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Fandom Observer 227 - SF-Fan.de

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Rave/FO<strong>227</strong> /conbericht<br />

Orbital 2008 - Eastercon<br />

59th British National Science Fiction Convention<br />

[Fortsetzung von Seite 1: Nacht in New<br />

Crobuzon ...] ... stelle ich mir so vor, wie auf<br />

<strong>de</strong>m Titelbild: Gespenstisch, grau in grau,<br />

trostlos, erbarmungslos, kalt, technisch,<br />

brutal. Das Bild entstand auf einer Industriebrache,<br />

die als Industrie<strong>de</strong>nkmal heute<br />

<strong>de</strong>n Verfall einer ehemaligen Arbeitsstätten<br />

dokumentiert, die von <strong>de</strong>r Zeit überholt<br />

wur<strong>de</strong>. Es han<strong>de</strong>lt sich um das Mei<strong>de</strong>richer<br />

Hüttenwerk im Nor<strong>de</strong>n Duisburgs, das um<br />

1900 entstand und 1985 stillgelegt wur<strong>de</strong>.<br />

Wenn man heute über dieses Gelän<strong>de</strong><br />

streift, gibt es viele Ecken die Vorlage für<br />

China Miévilles New Crobuzon sein könnten.<br />

Womit ich <strong>de</strong>n Bogen zum Eastercon 2008<br />

geschaffte habe, <strong>de</strong>nn China Miéville war<br />

einer <strong>de</strong>r Ehrengäste. Aber ich glaube ich<br />

fange noch einmal ganz von vorne an.<br />

Auf <strong>de</strong>r Suche nach einem literarisch<br />

interessanten Con stieß ich auf <strong>de</strong>n Eastercon.<br />

Unter <strong>de</strong>m Namen Orbital 2008 fand<br />

vom 21.-24. März die 59te British National<br />

Science Fiction Convention statt. Tagungsort<br />

ein etwas älteres 5-Sterne-Hotel im Londoner<br />

Vorort Heathrow, in direkter Nähe<br />

zum Flughafen, also gut zu erreichen. Die<br />

Liste <strong>de</strong>r Ehrengäste war mit Neil Gaiman,<br />

Charles Stross, China Miéville und Tanith<br />

Lee hochkarätig besetzt und so stand mein<br />

Entschluss schnell fest: ich wür<strong>de</strong> über<br />

Ostern einen einwöchigen Kurzurlaub auf<br />

<strong>de</strong>r Insel verbringen und mir neben <strong>de</strong>m<br />

Con noch ein paar Tage London gönnen.<br />

Mein erster ausländischer Con war ein<br />

richtig grosses Kaliber: über 1300 Teilnehmer<br />

habe in <strong>de</strong>m verwinkelten Tagungsort<br />

permanent nach Räumen gesucht in <strong>de</strong>n<br />

gleichzeitig bis zu acht(!) verschie<strong>de</strong>ne Programmschienen<br />

liefen. Schwierig hier einen<br />

Überblick zu bekommen, noch schwieriger<br />

eine Auswahl zu treffen (da sich natürlich<br />

einige <strong>de</strong>r interessantesten Vorträge überschnitten),<br />

am schwierigsten zum richtigen<br />

Zeitpunkt dann auch vor Ort zu sein. Und<br />

manchmal gehen Essen und Trinken vor.<br />

Die Organisation lief routiniert und professionell<br />

ab und man merkte schnell, dass<br />

hier keine Anfänger am Werk waren. Bei <strong>de</strong>r<br />

Größe <strong>de</strong>s Cons ist das aber auch notwendig,<br />

sonst wäre das Chaos vorprogrammiert.<br />

Die Atmosphäre war entspannt und locker,<br />

zumin<strong>de</strong>st nach aussen hin. Was hinter <strong>de</strong>n<br />

Kulissen abging, habe ich nicht mitbekommen,<br />

das lief für mich reibungslos im Hintergrund.<br />

Man konnte je<strong>de</strong>n ansprechen<br />

und fragen (so man seinen Akzent verstand)<br />

und dann war ja da auch noch eine kleine<br />

Gruppe <strong>de</strong>utscher hardcore-Conbesucher,<br />

die alle eine Menge internationaler Conerfahrung<br />

hatten und auch mit Rat und Tat zur<br />

FO <strong>227</strong> · 05/2008<br />

Seite stan<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r saßen<br />

wie EDM zum Beispiel.<br />

Genauso professionell<br />

wie die allgemeine Organisation<br />

waren auch die Programmpunkte<br />

selbst. Dies<br />

gilt sowohl für die großen<br />

Punkte wie Eröffnungszeremonie,<br />

Maskera<strong>de</strong> und<br />

Kabarett o<strong>de</strong>r Abschlusszeremonie<br />

als auch für die<br />

vielen kleinen Panels und<br />

Workshops, von <strong>de</strong>nen Charles Stross<br />

ich nur einige besuchen<br />

konnte. Im beson<strong>de</strong>ren gilt<br />

das für die Auftritte <strong>de</strong>r Ehrengäste. Nix da<br />

mit langweiligen Interviews und ewig gleichen<br />

Fragen! Was z.B. Neil Gaiman o<strong>de</strong>r<br />

Charles Stross hier geboten haben, waren<br />

an<strong>de</strong>rthalb Stun<strong>de</strong>n interessante, witzige<br />

one-man-shows, dargeboten von Leuten,<br />

die nicht nur Schriftsteller son<strong>de</strong>rn zunehmend<br />

Medienprofis sind und <strong>de</strong>ren Werke<br />

auch vertont und verfilmt<br />

wer<strong>de</strong>n. Die Ehrengäste sind<br />

dauern präsent und tauchen<br />

als Teilnehmer in <strong>de</strong>n<br />

verschie<strong>de</strong>nen Panels auf,<br />

beson<strong>de</strong>rs Charles Stross<br />

schien mir rund um die Uhr<br />

im Einsatz zu sein.<br />

Neben <strong>de</strong>n mir unbekannten<br />

lokalen <strong>Fan</strong>-Größen<br />

waren auch eine Reihe<br />

weiterer Schriftsteller an<br />

<strong>de</strong>n Panels beteiligt, sei es<br />

als Gäste o<strong>de</strong>r als Mo<strong>de</strong>ratoren,<br />

etwas das ich in<br />

Deutschland noch nicht erlebt habe. So<br />

waren, um die bekanntesten zu nennen,<br />

Geoff Ryman, Paul McAuley, Christopher<br />

Priest, Frank Wu, Pat Cadigan, Ian Watson<br />

und Cory Doctorow (<strong>de</strong>r jetzt in London lebt)<br />

im Einsatz. Beson<strong>de</strong>rs erwähnen möchte<br />

ich hier Matt Browne, <strong>de</strong>r an seinem ersten<br />

Con überhaupt teilnahm<br />

und zusammen mit Charles<br />

Stross und Paul McAuley an<br />

einem sehr interessanten<br />

Panel mit <strong>de</strong>m Titel Writing<br />

the Near Future teilnahm.<br />

Die zentrale Frage lautete<br />

hier: warum ist es schwerer<br />

die Zukunft in 50 Jahren<br />

vorherzusagen als in 500?<br />

Und was tun wenn aktuelle<br />

Ereignisse <strong>de</strong>ine Geschichte<br />

überholen? Matt wird zu<br />

seinem ersten Conerleb-<br />

nis und seinem Auftritt in<br />

diesem Panel einen eigenen<br />

Neil Gaiman<br />

China Miéville<br />

Beitrag verfassen.<br />

Eins meiner persönlichen Highlights war<br />

<strong>de</strong>r Kaffeeklatsche (kein Schreibfehler! Das<br />

heißt wirklich so!) mit Neil Gaiman. Ein<br />

Kaffeeklatsche (gibt es bei <strong>de</strong>utschen Cons<br />

auch) ist eine lockere kleine Run<strong>de</strong>, bei <strong>de</strong>r<br />

es tatsächlich Kaffee (o<strong>de</strong>r Tee) und Kuchen<br />

gibt, in <strong>de</strong>r eine ausgesuchte Gruppe von<br />

<strong>Fan</strong>s für eine Stun<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>m Ehrengast<br />

zusammen sitzt und plauscht. Da die Nachfrage<br />

immer viel größer ist als die Anzahl <strong>de</strong>r<br />

möglichen Teilnehmer, wur<strong>de</strong>n in London<br />

die Teilnehmer am Kaffeeklatsche ausgelost.<br />

Ich hatte also Glück und saß mit sieben<br />

an<strong>de</strong>ren <strong>Fan</strong>s bei Neil Gaiman. Er erzählte<br />

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