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Eine kleine Geschichte von der Entzauberung eines „Wundermittels“

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Adsorption <strong>von</strong> organischen Molekülen<br />

<strong>Eine</strong> weitere Eigenschaft hochoberflächiger Materialien<br />

ist die Fähigkeit zur Adsorption organischer<br />

Moleküle. Dies ist vor allem dann für Aquarianer<br />

<strong>von</strong> Bedeutung, wenn es gilt, z.B. Medikamente<br />

o<strong>der</strong> sonstige organische Verunreinigungen (Malachitgrün,<br />

Methylenblau, Phenole etc.) aus dem<br />

Wasser zu entfernen. Diesbezügliche Experimente<br />

mit Easy-Life bzw. den Vergleichmaterialien wurden<br />

unter Verwendung <strong>von</strong> Methylenblau durchgeführt,<br />

da sich bei dieser Substanz an <strong>der</strong> Verfärbung<br />

des Silikates bzw. <strong>der</strong> Entfärbung <strong>der</strong> wässrigen<br />

Phase <strong>der</strong> Erfolg des Adsorptionsprozesses leicht<br />

optisch verfolgen lässt. Es wurde eine Methylenblau-Lösung<br />

verwendet, wie sie unter aquaristischen<br />

Bedingungen vorliegen kann (10 Milliliter<br />

0,1 prozentige Lösung auf 10 Liter). Zu <strong>der</strong><br />

Methylenblau-Lösung wurde Easy-Life in <strong>der</strong> vorgeschriebenen<br />

Dosierung bzw. die äquivalente<br />

Menge <strong>der</strong> Vergleichszeolithe gegeben. In <strong>der</strong> anfangs<br />

tiefblauen Lösung trat eine Trübung durch<br />

den suspendierten Zeolith auf. Nach <strong>der</strong> Sedimentation<br />

war die Lösung in allen Fällen farblos und<br />

klar durchsichtig. Der blaue Bodensatz (Zeolith<br />

mit adsorbiertem Methylenblau) wurde abfiltiert<br />

und getrocknet (siehe Abbildung 5).<br />

Abbildung 5: Clinoptilolith/Mordenit-Gemisch nach<br />

Adsorption <strong>von</strong> Methylenblau<br />

Offenbar reicht die spezifische Oberflächenaktivität<br />

aller drei Materialien aus, um nennenswerte<br />

Mengen organischer Stoffe zu binden. Dieses ein-<br />

fache, <strong>von</strong> jedem Aquarianer durchführbare Experiment<br />

kann dazu benutzt werden, die Aktivität <strong>von</strong><br />

Zeolithen zumindest qualitativ zu beurteilen.<br />

NH 4 -Ionentausch<br />

Die Verwendbarkeit <strong>eines</strong> Zeolithes für aquaristische<br />

Zwecke wird zu einem wesentlich Teil durch<br />

seine Ionentauscherfähigkeiten bestimmt. Im Fall<br />

<strong>von</strong> Clinoptilolith und Mordenit ist dieses die<br />

Fähigkeit zum Austausch <strong>von</strong> zweiwertigen-Erdalkalimetall-Ionen<br />

(Mg 2+ und Ca 2+ ) sowie <strong>der</strong><br />

einwertigen Alkalimetallionen (Na + und K + ), die<br />

in den natürlich vorkommenden Zeolithen in unterschiedlichen<br />

Mengenverhältnissen im Kristallgitter<br />

eingelagert sind, gegen Ammonium (NH 4 + )-Ionen.<br />

Durch diesen Prozess wird zwar einerseits die Gesamthärte<br />

des behandelten Wassers geringfügig erhöht,<br />

zum an<strong>der</strong>en wird jedoch Ammonium dem<br />

Gleichgewicht entzogen, so dass es nicht mehr<br />

bakteriell zu Nitrat bzw. Nitrit veratmet werden<br />

kann.<br />

Zur Quantifizierung <strong>der</strong> Ionentauscher-Eigenschaften<br />

<strong>der</strong> untersuchten Zeolithe wurde eine NH 4 Cl-<br />

Standard-Lösung mit einer Ammonium-Konzentration<br />

<strong>von</strong> 1,35 ppm hergestellt. Zu dieser Lösung<br />

wurde Easy-Life in <strong>der</strong> vorgeschriebenen Dosierung<br />

gegeben (bzw. in weiteren Experimenten<br />

eine äquivalente Menge an Vergleichszeolithen).<br />

Zur Homogenisierung wurde die stark verdünnte<br />

Suspension gerührt um zu verhin<strong>der</strong>n, dass sich <strong>der</strong><br />

Zeolith im Laufe <strong>der</strong> Zeit absetzt und auf diese<br />

Weise die Messung verfälscht wird. Nach bestimmten<br />

Zeitintervallen wurden Proben entnommen,<br />

<strong>der</strong> Feststoff durch Zentrifugieren entfernt<br />

und mit dem Ammonium-Test <strong>von</strong> Merck (auf <strong>der</strong><br />

Basis <strong>der</strong> Bildung <strong>eines</strong> Indophenolfarbstoffes aus<br />

Thymol bei Gegenwart <strong>von</strong> Ammonium-Ionen)<br />

eine Indikation durch Farbreaktion durchgeführt.<br />

Die Bestimmung <strong>der</strong> Ammonium-Konzentration in<br />

<strong>der</strong> Lösung erfolgte photometrisch. Abbildung 6<br />

zeigt den so erhaltenen Konzentrations-Zeit-Verlauf.<br />

Man erkennt, dass zu Beginn <strong>der</strong> Ionentausch-<br />

Reaktion große Mengen Ammonium in kurzer Zeit<br />

gebunden werden, während mit zunehmen<strong>der</strong> Zeit<br />

die Reaktionsrate immer geringer wird. Es ist möglich<br />

die Messdaten mit einem mathematischen<br />

Modell zu fitten (Programm Origin 5.0, Funktion<br />

„exponential decay, second or<strong>der</strong>“) - auf diese<br />

Weise kann die Grenzkonzentration an Ammonium<br />

ermittelt werden, die unter diesen experimentellen<br />

Bedingungen nicht unterschritten werden kann.<br />

Aus <strong>der</strong> Differenz zwischen Anfangskonzentration<br />

258 DCG-Informationen 36 (11): 252–261

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