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Fandom Observer 227 - SF-Fan.de

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Rave/FO<strong>227</strong> /rezis<br />

Innen<strong>de</strong>koration auszusehen hat usw. Kein<br />

Lebensbereich, <strong>de</strong>r nicht irgendwo und –wie<br />

geregelt ist. Für viele von uns stellt dies<br />

schon ein Horrorszenario dar, zu<strong>de</strong>m dürften<br />

die wenigsten von uns in abgeschotteten<br />

Wohnsiedlungen a la USA wohnen.<br />

Für einen Horrorroman reicht dies natürlich<br />

noch nicht aus.<br />

Nach über <strong>de</strong>r Hälfte <strong>de</strong>s Romans, in<br />

<strong>de</strong>m sich das Paar mit mehr o<strong>de</strong>r weniger<br />

einschnei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Regelungen konfrontiert<br />

gesehen hat, tritt <strong>de</strong>r Vorstand <strong>de</strong>s Eigentümervereins<br />

mehr und mehr in <strong>de</strong>n Vor<strong>de</strong>rgrund.<br />

Dieser regiert mit eiserner Hand.<br />

Unmissliebige Bewohner bekommen dies<br />

am eigenen Leibe zu spüren.<br />

Das Szenario, welches <strong>de</strong>r Autor rund<br />

um <strong>de</strong>n Eigentümerverein entwickelt, ist<br />

übertrieben, überspitzt und in dieser Konsequenz<br />

wenig glaubwürdig. Ein Thrillerszenario<br />

hätte <strong>de</strong>n ersten Teil <strong>de</strong>s Romans<br />

abgerun<strong>de</strong>t. Zu<strong>de</strong>m ist das En<strong>de</strong> nicht konsequent<br />

genug, <strong>de</strong>nn die bei<strong>de</strong>n dürfen <strong>de</strong>n<br />

Klauen <strong>de</strong>s Eigentümervereins entkommen,<br />

nach<strong>de</strong>m sie mehrere Wochen lang brav<br />

wie Lämmer in <strong>de</strong>r Wohnanlage verblieben<br />

sind, obwohl diverse Ungereimtheiten offensichtlich<br />

wur<strong>de</strong>n.<br />

Insgesamt bietet Littles Werk ein geradlinig<br />

umgesetztes Szenario, mit wenigen Highlights.<br />

Der Handlungsverlauf ist zu durchsichtig<br />

geraten, um für größere Überraschungen<br />

zu sorgen. Die Charaktere, gera<strong>de</strong> die bei<strong>de</strong>n<br />

Hauptfiguren, sind vielfach differenziert ausgearbeitet.<br />

Aber auch hier bedient <strong>de</strong>r Autor<br />

zum Schluss hin zu viele Klischees, so dass<br />

<strong>de</strong>r gute Eindruck aus <strong>de</strong>m ersten Teil <strong>de</strong>s<br />

Romans schnell verblasst. Zumal man sich<br />

als Leser fragt wie naiv die bei<strong>de</strong>n eigentlich<br />

sind und ob sie über gar keinen Selbsterhaltungstrieb<br />

verfügen.<br />

Man muss das etwas ab- und überdrehte<br />

En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Romans mögen, um <strong>de</strong>n<br />

Roman an sich weiterempfehlen zu können.<br />

Mir persönlich hat Bentley Littles Einstand in<br />

Deutschland nicht beson<strong>de</strong>rs zugesagt. Horrorkost<br />

von <strong>de</strong>r Stange.<br />

anno<br />

Bentley Little<br />

Furcht<br />

Bastei-Lübbe; Taschenbuch; Originaltitel:<br />

The Association; Übersetzung: Christina<br />

Neuhaus; Originalausgabe: 2001;<br />

493 Seiten<br />

FO <strong>227</strong> · 05/2008<br />

Dirk C. Fleck - Das Tahiti-Projekt<br />

Der Autor Dirk C. Fleck dürften <strong>de</strong>n<br />

wenigsten <strong>SF</strong>-Lesern bekannt sein. Vielleicht<br />

erinnert sich <strong>de</strong>r ein o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re noch an<br />

seinen 1993 erschienen Roman „GO! Die<br />

Ökodiktatur“, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Deutschen Science<br />

Fiction Preis erhielt. War „GO! Die Ökodiktatur“<br />

eine pessimistische Zukunftsversion, so<br />

ist „Das Tahiti-Projekt“ von einer ganz an<strong>de</strong>ren<br />

Stimmung beseelt.<br />

Der Roman ist eine literarische Umsetzung<br />

<strong>de</strong>s politisch-wirtschaftlichen Konzepts<br />

<strong>de</strong>s Equilibrismus, einem Fachbegriff,<br />

<strong>de</strong>n ich bis dato nicht vernommen hatte.<br />

Dahinter verbirgt sich eine <strong>de</strong>r Versuch eine<br />

Verzahnung von ökologischen Alternativen,<br />

nachhaltiger Wirtschaftsordnung und einem<br />

natürlichen Kreislauf-Wirtschaftssystem<br />

zu erreichen. Momentan ist man bestrebt<br />

<strong>de</strong>n Equilibrismus durch gezielte Projekte<br />

bekannter zu machen und eines dieser Projekte<br />

ist <strong>de</strong>r vorliegen<strong>de</strong> <strong>SF</strong>-Roman von Dirk<br />

C. Fleck.<br />

Weitere Informationen zu diesem Thema<br />

fin<strong>de</strong>n sich unter www.equilibrismus.org.<br />

Die Romanhandlung ist 14 Jahre in die<br />

Zukunft angesie<strong>de</strong>lt. Die Lebensbedingungen<br />

<strong>de</strong>r Menschen haben sich weiter rapi<strong>de</strong> verschlechtert.<br />

Als das, was Wissenschaftler<br />

heute bereits vorhersagen, ist eingetreten.<br />

Die Er<strong>de</strong> ist wahrlich in weiten Landstrichen<br />

kein lebenswerter Ort mehr. Die Zerstörung<br />

durch <strong>de</strong>n Menschen ist allgegenwärtig,<br />

scheinbar unumkehrbar und das schlimmste<br />

dürfte die fehlen<strong>de</strong> Einsicht vieler Entscheidungsträger<br />

von Wirtschaft und Politik sein.<br />

Der <strong>de</strong>utsche Journalist Cording berichtet<br />

für ein Printmagazin von <strong>de</strong>n Brennpunkten<br />

dieser Welt und ist dadurch zu einem<br />

abgestumpften und ausgebrannten Vertreter<br />

seiner Zunft gewor<strong>de</strong>n. Er setzt lieber seinen<br />

Job aufs Spiel, als weiterhin über menschliches<br />

Elend berichten zu müssen und so<br />

stellt sein neuer Auftrag für ihn auch eine<br />

gewisse Flucht vor <strong>de</strong>r Wirklichkeit dar.<br />

Zusammen mit einigen an<strong>de</strong>ren, ausgewählten<br />

Journalisten, wur<strong>de</strong> er nach Tahiti<br />

eingela<strong>de</strong>n. Hier haben sich die Ureinwohner<br />

auf ihre Wurzeln besonnen und ihre<br />

Lebensweise radikal geän<strong>de</strong>rt. Nach einigen<br />

Jahren, in <strong>de</strong>nen die Tahitianer größere<br />

Geldmittel von <strong>de</strong>r Staatengemeinschaft für<br />

ihr Projekt erhalten haben, wollen sie <strong>de</strong>r<br />

Weltöffentlichkeit zeigen, wie sie ihr Leben<br />

verän<strong>de</strong>rt haben und welche Chance sich<br />

dadurch auch für an<strong>de</strong>re ergeben könnte.<br />

Die politische Botschaft wur<strong>de</strong> von Dirk<br />

C. Fleck in eine geradlinig verlaufen<strong>de</strong> Handlung<br />

verpackt und mit einem gewissen<br />

Thrillerelement versehen. Natürlich sind die<br />

„bösen“ westlichen Konzerne an <strong>de</strong>n Rohstoffvorkommen<br />

direkt vor Tahiti interessiert<br />

und versuchen <strong>de</strong>n Präsi<strong>de</strong>nten dieses<br />

Inselstaates auszuschalten. Da es sich um<br />

einen optimistisch verfassten Roman han<strong>de</strong>lt,<br />

waren die Tahitianer in ihrem radikalen<br />

Lebenswechsel erfolgreich, können dies <strong>de</strong>r<br />

restlichen Menschheit auch rüberbringen<br />

und schaffen es bei einigen ein Um<strong>de</strong>nken<br />

in Gang zu setzen. Am En<strong>de</strong> scheint es<br />

wie<strong>de</strong>r Hoffnung für die geschun<strong>de</strong>ne Er<strong>de</strong><br />

zu geben.<br />

Als einen „Ökothriller <strong>de</strong>r Extraklasse“<br />

wür<strong>de</strong> ich ihn allerdings nicht gera<strong>de</strong><br />

bezeichnen. Dafür ist die Handlung zu vorhersehbar<br />

und ohne große Wendungen. Die<br />

Charaktere sind zu einseitig ausgearbeitet<br />

und ein wenig klischeehaft.<br />

Interessant dürfte <strong>de</strong>r Roman für all diejenigen<br />

sein, die vor einem reinen Sachbuch<br />

zurückschrecken, sich aber <strong>de</strong>nnoch<br />

über politische und wirtschaftliche Alternativen<br />

zum Kapitalismus und Kommunismus<br />

informieren möchten. Hier bietet sich „Das<br />

Tahiti Projekt“ sich gera<strong>de</strong>zu an, <strong>de</strong>nn in <strong>de</strong>r<br />

Handlung eingebettet fin<strong>de</strong>t man diverse<br />

Passagen in <strong>de</strong>nen alternative Technologien<br />

u.ä. vorgestellt wer<strong>de</strong>n.<br />

anno<br />

Dirk C. Fleck<br />

Das Tahiti-Projekt<br />

Pendo Verlag; Hardcover mit Schutzumschlag;<br />

Originalausgabe; Februar<br />

2008; 343 Seiten<br />

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