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Eine kleine Geschichte von der Entzauberung eines „Wundermittels“

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In <strong>der</strong> einen Probe (aus einem 5-Liter-Kanister)<br />

betrug das Massenprozent-Verhältnis <strong>von</strong> Clinoptilolith<br />

: Mordenit : Quarz = 72 : 27 : 1 Gewichtsprozent,<br />

in einer an<strong>der</strong>en Probe (aus einer 500-<br />

Milliliter-Flasche) 47,5 : 51,5 : 1,0 Gewichtsprozent.<br />

Durch die Rietveld-Analyse konnte die<br />

Identität <strong>der</strong> beiden festen Komponenten <strong>von</strong> Easy-<br />

Life zweifelsfrei bewiesen werden. Weitere feste,<br />

kristalline Inhaltsstoffe wurden im Rahmen <strong>der</strong><br />

Nachweisgrenze des Röntgen-Pulverbeugungsmethode<br />

(< etwa 0,5 Gewichtsprozent) nicht nachgewiesen.<br />

Es ist selbstverständlich möglich, dass<br />

geringe Mengen einer amorphen Phase, die röntgenographisch<br />

zumindest in <strong>kleine</strong>n Mengen nicht<br />

nachweisbar ist (z.B. vulkanisches Glas), als weitere<br />

Komponente vorhanden ist. Damit hat das<br />

Rätselraten um den Wirkstoff in diesem Wasseraufbereitungsmittel<br />

ein Ende gefunden.<br />

Die Tatsache, dass zwei Komponenten gefunden<br />

wurden, lässt mehrere mögliche Interpretationen<br />

zu: Es handelt sich um ein Mineral <strong>von</strong> einem<br />

Fundort, an dem beide Zeolithe gemeinsam vorkommen<br />

o<strong>der</strong> es handelt sich um ein Gemisch aus<br />

zwei Zeolithen aus unterschiedlichen Quellen.<br />

Glaubt man dem Hersteller <strong>von</strong> Easy-Life, handelt<br />

es sich ausschließlich um natürlich vorkommende<br />

Minerale und nicht etwa um synthetisch hergestellte<br />

Materialien - was allerdings sowohl für Mordenit<br />

als auch für Clinoptilolith möglich wäre. Die<br />

dritte Möglichkeit wäre, dass es sich um einen<br />

Naturzeolith handelt, <strong>der</strong> nur einer <strong>der</strong> beiden<br />

Komponenten enthält und durch eine Nachbehandlung<br />

(z.B. hydrothermale Behandlung) modifiziert<br />

wurde. Lei<strong>der</strong> kann man die Entscheidung, welche<br />

dieser Möglichkeiten zutrifft, nicht anhand <strong>der</strong><br />

Röntgenbeugungsdaten fällen.<br />

Als Vergleichsmaterialien wurden in <strong>der</strong> Folge<br />

zwei Zeolithe bzw. Zeolith-Gemische, die zu an<strong>der</strong>weitigen<br />

Forschungszwecken in meinem Labor<br />

vorhanden waren, verwendet:<br />

Ein synthetischer Mordenit (Firma Süd-Chemie)<br />

sowie eine gemahlene Clinoptilolith/Quarz-<br />

Mischung <strong>der</strong> Firma Deutsche Zeolith. Die weiteren<br />

Analysen dienten in <strong>der</strong> Folge dazu, die physikalischen<br />

und chemischen Eigenschaften <strong>der</strong> beiden<br />

Zeolithe im Detail zu bestimmen. Einige <strong>der</strong><br />

Methoden erfor<strong>der</strong>n ein gut eingerichtetes Labor,<br />

an<strong>der</strong>e können mit „Bordmitteln“, also den in vielen<br />

Aquarianerhaushalten vorhandenen Substanzen<br />

nachempfunden werden.<br />

Thermogravimetrie<br />

Zeolithe enthalten in den Freiräumen ihrer Strukturen<br />

(Käfige und Kanäle, siehe Abbildung 2) üblicherweise<br />

Wassermoleküle, die einen erheblichen<br />

Anteil <strong>der</strong> Molekularmasse <strong>der</strong> Formeleinheit <strong>eines</strong><br />

Zeolithes ausmachen können.<br />

Abbildung 2: Perspektivische Darstellung <strong>der</strong> Kristallstrukturen<br />

<strong>von</strong> Clinoptilolith (links) und Mordenit<br />

(rechts). Die SiO 4- und AlO 4 -Tetrae<strong>der</strong> sind in blau<br />

dargestellt, rote Kugeln: H 2 O, gelbe Kugeln: Na + , violette<br />

Kugeln: Ca 2+<br />

Die Stabilität <strong>der</strong> Kristallstruktur gegenüber einer<br />

Entfernung dieses „Kristallwassers“ ist je nach Art<br />

des Zeolithes unterschiedlich stark ausgeprägt und<br />

kann mit <strong>der</strong> Struktur und Ionenbeladung korrelliert<br />

werden. <strong>Eine</strong> Methode zur Messung des<br />

Wassergehaltes ist die sogenannte „Thermogravimetrie“.<br />

Hierbei wird eine Probe <strong>der</strong> zu untersuchenden<br />

Substanz in einem <strong>kleine</strong>n Tiegel aus<br />

einem inerten Material (z.B. Platin o<strong>der</strong> Aluminiumoxid)<br />

erhitzt. Der Tiegel befindet sich in<br />

einem Probenhalter <strong>der</strong> auf einer Waage gelagert<br />

ist und sich im Inneren <strong>eines</strong> Rohrofens befindet.<br />

Es werden bei <strong>der</strong> Messung simultan die Temperatur<br />

<strong>der</strong> Probe und die Massenanzeige <strong>der</strong> Waage registriert.<br />

Auf diese Weise kann <strong>der</strong> Massenverlust -<br />

wie hier z.B. durch austretendes Wasser - als Funktion<br />

<strong>der</strong> Temperatur sichtbar gemacht werden und<br />

man erhält zusätzlich Informationen darüber, bis zu<br />

welcher Temperatur die Verbindung stabil ist.<br />

Im Fall des Zeolith-Gemisches aus Easy-Life liefert<br />

diese Messmethode das Ergebnis, dass die beiden<br />

Komponenten bis etwa 400 °C kontinuierlich<br />

Wasser abgeben. Der Wassergehalt des Minerals<br />

beträgt etwa 13,5 Gewichtsprozent. Dieses Befund<br />

stimmt sehr gut mit den theoretischen Wassergehalten<br />

<strong>von</strong> Clinoptilolith und Mordenit überein,<br />

wenn anhand <strong>der</strong> Rietveld-Analyse die berechneten<br />

DCG-Informationen 36 (11): 252–261 255

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