Handlungsbereich B: Qualität und Quantität - Claudia Hirsemann
Handlungsbereich B: Qualität und Quantität - Claudia Hirsemann
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<strong>Handlungsbereich</strong> B: <strong>Qualität</strong> <strong>und</strong> <strong>Quantität</strong><br />
1. Allgemeine Definitionen<br />
1.1. Projektsteuerung<br />
1.2. <strong>Qualität</strong><br />
1.3. Management<br />
1.4. <strong>Qualität</strong>smanagement<br />
<strong>Claudia</strong> <strong>Hirsemann</strong> <strong>und</strong> Antje Schattel<br />
2. Entwicklung des <strong>Qualität</strong>smanagements<br />
2.1. „Made in Germany“<br />
2.2. Beginn der Normung auf nationaler <strong>und</strong> internationaler Ebene ab den 50er Jahren<br />
2.3. Normenreihe ISO 9000 ff.<br />
2.3.1. Anwendungsbereiche, Basiskonzepte <strong>und</strong> Terminologie<br />
2.3.2. Normenreihe ISO 9000 ff. im Überblick<br />
2.4. Preise <strong>und</strong> Auszeichnungen für <strong>Qualität</strong>smanagement<br />
2.5. Schema zur Entwicklung zum umfassenden <strong>Qualität</strong>sverständnis<br />
3. Gestaltungsformen des <strong>Qualität</strong>smanagement<br />
3.1. Deming – Rad <strong>und</strong> PDCA-Zyklus<br />
3.2. Total Quality Management (TQM)<br />
3.2.1. <strong>Qualität</strong>szirkel<br />
3.2.2. Unterschiede klassische <strong>Qualität</strong>ssicherung – Total Quality Management<br />
3.3. Zusammenfassung der Schwerpunkte der Anwendung <strong>und</strong> der Zielsetzungen im <strong>Qualität</strong>smanagement<br />
4. <strong>Qualität</strong>smanagement im Bauwesen<br />
4.1. Allgemeines <strong>und</strong> Aufgaben der Projektsteuerung<br />
4.2. <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
4.2.1. Bestandteile der <strong>Qualität</strong>ssicherung <strong>und</strong> Einteilung der <strong>Qualität</strong>smerkmale<br />
4.2.2. <strong>Qualität</strong>skreis<br />
4.2.3. <strong>Qualität</strong>smanagement-Handbuch (QM-Handbuch)<br />
4.2.4. <strong>Qualität</strong>ssicherungsplan (QS-Plan)<br />
4.2.5. <strong>Qualität</strong>ssicherung auf der Baustelle<br />
4.2.6. Raumbuch<br />
4.2.7. Bautagebuch<br />
4.3. <strong>Qualität</strong>splanung<br />
4.4. <strong>Qualität</strong>ssteuerung <strong>und</strong> <strong>Qualität</strong>slenkung<br />
4.4.1. Ausführungsplanung<br />
4.4.2. Ausführungsüberwachung<br />
4.4.3. Ausführungskorrektur<br />
4.5. <strong>Qualität</strong>skontrolle<br />
4.5.1. <strong>Qualität</strong>s-Audits<br />
4.5.2. <strong>Qualität</strong>sgruppen<br />
4.5.3. Überwachende Tätigkeiten auf der Baustelle<br />
4.5.4. Baubegleitende <strong>Qualität</strong>süberwachung (BQÜ)<br />
4.5.5. Mögliche Schwachstellen der <strong>Qualität</strong>skontrolle auf Baustellen<br />
4.6. Weiterentwicklung des <strong>Qualität</strong>smanagementgedankens im Bauwesen<br />
4.6.1. <strong>Qualität</strong>smanagementplan (QM-Plan)<br />
4.6.2. Schematische Ansätze<br />
5. Einflussfaktoren auf die <strong>Qualität</strong><br />
6. <strong>Qualität</strong>smängel<br />
6.1. Ursache <strong>und</strong> Arten der <strong>Qualität</strong>smängeln<br />
6.2. Mängelbeseitigungsablauf bei einem VOB-Vertrag<br />
6.3. Mängelrüge<br />
Projektsteuerung WS 2003/2004
<strong>Handlungsbereich</strong> B: <strong>Qualität</strong> <strong>und</strong> <strong>Quantität</strong><br />
7. <strong>Qualität</strong>skosten<br />
7.1. Gegenseitige Beeinflussung von Kosten – Terminen – <strong>Qualität</strong><br />
7.2. Arten der <strong>Qualität</strong>skosten<br />
7.2.1. Fehlerverhütungskosten<br />
7.2.2. Prüfkosten<br />
7.2.3. Fehler- <strong>und</strong> Ausfallkosten<br />
7.3. Erfassung <strong>und</strong> Abrechnung der Ausschuss-, Nach- <strong>und</strong> Garantieleistungskosten (ANG-Kosten)<br />
8. Rechtliche Rahmenbedingungen im <strong>Qualität</strong>smanagement<br />
8.1. Allgemeine Ansprüche<br />
8.2. Zivilrecht<br />
8.3. Strafrecht<br />
9. <strong>Quantität</strong><br />
9.1. Definition „<strong>Quantität</strong>“<br />
9.2. <strong>Quantität</strong>sermittlung <strong>und</strong> die Stellung des Quantity Surveyor<br />
10. Literaturverzeichnis<br />
11. Abbildungsverzeichnis<br />
Professor Dr.-Ing. Ingomar Belz
1. Allgemeine Definitionen<br />
1.1. Projektsteuerung<br />
<strong>Claudia</strong> <strong>Hirsemann</strong> <strong>und</strong> Antje Schattel<br />
„Projektsteuerung ist die neutrale <strong>und</strong> unabhängige Wahrnehmung delegierbarer Auftraggeberfunktionen [Leistungssteuerung,<br />
Kostensteuerung <strong>und</strong> Terminsteuerung sowie Entscheidungen herbeiführen] in technischer, wirtschaftlicher<br />
<strong>und</strong> rechtlicher Hinsicht im Sinne §31 HOAI“ (nach Kyrein, Rolf: Immobilien – Projektmanagement,<br />
Projektentwicklung <strong>und</strong> –steuerung. Rudolf Müller Verlag, 2. Auflage.) Demnach ist die Projektsteuerung eine Führungs-,<br />
Koordinations- <strong>und</strong> Kontrolltätigkeit im Rahmen eines Bauvorhabens oder eines anderen Projektes. Auch<br />
der <strong>Handlungsbereich</strong> <strong>Qualität</strong> <strong>und</strong> <strong>Quantität</strong> erfordert eine gezielte Steuerung der geplanten Leistungen.<br />
1.2. <strong>Qualität</strong><br />
Der Begriff „<strong>Qualität</strong>“ lässt sich auf das lateinische Wort „qualis“ für „wie beschaffen“ oder „qualitas“ für „Beschaffenheit<br />
eines Gegenstandes“ zurückführen. So wird <strong>Qualität</strong> in der umgangssprachlichen Bedeutung als „ … positiv<br />
bewertete Beschaffenheit“ verstanden. Laut DIN EN ISO 8402 ist <strong>Qualität</strong> die „Gesamtheit von Eigenschaften <strong>und</strong><br />
Merkmalen eines Produktes oder einer Dienstleistung, die sich auf deren Eignung zur Erfüllung festgelegter oder<br />
vorausgesetzter Bedürfnisse bezieht“. Natürlich ist es wichtig, sicherzustellen, dass der Auftragnehmer <strong>und</strong> dessen<br />
Mitarbeiter diese Anforderungen genau kennen. Die Anforderungen ergeben sich im Allgemeinen aus dem jeweiligen<br />
Verwendungszweck. <strong>Qualität</strong> ist kein bestimmter messbarer Wert, sondern die Erfüllung verschiedener messbarer<br />
Anforderungen an das Produkt. <strong>Qualität</strong> kann demnach nicht durch Kontrolle erzielt werden, sondern sie<br />
muss produziert werden. <strong>Qualität</strong> heißt also das „richtige“ Erfüllen der Anforderungen des K<strong>und</strong>en – nicht mehr <strong>und</strong><br />
nicht weniger. Das bedeutet auch, dass eine zu gute <strong>Qualität</strong> vom Markt nicht honoriert wird, wohingegen zu niedrige<br />
<strong>Qualität</strong> im Allgemeinen zu erheblichen Mehrkosten führen. Wer auf Dauer erfolgreich sein will, muss die Erwartungen<br />
der K<strong>und</strong>en stets übertreffen.<br />
Die <strong>Qualität</strong> bildet einen wichtigen Projektparameter, der als Bestandteil der zu erbringenden Leistung anzusehen<br />
ist. Alle Produkteigenschaften <strong>und</strong> –merkmale, die die Eignung des Produktes für den Zweck betreffen, stellen im<br />
engeren Sinne <strong>Qualität</strong>smerkmale dar. Die Gesamtheit dieser Merkmale <strong>und</strong> Eigenschaften bilden die Gr<strong>und</strong>lage<br />
zur qualitativen Bewertung eines Produktes oder einer Dienstleistung. Zu diesen gehören z.B.:<br />
• Funktionserfüllung<br />
• Benutzerfre<strong>und</strong>lichkeit<br />
• Zuverlässigkeit<br />
• Instandhaltung<br />
• Wartungsfre<strong>und</strong>lichkeit<br />
Der Begriff „<strong>Qualität</strong>“ steht im weitesten Sinne für die Erbringung jeder Art von Leistung. Hierzu zählt ein Gebäude,<br />
ein Begrünungsvorhaben, eine Gr<strong>und</strong>stückssanierung oder eine Gleisanlage, aber auch Gebäudetechnik u. a. In<br />
welcher Form sich <strong>Qualität</strong> letztlich umgesetzt wird, wird vom jeweiligen K<strong>und</strong>en definiert. Im Regelfall richtet sich<br />
ein Unternehmen nach den <strong>Qualität</strong>smerkmalen, die sein K<strong>und</strong>e favorisiert. Selbstverständlich ist bei überz ogenen<br />
Vorstellungen einvernehmlich zwischen beiden ein angemessener Kompromiss auszuhandeln.<br />
1.3. Management<br />
Aus dem lateinischen Begriff „manus“ für “die Hand“ entwickelte sich der heute international verwendete Begriff<br />
„Management“. Unter Management wird im Allgemeinen die Leitung <strong>und</strong> Führung von Betrieben verstanden.<br />
Unter Management versteht man im Wesentlichen die Kombination der drei Funktionen Planen, Steuern <strong>und</strong> Kontrolle.<br />
Demnach bildet die Planung eines institutionellen Rahmens die Basis des Managements <strong>und</strong> ermöglicht es<br />
dem „Gesamtsystem“ Unternehmen handlungsfähig <strong>und</strong> somit überlebens- <strong>und</strong> entwicklungsfähig zu bleiben. Die<br />
Steuerung erfolgt durch das Bestimmen von Zielen, das Festlegen <strong>und</strong> Durchführen von Maßnahmen zum Erreichen<br />
dieser Ziele sowie letztlich die Kontrolle über deren Ausführung. Schließlich ist das Ergebnis der Kontrollen<br />
von Gestaltungs- <strong>und</strong> Lenkungsprozessen als Resultat der Prozesse des Lernens <strong>und</strong> der damit verb<strong>und</strong>enen<br />
Veränderung von Wissen, Einstellung <strong>und</strong> Können im Unternehmen zu interpretieren.<br />
1.4. <strong>Qualität</strong>smanagement<br />
Unter dem Begriff <strong>Qualität</strong>smanagement wird „die Gesamtheit aller qualitätsbezogenen Tätigkeiten <strong>und</strong> Zielsetzungen“<br />
verstanden. Es umfasst somit alle Aspekte im Rahmen der Unternehmensführung einschließlich der gr<strong>und</strong>legenden<br />
Einstellungen, Zielsetzungen <strong>und</strong> Maßnahmen zur Erreichung <strong>und</strong> Verbesserung der <strong>Qualität</strong>. Die bereits<br />
im Zusammenhang mit dem <strong>Qualität</strong>sbegriff zitierte DIN EN ISO 8402 definiert <strong>Qualität</strong>smanagement folgender-<br />
Projektsteuerung WS 2003/2004
<strong>Handlungsbereich</strong> B: <strong>Qualität</strong> <strong>und</strong> <strong>Quantität</strong><br />
maßen: Das <strong>Qualität</strong>smanagement „umfasst alle Tätigkeiten der Gesamtführungsaufgabe, welche die <strong>Qualität</strong>spolitik,<br />
Ziele <strong>und</strong> Verantwortungen festlegen sowie diese durch Mittel wie <strong>Qualität</strong>splanung, <strong>Qualität</strong>slenkung, <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
<strong>und</strong> <strong>Qualität</strong>sverbesserung im Rahmen des <strong>Qualität</strong>smanagementsystems verwirklichen.“ Es ist allgemein<br />
gültige Erkenntnis, dass Ziele, gleich welcher Art, nur erreicht werden können, wenn alle Maßnahmen geplant<br />
<strong>und</strong> systematisch vollzogen werden. Wenn sich dieses Handeln am <strong>Qualität</strong>sziel ausrichtet, spricht man von<br />
<strong>Qualität</strong>smanagement.<br />
Die wichtigsten Regeln <strong>und</strong> Ziele des <strong>Qualität</strong>smanagements:<br />
• Identifikation der K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> deren Bedarf (Bedürfnisse) – K<strong>und</strong>enorientierung<br />
• Übertragung der K<strong>und</strong>enbedürfnisse in die Mitarbeitersprache<br />
• Entsprechende Einrichtung der Produktion<br />
• Ganzheitliche Organisation der Unternehmensprozesse<br />
• Vergleichmäßigung der Endprodukte (kein Ausschuss)<br />
• Verringerung der Anzahl von Korrekturen von Fehlern in der Produktion, <strong>und</strong> der Auftragsabwicklung<br />
• Verringerung des Aufwands an Arbeitskraft, Maschinenzeit <strong>und</strong> Rohmaterial<br />
• Erhöhung der betrieblichen Leistung bei geringerem finanziellen Aufwand<br />
2. Entwicklung des <strong>Qualität</strong>smanagements<br />
2.1. „Made In Germany“<br />
Mit der Verpflichtung deutsche Waren mit dem Siegel „Made in Germany“ zu kennzeichnen, die im „Merchandise<br />
Marks Act“ des britischen Parlaments von 1887 verankert ist, sollte der K<strong>und</strong>e vor den zum Teil billigen <strong>und</strong> qualitativ<br />
minderwertigen Produkten aus Deutschland „geschützt“ werden. Diese Maßnahme entstand angesichts der<br />
zunehmenden Handelsrivalität zwischen England <strong>und</strong> Deutschland. Die als Diskriminierung gedachte Maßnahme<br />
verfehlte jedoch ihr Ziel. Basierend auf zahlreichen in moderne Produkte umgesetzten Erfindungen gelang es<br />
Deutschland dieses Zeichen für lange Zeit in ein Gütesiegel umzuwandeln. Mit der Gründung der „Deutschen Arbeitsgemeinschaft<br />
für statistische <strong>Qualität</strong>skontrolle“ (ASQ) 1957, aus der 1972 die „Deutsche Gesellschaft für<br />
<strong>Qualität</strong> e.V.“ (DGQ) entstand, begann die Institutionalisierung der <strong>Qualität</strong>ssicherung.<br />
2.2. Beginn der Normung auf nationaler <strong>und</strong> internationaler Ebene ab den 50er Jahren<br />
Nicht nur nationale Normungsgremien befassten sich mit <strong>Qualität</strong>smanagementstandards, auch größere Unternehmen<br />
entwickelten zunehmend hauseigene <strong>Qualität</strong>sforderungen an ihre Lieferanten. Die Terminologie der unterschiedlichen<br />
Darlegungsforderungen entwickelte sich jedoch immer weiter auseinander. Dies führte zu Verwirrungen<br />
großer Unternehmen <strong>und</strong> weltweit tätiger Exporteure. Die <strong>Qualität</strong> der Produkte von jeweils unterschiedlichen<br />
K<strong>und</strong>en musste nach firmeninternen Standards überprüft werden, wodurch der reibungslose Produktionsablauf<br />
merklich gestört wurde. Es entwickelte sich der Wunsch nach international vergleichbaren <strong>Qualität</strong>sstandards.<br />
Ein Ausschuss der International Organization for Standardization (ISO) legte 1985 die Entwürfe ISO 9001,<br />
ISO 9002 <strong>und</strong> ISO 9003 zur Stellungnahme vor. 1987 erschien die erste Fassung der branchen- <strong>und</strong> produktneutralen<br />
Normenreihe ISO 9000, die zur Unterstützung bei der Einführung von <strong>Qualität</strong>smanagementsystemen dienen<br />
soll, indem sie die dazu erforderliche Vorgehensweise international normiert. Ab Mitte der 1980er entstanden <strong>Qualität</strong>smanagementsysteme<br />
auf der Basis eines umfassenden <strong>Qualität</strong>sverständnisses („Total Quality Management“<br />
TQM) <strong>und</strong> einer konsequenten Einbindung <strong>und</strong> Förderung sämtlicher Mitarbeiter auf allen Ebenen mit dem Ziel,<br />
eine kontinuierliche <strong>Qualität</strong>sverbesserung zu erreichen, die zunehmenden qualitätsbezogenen K<strong>und</strong>enanforderungen<br />
zu erfüllen <strong>und</strong> damit eine langfristige K<strong>und</strong>enzufriedenheit zu gewährleisten.<br />
2.3. Normenreihe ISO 9000 ff.<br />
2.3.1. Anwendungsbereiche, Basiskonzepte <strong>und</strong> Terminologie<br />
Bei der Normenreihe ISO 9000 ff. handelt es sich um „Normen zum <strong>Qualität</strong>smanagement <strong>und</strong> zur <strong>Qualität</strong>ssicherung/<br />
<strong>Qualität</strong>smanagement-Darlegung“. Diese Regelungen sollen die Einführung <strong>und</strong> Aufrechterhaltung von <strong>Qualität</strong>smanagement-Systemen<br />
in einem breiten Bereich unterschiedlicher Wirtschaftssektoren unterstützen. Zu beachten<br />
ist, dass diese Normenreihe kein einheitlich anwendbares <strong>Qualität</strong>smanagement-System vorschlägt, sondern<br />
lediglich Anleitungen für den Aufbau <strong>und</strong> die Aufrechterhaltung eines <strong>Qualität</strong>smanagementsystems im Allgemeinen<br />
gibt <strong>und</strong> einheitliche Anforderungen an diese Systeme stellt.<br />
Professor Dr.-Ing. Ingomar Belz
2.3.2. Normenreihe ISO 9000 ff. im Überblick<br />
ISO 9000er-Familie im Überblick<br />
Norm Anwendung<br />
ISO 9000-1 Normen zum <strong>Qualität</strong>smanagement <strong>und</strong> zur <strong>Qualität</strong>ssicherung/ QM-Darlegung.<br />
Leitfaden zur Auswahl <strong>und</strong> Anwendung.<br />
ISO 9000-2 Normen zum <strong>Qualität</strong>smanagement <strong>und</strong> zur <strong>Qualität</strong>ssicherung/ QM-Darlegung.<br />
Allgemeiner Leitfaden für die Anwendung von ISO 9001 – 9003.<br />
<strong>Claudia</strong> <strong>Hirsemann</strong> <strong>und</strong> Antje Schattel<br />
ISO 9000-3 Normen zum <strong>Qualität</strong>smanagement <strong>und</strong> zur <strong>Qualität</strong>ssicherung/ QM-Darlegung.<br />
Leitfaden für die Anwendung von ISO 9001 auf die Entwicklung, Lieferung <strong>und</strong> Wartung von (Rechner-)<br />
Software.<br />
ISO 9000-4 Normen zum <strong>Qualität</strong>smanagement <strong>und</strong> zur <strong>Qualität</strong>ssicherung/ QM-Darlegung.<br />
Anleitung zum Management eines Zuverlässigkeitsprogramms.<br />
ISO 9001 QM-Systeme, Modell zur <strong>Qualität</strong>ssicherung/ QM-Darlegung in Design/Entwicklung, Produktion, Montage<br />
<strong>und</strong> Wartung.<br />
ISO 9002 QM-Systeme, Modell zur <strong>Qualität</strong>ssicherung/ QM-Darlegung in Produktion, Montage <strong>und</strong> Wartung.<br />
ISO 9003 QM-Systeme, Modell zur <strong>Qualität</strong>ssicherung/ QM-Darlegung bei der Endprüfung.<br />
ISO 9004-1 <strong>Qualität</strong>smanagement <strong>und</strong> QM-Elemente – Leitfaden.<br />
ISO 9004-2 <strong>Qualität</strong>smanagement <strong>und</strong> QM-Elemente – Leitfaden für Dienstleistung.<br />
ISO 9004-3 <strong>Qualität</strong>smanagement <strong>und</strong> QM-Elemente – Leitfaden für Verfahrenstechnische Produkte.<br />
ISO 9004-4 <strong>Qualität</strong>smanagement <strong>und</strong> QM-Elemente – Leitfaden für <strong>Qualität</strong>sverbesserung.<br />
ISO 10011-1 Leitfaden für das Audit von QM-Systemen – Auditdurchführung.<br />
ISO 10011-2 Leitfaden für das Audit von QM-Systemen – Qualifikationskriterien für <strong>Qualität</strong>sauditoren.<br />
ISO 10011-3 Leitfaden für das Audit von QM-Systemen – Management von Auditprogrammen.<br />
ISO 10012-1 Forderung an die Darlegung des QM-Systems bzgl. Messung - Bestätigungssystem für Messmittel.<br />
ISO 8402 <strong>Qualität</strong>smanagement <strong>und</strong> <strong>Qualität</strong>ssicherung – Begriffe.<br />
(Abb. 01) Normenreihe ISO 9000 ff.<br />
Die Normen ISO 9001-9003 bilden die Kernelemente der Reihe <strong>und</strong> beschreiben die Forderungen an das <strong>Qualität</strong>smanagement-System<br />
selbst. Sie sind die eigentliche Gr<strong>und</strong>lage der Zertifizierung von <strong>Qualität</strong>smanagementsystemen.<br />
Die ISO 9004 besteht aus unterschiedlichen Leitfäden <strong>und</strong> ist lediglich als Hilfestellung gedacht.<br />
Projektsteuerung WS 2003/2004
<strong>Handlungsbereich</strong> B: <strong>Qualität</strong> <strong>und</strong> <strong>Quantität</strong><br />
2.4. Preise <strong>und</strong> Auszeichnung für <strong>Qualität</strong>smanagement<br />
Japan<br />
USA<br />
Frankreich<br />
Europa<br />
Südkorea<br />
Demingpreis<br />
Japan Quality Control Award<br />
Malcolm Baldrige National Quality Award<br />
Prix de la Qualité<br />
European Quality Award<br />
Quality Control Grand Price<br />
2.5. Schema zur Entwicklung zum umfassenden <strong>Qualität</strong>sverständnis<br />
Umfassendes <strong>Qualität</strong>smanagement<br />
• Konsequente K<strong>und</strong>en-/Marktorientierung<br />
• Ständige Verbesserungs - <strong>und</strong> Innovationsbemühungen<br />
im ganzen Unternehmen<br />
• Gezielte Fehlervermeidung<br />
• Ausgeprägtes Kostenbewusstsein<br />
• Mitarbeiterorientierung<br />
• Prozessorientierung<br />
• Ganzheitliches <strong>Qualität</strong>sverständnis<br />
• <strong>Qualität</strong>scontrolling<br />
Professor Dr.-Ing. Ingomar Belz<br />
Normgerechtes<br />
<strong>Qualität</strong>smanagement<br />
Nach ISO 9000 ff.<br />
• Festlegung durch Dokumentation des QM-Systems im Handbuch,<br />
Verfahrens- <strong>und</strong> Arbeitsanweisungen<br />
• Umsetzungen der Festlegungen<br />
• Regelmäßige interne <strong>und</strong> externe Audits<br />
• Beginn eines integrierten „vorsorgenden“ <strong>Qualität</strong>sve rständnisses<br />
Traditionelles <strong>Qualität</strong>swesen<br />
• Additive „end of the pipe – Philosophie“<br />
• <strong>Qualität</strong>sendkontrolle<br />
• <strong>Qualität</strong> wird im nachhinein “hineingeprüft”<br />
• Hohe Fehlerkosten<br />
(Abb. 02) Die Entwicklung zu einem umfassenden <strong>Qualität</strong>sverständnis<br />
3. Gestaltungsformen des <strong>Qualität</strong>smanagements<br />
3.1. Deming-Rad <strong>und</strong> PDCA-Zyklus<br />
Der Amerikaner Deming, Pionier des modernen <strong>Qualität</strong>sgedankens, führte in den 50er Jahren in Japan das Modell<br />
des „Deming-Rades“ (Abb. 03) als Ausdruck permanenter Verbesserung ein. Er betont damit die Bedeutung<br />
einer Interaktion zwischen den Funktionen Forschung, Design, Produktion <strong>und</strong> Verkauf. Eine Erweiterung dieses<br />
Ansatzes auf das gesamte Management erfolgte durch japanische Manager, wobei die vier Kriterien speziellen<br />
Managementaktivitäten zugeordnet wurden. Dieses Konzept wird PDCA (Plan-Do-Check-Act)-Zyklus (Abb. 04)<br />
genannt. Zwischen „Deming-Rad“ <strong>und</strong> „PDCA-Zyklus“ besteht folgender Zusammenhang: das Design des Produk-
<strong>Claudia</strong> <strong>Hirsemann</strong> <strong>und</strong> Antje Schattel<br />
tes entspricht der Planung im Management, die Produktion entspricht der Fertigung (Tun) des vorgesehenen Produktes.<br />
In der überarbeiteten Version des PDCA -Zyklus (Abb. 05) wird ein weiterer PDCA -Zyklus innerhalb der<br />
Fertigungs-Phase durchlaufen. Gewonnene Erfahrungen sollen ständig an alle Beschäftigten weitergegeben werden,<br />
wodurch letztendlich eine Steigerung des Know-hows der gesamten Organisation erreicht wird.<br />
(Abb. 03) Das Deming-Rad<br />
Aktion<br />
(Management)<br />
Planen<br />
(Management)<br />
Checken<br />
(Inspektor)<br />
Design<br />
Forschung Produktion<br />
Tun<br />
(Arbeiter)<br />
Verkauf<br />
Aktion<br />
(Management)<br />
Planen<br />
(Management)<br />
Checken<br />
(Inspektor)<br />
Tun<br />
P<br />
A T<br />
C<br />
(Arbeiter)<br />
(Abb. 04) Der PDCA-Zyklus (Abb. 05) Der weiterentwickelte PDCA-Zyklus<br />
3.2. Total Quality Management (TQM)<br />
„Unter TQM werden alle Strukturen, Abläufe, Vorschriften, Regeln, Anweisungen <strong>und</strong> Maßnahmen verstanden, die<br />
dazu dienen, die <strong>Qualität</strong> von Produkten <strong>und</strong> Dienstleistungen einer Unternehmung in allen Funktionen <strong>und</strong> allen<br />
Ebenen durch die Mitwirkung aller Mitarbeiter termingerecht <strong>und</strong> zu günstigen Kosten zu gewährleisten sowie kontinuierlich<br />
zu verbessern, um eine optimale Bedürfnisbefriedigung der Konsumenten <strong>und</strong> der Gesellschaft zu ermöglichen.“<br />
(nach Oess: „Total Quality Management (TQM): Eine ganzheitliche Unternehmensphilosophie“ 1994)<br />
Total Quality Management (TQM) umfasst die Planung, Einführung <strong>und</strong> Kontrolle verschiedener Maßnahmen zur<br />
Verbesserung bzw. Wahrung der Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens im zunehmend härter werdenden<br />
internationalen Wettbewerb. Dieser ist in vielen Branchen gekennzeichnet durch eine Überkapazität an Firmen<br />
bzw. Produktionseinrichtungen <strong>und</strong> einen Mangel an zahlungskräftigen K<strong>und</strong>en. Die K<strong>und</strong>en können aus einer<br />
Vielzahl von Anbietern auswählen <strong>und</strong> kaufen bei den Firmen, die ihnen in kürzester Zeit für ihr Geld den maximalen<br />
Gegenwert an Funktionalität, Zuverlässigkeit, K<strong>und</strong>endienst <strong>und</strong> attraktivem Design bietet. TQM ist ein „System<br />
für Erfolg im Wettbewerb“.<br />
Für die Lieferung von Produkten besserer <strong>Qualität</strong> zu vom Markt, das heißt vom Wettbewerb <strong>und</strong> den K<strong>und</strong>en,<br />
bestimmten Preisen, bieten sich mehrere Optionen der Kostensenkung an:<br />
• Günstigerer Einkauf von Zuliefer- <strong>und</strong> Normteilen (häufig aus dem Ausland)<br />
• „Downsizing“, treffender „Rightsizing“, das heißt Verringerung bzw. Anpassung der Zahl der Mitarbeiter an<br />
die vorhandene Arbeit<br />
Projektsteuerung WS 2003/2004
<strong>Handlungsbereich</strong> B: <strong>Qualität</strong> <strong>und</strong> <strong>Quantität</strong><br />
• Verlagerung der Produktion in Länder mit unternehmerfre<strong>und</strong>licherer Steuergesetzgebung, geringeren<br />
Lohn- <strong>und</strong> Gehaltskosten sowie Nebenkosten<br />
• Steigerung der Produktivität bei konstanten Löhnen <strong>und</strong> Gehältern durch weniger Urlaub, weniger Feiertage,<br />
Kuren, etc.<br />
• Verrichten der gleichen Arbeit für weniger Geld<br />
• Verbesserung bzw. Optimierung der Teilprozesse des ganzheitlichen Unternehmensprozesses<br />
Die ersten drei Maßnahmen führen für die Unternehmen zweifelsfrei zum Ziel <strong>und</strong> werden derzeit ausgiebig praktiziert.<br />
Sie erhöhen aber auch dramatisch die Arbeitslosigkeit. Die vierte <strong>und</strong> die fünfte Maßnahme werden in den<br />
USA <strong>und</strong> England umgesetzt. Die derzeitig einzige, sich weniger zum Nachteil eines Landes auswirkende Option<br />
der Kostenreduzierung liegt in der Steigerung der <strong>Qualität</strong> bzw. der Optimierung aller Teilprozesse eines Unternehmens,<br />
vorrangig durch verbesserte Ablauforganisation <strong>und</strong> Reduzierung der Administration, im Rahmen eines<br />
umfassenden <strong>Qualität</strong>smanagements.<br />
Als TQM-Gr<strong>und</strong>sätze <strong>und</strong> Vorteile einer TQM-Ausrichtung lassen sich zusammenfassend folgende Elemente anführen:<br />
• K<strong>und</strong>enorientierung <strong>und</strong> qualitätsorientierte Unternehmensführung<br />
• <strong>Qualität</strong>sstrategie mit messbarer Zielsetzung erstellen <strong>und</strong> umsetzen<br />
• Einbezug Management <strong>und</strong> aller Mitarbeiter durch Kommunikation, Ausbildung, Übertragung von Verantwortung<br />
<strong>und</strong> Anerkennung<br />
• Teamarbeit<br />
• Prozessorientierung<br />
• Integration der gesamten Prozesskette<br />
• Präventive Fehlervermeidung<br />
• Kontinuierliche Verbesserung <strong>und</strong> Verkürzung aller Prozesse, Produkte <strong>und</strong> Dienstleistungen in Verwaltung<br />
<strong>und</strong> Produktion<br />
• Stetige Ermittlung <strong>und</strong> Verbesserung der K<strong>und</strong>en- <strong>und</strong> Mitarbeiterzufriedenheit sowie der Meinung der Öffentlichkeit<br />
(Image)<br />
• Unternehmensergebnisse <strong>und</strong> Messdaten analysieren <strong>und</strong> mit der Zielsetzung ständig abgleichen (Unternehmensführung)<br />
• Reduktion der Kosten (z.B. durch geringere Nacharbeit, geringeren Ausschuss, etc.)<br />
3.2.1. <strong>Qualität</strong>szirkel<br />
Zum Total Quality Management gehört die Organisation von <strong>Qualität</strong>szirkeln. Sie sollen Problemlösepotentiale<br />
mobilisieren. <strong>Qualität</strong>szirkel sind auf längere Dauer angelegt, bestehen aus freiwilligen Gruppen von Mitarbeitern,<br />
die an der Fortentwicklung der Verfahren <strong>und</strong> Produkte (an deren ständiger <strong>Qualität</strong>sverbesserung) interessiert<br />
sind <strong>und</strong> sich regelmäßig zu <strong>Qualität</strong>ssitzungen treffen.<br />
3.2.2 Unterschiede klassische <strong>Qualität</strong>ssicherung – Total Quality Management<br />
TQM unterscheidet sich von der klassischen <strong>Qualität</strong>ssicherung in folgenden Aspekten:<br />
Klassische <strong>Qualität</strong>ssicherung Total Quality Management<br />
Menschen machen Fehler.<br />
Einzelne Mitarbeiter sind für Fehler verantwortlich.<br />
Jeder tut sein Job.<br />
Vorgesetzte haben das Wissen, Arbeiter befolgen ihre<br />
Anweisungen.<br />
<strong>Qualität</strong>sinspektionen sondern fehlerhafte Teile aus<br />
bzw. weisen sie zurück.<br />
<strong>Qualität</strong>ssicherung bzw. Fehlertoleranzen gibt es nur<br />
für Produkte.<br />
„Null Fehler“ ist nicht machbar.<br />
Professor Dr.-Ing. Ingomar Belz<br />
Prozesse provozieren Fehler.<br />
Alle Mitarbeiter sind für Fehler verantwortlich.<br />
Jeder hilft jedem bei der Ausführung seines Jobs.<br />
Arbeiter haben das Wissen, Vorgesetzte agieren als<br />
Coach.<br />
<strong>Qualität</strong>sinspektionen identifizieren Fehlerquellen bereits<br />
im Vorfeld <strong>und</strong> verbessern den Prozess. Jeder<br />
Mitarbeiter ist sein eigener <strong>Qualität</strong>sinspektor.<br />
Fehlertoleranzen gibt es für alle Prozesse. TQM ist ein<br />
Führungskonzept für das gesamte Unternehmen.<br />
„Null Fehler“ ist das Ziel.
Totale <strong>Qualität</strong>ssicherung ist nicht bezahlbar.<br />
Eingangsprüfungen von Lieferungen sind unabdingbar.<br />
Einkauf von vielen Lieferanten.<br />
K<strong>und</strong>en müssen nehmen, was das Unternehmen<br />
nach dem „Stand der Technik“ an <strong>Qualität</strong> liefert.<br />
<strong>Claudia</strong> <strong>Hirsemann</strong> <strong>und</strong> Antje Schattel<br />
<strong>Qualität</strong> erhöht den Gewinn, wenn die Prozesse nur<br />
intelligenter gestaltet werden.<br />
Einzelne Lieferanten zu TQM, damit die Eingangsinspektion<br />
entfallen kann.<br />
Partnerschaften mit wenigen Lieferanten.<br />
Der K<strong>und</strong>e ist die Existenzgr<strong>und</strong>lage bzw. der wahre<br />
Finanzier des Unternehmens. Alles ist auf totale K<strong>und</strong>enzufriedenheit<br />
ausgerichtet.<br />
(Abb. 06) Unterschiede zwischen klassischer <strong>Qualität</strong>ssicherung <strong>und</strong> Total Quality Management<br />
Im Rahmen der klassischen <strong>Qualität</strong>ssicherung wird gewöhnlich nur der Ausschuss festgestellt <strong>und</strong> als unvermeidbar<br />
hingenommen. TQM gestaltet Prozesse von vornherein so gut, dass Fehler nach Möglichkeit gar nicht erst<br />
auftreten können. TQM schärft das Bewusstsein für all diese Themen <strong>und</strong> stimuliert automatisch Prozessverbesserungen.<br />
3.3. Zusammenfassung der Schwerpunkte der Anwendung <strong>und</strong> Zielsetzungen im <strong>Qualität</strong>smanagement<br />
Zusammenfassend lassen sich folgende Sachverhalte als Motive für eine Einführung des <strong>Qualität</strong>smanagement<br />
nennen:<br />
• Bestreben, eine umfassende K<strong>und</strong>enzufriedenheit zu erreichen<br />
• Bestreben zur kontinuierlichen <strong>Qualität</strong>sverbesserung der Verfahren, Produkte <strong>und</strong> Dienstleistungen<br />
• Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit (auch international)<br />
• Mitarbeitermotivation<br />
• Marketingaspekte/Image<br />
• Minimierung der Fehlerkosten <strong>und</strong> –häufigkeiten<br />
• Reduzierte Produktrisiken<br />
• Reduzierung des Haftungsrisiko<br />
• Schaffung klarer Verantwortlichkeiten <strong>und</strong> definierter Schnittstellen<br />
• Optimierung <strong>und</strong> genaue Dokumentation der Prozesse (Nachvollziehbarkeit)<br />
• Befriedigung der Marktanforderungen<br />
� Wirtschaftlichkeit als Motivation zum <strong>Qualität</strong>smanagement<br />
Ziel ist es, durch die systematische Beschreibung von Organisationsformen <strong>und</strong> betrieblichen Abläufen eine höhere<br />
Transparenz zu erreichen, die das Erkennen von Schwachstellen ermöglicht. Lokalisierte Schwachstellen können<br />
beseitigt werden, dadurch passieren weniger Fehler <strong>und</strong> der Kostendeckungsbeitrag erhöht sich (Abb. 07).<br />
Ertrag<br />
Gesteigerter Ertrag<br />
Aufwand für Aufwand für das<br />
Mängelbese itigung<br />
<strong>Qualität</strong>smanagement<br />
Aufwand für<br />
die Herstellung<br />
(Abb. 07) Steigerung der Wirtschaftlichkeit durch <strong>Qualität</strong>smanagement (schematisch)<br />
Reduzierter Aufwand für<br />
die Mängelbeseitigung<br />
Aufwand für<br />
die Herstellung<br />
Projektsteuerung WS 2003/2004
<strong>Handlungsbereich</strong> B: <strong>Qualität</strong> <strong>und</strong> <strong>Quantität</strong><br />
4. <strong>Qualität</strong>smanagement im Bauwesen<br />
4.1. Allgemeines <strong>und</strong> Aufgaben der Projektsteuerung<br />
Der <strong>Handlungsbereich</strong> <strong>Qualität</strong> <strong>und</strong> <strong>Quantität</strong> ist eine maßgebende Größe für die abgeleiteten Größen wie Kosten<br />
<strong>und</strong> Termine. In der Industrie wird der Begriff „<strong>Qualität</strong> eines Erzeugnisses“ als der Grad seiner Eignung, dem Verwendungszweck<br />
zu dienen definiert. Dasselbe gilt für einen Herstellungsprozess „Projekt“ mit seinem Produkt „Gebäude“.<br />
Die Aufgabe der Projektsteuerung innerhalb des <strong>Handlungsbereich</strong>es <strong>Qualität</strong> <strong>und</strong> <strong>Quantität</strong> ist demnach:<br />
• Die Umsetzung der festgeschriebenen <strong>Qualität</strong>sanforderungen im Projekt (siehe 4.5.3. Überwachende Tätigkeiten<br />
auf der Baustelle)<br />
• Aufbau einer Matrix für die <strong>Qualität</strong>ssicherung (siehe 4.2.6. Raumbuch)<br />
• Plausibilitätsprüfung der <strong>Quantität</strong>en<br />
• Wirkungskontrolle<br />
Für eine hohe Bauqualität sind vor allem folgende Maßnahmen entscheidend:<br />
• Einweisung der Handwerker vor Beginn der Arbeiten durch den Architekten/Bauleiter<br />
• Überprüfung der Arbeiten nach jedem Bauabschnitt durch den Architekten/Bauleiter, Ergebnisse schriftlich<br />
festhalten <strong>und</strong> - falls erforderlich - für Mängelbeseitigung sorgen (siehe 4.2.7. Bautagebuch)<br />
• Endabnahme des Gebäudes durch den Architekten/Bauleiter <strong>und</strong> zusätzlich einem unabhängigen Bausachverständigen<br />
4.2. <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
4.2.1. Bestandteile der <strong>Qualität</strong>ssicherung <strong>und</strong> Einteilung der <strong>Qualität</strong>smerkmale<br />
Professor Dr.-Ing. Ingomar Belz<br />
<strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
<strong>Qualität</strong>splanung <strong>Qualität</strong>slenkung <strong>Qualität</strong>sprüfung<br />
Festlegung der<br />
<strong>Qualität</strong>smerkmale<br />
Ausführungs -<br />
planung<br />
Festlegung der<br />
Maßnahmen zur<br />
Erzielung der<br />
<strong>Qualität</strong>smerkmale<br />
Ausführungs -<br />
überwachung<br />
Feststellung der<br />
Durchführung <strong>und</strong><br />
Wirksamkeit der<br />
geplanten Maßnahmen<br />
(Abb. 08) Übersicht zu den Bestandteilen der <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
Ausführungs -<br />
korrektur<br />
Veranlassen der<br />
Nachbesserung<br />
der <strong>Qualität</strong><br />
Inspektion Test<br />
Überprüfen<br />
von Dokumenten <br />
Überprüfungen<br />
<strong>und</strong><br />
Tests<br />
Die <strong>Qualität</strong>ssicherung beginnt mit dem Festlegen der <strong>Qualität</strong>smerkmale (<strong>Qualität</strong>splanung) <strong>und</strong> der organisatorischen<br />
Maßnahmen für das Erreichen der <strong>Qualität</strong>sziele (<strong>Qualität</strong>slenkung). Beide Aspekte bilden die Voraussetzungen<br />
für die Prüfung der <strong>Qualität</strong>. Die Aufteilung der Bestandteile der <strong>Qualität</strong>ssicherung (Abb. 08) verdeutlicht,<br />
dass die <strong>Qualität</strong>ssicherung für ein Produkt nicht von einer Stelle aus betrieben werden kann, sondern dass sich<br />
alle an der Entwicklung des Projektes Beteiligten mit der <strong>Qualität</strong> zu befassen haben. Die <strong>Qualität</strong>ssicherung ist<br />
ferner in jedem Bereich auf seine Erfordernisse auszulegen <strong>und</strong> zu betreiben. Es wird daher nicht eine <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
im Unternehmen geben, sondern es wird die <strong>Qualität</strong>ssicherung z.B. für Entwicklung, Fertigung, Vertrieb<br />
<strong>und</strong> K<strong>und</strong>enservice geben.<br />
Jedes Produkt besitzt entsprechend seinem Verwendungszweck, seinen Anforderungen <strong>und</strong> seinem Einsatzrisiko<br />
<strong>Qualität</strong>smerkmale mit entsprechender Ausprägung. Es gibt u. a. folgende wichtige <strong>Qualität</strong>smerkmale:<br />
• Funktionserfüllung<br />
• Benutzungsfre<strong>und</strong>lichkeit<br />
• Zuverlässigkeit<br />
• Wartungsfre<strong>und</strong>lichkeit
<strong>Claudia</strong> <strong>Hirsemann</strong> <strong>und</strong> Antje Schattel<br />
Diese <strong>Qualität</strong>smerkmale kann man zu bestimmten Ausprägungen weiter untergliedern. Aus dieser Betrachtung ist<br />
ersichtlich, dass je Produkt entsprechende <strong>Qualität</strong>smerkmale <strong>und</strong> Ausprägungen festzulegen sind. Mit der Prüfung<br />
der <strong>Qualität</strong>smerkmale hinsichtlich der vorgegebenen Ausprägung wird die <strong>Qualität</strong> gesichert. Entscheidend<br />
ist dabei, dass die Sicherung der Produktqualität schon von Beginn eines Entwicklungsprozesses an erfolgt.<br />
4.2.2. <strong>Qualität</strong>skreis<br />
Wie wichtig Planungs- <strong>und</strong> Ausführungsqualität in jeder Phase der Entwicklung sind, verdeutlicht der <strong>Qualität</strong>skreis<br />
(Abb. 09). Er bringt zum Ausdruck, dass in allen Folgephasen nur maximal die <strong>Qualität</strong> erreicht werden kann, die in<br />
den vorausgegangenen Phasen erzielt wurde.<br />
<strong>Qualität</strong> des Systemtests<br />
<strong>Qualität</strong> der<br />
Systemintegration<br />
(Abb. 09) Der <strong>Qualität</strong>skreis<br />
<strong>Qualität</strong> des Produktes<br />
<strong>Qualität</strong> der Realisierung<br />
4.2.3. <strong>Qualität</strong>smanagement-Handbuch (QM-Handbuch)<br />
<strong>Qualität</strong> der Aufgabendefinition<br />
<strong>Qualität</strong> des<br />
Entwurfes<br />
<strong>Qualität</strong>smanagement-Handbuch (QM-Handbuch) ist das Dokument, das die <strong>Qualität</strong>spolitik, das <strong>Qualität</strong>ssicherungssystem<br />
<strong>und</strong> die qualitätsrelevanten Vorgehensweisen einer Organisation darlegt. Nach ISO 9000 ist es<br />
Gr<strong>und</strong>lage eines <strong>Qualität</strong>ssicherungssystems, worin definierte Verfahrensanweisungen dokumentiert sind<br />
(Abb. 10). Verfahrensanweisungen sind für alle k<strong>und</strong>enrelevanten Aktivitäten zu erstellen, beispielsweise zur:<br />
• Vertragsprüfung<br />
• Lenkung von Dokumenten <strong>und</strong> Daten<br />
• Prozesslenkung (Produktions-, Montage-, Wartungsprozesse, etc.)<br />
• Rückverfolgbarkeit eigener <strong>und</strong> von Unterlieferanten gelieferter sowie von K<strong>und</strong>en beigestellter Produkte<br />
• Prüfungen (Eingangsprüfung, Endprüfung, Prüfaufzeichnungen, Prüfmittelüberwachung, etc.)<br />
• Behandlung fehlerhafter Produkte, Garantie- <strong>und</strong> Umtauschfälle<br />
• <strong>Qualität</strong>sauditierungen<br />
• Unterweisung <strong>und</strong> Weiterbildung<br />
Die Einführung eines <strong>Qualität</strong>ssicherungssystems mit <strong>Qualität</strong>smanagement -Handbuch gemäß ISO 9000 bedeutet<br />
anfänglich einen hohen Aufwand. Dieser wird jedoch durch höhere Effizienz anschließend reichlich kompensiert.<br />
Projektsteuerung WS 2003/2004
<strong>Handlungsbereich</strong> B: <strong>Qualität</strong> <strong>und</strong> <strong>Quantität</strong><br />
Professor Dr.-Ing. Ingomar Belz<br />
Elemente des QM-Handbuchs<br />
Nach DIN EN ISO 9001<br />
QM-Verfahrensanweisungen<br />
1. Marktkontakt<br />
2. Angebot<br />
3. Auftragseinholung<br />
4. Projektstart<br />
5. Projektorganisation<br />
6. Projektplanung<br />
7. Termin-, Kosten- <strong>und</strong> <strong>Qualität</strong>splanung<br />
8. Ausschreibung <strong>und</strong> Vergabe<br />
9. Arbeitsvorbereitung<br />
10. Baustart<br />
11. Bauablaufkontrolle<br />
12. Abnahme, Vergabe<br />
13. Dokumentation<br />
14. Gewährleistung<br />
15. K<strong>und</strong>enbetreuung<br />
K<strong>und</strong>enzufriedenheit<br />
Wirtschaftlichkeit<br />
(Abb. 10) Elemente des <strong>Qualität</strong>smanagement-Handbuchs nach ISO 9001<br />
4.2.4. <strong>Qualität</strong>ssicherungsplan (QS-Plan)<br />
Der <strong>Qualität</strong>ssicherungsplan umfasst im Allgemeinen mehrere Projektpläne für die drei Bestandteile der <strong>Qualität</strong>ssicherung:<br />
<strong>Qualität</strong>splanung, <strong>Qualität</strong>slenkung <strong>und</strong> <strong>Qualität</strong>sprüfung. Er enthält in entsprechender Detaillierung zu<br />
den einzelnen <strong>Qualität</strong>ssicherungs-Aspekten die durchzuführenden <strong>Qualität</strong>ssicherungs -Maßnahmen mit Zuständigkeiten<br />
<strong>und</strong> Terminen. Zur Gesamtdarstellung aller Maßnahmen eignet sich sehr gut die gezeigte Matrixform<br />
eines Produkt-<strong>Qualität</strong>ssicherungsplans (Abb. 11). Wie der Name bereits andeutet, sind die zu den einzelnen <strong>Qualität</strong>smerkmalen<br />
durchzuführenden <strong>Qualität</strong>ssicherungs-Maßnahmen auf den zeitlichen Ablauf des Produktprozesses<br />
bezogen. In einem zusätzlichen Matrixteil ist die Zuständigkeit festgehalten.
(Abb. 11) Matrix eines Produkt-<strong>Qualität</strong>ssicherungsplan<br />
<strong>Claudia</strong> <strong>Hirsemann</strong> <strong>und</strong> Antje Schattel<br />
Projektsteuerung WS 2003/2004
<strong>Handlungsbereich</strong> B: <strong>Qualität</strong> <strong>und</strong> <strong>Quantität</strong><br />
4.2.5. <strong>Qualität</strong>ssicherung auf der Baustelle<br />
Die <strong>Qualität</strong>ssicherung auf der Baustelle ist gekennzeichnet durch die Durchsetzung der fehlerfreien Arbeit, Realisierung<br />
von anspruchsvollen Leistungsparametern <strong>und</strong> einer langen Lebensdauer der Bauwerke. Sich während der<br />
Baudurchführung ergebende Projektabweichungen bedürfen der Zustimmung des Projektleiters <strong>und</strong> einer gesonderten<br />
<strong>Qualität</strong>skontrolle. Die <strong>Qualität</strong> hat unmittelbaren Einfluss auf die Effektivität der Baustelle. Aktive Einflussnahme<br />
auf die <strong>Qualität</strong>ssicherung am eigenen Arbeitsplatz kann während der gesamten Bauzeit genommen werden<br />
durch:<br />
• Überprüfung der Voraussetzung für qualitätsgerechtes Arbeiten vor Aufnahme der Arbeit<br />
• Kontrolle von Vorleistungen auf fehlerhafte Ausführung als Voraussetzung für die eigene fehlerfreie Arbeit<br />
• Kontrolle der eigenen Arbeitsleistung auf fehlerfreie Ausführung vor Weitergabe an nachfolgende Gewerke<br />
• Konsequentes Aufzeigen von <strong>Qualität</strong>sverstößen <strong>und</strong> Mängeln im Arbeitsablauf in der Produktionsorganisation<br />
<strong>und</strong> Technologie <strong>und</strong> Veranlassung der schnellstmöglichen Beseitigung<br />
• Einflussnahme auf die strikte Einhaltung aller gesetzlichen <strong>und</strong> betrieblichen Bestimmungen, Weisungen<br />
<strong>und</strong> Standards bezüglich der <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
• Einflussnahme auf Ordnung <strong>und</strong> Sauberkeit am Arbeitsplatz<br />
Zu den Pflichten des Bauleiters gehört es, alle Hinweise <strong>und</strong> Kontrollergebnisse der Arbeiter gründlich auszuwerten<br />
<strong>und</strong> Maßnahmen zur ständigen Sicherung <strong>und</strong> Entwicklung der <strong>Qualität</strong> auf der Baustelle festzulegen. Jeder<br />
Leiter auf der Baustelle trägt für die Sicherung <strong>und</strong> Entwicklung der <strong>Qualität</strong> im jeweiligen Leistungsbereich eine<br />
hohe Verantwortung. Entstehender Ausschuss sowie Nacharbeiten <strong>und</strong> Garantieleistungen verursachen unnötige<br />
Kosten (siehe 7.3. Erfassung <strong>und</strong> Abrechnung der ANG-Kosten).<br />
4.2.6. Raumbuch<br />
Das Raumbuch bedarf besonderer Aufmerksamkeit <strong>und</strong> ist bei komplexen Projekten ein Muss. Nur ein vollständiges,<br />
komplexes, anwenderfreudiges Raumbuch hat einen Sinn. Es muss erstellt, fortgeschrieben <strong>und</strong> nach der<br />
Übernahme des Gebäudes vom Nutzer weitergeführt werden. Unabhängig davon, wer das Raumbuch erstellt <strong>und</strong><br />
fortschreibt (ob Architekt oder Projektsteuerer), im Sinne der HOAI §15 Absatz 2 handelt es sich um eine besondere<br />
Leistung, die eine zusätzliche Beauftragung <strong>und</strong> Honorierung mit sich bringt. Als Bestandteil der Gr<strong>und</strong>lagenermittlung<br />
<strong>und</strong> Vorplanung ist das Zusammenstellen des Raumprogramms (Flächenbedarf <strong>und</strong> Funktionalität sowie<br />
Abmaße, Flächenbeläge, Türen, Fenster, Sonderausstattungen) wichtig. Das Raumbuch wird als ein Katalog aller<br />
Einzelräume definiert, der die Massen (Flächen, Stückzahlen etc.) <strong>und</strong> alle Ausführungsdetails, wie Ausbaumaterialien<br />
<strong>und</strong> <strong>Qualität</strong>en sowie Installationsdetails beinhaltet. Diese Datenbank ist enorm wichtig für die Detailplanung<br />
des Objektes <strong>und</strong> für die Kostenkalkulation. Darüber hinaus werden die Informationen des Raumbuches als Basis<br />
für die Beauftragung der Ausbauarbeiten der Gewerke <strong>und</strong> die Bestellung von Materialien benötigt. Das Raumbuch<br />
ist das ideale Werkzeug eines Bauträgers, um mit seinen Bauherren die Ausstattung des zu bauenden Objektes<br />
abzusprechen. Das Raumbuch bietet folgende Vorteile:<br />
• Mengen- <strong>und</strong> Massenermittlung sowie Bestimmung des umbauten Raumes<br />
• Erstellung Leistungsverzeichnis auf Basis der ermittelten Werte<br />
• Darstellung aller beauftragten Leistungen<br />
• Darstellung aller abgerechneten Leistungen<br />
• Kostenverfolgung Raumweise möglich<br />
4.2.7. Bautagebuch<br />
Die mit der Bauleitung eines Bauwerks beauftragte Person (Architekt, Ingenieur, Polier …) ist zur sachgemäßen<br />
Führung eines Bautagebuches verpflichtet. Hierbei hat der Bauleiter wahrheitsgemäße Eintragungen über die täglichen<br />
Bauabläufe zu erfassen, damit auch nach Fertigstellung des Gebäudes exakte Angaben über die einzelnen<br />
Abläufe auf der Baustelle möglich sind. Der notwendige Inhalt der schriftlichen Aufzeichnungen eines Bautagebuchs<br />
ist bei allen genehmigungspflichtigen Bauvorhaben gemäß DIN 1045, Abschnitt 4 vorgeschrieben. Oftmals<br />
ist das Bautagebuch ein bedeutungsvolles Beweismittel bei der Klärung von Abrechnungsfragen <strong>und</strong> Streitigkeiten<br />
zwischen Bauherren <strong>und</strong> Unternehmen. Es kann der Stand der Leistungen <strong>und</strong> Fehlleistungen deutlich nachgewiesen<br />
werden. Zweck eines Bautagebuchs ist die genaue Dokumentation des Bauablaufs. Jede Besprechung <strong>und</strong><br />
jede Baustellenbegehung sollte mit Anlass des Besuchs, Datum, Ort <strong>und</strong> den anwesenden Firmen sowie die Anzahl<br />
der Mitarbeiter, der Bautenstand <strong>und</strong> äußere Bedingungen der Baustelle (z.B. Temperaturen, Feuchtigkeit<br />
o. ä.) schriftlich festgehalten werden. Nachfolgend eine Auflistung der Eintragungen in das Bautagebuch:<br />
• Wetter sowie Höchst- <strong>und</strong> Tiefstand der Temperaturen arbeitstäglich<br />
• Beginn <strong>und</strong> Ende der Arbeitsschicht täglich<br />
• Leistung der Arbeitnehmer, Anzahl beschäftigter Poliere <strong>und</strong> Facharbeiter usw.<br />
• Geleistete St<strong>und</strong>enlohnarbeiten<br />
Professor Dr.-Ing. Ingomar Belz
<strong>Claudia</strong> <strong>Hirsemann</strong> <strong>und</strong> Antje Schattel<br />
• Zugang, Einsatz, Abgang, Dauer von Ausfällen <strong>und</strong> dessen Ursache von Großgeräten<br />
• Eingang von Bauteilen, Materialien <strong>und</strong> Stoffen sowie den Lieferanten<br />
• Angaben über die Beschaffenheit des Baugr<strong>und</strong>es<br />
• Beginn <strong>und</strong> Ende einzelner Bauarbeiten <strong>und</strong> Bauabschnitte<br />
• Gr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Dauer von Unterbrechungen <strong>und</strong> Verzögerungen<br />
• Außergewöhnliche Ereignisse, wie Unfälle, Rutschungen Baueinstellung usw.<br />
• Abweichungen von genehmigten Bauzeichnungen mit Begründung <strong>und</strong> Genehmigung der Änderung<br />
• Vermerke über Aufmaße<br />
• Eingang von Ausführungszeichnungen, Änderungs- <strong>und</strong> Berichtigungsblättern<br />
• Aushändigung/Weiterleitung von Plänen an Arbeitnehmer<br />
• Hinweise auf Anordnungen der Bauüberwachung <strong>und</strong> auf wichtige Vereinbarungen mit dem Arbeitgeber<br />
• Wichtige mündliche Weisungen (VOB)<br />
• Besuche <strong>und</strong> Baustellenbegehung von Bauherrn <strong>und</strong> Firmenvertretern<br />
� Eintragung wichtiger Ereignisse von Bevollmächtigten unterzeichnen/gegenzeichnen lassen<br />
4.3. <strong>Qualität</strong>splanung<br />
Die <strong>Qualität</strong>splanung umfasst die Auswahl, Klassifizierung <strong>und</strong> Gewichtung der <strong>Qualität</strong>smerkmale sowie die<br />
schrittweise Konkretisierung aller Einzelanforderungen an die Beschaffenheit der Leistung des Produktes mit dem<br />
Ziel, die Realisierungsmaßnahmen möglichst genau zu spezifizieren. Folgende sind wichtige <strong>Qualität</strong>smerkmale:<br />
• Funktionserfüllung<br />
• Benutzungsfre<strong>und</strong>lichkeit<br />
• Zuverlässigkeit<br />
• Wartungsfre<strong>und</strong>lichkeit<br />
4.4. <strong>Qualität</strong>ssteuerung/-lenkung<br />
<strong>Qualität</strong>slenkung sind vorbeugende, überwachende <strong>und</strong> korrigierende Tätigkeiten bei der Realisierung eines Projektes<br />
mit dem Ziel, die <strong>Qualität</strong>sanforderungen zu erfüllen. Die <strong>Qualität</strong>slenkung befasst sich mit den organisatorischen<br />
Festlegungen für das Erreichen der festgelegten Produktqualität<br />
4.4.1. Ausführungsplanung<br />
Unter diesem Begriff verbirgt sich eine Vielfalt von Entwicklungsbestimmungen, z.B. für:<br />
• Prozessorganisation<br />
• Entwicklungsorganisation <strong>und</strong> Zuständigkeiten<br />
• <strong>Qualität</strong>ssicherungsplan (Abb. 11)<br />
• Inspektionen (Reviews)<br />
• <strong>Qualität</strong>s-Audits<br />
• Fehlermeldungswesen <strong>und</strong> Fehlerbehebung<br />
• <strong>Qualität</strong>sberichterstellung<br />
• Werkzeuge <strong>und</strong> Entwicklungsmethoden etc.<br />
Für die Ausführungsplanung sind abhängig von der Größe <strong>und</strong> dem Umfang des Projektes ausführliche Richtlinienwerke<br />
nötig. Häufig existieren meist Rahmenrichtlinien für die <strong>Qualität</strong>ssicherung, die durch spezifische Richtlinien<br />
für die einzelnen Projekte zu detaillieren <strong>und</strong> ergänzen sind (siehe 4.2.3 <strong>Qualität</strong>smanagement-Handbuch<br />
<strong>und</strong> 4.2.4 <strong>Qualität</strong>ssicherungs-Plan sowie 4.6.1 <strong>Qualität</strong>smanagement-Plan).<br />
4.4.2. Ausführungsüberwachung<br />
Für die <strong>Qualität</strong>sprüfung ist eine Überwachung nach folgenden Schwerpunkten vorzunehmen:<br />
• Sind die qualitätssichernden Maßnahmen durchgeführt worden? Eine zunächst statische Betrachtung.<br />
• Sind bei der Durchführung der <strong>Qualität</strong>ssicherungs-Maßnahmen Probleme entstanden, die noch eine Leistungsentscheidung<br />
erfordern?<br />
• Haben sich in der Durchführung der qualitätssichernden Maßnahmen Schwächen gezeigt, die für die Zukunft<br />
beseitigt werden sollen? Z.B. bestimmte Stellen wurden nicht zu den Inspektionen geladen, die Vorbereitung<br />
der Inspektionsteilnehmer lässt zu wünschen übrig, etc.<br />
Projektsteuerung WS 2003/2004
<strong>Handlungsbereich</strong> B: <strong>Qualität</strong> <strong>und</strong> <strong>Quantität</strong><br />
4.4.3. Ausführungskorrektur<br />
Bei Bedarf sind Korrekturen <strong>und</strong>/oder Verbesserungen nach dem Check der Überwachungsergebnisse einzuleiten.<br />
Solche können z.B. sein:<br />
• Es ist für die konsequente Durchführung der <strong>Qualität</strong>ssicherungs-Maßnahmen zu sorgen bzw. sind ausstehende<br />
nachzuholen.<br />
• Ausstehende Leistungsentscheidungen müssen herbeigeführt werden. (Aufgabe des Projektsteuerers)<br />
• Für ein bestimmtes Gebiet ist eine „<strong>Qualität</strong>sgruppe“ mit bestimmten Zielen einzurichten.<br />
• Projektbesprechungen sind besser vorzubreiten. (Aufgabe des Projektsteuerers)<br />
4.5. <strong>Qualität</strong>skontrolle<br />
Die Durchführung der organisatorischen Festlegung zur <strong>Qualität</strong>ssicherung <strong>und</strong> ihre Wirkung auf die Produktqualität<br />
ist von Zeit zu Zeit zu prüfen. Die <strong>Qualität</strong>skontrolle, eine Feststellung, inwieweit eine Einheit die <strong>Qualität</strong>sanforderungen<br />
erfüllt worden sind, ist vorzunehmen. Dabei sollen nicht nur die wesentlichen Unterschiede der Realisierung<br />
der <strong>Qualität</strong>ssicherung zu den organisatorischen Festlegungen ermittelt werden, sondern auch die Schwachstellen,<br />
die in dem Verfahren zur <strong>Qualität</strong>ssicherung liegen. Je nach Umfang solcher Untersuchungen kann dafür<br />
ein <strong>Qualität</strong>s-Audit durchgeführt oder eine <strong>Qualität</strong>sgruppe eingesetzt werden.<br />
4.5.1. <strong>Qualität</strong>s-Audits<br />
Mit dem <strong>Qualität</strong>s-Audit wird das ordnungsgemäße Anwenden der <strong>Qualität</strong>ssicherungsverfahren überprüft. Ein<br />
solches Audit dient nicht zum Nachweis der Produkt-(Erzeugnis-)<strong>Qualität</strong>.<br />
4.5.2. <strong>Qualität</strong>sgruppen<br />
<strong>Qualität</strong>sgruppen stellen ein wirksames Mittel dar, innerhalb einer Organisationseinheit Abläufe, Arbeitsplätze,<br />
Methoden <strong>und</strong> Werkzeuge auf ihre Wirksamkeit zu untersuchen <strong>und</strong> daraus Verbesserungen zu erarbeiten. <strong>Qualität</strong>sgruppen<br />
bestehen im Allgemeinen aus Mitarbeitern, die aus eigenem Interesse zusammenkommen, um<br />
Schwachstellen aus dem eigenen Bereich zu analysieren <strong>und</strong> Abhilfemaßnahmen zu erarbeiten. Eine <strong>Qualität</strong>sgruppe<br />
soll sich besonders solchen Aufgaben widmen, die sie selbst am eigenen Arbeitsplatz, in der eigenen<br />
Dienststelle realisieren kann.<br />
4.5.3. Überwachende Tätigkeiten auf der Baustelle<br />
Es gibt eine Vielzahl von Beteiligten am Bau, die überwachende <strong>und</strong> kontrollierende Funktionen, auch hinsichtlich<br />
der <strong>Qualität</strong> des Baus, wahrnehmen:<br />
• Prüfingenieur für Baustatik Prüfung der Tragwerksplanung bezüglich der öffentlich-rechtlichen Anforderungen<br />
an Standsicherheit, Brandschutz <strong>und</strong> Schallschutz<br />
• Projektsteuerer Kontrolle Einhaltung von Terminen <strong>und</strong> Kosten sowie Koordinierung der<br />
Planungen <strong>und</strong> Ausführung des Bauvorhabens<br />
• Sicherheits- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitskoordinator<br />
• Bauleitung <strong>und</strong> Bauüberwachung<br />
Professor Dr.-Ing. Ingomar Belz<br />
Sicherung eines möglichst gefährdungsfreien Ablauf auf der Baustelle<br />
Prüfung der vorhandenen Planungsunterlagen<br />
Prüfung der Ausführung des Projektes bezüglich der Übereinstimmung mit<br />
den Unterlagen (mit dem Projektsteuerer zusammen)<br />
Prüfung <strong>und</strong> Abnahme der vertraglich zugesicherten <strong>und</strong> der tatsächlich<br />
erbrachten Leistungen<br />
Dokumentation <strong>und</strong> Koordinierung der Baustelle<br />
Aufmaß <strong>und</strong> Abrechnung<br />
Mangelmanagement<br />
Kostenkontrolle (mit dem Projektsteuerer zusammen)
4.5.4. Baubegleitende <strong>Qualität</strong>süberwachung (BQÜ)<br />
<strong>Claudia</strong> <strong>Hirsemann</strong> <strong>und</strong> Antje Schattel<br />
Da sich bei einem Bauprojekt die Faktoren Preis-Termin-<strong>Qualität</strong> zwangsläufig gegenseitig beeinflussen, indem<br />
neben der Einhaltung des Baukostenrahmens <strong>und</strong> der termingerechten Fertigstellung des Bauvorhabens auch die<br />
geforderte Bauqualität als „Randbedingung“ eingehalten werden muss, soll eine baubegleitende <strong>Qualität</strong>süberwachung<br />
(BQÜ) es ermöglichen Schadenspotenzial rechtzeitig zu erkennen. Damit ist es möglich Mängel <strong>und</strong> Schäden<br />
sowie Kosten für deren Beseitigung zu vermeiden. Mängel <strong>und</strong> Schäden am <strong>und</strong> im Bauwerk verringern sich<br />
erfahrungsgemäß, wenn die Planung <strong>und</strong> die Bauausführung einer unabhängigen Kontrolle durch die BQÜ unterzogen<br />
werden.<br />
Die BQÜ ist nicht eindeutig geregelt <strong>und</strong> es sind keine speziellen Vorgehensweisen zur Vorbereitung <strong>und</strong> Durchführung<br />
der BQÜ festgelegt. „Nach einer Definition der Rechtssprechung schuldet der baubegleitende <strong>Qualität</strong>süberwacher<br />
eine Leistung, die geeignet ist, rein technisch ein möglichst einwandfreies Bauwerk entstehen zu lassen.<br />
(OLG Dresden, Urteil vom 26.10.2000, 7 U 1525/00)“. Selbst bereits zur Verfügung stehende Checklisten<br />
müssen aufgr<strong>und</strong> der unterschiedlichen Randbedingungen der einzelnen Bauvorhaben jeweils gesondert aufbereitet<br />
werden. Zielsetzungen der BQÜ sind folgende:<br />
• Steigerung der Objektqualität<br />
• Verringerung von Mängeln <strong>und</strong> Schäden am Bauwerk<br />
• Verbesserung der Bauqualität<br />
• Vermeidung von Mehrkosten bei vorzunehmender Mängelbeseitigung<br />
Daraus ergeben sich:<br />
• Herabsetzung von Nachbesserungskosten<br />
• Minimierung von Zeitverzögerungen<br />
• Vermeidung von Garantieansprüchen <strong>und</strong> gerichtlichen Auseinandersetzungen<br />
� Zufriedenheit bei der Bauherrschaft<br />
Der Aufgabenbereich der BQÜ überschneidet sich mit vielen anderen der am Bau Beteiligten, u. a. mit der Bauleitung<br />
<strong>und</strong> der Projektsteuerung. Abhängig vom Bauvorhaben <strong>und</strong> der vertraglichen Vereinbarungen kann das Tätigkeitsfeld<br />
der BQÜ sehr umfassend sein. Der baubegleitende <strong>Qualität</strong>süberwacher ist der Einzige am Bau Mitwirkende<br />
der unabhängig tätig ist. Er ist frei von Arbeiten, die unmittelbar die Herstellung des Bauvorhabens betreffen.<br />
Somit ist er gr<strong>und</strong>legend geeignet, den gesamten Entstehungsprozess des Projektes unabhängig zu bewerten <strong>und</strong><br />
die ausgeführte <strong>Qualität</strong> stichprobenartig zu überwachen. Arbeiten die nach HOAI §15 Absatz 2 unter die Leistungsphase<br />
acht fallen, könnten aus Kostengründen allein dem baubegleitenden <strong>Qualität</strong>süberwacher übertragen<br />
werden. Als Aufgaben der BQÜ lassen sich folgende aufführen:<br />
• Überwachung von Planung, Ausführung <strong>und</strong> der Bauleitung zur Minimierung von Mängeln <strong>und</strong> Schäden<br />
am Bauwerk <strong>und</strong> dementsprechend zur Verbesserung der Bauqualität<br />
• Mängelbeanstandung gegenüber den bauausführenden Firmen<br />
• Veranlassung der Mängelbeseitigung<br />
• Vermeidung von gerichtlichen Auseinandersetzungen aufgr<strong>und</strong> der möglichen nachträglichen Mangelbeseitigungs<br />
-Maßnahmen<br />
• Förderung der konstruktive n Zusammenarbeit aller Beteiligten<br />
• Beratung des Auftraggebers in formaljuristischen Schritten, z.B. Bedeutung Mängelrüge oder Fristsetzung<br />
� Häufige Baustellenbegehungen <strong>und</strong> Dokumentation der Baustelle erforderlich (trotzdem keine ständige<br />
Anwesenheitspflicht)<br />
Vertragliche Regelungen mit baubegleitenden <strong>Qualität</strong>süberwachern sind nicht gesetzlich geregelt, sondern müssen<br />
möglichst ausführlich <strong>und</strong> detailliert fixiert werden. Angefangen von der Kontrolle einzelner Gewerke bis hin zur<br />
Überwachung des gesamten Bauvorhabens kann das Tätigkeitsfeld der BQÜ alles umfassen. Hauptsächliches<br />
Merkmal der BQÜ ist die „Überwachung“, d.h. die Überprüfung der Planungen (Baugenehmigungsplanung <strong>und</strong><br />
Leistungsbeschreibungen) <strong>und</strong> deren Umsetzung anhand der abgeschlossenen Bauverträge. Demnach kann die<br />
Überwachung während der Planungs- <strong>und</strong> Bauphase als „baubegleitend“ definiert werden.<br />
4.5.5. Mögliche Schwachstellen der <strong>Qualität</strong>skontrolle auf Baustellen<br />
Die Überwachung der qualitativ richtigen Ausführung von Bauprozessen <strong>und</strong> Bauabschnitten erfolgt in der Regel<br />
nur per Augenschein des Bauleiters/Verantwortlichen <strong>und</strong> findet mehr oder weniger regelmäßig statt. Eine konzeptionell<br />
ausgestaltete <strong>Qualität</strong>ssicherung findet noch zu wenig Anwendung. Mögliche Folgen:<br />
• Garantieansprüche nach Vollendung des Bauwerkes<br />
• Preisnachlässe<br />
• Verschlechterung des Image<br />
• Zahlungsverzögerungen<br />
Projektsteuerung WS 2003/2004
<strong>Handlungsbereich</strong> B: <strong>Qualität</strong> <strong>und</strong> <strong>Quantität</strong><br />
4.6. Weiterentwicklung des <strong>Qualität</strong>smanagementgedankens<br />
4.6.1. <strong>Qualität</strong>smanagementplan (QM-Plan)<br />
Durchschnittlich sind an der Erstellung eines modernen Verwaltungsgebäudes 70 bis 90 Partner beteiligt (Planer,<br />
Architekten <strong>und</strong> Ingenieure, Gewerke <strong>und</strong> z. T. auch Baustofflieferanten). Damit liegt der Schwerpunkt der <strong>Qualität</strong>smanagementaufgabe<br />
eindeutig im Bereich der Absicherung der Schnittstellen der am Bau Beteiligten. Das<br />
<strong>Qualität</strong>smanagement hat deshalb in erster Linie für einen geregelten Informations- <strong>und</strong> Materialfluss zu sorgen.<br />
Erschwert wird diese Aufgabe durch wechselnde Bauaufgaben, Baustellen <strong>und</strong> Partner <strong>und</strong> deren Zuständigkeiten.<br />
Die DIN EN ISO 9001 hält zu dieser Problemlösung den <strong>Qualität</strong>smanagementplan bereit, der projektbezogen zu<br />
erstellen ist. Der <strong>Qualität</strong>smanagementplan enthält alle qualitätsrelevanten Angaben, die in der allgemeinen <strong>Qualität</strong>smanagement-System-Beschreibung<br />
nicht enthalten sind. Er systematisiert projektbezogen die Aktivitäten zur<br />
Sicherung der Bauqualität, wozu im Wesentlichen gehören:<br />
• Projektdaten, Bauwerkbeschreibung<br />
• Am Bau Beteiligte (Bauherr, Planer, Gewerke)<br />
• Regelung der Zuständigkeiten einschließlich der Mängelbehandlung<br />
• Projektbezogene gültige Vorschriften<br />
• Projektbezogene Dokumente (Projekthandbuch, Ausschreibung, Vertrag, Planungs- <strong>und</strong> Ausführungsunterlagen,<br />
Terminplan, Baustelleneinrichtungsplan, Baustellenordnung, etc.) einschließlich der Archivierung<br />
• Projektbezogene Arbeitsanweidungen<br />
• Projektbezogene <strong>Qualität</strong>snachweise (Bautagebuch, Lieferscheine, Abnahmeprotokolle, Gütenachweise,<br />
Prüfzeugnisse, Fotodokumentation) einschließlich der Archivierung<br />
• Projektbesprechungen mit Protokollen<br />
• Projektbezogene Einweisung von Nachunternehmern <strong>und</strong> Mitarbeitern<br />
• Projektbezogene Regelungen bezüglich der Bauwerkerhaltung einschließlich Pflege-, Wartungs- <strong>und</strong><br />
Gebrauchsanweisungen<br />
4.6.2. Schematische Ansätze<br />
Managementmodell<br />
Umsetzungshilfe zur Realisierung des Konzeptes<br />
Managementsystem<br />
Real existierende Strukturen, Prozesse <strong>und</strong> Abläufe innerhalb eines<br />
Unternehmens<br />
(Abb. 12) Managementmodelle <strong>und</strong> –systeme im Zusammenhang<br />
Phase 1<br />
<strong>Qualität</strong>skontrolle<br />
Zwischenkontrolle durch den Bauunternehmer<br />
Endkontrolle durch Beauftragte des Bauherrn<br />
<strong>Qualität</strong>ssteigerung durch Ausbildung <strong>und</strong> pro-<br />
duktbezogenen Güteschutz<br />
Professor Dr.-Ing. Ingomar Belz<br />
ISO 9001-9003<br />
etc.<br />
<strong>Qualität</strong>smanagementsystem<br />
bei Unternehmen XYZ
Phase 2<br />
<strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
Systembezogene (bereichsübergreifende) <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
in Ergänzung zu produktbezogenen<br />
Insellösungen<br />
Präventives (vorbeugendes) Konzept zur Fehlervermeidung<br />
Einbindung von Planung <strong>und</strong> Konstruktion sowie<br />
Bauausführung<br />
Phase 3<br />
<strong>Qualität</strong>smanagement<br />
Umfassendes <strong>Qualität</strong>smanagement (statt produktbezogenem<br />
Güteschutz) mit:<br />
• Verpflichtung der Leitung zur Festlegung <strong>und</strong> Einhaltung<br />
der <strong>Qualität</strong>spolitik<br />
• Einbindung aller Mitarbeiter <strong>und</strong> aller Abläufe in<br />
das QM-System von der Projektentwicklung bis zur<br />
Projektbetreuung über die Abnahme hinaus<br />
Bauwerkqualität durch Unternehmensqualität<br />
(Abb. 13) Weiterentwicklung des <strong>Qualität</strong>sgedankens (schematisch)<br />
5. Einflussfaktoren auf die <strong>Qualität</strong><br />
Einhaltung des<br />
Projektterminrahmens<br />
(Abb. 14) Einflussfaktoren auf die <strong>Qualität</strong><br />
Funktionstüchtige <strong>und</strong> den qualitativen Anforderungen<br />
entsprechende Anlage/Gebäude<br />
Termine/<br />
Kapazitäten<br />
Mängel der<br />
Lieferungen<br />
<strong>und</strong> Leistungen<br />
QUALITÄT<br />
Projektmanagement<br />
Planung, Überwachung<br />
<strong>und</strong> Steuerung der<br />
Projektabwicklung<br />
Kosten<br />
<strong>Claudia</strong> <strong>Hirsemann</strong> <strong>und</strong> Antje Schattel<br />
Wirtschaftliches<br />
Projektergebnis<br />
Projektsteuerung WS 2003/2004
<strong>Handlungsbereich</strong> B: <strong>Qualität</strong> <strong>und</strong> <strong>Quantität</strong><br />
6. <strong>Qualität</strong>smängel<br />
6.1. Ursache <strong>und</strong> Arten der <strong>Qualität</strong>smängel<br />
<strong>Qualität</strong>smängel entstehen dann, wenn das Produkt oder die Dienstleistung nicht den geforderten <strong>und</strong> festgelegten<br />
Anforderungen entspricht. Es sind Abweichungen von vorher definierten <strong>Qualität</strong>szielen, die den Toleranzbereich<br />
der Soll-Ist-Differenenz überschreitet (Abb. 15). Wird ein Mangel aufgr<strong>und</strong> von <strong>Qualität</strong>smanagement auf der Baustelle<br />
frühzeitig/rechtzeitig erkannt, so kann dieser durch Nacharbeit zu einem Mehrkostenaufwand korrigiert werden.<br />
Es werden sowohl Planungsfehler, Ausführungsfehler, Materialfehler <strong>und</strong> der Verfall als <strong>Qualität</strong>smängel im<br />
Bauwesen definiert. Somit sind nicht nur rein technische Fehler als Mängel zu betrachten.<br />
„zu schlechte <strong>Qualität</strong>“<br />
Professor Dr.-Ing. Ingomar Belz<br />
Mindestwert Sollwert Höchstwert<br />
Ist-Zustand <strong>Qualität</strong> Ist-Zustand<br />
<strong>Qualität</strong> <strong>Qualität</strong><br />
Fehler Fehler<br />
Toleranzbereich<br />
<strong>Qualität</strong><br />
(Abb. 15) Diagramm Toleranzbereich <strong>Qualität</strong> (schematisch)<br />
6.2. Mängelbeseitigungsablauf bei einem VOB-Vertrag<br />
MANGEL<br />
Beseitigung<br />
möglich<br />
Beseitigung<br />
unmöglich<br />
Unverhältnismäßiger<br />
Aufwand<br />
Für Arbeitgeber<br />
unzumutbar<br />
(Abb. 16) Schema zum Mängelbeseitigungsablauf<br />
6.3. Mängelrüge<br />
Verlangen der Nachbesserung<br />
Mangel<br />
beseitigt<br />
Frist<br />
abgelaufen<br />
Arbeitnehmer<br />
Verweigert<br />
Dringlichkeit<br />
„zu gute <strong>Qualität</strong>"<br />
Wird ein Mangel am Bauwerk rechtzeitig erkannt, so kann dieser dem jeweiligen Verantwortlichen durch eine Mängelrüge<br />
vor Abnahme der Leistung mitgeteilt werden, um eine sofortige Behebung der ausgeführten fehlerhaften<br />
Arbeiten zu einem Mehrkostenaufwand der entsprechende Firma/ Gewerke zu ermöglichen. Sollten die Mängel<br />
erst nach der Abnahme des Bauabschnittes erfasst werden, dann sind diese hervorgetretenen Mängel, die auf<br />
vertragswidrige Leistungen zurückzuführen sind, innerhalb der Verjährungsfrist (Garantie), auf Kosten der verantwortlichen<br />
Firmen/Gewerke zu beseitigen.<br />
Anspruch auf Vorschuss<br />
der zu erwartenden Kosten<br />
Ersatzvornahme<br />
Schadensersatz nach<br />
Schadensersatzanspruch
7. <strong>Qualität</strong>skosten<br />
7.1. Gegenseitige Beeinflussung von Kosten – Terminen – <strong>Qualität</strong><br />
<strong>Claudia</strong> <strong>Hirsemann</strong> <strong>und</strong> Antje Schattel<br />
<strong>Qualität</strong>skosten stellen notwendige Informationen für die Unternehmensführung dar. Das klare Definieren der <strong>Qualität</strong>skostenelemente<br />
<strong>und</strong> deren eindeutiges Erfassen sind Voraussetzung für eine aussagefähige Analyse von<br />
Schwachstellen – um die Produktionskosten zu optimieren. Die gegenseitige Beeinflussung von Kosten, Terminen<br />
<strong>und</strong> <strong>Qualität</strong> sind wichtige Faktoren des <strong>Qualität</strong>smanagements (Abb. 16). Nicht geplante Arbeitsleistung oder Zeitverschiebung<br />
aufgr<strong>und</strong> eines unvorhergesehenen Ereignisses sind Störungen des Ablaufes <strong>und</strong> damit ein Mehrkostenaufwand<br />
auch in Bezug auf die <strong>Qualität</strong> des Projektes.<br />
Termine<br />
Dauer<br />
(Abb. 17) Das Projektrad<br />
(1) Produktivität<br />
(2) Effektivität<br />
(3) Kapazität<br />
7.2. Arten <strong>und</strong> Definitionen der <strong>Qualität</strong>skosten<br />
Die <strong>Qualität</strong>skosten werden heute übereinstimmend in nachstehende unterteilt:<br />
• Fehlerverhütungskosten<br />
• Prüfkosten<br />
• Fehler- <strong>und</strong> Ausfallkosten<br />
Problematisch ist das Zuordnen der einzelnen Kostenelemente zu diesen drei Kostenkategorien. Bestimmte Kostenelemente<br />
sind eindeutig einer Kostenkategorie zuzuordnen. Jedoch gibt es Fälle, bei denen das Kostenelement<br />
sowohl der einen <strong>und</strong> als auch der anderen Kostenkategorie zugeordnet werden kann.<br />
7.2.1. Fehlerverhütungskosten<br />
<strong>Qualität</strong><br />
Ergebnis<br />
(1) (2)<br />
Projekt<br />
(3)<br />
Kosten<br />
Aufwand<br />
Unter Fehlerverhütungskosten fallen alle „vorbeugenden“ Maßnahmen zur Sicherung der Produktqualität. Folgende<br />
Kostenelemente können der Fehlerverhütung üblicherweise zugeordnet werden:<br />
• <strong>Qualität</strong>splanung<br />
• <strong>Qualität</strong>slenkung<br />
• Inspektion von Dokumenten<br />
• Prüfplanung<br />
• Kontrolle von Konstruktions- <strong>und</strong> Fertigungsunterlagen<br />
• Lieferantenbeurteilung<br />
• Erstellung technischer Liefer- <strong>und</strong> Abnahmebedingungen<br />
• <strong>Qualität</strong>s-Audits<br />
Projektsteuerung WS 2003/2004
<strong>Handlungsbereich</strong> B: <strong>Qualität</strong> <strong>und</strong> <strong>Quantität</strong><br />
7.2.2. Prüfkosten<br />
Prüfkosten fallen beim „Durchführen von <strong>Qualität</strong>sprüfungen“ an Produkten an. Den Prüfkosten sind folgende Kostenelemente<br />
zuzuordnen:<br />
• Wareneingangsprüfungen<br />
• Fertigungsprüfungen<br />
• K<strong>und</strong>enabnahmeprüfungen<br />
• Laboruntersuchungen<br />
• <strong>Qualität</strong>sgutachten<br />
• Mess- <strong>und</strong> Prüfmittelkosten<br />
• Instandhaltungskosten für Mess- <strong>und</strong> Prüfgeräte<br />
• Dauer-, Last- <strong>und</strong> Wärmetests<br />
7.2.3. Fehler- <strong>und</strong> Ausfallkosten<br />
Fehler- <strong>und</strong> Ausfallkosten entstehen durch Aufwendungen für das „Beseitigen von Fehlern“ <strong>und</strong> für „Gewährleistungen“.<br />
Zu den Fehler- <strong>und</strong> Ausfallkosten sind folgende Kostenelemente zu rechnen:<br />
• Wiederholungsprüfungen<br />
• Gewährleistungskosten<br />
• Produzentenhaftungskosten<br />
• Ausschusskosten<br />
• Nacharbeitskosten<br />
• Wertminderungen<br />
• <strong>Qualität</strong>sbedingte Produktionsausfallzeiten<br />
7.3 Erfassung <strong>und</strong> Abrechnung der Ausschuss -, Nach- <strong>und</strong> Garantieleistungs-Kosten (ANG-Kosten)<br />
Untrennbarer Bestandteil der qualitätssichernden Maßnahmen auf der Baustelle ist die ordnungsgemäße Erfassung<br />
<strong>und</strong> Abrechnung der Ausschuss -, Nach- <strong>und</strong> Garantieleistungs-(ANG)-Kosten. ANG-Kosten sind Kosten <strong>und</strong><br />
Erlösschmälerungen, die bei der Durchführung des Bauprozesses entstehen bzw. durch folgende Elemente verursacht<br />
werden:<br />
• Fehlerhafte Arbeit<br />
• Fehlerhafte Materialien <strong>und</strong> Zulieferungen<br />
• Fehlerhafter Transport <strong>und</strong> Lagerung der Materialien<br />
• Mängel in der Technologie <strong>und</strong> den Verfahren<br />
ANG-Kosten sind einerseits nach Bauwerken (Kostenträgern) <strong>und</strong> zum anderen nach Fehlerarten <strong>und</strong> –ursachen<br />
mengen- <strong>und</strong> wertmäßig zu erfassen. Zu berücksichtigende Fehlerarten sind folgende:<br />
• Fehlerhafte Arbeitsmittel<br />
• Fehlerhaftes Material<br />
• Fehlerhafte Produktionsvorbereitung<br />
• Unsachgemäße Lagerung <strong>und</strong> Transport auf der Baustelle<br />
• Mängel in der Produktionsorganisation während der Baudurchführung<br />
• Fehlerhafte Arbeit der Produktionsarbeiter<br />
Zu den ANG-Kosten gehören:<br />
1. Kosten für Ausschuss, wenn unfertige <strong>und</strong> fertige Bauleistungen nicht mehr einsetzbar oder verwertbar<br />
sind sowie es entweder technische unmöglich oder ökonomisch nicht vertretbar ist, die geforderten<br />
Gebrauchseigenschaften durch Nacharbeit zu erreichen.<br />
2. Kosten für Nacharbeit, d.h. Kosten für die Beseitigung oder Verringerung von <strong>Qualität</strong>smängeln an noch<br />
nicht an den Auftraggeber übergebenen Bauleistungen. Nacharbeiten sind noch vor der Übergabe der<br />
Bauwerke an den Auftraggeber auszuführen.<br />
3. Kosten für Garantieleistungen, die nach dem Absatz der Erzeugnisse <strong>und</strong> Leistungen innerhalb der gesetzlichen<br />
Garantiefrist entstehen.<br />
4. <strong>Qualität</strong>sbedingte Erlösschmälerungen, z.B. infolge der Herabsetzung der Preise (Preisabschläge, Preisnachlässe),<br />
Vertragsstrafen <strong>und</strong> Schadenersatz aufgr<strong>und</strong> aufgetretener anerkannter <strong>Qualität</strong>smängel.<br />
5. Kosten für Schäden <strong>und</strong> Verluste aus innerbetrieblichem Transport, z.B. des Transports zwischen <strong>und</strong> auf<br />
Baustellen.<br />
Professor Dr.-Ing. Ingomar Belz
<strong>Claudia</strong> <strong>Hirsemann</strong> <strong>und</strong> Antje Schattel<br />
Alle von den Bauleitern, Meistern, etc. festgestellten Mängel in der Bauausführung sind durch die Eintragung in das<br />
Bautagebuch (siehe 4.2.7. Bautagebuch) oder durch Mängelverzeichnisse zu belegen.<br />
8. Rechtliche Rahmenbedingungen im <strong>Qualität</strong>smanagement<br />
8.1. Allgemeine Ansprüche<br />
Im Bereich des <strong>Qualität</strong>smanagements stehen die rechtlichen Rahmenbedingungen nicht im Vordergr<strong>und</strong>. Dennoch<br />
gilt, dass im Falle eines Verstoßes gegen rechtliche Bestimmungen mit erheblichen Sanktionen zu rechnen<br />
ist. Werden im Vorhinein zugesicherte <strong>Qualität</strong>saspekte nicht erfüllt, bleibt also der vom K<strong>und</strong>en gewünschte Nutzen<br />
aus oder tritt ein Schaden ein, haftet der Produzent in beiden Fällen. Die wirtschaftlichen Einbußen (Umsatzrückgang,<br />
schlechtere Marktstellung, Imageverlust, kostenintensive Rückrufaktion), ausgelöst durch ein fehlerhaftes<br />
Produkt, sind hinlänglich bekannt. Im Rahmen der rechtlichen Folgen ist zwischen den zivilrechtlichen <strong>und</strong> den<br />
strafrechtlichen Konsequenzen zu unterscheiden (Abb. 17).<br />
nicht rechtlich<br />
Folgen fehlerhafter Produkte<br />
rechtlich<br />
Wirtschaftliche Verluste Zivilrecht Strafrecht<br />
Einbußen an:<br />
- Umsatz<br />
- Marktstellung<br />
- Image Gewährleistung<br />
Mängelausgleich<br />
- Minderung<br />
- Wandlung<br />
- Ersatzlieferung<br />
(Abb. 18) Übersicht zu den Folgen fehlerhafter Produkte<br />
8.2. Zivilrecht<br />
Produkthaftung<br />
Schadenersatz für:<br />
- Personenschäden<br />
- Sachschäden<br />
- Vermögensschäden<br />
Strafrechtliche<br />
Produkthaftung<br />
Sanktionen<br />
- Freiheitsstrafe<br />
- Geldstrafe<br />
Zunächst ist die Gewährleistungspflicht von besonderer Bedeutung. Sollte ein fehlerhaftes Produkt bzw. eine mangelhafte<br />
Dienstleistung vorliegen, kann der K<strong>und</strong>e aufgr<strong>und</strong> der vorhandenen vertraglichen Beziehung zum Lieferanten<br />
Ansprüche im Rahmen der Gewährleistung geltend machen, anzusehen als Ersatzpflicht an der gelieferten<br />
Sache. Entspricht die erbrachte Leistung nicht den vorher festgelegten Anforderungen, ergibt sich für den Produzenten<br />
eine Gewährleistungspflicht auf Nachbesserung des mangelhaften Gegenstandes/Produktes.<br />
Die Produkthaftung ist als Schadensersatzhaftung für durch ein Produkt ausgelöste Schäden zu verstehen. Zu<br />
beachten ist die in diesem Zusammenhang bestehende Beweislastumkehr, wonach es dem Produzenten obliegt,<br />
nachzuweisen, dass ihn am Produktfehler <strong>und</strong> dem daraus resultierenden Schaden kein Verschulden trifft. Gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
sind auf dem Gebiet der Produkthaftung die folgenden vier allgemeinen Haftungsgr<strong>und</strong>lagen zu unterscheiden:<br />
• Die vertragliche Zusicherungshaftung.<br />
• Die Haftung wegen schuldhafter Vertragsverletzung<br />
Projektsteuerung WS 2003/2004
<strong>Handlungsbereich</strong> B: <strong>Qualität</strong> <strong>und</strong> <strong>Quantität</strong><br />
• Die deliktische Produkthaftung gemäß § 823 Abs. 1 BGB<br />
• Die Haftung nach dem Produkthaftungsgesetz (ProdHaftG)<br />
8.3. Strafrecht<br />
Die rechtliche Gr<strong>und</strong>lage bildet das Strafgesetzbuch (StGB), welches im Wesentlichen zwischen Fahrlässigkeits-<br />
<strong>und</strong> Vorsatzdelikten unterscheidet. In einem schwerwiegenden Falle hat ein Unternehmens mit erheblichen Geldbußen<br />
<strong>und</strong>/oder Haftstrafen zu rechnen, da sowohl der einzelne Mensch <strong>und</strong> als auch das gesamte Unternehmen<br />
strafrechtsfähig sind.<br />
9. <strong>Quantität</strong><br />
9.1. Definition „<strong>Quantität</strong>“<br />
<strong>Quantität</strong>, aus dem lateinischen für „Größe, Umfang“ abgeleitet, wird vor allem als Massenermittlung, Massenkontrolle<br />
<strong>und</strong> Massensicherung gesehen. Bei der Bemessung der <strong>Quantität</strong> ist wichtig, dass sie durch einen konkreten<br />
numerischen Wert ausgedrückt werden kann.<br />
9.2. Quantity Surveyor<br />
In Deutschland fällt die Massenermittlung in den Aufgabenbereich des Planers oder des Projektsteuerers. Die Verwendung<br />
von Kennzahlen, Erfahrungswerten <strong>und</strong> Plausibilitätsprüfungen sollen in Deutschland eine annähernde<br />
Massensicherheit gewährleisten. Es kommt zur Pauschalisierung der Vergabesummen. Dies ist immer noch der<br />
sicherste Weg, ohne die Einschaltung eines professionellen Quantity Surveyor, die Massenprüfung ohne örtliches<br />
Aufmasses „durchzuführen“. Funktioniert dieser Weg nicht, kommt es nicht zu einer Einigung zwischen Massenaufsteller<br />
<strong>und</strong> Unternehmer, so bleibt nur die echte Massenprüfung mit örtlichem Aufmass durch den Projektsteuerers.<br />
Es handelt sich hierbei um eine zusätzliche, honorarpflichtige Leistung nach HOAI §15 Absatz 2.<br />
Als selbständiger Beruf, mit eigener Fachausbildung, ist der Quantity Surveyor in England definiert. Er wird unabhängig<br />
vom Projektsteuerer, mit einem eigenen Vertrag beauftragt. Der Aufwand, mit dem die professionelle Kostenrechnung<br />
<strong>und</strong> Massenermittlung, -fortschreibung <strong>und</strong> –feststellung betrieben wird, bedingt das höhere Honorar<br />
des Quantity Surveyor.<br />
Durch die für das Leistungsverzeichnis vorgenommene Massenermittlung können die notwendigen Leistungsst<strong>und</strong>en<br />
sowie der benötigte Materialaufwand (z.B. Betonmengen, Ziegelmengen, etc.) für die Bauausführung ermittelt<br />
werden. Anhand der eingegangenen Angebote der verschiedenen Gewerke können auf der Gr<strong>und</strong>lage der erstellten<br />
Massenermittlung Soll-Ist-Vergleiche für Leistungsst<strong>und</strong>en- <strong>und</strong> Materialaufwandsabrechnungen geschaffen<br />
werden, um späteren Forderungen der ausführenden Gewerke entgegenzuwirken.<br />
Professor Dr.-Ing. Ingomar Belz
10. Literaturverzeichnis<br />
<strong>Claudia</strong> <strong>Hirsemann</strong> <strong>und</strong> Antje Schattel<br />
(1) Beck-Texte (Hrsg.): Vergabe- <strong>und</strong> Vertragsordnung für Bauleistungen VOB <strong>und</strong> Honorarordnung für Architekten<br />
<strong>und</strong> Ingenieure HOAI, München, Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, 22. Auflage 2003.<br />
(2) Brunner, Christoph: Controlling von Baustellen. Dietikon, Baufachverlag AG, 1997.<br />
(3) Burghardt, Manfred: Projektmanagement – Leitfaden für die Planung <strong>und</strong> Steuerung von Entwicklungsprojekten.<br />
München, Erlangen, Publicis-MCD-Verlag, 3. Auflage 1995<br />
(4) Elsner, Willi: <strong>Qualität</strong>smanagement für Baubetriebe. Berlin, Bauverlag, 1997<br />
(5) Fritz, Helmut: Handbuch <strong>Qualität</strong>smanagement – Erfahrungen aus <strong>und</strong> für die Baupraxis. Erkrath, Beton-<br />
Verlag GmbH, 1997.<br />
(6) Gonschorrek, Ulrich; Gonschorrek, Norbert: Managementpraxis von A bis Z – Leitfaden durch die aktuellen<br />
Managementkonzepte. Frankfurt am Main, Frankfurter Allgemeine Zeitung Verlagsbereich Buch, 1. Auflage<br />
1999.<br />
(8) Hessing, Oskar: Praktische Projektsteuerung im Bauunternehmen durch ablauforientiertes <strong>Qualität</strong>smanagement.<br />
Köln, Verlagsgesellschaft Rudolf Müller, 1996.<br />
(7) King, Werner G.: Entwurfsorientiertes Projektmanagement – Vorlesungsskript 7. Fachsemester. Leipzig,<br />
Hochschule für Technik, Wirtschaft <strong>und</strong> Kultur Leipzig, Januar 2004.<br />
(8) Kessler, Heinrich; Winkelhofer, Georg: Projektmanagement – Leitfaden zur Steuerung <strong>und</strong> Führung von Projekten.<br />
Berlin, Heidelberg, Springer-Verlag, 4. Auflage 2004.<br />
(9) Motzel, Erhard (Hrsg.): Projektmanagement in der Baupraxis bei industriellen <strong>und</strong> öffentlichen Bauprojekten.<br />
Berlin, Ernst & Sohn Verlag für Architektur <strong>und</strong> Wissenschaften, 1993.<br />
(10) Runge, Joachim H.: Schlank durch Total Quality Management – Strategien für den Standort Deutschland.<br />
Frankfurt am Main, New York, Campus Verlag 1994.<br />
(11) Pischon Alexander; Liesegang, Dietfried G. (Hrsg.): Integrierte Managementsysteme für <strong>Qualität</strong>, Umweltschutz<br />
<strong>und</strong> Arbeitssicherheit. Berlin, Heidelberg, Springer-Verlag, 1999.<br />
(12) Schwab, Adolf J.: Managementwissen für Ingenieure – Führung, Organisation, Existenzgründung. Berlin,<br />
Heidelberg, Springer-Verlag, 3. Auflage 2004.<br />
(13) Waterstradt, Rudolf; Kloß, Siegmar <strong>und</strong> 2 Mitautoren: Baustellenökonomie. Berlin, Verlag für Bauwesen, 1.<br />
Auflage 1986.<br />
(14) Wirth, Volker: Baustellen-Controlling. Ehningen bei Böblingen, expert-Verlag, (Kontakt & Studium Band 275)<br />
1989.<br />
(15) Wirth, Volker <strong>und</strong> 4 Mitautoren: Schlüsselfertigbau-Controlling – Erfolgreiche Steuerung <strong>und</strong> Abwicklung von<br />
Schlüsselfertigbauprojekten <strong>und</strong> Generalunternehmeraufträgen im Bauunternehmen. Renningen, expert -<br />
Verlag, 2.Auflage 2002.<br />
(16) Wischnewski, Erik: Aktives Projektmanagement für das Bauwesen – Eine Anleitung zur effektiven Unterstützung,<br />
Durchführung <strong>und</strong> Steuerung von Bauprojekten. Braunschweig/Wiesbaden, Friedrich Vieweg & Sohn<br />
Verlagsgesellschaft GmbH, 3. Auflage 2001.<br />
(17) Powroznik, Lars; Thier, Evelyn: Seminarbericht Projektsteuerung WS 2003/2004 – <strong>Handlungsbereich</strong> B:<br />
<strong>Qualität</strong> <strong>und</strong> <strong>Quantität</strong>. Leipzig, Hochschule für Technik, Wirtschaft <strong>und</strong> Kultur Leipzig, Studiengang Architektur,<br />
2004.<br />
(18) Breyer, Wolfgang; Haide, Martin: Baubegleitende <strong>Qualität</strong>skontrolle – Technische Durchführung <strong>und</strong> rechtliche<br />
Einordnung. Presse-Archiv Professor Dr. -Ing. Ingomar Belz.<br />
Projektsteuerung WS 2003/2004
<strong>Handlungsbereich</strong> B: <strong>Qualität</strong> <strong>und</strong> <strong>Quantität</strong><br />
Internet:<br />
Bauqualität http://www.bauarchiv.de/neu/baurecht/titeltexte/baurecht_baustelle.htm<br />
Bautagebuch http://www.immobilienscout24.de/de/bauen/bauplaner/baulexikon/bautagebuch.jsp<br />
http://www.baulexikon.de/Bautechnik/Begriffe_Bautechnik/b/BAUlexikon_bautagebuch.htm<br />
http://www.bauarchiv.de/neu/baurecht/titeltexte/baurecht_baustelle.htm<br />
<strong>Quantität</strong> http://www.wikipedia.org/wiki/<strong>Quantität</strong><br />
Raumbuch http://www.um-edv.de/produkte/arch4win/raumbuch.shtml<br />
http://www.cosoba.de/raumbuch.htm<br />
http://www.baukosten.com/eig4.htm<br />
11. Abbildungsverzeichnis<br />
(1) Normenreihe ISO 9000 ff.<br />
Entnommen aus:<br />
Pischon Alexander; Liesegang, Dietfried G. (Hrsg.): Integrierte Managementsysteme für <strong>Qualität</strong>, Umweltschutz<br />
<strong>und</strong> Arbeitssicherheit. Berlin, Heidelberg, Springer-Verlag, 1999. S. 131<br />
(2) Die Entwicklung zu einem umfassenden <strong>Qualität</strong>sverständnis<br />
Entnommen aus:<br />
Pischon Alexander; Liesegang, Dietfried G. (Hrsg.): Integrierte Managementsysteme für <strong>Qualität</strong>, Umweltschutz<br />
<strong>und</strong> Arbeitssicherheit. Berlin, Heidelberg, Springer-Verlag, 1999. S. 142<br />
(3) Das Deming-Rad<br />
Entnommen aus:<br />
Pischon Alexander; Liesegang, Dietfried G. (Hrsg.): Integrierte Managementsysteme für <strong>Qualität</strong>, Umweltschutz<br />
<strong>und</strong> Arbeitssicherheit. Berlin, Heidelberg, Springer-Verlag, 1999. S. 147<br />
(4) Der PDCA -Zyklus<br />
Entnommen aus:<br />
Pischon Alexander; Liesegang, Dietfried G. (Hrsg.): Integrierte Managementsysteme für <strong>Qualität</strong>, Umweltschutz<br />
<strong>und</strong> Arbeitssicherheit. Berlin, Heidelberg, Springer-Verlag, 1999. S. 147<br />
(5) Der weiterentwickelte PDCA-Zyklus<br />
Entnommen aus:<br />
Pischon Alexander; Liesegang, Dietfried G. (Hrsg.): Integrierte Managementsysteme für <strong>Qualität</strong>, Umweltschutz<br />
<strong>und</strong> Arbeitssicherheit. Berlin, Heidelberg, Springer-Verlag, 1999. S. 148<br />
(6) Unterschiede zwischen klassischer <strong>Qualität</strong>ssicherung <strong>und</strong> Total Quality Management<br />
Entnommen aus:<br />
Schwab, Adolf J.: Managementwissen für Ingenieure – Führung, Organisation, Existenzgründung. Berlin,<br />
Heidelberg, Springer-Verlag, 3. Auflage 2004. S. 308<br />
(7) Steigerung der Wirtschaftlichkeit durch <strong>Qualität</strong>smanagement (schematisch)<br />
Entnommen aus:<br />
Fritz, Helmut: Handbuch <strong>Qualität</strong>smanagement – Erfahrungen aus <strong>und</strong> für die Baupraxis. Erkrath, Beton-<br />
Verlag GmbH, 1997. S. 25<br />
(8) Übersicht zu den Bestandteile der <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
Entnommen aus:<br />
Burghardt, Manfred: Projektmanagement – Leitfaden für die Planung <strong>und</strong> Steuerung von Entwicklungsprojekten.<br />
München, Erlangen, Publicis-MCD-Verlag, 3. Auflage 1995. S. 327<br />
Professor Dr.-Ing. Ingomar Belz
<strong>Claudia</strong> <strong>Hirsemann</strong> <strong>und</strong> Antje Schattel<br />
(9) Der <strong>Qualität</strong>skreis<br />
Entnommen aus:<br />
Burghardt, Manfred: Projektmanagement – Leitfaden für die Planung <strong>und</strong> Steuerung von Entwicklungsprojekten.<br />
München, Erlangen, Publicis-MCD-Verlag, 3. Auflage 1995. S. 327<br />
(10) Elemente des <strong>Qualität</strong>smanagement-Handbuchs nach ISO 9001<br />
Entnommen aus:<br />
Hessing, Oskar: Praktische Projektsteuerung im Bauunternehmen durch ablauforientiertes <strong>Qualität</strong>smanagement.<br />
Köln, Verlagsgesellschaft Rudolf Müller, 1996. S. 26<br />
(11) Matrix eines Produkt-<strong>Qualität</strong>ssicherungs-Plan<br />
Entnommen aus:<br />
Burghardt, Manfred: Projektmanagement – Leitfaden für die Planung <strong>und</strong> Steuerung von Entwicklungsprojekten.<br />
München, Erlangen, Publicis-MCD-Verlag, 3. Auflage 1995. S. 274/275<br />
(12) Managementmodelle <strong>und</strong> –systeme im Zusammenhang<br />
Entnommen aus:<br />
Pischon Alexander; Liesegang, Dietfried G. (Hrsg.): Integrierte Managementsysteme für <strong>Qualität</strong>, Umweltschutz<br />
<strong>und</strong> Arbeitssicherheit. Berlin, Heidelberg, Springer-Verlag, 1999. S. 98<br />
(13) Weiterentwicklung des <strong>Qualität</strong>sgedankens (schematisch)<br />
Entnommen aus:<br />
Fritz, Helmut: Handbuch <strong>Qualität</strong>smanagement – Erfahrungen aus <strong>und</strong> für die Baupraxis. Erkrath, Beton-<br />
Verlag GmbH, 1997. S. 9<br />
(14) Einflussfaktoren auf die <strong>Qualität</strong> nach Motzel<br />
Entnommen aus:<br />
Motzel, Erhard (Hrsg.): Projektmanagement in der Baupraxis bei industriellen <strong>und</strong> öffentlichen Bauprojekten.<br />
Berlin, Ernst & Sohn Verlag für Architektur <strong>und</strong> Wissenschaften, 1993. S. 234<br />
(15) Diagramm Toleranzbereich <strong>Qualität</strong> (schematisch)<br />
Entnommen aus:<br />
Powroznik, Lars; Thier, Evelyn: Seminarbericht Projektsteuerung WS 2003/2004 – <strong>Handlungsbereich</strong> B:<br />
<strong>Qualität</strong> <strong>und</strong> <strong>Quantität</strong>. Leipzig, Hochschule für Technik, Wirtschaft <strong>und</strong> Kultur Leipzig, 2004. S. 303<br />
(16) Schema zum Mängelbeseitigungsablauf<br />
Entnommen aus:<br />
King, Werner G.: Entwurfsorientiertes Projektmanagement – Vorlesungsskript 7. Fachsemester. Leipzig,<br />
Hochschule für Technik, Wirtschaft <strong>und</strong> Kultur Leipzig, Januar 2004. Teil 17/18<br />
(17) Das Projektrad<br />
Entnommen aus:<br />
Wischnewski, Erik: Aktives Projektmanagement für das Bauwesen – Eine Anleitung zur effektiven Unterstützung,<br />
Durchführung <strong>und</strong> Steuerung von Bauprojekten. Braunschweig/Wiesbaden, Friedrich Vieweg & Sohn<br />
Verlagsgesellschaft GmbH, 3. Auflage 2001. S. 19<br />
(18) Übersicht zu den Folgen fehlerhafter Produkte<br />
Entnommen aus:<br />
Pischon Alexander; Liesegang, Dietfried G. (Hrsg.): Integrierte Managementsysteme für <strong>Qualität</strong>, Umweltschutz<br />
<strong>und</strong> Arbeitssicherheit. Berlin, Heidelberg, Springer-Verlag, 1999. S. 18<br />
Projektsteuerung WS 2003/2004