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PDF 9.434kB - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

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gen in ähnlicher Weise Emotionen evozieren wie reine Unterhaltung: "Fernsehunterhaltung<br />

hat sehr viel mit der affektiven Beteiligung von Zuschauern<br />

am Programm zu tun. Diese kann verstärkt ego-emotional, aber auch fokussiert<br />

sozio-emotional ausgerichtet sein. Während für die ego-emotionale<br />

Beteiligung vor allem die Persönlichkeit sowie der persönliche Lebens- und<br />

Erfahrungshintergrund jedes einzelnen Zuschauers ausschlaggebend ist,<br />

vermittelt sich die sozio-emotionale Beteiligung vor allem über das Verhältnis<br />

der Rezipienten zu den Akteuren des Fernsehens." 11<br />

Worüber wir im Folgenden reden wollen, bezieht sich vorrangig auf die<br />

„ego-emotionale“ Beteiligung der Zuschauer an Fernsehbeiträgen. Dabei<br />

kann regionale Nähe durchaus auch kulturelle Nähe meinen. In Makroräumen<br />

gedacht, bewirken die Toten des 11. September in New York eine weit<br />

größere mediale Resonanz als die hundert Tausende Opfer des Völkermordes<br />

in Ruanda, um die Diskussion zum Thema „Kommunikationsräume“<br />

(zum Beispiel der Kulturraum der westlichen Welt) vorwegzunehmen. Das<br />

Prinzip der regionalen Nähe trägt schlicht der Tatsache Rechnung, dass die<br />

Medienmacher von einem Reflex bei den Rezipienten ausgehen, der bewirkt,<br />

dass sie Geschehen in seiner geographischen und kulturellen Nähe<br />

auch emotional näher an sich heranlassen. Eine moralisch-ethische Einordnungen<br />

der Ereignisse durch die Rezipienten, die auch im Zusammenhang<br />

mit einer vermuteten „political correctness“ zu sehen ist, tritt erst im<br />

Nachklang als kognitiv-rationaler Prozess auf und relativiert allenfalls den<br />

ersten emotionalen Reflex. Die kognitive wie auch die emotionale Rezeption<br />

ist abhängig von variablen Faktoren wie Bildung, Herkunft, gesellschaftliche<br />

Milieus (auf die wir im Lauf der Arbeit noch näher und auch immer<br />

wieder eingehen werden) sowie Geschlecht und Alter der Rezipienten. Die<br />

Bilder von Gräueltaten in Ruanda an sich heranzulassen, wird durch diese<br />

Faktoren gefiltert, ebenso wie die Bilder vom Ground Zero in New York. Nur<br />

sind die Emotionen der Zuschauer im Fall des 11. September unmittelbarer.<br />

All das ein Effekt der kulturell-regionalen Nähe zum Geschehen.<br />

1 Vorderer 1998, S. 705<br />

7

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