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Der Architekt Wilhelm Haller – Jüdische Moderne in Leipzig und ...

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Historisches Erbe der Stadt <strong>Leipzig</strong> <strong>–</strong> Baumeister im 19. <strong>und</strong> des beg<strong>in</strong>nenden 20. Jahrh<strong>und</strong>erts <strong>–</strong> <strong>Wilhelm</strong> <strong>Haller</strong><br />

Claudia Hirsemann<br />

<strong>Der</strong> <strong>Architekt</strong> <strong>Wilhelm</strong> <strong>Haller</strong> <strong>–</strong> <strong>Jüdische</strong> <strong>Moderne</strong> <strong>in</strong> <strong>Leipzig</strong> <strong>und</strong> Umgebung<br />

HTWK <strong>Leipzig</strong>, Studiengang <strong>Architekt</strong>ur, Sem<strong>in</strong>ar, Prof. Harald Stricker, Prof. Dr. Rüdiger Schmittlutz


Historisches Erbe der Stadt <strong>Leipzig</strong> <strong>–</strong> Baumeister im 19. <strong>und</strong> des beg<strong>in</strong>nenden 20. Jahrh<strong>und</strong>erts <strong>–</strong> <strong>Wilhelm</strong> <strong>Haller</strong><br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1. Vom Wohnhaus zur Trauerhalle<br />

1.1. Siedlung <strong>in</strong> Coburg<br />

1.2. Wohnhaus Frank <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />

1.3. Geschäftshaus Frank <strong>in</strong> Offenbach<br />

2. <strong>Jüdische</strong> <strong>Moderne</strong> der Friedhofsbauten<br />

2.1. Grabmäler auf jüdischen Friedhöfen <strong>in</strong> <strong>Leipzig</strong><br />

2.2. Ehrenmal Alter Israelitischer Friedhof zu <strong>Leipzig</strong><br />

2.3. Feierhalle <strong>in</strong> <strong>Leipzig</strong><br />

2.4. Wettbewerbsentwurf e<strong>in</strong>er Synagoge <strong>in</strong> Hamburg<br />

2.5. Trauerhalle <strong>in</strong> Halle/Saale<br />

2.6. Geschäftshaus Joske <strong>in</strong> <strong>Leipzig</strong><br />

2.7. Weitere Entwürfe im Stadtraum <strong>Leipzig</strong><br />

3. <strong>Haller</strong>’s Bauhaus <strong>in</strong> Tel Aviv<br />

3.1. Wohnhausbauten <strong>in</strong> Tel Aviv<br />

4. Anhang<br />

4.1. Anmerkungen<br />

4.2. Ausgewählte Projekte <strong>in</strong> <strong>Leipzig</strong> <strong>–</strong> Stadtkarte<br />

4.3. Abbildungen<br />

4.4 Biographie<br />

4.5. Werkverzeichnis<br />

4.6. Literaturverzeichnis<br />

HTWK <strong>Leipzig</strong>, Studiengang <strong>Architekt</strong>ur, Sem<strong>in</strong>ar, Prof. Harald Stricker, Prof. Dr. Rüdiger Schmittlutz


Historisches Erbe der Stadt <strong>Leipzig</strong> <strong>–</strong> Baumeister im 19. <strong>und</strong> des beg<strong>in</strong>nenden 20. Jahrh<strong>und</strong>erts <strong>–</strong> <strong>Wilhelm</strong> <strong>Haller</strong><br />

Vom Wohnhaus zur Trauerhalle<br />

Obwohl <strong>Wilhelm</strong> <strong>Haller</strong> ab<br />

1911 bis 1933 <strong>in</strong> <strong>Leipzig</strong> tätig<br />

<strong>und</strong> wohnhaft war, beschränkte<br />

sich se<strong>in</strong> Tätigkeitsfeld ke<strong>in</strong>eswegs<br />

nur die Stadt <strong>und</strong><br />

Region <strong>Leipzig</strong>. Zunächst war<br />

<strong>Haller</strong> als Mitarbeiter im Büro<br />

Emil Franz Hänsels <strong>und</strong> anschließend<br />

bei Weidenbach &<br />

Tschammer angestellt. In dieser<br />

Zeit arbeitete er an mehreren<br />

Projekten, u. a. dem Masterplan<br />

für die Internationale<br />

Baufachaustellung IBA 1913 <strong>in</strong><br />

<strong>Leipzig</strong>. Aber auch eigene<br />

Entwürfe, wie die für Wohnhausgruppen<br />

an der Straße<br />

des 18. Oktobers <strong>in</strong> <strong>Leipzig</strong><br />

von 1912 weisen auf e<strong>in</strong> umfassendes<br />

Tätigkeitsfeld <strong>und</strong><br />

vielseitige Interessen h<strong>in</strong>. Ab<br />

1914 ist <strong>Haller</strong> als selbständiger<br />

<strong>Architekt</strong> <strong>in</strong> <strong>Leipzig</strong> e<strong>in</strong>getragen<br />

<strong>und</strong> zugelassen. Die<br />

Wohn- <strong>und</strong> Geschäftshausbauten<br />

dieser frühen eigenständigen<br />

Schaffensphase<br />

s<strong>in</strong>d allerd<strong>in</strong>gs alle außerhalb<br />

der Stadt <strong>Leipzig</strong> entstanden.<br />

Siedlung <strong>in</strong> Coburg<br />

Abb. 01 Siedlung am Kürengr<strong>und</strong> <strong>in</strong><br />

Coburg<br />

Die Siedlung am Kürengr<strong>und</strong><br />

<strong>in</strong> Coburg, erbaut 1917,<br />

zeichnet sich durch e<strong>in</strong>fache,<br />

klar strukturierte e<strong>in</strong>geschossige<br />

E<strong>in</strong>familienhäuser mit Satteldach<br />

aus. Die Häuser s<strong>in</strong>d<br />

auf dem Areal verschieden<br />

angeordnet, um Monotonie<br />

<strong>und</strong> „Reihenhausmentalität“<br />

entgegenzuwirken <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e<br />

Vielfalt an Blickbeziehungen zu<br />

schaffen (Abb. 01).<br />

Wohnhaus Frank <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />

In Berl<strong>in</strong> entstand 1926 das<br />

Wohnhaus Frank, der äußeren<br />

Ersche<strong>in</strong>ung nach der <strong>Architekt</strong>urauffassung<br />

des vornehmen<br />

Berl<strong>in</strong>er Bürgertums zuzuordnen.<br />

Die architektonische<br />

Formensprache <strong>und</strong> Gliederung<br />

der Fassade <strong>in</strong> Sockel,<br />

Hauptgeschoss (frz. „Beletage“<br />

bzw. ital. „piano nobile“) <strong>und</strong><br />

Obergeschoss geht auf die<br />

Zeit der Renaissance <strong>in</strong> Frankreich<br />

<strong>und</strong> Italien zurück, die<br />

<strong>Haller</strong> während se<strong>in</strong>er Studienreisen<br />

mit dem Skizzenbuch<br />

durch Italien <strong>und</strong> Nordfrankreich<br />

festgehalten <strong>und</strong> analysiert<br />

hat (Abb. 02). Das Ziegelwalmdach<br />

ist e<strong>in</strong> Zugeständnis<br />

an die städtebaulichen<br />

Gegebenheiten der Berl<strong>in</strong>er<br />

Vorstadtumgebung.<br />

In der Beletage bef<strong>in</strong>den sich<br />

die Repräsentationsräume<br />

des Hauses. Im Interieur der<br />

Beletage zeigt sich deutlich<br />

die gehobene Ausstattung, so<br />

ist die geräumige Diele mit<br />

e<strong>in</strong>em Jagdfries vom Dresdener<br />

Künstler Mönkemeyer verziert<br />

(Abb. 03) <strong>und</strong> im Speisezimmer<br />

ist e<strong>in</strong> Deckengemälde<br />

des Berl<strong>in</strong>er Kunstmalers<br />

He<strong>in</strong>rich Berbig zu bew<strong>und</strong>ern<br />

(Abb. 04). Auch das Mobiliar<br />

<strong>und</strong> die Dekoration der Räume<br />

s<strong>in</strong>d von gehobenem<br />

Standard. Die Gartenfront ist<br />

ebenso wie die Straßenfront<br />

des Gebäudes streng symmetrisch<br />

gegliedert. Die gedachte<br />

Spiegelachse der<br />

Fassade verläuft auch <strong>in</strong> der<br />

Gartengestaltung weiter <strong>und</strong><br />

ordnet so die Terrasse, die<br />

Freitreppe zum Garten sowie<br />

die Anpflanzungen <strong>und</strong> den<br />

Teich (Abb. 05). Die „<strong>Architekt</strong>ur<br />

[ist] fe<strong>in</strong> abgewogen“ (1) <strong>und</strong><br />

die „E<strong>in</strong>zelheiten [im Mauerwerk<br />

<strong>und</strong> der Fassadengestaltung]<br />

s<strong>in</strong>d gut durchgebil-<br />

det“ (2) <strong>und</strong> detailliert.<br />

Abb. 02 Straßenfront<br />

Wohnhaus Frank <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />

HTWK <strong>Leipzig</strong>, Studiengang <strong>Architekt</strong>ur, Sem<strong>in</strong>ar, Prof. Harald Stricker, Prof. Dr. Rüdiger Schmittlutz<br />

Abb. 03 Diele mit Jagdfries<br />

Wohnhaus Frank <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />

Abb. 04 Speisezimmer mit Deckengemälde<br />

Wohnhaus Frank <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />

Abb. 05 Gartenfront<br />

Wohnhaus Frank <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>


Historisches Erbe der Stadt <strong>Leipzig</strong> <strong>–</strong> Baumeister im 19. <strong>und</strong> des beg<strong>in</strong>nenden 20. Jahrh<strong>und</strong>erts <strong>–</strong> <strong>Wilhelm</strong> <strong>Haller</strong><br />

Geschäftshaus Frank <strong>in</strong> Offenbach<br />

Erstmals akzentuiert <strong>Haller</strong> <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em Gebäude die geometrische<br />

Fassadengliederung<br />

durch die Ausbildung fe<strong>in</strong>er<br />

Sichtmauerwerksdetails. Die<br />

Straßenfront wirkt prägnant, ist<br />

aber dennoch klassisch, mit<br />

e<strong>in</strong>em durch hochkant gestellten<br />

quadratischen Formen<br />

def<strong>in</strong>ierten Sockel sowie horizontal<br />

betonten Fensterreihen<br />

im ersten bis dritten Obergeschoss<br />

<strong>und</strong> den dazwischenliegenden<br />

Schriftzügen, aufgebaut<br />

(Abb. 06). <strong>Der</strong> große<br />

„J. J. Frank“ Schriftzug bildet<br />

zusammen mit e<strong>in</strong>er angedeuteten<br />

Attika den vertikalen<br />

Abschluss des horizontal gegliederten<br />

Gebäudes. Seitlich<br />

<strong>und</strong> auch im vorderen Sockelbereich<br />

ist die Rhythmisierung<br />

der Fassade durch außergewöhnliche<br />

<strong>und</strong> auffallendeMauerwerksausbildungen<br />

zu erkennen. Die hochkant<br />

gestellten quadrat ischen<br />

Formen ergeben sich aus den<br />

Diagonalen des Mauerwerkverbandes.<br />

<strong>Der</strong> seitliche E<strong>in</strong>gang<br />

ermöglicht es <strong>Haller</strong> die<br />

Symmetrie der Straßenfront<br />

mit Betonung der Fensterreihen<br />

auszubilden.<br />

HTWK <strong>Leipzig</strong>, Studiengang <strong>Architekt</strong>ur, Sem<strong>in</strong>ar, Prof. Harald Stricker, Prof. Dr. Rüdiger Schmittlutz<br />

Allen genannten <strong>und</strong> dargestellten<br />

Bauten s<strong>in</strong>d der klare<br />

<strong>und</strong> logische Aufbau <strong>und</strong> die<br />

durchdachte äußere Gestaltung<br />

geme<strong>in</strong>. Die Fassaden<br />

dieser Gebäude s<strong>in</strong>d meist<br />

verputzt bzw. mit wenig Sichtmauerwerk<br />

ausgeführt <strong>und</strong> mit<br />

dekorativen kle<strong>in</strong>en Details<br />

versehen, so dass e<strong>in</strong> harmonischer<br />

Gesamte<strong>in</strong>druck der<br />

äußeren Ersche<strong>in</strong>ung entsteht.<br />

Abb. 06 Straßenfront <strong>und</strong> E<strong>in</strong>gang<br />

Geschäftshaus Frank <strong>in</strong> Offenbach


Historisches Erbe der Stadt <strong>Leipzig</strong> <strong>–</strong> Baumeister im 19. <strong>und</strong> des beg<strong>in</strong>nenden 20. Jahrh<strong>und</strong>erts <strong>–</strong> <strong>Wilhelm</strong> <strong>Haller</strong><br />

<strong>Jüdische</strong> <strong>Moderne</strong> der Friedhofsbauten<br />

Grabmäler auf jüdischen<br />

Friedhöfen <strong>in</strong> <strong>Leipzig</strong><br />

Da <strong>Haller</strong> e<strong>in</strong> aktives Mitglied<br />

<strong>in</strong> der Israelitischen Religionsgeme<strong>in</strong>de<br />

zu <strong>Leipzig</strong> war,<br />

verw<strong>und</strong>ert es nicht, dass es<br />

ihm gelungen ist, e<strong>in</strong>ige herausragende<br />

Grabmäler auf<br />

den Friedhöfen der Geme<strong>in</strong>de<br />

zu schaffen. Er hat Grabmäler<br />

u. a. für die Familie<br />

Neugass, die Familie Alexander<br />

<strong>und</strong> die Familie Hirsch<br />

entworfen (Abb. 07).<br />

Abb. 07 Grabmal Familie Neugass<br />

Abb. 07 Grabmal Familie Hirsch<br />

Abb. 07 Grabmal Familie Alexander<br />

Ehrenmal Alter Israelitischer<br />

Friedhof zu <strong>Leipzig</strong><br />

Für die im ersten Weltkrieg<br />

gefallenen <strong>Leipzig</strong>er Juden<br />

sollte im Auftrag der Israelitischen<br />

Religionsgeme<strong>in</strong>de zu<br />

<strong>Leipzig</strong> e<strong>in</strong> Ehrenmal auf dem<br />

Alten Israelitischen Friedhof an<br />

der Berl<strong>in</strong>er Straße geschaffen<br />

werden. Für die Anlage dieses<br />

Ehrenmals standen zwei Gestaltungsmöglichkeiten<br />

zur<br />

Auswahl: e<strong>in</strong>e größere Flächenausdehnung<br />

mit hauptsächlich<br />

gärtnerischer Ausgestaltung<br />

oder das Zusammenfassen<br />

auf e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>eren<br />

Platz <strong>und</strong> die dadurch bed<strong>in</strong>gte<br />

architektonische Anordnung.<br />

Aus verschiedenen<br />

Gründen, vor allem aber wegen<br />

der ger<strong>in</strong>geren Kosten<br />

<strong>und</strong> dem weniger großen<br />

Platzbedarf entschied man<br />

sich für die zweite Gestaltungsvariante.<br />

<strong>Der</strong> Entwurf<br />

<strong>Haller</strong>s für das Ehrenmal wurde<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Wettbewerb zur Ausführung<br />

empfohlen <strong>und</strong> man<br />

begann schon mit dem Setzen<br />

der ersten Grabste<strong>in</strong>e, als<br />

die Ausgestaltung der Anlage<br />

noch nicht komplett fest<br />

stand.<br />

<strong>Der</strong> Zugang erfolgt vom Mittelweg<br />

des Friedhofgeländes<br />

aus <strong>und</strong> ist durch zwei schlanke<br />

Pappeln <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er niedrigen<br />

E<strong>in</strong>lassung besonders<br />

betont. Grabste<strong>in</strong>e sowie<br />

dunkle Laubbäume <strong>und</strong> Hecken<br />

säumen den kle<strong>in</strong>en<br />

Pfad zum Ehrenmal (Abb. 08).<br />

Abb. 08 Zugang Ehrenmal<br />

Alter Israelitischer Friedhof <strong>Leipzig</strong><br />

HTWK <strong>Leipzig</strong>, Studiengang <strong>Architekt</strong>ur, Sem<strong>in</strong>ar, Prof. Harald Stricker, Prof. Dr. Rüdiger Schmittlutz<br />

<strong>Der</strong> Ehrenfriedhof ist so geplant<br />

worden, dass Angehörige<br />

der Gefallenen die Möglichkeit<br />

hätten, <strong>in</strong> deren Nähe<br />

zu ruhen. Das Ehrenmal mit<br />

den Namen der Gefallen<br />

bildet den eigentlichen Abschluss<br />

des Ehrenfriedhofes.<br />

Die scheibenförmige Ausbildung<br />

des Ehrenmals verdeckt<br />

den Blick zur Grenzmauer des<br />

Nordfriedhofs.<br />

Im Ganzen s<strong>in</strong>d 121 Namen<br />

auf dem Ehrenmal verzeichnet,<br />

wobei auch zwei Tote aus<br />

dem Feldzug von 1870/71<br />

vermerkt s<strong>in</strong>d. Die Namen der<br />

Gefallenen s<strong>in</strong>d nicht wie<br />

sonst als Tafel angebracht<br />

oder zusammengedrängt <strong>in</strong><br />

den Sockel gemeißelt, sondern<br />

als Ornament über die<br />

gesamte Fläche des Ehrenmals<br />

verteilt. Die zu beiden<br />

Seiten erkennbaren Relief-<br />

Fackeln s<strong>in</strong>d als Zeichen der<br />

letzten Pflichterfüllung zu deuten.<br />

<strong>Der</strong> Davidstern, von dem<br />

die Strahlen der Lehre ausgehen<br />

<strong>und</strong> die zwei seitlich lagernden<br />

Löwen stehen für die<br />

Tapferkeit <strong>und</strong> die Zweckbestimmung<br />

der Gefallenen<br />

(Abb. 09). Die weihevolle <strong>und</strong><br />

friedliche Stimmung auf dem<br />

Gelände des Alten Israelitischen<br />

Friedhofes ist mit dem<br />

Entwurf <strong>Haller</strong>s im Ehrenmal<br />

konzentriert worden.<br />

Die offizielle E<strong>in</strong>weihung des<br />

Ehrenmals auf dem Alten<br />

Israelitischen Friedhof fand<br />

am 06. Juni 1926 statt.<br />

Abb. 09 Ehrenmal<br />

Alter Israelitischer Friedhof <strong>Leipzig</strong>


Historisches Erbe der Stadt <strong>Leipzig</strong> <strong>–</strong> Baumeister im 19. <strong>und</strong> des beg<strong>in</strong>nenden 20. Jahrh<strong>und</strong>erts <strong>–</strong> <strong>Wilhelm</strong> <strong>Haller</strong><br />

Feierhalle <strong>in</strong> <strong>Leipzig</strong><br />

Vor dem Ersten Weltkrieg war<br />

bereits absehbar, dass der<br />

Alte Israelitische Friedhof an<br />

der Berl<strong>in</strong>er Straße Mitte der<br />

1920er Jahre voll belegt se<strong>in</strong><br />

wird. Daher wurde schon im<br />

Dezember 1901 der Kaufvertrag<br />

für das Gelände am<br />

Stadtrand von Wiederitzsch<br />

gegenüber dem St. Georg<br />

Hospital abgeschlossen, um<br />

dort <strong>in</strong> absehbarer Zeit e<strong>in</strong>en<br />

Friedhof mit e<strong>in</strong>er Fläche von<br />

ca. 3000 ha e<strong>in</strong>richten zu<br />

können. <strong>Der</strong> Neue Israelitische<br />

Friedhof wäre dann die dritte<br />

Ruhestätte der Israelitischen<br />

Religionsgeme<strong>in</strong>de. Wie bereits<br />

vorher vermutet, war der<br />

Alte Israelitische Friedhof im<br />

Jahre 1926 voll belegt.<br />

Erste Entwürfe <strong>Haller</strong>s zum<br />

Neuen Friedhofsgelände gab<br />

es im Jahr 1922, so dass im<br />

September 1922 e<strong>in</strong> Baupolizeiprojekt<br />

e<strong>in</strong>gereicht werden<br />

konnte. Die Pflanzungen nach<br />

den Entwürfen des Gartenarchitekten<br />

Otto Moosdorf begannen<br />

noch im gleichen<br />

Jahr. Da die Baukosten <strong>und</strong><br />

deren F<strong>in</strong>anzierung der geplanten<br />

Gebäude erst im<br />

November 1926 sichergestellt<br />

werden konnte, zögerte sich<br />

der Beg<strong>in</strong>n der Ausführung der<br />

Kopfbauten bis diesem Zeitpunkt<br />

h<strong>in</strong>aus. Die Mittel für den<br />

Abb. 10 Straßenfront Feierhalle Neuer Israelitischer Friedhof <strong>Leipzig</strong><br />

Kuppelbau wurden erst im<br />

März 1927 aufgebracht. Nach<br />

Beseitigung von Problemen<br />

mit dem Gr<strong>und</strong>wasser wurde<br />

der Gr<strong>und</strong>ste<strong>in</strong> zur Kuppelhalle<br />

gelegt <strong>und</strong> der Bauabschnitt<br />

<strong>in</strong> verhältnismäßig kurzer Zeit<br />

fertig gestellt. <strong>Der</strong> kle<strong>in</strong>e Saal<br />

<strong>und</strong> die technischen Räume<br />

wären im Dezember 1927<br />

schon für Beerdigungen zu<br />

nutzen gewesen. Die Arbeiten<br />

am Kuppelbau wurden allerd<strong>in</strong>gs<br />

erst im Februar 1928<br />

abgeschlossen. Aufgr<strong>und</strong> ungünstiger<br />

Witterung zögerte<br />

sich das Anlegen der Wege<br />

noch bis <strong>in</strong> den April h<strong>in</strong>aus.<br />

Die offizielle E<strong>in</strong>weihung der<br />

Feierhalle <strong>und</strong> des Neuen<br />

Israelitischen Friedhofs fand<br />

am 06. Mai 1928 <strong>in</strong> Anwesenheit<br />

aller am Bau Beteiligten<br />

<strong>und</strong> geladener Gäste statt.<br />

<strong>Jüdische</strong> Riten <strong>und</strong> Traditionen<br />

zum Umgang mit dem Verstorbenen<br />

<strong>und</strong> zur Art des<br />

Begräbnis waren ausschlaggebend<br />

für die Form <strong>und</strong> die<br />

Anordnung der Gebäudeteile<br />

zue<strong>in</strong>ander <strong>und</strong> ihre Ausrichtung<br />

zum Friedhofsgelände.<br />

So ist z.B. der Transport der<br />

Leiche nur <strong>in</strong> vorwärtsgehender<br />

L<strong>in</strong>ie erlaubt. Die Anordnung<br />

aller für das Beisetzungsritual<br />

bestimmter Räume, für<br />

die Waschung <strong>und</strong> rituelle<br />

Re<strong>in</strong>igung, zur Aufbahrung<br />

<strong>und</strong> der Feierraum, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

HTWK <strong>Leipzig</strong>, Studiengang <strong>Architekt</strong>ur, Sem<strong>in</strong>ar, Prof. Harald Stricker, Prof. Dr. Rüdiger Schmittlutz<br />

durchgehenden Flucht war<br />

maßgebend. Auch war auf<br />

die Trennung der Räumlichkeiten,<br />

wo sich die Trauernden,<br />

unter ihnen auch die Kohanim,<br />

die Priester, aufhalten<br />

von denen, wo die Leichen<br />

s<strong>in</strong>d, zu achten. Die Kohanim<br />

dürfen nicht mit dem Toten<br />

unter e<strong>in</strong>em Dach se<strong>in</strong> <strong>und</strong><br />

auch nicht den Friedhof, die<br />

Ruhestätte der Toten, betreten.<br />

Die Räume, wo der<br />

Leichnam gewaschen, gere<strong>in</strong>igt<br />

<strong>und</strong> aufgebahrt wird,<br />

sollten möglichst e<strong>in</strong>fach,<br />

aber funktional gestaltet se<strong>in</strong><br />

<strong>und</strong> e<strong>in</strong>e schlichte Schmucklosigkeit<br />

haben.<br />

Die Anordnung der Friedhofsbauten<br />

ergab sich somit aus<br />

dem Zusammenspiel von<br />

praktischen Erfordernissen <strong>und</strong><br />

städtebaulichen Gegebenheiten.<br />

Die Feierhalle war unmittelbar<br />

an der Straße errichtet<br />

worden (Abb. 10). E<strong>in</strong>e zur<br />

Straße h<strong>in</strong> offene U-Form erlaubte<br />

die ungeh<strong>in</strong>derte Vorfahrt<br />

<strong>und</strong> den Transport des<br />

Leichnams <strong>in</strong> vorwärtsgehender<br />

Haltung. <strong>Der</strong> Vorhof war <strong>in</strong><br />

diesem S<strong>in</strong>ne Vorfahrt zum<br />

Haupte<strong>in</strong>gang <strong>und</strong> Fußgängerzone<br />

mit Rasenfläche <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em. Im rechten Gebäudeflügel<br />

befanden sich Verwaltungsräume,<br />

Toiletten <strong>und</strong> die<br />

Wohnung des Gärtners. <strong>Der</strong><br />

l<strong>in</strong>ke Seitenflügel des Baus


Historisches Erbe der Stadt <strong>Leipzig</strong> <strong>–</strong> Baumeister im 19. <strong>und</strong> des beg<strong>in</strong>nenden 20. Jahrh<strong>und</strong>erts <strong>–</strong> <strong>Wilhelm</strong> <strong>Haller</strong><br />

beherbergte e<strong>in</strong>e Garage,<br />

Räume der Chewra Kedischa<br />

(Toten- oder Beerdigungsbruderschaft),<br />

e<strong>in</strong>ige Reserveräume,<br />

e<strong>in</strong>en Arztraum sowie<br />

den Annahme-, Wasch- <strong>und</strong><br />

Aufbahrungsraum. Zurückgesetzt<br />

im Komplex, ihn aber<br />

dennoch beherrschend, erhob<br />

sich die Kuppel der<br />

Haupthalle.<br />

Sowohl bei der Wahl der Materialien<br />

als auch bei der Formenf<strong>in</strong>dung<br />

wurden fortschrittlichste<br />

L<strong>in</strong>ien angewandt.<br />

Maurische (Abb. 11) <strong>und</strong> moderne<br />

Stilelemente vere<strong>in</strong>barten<br />

sich, <strong>Haller</strong> hat es verstanden<br />

religiöse <strong>und</strong> moderne<br />

Formen <strong>in</strong> E<strong>in</strong>klang zu br<strong>in</strong>gen.<br />

Die Feierhalle stand unverkennbar<br />

<strong>in</strong> der Tradition orientalisierender<br />

Gestaltung, wobei<br />

aber gegenwärtige Motive<br />

<strong>und</strong> Verarbeitung bzw. Herstellung<br />

<strong>in</strong> die Gestaltung mit<br />

e<strong>in</strong>flossen. So waren Spitzbogenarkaden<br />

<strong>und</strong> Stalaktitengewölbe<br />

e<strong>in</strong>deutig dem maurischen<br />

Stil entliehen, die Anwendung<br />

des Eisenbetonbaus<br />

<strong>und</strong> leichte expressionistische<br />

E<strong>in</strong>flüsse aber der damaligen<br />

<strong>Architekt</strong>urauffassung zuzurechnen.<br />

Hellblaue Putzfassaden<br />

<strong>und</strong> rote Ziegeldächer im<br />

äußeren Bereich sowie die<br />

Farblichkeit des Travert<strong>in</strong>, des<br />

Spritzbeton <strong>und</strong> der Nussbaumholzverkleidung<br />

<strong>in</strong> den<br />

Innenräumen zeugten vom<br />

E<strong>in</strong>fluss der Farbkampagne<br />

Bruno Tauts.<br />

Offene Hallen mit Spitzbogenarkaden<br />

zu beiden Seiten<br />

<strong>und</strong> an der Rückfront der Gebäudeflügel<br />

gestatteten das<br />

Unterstellen bei schlechtem<br />

Wetter (Abb. 12). Die große<br />

E<strong>in</strong>segnungshalle im Zentrum<br />

des Komplexes war über e<strong>in</strong>e<br />

große Freitreppe vor den Portalen<br />

der kle<strong>in</strong>en davor geschalteten<br />

Vorhalle zu betreten.<br />

In dem Vorbau fand man<br />

beidseitig Re<strong>in</strong>igungsbrunnen<br />

für die Hände aus Travert<strong>in</strong><br />

mit kle<strong>in</strong>en Wasserkaskaden,<br />

welche rituellen Vorschriften<br />

der „Re<strong>in</strong>igung„ Genüge tun<br />

(Abb. 13).<br />

Die Kuppelhalle von 324m²<br />

Gr<strong>und</strong>rissfläche war e<strong>in</strong> vom<br />

Fußboden aufsteigendes Stalaktitengewölbe<br />

aus Beton.<br />

Das Stuckmotiv der Stalaktiten<br />

verjüngte sich zum Oberlicht<br />

<strong>in</strong> der Kuppel h<strong>in</strong> (Abb. 14). Es<br />

war e<strong>in</strong> reizvolles Spiel mit Licht<br />

<strong>und</strong> Schatten, da die Stalaktiten<br />

unzählige verschieden<br />

geneigte Flächen aufweisen.<br />

Die Kuppelhalle als Haupt-<br />

<strong>und</strong> Glanzstück des Baus war<br />

dekorativ <strong>und</strong> akustisch bee<strong>in</strong>druckend:<br />

„Wer unbefangen<br />

diesen Raum betritt, der<br />

wird gehoben, ergriffen, überwältigt<br />

se<strong>in</strong>, der e<strong>in</strong>e mehr,<br />

der andere weniger, nach<br />

se<strong>in</strong>er persönlichen Empfänglichkeit<br />

für künstlerische E<strong>in</strong>drücke.“<br />

(3) Seitlich an die Kuppelhalle<br />

war e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>erer<br />

Raum, wo sich Angehörige<br />

versammeln oder kle<strong>in</strong>ere<br />

Beerdigungen durchgeführt<br />

werden konnten. In der Ostseite<br />

der Halle war die Sargnische<br />

ausgeformt <strong>und</strong> kunstvoll<br />

<strong>in</strong> Ste<strong>in</strong> verkleidet. Alle <strong>Architekt</strong>urelemente<br />

der Kuppelhalle,<br />

wie das Spitzbogenmotiv<br />

<strong>und</strong> ornamentale Türrahmung<br />

des E<strong>in</strong>gangs sowie das Maßnetzwerk<br />

des Sängerchores,<br />

waren aus Langensalzaer<br />

Travert<strong>in</strong> (Abb. 15 <strong>und</strong> Abb.<br />

16). Als Besonderheit ist der so<br />

genannte Ritualschlitz zu betrachten.<br />

Die Sargnische war<br />

durch diesen vom Dach des<br />

Hauptraumes durch e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fache<br />

Kurbelübertragung getrennt,<br />

womit die Kohanim<br />

sich vorschriftsmäßig mit dem<br />

Toten nicht unter e<strong>in</strong>em Dach<br />

aufhielten.<br />

Die 18 Meter freispannende<br />

Betonkuppel wurde im Spritzverfahren<br />

hergestellt. <strong>Der</strong> Langensalzaer<br />

Travert<strong>in</strong> ist als<br />

untere Wandverkleidung der<br />

Kuppelhalle aufgr<strong>und</strong> se<strong>in</strong>er<br />

HTWK <strong>Leipzig</strong>, Studiengang <strong>Architekt</strong>ur, Sem<strong>in</strong>ar, Prof. Harald Stricker, Prof. Dr. Rüdiger Schmittlutz<br />

Abb. 11 Maurische Stileleme nte<br />

Alhambra Palast <strong>in</strong> Granada, Spanien<br />

Abb. 12 Spitzbogenarkaden<br />

Feierhalle <strong>in</strong> <strong>Leipzig</strong><br />

Abb. 13 Re<strong>in</strong>igungsbrunnen Vorhalle<br />

Feierhalle <strong>in</strong> <strong>Leipzig</strong><br />

Abb. 14 Kuppelhalle<br />

Feierhalle <strong>in</strong> <strong>Leipzig</strong>


Historisches Erbe der Stadt <strong>Leipzig</strong> <strong>–</strong> Baumeister im 19. <strong>und</strong> des beg<strong>in</strong>nenden 20. Jahrh<strong>und</strong>erts <strong>–</strong> <strong>Wilhelm</strong> <strong>Haller</strong><br />

Abb. 15 Türrahmen E<strong>in</strong>gang Kuppelhalle<br />

Feierhalle <strong>in</strong> <strong>Leipzig</strong><br />

„besonderen Schönheit im<br />

Korn als auch <strong>in</strong> der Bearbeitung“<br />

(4) verwendet worden.<br />

<strong>Der</strong> eben erwähnte naturfarbene<br />

Spritzbeton gab e<strong>in</strong>en<br />

guten farblichen Kontrast zum<br />

weißlich bis gelblichen Travert<strong>in</strong>.<br />

Die gebliebenen Unregelmäßigkeiten,<br />

„wie er aus<br />

der Kelle kam“ (5) , beleben die<br />

Flächen. Für den Fußboden <strong>in</strong><br />

der Kuppelhalle <strong>und</strong> dem<br />

kle<strong>in</strong>en Saal ist e<strong>in</strong> neuartiges<br />

Material, e<strong>in</strong> doppellagiger<br />

Gummi der Runge-Werke,<br />

zum E<strong>in</strong>satz gekommen. Dieser<br />

wirkte warm, weich <strong>und</strong><br />

schalldämpfend <strong>in</strong> den beiden<br />

Räumen.<br />

<strong>Haller</strong> hatte mit der Feierhalle<br />

auf dem Neuen Israelitischen<br />

Friedhof an der Delitzscher<br />

Straße e<strong>in</strong> Baudenkmal mit<br />

ernster Monumentalität <strong>und</strong><br />

wohltuender rhythmischer<br />

Gliederung für die Religionsgeme<strong>in</strong>de<br />

geschaffen. Die<br />

architektonische Re<strong>in</strong>heit der<br />

Baumassen fügte sich <strong>in</strong> das<br />

Stadtbild sehr gut e<strong>in</strong> <strong>und</strong><br />

bereichert es zudem.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der politischen <strong>und</strong><br />

sozialen Veränderungen unter<br />

dem zunehmenden E<strong>in</strong>fluss<br />

der Nationalsozialisten nach<br />

der Machtergreifung Hitlers<br />

1933, wurde das Wirken der<br />

Religionsgeme<strong>in</strong>de immer<br />

stärker e<strong>in</strong>geschränkt <strong>und</strong><br />

fand <strong>in</strong> der Reichskristallnacht<br />

vom 09.11.1938 e<strong>in</strong>en unfassbaren<br />

Höhepunkt. In deren<br />

Verlauf wurden <strong>in</strong> vielen<br />

jüdischen Geschäftshäusern<br />

<strong>und</strong> Betstuben sowie <strong>in</strong> den<br />

Synagogen <strong>und</strong> auch <strong>in</strong> der<br />

Feierhalle Brandsätze gelegt.<br />

Das Verhalten der Feuerlöschpolizei<br />

<strong>und</strong> der Gestapo<br />

vor Ort lässt sich anhand des<br />

folgenden Berichts nachvollziehen:<br />

„Bericht der Feuerlöschpolizei<br />

vom 11.11.1938: Am Donnerstag<br />

11.07 Uhr wurde e<strong>in</strong><br />

Löschzug nach dem Israelitischen<br />

Friedhof nach der Delitzscher<br />

Straße gerufen, wo<br />

die dortigen Gebäude ebenfalls<br />

<strong>in</strong> voller Ausdehnung<br />

brannten. Mit drei Leitungen<br />

wurde der Brand lokalisiert. Die<br />

Feuerlöschpolizei hatte, um<br />

allen Anforderungen entsprechen<br />

zu können, Verstärkung<br />

von anderen Formationen<br />

angefordert, die zur Zeit am<br />

Augustusplatz wertvolle Unterstützung<br />

brachten. Die Technische<br />

Nothilfe ist seit dem<br />

Nachmittag damit beschäftigt,<br />

lose Mauerteile, nicht<br />

mehr standhafte Giebel <strong>und</strong><br />

Pfeiler an den e<strong>in</strong>zelnen<br />

Brandstellen abzustützen bzw.<br />

abzubrechen.“ (6)<br />

„In Sonderheit war sie [die<br />

Feuerlöschpolizei] den gesteigerten<br />

Anforderungen, die die<br />

Abb. 16 Maßnetzwerk Chor Kuppelhalle<br />

Feierhalle <strong>in</strong> <strong>Leipzig</strong><br />

HTWK <strong>Leipzig</strong>, Studiengang <strong>Architekt</strong>ur, Sem<strong>in</strong>ar, Prof. Harald Stricker, Prof. Dr. Rüdiger Schmittlutz<br />

Judenaktion am 10. November<br />

an sie stellte, gewachsen,<br />

<strong>in</strong>dem sie je nach Lage an<br />

sämtlichen Brandstellen erfolgreich<br />

[!] war …“ (7)<br />

Die Aktionen der Reichskristallnacht<br />

waren bereits im vorh<strong>in</strong>e<strong>in</strong><br />

geplant gewesen. Kurz<br />

vor den verheerenden Zerstörungen<br />

durch die Brandstiftungen<br />

erschien die Gestapo<br />

immer rechtzeitig, um Archivgut<br />

der Israelitischen Religionsgeme<strong>in</strong>de„sicherzustellen“,<br />

um damit <strong>in</strong> den Besitz<br />

entscheidender Dokumente,<br />

wie Mitgliederlisten zu kommen.<br />

Nach den Zerstörungen<br />

machte die Gestapo e<strong>in</strong>e<br />

sche<strong>in</strong>bare Bestandsaufnahme<br />

<strong>und</strong> versiegelte die beschädigten<br />

Räume. Was versiegelt<br />

worden war, wurde<br />

später nicht mehr freigegeben.<br />

Nach der Zerstörung der<br />

E<strong>in</strong>richtungen der Israelitischen<br />

Religionsgeme<strong>in</strong>de wurden<br />

Auflagen an die Geme<strong>in</strong>de<br />

gestellt, die Ru<strong>in</strong>en <strong>und</strong> andere<br />

Anzeichen der Zerstörung zu<br />

beseitigen. Auch die Feierhalle<br />

auf dem Neuen Israelitischen<br />

Friedhof sollte trotz ger<strong>in</strong>ger<br />

Brandschäden abgebrochen<br />

werden. Die Kuppelhalle<br />

war äußerlich kaum<br />

beschädigt. (Abb. 17). Auf<br />

Anordnung der Gestapo <strong>und</strong>


Historisches Erbe der Stadt <strong>Leipzig</strong> <strong>–</strong> Baumeister im 19. <strong>und</strong> des beg<strong>in</strong>nenden 20. Jahrh<strong>und</strong>erts <strong>–</strong> <strong>Wilhelm</strong> <strong>Haller</strong><br />

unter Androhung von Zwangsmaßnahmen<br />

(Abb. 18) wurde<br />

die Feierhalle wenige Monate<br />

nach der Brandstiftung im<br />

Frühjahr 1939 auf Kosten der<br />

Israelitischen Religionsgeme<strong>in</strong>de<br />

gesprengt <strong>und</strong> der<br />

Platz beräumt. <strong>Der</strong> Neue Israelitische<br />

Friedhof mit den Ruhestätten<br />

der Geme<strong>in</strong>demitglieder<br />

blieb bis heute bestehen.<br />

Abb. 17 Brandschäden Kuppelhalle <strong>und</strong> seitliche Gebäudeflügel<br />

Feierhalle <strong>in</strong> <strong>Leipzig</strong><br />

HTWK <strong>Leipzig</strong>, Studiengang <strong>Architekt</strong>ur, Sem<strong>in</strong>ar, Prof. Harald Stricker, Prof. Dr. Rüdiger Schmittlutz<br />

Abb. 18 Aufforderung zum A bbruch<br />

Feierhalle <strong>in</strong> <strong>Leipzig</strong>


Historisches Erbe der Stadt <strong>Leipzig</strong> <strong>–</strong> Baumeister im 19. <strong>und</strong> des beg<strong>in</strong>nenden 20. Jahrh<strong>und</strong>erts <strong>–</strong> <strong>Wilhelm</strong> <strong>Haller</strong><br />

Wettbewerbsentwurf e<strong>in</strong>er Synagoge<br />

<strong>in</strong> Hamburg<br />

Ebenso wie bei der Feierhalle<br />

<strong>in</strong> <strong>Leipzig</strong> wird <strong>in</strong> diesem Entwurf<br />

von 1928 e<strong>in</strong>e zur Straße<br />

h<strong>in</strong> offene U-Form im Gr<strong>und</strong>riss<br />

erkennbar (Abb. 19). <strong>Der</strong> Zugang<br />

zum Hauptraum der<br />

Synagoge erfolgt diesmal<br />

seitlich, h<strong>in</strong>ter den vorgeschobenen<br />

Gebäudeflügeln. Man<br />

gelangt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Vorhalle mit<br />

den Treppen zur Empore <strong>und</strong><br />

den Räumen im ersten Obergeschoss<br />

sowie den Re<strong>in</strong>igungsbrunnen<br />

<strong>und</strong> den Sanitärräumen<br />

für Besucher. In<br />

den seitlichen Gebäudeteilen<br />

s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Andachtstempel <strong>und</strong><br />

e<strong>in</strong> Versammlungssaal untergebracht.<br />

Die Räume für die<br />

Waschung, Re<strong>in</strong>igung <strong>und</strong><br />

Aufbahrung des Leichnams<br />

s<strong>in</strong>d im Untergeschoss geplant<br />

(Abb. 20). Die Haupthalle<br />

gleicht e<strong>in</strong>em „Schalltrichter“,<br />

<strong>in</strong> den der Sprecher h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>spricht.<br />

Durch die Rückstufung<br />

bzw. Abtreppung der Langwände<br />

ist es <strong>Haller</strong> möglich<br />

die Fenster blendungsfrei e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen<br />

(Abb. 22). Auch <strong>in</strong><br />

diesem Entwurf ist durch e<strong>in</strong>en<br />

Ritualschlitz die Sargnische<br />

vom Dach des restlichen Gebäudes<br />

getrennt, womit der<br />

Ritualvorschrift entsprochen ist.<br />

<strong>Der</strong> Entwurf <strong>Haller</strong>s unterscheidet<br />

sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Punkten<br />

von der fertig gestellten Feierhalle<br />

<strong>in</strong> <strong>Leipzig</strong>. Dennoch s<strong>in</strong>d<br />

auch viele gr<strong>und</strong>sätzliche<br />

Geme<strong>in</strong>samkeiten des Konzeptes<br />

zu erkennen. Die Synagoge<br />

wäre wieder ke<strong>in</strong>er der<br />

üblichen Kuppelbauten. E<strong>in</strong><br />

angedeutetes Netzgewölbe <strong>in</strong><br />

der Deckengestaltung der<br />

Haupthalle, e<strong>in</strong> Rautenmuster,<br />

konzentriert den Blick auf die<br />

Kanzel (Abb. 21). Die <strong>Architekt</strong>en<br />

Felix Ascher <strong>und</strong> Robert<br />

Friedmann, Gew<strong>in</strong>ner des<br />

Wettbewerbs, haben e<strong>in</strong>ige<br />

von <strong>Haller</strong>s Ideen <strong>in</strong> die Ausführung<br />

ihres Entwurfes mit<br />

übernommen.<br />

Abb. 19 Gr<strong>und</strong>riss<br />

Entwurf Synagoge <strong>in</strong> Hamburg<br />

Abb. 20 Längsschnitt<br />

Entwurf Synagoge <strong>in</strong> Hamburg<br />

Abb. 21 Innenraum Haupthalle<br />

Entwurf Synagoge <strong>in</strong> Hamburg<br />

Abb. 22 Perspektive<br />

Entwurf Synagoge <strong>in</strong> Hamburg<br />

HTWK <strong>Leipzig</strong>, Studiengang <strong>Architekt</strong>ur, Sem<strong>in</strong>ar, Prof. Harald Stricker, Prof. Dr. Rüdiger Schmittlutz


Historisches Erbe der Stadt <strong>Leipzig</strong> <strong>–</strong> Baumeister im 19. <strong>und</strong> des beg<strong>in</strong>nenden 20. Jahrh<strong>und</strong>erts <strong>–</strong> <strong>Wilhelm</strong> <strong>Haller</strong><br />

Trauerhalle <strong>in</strong> Halle/Saale<br />

<strong>Der</strong> jüdische Friedhof an der<br />

Humboldtstraße <strong>in</strong> Halle/Saale<br />

war bereits vor dem Ersten<br />

Weltkrieg fast voll belegt, so<br />

dass die jüdische Geme<strong>in</strong>de<br />

seit 1904 auf der Suche nach<br />

e<strong>in</strong>em neuen Begräbnisplatz<br />

war. E<strong>in</strong> ca. 18.000m² großes<br />

Gr<strong>und</strong>stück <strong>in</strong> der Boelckestraße,<br />

heutige Dessauer Straße,<br />

konnte im April 1929 erworben<br />

werden. <strong>Der</strong> neue<br />

jüdische Friedhof ist als Teil<br />

des großen städtischen Gertraudenfriedhofes<br />

die vierte,<br />

noch heute genutzte Begräbnisstätte<br />

der jüdischen Geme<strong>in</strong>de<br />

<strong>in</strong> Halle/Saale. Auf der<br />

Geme<strong>in</strong>deversammlung im<br />

September 1928 wurde der<br />

Beschluss zur Errichtung des<br />

Friedhofes an der Boelckestraße<br />

<strong>und</strong> zum Bau e<strong>in</strong>er<br />

Trauerhalle nach den Entwürfen<br />

des <strong>Leipzig</strong>er <strong>Architekt</strong>en<br />

<strong>Haller</strong>, trotz der damit verb<strong>und</strong>enen<br />

hohen f<strong>in</strong>anziellen<br />

Belastung, gefasst. Dementsprechend<br />

war es die Aufgabe<br />

des <strong>Architekt</strong>en, e<strong>in</strong>e gut<br />

durchgearbeitete architektonische<br />

Gestaltung mit bescheidenen<br />

Mittel zu ermöglichen.<br />

<strong>Haller</strong> erhielt den Auftrag zum<br />

Bau e<strong>in</strong>er Trauerhalle als Bet<br />

ha-chajim, e<strong>in</strong>em „Haus des<br />

Lebens“. Baubeg<strong>in</strong>n war im<br />

Mai 1929 <strong>und</strong> nach nur vier<br />

Monaten Bauzeit konnte die<br />

Trauerhalle am 20. November<br />

1929 e<strong>in</strong>geweiht werden. Die<br />

E<strong>in</strong>teilung des Friedhofes <strong>in</strong><br />

vier Begräbnisfelder, das Anlegen<br />

der Wege <strong>und</strong> die<br />

Pflanzungen waren bereits<br />

während der Bauphase vorgenommen<br />

worden.<br />

Die Trauerhalle bef<strong>in</strong>det sich<br />

unmittelbar an der Boelckestraße,<br />

womit die Straßenbegrenzungsmauer<br />

des Friedhofgeländes<br />

unterbrochen<br />

wird <strong>und</strong> somit der Besucher<br />

direkt zum E<strong>in</strong>gang geleitet<br />

werden soll (Abb. 23). Die<br />

Mauer <strong>und</strong> nun auch die Bau-<br />

massen grenzen den Friedhof<br />

weiterh<strong>in</strong> zum Tumult der Straße<br />

h<strong>in</strong> ab. <strong>Der</strong> Hauptraum der<br />

Trauerhalle hat e<strong>in</strong>en quadratischen<br />

Gr<strong>und</strong>riss, der zeltartig<br />

mit e<strong>in</strong>em Pyramidendach<br />

abgeschlossen ist. Außerdem<br />

s<strong>in</strong>d, wie bei der Feierhalle <strong>in</strong><br />

<strong>Leipzig</strong> <strong>und</strong> dem Entwurf für<br />

e<strong>in</strong>e Synagoge <strong>in</strong> Hamburg,<br />

zwei Gebäudeflügel seitlich<br />

angeschlossen, so dass e<strong>in</strong>e<br />

U-Form <strong>in</strong> der Ausrichtung der<br />

Gebäudemassen zue<strong>in</strong>ander<br />

erkennbar wird (Abb. 24). Im<br />

HTWK <strong>Leipzig</strong>, Studiengang <strong>Architekt</strong>ur, Sem<strong>in</strong>ar, Prof. Harald Stricker, Prof. Dr. Rüdiger Schmittlutz<br />

Abb. 23 Straßenfront Trauerhalle <strong>in</strong> Halle/Saale<br />

l<strong>in</strong>ken Seitenflügel s<strong>in</strong>d die<br />

Wohnung für den Gärtner <strong>und</strong><br />

der Versammlungsraum der<br />

Kohanim, der durch e<strong>in</strong>e Falttür<br />

zum Hauptraum h<strong>in</strong> abgetrennt<br />

werden kann, untergebracht.<br />

Auch hier ist mittels<br />

Kurbelübertragung die Möglichkeit<br />

geschaffen worden,<br />

das Dach des seitlichen Anbaus<br />

von der Halle zu trennen.<br />

Räume für die Waschung,<br />

Re<strong>in</strong>igung <strong>und</strong> Aufbahrung<br />

der Toten s<strong>in</strong>d im rechten<br />

Seitenflügel zu f<strong>in</strong>den. Diese<br />

Abb. 24 Gr<strong>und</strong>riss Erdgeschoss Trauerhalle <strong>in</strong> Halle/Saale


Historisches Erbe der Stadt <strong>Leipzig</strong> <strong>–</strong> Baumeister im 19. <strong>und</strong> des beg<strong>in</strong>nenden 20. Jahrh<strong>und</strong>erts <strong>–</strong> <strong>Wilhelm</strong> <strong>Haller</strong><br />

s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>fach, aber zweckdienlich<br />

e<strong>in</strong>gerichtet <strong>und</strong> h<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>ander<br />

angeordnet.<br />

Die Gr<strong>und</strong>rissgestaltung <strong>und</strong><br />

die Abmaße der Räumlichkeiten<br />

s<strong>in</strong>d zweckentsprechend<br />

<strong>und</strong> die Anordnung dieser <strong>in</strong><br />

den Seitenflügeln ergibt e<strong>in</strong>e<br />

symmetrische Anlage des<br />

gesamten Gebäudes. Durch<br />

die leichte Rücksetzung der<br />

Seitenflügel, schaffte <strong>Haller</strong><br />

e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Platzsituation an<br />

den beiden Zugängen zum<br />

Friedhof bei gleichzeitiger<br />

Weiterführung der L<strong>in</strong>ie der<br />

Begrenzungsmauer. Die Trauerhalle<br />

wird von den Vorplätzen<br />

über beidseitig angebaute<br />

e<strong>in</strong>geschossige W<strong>in</strong>dfänge<br />

betreten. Auf der Rückseite<br />

des Gebäudes ist e<strong>in</strong> deutlich<br />

größerer Platz def<strong>in</strong>iert. Die<br />

seitlichen Baumassen rahmen<br />

mit dem Mittelbau den Platz<br />

e<strong>in</strong>. E<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Brunnen, aus<br />

Kl<strong>in</strong>kern gefertigt, betont die<br />

Mittelachse der Rückwand der<br />

Trauerhalle (Abb. 25).<br />

Abb. 25 Rückansicht<br />

Trauerhalle <strong>in</strong> Halle/Saale<br />

Die Formensprache, <strong>und</strong><br />

auch die Wahl der Materialien<br />

unterscheidet diese Trauerhalle<br />

von der Feierhalle <strong>in</strong> <strong>Leipzig</strong>.<br />

<strong>Haller</strong> entschied sich <strong>in</strong> der<br />

Fassadengestaltung für e<strong>in</strong>fache<br />

Formen, die nur durch<br />

ihren Rhythmus wirken sollten.<br />

E<strong>in</strong>e gitterartige Rautenstruktur<br />

aus roten Backste<strong>in</strong>streifen,<br />

deren Geometrie aus dem<br />

Davidstern entwickelt wurde,<br />

auf gelbem Rauhputz umfasst<br />

die vier Seitenwände der<br />

Haupthalle. Es ergibt sich e<strong>in</strong>e<br />

bewegte <strong>und</strong> dekorative, d.h.<br />

expressionistische Flächenwirkung.<br />

Die rotbraunen Dachziegel,<br />

der Backste<strong>in</strong> <strong>und</strong> der<br />

gelbliche Rauhputz geben<br />

zusammen mit den grau gestrichenen<br />

E<strong>in</strong>gangstüren <strong>und</strong><br />

Toren e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge farbige<br />

Note. Die Dreiecksgiebel wirken<br />

z<strong>in</strong>nenartig als Kranz für<br />

die Haupthalle (Abb. 26).<br />

Abb. 26 Dreiecksgiebel<br />

Trauerhalle <strong>in</strong> Halle/Saale<br />

Schmale zweigeschossige<br />

Fenster zur Straßenseite der<br />

Trauerhalle s<strong>in</strong>d ausreichend<br />

für e<strong>in</strong>en gedämpften E<strong>in</strong>fall<br />

von Tageslicht im Rücken der<br />

Versammelten. Die Straßenfront<br />

ist durch diese vier<br />

schmalen hohen Fenster <strong>und</strong><br />

dem aus Kl<strong>in</strong>kerschichten<br />

hergestellten Rhombenornament,<br />

das aus dem abgetreppten<br />

Kl<strong>in</strong>kersockel auf<br />

HTWK <strong>Leipzig</strong>, Studiengang <strong>Architekt</strong>ur, Sem<strong>in</strong>ar, Prof. Harald Stricker, Prof. Dr. Rüdiger Schmittlutz<br />

steigt, architektonisch gegliedert.<br />

Es ist e<strong>in</strong>e eigenwillige,<br />

aber höchst e<strong>in</strong>prägsame<br />

Fassadenarchitektur. Die beiden<br />

Seitenflügel verstärken<br />

den E<strong>in</strong>druck der waagerechten<br />

Tendenz im Design.<br />

Durch die niedrigen W<strong>in</strong>dfänge<br />

zu beiden Seiten betritt<br />

man die E<strong>in</strong>segnungshalle.<br />

Re<strong>in</strong>igungsbecken s<strong>in</strong>d hier<br />

untergebracht. Die Trauerhalle<br />

ist im Gegensatz zur Feierhalle<br />

<strong>in</strong> <strong>Leipzig</strong> e<strong>in</strong> hoher, schlichter<br />

Saal mit quadrat ischem<br />

Gr<strong>und</strong>riss von 12,5m Seitenlänge<br />

<strong>und</strong> e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>fachen,<br />

abgehängten, hölzernen<br />

Flachdecke (Abb. 27). Alle<br />

eichene Paneele <strong>und</strong> Vertäfelungen<br />

der unteren Raumhälfte<br />

s<strong>in</strong>d mattgrün gestrichen.<br />

Die darüber liegenden Wandflächen<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em matten<br />

Blau mit ruhiger, flächiger<br />

Wirkung gehalten. E<strong>in</strong>e Vers<strong>in</strong>nbildlichung<br />

des Gegensatzes<br />

von Himmel <strong>und</strong> Erde <strong>in</strong><br />

ihrer farbigen Wirkung sollte<br />

betont werden. Die abgehängte<br />

Holzdecke wurde silbern<br />

lasiert, wobei durch die<br />

verschiedenen Strichrichtungen<br />

e<strong>in</strong>e gewisse Musterung<br />

erzielt werden konnte. Die<br />

Fußböden s<strong>in</strong>d mit schrittedämpfenden<br />

hellgrauem<br />

Abb. 27 Innenraum Trauerhalle <strong>in</strong> Halle/Saale


Historisches Erbe der Stadt <strong>Leipzig</strong> <strong>–</strong> Baumeister im 19. <strong>und</strong> des beg<strong>in</strong>nenden 20. Jahrh<strong>und</strong>erts <strong>–</strong> <strong>Wilhelm</strong> <strong>Haller</strong><br />

Korkl<strong>in</strong>oleum ausgelegt. Ke<strong>in</strong><br />

sichtbarer Beleuchtungskörper<br />

stört den Raume<strong>in</strong>druck der<br />

E<strong>in</strong>segnungshalle. Im Bedarfsfall<br />

kann gedämpftes, künstliches<br />

Licht aus e<strong>in</strong>em <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Kehle zwischen Wand <strong>und</strong><br />

Decke angeordneten Lichtstreifen<br />

zugeschaltet werden.<br />

Dieser Lichtstreifen ist so günstig<br />

angeordnet, dass er kaum<br />

wahrgenommen wird. Die<br />

Trauerhalle strahlt daher e<strong>in</strong>e<br />

schlichte Erhabenheit <strong>und</strong><br />

e<strong>in</strong>e feierliche Stimmung aus.<br />

Heute ist die Trauerhalle nur<br />

anhand ihrer Kubatur zu erkennen<br />

(Abb. 28), da sowohl<br />

unter der Herrschaft der Nationalsozialisten<br />

als auch zu<br />

DDR-Zeiten Umbauten vorgenommen<br />

wurden. Ab 1938<br />

wurde das Gebäude auf Befehl<br />

der nationalsozialistischen<br />

Stadtverwaltung als „Rück-<br />

wandererheim für evakuierte<br />

Juden“ enteignet <strong>und</strong> zweckentfremdet.<br />

Dazu wurde <strong>in</strong> die<br />

E<strong>in</strong>segnungshalle e<strong>in</strong>e Zwischendecke<br />

<strong>und</strong> Trennwände<br />

<strong>in</strong> den jetzt zwei Geschossen<br />

e<strong>in</strong>gezogen (Abb. 29). Zudem<br />

wurde der Geme<strong>in</strong>de die<br />

Anordnung erteilt, die als entartete<br />

<strong>Architekt</strong>ur e<strong>in</strong>gestufte<br />

Trauerhalle optisch zu „neutralisieren“.<br />

E<strong>in</strong> kompletter Verputz<br />

der Fassade <strong>und</strong> der<br />

Abbau der Z<strong>in</strong>nen waren die<br />

äußeren Umbaumaßnahmen.<br />

Von Mai 1942 bis Februar<br />

1945 dienten die Räume als<br />

Sammellager <strong>und</strong> Ausgangspunkt<br />

für Deportationen der<br />

Halleschen Juden <strong>in</strong> die Vernichtungslager.<br />

Nach 1945 erfolgte e<strong>in</strong>e<br />

Rückübertragung des Geländes<br />

<strong>und</strong> der Gebäude <strong>in</strong> den<br />

Besitz der jüdischen Geme<strong>in</strong>-<br />

Abb. 28 Straßenfront <strong>und</strong> Rückansicht Orig<strong>in</strong>al <strong>und</strong> „Neutralisiert" Trauerhalle <strong>in</strong> Halle/Saale<br />

Abb. 29 Umgebauter Gr<strong>und</strong>riss Erdgeschoss <strong>und</strong> erstes Obergeschoss Trauerhalle <strong>in</strong> Halle/Saale<br />

HTWK <strong>Leipzig</strong>, Studiengang <strong>Architekt</strong>ur, Sem<strong>in</strong>ar, Prof. Harald Stricker, Prof. Dr. Rüdiger Schmittlutz<br />

de zu Halle/Saale. Allerd<strong>in</strong>gs<br />

sah die Geme<strong>in</strong>de vorerst<br />

ke<strong>in</strong>e Nutzungsmöglichkeit, da<br />

sie stark dezimiert <strong>und</strong> dementsprechend<br />

f<strong>in</strong>anziell beschränkt<br />

war. Infolge dessen<br />

s<strong>in</strong>d durch die Vermietung<br />

<strong>und</strong> Fremdnutzung als Lehrl<strong>in</strong>gswohnheim<br />

<strong>und</strong> Sitz e<strong>in</strong>er<br />

Klempnerfirma weitere bauliche<br />

Veränderungen vorgenommen<br />

worden. Nach 1989<br />

wurden die Räumlichke iten<br />

durch die jüdische Geme<strong>in</strong>de<br />

wieder für Trauerfeiern genutzt.<br />

1991 „verschlimmbesserte“<br />

der E<strong>in</strong>bau e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Trauerhalle<br />

den Zustand des Gebäudes.<br />

E<strong>in</strong>ige Zimmer im<br />

oberen Geschoss werden als<br />

Ausstellungsräume zur Geschichte<br />

der Halleschen Juden<br />

<strong>und</strong> für Führungen <strong>und</strong><br />

Sem<strong>in</strong>are von Schulklassen<br />

genutzt.


Historisches Erbe der Stadt <strong>Leipzig</strong> <strong>–</strong> Baumeister im 19. <strong>und</strong> des beg<strong>in</strong>nenden 20. Jahrh<strong>und</strong>erts <strong>–</strong> <strong>Wilhelm</strong> <strong>Haller</strong><br />

1999 wurde der Fördervere<strong>in</strong><br />

„Haus de Lebens e.V.“ als e<strong>in</strong><br />

von der jüdischen Geme<strong>in</strong>de<br />

unabhängiger geme<strong>in</strong>nütziger<br />

Vere<strong>in</strong> gegründet, um<br />

nötige Bau- <strong>und</strong> Sanierungsmaßnahmen<br />

schnellst möglich<br />

durchführen zu können.<br />

Die F<strong>in</strong>anzierung, die Ausschreibung<br />

sowie die Vergabe<br />

<strong>und</strong> die Bauabwicklung<br />

seien <strong>in</strong> dieser Form besser<br />

organisierbar. Durch e<strong>in</strong>e<br />

vertragliche Regelung g<strong>in</strong>g<br />

die Verantwortung für das<br />

gesamte Projekt von der jüdischen<br />

Geme<strong>in</strong>de als Eigentümer<strong>in</strong><br />

des Hauses auf den<br />

Fördervere<strong>in</strong> über. Damit oblag<br />

die Zuständigkeit verschiedene<br />

Fördermittel <strong>und</strong><br />

ABM zu beantragen dem<br />

Fördervere<strong>in</strong>.<br />

Als <strong>Architekt</strong>en des Bauvorhabens<br />

konnte der Fördervere<strong>in</strong><br />

Hans-Otto Brambach, der<br />

sich auf die Restaurierung von<br />

Denkmalobjekten aus der<br />

Epoche des Bauhaus <strong>und</strong> des<br />

Expressionismus spezialisiert<br />

hat, gew<strong>in</strong>nen. Die Bauanalyse,<br />

die Kostenschätzung sowie<br />

die Vorbereitung aller<br />

Unterlagen für das Genehmigungs-<br />

<strong>und</strong> Ausschreibungsverfahren<br />

waren vorgenommen<br />

worden. <strong>Der</strong> Bauablauf<br />

<strong>und</strong> die entsprechenden<br />

Fördermittel wurden bereits <strong>in</strong><br />

der Planungsphase <strong>in</strong> mehrere<br />

„Etappen“ e<strong>in</strong>geteilt. <strong>Der</strong><br />

erste Bauabschnitt wären die<br />

Dachbauarbeiten. Im Zuge<br />

der Planungs- <strong>und</strong> Vorbereitungsphase<br />

kam es allerd<strong>in</strong>gs<br />

zu Problemen <strong>und</strong> Konflikten<br />

mit der jüdischen Geme<strong>in</strong>de,<br />

so dass die Fördermittel verfielen<br />

<strong>und</strong> die Sanierung<br />

der Trauerhalle vorerst ruht<br />

(Abb. 30 <strong>und</strong> Abb. 31).<br />

Abb. 31 Kle<strong>in</strong>e Trauerhalle EG, Flur im OG<br />

<strong>und</strong> Zustand der abgehängten Decke im<br />

Dachboden<br />

Trauerhalle <strong>in</strong> Halle/Saale<br />

Abb. 30 Zustand der Fassaden vom November 2004 Trauerhalle <strong>in</strong> Halle/Saale<br />

HTWK <strong>Leipzig</strong>, Studiengang <strong>Architekt</strong>ur, Sem<strong>in</strong>ar, Prof. Harald Stricker, Prof. Dr. Rüdiger Schmittlutz


Historisches Erbe der Stadt <strong>Leipzig</strong> <strong>–</strong> Baumeister im 19. <strong>und</strong> des beg<strong>in</strong>nenden 20. Jahrh<strong>und</strong>erts <strong>–</strong> <strong>Wilhelm</strong> <strong>Haller</strong><br />

Geschäftshaus Joske <strong>in</strong> <strong>Leipzig</strong><br />

Nach Bauten mit religiösem<br />

Bezug wandte <strong>Haller</strong> sich, ehe<br />

er Deutschland 1933 verließ<br />

<strong>und</strong> nach Israel emigrierte,<br />

erneut dem Entwerfen von<br />

Wohn- <strong>und</strong> Geschäftshäusern<br />

zu. So entstand 1929 das Geschäftshaus<br />

Joske <strong>in</strong> der Ziegelstraße,<br />

heutige Walter-<br />

He<strong>in</strong>ze-Straße, im Südwesten<br />

von <strong>Leipzig</strong> (Abb. 32).<br />

Abb. 32 Straßenfront mir Schaufenster<br />

Geschäftshaus Joske <strong>in</strong> <strong>Leipzig</strong><br />

Das Geschäftshaus hat nur<br />

e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>zigen Verkaufsraum<br />

mit zwei großen Regalzeilen<br />

an den Längsseiten <strong>und</strong> mehreren<br />

niedrigen Theken <strong>und</strong><br />

Schaukästen, die auch <strong>in</strong><br />

Längsrichtung stehen. Die<br />

Belichtung erfolgt über den<br />

oberen Teil der Schaufenster<br />

<strong>und</strong> den schmalen, horizontalen<br />

Fensterbändern im Galeriegeschoss<br />

zu beiden Seiten.<br />

E<strong>in</strong>e umlaufende Galerie ermöglicht<br />

es den K<strong>und</strong>en, e<strong>in</strong><br />

wenig Abstand von hektischen<br />

Treiben des Verkaufsraums zu<br />

nehmen (Abb. 33)<br />

Abb. 33 Verkaufsraum<br />

Geschäftshaus Joske <strong>in</strong> <strong>Leipzig</strong><br />

Nach der Machtergreifung<br />

Hitlers <strong>und</strong> unter dem E<strong>in</strong>fluss<br />

der antisemitischen Propaganda<br />

der Nationalsozialisten<br />

wurde es für die Betreiber <strong>und</strong><br />

Inhaber der jüdischen Geschäftshäuser<br />

zunehmend<br />

schwerer ihrer täglichen Arbeit<br />

nachzugehen. Boykott-Aufrufe<br />

gegen jüdische E<strong>in</strong>richtungen,<br />

Kauf- <strong>und</strong> Geschäftshäuser<br />

waren an der Tagesordnung<br />

(Abb. 34).<br />

Abb. 34 Aufruf: „Kauft nicht bei Juden!<br />

Kauft <strong>in</strong> deutschen Geschäften!“<br />

Geschäftshaus Joske <strong>in</strong> <strong>Leipzig</strong><br />

Nach diversen Umbauten <strong>und</strong><br />

Fremdnutzungen, wird das<br />

ehemalige Geschäftshaus<br />

Joske heute als Lager für Ersatzteile<br />

<strong>und</strong> Zubehör e<strong>in</strong>es<br />

Autoreparaturservice genutzt<br />

(Abb. 35). <strong>Der</strong> Inhaber der<br />

Firma ist bereits seit Mitte der<br />

Sechziger Jahre im Besitz des<br />

Gr<strong>und</strong>stücks <strong>und</strong> des Gebäudes.<br />

Abb. 35 Zustand vom 07.01.2005<br />

Geschäftshaus Joske <strong>in</strong> <strong>Leipzig</strong><br />

HTWK <strong>Leipzig</strong>, Studiengang <strong>Architekt</strong>ur, Sem<strong>in</strong>ar, Prof. Harald Stricker, Prof. Dr. Rüdiger Schmittlutz<br />

Weitere Entwürfe im Stadtraum<br />

<strong>Leipzig</strong><br />

Um 1930 fertigte <strong>Haller</strong> den<br />

Entwurf für e<strong>in</strong>e Tankstelle am<br />

Yorkplatz, heutiger <strong>Wilhelm</strong>-<br />

Liebknecht-Platz, an. Das<br />

„Straßenmöbel“ hatte e<strong>in</strong>en<br />

dreieckigen Gr<strong>und</strong>riss, war<br />

flach gehalten mit schmalen<br />

horizontalen Fenstern an den<br />

Seiten <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er leuchtenden<br />

Säule mit der Aufschrift „Tankstelle“<br />

an der e<strong>in</strong>en Ecke. Wie<br />

e<strong>in</strong> Signalzeichen weist die<br />

Säule den Autofahrern ihren<br />

Weg (Abb. 36).<br />

Abb. 36 Perspektive<br />

Tankstelle am Yorkplatz <strong>in</strong> <strong>Leipzig</strong><br />

Ebenfalls um 1929/1930 entwarf<br />

<strong>Haller</strong> Wohnhausgruppen<br />

für den Rat der Stadt <strong>Leipzig</strong><br />

(Abb. 37). Das Layout der<br />

Fassaden mit Vor- <strong>und</strong> Rücksprüngen<br />

<strong>und</strong> Loggien greift<br />

er bei se<strong>in</strong>en späteren Wohnhausbauten<br />

<strong>in</strong> Tel Aviv wieder<br />

auf <strong>und</strong> verbessert es im S<strong>in</strong>ne<br />

des <strong>Architekt</strong>urverständnisses<br />

des Bauhaus.<br />

Abb. 37 Perspektive<br />

Wohnhausgruppen <strong>in</strong> <strong>Leipzig</strong>


Historisches Erbe der Stadt <strong>Leipzig</strong> <strong>–</strong> Baumeister im 19. <strong>und</strong> des beg<strong>in</strong>nenden 20. Jahrh<strong>und</strong>erts <strong>–</strong> <strong>Wilhelm</strong> <strong>Haller</strong><br />

<strong>Haller</strong>’s Bauhaus <strong>in</strong> Tel Aviv<br />

Wohnhausbauten <strong>in</strong> Tel Aviv<br />

An fast allen der Wohnhausbauten,<br />

die <strong>Haller</strong> nach se<strong>in</strong>er<br />

Emigration 1933 nach Tel Aviv<br />

für Arbeiter <strong>und</strong> deutschjüdische<br />

Familien entworfen<br />

<strong>und</strong> gebaut hat, lassen sich<br />

ohne Zweifel Elemente <strong>und</strong><br />

Ideen der <strong>Architekt</strong>urauffassung<br />

des Bauhaus nachweisen<br />

(Abb. 38). Es sche<strong>in</strong>t, dass<br />

<strong>Haller</strong> mit diesen Gebäuden<br />

<strong>in</strong> Tel Aviv se<strong>in</strong>e Gestaltungsweisen<br />

umsetzen konnte, die<br />

ihm im nationalsozialistisch<br />

geprägten Deutschland verwehrt<br />

worden waren. Die<br />

Gr<strong>und</strong>rissgestaltung <strong>und</strong> die<br />

formale Ersche<strong>in</strong>ung s<strong>in</strong>d<br />

überwiegend funktionell <strong>und</strong><br />

funktional, sachlich, schlicht<br />

<strong>und</strong> typisierend (Abb. 39).<br />

E<strong>in</strong>e strenge Sachlichkeit ist<br />

bestimmend <strong>und</strong> kubisch<br />

klare, wahrsche<strong>in</strong>lich weiße<br />

oder leicht graue, Flächen<br />

s<strong>in</strong>d vorherrschend. E<strong>in</strong>e Serienanfertigung<br />

bzw. die <strong>in</strong>dustrielle<br />

Massenproduktion<br />

der meisten E<strong>in</strong>zelteile ist anzunehmen.<br />

Alle se<strong>in</strong>e 13 Wohnhausbauten<br />

hat er <strong>in</strong> den vier Jahren<br />

nach se<strong>in</strong>er Ankunft <strong>und</strong> Niederlassung<br />

als selbständiger<br />

<strong>Architekt</strong> <strong>in</strong> Tel Aviv geplant<br />

<strong>und</strong> gebaut. Mit Aufnahme<br />

se<strong>in</strong>er Tätigkeit als Inspektor<br />

der Schwer<strong>in</strong>dustrie ab 1940<br />

<strong>und</strong> anschließend als Direktor<br />

der <strong>Architekt</strong>urabteilung der<br />

Regierung Israels ab 1956<br />

stellte <strong>Haller</strong> se<strong>in</strong>e planerischen<br />

Tätigkeiten offensichtlich<br />

vollständig e<strong>in</strong>.<br />

Abb. 38 Wohnhäuser <strong>in</strong> Tel Aviv: Haus Ehrlich, Haus Delf<strong>in</strong>er-Picker, Haus Mittelmann, Haus Hornste<strong>in</strong> <strong>und</strong> Haus Boaz-Schwabe<br />

HTWK <strong>Leipzig</strong>, Studiengang <strong>Architekt</strong>ur, Sem<strong>in</strong>ar, Prof. Harald Stricker, Prof. Dr. Rüdiger Schmittlutz<br />

Abb. 39 Gr<strong>und</strong>riss Wohnhaus 3 Strauss Street<br />

„White City“ <strong>in</strong> Tel Aviv<br />

„<strong>Haller</strong> hegt e<strong>in</strong>e tiefe Ehrfurcht vor der Vergangenheit … nimmt<br />

aber gleichzeitig die Gegenwart <strong>und</strong> deren Entwicklung war. … [er]<br />

hat e<strong>in</strong>en klaren Blick, der sowohl die praktischen Forderungen e<strong>in</strong>es<br />

Bauwerks als auch den ästhetischen Ausdruck erkennt <strong>und</strong> umzusetzen<br />

weiß. …<strong>Haller</strong> war Anhänger e<strong>in</strong>er gemäßigt modernen, d.h.<br />

nicht strikt funktionalen <strong>Architekt</strong>urauffassung <strong>und</strong> als solcher aufgeschlossen<br />

für die expressionistischen <strong>und</strong> dekorativen Tendenzen<br />

se<strong>in</strong>er Zeit.“ (8)


Historisches Erbe der Stadt <strong>Leipzig</strong> <strong>–</strong> Baumeister im 19. <strong>und</strong> des beg<strong>in</strong>nenden 20. Jahrh<strong>und</strong>erts <strong>–</strong> <strong>Wilhelm</strong> <strong>Haller</strong><br />

Anmerkungen<br />

(1) Reimann, Max: <strong>Wilhelm</strong> <strong>Haller</strong>. Berl<strong>in</strong>, <strong>Leipzig</strong>, Wien, Friedrich Ernst Hübsch Verlag GmbH, 1930. S. XII<br />

(2) Reimann, Max: <strong>Wilhelm</strong> <strong>Haller</strong>. Berl<strong>in</strong>, <strong>Leipzig</strong>, Wien, Friedrich Ernst Hübsch Verlag GmbH, 1930. S. XII<br />

(3) Diamant, Adolf : Chroniken der Juden <strong>in</strong> <strong>Leipzig</strong> <strong>–</strong> Aufstieg, Vernichtung <strong>und</strong> Neuanfang. Chemnitz,<br />

<strong>Leipzig</strong>: Verlag Heimatland Sachsen GmbH Chemnitz, 1993. S. 347<br />

(4) Rat des Bezirkes <strong>Leipzig</strong>, Abteilung Kultur (Hrsg.): Juden <strong>in</strong> <strong>Leipzig</strong> <strong>–</strong> E<strong>in</strong>e Dokumentation. <strong>Leipzig</strong>, Union-<br />

Druck Halle <strong>und</strong> AHB Buchexport <strong>Leipzig</strong>, 1988. S. 87<br />

(5) Rat des Bezirkes <strong>Leipzig</strong>, Abteilung Kultur (Hrsg.): Juden <strong>in</strong> <strong>Leipzig</strong> <strong>–</strong> E<strong>in</strong>e Dokumentation. <strong>Leipzig</strong>, Union-<br />

Druck Halle <strong>und</strong> AHB Buchexport <strong>Leipzig</strong>, 1988. S. 87<br />

(6) Diamant, Adolf : Chroniken der Juden <strong>in</strong> <strong>Leipzig</strong> <strong>–</strong> Aufstieg, Vernichtung <strong>und</strong> Neuanfang. Chemnitz,<br />

<strong>Leipzig</strong>: Verlag Heimatland Sachsen GmbH Chemnitz, 1993. S. 590<br />

(7) Diamant, Adolf : Chroniken der Juden <strong>in</strong> <strong>Leipzig</strong> <strong>–</strong> Aufstieg, Vernichtung <strong>und</strong> Neuanfang. Chemnitz,<br />

<strong>Leipzig</strong>: Verlag Heimatland Sachsen GmbH Chemnitz, 1993. S. 591<br />

(8) Brülls, Holger: Synagogen <strong>in</strong> Sachsen-Anhalt. Berl<strong>in</strong>, Verlag für Bauwesen, 1998. S. 216<br />

Reimann, Max: <strong>Wilhelm</strong> <strong>Haller</strong>. Berl<strong>in</strong>, <strong>Leipzig</strong>, Wien, Friedrich Ernst Hübsch Verlag GmbH, 1930. S. XI<br />

HTWK <strong>Leipzig</strong>, Studiengang <strong>Architekt</strong>ur, Sem<strong>in</strong>ar, Prof. Harald Stricker, Prof. Dr. Rüdiger Schmittlutz


Historisches Erbe der Stadt <strong>Leipzig</strong> <strong>–</strong> Baumeister im 19. <strong>und</strong> des beg<strong>in</strong>nenden 20. Jahrh<strong>und</strong>erts <strong>–</strong> <strong>Wilhelm</strong> <strong>Haller</strong><br />

Ausgewählte Projekte <strong>in</strong> <strong>Leipzig</strong> - Stadtkarte<br />

3<br />

HTWK <strong>Leipzig</strong>, Studiengang <strong>Architekt</strong>ur, Sem<strong>in</strong>ar, Prof. Harald Stricker, Prof. Dr. Rüdiger Schmittlutz<br />

B<br />

4<br />

2<br />

A<br />

1<br />

Bauten <strong>und</strong> Projekte<br />

1 Israelitischer Friedhof<br />

Berl<strong>in</strong>er Straße:<br />

Grabmäler <strong>und</strong> Ehrenmal<br />

2 Neuer Israelitischer Friedhof<br />

Delitzscher Landstraße:<br />

Feierhalle der Religionsgeme<strong>in</strong>de<br />

zu <strong>Leipzig</strong> <strong>und</strong> Grabmäler<br />

3 Walter-He<strong>in</strong>ze -Straße 3<br />

(ehemals Ziegelstraße):<br />

Geschäftshaus Joske<br />

4<br />

<strong>Wilhelm</strong>-Liebknecht-Platz<br />

(ehemals Yorkplatz):<br />

Entwurf für e<strong>in</strong>e Tankstelle<br />

Wohnorte<br />

A Richard-Lehmann-Straße 67<br />

(ehemals Kaiser<strong>in</strong>-Augusta-Straße)<br />

Vermutlich 1911 - 1927<br />

B We<strong>in</strong>ligstraße 14<br />

Vermutlich 1927 - 1933


Historisches Erbe der Stadt <strong>Leipzig</strong> <strong>–</strong> Baumeister im 19. <strong>und</strong> des beg<strong>in</strong>nenden 20. Jahrh<strong>und</strong>erts <strong>–</strong> <strong>Wilhelm</strong> <strong>Haller</strong><br />

Abbildungen<br />

(1) Reimann, Max: <strong>Wilhelm</strong> <strong>Haller</strong>. Berl<strong>in</strong>, <strong>Leipzig</strong>, Wien, Friedrich Ernst Hübsch Verlag GmbH, 1930. S. 22<br />

(2) Reimann, Max: <strong>Wilhelm</strong> <strong>Haller</strong>. Berl<strong>in</strong>, <strong>Leipzig</strong>, Wien, Friedrich Ernst Hübsch Verlag GmbH, 1930. S. 2<br />

(3) Reimann, Max: <strong>Wilhelm</strong> <strong>Haller</strong>. Berl<strong>in</strong>, <strong>Leipzig</strong>, Wien, Friedrich Ernst Hübsch Verlag GmbH, 1930. S. 3<br />

(4) Reimann, Max: <strong>Wilhelm</strong> <strong>Haller</strong>. Berl<strong>in</strong>, <strong>Leipzig</strong>, Wien, Friedrich Ernst Hübsch Verlag GmbH, 1930. S. 4<br />

(5) Reimann, Max: <strong>Wilhelm</strong> <strong>Haller</strong>. Berl<strong>in</strong>, <strong>Leipzig</strong>, Wien, Friedrich Ernst Hübsch Verlag GmbH, 1930. S. 3<br />

(6) Reimann, Max: <strong>Wilhelm</strong> <strong>Haller</strong>. Berl<strong>in</strong>, <strong>Leipzig</strong>, Wien, Friedrich Ernst Hübsch Verlag GmbH, 1930. S. 10<br />

(7) Reimann, Max: <strong>Wilhelm</strong> <strong>Haller</strong>. Berl<strong>in</strong>, <strong>Leipzig</strong>, Wien, Friedrich Ernst Hübsch Verlag GmbH, 1930. S. 20<br />

(8) Fotografie von Claudia Hirsemann<br />

(9) Fotografie von Claudia Hirsemann<br />

(10) Reimann, Max: <strong>Wilhelm</strong> <strong>Haller</strong>. Berl<strong>in</strong>, <strong>Leipzig</strong>, Wien, Friedrich Ernst Hübsch Verlag GmbH, 1930. S. 5<br />

(11) http://www.hytti.uku.fi/~jumykkan/ files/alhambra.jpg<br />

(12) Reimann, Max: <strong>Wilhelm</strong> <strong>Haller</strong>. Berl<strong>in</strong>, <strong>Leipzig</strong>, Wien, Friedrich Ernst Hübsch Verlag GmbH, 1930. S. 9<br />

(13) Reimann, Max: <strong>Wilhelm</strong> <strong>Haller</strong>. Berl<strong>in</strong>, <strong>Leipzig</strong>, Wien, Friedrich Ernst Hübsch Verlag GmbH, 1930. S. 5<br />

(14) Reimann, Max: <strong>Wilhelm</strong> <strong>Haller</strong>. Berl<strong>in</strong>, <strong>Leipzig</strong>, Wien, Friedrich Ernst Hübsch Verlag GmbH, 1930. S. 7<br />

(15) Reimann, Max: <strong>Wilhelm</strong> <strong>Haller</strong>. Berl<strong>in</strong>, <strong>Leipzig</strong>, Wien, Friedrich Ernst Hübsch Verlag GmbH, 1930. S. 8<br />

(16) Reimann, Max: <strong>Wilhelm</strong> <strong>Haller</strong>. Berl<strong>in</strong>, <strong>Leipzig</strong>, Wien, Friedrich Ernst Hübsch Verlag GmbH, 1930. S. 8<br />

(17) Kulturstiftung <strong>Leipzig</strong> (Hrsg.): <strong>Leipzig</strong>er Blätter Heft 33: Er<strong>in</strong>nern <strong>und</strong> Gedenken. <strong>Leipzig</strong>, Passage-Verlag,<br />

1998. S. 90<br />

(18) Rat des Bezirkes <strong>Leipzig</strong>, Abteilung Kultur (Hrsg.): Juden <strong>in</strong> <strong>Leipzig</strong> <strong>–</strong> E<strong>in</strong>e Dokumentation. <strong>Leipzig</strong>, Union-<br />

Druck Halle <strong>und</strong> AHB Buchexport <strong>Leipzig</strong>, 1988. S. 173<br />

(19) Brülls, Holger: Synagogen <strong>in</strong> Sachsen-Anhalt. Berl<strong>in</strong>, Verlag für Bauwesen, 1998. S. 216<br />

(20) Brülls, Holger: Synagogen <strong>in</strong> Sachsen-Anhalt. Berl<strong>in</strong>, Verlag für Bauwesen, 1998. S. 216<br />

(21) Brülls, Holger: Synagogen <strong>in</strong> Sachsen-Anhalt. Berl<strong>in</strong>, Verlag für Bauwesen, 1998. S. 216<br />

(22) Brülls, Holger: Synagogen <strong>in</strong> Sachsen-Anhalt. Berl<strong>in</strong>, Verlag für Bauwesen, 1998. S. 216<br />

(23) Brülls, Holger: Synagogen <strong>in</strong> Sachsen-Anhalt. Berl<strong>in</strong>, Verlag für Bauwesen, 1998. S. 217<br />

(24) Brülls, Holger: Synagogen <strong>in</strong> Sachsen-Anhalt. Berl<strong>in</strong>, Verlag für Bauwesen, 1998. S. 219<br />

(25) Brülls, Holger: Synagogen <strong>in</strong> Sachsen-Anhalt. Berl<strong>in</strong>, Verlag für Bauwesen, 1998. S. 217<br />

(26) Brülls, Holger: Synagogen <strong>in</strong> Sachsen-Anhalt. Berl<strong>in</strong>, Verlag für Bauwesen, 1998. S. 215<br />

(27) Brülls, Holger: Synagogen <strong>in</strong> Sachsen-Anhalt. Berl<strong>in</strong>, Verlag für Bauwesen, 1998. S. 218<br />

HTWK <strong>Leipzig</strong>, Studiengang <strong>Architekt</strong>ur, Sem<strong>in</strong>ar, Prof. Harald Stricker, Prof. Dr. Rüdiger Schmittlutz


Historisches Erbe der Stadt <strong>Leipzig</strong> <strong>–</strong> Baumeister im 19. <strong>und</strong> des beg<strong>in</strong>nenden 20. Jahrh<strong>und</strong>erts <strong>–</strong> <strong>Wilhelm</strong> <strong>Haller</strong><br />

Abbildungen<br />

(28) Brambach <strong>Architekt</strong>en: Unterlagen <strong>und</strong> Pläne zur Sanierung der Trauerhalle. Archiv des <strong>Architekt</strong>en<br />

Hans-Otto Brambach, 2004.<br />

(29) Brambach <strong>Architekt</strong>en: Unterlagen <strong>und</strong> Pläne zur Sanierung der Trauerhalle. Archiv des <strong>Architekt</strong>en<br />

Hans-Otto Brambach, 2004.<br />

(30) Fotografie von Claudia Hirsemann<br />

(31) Fotografie von Claudia Hirsemann<br />

(32) Reimann, Max: <strong>Wilhelm</strong> <strong>Haller</strong>. Berl<strong>in</strong>, <strong>Leipzig</strong>, Wien, Friedrich Ernst Hübsch Verlag GmbH, 1930. S. 23<br />

(33) Reimann, Max: <strong>Wilhelm</strong> <strong>Haller</strong>. Berl<strong>in</strong>, <strong>Leipzig</strong>, Wien, Friedrich Ernst Hübsch Verlag GmbH, 1930. S. 23<br />

(34) Rat des Bezirkes <strong>Leipzig</strong>, Abteilung Kultur (Hrsg.): Juden <strong>in</strong> <strong>Leipzig</strong> <strong>–</strong> E<strong>in</strong>e Dokumentation. <strong>Leipzig</strong>, Union-<br />

Druck Halle <strong>und</strong> AHB Buchexport <strong>Leipzig</strong>, 1988. S. 109<br />

(35) Eigene Fotografie<br />

(36) Reimann, Max: <strong>Wilhelm</strong> <strong>Haller</strong>. Berl<strong>in</strong>, <strong>Leipzig</strong>, Wien, Friedrich Ernst Hübsch Verlag GmbH, 1930. S. 24<br />

(37) Reimann, Max: <strong>Wilhelm</strong> <strong>Haller</strong>. Berl<strong>in</strong>, <strong>Leipzig</strong>, Wien, Friedrich Ernst Hübsch Verlag GmbH, 1930. S. 22<br />

(38) http://www.rz.uni-karlsruhe.de/~Kunstgeschichte/projekte/exilarchitekten/architekten/haller.htm<br />

(39) http://artlog.co.il/telaviv/15.html<br />

HTWK <strong>Leipzig</strong>, Studiengang <strong>Architekt</strong>ur, Sem<strong>in</strong>ar, Prof. Harald Stricker, Prof. Dr. Rüdiger Schmittlutz


Historisches Erbe der Stadt <strong>Leipzig</strong> <strong>–</strong> Baumeister im 19. <strong>und</strong> des beg<strong>in</strong>nenden 20. Jahrh<strong>und</strong>erts <strong>–</strong> <strong>Wilhelm</strong> <strong>Haller</strong><br />

Biographie<br />

11. Juni 1884 Geboren <strong>in</strong> Gleiwitz (Gliwice) bei Krakau, Schlesien/Polen<br />

Entstammt k<strong>in</strong>derreicher jüdischer Familie<br />

Acht Geschwister<br />

1898 <strong>–</strong> 1902<br />

1909 - 1910<br />

1895 Umzug nach Zittau <strong>in</strong> der Oberlausitz, Sachsen<br />

Ausbildung:<br />

Stipendien des Mendelssohnvere<strong>in</strong> Dresden<br />

Besuch der Baugewerbeschule <strong>in</strong> Dresden<br />

Sommermonate: Maurerlehrl<strong>in</strong>g am Bau<br />

Durch e<strong>in</strong>en Unfall Knieverletzung<br />

Besuch der Bauschule <strong>in</strong> Zittau <strong>Wilhelm</strong> Hal ler 1950<br />

<strong>Architekt</strong>urstudium an der Technischen Hochschule <strong>in</strong> Darmstadt<br />

Abschluss: Baumeisterprüfung<br />

Diverse Auszeichnungen während se<strong>in</strong>er Ausbildung<br />

1910 <strong>–</strong> 1911 Bauführer/-leiter <strong>in</strong> Breslau <strong>und</strong> Frankfurt am Ma<strong>in</strong><br />

1911 - 1914 Mitarbeiter im Büro Emil Franz Hänsel <strong>in</strong> <strong>Leipzig</strong><br />

Mitarbeiter im Büro Weidenbach & Tschammer <strong>in</strong> <strong>Leipzig</strong><br />

1911 - 1933 Mitglied der Israelitischen Religionsgeme<strong>in</strong>de zu <strong>Leipzig</strong><br />

Verfassung von Artikeln für Festschriften <strong>und</strong> Jahrbücher der Geme<strong>in</strong>de<br />

Wohnhaft <strong>in</strong> der Kaiser<strong>in</strong>-Augusta-Straße 67, <strong>Leipzig</strong> <strong>–</strong> Südvorstadt, vermutlich 1911 <strong>–</strong> 1927<br />

Wohnhaft <strong>in</strong> der We<strong>in</strong>ligstraße 14, <strong>Leipzig</strong> <strong>–</strong> Möckern, vermutlich 1927 <strong>–</strong> 1933<br />

1914 - 1933 Niederlassung als selbständiger <strong>Architekt</strong> <strong>in</strong> <strong>Leipzig</strong><br />

Mitglied des BDA<br />

Studienreisen mit dem Skizzenbuch durch Deutschland, Italien, Holland <strong>und</strong> Nordfrankreich<br />

1913 - 1930 Diverse Entwürfe, Wettbewerbe <strong>und</strong> Bauten <strong>in</strong> <strong>Leipzig</strong> <strong>und</strong> anderen deutschen Städten<br />

1933 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a als Zeev (hebräisch für <strong>Wilhelm</strong>) <strong>Haller</strong><br />

Wohnhaft im Wohnhaus 3 Strauss Street <strong>in</strong> Tel Aviv<br />

Niederlassung als <strong>Architekt</strong> mit eigenem Büro <strong>in</strong> Tel Aviv<br />

1933 - 1937 Mehrere Wohnhausbauten <strong>in</strong> Tel Aviv<br />

1933 - 1940 Beschäftigung im Public Work Department<br />

Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit der Regierung Israels<br />

1940 - 1956 Inspektor der Schwer<strong>in</strong>dustrie <strong>in</strong> Israel<br />

1956 Direktor der <strong>Architekt</strong>urabteilung der Regierung Israels<br />

10. Mai 1956 † vermutlich <strong>in</strong> Tel Aviv, Israel<br />

HTWK <strong>Leipzig</strong>, Studiengang <strong>Architekt</strong>ur, Sem<strong>in</strong>ar, Prof. Harald Stricker, Prof. Dr. Rüdiger Schmittlutz


Historisches Erbe der Stadt <strong>Leipzig</strong> <strong>–</strong> Baumeister im 19. <strong>und</strong> des beg<strong>in</strong>nenden 20. Jahrh<strong>und</strong>erts <strong>–</strong> <strong>Wilhelm</strong> <strong>Haller</strong><br />

Werkverzeichnis<br />

Projekte <strong>und</strong> Wettbewerbe <strong>in</strong> Deutschland<br />

Wettbewerb Holzhausenpark <strong>in</strong> Frankfurt am Ma<strong>in</strong><br />

Wettbewerb für e<strong>in</strong>e Kirche <strong>in</strong> Oberrad<br />

Wettbewerb für Mecklenburgbrücke<br />

Planung verschiedener Kriegerheimstätten<br />

1913 Wettbewerb für Bebauung Straße des 18. Oktober <strong>in</strong> <strong>Leipzig</strong><br />

Mitarbeit im Büro Weidenbach & Tschammer<br />

1917/1918 Wohnsiedlungen <strong>in</strong> Coburg, Stendal <strong>und</strong> Weißenfels<br />

1926 Wohnhaus Frank <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />

1927 Geschäftshaus J. J. Frank <strong>in</strong> Offenbach (Lederfabrik)<br />

1928 Feierhalle Neuer Israelitischer Friedhof <strong>in</strong> <strong>Leipzig</strong> (zerstört)<br />

1928 Wettbewerb zur Errichtung e<strong>in</strong>er Synagoge <strong>in</strong> Hamburg<br />

1929 Trauerhalle des <strong>Jüdische</strong>n Friedhofes <strong>in</strong> Halle/Saale<br />

1929 Geschäftshaus Joske <strong>in</strong> <strong>Leipzig</strong> (zerstört?)<br />

1930 Entwurf für e<strong>in</strong>e Tankstelle am Yorkplatz <strong>in</strong> <strong>Leipzig</strong><br />

1930 Entwurf zu Wohnhausgruppen für den Rat der Stadt <strong>Leipzig</strong><br />

Projekte <strong>und</strong> Wettbewerbe <strong>in</strong> Israel<br />

1933 Wohnhaus 51 Mazeh Street <strong>in</strong> Tel Aviv<br />

Wohnhaus Yehuda Halevi <strong>in</strong> Tel Aviv<br />

1934 Wettbewerb zur Gestaltung e<strong>in</strong>er Strandpromenade <strong>in</strong> Tel Aviv<br />

Wohnhaus Ehrlich <strong>in</strong> Tel Aviv<br />

Mehrfamilienhaus Delf<strong>in</strong>er-Picker <strong>in</strong> Tel Aviv<br />

Wohnhaus 79 Herzl Street <strong>in</strong> Tel Aviv<br />

Wohnhaus für Ben Yehuda <strong>in</strong> Tel Aviv<br />

1935 Wohnhaus für Familie Mittelmann <strong>in</strong> Tel Aviv<br />

Haus 46/48 Lev<strong>in</strong>sky Street <strong>in</strong> Tel Aviv<br />

Haus 14 Idelson Street <strong>in</strong> Tel Aviv<br />

Wohnhaus 3 Strauss Street <strong>in</strong> Tel Aviv<br />

1936 Mehrfamilienhaus Boaz-Schwabe <strong>in</strong> Tel Aviv<br />

Wohnhaus 54 K<strong>in</strong>g George Street <strong>in</strong> Tel Aviv<br />

1937 Mehrfamilienhaus Hornste<strong>in</strong> <strong>in</strong> Tel Aviv<br />

HTWK <strong>Leipzig</strong>, Studiengang <strong>Architekt</strong>ur, Sem<strong>in</strong>ar, Prof. Harald Stricker, Prof. Dr. Rüdiger Schmittlutz


Historisches Erbe der Stadt <strong>Leipzig</strong> <strong>–</strong> Baumeister im 19. <strong>und</strong> des beg<strong>in</strong>nenden 20. Jahrh<strong>und</strong>erts <strong>–</strong> <strong>Wilhelm</strong> <strong>Haller</strong><br />

Literaturverzeichnis<br />

Buch <strong>und</strong> Presse<br />

Brambach <strong>Architekt</strong>en: Unterlagen <strong>und</strong> Pläne zur Sanierung der Trauerhalle. Archiv des <strong>Architekt</strong>en<br />

Hans-Otto Brambach, 2004.<br />

Brülls, Holger: Synagogen <strong>in</strong> Sachsen-Anhalt. Berl<strong>in</strong>, Verlag für Bauwesen, 1998.<br />

B<strong>und</strong> Deutscher <strong>Architekt</strong>en (Hrsg.): Reichsadreßbuch für das Baugewerbe. Berl<strong>in</strong>, Jahrgänge 1925/1926,<br />

1926/1927 <strong>und</strong> 1931/1932.<br />

Diamant, Adolf : Chroniken der Juden <strong>in</strong> <strong>Leipzig</strong> <strong>–</strong> Aufstieg, Vernichtung <strong>und</strong> Neuanfang. Chemnitz, Leip-<br />

zig: Verlag Heimatland Sachsen GmbH Chemnitz, 1993.<br />

Ephraim Carlebach Stiftung (Hrsg.): Festschrift zum 75jährigen Bestehen der <strong>Leipzig</strong>er Geme<strong>in</strong>de-<br />

Synagoge 1855 <strong>–</strong> 1930 <strong>Leipzig</strong> (Reproduktion). Berl<strong>in</strong>, arani-Verlag, 1994.<br />

Ephraim Carlebach Stiftung (Hrsg.): <strong>Jüdische</strong>s Jahrbuch für Sachsen 1931/32. (Reproduktion). Berl<strong>in</strong>,<br />

arani-Verlag, 1994.<br />

Hocquél, Wolfgang: <strong>Leipzig</strong>. <strong>Architekt</strong>ur von der Romanik bis zur Gegenwart. <strong>Leipzig</strong>, Passage-Verlag,<br />

2. Auflage, 2004.<br />

Kadatz, Hans-Joachim: Seemanns Lexikon der <strong>Architekt</strong>ur. <strong>Leipzig</strong>, E. A. Seemann, 2. Auflage 2000.<br />

Kulturstiftung <strong>Leipzig</strong> (Hrsg.):<br />

<strong>Leipzig</strong>er Blätter Heft 3: <strong>Der</strong> Neue Israelitische Friedhof. <strong>Leipzig</strong>, Passage-Verlag, 1983.<br />

<strong>Leipzig</strong>er Blätter Heft 9: Juden <strong>in</strong> <strong>Leipzig</strong>. <strong>Leipzig</strong>, Passage-Verlag, 1986.<br />

<strong>Leipzig</strong>er Blätter Heft 13: Die IBA 1913. <strong>Leipzig</strong>, Passage-Verlag, 1988.<br />

<strong>Leipzig</strong>er Blätter Heft 33: Er<strong>in</strong>nern <strong>und</strong> Gedenken. <strong>Leipzig</strong>, Passage-Verlag, 1998.<br />

Lowenste<strong>in</strong>, Steven M.: <strong>Jüdische</strong>s Leben <strong>–</strong> <strong>Jüdische</strong>r Brauch. Düsseldorf, 2002.<br />

Rat des Bezirkes <strong>Leipzig</strong>, Abteilung Kultur (Hrsg.): Juden <strong>in</strong> <strong>Leipzig</strong> <strong>–</strong> E<strong>in</strong>e Dokumentation. <strong>Leipzig</strong>,<br />

Union-Druck Halle <strong>und</strong> AHB Buchexport <strong>Leipzig</strong>, 1988.<br />

Reimann, Max: <strong>Wilhelm</strong> <strong>Haller</strong>. Berl<strong>in</strong>, <strong>Leipzig</strong>, Wien, Friedrich Ernst Hübsch Verlag GmbH, 1930.<br />

Verlag v. Ed Gaebler‘s geogr. Inst. <strong>Leipzig</strong> (Vorlage): Stadtplan von Groß-<strong>Leipzig</strong> 1940. (Reproduktion). Leip-<br />

zig, Schmidt-Römhild Verlagsgesellschaft mbH.<br />

Vries, Simon Ph. de: <strong>Jüdische</strong> Riten <strong>und</strong> Symbole. Re<strong>in</strong>beck bei Hamburg, 1996.<br />

Vorstand der Synagoge-Geme<strong>in</strong>de Halle (Saale) (Hrsg.): Denkschrift aus Anlass der Weihe des Neuen<br />

Friedhofes Boelckestraße am 20. November 1929. Halle (Saale), 1929.<br />

Internet<br />

Zur Biographie <strong>und</strong> Übersicht der Werke <strong>Wilhelm</strong> <strong>Haller</strong>s:<br />

http://www.rz.uni-karlsruhe.de/~Kunstgeschichte/projekte/exilarchitekten/architekten/haller.htm<br />

http://artlog.co.il/telaviv/15.html<br />

Zur Mahn- <strong>und</strong> Begegnungsstätte des jüdischen Friedhofes <strong>in</strong> Halle/Saale:<br />

http://www.haus-des-lebens.halle-aktuell.de<br />

http://www.lomdim.de/md2001/042001md05a.html<br />

HTWK <strong>Leipzig</strong>, Studiengang <strong>Architekt</strong>ur, Sem<strong>in</strong>ar, Prof. Harald Stricker, Prof. Dr. Rüdiger Schmittlutz

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