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Eine kleine Geschichte von der Entzauberung eines „Wundermittels“

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Man erkennt, dass die Partikelgrößenverteilungen<br />

dieser beiden Zeolith-Gemische sehr ähnlich sind.<br />

Von <strong>der</strong> letztgenannten Probe ist bekannt, dass es<br />

sich um ein gemahlenes und gesiebtes (Fraktion<br />

<strong>kleine</strong>r als 80 µm) Material handelt. Man kann<br />

daher durchaus den Schluss ziehen, dass es sich bei<br />

Easy-Life ebenfalls um ein Material vergleichbarer<br />

Siebfraktion handelt.<br />

Außerdem ist auffällig, dass - erwartungsgemäß für<br />

gemahlene Mineralproben - kaum ein nanopartikulärer<br />

Anteil vorhanden ist. Die synthetische<br />

Mordenitprobe dagegen weist einen wesentlich<br />

höheren Nanopartikelanteil auf und ist auch insgesamt<br />

deutlich feinkörniger. Irreführen<strong>der</strong>weise<br />

wurde in dem Artikel <strong>von</strong> Ott (2004) über Easy-<br />

Life im Aquaristik-Fachmagazin im Detail über die<br />

Eigenschaften nanopartikulärer Partikelsuspensionen<br />

<strong>von</strong> Schichtsilikaten berichtet - offenbar<br />

eine gezielte Irreführung bezüglich <strong>der</strong> Inhaltsstoffe<br />

<strong>von</strong> Easy-Life.<br />

Die lasergranulometrischen Analysen sind lei<strong>der</strong><br />

für den interessierten Aquarianer nicht selber<br />

durchführbar. Es gibt allerdings eine einfache, optische<br />

Methode zum groben Vergleich <strong>der</strong> Partikelgrößen<br />

<strong>von</strong> Suspensionen. Hierzu verwendet man<br />

eine Suspension <strong>der</strong> gewünschten Partikelgrößenverteilung<br />

(z.B. Easy-Life) und das Material, das<br />

man selber untersuchen möchte und gibt gleiche<br />

Mengenanteile in ein geeignetes Dispergiermedium<br />

(i.d.R. Wasser), schüttelt kräftig und gießt die Suspension<br />

in ein hohes Gefäß (in Idealfall einen<br />

Standzylin<strong>der</strong> aus Glas, es reicht aber auch eine<br />

schlanke Vase o.ä.). Abbildung 4 zeigt eine Suspension<br />

<strong>von</strong> Easy-Life nach verschiedenen Zeiten.<br />

Je <strong>kleine</strong>r die Partikel, desto langsamer sinken sie<br />

nach unten. Durch den Vergleich <strong>von</strong> Referenz und<br />

eigener Probe kann leicht qualitativ festgestellt<br />

werden, ob das eigene Pulver gröber o<strong>der</strong> feiner als<br />

das kommerzielle Produkt ist. Im Normalfall wird<br />

man z.B. durch Zerreiben <strong>von</strong> grobem Zeolith in<br />

einem Mörser kein extrem f<strong>eines</strong> Material erhalten<br />

können, aber es ist durchaus möglich, den Feinkornanteil<br />

auszusieben (z.B. durch ein Gaze-Netz<br />

o<strong>der</strong> großes Artemien-Sieb) und den Rest nochmals<br />

zu zerreiben.<br />

Spezische Oberfläche<br />

Wie bereits weiter oben ausgeführt, hängt die Reaktivität<br />

<strong>eines</strong> Pulvers stark <strong>von</strong> seiner spezifischen<br />

Oberfläche ab. Für den Feststoffanteil <strong>von</strong> Easy-<br />

Abbildung 4: Sedimentationsversuch mit Easy-Life.<br />

Von links nach rechts: Suspension (Dosierung 3 Milliliter<br />

Easy Life auf 10 Liter) direkt nach <strong>der</strong> Herstellung,<br />

nach 5 Minuten, nach 30 Minuten, nach 3 Stunden<br />

Life sowie für die beiden Vergleichsmaterialien –<br />

natürlichen Clinoptilolith und synthetischen Mordenit<br />

- wurde daher mit Hilfe <strong>der</strong> Gasadsorptions-<br />

Messmethode nach Brunnauer-Emmett und Teller<br />

(BET) die spezifische Oberfläche pro Gramm bestimmt.<br />

Hierzu wird eine bestimmte Menge <strong>der</strong><br />

Keramik in ein Glasgefäß eingewogen, anschliessend<br />

evakuiert und auf die Siedetemperatur vom<br />

flüssigem Stickstoff abgekühlt. Danach wird in<br />

<strong>kleine</strong>n Portionen gasförmiger Stickstoff zudosiert<br />

und <strong>der</strong> Druck über <strong>der</strong> Probe gemessen. Aus den<br />

auf diese Weise gemessenen Adsorptionsisothermen<br />

kann über teilweise recht komplexe physikalische<br />

Berechnungen die spezifische Oberfläche<br />

bestimmt werden. Es zeigte sich, dass <strong>der</strong> Zeolith<br />

in Easy-Life mit 41,6 m 2 /g eine hohe Oberfläche<br />

für ein gemahlenes Material aufweist, das Clinoptilolith-Vergleichsmaterial<br />

kam auf den ebenfalls<br />

sehr guten Wert <strong>von</strong> 20,3 m 2 /g. Wie erwartet liegt<br />

die spezifische Oberfläche <strong>eines</strong> sehr feinen, synthetischen<br />

Zeoliths wie im Fall des hier untersuchten<br />

Mordenit <strong>der</strong> Fa. Süd-Chemie mit 396.6 m 2 /g<br />

um eine Zehnerpotenz höher als die <strong>der</strong> gemahlenen<br />

Substanzen. Die hohe Oberfläche geht jedoch<br />

lei<strong>der</strong> einher mit einem drastisch höheren Preis<br />

verglichen mit den gemahlenen Naturprodukten, so<br />

dass sich eine Verwendung für aquaristische<br />

Zwecke lei<strong>der</strong> verbietet.<br />

DCG-Informationen 36 (11): 252–261 257

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