebenen<br />

Dosierung bzw. die äquivalente<br />

Menge <strong>der</strong> Vergleichszeolithe gegeben. In <strong>der</strong> anfangs<br />

tiefblauen Lösung trat eine Trübung durch<br />

den suspendierten Zeolith auf. Nach <strong>der</strong> Sedimentation<br />

war die Lösung in allen Fällen farblos und<br />

klar durchsichtig. Der blaue Bodensatz (Zeolith<br />

mit adsorbiertem Methylenblau) wurde abfiltiert<br />

und getrocknet (siehe Abbildung 5).<br />

Abbildung 5: Clinoptilolith/Mordenit-Gemisch nach<br />

Adsorption <strong>von</strong> Methylenblau<br />

Offenbar reicht die spezifische Oberflächenaktivität<br />

aller drei Materialien aus, um nennenswerte<br />

Mengen organischer Stoffe zu binden. Dieses ein-<br />

fache, <strong>von</strong> jedem Aquarianer durchführbare Experiment<br />

kann dazu benutzt werden, die Aktivität <strong>von</strong><br />

Zeolithen zumindest qualitativ zu beurteilen.<br />

NH 4 -Ionentausch<br />

Die Verwendbarkeit <strong>eines</strong> Zeolithes für aquaristische<br />

Zwecke wird zu einem wesentlich Teil durch<br />

seine Ionentauscherfähigkeiten bestimmt. Im Fall<br />

<strong>von</strong> Clinoptilolith und Mordenit ist dieses die<br />

Fähigkeit zum Austausch <strong>von</strong> zweiwertigen-Erdalkalimetall-Ionen<br />

(Mg 2+ und Ca 2+ ) sowie <strong>der</strong><br />

einwertigen Alkalimetallionen (Na + und K + ), die<br />

in den natürlich vorkommenden Zeolithen in unterschiedlichen<br />

Mengenverhältnissen im Kristallgitter<br />

eingelagert sind, gegen Ammonium (NH 4 + )-Ionen.<br />

Durch diesen Prozess wird zwar einerseits die Gesamthärte<br />

des behandelten Wassers geringfügig erhöht,<br />

zum an<strong>der</strong>en wird jedoch Ammonium dem<br />

Gleichgewicht entzogen, so dass es nicht mehr<br />

bakteriell zu Nitrat bzw. Nitrit veratmet werden<br />

kann.<br />

Zur Quantifizierung <strong>der</strong> Ionentauscher-Eigenschaften<br />

<strong>der</strong> untersuchten Zeolithe wurde eine NH 4 Cl-<br />

Standard-Lösung mit einer Ammonium-Konzentration<br />

<strong>von</strong> 1,35 ppm hergestellt. Zu dieser Lösung<br />

wurde Easy-Life in <strong>der</strong> vorgeschriebenen Dosierung<br />

gegeben (bzw. in weiteren Experimenten<br />

eine äquivalente Menge an Vergleichszeolithen).<br />

Zur Homogenisierung wurde die stark verdünnte<br />

Suspension gerührt um zu verhin<strong>der</strong>n, dass sich <strong>der</strong><br />

Zeolith im Laufe <strong>der</strong> Zeit absetzt und auf diese<br />

Weise die Messung verfälscht wird. Nach bestimmten<br />

Zeitintervallen wurden Proben entnommen,<br />

<strong>der</strong> Feststoff durch Zentrifugieren entfernt<br />

und mit dem Ammonium-Test <strong>von</strong> Merck (auf <strong>der</strong><br />

Basis <strong>der</strong> Bildung <strong>eines</strong> Indophenolfarbstoffes aus<br />

Thymol bei Gegenwart <strong>von</strong> Ammonium-Ionen)<br />

eine Indikation durch Farbreaktion durchgeführt.<br />

Die Bestimmung <strong>der</strong> Ammonium-Konzentration in<br />

<strong>der</strong> Lösung erfolgte photometrisch. Abbildung 6<br />

zeigt den so erhaltenen Konzentrations-Zeit-Verlauf.<br />

Man erkennt, dass zu Beginn <strong>der</strong> Ionentausch-<br />

Reaktion große Mengen Ammonium in kurzer Zeit<br />

gebunden werden, während mit zunehmen<strong>der</strong> Zeit<br />

die Reaktionsrate immer geringer wird. Es ist möglich<br />

die Messdaten mit einem mathematischen<br />

Modell zu fitten (Programm Origin 5.0, Funktion<br />

„exponential decay, second or<strong>der</strong>“) - auf diese<br />

Weise kann die Grenzkonzentration an Ammonium<br />

ermittelt werden, die unter diesen experimentellen<br />

Bedingungen nicht unterschritten werden kann.<br />

Aus <strong>der</strong> Differenz zwischen Anfangskonzentration<br />

258 DCG-Informationen 36 (11): 252–261


und <strong>der</strong> Grenzkonzentration ergibt sich die maximale<br />

Menge an Ammonium, die durch die zugefügte<br />

Menge Zeolith gebunden werden kann<br />

(Werte siehe Tabelle Seite 261). Die Reaktionsgeschwindigkeit<br />

<strong>der</strong> Bindung <strong>von</strong> Ammonium<br />

unter realen Bedingungen im Aquarium ist sicherlich<br />

geringer als unter den idealisierten Bedingungen<br />

im Labor. Bedingt durch die Sedimentation<br />

des Zeolithes und/o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>weitige Belegung <strong>der</strong><br />

aktiven Oberfläche mit Bakterien, organischen<br />

Molekülen o<strong>der</strong> auch einfach Detritus-Partikeln<br />

wird es länger dauern, bis die maximale Aufnahmekapazität<br />

<strong>der</strong> einzelnen Zeolith-Teilchen<br />

erreicht ist.<br />

<strong>Eine</strong> wichtige Information kann man den hier<br />

gewonnenen Daten auf jeden Fall entnehmen: Bei<br />

Kenntnis <strong>der</strong> Ammonium-Menge, die im Wasser<br />

gelöst ist, ist unter Verwendung <strong>der</strong> maximalen<br />

Ionentauschkapazität zu berechnen, wieviel Zeolith<br />

zugesetzt werden muss, um das Ammonium zu<br />

entfernen.<br />

Abbildung 6: Konzentration <strong>von</strong> Ammonium als<br />

Funktion <strong>der</strong> Zeit nach Zugabe <strong>von</strong> Easy-Life zu einer<br />

Ammoniumchloridlösung<br />

„Do-it-yourself“<br />

Die Beschaffung <strong>eines</strong> grobkörnigen Zeolithes ist<br />

heutzutage für den Aquarianer kein Problem. Man<br />

bekommt das Material bei fast jedem Zoofachhändler<br />

bzw. in Internet-Börsen. Das Problem an<br />

diesen Materialien ist, dass man sie vor dem<br />

Einsatz als „flüssiges Filtermedium“ fein zermahlen<br />

muss. Das erfor<strong>der</strong>t entwe<strong>der</strong> hohen Kraftaufwand<br />

und Ausdauer bei Verwendung <strong>eines</strong> Mörsers<br />

o<strong>der</strong> die Zugriffsmöglichkeit auf eine elektrisch<br />

betriebene Mühle (und sei es Omas Kaffeemühle).<br />

Beide Methoden eignen sich eher für den aquaristischen<br />

„Einzelkämpfer“. Für Aquarienvereine empfiehlt<br />

es sich eher, einen Sack (o<strong>der</strong> auch gleich<br />

mehrere) fein gemahlenen Zeolith zu kaufen. Die<br />

Preise variieren je nach Qualität und Mahlgrad <strong>von</strong><br />

100 bis 200 Euro. Für das folgende Rechenexempel<br />

sei ein mittlerer Preis <strong>von</strong> 150 Euro pro<br />

20-Kilogramm-Sack angenommen. Die Reinheit<br />

des für Easy-Life verwendeten Zeolithes ist sehr<br />

hoch (etwa 99 prozentig). Diese Reinheit wird <strong>von</strong><br />

den meisten kommerziell erhältlichen Zeolithen<br />

nicht erreicht. Ein Zeolith-Gehalt <strong>von</strong> 60 bis 80<br />

Gewichtsprozent wird aber sicher erhalten. Aus<br />

einem 20-Kilogramm-Sack Zeolith-Pulver können<br />

unter <strong>der</strong> Annahme <strong>eines</strong> Zeolith-Anteils <strong>von</strong> 80<br />

DCG-Informationen 36 (11): 252–261 259


Gewichtsprozent und dem Faktum, dass Easy-Life<br />

etwa 40 Gramm Zeolith pro Liter Wasser enthält,<br />

400 Liter einer Suspension erhalten werden, <strong>der</strong>en<br />

Aktivität in etwa <strong>der</strong> <strong>von</strong> Easy-Life entspricht<br />

(unter <strong>der</strong> Annahme, dass die Partikelgrößenverteilungen<br />

und Ionenaustausch-Kapazitäten vergleichbar<br />

sind). Ein Liter Easy-Life kostet beim<br />

Kauf <strong>von</strong> mittleren Gebinden zirka 20 Euro, ein<br />

Liter <strong>der</strong> „Eigenproduktion“ etwa 2,70 Euro!<br />

Selbst wenn auf Grund <strong>der</strong> geringeren Qualität des<br />

Ersatz-Zeolithes eine höhere Dosierung als bei<br />

Easy-Life notwendig sein sollte, rentiert sich <strong>der</strong><br />

Aufwand auf jeden Fall.<br />

Viele <strong>der</strong> oben beschriebenen Untersuchungs-<br />

Methoden sind zwar für die meisten Aquarianer<br />

nicht zugänglich, aber es gibt dennoch einige Möglichkeiten,<br />

die Eigenschaften <strong>eines</strong> „eigenen“ Zeolith-Pulvers<br />

zumindest soweit zu messen, dass ein<br />

Einsatz in <strong>der</strong> heimischen Aquarienanlage möglich<br />

ist. Ausserdem liefern die Hersteller <strong>von</strong> Zeolith-<br />

Pulvern in <strong>der</strong> Regel zumindest eine Partikelgrößenverteilungsmessung<br />

sowie den Zeolith-<br />

Anteil in Gewichtsprozent zu je<strong>der</strong> Charge des entsprechenden<br />

Pulvers.<br />

<strong>Eine</strong> grobe Bestimmung <strong>der</strong> Partikelgröße ist aber<br />

auch wie oben beschrieben nach dem Zermahlen<br />

des Pulver durch einen Sedimentationstest möglich.<br />

Die Adsober-Eigenschaften lassen sich an<br />

einer verdünnten Lösung <strong>von</strong> Methylenblau, wie<br />

sie in den meisten Aquarianerhaushalten sicher<br />

vorhanden ist, einfach qualitativ überprüfen. Zur<br />

Messung <strong>der</strong> Ionentauscher-Eigenschaften ist<br />

schon ein wenig mehr Aufwand notwendig: am<br />

besten lässt man sich in einer Apotheke o<strong>der</strong><br />

Drogerie eine <strong>kleine</strong> Menge Ammoniumchlorid<br />

(NH 4 Cl) abwiegen (z.B. ein Gramm) und löst dieses<br />

weiße Pulver in einem Liter destilliertem<br />

Wasser (o<strong>der</strong> Wasser aus einer Umkehrosmoseanlage).<br />

Diese Lösung hat dann einem Ammoniumgehalt<br />

<strong>von</strong> etwa 340 ppm. Durch Verdünnen<br />

dieser Lösung im Verhältnis 1 : 100 (1 Teil Lösung<br />

+ 99 Teile destiliertes Wasser) erhält man eine<br />

zirka 3,4 ppm Ammonium-Lösung, die für die<br />

Ionentauscher-Experimente verwendet werden<br />

kann. Zu einem Liter dieser Lösung gibt man nun<br />

einen bestimmten Anteil des Zeolith-Materials. Sei<br />

es nun als Suspension, die man sich zuvor zubereitet<br />

hat (z.B. 50 Gramm Zeolith-Pulver auf einen<br />

Liter Wasser) o<strong>der</strong> direkt als Feststoff.<br />

Man beachte bei <strong>der</strong> Mengenbemessung, dass ideale<br />

Zeolithe mit Clinoptilolith- bzw. Mordenit-<br />

Struktur eine maximale Ionenaustauschkapazität<br />

<strong>von</strong> 2,16 bzw. 2,29 Milli-Äquivalente pro Gramm<br />

besitzen.<br />

Das bedeutet, dass ein Gramm Zeolith-Pulver<br />

maximal 38,9 bzw. 41,2 Milligramm Ammonium<br />

aufnehmen kann. Möchte man also eine Lösung<br />

untersuchen, die insgesamt 3,4 ppm NH 4 + enthält,<br />

sollte man in etwa 150 bis 160 Milligramm Zeolith-Pulver<br />

verwenden, bzw. 3,0 bis 3,2 Milliliter<br />

einer 5prozentigen (50 Gramm pro Liter) Suspension.<br />

Mit einem Ammonium-Test wird zunächst<br />

die unbehandelte Ammoniumchlorid-Lösung<br />

untersucht und das Ergebnis anschliessend<br />

mit dem Befund <strong>der</strong> Zeolith-behandelten Lösung<br />

(nach zwei bis drei Stunden) verglichen. Verwendet<br />

man ein Photometer im passenden Wellenlängenbereich,<br />

kann die Aussage hierdurch quantifiziert<br />

werden. Verwendet man lediglich den rein visuellen<br />

Vergleich <strong>der</strong> beiden Analysen, empfiehlt es<br />

sich, gleichzeitig eine Vergleichsrobe (durch Zugabe<br />

einer passenden Menge <strong>von</strong> Easy-Life zu<br />

einem weiteren Liter <strong>der</strong> 3,4 ppm Ammonium-<br />

Lösung) herzustellen.<br />

Fazit<br />

Es ist schon eine hervorragende Idee <strong>der</strong> Firma<br />

Easy-Life Int. BV gewesen, gemahlenen erstklassigen<br />

Naturzeolith als Suspension unter <strong>der</strong> Bezeichnung<br />

„flüssiges Filtermedium“ (FFM) auf den<br />

Markt zu bringen. Die Wirkungen dieses Präparates<br />

sind nach Kenntnis <strong>der</strong> Inhaltstoffe vollkommen<br />

nachvollziehbar und die positiven Effekte auf<br />

die Wasserchemie und in <strong>der</strong> Folge auf das Wohlbefinden<br />

unserer Pfleglinge verständlich.<br />

Und noch besser war die Idee, Stillschweigen über<br />

den Inhaltsstoff zu bewahren, denn im Prinzip kann<br />

je<strong>der</strong> interessierte Aquarianer dieses Mittelchen<br />

selbst „brauen“ und viel, sehr viel Geld sparen.<br />

Ich wünsche allen Lesern unserer DCG-Informationen<br />

viel und vorallem preiswertes Vergnügen,<br />

bei <strong>der</strong> Produktion <strong>eines</strong> eigenen „Wun<strong>der</strong>mittels“.<br />

Literatur<br />

Ott, G. (2004): Erfahrungen mit Easy-Life. Aquaristik Fachmagazin<br />

(36) 2, 176 (April/Mai), 80–84.<br />

Gegenüberliegende Seite:<br />

Tabelle:<br />

Kristallographische Parameter, Zusammensetzung, und<br />

physikalische Eigenschaften <strong>von</strong> verschiedenen<br />

Zeolithen<br />

260 DCG-Informationen 36 (11): 252–261


Parameter Easy-Life Naturzeolith<br />

Clinoptilolith Mordenit Quarz Clinoptilolith Quarz Mordenit *<br />

Zusammensetzung (Gewichtsprozent) 47,5 51,5 1,0 86,0 14,0 100,0<br />

Massenanteil (Gramm)<br />

in einem Liter Aufschwämmung 19,0 20,6 0,4 – – –<br />

Wassergehalt des Festkörpers zusammen ca. 13,5 Gew.-% zusammen ca. 12,6 Gew.-% 13,1 Gew.-%<br />

Gitterkonstanten a = 1765,9(3) pm a = 1809,7(2) pm a = 492,6(3) pm a = 1764,9(1) pm a = 492,4(3) pm a = 1810,20(8)<br />

b = 1798,3(4) pm b = 2046,7(2) pm b = 1796,3(1) pm b = 2021,98(8)<br />

c = 740,4(1) pm c = 751,23(4) pm c = 538,2(5) pm c = 740,37(6) pm c = 539,5(3) pm c = 746,80(3)<br />

ß = 116,24(1)° ß = 116,29(1)°<br />

DCG-Informationen 36 (11): 252–261 261<br />

Symmetrie monoklin orthorhombisch hexagonal monoklin hexagonal orthorhombisch<br />

Partikelgrößenverteilung für das gesamte Gemisch für das gesamte Gemisch<br />

d10 = 1,40 µm d10 = 1,26 µm d10 = 0,40 µm<br />

d50 = 6,17 µm d50 = 6,22 µm d50 = 2,85 µm<br />

d90 = 21,60 µm d90 = 19,49 µm d90 = 9,12 µm<br />

Spezifische Oberfläche für das gesamte Gemisch 41,6 m²/g Gemisch 20,4 m² /g 396,6 m² /g<br />

Ammonium-Bindevermögen für das gesamte Gemisch ca. 34 mg/g Gemisch ca. 29 mg/g ca. 36 mg/g<br />

* synthetisch

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